Servant Girl von Anemia ([Murderdolls-FF]) ================================================================================ Kapitel 1: Obscure Girl ----------------------- 1. Kapitel - Obscure Girl     Ich konnte nicht behaupten, dass ich keine Ahnung hatte von dem, was auf mich zukommen sollte. Zumindest im Ansatz war ich ohnehin derjenige, der die Hauptschuld an den Geschehnissen trug, und mittlerweile war ich sogar so weit, mir dies einzugestehen. Anfangs hatte ich noch versucht, ihn dafür verantwortlich zu machen, ihn und sein ganzes Erscheinungsbild, seine Art und seine für mich so ungewöhnliche und gerade deshalb so reizvolle Persönlichkeit. Ein andermal hatte ich meiner Freundin die Schuld in die Schuhe geschoben, denn wenn eine Beziehung in Turbulenzen geriet, wenn die Liebe nicht mehr blühen und gedeihen mochte, dann war bekanntlich nicht nur eine Person samt ihrer Gefühle Ursache sowie Grund dafür.   Vielleicht stimmte es auch. Vielleicht war Roxanne nicht die richtige Partnerin für mich. Womöglich wollte mir dies mein Unterbewusstsein bereits mitteilen, als ich mich in einer freien Minute mit meinem Laptop auf die Couch setzte und die Seite dieser neuen Agentur aufrief, die versprach, jede Wohnungsreinigung zu einem ganz besonderen Erlebnis zu machen. Seit einiger Zeit schauten wir - Roxanne und ich - uns nach einer Hilfe für unseren Haushalt um. Seitdem wir gemeinsam in ihrer Wohnung lebten, hatte unser straffer Terminplan es schlichtweg nicht mehr ermöglicht, für glänzende Sauberkeit zu sorgen. In einigen Ecken hatte ich erst neulich die weißen Flusen entdeckt, die Spinnen zu mehr oder minder beeindruckenden Kunstwerken sponnen, und im Badezimmer sammelten sich die Seifenreste in Dusche und Waschbecken. Von den Kalkablagerungen und der zentimeterhohen Staubschicht auf den Wohnzimmerschränken fing ich am besten gar nicht mehr an. Das Ende vom Lied war, dass wir bereits zu husten begannen, wann immer wir nur den Flur betraten und uns dann schnell in das Schlafzimmer verzogen, denn dies war der einzige Raum, den Roxanne nach ihrer Arbeit einigermaßen sauber hielt. Mehr war ihr auch nicht zuzutrauen, hielt sie sich doch von früh bis spät im Büro auf, das sah selbst ich ein, aber auch meiner eins hatte andere Dinge zu tun, als sich um die Dreckecken unserer Wohnung zu kümmern. Schließlich befand ich mich die Hälfte des Jahres auf Tournee, nahm eine Platte auf oder tüftelte neue Songideen aus. Demzufolge lag es mir fern, das Dienstmädchen zu spielen, zudem ich immer behauptete, nicht für das Putzen geboren zu sein. Eine dumme Ausrede, ich weiß, aber Ausreden waren nun mal meine Spezialität.   Ich weiß nicht mehr, wer mich überhaupt über diese doch recht zwielichtige Agentur informiert hatte, deren Internetseite ich gerade lud und die mich schon kurz darauf mit ihrem freundlichen Slogan begrüßte, in welchen man so einige Dinge hineininterpretieren konnte. Womöglich hatte ich ihre Werbeanzeige sogar auf einer Pornoseite entdeckt, wie ich vermutete, als ich mich durch diverse Links klickte und mir aus so ziemlich jeder Ecke hübsche Mädels mit Staubwedel in der Hand und mit den typischen Zimmermädchenoutfits bekleidet ein kokettes Lächeln schenkten. Ich entdeckte Blondinen, Schwarzhaarige, ja sogar Asiatinnen, ob deren Anblick ich mitbekam, wie selbst meine Mundwinkel zu zucken begannen. Wer träumte auch nicht von einer mandeläugigen Schönheit, besonders dann, wenn man wusste, dass diese als besonders treu und aufopferungsvoll galten? Ich lebte eben am liebsten meine dominante Seite, und leider wies mich Roxanne viel zu oft in die Schranken, wann immer ich wieder den Macho heraushängen ließ. Ja, womöglich konnte man mich Arschloch nennen, aber so war es eben. So war ich und so musste man mit mir klarkommen.   "Wir machen jede Wohnungsreinigung zu einem besonderen Erlebnis!" Um ehrlich zu sein traute ich dem Frieden zunächst nicht, klang dieses Angebot doch ziemlich nach der schönsten Nebensache der Welt, und ich ahnte, dass Roxanne nicht sonderlich begeistert sein dürfte, wenn vor ihrer Wohnung plötzlich eine Nutte aufkreuzte. Einen schiefhängenden Haussegen wollte ich nicht unbedingt provozieren, jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt, und doch konnte ich nicht aufhören, über diese ominöse Agentur nachzudenken. Über einige Tage hinweg rief ich immer wieder ihre Seite auf, las ihre Geschäftsbedingungen und die Aufgabenbereiche der Mädels, nur um jedes Mal zu dem Schluss zu kommen, dass das alles eigentlich ganz ordentlich klang. Weniger nach perfiden Rollenspielchen, sondern tatsächlich nach Haushaltshilfe, die lediglich ein optisches Bonbon darstellen sollte. Ich wusste, dass ich mich zunächst mit Roxanne hätte beraten sollen, doch irgendetwas sagte mir, es nicht zu tun und das Experiment einfach zu wagen, ohne ihre Zustimmung einzuholen. Denn im Grunde erwartete ich nicht sonderlich viel von der Dame, die da in nächster Zeit unsere Wohnung in Schuss halten sollte, war der Service trotz der vielen Versprechen doch vergleichsweise kostengünstig und in Kombination mit den Outfits klang das Ganze dann doch mehr nach Spielerei gepaart mit anzüglichem Gepose und zweideutigen Witzen als nach einer ernsthaften Arbeitskraft. Doch ich wollte es darauf ankommen lassen, sagte ich mir. Feuern würden wir das Mädchen immer noch können, wenn es nicht mehr konnte als mit dem Arsch zu wackeln. Aber ich hatte da eine bedeutende Sache außer Acht gelassen. Was, wenn das Mädchen Putzen tatsächlich erotisch machen, dabei aber ebenso effektiv wie einwandfrei unsere Wohnung reinigen würde? Und was, wenn ich die Madame schon wegen ersterem Punkt nicht mehr missen wollen würde? Was, wenn das, was als Experiment angedacht war, komplett aus dem Ruder laufen würde, weil auch ich nur ein Mann war, der sich irgendwann nicht mehr zurückhalten können würde?   All diese Fragen hatte ich mir vorab nicht gestellt.   Und so nahmen die Dinge ihren Lauf, beginnend in jenem Moment, als die Klingel betätigt wurde und ich - gerade frisch geduscht aus dem Badezimmer kommend - an die Tür eilte, damit Roxanne nicht von ihrer wichtigen Rechnung aufsehen musste, die sie in ihrem Arbeitszimmer tätigte. Ein paar Tage waren ins Land gezogen, seitdem ich das Dienstmädchen angeheuert hatte, und seitdem hatte ich kaum noch einen Gedanken daran verschwendet. Erst jetzt, als ich den Türöffner betätigte, fiel es mir wieder wie Schuppen von den Augen. Heute war Mittwoch, Mittwoch, der Dreizehnte, und dies stellte das Datum dar, für welches sich das Mädchen angekündigt hatte. Ich wusste nicht, wie sie aussehen würde, denn man hatte sich keine Bestimmte vorab aussuchen können (was gegen ein zwielichtiges Gewerbe sprach), aber es genügte mir, zu wissen, wie ich aussah, und dass mir nichts anderes übrig blieb, als unsere neue Arbeitskraft nur mit einem Handtuch bekleidet zu begrüßen. Doch ich war mir sicher, dass sie den Anblick meines bloßen Oberkörpers und meines ungeschminkten Gesichtes schon ertragen würde. Denn mich konnte man ja nun wirklich nicht als unattraktiv bezeichnen. Allerdings schien das die Person, deren Schritte ich gerade im Treppenhaus vernahm, ein wenig anders zu sehen, ihrem schockierten Blick und ihrem Innehalten ein paar Stufen vor dem Ziel nach zu urteilen. Jedoch beruhte dieses Empfinden ganz klar auf Gegenseitigkeit. Denn die Person war nicht die erwartete Haushaltshilfe, die schließlich zögerlich näher kam, nachdem sie sich etwas gefasst hatte. Sie war weder weiblich, noch ein Postbote oder einer meiner Kumpels. Blieb also nur noch die Möglichkeit, dass Roxanne Herrenbesuch erwartete...richtig?   Falsch. Ganz falsch. "Hey", grüßte der Unbekannte mich betont locker, doch an seiner Körperhaltung und seinem prüfenden Blick erkannte ich, dass er innen drin alles andere als entspannt war. Als er mir seine Hand reichte, gab ich sie ihm. Ihn dabei ebenso skeptisch musternd wie er mich. "Kennen wir uns?", waren die ersten Worte, die mir mit zusammengekniffenen Augenbrauen entkamen, während ich den Kerl eingehend musterte und mir seine Besonderheiten ins Auge stachen. So stellte ich fest, dass er ziemlich klein war, vielleicht sogar einen ganzen Kopf kleiner als ich. Dafür trug er allerdings seine Haare länger als meiner eins, hatte sich die Augen dezent mit Kajal umrandet und außerdem schien er einen Meisterbrief im finsteren Dreinschauen ausgehändigt bekommen zu haben. Wahrscheinlich aber war es vonnöten, kalt und unnahbar zu wirken, wenn man als Mann so verdammt klein war. Selbst Roxanne hätte ihn überragt.   "Heute ist mein erster Arbeitstag bei Ihnen", bekam ich schließlich meine Erklärung, die der junge Typ jedoch recht unsicher hervorbrachte. Ob ihn meine Blöße derart einzuschüchtern wusste? Eigentlich wirkte er nicht unbedingt so, als wäre er einer dieser verdammt prüden Amis. Prüde Amis trugen für gewöhnlich keine langen Haare und schon gar keine Schminke. "Erster Arbeitstag?" Ich war prompt wie vor den Kopf gestoßen und kratzte mir nervös den Kopf. "Aber ich habe doch...ich hab doch ein Dienstmädchen geordert, und nicht..." Der Kerl wirkte sichtlich verlegen. "Also hat Sie mein Chef nicht informiert. Sie haben eine Frau erwartet. Okay, tut mir Leid, aber Sie werden wohl mit mir vorlieb nehmen müssen." Ich hatte ganz vergessen, dass ich noch immer halbnackt im Türrahmen stand. Irgendwie hatte mich diese unerwartete Wendung so durcheinandergebracht, dass ich noch nicht einmal großartig verwundert reagieren konnte. "Schon gut", sagte ich deswegen, woraufhin der Fremde den Kopf hob und mich anschaute, als würde er nur mit Blicken 'Oh, ich darf wirklich bleiben?' fragen. "Es stand eben nirgends, das die Agentur nicht nur weibliche Frauen anbietet, sondern auch...ähm..." Nun gut, zugegeben, das alles hatte mich derart aus dem Konzept gebracht, dass ich nur noch unwillkürliche Scheiße laberte. Zum Glück war die Stimmung zwischen uns dermaßen gespannt, dass mein Gegenüber gar nicht erst auf mein Gesagtes einging, sondern nur weiterhin stumm vor mir verharrte, bis ich ihn hereinbat. Somit standen wir im Flur, erneut in unser unbehagliches Schweigen gehüllt. Noch während ich tief durchatmete und angestrengt darüber grübelte, was ich nun sagen sollte, murmelte mir der andere bereits mit seiner relativ tiefen Stimme eine Frage entgegen.   "Wo kann ich mich umziehen?" Ich hakte gar nicht erst nach, wieso er sich umziehen wollte. Das Ganze wirkte so irreal, dass ich dem Typen zugleich irgendeine spontane Antwort lieferte. "Ähm...neben dem Arbeitszimmer, also gleich hier links, ist das Gästezimmer. Wir treffen uns...dann im Wohnzimmer. Das ist gegenüber." Ich erhielt ein nüchternes Nicken, dann verzog sich der Kerl ohne ein weiteres Wort und ließ mich allein und verdattert im Flur stehen. Doch mir blieb nicht viel Zeit, um meine Gedanken zu sortieren, denn bereits wenige Sekunden später stürmte Roxanne auf mich zu, mit aufgebrachtem Gesichtsausdruck und ebenso aufgebrachter Stimme. "Wer ist das?", wollte sie vollkommen berechtigt von mir wissen und deutete mit dem Daumen hinter sich. "Du hast mir gar nicht gesagt, dass heute einer deiner Kumpels das Gästezimmer-" Okay, die Stunde der Wahrheit hatte geschlagen. "Nein, nein, das ist kein Kumpel", erklärte ich ihr, wobei sie mich ohne mit der Wimper zu zucken musterte. "Ich habe vor ein paar Tagen eine Haushaltshilfe für uns eingestellt, weil wir doch immer keine Zeit haben, um die Wohnung in Schuss zu halten. Ja, und das ist sie eben. Besser gesagt, er." Roxanne wirkte weder sonderlich angetan noch sonderlich entrüstet. Noch. Als unsere neue Arbeitskraft nämlich wenig später im Türrahmen erschien, glaubte ich, dass meiner Freundin prompt die Augäpfel herausfielen. Und auch ich konnte nicht von mir behaupten, dass ich nicht überrascht, ja sogar ein bisschen verstört reagierte.   "Oh. Ähm...", bekam ich nur wenig klug heraus, während meine Blicke an dem Typen hinabwanderten. Sein düsterer Blick war wohl das Einzige, was er beibehalten hatte, ansonsten schien er sich einer Wandlung um hundertachtzig Grad unterzogen zu haben. Seine langen, schwarzen Haare hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengenommen, doch das wahre Spektakel begann erst ein paar Stockwerke tiefer. Denn wie ich feststellen musste, trug der Kerl doch tatsächlich jenes Kleid, welches die Uniform der Agentur darstellte! Und das, obwohl er ganz offensichtlich kein Mädchen war! "Oh mon dieu!", stieß Roxanne aus und offenbarte somit ihre französischen Wurzeln, während ich aufgrund meines längst nicht so abenteuerlichen Hintergrundes auf ein paar weniger feine Worte zurückgriff. "What the fuck?!" Dass dem Kerl die ganze Situation peinlich war, konnte er nicht verbergen. Beinahe hätte mir mein rüder Fluch Leid getan, aber wie gesagt nur beinahe, denn ich liebte es über alle Maßen, das böse F-Wort zu benutzen. Deswegen tat ich es auch exzessiv, und meine Mitmenschen durften sich davon nicht stören lassen. Allerdings brachte uns mein What-the-fuck auch nicht weiter, also straffte ich meine Schultern, nachdem ich dieses Kuriosum, das der Typ in diesem Zimmermädchenoutfit darstellte, zur Genüge begutachtet hatte und erhob meine Stimme, bereits weniger schockiert. "Gut, wollen wir dann mal einen kleinen Rundgang unternehmen? Wir müssen schließlich noch einiges besprechen..." Als ich mich in Bewegung setzte, stand Roxanne noch immer wie angewurzelt im Flur. Ich warf ihr einen gleichgültigen Blick zu, ehe ich den Kerl sprichwörtlich an die Hand nahm und ihn zunächst ins Schlafzimmer geleitete, wo ich mir zunächst ein paar Klamotten überzog. Während ich mein Handtuch unbedacht auf den Boden warf und ich einen Scheiß darauf gab, ob er meinen nackten Arsch sehen konnte, begab ich mich prompt auf die Suche nach dem Gesprächsfaden.   "Wie ist überhaupt dein Name?" "Joey. Joey Jordison." Anhand seiner Stimme konnte ich erkennen, dass er mir wohl nicht beim Anziehen zuschaute, sondern die Wand begutachtete. "'kay", sagte ich und zog mir meine Unterhose über, damit wir endlich vernünftig reden konnten. Falls das überhaupt möglich war, wie ich mutmaßte, als ich ihn mir einmal mehr betrachtete. Es war nicht so, als hätte dieses Kleid, welches aus schwarzem Satin gefertigt und von weißer Spitze über und über umsäumt war, lächerlich an ihm wirkte, nein, ganz und gar nicht. Auf eine sehr groteske Weise stand es ihm sogar. Man konnte nicht sagen, dass es ihn feminin machte, nein, man erkannte noch immer deutlich, dass Joey männlichen Geschlechtes war, und dennoch wohnte dieser Kostümierung ein gewisser Reiz inne.   Joey machte nun, da ich keine doofen Kommentare mehr über sein Outfit machte und auch keine Fragen mehr stellte, einen wesentlich entspannteren Eindruck. Und nur so konnte sich ein Gespräch zwischen uns entwickeln. "Und Sie sind Joseph Poole, ja?" "Ja, ja, das stimmt", bestätigte ich, grinste im selben Zug allerdings schmerzlich. "Aber ich hasse diesen Namen. Nenn mich bitte Wednesday, oder kurz Wed. Das ist mir lieber. Ach so, und ich finde, wir sollten uns duzen. Ich hasse es ebenso, wenn man mich siezt." "Geht klar", nickte Joey und versuchte sich sogar an so etwas wie einem milden Lächeln, doch es verschwand sehr schnell wieder, als er sich suchend im Raum umblickte. "Ja, es ist schmutzig", beantwortete ich seine stumme Frage. "Du kannst dann auch gleich loslegen, du scheinst ja richtig darauf zu brennen, endlich zu putzen. Krass für einen Typen." Joey lächelte wieder, jedoch konnte ich dieses Mal nicht sagen, ob er es tat, weil er sich verspottet fühlte oder weil er mir freundlich gesonnen war und mir zustimmte. "Aber eine Sache hätte ich schon ganz gerne gewusst", fuhr ich fort, ließ mich auf das Bett sinken und stützte mich lässig auf die Unterarme. "Wieso arbeitest du in so einem verdammten Weiberjob? Wie kommt man da überhaupt drauf?" "Na ja." Joey zuckte die Schultern. "Ich brauchte dringend Geld, und einen ordentlichen Job zu bekommen ist schwer..." "Du hättest doch aber hundertprozentig auch mit anderen Dingen gut Geld machen können." Joeys Augen musterten fragend mein keckes Grinsen, während ich seine Gestalt erneut von oben bis unten betrachtete. Seine weißen Strumpfhosen und die eleganten, schwarzen Damenschuhe, von denen ich nicht wusste, wie man sie nannte, waren mir bisher noch gar nicht aufgefallen. Außerdem besaß Joey wirklich ein schönes Gesicht, das musste selbst ich als heterosexueller Typ zugeben. Besonders sein Halbprofil hatte so etwas Harmonisches, und wenn er dann die Lippen einen Spalt weit öffnete, während er nachdachte oder verwirrt war... "Mit Sex zum Beispiel." "Sex." Unüberhörbare Skepsis. "Ja", bestätigte ich deswegen ganz gelassen, so, als würde ich über eine Banalität wie das Wetter reden. "Du traust dich in Frauenkleider, dafür gibt es doch haufenweise Liebhaber...und hey, ich meine, so wie du aussiehst..." Joey schwieg eisern, doch ich erwartete auch gar keine Erwiderung seinerseits, sondern erzählte fröhlich einen Schwank aus meiner Jugend. "Ich trug ja früher selbst mal Frauenkleider, aber ich sah damit wesentlich bescheuerter aus als du. Mir hat das nicht gestanden. Aber du siehst so aus, wie der fleischgewordene Traum, den solche travestievernarrten Typen haben. Nicht zu weiblich, ich glaube, das mögen die nicht. Man sieht, dass da ein Schwanz unter dem Kostümchen steckt. Und das", ich zwinkerte ihm zu, "macht den Reiz aus." Ich hatte geendet und erhob mich, ignorierend, dass Joey nun mich betrachtete wie einen Außerirdischen und nicht mehr ich ihn. "So, und nun hast du mich kennengelernt, nun können wir zum Wesentlichen übergehen. Komm, ich zeig dir gleich mal die größte Schmutzecke. Du als Reinlichkeitsfanatiker wirst kotzen..."     Im Großen und Ganzen verlief der erste Tag unerwartet positiv. Joey folgte mir brav durch das ganze Haus und erledigte anschließend bereits ein paar Arbeiten, und das zu meiner Überraschung wesentlich besser als Roxanne. Es machte sich eben doch bezahlt, einen Professionellen im Haus zu haben. Und deswegen sparte ich auch nicht mit Komplimenten, als der Feierabend näher rückte.   "Du kannst für heute Schluss machen." Joey wischte gerade auf den Boden kniend das Bad und es dauerte eine Weile, ehe er zu mir aufschaute und sich dann erhob. "Okay, ich geh mich dann mal umziehen..." "Nicht so eilig." Ich berührte ihn bestimmt am Oberarm, spürte aber sofort, dass ich das besser hätte gelassen. Warum, das konnte ich nicht einmal selbst sagen; Joey hatte mir weder einen grimmigen Blick zugeworfen noch ein eindeutiges Signal gegeben, dass ich ihn nicht hätte berühren sollen. Es fühlte sich schlicht und ergreifend falsch an. Nicht so, als wenn man einem Freund im Scherz die Schulter tätschelte. Aber wir waren ja auch keine Freunde. Genau genommen war ich sein Chef, und er war mein Untergebener. Vielleicht war es deshalb so seltsam. Weil wir uns noch so fremd waren. Ja, das musste es gewesen sein.   Ich zog also meinen Arm wieder zurück, allerdings nicht zu abrupt, Joey sollte nicht bemerken, dass mir die Berührung wider Erwarten Unbehagen bereitet hatte. "Du hast die Probezeit bestanden", eröffnete ich ihm noch einmal eindrücklich, obwohl er dies sicher aus meinen vorangegangenen Worten herausgelesen hatte. "Es wäre schön, wenn du morgen wieder um dieselbe Zeit hier sein könntest." Unter Joeys abwartenden Blicken griff ich in meine Hosentasche und holte das heraus, was ich unserem Angestellten mitgeben wollte. "Da Roxanne und ich morgen wahrscheinlich den ganzen Tag arbeiten werden, wäre es sinnvoll, wenn du einen Schlüssel bekommst." Bestimmt überreichte ich Joey das gute Stück, und er nahm es ohne zu Zucken an. "Ich denke mal, dass wir dir so weit vertrauen können", fuhr ich fort, ein schelmisches Grinsen umspielte meine Lippen. "Enttäusche uns nicht. Denn wenn du klaust, dann muss ich dir leider dein hübsches Gesichtchen zerkratzen. Merk dir das." Selbst diese Drohung schien Joey nicht aus der Ruhe zu bringen. Genauso wenig wie das 'hübsche Gesichtchen', welches dafür mich umso mehr irritierte. Einmal mehr nahm ich wahr, dass Joey keiner meiner Kumpels war. Mit ihm, das fühlte sich vollkommen anders an, wesentlich distanzierter und dann auch wieder nicht. Als würden wir uns schon lange kennen, denn ich hatte keinerlei Skrupel, ihn mit meinen doch manchmal recht versauten Witzen aufzuziehen. Womöglich lag das aber auch seiner noch sehr ruhigen Art zugrunde. Joey schien einer zu sein, mit dem man alles machen konnte, so glaubte ich. Und wahrscheinlich war es unter anderem auch das, was mich auf ganz eigenartige Weise an ihm faszinierte.   "Du kannst während unserer Abwesenheit auch die Dusche benutzen, wenn du magst. Ach, und wenn du für einen vollen Kühlschrank sorgst, dann darfst du auch gerne nur für dich kochen." Wieder schmunzelte ich, während Joey kaum eine Miene verzog. Ob er sich noch immer davor fürchtete, ich könnte ihn insgeheim für sein Outfit verlachen? "Es wäre aber auch sehr schön, wenn du etwas für uns kochen könntest. Ich hoffe, du bist gut darin." "Klar, das hat man mir während der Ausbildung beigebracht", versicherte mir Joey. Ich nickte. "Okay. Dann sehen wir uns morgen." Auch Joey nickte, und einmal mehr musste ich feststellen, dass seine Art überhaupt nicht zu seinem damenhaften Aufzug passte. Charakterlich, da schien er ganz Mann zu sein, wenig gesprächig und nicht sonderlich offen mit seinen Emotionen. Meine Blicke streiften noch einmal über ihn, als er sich an mir vorbeischob, um das Bad zu verlassen. Aus seinem Zopf hatte sich eine Strähne gelöst, die ihm an seiner verschwitzten Schläfe klebte.     *   Ich musste gar nicht erst abwarten, bis Roxanne den Mund aufmachte. Sie saß im Wohnzimmer, und anhand des Grabesblickes, den sie mir über ihre Klatschzeitschrift hinweg zuwarf, konnte ich ausmachen, dass es da etwas gab, das ihr ganz und gar nicht behagte. Und ich meinte auch beurteilen zu können, wie die Laus aussah, die ihr über die Leber gelaufen war. "Ja, ja, es tut mir leid, dass ich Joey ganz alleine, hinter deinem Rücken, eingestellt habe", ging ich direkt zum Brennpunkt über und gesellte mich entschuldigend zu ihr auf die Couch. Roxanne allerdings tat so, als wäre ich gar nicht anwesend und starrte anstelle verbissen in ihr Heft. "Joey?" Neugierig war sie trotzdem. Vielleicht konnte man dies als gutes Zeichen verbuchen. Vielleicht auch nicht. "Ja, die kleine Transe heißt Joey. Und Joey putzt besser als du, und dabei trägt er noch hohe Schuhe!", versuchte ich mich an einem Witz, doch meiner Freundin schien das Lachen im Hals stecken geblieben zu sein. Mir allerdings auch, denn ich sinnierte gerade darüber, dass Joey ein hübscher, klangvoller Name war, der irgendwie zu dem Kleinen passte. Doch ich schob diesen Gedanken schnell beiseite und ging auf Versöhnungskurs. Bedeutete: Bemitleidenswerter Gesichtsausdruck, Kosenamen und bettelnde Stimme. Leider stand mir diese Rolle nicht sonderlich gut. Aber manchmal war es schlicht und ergreifend besser, sich lächerlich zu machen, als den halb verkohlten Braten im Ofen zu lassen, so mein Leitsatz.   "Och komm, Roxie, ich habe es doch nur gut gemeint." Mein Kinn schmiegte sich auf ihre Schulter, was es mir ermöglichte, einen Blick auf Kim Kardashians großen Arsch zu werfen. "Ja, ich hätte dir vorher davon erzählen sollen, dass ich jemanden eingestellt habe, aber es sollte eben eine Überraschung werden." "Darum geht es doch gar nicht", meinte Roxie bitter; meine Tour schien bisher nicht erfolgreich verlaufen zu sein. Wie immer. Und das lag nur daran, dass ich einfach nicht dazu geboren war, süß zu sein. Ich war gutaussehend, aber nicht süß. Nicht jeder vermochte diese beiden Facetten so bravourös in sich zu vereinen wie Joey. Joey hätte Roxanne sicherlich in Nullkommanichts weichgekocht, selbst mit seinem etwas böse angehauchten Blick. Doch ich war nun mal nicht Joey, und eigentlich wollte ich auch gar nicht er sein, denn es wäre mir dezent auf den Sack gegangen, ständig im Kleidchen den Staubwedel zu schwingen. Ich blieb lieber ich, auch wenn es in manchen Situation äußerst unvorteilhaft anmutete, ich zu sein.   "Ich finde deine Idee gut", fuhr Roxie fort und atmete tief durch, so, als würde sie sich auf einen großen Kampf vorbereiten. "Ich finde es nur nicht so gut, wen du angeheuert hast." Endlich warf sie mir einen Blick zu, mir, der noch immer an ihrer Schulter klebte und sich an einem Schmollmund versuchte. Selbst Kim lachte mein Gesicht aus. Und anhand von Roxannes Gesichtsausdruck konnte ich ablesen, dass auch sie mir nicht so recht zugeneigt war im Moment. Zusammengepresste Lippen trafen auf zusammengezogene Augenbrauen. Ich hasste diese tiefe Falte, die sich dann auf ihrer Stirn bildete. Wahrscheinlich, weil ich sie mit Ärger in Verbindung brachte. "Ich meine...wieso suchst du dir eine Firma aus, die männliche Dienstmädchen in Frauenkleidung anbietet?" "Aber...ich hab doch gar nicht-" Roxanne machte gnadenlos weiter. Da konnte selbst ich nicht dagegen anstinken. "Deinen entsetzten Blick vorhin, als dieser Jordan oder wie der heißt vor uns stand, hättest du dir übrigens sparen können." Sie wendete sich ab und starrte an die Wand. "Gibs zu, du hast den nur angestellt, weil dich das geil macht. Ohne Grund macht man so was nicht." Nun wurde ich aber zunehmend wütend. Die Kuscheltour hatte sie sich nicht verdient, außerdem zog sie sowieso nicht. "Hör mir mal bitte zu", setzte ich so ruhig wie möglich an, doch ich spürte ganz genau, dass in meinem Körper ein Sturm, ja vielleicht sogar ein Orkan tobte. "Ja, ich gebe zu, ich wusste von den Kostümen, und ich fand das eigentlich ganz witzig-" "Ganz witzig", schnaubte Roxanne giftig. Stocksteif verharrte sie vor dem Balkonfenster, während ich immer verzweifelter nach Beherrschung rang. Der Groll saß schwer in meinem Magen, und es fehlte nicht mehr viel, bis ich...bis ich... "Ja, ich fand das ganz witzig", bestätigte ich in der Inbrunst der Überzeugung. In dem Moment hatte ich selbst ganz vergessen, dass ich ein bisschen log. "Aber ich hatte keine Ahnung, dass die mir einen Kerl schicken!" "Als ob es das besser machen würde." "Ja, das tut es!", donnerte ich weiter, gar nicht bemerkend, dass ich mich längst erhoben hatte. "Ich stehe nämlich nicht auf Typen, und du solltest das eigentlich am besten wissen! Hab ich je irgendwelche Andeutungen gemacht, dass ich mich für Männer interessieren würde?" Roxanne schwieg eisig. Und meine Wut wurde vielleicht nicht kleiner, aber doch wesentlich erträglicher, denn ich hatte im Grunde überhaupt keinen Bock, mich nun auch noch wegen Joey mit meiner Freundin zu streiten. Insgeheim wusste ich allerdings, dass ich einen kleinen Fehler gemacht hatte. Doch dies zugeben? Never! Schließlich hatte ich tatsächlich zu keiner Sekunde vorgehabt, der Haushaltshilfe unter das Röckchen zu gehen, nur weil es ein albernes Kostümchen trug. So billig war noch nicht einmal ich. Zumindest redete ich mir das ein. Die Realität sah nämlich tatsächlich ein wenig trauriger aus.   "Komm, lass uns nicht mehr streiten." Und doch fuhr ich wieder die Kuscheltour. Aber einer musste schließlich klein bei geben, und für gewöhnlich war ich das. Das tagelange Schmollen, das ganz zu Anfang unserer Beziehung einmal geherrscht hatte, hatte mich noch wesentlich mehr aufgebracht als Roxanne um des lieben Friedens Willen Recht zu geben. So stand ich also hinter ihr und massierte ihre Oberarme, bis sie es sich überlegt zu haben schien und sich zu mir umdrehte. Anhand ihres viel weicheren Gesichtsausdrucks erkannte ich, dass nun alles wieder gut werden würde. "Ich lieb dich doch", flüsterte ich und zog sie in meine Arme, und als sie den Kopf gegen meine Brust lehnte wirkte sie wieder so schwach und zerbrechlich, dass der kleine, stille Joey mit seinem adretten Kleidchen ganz weit in den Hintergrund meiner Gedanken rückte. Klar, sein Outfit stand ihm wirklich gut, aber das würde noch lange kein Grund für mich sein, komplett auszuflippen, niemals. Zudem ich nichts, aber auch gar nichts, mit Schwänzen anzufangen wusste.   So die Theorie. Die Praxis sollte allerdings ein wenig anders ausschauen. Zumal es der kleine, stille Joey faustdick hinter den Ohren zu haben schien...   Kapitel 2: Naughty Girl ----------------------- 2. Kapitel - Naughty Girl     Nach einigem Hin und Her hatte Roxanne tatsächlich zugestimmt, Joey eine Chance zu geben und ihn nicht von vornherein nur nach seinem Äußeren zu beurteilen. Ich wusste, dass er sie vollständig von sich überzeugen würde, wenn sie erst einmal gesehen hatte, wie perfekt er unseren Haushalt schmiss. Doch am nächsten Tag würde sich dazu noch keine Gelegenheit bieten. Wir beide hatten einige Termine abzuarbeiten und keiner von uns würde vor Mitternacht zu Hause sein. Praktisch also, dass Joey einen Schlüssel besaß und während unserer Abwesenheit für Sauberkeit und Ordnung sorgen konnte. Doch gleichzeitig sorgte er noch für etwas anderes. Für etwas, das mir ein paar wirre Gedanken und ein paar noch verworrenere Träume bescheren sollte.   Als ich wie erwartet spät nachts die Wohnung aufschloss und erkennen musste, dass meine Freundin noch nicht heimgekehrt war, stellte sich bei mir schon so etwas wie Mitleid ein. Eine Frau sollte nicht so viel arbeiten müssen, so meine Meinung, aber ich verdiente mit meiner Musik noch längst nicht genug, um uns beide davon ernähren zu können, stand ich doch noch ganz am Anfang meiner Karriere. Allerdings wirkte sich Roxannes Arbeitsleben nicht gerade positiv auf unsere junge Liebe aus. Meist kam sie müde und abgeschlagen nach Hause und wollte sich nur noch ins Bett fallen lassen, und das konnte ich auch nachvollziehen. Aber das änderte nichts daran, dass ich dann einsam auf der Couch saß, allein gelassen mit meinen Bedürfnissen, die ich mit Pornos und meiner Hand zu befriedigen versuchte. Und das war natürlich nicht das Wahre. Heute würde es allerdings auch nicht anders werden, dachte ich wehmütig und begab mich resigniert ins Badezimmer, denn wenn ich schon keinen Sex bekam, dann wollte ich mir wenigstens eine heiße Dusche gönnen, um anschließend ohne Sorgen auf dem Herzen einschlafen zu können.   Joey hatte wie bereits am Vortag ganze Arbeit geleistet, wie mir klar wurde, als ich das schön aufgeräumte Badezimmer begutachtete. Alles stand akkurat an seinem Platz, und im Spiegel konnte man sich sogar wieder sehen! Ein klein wenig erschrak ich ob meines Abbildes, denn ich sah tatsächlich geschaffter aus, als ich mich fühlte, aber meist kam die große Müdigkeit erst dann, wenn man sie sich erlaubte. Zum Beispiel in der Dusche, wenn einen die Wärme umfing und der ganze Stress des Alltages von einem abfiel. Also öffnete ich den Schrank, in dem wir unsere Handtücher aufbewahrten, doch noch während ich die Griffe festhielt, fiel mir etwas auf. Dort neben der Dusche, dort lag doch etwas. Etwas Türkises, eine Farbe, die eindeutig nichts in unserem Haushalt zu suchen hatte, regierte hier doch fast ausschließlich Schwärze und allenfalls noch Röte oder Weiße. Ich ließ die Handtücher Handtücher sein und näherte mich dem Kleidungsstück, um es erst argwöhnisch zu beäugen, dann mit der besockten Zehenspitze zu berühren und schließlich einen kleinen Schreck zu erleiden. Bei dem türkisenen Stofffetzen handelte es sich ganz eindeutig um Damenunterwäsche. Besser gesagt um ein ziemlich knappes Teilchen, komplett aus Spitze gefertigt und ganz sicher nicht von mir stammend. Dass Roxanne so etwas ebenfalls nicht besaß, konnte ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, denn ich kannte sie und ich wusste, dass sie nicht sonderlich viel von Dessous hielt. Zu unbequem, zu unpraktisch, zu nuttig, so ihre Meinung. Sicherlich hatte sie Recht. Dieses Teil hier, das ich langsam an einer Ecke hochhob, sah wirklich nicht bequem aus und auch nicht praktisch. Aber nuttig, ja, sehr nuttig. Und ich wusste ganz genau, wem es zuzuordnen war. Er musste geduscht haben, so, wie ich es ihm erlaubt hatte. Doch dass er danach schlicht und ergreifend vergaß, sich wieder vollständig anzukleiden, erschien mir doch sehr suspekt. Eigentlich hätte ich dem ruhigen Typen so eine Tat nicht zugetraut, aber wahrscheinlich war er doch durchtriebener, als ich vermutet hätte.   Ich konnte meinen Blick kaum noch von dem Slip abwenden, den ich da in meinen Händen hielt und dessen Blümchenspitze mir wahrscheinlich Unschuld suggerieren sollte. Unschuld. Unschuld? Mein Kiefer mahlte und meine Augen wurden schmal, ganz schmal, während ich es wagte und meinen Zeigefinger immer weiter an dem Teilchen hinabgleiten ließ, immer weiter zu seiner Mitte hin, daran denkend, wie es wohl an Joey aussah, dass es überhaupt nicht für eine männliche Anatomie geschaffen war und seine Eier womöglich halb aus den Löchern herausquollen. Gequält atmete ich durch, spürte, wie die Luft in meiner Kehle vibrierte und sich ein verheißungsvolles Kribbeln in meinem Magen ausbreitete, ohne, dass ich es überhaupt wollte. Aber mein Körper schien sich nicht gerne beeinflussen lassen, zumindest nicht in solchen Dingen. Zu ausgehungert war ich ob meines fehlenden Geschlechtsverkehres, zu erregt ob dieses Kuriosums, das Joey darstellte. Joey, der sich anscheinend durch und durch dem Crossdressing verschrieben hatte und sicherlich nur bei dieser Firma angefangen hatte, um seine Neigungen täglich ausleben zu können. Joey, der so entzückend in seinem Kleidchen war, beinahe unschuldig rein aussah, in all diese Spitze gehüllt. Doch das alles, das war nur Show, ahnte ich. Dies hier, das stellte den Beweis dar. Joey war nicht mehr als eben das, was ich von diesen Mädchen erwartet hatte, die diese Agentur angestellt hatte. Ob er das machte, weil es ihm aufgetragen worden war? Oder ob er es aus freien Stücken tat? Aber wieso sollte er...sollte er es wirklich wegen mir tun? Ich konnte mir auf diese Fragen keine Antwort geben, und so beschloss ich, das Denken ganz sein zu lassen und mich von dem leiten zu lassen, was da in mir pochte, so unerwartet heftig, dass ich beinahe selbst vor mir erschrocken wäre. Doch umso detaillierter die Bilder wurden, umso deutlicher ich Joey vor meinem geistigen Auge sehen konnte, desto lüsterner wurde ich, wurden meine Gedanken und Begierden. Und dann erlaubte ich mir alles. Ganz ungeniert. Seine langen, schwarzen Haare, die über seine Schultern fielen. Seine süßen Lippen und der stets leicht unsichere, missmutige Blick. Aber vor allen Dingen seine Lippen. Seine ganze Ausstrahlung. Das Gesamtbild. Einmal nur hatte ich ihn gesehen, und dieses eine Mal hatte genügt, um mich auf Touren zu bringen. Und nun, da ich wusste, was er drunter trug, dass er die Unterwäsche anhatte, die man von einem ordentlichen Mädchen erwartete, trieb ich am Rand jeglicher Beherrschung. Ich stellte mir vor, wie ich ihn in das Schlafzimmer zerrte, während einer seiner Schichten, wie ich einen Scheiß darauf gab, ob die Wohnung im Dreck versank, wenn Joey nicht mehr zum Putzen kam, da ich ihn anderweitig zu fordern wusste. Ich wollte, dass er auf dem Bauch auf meinem Bett lag, ich wollte ihm sein Röckchen nach oben schieben und schauen, was er darunter trug, wollte dies ihm anschließend herunterreißen und ihm den Arsch versohlen, dafür, dass er vergebene Männer verführte, die zudem nie auf die Idee gekommen wären, einen Schwanz zu lutschen. Er sollte wissen, dass ich ihn so hart ficken wollte wie ich seine Tat verabscheute, in seinen süßen Mund und in seinen noch süßeren Arsch, bis er nicht mehr der kleine, stille Joey war, sondern sich mir laut schreiend hingab und nach mehr verlangte, immer mehr, weil es ihn so geil machte, dass ich nicht mehr anders konnte, als meine Freundin mit ihm zu betrügen. Dieses Miststück. Wenn ich es in die Finger bekam, dann...   Doch so weit war es noch nicht. Die Nacht lag noch vor mir, die lange, quälende Nacht, in der ich mich so nach ihm sehnen würde, dass ich glaubte, halb verrückt werden zu müssen. Ich hatte so intensiv an Joey gedacht, mir ausgemalt, was ich mit ihm tun wollte, dass mir das, was ich als nächstes tat, nicht einmal mehr bizarr vorkam. Begierig drückte ich meine Nase in seinen Slip, atmete tief ein, so tief wie nur irgendwie möglich, wanderte tiefer bis in den Schritt und sah meinen letzten Rest Beherrschung regelrecht dahinschwinden. "Oh Fuck!", fluchte ich, denn ich konnte ihn riechen, konnte ihn nur zu deutlich riechen, seinen herben, männlichen Geruch, von dem ich nie geglaubt hätte, dass er mir derartige Lust schenken konnte. Das hier, das war der Duft von seinem Schwanz, und ich wusste, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie so etwas Köstliches, Appetitanregendes wahrgenommen hatte. Schmecken wollte ich ihn, meinen süßen Bengel, über all das lecken, was ich bisher nur riechen konnte. Trotzdem es längst nicht so intensiv sein würde wie die Realität, stülpte ich kurzerhand die Innenseite seines Slips nach außen, glitt noch einmal mit der Nase darüber, um danach von seinen erregenden Geschmack zu probieren, mit breiter Zunge darüber zu fahren und mir anschließend genüsslich über die Lippen zu lecken. Er schmeckte zuckersüß. "Mhhh, Baby...", entkam es mir atemlos, und ich musste noch ein weiteres Mal von dem würzigen Stoff kosten, von dieser ganz besonderen, herben Süße, die in meinem Kopf alle Sicherungen durchbrennen ließ.   Mit letzter Kraft schleppte ich mich schließlich in das Schlafzimmer, ließ mich dort auf dem Bett nieder und machte meiner Erregung Luft, so lange, bis ich nicht mehr so arg brannte und Schlaf finden konnte, ohne von den kreisenden Gedanken um Joey abgelenkt zu werden.     *     Wider Erwarten hatte sich mein Gemüt bereits am darauffolgenden Tag abgekühlt. Die wilden Träume, die Joey mir des nachts geschenkt hatte, die schmutzigen Taten, zu denen er mich getrieben hatte - das alles erschien mir fern, sogar dann, als der Übeltäter wieder vor mir stand. Womöglich war es nur ein kurzes Feuer gewesen, welches in mir aufgelodert war, da ich mich mehr denn je nach sexueller Zuwendung sehnte und nichts so naheliegend schien wie meine unerfüllten Wünsche auf Joey zu projizieren. Einfach, weil er aus der Masse herausstach. Weil er sich gravierend von meinen Kumpels unterschied, ebenso wie von allen Frauen, die ich bisher kennengelernt hatte. Joey war anders. Joey war besonders. Und außerdem legte er es darauf an, hatte er doch versucht, ganz diskret den wunden Punkt zu erwischen, der so ziemlich jedem Mann inne wohnte. Doch so ein Opfer meiner Triebe war ich nicht. Noch sollte ich mich nicht in seine betörende Nähe fallen lassen. Ich wusste, wie man widerstand, und das zeigte ich ihm ganz offen. Seltsam nur, dass er sich nicht einmal zu wundern schien.   "Ich glaube, du hast gestern was bei uns vergessen." Lässig lehnte ich im Türrahmen und ließ Joeys Unterhöschen mithilfe meines Zeigefingers in der Luft kreisen, ähnlich einem Lasso. Der Kerl war derweil schon in seine Arbeit vertieft, die wieder einmal verlangte, dass er auf allen Vieren auf dem Boden kniete, doch als er meine kecke Stimme vernahm, schaute er neugierig zu mir auf, nur um das Corpus Delicti zu entdecken. "Ach, gut, hier habe ich es also liegen gelassen", bemerkte er mit so etwas wie Erleichterung in seinen Worten und erhob sich, damit er sein Kleidungsstück in Empfang nehmen konnte. "Du hast es gefunden. Sehr schön." Während er seinen Slip dankbar musterte, konnte ich in Gedanken nur mit dem Kopf schütteln. Man spielte also den Unwissenden, die Unschuld vom Lande. Und das auch noch so überzeugend, dass ich es dem Kerl beinahe abgenommen hätte, hätte ich mir nicht schon gestern Nacht meine eigene Meinung zu diesem seltsamen Zufall gebildet.   "Woher weißt du denn, dass das mir gehört?" Aha, nun mutierte der stille Joey doch tatsächlich zu einem neugierigen, kleinen Biest. Mittlerweile vermochte ich nicht einmal mehr, mir mein amüsiertes Grinsen zu verkneifen. Sollte er doch denken, was er wollte. "Na ja", setzte ich gedehnt an und tat so, als würde ich scharf nachdenken. "Ich trage ganz bestimmt keine Damenwäsche, und Roxanne steht ebenfalls nicht auf solche billigen Fummel, die mehr entblößen, als sie verhüllen. Und außer dir fällt mir keiner ein, der den Schlüssel zu unserer Wohnung besitzt..." "Du findest also, dass das ein billiger Fummel ist? In Wirklichkeit war der aber ganz schön teuer." Ich glaubte nicht daran, dass er tatsächlich so dumm war, wie er sich ausgab. Ich glaubte viel mehr, dass Joey ein ganz schön gerissenes Bürschchen war und dass dieses ganze Spielchen keineswegs eine Anweisung seiner Firma war. Prüfend blickte ich ihn an, um ihm vielleicht doch noch die Wahrheit zu entlocken, doch Joey schien so abgebrüht, dass er noch nicht einmal mit der Wimper zuckte, als ich ihm skeptisch ins Gesicht schaute. "Du weißt schon, was ich mit 'billig' meine", fuhr ich fort, verschränkte die Arme vor der Brust und beschloss, nun auch ein wenig offensiver zu werden. Joey hatte es schließlich nicht anders gewollt. "Aber interessant, dass du sogar Frauenwäsche trägst, wo du doch nur notgedrungen bei dieser Firma angefangen hast, weil du Geld brauchtest." "Findest du?" Wow. Der Kleine war wirklich eiskalt, und dabei dennoch so kokett, dass es mich beinahe zur Weißglut trieb. Nicht vor Erregung, sondern schlicht und ergreifend vor Entsetzen. Eigentlich ging der Ruf des schlimmen Fingers ganz allein auf mein Konto, doch Joey schien jegliche meiner Schandtaten noch toppen zu können. Und ich konnte nicht einmal behaupten, dass mir das nicht gefiel. Ganz im Gegenteil. "Ja, das finde ich in der Tat sehr interessant." "Na, da haben wir ja was gemeinsam." Ich schnaubte fassungslos. "Macht dir das eigentlich Spaß?" "Was? Dessous zu tragen?" "Auch. Aber ich meinte eigentlich, mich zum Narren zu halten." Joey machte ganz große, unschuldige Augen. Zum ersten Mal wirkte sein Gesicht nicht mehr so düster, sondern rein und klar wie die ein wolkenloser Morgen. "Tue ich das denn?" Diese provokanten Fragen ließen mich wahrhaftig sprachlos dastehen, und um ehrlich zu sein schaffte es kaum ein Mensch, mich vollkommen aus dem Konzept zu bringen. Da ich um Worte verlegen war, ergriff Joey die Gelegenheit, um noch einen draufzusetzen. "Und um deine andere Frage zu beantworten: Ja, es macht mir Spaß, Dessous zu tragen. Großen Spaß sogar." Er bewegte vollkommen unbefleckt irgendwelchen Schamgefühls oder gar Schuld den Kopf hin und her, sodass sein schwarzer Pferdeschwanz nach links und rechts schwang. Und ich war drauf und dran, das mit meinem abgekühlten Gemüt noch einmal gründlich zu überdenken. Besser gesagt: Meine Triebe fragten mich nicht, ob ich denn von diesem frechen Bengel sexuell erregt werden wollte. Ich hatte ihnen zu gehorchen, und ich spürte ganz genau, wie wenig mich sein wahres Gesicht kalt ließ. Der stille Joey war einfach nur niedlich gewesen, aber der aufblühende, äußerst ungezogene Joey übte eine Anziehungskraft auf mich aus, dass ich nicht mehr wusste, auf wen ich deshalb wütend sein sollte. Auf mich selbst oder doch ausschließlich auf ihn? Oder auf uns beide? Schließlich hätten dieses kribbelnde Gefühl in meinem Magen und all die genüsslichen Flüche, mit denen ich mein Gegenüber einmal mehr in Gedanken besah, ohne uns beide nicht existiert.   Ich empfand beinahe Erleichterung, als Joey sich von mir abwendete, dafür wieder den Lappen in die Hand nahm und sich vor unsere Toilette hockte. Doch das obskure Gespräch war trotz alledem noch nicht ganz beendet. "Jedenfalls schön, dass ich meinen Slip wiederhabe", fügte Joey beiläufig hinzu, während er den Porzellanthron sauberrieb. "Weißt du, ich habe gestern hier geduscht, so, wie du es mir erlaubt hast, und da muss ich ihn wohl im Eifer des Gefechts liegen gelassen haben. Deswegen war es also so kühl untenherum. Ich habe mich schon gewundert..." Obwohl er mich keines Blickes mehr würdigte, schenkte ich ihm ein wissendes Grinsen. Natürlich glaubte ich ihm kein Wort. Wie hätte ich auch gekonnt, bei diesem Unsinn, den er da von sich gab? Das Einzige, was mich noch wunderte, war, dass er nicht nachhakte, ob ich denn keinen Schabernack mit seinem werten Kleidungsstück getrieben hatte. Aber wahrscheinlich hatte es ihm auf der Zunge gelegen, so, wie ich die Sache einschätzte. Sicherlich aber hätte ich über den Vorfall von gestern Nacht geschwiegen, denn selbst vor einem Luder wie Joey hätte ich mich nicht gleich am dritten Tag freiwillig als altes Dreckschwein geoutet. Womöglich hätte ihm das zudem noch zu gut gefallen. Und ich wollte ihm ja nicht gefallen, besser gesagt: Ich durfte es nicht. Roxanne wäre im Dreieck gesprungen, wenn sie erfahren hätte, dass ich tatsächlich etwas von einem Transvestiten wollte. Dies hätte all meine beschwichtigenden Worte Lügen gestraft, und deswegen sollte es mein alleiniges Geheimnis bleiben.   Doch was, wenn mich ausgerechnet dieses Geheimnis dermaßen zu übermannen wusste, dass es mich regelrecht explodieren ließ? Dieser eine Tag, er sollte nicht mehr fern sein. Und Joey legte den Grundstein dafür mit all seinen kleinen, perfiden Taten, von denen die Nächste bereits am kommenden Morgen folgen sollte... Kapitel 3: Innocent Girl ------------------------ 3. Kapitel - Innocent Girl     Auch wenn leicht dieser Eindruck entstehen konnte, wenn man Joey bei der Arbeit zusah, so musste ich feststellen, dass auch er nicht unfehlbar war. Er wusste zwar besser als ich, wie man mit einem Staubwedel umging, doch auch den großen Meistern passierte hin und wieder ein Missgeschick. So auch Joey, den wohl meine Anwesenheit an diesem Morgen etwas durcheinander gebracht zu haben schien. Dabei hatte ich ganz still am Frühstückstisch gesessen und versucht, irgendeiner Tageszeitung das aktuelle Geschehen in der Welt zu entnehmen, während im Hintergrund der einzige metalausstrahlende Radiosender der ganzen Gegend vor sich hindudelte. Joey hatte mir verraten, dass er Musik der härteren Gangart mochte, und demzufolge hatte er auch kein Problem damit gehabt, dass ich während des Frühstückens Musik hörte. Roxanne schlief noch, denn hinter ihr lag erneut eine lange Nacht voll geistiger Arbeit, und so musste Joey mit dem Herrn des Hauses - mir - Vorlieb nehmen. Ich war ohnehin der Einzige, der Joey Anweisungen erteilte und ihn zugegeben manchmal ganz schön ausnutzte, als stumme Rache für seine verführerische Existenz. Roxie hielt sich größtenteils aus der Sache heraus und vermied jeglichen Wortwechsel mit Joey wenn möglich. Wahrscheinlich war er ihr immer noch suspekt und zudem traute sie dem Frieden nicht so recht, der zwischen unserem Angestellten und mir herrschte. Zu Recht, wie sich immer deutlicher zeigte.   Da niemand anwesend war, der mich für meine neugierigen Blicke schelten konnte, warf ich über meine Zeitung hinweg immer wieder mal ein Auge auf Joeys äußerst angenehm anzuschauende Rückseite. Tatsächlich war das Kleid, das er trug, nicht außergewöhnlich sexy, da es ihm bis zu den Knien reichte und auch sonst mehr verhüllte als entblößte. Es wirkte schlicht und ergreifend liebreizend und erinnerte mich hier und da an Alice im Wunderland. Nur dass ich es sein würde, der das Loch des Häschens suchen würde, um tief hineinzugleiten. "Kennst du Alice im Wunderland?", fragte ich also unbekümmert, damit diese Anschweigerei endlich ein Ende nahm. Ich brauchte neben einem starken Kaffee eben ein vernünftiges Gespräch, um wach zu werden. "Ja, klar. Warum?" "Weil du Alice irgendwie ähnelst." "Ah ja. Weil meine Haare ja auch sehr blond sind." "Du trägst dieselben Schuhe wie sie. Und ein Kleid." "Es gibt noch mehr Personen, die Kleider tragen. Nicht nur Alice. Ich erinnere dich wohl an jede Frau, die du je gesehen hast?" Heute ließ ich mich nicht aus der Ruhe bringen. Inzwischen wusste ich ja, dass man mit Joey geduldig sein musste. "Nein, ganz und gar nicht", fuhr ich also fort und nippte an meinem Kaffee. "Du erinnerst mich eigentlich nur an eine, und die arbeitet im Stripclub gleich gegenüber. Ihr Künstlername ist übrigens Alice. Alice im Wunderland. Und ich kann dir sagen, ihr Körper ist tatsächlich das reinste Wunderland. Sie stellt dir drei wundervolle Rabbit Holes zur Verfügung. Kannst du da mithalten?" Anstatt mir eine Antwort zukommen zu lassen, fegte Joey mit seinem Staubwedel eine Vase vom Regal, die prompt mit einem lauten Klirren in tausend Einzelteile zersprang. "Oh, verdammte Dreckscheiße!", hörte ich Joey fluchen und erwischte mich dabei, wie ein Grinsen über mein Gesicht huschte, so wie ich mich erhob und mich ihm näherte. Fluchen konnte er also wie ein Postkutscher, noch ein Fakt, der mich an Joey begeisterte. Dieser betrachtete die ehemalige Vase übrigens so schockiert, als ob sie davon wieder heil werden würde. Erst als ich direkt neben ihm stand, richtete er sich auf und schaute mir zum ersten Mal komplett schuldbewusst in die Augen. Sogar eine Hand hatte er sich vor den Mund geschlagen, was seine Augen nur noch größer wirken ließ. "Sorry, das wollte ich nicht", stammelte er anschließend kleinlaut und ich sah, wie er die Finger seiner noch freien Hand angespannt in seinem Rock festkrallte. "Ich war...ich hab..." "Oje, du weißt, was das bedeutet", ließ ich jedoch nur frech verlauten und vergrub meine Hände in den Taschen meiner Jogginghose, während ich gemeinsam mit Joey die Überreste der Vase begutachtete. "Scherben bringen tausend Jahre lang schlechten Sex. Tut mir echt Leid für dich." Eigentlich hätte ich erwartet, dass er mir einen frechen Spruch an den Kopf warf, doch dieser blieb aus. Anstatt dieser blöden Scherben musterte er wieder mich und zog dabei skeptisch die Stirn in Falten. "Du scheinst gar nicht sauer zu sein und mich rauswerfen zu wollen." "Ach, papperlapapp", winkte ich großzügig ab. "Die Vase war ohnehin hässlich gewesen. Ein Erbstück von Roxannes Urgroßmutter. Ich bin ehrlich gesagt ganz froh, dass das Ding endlich weg ist." Joey blickte mich noch für ein paar weitere Sekunden an, als suchte er einen Funken Groll in meinem Gesicht, doch als dieser unauffindbar blieb, entspannten sich auch Züge wieder. Pure Erleichterung machte sich in seinem Antlitz breit. "Puh, ich dachte schon, jetzt bin ich den Job los." "Quark. Du machst schließlich gute Arbeit, und Patzer passieren immer. Außerdem würde ich deine Unterhöschen in meinem Bad vermissen, wenn du nicht mehr da wärst. Die machen sich nämlich echt gut dort, so neben der Dusche. Aber jetzt geh Schaufel und Besen holen, um diesen Quatsch zu beseitigen. Sonst wird das mit den tausend Jahren Sex noch wahr." "Das glaube ich eher weniger", erwiderte Joey monoton. "Solange ich für dich arbeite, wird mir das wohl kaum passieren." Mit diesen Worten machte er sich auf in Richtung Tür und ich fragte mich, was er damit wohl gemeint hatte. Ja, auch ich hatte eine sehr offensichtliche Anspielung getätigt, doch diese hätte man genauso gut als Scherz werten können, als kleinen Insider. Aber Joey schien eine ganz unmissverständliche Andeutung in eine gewisse Richtung gemacht zu haben, falls ich seinen Spruch richtig verstanden hatte.   Es wurde also immer offensichtlicher, dass das Interesse nicht nur meinerseits war. Und welcher Mann konnte dieser Gewissheit noch widerstehen? Zumal Joey wirklich niedlich gewesen war, wie er mich da ängstlich angestarrt hatte, von unten herauf. Vielleicht hätte ich doch so tun sollen, als ob mich sein Missgeschick sehr verärgert hätte, nur um einen triftigen Grund zu haben, ihm seinen süßen Hintern zu versohlen. Dann hätte ich auch gleich gesehen, was er heute drunter trug, aber so wie ich mich kannte, wäre das Ganze komplett ausgeartet. Ich musste mich schließlich nur darauf besinnen, wie er geduftet und geschmeckt hatte, um Joey mit ganz anderen Augen zu sehen. Joey, die kleine Schlampe, der es Spaß machte, mich an der Nase herumzuführen und zu prüfen, wie weit ich ihn gehen lassen würde. Und oh, ich hätte ihm versichern können, dass wohl erst im Bett Schluss sein würde oder zumindest in dem Moment, in welchem er mich seine Rabbit Holes benutzen ließ. Dieses kleine, schnuckelige Häschen hatte mich doch eh schon dort, wo es mich haben wollte. Ich war schwach, wenn es darauf ankam, ich hatte noch nie einer Süßigkeit widerstehen können. Besonders dann nicht, wenn diese auch noch in ein derart hübsches Papierchen eingehüllt war...   Leider vergingen mir all meine lüsternen Gedanken in jenem Moment, als die Tür voller Elan aufgerissen wurde und Roxie im Zimmer stand, ungeschminkt, ungekämmt und nur mit ihrem luftigen Nachthemd bekleidet. Auch Joey schien augenblicklich komplett aus dem Konzept gebracht zu sein, und so stellte die Schaufel den zweiten Gegenstand dar, der an diesem Morgen der Erdanziehungskraft nachgab. Womöglich war Roxannes tödlicher Blick dafür verantwortlich, dem sie unseren Angestellten zuwarf. Und auch ich konnte nicht behaupten, dass ich viel besser wegkam. "Oh, was für eine Energie du schon am frühen Morgen hast!", versuchte ich die gespannte Stimmung ein wenig herunterzukochen, allerdings ahnend, dass dies nicht viel bringen würde. Etwas ganz Schreckliches musste sich ereignet haben, denn für gewöhnlich ließ Roxanne es zu Tagesbeginn immer ein wenig langsamer angehen. Heute jedoch wirkte sie putzmunter. Erschreckend. Und besorgniserregend. "Ich muss mit dir reden, Joseph. Komm." Ih. Sie benutzte den Namen, den meine alte Frau Mama mir zugewiesen hatte. Wie schrecklich konnte das eigentlich sein, was sich zugetragen hatte? Oh, womöglich kannte ich die Ursache bereits. Und Joey ebenso. "Ja, ähm, das tut mir leid mit deiner Vase", setzte ich also an, überzeugt davon, den Brandherd entdeckt zu haben. "Joey hat...wir haben sie leider fallen gelassen. War aber auch verdammt wackelig, das Ding." Ich ließ meine Augen hin zu der Stelle wandern, über welcher Joey bereits schweigend kniete, um brav die Scherben aufzukehren. Als meine Blicke allerdings zurück zu Roxanne schweiften, bemerkte ich, mit was für vernichtenden Blicken sie unseren Angestellten besah. Sie waren derart böse, dass bei mir alle Alarmglocken läuteten. "Darum geht es nicht, jedenfalls nicht in erster Linie", erklärte mir Roxanne etwas ruhiger, aber da ihre Augen mich so starr anblickten und ihre Wangen eine rötliche Färbung angenommen hatten, konnte ich mit Sicherheit sagen, dass sich ihr Gemüt noch längst nicht abgekühlt hatte. Und das Gegenteil sollte tatsächlich der Fall sein. "Komm mit ins Bad, ich muss dir was zeigen." Widerstand zwecklos, also setzte ich mich beunruhigt in Bewegung, wobei ich noch einmal im Vorbeigehen nach Joey sah. Dieser allerdings schien von alldem gar nichts mitbekommen haben und tat so, als wäre er taub. Er hockte noch immer zusammengekauert über dem Scherbenhaufen und reagierte nicht einmal, als ich ihm mitteilte, ihn kurz allein zu lassen, um Roxannes Grund für ihre tobende Wut zu ergründen. Am liebsten hätte ich ihn gefragt, ob er denn schon wieder seine Unterwäsche im Bad liegen gelassen hatte, doch das erlaubte die Situation nicht. Ich aber meinte zu wissen, dass Roxanne sicherlich nicht sonderlich erfreut gewesen wäre, hätte sie Damenwäsche auf dem Badezimmerboden gefunden, die nicht ihr gehörte. Dass die Realität noch wesentlich pikanter aussah, hätte ich mir nie zu träumen gewagt. Obwohl ich bereits wusste, dass Joey versaute und anzügliche Spielchen liebte, so schien ich ihn dennoch unterschätzt zu haben. Denn an jenem Morgen hatte er doch tatsächlich noch einen draufgesetzt. Und selbst ich konnte nachvollziehen, dass Roxie nicht gerade mit Entzücken ob dieser pikanten Schweinerei reagierte.   Wir umringten also die Dusche, besser gesagt: Roxie schob mich prompt in die Kabine hinein, während sie selbst draußen verharrte und mit spitzem Zeigefinger auf die kleine Ablage deutete, auf welchem die Kernseife zu finden war. Ja, wir waren eben ein äußerst altmodisches Pärchen, aber auf so manche alte Hausmittel schwor selbst ich. So eben auch auf Kernseife, obwohl doch nichts über ein erfrischendes Duschbad ging. "Guck dir das an. Und jetzt sag mir bitte nicht, dass du das warst." Nichts ahnend fischte ich das gelbe Seifenstückchen aus der Schalte und hob es hoch, um es besser betrachten zu können. Roxannes Hinweis, es besser nicht zu berühren, kam eindeutig zu spät. Ich hatte bereits entdeckt, was ihr so gehörig die Laune vermiest hatte. Und beinahe wäre die Seife der dritte Gegenstand an diesem Morgen gewesen, der der Erdanziehungskraft nachgab. Fast hätte ich sie nämlich vor Schreck fallen lassen. Allerdings nur fast. "Gott, wie kannst du das so ruhig in der Hand halten, das ist doch voll ekelhaft!", mokierte Roxanne sich angewidert und konnte nicht einmal mehr hinschauen, weder auf mich noch auf die Seife. Dafür schaute ich umso genauer hin. Und schwieg. "Du bist doch pervers!" Diese Signalworte ließen mich aus meiner Besinnungslosigkeit erwachen. Ohne irgendeine Gefühlsregung durchsickern zu lassen schaute ich Roxie an, die daraufhin schon wieder den Mund aufmachte. "Das ist wohl doch von dir." "Nein..." "Gut, also von mir ist es auch nicht. Wer bleibt da noch übrig?" Ich hatte keine Lust, Joey namentlich zu erwähnen. Joey. Wäre die Situation nicht so verdammt ernst gewesen, ich hätte wahrscheinlich von einem Ohr bis zum anderen gegrinst. Wie die Katze aus Alice im Wunderland. Erneut musterte ich das Seifenstückchen, auf dem drei, vier kleine, bräunliche Härchen klebten und kratzte mir mit der freien Hand die Nase, was das Zucken meiner Mundwinkel so gut es ging verbergen sollte. Oh man. Da hatte wohl dieses Mal die Falsche Joeys notgeile Auswüchse entdeckt. Doch ernsthaft: Wie verzweifelt konnte man eigentlich sein, um sich ganz ungeniert wie eine rollige Katze zu benehmen? Joey musste es wirklich bitter nötig haben, wenn er sich zu solchen Schweinereien hinreißen ließ. Wahrscheinlich hatte er sich mit diesem Teil hier bereits den Schwanz und seine Eier gewaschen. Sicherlich sogar. Woah. Selbst ich konnte nicht einmal mit Worten beschreiben, was für ein Dreckschwein Joey war. Genau wie ich nicht mehr zu beschreiben im Stande war, wie aufregend ich seine perversen Taten fand. Niemand hatte mir bisher die Lust von einer derart dreckigen Seite gezeigt, und deswegen hatte ich nicht gewusst, wie erregend gerade diese war. Ich konnte zwar mit Sicherheit sagen, dass Sex erst so richtig Spaß machte, wenn man sich gehen ließ, wenn man alle guten Sitten über Board warf, doch das hier war einfach unvergleichlich. Meine Hände begannen zu beben, wenn ich mir nur vorstellte, wie Joey lasziv das Seifenstückchen über seinen Bauchnabel hinweg zwischen seine Beine schob und sich dann wonnig auf die Unterlippe biss, weil er an mich dachte, an mich und meine ihn so präzise verwöhnende Zunge, die von seiner Männlichkeit kosten wollte, die ohne irgendeine Scham durch seine Geschlechtsteile wühlte. In meinen Träumen hockte ich bereits auf dem Boden, während sich mein kleiner, verdorbener Joey mit gespreizten Beinen über mein Gesicht stellte und seinen Körper in rhythmischen Wellen bewegte, während ich ihn leckte und ihn unseren Sex genießen ließ. Einen Scheiß gab ich darauf, ob er sich zuvor akkurat rasiert hatte oder nicht. Ich wollte so gerne mit ihm schlafen, dass mir prompt alles egal wurde.   Ich hoffte, dass Roxie keine Notiz von meinem benommenen Blick genommen hatte, aber wahrscheinlich war sie noch immer viel zu beschäftigt mit ihrer Wut. "Du hättest ihm nie und nimmer erlauben sollen, bei uns zu duschen", fauchte sie mich an, und ich riss mich endlich von meinen Fantasien sowie von der Seife los und stieg noch immer ein wenig wackelig aufgrund Ersterer aus der Dusche, wo ich vor einer Roxie zum Stehen kam, die entschlossen die Arme vor der Brust verschränkt hatte. "Doch das wird ja nun ein Ende haben." "Du willst ihm verbieten, hier zu duschen. Okay, das kann ich verstehen", zeigte ich mich einsichtig, doch Roxanne schnitt mir harsch das Wort ab. "Er wird weder hier duschen noch hier arbeiten. Er macht nichts als Ärger. Er hat meinen guten Willen eindeutig zu sehr strapaziert. Es reicht." "Was? Aber-" Doch da war Roxanne bereits davongedüst und ich stand eine Weile erschrocken sowie ratlos da, ehe ich mich besann und hinterhermachte. Im Flur hörte ich bereits ihre aufgebrachte Stimme fluchen und Joeys unwilliges Murren, und als ich durch die Tür trat, konnte ich mit ansehen, wie meine Freundin wie eine Furie an Joeys Arm zerrte und ihn Richtung Wohnungstür drängte. "Und wie du entlassen bist, mein lieber Freund", schrie sie ihn an und schubste ihn in den Hausflur. "Wir dulden in unserer Wohnung keine vermeintlichen Haushaltshilfen, die nichts als Ärger und Schweinereien machen. Ich werde deinen Chef anrufen und ihm berichten, was du getan hast. Dann bist du deinen Job sicherlich ganz schnell los." "Aber-" "Fick dich. Und tschüss." Mit einem Krachen fiel die Tür ins Schloss. Und ich hatte keine Ahnung, wie ich mit dem Vorfall umgehen sollte. Vielleicht war es das Beste, Roxanne für ein paar Stunden überhaupt nicht mehr anzusprechen, wenn ich nicht riskieren wollte, ebenfalls rausgeschmissen zu werden. Doch auf die faule Haut legen konnte ich mich nun auf keinen Fall. Blitzartig schoss es mir durch den Kopf, dass ich Joey nun womöglich nie wieder sehen würde. Und es fiel mir äußerst schwer, diese Tatsache zu akzeptieren. Besser gesagt: Das ging gar nicht. Das hätte ich nicht ausgehalten. Prompt fiel mir ein, dass Roxanne Joey in ihrer blinden Wut keine Gelegenheit gegeben hatte, um seine Sachen zu holen. Demzufolge befanden sie sich noch im Gästezimmer, und ich witterte meine Chance. Ohne lange zu Zögern schlich ich mich in besagten Raum, hoffend, von Roxanne unbemerkt zu bleiben, doch da diese sich schmollend ins Schlafzimmer zurückgezogen hatte und kein Laut mehr aus diesem drang, wagte ich es, mein Projekt in Angriff zu nehmen.   Bereits wenig später zog ich leise die Tür ran und haste die Treppe hinunter, Joeys Tasche über der Schulter tragend und hoffend, ihn noch einholen zu können. Wenn er den Bus genommen hatte, überlegte ich mit aufgebracht klopfendem Herzen, würde er längst über alle Berge sein. Ich war der allerletzte, der an irgendeinen Gott glaubte, doch in diesem Augenblick flehte ich die großen Mächte an, mir doch bitte, bitte ein einziges Mal beizustehen. Joey und ich, wir waren zwar beides schlechte Menschen, die sich keine Gnade verdient hatte, doch man konnte es ja wohl versuchen. Und ich erkannte schon bald, dass mein Gebet erhört worden war.   Joey war noch nicht weg. Er dümpelte in seinem Kleid die Häuserreihe entlang und bereits von hinten konnte ich erkennen, wie niedergeschlagen er wirkte. Seine Schultern waren eingefallen, und seinen Kopf hielt er so tief gesenkt, dass er mich noch nicht einmal bemerkte, als ich direkt neben ihm her spurtete, versuchend, bei seinem Stechschritt mitzuhalten. "Joey", japste ich aufgebracht. "Joey, warte mal. Ich hab deine Tasche..." Abrupt hielt er an, blinzelte dann fragend zu mir auf, doch kaum, dass er sein Hab und Gut an sich genommen hatte, machte er schon wieder Anstalten, weiterzuziehen. "Danke", ließ er noch knapp verlauten, doch ich sprang ihm hinterher. "Joey, jetzt warte doch mal." "Wozu?" Er stand vor mir, und seine hellen Augen schienen mich zu durchbohren. "Ihr wollt mich doch nicht mehr haben. Ich hab das schon verstanden. So blöd bin ich dann auch wieder nicht." Als er bereits wieder ins Gehen geriet, platzte mir der Kragen. Wenig zärtlich schnappte ich ihn bei der Schulter und zwang ihn somit, endlich stehen zu bleiben. "Was?"  Er wirbelte nun bereits weniger gefasst herum, auf seiner Stirn zeichneten sich ein paar Zornesfalten ab. "Roxanne will dich nicht mehr haben", erklärte ich. "Nicht ich. Sie hat das ganz allein entschieden, nachdem sie...nachdem sie mitbekommen hast, was du mit unserer Seife angestellt hast." Betreten senkte Joey den Kopf und ich staunte wahrlich nicht schlecht, hatte ich doch erneut vermutet, dass der Kerl keinerlei Schamgefühl besaß. Doch dem war nicht so. "Ja, tut mir Leid, das war dumm." Ich allerdings ging überhaupt nicht darauf ein. Was kümmerte mich diese scheiß Seife? Alles, was zählte war, dass Joey nicht einfach ging, sondern dass er blieb. Bei mir. "Hör zu", setzte ich atemlos an und sorgte somit dafür, dass Joey erneut hoffnungsvoll zu mir aufschaute. "Roxie hat da übersehen, dass man dich nicht einfach fristlos kündigen kann. Ich werde ihr versprechen müssen, dass wir uns nach einem neuen Dienstmädchen umsehen. Doch bis dahin werden ein paar Tage, wenn nicht sogar Wochen vergehen, und ich habe den Vertrag gelesen und festgestellt, dass deine Kündigungsfrist eine Woche beträgt. Verstehst du? Eine Woche." Ich war so aufgebracht, dass ich mit Joey sprach wie mit einem kleinen Kind, doch das nahm er mir nicht übel. In seinem Blick glitzerte Erleichterung, und in meinem wahrscheinlich ebenfalls. Doch seine verschwand so schnell wieder, wie sie gekommen waren, und dann wurden seine Augen traurig. "Also bleibt uns nicht mehr sonderlich viel Zeit", flüsterte er resigniert. Ich aber legte entschlossen meine Hände auf seine Schultern. "Da hast du recht", nickte ich. "Doch wir werden das Beste daraus machen. Nicht wahr?" Joey schaute mich an. Aber dieses Mal zeichnete sich nicht ein erneuter Funken Erleichterung in seinem Blick ab, sondern etwas anderes, etwas, das viel tiefer ging und brannte wie ein frisch entfachtes Feuer. "Ich werde heute Abend noch einmal mit Roxie reden", versprach ich Joey. "Vielleicht ist sie nachgiebig. Und wenn nicht, dann...sie wird morgen den ganzen Tag außer Haus sein. Ich warte auf dich. Um die gewohnte Uhrzeit." Erfreut nickte Joey und entzog sich dann meinen Händen, die ihn gar nicht mehr loslassen wollten. Noch eine ganze Weile schaute ich ihm nach und haderte mehr als jemals zuvor mit meinem Gewissen.   Kapitel 4: Delicious Girl ------------------------- 4. Kapitel - Delicious Girl     Ich hatte geahnt, dass Joey aufs Ganze gehen würde aufgrund der näher rückenden Frist für seinen Job bei uns. Roxanne hatte sich nicht mehr erweichen lassen, war ihr Joey ohnehin von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen und dies die perfekte Gelegenheit, um ihn aus ihrem Leben zu beseitigen. Zu penetrantes Bohren war mir außerdem nicht möglich gewesen, wäre dann womöglich mein Geheimnis aufgeflogen und dies hätte fatale Auswirkungen mit sich gebracht. Ich ahnte zwar, dass früher oder später ohnehin die Bombe platzen würde, doch noch redete ich mir ein, dass zwischen Joey und mir nie etwas Bedeutendes passieren würde. Ich schaute ihn gern an, ich genoss seine Gesellschaft ebenso wie die Fantasien, die er in meinen Kopf pflanzte, aber bisher war die Situation noch nicht dermaßen aufgeheizt, dass sie kurz vor der Eskalation stand. Wahrscheinlich vermochte ich mich doch besser zu beherrschen, als ich angenommen hatte. Allerdings sollte sich meine Meinung bereits in jenem Moment revidieren, in dem Joey pünktlich wie immer auf der Matte stand. Heute hatte er nicht geklingelt, sondern gleich aufgeschlossen; wahrscheinlich fürchtete er, dass dies Roxies Aufmerksamkeit hätte wecken können, was mir schwante, als ich in den Flur kam und sah, wie vorsichtig Joey durch den Türspalt linste. "Sie ist nicht da", versicherte ich ihm zugleich, woraufhin er noch immer ein wenig skeptisch eintrat, sich aber schon bald deutlich entspannte. Als er die Tür hinter sich schloss, bemerkte ich, dass er bereits umgezogen war. "Mutig, sich so auf die Straße zu trauen", sagte ich anerkennend, doch Joey zuckte nur die Schultern. "Man gewöhnt sich an die doofen Blicke." "Da hast du allerdings Recht. Finde ich cool, dass du dich nicht einschüchtern lässt." Anstelle einer Erwiderung schenkte er mir einen erfreuten Blick und gab mir somit die Gelegenheit, sein Gesicht eingehend zu begutachten. Er hatte sich heute deutlich dramatischer geschminkt als gewöhnlich. Seine Lippen glänzten in tiefem Schwarz, und der ebenso schwarze Lidschatten gepaart mit dem schwungvoll aufgetragenen Flüssigeyeliner und den getuschten Wimpern ließ seine Augen noch heller und größer erscheinen. Er sah aus wie ein Vamp, schoss es mir durch den Kopf. Wie die blassen Mädchen, die sich auf meinen Konzerten tummelten und die ich bisher immer abblitzen gelassen hatte, weil ich vergeben war. Doch es hatte mich auch keine je so schwach gemacht wie Joey.   "Du siehst gut aus", lobte ich ihn, noch ehe ich es mir versehen konnte, und Joey schien sichtlich angetan ob meines Kompliments zu sein. "Ich wusste, dass es dir gefallen würde", gab er selbstbewusst von sich, schob sich dann allerdings an mir vorbei. "Ich glaube, heute werde ich die Fenster putzen. Die sind ganz schön dreckig." Längst nicht so dreckig wie du es bist, säuselte das Teufelchen in meinen Gedanken, dann folgte ich ihm in die Küche, wo mein Frühstück wartete.   *     Joey wusste mich nicht nur zu entzücken und zu schocken, sondern auch zu amüsieren. Besser gesagt: Ich war entzückt und amüsiert zugleich, als ich ihm mit einem Schmunzeln dabei zuschaute, wie er vergebens versuchte, auf unseren Küchenschrank zu langen. Dort oben bewahrten wir zufälligerweise das Fensterputzgerät sowie den dazugehörigen Reiniger auf. Meiner eins hätte sich nur auf die Zehenspitzen zu stellen brauchen, um bis ganz nach hinten greifen zu können, doch auch wenn Joey sich in seinen hübschen Schühchen noch so sehr bemühte, er erwischte allenfalls den vorderen Rand und gab irgendwann resigniert seufzend auf. "Bist du zu klein?", neckte ich ihn, während ich genüsslich an meiner Zigarette zog und sie anschließend an den Aschenbecher steckte, schaute Joey doch gar hilfesuchend zu mir hinüber. Selbstverständlich fühlte ich mich dadurch berufen, ihm etwas unter die Arme zu greifen. "Ich hasse meine Größe", hörte ich Joey eingeschnappt vor sich hinmurmeln, was mich prompt in meiner Angelaktion inne halten und ihn erschrocken anstarren ließ. "Das meinst du nicht ernst, oder?" "Doch, das meine ich ernst." Verzweifelt riss er die Hände nach oben, um sie sofort wieder sinken zu lassen. "Ich bin viel zu klein für einen Mann. Niemand mag kleine Männer." "Jetzt lass aber mal die Kirche im Dorf", ermahnte ich ihn zur Ruhe und drückte ihm letzten Endes seine Utensilien in die Hand, blieb allerdings noch eine Weile vor ihm stehen. "Es gibt ja nun wirklich für jeden Topf einen Deckel, und du bist verdammt nochmal ein goldener Topf. Klar? Eigentlich weißt du das doch auch selbst. Oder?" Gleichgültig zuckte Joey mit den Schultern, während ich feststellen musste, dass nicht nur Joey es schaffte, mich zu schocken, sondern dass ich mich dazu nur selbst reden hören musste. Was ich manchmal so von mir gab, ganz besonders in Joeys Gesellschaft, das grenzte wirklich an peinliche Schleimscheiße. Das Schlimmste daran war allerdings, dass ich es tatsächlich ernst meinte. Joey glich einer schönen, aber nicht sonderlich braven Puppe, und ich hatte schon immer ein Faible für Puppen gehabt. Zumindest dann, wenn sie ein freches Funkeln in den Augen aufzuweisen hatten und schwarze Haare trugen, was allerdings äußerst selten vorkam.   Das Thema schien für Joey abgehakt zu sein, jedenfalls wirkte er nicht so, als hätte er noch Interesse daran gehabt, weiterhin über seine Körpergröße zu sinnieren. Dabei hätte ich ihm gerne noch erklärt, dass oftmals die kleinsten Männer die größten Schwänze besaßen, doch andererseits wollte ich mir die Frage, woher ich das denn wusste, ersparen. Manche Dinge schnappte man eben durch Zufall oder durch Gespräche auf, nicht alles rührte von eigener Erfahrung. Aber dies den Leuten klarzumachen glich einer wahren Herausforderung. Zumal Joey einer war, der ganz gern eigene Interpretationen für jede Sache anstellte. Allerdings nicht immer. So ahnungslos wie gerade hatte ich ihn nämlich noch nie erlebt.   "Wäre nicht ein kleines Dankeschön angebracht, dafür, dass ich dir geholfen habe?" Er hatte mir bereits seinen Rücken zugewandt, und selbst, als ich ihm meine hintergründige Frage stellte, wirkte er nicht sonderlich beeindruckt. Beharrlich tauchte er seinen Lappen in den Eimer und wrang ihn fest aus, während ich ihm abwartend dabei zuschaute. "Ja, danke", sagte er beiläufig und meinte, dem Fenster noch immer mehr Beachtung zukommen zu lassen als mir, doch damit gab ich mich nicht zufrieden. Diese reservierte Art, die er gerade an den Tag legte, erinnerte mich an seinen Einstand. Dabei kannte ich ihn doch längst viel besser und wusste, dass dieser kleine Kerl ein riesengroßes Mundwerk besaß und freche Gegenfragen seine Spezialität darstellten. Irgendwie war er nicht mehr der Alte. Und das musste unbedingt geändert werden.   Ich wusste, dass er deutlich wahrnahm, wie ich mich hinter ihn geschlichen hatte, denn seine Bewegungen wurden etwas hektischer und demzufolge ungeschickter. Immer wieder versuchte er, den Lappen zu einem Quadrat zu falten, doch jedes Mal ruinierte er die akkurate Form mit seinen nervösen Fingern. "Das war schon alles?", hakte ich neugierig nach. "Nur so ein kleines Wörtchen? Joey, nein, das reicht mir nicht." Das Zepter lag in meiner Hand, und ich genoss es über alle Maßen. Meine Hände steckten lässig in meinen Hosentaschen und das Grinsen auf meinem Gesicht schien wie eingemeißelt, während ich Joeys Hinterkopf in aller Ausgiebigkeit betrachtete. "Wie wärs zum Beispiel mit einem Kuss für meine Mühe?" Joeys Bewegungen froren urplötzlich ein. Bildete ich mir das nur ein oder stellten sich sogar seine Nackenhärchen auf? Die kleinen, hellen unter seinem Zopf, über die ich gern mal meinen Zeigefinger hätte gleiten lassen… "Sorry, aber das geht nicht..." "Warum denn nicht? Erzähl mir doch nichts, du treibst es doch hundertprozentig sogar mit Typen, da wirst du es auch überstehen, mir so einen kleinen, unscheinbaren Kuss zu geben." "Du bist vergeben, Wed. Ich will nicht noch mehr Ärger bekommen..." Ach, daher wehte der Wind. Er dachte an Roxanne und die Gardinenpredigt für sein schlechtes Verhalten am Vortag. Ja, eigentlich war seine Sorge sogar äußerst vernünftig, doch vernünftig war nun mal die kleine Schwester von scheiße. Ich jedenfalls konnte im Gegensatz zu ihm nicht mehr länger vernünftig bleiben, schließlich stand das heißeste Mäuschen der ganzen Umgebung vor mir, das mir zudem ganz und gar nicht abgeneigt war.   Behutsam schob ich ihm meine Hände auf die Hüften und trat noch einen Schritt näher an ihn heran, was er erstarrt gewähren ließ. Zu gerne hätte ich seinen Gesichtsausdruck genossen, die eventuelle Röte, die sich unter seinen gepuderten Wangen ausbreitete oder auch sein schäbiges Grinsen, weil seine Rührmichnichtan-Nummer stattliche Früchte trug. Vielleicht stellte dies tatsächlich nur ein weiteres Spielchen dar, um mich aus der Reserve zu locken und mich endgültig klarzumachen. Genau wie die Behauptung, dass er daran zweifelte, jemanden zu finden, der ihn haben wollte. Nie und nimmer hätte er mir weiß machen können, dass er sich nicht selbst heiß und sexy fand. Jemand, der mit sich unzufrieden war, gab sich nicht stets so verführerisch und selbstbewusst. Und vor allen Dingen trug er keine Dessous unter dem Saum dieses hübschen Kleidchens...   "Wir sind allein", erinnerte ich ihn genüsslich an Roxannes Abwesenheit. Der Duft seines Haares stieg mir in die Nase, er erinnerte mich an den einer dieser Duftkerzen, die meine Freundin in der Weihnachtszeit anzündete. Vanille, Rosenholz. Und noch etwas anderes, das mich umso mehr anzog. Am liebsten hätte ich meine Nase in seinem Haar vergraben und ihm offenbart, wie erotisch ich die Gerüche fand, die er verströmte. All seine Gerüche... "Und so lange ich hier ein Wörtchen mitzureden habe, bekommst du auch keinen Ärger." Ich legte noch ein bisschen mehr bestimmten Druck in meine Hände, und es dauerte nicht lange, bis Joey endlich seinen Lappen los ließ und sich zu mir herumdrehte. Sein schwarzer Lippenstift war längst nicht mehr so makellos wie während seiner Ankunft, er war verblasst, und ich wusste, dass nichts mehr von der Farbe übrig sein würde, wenn ich erst mit ihm fertig war. Joey schaute zu mir auf, und da er nicht einmal blinzelte, als ich ihm direkt in die Augen blickte, meinte ich zu wissen, dass seine Unsicherheit nun komplett verflogen war, falls sie denn je existiert hatte. Lediglich seine Pupillen hatten sich geweitet und waren nun so groß, dass ich, wenn ich noch ein wenig dichter vor ihm gestanden hätte, mein Spiegelbild in ihnen hätte sehen können. Es kostete mich keinerlei Überwindung, die Position meiner rechten Hand von seiner Hüfte auf seinen Hals zu verlagern und begehrlich mit dem Daumen über die weiße Haut zu streicheln, unter der ich seinen Puls spüren konnte. Er ließ es gewähren, als hätte ich ihn bereits hundertmal auf diese Art berührt, doch sein Blick verriet mir, dass er trotz seiner stets so coolen Art viel nervöser war, als er sich selbst gern eingestand. Schließlich reckte er in seiner freudigen Erwartung sein Kinn noch ein wenig höher und präsentierte sie mir regelrecht, seine leicht geöffneten, dezent geschwärzten Lippen. Diese Einladung musste ich einfach annehmen. Und das besser sofort als später. Länger hätte auch ich diese Spannung nicht mehr ausgehalten, die sich zwischen uns aufgebaut hatte. Sie entlud sich in jenem Moment, in dem ich mich zu ihm herabbeugte und er bereits die Lider mit den langen Wimpern senkte, noch ehe wir uns getroffen hatten. Ich spürte seine Nase an meiner und wusste, dass wir uns nun ganz nah waren, so nah, dass ich nicht mehr denken konnte oder es auch nur im Ansatz gewollt hätte. Ich hatte mich die Tage zuvor öfter dabei erwischt, wie ich mich gefragt hatte, ob sich der Kuss eines Mannes von dem einer Frau unterscheiden würde. Und nun erhielt ich meine Antwort. Joeys Lippen waren zart, wie die einer Frau, vielleicht sogar noch ein wenig zarter, und dennoch bekam ich es nicht aus dem Kopf, dass ich gerade drauf und dran war, mit einem Mann intim zu werden. Doch es schreckte mich nicht ab, ganz im Gegenteil. Es stachelte mich erst recht an, entfachte ein so dringliches Feuer in mir, dass ich nicht mehr anders konnte, als mich hungrig auf Joey zu stürzen und ihm einen fordernden Kuss aufzudrücken, mit welchem er wohl noch nicht gerechnet hätte. Ich vernahm sein überraschtes, ja vielleicht sogar ein wenig überfordertes Stöhnen, das er mir in meine Mundhöhle hauchte, doch dann war er es, der mich überraschte. Sein Körper presste sich gegen meinen, während seine Hände sich in den Stoff meines Shirts verkrallten. Und gleichzeitig verschlang er mich so gierig, dass mir prompt hören und sehen verging. Jedoch besann ich mich sehr schnell wieder und stieg hastig in das Spiel ein, ließ meine Zunge nach seiner suchen, bis wir uns schließlich wie Ertrinkende küssten.   Er hatte mich von der ersten Sekunde an zu erregen gewusst, von der ersten Sekunde, in welcher unsere Münder sich getroffen hatten, um sich gegenseitig zum Spielen aufzufordern. Er hatte wie die Sünde geschmeckt, so süß und köstlich, dass ich mich nicht gegen den Wunsch wehren konnte, mir mehr von ihm zu nehmen, von seinem Körper, von seiner reinen, knackigen Haut, von seinem Duft, von seinem Geschmack. Ich wollte ihn ausziehen, um meine Küsse an ihm hinabwandern zu lassen, bis hin zu der Stelle, die ein Zittern durch seinen Körper jagte und ihm entzückte Laute entlockte, die mich ihn noch stärker kosen ließen, immer stärker, bis seine Lust so stark sein war, dass ein wunderschöner Orgasmus durch seinen Körper waberte. Ich konnte mir nichts Schöneres vorstellen, als es zu befriedigen, mein kleines Luder, ganz so, wie es es ebenfalls wollte. Und ich sollte meine Gelegenheit bekommen. Sogar früher, als ich mir hätte zu träumen gewagt...   Kapitel 5: Very Delicious Girl ------------------------------ 5. Kapitel - Very Delicious Girl     Warum dieser intensive, nahezu perfekte Kuss irgendwann geendet hatte, nachdem er uns ein paar unendliche Sekunden lang in unserer eigenen Welt gefangen gehalten hatte, konnte ich mir selbst nicht erklären. Doch wahrscheinlich hatte sie noch immer aufrecht gestanden, die Barriere, die mich davon abhielt, mich komplett in diese verbotenen Gefilde fallen zu lassen. Denn tief in mir drin wusste ich, dass es ein Fehler war, dass es hätte nie so weit kommen dürfen. Aber was sollte ich tun, wenn sich, wann immer ich vor Joey stand, ein Schalter in meinem Inneren umlegte, der mich die Dinge tun ließ, zu denen mein Schwanz mich drängte? Die Hormone waren eine starke, kriegerische Macht, und die meiste Zeit bekamen sie von mir das, für das sie so erbittert kämpften. Denn ich war schwach, schwach wenn Joey mich ansah mit seinen wartenden Augen, und noch schwächer, wenn wir uns im Körperkontakt verloren, wenn wir uns gegenseitig zeigten, wie sehr wir uns wollten. Das hier, das hatte längst eine Grenze überschritten, die ich jedoch niemals gezogen hatte. Und nun gab es kein Zurück mehr. Weil ich es nicht genügend wollte.   Mein Kopf wog schwer ob der Gedanken, die ihn durchfluteten, auch wenn ein schmutziges Grinsen über mein Gesicht zuckte, wann immer ich mich an diesem Tag an das erste intime Erlebnis erinnerte, das ich mir mit Joey geteilt hatte. Die Schuld wusste das pure, kribbelnde Glück gnadenlos zu überschatten, und da mich die Begebenheiten so durcheinanderbrachten, hatte ich mich mit meiner Gitarre zurückgezogen, mir eine Zigarette angesteckt und versuchte nun vergeblich, meiner seltsamen Gefühlslage eine kreative Nuance zu entlocken. Doch ich bemerkte sehr schnell, dass mir weinerliche Lieder über meine tiefsten Leiden nicht lagen, dass ich mich höchstens über die Welt auszukotzen vermochte, aber das wollte ich doch gar nicht. Es zog mich zu Joey, ich konnte an nichts mehr anderes denken, so pathetisch es auch klingen mochte. Es war nicht so, als ob ich mich ernsthaft in ihn verguckt hätte, keineswegs, dazu brannte das Feuer bereits zu heiß, und Liebe, das war etwas, das sich langsam entwickelte. Liebe. Während ich einen dumpfen Moll-Akkord griff, dachte ich darüber nach, ob ich denn überhaupt wusste, was das war. Es war ein großes Gefühl, etwas, das zwei Menschen verband - doch hatte Roxanne jemals dieses Empfinden in mir ausgelöst? Hatte die Beziehung mit ihr nicht ebenso begonnen wie die Leidenschaft mit Joey, nur um einiges flacher, da der Reiz des Verbotenen zu keiner Zeit mitgeschwungen hatte? Insgeheim ahnte ich, dass dem so war. Zumindest von meiner Seite her. Frauen verliebten sich meist so viel schneller als Männer und überforderten sie dann mit ihren Gefühlen. Hatte mich Roxanne etwa in etwas gedrängt, dem ich von vornherein nicht gewachsen war? Joey zumindest würde sich wohl nicht so schnell an mich binden wollen. Joey war nämlich keine Frau, und zum ersten Mal schätzte ich diese Eigenschaft an ihm in ganz besonderem Maße. Ich hatte in ihm immer nur das Kuriosum gesehen, diese ganz neue Herausforderung, die sich so sehr von allen Menschen unterschied, die ich bisher kennengelernt hatte. Manchmal war er für mich sogar das Mädchen mit Schwanz gewesen, da ich mich mit dem weiblichen Geschlecht wesentlich besser auskannte und es mir vertrauter erschien. Doch ich musste mich damit abfinden, dass Joey kein Mädchen war, sondern ein Mann mit einer ausgeprägten, weiblichen Seite. Und wenn ich Joey wollte, dann musste ich beide seiner Facetten begehren, was er mir nur zu deutlich mit eindringlichen Gesten mitteilte.   Seit Stunden hockte ich bereits hier, spielte unwillkürliche Akkorde auf meinem Instrument und rauchte mal wieder Kette, obwohl ich mir dies eigentlich abgewöhnen wollte. So wie ich gerade einen neuen Zug nahm und mir die Zigarette anschließend wieder zwischen die Lippen steckte, wo ihr Qualm immer weiter loderte, pochte jemand bestimmt gegen die Tür. "Ja?", nuschelte ich, ohne die Zigarette aus dem Mund zu nehmen, doch ich wurde trotzdem gehört, oder auch nicht. Ich wusste nicht, ob ich überhaupt jemanden sehen wollte. Als Joey jedoch im Türrahmen stand (wer auch sonst) und mich so musterte, als würde er irgendetwas von mir erwarten, machte mein wildes Herz natürlich prompt einen Sprung und all die nassen Träume kehrten zurück. Bist du gekommen, um dich auf meinen Schoß zu setzen?, wollte ich fragen, doch ich bekam es nicht über die Lippen. Joey war so klein und süß, und ich hätte ihn am liebsten zu mir gebeten, damit wir gemeinsam all unsere Sorgen vergessen konnten. Ich brauchte einen klaren Kopf, und die Musik half mir nicht. Man sagte, dass Sex wahre Wunder bewirkte, und ich hatte in letzter Zeit eindeutig zu wenig davon gehabt.   "Hast du ein Pflaster?" In meinen Augen flackerte Sorge. "Du bist aber nicht von der Leiter gefallen?" "Nö." Wed, vergiss nicht, er ist ein Mann, schalt ich mich gedanklich. Du musst nicht seinen großen, starken Beschützer spielen. Auch nicht, wenn er noch so hilflos zu dir aufschaut. Joey beugte sich hinab und schlüpfte aus seinem Schuh, um dann den Fuß, der wie üblich in einem weißen Strumpf steckte, so weit anzuziehen, dass er seine Ferse berühren konnte. "Ich hab eine Blase. Am anderen auch. Diese Treter sind scheiße." Es half bereits. Ich meinte, das mit dem Sorgen vergessen. Schon musste ich aufgrund Joeys Flüchen schmunzeln, nahm endlich meine Zigarette aus dem Mund und legte die Gitarre beiseite, um so für freie Hände zu sorgen und mit diesen im Nachtschränkchen zu kramen. "Setz dich schon mal dort auf den Stuhl, Aschenputtel", wies ich Joey an, der bereits auf diese Worte gewartet zu haben schien. Irgendwie mutete dies schon wieder wie eines dieser perfiden Spielchen an, die Joey so liebte und die mich immer so verdammt neugierig machten. Was hatte er dieses Mal vor?   "Du kennst Aschenputtel? Ich hätte nicht gedacht, dass man dir als Kind Märchen vorgelesen hat." Ich grinste nur noch süffisanter. "Natürlich hat man das", erwiderte ich. "Diese stellten meinen ersten Kontakt mit den Grausamkeiten dieser Welt dar. Ich habe sie geliebt, weil ich schon immer ein böser Junge gewesen bin." Joey sagte daraufhin nichts, was ich bedauerte, hatte ich doch einen seiner frechen Sprüche erwartet. Nicht umsonst hatte ich das mit dem bösen Jungen angefügt. Doch wahrscheinlich hatte ich mich ihm noch nicht von meiner besten Seite präsentiert. Das galt es also nachzuholen.   "Mh, das Einzige, was ich hier drin finde, sind Kondome", teilte ich Joey mit und kramte weiter zwischen Taschentüchern, leeren Bonbonpapieren und anderen, nicht auf den ersten Blick identifizierbaren Dingen umher. "Die kannst du auch gleich draußen lassen." Augenblicklich hielt ich in meiner Suchaktion inne und warf Joey einen Blick über meine Schulter hinweg zu. Dort saß der Bengel, der mich einmal mehr an eine Puppe erinnerte, die darauf wartete, dass das Teegedeck aufgebaut wurde, und zuckte nicht einmal mit der Wimper. Die Richtung, in die sich die Situation entwickelte, war nicht gerade zuträglich für meine Schuldgefühle. Es war nur zu offensichtlich, dass Joey poppen wollte, und mich reizte er ja auch...   "Ah, ich habs", rief ich endlich aus und zauberte eine angerissene Packung mit Pflastern hervor. Wie üblich zeigte Joey keinerlei Gefühlsregung, und mir fiel auf, dass ich ihn noch nie einmal lachen oder auch nur lächeln gesehen hatte. Wahrscheinlich hatte die grobe Schmutzschicht, die auf seinem Herzen lag, alle anderen Empfindungen bereits verdeckt. Doch ich würde ihn schon noch dazu bringen, dass er Emotionen zeigte. Ich warf ihm die Pflasterpackung zu, und er fing sie auch, doch dann beäugte er sie nicht sonderlich zufrieden. "Kannst du mir das nicht dran machen? Ich seh doch die Stelle nicht einmal richtig." Das hätte ich mir eigentlich denken können. "Klar", sagte ich, ganz einfach, weil ein Nein Joeys kleines, schmutziges Herz gebrochen hätte. Das konnte ich selbstverständlich nicht verantworten. Somit erhob ich mich von meinem Bett, um schon im nächsten Augenblick vor dem Stuhl zu knien, auf dem Joey saß.   "Dann zeig mir mal deine wunde Stelle." Das ließ er sich natürlich nicht zweimal sagen. Entschlossen griff er nach dem Saum seines Röckchens, um ihn bedächtig so weit nach oben zu schieben, dass ich erkennen konnte, dass er in Wirklichkeit gar keine Strumpfhose trug, sondern lediglich lange, weiße Strümpfe, die ungefähr in der Hälfte seiner Oberschenkel abschlossen und mit Haltern befestigt waren. Ich spürte ganz genau, wie einmal mehr die Pferde regelrecht mit mir durchgingen, wie die Triebe mein klares Denken ersetzten und auch, wie sich dieser drückende, gnadenlose Schleier über meine Augen legte, der sie sicherlich ganz glasig auf das blicken ließ, was Joey da mit seinen Fingern tat. Er löste nämlich nun geschickt die Halterung seines Strumpfes, um diesen anschließend elegant über seinen Unterschenkel zu rollen. Ein glattes, höchstwahrscheinlich rasiertes und recht weiblich aussehendes Bein kam zum Vorschein und schließlich sein gepflegter Fuß, der es mir prompt ganz besonders angetan hatte. Er mochte eine größere Schuhgröße tragen als eine Frau, doch trotzdem waren seine Zehen nicht zu lang, sondern in meinen begehrenden Augen eher klein und zart. Und vor allen Dingen waren sie schwarz lackiert, schwarz wie Lakritze. Joey ist die schärfste Braut, die ich jemals hatte, formten meine Gedanken. Und dabei ist er noch nicht einmal eine Frau. Letzteres machte die Angelegenheit einmal mehr noch bedeutend reizvoller. Er sollte mir zeigen, wie wunderschön ein Mann sein konnte, wie feminin und verführerisch. Er spielte seine Rolle so perfekt, verschmolz ganz mit ihr und raubte mir damit den Atem.   Das Prozedere wiederholte sich ebenfalls auf der anderen Seite, bis er schließlich mit bloßen und pikanterweise gespreizten Beinen über mir saß, die Füße zunächst locker baumeln lassend, bis er mir schließlich seinen rechten entgegenstreckte. "An der Ferse", wiederholte er mit rauer Stimme, und ich zierte mich auch gar nicht lange, legte meine Hände um seinen Fuß und stellte fest, dass er tatsächlich so zart war, wie er aussah. Er musste ihn jeden Tag pflegen, damit sich keine Hornhaut aufgrund seiner harten Arbeit bildete. Selbst die Sohle war wesentlich glatter als es meine Gitarristenhände jemals sein würden. Ich versorgte ihn also mit seinem Pflaster, obwohl ich keine sonderliche Schwiele oder gar wunde Stelle entdecken konnte. Und während ich so seine glatten Beine betrachtete, fiel mir eine ganz gewisse Sache wieder ein. "Rasierst du dir eigentlich den Intimbereich?" Die Seife tauchte vor meinem geistigen Auge auf, die Seife mit den zarten Härchen, die ein eindeutiges Indiz für die Gepflogenheiten von Joeys Schönheitspflege darstellten. Ich wollte es jedoch genau wissen, denn ich wollte ein realistisches Bild in meinem Kopf haben, wenn ich des nachts an ihn dachte, an seinen nackten Körper. Ich wollte so gern wissen, wie das aussah, was ich so gern verwöhnen wollte.   "Schau doch einfach nach." Diese Worte überraschten mich nicht, denn ich hatte bereits geahnt, dass Joey die Offensive ergreifen würde, und um ehrlich zu sein hatte ich mir diese Reaktion gewünscht. Manchmal waren Worte einfach nicht genug. Manchmal musste man Taten sprechen lassen, um ein paar Dinge eindrucksvoll genug darzustellen. Wieder hob er den Saum seines Rockes ein wenig an, schob ihn allerdings dieses Mal geruhsam noch ein wenig höher, und ich verschlang jeden Zentimeter, den er von seinen Beinen entblößte, bis er den schwarzen Spitzenstoff enthüllte, der mich erregt nach Luft schnappen ließ. Es war kaum etwas, es war nur ein winziges Stückchen Stoff, das ihn zu kleiden versuchte und Mühe hatte, sein männliches Geschlecht zu verhüllen. Doch es diente ohnehin nur einem Zweck, und der war es, mir den Mund wässrig zu machen. Mission erfolgreich. Sehr erfolgreich. Doch noch war sie ja nicht beendet. Mir sollte erst noch der Geifer aus dem Mundwinkel rinnen, und das geschah in jenem Moment, in dem Joey ohne jegliche Scheu nach dem knapp sitzenden Bund seines Höschens griff und diesen weiter abwärts schob. Fassungslos vor Gier erkannte ich, dass es sich bei seinem heutigen Dessousunterteil um einen schwarzen Spitzenstring handelte, denn als er ihn über seine Oberschenkel schob, sah ich das Band, das dazu diente, seine Backen zu teilen, und ich musste mir prompt vorstellen, wie er mir seine Hinterseite präsentierte, während er dieses winzige Unterhöschen trug. Seinen Po würde ein Ornament krönen, das die Form eines Schmetterlings besaß, und die knappen Bändchen, die sich über seine Hüften spannten, würden mir bereits den Weg weisen zu dem, was er mir bereits längst offen präsentierte. Ich konnte seine Scham sehen, sein Glied, leicht erigiert und auf mich deutend, und es gelang mir kaum, meinen Blick davon abzuwenden, selbst dann nicht, als Joey sein Unterhöschen auf den Boden gleiten ließ und mit freudiger Erregung in der Stimme mit mir zu sprechen begann. "Meine Wäsche macht sich nicht nur gut auf dem Boden deines Badezimmers", meinte er. "Auch hier sieht sie ganz gut aus. Findest du nicht?" "Mhmh." Ich schluckte, schluckte tief und hart und betrachtete seinen Penis, der viel größer war, als ich es angenommen hatte, viel größer, als es sich für so einen so kleinen Mann gebührte und die Bestätigung meiner These darstellte, dass die kleinsten Jungs oft die größten Schwänze besaßen. Er war nicht frisch rasiert, aber man konnte doch deutlich erkennen, dass er hin und wieder glatte Haut bevorzugte, glichen die kleinen Härchen, die sein Glied umgaben, eher Stoppeln. Ich mochte, dass er so mutig war und zu seiner Geschlechtsreife stand. "Die meisten Frauen bekommen gleich einen Anfall, wenn sie auch nur ein Härchen an ihrem Körper entdecken." "Ich bin ja auch keine Frau", rief mir auch Joey diese Tatsache zurück in mein Gedächtnis, obwohl ich es ohnehin nicht vergessen konnte, befand sich das Corpus Delicti doch direkt vor meiner Nase. "Magst du mich so natürlich? Wenn du möchtest, darfst du mich auch für dich rasieren, damit du mich besser küssen kannst." "Ich finde dich absolut köstlich, genau so, wie du bist", holperte es über meine Lippen und ich rückte noch ein wenig weiter zwischen seine Beine, so weit, bis ich seinen würzigen Geruch wahrnehmen konnte, den Duft, den ich bereits kannte und liebte. Womöglich würde er noch an dem Stuhl kleben, wenn Joey längst nicht mehr darauf saß, und diese Vorstellung machte mich einfach nur geil.   "Nimm es in den Mund", vernahm ich seine Forderung, und ich hörte aus seinen Worten, dass er keinen Widerspruch zuließ. Er teilte seine Erregung mit mir, und diese Gemeinsamkeit einte uns einmal mehr, schweißte uns so eng zusammen, dass ich ihm noch näher sein wollte um ihm zu zeigen, dass ich für ihn und seine Bedürfnisse genauso da war wie er es für meine gewesen wäre. Doch ich konnte nicht behaupten, dass ich nicht mit mir selbst haderte, so wie ich sein Glied betrachtete und mir vorstellte, es tatsächlich in den Mund zu nehmen. Ich fühlte mich prompt an mein allererstes Mal erinnert, und ich fürchtete, Joeys Erwartungen an mich nicht gerecht werden zu können. "Ich...hab das aber noch nie gemacht..." "Nein? Du hast keine Erfahrungen mit Männern?" "Nope." "Du bist so schnell auf meine Spielchen eingegangen, dass ich geglaubt hatte, du seist mindestens bi." Angespannt schaute ich zu ihm auf, und zum ersten Mal begannen seine Lippen zu zucken und sich zu einem Grinsen auszubreiten. "Dann hab ich also tatsächlich eine Hete verführt", freute er sich und schob seine Finger in mein schwarzes, langes Haar. "Ich verzeih dir, wenn du dich unbeholfen anstellst, okay?" "'kay..." So recht beruhigt war ich noch immer nicht, doch ich wusste, dass es im Grunde nur einer Art Lampenfieber glich, das verschwand, wenn man sich erst einmal überwunden hatte, das zu tun, was getan werden musste. Und getan werden wollte. Wie sehr hatte ich mir bereits in der ersten Nacht gewünscht, Joey meine Liebeskünste zukommen lassen zu dürfen? Und nun bot sich mir endlich eine Gelegenheit, die ich nicht ungenutzt verstreichen lassen durfte.   Ich streckte meine Hand nach seinem Fleisch aus, berührte es sacht mit den Fingern, doch dann entschied ich mich einfach dafür, genau das zu tun, was ich selbst am liebsten hatte. Joey war verdammt noch mal keine Frau, die mit Vorsicht genossen werden wollte, die man erst zärtlich auf das Kommende vorbereiten musste. Ich konnte mir vorstellen, dass Joey gleich härter rangenommen werden wollte, so abgebrüht, wie er war, doch genau das galt es nun zu erkunden. Meine Finger umschlossen ihn, zogen seine Vorhaut zurück, und ich fasste mir ein Herz und schob meinen Kopf so weit in seinen Schoß, bis ich ohne zu Zögern seine Eicheln mit meinen Lippen umschloss und ihn nicht mehr länger warten ließ, auf das, was er wollte und brauchte. Hingebungsvoll saugte ich an seiner Spitze, setzte hin und wieder als besonderes Manko meine Zunge ein und reizte seine Zuckerstange, deren aphrodisierender Geschmack mir regelrecht meine Sinne vernebelte und meine rechte Hand von Joeys Schenkel hin zu meinem eigenen Schritt wandern ließ. Ohne Frage gefiel Joey, wie ich ihn mit meinem Mund verwöhnte. Ich erkannte es an dem stärker werdenden Griff in mein Haar und seinen verkrampften Fingern, die auf seinem Schenkel ruhten, genau dort, wo sich ebenfalls mein Arm befand, der sich immer wieder den plötzlichen Kratzattacken von Joeys Fingernägeln ausliefern musste. Doch das kümmerte mich nicht im Geringsten. Alles, was zählte, war, dass Joey Lust empfand, dass ich Lust empfand, und ich liebte es, mit anzusehen, wie genüsslich der Kleine seine schwarz gefärbten Lider geschlossen hielt und sich sogar hin und wieder über die Lippen leckte, wann immer ich meinen Kopf schneller bewegte. Vor Wonne ließ er sein Becken kreisen, stieß auch immer wieder sacht zu und räkelte sich schließlich regelrecht auf seinem Stuhl, bot mir eine sexy Show, indem er die Lehne ein Stück weiter hinabrutschte und sich sinnlich in sein langes Haar griff, die Lippen zu einem stummen Stöhnen geöffnet. "Oh ja", flüsterte seine tiefe Stimme in der Tat immer wieder hektisch wie überwältigt. "Oh fuck, yes. Yeah. Yesyesyes."   Ich war so hingerissen von seinem unfassbaren Sexappeal, dass ich fast nicht mitbekommen hätte, wie mein Handy in meiner Hosentasche zu vibrieren begonnen hatte. Zunächst versuchte ich noch, es zu ignorieren, doch da es nicht verstummte, nervte es irgendwann so schrecklich, dass ich schweren Herzens unterbrechen musste. Joeys Miene verriet mir seine Verstimmung ob des nicht vollendeten Blowjobs, der ja gerade erst angefangen hatte, so richtig Spaß zu machen. Aber im Grunde hatte mein beschissenes Handy die Stimmung ohnehin bereits ruiniert, deswegen machte es auch keinen Unterschied mehr, ob ich so tat, als würde ich es nicht hören oder schlicht und ergreifend abnahm. Hastig warf ich Joey einen entschuldigenden Blick zu. "Sorry", murmelte ich verlegen und fischte im selben Moment mein Telefon aus der Tasche und meldete mich verdruckst, doch da plärrte mir längst mein Gesprächspartner ins Ohr. "Hey, what's up, dude?" Ich kannte diese Stimme. Selbstverständlich kannte ich sie. Denn sie gehörte einem meiner Bandkollegen. Einem ziemlich penetranten Zeitgenossen, der oft Langweile wälzte und dann andere Leute auserkor, damit diese ihn bespaßten. Dass diese anderen Leute vielleicht gerade etwas Wichtigeres zu tun hatten, darauf kam er anscheinend nicht. Selbst hatte er anscheinend niemals Sex...   "Oh, hi, Ben...", erwiderte ich wenig angetan seinen euphorischen Gruß und tauschte meine kniende Position in eine Stehende, was Joey sicherlich nicht schmeckte, und was mir auch schrecklich peinlich war. Ich drehte mich sogar von ihm weg, damit ich seine angepisste Miene nicht mitansehen musste, während ich mit Ben redete, besser gesagt: Er redete mit mir, ich brummte nur verdrießlich. Selbstverständlich checkte er nicht, dass ich schlechte Laune schob. Selbst ich war gegen ihn ein romantisches Blumenmädchen, so schätzte ich die Lage manchmal ein. So unsensibel konnte im Grunde nur ein Alien sein. Ein Alien und Ben.   Ich schob mein Handy zurück in die Tasche und wendete mich wieder Joey zu, der noch immer ganz genau so da saß, wie ich ihn verlassen hatte. Ein Bild für die Götter, ich hätte ihn fragen sollen, ob ich ihn fotografieren durfte, um mir dann diesen prachtvollen Halbakt einzurahmen. Leider hätte ich in diesem Fall seinen Kopf abschneiden müssen, denn ein Akt und ein tödlicher Blick vertrugen sich nicht sonderlich gut. Obwohl es an ihm schon beinahe sexy aussah, wie da dieses gemeine Funkeln in seinen Augen schwelte. Sollte er seine Gefühle ruhig an Ben auslassen, schließlich war er für die Misere verantwortlich. Nicht ich. "Ben kommt vorbei", überbrachte ich Joey die grausame Nachricht und seufzte tief. "Er hat wohl irgendwelche Songideen, keine Ahnung. Ich konnte schlecht nein sagen...ja...ähm..." "Gut", befand Joey trocken und zog sich wieder den Saum seines Rockes so weit nach oben, dass sein noch immer hartes Schwänzlein hervorblitzte und meine Augen ganz groß wurden ob des Anblickes, an dem ich mich wahrscheinlich so schnell nicht satt sehen konnte. "Dann können wir ja das, was wir angefangen haben, noch beenden, bis er eintrifft. Das wird bestimmt nur noch drei Minuten dauern, bis ich so weit-" Verlegen kratzte ich mir den Hinterkopf und lächelte gequält. "Er wohnt gleich nebenan..." Der Todesblick kehrte zurück, und wäre Joey nicht so klein und schnuckelig gewesen, ich hätte sicherlich Angst bekommen. So allerdings tat er mir einfach nur schrecklich leid, denn ich konnte nachvollziehen, wie er sich fühlen musste. Kurz vor dem Orgasmus abserviert zu werden, das war wahrlich nichts, was man gern erlebte, kannte ich solche Situationen doch ebenfalls und wäre jedes Mal beinahe vor Wut an die Decke gegangen.   "Sorry, Joey. Sorry, sorry." Eigentlich stand mir die Rolle des Arschkriechers und Schleimscheißers nicht sonderlich gut, aber Joeys göttliche Erscheinung verdiente es einfach, dermaßen angebetet zu werden. Außerdem besaß der Kleine etwas Erhabenes, ja beinahe schon Dominantes, zumindest so hintergründig, dass er es die meiste Zeit über gerade noch so hinter seiner Maske aus Unschuld verbergen konnte. Er wusste, wie man mit Männern umgehen musste, und ich war ihm längst erlegen. "Ist gut", murrte er nur beleidigt, schnappte sich sein Unterhöschen und zog sich seine Strümpfe wieder an. Dann sprang er vom Stuhl, bewaffnet mit dem Lappen, den er vorhin mitgebracht hatte und wollte sich offenbar wieder an die Arbeit machen, doch ich hielt ihn auf, indem ich ihm meine Hand auf die Schulter legte. Widerwillig drehte er sich zu mir um, doch ich ignorierte seinen genervten Blick, denn das, was ich ihm mitzuteilen hatte, war mir äußerst wichtig. "Alles, was in diesem Zimmer passiert ist, bleibt in diesem Zimmer. Okay?" Er musterte mich eine ganze Weile lang prüfend, dann allerdings nickte er und ich tat es ihm erleichtert gleich. "Danke. Es muss ja schließlich nicht jeder wissen, dass ich...dass wir..." "...dass du solch einen guten Geschmack hast?", ergänzte Joey keck, und dass er schon jetzt wieder dazu aufgelegt war, einen Witz zu reißen, ließ mir noch einen weiteren Stein vom Herzen fallen. "Ja, genau das", bestätigte ich ihm mit einem Lächeln, welches er nicht erwiderte, wie immer. Sein Gesicht blieb kalt, bis zu dem Moment, in dem er sich umdrehte und mit wippendem Zopf im Wohnzimmer verschwand.   Lediglich einmal hatte er gelächelt. Und das nur, weil mit mir eine Hete auf sein Konto ging.   Kapitel 6: Possessive Girl -------------------------- 6. Kapitel - Possessive Girl     Bens Songideen hätte man guten Gewissens in Anführungszeichen setzen können, denn sie entpuppten sich als Flop. Ich hatte also ganz umsonst Joey mit seinen Bedürfnissen allein gelassen und ärgerte mich dementsprechend schwarz. Allerdings verbat ich mir diese Gefühle noch im selben Moment wieder, denn in umso weitere Ferne das gerade Erlebte rückte, desto eindringlicher klopfte mein Verstand an meine Schädeldecke und ließ mich mit den Konsequenzen hadern, die mein Tun mit sich bringen konnte. Klar, ich hatte Joey gebeten, darüber Stillschweigen zu bewahren und ich glaubte auch nicht im Ernst, dass ausgerechnet er zu Roxanne rennen würde, um ihr zu berichten, dass ich sie quasi mit ihm...betrogen hatte. Huh, welch ein großes, schweres, mächtiges Wort für solch einen winzig kleinen Blowjob, der im Grunde überhaupt nichts zu bedeuten hatte. Wir fanden uns schlicht und ergreifend heiß, wie man die Dame an der Kasse nebenan heiß fand, wie man einige seiner Fans heiß fand. Es war schlicht und ergreifend ein Gefühl, gegen das man sich ohnehin nicht zur Wehr setzen konnte.   Dass dies nur meine kläglichen Versuche waren, Ausreden für mein Tun zu finden, wusste ich selbst, doch ich versuchte mich damit zu beruhigen, so, wie man ein kleines Kind mit einem Schnuller beruhigte. Zunächst gelang es mir ja auch ganz gut, doch dann sollte nicht nur der Verstand, sondern auch das schlechte Gewissen an meine Tür klopfen.   Da Ben und ich uns im Wohnzimmer aufhielten, war es beinahe unvermeidlich, dass er Joey kennenlernte, auch wenn mir dies überhaupt nicht Recht war. Nicht, weil ich den interessierten Blick nicht ertrug, mit dem er Joey musterte, sondern weil ich stets fürchtete, dass ein böser, wahrer Verdacht hätte durchsickern können, wenn irgendeiner meiner Kumpels von Joey erfuhr. Man, die ganze Situation würde es noch schaffen, mich paranoid zu machen.   Ben und ich waren mittlerweile von den Bandangelegenheiten in Smalltalk abgedriftet und für ein paar Momente schien es mir wieder etwas besser zu gehen, doch da platzte Joey plötzlich dazwischen. Entschlossen stand er in der Tür, den Eimer und den Wischmopp in der Hand und nahm von Bens Anwesenheit überhaupt keine Notiz. "Ich bin in der Küche fertig", teilte er mir mechanisch mit. "Soll ich dann hier im Wohnzimmer weitermachen?" Doch er erhielt keine Antwort, denn Ben funkte mir mit seiner lauten Stimme dazwischen. Tja, großer Kerl, großes Organ. Ob das für alle Bereiche zutraf, konnte und wollte ich nicht beurteilen. Er stieß einen angetanen Pfiff aus, so wie er an Joey auf- und abblickte, anschließend wandte er sich wieder an mich, wobei er über das ganze Gesicht grinste. "Huiuiui, wer ist denn die heiße Braut?" "Ich bin Joey", kam es monoton von Joey, und seine tiefe Stimme ließ Ben prompt die Kinnlade herunterkrachen und ihn fassungslos anstarren. "Und falls es dir entgangen ist, ich bin keine heiße Braut." Mit diesen Worten rauschte er an uns vorbei und schrubbte anschließend verbissen unseren gläsernen Couchtisch. Bens Blicke klebten dabei noch lange an ihm. "Du stehst auf Transvestiten?", raunte er mir schließlich amüsiert zu, so, dass Joey ihn vermutlich nicht gehört hatte. "Na ja, er ist ja schon ganz niedlich, wenn ich es mir so recht überlege...aber ist Roxanne da nicht eifersüchtig?" Ein flaues Gefühl kroch meinen Magen empor. "Er putzt hier nur", erwiderte ich spröde, doch als ich meine Blicke zu Joey hinüberwandern ließ, sah ich, wie seine Augen Funken sprühten und es mir erst recht die Kehle zuschnürte.   Glücklicherweise nahm Ben es mir ab, dass Joey nur eine Arbeitskraft darstellte und bohrte nicht weiter nach. Allerdings schien Roxanne nun das Stichwort zu sein, ein ebenso heikles Thema. Und ich war im Moment nicht redegewandt genug, um seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken. "Wie lange seid ihr nun zusammen?", wollte er von mir wissen, und ich versuchte mich krampfhaft an unseren ersten Sex erinnern. Wann war der gewesen? Im Januar? Oder doch im Februar? "Joa, so sechs Monate", erwiderte ich und Ben nickte, zufrieden mit meiner Antwort und klopfte mir kameradschaftlich auf die Schulter. "Man kann dich echt nur immer wieder zu so einer tollen Frau beglückwünschen. Roxanne ist so locker und cool, und sie haut dir nicht gleich auf die Fresse, wenn du anderen Weibern hinterherglotzt. Kommt ja schließlich manchmal vor, bei uns Kerlen." Gefällig zwinkerte er mir zu, ich allerdings saß da wie zu Stein erstarrt. "Mit der hast du wirklich einen guten Fang gemacht, schließlich sieht nicht jede coole Frau auch so klasse aus wie sie." Fast schon panisch pfriemelte ich in meiner Hosentasche und holte schließlich mein Handy vor, woraufhin ich vorgab, die Uhrzeit zu prüfen. "Oh, shit, ich hab ja noch einen Termin!", rief ich erschrocken aus und sprang auf, Ben auffordernd eine Hand auf die Schulter legend, welcher mich nur verdattert ansah. "Einen Termin? Um die Uhrzeit?" "Ja, ja", nickte ich eifrig und sorgte dafür, dass Ben sich zur Tür bewegte. Ich begleitete ihn dabei und aus den Augenwinkeln sah ich, wie Joey ihm große Blicke schenkte. Große Blicke für einen großen Typen. Und genau diese Reaktion war auch der Anlass für meinen zugegeben absolut bescheuerten, kläglichen Versuch, mir wieder ein halbwegs reines Gewissen zu schaffen.   "Ist er gegangen?" Ich stand wieder im Wohnzimmer, etwas weiter von Joey entfernt, der noch immer äußerst konzentriert seiner Arbeit nachging, dabei allerdings nicht davor zurückschreckte, auf Ben anzuspielen. "Ja", erwiderte ich. "Er ist ziemlich groß, nicht wahr?" "Oh ja, das kann man wohl sagen." "Du stehst doch auf große Männer, oder?" "Ja, das kann man auch so sagen." Augenblicklich wechselte Joey das Thema, so ungerührt, als würde er nun plötzlich mit mir über das Wetter sprechen wollen anstatt über eine mir sehr unangenehme Angelegenheit. "Du hast ihn ja förmlich rausgeschmissen, als er von Roxanne angefangen hat." Eine stille Frage schwang in seinen Worten mit. Er wollte den Grund wissen. Besser gesagt: Dieses hämische Luder kannte den Grund nur zu genau, wollte aber von seinem Triumph kosten. Mit einem Mal verspürte ich nur noch süßliche Abneigung für Joey. "Ben ist übrigens Single", kehrte ich also verbissen zum ursprünglichen Gesprächsthema zurück, Joeys Anspielung geflissentlich ignorierend. "Mir egal", erwiderte Joey. "Er interessiert mich nicht." Wieder so eine Aussage, in der noch eine verstecke Botschaft mitschwang. Dieses kleine, verfluchte Biest. "Und du solltest mich eigentlich nicht interessieren", warf ich ihm fast schon ein wenig zu enthüllend bissig an den Kopf, woraufhin er seine Arbeit kurz einstellte und mich stumm anschaute. "Aber ich tue es, oder?" Er hatte mich. Mein Schweigen verriet mich. Ich sah, wie Joey sich langsam erhob und dann ein paar Schritte auf mich zumachte. "Ich finde, du solltest dich langsam mal entscheiden", meinte er, mich weiterhin musternd, bis ich seinen Blick zögerlich erwiderte. Dann zog er an mir vorbei und ließ mich allein zurück, mich, der in diesem Moment noch nicht ahnte, dass Joey mir bei der Entscheidungsfindung gehörig unter die Arme zu greifen gedacht hatte...     *     Roxie schlief bereits, als auch ich endlich ins Bett kam. Lange hatte ich im Wohnzimmer gesessen, eine Kippe nach der anderen geraucht und mich mit diesem ekelhaften Bier abgefüllt. Nun spürte ich die Wirkung des Alkohols in meinen Gliedern, so wie ich mich neben meine Freundin sinken ließ, die um diese Uhrzeit höchstens ein Tornado aufgeweckt hätte. So also konnte ich mich in aller Ruhe noch ein wenig umherwälzen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, denn so bald würde ich ohnehin noch keinen Schlaf finden, vermutete ich. Mein Kopf war prall gefüllt mit all diesem Bockmist, den ich verzapft hatte, und ich hatte keine Ahnung, wie ich das Gedankenkarussell stoppen konnte. Die Probleme bestanden schließlich weiterhin, und eine Lösung schien so bald nicht in Sicht. Sobald Joey wieder vor mir stand, sobald er mir wieder schöne Augen machte, würde ich ihm wieder erliegen, da brauchte ich mir nichts vormachen. Er wusste es so geschickt anzustellen, mich um den Finger zu wickeln, dass ich ihm noch nicht einmal entkommen konnte, sondern mich bereits im nächsten Moment kniend zwischen seinen Schenkeln wiederfand. Er ist der Teufel, hallte es in meinen Gedanken, während ich mein Kissen zusammenraffte und meinen Kopf darauf bettete. Und ich bin ein Idiot. Was war denn das? Hatte ich mir das eingebildet, oder lag da etwas unter meinem Kissen? Neugierig ließ ich meine Hand darunter gleiten und ertastete prompt etwas, das sich wie Papier anfühlte. Als ich es hervorholte und das Licht meiner Nachttischlampe anknipste, fielen mir beinahe die Augen heraus. Das war kein Papier, das war ein Bild. Besser gesagt, mehrere Bilder, die allesamt in einem weißen Umschlag steckten und Joey zeigten. Joey, wie er leicht bekleidet in einer Wohnung posierte, die mir unbekannt war. Joey im Türrahmen, eines seiner nackten Beine lasziv angezogen und lediglich Dessous tragend. Sein Blick flirtete regelrecht mit der Kamera, und es schienen nur zwei Worte in ihm zu liegen: Nimm mich. Seine Lippen waren schwarz wie die Nacht und wirkten noch voller als sonst, genau wie das Make up seiner Augen, das in dramatischen Bögen aufgetragen worden war und mich prompt an den Blick einer Katze erinnerte. Das Bild hatte er mit ebenso schwarzer Spitzenunterwäsche perfektioniert, dessen Säume künstliche Pelze bildeten. Pikanterweise hatte er sich nicht einmal davor gescheut, einen BH zu tragen, welchen allerdings natürlich keine Brüste ausfüllten. Und dennoch hätte man Joey ohne Zweifel für ein Mädchen gehalten. Für ein leichtes Mädchen. Eine Nutte. Eine Schlampe. Eine leider viel zu geschmackvolle Schlampe.   Das zweite Bild mutete nicht viel besser an: Auf diesem imitierte Joey noch unverkennbarer eine Katze, indem er auf allen Vieren auf einem Bett abgelichtet worden war und mich auffordernd anzuschauen schien. Dass er darauf nicht mehr als schwarze, halterlose Strümpfe trug, konnte ich durch seine leicht auseinanderstehenden Arme hindurch erkennen. Nichts sprach eine so eindeutige Sprach wie das offene präsentieren seines Gliedes. Er nahm mir den Abbruch seines Blowjobs nicht mehr übel, dazu war er viel zu verzweifelt. Er wollte mich für sich gewinnen, um jeden Preis, obwohl ich ihm nicht gehören durfte wie die Maus einer Katze. Doch was, wenn sich die Maus ihr in selbstmörderischen Anwandlung zum Fraß vorwarf? Wenn sie kaum noch in Worte fassen konnte, wie sehr sie dieses wunderschöne Wesen begehrte, wie leidenschaftlich sie mit ihm schlafen wollte? In diesem Moment hätte ich Joey alles gegeben, was er wollte, alles nur Erdenkliche, doch dazu war er mir viel zu fern. Jedoch half mir diese Gewissheit keineswegs über meine plötzlich stark florierende Lust hinweg. Und da mein Gehirn einmal mehr auf Leerlauf geschalten war, verschlimmerte ich meine Situation nur noch zusätzlich.   "Roxie", hauchte ich und schüttelte meine Freundin an der Schulter, bis sie sich murrend zu regen begann, allerdings ohne aufzuwachen. "Roxie!", versuchte ich es wesentlich eindringlicher und verzweifelter, fühlte mich dabei auch äußerst mies, aber ich hielt ihn kaum noch aus, diesen verdammten Druck zwischen meinen Beinen. Ich wollte all die Lust, die ich für Joey empfand, endlich wegficken, egal an wem, egal, um welchen Preis. Und da Roxie doch meine Freundin war, musste sie doch eigentlich für mich da sein, oder nicht? Also bedrängte ich sie so lange, bis sie schließlich verschlafen in das Halbduster blinzelte und mich über sich entdeckte. "Wed...was...was machst du da?" "Ich...ich..." Meine Stimme versagte. "Ich hab Lust auf dich..." Daraufhin landete eine Hand in meinem Gesicht und schob mich entschieden beiseite. "Ich aber nicht auf dich. Du bist betrunken", erhielt ich Roxannes kalte Antwort, dann drehte sie sich von mir weg und ich musste notgedrungen einmal mehr mit meiner Hand vorlieb nehmen.   Ja, im Nachhinein betrachtet war ich schon ein großes Schwein. Und ich bereute meine Ausbrüche wirklich sehr. Sogar so sehr, dass ich Joey beinahe einen Korb gegeben hätte, und zwar für immer. Aber wie gesagt nur beinahe...   Kapitel 7: Disappointed Girl ---------------------------- 7. Kapitel - Disappointed Girl     Joey hatte nicht zu viel versprochen, als er behauptete, das perfekte Zubereiten von Speisen während seiner Ausbildung beigebracht bekommen zu haben. Das, was er am nächsten Tag nur für mich gezaubert hatte (angeblich ohne irgendwelche Hintergedanken), grenzte beinahe an das Menü eines Sternekochs. Eigentlich wollte ich mir nicht anmerken lassen, was für ein Gaumenschmaus sein Risotto mit Hähnchenfleisch darstellte, doch ich konnte mir dann doch nicht meine entzückten Laute verkneifen und den erstaunten Blick, den ich Joey zuwarf. "Das ist ja butterweich!", lobte ich sein Essen und schaufelte gierig noch eine Gabel nach, nur um wieder regelrecht abzugehen und ungeniert mit vollem Mund weiterzusprechen. "Du hättest in einem Restaurant anfangen sollen und nicht bei einer Dienstleistungsfirma." Joey, der mir gegenüber saß, die Hände zwischen seine Knie geklemmt und mir bereits die ganze Zeit über jede Gabel in den Mund schaute, reagierte einmal mehr nur auf seine trockene, berstend ehrliche Art. "Ich bin froh, dass ich es nicht getan habe. Denn sonst hätte ich dich womöglich nicht kennengelernt." Ja, da war was dran, das konnte ich ihm nicht absprechen. Aber er konnte mir auch nicht verübeln, dass ich augenblicklich etwas stiller wurde und verhaltener ob seines Essens reagierte. Auf einmal schmeckte es nicht mehr ganz so gut.   "Nimm dir ruhig auch was", forderte ich Joey auf, denn ich konnte nicht mehr mit ansehen, wie er dort ausharrte wie das Aschenputtel und dem König ausgehungert beim Speisen zuschaute. "Ist doch noch genug da." So frech Joey sein mochte, er machte es durch seine gehorsamen Momente wieder wett. Erst, nachdem er mir einen Blick zugeworfen hatte, der 'wirklich?' zu fragen schien und ich nichts Gegenteiliges einzuwenden hatte, erhob er sich und machte sich endlich einen Teller voll. Dann saßen wir uns neuerlich schweigend gegenüber, und ich versuchte, nicht an meine Vergehen zu denken, nicht an Roxanne, nicht an die letzte Nacht. Doch natürlich war es genau das, was mir durch den Kopf ging. Deswegen atmete ich tief durch und entschied mich doch dafür, ein ablenkendes Gespräch zu suchen. Auch wenn ich wieder einmal das komplett falsche Thema anschnitt. Aber es war eben das, was mich schon seit einiger Zeit interessierte.   "Darf ich denn fragen, wie viele Männer du schon hattest?" Joey, der gerade seine Gabel zum Mund führen wollte, hielt abrupt inne und starrte mich von unten herauf an. Jedoch entspannte er sich bereits im nächsten Augenblick, aß genüsslich weiter und reckte erhaben sein Kinn in die Höhe. "Was glaubst du denn?", ließ er mich raten. Wie hatte ich auch nur denken können, dass er mir keine Gegenfrage stellen würde? Mir war nun also die Aufgabe zuteil geworden, Topfschlagen auf dem Minenfeld zu spielen. Das hatte ich mir ganz allein eingebrockt. Da musste ich nun durch. "Na ja...", mutmaßte ich zögerlich und rieb mir das Kinn. "Vielleicht so...zehn...?" "Zehn." Joey ließ seine Augenbrauen in die Höhe schnellen und ich hatte keine Ahnung, ob er das tat, weil ich zu hoch gepokert hatte oder doch eher zu niedrig. Aber ich sollte meine Antwort bekommen. "Ich glaube, es waren so um die zwanzig. Mindestens." "Zwanzig..." Nun riss ich aber die Augen auf. Joey war doch noch so jung, ich schätzte ihn auf Anfang zwanzig, und doch riss er angeblich die Kerle auf wie jemand, der bereits viel erfahrener war. "Da staunst du, was?", neckte er mich und so etwas wie Belustigung schwang in seiner Stimme mit. "Hättest du nicht gedacht." "Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele Typen gibt, die auf...na ja, Crossdressing stehen", gab ich zu. "Nicht alle hatten mich in Frauenkleidern", klärte Joey mich zugleich besonnen auf und ließ seine Gabel auf den Teller sinken, um sich dann zu erheben, denn ihm war natürlich nicht entgangen, dass ich aufgegessen hatte. "Willst du noch Nachtisch?" "Was gibts denn?", wollte ich nichts ahnend wissen, und natürlich gab Joey wieder einen seiner spitzen Kommentare zum Besten. "Mich", hörte ich ihn sagen, während er geschäftig an der Küchentheke stand und hantierte. Ich haderte derweil mit meinen unterdrückten Gelüsten und schluckte hart, versuchend, nicht auf Joeys Rückseite zu starren. Nicht auf seinen Arsch. Nur mal heimlich linsen...okay, genug. "Haben wir nicht auch noch etwas...anderes da?", fragte ich vorsichtig, doch anstelle einer Antwort drehte Joey sich um, einen Teller in der Hand, welchen er vor meiner Nase platzierte. Darauf befanden sich köstliche, rote Erdbeeren, die mit Vanillesoße übergossen waren und ein rötliches Puder krönten, von dem ich nicht wusste, was es sein konnte. Dafür wusste Joey es, der sicherlich Notiz von meinem fragenden Blick genommen hatte. "Das ist Chilipulver", bemerkte er und ich zog ein wenig erschrocken den Kopf zurück. Anschließend stocherte ich skeptisch mit der Gabel in dieser ungewöhnlichen Nachspeise umher. Und dies schien das Signal für Joey gewesen zu sein, sich seine eigene Gabel zu schnappen, mir eine Erdbeere über den Tisch hinweg zu stibitzen und sie in seinem eigenen Mund verschwinden zu lassen. "Mhh", brummte er und warf mir einen verträumten Blick zu. "Du solltest es unbedingt probieren, die Mischung ist absolut umwerfend. Süß und scharf..." "Genau wie du", rutschte es mir gegen meinen Willen heraus und Joey und ich tauschten beinahe schon erschrockene Blicke. Wo war eigentlich der Rückgängig-Button für das reale Leben, wenn man ihn mal benötigte? Ich wollte Joey doch nicht mehr anflirten, ich hatte mir in der letzten Nacht nach meinem letzten Orgasmus geschworen, die Finger von ihm zu lassen, und zwar für immer und ewig. Doch da ausgerechnet ich es war, der gerade den Grundstein für mehr gelegt hatte, brauchte ich mich nicht zu wundern, dass Joey dankbar in das Spiel einstieg.   "Hast du eigentlich meine Bilder gefunden?" Es hätte mir nichts gebracht, hätte ich gelogen. In diesem Fall hätte Joey sie mir eben jetzt vorgelegt und ich hätte nicht mehr gewusst, wo ich hinschauen sollte. Also blieb ich bei der Wahrheit. "Jap." "Und?" Warum musste er mich nur so quälen? Merkte er denn nicht, dass ich es nicht mehr wollte? Oder versuchte er, es zu ignorieren? Oder wollte ich doch? God damn, natürlich wollte ich, wie verrückt wollte ich sogar. Joey machte mich rasend, ich hätte ihn ohne zu Zucken über den Tisch gelegt und ihn für jeden seiner Versuche, mich herumzukriegen, einen Schlag auf den Arsch verpasst, um ihn danach versöhnlicher Weise zu vernaschen. Es schien gar nicht mehr aufzuhören. Zumindest nicht, so lange Joey noch in meiner Nähe war. Bald schon würde die eine Woche Kündigungsfrist herum sein, und dann würde er nicht mehr für uns arbeiten. Schon bei dem Gedanken daran schnürte sich mir die Kehle zu.   Da ich den Mund nicht mehr aufbekam, Joey aber noch auf seine Antwort wartete, versuchte er nun, sie mit etwas mehr Druck einzufordern. Kurzerhand erhob er sich von seinem von mir viel zu weit entfernten Stuhl und näherte sich mir, um prompt auf meinem Schoß Platz zu nehmen, was ich nur ganz, ganz schlecht vertragen konnte. Sein Gewicht drückte auf meine Schenkel, und noch ehe ich es mir versehen konnte, nahm er mir die Gabel aus der Hand und spießte eine Erdbeere auf, die er mir vor den Mund hielt, allerdings so, dass ich nicht mühelos herankam. Sein wartender Blick war noch immer auf mein Gesicht gerichtet. Die Antwort blieb mir also nicht erspart. Obwohl er sie doch genauso gut kannte wie ich.   "Mh, waren schöne Bilder", presste ich schließlich gequält hervor und spürte, wie mir der Schweiß den Rücken runterrann. Joey Arm sank auf den Tisch. Das war anscheinend nicht das, was er zu hören angedacht hatte. "Sag schon, wir sind doch unter uns", säuselte er verführerisch und schmiegte sich noch ein wenig enger an mich. Seine Hand schien Anstalten zu machen, mir unter das Shirt zu gehen, wogegen ich mich allerdings entschieden wehrte. Jedoch nicht gegen die ehrliche Antwort auf seine Folterfrage. "Sie sind verdammt scharf", hörte ich mich mit zittriger Stimme sagen, mein Mund fühlte mit einem Mal staubtrocken an. "Woah, fuck, Joey. Was machst du nur mit so einem armen, alten Mann?" Er lachte leise, wurde dann aber wieder ganz ernst und sah mich starr an. "Hast du dir darauf einen runtergeholt?" Inzwischen ruhten seine Finger mit den lackierten Nägeln auf meiner Brust, glitten allerdings noch weiter hinauf, in meinen Nacken, wo er mich sanft zu kraulen begann. Egal, wie sehr man es versuchte, man konnte ihm einfach nicht wiederstehen. Seine Methoden waren hartnäckig und trafen mir mitten zwischen die Beine. Jede Berührung mutierte zu einer sexuellen Handlung. Alles wusste mich zu erregen. Jeder Blick, sogar nur der Klang seiner rauen Stimme. Die Atmosphäre zwischen uns war zum Reißen gespannt, und wahrscheinlich hätte nur eine einzige Geste genügt, um uns komplett eskalieren zu lassen. Aber es durfte nicht sein, redete ich mir verbissen ein. Wir waren bereits zu weit gegangen, noch einmal durfte ich nicht schwach werden. Doch ob meine Triebe da mitspielten?   "Fünfmal", erwiderte ich schließlich monoton. "Ich habs mir fünfmal gemacht." "Dann sollten wir vielleicht..." Noch ehe ich es mir versehen konnte, fuhr Joeys Hand meinen Oberkörper hinab, bis sie hastig an meiner Gürtelschnalle zu nesteln begann. Sein Gesicht war meinem nun so nahe, dass ich ihm mühelos mit der Zungenspitze über seine leicht geöffneten, sinnlichen Lippen hätte lecken können. Aber ich tat es nicht. Ich zeigte ihm, dass auch ich dazu in der Lage war, Widerstand zu leisten. Eiskalt griff ich nach seiner vorwitzigen Hand und entfernte sie von der Stelle, wo sie nichts, aber auch überhaupt nichts zu suchen hatte. Selbstverständlich schaute Joey mich daraufhin mit großen, verständnislosen Augen an. Mit so viel Stärke meinerseits hätte er wahrscheinlich nicht gerechnet. "Ich würde jetzt gerne weiteressen", erklärte ich ihm eindrücklich, woraufhin er kurz zögerte, dann allerdings von meinem Schoß glitt und sich in Richtung Tür bewegte. "Darf ich noch bei dir duschen?", fragte er wenig freundlich, woraufhin ich die Schultern zuckte, obwohl er mich nicht mehr anschaute. "Klar, aber lass deine Schweinereien bitte." Von der Seite sah ich, dass über sein Gesicht ein bitteres Lächeln zuckte, dann rauschte er beleidigt aus dem Zimmer.   Ich wusste, dass ich besser kein schlechtes Gewissen haben sollte, doch ich konnte mich diesem dumpfen Gefühl in meinem Magen nicht entziehen. Der Appetit war mir endgültig vergangen und seit langer Zeit war ich derjenige, der das Geschirr in die Spüle schaffte und sogar aufzuwaschen begann.     *   Es gab Augenblicke, in denen ich mich mehr denn je über mich selbst wunderte. Über mich, über meine Gefühle und vor allen Dingen über meinen Geschmack. Hätte man mir vor ein paar Wochen mitgeteilt, dass ich schon bald ein Auge auf einen Mann werfen würde, ich hätte wahrscheinlich nur schallend gelacht. Doch dieses Szenario hatte sich bewahrheitet. Ich wollte etwas von einem Typen, von einem Kerl wie mir, denn so mädchenhaft Joey oftmals aussah, besaß er doch alle körperlichen Features, die man von einem Mann erwartete, wie mir einmal mehr bewusst wurde, als ich am Badezimmer vorbeiging und durch die weit offen stehende Tür Joey erblickte, welcher gerade aus der Dusche stieg und sich seine nassen Haare mit einem Handtuch trockenrubbelte. Dabei tat er so, als würde er mich nicht bemerken, obwohl das ganz sicher nicht stimmte. Er wollte mir wahrscheinlich nur eine Gelegenheit bieten, seinen nackten Körper zu bewundern, den er mir von der Seite präsentierte, ein Bein auf die Wanne stellend, um es bequem trocken zu rubbeln. Sicherlich hoffte er, ich würde es mir noch einmal überlegen und es doch mit ihm treiben, und das, obwohl Joeys derzeitiger Zustand überhaupt keine Rückschlüsse darauf gab, dass er gern Frauenkleider trug und sich feminin schminkte. Jetzt war er einfach nur ein Mann, mit flacher Brust und dem Penis zwischen den Beinen, den ich bereits im Mund gehabt hatte. Im Grunde hätte ich mich nicht zu ihm hingezogen fühlen dürfen, aber trotzdem fand ich ihn auf gewisse Weise attraktiv, wenn auch nicht mehr so sehr wie in seinen hübschen Dessous.   Dass Joey tatsächlich Notiz von meiner Anwesenheit genommen hatte, bewies er mir bereits im nächsten Augenblick. "Willst du mitduschen?", rief er mir von der Distanz her zu, allerdings ohne mich eines Blickes zu würdigen. Mit seiner Entrüstung war es einmal mehr nicht sonderlich weit her. Die Rolle der eingeschnappten Leberwurst schien ihm partout nicht zu liegen. "Du hast doch schon geduscht", merkte ich verwundert an und schaute dabei zu, wie Joey sich ungerührt seine lackierten Zehen abtrocknete. "Und? Ich steig auch gern nochmal rein, wenn du mitmachst." Seufzend betrat ich schließlich das Bad und stellte mich schräg hinter Joey, der sich auch prompt hoffnungsvoll zu mir umdrehte, sich dabei Wasser aus dem Ohr schüttelnd und so selbstverständlich mit seiner Blöße umging, dass selbst ich mich nur darüber wundern konnte. Schließlich kannten wir uns im Grunde kaum, und die wirklich intimen Erlebnisse fehlten uns ebenfalls fast vollständig, die solch ein Verhalten gerechtfertigt hätten. Doch zugegeben, ich genoss es ja, war dies doch der Körper, von dem ich Tag und Nacht träumte, der mich um den Schlaf brachte und den ich so gern unter mir spüren wollte... Cut.   "Hör zu", setzte ich entschieden an, darauf erpicht, Joey endgültig all seine Illusionen zu rauben. "Wir sollten nicht-" "Schon klar", schnitt er mir harsch das Wort ab, drehte sich um und kümmerte sich wieder ganz um sich selbst. Ich musste feststellen, dass er einen sehr knackigen, kleinen Po besaß, und dass ich ihm jetzt, so wie er war, am liebsten einen Klaps gegeben hätte. Doch das hätte meine Worte Lügen gestraft. Und meinen Entschluss zunichte gemacht. "Schade, dass du dich nicht für mich entschieden hast. Aber es liegt ganz an dir..." Langsam entfernte ich mich von ihm und schloss dieses Mal die Tür hinter mir, wissend, dass ich gerade nicht nur Joey belogen hatte. Sondern auch mich.   Kapitel 8: Needy Girl --------------------- 8. Kapitel – Needy Girl     Man hörte von vielen Seiten, dass Probleme angeblich nicht im Alkohol ertränkbar waren. Ich allerdings teilte diese Meinung nicht, denn es stellte einen unbestreitbaren Fakt dar, dass ein gutes Bier (oder auch zehn) zumindest vorübergehend die Sonne für einen lachen ließ. Was am nächsten Morgen geschehen würde, konnte man schließlich geruhsam verdrängen, hatte man zumindest mit ein wenig Alk im Blut eine erholsame Nacht vor sich. Und ich hatte derzeit genügend Probleme zu wälzen. Die Sache mit Roxie und dass ich sie hintergangen hatte war nur eines davon, und bereits dieses lag mir schwer wie ein Stein im Magen, obwohl ich längst wusste, dass ich sie im Grunde gar nicht liebte. Aber sie mich, und das machte das Ganze noch schlimmer. Joey schien meine deutliche Ansage endlich verstanden zu haben und akzeptierte seitdem, dass ich keine weiteren Annäherungsversuche mehr wünschte. De facto wechselten wir kaum noch ein Wort miteinander, und die Stimmung befand sich stets unter dem Nullpunkt. Schließlich kannten wir die Interessen und Vorlieben des jeweils anderen kaum, das Einzige, was wir geteilt hatten, war unsere Leidenschaft füreinander. Und da diese nun gestorben zu sein schien, verband uns schlichtweg nichts mehr. Was mich nicht gerade glücklich stimmte. Aber noch ekliger war die Tatsache, dass ich ihm widerstehen und ihn in dem Glauben lassen musste, dass ich nichts mehr von ihm wollte, obwohl es ganz stark und hart in meiner Brust schwelte, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Joey war mein Guilty Pleasure. Im Grunde konnte ich nicht mehr ohne hin. Allerdings auch nicht mit ihm.   Waren das nicht genügend Gründe, die dafür sprachen, dass ich spät abends, nachdem ich Joey in den Feierabend entlassen hatte und Roxanne noch im Büro war, zu dem kleinen Kiosk gleich um die Ecke fuhr, um mir dort einen Alkoholvorrat zuzulegen? Den Sixpack Bier würde ich selbstverständlich ganz alleine leeren, denn ich hatte niemanden, dem ich mein Herz hätte ausschütten können oder wollen. Auf Ben schiss ich, mit ihm konnte man nur blödeln, und außerdem glaubte ich zu wissen, dass er sich sofort auf Roxannes Seite gestellt hätte, sah er in ihr doch eine ach so tolle Frau. Und wahrscheinlich war sie es auch. Doch sie war eben nicht die Frau für mich.   "Warum muss ich nur so ein feiges Schwein sein?", beschimpfte ich mich selbst, als ich die Ladentür aufstieß und schnurstracks in Richtung des Spirituosenregales schlenderte. Ich hielt den Kopf mürrisch wie auch verzweifelt gesenkt und während ich zu weiteren Flüchen ansetzten wollte, die an mich selbst adressiert waren, bekam ich nicht mit, dass Gegenverkehr herrschte und stieß prompt mit jemandem zusammen, was meine Laune nur noch weiter in den Keller trieb. Zumindest vorerst. "Pass doch auf!", pampte ich mein Gegenüber lautstark an und hob gereizt den Kopf, denn ich wollte sehen, wer es da gewagt hatte, mich zu behindern. Mir lagen bereits ein paar deftige Worte auf der Zunge, doch sie blieben mir allesamt prompt im Hals stecken, als ich in das Gesicht der Person sah, die mich verdattert anschaute. Joey. Ausgerechnet Joey. Aber nicht der Joey, der in meinem Haushalt arbeite. Dies hier war nicht der mädchenhafte Joey, sondern ein Kerl, der einen ähnlichen Style wie ich am Körper trug, Lederjacke kombiniert mit schwarzer Jeans. Allerdings war das Make up noch das Gleiche, welches während seiner Arbeitszeit sein Gesicht verschönert hatte. Trotzdem kein Grund mehr bestand, mir schöne Augen jeglicher Art zu machen, verzichtete er nicht mehr auf den tiefschwarzen Lippenstift und ein ebenso schwarzes oder von Zeit zu Zeit auch rotes Augenmakeup. Seine offenen Haare hingegen bekam ich eher selten zu Gesicht. Zuletzt hatte er sie mir im feuchten Zustand präsentiert, nachdem er aus der Dusche gekommen war. Augenblicklich stellte ich fest, dass er noch so viel besser aussah, wenn ihm die dunkle Mähne locker über seine Schultern fiel. Einmal mehr konnte ich verstehen, warum die Haarpracht einer Frau in manchen Kulturen ein Symbol für sexuelle Anziehungskraft darstellte.   Joey sah mich schweigend an, setzte aber auch nicht seinen Weg fort. Irgendetwas schien ihn erschreckt zu haben, womöglich meine ruppige Art, mit der ich ihn bisher nie bedacht hatte. Doch das Leben war kein Zuckerschlecken. Ich konnte ihn nicht immer in Schutz nehmen und ihn über alles stellen. Auch er war nur ein Mensch und kein Halbgott. Das musste er endlich mal kapieren. Aber es war nicht meine Aufgabe, ihm dies weißzumachen. In Sekundenschnelle kochte ich etwas herunter und steckte die Hände in die Taschen meiner Hosen, um Joey mit einem lässigen Grinsen zu mustern. "Na, heute mal ausnahmsweise in Zivil unterwegs?", fragte ich mit eindeutig einem Funken Provokation in der Stimme, der auf meine schlechte Laune zurückzuführen war. "Traust dich wohl doch nicht mehr im Kleid auf die Straße." "Doch, klar", erwiderte Joey gelassen und fuhr sich mit den Fingern sacht durchs Haar, so, als bildeten sie einen Kamm. "Aber ich mag auch rockigere Klamotten. Solche wie du sie trägst." Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, wie er es immer tat. Er stellte das Gegenstück zu meiner Impulsivität dar. Und er hatte stets gewusst, wie er diese Seite meiner Persönlichkeit für seine Vorteile nutzen konnte. Er war ein schlauer Junge, der kleine Joey. Genauso schlau wie pervers.   "Was machst du denn hier, um die Zeit? Es ist fast zehn", wollte ich skeptisch von ihm wissen, doch im selben Augenblick fiel mir das rote Päckchen auf, welches er in der Hand hielt. Ich wartete also gar nicht erst ab, bis Joey den Mund aufmachte, sondern griff nach seinem Handgelenk und holte mir meine Antwort selbstständig ein. Und ich sollte nicht schlecht staunen, auch wenn mich das, was Joey gerade zu kaufen angedacht hatte, nicht wirklich verwunderte. "Wofür rüstest du dich denn aus?", lachte ich und ließ seinen Arm fallen, während Joey nicht einmal mit der Wimper zuckte. "Für Typ Nummer 21?" "Vielleicht", kam es nur vage von Joey, sodass ich wieder das Wort ergriff. "Man hat doch nicht etwa noch was vor zum Freitagabend?" "Ich werde wohl in diese Bar hier gehen, gleich ein paar Straßen weiter." Unbestimmt fuchtelte er mit seinem Kondompäckchen in der Hand in die entsprechende Richtung. Und in meinem Magen schien sich ob dieses Wissens ein Gewitter zusammenzubrauen. Joey würde ganz sicher keine Probleme haben, einen Ersatz für mich zu finden, standen die schwulen Typen doch wahrscheinlich Schlange bei ihm. Dass er allerdings so kalt war und mich ganz einfach abschrieb, hätte ich nicht für möglich gehalten. Wie sehr hatten wir uns gewollt, wie sehr nacheinander verzehrt - und jetzt sollte das von heut auf morgen alles Schnee von gestern sein? Bitter presste ich die Kiefer aufeinander, wohl wissend, dass ich nichts für mich pachten konnte, was mir offensichtlich nicht gehörte. Joey war ein freier Mann, hatte ich ihm doch höchstpersönlich den Freifahrtsschein unterschrieben, und ich war nur ein Gefangener in dem Knast, den ich selbst um mich herum errichtet hatte.   "Und du? Was machst du hier?" Seine berühmten Gegenfragen. Allerdings glaubte ich nicht ernsthaft, dass ihn die Antwort tatsächlich interessierte, obwohl mich seine Augen neugierig anschauten. "Bier holen", erwiderte ich. "Im Gegensatz zu deinem wird mein Abend wohl deutlich einsamer werden." Ich hatte eigentlich damit gerechnet, eine Antwort von Joey zu erhalten, vielleicht auch ein klein wenig Mitleid, obwohl ich wusste, dass Joey nicht der Typ war, um in die Rolle einer Mutter Teresa zu schlüpfen. Wie vermutet schob er sich schließlich an mir vorbei, direkt in Richtung Kasse, und anstelle ihm noch Ewigkeiten nachzuschmachten, besann ich mich auf mein eigentliches Vorhaben und rüstete mich mit einem ganzen Kasten einer erträglichen Biersorte aus. Anschließend stellte ich mich hinter Joey in die Schlange und konnte es mir einfach nicht verkneifen, sehnsüchtig sein schwarzes Haar zu betrachten. Ich erinnerte mich daran, wie ich mir gewünscht hatte, meine Nase darin zu vergraben, direkt vor unserem ersten Kuss. Ich erinnerte mich auch daran, wie es anstelle meine Hände gewesen waren, die sich ihren Weg in sie gebahnt hatten und in diese Pracht, so weich wie Seide, gegriffen hatten, während ich ihn schmeckte. Aber ich würde ihn nie mehr schmecken können, nie mehr sein Haar berühren. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Weil ich ein schrecklicher Vollidiot bin...   Diese Nacht sollte keine der sternenklaren werden, die der Sommer uns so häufig schenkte. Ich hatte bereits das Klopfen an den Scheiben vernommen, während ich für meine Ware zahlte, und als ich mich danach in Richtung der Fenster drehte, sah ich die langen Spritzer, die dich in Windeseile zu vermehren schien. Joey tat es mir gleich. Er stand ein paar Meter vor mir und schien den Blick gar nicht mehr von dem Regen abwenden zu können, der so plötzlich und unerwartet eingesetzt hatte. Sicherlich war er nicht vorbereitet darauf, und so weit ich wusste, besaß er kein Auto, in das er sich hätte vor der Nässe flüchten können.   "Hey, ich kann dich fahren. Ich bin mit dem Wagen da." Seite an Seite verharrten wir schließlich, aber ich wusste auf einmal nicht mehr, ob mein Angebot eine gute Idee darstellte. Denn Joey schien nicht sonderlich angetan davon zu sein, ja, er lehnte es nach einer Weile des gespannten Schweigens sogar ab. "Bis zur Bushaltestelle ist es nicht weit", sagte er letzten Endes leise, aber dennoch nicht minder bestimmt. "Das schaffe ich schon." "Bis zur Bushaltestelle sind es bestimmt zehn Minuten", berichtigte ich ihn besorgt, doch er ließ sich davon nicht beeindrucken. Aus den Augenwinkeln aber glaubte ich zu erkennen, dass sein Blick plötzlich wehmütiger wurde. "Ich will dir nicht noch mehr Umstände machen. Außerdem...willst du doch gar nicht wirklich, dass wir noch Zeit miteinander verbringen, egal aus welchem Grund. Ich habe deine Beziehung zerstört. Du musst mich eigentlich hassen." Seine bitteren Worte machten mich schier sprachlos. Ich hatte Joey als abgebrühten, sexgeilen Vamp kennengelernt, der sich um Gefühle einen Dreck scherte. Doch so langsam vermutete ich, dass sich hinter der rauen Schale ein verletzlicherer Kern befand, als er selbst je zugegeben hätte. "Komm, wir gehen", sagte ich anstelle einer Erwiderung auf seine schmerzlichen Worte und legte ihm behutsam eine Hand auf die Schulter, woraufhin er sich langsam in Bewegung setzte.     "Du willst zur Bar, richtig?" Der Regen trieb mir gnadenlos in großen, schweren Tropfen gegen die Frontscheibe und versperrte mir nicht nur einmal die Sicht. Eigentlich hasste ich es, bei diesem Wetter weit zu fahren, doch für Joey tat ich es. Als kleiner, heimlicher Beweis, dass er mir trotz allem, was passiert war, nicht am Arsch vorbeiging. Dass er mir im Gegenteil noch immer wichtig war, auf diese ganz eigene, besondere Art, die von so vielen Menschen mit Verachtung gestraft wurde, da sie sie nur als niederen Trieb beachteten, der nicht mal die Bezeichnung Gefühl verdiente. "Nein, ich wollte eigentlich zuerst heim", verriet mir Joey mit gedämpfter Stimme, ich hatte ihn aber, da er direkt neben mir auf dem Beifahrersitz saß, trotzdem gehört. "Ich muss mich doch erst noch fertig machen." "Wirst du im Kleid gehen?", hakte ich sofort nach, für meinen Geschmack etwas zu hastig, Joey allerdings schien nichts Anstößiges daran entdecken zu können und schüttelte nur den Kopf. "Heute ist mir nicht danach. Ich will einfach nur schnellen Sex ohne irgendwelchen Schnickschnack, ohne irgendwelche bescheuerten Spielchen. Außerdem können die meisten ohnehin nicht schätzen, was sie an mir haben." Es klang so kalt, so gleichgültig, das, was er sagte. Für einen Augenblick fragte ich mich, ob er mit dem letzten Satz auf mich anzuspielen versuchte. Wahrscheinlich war dem tatsächlich so.   Es schüttete auch dann noch, als Joey mir mitteilte, dass sich in nächster Nähe das Haus befand, in dem er wohnte. Ich versuchte, ihm zuvorzukommen und meine Jacke über seinen Kopf zu halten, nachdem er ausgestiegen war, doch er wünschte offensichtlich keinen Butler und wies mich mit einer beinahe barschen Handbewegung zurück in Richtung Auto. Es sah ganz danach aus, als ob er einen Scheiß darauf gab, klitschnass zu werden, und es erschien mir eben so, als ob er sich einfach ohne jegliche Verabschiedung verpissen würde. Aber so einfach ließ ich mich nicht abservieren. Wahrscheinlich würde er mich irgendwann genervt anfahren, wenn ich ihm nachlief wie ein Hund, doch was hatte ich noch groß zu verlieren? Einem nackten Mann konnte man nicht in die Tasche greifen. Also beeilte ich mich, ihm zu folgen und stand schließlich direkt hinter ihm, als er bereits die Haustür aufschloss. "Ich bring dich noch hoch, okay?", fragte ich mit zitternder Stimme, erhielt allerdings keinerlei Antwort. Dass er mir die Tür aufhielt, sollte mehr als genug sein.   Ich war Joey dicht auf den Fersen, denn es mutete deutlich sicherer an, mich an ihn zu heften in einem mir unbekannten Hausflur, zumindest so lange, bis er für Licht gesorgt hatte. In dem Augenblick, in dem die Lampe anging, ruhten meine Blicke ausgerechnet auf Joeys Antlitz, auf seinem schönen Profil und den schwarzen Schlieren, die über seine Wangen liefen, was ihn aussehen ließ, als würde er weinen. Doch ich wusste, dass es der Regen war und keine Tränen. Joey war nicht der Typ, der jemals weinte. Warum hätte er dies auch tun sollen? Vor ihm lag ein schöner Abend. Er würde sich mit heißen Männern umgeben, mit Kerlen, die frei waren, frei für ihn und die ganze Welt, für all das, was sie in ihr Leben lassen wollten. Ich stellte sie mir vor, ihre Hände, die über Joeys Rücken glitten, hin zu seinem Po; ihre Lippen, die sein Ohr suchten, um schmutzige Worte hinein zu flüstern, die die Augen des Kleinen zum Funkeln brachten. Finger, die sich in seinen Haaren vergruben, in den Haaren, deren Duft ich so liebte. Deren Duft meine Nase nie mehr einatmen durfte und aufgrund dessen mich mein Sehnen schier umbrachte. Mir war, als würde plötzlich etwas einstürzen, eine Barrikade, von mir selbst errichtet, ein Stein, der sich von meinem Magen löste und mich urplötzlich von innen heraus erleichterte. Ich war frei, denn ich hatte längst alles verloren. Ich würde der Mann sein, dessen Hand über Joeys Rücken glitt, dessen Lippen sein Ohr suchten und der sich ganz dicht an ihn schmiegte. Ich würde alles für Joey sein. In dieser Nacht würde es nur noch uns geben. Und keine Grenzen. Kein Halten mehr.   Zunächst kam es mir so unwirklich vor, fast wie in einem Hollywoodfilm, als ich mich getrieben von meiner Lust Joey näherte, Joey, der mich plötzlich anstarrte aus seinen hellen Augen, nicht glücklich oder traurig, sondern einfach nur überrascht, bis zu dem Moment, in welchem sich seine Lider senkten und seine feuchten Hände sich wie im Reflex auf meine Wangen legten, mich näher an sich zogen, mich stürmisch begrüßten, genau wie der Kuss, der Sekunden später folgte. Ich fühlte mich wie ein Kranker, der endlich geheilt war, als ich seine Lippen wieder spüren konnte, seine Lippen auf meinen, wie wir uns gierige Küsse spendeten, um dann immer wieder nach Luft japsend auseinanderzustieben und uns Blicke zu schenken, die tiefer gingen als jeder Blick zuvor. In Joey brannte es, sein Feuer lebte wieder, jenes, von dem ich gefürchtet hatte, es für immer ausgelöscht zu haben. Doch jetzt, wo seine Glut wieder entfacht worden war, gab es für ihn und mich nichts anderes mehr. Er schlang die Beine um meine Hüften, und ich stützte mit den Händen seinen Po, während er sich beinahe verzweifelt an mich klammerte und keinen Moment mehr inne zu halten wollen schien. Wir drückten uns gegen die Wand, eine meiner Hände löste sich irgendwann von seinen Backen und huschte unter seine Jacke, unter sein Shirt und erkundete die weiche Haut darunter, die sich immer wieder anspannenden Bauchmuskeln, die kleine Vertiefung, die seinen Nabel bildete, sein sich hektisch hebender und senkender Brustkorb. Ich konnte kaum noch genug von ihm bekommen.   "Nimm mich bitte, bitte, bitte", flehte er mich an, seine Wange an die meine gedrückt, sodass mich ein paar seiner Strähnen an der Nase kitzelten und mir die kalten Tropfen, die daraus perlten, über die Lippen und das Kinn rannen. "Bitte, Wed, lass es zu, wenigstens einmal. Bitte..." Mein Kopf war zu leer, um ihm irgendeine mündliche Antwort zu liefern. In mir pochte nichts außer der drängenden Erregung, stärker und brennender als jemals zuvor, und genau wie Joey konnte es auch mir nicht mehr schnell genug gehen. Hastig stellte ich meinen Gespielen auf dem Boden ab und riss ihm ohne zu Zögern seine Hosen herunter, sodass er sofort mit entblößtem, halb erigiertem Glied vor mir stand und sich dann hektisch bückte, um sich komplett aus den störenden Kleidungsstücken zu schälen. Währenddessen tat ich das, was ich bei ihm vollzogen hatte, ebenfalls bei mir, doch um aus der Hose herauszusteigen, blieb mir keine Zeit. Joey wollte wieder hochgehoben werden, und ich tat ihm diesen Gefallen, hielt seinen Po fest, begrabschte seine nackten Arschbacken voller Übermut und ließ es mir nicht nehmen, meinen Zeigefinger zwischen sie zu schieben und ihn dort zu berühren, über seine kleinen Härchen zu fahren sowie die zarte, warme, etwas feuchte Haut und schließlich sein Loch zu ertasten. Schauer rasten durch meinen Körper, Gänsehaut prickelte auf meinen Armen, und Joey hielt sich noch ein wenig fester an mir fest, offenbarte so seinen eigenen Erregungsschub aufgrund des Schrittes, den ich gerade gegangen war. Wir sahen uns fest in die Augen und wussten, dass es nun so weit war. Dass es uns einen Scheiß kümmerte, dass wir uns hier einander hingaben, mitten im Hausflur, wo man uns jederzeit erwischen konnte. Doch für eine Unterbrechung war es längst zu spät.   Bereits wenige Augenblicke später ließ ich Joey die Stöße meines Fingers genießen, nachdem ich ihn mit ein wenig Spucke penetriert hatte, und er gab während er sich im dankbar entgegenbewegte ein heiseres, aber beinahe befreit klingendes Keuchen von sich, was sich zur Höchstform steigerte, als schließlich mein Glied in ihn eindrang. In dem Augenblick konnte ich all die Gefühle, die mich durchströmten, noch gar nicht fassen, erst später sollte ich erkennen, in was für einen Rausch mich das alles zu versetzen gewusst hatte. Es fühlte sich unfassbar schön an, so ungemein erleichternd, ihn endlich so spüren zu können, wie ich es sonst nur in meinen Träumen gekonnt hatte, doch das hier, das war sogar noch besser als jeder Traum. Kein Gedankenexperiment hatte mir vorgaukeln können, wie er sich tatsächlich um mich herum anfühlte, wie heiß und eng er war und wie tapfer er meine festen Stöße aushielt, wie sich der Druck, der in ihm schwelte, auf mich übertrug und wir eins in unserem Universum aus Lust und Verlangen wurden. Nichts auf der ganzen Welt ließ sich mit dem süßen Zittern in seiner Stimme vergleichen, das ungehalten in mein Ohr drang, als es ihn erwischte, hart und heftig, das hektische Beben in seiner Kehle, das sich durch seinen ganzen Körper zog und seinen Anus kontraktieren ließ. Er kam in meinen Armen, er riss mir dabei an den Haaren und an meiner Jacke, welche seine Leidenschaft beinahe nicht überlebt hätte. Für immer wollte ich mich an seine sinnlichen Lippen erinnern, die feucht und unbeherrscht über meine Wange gefahren waren und an den Blick, mit dem er mich besah, während ich in ihm kam, so schmerzlich und rabiat, dass selbst ich das Ergebnis meiner Lust nicht mehr stumm ertragen konnte. In diesem intimen Moment schauten wir uns in die Augen, und vor seine hatte sich eine feuchte Strähne verirrt, die ich ihm, sobald ich die Beherrschung einigermaßen wiedererlangt hatte, mit dem Daumen nach hinten schob, um ihm einen ungestümen Abschiedskuss zu geben.   Doch er sollte keinen Abschied für immer markieren. Wir würden uns wiedersehen. Mit den gleichen leidenschaftlichen Augen, die in dieser Nacht nicht mehr hatten lügen können. Das versprachen ihm meine Blicke und mein Zeigefinger, der über Joeys Wange strich, bevor dieser sich zur Treppe wandte und ging. Epilog: Epilog -------------- Epilog     "Aber dieser Leopardenstring hätte dir schon gut gestanden." So wie ich meine Meinung kundgab, spuckte Joey unverzüglich seinen Strohhalm aus und sah mich an, auf eine Weise, dass ich glaubte, das Glühen in seinem Blick sehen zu können. Er lachte noch immer genauso wenig wie während der Phase, als er noch bei mir gearbeitet hatte, aber mittlerweile stahl sich zumindest von Zeit zu Zeit ein Grinsen über sein Gesicht. So wie auch jetzt, wo er den bösen Blick senkte und ein Zucken in seinem Mundwinkel lag, während er irgendwie überlegen wirkend seinen Cocktail mit dem Strohhalm umrührte. "Vielleicht hätte er dir noch besser gestanden", mutmaßte er frech und ließ seine Augen danach abwartend wieder zu mir wandern. Ich verschränkte lediglich die Arme vor der Brust und starrte nicht ganz unamüsiert aus der großen Glasscheibe, die diesem Café zu Eigen war. "Ich habe dir doch schon mal gesagt, dass ich in Frauenkleidern beschissen ausgesehen habe." "Deine Meinung", stellte Joey entschieden klar. "Ich konnte mich ja noch nicht vom Gegenteil überzeugen." "Das würde noch fehlen: Wir transen zusammen durch die Stadt. Wären wir dann eigentlich ein lesbisches Pärchen?" Doch Anstelle einer Antwort richtete Joey ebenfalls seinen Blick zum Fenster und deutete dann mit dem Kinn auf die Straße, ziemlich besorgt wirkend, sodass auch ich mir die vorbeiziehenden Menschen genauer betrachtete. "Ist das dort nicht Roxanne?", wollte er schließlich mit gerunzelter Stirn wissen, doch da reagierte ich bereits äußerst beherzt. "Oh Shit", stieß ich aus und schlüpfte ohne groß Nachzudenken unter den Tisch, kroch zwischen Joeys so einladend gespreizte Beine und steckte prompt meinen Kopf unter seinen Rock, was mir nicht ganz ungelegen kam. So war ich dem ganz nahe, was ich seit einigen Tagen regelmäßig vor die Funzel bekam. Sozusagen meinem liebsten Spielzeug, direkt neben Joeys Anus, der mir persönlich fast noch mehr Spaß bereitete. Kleines Ding, großer Effekt. Derjenige, der den Analsex erfunden hatte, musste ein Genie sein. Warum ist dieses Ereignis eigentlich nicht geschichtlich festgehalten worden? Doch im Grunde hätte mir nicht nach dem Sinnieren über Joey Vorzüge zumute sein sollen, hatte ich mich doch zu einer äußerst feigen Reflexhandlung hinreißen lassen. Und das nur, weil ich keine Lust auf eine neue Tirade meiner Ex hatte. Ich wusste, dass ich es verbockt hatte, gewaltig sogar, und als Joey mir ein strenges 'Feigling' zuzischte, wollte ich ihn am liebsten berichtigen und erklären, dass ich viel mehr ein Arschloch als ein Feigling war. Oder beides. Darauf hätten wir uns auch einigen können.   Noch hatte ich gehofft, Roxanne würde vorüberziehen, doch Joey stach aus der Masse heraus wie ein bunter Hund, konnte also nicht unentdeckt bleiben und zudem hatte meine Ex noch etwas zu erledigen, wie ich feststellen sollte. Irgendwann begann Joey nämlich mit jemandem zu sprechen, wenn auch nicht sonderlich gelassen. Das weckte dann sogar mein Interesse und ich verließ Joeys Weichteile schweren Herzens, um einen Blick auf Roxannes Beine zu werfen. Es waren eindeutig die ihren, denn nach all den Monaten wusste ich, dass sie hochhackige Schuhe mit Monsterprint bevorzugte. Außerdem konnte ich ihre Präsenz an ihrer mir wohlvertrauten Stimme ausmachen, die so wütend zu keifen begann, dass ich erschrocken unter der Tischplatte hervorlukte.   "Du hast da was vergessen", spuckte sie abfällig und ich sah, wie sie Joey ein rotes Stück Stoff an den Kopf pfefferte und dieser zunächst die Prozedur leicht überfordert wirkend über sich ergehen ließ. Bei dem roten Stück Stoff handelte es sich - wie konnte es auch anders sein - um eines von Joeys Dessous, das wohl bereits ein paar Tage bei Roxanne herumgelegen hatte. Kurz vor meinem Geständnis und dem darauffolgenden Rausschmiss hatte er mich nämlich samt diesem zugegeben recht nuttigen Teilchen verführt. Im Schlafzimmer, um dann mit mir im Ehebett zu poppen. Was mir eine weitere Medaille der Auszeichnung 'Arschloch' eingehandelt hatte. Man, man, wir hatten es maßlos übertrieben. Doch wir waren jung und geil, wir taten nun mal solche Dinge, ohne groß nachzudenken.   "Kann man ja eigentlich nur mit der Kneifzange anfassen", hörte ich Roxanne abschätzig ihre Meinung verkünden. "Außerdem würde ich vorschlagen, dass du dir mal die Sackhaare abrasierst, wenn du schon ein 'ordentliches Mädchen' sein willst." Man musste kein großer Hellseher sein, um zu erahnen, dass Joey sich sehr von diesen Worten provoziert fühlen würde. Eigentlich lag es ihm nicht, großartig auszurasten, doch da Roxanne einen äußerst wunden Punkt seiner selbst erwischt hatte, sah ich, wie sein Unterhöschen auf dem freien Stuhl zu meiner rechten landete und Joey sich daraufhin erhob. Ja, und ich konnte mich nun entscheiden, ob ich lieber wie ein Hund an seinem einladend aussehenden Teilchen schnüffeln oder doch eher dem Bitchfight beiwohnen wollte, der da mitten im Café stattzufinden drohte. Selbstverständlich fiel meine Wahl auf Letzteres, denn an Joeys Dessous schnuppern konnte ich jederzeit, doch der Größenunterschied zwischen ihm und Roxanne würde sich mir wohl ein letztes Mal präsentieren. Es hatte schon etwas Zuckersüßes, dass Joey mindestens zehn Zentimeter kleiner als meine Ex war, allerdings so sauer dreinschaute, als wäre er ein brutaler Wrestler. Die Hände hatte er bereits zu Fäusten geballt und ich wartete gespannt darauf, was nun passieren würde.   "Es geht dich einen Scheiß an, was ich tue und was ich lasse!", erklärte er Roxanne noch relativ gefasst, wurde dann aber lauter. "Wer hat eigentlich behauptet, dass ich ein Mädchen sein will? Hast du dir das zusammengereimt? Man, hast du eine Ahnung! Noch nie was vom Unterschied zwischen einem Transvestiten und einem Transsexuellen gehört?" Letzteres brüllte er regelrecht, sodass die Leute sich erstaunt nach ihm umdrehten und ich mir ob deren dämlichen Gesichtern kaum das Lachen verkneifen konnte. Joey konnte ja genauso impulsiv sein wie ich! Wer hätte das gedacht. Aber wenn es um seine männliche Ehre ging, kannte er schlichtweg keine Gnade. "Dass Wed so was wie dich poppt, das kann ich einfach nicht fassen." Das schien Joey zu reichen. Im Bruchteil von Sekunden hatte Roxanne seine flache Hand im Gesicht und demzufolge danach einen äußerst roten Abdruck. Oh nein, nein, nein. Ich konnte unter keinen Umständen einfach nur zusehen, wie die sich gegenseitig fix und fertig machten. Zumal es verständlich war, dass Roxanne nun mächtig wütend auf Joey war, nach all dem, was er beziehungsweise wir uns geleistet hatten.   "Joey, es reicht, komm", versuchte ich ihn ein wenig runterzukochen, doch sein äußerst feindseliger Blick blieb auf Roxanne geheftet, während er langsam rückwärts ging und sich dann von mir auf seinem Stuhl platzieren ließ. Verschämt wendete ich mich anschließend an meine Ex, die ihrem verkniffenen Gesichtsausdruck wohl am liebsten auf mich losgegangen wäre, nachdem sie Joey die Haare heruntergerissen hatte. Die Kopfhaare, wohlgemerkt. Andere Haare gab es im Moment ohnehin keine, denn ich hatte erst vor wenigen Stunden höchstpersönlich dafür gesorgt, dass Joey mit nichts als seidenweicher Haut überall an seinem Körper brillierte.   Roxanne wunderte sich allen Anscheins nach nicht mal über mein urplötzliches Auftauchen. Sie schien viel mehr auf das zu warten, was nun von mir kam. Vielleicht rechnete sie mit ein wenig einsichtigem Verhalten. Doch ich war nicht dafür geschaffen, eine großartige, dramatische Entschuldigung zu stammeln. "Ja...ähm...also Joey hat kein Recht, auf dich loszugehen", urteilte ich schließlich unbeholfen, woraufhin Erwähnter ungläubig zu mir aufschaute. Ob ich wohl gleich der Nächste sein würde, der sich eine Ohrfeige fing? Dazu würde sich womöglich noch körperliche Gewalt von Roxannes Seite gesellen. Ich hatte partout keine guten Karten. Deswegen verkrümelte ich mich schnell ebenfalls auf meinen Stuhl in deutlicher Entfernung, wo außerdem der Tisch für ausreichende Distanz sorgte. Wider Erwarten reagierte Roxanne allerdings wesentlich gefasster. "Weißt du noch, wie du mir anfangs versichert hast, dass du dich nicht für Kerle interessierst und diese...Dienstleistungsfirma nur ausgewählt hast, weil du die Kostüme witzig fandest?" Sie plädierte eindeutig auf mein schlechtes Gewissen. Und ich verhielt mich schon jetzt wie ein geprügelter Hund. Ihr gnadenloser Blick schwebte über mir, und ich fühlte mich ganz und gar nicht mehr wohl in meiner Haut. "Du hast wirklich einen seltsamen Sinn für Humor", lachte Roxanne bitter auf. "Ich hätte von Anfang an misstrauisch sein sollen. Meine Intuition hat mich schließlich noch nie belogen. Aber ich habs dir eben geglaubt. Mein Fehler." Sie haute so heftig mit der Faust auf den Aluminiumtisch, dass ich erschrocken zusammenzuckte. "Bleib ruhig bei deiner kleinen Transe, diesem widerlichen Dreckschwein", fluchte sie so deftig wie selten zuvor, woraufhin ich Joeys Beine gefährlich zucken sah, ihm allerdings beruhigend eine Hand auf den Schenkel legte. "Lass ihn von mir aus auf deine Seife pissen und scheißen und strick dir aus seinen Schamhaaren Wollsocken. Eigentlich bin ich ganz froh, dass ich so einen Ekelfetischisten wie dich endlich los bin." Geräuschvoll und äußerst erhaben stöckelte sie anschließend davon, und ich überlegte, ob nun selbst die Gäste in den hinteren Ecken erfahren haben, dass ich ein paar ungewöhnliche sexuelle Neigungen entwickelt hatte. Und wenn schon. Sollten die doch denken, was sie wollten. Ich wollte nicht wissen, mit was die sich im Bett beschäftigten. Und Joey wohl auch nicht, so wenig Interesse er an ihnen zeigte. Verbiestert starrte er meiner Ex hinterher, und ich wusste ganz genau, dass er ihr am liebsten hinterhergerannt wäre, um ihr mächtig auf die Fresse zu hauen.   "Reg dich ab", redete ich beharrlich auf ihn ein. "Denk dran, man schlägt keine Frauen." "Aber ich bin doch selber eine Frau." Verwirrung machte sich in meinem Gesicht breit. "Nein, du bist eindeutig keine", erinnerte ich ihn mit einem Anflug von dreckigem Grinsen an seine biologischen Vorzüge, trotz der eigentlich ernsten Lage. "Ich hab schon eine Geschlechtsbestimmung an dir vorgenommen, und nein, du bist wirklich keine." "Och, wenn es mir in den Kram passt, dann bin ich auch mal eine Frau", zuckte Joey gleichgültig mit den Schultern. "Zum Beispiel, wenn ich eine andere Frau verkloppen will." Ich konnte mir ein Schmunzeln partout nicht mehr verkneifen. Der kleine Joey in seinem liebreizenden Röckchen ging also hin und wieder auf andere los, schlug und prügelte sich. "Fuck, du bist ja eine richtige Mörderpuppe", lachte ich, woraufhin Joey nur eine Schnute zog. "Du stehst doch auf meine Brutalität, gibs zu." Diese Tatsache konnte ich beim besten Willen nicht leugnen. Joey offenbarte mir immer wieder Facetten, die mich allesamt zu faszinieren wussten. Wir mochten zwar kein Paar sein, sondern nur eine Zweckgemeinschaft, wie wir einvernehmlich beschlossen hatten, machten Beziehung doch nichts als Ärger, doch so etwas wie Liebe empfanden wir natürlich trotzdem füreinander. Auch wenn diese weniger zärtlich anmutete, sondern eher ausschließlich sexuell.   Irgendwann aber flaute auch diese heiße, leidenschaftliche Anwandlung ab und machte einer dicken Freundschaft Platz, die unser gemeinsames, musikalisches Projekt hervorgerufen hatte: Die Murderdolls. Benannt nach Joey und seinen brutalen Ausflüchten, für die er gern sein Geschlecht tauschte. Was er von mir aus gern machen durfte, hatte ich doch beide, seine männliche wie auch weibliche Seite, zu schätzen gelernt. Sie gehörten zu ihm, sie bildeten seine Persönlichkeit, die ich auf platonischer Basis sehr mochte. Doch auch wenn wir beste Freunde geworden waren, so hielt es uns nicht davon ab, hin und wieder so gierig wie am ersten Tag übereinander herzufallen und uns verzweifelt aneinanderzuklammern, uns zu küssen wie Ertrinkende.     Wir beide sind inzwischen wieder vergeben, sogar Joey hat sich von stockschwul zu eher bi gewandelt, doch den Sex, den wir miteinander erleben, kann keine Frau auf der ganzen Welt ersetzen.   Das mit uns, das ist etwas ganz Besonderes. Etwas für die Ewigkeit. Wenn auch im eher unkonventionellen Sinne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)