Nanshoku von Rajani (Die Farben der Liebe) ================================================================================ Kapitel 14: Der Spion --------------------- Als Sasuke am Morgen erwachte, war es noch dämmrig. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber er konnte schon einiges erkennen. Sein Blick fiel auf den jungen General neben ihm. Er schlief noch friedlich, dass Gesicht lag nahe an seiner Brust. Sasuke strich ein paar wirre Strähnen beiseite. Er sieht so unschuldig aus. Ich kann nicht glauben, dass Fürst Date ihn wirklich verführt haben sollte. Vielleicht hat er wirklich die Wahrheit gesagt und es ist nie auch nur irgendetwas passiert. Aber dann würden wir uns hier für nichts in eine Schlacht stürzen... Sasuke seufzte und strich vorsichtig über Yukimuras Arm. Er hätte das noch stundenlang machen können, doch der General regte sich und schaute ihn dann blinzelnd an. „Guten Morgen, Meister Sanada.“, sagte Sasuke lächelnd. Yukimura sah sich kurz um und schien dann zu überlegen. „Wir haben nicht wirklich hier...“, begann er. Sasuke zog eine Augenbraue hoch und hätte am liebsten laut gelacht, wenn er damit nicht die anderen geweckt hätte, die sie sicher gehört hätten. „Ihr habt geschlafen. Ich habe geschlafen. Sonst nichts.“, sagte er stattdessen und amüsierte sich, als er sah wie der andere hochrot anlief. „Sasuke!“, fluchte Yukimura leise. „Es ist nichts passiert. Macht nicht so einen Aufstand!“ Yukimura knurrte etwas unverständliches und richtete sich dann auf. „Aber wenn Ihr das unbedingt wollt, können wir das einrichten. Ihr müsstet nur leise sein.“, fügte Sasuke schelmisch grinsend hinzu. Wieder wurde der General rot und Sasuke freute sich diebisch. Wie süß der junge General doch aussah, wenn er vor Scham errötete! Wie weit er wohl noch gehen könnte? Er hob die Hand und berührte sanft die Wange des Generals. Er zuckte jedenfalls nicht weg. Er beugte sich vor und gab ihm einen Kuss. Das ließ sich Yukimura auch gefallen, es schien sogar, als genieße er das. Sasuke wurde ein wenig fordernder und auch das ließ Yukimura geschehen. Doch als Sasukes Hand an seinem Hals entlang wanderte verkrampfte sich der Jüngere und zog sich zurück. Allerdings nur für einen Moment, bis er sich daran gewöhnt hatte. Dann ließ er Sasuke gewähren. Als Sasuke ihn sanft auf den Boden drückte und ihn küsste, begann Yukimura endlich, sich zu entspannen. Zumindest wollte er das versuchen. Noch nie hatte ihn jemand so behandelt, mit Ausnahme des Fürsten Date vielleicht. Aber der war nicht so weit gegangen. Er hatte Yukimura lediglich geküsst. Sasuke hingegen machte keinen Hehl darum, dass er mehr wollte – oder besser gesagt, er tat es, weil es jetzt seine Aufgabe war, ihm das beizubringen. Oder wollte er es auch selbst? Yukimura konnte nicht unterscheiden, ob Sasuke es selbst wollte oder ob es er tat, weil Yukimura es wegen der Shudo-Ausbildung lernen musste. Schließlich wusste er nicht, wie es sich anfühlen sollte. Er wusste nicht einmal, ob er, Yukimura, das selbst wollte oder es um des Lernens wegen tat. Sasuke schien die Verwirrung zu spüren, denn er hielt inne und sah ihn an. „Ich glaube, du bist noch nicht so weit...“, meinte er und zog sich zurück. Yukimura seufzte. Vielleicht war er das wirklich noch nicht. Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, hörte er ein Rascheln. Sasuke hörte es ebenfalls und legte die Hand an seine Kunai. Der Ninja sah sich suchend um, während das Rascheln immer näher kam. Doch sie konnten beide nichts entdecken, dafür war es noch nicht hell genug. Das Rascheln entfernte sich jedoch wieder und beide atmeten, kaum hörbar, erleichtert auf. „Lasst uns zu den anderen zurückgehen... Sonst sucht man uns nachher noch.“, sagte Sasuke und stand auf. Yukimura folgte ihm und gemeinsam gingen sie zu dem Zelt zurück, dass sich Yukimura eigentlich mit Oyamada Nobushige teilen sollte. Doch er ging nicht hinein sondern setzte sich zu Sasuke. „Sasuke... Was hast du eigentlich eben dabei empfunden? Machst du das nur, weil Seine Herrlichkeit das entschieden hat oder...“ Der Ninja betrachtete ihn einen Moment. Er macht sich darüber Gedanken, ob mir was daran liegt? Manchmal möchte ich ihn wirklich verstehen. Wissen, wie er denkt... Wenn er sich darüber den Kopf zerbricht, dann kann sein strategisches Denken gar nicht so schlecht sein... Er legte den Kopf ein wenig schief. „Hmm... Ihr könnt Fragen stellen...“, meinte er nur. Yukimura zog die Augenbrauen zusammen. „Beantwortest du mir die Frage oder nicht?“ „So einfach ist Eure Frage gar nicht...“, meinte Sasuke seufzend. „Dann lassen wir das... Vielleicht ist es besser, wenn ich nicht frage. Oder wir lassen es ganz und du sagst Seiner Herrlichkeit, dass du deine Aufgabe erledigt hast.“, meinte Yukimura. „Ihr nehmt Euch ja was raus... Unseren Fürsten anzulügen mag Euch leicht erscheinen, aber letztendlich bin ich derjenige, der lügen und dafür zur Rechenschaft gezogen würde.“ „Dann mach ich das selbst...“ Sasuke sah ihn an. „Ihr habt Angst, oder?“, fragte er. Yukimura warf ihm einen gereizten Blick zu. „Angst? Ich? Jetzt hör aber auf! Ich hab dir doch letztens schon gesagt, ich will das nicht. Das hat mir genug Ärger bereitet!“ Sasuke musste lächeln. „Angsthase... Aber nun gut, das ist ganz normal. Ich sagte ja auch, wir lassen es langsam angehen. Ich werde nichts tun, was Ihr nicht wollt.“ „Manchmal machst du mich richtig wütend, Sasuke!“, fauchte Yukimura und riss die Zeltplane auf. Doch drinnen war er etwas überrascht. Oyamada war gar nicht da. Er dachte, er würde noch schlafen, aber hier war niemand. Die Decken lagen dort, seine zerwühlt und Oyamadas ganz ordentlich. Was ging hier vor? Masamune war als Erster wach. Als er sich regte, spürte er Kojuro direkt an seinem Rücken liegen. Er drehte sich vorsichtig um und sah in das schlafende Gesicht des Anderen. Er lächelte, dann küsste er ihn sanft. Kojuro schaute ihn noch schlaftrunken an, doch fast sofort erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht. „Lass uns aufstehen, wir müssen weiter.“, sagte Masamune. „Ungern... Wenn ich bedenke, was uns erwartet. Ich mach mir Sorgen, dass Euer Plan, das alles aufzuhalten, nicht klappen könnte.“, meinte Kojuro. Masamune zog seine Rüstung an. „Wenn nicht, dann stehen wir drei fürstlichen Armeen gegenüber...“ „Beschwört es nicht herauf, mein Fürst.“ „Sicher nicht. Trommel die Soldaten zusammen und dann let's go!“ Kojuro zog sich ebenfalls eilig an und verschwand aus dem Zelt. Masamune zog sich die Stiefel an. Kojuro hat Recht... Ich mach mir ja selber Sorgen, dass das alles in die Binsen geht... Hoffentlich schaffe ich es mit Yukimura zusammen, Takeda umzustimmen. Wenn ich das schaffe ist Shibatas Plan hin. Takeda wird dann Uesugi ebenfalls ins Gewissen reden und dann können wir gemeinsam Shibata schlagen... Seufzend stand er auf und schlug die Faust in die linke Handfläche. „Das wäre doch gelacht, wenn ich das nicht schaffe!“, knurrte er und stürmte aus dem Zelt. „GUYS!! ARE YOU READY?!“, brüllte er. Die Soldaten schrien lautstark zur Bestätigung und rissen die Waffen in die Luft. „OKAY, LET'S GO!!“ Leise schlug die Zeltklappe zurück. Shibata spürte seine Anwesenheit mehr, als dass er ihn hörte oder sah. Sein Ninja saß in einer Ecke und wartete auf Befehle. Der Fremde stand jedoch aufrecht hinter dem Fürsten in gebührendem Abstand und wartete darauf, dass der Fürst sich ihm zuwendete. Nach gefühlten Minuten die verstrichen waren, drehte sich der Fürst endlich um. Seine klaren kühlen Augen sahen den Mann prüfend an. „Täuschend echt... Das muss ich dir lassen. Funktioniert es?“ „In der Tat...“, bestätgte der Mann. „Selbst die Stimme. Sehr gut, du übertriffst meine Erwartungen.“ Der Mann nickte nur. „Was hast du zu berichten?“, fragte Shibata. „Sie reiten beide nach Utsunomiya, wenn ich den Bericht Eures treu ergebenen Ninjas für bare Münze nehmen kann. Was das Schoßhündchen angeht, so könnt Ihr gewiss sein, dass ihm keiner glauben wird, wenn er immer noch behauptet, es wäre nichts gewesen.“ „Gut, gut.“, freute sich Shibata. „Mein Lohn? Ihr habt zugesagt, dass ich für jeden meiner Berichte einzeln entlohnt werde.“ Shibata knurrte missbilligend, sah aber zu seinem Ninja. Kurz darauf flog dem Fremden ein kleines seidenes Säckchen entgegen. Er fing es geschickt auf und lauschte zufrieden dem Klimpern. „Ich danke Euch.“, sagte der Mann lächelnd und war im selben Moment aus dem Zelt verschwunden. „Sehr schön... Keiner wird diesem kleinen Welpen noch glauben, wenn es um ihn und diesen vermaledeiten Date geht... Los, sammle meine Soldaten, wir werden uns langsam auf den Weg nach Utsunomiya machen. Wir wollen dieses Spektakel doch nicht verpassen.“, sagte Shibata und der Ninja verschwand ebenso geräuschlos wie der Fremde gerade. Date und seine Soldaten erreichten die Ebene von Utsunomiya am Nachmittag. Takeda war anscheinend vor wenigen Minuten bereits angekommen. Seine Soldaten standen schon geordnet zu Pferd und Fuß auf der anderen Seite der Ebene. Date ließ auch seine Soldaten ordnen und suchte die Reihen Takedas nach Yukimura ab. Als Kojuro zurückkehrte fand er ihn direkt neben Takeda. „Da ist er.“ Kojuro nickte brummend. „Soll ich einen Boten schicken?“ „Ja. Lass ihm ausrichten, ich will ihn dort drüben am Waldrand sprechen. Allein.“, sagte Masamune und deutete auf eine Freifläche am Wald rechts von ihnen. „Sehr wohl.“, meinte Kojuro, verneigte sich und ging zu einem der Soldaten, von dem er wusste, dass er schnell und zuverlässig war. „... Und lass die Nachricht nur General Sanada zukommen. Niemandem sonst!“, fügte Kojuro hinzu, nachdem er dem Soldaten die Nachricht gegeben hatte. Dieser nickte, schwang sich auf sein Pferd und ritt zur feindlichen Stellung hinüber. Masamune beobachtete ihn und sah wie Takeda widerwillig seinen Boten zu Yukimura vorließ und wie dieser nach einer Weile auf die vereinbarte Fläche zuritt. Auch er ritt nun los, nachdem er Kojuro zuversichtlich zugenickt hatte. Kojuro sah ihm nach. Hoffentlich klappt es, wie Ihr Euch das vorstellt... Dann sah er zurück zu Takedas Leuten. Er sah auch Sasuke, der besorgt dem General nachsah. Und er sah, wie er sich umsah. Nach ein paar Minuten ritt auch der Ninja los und Kojuro versuchte zu sehen, warum. Erst nach ein paar Sekunden sah auch er, dass sich ein weiterer Reiter auf den Wald zubewegte. Jetzt setzte auch er sich in Bewegung. Irgendetwas stimmt hier überhaupt nicht! Am Waldrand angekommen saßen beide ab. „Komm mit.“, sagte Masamune und ging hinter die erste Baumreihe. Yukimura folgte ihm stirnrunzelnd. „Warum wollt Ihr mich sprechen? Was ist los?“ „Was los ist? Das mit Shibata dürfte dir ja wohl nicht entgangen sein! Was hat er Takeda erzählt?“, fragte Masamune. „Erst hat er ihm erzählt, was er gesehen haben will. Dann ist er zu Euch gereist und kam irgendwann wieder zurück und sagte, Ihr hättet das Bündnis gelöst.“ „Das dachte ich mir...“, murmelte Masamune. „Deshalb ist Takeda letztendlich doch losgezogen. Er hat sich so ausgedrückt, als würde Euch genau das ähnlich sehen.“ „Sure! Natürlich tut es das! Das weiß er, das weiß ich und Shibata hat sich das auch gedacht... Verdammt, es läuft alles so, wie Shibata sich das vorgestellt hat...“ „Wovon redet Ihr da?“, fragte Yukimura verwirrt. „Meine Güte! Stell dich nicht so dumm an! Denk nach! Warum wohl wird Shibata deinem Fürsten diese hahnebüchene Geschichte aufgetischt haben, dass ich dich verführt hätte!? Warum wohl kommt er dann zu mir, um mir zu sagen, dass Takeda mit seiner Armee kommt? Warum wohl kommt er dann wieder zu euch, um zu sagen, dass ich das Bündnis gelöst hätte und mit meiner Armee auf euch zu komme?! … You see?“, fauchte Masamune. Yukimuras Augen weiteten sich langsam, als er zu verstehen schien. „Er hat das also geplant? Er wollte, das wir uns gegenüber stehen?“ „Yes... Und nicht nur wir. In den nächsten Minuten wird auch Uesugi hier eintreffen. Entweder von der Seite, wo wir jetzt hier stehen oder aber hinter euch und eurem Fürsten!“ „Fürst Uesugi? Was hat er denn mit all dem zu tun?“, fragte Yukimura, nun noch mehr verwirrt. „Yukimura-san... Shibata hat unseren unachtsamen Moment mit dieser Lappalie zu seinen Gunsten ausgeschmückt. Und das nur, damit er mich, Takeda und Uesugi gleichzeitig mit einem Streich aus dem Weg räumen und sich unsere Lehen unter den Nagel reißen kann!“ „Das ist doch verrückt!“ „Verrückt? … Vielleicht... Genial? Auf jeden Fall!“, ertönte eine Stimme hinter ihnen. Sie drehten sich um und Yukimuras Augen weiteten sich erneut – diesmal aber vor Schreck. „Oyamada?! Was soll das heißen? Was redet Ihr da? Ihr seid der Vasall meines Fürsten!!“, schnappte er. „Oh junger Sanada... Ihr seid so leicht zu täuschen... Und doch seid Ihr so faszinierend. Das muss wohl unweigerlich an Eurer Schönheit liegen.“, säuselte Oyamada. „Was zum... Hört auf mit diesem Unsinn!“ Oyamada kam auf ihn zu, blieb aber dann trotzdem in gewissem Abstand zu ihm stehen. Date stand ihm einfach zu nahe, als dass er noch näher gehen wollte. Er warf dem Fürsten von Oshu einen missbilligenden Blick zu, sah dann aber sofort wieder zu Yukimura. „Verzeiht, wenn ich Euch gestern Abend erschreckt habe, das war nicht meine Absicht. Aber Ihr seid einfach zu anziehend.“, sagte Oyamada. Yukimura schüttelte den Kopf. „Lasst das, ich will das nicht hören!“ „Oh, Ihr wollt das hören. Da bin ich mir sicher... Von Eurem geliebten Ninja lasst Ihr Euch ja mehr gefallen, als mir lieb ist.“ „Wie..?“ Yukimura war von Neuem verwirrt. Wie konnte Oyamada wissen, dass er Sasukes Annäherung zugelassen hatte, während er ihm eine schallende Ohrfeige verpasst hatte? „What's up here...?“, fragte Masamune knirschend. Oyamada sah ihn wütend an. „Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr Euch da raushaltet!“, zischte er. „Du willst mir Befehle erteilen? Wer bist du, dass du dir das anmaßt?!“ Oyamada richtete sich auf, doch Yukimura war es, der antwortete. „Oyamada Nobushige, der Vertraute meines Fürsten...“ Ein Lachen ertönte und Yukimura schaute Oyamada fragend an. Nach ein paar Sekunden war dessen Lachen verklungen und Oyamada sah dem General in die Augen. Ohne weiter auf Date zu achten, ging er jetzt doch zu ihm. Er hob den Kopf des etwas kleineren Sanada an und zwang ihn, ihn anzusehen. „Seid Ihr Euch da so sicher, Yukimura-san?“, fragte er. Date legte den Kopf schief und beobachtete die Szene, während Yukimura die Stirn runzelte, sich aber nicht wehrte. „Wer solltet Ihr sonst sein?“, fragte Yukimura nach gefühlten Minuten. „Für Euch bin ich Oyamada... Aber ich versichere dir, das ist nicht mein Name. Der Oyamada, den Ihr kennt, der liegt zu Hause und schläft.“, sagte der Mann. Yukimura riss die Augen auf. „Nein...“, flüsterte er. „Oh doch...“ „Yukimura! Keep calm! Das bedeutet nicht, dass er tot ist!“, knurrte Masamune. „Woher wollt Ihr das denn wissen, Drache von Oshu?! Seid Ihr etwa durch die Burg des Tigers und dem jungen General in das Gemach geschlichen?“, fragte der Fremde spöttisch grinsend. „Wovon redet Ihr?“, fragte Masamune. „Oh, fragt das doch Euren geliebten kleinen General!“ Masamune sah zu Yukimura, aber ihm war klar, dass er von dem jetzt keine Erklärung erwarten konnte. „Rede, oder du bekommst meine Klingen zu spüren! Wer bist du wirklich und was soll das bedeuten, ob ich in Sanadas Zimmer gewesen wäre oder in der Burg des Tigers?! Da war ich ganz sicher nicht!“ Der Fremde lachte, während er noch immer Yukimura am Kinn hielt. Dann ließ er ihn los und legte einen Arm um dessen Schultern. „Euer Geliebter, mein werter Fürst Date, scheint panische Angst zu haben, wenn er allein in seinem Zimmer schläft. Jedenfalls habe ich das so ähnlich von Sasuke erfahren, der mich über den Kriegsrat des Tigers in Kenntnis gesetzt hat. Wie herrlich, wenn die Arbeit Früchte trägt, nicht wahr, Fürst Date?“ „Zügle deine Zunge...“, knurrte Masamune. Yukimura war wie erstarrt. Was redete dieser Mann an seiner Seite? Fürst Date konnte es nicht gewesen sein, darüber hatte er bereits nachgedacht. Das hätte er sicher gespürt und der Fürst hätte sich nicht so geheimnisvoll verhalten und wäre jedes Mal geflüchtet. Und warum überhaupt wusste er davon? Er hatte das nur Sasuke erzählt und Sasuke hatte es seines Wissens nach nur flüchtig Oyamada erzählt... Oder war das schon gar nicht mehr der echte Oyamada? Was passierte hier eigentlich? Wenn dieser Mann die Rolle von Oyamada spielte, wie lange tat er das schon? Seit Fürst Shibata bei ihnen aufgetaucht war? Oder sogar schon vorher? „Wie lange? Wie lange treibst du dieses Spiel schon? Und wer bist du?“, fragte Yukimura leise. Der Mann, der ihn im Arm hielt, sah zu ihm herab. „Oh, lasst mich überlegen... Im Moment bin ich Oyamada, manchmal aber auch jemand anders... Und Euer Oyamada, nun ja, der liegt in seiner Hütte und ruht sich aus... Hmmm, ich glaube es sind inzwischen fast drei Wochen. Es war übrigens äußerst interessant, wie liebenswürdig Euer Fürst von Euch sprach, Yukimura-san. Und wie viele Informationen er seinem Vasall anvertraut hat... Und das ohne jemals stutzig zu werden, dass er so viele Fragen stellt. Aber vielleicht hat Oyamada ja wirklich so wenig Grips und hinterfragt alles... Im Übrigen war es noch viel interessanter, Euch zu besuchen. Wisst Ihr eigentlich wie anziehend Ihr seid, wenn Ihr schlaft? Übrigens, auch wenn blau Euch nicht steht, Yukimura-san, der Yukata hat viel von Eurem Körper preisgegeben und ich würde jederzeit wieder in Euer Zimmer kommen. Nur um Euch anzusehen und zu berühren... Dafür, dass das mein eigentlicher Lohn war, war es ein netter Nebeneffekt, wenn dadurch Eure Glaubwürdigkeit in der pikanten Angelegenheit zwischen Euch und dem Fürsten von Oshu in höchstem Maß in Frage gestellt wird... Und im Übrigen... Eure kühle zurückweisende Art, die Ihr mir gegenüber an den Tag legt, reizt mich nur umso mehr. Das sagt mir, dass Ihr erobert werden wollt... Und Ihr könnt mir glauben, meine Belohnung für das Spionieren, werde ich mir auf jeden Fall holen – ob Ihr das wollt oder nicht!“ Yukimuras Blick schien ins Leere zu wandern. Der Mann an seiner Seite sah ihn zufrieden an und dann zu Date. Doch der sagte nichts dazu. Er verzog erst angewidert das Gesicht, dann lächelte er plötzlich. „Ich an deiner Stelle wäre vorsichtig, falscher Oyamada... Auch Tigerwelpen können sehr gefährlich werden... Ihr solltet nie, niemals, ein verwundetes Tier angreifen.“ Der Fremde ließ Yukimura los und ging auf Date zu. „Welpen und gefährlich? Auch ein Tigerwelpe ist hilflos, solange seine Eltern nicht in der Nähe sind! Und Ihr...“, er musterte den Fürsten von oben bis unten. „Ihr seid ohne Euren Diener kein Gegner für mich! Ihr seid ein Krüppel mit Eurem fehlenden Auge! Wollt Ihr mir weismachen, dass Ihr diesen dummen aber durchaus anziehenden General beschützen wollt? Dass ich nicht lache!“ „Katakura ist nicht mein Diener und Yukimura keineswegs dumm! Und ich habe nie behauptet, dass ich Yukimura beschützen würde. Kümmert Euch nicht um mich, sondern lieber um Eure Deckung!“, sagte Masamune und ging rückwärts. Von den Seiten her hörte er ein Rascheln und hinter dem Fremden sah er bereits, was er geahnt hatte. Yukimura hatte seine Lanze erhoben und sah mit wutentbranntem Blick zu dem Fremden der sich stirnrunzelnd umdrehte. Masamune nahm nur halb war, wie aus den Büschen links und rechts von ihnen zwei Gestalten stoben. Doch nicht einmal sie konnten Yukimura noch aufhalten. „DU HINTERHÄLTIGE RATTE!“, brüllte Yukimura und bevor irgendjemand reagieren konnte, bohrte sich die Lanze durch den Körper des falschen Oyamada. Yukimura hielt sich an der Lanze fest und hing über dem Sterbenden. Die Haare verdeckten sein Gedicht, auf das etwas Blut gespritzt war. „Niemand spioniert ungestraft meinen Fürsten aus... und schleicht sich auch noch in mein Zimmer um mich wahnsinnig zu machen, damit mir keiner mehr glaubt!! Und niemand rührt mich ungestraft an, solange ich das nicht will!“, knurrte er wütend und wurde mit jedem Satz lauter. Der Spion sah ihn mit aufgerissenen Augen an. Die Lippen bewegten sich noch, doch ein Wort kam nicht mehr aus ihm heraus – nur noch ein ersticktes Gurgeln und Blut. Erst jetzt erkannte Date, wer zu ihnen geeilt war. Links stand Kojuro und betrachtete den Anblick völlig nüchtern. Rechts war Sasuke der hastig zu Yukimura eilte und ihn von der Lanze wegzog. „Sanada!“, japste er und zerrte ihn beiseite und in seine Arme. Masamune atmete erleichtert aus und ging zu Kojuro. „Das war zwar so nicht geplant, aber es erfüllt sicher auch seinen Zweck.“ Sasuke sah die beiden wütend an. „Was für ein Plan? Welcher Zweck? Was geht hier vor?“, fragte er. „Keine Sorge, das ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Yukimura hat verstanden, was hier passiert. Das da...“, sagte Masamune und deutete auf den toten Spion. „... ist einer von Shibatas Handlangern. Ob er einer seiner Untergebenen ist oder ein Unterhändler, der sich auch mit Gold bezahlen ließ, statt nur Yukimura nachzustellen, weiß ich nicht. Aber er handelte in Shibatas Auftrag.“ Sasuke runzelte die Stirn. „Fürst Shibata hat das alles genau geplant. Wir sollten uns hier gegenüberstehen. Fürst Uesugi wird bestimmt auch schon hier sein. Das gehört zu seinem Plan. Wir sollen uns hier aufreiben und er erledigt den Rest, damit er die drei Fürstentümer für sich einstreichen kann.“, sagte Yukimura erschöpft. Sasuke verstand. „Los kommt!“, sagte er zu Yukimura und zog ihn auf die Beine. „Fürst Takeda muss das erfahren!“ Yukimura fasste sich wieder und folgte Sasuke eilig. Sie stiegen auf ihre Pferde und hetzten sie zu Takeda. Masamune nickte zufrieden. „Nicht ganz mein Plan, aber es klappt...“ „Lasst uns auch zurückreiten.“, sagte Kojuro und auch sie gingen zu ihren Pferden. Sie ritten gemeinsam zu der Armee des Drachen zurück. Uesugi war inzwischen ebenfalls eingetroffen. Als Masamune und Kojuro ihren Aussichtspunkt erreichten, sahen sie gerade, wie Sasuke eilig zu Uesugi ritt um ihn von den Geschehnissen in Kenntnis zu setzen. Das Schlimmste war abgewendet. Masamune sah in die andere Richtung und entdeckte auf einer Anhöhe hinter Takedas Leuten die Spitze von Shibatas Banner. „Hmm. Kojuro warte hier, ich habe eine Idee.“, sagte er, ritt eilig davon und direkt zu Takeda. Stirnrunzelnd sah Kojuro ihm nach. Was hat er denn jetzt wieder vor? Es dauerte einen Moment, dann sah er ihn auch noch in Richtung des Fürsten Uesugi reiten. Wieder eine Weile später ritt Masamune zurück zu seiner Armee und stellte sich neben Kojuro. „Was habt Ihr im Sinn, Fürst Masamune?“, fragte Kojuro. Masamune sah ihn an. So sprach Kojuro ihn selten an. Aber er verübelte es ihm nicht. „Wir werden Shibata geben, was er will.“, antwortete er. „Wie bitte?“ Doch Masamune schenkte ihm nur ein Lächeln, bevor er zusah, wie sich Uesugi Richtung Takeda in Bewegung setzte. Mit dem Arm machte er das Zeichen, dass auch seine Leute sich in Bewegung setzten. „Achtet auf meine Befehle!!“, brüllte er und sah zufrieden seinen Männern nach. Kojuro sah ihn verwirrt an. Was hat er vor? Welchen verrückten Plan verfolgt er jetzt schon wieder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)