The answer to our life von Vienne (Viel Lärm um Nichts...) ================================================================================ Kapitel 7: Don't wanna lose you now ----------------------------------- Draußen heulte der Wind. Die Eisblumen hatten sich mittlerweile das Ganze Fenster hinauf gearbeitet. Der Schneesturm wurde immer dichter und ließ kaum mehr etwas erkennen. Selbst den Baum, der direkt vor dem Wohnblock wuchs, war nicht mehr zu erkennen. Seine Umrisse waren gänzlich verschwunden. Usagi hielt die Hand auf die metallene Heizung. Sie war lauwarm und wurde gleich noch ein wenig mehr aufgedreht. Dann drehte sie sich um. Auf dem Wohnzimmerboden und dem Sofa lagen ihre Freundinnen und schliefen. Luna und Artemis lagen zusammen auf einem großen Sofapolster. Das Mädchen beugte sich zu ihrer schwarzen Katze hinab und kraulte sie liebevoll hinter dem rechten Ohr. Ein leises Schnurren war zu hören. Sie wandte ihren Blick den anderen zu. Sie alle schlummerten unter ihren Decken, die sie und Mamoru über sie gelegt hatten. Es war ein friedlicher Anblick. Und Usagi fürchtete sich ein wenig davor, wenn sie aufwachen würden. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht einmal mitbekam, wie Mamoru aus der Küche kam und vor ihr stehen blieb. “Sind sie noch nicht aufgewacht?”, seine Stimme war sanft. Genau wie sein Blick den er ihr schenkte. “Nein. Sie sind ziemlich fertig. Aber ich mach mir keine Sorgen. Uns ging es ja nicht anders.”, sie schaute ihn lächelnd an und nahm ihm die heiße Schokolade ab, die er ihr hin hielt. “Stimmt.” Mamoru erinnerte sich nur allzu gut daran, wie er und Usagi in der Nacht von Makotos Party hier gelandet waren. Nur kurz um Kräfte zu tanken, bevor sie das Monster entgültig besiegten. Und was dann danach hier geschehen war. Ohne viele Worte zu verlieren, waren sie sich küssend um den Hals gefallen und waren, ehe sie überhaupt groß darüber nachdenken konnten, zusammen im Bett gelandet. Er schaute kurz nach draußen und dann zu Usagi. “Geht es dir wieder besser?” Usagi sah seine Sorge in den Augen und strich ihm sanft über die Wange: ”Mir geht es gut. Und meine Kraft ist auch wieder zurück. Mach dir keine Sorgen.” Noch immer trug sie ihr Sailor-Kostüm und Mamoru seinen Smoking. Lediglich die Maske und der Zylinder fehlte. Die schienen sie in vorm Crown gelassen zu haben. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und näherte sich mit ihren Lippen den seinigen. Sie fühlte sich um so vieles befreiter. Es hatte ihr gut getan, dass ihre Freundinnen von seiner Identität erfahren hatten. Zärtlich legten sich ihre Lippen auf seine. Augenblicklich umfasste er sie an der Taille und zog sie näher an sich. Auch ihm war es wohler, dass jetzt einige Sachen ans Licht gekommen waren. Jetzt war nur mehr die Frage, wie es die anderen auffassen würden. Immerhin galt er indirekt als Feind. Aber er hoffte, dass er diesen Gedanken, von dem vor allem Luna wie besessen zu sein schien, schnell würde zerstreuen können. Die Welt schien still zu stehen, als ihr Kuss erwidert wurde. Usagi konnte nicht anders, als zu lächeln. Sie war momentan einfach nur glücklich. Langsam beendete sie den Kuss und lehnte ihre Stirn an seine. Erwiderte seinen Blick. “Hoffentlich sind sie nicht allzu sauer.”, seufzte sie. “Mehr als uns die Hölle heiß machen können sie uns nicht.” “Ich hoffe, sie stellen mir keine Bedingungen.” ”Zweifelst du etwa?” Sie schaute zu ihren schlafenden Gefährtinnen und dann auf den Boden. Ihre Stiefelspitzen erschienen ihr plötzlich überaus interessant. Das Mädchen fühlte seine Finger unter ihrem Kinn und folgte seiner Bewegung, bis sich ihr Blick mit seinem traf. “Zweifelst du, Usako?” “Nein. Natürlich nicht. Ich hab mich nie wohler als in deinen Armen gefühlt. Aber...” ”Es ist wegen Rei, oder?” Sie nickte nur. “Sie wird es verstehen.” ”Und wenn nicht.” ”Dann hat sie Pech gehabt.” ”Pech gehabt?”, sie hatte die Augenbraue hoch gezogen und schaute ihn skeptisch an. “Ja, Pech gehabt. Ehrlich gesagt: Ich hätte nie gedacht, dass ich mal den Verstand verlieren würde und ich würde dir den Mond und die Sonne vom Himmel holen, um dir zu zeigen, wieviel ich für dich empfinde.” “Das musst du nicht. Ich weiß es auch so.” “Ich will mich nicht in der Einsamkeit verlieren. Ich weiß, dass wir das gewinnen können und ich will mich nicht wieder leer fühlen. Niemals wieder, Usako.”, sanft strich er mit dem Daumen über ihre Wange. Hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn: ”Niemals wieder.” Sie schlang ihre Arme um seinen Oberkörper und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. Sein Herzschlag beruhigte sie. Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, als sie seine Hände auf ihrem Hinterkopf und dem Rücken fühlte. Wie sie beruhigend auf und ab strich. Wie sehr wünschte sie sich, jetzt mit ihm alleine zu sein. “Sie werden wach.”, Mamorus Stimme war leise. Sein warmer Atem streifte sie im Nacken. Langsam und widerwillig schob sie sich ein wenig von ihm weg. Er drehte seinen Kopf zu den anderen, bevor er sich wieder abwandte und Usagi in seine Arme zog. Mit ihr ihm zusammen aus dem Fenster in das trübe Grau des Nachmittages schaute. Usagi hatte nicht den Mut, ihren Freundinnen direkt ins Gesicht zu blicken. Noch nicht. Und auch Mamoru vermied die Blicke. Sie mussten ihnen noch früh genug entgegen treten. Erstmal sollten die Mädchen und Katzen in Ruhe aufwachen, bevor sie noch einige Dinge klärten. Sie spürte die wohlige Wärme. Minako streckte sich genüsslich und langsam öffnete sie ihre Augen. Sah sich blinzelnd um. Sie merkte, dass sie auf dem Rücken lag und nun direkt an eine ihr unbekannte Zimmerdecke über sich starrte. Das Mädchen drehte ihren Kopf. Sie entdeckte Ami, die ebenfalls gerade am Wachwerden war, zu ihrer Linken. Zu ihrer Rechten erkannte sie Makoto, die sich aufsetzte und über die Augen rieb. “Wo sind wir?” Minako stützte sich auf ihre Unterarme und sah zu Rei, die bauchlinks auf einem Sofa lag und sich suchend umblickte. “Ich weiß es nicht. Aber wir sind immer noch verwandelt.” “Du meinst, es könnte eine Falle sein, Ami?” ”Möglicherweise. Wir sollten auf alle Fälle vorsichtig sein.” “Wo ist Usagi?”, Minako schaute sich um. “Da vorne.”, Makoto zeigte in Richtung einer großen Fensterfront. Alle folgten ihrem Blick. “Mamoru ist bei ihr.”, knurrte Luna. “Bleib ruhig.” ”Nein, Artemis. Es ist falsch, was sie da macht. Sie darf nicht mit ihm zusammen sein.” Die Mädchen standen jetzt alle und sahen zu dem Paar, was zusammen mit den Rücken zu ihnen aus dem Fenster schaute. “Sie muss es uns erklären.”, Reis Stimme zitterte. Sie alle konnten den wütenden Unterton darin hören. Ihr Gesichtsausdruck zeigte das gleiche. In ihr schien es zu brodeln. Vielleicht aus Eifersucht. Vielleicht aus Wut weil Usagi ihnen nichts davon gesagt hatte, dass sie wusste, wer Mamoru war. Das er Tuxedo Kamen war. Die Schwarzhaarige ging zielstrebig die wenigen Meter in Richtung ihrer vermeintlichen Freundin. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Neben ihr lief Luna, die genauso so wütend erschien. Die anderen hielten sich im Hintergrund. Sie wussten so oder so, dass sie jetzt nicht zu Wort kommen würden. “Usagi!”, Lunas Stimme duldete keinen Widerspruch. Die Angesprochene schaute nur kurz über die Schulter und lächelte. Dann wandte sie sich wieder ab. Lehnte sich an Mamoru. “Sieh uns an.” Nun war es Mamoru, der sich umdrehte. Er sah Reis wütenden Ausdruck im Gesicht. Aber er sagte nichts und schaute wieder nach vorne. “Warum habt ihr nichts gesagt? Warum habt ihr es uns verschwiegen?” “Ist doch ganz einfach, Rei.”, Luna klang gehässig, “Damit wir ihre Aufeinandertreffen mit Mamoru nicht verhindern. Damit sie ihn weiterhin sehen und scheinbar beleidigen konnte. Das wir hinter den Kuss gekommen sind, war nur ein dummer Zufall. Wie lange weißt du es schon, Usagi?” “Seid nicht zu hart.”, Minako war zu den beiden heran getreten, “Es wird sicher eine logische Erklärung dafür geben, dass sie es wissen.” ”Logische Erklärung?”, die Schwarzhaarige lachte hohl auf, “Das ich nicht lache. Sie hat uns hinters Licht geführt. Die ach so tolle Sailor Moon hat uns verarscht. Hat mich verarscht. Die ganze Zeit über tat sie so, als würde sie ihn hassen. Lügt mir ins Gesicht, dass sie mir nicht wehtun will. Und dann das! Wie lange geht das zwischen euch schon so? Und wie lange wolltest du, nein, wolltet ihr uns noch betrügen?” Mamoru konnte nicht weiter unbeteiligt zuhören. Ihm tat es weh, dass Usagi ausgerechnet von einer ihrer engsten Vertrauten so angeschrieen wurde. Natürlich verstand er es, dass Rei verletzt war. Aber sie gab ihrer Freundin und auch ihm selbst nicht einmal den Hauch einer Chance, es zu erklären. “Du bist so hinterhältig, Usagi!” Das war zuviel für den jungen Mann. Mit einem Ruck drehte er sich zu den Mädchen um. Erwiderte alle ihre Blicke. Doch am längsten schaute er Rei an, auf deren Schulter jetzt auch Luna saß. “Hört auf damit!”, seine Stimme war nicht mehr als ein Knurren. “Du hast uns nichts zu sagen. Du bist der Feind.” “Ich wusste, dass Katzen eingebildet sind. Aber auch so unsäglich dumm?” “Oh du mieser...” “Luna, hör bitte auf.”, Usagis Stimme war leise und bittend. Hatte sich aber noch nicht umgedreht. “Usagi.”, Ami ging an den anderen vorbei und stellte sie neben ihre Freundin. Sah sie fragend an. “Es gibt eine Erklärung dafür, oder?” “Ja, Mako. Die gibt es.” “Wahrscheinlich eine weitere Lüge.” “Rei!” Das Mädchen zuckte unter der Stimme Mamorus zusammen. “Gebt uns wenigstens die Chance, es euch zu erzählen.”, er seufzte und schaute zu Usagi, “Willst du beginnen oder soll ich?” “Beginn ruhig.”, nun hatte auch sie sich umgedreht. Ergriff seine Hand und lächelte ihn an. Versank kurz in seinen Augen. “Okay.” Die Mädchen stellten sich um das Paar herum im Halbkreis auf. “Setzt euch lieber.”, kicherte Usagi, “Es könnte länger dauern.” “Lass deine dummen Witze.”, schnauzte sie Rei an, aber ihre Anführerin war es egal. Sie ging einmal quer durch den Raum und setzte sich aufs Sofa. Mamoru folgte ihr und ließ sich neben ihr nieder. Makoto und Ami teilten sich den einzigen Sessel im Raum und Minako hockte sich auf das Polster, auf dem kurz zuvor noch die beiden Katzen geruht hatten. Rei blieb mit Luna auf der Schulter und verschränkten Armen stehen. “Dann fang mal an, Mamoru.”, grinste Minako. “Also erstmal: Usagi und ich wissen noch nicht so lange von den Identitäten des jeweils anderen. Wir haben es eher zufällig heraus gefunden.” ”Wie denn?”, Amis Blick war neugierig. Mamoru holte tief Luft, schaute noch einmal zu Usagi. Sie erwiderte seinen Blick lächelnd und schaute dann an Rei vorbei aus dem Fenster. Dann sah er zu den Mädchen, die ihn musterten. Allen voran Rei. Langsam formten sich die Worte in seinem Mund und verließen ihn: Er erzählte ihnen davon, wie er von Motoki auf Makotos Geburtstagsparty gebeten wurde, die leicht angetrunkene Usagi heim zu bringen. Rei hatte sich ihnen angeschlossen und sie eine Viertelstunde später am Hikawa-Tempel verabschiedet. Das Mädchen erinnerte sich. Sie hatte ihn noch gefragt, ob sie ihm nicht helfen sollte. Aber er hatte dankend abgelehnt und sie die Stufen hinauf und ins Bett geschickt. “Du wolltest doch nur mit ihr alleine sein.”, Tränen hatten sich in Reis Augen gebildet. “Nein. Ich wusste da ja noch gar nicht, wer sie ist.”, er sah ihren misstrauischen Blick. Fuhr dann weiter fort. Erzählte, dass sie nur noch zwei Straßen von Usagis Elternhaus entfernt waren, als plötzlich wie aus heiterem Himmel ein Eisregen einsetzte. Alle erinnerten sich an den Wetterumschwung. Er sprach weiter davon, dass sie beide Unterschlupf suchten in einem Wartehäuschen einer Bushaltestelle. Der Regen wurde immer heftiger und materialisierte sich schließlich vor ihrer beiden Augen. “Materialisierte sich?” Mamoru nickte Ami zu: ”Ja. Es war ein Angriff vom Dark Kingdom. So wie heute.” ”Es nannte sich Tsurara.”, Usagis Stimme war leise, “Es griff uns mit Eiszapfen an. Immer und immer wieder. Es war furchtbar.” Tränen stiegen ihr bei dieser Erinnerung in die Augen. Doch sie versuchte tapfer zu sein und sprach weiter: ”Mamo-chan hatte sich schützend vor mich gestellt. Aber es wurde schlimmer. Ich konnte es nicht mit ansehen. Erst recht nicht als einer der Zapfen zwischen seinen Schulterblättern aufkam. Es tat mir so weh.” ”Nicht nur dir.”, schmunzelte der junge Mann. “Du hast kurz das Bewusstsein verloren vor Schmerz.”, sie stand erneut auf und ging eine Schritte weiter während sie sprach, “Diese Chance seiner Ohnmacht habe ich genutzt und mich verwandelt. Dann war ich diejenige, die sich schützend vor ihn stellte. Ihn verteidigte. Aber es schien aussichtslos. So wie bei Yukidaruma vorhin, ließen die Attacken nicht nach. Sie wurden stattdessen immer schlimmer. Meine Kräfte verließen mich und die eisige Luft stach mir in die Lungen.” ”Genau wie eben.” “Ja Mina, genau wie eben. Als ich schon fast am Aufgeben war, kam Mamoru wieder zu sich.” Usagis Blick traf den von Mamoru. Er reichte ihr die Hand, die sie nur allzu gerne annahm und zog sie zu sich. Wischte ihr die Tränen mit seinem Daumen von der Wange. Begann dann weiter zu reden: “Da Usako und ich alleine in dem Wartehäuschen waren, musste ich nicht lange überlegen. Es war mir klar, dass sie Sailor Moon war. Das sie sich wahrscheinlich verwandelt hatte, als ich bewusstlos war. Ich half ihr wieder auf die Beine. Und hab mich dann einfach vor ihren Augen verwandelt.” Die Mädchen und Katzen hielten die Luft an. Aber er ignorierte es. “Wir haben versucht, seine Attacken einzudämmen. Und irgendwann gelang es uns dann auch.” “Woher wusstest du, dass wir uns wegteleportieren können, wenn wir unsere Kräfte auf Usagi konzentrieren?”, Artemis schaute Mamoru fragend an. “Weil wir genau das auch in der Nacht getan haben.”, antwortete Usagi an Stelle des jungen Mannes und erklärte ihren Freundinnen ihre erste Teleportation.. Erzählte ihnen davon, wie sie ein liebevolle Stimme in ihrem Kopf hörte, die ihr sagte, sie solle sich konzentrieren. Was sie und Mamoru auch taten und sie kurze Zeit später eben auf dem Boden in seinem Wohnzimmer aufwachten, in dem sie jetzt alle versammelt waren. Rei war hatte sich abgewandt und starrte aus dem Fenster. Als sie mit Sprechen begann, war ihre Stimme emotionslos: ”Ihr habt euch also nur geküsst, weil ihr von euren Identitäten erfahren habt?” Usagi wollte antworten. Doch Mamoru hielt sie zurück und schüttelte den Kopf: ”Lass mich.” Sie nickte nur und beobachtete ihn dabei, wie er zu ihrer Freundin hinüber ging. “Du weißt, dass Usagi als Sailor Moon schon länger in mich als Tuxedo Kamen verliebt war. Als Mamoru konnte sie mich nicht ausstehen. Und vielleicht war es auch der Alkohol.” Rei sah zu ihm auf: ”Liebst du sie?” ”Ich kann und will, ehrlich gesagt, nicht mehr ohne sie sein.” “Was ist mit mir?” ”Rei, ich mag dich. Aber du warst nie mehr als eine gute Freundin für mich.” “Du hast sie schon immer geliebt, oder?” ”Wahrscheinlich.” Dem Mädchen liefen die Tränen übers Gesicht. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, sie weg zu wischen. Es tat ihr weh und sie hatte das Gefühl, dass ihr Herz jeden Moment zerspringen würde. Ihr Blick glitt zu Usagi und sie sah, dass es ihr anscheinend genauso weh tat. Schnell wandte sich Rei wieder ab. Sie wollte den anderen nicht zeigen, dass sie es mehr verletzte, als sie zugeben wollte. “Rei.”, die Stimme von Usagi war traurig. “Es ist deine Schuld, dass sie jetzt weint.” Geschockt von Lunas Worten, schaute sie diese an. “Guck nicht so. Du weißt, dass ich Recht habe. Du hast ihr Mamoru weggeschnappt. Und nun hat sie deswegen Liebeskummer.” ”Aber ich kann doch gar nichts dafür.” “Doch. Du hättest ihn einfach nicht küssen dürfen.” Das Mädchen biss sich auf die Lippen und schwieg. Wenn es nur beim Küssen geblieben wäre. Aber sie sagte keinen Ton. “Du weißt, dass er zu den Feinden gehört.” ”Wieso bin ich euer Feind?”, Mamoru war wieder zu ihnen gekommen und schaute Luna empört an. “Du bist wie wir hinter dem Silberkristall her. Aber der gehört Sailor Moon und keiner anderen Person. Sie wird damit unsere Prinzessin wieder erwecken. Doch du hälst sie davon ab. Du verwirrst sie und bringst sie dazu, sich in dich zu verlieben. Das werde ich nicht zu lassen.” ”Luna!” “Nein, Usagi. Ihr werdet keine Beziehung miteinander eingehen. In keinster Weise.” ”Aber das Rei sich in ihn verliebt hatte, war okay?”, Minako schaute verwirrt zu der schwarzen Katze. “Wenn ich vorher gewusst hätte, dass er Tuxedo Kamen ist, hätte ich es auch ihr verboten. Und im Gegensatz zu dir, hätte sie meine Anweisung befolgt.” “Das bezweifle ich irgendwie.”, Makoto schaute grinsend zu Ami, die nur nickte. Sie wussten beide, dass auch Rei sich irgendwie widersetzt hätte. “Halte dich von Sailor Moon fern, Mamoru.” “Vergiss es. Sie gehört zu mir und ich zu ihr.” ”Nein. Du bist der Feind.” “Bin ich nicht.” ”Hört auf!”, Usagi war aufgesprungen und dazwischen gegangen. Die Tränen liefen ihr in Sturzbächen übers Gesicht. Sie schaute zwischen Luna und Mamoru hin und her. Er zog sie sofort in seine starken Arme, was bei der Katze ein Knurren und aufgestellte Nackenhaare zur Folge hatte. Doch er ignorierte es. Beruhigend strich er ihr über den Rücken und den Hinterkopf. Brachte sie so dazu, nicht mehr zu schluchzen. Auch die anderen beobachteten es. Ihnen entging es nicht, wie innig und vertraut die beiden miteinander umgingen. Ganz so als hätten sie sich nie gestritten. Als wären sie schon immer ein Paar gewesen und hätten sich geliebt. Rei hatte ebenfalls ihren Blick erhoben und schaute hinüber. Sie erkannte die Auren der beiden, die sich perfekt zu ergänzen schienen. Sah die Liebe in den Gesten Mamorus, mit denen er Usagi bedachte. Leise seufzte sie. Dachte über Lunas Worte nach und kam zu dem Schluss, dass sie sich wahrscheinlich auch widersetzt hätte, wenn sie von Mamorus zweitem Ich gewusst hätte. “Geh von ihm weg.”, Luna war stocksauer. “Nein. Ich kann es nicht, Luna. Ich kann ihn nicht aufgeben. Ich brauche ihn. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich sein Gesicht vor mir. Er war der Grund dafür, dass ich euch gegenüber geschwiegen habe. Ich wollte mein Geheimnis um keinen Preis der Welt verraten, denn ich wusste schon bei unserem ersten Kuss, dass du es mir verbieten würdest. Neben meiner Angst Reis Gefühle zu verletzen, kam auch die Angst dazu, was du sagen würdest.” ”Deswegen hast du nichts gesagt.”, Minako bedachte sie mit einem mitfühlenden Blick. “Ja. Aber es brachte ja doch nichts. Mamoru erzählte Motoki von dem Kuss und Rei hat es gehört und mich dann angerufen.” ”Du hast mich angelogen.”, Luna klang enttäuscht. ”Hab ich nicht.” ”Doch. Ich habe dich gefragt, ob du Mamoru liebst.” ”Und ich habe gesagt, ich liebe nur Tuxedo Kamen. Was keine Lüge ist. Nicht jetzt wo ihr alle die Wahrheit kennt.”, sie schmiegte sich wieder enger an Mamoru, “Ich werde mich nicht von ihm trennen.” “Vergiss nicht deine Aufgabe.”, die Katze sah sie eindringlich und immer noch wütend an, “Du musst die Prinzessin finden. Du hast keine Zeit für irgendwelche Liebeleien. Und schon gar nicht welche mit dem Feind.” Usagi konnte nicht anders als zu weinen. Sie wollte aufhören. Ihre verletzliche Seite verbergen. Aber sie war viel zu emotional für so etwas. Die letzten Wochen und Tage hatten sie soviel Kraft gekostet. Liebend gerne hätte sie nur allzu gerne ihr Geheimnis für sie behalten. Ihre Liebe für Mamoru für immer in ihrem Herzen verschlossen. “Scht, ich bin da.”, der junge Mann hauchte ihr einen Kuss auf den gold-blonden Haarschopf. “Wage es ja nicht.” “Luna!”, ihre Herrin hatte sich aus Mamorus Umarmung gewunden, “Halt den Mund! Du hast keine Ahnung, was in mir vorgeht. Wie viel Überwindung es mich gekostet hat, euch in den letzten Tagen wegen meiner Gefühle für ihn anzulügen. Es hat mich alle Kraft gekostet, die ich aufbringen konnte. Und der einzige der mit dabei geholfen hat, war Mamoru. Als ich gestern aus dem Crown abgehauen bin, dann deswegen, weil es mir wehtat, dass Rei mit ihm ausging. Es tat mir weh, ihr ins Gesicht lügen zu müssen. Und ich konnte es nicht sagen.” “Du warst die Nacht hier, oder?!”, Makoto lächelte sie mit einem fragenden Blick an. “Ja. Ich war erst durch die Straßen gelaufen und irgendwann hier gelandet. Dummerweise verließen mich meine Kräfte und ich bin zusammen gebrochen.” ”Oh Gott.”, Ami entwich ein kleiner Schrei und sie schlug bestürzt die Hand vor den Mund. “Keine Sorge. Mamoru hat mich rechtzeitig gefunden und mit her genommen.”, das Mädchen schaute zu ihrem Retter und lächelte ihn an. Er erwiderte es. “Wie soll es nun weiter gehen?”, Artemis schaute zwischen Usagi und Mamoru hin und her. “Ich will sie nicht verlieren.”, der Blick Mamorus galt ganz und gar Usagi, “Ich weiß, dass wir das hier gewinnen können.” Sie nickte und blickte wieder zu Luna: ”Was auch immer der Grund dafür war, dass ich abgehauen bin. Mein Platz war immer neben ihm.” Die schwarze Katze schaute sie missmutig an und ging zu Rei, die immer noch aus dem Fenster schaute. Das Mädchen hatte jedes Wort gehört. Ihr Herz schmerzte, doch sie versuchte stark zu sein: ”Sagt mal. Yukidaruma rennt da immer noch frei rum. Und der Sturm hat auch noch nicht aufgehört. Was sollen wir denn jetzt tun? Wir können uns doch nicht ewig hier in der Wohnung verkriechen.” Alle Blicke wandten sich Rei zu. Gerade als Ami eine Lösung vorschlagen wollte, kam ihr Mamoru zuvor: ”Wir sollten noch etwas verschnaufen.” ”Verschnaufen?” “Ja, Mina. Usako und ich haben bei Tsurara festgestellt, dass sie gewisse Schwachstellen besitzen.” ”Schwachstellen?”, Amis Aufmerksamkeit galt ganz dem jungen Mann. “Sie können nicht ewig kämpfen. Sie müssen immer erst eine gewissen Anzahl Eiskristalle sammeln, die sie für ihre Attacken nutzen können.” ”Und das heißt?” ”Das heißt, Mako, dass wir ihn überraschend angreifen werden.”, ergänzte Usagi Mamorus Gedankenfluss. “Habt ihr das bei dem anderen Viech auch so gemacht?” ”Ja. Als es mir plötzlich schlechter ging, so wie vorhin, haben wir uns für einige Zeit zurück gezogen. Hierher.” “Ihr habt ihn also nicht in einem Kampf besiegt?” “Nein.”, Mamoru schüttelte den Kopf, “Usako hatte auch da mit der eisigen Luft zu kämpfen. Deswegen haben wir uns hierher teleportiert.” “Und wann habt ihr wieder angegriffen?”, Artemis sah gespannt aus. “Als es mir besser ging.” ”Wann war das, Usagi?”, Rei schenkte ihr einen ernsten Blick. “So nach einer Viertelstunde.” “Hm. Wie lange sind wir jetzt schon hier?”, Makoto sah sich suchend nach einer Uhr um. “Ich schätze so eine Stunde.”, erwiderte Ami, “Wir könnten also einen Angriff versuchen.” ”Nein!” “Warum nicht, Usagi?” ”Weil Yukidaruma viel stärker ist. Wir müssen uns eine Strategie überlegen.” Erstaunt sahen alle zu dem Mädchen, was ernst zu Mamoru schaute. Sie schienen sich ohne Worte zu verstehen. “Wir brauchen eine mehr als überraschende Angriffstaktik.” “Hast du eine Idee?”, Makoto hob fragend die Augenbraue. “Nein.”, Usagi kratzte sich verlegen am Hinterkopf und kicherte verlegen, “Beim letzten Angriff war es auch Mamo-chan, der alles geplant und dirigiert hat.” ”War ja klar gewesen.”, Rei kam zu der Gruppe hinüber, “Wie hälst du das nur aus, Mamoru?” ”Liebe.”, grinste er breit und die Schwarzhaarige konnte nicht anders, als es zu erwidern. “Dann machen wir uns mal einen Plan.”, Artemis war auf den Tisch gesprungen und schaute zu Luna, die immer noch am Fenster stand, “Kommst du auch dazu?” ”Nein.”, Luna lief in schnellen Schritten durchs Zimmer und schlüpfte durch die angrenzende Schlafzimmertüre. “Ach Luna.”, seufzte Usagi, “Fangt schon mal an.” Sie hauchte Mamoru einen Kuss auf die Lippen. Verwandelte sich dabei zurück und trug wieder ihre zivilen Klamotten. Die anderen folgten ihrem Beispiel. Das Mädchen sah noch, wie ihr Liebster zum Schreibtisch ging und mehrere Blatt weißen Papieres nahm und sie auf dem Wohnzimmertisch verteilte. Ami nahm ihm ein paar Stifte in verschiedenen Farben ab und Minako und Makoto gingen in die von ihnen entdeckte und angrenzende Küche mit den Worten, was zu Essen zaubern zu wollen. Selbst Rei half mit und folgte den anderen beiden Mädchen in die Küche, um Tee für alle zu kochen. Usagi musste lächeln. Es war so schön, die Gruppe ganz harmonisch zu sehen. Dann wandte sie sich ab und ging ins Schlafzimmer. Das Schlafzimmer war nicht aufgeräumt. Die Bettdecke lag immer noch auf dem Boden neben dem Bett. Die Kissen waren zerwühlt. Genau wie das Laken. Auch Mamorus Shirt, dass er sich in ihren Augen sichtlich erotisch über den Kopf gezogen hatte, lag immer noch am selben Platz, wo er es hingeworfen hatte. Sie musste grinsen. Usagi sah, dass Luna am Boden vor dem Fußende des Bettes saß und hinauf starrte. Rührte sich nicht. Ihr Blick galt einzig und alleine dem zerwühlten Bett. “Ich dachte, Mamoru hätte es wieder hergerichtet.”, langsam ging das Mädchen in Richtung Bett. Hob dabei das Shirt auf und faltete es halbwegs ordentlich zusammen, um es auf die Kommode zu legen. Dorthin, wo noch vor einiger Zeit ihre Unterwäsche gelegen hatte. “Er muss es vergessen haben. Na macht nichts. Ist sicher nicht weiter schlimm. Ich mach meines ja auch nicht immer. Also eigentlich gar nicht. Und so wirkt es auch viel...” ”Hast du mit ihm geschlafen?” Abrupt blieb Usagi stehen. Gebannt schaute sie auf die schwarze Katze, die immer noch vor sich hin schaute. So als ob sie jede Falte mit ihren eigenen Augen wahrnehmen wollte. “Hast du mit Mamoru geschlafen, Usagi?”, wiederholte sie ihre Frage. Jetzt drehte sie langsam den Kopf und sah ihre Herrin durchdringend an. Doch sie schwieg. “Hm. Ich hätte dich nicht für so kopflos gehalten.” Das Mädchen ging langsam und mit schweren Schritten zum Bett und ließ sich darauf sinken. Strich mit der Hand ein Teil des Bettlaken glatt. Sie wusste nicht, wie sie es ihrer Katze erklären sollte. Ohnehin hatte sie nie das Bedürfnis gehabt, überhaupt mit jemanden über ihr Sexualleben zu reden. Und schon gar nicht darüber, mit wem sie ihr erstes Mal hatte. Egal ob es nun Mamoru gewesen war oder sonst wer. “Du bist ganz schön...” ”Verantwortungslos?” “Was?” “Du denkst, ich hätte verantworungslos gehandelt.” ”Ja.”, Luna nickte. “Das ist aber nicht wahr.” “Aha.” ”Nach dem wir Tsurara besiegt hatten, war ich kurz davor, zusammen zu brechen. So wie gestern Abend. Mamoru nahm mich mit. Und außerdem kannten wir ja jetzt eh schon die Identitäten des jeweils anderen.” “Du hättest nach Hause kommen können.” “Das wollte ich nicht. Und ich muss zugeben, dass ich auch mit dem Gedanken gar nicht gespielt hatte. Wir konzentrierten einfach unsere Kräfte erneut und landeten wieder hier.” ”Und dann?” ”Ging alles ziemlich schnell.” ”Schnell?” “Ja.”, das Mädchen grinste schief und wurde etwas rot um die Nase. Luna sah ihre Herrin an. Aber diese erwiderte ihren Blick nicht. Stattdessen schaute Usagi schräg über ihre linke Schulter und auf das Bett. Zupfte am Laken und Kissen. Der schwarzen Katze entging ihr zärtlicher Blick nicht. Und zum ersten Mal, seit sie von der Beziehung zwischen Mamoru und ihr erfahren hatte und auch von seiner zweiten Identitäte wusste, kam es ihr falsch vor, was sie gesagt hatte. Natürlich war es auch ihr nicht entgangen, wie liebevoll und vertraut das Paar miteinander umgegangen war. Ihr kleinen Gesten und die Mimik verrieten so vieles, was ungesagt geblieben war. Vielleicht mussten sie wirklich zusammen sein. Aus welchem unerfindlichen Grund auch immer. “Ich liebe ihn, Luna.” Die Katze legte den Kopf schief und sah, wie Usagi nervös ihre Finger ineinander verknotete. “Als wir nach dem Kampf hier wieder ankamen, haben wir nichts gesagt. Wir sind uns einfach in die Arme gefallen und haben uns geküsst. Es ging wirklich alles recht schnell. Ich hatte nicht Zeit darüber nachzudenken. Und ich wollte es halt auch nicht.” ”Bereust du es?” ”Nein.”, sie schüttelte lächelnd den Kopf und sah zu Luna, “Und ich hätte es nicht getan, wenn ich es nicht als richtig empfunden hätte.” “War es schön?”, die Katze errötete jetzt selber. “Ja.” “Das ist alles, was zählt.” “Stimmt. Was hälst du davon, wieder zu den anderen zu gehen?” “Gute Idee. Aber Usagi?!” ”Ja?” “Du musst es auch Rei sagen.” ”Das ich und Mamoru...” ”Vielleicht nicht alles. Aber du musst ihr unter vier Augen sagen, was er dir bedeutet.” ”Okay. Und du? Ist es für dich okay?” ”Ich muss es akzeptieren, ob ich will oder nicht.”, die Katze lief vor ihr her und das Mädchen folgte ihr zurück ins Wohnzimmer. Schloss die Türe hinter sich. Denn so schnell hatte sie nicht die Absicht, dass die Mädchen von ihrer verlorenen Jungfräulichkeit wissen mussten. Das war eigentlich nur etwas, was sie und Mamoru anging. Die anderen schauten auf, als die beiden wieder zu ihnen kamen. Mamoru zog seine Freundin sofort in die Arme und gab ihr einen liebevollen Kuss, was Minako zum Gröhlen brachte. Zusammen mit Makoto und Rei hatte sie den Tisch gedeckt. “Na dann können wir ja jetzt essen.”, lächelte Ami und räumte die bisher erarbeiteten Pläne vom Tisch. “Habt ihr euch wieder vertragen?” Usagi strich Mamoru sanft über die Wange: ”Ja.” “Zum Glück. Ich hätte es nur schwer ertragen, dich zu verlieren.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)