Freundschaften fangen mit Begegnungen an..... von -Luna- (Ice Bucket Challange: Minako) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Wie jeden Nachmittag war Minako eine der Letzten, die die Sporthalle nach dem mehrfach wöchentlich stattfindenden Volleyball-Training verließen. Es war einfach schon immer so gewesen. Sie war schon immer so gewesen. Eine Einzelgängerin. In sich gekehrt. Einsam. Unverstanden. Und doch gab sie gerade bei diesem Gruppensport alles. Verausgabte sich bis aufs Äußerste. Doch genau das war auch der Knackpunkt. Indem sie alles gab, war sie erfolgreich und die mit Abstand beste Spielerin in ihrem Volleyball-Team. Leider sorgte genau das dafür, dass sie erst recht mit neidvollen Blicken gestraft wurde. Alle Anderen sahen immer nur die erfolgreiche Spielerin in ihr, die sich angeblich für etwas Besseres hielt. Ja, man glaubte tatsächlich, sie würde sich bewusst in den Vordergrund spielen und damit alle Lorbeeren vom Trainer einheimsen. Aber glaubten sie allen Ernstes, sie würde nicht mitbekommen, was man hinter ihrem Rücken über sie redete? Wie man sie schlecht machte? Über sie herzog und Lügen verbreitete? Dabei wollte sie doch nur Anschluss finden. Einfach dazu gehören... ...und vielleicht jemanden finden, der ihr wirkliches ICH sah. Der erkannte, wer und wie sie wirklich war. Jemand, der nicht voreingenommen war und sie verstand. Der sich die Mühe machte, hinter die Fassade und ihre Maske zu blicken. Einfach einen Freund. Einen Seelenverwandten, dem sie genauso Freund und Vertrauter sein konnte. * Als schon alle anderen Spielerinnen den Weg in die Umkleidekabine angetreten hatten, hatte Minako mit dem Netz in der Hand gewartet, um in aller Ruhe die in der Halle herumliegenden Volleybälle einzusammeln und zu verstauen. Wieder spürte sie die Blicke der anderen Spielerinnen. Sah, wie sie die Köpfe zusammensteckten und hinter vorgehaltener Hand redeten. Tuschelten. Kicherten. Sie tat wie immer so, als würde sie es nicht mitbekommen und wenn doch, so ließ sie es sich nicht anmerken, wie sehr es sie insgeheim verletzte. Langsam bediente sie die Kurbel und ließ das bis eben straff gespannte Volleyballnetz herunter. Mit geübten Griffen hatte sie es binnen weniger Minuten zusammengelegt und zusammen mit dem prall gefüllten Bällenetz in einem der großen Metallschränke, die im kleinen Nebenraum standen, verstaut. Seufzend strich sie sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht, griff nach ihrem eigenen Volleyball, der zwischen den Bänken geklemmt hatte und begab sich ebenfalls in die Umkleidekabinen. Es waren nur noch 2 ihrer Mitspielerinnen anwesend, die sich gerade unterhielten und währenddessen ihre Sportsachen in den Taschen verstauten. »Wurdest du auch schon zur 'ALS Ice Bucket Challange' nominiert?« »Oh Gott ja. Das habe ich schon hinter mir. Und du?« Die Brünette verzog das Gesicht. »Heute erst. Ich hoffe, du kannst mir gleich helfen. Ich habe extra Wechselsachen dabei, um es neben der Sporthalle schnell hinter mich zu bringen. Du weißt ja, dass es daheim nicht geht...« »Natürlich helfe ich dir dabei.« Ihre Unterhaltung endete abrupt, als sie Minakos Anwesenheit bemerkten, die mit gesenktem Haupt zu ihrem Platz ging, wo ihre Sporttasche ging. Sie spürte den stechenden Blick auf sich und mied bewusst den Blick. Oft genug war sie neben totaler Ignoranz auch den Intrigen und Demütigungen der Anderen ausgesetzt gewesen. Und doch hatte sie nie etwas gesagt und sich dagegen gewehrt. Stumm hatte sie es immer und immer wieder über sich ergehen lassen. »Wurdest du auch schon mal nominiert?«, fragte Izanami plötzlich an Minako gewandt. Kimiko lachte sofort laut los. »Wer sollte sie denn schon nominieren?« Wieder versetzte es Minako einen Stich. Sie hatte recht. Wer sollte sie auch nominieren? Sie hatte niemanden. Keine Freunde, mit denen sie etwas Erleben, oder ihre Gedanken und Gefühle teilen konnte. Niemanden. Sie schüttelte lediglich mit dem Kopf. Zögerte kurz, etwas zu sagen und widmete sich dann erneut ihrer Sporttasche. »Siehst du, Izanami. Sie hält es mal wieder nicht für nötig, den Mund aufzumachen und dir ordentlich zu antworten. Kein Wunder, dass sie niemand mag.« »Recht hast du. Vermutlich weiß sie nicht einmal, was es mit ALS und der Ice Bucket Challange auf sich hat. Komm, lass uns endlich gehen und deine Challange vorbereiten. Jiro wird Augen machen, wenn er dich mit völlig durchnässtem Shirt sieht. Und ich weiß sogar schon, wo wir einen Eimer her bekommen.« Der Volleyball schlug dumpf auf dem Boden auf und kullerte quer über den Boden, nachdem die beiden Mädchen die Umkleidekabine verlassen hatten. Krampfhaft umklammerte Minako mit den Händen die Kanten der Bank, über der sie sich abstützte und dabei mit aller Macht versuchte, die Tränen, die sich in ihren Augen gebildet hatten, zurückzuhalten. 'Sei tapfer. Lass sie reden.', sprach sie sich immer wieder selbst zu. Sie wollte sich nicht die Blöße geben, in aller Öffentlichkeit zu weinen. Nein, niemals sollten sie ihre Tränen sehen. Sollten nicht sehen, wie schwach sie in Wirklichkeit war und wie es sie verletzte. Mit der rechten Hand fuhr sie sich über die Augen. Wischte die verräterischen Spuren weg und straffte die Schultern. Sollten sie doch reden... Ein wenig gefasster, griff sie nach ihrer Sporttasche, schnappte sie ihren Volleyball und begab sich ebenfalls nach draußen. Die Sonne blendete sie einen kurzen Moment und sie musste kurz blinzeln, ehe sie die Umrisse der beiden direkt vor ihr befindlichen Personen deutlicher erkennen konnte. Erschrocken wich sie einen Schritt zurück, doch es war schon zu spät. Das Wasser traf sie völlig unvorbereitet von vorne und ließ sie taumeln. Mit einem kurzen Aufschrei stolperte sie über ihre eigenen Füße und landete unsanft auf dem harten Steinboden. Sofort stiegen ihr wieder die Tränen in die Augen, die sie so mühsam zurückgehalten hatte. Das gröhlende Lachen der beiden Mädchen drang dabei nur dumpf und wie durch einen Dunstglocke an ihr Ohr. »Eine großartige Idee, Kimiko. Guck doch, wie doof sie aus der Wäsche guckt... Hahaha! Das ist definitiv ein Foto wert, damit sie ihre persönliche Ice Bucket Challange nie vergisst«, gluckste Izanami und wischte sich die Lachtränen aus den Augen. »Vergiss die Spende an die ALS-Stiftung nicht, Aino! Und solltest du wirklich nicht wissen, was ALS bedeutet, es gibt da so etwas, das nennt sich Google«, frotzelte Kimiko, die noch immer den leeren Eimer in den Händen hielt und abschätzend auf Minako hinunter blickte. Mit einem lauten Knall fiel der Eimer vor Minakos Füße auf den Boden. Fiel krachend zur Seite und rollte noch wenige Zentimeter weiter, ehe er liegen blieb. Mit starrem und verklärten Blick sah Minako hinüber. Betrachtete ihn und dann brach es über die herein. Schluchzend kauerte sie auf dem Boden und ließ den Tränen freien Lauf. »Ich weiß was ALS ist. Ich weiß, was diese degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems bei einem Menschen anrichten und wie sie ihn zugrunde richten kann...«, rief Minako schluchzend und wippte völlig aufgelöst und mit angezogenen Knien vor und zurück. Ein Schatten über sich ließ sie erschrocken zusammenzucken. Schützend hielt sie ihre Hände über ihren Kopf. »Nein, bitte lasst mich doch einfach in Ruhe...« Doch anstatt einer weiteren Attacke legte sich behutsam eine Hand auf ihre Schulter. Überrascht blickte sie auf. Ein Mädchen mit blonden Zöpfen schob sich in ihr Sichtfeld und hielt ihr aufmunternd lächelnd, ein Handtuch entgegen. »Du brauchst keine Angst mehr haben. Sie sind weg!«, erwiderte sie und ohne weiter zu zögern und auf eine Reaktion von Minako zu warten, legte sie ihr das Handtuch um die Schultern. »D...D...Danke!«, flüsterte diese und blickte das erste Mal in das Gesicht des unbekannten Mädchens. Betrachtete sie näher und fragte sich, warum sie sich um sie kümmerte, obwohl sie sich gar nicht kannten. »Ich bin übrigens Bunny«, plapperte das Mädchen mit den Odangos einfach munter drauf los und hielt ihr ihre Hand entgegen, um sie wieder auf die Beine zu ziehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)