Dancing under the Full Moon von hikabella ================================================================================ Kapitel 7: Überraschung ----------------------- Ruhigen Schrittes ging Derek rüber zum Haus. Nach dem Lärm im Keller taten ihm ein paar Minuten Stille ganz gut. Er hatte Malia alleine schon als anstrengend empfunden. Da jetzt auch noch Stiles dazu kam... war es mit seiner Ruhe definitiv vorbei. Der Junge mochte nun zwar kein ADHS mehr haben, aber er hatte definitiv auch nach dem Biss noch eine unheilbar große Klappe. Armer Scott. Die kühle Nachtluft legte sich wie ein feuchter Schleier über sein Gesicht. Er verharrte einen Moment und schloss die Augen. Irgendwo weit entfernt hörte er eine Gruppe Rotwild an Bäumen knabbern. Ein Käuzchen flatterte in der anderen Richtung auf und krächzte, als es seinen Geruch bemerkte. In der Luft lag eine Spur eines einzelnen Berglöwen, aber die war schon älter. Mit so vielen Werwölfen an einem Fleck würde sich auch sonst normalerweise kein anderes Tier in die Nähe des Hauses trauen. Er stutze kurz, als er eine neue Note in der Luft wahrnahm. Parfum und Benzin. Derek machte die Augen wieder auf und konnte Lydias Auto vor dem Haus stehen sehen. Vor lauter Trubel im Keller hatte er gar nicht mitbekommen, dass sie inzwischen angekommen war. Er joggte zum Eingang, wo Lydia gerade ihr Handy rausgeholt hatte. Wahrscheinlich um Scott Bescheid zu geben, dass sie da war. Er winkte kurz. „He, Lydia, hier drüben! Sekunde, bin schon da.“ Lydia hatte gerade Scotts Nummer ausgewählt und wollte auf 'Anruf' drücken, als sie Dereks Stimme hinter sich hörte. Vor Schreck ließ sie fast ihr Handy fallen. Sie drehte sich um und sah Derek auf sich zu kommen. „Gott ihr mit euren blöden Samtpfoten, ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen!“ Sie löschte den Anruf und sperrte das Gerät, bevor sie es wieder in ihrer Handtasche verschwinden ließ. „Man sollte dir ein Glöckchen um den Hals binden Derek“, brachte sie gereizt hervor. „Was denn?“, fragte er ganz unschuldig. „Ich hab dich gerufen. Wenn du nicht hinhörst kann ich doch nichts dafür.“ Lydia verzog ihren perfekt geschminkten Mund. „Es kann ja auch nicht jeder die Flöhe husten hören, so wie ihr Köter.“ Sie schaute mit einem Stirnrunzeln in die Richtung, aus der Derek erschienen war. Aber auch dort war nichts weiter zu sehen. Wollten die andere sie hier verarschen? Das sollten sie besser nicht wagen... Derek bemerkte ihren fragenden Blick in Richtung Wald. „Wir sind ein Stückchen abseits des Hauses.“ Er machte eine wage Geste in die entsprechende Richtung. „ Wenn du kurz wartest, dann bringe ich dich hin. Ich muss bloß schnell was aus dem Haus holen.“ Er wartete ihre Antwort gar nicht ab und ging an Lydia vorbei durch die Tür. Er verschwand im Nebenraum und ging von dort aus in den Keller. Da unten hatten sie eine Kiste deponiert, mit Klamotten, Decken und Notverpflegung. Nur für alle Fälle. Wenn man ständig auf der Flucht vor Jägern ist, lernt man sich Verstecke und Vorräte zu halten. ‚Was waren das doch früher für einfache Zeiten, als meine Familie noch lebte und die Jäger sich noch an ihren Kodex hielten…‘ Er öffnete die Kiste und kramte etwas darin herum. Irgendwo hier musste doch das Campinggeschirr sein. Nach einigem Wühlen förderte er ein paar Metallbecher und zwei leicht verbeulte Teller zu Tage. 'Wenigstens etwas', dachte Derek und verschloss die Kiste, bevor er sie sorgfältig wieder zu deckte. Es war zwar unwahrscheinlich, dass sich bei dem ganzen Werwolfs Geruch Tiere hierher verirren würden, aber das galt ja nicht für betrunkene Jugendliche Draufgänger. In das Hale-Haus zu gehen war sicher immer noch eine beliebte Mutprobe. Zumindest nach den verschiedenen Gerüchen zu urteilen, die er nach den Wochenenden hier immer wieder entdeckte. Mit den Sachen in den Händen ging er zurück zu Lydia. „So, fertig. Hast du alles?“ Lydia warf Derek einen giftigen Blick zu. „Wurde ja auch Zeit, Ich hatte nicht vor hier Wurzeln zu schlagen.“ Sie hob kurz ihre Handtasche an und deutete darauf. „Alles was ich brauche hab ich dabei. Sogar die Spielkarten.“ Dann zeigte sie mit dem Daumen und einem süffisanten Grinsen hinter sich aufs Auto. „Aber die Verpflegung ist noch im Kofferraum. Das musst du schon selber tragen. Es reicht schließlich, dass ich tatsächlich was mitgebracht habe.“ Sie drückte auf den Türöffner und begleitet vom Aufblinken der Lichter ertönte das vertraute Fiep-fiep. Sie marschierte zum Auto und öffnete den Kofferraum für Derek. Darin lag eine große Einkaufstasche, auf die Lydia einladend mit einer Hand zeigte. „Voila“, sagte sie und warf sich mit einer dramatischen Geste eine imaginäre Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust und zog eine Augenbraue hoch, weil Derek stumm wie ein Fisch blieb. Ungeduldig trommelte sie mit den frisch lackierten Fingernägeln auf ihren Oberarmen und erwartete gefälligst Bewunderung, für ihren selbstlosen Einsatz an der Partyfront. Schließlich konnte niemand so gut Partys organisieren, wie sie. Und man hatte ihr schließlich auch so gut wie gar keine Vorwarnzeit gegeben. Nach endlosen Sekunden kam schließlich eine Reaktion von Derek. Allerdings entsprach das leise Seufzen ganz sicher nicht Lydias Vorstellung eines Lobes. „Hast du ein Problem, Derek? Ich dachte ihr Werwölfe seid alle so stark. Kannst du nicht mal eine einfache Tasche tragen?“ Derek sah sie mit einem schiefen Grinsen an. „Die Tasche ist nicht das Problem, ich hatte nur gehofft heute doch noch ein Bier trinken zu können, aber du hast vermutlich auch keines eingesteckt, oder?“ Lydia schnaubte verärgert auf. „Für wen hältst du mich?“ Sie öffnete ihre Handtasche und zauberte ihren kleinen Handspiegel hervor, um ihren Lippenstift zu kontrollieren. Es machte ich ja so einen Spaß Derek am langen Arm verhungern oder in diesem Fall eher verdursten zu lassen. Nach dem sie den korrekten Sitz der Farbe überprüft hatte lies den Spiegel wieder zuschnappen und steckte ihn zurück in der Tasche. Dann stemmte sie die linke Faust in die Taille und sah ihn mit einem genervten Ausdruck an, der 3 Sekunden später in ein freches Grinsen überging. „Natürlich hab ich Bier eingepackt. Was wäre das sonst für eine Party ohne Alkohol?“ Dereks finsteres Gesicht hellte sich auf. Er nahm die große Tasche und warf erst mal sein Campinggeschirr dazu. Dann holte er sie aus dem Kofferraum und hängte sie sich über die Schulter. „Doch noch ein vernünftiges Wesen hier, Lyds.“ Er schloss den Deckel und grinste breit. 'Hmmm', dachte Lydia, das war immer noch nicht ganz die Reaktion, die sie erwartet hatte, aber für Dereks Verhältnisse war das geradezu ein Jubelschrei. Also wollte sie mal nicht so sein. Sie drückte wieder die 'Verschließen-Taste' an ihrem Autoschlüssel und stakste ungefähr in die Richtung, in der sie die anderen vermutete davon. „Weißt du eigentlich, wo du hin willst?“ Derek war vor dem Auto stehen geblieben und sah ihr amüsiert hinterher, wie sie mit ihrem hübschen dünnen Kleidchen und den tollen Schühchen durch den Wald stapfte. Lydia drehte sich halb zu ihm um und grinste ihn an. „Du hast natürlich Recht, Derek. Du bist der Spürhund von uns beiden. Also such“, sie deutete mit der Hand in den Wald und gab ihm ein zuckersüßes Lächeln. Derek blieb stehen und zog eine Augenbraue hoch. Sekundenlang starrten sich beide einfach nur an. „Was ist, wartest du auf besseres Wetter?“ Lydia strich sich dann fröstelnd über die Arme. ‚Vielleicht hätte ich doch besser eine Jacke mitnehmen sollen‘, dachte sie. Aber sie hatte in ihrem Schrank nichts gefunden, was einigermaßen zufriedenstellend zu ihrem Outfit gepasst hätte. Sie musste ganz dringend wieder mal shoppen gehen. Das hatte sie in den letzten Wochen ziemlich vernachlässigt. Derek schüttelte den Kopf. Mit seinen scharfen Werwolf-Sinnen war ihm das Zittern und die Gänsehaut an Lydias Armen sofort aufgefallen, auch wenn sie die meiste Zeit versuchte zu verbergen, wenn ihr kalt war. Das hat er bei Frauen noch nie verstanden, wenn die Optik vor Bequemlichkeit oder Wärmebedürfnis ging. Kurz überlegte er, ob er Lydia seine Jacke anbieten sollte, entschied sich aber doch dagegen. Sie wären unten in den Kellern eh windgeschützt, da sollten ihre Sachen ausreichen. Und falls nicht, konnte er ihr immer noch seine Lederjacke über die Schultern legen. Bei dem Gedanken grinste er, zuckte mit den Schultern und ging dann locker an Lydia vorbei. „Solange ich nicht mit dem Schwänzchen wedeln und Männchen machen muss...“ Einen kleinen Seitenhieb konnte er sich dann aber doch nicht verkneifen. „Übrigens, leg dir mal ein paar praktischere Klamotten zu, so wirst du irgendwann noch zur Eiskönigin...“ Lydia schnaubte wütend auf. „Ich hab’s sogar schon nackt im Wald ausgehalten. Zwei ganze verdammte Tage lang!“ Er drehte sich zu ihr um und grinste anzüglich. „Ich weiß. Echt schade, dass ich dich so nicht sehen konnte.“ Dann musste er sich in Sicherheit bringen, weil das Aufkreischen der Banshee einen körperlichen Angriff ankündigte. Und einen Moment später flog auch schon ein dicker Ast an seinem Kopf vorbei. „Na komm schon, hol’ s Stöckchen, du dämlicher Köter!“ Derek lachte laut auf. Lydia war manchmal so unfreiwillig komisch, wenn sie sich wie ein kleiner Chiwawa aufführte. Zu seiner eigenen Überraschung stellte er fest, dass er diese Eigenschaft an ihr mochte. „Pass lieber auf wo du hinrennst, Beauty-Queen. Hier sind überall Wurzeln. Und du hast sicher keine Taschenlampe dabei. Oder soll ich dich auch noch tragen?“ Lydia streckte ihm die Zunge raus. Dummerweise hatte er Recht. Der Waldboden war echt tückisch für jemanden ohne Nachtsicht. Also nahm sie wieder ihr Handy aus der Tasche und schalte es auf Taschenlampenmodus. „Reicht doch wohl, oder?“ 'Lydia scheint ihre gute Laune wieder gefunden zu haben', dachte er und ging langsam voran. Nach Allisons Tod war Lydia genau wie alle anderen ebenfalls in ein tiefes schwarzes Loch gefallen. Er hatte sie seit dem auch nicht mehr gesehen. Zur Beerdigung war er nicht gegangen. Jedenfalls nicht direkt. Er hatte nur von Ferne zugesehen. Zwischen ihm und Chris gab es zwar mehr oder weniger einen Waffenstillstand, aber falls andere Jäger vor Ort waren wollte er ihnen lieber aus dem Weg gehen. Er wollte das Schicksal lieber nicht zu sehr herausfordern. Und nun feixte Lydia mit ihm herum, als hätte es nie irgendwelche Probleme gegeben. So war sie halt. Lies keinen einen tieferen Blick auf ihr Inneres werfen. Damals, als sie mit Peters Bewusstsein in ihrem Kopf zu kämpfen hatte, hatte sie nichts gesagt. Zu niemandem. Bis es... naja... bis es zu spät war. Und diese ganze Banshee-Geschichte... es musste Lydia doch halb wahnsinnig machen, dass sie zwar nahende Tode spüren konnte, sie aber kaum in der Lage war etwas dagegen zu unternehmen. Cassandra-Rufe nannte man das. Du siehst die Zukunft, aber du kannst sie nicht ändern. Was das anging, so hatte Lydia vermutlich das schwierigste Schicksal von allen in Beacon Hills. „Wir sind gleich da“, sagte er halb über die Schulter zu Lydia. Sie beeilte sich mit ihm Schritt zu halten. „Siehst du den Busch hier? Gleich dahinter links ist der Eingang zu den 'Katakomben'.“ Er klopfte zweimal ans Gitter, so wie Scott es gemacht hatte. Keine 5 Sekunden später erschien Kira und schloss ihnen auf. Derek verbeugte sich grinsend und wies Lydia mit der Hand den Weg. „Bitte einzutreten, Gnädigste.“ Und wieder war es die fehlende Nachtsicht, die ihr einen Strich durch die Rechnung machte, als sie huldvollen Schrittes an Derek vorbei stolzieren wollte. Nach zwei Schritten stolperte sie und Kira musste sie auffangen. Lydia war genervt. „Warum ist es hier so stockfinster? Habt ihr die Stromrechnung nicht bezahlt?“, fragte sie gereizt. Kurzerhand hakte sich einfach bei Kira ein. „Der schlaue Fuchs weiß doch sicher wo hier die Party abgehen soll, oder? Dann zeig mal den Weg.“ Kira sah sich unsicher zu Derek um. Der zuckte mit den Achseln und hielt ihr die Hand hin für den Schlüssel. 'Mach nur', schien sein Blick zu sagen. 'Lass ihr ruhig einen Rest Würde.' Lydia lief mit Kira an ihrer Seite sehr viel sicherer, tastete trotzdem mit der freien Hand immer wieder nach der Wand, um sich zu orientieren. Sie konnte von weitem das leise Klirren von Metall und Stimmen hören. Spielte da jemand mit Eisenketten herum? Naja, da es hier schon wie in einem Folterkeller roch gab es sicher auch alte angekettete Knochen. Kurz erhellte sich ihre Miene bei dem Gedanken daran, wie Derek an den Knochen nagen würde wie ein Hund. Dann erkannte sie die Stimmen als Scott, Malia und Stiles. „Vorsicht, hier geht’s rechts rein, stoß dir nicht den Kopf“, sagte Kira und verlangsamte ihren Schritt. „Also wisst ihr“, meinte Lydia mit einem schnippischen Unterton, „als Scott was von einer Überraschung gesagt hat, habe ich nicht erwartet, dass damit eine 'Mord-im-Dunkeln'-Party gemeint war. Hat nicht vielleicht mal einer eine Taschenlampe oder wenigstens eine Kerze?“ Kira kicherte leise. „Ich weiß, was du meinst. Keine Sorge, wir machen gleich das Licht an.“ „Also ich kann super, sehen. Du nicht auch Scott?“ Das war Malias Stimme. Die Kleine war fast so vorlaut wie Stiles. „Malia, mach lieber die Dinger auf. Wie hast du es überhaupt geschafft die Ketten so derartig zu verwursteln?“ „Die waren in Ordnung, bis du ihn sich hast hinsetzen lassen und die per Ruckeln zusammengestaucht hast, oh du weiser Alpha.“ „Stimmt, da war ja was“, murmelte Scott. „Wenn das so weiter geht brauchen wir noch einen Schneidbrenner“, witzelte Stiles. Schemenhaft konnte Lydia drei paar Augen ausmachen, die im Dunkeln leuchteten. Links die Augen waren rot, also Scott. Auf dem Boden musste einer sitzen, dort konnte sie blaue Augen sehen. Wer das wohl war? Vielleicht Malia? Wohl eher nicht, wenn Malia Scott dabei half irgendwelche Ketten zu entfernen und Scott 'ihn' sich hatte hinsetzen lassen. Also war Malia wohl die Person mit den blauen Augen rechts, die sich bewegte. Aber zu wem gehörten dann die Augen in der Mitte? Doch wohl hoffentlich nicht Peter! Sie hatte Scott extra gesagt, wenn er da wäre wollte sie nichts mit der Party zu tun haben. Wehe er hatte sie belogen! Bei dem Gedanken an Peter hatte Lydia die Faxen endgültig dicke. Sie nahm ihr Handy wieder hoch, aktivierte erneut die Taschenlampen-App und leuchtete auf die Figuren vor sich. „Hey!“, protestierten alle drei gleichzeitig. Drei Gesichter wandten sich in dem hellen Licht stöhnend ab und hielten eine Hand vor Augen. Naja, genau genommen machten das nur zwei der drei Personen. Die dritte, sitzende Person hatte keine Hand frei, da um den Brustkorb und die Arme lauter Ketten gewickelt waren. Lydia riss ungläubig die Augen auf, als sie erkannte wer da in der Mitte saß. „STILES?!“ Er blinzelte sie aus einem halbgeschlossenen Auge an und das Licht ihres Displays reflektierte strahlend blau. „Tja, ähmm... Überraschung?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)