Black Rukh von Lokina_Xaos (Rache der Seelen) ================================================================================ Prolog: Racheauftakt -------------------- Gyokuen Ren erwachte in den frühen Morgenstunden um nach dem Rechten zu sehen. Vor einem Monat war es Hakuryuu gelungen ein verschollenes Artefakt aus einem Dungeon in Reim zu bergen, das nicht nur für das Kou Empire von großer Bedeutung war, sondern vorallem für die Organisation Al- Thamen. Nachdem jedoch nichteinmal der Magi des Kou Empires und alle Magier der Organisation es zustande brachten, das Artefakt zu benutzen mussten sie sich etwas Neues einfallen lassen. Schlussendlich beschloss man, das Artefakt in eine Kammer gefüllt mit Rukh zu schließen um es wie im Dungeon mit Magoi zu erfüllen, bis Al- Thamen eine Lösung des Problems gefunden habe. Gyokuen zog sich einen dicken Morgenmantel an und schlang sich noch eine weitere Decke um die Schultern. Der Morgen war ungewöhnlich kalt, als sie das Gebäude verlies und in die Katakomben hinab stieg. Leise heulte ein frostiger Wind den Weg entlang, dem die neu ernannte Kaiserin folgte. Eigentlich hatte sie und ihre Rechte Hand jeden verboten, die Magoi erfüllte Kammer zu betreten, doch sie selbst war so von der nachgesagten, unfassbaren Macht des Artefaktes fasziniert, dass sie es nicht mehr aushielt es nicht anzusehen und zu berühren. Sie war seit dem ersten Tag an dem Hakuryuu es nach Hause brachte besessen von dem kleinen Stückchen Silber das nun in den Katakomben unbrauchbar schlummerte. Als die Kaiserin vor der Tür der Kammer stand, klopfte ihr Herz wie wild. Zitternd holte sie den magischen Schlüssel aus ihrem Ausschnitt und sperrte angespannt das Schloss auf. Die Tür löste sich auf und die fröstelnde Frau trat in den dunklen, unbeleuchteten Raum. Es roch moosig modrig, doch eigenartigerweise lag ein rußiger Duft in der angestauten Luft. Vor Kälte und vermutlich auch Aufregung zitternd hob sie ihre Lampe ein wenig Höher. Als sie jedoch an den kleinen, steinernen Altar trat, lag da nicht etwa das silberne Artefakt. Erschrocken ließ Gyokuen die Lichtquelle fallen und taumelte zurück zur Tür. Der Raum wurde durch das verschüttete und in Flammen geratene Öl in eine wild züngelnde Flammenhölle verwandelt. Die Kaiserin schrie von der Angst gepackt kreischend auf und klammerte sich an die Säule neben der Tür, als ein Schemen sich in den Flammen erhob und unbeeindruckt der nach den ihrer Gestalt lechzenden Feuerwänden auf die Kaiserin zuschritt. "Wir wollen Racheee...!!!" Unruhen ------- Die Gestalt taumelte plötzlich, stolperte und fiehl vor Gyokuens Füße. Nach kurzen Zögern fasste sich die sonst so stolze Frau wieder und hockte sich hin um genauer die ohnmächtige Person vor ihr zu begutachten. Sofort entdeckte die Kaiserin, das silberne Geschmeide um das Handgelenk und wollte es abnehmen, doch schwarzes Rukh bildete eine schützende Wand um die Person. Seufzend gab sie auf, vorerst. Sachte strich sie die Haare weg, die das Gesicht verdeckten und musste erstaunt feststellen, das es sich um eine junge Frau handelte. Auch ihr Aussehen war eigenartig. Noch nie hatte die Kou Herrscherin so einen Menschen gesehen. Strahlend violette Haare umschlossen die zierlich weißhäutige Frau. Unfähig die Frau zu berühren geschweige den irgendwohin zu tragen, beschloss sie sich an ihren Magi zu wenden. Bevor sie den Raum verließ, legte sie die Decke über die nackte Gestalt. Nach fühlbaren Stunden schafften es die Magier Al- Thamens das Mädchen nach oben in eines der Gästezimmer zu bringen und ein Arzt untersuchte kurz, ob bei ihr alles in Ordnung war. "Stellt Wachen auf und lasst es mich wissen, wenn sie aufwacht.", befahl die Kaiserin ihren Magiern, "Und bringt mir verflucht noch mal Judar! Wenn es sein muss, stellt ihr den ganzen Palast auf den Kopf um ihn zu finden... Er vernachlässigt wiedereinmal seine Pflichten!" Gähnend und gelangweilt von den alltäglichen Übungsstunden seines Schützlings Hakuryuu, saß Judar auf einem der niedrigeren Dächern des Palastes, die den Übungsplatz umrahmten. Bald würde es Mittag sein, dann gab's endlich Pfirsich zum Essen und er würde besser gelaunt sein. Vielleicht konnte er Hakuryuu zu einem neuerlichen Djinn- Ausrüstungstraining zwingen, dann währe dieser Tag nicht ganz so sinnlos und öde. Als die Rechte Hand Gyokuens den Platz betrat, hielt Hakuryuu sofort inne, denn er hasste Jeden, der seine Mutter direkt unterstützte. Ein Grund mehr, warum Judar es nicht danach war nach der Pfeife der Kaiserin zu tanzen, sondern eher direkt Al- Thamens. Die Rechte Hand der Kaiserin schnaufte schwer, blickte sich um und schritt zielstrebig zu dem Gelangweilten. "Magi Judar! Die Kaiserin ist außer sich! Es ist etwas Mysteriöses passiert! Sie erwartet dich im Gästeflügel!" Judar seufzte genervt und streckte die Zunge heraus. "Keine Respektlosigkeiten! Es ist sehr wichtig! Komm! SOFORT!", er klang ziemlich wütend. "Ja ja... Ich geh ja schon! Ist ja nicht so als würde gleich die Welt untergehen.", fluchte der entnervte Magi und trottete zu dem genannten Treffpunkt. Auf dem Weg dort hin murrte er vor sich hin, stampfte ulkig und wedelte aufgebracht mit seinen Armen. Die Rechte Hand der Kaiserin folgte ihm in einigem Abstand und schüttelte verständnislos den Kopf. So konnte es mit Judar nicht weitergehen. Vier Wachen standen vor einem der vielen Gästezimmer, sodass Judar sofort wusste wo sich Gyokuen befand. Ohne Worte wurde ihm die Tür geöffnet und er trat schweigend ein. Was um Himmels Willen wollte die Kaiserin in diesem Zimmer? Und was war so dringend, dass er antanzen musste? "Da bist du ja endlich, Judar...", sie ging nicht weiter darauf ein, schluckte ihre Verärgerung hinunter. "Was gibt's?" "Komm her und sag mir was du siehst!", befahl sie. Judar trat an die Seite der Frau und schaute auf das Bett herab, in dem ein Mädchen lag. "Nichts Besonderes. Ein Mensch.", gab er monoton von sich. "Kein gewöhnliches Mädchen... sie trägt das Artefakt. Man kann es weder entfernen, noch berühren..." "Das glaub ich nicht. Vermutlich benötigt es nur meiner Kräfte um es abzunehmen.", meinte er eingebildet. Doch als er nach dem Artefakt griff, schwärmten abertausende Rukh auf, schwarz wie eine mondlose Nacht. Mit ungeheurer Kraft wurde der Magi von dem Artefakt weggeschleudert. "Was um alles in der Welt war das??? Das schwarze Rukh gehorcht mir nicht!? Na warte!!!" Zornig holte er seinen Zauberstab hervor und trat erneut an das Bett herran. Gyokuen kicherte glockenhell auf und machte ihm klar, dass es keinen Sinn haben würde und dass das Artefakt vermutlich direkt mit dem Körper verbunden war. "Was machen wir jetzt? Die Organisation wird außer sich sein, wenn sie erfährt, dass das Artefakt nun noch unbrauchbarer ist als zuvor." "Wir sagen vorerst nichts. Wir warten ab, ob die junge Frau aufwacht. Wenn ja, finden wir vielleicht etwas herraus, das uns nützlich sein kann.", beschloss Gyokuen, "Ich übertrage dir die Aufgabe sie zu beobachten. Wer weiß was sie an zerstörerische Fähigkeiten besitzt. Flammen können ihr nichts anhaben und sie will an Jemanden Rache üben. Ich vermute mal, dass dieser Jemand Salomon ist. Sag ihr nicht, dass du die Inkarnation von ihm kennst. Vielleicht können wir ihrer so habhaft werden, sollte sie tatsächlich eine Manifestation der verbannten Seelen des Artefaktes sein." "Warum ich?!" "Weil du in letzter Zeit Alles vernachlässigst und Hakuryuu deiner Lektionen überdrüssig wird. Er hält es auch ohne dich mal aus. Sonst soll er dich hier besuchen kommen. Sieh es als milde Strafe an." Mit diesen Worten verließ die stolze Kaiserin den Raum. Seufzend steckte er den Zauberstab weg und setzte sich auf das große weich gepolsterte Sofa. Glücklicherweise standen auf dem Tisch daneben Obstschüsseln, in denen er sogar Pfirsiche entdeckte. Genüsslich schnappte er sich einen und stellte sich auf noch sinnlosere Tage in diesem Zimmer ein. Hakuryuu fragte sich am nächsten Tag wo Judar sich herumtrieb. Er hatte nicht mitbekommen wo er hin war und das wurmte ihn ein wenig. Klar, der Magi war in letzter Zeit nie von seiner Seite gewichen und hat in andauernd genervt und bedrängt, aber dass er einfach ohne ein Wort verschwunden war, gefiehl dem misstrauischen Prinzen noch weniger. War er wieder zu einem Auftrag unterwegs? Ohne ihn? "Hakuryuu -sama. Hakuryuu -sama! Konzentrieren sie sich!", brüllte der Kampfkunstlehrer. Ehe Hakuryuu reagieren konnte, erwischte ihn sein Lehrmeister an der Wange. Fluchend sprang der Junge zurück und hielt sich die leicht blutende Stelle. "I...Ich... bin nicht ganz auf der Höhe.", stammelte er, "Trainieren wir Morgen weiter." Er verschwand zwischen den vielen Säulen des Verbindungsgangs. "Der Prinz sollte sich nicht so leicht ablenken lassen... Es beunruhigt mich, wie die Leute in letzter Zeit ihre Pflichten vernachlässigen...", flüsterte der Lehrmeister zu sich selbst. Hakuryuu war mies gelaunt, unzufrieden, weil er sich hatte verletzen lassen. Ungestüm durchquerte er die gesamte Palastanlage, um nach Judar zu suchen. Vielleicht hatte er ja Glück und fand ihn wiedereinmal auf den Dächern herumgammeln. Sollte dem so sein würde er sich besser fühlen und beruhigt schlafen. Als er dann in den Gästeflügel trat, entdeckte er zwei Magierwachen vor einer der Türen. Was hatte das zu bedeuten, fragte er sich. Der Neugierde erliegend trat er an die Wachen, ehe er jedoch nachfragen konnte, warum sie hier standen, wurde die Tür aufgerissen. "Das ist doch nicht zum Aushalten! Das Weib wacht doch eh nicht auf! Die solln mir verdammt nochmal ne angemessene Aufgabe übertragen, die einem mächtigen Magi wie mir zusteht! Und nicht Babysitter spielen!", polterte Judar aus dem Raum und blieb knapp vor Hakuryuu stehen. "Oh hey, na? Wie geht's den, Kleiner?" "Hör auf zu feixen. Schön endlich mal aus deinem Mund zu hören, dass wir Erben dir auf den Senkel gehen.", sagte Hakuryuu gereizt und schritt von dannen. "Oi, Kleiner!", doch Hakuryuu war schon um eine Ecke gebogen, "So war das doch nicht gemeint... Ahhh... das darf doch nicht wahr sein. Hät mich jetzt echt voll auf nen Quatscher gefreut!" Judar drehte sich wieder um und machte einen Schritt in das Zimmer, blieb dann aber stehen. "Was glotzt ihr so blöd?! Schiebt brav eure Wache!", sagte er boshaft und knallte die Tür hinter sich zu. Er schnappte sich einen Pfirsich aus der Schale am Tisch und nahm seine Magiemanuskripte erneut zur Hand um darin zu studieren. Spät Nachmittags saß er gerade auf einen der Fensterbretter und beobachtete das rege Treiben vor dem Palast, als er ein rascheln von Stoff vernahm. Die junge Frau hatte sich aufgesetzt und ihre Haare floßen ihr wirr über den Rücken. "Na wird auch Zeit, dass du mal aufwachst." Sie zuckte kurz zusammen und drehte sich zu Judar um, ihre ausdrucksstarken, dunklen Augen auf ihn gerichtet. "Mein Name ist Judar und ich bin ein Magi..." Kaum hatte er das Wort Magi ausgesprochen, als sich aus dem Nichts abertausende schwarze Rukh um sie erhoben und Judar vom Fenster nach Draußen rissen. Er fing sich rechtzeitig wieder, flog zurück und landete erzürnt auf dem Boden des Raumes. >Nur Ruhig. Ich muss nett zu ihr sein. Gezwungenermaßen.< "Warum tust du das? Ich bin kein Feind." "Du bist ein Magi. Du dienst Salomon.", ihre Stimme war überraschend dunkel und selbstsicher. "Wer behauptet so einen Quatsch?" Sie schien verblüfft zu sein und antwortete daher etwas zögerlich. "Aber... Aber Magi dienen ihm doch..." "Ja ANDERE Magi. Ich nicht. Ich diene Al- Thamen." "Al- Thamen... kenn ich nicht... denke ich...Wo bin ich eigendlich hier?" "Das ist der Palast der Kou Kaiserin Gyokuen Ren, im Kou Empire.", sagte er leicht stolz. Sie überlegte lange, musste jedoch dann den Kopf schütteln. "Tut mir Leid, mir sagt das alles nichts... ich scheine nicht von dieser Welt zu sein." "Von wo bist du denn dann?", hakte er nach. "Aus der Alten Welt. Ich bin eine der abertausenden Verbannten Salomons. Meine Seele ist die stärkste von ihnen wie es scheint..." Dunkelheit ---------- Es war dunkel um mich herrum. Eine undurchdringliche Schwärze umgab meine Seele, und ich wusste nicht ob ich lebte oder tot war. Plötzlich vernahm ich leise klagende Stimmen, die ihr Schicksal bedauerten und Rache suchten, war. Ein eisiger Schauer rann mir über den Rücken, als das Flüstern langsam aber sicher zu einer Klarheit einer aufgebrachten Menschenmasse anstieg. Dann sah ich sie, die Gezeichneten und Verfluchten, die verstoßenen Seelen, die König Salomon in die ewige Verdammnis geworfen hatte. Ja... genau, ich war ja jetzt eine von ihnen... Eine Verbannte... Die Letzte, denn ich sah, wie die Welt unterging... Ich sah wie die Unschuldigen starben wie Fliegen... Langsam wurde ich mir bewusst, dass meine Seele gleich die Anderen erreichen würde. Das schwarze Rukh war allgegenwärtig und durch gräulich- silbernen Schimmer erkennnbar, wie es so durch die Unendlichkeit flog und mich zu den Verbannten brachte. Aber ich wollte nicht. Was hatte ich den getan, dass ich hierher musste? Ich wusste es schon nicht mehr, den meine Seele verlor immer mehr an Identität, verlor sich im schwarzen Nichts. Plötzlich sah ich vor mir die Bruchstücke der tausenden Seelen und sie hielten auf mich zu, wie ein hungriges Rudel Wölfe. Angst packte mich, am liebsten wäre ich weggerannt, aber das konnte ich nicht. Ich wollte weg von hier, irgendwo anders hin, hier war nicht mein Platz. Wer würde mir helfen, was wird passieren, wenn sie mich erreichen. Ich wollte Schreien und wegrennen aber unweigerlich brachte mich das Rukh ihnen immer näher, kannte keine Gnade für mich verlorene Seele. Doch knapp vor mir blieben sie stehen und tausend Stimmen riefen gleichzeitig nach mir. "Salvacion, die Retterin, die Erlöserin! Wir folgen dir auf Ewig!" "Was...? Salvacion? Warum wollt ihr mir folgen?", dröhnte meine Stimme in die Finsternis hinein. Was war das? Warum klang meine einzelne Stimme lauter als all die Tausend? "Ihr besitzt die Fähigkeit das Rukh zu manipulieren und aufzunehmen, wie es ein Magi vermag,wenn auch nicht in so einem Ausmaß. Ihr könnt es, denn ihr seit die Erlöserin!" "Das... glaub ich nicht... das ist ein Albtraum...und ihr irrt euch...denn mein Name ist Medeia... und ich bin eine einfache Feuer und Wasser Magierin." "Und doch könnt ihr nur schwarzes Rukh verwenden und wir werden es euch geben, damit ihr stärker seit." "Wie wollt ihr das Zustande bringen? Ihr seit doch genauso an die Dunkelheit gefesselt wie ich." "Mag sein, doch wir müssen nur abwarten, dann werden wir mit dir die neue Welt betreten. Wartet nur ab Salvacion." Die Stimmen verebten, und die fragmenthaften Seelen lösten sich in schwarzes Rukh auf und umkreisten meine Seele. Langsam und zähflüssig füllte es meine eigene zersetzte und zerstörte Seelengestalt auf. Es kribbelte unangenehm, begann wie Feuer und Eis gleichzeitig zu brennen und zu gefrieren. Die gesamte Dunkelheit schien sich zusammen zu ziehen und mich zu umhüllen. Dann fühlte ich nichts mehr, hörte nichts mehr, sah nichts mehr. Absolute Stille und Finsternis. Und eine Ewigkeit später... Wut erfüllte mich jäh sodass ich aufschrie, doch der Schrei wurde wie von Nebeln verschluckt. Hitzewellen durchfluteten meinen neuen Körper und Tausende von aufgebrachte Stimmen verlangten aus einem einzigen Mund nach Rache an König Salomon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)