Zerbrochene Freundschaft von -lyra- ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ich saß mit einigen Arbeitskollegin in einer Bar mit der ich früher immer mit dir war. Früher... Wie lang war dies nun schon her? Viel zu lange um es heute noch in Worte fassen zu können, denn ich wusste nicht einmal, welches Jahr wir schrieben, als ich dich das letzte Mal sah. Gedankenverloren blickte ich in mein Glas, dachte an die alten Zeiten und musste dabei lächeln. Damals hatte ich noch knall blaue Haare und mein Lippenpiercing. Sogar meine erste Tätowierung hatte ich schon und du? Du warst das schönste Mädchen an der Schule, von welchem wohl jeder Kerl träumte. Dünn, groß und deine schwarzen Haare reichten dir bis zu den Schultern. Nirgendwo konnte man bei dir einen Makel sehen. In meinen Augen warst du damals zumindest perfekt, auch wenn du selbst anderer Meinung warst. Einmal im Sommer fuhren wir durch die Stadt auf einem Fahrrad. Du hattest es dir auf meinem Gepäckträger bequem gemacht und dich mit mir über alle anderen lustig gemacht. Wir waren auf dem Weg zu dem Teich, wo wir meist Stunden verbrachten nur um zu reden. Doch dann, an diesem einen bestimmten Tag änderte sich alles schlagartig... „Ich habe mich verliebt!“, erzähltest du mir als du gerade von meinem Gepäckträger heruntersprangst freudestrahlend. Ich freute mich für dich, denn du hattest dich zuvor noch nie verliebt gehabt. Als ich das Rad zu Boden warf, sagtest du mir: „In Dylan!“ In diesem Moment zerbrach in mir meine kleine perfekte Welt. Du hattest es dir bereits auf der Wiese bequem gemacht den Rücke zu mir gekehrt. Ob du wohl wusstest wie ich mich in diesem Moment fühlte? Langsam setzte ich mich neben dich, mein Blick war gesenkt. „In Dylan? Wirklich?“, kam es aus meinem Mund während meine Gedanken irgendwo anders herumirrten. „Ja. Er ist wirklich ein netter Kerl, er macht mir immer wieder Komplimente wenn ich ihn sehe... Ich glaub er mag mich auch!“, hörte ich deine Stimme aus der Ferne. Ja, so war Dylan, zumindest dann, wenn er es auf jemanden abgesehen hatte und nun warst du die Arme. Es dauerte eine Weile bis ich wieder bei klarem Gedanken war und dann kam es: „Dir ist bewusst, was Dylan für n Kerl ist, oder, Kleines? Der sucht sich immer eine Dumme, die er dann ausnutzen kann... Vergiss den Kerl gleich wieder! Du hast 'nen Besseren als den Arsch verdient.“ Auch wenn ich dich in diesem Moment nicht ansah, wusste ich doch, was mir dein Blick sagte. „Blödsinn! Er meinte das wären nur Gerüchte! Ich geh jetzt nach Hause, es ist spät...“, sagtest du nur noch, du aufsprangst und wegliefst. Ich drehte meinen Kopf ein wenig zu dir um. Auch wenn ich dein Gesicht nicht sah, spürte ich es. Weintest du? Eigentlich war es noch gar nicht so spät, doch ich wusste, wie sehr dich meine Worte verletzten. Immerhin war ich doch deine beste Freundin und dies schon sehr lange Zeit. Es vergingen einige Wochen bis wir uns wieder sahen. Ich war fast täglich an unserem Platz und hatte gewartet, dass du kamst und nun war es endlich soweit. Meine Vermutung, dass du verheult herkommst, war falsch und das irritierte mich. Du lächeltest noch mehr als an dem Tag, wo du mir sagtest, dass du dich in IHN verliebt hattest. In den Player schlechthin, in den Typen, der einen schlechten Ruf bei Frauen hatte. „Wir sind jetzt zusammen!“, verkündetest du überglücklich. Ich zog eine Augenbraue hoch und schüttelte nur den Kopf. Wie lange es wohl dauern würde, bis du die Wahrheit realisieren würdest? Warst du wirklich so blind um das Offensichtliche nicht zu sehen? „Es gibt nur eine schlechte Nachricht...“, gabst du von dir. Sowohl deine Miene als auch deine Stimmlage veränderte sich merklich. „Dylan will nicht, dass ich länger mit dir Kontakt habe. Es ist heute also das letzte Mal das wir uns sehen werden...“ Mein Körper zitterte vor Wut und ich sprang auf. Was danach passierte, kann ich nicht sagen, weil ich es selbst nicht mehr weiß. Das einzige woran ich mich noch erinnern kann ist, dass ich alleine am Teich stand, die Hände zu Fäusten geballt und mir die Tränen über das Gesicht liefen. Du warst nicht mehr da, du warst womöglich bei ihm. Womöglich heultest du dich bei ihm aus und er spendete dir Trost nur um noch näher an dich ran zukommen. Wie töricht von dir. Es vergingen einige Monate bis es eines Tages bei mir an der Tür klopfte. Als ich die Tür öffnete, standest du vor mir mit zerzaustem Haare und Tränen in den Augen. „Er... Er...“, stottertest du. Mein Blick dir gegenüber war kalt, in das Haus wollte ich dich nicht lassen, denn dafür hatte ich keinen Grund, wir waren keine Freundinnen mehr. „Was 'er'?“ „Er hat mich nur verarscht... Er hat mich betrogen... Ausgenutzt...“, schluchztest du und mit meinen letzten Worten dir gegenüber schmiss ich die Tür zu: „Ich hatte dich gewarnt.“ Auch wenn wir damals beste Freundinnen waren, hätte ich dir wohl nie erzählt, dass ich selbst mal auf seine Masche reingefallen war, dies war einige Zeit bevor du in meine Gegend zogst. Denn hätte ich es dir erzählt, hättest du es mir bestimmt nicht geglaubt damals. Ich blickte von meinem Glas hoch zu meinen Arbeitskollegen und stieß mit ihnen an. Plötzlich tupfte mich jemand auf die Schulter und als ich mich umdrehte, sah ich dich. Kurzerhand entschuldigte ich mich bei meinen Kollegen für eine Weile damit ich mit dir reden konnte. Wir gingen rüber zur Bar. „Es ist viel Zeit vergangen.“, sagte ich kalt während ich mir noch etwas bestellte. „Zu viel... Können wir vielleicht so tun, als wäre all die Zeit nie vergangen und dort wieder anfangen, wo alles aufgehört hat?“, fragtest du hoffnungsvoll. Ich betrachtete dich kurz aus den Augenwinkeln heraus, sah wieder den Barkeeper an und rief ihm zu: „He, Jack! Ich glaub die Kleine hier, will was von dir. Wie wär's? N schneller Quickie draußen.“ Er warf uns beiden ein schiefes Lächeln zu. „Sonst noch wünsche?“ Dann sah ich dich an: „Da hast du deine Antwort.“ Ich nahm mein Getränk und ging zurück meinen Kollegen um mit ihnen weiter zu feiern. Dies war der letzte Tag an dem ich dich sah. Denn ein zerbrochenes Glas kann durch eine Entschuldigung nicht repariert werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)