atonement von karlach (— one by one, time after time) ================================================================================ Kapitel 1: sie und ich ---------------------- Blick lockt, Mund lacht Sie ist wie für ihn gemacht Goldhaar und ein Feengesicht Seine Art von Frau Ich weiss genau: ich bin es nicht       Sie wünschte, sie könnte sich im Spiegel sehen. Die Erinnerungen die sie an ihr eigenes Gesicht hat sind über acht Jahre alt, blass und bedeutungslos. Gerne wüsste sie, welche Farbe ihr Haar heute hat — früher war es mausbraun, aber Lelouch beschreibt es mit einem Goldschimmer, wenn sie ihn danach fragt. Aber wen will sie damit eigentlich täuschen? Ihr Bruder betont stets, wie sie sein Ein und Alles ist. Wie soll er da objektiv sein?   Sie möchte wissen, ob sie hübsch ist. Wenn sie die Hände auf ihre Hüfte legt, spürt Nunnally immer die Narben der Operation, die ihr das Leben gerettet haben. Wenn ihre Fingerkuppen über die Wülste fahren lässt, fühlt sie sich nicht hübsch. Sie fühlt sich schwach und machtlos, beinah durchsichtig neben der leuchtender Präsenz ihrer Schwester.   Sie wünschte, sie könnte seinen Blick sehen. In ihrem Kopf lächelt Suzaku immer. Seine Stimme ist anders, aber er hat noch immer diesen leichten Akzent wenn er Englisch spricht; mittlerweile wohl nur noch für ein geübtes Ohr wahrnehmbar. Heute ist es das, was sie mit ihm verbindet. Eine etwas andere Sprachmelodie und warmes Lächeln, versteckt hinter höflichen Worten und seinem angenehmen Bariton.   Ob Euphemia dieses Lächeln auch bekommt? Bestimmt. Es ist schwer, Euphie nicht zu mögen. Nunnally wollte schon immer wie sie sein, selbstsicher und warmherzig und so, so lieblich. Euphie ist pastellrosa, das Bild ihrer Locken altersschwach aber trotz allem noch präsent und echt, pastellrosa und himmelsblau und weiss wie die Kleider, die sie als Kind immer trug. Wenn jemand versucht, ihr die Farben der Kirschblüten an einem warmen Frühlingstag zu beschreiben ist es ihre liebste Schwester, an die sie sich erinnert. Euphemia ist, was Nunnally nicht sein kann — Prinzessin, Kämpferin für eine gerechte Welt, die Frau in seinem Herzen.   „Suzaku? Erzählst du mir von der Prinzessin?“ Ihre Frage ist aufgesetzt fröhlich und wenn Nunnally sehen könnte, würde sie die Sorge in seinen Augen entdecken. Für eine Sekunde ist es beinah still, das einzige Geräusch im Raum sind ihre Atemzüge. Und als Suzaku spricht, versetzt es ihr einen Stich. „Prinzessin Euphemia ist… ach, Nunnally, das ist eine so schwierige Frage. Prinzessin Euphemia ist ein guter Mensch.“ Er hält erneut inne und versucht so sehr, die Bewunderung, die Liebe für seine Prinzessin zu unterdrücken, die seine Worte zu übermannen droht. Es gelingt ihm nicht, nicht schnell genug, nicht ganz. „Sie sieht das Leiden von Japan, sie will etwas daran verändern. Und ich würde alles dafür geben, dass ihre Visionen zur Wahrheit werden. Ich werde alles dafür tun, und wenn es mich mein Leben kosten soll.“ Da ist es, dieser Anfall in seiner Stimme, die ihr Herz erwärmt. Sein Lächeln das sie nie gesehen hat, nie sehen wird. Nur gebührt es nicht ihr. Dieses Lächeln gehört Euphie. Euphie alleine.   ‚Liebst du sie, Suzaku?’, will sie fragen, so sehr, dass es beinahe aus ihr herausbricht. Seine Beschreibung kommt stockend, hält sie davon ab, diese Frage auszusprechen. Nunnally weiss, dass die Antwort ihr nur wehtun wird.     Gib auf, lass los, manche Wünsche schmerzen bloss Wen interessiert es ob mein Herz zerbricht? Er bemerkt es kaum Sie ist sein Traum;   Ich bin es nicht   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)