Schlaflied von -Krone- ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Schlaflied *************************************** Schlaf mein Kindchen, schlafe ein Die Nacht sie schaut zum Fenster rein Der runde Mond er hat dich gerne Und es leuchten dir die Sterne *************************************** Wie lange sollte sich Nagi eigentlich noch gedulden? Klar, es war typisch Schuldig immer erst dann zu kommen, wenn schon niemand mehr daran glaubte, aber so lange hatte er noch nie auf sich warten lassen. Nagi saß nun schon seit zwei Stunden am offenen Fenster und betrachtete den Himmel. Die Sterne funkelten wie Diamanten in einem Meer aus Finsternis und der Mond ließ seine milchig weißen Strahlen über die Stadt wandern. Nagi kam sich an seinem Platz klein und verloren vor, auf jemanden wartend, dessen Ankunft so unsicher war, wie den morgigen Tag zu überleben. Immer wieder fielen ihm seine Augen zu und er musste sich anstrengen, sich nicht in eine angenehmere Traumwelt hinübergleiten zu lassen. *************************************** Schlaf mein Kindchen, träume süß Bald bist du im Paradies Denn gleich öffnet sich die Tür Und ein Monster kommt zu dir Mit seinen elf Augen schaut es dich an Und schleicht sich an dein Bettchen ran *************************************** Doch da hörte Nagi auf dem Flur die wohlbekannten Geräusche, die ihm andeuteten, dass Schuldig gleich sein Zimmer betreten würde und ihm wieder das Versprechen für eine Nacht abnehmen würde. Nie hatte es länger gedauert. Nie würde es länger dauern. Doch Nagi war zufrieden. Mehr wollte er nicht und mehr konnte er auch nicht verlangen. Am Anfang war er immer aufgeregt gewesen, wenn er den Laut von Schuldigs Tritten auf dem Gang erkannt hatte, doch jetzt blieb er gelassen. Es geschah nicht neues mehr, wegen dem er hätte gespannt sein müssen, und doch genoss er alle Zeit, die er mit Schuldig verbringen konnte. Leise wurde die Türklinke heruntergedrückt und Nagis Gesicht erhellte sich schlagartig. Die Augen in freudiger Erwartung geschlossen, jeden Nerv bis zum Zerreißen gespannt wartete er auf die erste Berührung. Er wollte sich nicht umdrehen. Er wusste nicht warum, doch es war ihm zur Gewohnheit geworden, vor dem ersten Kontakt mit Schuldig ihn nicht anzuschauen. Fast ohne ihn nur zu streifen, legte der Rothaarige seine Arme von hinten um die schlanke Gestalt des kleinen Japaners. Ein Zittern fuhr durch Nagis Körper, er legte seinen Kopf tief in den Nacken und erblickte das kühle Gesicht Schuldigs. Kein Lächeln, keine Freude war darauf zu erkennen. Nur Gleichgültigkeit spiegelte sich auf seinem lieblosen Antlitz wider. Doch das war für Nagi ohne Interesse. Wichtig war nur, dass er endlich hier war, dass er seine Wärme fühlen konnte. *************************************** Du liegst still da, bewegst dich nicht Das Monster zerkratzt dir dein Gesicht Seine Finger sind lang und dünn Wehr' dich nicht, 's hat keinen Sinn Und es kichert wie verrückt Als es deinen Hals zudrückt *************************************** Schuldigs Hand glitt rasant tiefer. Nagi wollte ihn aufhalten, ihm sagen, dass es ihm zu schnell ging, dass er die Zeit mit ihm genießen wollte, doch kein Laut traute sich aus seiner Kehle. Keinen einzigen Kuss konnte Nagi Schuldig entlocken, denn die Berührungen, die Nagi jetzt noch spürte sollten nur Vorbereitung sein. Vorbereitung auf das, was noch kommen würde. Für das, was der Grund dafür war, dass sich beide sahen. Schuldig begehrte nur seinen Körper, seine Seele war ihm egal. Es war ihm egal, wie dreckig Nagi sich dabei fühlte, wie sehr er sich nach Zärtlichkeit und echter Zuneigung sehnte und wie sehr er ihn liebte... Quälend langsam knöpfte er Nagis Hemd auf, strich mit seinen Fingerspitzen sanft über die helle Haut, streifte mit seiner Zunge wie zufällig Nagis Brustwarzen und erfreute sich an der Welle aus Verlangen, die ihm entgegenschlug. In unsagbaren Sehnsucht warf Nagi seinen Kopf in den Nacken, schlang die Arme um Schuldig. Fast hätte er ihn geküsst, doch er wusste, dass er sich genau das nicht erlauben durfte, sonst würde er Schuldig nie wiedersehen... *************************************** Du schreist, doch du bist allein zu Haus Das Monster sticht dir die Augen aus Dann bist du still, und das ist gut Es beißt dir in den Hals und trinkt dein Blut Ohne Blut bist du bleich wie Kreide Dann frisst es deine Eingeweide *************************************** Heiße Körper bewegten sich gegeneinander. Nichts war mehr zwischen ihnen, außer der Spannung, die die brennende Luft zerteilte. Nagi konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, alles was er noch wusste war, dass er diesen Moment für immer festhalten wollte. Doch das konnte er nicht. Unerwartet hart packte Schuldig ihn und drehte ihn auf den Bauch, einen Moment verharrte er in dieser Lage, dann drang er in Nagi ein. Kein Schmerz durchzuckte Nagi mehr. Früher hatte er sich vor diesem Moment gefürchtet, gehofft, das die Pein bald nachlassen würde und so war es geschehen. Es war nicht so, dass Schuldig sanfter mit ihm umgegangen wäre, nein das war es ganz und gar nicht. Es war der Fluch, den man Gewohnheit nannte. Heute würde er den Schmerz genießen, denn er würde ihm zeigen, dass Schuldig ihn wahrnahm. Doch seine Stöße verletzten Nagi nicht mehr, brachten ihm nicht die gewünschten Leiden. Warum nur? Warum ignorierte Schuldig ihn bloß? War er denn nicht gut genug? Die Gewalt der Stöße nahm zu, ungehemmt rammte Schuldig seine Härte in den schmächtigen Körper des Jungens. Er nahm keine Rücksicht auf Nagi, das war diesem nur allzu oft klar geworden. Woher kam dann dieses Gefühl in ihm? Der Schweiß rann Schuldig über das gerötete Gesicht, sein lustvolles Keuchen wurde lauter, er bäumte sich auf, wie ein scheuendes Pferd.. Nagi spürte die heiße Lava tief in seinem Körper, dann brach Schuldig über ihm zusammen. Das orangerote Haar des Deutschen fiel in prächtigen Strömen über Nagis Schultern, dann rollte er sich von ihm herunter und ließ das Glücksgefühl in seinem Körper verlöschen. Es war vorbei, die kurze Zeit, die er so mit Schuldig verbringen konnte war vorbei und er konnte rein gar nichts dagegen machen. *************************************** Dein kleines Bettchen vom Blut ganz rot Die Sonne geht auf und du bist tot *************************************** Warme Sonnenstrahlen kitzelten Nagis Haut, so als wollten sie ihn aufwecken. Grummelnd drehte er sich auf die Seite und vergrub sein Gesicht in den Kissen, doch der bekannte Geruch ließ ihn aufschrecken. Es duftete unverkennbar nach Schuldig! Und der Duft schien noch frisch. Tief sog Nagi die Luft ein, der Geruch kitzelte sein Gehirn, ließ ein wundervolles Gefühl sich in ihm breitmachen. Denn, wenn seine Sinne ihm keinen Streich spielten, hieß das, dass Schuldig die Nacht in seinem Bett verbracht hatte. Ein zartes, fast zerbrechlich wirkendes Lächeln entfaltete sich auf Nagis Lippen. Er wusste nicht recht, was er jetzt fühlen sollte und das was an Empfindungen über ihn hereinbrach war so unterschiedlich, so gegensätzlich, dass er verstört die Hände über den Kopf hob, als wolle er sich vor seinen eigenen Gedanken schützen. *************************************** Schlaf mein Kindchen, schlaf' jetzt ein Am Himmel steh'n die Sternelein Schlaf mein Kleines, schlafe schnell Dein Bettchen ist ein Karussell *************************************** Wie benebelt ließ Nagi sich zurück in sein Bett sinken. Wie ein kleines Kind, das schlecht geträumt hat, schlang er die Arme um sein Kissen und drückte es fest an sich. Leise lachend wälzte er sich hin und her. Er kannte nicht die Gründe, die Schuldig dazu bewogen hatten in der Nacht bei ihm zu bleiben und er wollte sie auch gar nicht wirklich kennen. Das einzige, was ihn im Moment interessierte, waren seine eigenen Gefühle. Und die sagten ihm klar und deutlich, dass er total verwirrt war. Doch unter dem Chaos seiner Gedanken fand er etwas, das er eindeutig als Glück identifizieren konnte. Vorsichtig ließ er seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Zuerst blieb er an dem noch immer geöffneten Fenster hängen und durch das eine frische Brise hereinwehte. Auf dem Weg zum Bett lag das achtlos hingeworfene Hemd Schuldigs, das niemand aufgeräumt hatte, am Bettpfosten hing eine Boxer. Da zog ein neues Geräusch die Aufmerksamkeit des jungen Japaners auf sich. Es war nur leise, aber es fiel Nagi dennoch nicht schwer, es zu erkennen. Es war eindeutig das Geräusch von Schritten, die über den Teppich schlichen. *************************************** Schlaf mein Kindchen, schlaf jetzt ein Sonst kann das Monster nicht hinein *************************************** Plötzlich öffnete sich die Tür zu Nagis Zimmer und ein Kopf mit langen rot flammenden Haaren und smaragdgrünen Augen blickte grinsend in die Richtung Nagis. Die ausdruckslose Kälte war aus den wunderschönen Katzenaugen gewichen und an ihre Stelle war Sanftmut getreten, der so gar nicht zu Schuldig passen mochte, aber ihm dennoch nicht schlecht stand. "Ich hoffe, du hast gut geschlafen, Schatz", lispelte der Deutsche und purzelte tolpatschig in den hellen Raum hinein. Nagis Gesicht musste sehr dumm ausgesehen haben, wie er da in seinem Bett saß und Schuldig mit großen Kullerkeksaugen beäugte. Langsam faste er sich wieder. "Aa... Hab ich...." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)