Dancing under the Full Moon von hikabella ================================================================================ Kapitel 9: Am Morgen danach ---------------------------  Der Morgen graute schon heran und nach einer langen Nacht voller Poker, Frotzeleien und Anzüglichkeiten, waren alle sechs irgendwann im Laufe der Zeit am Tisch eingeschlafen. Angefangen hatten Scott und Kira. Kopf an Kopf gelehnt dösten sie ein. Malia lehnte sich einfach nach hinten, als sie keine Lust mehr auf spielen hatte („Da wir eh nicht um Klamotten spielen macht das keinen Spaß...“). Stiles war stehend KO nach den Aktionen der Nacht. Irgendwann schloß er kurz die Augen und kippte einfach zur Seite. Sein Kopf fiel auf Malias Schoß und blieb den Rest der Nacht dort liegen. Am Ende waren also nur noch Derek und Lydia übrig. Und auch sie konnten schließlich dem Schlaf irgendwann nicht mehr widerstehen. (Allerdings gab Lydia eh zu bedenken, dass ihr Pokern zu zweit nicht mehr so den Spaß machte.) Und so schnarchten alle um den Tisch herum leise, als Kiras Handy plötzlich anfing zu klingeln und sie aus dem Schlaf riss.  Von dem lauten Geräusch aufgeschreckt kippte Malia mit ihrem Stuhl nach hinten. Dabei zog sie Stiles mit, der ebenfalls mit dem Boden Bekanntschaft schloss. Scott zuckte zurück und Kira wäre fast mit der Stirn auf den Tisch geknallt, als seine Schulter wegrutschte. Sie konnte sich aber gerade noch abfangen. Umständlich und schlaftrunken kramte sie nach ihrem Rucksack und ging ans Telefon. Eine ganz offensichtlich wenig amüsierte Mrs. Kimura verlangte lautstark zu erfahren, ob ihrer Tochter eigentlich klar wäre, wie spät es sei, und dass sie gefälligst vor der Schule nach Hause kommen solle. Ihre Stimme war so laut, dass sogar Lydia es noch aus 2 Meter Entfernung hören konnte. Kira rieb sich den Schlaf aus den Augen und versuchte ein leises Gähnen zu unterdrücken. Scott sah schuldbewußt mit seinen großen braunen Hundeaugen drein, als er Kira mit dem Blick folgte. Sie war aufgestanden und aus dem Raum gegangen. Auch wenn außer Lydia alle Anwesenden ein Supergehör hatten und damit die Chance auf ein privates Gespräch gleich Null war (was ihrer Mutter im Übrigen auch durchaus bewußt war, schließlich hatten die eine Mitschuld an Kiras nächtlicher Aktivität und sollten daher ruhig ebenfalls ihre Missbilligung hören können), musste sie dieses Gespräch ja nicht unbedingt vor aller Augen führen. Scott kratzte sich am Kopf und fuhr sich einmal durch die Haare, bevor er einen Blick in die Runde warf. „Alle noch am Leben?“, fragte er leise.   Lydia hatte sich auf einer Bank ausgestreckt und reckte sich nun mit einem lauten Gähnen. Mittendrin wurde ihr bewusst, dass sie nicht alleine im Raum war und hielt eine Hand vor den Mund. Verschlafen blinzelte sie und sah sich im Raum um. Wo war ihre Handtasche? Sie hatte einen komischen Geschmack im Mund und brauchte dringend ein Pfefferminz. Und eine Bürste. Und ihren Lippenstift. Sie wollte gar nicht daran denken, wie zerzaust sie wohl aussah. So bekamen sie im allgemeinen nur ihre Liebhaber zu sehen. Oder Allison nach der Pajama-Party letztes Jahr... 'Nein', tadelte sie sich. 'Denk nicht mal dran...' Umständlich richtete sie sich auf und fuhr sich mit den Fingern durch die langen Haare. Sie fühlte nicht allzuviele Knoten darin. Wenigstens etwas. „Morgen“, rief sie betont fröhlich in die Runde.  Vom Boden kam eine gequältes „mmm“ als Antwort. Lydia linste an dem Tisch vorbei und entdeckte Stiles, der sich nach seinem unfreiwilligen Abgang zu einem kleinen Ball zusammengerollt hatte und offenbar weiterschlafen wollte, allen widrigen Umständen zum Trotz. Lydia und Scott sahen sich an und beide zuckten mit einem schiefen Grinsen die Schultern. Stiles war eben kein Morgenmensch. Never have been, never will be... und vor dem ersten Kaffee war er ohnehin nicht zu gebrauchen. Angeblich alles Nebenwirkung von seinen Medis. Lydia grinste, als ihr auf einmal klar wurde, dass diese Ausrede jetzt nicht mehr ziehen würde. Der Biss heilte alle körperlichen Schäden. Kein ADHS und demnach auch kein Adderall mehr. Pech gehabt, Stiles. Wieder schaute sie am Tisch vorbei auf den Boden und betrachtete das Knäuel. Es war einfach ein zu niedlicher Anblick, dem konnte sie nicht widerstehen. Lydia musste tatsächlich ein leises 'Awww' unterdrücken, wenn sie ihn so am Boden liegen sah. Stiles sah einfach zu süß aus, wie ein kleiner Welpe. Tapsig und die Augen noch zu. Selbst wie er sich mit dem Handrücken unbewußt über die Nase rieb, erinnerte an einen kleinen Hund. Malia hatte sich inzwischen im Halbschlaf auf allen Vieren zu Stiles gesellt und kuschelte sich an ihn. Stiles entfuhr ein glückliches kleines Seufzen und er ruckelte sich etwas zurecht, dass beide bequemer liegen konnten. Lydia setzte gedanklich ein strassbesetztes Hundehalsband für Stiles auf ihre Einkaufsliste und griff schließlich nach ihrer Handtasche, nach dem sie sich mühevoll von dem Anblick losgerissen hatte. Ihr Handy zeigte an, das es bereits kurz vor 7 Uhr morgens war. In knapp einer Stunde würde die Schule anfangen. Kein Wunder also, dass Kiras Mutter sich beschwerte. Mit ihrem Spiegel, dem Notfall-Schmicktäschchen und einer Bürste bewaffnet machte Lydia sich daran, sich für die Fahrt nach Hause präsentabel zu stylen, bevor es dann zur Schule ging.   Derek hatte sich bisher nicht bewegt. Lydia hatte sich inzwischen fertig gestylt, und er hatte noch keinen einzigen Muskel bewegt. Sein Kopf ruhte immernoch auf seinen Armen, die er vor sich auf dem Tisch verschränkt abgelegt hatte. So, wie er in der Nacht eingeschlafen war, so saß er immer noch da. ‚Hm isser tot?', dachte Lydia. Sie rutschte auf der Bank näher zu ihm heran und beobachtete Derek dabei genau. Sein Brustkorb bewegte sich leicht auf und ab. Das war doch schon mal was. Sie beugte sich also zu seinem Ohr vor und blies ein wenig hinein, aber die gewünschte Reaktion blieb aus. Dann rutschte sie noch näher heran, nahm eine Strähne ihres Haares und kitzelte damit sein Ohr. Noch immer rührte sich nichts. „Du bist ja ein echter Tiefschläfer. Und du siehst richtig niedlich aus, wenn du schläfst. Wie ein kleines Hündchen.“ Sie schaute rüber zu Stiles und Malia. „Muss wohl in der Familie liegen.“ Sie tat als wolle sie ihn hinter dem Ohr kraulen, wie sie es bei ihrem Prada immer machte. An sein Kinn kam sie leider nicht heran. „Armes Hundilein, hab ich dich kaputt gespielt? Auf auf, die kleinen Welpen müssen nach Hause und gebadet werden. Sonst stinken sie alle nach Hund.“ Ihre Stimme war zuckersüss, doch Derek reagierte auch weiterhin nicht. 'Dann eben nicht', dachte sie und wollte wieder rüber rutschen, damit sie aufstehen konnte. In dem Moment griff er blitzschnell nach ihrer Hand und hielt sie fest. Aber nicht zu fest. Sie war ja schließlich trotz Banshee menschlicher als er und seine Leute. Dann hob Derek den Kopf und grinste sie an. „Guten Morgen, Schönheit. Ich hab dich schon gehört, bin ja nicht taub. Kann aber nicht jeder so eine gutgelaunte Beauty-Queen am Morgen sein, wie du.“ Dann lies er sie los und stützte den Kopf mit einer Hand ab. Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln. „Hi“, sagte er und zeigte seine strahlend weiße Zähne. Lydia strahlte zurück. "Ebenfalls hi".   Vom Gang war die ganze Zeit das leise Gespräch von Kira und ihrer Mutter zu hören gewesen. Wobei Gespräch eigentlich zu viel gesagt war. Kira kam kaum dazu auch nur einen vollständigen Satz auszusprechen. „Ja, ich... nein, Mom hör doch... MOM!... Ich... Wie bitte? NEIN! ... Jetzt warte doch mal... Hallo? Mom?“ Ein Moment Stille folgte. Dann fluchte Kira leise auf. Scheinbar hatte Mrs. Kimura aufgelegt. Kira erschien in der Tür. Sie sah leicht niedergeschlagen aus. „So schlimm?“, fragte Scott mitfühlend und stand auf. Er ging zu ihr und nahm sie in die Arme. Kira lehnte sich seufzend an ihn. Tröstend strich er ihr über den Rücken. „Mir wurde blumenreich zu verstehen gegeben, dass ich gefälligst nicht einfach über Nacht verschwinden solle und ich solle es mir nicht einfallen lassen wegen Übermüdung heute die Schule zu schwänzen, schließlich ist mein Dad Lehrer und was sollen die Kollegen denken und er würde nicht für mich lügen und blah blah blah.“ Sie schüttelte genervt mit dem Kopf. „Erst sind Regeln für Füchse nur dazu da, um umgangen zu werden, aber dann wenn es um ihre Tochter geht, war das natürlich ganz anders gemeint. 'In 400 Jahren reden wir nochmal drüber, bis dahin gehst du gefälligst zur Schule'“, zitierte sie und malte kleine Anführungszeichen in die Luft. Scott zuckte mit den Schultern. „Sie macht sich halt Sorgen. So sind Mütter eben. Nimms nicht so schwer. Du glaubst gar nicht, was ich mit meiner Mom durchgemacht habe, bis sie endlich verstanden hat, warum ich manchmal in der Nacht verschwand. Und selbst als sie wußte warum, war sie nicht glücklich darüber. Aber ich kann nicht ändern was ich bin. Und was ich mache, weil ich bin, was ich bin. Und du auch nicht.“ „Gut gesprochen, weiser Alpha“, merkte Lydia an. „Und da meine Mom inzwischen leider ebenfalls zum Lehrkörper gehört, ist es ihr auch nicht mehr so ganz egal, ob ich pünktlich zum Unterricht erscheine, oder nicht.“ Sie packte ihre Schmincksachen wieder ein und holte stattdessen den Autoschlüssel hervor. „Heißt ich werde mich jetzt duschen und umziehen fahren.“ Sie winkte mit dem Schlüssel und stand auf. „Da ihr ja alle zu Fuß hier seid, ich könnte drei Leute mitnehmen. Dann seid ihr schneller.“ Kira jauchste kurz auf und hüpfte zu Lydia, um sie zu umarmen. „Du bist meine Rettung!“ Lydia lächelte gönnerhaft. „Kein Problem.“ Sie hakte sich bei Kira unter, die schnell nach ihrem Rucksack griff und beide marschierten Richtung Ausgang (dabei mussten sie einen großen Schritt über die 'Bodentruppen' machen). An der Tür warteten sie kurz und Kira sah Scott an. „Kommst du auch?“ Scott wiederum blickte zögernd auf den noch schlafenden Rest der Gruppe. „Malia? Stiles?“ Derek brummte zur Antwort. „Lass nur, ich kümmer mich um die beiden, Scott. Malia muss eh erst später zum Unterricht und Stiles lassen wir heute besser zu Hause.“ Scott nickte und deutete den Mädchen voran zu gehen. „Moment noch“, rief Derek und erhob sich schließlich von seinem Platz. Scott war schon im Gang verschwunden, steckte aber noch mal den Kopf in den Türrahmen. „Ja?“ Derek wartete ein paar Sekunden, bis er Lydia vom Eingang her fluchen hören konnte. Dann grinste er breit. „Habt ihr nicht was vergessen?“, meinte er und holte genüsslich aus seiner Hosentasche den Schlüssel hervor. Er hielt ihn an einem Finger baumelnd für Scott sichtbar hin. „Oh, stimmt. Da war ja was.“ Derek warf ihm den Schlüssel zu. Scott zögerte kurz. „Soll ich wieder abschließen und den Schlüssel dann durchs Gitter werfen?“ Derek nickte. „Klingt nach einer guten Idee. Ich werd mich jetzt erst mal um unsere beiden Dornröschen hier kümmern.“ Er deutete mit dem Finger nach unten auf Stiles und Malia zu seinen Füßen, die immer noch friedlich schlummerten. Scott nickte zustimmend. „Wir treffen uns dann nach der Schule bei meinem Boss. Hoffentlich hat er eine Erklärung. Pass... pass bitte gut auf die beiden auf. Und... danke, Derek.“ Derek nickte nur. „Hopp, marsch in die Schule mit euch.“ Dann wandte er seufzend wieder seinen Blick dem leise schnarchenden Knäuel auf dem Boden zu. Müde wischte er sich einmal über das Gesicht und wuschelte sich dann selbst mit beiden Händen durch die Haare, bevor er die Arme vor der Brust verschränkte. „Ratet mal, wer auch noch schlafen könnte“, murmelte er leise vor sich hin und stubbste dann Stiles mit der Schuhspitze an. „Aufwachen Kinderchen, der Ernst des Lebens wartet.“ „Der kann auch noch 5 Minuten länger warten“, nuschelte Malia verschlafen und blinzelte Derek müde an, während von Stiles nur ein herzhafter Schnarcher kam. Der Ältere zog eine Augenbraue hoch und reckte das Kinn vor. Er bedachte beide mit einem tadelden Blick. 'Wirklich?' Im Schlaf fing Stiles plötzlich an zu zittern, als ob ihn ein kalter Lufthauch getroffen hätte.   ****   Lydia war ein elender Bleifuß, wenn es darauf ankam. Nach kurzer Zeit waren alle Drei in ihrem jeweiligen Bad, machten sich frisch und schnappten sich ihre Schulsachen. Kira war sogar noch reitzeitig genug fertig, dass sie mit ihrem Vater mitfahren konnte zur Schule. Scott kam mit seinem Motorrad kurz nach ihr an der Schule an und Lydia war auf geheimnisvolle Weise bereits im Klassenzimmer und zog ihren Lippenstift nach, als beide an der offenen Tür vorbei gingen und einen Blick hinein warfen. „Wie macht sie das nur?“, fragte sich Kira verwundert. Scott zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ist das eine Banshee-Fähigkeit, die Zeit beugen oder so.“ Er machte eine unheimliche Geste und beide lachten auf. Da sie in der ersten Stunde beide unterschiedliche Fächer hatten, gab Scott ihr an der Tür zu ihrer Klasse einen schnellen Kuss auf die Wange und lief dann weiter zu seinem Raum. Englische Literatur am Morgen... Igitt... So kann man sich auch einen Tag versauen... Die Klasse hatte Scott normalerweise gemeinsam mit Stiles. Und prompt fragte ihn dann auch der Lehrer, wo Stilinski sei. „Er ist krank, Sir.“ (Der neue Literatur-Lehrer stand auf Formalitäten, da war war ein 'Sir' niemals falsch.) Der Lehrer schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Schon wieder? Hat sein Vater im Sekretariat Bescheid gegeben?“ „Das weiß ich nicht Sir“, antwortete Scott wahrheitsgemäß. „Sein Dad hatte Nachtschicht soweit ich weiß. Kann sein, dass er noch auf Arbeit ist, aber Stiles ist definitiv heute krank zu Hause.“ 'Und ich muss definitiv so schnell wie möglich Stiles eine Nachricht schicken, dass ihn sein Dad offiziell entschuldigen soll...' Der Lehrer seufzte. „Na gut, ich vertraue darauf, dass Sie ihm die heutigen Aufgaben übermitteln werden, Scott. Er kann es sich nicht wirklich leisten länger abwesend zu sein und im Stoff zurückzufallen.“ Er machte eine Notiz in seine Klassenliste und sah dann wieder auf. „Öffnen Sie nun bitte Ihre Bücher auf Seite 81. Gestern hatten wir....“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)