Shattered von Perro (Broken suddenly and violently into pieces) ================================================================================ Kapitel 3: 3. Scherbe [Robin] - Gilded Cage ------------------------------------------- Dieses Update habe ich bereits mit besonderer Spannung erwartet und hoffe daher, dass es euch auch so gut gefällt. Zwei meiner Lieblingsfiguren haben ihren ersten Auftritt, dazu kommt etwas mehr Licht ins Dunkel der Geschichte. Ich möchte mich außerdem bei allen Lesern bedanken, die Freude an der Geschichte haben und mir mit ihren Nachrichten Zuspruch zukommen lassen. Wenn ihr Shattered gern lest, würde ich mich über weiteres Feedback sehr freuen, also ran an die Tastaturen und favorisieren, kommentieren und kritisieren! ~~ + ~~ 3. Scherbe [Robin] – Gilded Cage ~~ + ~~ Gilded Cage: “to live in luxury but without freedom“ ~~ + ~~ „Robin? Bist du wach?“ „Ja…“ „Ich muss gehen, Robin… Ich habe es lange genug vor mir hergeschoben, aber jetzt muss ich wirklich gehen…“ „Zorro, ich…“ „Pssst! Weck nicht die Anderen auf. Sie würden es nicht verstehen. Vielleicht wirst du es auch nicht verstehen. Aber ich muss gehen und ich muss etwas tun… Robin, es ist meine Pflicht als Vize…“ „Zorro… Warum klingst du so entsetzlich traurig?“ ~ + ~ Insel Marine Ford, Marinehauptquartier ~ + ~ Die Empfangshalle des Marinehauptquartiers befand sich in heller Aufregung. Überall rannten Soldaten in ihren weißblauen Uniformen hin und her, während die Ranghöchsten ihnen wild gestikulierend Befehle zubrüllten. Ein dicker roter Teppich wurde hektisch vom Eingangstor aus über die dunklen Holzdielen ausgerollt. Links und rechts davon nahmen die ersten Soldaten Haltung an. Jüngere Marines, die sich noch in der Ausbildung befanden und aussahen als hätten sie noch keinen echten Kampf in ihrem Leben erlebt, wurden dazu verdonnert den Boden zu schrubben, die Wände zu putzen und jedes noch so kleine Staubkorn von wertvollen Gemälden zu wischen. Alles musste perfekt sein, wenn hoher Besuch in Marine Ford eintraf. Nico Robin beobachtete das Treiben mit einem leichten Schmunzeln. Für das ungeübte Auge mochte das Durcheinander wie Chaos aussehen, doch sie befand sich lange genug auf der Basis um die aufeinander abgestimmten und strukturierten Abläufe zu begreifen. Marine Ford war ein perfekt funktionierendes Getriebe und jeder hatte darin seine Aufgabe. Wäre sie nicht eine Gefangene auf dieser Insel, hätte sie den Anblick fast genießen können… Robin selbst stand am Geländer des Balkonganges, der sich in luftigen Höhen einmal komplett innen um die Wände der Empfangshalle wand. Von dort konnte sie problemlos auf den großen Saal hinabsehen und alles beobachten. Weitere Soldaten huschten an ihr vorbei ohne ihr Aufmerksamkeit zu schenken und zündeten kunstvolle Laternen an, die vom Hochgang hinabhingen und die Halle erleuchteten. Sie hielt einen der Soldaten mit einer leichten Berührung an der Schulter an. Ein Junge nicht älter als vierzehn Jahre mit einem durchschnittlichen Gesicht. Seinen Augen mieden es sie direkt anzusehen. „Ja, Miss?“ „Wer kommt zu Besuch?“, fragte sie und unterdrückte dabei ihr Lächeln. Der Junge fühlte sich in ihrer Gegenwart unwohl, doch sie konnte nicht sagen ob es daran lag, dass sie ein Teufel von Ohara war oder einfach nur eine gut aussehende Frau. „Ein Shichibukai, einer der Sieben Samurai“, antwortete er. „Mehr weiß ich nicht.“ „Danke dir“, sagte Robin und drückte noch einmal seine Schulter. Der Marine lief rot an. Also liegt es nicht daran, dass ich ein Teufel bin… Süß… „Hey, Bransin!“, brüllte ein Offizier von unten zu ihnen hoch. „Zünde gefälligst die Lampen an und rede nicht mit dieser…“ Vorsicht, Mister Offizier… „…dieser Dame!“ Der junge Marine warf ihr noch einen schnellen Blick zu. Seine Augen verharrten dabei für einen Moment auf dem blauen Kristallarmband, das ihr Handgelenk umklammerte. Eine Handschelle aus Seestein, gut dosiert, so dass sie ihr keine Schmerzen bereitete und sie nicht schwächte. Nur ihre Kräfte wurden vollständig unterdrückt. Das Zeichen, dass sie eine Gefangene war. Dann machte er, dass er davon kam. Robin sah ihm noch eine Weile hinterher und ihr Lächeln verschwand. Niemand war gewillt ein längeres Gespräch mit ihr zu führen. Sie wurde geduldet, doch mehr auch nicht. Was für ein trübsinniges Leben… Ein Horn ertönte in der Empfangshalle und zerschnitt das Durcheinander der Stimmen. Mit einem Schlag wurde alles ruhig. Marines bildeten inzwischen eine lange Gasse um den roten Teppich herum. Die Putzkolonne zog sich zurück. Kaum war der letzte von ihnen in einem der zahlreichen angrenzenden Räume verschwunden, als sich das gewaltige Eingangstor auch schon knarrend öffnete. „Willkommen, Shichibukai!“, riefen hundert Kehlen gleichzeitig. Im Eingangstor erschien ein Mann. Er trug eine schwarze Hose, ein weißes Shirt gesprenkelt mit Blut. Die grünen Haare waren kurz geschoren und die drei Schwerter an seiner Hüfte blitzten frisch poliert. Dem Samurai fehlte ein Arm, doch mit seiner verbliebenen Hand zerrte er seine Beute, einen um sich schlagenden Piraten, hinter sich her. „Willkommen, Piratenjäger Roronoa Zorro!“ Hinter seinem Rücken, wenn er es nicht hören konnte, gaben sie ihm unschönere Namen. Zorro schritt gemächlich über den roten Teppich, sein Gesicht eine Maske aus Stein. Der Pirat brüllte und trat wild in die Luft, doch wie sehr er sich auch anstrengte, er konnte sich nicht befreien. Etwa auf der Hälfte des Weges trat Zorro ein Vize-Admiral entgegen um ihn förmlich zu begrüßen: „Marine Ford fühlt sich geehrt Euch begrüßen zu dürfen. Wie ich sehe war Eure Mission erfolgreich. Ich darf annehmen, das hier ist Anarim Stahlfaust?“ Als Antwort schnaubte Zorro nur und warf ihm den schwer mitgenommenen Piraten vor die Füße wie ein Sack Mehl. Sofort hatten ihm drei Soldaten Handschellen angelegt und zerrten ihn davon. Zorro wandte seinen Blick angewidert ab und ließ ihn durch den Saal schweifen. Dabei sah er Robin an der Balustrade stehen. Sie lächelte ihm zu. Er sah weg. Ach Zorro, wie verbittert und traurig du bist… Ohne ein weiteres Wort verließ Zorro unter den verdutzten Blicken der Soldaten die Halle. Robin blieb noch eine Weile stehen, beobachtete wie die Prozedur unter ihr sich ebenso routiniert auflöste, wie sie sich gebildet hatte. Dann verließ sie die Halle durch eine Tür gleich hinter ihr, die sie auf die Außenmauer von Marine Ford führte. Zorro stand bereits nicht weit von ihr entfernt und starrte gedankenverloren in die Ferne, so wie sie wusste dass er es tun würde. Seine Hand strich dabei abwesend über seine drei Klingen. „Dein Lieblingsplatz hier, oder?“, fragte Robin, während sie langsam auf ihn zuschritt. Ihre Absatzschuhe klackten dabei leise auf dem steinernen Untergrund. „Kann ich verstehen. Hier auf der Mauer, vor Einem der Ozean, hinter Einem der Friedensgarten.“ „Du bist auch oft hier, wird mir gesagt“, erwiderte Zorro leise. Und wer genau sagt dir so etwas? „Hier ist es ruhig“, erklärte Robin. Ein kühler Wind strich ihr über die Haut und durch die Haare. „Manchmal stehe ich auf der Mauer und schaue in die dunklen Fluten, die sich unter mir an dem Wall brechen. Und dann denke ich, dass es ganz einfach wäre…“ „Was?“ „Zu springen.“ „Red keinen Unsinn. Du würdest von hier nicht weit kommen. Selbst wenn du schwimmen könntest, würde die Strömung-“ „Nicht um zu fliehen“, flüsterte Robin. Zum ersten Mal sah er sich zu ihr um. In seinen dunklen Augen lag die schwere Last, die er sich selbst auf die Schultern geladen hatte. Dazu die unendliche Trauer. Und Wut. „Robin…“, fing er an, brach jedoch gleich wieder ab. Wann hatten sie bloß verlernt miteinander reden zu können? Was war schief gelaufen? Ruffy… Es war grausam von dir fortzugehen, an diesen Ort, zu dem ich dir nicht folgen kann. Du hast mir den Willen zu leben zurückgegeben und dann einfach wieder genommen… „Haben sie dich gut behandelt, während ich weg war?“, fragte Zorro irgendwann nach Minuten der Stille, in denen nichts zu hören war als das Rauschen der Wellen. „Sie sind höflich, falls du das meinst. Machen mein Bett, geben mir zu lesen. Seit du den letzten Soldaten, der mich schlecht behandelt hat, halb tot geprügelt hast, sind sie vorsichtig geworden.“ „Er wollte dir die Kleidung vom Leib reißen! Und ganz Marine Ford hätte dabei zugesehen und nichts unternommen!“, knurrte Zorro wütend. „Ich bin eben eine Gefangene und dazu ein Teufel von Ohara. Am liebsten würden sie mich einfach töten.“ „Das lasse ich nicht zu“, versprach Zorro, was Robin ein bitteres Lächeln entlockte. Ich weiß, Zorro… Das ist ja das Problem… Wenn du nicht wärst, wenn ich nicht wüsste, dass du dir meinen Tod nicht auch noch auf die Schultern laden würdest… Ich wäre längst gesprungen… Zorros Kiefer war vor Wut angespannt. Es fiel Robin schwer ihn so zu sehen. Er war nie jemand gewesen, der viel lächelte, doch seit Ruffys Tod hatte sie ihn nicht ein Mal lächeln sehen. Vorsichtig legte sie ihre Hand an seine Wange. Er zuckte zusammen, als hätte sie ihn geschlagen. „Warum quälst du dich so?“ „Ich muss“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Du bist ein Hund der Regierung geworden. Auf der ganzen Welt nennen sie dich den Schwarzen Vize. Crewbrecher. Sie glauben, du hast die Strohhüte verraten…“ „Denkst du, das weiß ich nicht?“, flüsterte Zorro verzweifelt. „Aber es war der einzige Weg. Es ging nicht anders. Nach Ruffys Tod ist die Mannschaft zusammengebrochen. Du hast es selbst gesehen, du warst dabei. Niemand hatte noch den Willen zu kämpfen. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bevor die Marine oder andere Piraten sich auf die Kopfgelder gestürzt hätten. Nami, Lysop, der dumme Koch, Franky und Brooke… Man hätte sie gefangen genommen oder getötet… Ich als Vize hatte die Aufgabe sie zu beschützen. Das bin ich Ruffy schuldig.“ „Ruffy hätte nicht gewollt, dass du ein Hund der Regierung wirst…“ Zorro lachte, doch es klang freudlos und hässlich. Es stach ihr ins Herz wie eines seiner Schwerter. „Ruffy wusste nie wann man aufhören musste zu träumen. Ich bin da weniger naiv. Ich weiß, was getan werden muss. Shichibukai sein, Piraten jagen. Dafür haben sie die Kopfgelder der anderen gelöscht und deswegen bist du noch am Leben.“ „Ich bin eine Gefangene…“ „Aber dir fehlt es an nichts!“, sagte Zorro, doch es klang so, als müsste er sich selbst mit seinen Worten überzeugen. „Du hast Bücher so viele du willst. Du verrottest nicht in Impel Down.“ „Ein goldener Käfig… Mehr ist es nicht.“ Robin wusste nicht warum sie so gemein zu ihm war. Schließlich hatte er Recht. Auf Kosten seines Elends konnten Nami und die anderen unbeschwert leben und sie selbst hatte ihre Bücher, jeden Tag etwas Ordentliches zu essen, manchmal sogar neue Kleidung. Doch dafür musste sie sehen wie sehr Zorro litt. Die anderen aus ihrer Crew hielten ihn für einen Verräter, wussten bis heute nicht warum er ein Shichibukai war. Denn wenn sie es wüssten, würden sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen um ihn aus Marine Ford zurückzuholen und somit alles zunichtemachen, wofür er jeden Tag kämpfte. „Tut mir leid, Zorro…“ „Mir tut es leid, Robin.“ Er kniff die Augen zusammen, klammerte sich haltsuchend an den Griff seines Schwerts. „Wirklich.“ Der starke Zorro Crewbrecher so verletzlich… Fast hätte sie wieder gelächelt. „Du solltest schlafen, Zorro… Du siehst müde aus…“ Sie strich ihm noch einmal über die Wange und diesmal zuckte er nicht zurück. Für einen Moment glaubte sie fast, er würde sich in ihre Berührung lehnen. Sein Blick blieb in ihrem hängen und im Hintergrund brachen sich weiter unermüdlich die Wellen. Der Moment war so zerbrechlich… „Gute Nacht, Robin.“ Der Moment zerbrach und er ging davon. Gute Nacht, Zorro… Sie glaubte eine kühle Träne auf ihrer Wange zu fühlen, doch sie machte sich nicht die Umstände sie wegzuwischen. Stumm blickte sie in den endlosen Himmel. Früher einmal hatte er für sie Freiheit bedeutet. Jetzt schien er sie nur noch zu verhöhnen. Schließlich, als sie schon fast ins Fort zurückgehen wollte, erschien ein kleiner gelber Vogel aus dem Nichts und setzte sich ihr tappsig auf die Schulter. Ein kleines Röllchen Papier war an seinen Fuß gebunden. „Eine Nachricht?“, murmelte Robin. Während sie dem Vogel das Kinn kraulte, löste sie geschickt das Papier und rollte es auf. Fast zwei Jahre lang hatte sie die Handschrift der Navigatorin nicht mehr gesehen… Es waren nur vier Worte, krakelig auf das Papier geschmiert als wäre sie in großer Eile gewesen. Ruffy ist am Leben! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)