Biss in die Ewigkeit von temeraire ================================================================================ Kapitel 2: Nacht der Geschichten -------------------------------- Als wir ankamen dämmerte es bereits. Edward spielte Klavier, Bella lauschte den Klängen und Jacob leerte den Kühlschrank. Eine entspannte Atmosphäre lag in der Luft. „Lasst uns doch eine Runde pokern!“, schlug Carlisle vor. „Au ja!“, begeistert rannte Alice zu einem Schrank und holte eine Kiste hervor. „Na toll, wir wissen doch eh alle, dass Edward oder Alice gewinnt.“, stöhnte Emmett. „Kommt darauf an, welche Karten sie haben.“, widersprach Esme fröhlich. „Ich könnte alle Gaben für das Spiel ausschalten.“, sagte ich. Das gefiel die Vorstellung sichtlich. Alice und Edward sahen sich an. Dann nickten sie mir zu. „Während dem Spiel verlieren Alice und Edward ihre Gaben.“, sagte ich also. Es kam mir vor wie ein Fluch. „Ganz schön still auf einmal.“, grinste Edward. „Spielst du auch mit, Jacob?“, fragte Jasper, während er mit atemberaubender Geschwindigkeit begann, die Karten auszuteilen. „Nee.“, winkte Jake ab, „Ich geh nach Hause und hau mich ne Runde aufs Ohr.“ Er gähnte. „Dann bis morgen, Schatz.“, säuselte Renesmee. Ganz schöner Zungenbrecher ihr Name. Vielleicht sollte auch ich mir ihren Spitznamen ‚Nessie’ angewöhnen. Jacob schlüpfte zur Tür hinaus. „Ich gehe dann auch mal ins Bett.“, sagte Nessie und als ich sie fragend ansah fügte sie hinzu, „Ich bin nur zur Hälfte Vampir, schon vergessen?“ Ich wandte mich an Jasper: „Ich kann nicht pokern.“ „Keine Sorge. Du hast die Ewigkeit zur Verfügung, um es zu lernen.“, scherzte Alice. „Komm her, wir spielen gemeinsam.“, Rosalie zog mich zu sich heran. „Rose beteiligt sich am Familienleben.“, staunte Edward, „Du scheinst Wunder zu vollbringen, Florence.“ „Und morgen gewittert es also?“, fragte Dad Alice. „Ja. Gegen Nachmittag.“ „Ja und?“, verständnislos sah ich zwischen den beiden hin und her. „Dann gehen wir Baseball spielen!“, freute sich Daddy. „Jetzt wird aber erst einmal gepokert.“, warf Esme ein und setzte sich. Es war sehr gemütlich so beisammen zu sitzen. Carlisle und Esme, Jasper und Alice, Edward und Bella und natürlich meine Eltern und ich. Meine Eltern... Es war perfekt! Wie hatte ich nur daran zweifeln können, dass sie mich liebten? Laut der anderen war Mam vor meinem Auftauchen unnahbar und ein ziemliches Biest gewesen, das sein Dasein als Vampir verabscheute. Ich schien sie verändert zu haben, denn mir war sie ausschließlich als offen und glücklich bekannt. Ich versuchte mich ernsthaft an dem Spiel zu beteiligen, doch meine Gedanken schweiften immer wieder ab. Am Ende gewann Jasper, der auch im wahren Leben ein Pokerface zeigte. Da saßen wir jetzt alle auf dem großen Sofa im Wohnzimmer. Ich auf Dad’s Schoß und hielt Mum’s Hand. Der ‚Fluch’ war bereits wieder von Alice und Edward abgefallen. „Erzähl uns doch was von dir.“, schlug Alice vor. „Ach... Ich habe bisher noch nichts spannendes erlebt...“, winkte ich ab. „Ich bin sicher es wäre interessant für uns.“, lächelte Esme mir aufmunternd zu. „Nun gut.“, begann ich, „Ich könnte euch etwas von Liv erzählen.“ „Die, die du verwandelt hast?“, fragte Bella. „Ja, genau.“ „Na sicher. Nur zu!“ „Jeden Abend zog ich mich auf die höchsten Bäume des Waldes zurück, um die Sterne in der Nacht und den Sonnenaufgang am nächsten Morgen zu beobachten. So saß ich also, wie immer, auch an jenem Abend, an dem Liv in mein Leben trat, dort oben. Plötzlich hörte ich unter mir es im Gebüsch rascheln und ich witterte andere Vampire. Und so war es auch. In der Hoffnung, Hinweise auf meine Herkunft zu bekommen, sprang ich ihnen genau vor die Füße. Sie waren gerade auf der Jagd. Ich schaffte es ihnen einzureden für einen Moment stehenzubleiben. Dabei sah ich ihnen in die Augen und begriff, dass es kein Tier war, welches sie verfolgten. Um die Person zu schützen, wies ich sie darauf hin, dass sie sich in meinem Revier befanden und bat sie umzukehren. Doch einer von ihnen war ein Tracker. James hieß er, soweit ich mich erinnern kann, und er sah nicht ein genau das zu tun. Seine Gefährten, eine rothaarige Frau und ein dunkler Mann mit Rastalocken, redeten auf ihn ein und versprachen mir mit ihm zu verschwinden...“ „Moment mal.“, unterbrach Bella mich, „Du kanntest James, Victoria und Laurent?“ „Ja, ganz genau so hießen die drei! Sind sie hier in der Gegend? Ich würde mich freuen, sie wiederzusehen.“ „Schatz, alle drei haben versucht Bella zu töten, als sie noch ein Mensch war. Wie du weißt war James ein Tracker und wir mussten ihn deshalb vernichten... Er war der Gefährte von Victoria, die deshalb seinen Tod an Bella rächen wollte und so fiel auch sie in einem Kampf gegen Edward. Und Laurent hatte Victoria als eine Art Spion eingesetzt, um Bella zu finden. Die Wölfe haben ihn erledigt, als er kurz davor war Bella, als sie allein war, umzubringen, angeblich um sie vor Victoria zu schützen, die sie foltern wollte.“, erklärte mir Mum. „Oh... ich... tut mir wirklich Leid...“, stammelte ich. „Ist schon gut, du konntest ja nicht wissen, was passiert ist.“, meinte Carlisle, „Aber nun, erzähl weiter.“ „Nachdem die drei also verschwunden waren, machte ich mich auf die Suche nach dem Menschen, welcher wie sich dann herausstellte Liv war. Sie war völlig verängstigt, als ich sie, im Schutze eines verlassenen Fuchsbaus, fand. Ich sprach sie vorsichtig an. Wir unterhielten uns eine Weile und langsam taute sie auf. So erzählte sie mir, dass sie ein Waisenkind war, das aus einem Heim ausgerissen war. Sie fragte mich, was ich hier so alleine tat. Also erzählte ich ihr, dass ich als Baby ausgesetzt worden war und damit im Prinzip auch als Waise durchgehen konnte.“ Mum packte meine Hand fester. Ich überging das und erzählte weiter: „Sie fragte mich, ob ich etwas zu hätte. Ich verneinte, denn ich hätte dem armen Mädchen wohl schlecht den Kadaver des Rehs, das mein Mittagessen gewesen war, vorlegen können und überlegte fieberhaft, was Menschen aßen. Denn mir war klar, dass sie nachfragen würde, wovon ich mich ernährte und meine Antwort hätte wohl schlecht ‚Tierblut’ sein können. Und genau das tat sie auch. Ich erzählte ihr also, dass ich Beeren sammelte und manchmal Wild in Fallen lockte. Das schien ihr zu gefallen und fragte, ob sie mir nicht Gesellschaft leisten könne. Ich bejahte, da ich mich freute, von nun an nicht mehr allein sein zu müssen. Ich jagte von da an immer weit weg und nur noch des nachts, wenn Liv schlief. Eine Weile ging das gut, doch eines Nachts stürmte es so stark, dass sie aufwachte und mein leeres Bett bemerkte. Selbstverständlich hatte ich abends immer vorgegeben einzuschlafen. Ich lag also nicht neben ihr und so machte sie sich große Sorgen und stand auf, um mich zu suchen. Ich kam gerade zurück, roch sie aber und versteckte mich, als ich plötzlich noch etwas anderes roch. Ein Puma hatte sich angeschlichen und ich wusste, dass er Liv, die zitternd und schlapp vorwärtsschnaufte, haben wollte. Bevor ich ihn abfangen konnte, machte er einen Satz. Ich reflexartig auch. Wir prallten direkt über Liv zusammen und landeten nur wenige Zentimeter neben ihr. Ich rammte dem Tier meine Zähne in den Hals und saugte, bis es tot war und damit keine Gefahr mehr für Liv darstellen konnte. Die stand mit weit aufgerissenen Augen daneben und versuchte zu begreifen, was sie gerade gesehen hatte. Sie schlotterte so sehr, dass ich beschloss, sie erst einmal in unsere Hütte zu bringen. Dort wickelte ich sie in alle Decken ein, die ich hatte auftreiben können. Die gesamte Zeit über sprach sie kein Wort, sondern starrte mich an. Als sie einschlief überlegte ich, was ich tun sollte. Ob ich weglaufen sollte? Doch ich konnte sie hier auf gar keinen Fall schutzlos zurücklassen... Ich entschied mich also abzuwarten. Vielleicht glaubte sie ja, dass sie alles nur geträumt hatte. Als sie also am nächsten Tag erwachte sah sie mir fest in die Augen und sagte: ‚Ich will so sein wie du!’ Ich war perplex, schließlich hatte ich damit gerechnet, dass sie schreiend davon laufen würde. Also antwortete ich irritiert: ‚Was?!’ ‚Ich möchte so sein, wie du. Ein Vampir.’ Sie wusste also was ich war. Ich konnte es nicht leugnen. ‚Du willst ein Monster sein? Eine blutsaugende Bestie’ Ich weigerte mich sie zu verwandeln. Sie antwortete mit einem klaren und festen ‚Ja’. Das konnte doch nicht ihr ernst sein. Doch eines Tages kam Liv der Zufall zu Hilfe: Sie fiel von einem Baum und verletzte sich so schwer, dass es keine Hoffnung gab, dass sie überleben würde. Also erfüllte ich ihr ihren Wunsch. Als ihre Verwandlung abgeschlossen war, war sie überglücklich. Sie verabscheut Menschenblut, genau wie ich, sodass wir gemeinsam auf die Jagd gingen. Wir entdeckten unsere Gaben. Meine kennt ihr ja schon... Aber Livs ist, dass sie in Gedanken mit Tieren kommunizieren kann. Sie hatte schon immer, auch als Mensch, einen ungewöhnlichen Draht zu Tieren und die Jagd ist für sie, auch als Vampir, abscheulich. Wir gingen also so selten, wie möglich los. Ich passte mich außerdem ihrem ewigen Alter an und sie half mir eine Spur zu meiner Herkunft zu finden.“ Es war still im Raum. Sie alle hatten Liv’s Geschichte, und somit auch meiner, eine Nacht lang gelauscht. Tatsächlich ging gerade die Sonne auf. Was für ein Funkeln im Raum, als sie ihre Strahlen durch das Fenster schickte. In Edward’s Kopf musste ein Höllenlärm herrschen. Niemand wagte es, die Stille zu durchbrechen. Schließlich war es Jacob, der die Tür öffnete und uns allen lauthals einen guten Morgen wünschte. „Meditiert ihr jetzt des Nachts?“, fragte er belustigt, als er einen Blick ins Wohnzimmer warf. „Florence hat uns eine Geschichte aus ihrem Leben erzählt.“, erklärte Carlisle. „Tja... Irgendwas muss man ja schließlich tun, wenn man nicht schläft.“, meinte Jake achselzuckend. Grrr... „Wer hat den Hund von der Leine gelassen?“, fragte ich also. Dachte er etwa, dass ich die gesamte Nacht irgendein Märchen mit pinken Prinzessinen erzählt hatte, nur weil uns nicht besseres einfiel? Dad lachte über meine Worte. Aha, er mochte das Fellknäuel also auch nicht besonders... „Ja, in der Tat. Außerdem ist er ein gewaltiger Kindskopf, wenn man mal von seiner kämpferischen Natur absieht.“, sagte Edward. Na das konnte ja witzig werden... „Heute Nachmittag gehen wir endlich wieder Baseball spielen.“, unterbrach Dad meine Gedanken und man konnte die Begeisterung richtig heraushören. „Diesmal mit mir auf dem Feld.“, grinste Bella. Die anderen lachten. „Beim letzten Mal war sie noch ein Mensch und durfte Esme beim Schiedsrichten assistieren.“, erklärte mir Rosalie. „Wobei wir eigentlich überhaupt keine Schiedsrichter bräuchten.“, warf Jasper ein. „Doch.“, meinte Esme. „Sie glaubt, dass wir schummeln...“, erklärte Jasper. „Ich weiß, dass ihr schummelt.“, lachte Esme. „Dieser Dialog kommt mir vage bekannt vor.“, sagte Alice. „Ja, vom letzten Mal.“, meinte Dad. Interessant, interessant. Baseball also. Klang vielversprechend. „Das wird klasse!“, Dad war so begeistert, da wurde mir klar, dass er der geborene Baseballer war. Wobei... eigentlich war er ja eher der gebissene Baseballer. „Der war gut!“, lachte Edward. „Schön, dass du dich amüsierst.“, grinste ich frech und pustete mir eine vorwitzige Haarsträhne auf dem Gesicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)