Willkommen im Loft! von -Alec- ================================================================================ Kapitel 2: Ein Goldfisch namens Gerhardt ---------------------------------------- Und ein weiteres Kapitel :) Leichte Spoilerwarnung für die Bane-Chroniken ;) ____________ Alec saß auf seinem Bett und starrte verwirrt auf sein Handy. Das Display zeigte ihm 17 Anrufe in Abwesenheit an, davon war ihm anscheinend vier Mal auf die Mailbox gesprochen worden. Er entsperrte seinen Bildschirm und sah, dass alle Anrufe von Magnus waren. Was zur Hölle? Hatte er irgendwas verpasst? Hatte Magnus vielleicht Schwierigkeiten gehabt? Sofort hörte er die Nachrichten ab. Nachricht EINS: “Alec! AlecAlecAlecAlecAlecAlecAlecAlec!!! Hihi, wusstest du, dass man, wenn man deinen Namen anders betont, auch ‘LeckerLeckerLeckerLecker’ sagen könnte? Und genau das bist du! Yummy~~~ Ich liebe dich!~~~~” Alec schüttelte den Kopf. Was bitte war das denn gewesen? Magnus hatte ein klein wenig (aber wirklich nur minimal!) betrunken geklungen. Dabei war heute erst Mittwoch, normalerweise trank Magnus unter der Woche nichts. Oder zumindest nicht viel. Vielleicht mal ein Glas Wein, aber eigentlich mochte der Warlock es lieber, wenn er einen klaren Kopf behielt. Nachricht ZWEI: “Wheeeeeeeee! Weißt du, ich hab gelogen… Eigentlich lieb ich dich nicht, ich will die Scheidung! Obwohl… wir sind nicht verheiratet, neeeeee? Nä, dann will ich nur Schluss machen!” Alecs Augenbraue wanderte bis an seinen Haaransatz. Das konnte unmöglich Magnus’ Ernst sein! Obwohl… hieß es nicht immer, Betrunkene sprachen meist die Wahrheit? Was, wenn Magnus eigentlich wirklich Schluss machen, aber Alec nicht verletzen wollte? Oder es ihm aus anderen Gründen nicht sagen konnte? Alec schluckte und schüttelte den Kopf. Seine Gedanken machten sich mal wieder selbständig, etwas worauf er gerne verzichtete. Leider waren seine Gedanken selten seiner Meinung… Mit hängendem Kopf hörte er sich die nächste Nachricht an. Nachricht DREI: “Naaaaaaaaaaaaaaaa? Hab ich dich erschreckt? Das war nur Spaß, muaha! Als würdest du mich so einfach wieder loswerden! Ich liebe dich wiiiiiiiirklich, jawohl!” Okay, das war lächerlich. Magnus hatte einfach zu tief ins Glas geschaut und erinnerte sich wahrscheinlich nicht einmal daran, was für einen gequirrlten Mist er auf Alecs Mailbox gequatscht hatte. Dennoch machte Alec sich sorgen. Es musste einen Grund gegeben haben, dass Magnus sich so abgeschossen hatte… wenn der Warlock doch nur EINMAL offen und ehrlich mit ihm reden würde! Widerstrebend öffnete er auch die vierte Nachricht. Nachricht VIER: “……………………………………” Alec hörte nichts als Rauschen. Zwischendurch klapperte irgendwas und einmal meinte er, eine Stimme zu hören, die ihm vage bekannt vorkam und die Magnus bat, endlich das Telefon zur Seite zu legen. Nun war Alec wirklich skeptisch. Es war es ja gewohnt, dass Magnus zu allen Tageszeiten Besuch bekam, aber er hatte nie mitbekommen, dass irgendjemand versucht hatte, Magnus in irgendwas reinzureden und sei es nur, dass er aufhörte, Alecs Mailbox zuzumüllen! (Wofür Alec andererseits dankbar war, wer wusste, was Magnus noch so rausgehauen hätte, wenn man ihm die freie Wahl gelassen hätte?) Als seine Zimmertür aufging und Jace - wie immer ohne anzuklopfen - hereinspazierte, legte Alec das Handy so unauffällig wie möglich beiseite. Nicht, dass Jace es nicht trotzdem gesehen hätte… “Hm. Schlechte Nachrichten?”, fragte er und musterte Alec. Jace hatte sich vorgenommen, mehr auf die Gefühlslage seines Parabatai einzugehen, schließlich war es immer Alec gewesen, der ihn abgelenkt, beschützt oder aufgeheitert hatte, wenn Jace das Gefühl hatte, seine Welt würde untergehen. Er wollte etwas zurückgeben und wenn Alec etwas auf dem Herzen hatte, sei es auch noch so banal, wollte er sich angewöhnen, nicht sarkastisch zu antworten und Alec das Gefühl zu geben, er nähme dessen Probleme nicht ernst. “Nicht… wirklich. Kannst du heute mit Izzy oder Clary trainieren? Ich weiß, ich habs versprochen, aber irgendwie hab ich das ungute Gefühl, dass Magnus was angestellt hat…” “Und? Der Typ ist doch drei Millionen Jahre alt, meinst du nicht, er kommt auch alleine klar?” Autsch, da war sie wieder, seine sarkastische Art. Okay, das musste er sich WIRKLICH abgewöhnen… “Er ist wohl kaum drei Millionen Jahre alt…” “Weißt du’s? Er ändert sein Alter doch häufiger als andere ihre Socken! Wahrscheinlich weiß er selbst nicht, wie alt er eigentlich ist, sondern wird langsam senil!” “Jace…” Alec schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Aufregen wollte er sich jetzt nicht auch noch. “Bitte trainiere heute mit jemand anderem. Es tut mir Leid, dass du dich nicht damit abfinden kannst, dass Magnus mein Freund ist, aber verstehe bitte, dass ich nach ihm sehen will!” So, das musste mal gesagt werden! Jace trat verwirrt einen Schritt zurück. “Wer sagt, dass ich mich damit nicht abfinden kann? Alec, auch wenn ich nie damit gerechnet habe, es dir mal so zu sagen, aber Magnus ist gut für dich. Ich freu mich, dass du auch endlich jemanden gefunden hast, mit dem du glücklich bist. Und wenn du meinst, du musst nach ihm sehen, dann musst du das tun. Außerdem kann ich eh nicht mit dir trainieren, wenn deine Gedanken die ganze Zeit woanders sind und du dir Sorgen machst. Hinterher bring ich dich noch versehentlich um, weil du dich nicht konzentrieren kannst! Alec war überrascht von Jaces Aussage, grinste aber. Sein Parabatai hatte Recht. Alec würde sich nie konzentrieren können, wenn er nicht wusste, was genau mit Magnus los war. Gut, umbringen würde er sich deswegen noch lange nicht lassen, aber er ließ Jace in dem Glauben. “Danke”, sagte er nur, ehe er aufstand und sich seine Jacke überwarf. “Und pass auf, dass du Izzy nicht versehentlich umbringst, weil sie nur an Simon denkt. Oder dass Clary DICH nicht versehentlich aufspießt, weil du nur an sie denkst.” “Hmpf! Was denkst du von mir? Als wenn Clary so sehr meine Gedanken beherrschen würde!” Darauf hüstelte Alec nur gekünstelt und verließ den Raum. Auf dem Weg nach draußen kam er an der Küche vorbei, wo nach Ewigkeiten mal wieder seine Mutter am Herd stand. Toll. Richtiges Essen und sein Freund benahm sich wie ein Baby! “Ich bin nochmal weg!”, rief er nur und schlüpfte in seine Schuhe. Seine Mutter kam ihm hinterher. “Es gibt gleich essen.” “Ich… lasst mir was über und ich mach’s mir wieder warm?”, versuchte er es so entschuldigend wie möglich, leider war Maryse Lightwood alles andere als begeistert. “Wo musst du so dringend hin?” “Einfach weg?” Maryse seufzte. “Kannst du nicht mal einen Tag ohne deinen… Freund leben?” Alec wusste, dass seine Mutter versuchte, sich nicht nur an die Situation zu gewöhnen, dass ihr ältester Sohn schwul war, sondern auch noch einen Warlock und somit einen Downworlder datete, dennoch hatte er die kleine Pause in Maryses Satz bemerkte und seufzte innerlich. Bis so etwas nicht mehr passierte, würden wahrscheinlich noch einige Wochen, wenn nicht gar Monate, vergehen… “Es ist wirklich wichtig”, versuchte er seine Mutter zu beruhigen. “Also schön. Kommst du wenigstens heute wieder nach Hause oder muss ich erst zum Frühstück wieder mit dir planen?” “Öhm… Frühstück klingt… gut?” Maryse schüttelte nur den Kopf, lächelte ihren Sohn aber an. “Na gut, dann hau ab. Aber wenn dieser Warlock irgendwas tut, was du nicht willst, bring ich ihn um!” Sie tätschelte Alecs Wange und kniff einmal hinein, ehe sie wieder in die Küche verschwand. Alec wusste nicht, wieso seine Mutter neuerdings so… mütterlich war, aber solange sie sich dabei wohlfühlte, war er auch glücklich. Auch wenn der Kniff in die Wange reichlich überflüssig - und schmerzhaft! - gewesen war. Es dauerte nicht sehr lange und Alec stand vor Magnus’ Tür. Wie üblich klopfte er kurz an und wollte gerade mithilfe seines Schlüssels die Tür öffnen, als sie von innen aufgerissen wurde. Alec staunte nicht schlecht als Raphael Santiago, seines Zeichens Vampir, ohne Kleidung und nur mit einem Handtuch bedeckt, vor ihm stand. Öhm… was? “Schön, dass der Herr auch endlich da ist!”, fauchte Raphael ihn an. “Eh… okay? Darf man fragen, was DU hier machst?” “Ich muss duschen!” “Bei Magnus… sind im Hotel die Duschen kollektiv ausgefallen?” “Nein!”, zischte Raphael, “Aber so kann ich UNMÖGLICH auf die Straße gehen…” “Du kannst auch so nicht auf die Straße gehen, die Sonne scheint und… das erklärt auch immer noch nicht, warum du eigentlich hier bist!” “Geht dich nichts an!” Mit übermenschlicher Kraft zog Raphael ihn in die Wohnung und wäre Alec kein trainierter Shadowhunter, wäre er wahrscheinlich mit Vollkaracho gegen die nächstbeste Wand gedonnert, aber sein Körper spannte sich sofort an, so dass er lediglich ein wenig taumelte als Raphael ihn wieder losließ. Er folgte dem Vampir ins Wohnzimmer, wo Magnus an einem Tisch (der vor zwei Tagen noch nicht da gewesen war) saß und ein Goldfischglas anstarrte (das garantiert auch nicht da gewesen war, als Alec das letzte Mal zu Besuch war). “Was… ist mit ihm?”, fragte er, auch wenn er nicht wirklich mit einer Antwort rechnete. Raphael redete nicht gerne mit ihm. Oder mit Leuten wie ihm. “Ein Geschenk des Feenvolks.” Überrascht, doch eine Antwort bekommen zu haben, fragte Alec: “Die Feen haben ihm einen Goldfisch geschenkt?” “Nein, du Trottel. Der war auf einmal da. Magnus behauptet steif und fest, dass das Vieh Gerhardt heißt und hellseherische Fähigkeiten besitzt.” “Wie bitte?” “Ich sag ja, ein Geschenk des Feenvolks. Magnus hat ihnen wohl irgendeinen Gefallen getan und zum Dank wurde ihm gestern irgendein lilafarbenes Gemisch geschickt, das er gleich ausprobieren wollte - schau mich nicht so an, ist nicht meine Schuld, dass der Vollidiot auf alles anspringt, was bunt ist und glitzert! Was mich daran erinnert, dass ich duschen wollte…” Im Licht der Tischlampe, die Magnus angeknipst hatte - vermutlich um den dämlichen Fisch besser beobachten zu können - konnte Alec den Vampir besser sehen… und fragte sich allen Ernstes, ob er neuerdings an Halluzinationen litt. Raphael glitzerte tatsächlich, was entweder dafür sprach, dass er das arme Wesen war, welches Magnus’ neue Glitzerkollektion als erstes zu Gesicht bekommen hatte oder aber dafür, dass die beiden Downworlder sich doch besser kannten, als Alec wusste. Seine Augen wanderten einmal über Raphaels Körper. Der Glitzer war sehr ungleichmäßig verteilt, wahrscheinlich waren dessen Klamotten schlimmer getroffen worden… “Starr mich gefälligst nicht so an!”, blaffte Raphael ehe er in Richtung Schlafzimmer verschwand, das mit dem Badezimmer verbunden war. Alec schüttelte den Kopf. Das ganze hier war absurd. Und er hatte sich tatsächlich Sorgen um Magnus gemacht, während der nichts anderes tat, als diesen dämlichen Fisch anzustarren. Dennoch versuchte Alec, mit ihm zu reden. “Magnus?” “Blubbsa~~~!” Alec rollte mit den Augen, kommentierte das Ganze aber nicht. “Geht’s es dir gut?” “Könnte nicht besser sein, oh Liebe meines Lebens!” “…” Alles klar, er musste Raphael nochmal fragen, was genau passiert war. Alec stand auf und ging ins Schlafzimmer, wo er es sich auf Magnus’ großem (weichen!) Bett bequem machte und auf den Vampir wartete. Wie lange konnte jemand duschen? Vor allem, wenn er alles in unmenschlicher Geschwindigkeit tun konnte? Endlich ging Tür auf und Raphael kam raus, in einen von Magnus’ Gästebademäntel gewickelt. Nein. Alec wollte WIRKLICH nicht wissen, was Magnus mit dem Vampir verband. “Was tust du hier? Noch nie was von Privatsphäre gehört? Ich hätte nackt sein können!” Alec zuckte nur mit den Schultern. Seitdem er mit Magnus zusammen war, hatte er bereits die absurdesten Dinge gesehen, ein nackter Raphael wäre da auch nicht weiter aufgefallen… “Sag mir, was genau passiert ist! Was haben die blöden Mistviecher ihm geschickt und wie lässt die Wirkung von dem Zeug wieder nach?” “Glaub mir, wenn ich das wüsste, hätte ich längst versucht, ihn wieder runterzuholen. Das war weiß Gott NICHT WITZIG!” “Was mich wieder zu der Frage bringt, was du eigentlich hier machst. Ist dir euer siffiges Hotel neuerdings nicht mehr gut genug?” “Warum ich hier bin, geht dich, wie schon gesagt, nichts an. Aber falls es dich beruhigt, hätte ich gewusst, dass er auf einem Drogentrip ist, wäre ich gar nicht erst hergekommen.” “Und wieso bist du dann noch hier?” “Er hat mich quasi auf seine Couch gefesselt und ließ mich nicht gehen, weil er mir unbedingt was zeigen musste!” Alec verkniff sich ein Lachen. Er hatte keine Waffen dabei, Magnus schwebte in Gott-wusste-was-für-Sphären und er kannte Raphael gut genug, um zu wissen, dass sein jugendliches Äußeres ein großer Kontrast zu dessen eigentlichen Fähigkeiten waren. Stattdessen sagte er nur: “Okay… und weiter?” “Dein Freund” Raphael sprach das Wort aus, als wäre es das Unwort des Jahrtausends, “wollte unbedingt einen Filmemarathon starten.” Das war für Alec nichts neues. Magnus war äußerst fasziniert von der Tatsache, dass es bei den Mundies zu wirklich jedem Thema einen Film oder eine Serie gab… Schwangere Teenies? Kein Problem, glorifizieren wir das! Leute, die meinten, singen zu können und dabei klangen wie nicht geölte Kreissägen - super, sollten die auch ihre Plattform haben! Und nicht zuletzt das bescheuerte Partyleben von steinreichen Teenagern, die offensichtlich weniger im Hirn hatten als eine Amöbe und es trotzdem irgendwie schafften, geradeaus zu laufen. Bravo! Was auch immer Magnus davon hatte sehen wollen, Raphael tat ihm Leid. “Was ist an ein paar Filmen so schlimm? Sei froh, dass er nicht in einen Stripclub für Werwölfe wollte!” “Was daran… weißt du, um was es bei diesen dummen Filmen ging? Um Vampire! Und weißt du, was das für tuntige Vampire waren? Solche, die in der Sonne nicht etwa in Flammen aufgehen, nein, sie fangen an zu Glitzern wie eine verdammte Discokugel!” Dieses Mal konnte Alec sich das Lachen beim besten Willen nicht verkneifen. Er hatte von diesen mysteriösen Filmen gehört und war froh, dass er bisher damit verschont geblieben war. Raphael dagegen fand das ganze überhaupt nicht komisch. Er war so sauer, dass er es nicht einmal kontrollieren konnte, dass seine Fangzähne sich zeigten. Dabei war er eigentlich sehr kontrolliert, was das anging. Alec sah ihn entschuldigend an. “Sorry, das war… nicht nett.” “Hmpf. Vergiss es. Wenn er wieder normal ist, kannst du ihm sagen, dass er sich neuen Glitzer kaufen kann. Ich hab seine Sammlung verbrannt.” “Wie bitte?” Nicht, dass Alec wirklich schockiert darüber gewesen wäre, insgeheim war er sogar froh, einmal nach Hause zu kommen ohne, dass er danach das Institut schrubben musste, weil keiner in seiner Familie einen glitzernden Boden haben wollte. “Er hätte mich halt nicht damit bewerfen sollen, nur weil er wollte, dass ich auch glitzere!” Mit diesen Worten öffnete Raphael Magnus’ Schrank - was Alec überhaupt nicht toll fand! - und griff nach den erstbesten Klamotten, die ihm natürlich allesamt zu groß waren. Sonderlich zu stören schien es den Vampir allerdings nicht. “Ich leg mich im Gästezimmer ins Bett, mein Schlafrhythmus ist sonst gestört. Sobald die Sonne untergegangen ist, bin ich hier weg.” Alec nickte nur, stand auf und ging wieder ins Wohnzimmer, wo Magnus gerade dem Goldfisch erklärte, warum die Unabhängigkeitserklärung diskriminierend gegenüber dem Osterhasen war. Okay, wie bekam er Magnus jetzt von diesem Fisch weg? Er versuchte, ihn wegzuziehen, doch Magnus biss ihm dabei tatsächlich in die Hand. Alec schwor sich, wenn ihm das nächste Mal eine Fee über den Weg lief, würde er sie erwürgen. Gesetz hin oder her. Da er wirklich nicht wusste, was er tun sollte, scrollte er das Telefonbuch seines Handys durch und wählte Izzys Nummer. “Alec! Was gibts? Mum sagt, du bist bei Magnus!” Der Tonfall seiner Schwester sagte ihm, dass sie wieder die schlimmsten Schweinereien von ihm dachte. Alec hatte sich mittlerweile daran gewöhnt und ignorierte es. “Kannst du mir Mum mal geben, ich muss sie was fragen…” “Solltest du nicht langsam wissen, wie man Kondome benutzt?” “IZZY!” “Ist ja schon gut!” Er hörte, wie Izzy nach ihrer Mutter rief und wartete. “Ich hoffe wirklich, dass du weißt, wie man Kondome benutzt, Alexander.” “Mum… ernsthaft?” Er hörte, wie seine Mutter einmal tief durchatmete. “Was kann ich für dich tun? Da du dir extra die Mühe machst, noch anzurufen, muss ja doch irgendwas passiert sein.” “Na ja… nicht direkt. Das Feenvolk scheint Magnus unter Drogen gesetzt zu haben, er hält sich jetzt für einen Goldfischflüsterer oder sowas.” Alec konnte sich gerade bildlich vorstellen, wie seine Mutter versuchte, ihren immer stoischen Gesichtsausdruck beizubehalten. Wahrscheinlicher war allerdings, dass diese Aussage eher dazu geführt hatte, dass sie breit grinste. “Und?” “Und ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich weiß nicht, was sie ihm gegeben haben. Als ich eben versucht habe, ihn von diesem Fisch wegzuholen, hat er mich gebissen… wenn du jetzt lachst, komm ich nie wieder nach Hause!” “Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, aber wirklich etwas tun kannst du da auch nicht. Vor allem nicht, wenn du nicht genau weißt, was diesen Zustand verursacht hat. Ich werd sehen, ob ich Catarina erreiche und sie bitten, vorbeizukommen, aber ich kann nichts versprechen.” “Ist gut, sag Izzy, sie soll mir schreiben, wenn du was erreicht hast, dann warte ich hier nicht grundlos.” “Natürlich.” Alec legte auf, schmiss sein Handy neben sich auf die Couch und rieb sich die Augen. Magnus machte ihn manchmal echt fertig. Sein Handy vibrierte, als er Izzys Nachricht bekam, dass Catarina auf dem Weg war. Gott. Sei. Dank! “Magnus?”, fragte Alec noch einmal, in der Hoffnung, dass der Goldfisch langsam uninteressant wurde. Leider hatte er sich getäuscht. “Ich kann gerade nicht, Gerhardt hat mich zu einem Blickduell herausgefordert!” Alec verdrehte die Augen und ließ sich nach hinten fallen. Das durfte doch ehrlich nicht wahr sein! Hoffentlich beeilte Catarina sich, bevor Alec die Geduld verlor und Chairman Meow auf den Fisch hetzte! Wo war das blöde Vieh eigentlich? Er rief nach dem Kater, doch es regte sich nichts. Vielleicht war er wieder irgendwo auf Streife. Oder hatte sich versteckt, als er gemerkt hatte, dass sein Besitzer den Verstand verlor. Verübeln konnte Alec es ihm nicht, aber nun war ihm langweilig. Er zappte durch die Fernsehprogramme und als er irgendwo bei Kanal 300 war (”Wenn Sie JETZT bestellen, bekommen sie dieses praktische Fenstertuch GRATIS dazu!”), klopfte es endlich an der Tür. Alec sah durch den Spion, schließlich konnte es auch sonst irgendeiner von Magnus’ illustren Bekannten sein, aber es war Catarina und Alec ließ sie erleichtert rein. “Okay, deine Mutter hat mir nicht genau gesagt, worum es geht. Also klär mich auf, was hat er dieses Mal angestellt?” Catarina klang ein wenig gereizt, vielleicht hatte sie eine lange Schicht im Krankenhaus gehabt. Oder, da sie Magnus besser kannte, sie hatte es einfach satt, dass er sich nicht beherrschen konnte. So oder so, Alec führte sie ins Wohnzimmer, wo Magnus dazu übergegangen war, dem Fisch ein Lied beizubringen und fest davon überzeugt war, dass ‘Gerhardt’ die Melodie der griechischen Nationalhymne blubbern konnte. “Ich hab keine Ahnung, wie ich ihm von diesem Fisch wegkriegen soll”, erklärte Alec resigniert. “Raphael sagte was von eineer lilafarbenen Flüssigkeit des Feenvolkes, der Magnus nicht widerstehen konnte…” “Raphael? Raphael Santiago war hier?” “Ja? Er ist noch da und schläft im Gästezimmer… wenn es sein muss, weck ich ihn”, sagte Alec, ein wenig überrascht, dass Catarina wegen Raphael sehr ungläubig schien. “Nein, das wird nicht nötig sein. Es ist nicht gut für ihn, wenn er am Tag zu wach ist. Ich kann mir schon vorstellen, worum es sich handelt. Selbst Mundies werden davon high und deren Ärzte können sich nicht erklären, warum, weil es im Blut nicht nachweisbar ist. Zumindest nicht mit den regulären Tests…” “Auf die du dich eher selten berufst, wie ich annehme?” “Richtig. Aber woher sollen die Menschen es auch wissen? Also dann wollen wir mal… Hallo Magnus!” “Catarina! Wie geht es dir, oh Liebe meines Lebens?” Catarina runzelte die Stirn und Alec fragte sich gerade ernsthaft, ob Magnus im Moment jeden als die “Liebe seines Lebens” bezeichnete… und noch schlimmer, ob er Raphael auch so genannt hatte. Das würde er später noch in Erfahrung bringen. Er beobachtete Catarina, die sich Magnus näherte, als wäre er ein angeleinter Hund, der die Zähne gefletscht hatte… zumindest der letzte Teil stimmte. Als sie es wagte, sich weiter zu nähern, begann er zu fauchen wie eine Katze und wich zurück. “Ist das normal?”, fragte Alec besorgt. “Das kann ich dir nicht genau sagen, da dieses Zeug bei jedem anders zu wirken scheint. Bei Mundies löst es mitunter Halluzinationen aus, Werwölfe schlafen davon ein… Ich glaube nicht, dass schonmal ein Warlock dieses Problem hatte - was aber daran liegt, dass die meisten von uns mit dem Alter schrullig und paranoid werden und nichts zu sich nehmen, was sie nicht selber hergestellt haben. Magnus war da schon immer etwas anders.” Ohne sich von Magnus’ weiteren Gebaren abhalten zu lassen, ging sie weiter auf ihn zu, bis Magnus anfing, zurückzuweichen. Als sie ihn in eine Ecke des Zimmers getrieben hatte, aus der er nicht fliehen konnte ohne sie umzutacklen, schoss Catarinas Hand blitzschnell vor und berührte Magnus an der Schläfe, der daraufhin zusammensacke wie ein Soufflé. “Was hast du mit ihm gemacht?”, fragte Alec, nicht wissend ob er diese Akton nun gut oder schlecht finden sollte. “Keine Sorge, er schläft nur. Hilf mir bitte, ihn ins Bett zu tragen.” Alec nickte. Catarina hatte Magnus’ Beine bereits in der Hand, so dass Alec ihn unter den Armen packte und anhob. Er hätte es auch alleine geschafft, soviel wog Magnus nun wirklich nicht, aber Catarina sah nicht aus, als würde sie ihn das alleine machen lassen. Sie schafften Magnus in dessen großes Bett und Catarina berührte noch einmal Magnus’ Schläfen. Was genau sie tat, konnte Alec nicht erkennen, aber er sah, dass Magnus sich entspannte. Seine Atemzüge wurden tiefer und gleichmäßiger und kurz darauf rollte er sich zusammen, wie immer, wenn er tief und fest schlief. Catarina schüttelte den Kopf, lächelte aber. “Mehr kann ich auch nicht tun. Jetzt muss sein Körper das Produkt abbauen. Wir können von Glück sagen, dass es nicht süchtig macht, sondern wirklich nur temporär wirkt und dann einfach wieder verschwindet, ohne, dass man verlangen nach Nachschub hat. Deswegen ist es bei den Mundies so beliebt.” “Und jetzt? Einfach warten?”, fragte Alec. “Er wird jetzt mindestens acht Stunden schlafen, so wie ich ihn kenne, auch länger. Du kannst also gerne wieder nach Hause gehen und später wiederkommen, wenn du noch andere Termine hast. Es wäre aber gut, wenn jemand da wäre, wenn er aufwacht, denn er wird wahnsinnige Kopfschmerzen haben. Ich würde es selbst machen, aber ich muss ins Krankenhaus.” “Ich denke, ich werde bleiben. Raphael ist auch noch da und… ich traue ihm nicht.” “Er wird Magnus nichts tun. Allerdings wird er auch kaum hier bleiben, wenn es dunkel wird. Wenn du bleiben kannst, ist es vielleicht das beste. Sorg dafür, dass du was Kaltes findest, was du ihm geben kannst, um seinen Kopf zu kühlen. Die Schmerzen werden vermutlich so schlimm sein, dass er nicht geradeauslaufen können wird.” “Kann man ihm nicht anders helfen? Das klingt ja grauenvoll!” “Ist es auch. Und könnte ich. Aber ich tu es nicht. Magnus ist alt genug, um zu wissen, dass man NICHTS zu sich nimmt, was von den Feen kommt und sei es noch bunt und glitzernd. Er soll mit den Konsequenzen leben, dann lernt er es vielleicht endlich.” Alec sah, dass Catarina wirklich genervt war und fragte nicht weiter nach. Wenn sie meinte, dass Magnus die Strafe verdient hatte, dann hatte sie vermutlich Recht. Alec wusste nicht viel darüber, was Magnus schon alles in seinem langen Leben angestellt hatte, aber so wie er ihn kannte, konnte es durchaus eine Menge gewesen sein. Er bedankte sich bei Catarina und begleitete sie zur Tür. Sie lächelte ihm noch einmal aufmunternd zu und bekrätigte, dass Magnus keinen bleibenden Schaden behalten würde. Alec nickte, schloss die Tür hinter sich und ging in die Küche, um zu schauen, ob Magnus Eisbeutel dahatte oder ob er erst welche einfrieren musste. Auf dem Weg dorthin musste er durchs Wohnzimmer, wo ein Fauchen seine Aufmerksamkeit von den Eisbeuteln anlenkte. Chairman Meow war wieder aufgetaucht und umschlich das Goldfischglas. Gerhardt schwamm panisch im Kreis, während der Kater ihn mit Blicken verfolgte. Alec ließ den Kopf hängen. Der Fisch konnte schließlich nichts dafür, dass Magnus ihn einfach hergezaubert hatte und ihn jetzt der Katze zu überlassen, passte nicht in Alecs Bild von Gerechtigkeit. Deswegen schnappte er sich Chairman Meow und brachte ihn zu Magnus ins Schlafzimmer, wo der Kater direkt zu seinem Besitzer ins Bett sprang, ein wenig die Bettwäsche mit den Pfoten bearbeitete und sich dann ebenfalls einrollte. Okay, der Fisch war gerettet, Alec konnte sich also wieder den Eisbeuteln widmen. Nachdem auch das erledigt war, rief er Izzy erneut an, um bescheid zu sagen, dass es vielleicht auch bis morgen Mittag dauern würde, bis er wieder zu Hause war. Danach setzte er sich wieder vor den Fernseher und blieb bei einer Serie hängen, in der anscheinend ein Haufen Simon-Verschnitte, die aber etwas intelligenter zu sein schienen, versuchten, ihre blonde Nachbarin zu nageln… oder so ähnlich. Alec verstand einen Großteil der Witze nicht und schlief irgendwann einfach ein… bis ihn eine kalte Hand weckte. Alec war sofort wach, blinzelte ein paar Mal, als ihn das dimmrige Licht der Tischlampe in die Augen stach und fokussierte seinen Blick auf die Figur vor ihm. Raphael, immer noch in Magnus’ Klamotten, was reichlich bescheuert aussah, zog seine Hand zurück. “Endlich”, zischte er und drehte sich um, um zu gehen. “Wolltest du nicht direkt gehen?”, fragte Alec verwirrt. “Ja. Aber ich dachte, es interessiert dich vielleicht, dass Magnus wach ist und leidet.” “Er ist wach? Wie lange hab ich geschlafen?”, Alec suchte eine Uhr, konnte aber keine finden. “Dem immer wiederkehrenden Intro der dämlichen Serie, die du geschaut hast, nach, etwa fünf Stunden.” “Oh… hab ich dich geweckt?” “Schon okay, ich bin es gewohnt, dass es um mich rum laut ist. Jedenfalls, deine Freund ist wach und ich bin weg. Man sieht sich, Nephilim.” Alec schaute ihm perplex hinterher. Er hätte Raphael jetzt nicht für so sozial gehalten. Vielleicht sollte er seine Sicht auf Downworlder doch noch einmal revidideren… Er schüttelte den Kopf. Was für ein Quatsch. Alec war noch nie sonderlich scharf drauf, sich mehr mit diesen Wesen zu befassen, als unbedingt nötig. So lange sie sich benahmen, konnten sie tun und lassen, was sie wollten. Und Raphael hatte sich bisher immer an die Gesetze gehalten. Er hörte ein lauter werdendes Wimmern aus dem Schlafzimmer, stand auf und holte einen der Eisbeutel. Catarina schien Recht gehabt zu haben mit den Kopfschmerzen. So leise wie möglich öffnete er die Schlafzimmertür und durch das Licht im Wohnzimmer konnte er sehen, das Magnus sich komplett in die Decken gewickelt hatte. Nicht mal sein Kopf schaute noch heraus. Lediglich ein zu groß geratener Knubbel unter einer Flut von Bettdecken ließen erahnen, dass neben Chairman Meow, der es sich letztlich am Ende des Bettes bequem gemacht hatte, doch noch jemand im Bett lag. Alec ließ sich auf der Bettkante nieder und strich mit der Hand über besagten Knubbel. “Wie geht es dir?”, fragte er. “Alec? Bist du das?”, kam die gedämpfte Stimme des Warlocks, die klang, als würde er gleich anfangen zu heulen. Armer Magnus. “Ja, ich bin’s. Ich hab dir einen Eisbeutel für deinen Kopf mitgebracht.” Alec wartete, bis der Deckenhaufen anfing, sich zu bewegen. Chairman Meow beobachtete das ganze widerwillig, ehe er vom Bett sprang und es sich stattdessen auf Magnus’ Kommode bequem machte. “Ich sterbe!”, hörte er Magnus sagen und bekam Mitleid mit ihm. “Komm, leg dich vernünftig hin”, sagte er mit einer Engelsgeduld, die er sich über Jahre antrainiert hatte. Wenn er es händeln konnte, dass Jace sich manchmal wie ein Baby benahm, dann dürfte er Magnus auch ertragen können. Er platzierte den kalten Beutel auf der Stirn des Warlock, der daraufhin ein leidenes Fiepen - anders konnte Alec dieses Geräusch nicht erklären - von sich gab. “So fühlt sich der Tod also an”, jammerte Magnus und Alec lächelte ihn lieb an. “Du wirst schon nicht sterben. Catarina sagt, die Kopfschmerzen gehen vorbei und dann bist du wieder ganz der Alte.” “Catarina war hier?” “Ja, sonst wärst du wahrscheinlich immer noch auf einem Trip….” “Oh Gott, ich STERBE!” “Stell dich nicht so an. Versuch lieber, noch zu schlafen.” “Bleibst du bei mir? Ich will nicht einsam und alleine sterben!!!” Alec seufzte. “Ja, ich bleibe hier, wenn du das willst.” “Kommst du auch ins Bett?” “Soll ich?” “Ja, der Kater ist kein adäquater Kuschelersatz!” “Siehst du, du stirbst nicht, wenn du noch solche Sachen von dir geben kannst.” “Du musst trotzdem bei mir bleiben, ich LEIDE!” Sich ein Lachen verkneifend ging Alec nochmal ins Wohnzimmer und löschte das Licht, ehe er sich im Dunkeln wieder ins Schlafzimmer tastete. Kaum hatte er sich halbwegs entkleidet und war ins Bett geklettert, als Magnus’ Hände sich um ihn schlungen und sich an ihm festkrallten, wie ein Affenbaby es bei seiner Mutter tun würde. Ugh, unbequem. Aber da Alec schon geschlafen hatte, rechnete er eh nicht damit, dass er allzubald wieder einschlafen würde. Dieses Mal weckte ihn ein lautes Poltern, verursacht von Magnus, der, wieder voller Energie, in das Schlafzimmer gestürmt kam und ihn wachrüttelte. “Alec, wach auf! Alec! AlecAlecAlec!!!” Alec grummelte etwas und drehte sich um. “ALEC! Da ist ein FISCH in meinem Wohnzimmer!” “Das ist Gerhardt…”, mumete Alec im Halbschlaf, während er sich ernsthaft fragte, warum er sich je Sorgen um Magnus gemacht hatte. Dem ging es schon wieder viel zu gut… “Gerhardt? Wer ist so bescheuert und nennt seinen Fisch Gerhardt?” “Du! Und jetzt lass mich in Ruhe.” “Aber-” “Geh weg!” “Okay… seit wann bist du denn morgens so grummelig?” Als Antwort schmiss Alec ihm ein Kissen an den Kopf…. “ALEXANDER!” Mittlerweile wach, aufrecht im Bett sitzend und mit Chairman Meow kuschelnd, sah Alec auf, als Magnus erneut in das Schlafzimmer geplatzt kam. “Ja bitte?” “Tu nicht so scheinheilig! Mein Glitzer ist weg!” “Klau dir neuen?” “Wie oft muss ich dir noch sagen, dass der nicht geklaut ist! Der wird extra für mich angefertigt! Also, wo ist er?” “Raphael hat ihn verbrannt-” “ICH BRING IHN UM!” “- nachdem du ihn damit beworfen hast. Fand er gar nicht witzig.” Doch Magnus war schon wutentbrannt zur Tür rausgerannt. Alec sah auf den winzigen Kater auf seinem Schoß. “Weißt du was? Dein Besitzer hat nicht mehr alle Tassen im Schrank…” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)