Ein Faible für Monster von TilyaDraug (Die Frau, die Drachen zu sehr liebte) ================================================================================ Kapitel 1: Der Eindringling --------------------------- Die große Standuhr in der Ecke seines Büros schlug sechs Mal. Professor Snape hielt kurz in seiner Aufzeichnungen inne, und legte seine Schreibfeder beiseite, um sich einen weiteren Schluck Feuerwhiskey zu genehmigen; musste aber feststellen, dass die Flasche bereits leer war. "Verdammt..." Die Glockenschläge hallten unangenehm zwischen seinen schmerzenden Schläfen nach. Ermattet strich er sich einige schwarze Haarsträhnen aus der zerfurchten Stirn. Und so neigte sich also eine weitere schlaflose Nacht ihrem Ende. Dieses Mal hatte er sie mit den Vorbereitungen des Unterrichts für die neuen Erstklässler, die morgen Abend in Hogwarts eintreffen würden, verbracht. Immer noch besser, als untätig in Frustration und Grübelei zu versinken. Und dazu gab es genügend Anlass. Mal wieder hatte Albus ihm die Stelle als Lehrer für VGDK verwehrt. Das war zermürbend, aber noch viel zermürbender war die Tatsache, WEM er sie stattdessen zugeteilt hatte! Remus Lupin! Einem Werwolf, der zu allem Überfluss auch noch enger Vertrauter des kürzlich aus Askaban entflohenen Sirius Black war! Dass eben dieser auch noch mit den Mord an seinem ganz speziellen Lieblingsschüler Potter gedroht hatte, setzte dem ganzen noch die Krone auf. Severus schüttelte resigniert den Kopf, ließ es aber gleich wieder bleiben, als der stechende Schmerz hinter seinen übermüdeten Augen aufblitzte. Und er hatte Albus schon gröbste Verantwortungslosigkeit vorgeworfen, als er Rubeus Hagrid das Lehramt für PMG übertragen hatte, und war der Überzeugung gewesen, schlimmer könne es nicht mehr kommen. Wie er sich getäuscht hatte. Leise fluchend warf er die leere Flasche in den Papierkorb und streckte seine verspannten Glieder ausgiebig in dem hohen Ohrensessel. Es war wirklich zum Fledermäuse melken! Die Dementoren vor den Schulmauern, die Aufregung um Potter und den dunklen Lord, und die Demütigung, zukünftig Wolfsbanntrank für Lupin brauen zu müssen, steigerten seinen Feuerwhiskeykonsum augenblicklich auf besorgniserregende Mengen. Spätestens sobald es hier wieder von Schülern und Kollegen wimmelte, würde er seinen Alkoholverbrauch wieder drastisch reduzieren müssen - gezwungenermaßen... Merlin sei Dank krochen momentan nur wenige bedauernswerte Exemplare von minderjährigen Zauberern herum, die ihre Ferien auf dem Schulgelände verbringen mussten, und auch die meisten der Lehrkräfte genossen die freien Tage daheim bei ihren Liebsten. Snape lehnte sich ächzend über seinen Arbeitstisch, stützte die Ellenbogen auf die Unterrichtsmaterialien, und bettete seinen Kopf, der sich wie ein zentnerschwerer Bienenstock anfühlte, auf seine kalten, schlecht durchbluteten Hände. Vom Flur her drang ein leises Maunzen an seine Ohren. Dann das leise Geräusch von schnell dahin schleichenden Füßen. Filch, dachte Snape; Filch der mal wieder seinem geliebten Katzenviech hinter eilt. "Hagrid?! Hilfe..." Alarmiert fuhr Severus von seiner nachlässigen Haltung empor. Das war definitiv nicht Argus' Stimme gewesen! Auch nicht die eines ihm bekannten Kollegen. Und wenn er es sich recht überlegte, passten die leichtfüßigen, huschenden Schrittfolgen auch nicht wirklich zu dem schlurfenden Gang des Hausmeisters. Welcher Schüler auch immer sich dort draußen auf den Fluren herumtrieb - Snape hoffte fast, dass es dieser Longbottom war - Snape würde ihm gleich höchstpersönlich einen triftigen Grund liefern, um Hilfe zu rufen, und kein Wildhüter der Welt würde dem kleinen Störenfried beistehen können. ...Wobei sich Snape noch die Frage stellte, inwiefern Rubeus, dessen Name eben mutmaßlich gefallen war, hier seine riesigen Finger im Spiel hatte. Jemand rüttelte draußen wild an einer offenbar verschlossenen Türe, und ein verzweifelter Fluch "Drachenscheiße!" hallte durch den Flur. Der Slytherin erhob sich trotz schmerzender Wirbelsäule mit gewohnter Anmut vom Tisch, um sein Büro zu verlassen, und den Ruhestörer auf dem Flur bei frischer Tat zu ertappen. Doch Professor Snape musste sich nicht weiter bequemen. Der Ruhestörer kam nämlich zu ihm. Und zwar in einem beachtlichen Tempo. Eben noch wurde an einer zweiten, verschlossenen Türe nebenan gerüttelt, dann wurde auch schon der Knauf an seiner Bürotür gewaltsam aufgedreht. Die Tür wurde daraufhin nur einen Spaltbreit geöffnet, aber durch diese Enge zwängte sich mit Blitzesschnelle eine schmale, zierliche Gestalt, um sich dann mit ihrem ganzen Gewicht rücklings gegen das dicke Holz zu werfen. Mit einem Krachen fiel die Tür ins Schloss, und der Eindringling ließ sich an ihr - keuchend, schwitzend und mit vor Erschöpfung geschlossenen Augen - auf den Boden sinken. Hinter ihm ertönte ein enttäuschtes Miauen. "VERDAMMT, VERPISS DICH ENDLICH, DU EKELHAFTES VIECH!" brüllte der Eindringling völlig hysterisch, riss dabei voll verzweifeltem Entsetzen die Augen auf - und erkannte, dass er nicht allein in diesem Raum war. Mit irritierter Ungläubigkeit wanderten die Blicke des ungebetenen Besuchers an Professor Snape empor. Und Professor Snape starrte zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)