How to be an Alpha von hikabella (Scott + Stiles + pack!feelings) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Nicht zum ersten Mal wünschte Scott sich ein Handbuch. Ein ‚How to be an Alpha’ oder wenigstens ein ‚Alphasein für Dummies’. Und nicht zum ersten Mal wünschte er sich wenigstens einen eigenen Mr. Miyagi oder wie Stiles sagen würde, einen Yoda (Star Wars hatte er immer noch nicht gesehen. Er musste echt dringend mal einen Videoabend mit Stiles machen, wenn...) Wenn was? Wenn alles wieder ok wäre? Wenn alles wieder wie früher wäre? Es würde niemals mehr wie früher werden. Nie! Frustriert warf Scott seinen Rucksack in die Zimmerecke und lies sich mit dem Gesicht nach unten auf sein Bett fallen. Er kam gerade mal wieder von einem erquickendem Besuch im Krankenhaus zurück. Scott fühlte sich wie ein Versager. ‚Schlechtester Alpha Ever...’ Und das, wo er gedacht hatte schlimmer als Peter oder selbst Derek ginge es gar nicht. Aber da war er. Ein ‚Wahrer Alpha’ ohne Rudel, ohne Stärke, ohne Mumm... Und niemand da, der ihm irgendwas mal in Ruhe erklärte. Außer Derek, wenn er gerade mal gut drauf war. Kincaid hatte schon Recht gehabt. Scott hatte die roten Augen als äußeres Zeichen seiner „Alphaschaft“, aber wo war die Stärke. „Hier oben,“ hatten die Zwillinge geantwortet (er konnte sie immer noch nicht richtig unterscheiden) und sich für ihn auf den anderen Werwolf gestürzt. Scott ballte die Rechte zur Faust und schlug auf sein Kissen ein. Wieso? Er hatte die beiden nicht mal offiziell als seine Betas anerkannt und doch fühlte Scott sich schlecht, weil sich beide seinetwegen in Gefahr brachten. Und das sogar noch um Stiles zu helfen, der beide rundweg ablehnte. Vielleicht nicht ganz so stark wie Isaac, aber deutlich genug. Scott drehte sich auf den Rücken und starrte an die Zimmerdecke. Er seufzte. Isaac... Noch so ein Thema. Wenn Scott darüber nachdachte, war Isaac im Grunde genommen sein einziger richtiger Beta. Er wohnte im selben Haus, begleitete ihn in der Schule und bei allen anderen verrückten Aktionen oder fungierte als Punchingball, wenn Scott ein Ablassventil brauchte... (ok, das letzte hatte Isaac selber provoziert und ihn mehrfach praktisch aufgefordert ihm eine reinzuhauen... nicht dass sich Scott deswegen besser fühlen würde...). Stiles, Allison und Lydia waren seine besten Freunde. Und Kira jetzt auch. Aber zählten sie im werwölfischen Sinne als Rudelmitglieder? Derek hatte mal gesagt, dass Werwölfe im Rudel stärker sind. Die Betas stärken den Alpha und der Alpha wiederum stärkt seine Betas. Was das anging hatte er im Falle von Isaac gründlich versagt. Das Gästezimmer den Flur runter, das Isaac seit Wochen bewohnte, war leer. Statt am Tisch zu sitzen und seine Hausaufgaben zu machen oder mit den anderen zusammen Pläne zu schmieden lag er im Krankenhaus und kämpfte um sein Leben. Elektrizität verträgt sich nicht mit Werwölfen. Eins der wenigen Dinge, die sie sehr wirkungsvoll in die Schranken verweisen konnte. Und Isaac hatte einen so schweren Stromschlag abbekommen, dass sein halber Körper verbrannt war und er seit dem auch das Bewusstsein nicht wiedererlangt hatte. Und wäre Kira nicht gewesen... wer weiß ob der Teenager dann überhaupt noch leben würde. Scott wälzte sich auch die Seite, schob seine Hände unter das Kissen und zog die Beine an den Oberkörper. Er hatte Issac in den letzten Tagen oft besucht und im dabei einen großen Teil seiner Schmerzen abgenommen, in der Hoffnung, dass er doch irgendwann zu sich kommen und dann die Heilung einsetzen würde. Und auch wenn es Isaac nicht wirklich direkt half, so hatte Scott doch wenigstens das Gefühl irgendetwas zu tun, um zu helfen. Und wenn es nur um eine Weile Erleichterung ging. Scott zog eine Hand unter dem Kissen hervor und betrachtete sie. Vor seinem geistigen Auge sah er die schwarzen Linien des Schmerzes, die sich seinen Arm entlang zogen, wann immer er die Schmerzen eines anderen auf sich nahm. Er machte ihn damit zu seinem eigenen Schmerz. Als Werwolf hatte er eine höhere Tolleranzgrenze und ernorme Heilkräfte (meistens jedenfalls). Aber wirklich helfen konnte er nicht. Wie ermattet lies er die Hand wieder fallen, kniff die Augen zusammen und drehte sein Gesicht in sein Kopfkissen. Er war ein Alpha, aber er war zu schwach, um die zu beschützen, die ihm wichtig waren. Und sei es auch nur vor sich selbst... Was seine Gedankengänge in Richtung seines besten Freundes driften lies. Stiles. Stiles der eigentlich mehr war, als ein guter Freund, mehr sogar als ein bester Freund. Fast wie ein Bruder. Seine Mutter hatte ihm erzählt, wie vor ein paar Tagen Stiles, als es ihm so schlecht ging, ins Krankenhaus kam statt einfach nur nach Hause zu gehen. Melissa hatte sich seiner angenommen und ihn in ein leeres Zimmer bugsiert. Dort gab sie ihm ein leichtes Sedativum, damit er ein paar Stunden schlafen konnte. Und das Stiles sich an ihre Hand klammerte und sie „Mom“ genannt hatte während er einschlief. Melissa hatte versucht ihre Fassung zu bewahren, als sie ihrem Sohn das erzählte, aber diese einfache Geste hatte sie zutiefst gerührt. Denn in gewisser weise war sie ja nach Claudias Tod zu einer Ersatzmutter für Stiles geworden. Und für Scott... für Scott war Stiles so was wie seine Rettungsleine zum normalen Leben geworden. Seine Erdung. Bei all dem Verrückten, was ihnen seit jener Nacht im Wald passiert war, der Darach, die Opfer, das Alpha-Rudel, ohne Stiles hätte er das alles nicht durchstehen können. Nur wegen Stiles war bislang alles immer wieder gut geworden, weil er das große Ganze nie aus den Augen verlor und die gute Spürnase seines Vaters geerbt hatte. Wäre Stiles nicht so ein hoffnungslos Adderall-verseuchter hyperaktiver Kerl, er würde einmal der beste Detective der Welt werden können. Wenn er denn so alt werden würde... Der Gedanke an Stiles kurz vor dem MRT, wie er da in diesem Krankenhaus-Hemdchen auf der Pritsche saß und quasi auf sein Todesurteil wartete... das brach Scott fast das Herz. In dem Augenblick war Scott klar geworden, dass er ihn verlieren würde. Es war nicht mehr nur die theoretische Option ‚irgendwann wenn wir beide Opas sind’. Nein, es war real, greifbar und erschreckend. In dem Moment wurde Scott etwas klar. Er durfte das nicht zulassen. Er konnte das nicht zulassen. Sie mussten etwas tun. ER musste etwas tun. Sein innerer Wolf knurrte frustriert. Scott HATTE die Macht, etwas zu unternehmen. Aber hatte er auch die Kraft dazu? Er wusste, der Biss alleine war kein Garant für den Erfolg. Der Körper musste das... „Geschenk“, wie die Hale-Herren es nannten, auch annehmen. Und das war keine ausgemachte Sache. Isaac hatte ihm die Geschichte erzählt, wie Derek zu seinen blauen Augen gekommen war. Ihm war vollkommen klar, dass es auch nach hinten losgehen konnte und seine Zeit mit Stiles sich dadurch noch mehr verkürzen würde. Aber es war vermutlich Stiles einzige Chance. Scotts Gedanken rasten. Er hatte nie jemand anderes seinen Fluch aufbürden wollen. Die Sache mit Gerard zählte nicht, das hatte der sich selbst zugefügt. Und Scott hatte auch nur mitgemacht, um alle anderen zu schützen. Aber es hatte Scott eines gezeigt, dass der Biss alles heilen konnte. Gerards Krebs im Endstadium war tatsächlich wie durch Zauberhand verschwunden. Einen Atemzug lang hatte er noch das Für und Wider abgewogen, dann hatte er seine Entscheidung getroffen. Die einzige Entscheidung, die er treffen konnte. Die für Stiles. Sein fester Blick hatte den gebrochenen von Stiles gesucht. Er hielt ihn mit den Augen fest und versprach ihn zu retten. „Ich werde etwas tun!“ Stiles Augen wurden größer, als er sich der Tragweite dieser scheinbar so einfachen Aussage bewusst wurde. Er war keine einfache Floskel. Ganz leicht nickte er, wie um Scott sein Einverständnis zu geben. Dann umklammerten seine Arme Scott, wie ein Ertrinkender einen Rettungsring im Angesicht eines Sturmes festhalten würde. Und nun lag Scott hier auf seinem Bett und fragte sich, ob er das tatsächlich auch durchziehen konnte. Dieser Nogitsune, dieser böse Geist, hatte sich im Kopf seines besten Freundes breit gemacht. Er war Schuld daran, das Barrow versucht hatte Kira zu töten. Er hatte die Falle gebaut, die den Coach mit einem Pfeil im Bauch bekannt gemacht hatte. Er war es, der die Stromversorgung vom Krankenhaus manipuliert hatte, die letztlich für Isaacs Zustand verantwortlich war. Er war es gewesen, nicht Stiles. Und das alles nur, damit Scott den Schmerz der Leute in sich aufnehmen und als konzentriertes Futter für ihn bereit stellen konnte. Selbst als der Nogitsune mit Stiles Gesicht ihn auslachte, mit Stiles Stimme ihn verhöhnt und mit Stiles Händen das Katana in seinem Bauch gedreht hatte, war es noch immer nicht Stiles Schuld. Es war der Nogitsune. Scott war sich dessen bewusst. Aber Scott wusste auch, dass er nicht einem von beiden Kraft geben konnte, ohne auch den anderen zu stärken. Konnte man beide wirklich noch von einander trennen? In der kleinen Schriftrolle, die sie bei Silverfingers Sachen gefunden hatten stand, dass eine „Verwandlung“ den Nogitsune austreiben konnte. Scott konnte diese „Wandlung“ initiieren, so wie es sein ursprünglicher Plan gewesen war. Aber was wäre, wenn er damit den Teufel mit dem Beelzebub austreiben würde? Wenn der Nogitsune sich dadurch noch fester in Stiles verankern würde? Wäre es wirklich besser für Stiles und alle anderen, wenn er ihm den Biss geben würde? Vor Scotts geistigem Auge erschienen die Gesichter von drei anderen Teenagern, für die es nicht nur Segen sondern auch tödlicher Fluch gewesen war, sich der „Vollmond-Clique“ anzuschließen. Zwei davon hatte es bereits das Leben gekostet und der dritte rang mit dem Tod. Er fühlte sich wegen der drei unglaublich schuldig. Er kam zu spät, um Erica zu retten. Er war zu schwach um Boyd zu retten. Und er war nicht Alpha genug, um Isaac zu helfen. Aber eines war trotzdem sicher, er würde nie aufhören es zu versuchen! In diesem Augenblick meldete sich sein Handy und verkündete die Ankunft einer neuen Nachricht. Scott wand sich auf dem Bett, bis er das Gerät aus seiner Hosentasche gezogen hatte. Seine Augen wurden groß, als er den Absender las: Stiles. Scott lies vor Überraschung fast sein Handy fallen, so plötzlich richtete er sich auf und beeilte sich die Nachricht zu öffnen. Erst dann begann er sich zu wundern. ‚Ich dachte Stiles darf im Eichen-Haus keinen Außenkontakt haben?’ Doch er merkte, dass die Nachricht zeitversetzt geschickt worden war. So war Stiles, immer für eine Überraschung gut. „Scott,“ stand da. „Es tut mir Leid, dass ich euch derzeit so viele Umstände mache. Lass dir von den anderen helfen, ihr kriegt das zusammen schon hin. Auch ohne Handbuch. LUV, Stiles“. Er lies das Handy aufs Bett fallen. Keine Ahnung wie er das machte, aber Stiles wusste immer, was er sagen sollte, damit Scott sich besser fühlte. Wie hatte Lydia letztens gesagt? ‚Es ist alles in seinem Kopf. Nur eine Frage der Einstellung. Wenn er überzeugt ist, nicht stark genug zu sein, dann ist er es auch nicht. Wenn er glaubt nicht heilen zu können, dann wird er das auch nicht.’ Lydia war die klügste Person, die Scott kannte. Sie hatte wie immer Recht. Er hatte sich selber bildlich gesprochen an die Leine gelegt, weil er trotz allem noch immer Angst vor seiner wölfischen Seite hatte. Angst davor, die Kontrolle zu verlieren. Und noch schlimmer, davor am Ende seine Freunde zu verletzten. Aber so wie Allison damals seine Wunde vernäht hatte, damit er sich wieder aufraffte, so würden seine Freunde ihm auch diesmal zur Seite stehen. Mit ihrer Hilfe würde er die selbstauferlegten Ketten abstreifen und zu dem Alpha werden, den alle brauchten. Den Stiles jetzt brauchte. Was würden die anderen wohl zu seinen Bedenken sagen? Vermutlich käme von den Zwillingen so was wie „Komm endlich damit klar, das Leben ist kein Kindergeburtstag“. Derek würde ihn aus seinen großen Blauen Augen finster anstarren und ein „Wirklich, Scott?“ rauslassen, egal was er machte. Ein überzeugtes „Du schaffst das,“ wäre Allisons Beitrag. Isaac würde vermutlich nur aufmunternd nicken. Selbst von Peter käme ein „Mach was du willst, aber entscheide dich endlich mal.“ Scott holte tief Luft. „Ich lasse dich nicht im Stich Stiles. Ich werde etwas tun.“ Er hatte sich entschieden und fühlte, wie es heiß in seiner Brust wurde. Er würde Stiles retten. Auf jeden Fall und wenn es sein eigenes Leben kosten sollte. Er würde Stiles retten. Vor seiner Krankheit und vor dem Nogitsune. Für ihn würde er zu dem Alpha werden, der er sein musste. Scott braucht nicht in den Spiegel zu sehen um zu wissen, dass seine Augen tiefrot glühten. „Ich werde dich retten, verlass dich darauf!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)