Dancing under the Full Moon von hikabella ================================================================================ Kapitel 13: Triskele -------------------- „Nun könnt ihr endlich die Sache mit dem Nogitsune abschließen, Stiles. Übrigens gut gesprochen Scott“, lobte Deaton den Jungen. „Und da wir grad so schön kuschelig zusammensitzen, wird es Zeit, dass ich dir endlich etwas gebe.“ Er ging zu einem der Schränke, in denen er immer seine Druiden-Sachen versteckte. Deaton wühlte einen Moment und holte dann eine kleine Schatulle hervor. Sie war mit einer dünnen Schicht Staub bedeckt, die er wegpustete. Er stellte sie mittig auf den Tisch neben die Asche und öffnete sie. Alle beugten sich gespannt vor und versuchten hineinzuschauen. „Nanana“, machte Deaton, „nicht so neugierig.“ Schuldbewusst richteten sich alle wieder auf. Er griff hinein und holte ein silbernes Metallstück hervor, das an einer Lederschnur festgeknotet zu sein schien. Er hielt es Scott hin. „Das Triskele. Du kennst das Zeichen von Dereks Tattoo und von der Nementon-Box. Es ist ein mächtiges Symbol bei den Werwölfen.“ Er betrachtete nachdenklich den Anhänger. „Vor langer Zeit war es üblich, dass junge Werwölfe bei ihrer 'Coming-of-Age'-Zeremonie ein solches Zeichen als Beweis ihrer vollen Mitgliedschaft im Rudel erhielten. Irgendwann kam es bedauerlicher Weise außer Mode.“ Stiles zog eine Braue hoch. „Vielleicht weil es den Jägern deutlich zeigte ‚Juhu, Werwolf voraus, schärft schon mal die Messer‘?“ Deaton grinste verschmitzt. „Vielleicht. Ihr könnt ja Deucalion mal danach fragen, wenn ihr ihn das nächste Mal seht. Zur Zeit seiner Jugend wurde der Brauch abgeschafft, soweit ich weiß. Das war vor... uh... ich denke mal so 70-80 Jahren?“ Lydia glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. „Vor 80 Jahren war er ein Jugendlicher? Wie alt ist der Mann?“ Sie warf einen Blick auf die Jungs. „Und wie alt werden Werwölfe eigentlich?“ Deaton winkte ab. „Darüber reden wir ein anderes Mal.“ Er drehte sich zu Scott um. „Das Triskele steht nicht nur für Alpha, Beta und Omega, weißt du? Es ist auch ein Schutzsymbol. Und ich denke du hast es dir längst verdient.“ Er deutete dem Jungen, dass er den Kopf etwas senken solle und zog ihm das Lederband über den Kopf. „Trage es mit stolz.“   Dereks Augen glitzerten begeistert, beim Anblick des Anhängers. „Ich erinnere mich, dass mir meine Mutter mal davon erzählt hat. Aber sie hat mir auch nicht gesagt, warum man davon abkam.“ Er legte eine Hand an Scotts Oberarm und drückte ihn leicht. „Du verdienst ihn.“ Scott fühlte sich im ersten Moment leicht überrollt. Er nahm das silberne Schmuckstück zwischen die Finger und rieb es gedankenverloren. „Ein Schutzsymbol?“, fragte er Deaton. Der nickte. „Dem Triskele wurden im Laufe der Jahrhunderte viele Bedeutungen zugeordnet. Im Allgemeinen wird es heutzutage mit der göttlichen Dreieinigkeit gleichgesetzt.“ „Nur dass zu den Zeiten der frühen Druiden andere Götter im Vordergrund standen“, warf Lydia ein. Deaton lächelte die Banshee an. „Das ist richtig, Lydia. Viele keltische Symbole wurden im Laufe der Zeit für andere Dinge zweckentfremdet und umgedeutet. Ein einfaches Sonnensymbol beispielsweise wurde zum Sinnbild der Grausamkeit einer ganzen Ära. Weil ein einzelner Mensch die Macht darin sah und es für sich ausnutzte…“ Ein trauriger Ausdruck huschte über sein Gesicht. Dann nahm er Scott den Anhänger aus den nervösen Finger und lies ihn wieder vor dessen Brust hängen. „In meiner… ‚Branche‘ wird es dagegen eher mit Körper, Geist und Seele“, er tippte Scott dabei einmal kurz auf die Schulter, die Stirn und die Brust über dem Herzen, „ und dem Kreislauf des Lebens gleichgesetzt. Es dient als Symbol des Schutzes und zur Abwendung von Bösem.“ „Und das kann man hier in Beacon Hills definitiv gut gebrauchen“, merkte Stiles an. Er lehnte sich inzwischen an einen der Stahltische vor der Wand und hatte die Arme vor der Brust gekreuzt. Der Veterinär drehte sich zu ihm um. „Da hast du wohl Recht, Stiles. Deshalb wäre es vielleicht nicht verkehrt, wenn…“, er ging wieder zum Tisch in der Mitte und nahm die Kiste in die Hand. Er öffnete sie und bot Scott den Inhalt an. „...wenn ihr alle eines bekommt. Aber das ist deine Entscheidung, Scott du bist der Alpha.“ Der nahm einen der Anhänger aus der Kiste und sah Derek an. „Da ist noch mehr“, sagte Derek und nahm ihm das silberne Objekt aus der Hand. „Das Triskele ist auch das Symbol der Hale-Familie. Das Symbol des Beacon Hills-Rudels.“ Er legte den Anhänger zurück in die Kiste. „Erinnerst du dich noch an das Zeichen an meiner Tür?“ „Das, was das Alpha-Rudel hinterlassen hatte?“ Derek nickte. „Das war ihr Symbol. Andere Rudel benutzen Mondsicheln oder andere astronomische Zeichen. Aber jedes Rudel hat ein eigenes… Markenzeichen, wenn du so willst.“ Scott brummte gedankenverloren. Er nahm Deaton die Kiste ab und ließ seinen Blick durch den Ram wandern. Alle sahen ihn erwartungsvoll an, warteten auf seine Entscheidung. Er schaute seinem Boss in die Augen. „Aber mache ich damit nicht alle zu Zielen? Ich komme damit klar, wenn Jäger mich bedrohen, aber ich will die anderen nicht in Gefahr bringen, wenn wir plötzlich alle mit den gleichen Anhängern rumlaufen…“ Stiles schnaubte. „Scott, wir sind immer zusammen unterwegs. Glaubst du im Ernst, irgendeiner von uns würde nicht automatisch mit auf der Abschussliste stehen, wenn du das Ziel wärst?“ Derek legte den Kopf schief. „Er hat Recht Scott. Mitgehangen, mitgefangen.“ Einen Moment zögerte Scott noch, doch dann griff er entschlossen in das Kästchen und holte einen Anhänger raus. „Dann zeigen wir der Welt eben, dass das Beacon Hills-Rudel wieder da ist und dass wir keine Angst haben.“ Er legte den Anhänger in Dereks Hand und ließ seine obendrauf liegen. Einen Moment lang sahen sich beide an, Dereks Lippen umspielte ein kleines Lächeln. Dann nahm Scott seine Hand weg und der Ältere schloss die Finger um das Symbol seiner Familie. Scott ging weiter zu Stiles und legte auch ihm einen Anhänger in die Hand. Stiles grinste schief. „Tja Kumpel, das nenne ich mal eine steile Karriere, oder? Vom ADHS-geplagten Teenager über Teilzeit Nogitsune zum Beta seines besten Freundes und ‚wahrem Alpha‘ Scott McCall in nur einem Monat“, kurz betrachtete er das Triskele und hängte sich dann das Lederband um den Hals. „Wer hätte das noch vor einem halben Jahr für möglich gehalten…“ Scott blickte entschuldigend drein. „Ich hätte dir das gerne erspart.“ Stiles biss sich auf die Unterlippe und klopfte Scott jovial auf die Schulter. „Das weiß ich doch. Mach dir keinen Kopf, zusammen kriegen wir das schon hin. Ist ja nicht so, als wenn das nicht auch sein Gutes hätte, oder Scott? Derek?“ Seine Fröhlichkeit klang aufgesetzt, aber seine Augen hatten einen ernsten Ausdruck, als er Scott zunickte und ihm noch einmal auf die Schulter klopfte. Als nächstes ging Scott zu Lydia. „Lyds, ohne dich hätten wir oft genug keine Chance gehabt. Du sollst wissen, dass ich deine Hilfe sehr zu schätzen weiß. Du gehörst zu uns, ob du nun Werwolf bist oder nicht. Wir sind ein Team, und wir brauchen dich. Ich brauche dich. Bist du dabei?“ Scott bot ihr einen Anhänger an. Lydia nahm das Lederband und betrachtete es. „Darf ich den Anhänger auch auf eine andere Kette ziehen? Leder ist nicht so ganz mein Stil.“ Sie zwinkerte Scott zu und zog sich das Triskele über den Kopf. Der Anhänger verschwand halb im Dekolleté, als sie ihre Haare danach wieder zurecht rückte. Deaton lächelte verschmitzt. „ich würde Silber empfehlen, aber das ist nur meine persönliche Meinung. Es hat jedenfalls keinen Einfluss auf die Schutzwirkung.“ „Einfluss auf die Wirkung?“, raunte Stiles so leise in den Raum, dass der Arzt ihn unmöglich hören konnte. „Denk an den Funken, Stiles. Es hat alles nur soviel Wirkung, wie du ihm selber zuschreibst“, raunte Derek zurück ohne sich umzudrehen. Als nächstes bot Scott Malia einen Anhänger an. „Malia, wo auch immer deine zweite Natur herkommt, ob gebissen oder angeboren, du gehörst zu uns. Du bist ein Teil meiner Familie geworden. Ein Teil meines Rudels. Wenn dieses Zeichen Schutz bietet, dann möchte ich, dass du auch eines trägst.“ Malia starrte mehrere Atemzüge lang nur auf Scotts Hand und der Alpha dachte schon, sie würde ablehnen. Er konnte ihr Herz wie wild schlagen hören. „Oder möchtest du lieber…“ Bevor er den Satz beenden konnte war ihm die Kojotin um den Hals gefallen. Sie drückte ihre heiße Wange an sein Gesicht und umarmte ihn fest. Schließlich ließ sie ihn wieder los und nahm ihm die Kette aus der Hand. Wortlos zog sie sich das Band über den Kopf und lächelte Scott an. Der lächelte zurück und beide nickten einander zu. Kiras Herz schlug ebenfalls (zumindest für die Wölfe/Kojoten unter ihnen) hörbar schneller. Sie blickte Scott mit eulenhaften Augen an und fragte sich, ob er auch ihr… Doch sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Er nahm einen letzten Anhänger aus dem Kästchen und stellte es dann beiseite, bevor er sich ihr zuwandte. „Kira, ich weiß deine Mutter glaubt Füchse und Wölfe können nicht miteinander umgehen. Aber ich weiß, dass sie falsch liegt. Ich mag dich, ich mag dich sehr. Ohne dich hätten wir Stiles nicht retten können. Du bist mutig und schlau.“ „Und gut mit dem Katana“, warf Malia lachend ein. Scott lachte kurz auf. „Ja, das auch. Und darum… Kira, ich möchte gerne, dass du auch ein Teil meines Rudels, meiner Familie wirst.“ Kiras Augen leuchteten. Sie ging auf die Zehenspitzen hoch und gab ihm einen zarten Kuss auf die Wange. „Nichts wäre mir lieber“, antwortete sie. Scott zog ihr die Kette über den Kopf und seine Augen leuchteten ebenfalls auf. „Und das mit meiner Mutter klären wir schon noch.“ „Das werden wir“, sagte Scott mit rauer Stimme. Dann nahm er sie zärtlich in die Arme und rieb seine Wange an ihrer. „Aber ich fürchte, wenn wir dich nicht bald nach Hause bringen wird das ein sehr holpriger Start.“ Er lachte leise. „Ok, noch holpriger als nach der Aktion letzte Nacht ohnehin schon.“ „Die beruhigt sich schon wieder“, flüsterte Kira, aber es klang nicht hundertprozentig überzeugt. „Letzte Nacht?“ fragte Deaton? Er sah prüfend von einem vom anderen. Doch dann schüttelte er den Kopf. „Wisst ihr was, ich will es eigentlich gar nicht so genau wissen. Der Vollmond ist für Wölfe und Kojoten. Nicht für Tierärzte, die früh rausmüssen und sich jetzt wieder um Patienten kümmern wollen. Scott?“, er bedauerte es wirklich beide unterbrechen zu müssen, wo der Junge sich gerade so liebevoll mit seiner neuen Freundin beschäftigte. Dieses Wangenreiben... Das war ein so wölfisches Verhalten… er musste sich wirklich zusammenreißen, um nicht bei dem Anblick verträumt zu seufzen. Stattdessen räusperte er sich. „Scott ich weiß du hättest eigentlich heute noch Dienst, aber ich gebe dir ausnahmsweise mal frei. Heute ist nicht viel los, und du hast gerade wichtigeres, um das du dich kümmern musst. Wir sehen uns dann morgen wieder, ok? Und nun, raus mit euch!“ Damit scheuchte er alle mit einer ausholenden Geste aus seinem Behandlungsraum nach draußen.     Draußen auf dem Parkplatz sammelte sich die Truppe vor Dereks Auto. „Ich weiß ich wiederhole mich irgendwie gerade, aber es gab ja keine richtige Antwort. Also, was machen wir nun?“, fragte Stiles und kratzte sich am Kopf. Derek legte ihm die Hand auf die Schulter. „Nun wird Scott erst mal Kira nach Hause bringen und das mit ihren Eltern klären.“ Er wandte den beiden den Blick zu. „Sorry, aber ich wir wollen doch alle keine Probleme aus der Richtung, wenn’s nicht sein muss, oder?“ Scott schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Definitiv nicht, nein.“ „Und was mache wir mit dem Rest des Abends?“, bohrte Stiles weiter nach. Malia hängte sich an seinem Arm ein. „Ich bin sicher wir finden was spannendes“, hauchte sie ihm ins Ohr und grinste frech. Stiles verschluckte sich beinahe. „W-was? Ich dachte eigentlich mehr, dass wir alle gemeinsam…“ Hilflos blickte er Scott an. Malia buffte ihm auf den Arm. „Hey, reiche ich dir etwa nicht?“, beleidigt zog sie eine Schute. Stiles beeilte sich die Kojotin zu beruhigen und nahm ihr Gesicht in die Hände. „Hey, ist das ne ernstgemeinte Frage?“ Er gab ihr erst einen zarten Kuss auf die Nasenspitze und als sie sich ein wenig auf die Zehenspitze stellte, küsste sie ihn zurück. „Malia“, warf Derek ein und legte dabei erst Scott und dann auch Lydia je einen Arm über die Schultern, „ich glaube unser Kleiner braucht einfach ein wenig ‚Rudelzeit‘. Gönn ihm einen Familienabend, morgen gehört er wieder ganz dir.“ „Bis zum nächsten Vollmond“, witzelte Lydia. „Dann gibt’s wieder Ketten im ‚Verlies‘. Seeehr kuschelig.“ Derek zog eine Augenbraue hoch und grinste die Banshee verschmitzt an. „Magst du Ketten? Ich hab noch ein paar bei mir zu Hause rumliegen, wenn du möchtest…“ Lydia haute ihm mit der flachen Hand einmal voll auf den Bauch, dass es nur so klatschte. „Nicht mein Stil“, antwortete sie nur zwinkernd und löste sich von ihm. Sie griff in ihre Handtasche und kramte den Taschenspiegel heraus, um ihren Lippenstift zu überprüfen und nachzuziehen. „Uff“, machte Derek, „das kann man auch netter sagen.“ „Sagt der Mensch, der mir ständig Schläge androht“, kommentierte Stiles, worauf ein leises Knurren folgte. „Oh, Verzeihung, ich meinte natürlich ‚Sagt der Werwolf‘ “, korrigierte sich Stiles selber und malte Anführungszeichen in die Luft. „Was wird das hier“, fragte Derek mit einem genervten Unterton. „Aufstand der Welpen?“ Er warf Scott einen mitleidigen Blick zu und klopfte ihm aufmunternd die Schulter. „Da hast du noch ein ganzes Stück Arbeit vor dir.“ An die anderen gewandt meinte er, „ok, was möchtet ihr denn heute Abend machen, da wir ja scheinbar alle nicht voneinander loskommen?“ Ehe Malia etwas sagen konnte, hatte er schon den Zeigefinger erhoben und machte ein abwehrendes „eh-eh“ in ihre Richtung. „Pokern gibt’s heute nicht. Das hatten wir letzte Nacht schon.“ „Aber…“ „Nein, kein aber Malia. Kein Pokern.“ Kira sah in die Runde. „Wie wäre es mit einem Videoabend?“ Sie schaute zu Scott. „Ich denke dazu könnte sich meine Mum vielleicht breitschlagen lassen.“ Scott dachte kurz darüber nach. „Von mir aus gerne“, meinte er schließlich. Er sah Stiles an. „Ihr sucht den Film aus und wir treffen uns dann später bei dir zu Hause?“ „Alter“, beschwerte sich Stiles bei ihm, „warum immer bei mir? Ich meine andere“, er deutete auf Derek, „ja, andere hier haben noch größere Wohnungen, klar? Warum machen wir das nicht bei ihm zu Hause?“ Derek zog nur eine Braue hoch. „Vielleicht weil ich keinen DVD-Player habe?“ Stiles runzelte die Stirn. „Wer bitte schön hat denn keinen DVD oder Blu-ray-Player zu Hause? Lebst du in einem Seniorenheim?“ Der Ältere verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich spüre gerade wieder dieses von dir zitierte Bedürfnis, dir Schläge anzudrohen, Stiles. Bist du sicher, dass du das willst?“ Malia hängte sich lachend wieder bei dem Jungen ein und zog ihn einen Schritt von Derek weg, bevor Stiles auch nur zurückknurren konnte. „Ist das nicht eine Liebe unter den Wölfen?“, fragte Lydia und schaute amüsiert drein. „Nun kommt schon, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Scott muss mit Kira zu ihrer Mutter und erst mal alles klären, sonst wird es heute Abend nichts mit gemütlichem Rudelkuscheln.“ Derek legte den Kopf schief und grinste. „Wo sie Recht hat…“ „Ja“, meinte sie und blickte sehr zufrieden drein. „Das höre ich öfters.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)