Plüschtier von Tsutsumi ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Derek zieht missmutig die Augenbrauen zusammen. „Stiles, das ist nun wirklich nicht wichtig. Und vollkommen kindisch.“ „Ach komm schon, nach all dem Scheiß in den letzten Monaten haben wir doch alle ein bisschen Spaß verdient.“ „Du meinst, du hast ein bisschen Spaß verdient. Im Übrigen spielt Spaß keine Rolle.“ Er rollt das Wort im Mund herum wie einen Fremdkörper, von dem er befürchtet, er könne jeden Moment explodieren. Wie ein Fitnesstrainer steht er in der Mitte seiner Loftwohnung und Stiles braucht nicht sonderlich viel Fantasie, um ihn sich in einer Militäruniform als Drill Seargent vorzustellen. „Ja, aber, guck ihn dir doch mal an. Das ist der Hammer!“ Zwischen ihnen sitzt Scott. Auf den Hinterpfoten. Und schaut zwischen ihnen hin und her ohne ein Wort zu sagen. Weil er ja auch gar nicht kann. „Der Hammer ist, dass er es nach so wenigen Versuchen schon geschafft hat“, erklärt Derek und seine Brust pumpt sich vor Stolz, den er beim besten Willen nicht verbergen kann, etwas auf. „Ich habe gehört, dass die Wahren Alphas auch sehr viel größer sind.“ „Größer“, wiederholt Stiles amüsiert und zeigt auf seinen besten Freund. „Größer? Er ist ein Mondkalb.“ Scott grummelt ein bisschen, denn er kann ja nichts sagen, aber es ist richtiggehend gruselig, dass Stiles in seinem Kopf das „Ey, Alter!“ hören kann. Ehe er es sich versieht, hat er dem ponygroßen Wolf eine Hand an den Hals gelegt und streichelt ihm über das dunkle Fell. Es ist unglaublich weich und...flauschig. „Entschuldige. Du weißt, ich meine das so liebevoll, wie es nur irgend möglich ist. Ich meine, wow, Derek, guck ihn dir an.“ „Ja“, pflichtet Derek ihm bei, und seine Augen bekommen einen ehrfürchtigen Glanz. „Oh ja.“ „Siehste. Also, Scotty? Was sagst du zu meinem Vorschlag?“ Der Wolf schaut ihn mit hellen, großen, roten Augen an und sein Blick flackert unsicher zu Derek herüber. Und Derek sieht ein bisschen so aus, als wollte er sich die Handfläche gegen die Stirn schlagen, aber er zuckt mit den Schultern. „Du bist der Alpha“, sagt er und seine Mundwinkel zucken freundlich. „Passt nur auf, dass euch niemand sieht.“ Und es ist herrlich. Es ist absolut atemberaubend. Die Welt besteht aus schwarzen Flecken, die an ihnen vorbeirasen, Lichtungen und Wald, dazwischen Landstraßenstücke und einsame Häuser am Saum der Stadt. Stiles spürt die Kraft in den Flanken unter seinen Beinen brennen. In seinen Ohren rauscht Scotts heißer Atem, ausgestoßen durch etwas, was Stiles als geblähte Nüstern bezeichnen würde, wenn er sich besser auskennen würde. Sie wühlen die Dämmerung auf, sie stören die Ruhe und sind doch Teile der Stille. Vögel schrecken auf und retten sich, die kleinen Flügel so wild schlagend, in die Luft, und Stiles möchte ihnen am liebsten zurufen, dass die Aufregung umsonst ist, dass dieser gigantische Wolf, auf dem er sitzt, keiner Fliege etwas zuleide tun würde. Waldlaub stiebt um sie herum auf, und Stiles lauscht auf den Donner der Pfoten auf dem Boden; dodomm, dodomm, dodomm, im Galopp. Er schließt die Augen und verkrallt seine Hände im Wolfsfell. Und atmet. Als die Nacht hereingebrochen ist, bleibt Scott auf der Anhöhe, an der er früher immer Allison getroffen hat, stehen. Unten leuchtet Beacon Hills mit tausend kleinen Lichtern. Sie sitzen stillschweigend nebeneinander, ein Junge und ein dunkelbrauner Wolf, und Stiles schmiegt sich an seinen besten Freund und streichelt und streichelt und streichelt. Das Fell ist so seidig, Gott, Scott ist wie ein verdammtes Plüschtier. Wahrscheinlich, denkt Stiles, als er die rotglühenden Augen seines Freundes ansieht, würde jeder, der diesen Monsterwolf sieht, schreiend rückwärts stolpern. Sie wissen ja nicht, wen sie da vor sich haben. „Weißt du“, murmelt er irgendwann träumerisch. „Dass du alle Märchen dieser Welt betrügst? Großer, böser Wolf.“ Er knufft den dichten Pelz spielerisch und Scott macht ein japsendes Geräusch mit seiner ungeübten Wolfskehle, das wahrscheinlich so etwas wie Lachen sein soll. Es ist unfassbar amüsant, wie er versucht, dieses Maul wie einen menschlichen Mund zu benutzen. Seine riesige Pfote schubst Stiles sanft und dann ist da eine rosige Zunge, die seine Wange abschleckt, und Stiles vertieft seinen Gedankengang um Küsse und Bestiality nicht weiter. Als er ihn einige Stunden später nach Hause trägt und herzhaft gähnt, entblößt Scott riesige Wolfszähne, die nun endlich in seinen Mund passen, und selbst das findet Stiles plüschig. „Ich kann's kaum erwarten, den anderen morgen zu erzählen, dass ich dich die halbe Nacht geritten habe“, sagt er zum Abschied. Es ist das erste Mal, dass Scott ihn anbellt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)