Mondscheinkuss von Shunya ================================================================================ Kapitel 3: Eine blutige Angelegenheit ------------------------------------- Die ganze Nacht habe ich kein Auge zugetan. Die Ereignisse der letzten Tage haben mich doch mehr mitgenommen als ich vermutet hätte. Unruhig wälze ich mich im Bett von einer Seite zur anderen und strampele schließlich mit einem wüsten Laut die Decke von meinem Körper. Frustriert setze ich mich auf. Mein Gesicht vergrabe ich in den Händen und stöhne kellertief. Dale ist schuld an allem. Hält er mich für einen Narren? Er spielt mit mir und ich bin auch noch so dumm und gehe darauf ein. Wie blöd kann man denn nur sein? Ich ziehe die Gardine am Fenster über meinem Bett ein Stück zurück und blicke in den nachtschwarzen Himmel. Sterne sind am Firmament zu erkennen und fasziniert betrachte ich die Mondsichel. Bald ist Vollmond. Seufzend setze ich mich näher ans Fenster, verschränke meine Arme auf dem Fensterbrett und bette meinen Kopf darauf. Mit dem Finger streife ich über meine Lippen. Dales forsche Küsse haben mir gefallen, daran lässt sich nichts ändern, so sehr es mir auch missfällt. Jetzt habe ich den ganzen Ärger an der Backe und das nur wegen Melanies dummer Kritzelei. Wieso musste sie mir das antun? Was mache ich jetzt überhaupt wegen Dale? Irgendwie hat er mir ja schließlich gedroht und leider habe ich auch immer noch nicht herausfinden können was nun an der Vampirsache dran ist. Ich komme kein Stück voran und ein wenig pisst es mich auch an. Dale ist ein komischer Kauz. Am Anfang wirkte er noch ganz okay auf mich, aber jetzt... Er ist so ganz anders. Als hätte er eine gespaltene Persönlichkeit. Ich angele mir mein Handy vom Nachttisch neben dem Bett und wähle Melanies Nummer. Mir ist klar, dass es mitten in der Nacht ist, aber ich kann jetzt unmöglich schlafen nicht nach dem was heute passiert ist und sie ist immerhin meine Freundin! Sie wird es schon verstehen. Erst mal tut sich rein gar nichts. Es tutet und dauert eine ganze Weile, bis Mel endlich abnimmt. „Wasn?“, murrt sie verschlafen. Okay, vielleicht auch nicht... „Wo warst du eigentlich heute?“, frage ich sie ohne Umschweife. Kein sehr guter Gesprächsanfang. „Was? Wieso? Weißt du eigentlich wie spät es ist?“ „Ja ist mir schon klar. Was mir nicht klar ist, ist warum du nicht da warst! Nach der Sportstunde. Wo warst du?“ „Ach das meinst du. Eigentlich wollte ich dir das erst heute sagen, du Spinner!“ „Es ist heute!“, erwidere ich erwartungsvoll. Melanie seufzt genervt. „Also gut...“ Abwartend lausche ich, doch irgendwie kommt sie nicht zu potte. „Mel! Erde an Mel! Bist du noch wach?“ „Ich wäre wach, hättest du mich nicht mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen!“, faucht sie mich gereizt an. Erneut seufzt sie. „Ich habe die Zeit genutzt, um der Sache mit der Krankenschwester auf den Grund zu gehen. Ich wollte wissen, ob Dale wirklich an Anämie leidet und habe mich ins Krankenzimmer geschlichen als die Ärztin nicht da war.“ „Ja und? Was hast du herausgefunden?“, frage ich hibbelig. „Nichts! Niente!“, murrt sie. „Es gibt nicht mal eine Akte über ihn!“ „Was? Was hast du gesagt?“ „Es gibt keine Akte über Dale!“, wiederholt sie frustriert. „Merkwürdig.“ „Nicht wahr? Ich hätte ja gerne nachgefragt, aber ich wollte nicht, dass sie misstrauisch wird.“ „Die Sache mit Dale wird immer sonderbarer.“ „Was war denn jetzt mit dem Sportunterricht? Was sollte die Frage?“, hakt Melanie neugierig nach. „Äh...“ Ich kratze mich am Kinn und lasse mich rücklings ins Bett fallen. „Ich war mit Dale in der Umkleide eingesperrt. Na ja, also in der Sporthalle. Irgendein Vollidiot hat einfach die Tür...“ - „Moment was?“ - „Jemand hat die Tür...“ - „Nein, nein! Das Andere! Ihr wart zusammen eingesperrt?“ Nun bin ich es der seufzt. „Ja, es war schrecklich. Er hat versucht mir auf die Pelle zu rücken.“ „Ist nicht wahr? Und dann?“ Ich ziehe überrascht die Augenbrauen in die Höhe. Mir scheint, dass Mel nun hellwach ist. Woran liegt das denn? „Jetzt erzähl schon!“, fordert sie aufgeregt. „Er...“ Ich halte inne und es kostet mich schon ein wenig Überwindung es ihr zu erzählen. „Er hat mich geküsst.“ Erst mal ist es ganz ruhig und dann fängt sie auf einmal am anderen Ende der Leitung an zu jauchzen und zu schreien. Erschrocken halte ich das Handy außer Reichweite meines Ohres und sehe es ungläubig an. „Mel! Beruhige dich!“, meckere ich ungehalten. „Wie war es? Ist er ein guter Küsser? Wie genau hat er dich geküsst? Ein einfacher Kuss oder mit Zunge? Wo hat er dich angefasst?“, brabbelt sie euphorisch drauf los. „Dir ist schon klar, dass du es gerade ein wenig übertreibst?“, frage ich sie lauernd. „Stell dir doch mal vor! Das heißt doch, dass die Gerüchte wahr sind! Er steht auf Kerle und nicht auf irgendwelche sondern auf dich! Das ist der Wahnsinn!“ „Wieso zum Teufel sollte das der Wahnsinn sein?“ „Sorg einfach dafür, dass er sich in dich verliebt, dann können wir ihn ganz einfach aushorchen und wenn er auf dich steht wird er dir alles erzählen und überleg mal, so kommst du viel einfacher an sein Geheimnis, ob er nun ein Vampir ist oder nicht!“, vermutet Melanie lachend. Ich runzele die Stirn und denke nach. Da hat sie nicht ganz unrecht. Das Problem ist nur, dass der Kuss ihm wahrscheinlich nicht viel bedeutet, mal abgesehen davon, dass Dale mich auch bedroht hat. Das sollte ich nicht einfach auf die leichte Schippe nehmen. Nur wie will er dafür sorgen, dass ich ihn hasse? Oder wollte er mich lediglich auf den Arm nehmen? Ich kann diesen Kerl einfach nicht durchschauen. „Andreas? Bist du noch da?“ „Ja, ich bin noch da. Weißt du was? Lass uns in der Schule reden. Ich muss dir da noch etwas erzählen.“ Als ich ein leises Klopfen an meinem Fenster höre, zucke ich erschrocken zusammen. „Na gut, bis dann.“ Melanie legt frustriert auf, während ich mich vorbeuge und einen Blick aus dem Fenster werfe. Ungläubig sehe ich in Dales Gesicht. Meine Hand mit dem Handy sinkt auf die Matratze und mir kippt augenblicklich die Kinnlade herunter. Dale schwebt. Okay, nein, er schwebt natürlich nicht. Er sitzt auf dem Ast des Baumes vor meinem Fenster und gibt mir mit seiner Hand zu verstehen, dass ich das Fenster öffnen soll. Dem komme ich allerdings äußerst ungern nach. „Was machst du hier?“, frage ich skeptisch. Die frische Nachtluft weht mir ins Gesicht. Tun solche dämlichen Aktionen nicht verliebte Teenies in blöden Jugendfilmen? „Woher weißt du überhaupt wo ich wohne?“, frage ich weiter, während Dale nach dem Fensterrahmen greift und Anstalten macht in mein Zimmer zu klettern. Mit Unbehagen sehe ich ihm dabei zu. Er lässt sich im Schneidersitz auf mein Bett sinken und mir gefällt es gar nicht, dass er den Dreck seiner Schuhe auf meiner Decke verteilt. „Deine Adresse ist leicht zu finden, wenn man ein bisschen im Internet sucht.“ Dale grinst und beugt sich leicht vor. „Und was ich hier mache?“, fragt er mit leiser Stimme. „Weißt du was? Es interessiert mich gar nicht! Geh einfach!“, erkläre ich entschlossen und deute mit meiner Hand nach draußen. „Du hast mich gerade eben reingelassen und jetzt willst du mich rausschmeißen?“, fragt Dale belustigt. „Ja, genau das habe ich vor und jetzt verschwinde!“, fahre ich ihn wütend an. „Wieso bist du so kratzbürstig? Hast du Angst vor mir?“ Dale kriecht langsam auf mich zu und zwingt mich Richtung Kopfkissen zu rutschen. Schleichend wie eine Katze kommt er auf mich zu. Ich weiche seinem Blick ärgerlich aus. „Nein, habe ich nicht. Ich will nur, dass du verschwindest!“, murre ich. Dale zwingt mich in eine liegende Position ohne mich auch nur anzufassen. Auf allen Vieren ist er über mir und schaut auf mich herab. Er lässt sich mit dem Hintern auf meinen Unterleib sinken, während seine Finger langsam über mein Shirt gleiten. „Hast du was auf den Ohren?“, meckere ich leise und blicke auf seine Hände. Eine Gänsehaut überkommt mich, als Dale sich tiefer zu mir herunter beugt und unsere Lippen nur noch Zentimeter voneinander trennen. Er schaut mir fest in die Augen und öffnet den Mund. Unweigerlich schaue ich auf seine Lippen. Die Lippen, die mich geküsst haben. „Weißt du, ich habe mir gedacht...“, weiter kommt er gar nicht. Ich ziehe ihn an mich und küsse Dale. Mir dreht sich gleichzeitig der Magen um und ich könnte meinen Kopf gegen die nächste Wand schlagen für diese absolut bescheuerte Aktion. Auf was für Ideen bringt Melanie mich nur immer wieder? Das ist doch nicht zu fassen! Dale wirkt überrascht, positiv überrascht. Ich lässt sich gänzlich auf mich sinken und küsst mich ausgiebig. Ich zwinge mich dazu die Augen zu schließen um seine blöde Visage nicht ansehen zu müssen. Dales Lippen pressen sich fest auf meine. Ich öffne meinen Mund und lecke ihm über die Lippen. Dale tut es mir gleich und drängt mit seiner Zunge forsch in meine Mundhöhle, tastet sie ab und neckt spielerisch meine Zunge. Wenn er sich in mich verliebt erzählt er mir alles, rauscht mir der Gedanke durch den Kopf. Es ist nur ein Kuss, mehr nicht. Austauschen von Speichel und wenn ich die Augen verschließe, kann ich mir auch vorstellen, dass ich ein Mädchen küsse. Sofern mir das gelingt, denn die pralle Beule, die sich an mich drückt ist schwer wegzudenken. Besonders als Dale sich auch noch leicht an mir reibt. Seine Hände gleiten über meine Seiten und als sie unten an meinem Hosenbund der Boxershorts ankommen schieben sie das graue Shirt nach oben. Ich spüre die warme Haut an meiner, seine Finger, die über meinen Bauch streichen und jeden Zentimeter erforschen. Ich kneife die Augen zusammen. Einfach ignorieren. Leichter gedacht, als getan. Vor allem als er meine Nippel erreicht und sie leicht zwischen Zeigefinger und Daumen zwirbelt. Mit dem Finger reibt er leicht darüber, während er mit seinem Knie meine Beine auseinander spreizt. Er lässt sich dazwischen sinken und so langsam wird mir das zu viel. Wie weit muss ich denn überhaupt gehen? Ich kann doch unmöglich mit ihm schlafen! Nicht mit Dale! Auf keinen Fall mit einem Jungen! Mit flammenden Wangen liege ich hier im Bett mit einem Jungen, den ich praktisch gar nicht kenne. Ein Mitschüler von mir. Einem potenziellen Vampir! Ich drehe meinen Kopf zur Seite, zwinge Dale den Kuss abzubrechen was ihn nur nicht weiter kümmert. Seine Lippen streifen über meinen Hals, lassen mich schaudern und küssen jeden freien Fleck. „Dale...“ Ich sehe zu ihm, doch er verschließt meine Lippen augenblicklich wieder mit seinen. Das war ein ziemlich kläglicher Versuch. Na ja, solange es beim Küssen bleibt... Ich schlinge meine Arme um Dales Nacken und erwidere den Kuss. Meine Finger krallen sich auf seinem Rücken in die dünne schwarze Jacke. Er küsst wirklich gut wie ich mir eingestehen muss. Ein Seufzen entweicht mir und so langsam entspanne ich mich entgegen aller Erwartungen doch. Dales Hände zwängen sich unter meinem Rücken Richtung Arsch und verschwinden in meiner Boxershorts. Ein seltsamer Laut entkommt meinen Lippen als er kräftig zupackt. Das kam etwas überraschend. Ich stemme meine Hände gegen seine Schultern und lege den Kopf in den Nacken, unterbreche so den Kuss und schnappe nach Luft. „Dale, wir müssen aufhören!“ Ich schaue wieder zu ihm und beiße mir auf die Unterlippe. Dale scheint davon wenig angetan zu sein. Mühsam versuche ich mich aufzurichten. Dale lässt von mir ab und setzt sich in aufrechter Position mir gegenüber. Mit der Zunge lecke ich mir über die Zähne und weiche seinem Blick aus. Verlegen kratze ich mich am Hals und gleite fahrig mit den Fingern durch meine Haare. „Das war eine selten dämlich Idee. Erst drohst du mir und dann küssen wir uns. Es ist besser, wenn du gehst!“ Es gelingt mir nicht ihm dabei in die Augen zu sehen. „Okay.“ Ohne ein weiteres Wort erhebt Dale sich und klettert aus dem Fenster. Ich sehe auf und blicke auf seinen Rücken. Als er draußen ist verschließe ich sofort das Fenster, während Dale sich den Baum wie ein Affe herunter hangelt und lehne meine Stirn an das kühle Glas. Das tut gut. Ich schließe meine Augen und versuche wieder runter zu kommen. Ich bin immer noch ganz konfus von dieser Aktion meinerseits. Das war ein kläglicher Angriff wie ich mir eingestehen muss. Dale zu verführen scheint ja nicht sehr schwer zu sein, aber ich bin nicht bereit dafür auch noch die Beine breit zu machen. Ich will nicht mit ihm schlafen. Es muss auch anders gehen. Ich lasse mich ins Bett sinken und habe das Gefühl, dass seine Finger immer noch überall auf meinem Körper sind, seine Lippen auf meinen und zu meinem Ärger hat es mich ganz und gar nicht kalt gelassen. Wie soll ich Dale das nächste Mal unter die Augen treten? Ich darf auch nicht vergessen, dass er mich bedroht hat. Wann und wie will er das machen? Alle Viere von mir gestreckt liege ich im Bett, die Augen weit aufgerissen und bringe es nun erst recht nicht fertig in dieser Nacht noch einzuschlafen. Ich fühle mich wie gerädert als ich morgens in der Klasse sitze und versuche dem Erdkundeunterricht zu folgen. Was interessieren mich die amerikanischen Flüsse? Ich werde wahrscheinlich niemals nach Amerika kommen. Wieso also muss ich das lernen? In einem Jahr habe ich den ganzen Kram ohnehin wieder vergessen. Ein kleiner zusammen gefalteter Zettel landet auf meinem Tisch. Irritiert schaue ich darauf und lasse meinen Blick suchend durch das Klassenzimmer schweifen. An Dale bleibe ich hängen, doch er folgt dem Unterricht und beachtet mich gar nicht. Ich schaue zur Seite und fange Melanies Blick ein. Langsam klappe ich die Nachricht auseinander und lese den kurzen Text. Was wolltest du mir erzählen? Seufzend sehe ich zu Melanie. Kann das nicht bis zur Pause warten? Genau das schreibe ich unter ihre Frage, falte den Zettel wieder zusammen und werfe ihn zielsicher in ihre Richtung. Okay, ich treffe ihren Sitznachbarn am Kopf, aber ehe er reagieren kann, schnappt Mel sich flink den Zettel und so erhalte ich nur einen bösen Blick seinerseits. Entschuldigend lächele ich. Kurz darauf trudelt der Zettel wieder bei mir ein. Nein, es muss jetzt sein! Der Unterricht schläfert mich gleich ein. Ich lächele. Nicht nur sie. Ich blicke kurz zu Dale und schreibe dann mit etwas zaudern was gestern passiert ist, das andere erzähle ich ihr in der Pause. Damit wird sie sich zufrieden geben müssen. Auf jeden Fall kann sie davon bis zur Pause zehren. Diesmal schaffe ich es den Zettel auf ihren Tisch zu werfen, doch zu meinem Pech kommt ihr Banknachbar Melanie zuvor und erhascht einen Blick die die Notiz. „Was? Andreas und Dale treibens miteinander?!“, entfährt es ihm lauthalt was ihn sogar dazu animiert von seinem Stuhl aufzustehen. Ich zucke heftig zusammen und auf einmal sehen alle meine Mitschüler in meine Richtung, allerdings bleibt auch Dale nicht verschont. „Was ist hier los?“ Unsere Lehrerin, die gerade noch irgendetwas über Flüsse erklärt hat sieht sich streng im Klassenzimmer um. „Dale und Andreas sind Homos und ficken miteinander!“, erklärt ihr Mr. Oberschlau. Eine Gänsehaut rinnt mir über den Körper. Mein Blick klebt auf meinem Tisch und ich habe das Gefühl rot wie eine Tomate anzulaufen. So war das eigentlich nicht geplant gewesen. „Ach was!“, mischt sich Dale ein. Erneut zucke ich peinlich berührt zusammen. „Wir haben noch gar nicht gefickt, aber gestern Abend hat er mich schon rangelassen so geil wie er war. Ich war so nah dran einzulochen!“ Er lacht und einige Mitschüler fallen mit ein, andere reden wild durcheinander, während mein Gesicht in Flammen steht. Mit einem lauten Knall fällt mein Stuhl zu Boden als ich mich ruckartig erhebe. Ich sehe wutentbrannt zu Dale, stürme brüllend auf ihn zu und schlage mit der Faust in sein Gesicht. Polternd fällt Dale von seinem Stuhl. Noch ehe er reagieren kann, beuge ich mich über ihn und schlage immer wieder auf ihn ein. Er kann sich kaum wehren und hält seine Arme schutzsuchend nach oben. Verbissen dresche ich auf ihn ein und sehe nur noch rot. Ich spüre wie meine Mitschüler an mir zerren und versuchen mich von ihm herunter zu schleifen, doch in wilder Rage befreie ich mich und schlage erneut zu. Ich verfehle Dales Gesicht, der nun seinerseits zurückschlägt und mich hart an der Nase trifft. Mir schießen die Tränen in die Augen und ich spüre wie mir Blut aus den Nasenlöchern läuft. In dem Moment spüre ich wie mich starke Arme hochziehen und aus dem Raum zerren. Ich zappele wild, schage um mich und erhasche einen kurzen Blick auf den Lehrer meiner Parallelklasse. Er schleift mich vor die Tür und lässt von mir ab, als ich zu Boden sinke. Atemlos sitze ich auf dem kühlen Flur und halte mir die schmerzende Nase. „Bleib hier bis du dich beruhigt hast und dann gehst du zur Krankenschwester! Hast du verstanden? Das wird noch ein Nachspiel haben!“, droht mir der Lehrer und geht zurück in meine Klasse. Melanie kommt zu mir gelaufen. „Andreas? Alles okay?“ „Nein, nichts ist okay!“, fahre ich sie wütend an. „Was soll der Scheiß? Wieso posaunt er das durch die Klasse?“ „Ich weiß es nicht...“, meint Melanie kleinlaut. „Das ist meine Schuld! Ich hätte einfach bis zur Pause warten sollen. Es tut mir so leid!“ Ich schniefe und wische mir die blutige Hand an meinem Pullover ab. „Was meinte Dale damit?“, hakt Melanie vorsichtig nach. „Ich habe ihn rangelassen. Hast du doch gesagt, ich soll dafür sorgen, dass er sich in mich verliebt. Ahnt ja keiner, dass er so ein vermaledeites Arschloch ist!“ Tränen der Wut rinnen mir über die Wangen. Fahrig wische ich sie weg. „Er hat mir gedroht in der Umkleide. Er wollte, dass ich ihn hasse. Prima, das bekommt er ja echt gut hin! Ich bin auf dem besten Weg ihn zu hassen!“ „Andreas...“ Hilflos sieht Melanie mich an. Taumelnd erhebe ich mich und lasse Melanie einfach zurück. Ich gehe den Flur entlang, schniefe und wische mir immer mal wieder über die Wangen. Als ich beim Krankenzimmer ankomme, klopfe ich gar nicht erst an, sondern platze einfach in den Raum hinein. Die schwarzhaarige Ärztin blickt mir freundlich entgegen. „Ach herrje, was ist dir denn passiert?“ „Kleine Prügelei“, nuschele ich und setze mich auf eines der Betten. Daniela kommt sofort zu mir und besieht sich meine Nase. „Du hast Glück, sie scheint nicht gebrochen zu sein.“ Lächelnd wischt sie mir das Blut aus dem Gesicht. „Aber das gibt trotzdem einen schönen blauen Fleck mitten im Gesicht.“ „Na super...“, murre ich. Daniela beugt sich zu mir herunter. „Du riechst so gut.“ „Hä? Was?“, frage ich irritiert und als sie mir noch näher kommt wird mir doch etwas unwohl zumute. Darf eine Ärztin ihren Patienten verführen? Daniela lässt zumindest nichts anbrennen. Sie küsst mich am Hals und während ich noch steifsteif auf dem Bett sitze, spüre ich auf einmal wie mein Körper versteinert. Ich bin nicht in der Lage mich zu bewegen, als Daniela mich küsst und ihre Hände über meine Arme gleiten lässt. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte von einer heißen Ärztin vernascht zu werden, aber irgendetwas stimmt hier nicht. Daniela drückt mich sachte auf das Bett und setzt sich breitbeinig auf mich. Ihr Rock rutcht hoch und entblößt ihre Oberschenkel. Sie nagelt mich fest und hält meine Hände an den Handgelenken über meinen Kopf. „Was tun sie da?“, frage ich benebelt, aber doch sehr angetan. Etwas schrammt über meinen Hals. Es schmerzt. Ich zucke zusammen und kneife die Augen zu. Was war das? Also irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht! „Das tut weh!“, jammere ich und spüre wie es in meine Haut eindringt, sich hinein schiebt und regelrecht in mein Fleisch bohrt, tiefer und tiefer. Ich japse und schnappe nach Luft. Mich überkommt eine Gänsehaut und ich höre schmatzende Geräusche. Mein Blick klebt an der weißen Decke des Raumes und noch immer bin ich bewegungsunfähig. „Hören Sie auf!“, flehe ich halbherzig. Mir ist ganz flau und ich spüre wie mir etwas über die Haut rinnt. Was ist das? Sie hört nicht auf. Ihre linke Hand legt sich auf meine Wange, während ich spüre wie ich immer schwächer werde. Müdigkeit überkommt mich. Die Sicht wird trüb und es fällt mir schwer bei Bewusstsein zu bleiben. Dann höre ich einen lauten Knall und das Gewicht auf mir verschwindet schlagartig. Auch der Schmerz an meinem Hals nimmt ab, trotzdem pocht es unangenehm an der Stelle. Benommen sehe ich zu der Person in Schwarz, ehe ich ohnmächtig werde und von der Dunkelheit umhüllt werde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)