Waking up von Lie_Majesty (in another world?) ================================================================================ Kapitel 3: Elliot wird Pink --------------------------- Chapter 03 Elliot wird Pink   Wenn ich eine Illusion wäre, würde ich dich fürchten. Du würdest mich einfach verschwinden lassen, und bald vergessen habe das ich existiere. Wenn ich nicht sein darf –   Was soll ich stattdessen für dich sein?   Zeit war ein seltsames Wort. Man konnte diese nur messen und kaum ein Gefühl für sie entwickeln. Zumindest ging es Elliot so. Seit er in diesem Schloss erwacht war, hatte einer Nacht der Anderen gefolgt.                                     Die ersten Abende, an die er sich zurück erinnern konnte, war die Sicht aus seinem Fenster von halbbelaubter Vegetation geprägt worden, die in Orange-und Rotfarbenden Tönen zu Boden gefallen war. Inzwischen jedoch war alles von einem kalten Weiß verschluckt worden, dass in Mondbeleuchteten Nächten die übliche Dunkelheit, in Dämmerlicht erschienen lies. Es war Winter geworden. Die Wunde an seinem Hals war kaum noch zu sehen und verheilte erschreckend schnell, selbst die dunklen Blutergüsse waren fast gänzlich verblasst. Elliot konnte sich an seine ersten Nächte kaum noch erinnern. (#_msocom_2) Nur noch verschwommen waren da einige  Bilder, die immer wieder auftauchten, wenn er versuchte zurück zu blicken und zu erfassen was seitdem mit ihm passiert war. Eine Treppe, ein enger Raum, große verspiegelte Gläser…ein Buch? Ebenso verschwommen waren auch seine Erinnerungen an sein vorheriges Leben.  An das Leben, was er geführt haben musste, bevor er als Vampir aufgewacht war.  Dieses Leben, so konnte der junge Halbling zumindest sich sicher sein, war ein völlig anderes. Er kannte das verklärte Gefühl der Sonne auf seiner Haut, aber es gehörte nicht mehr in seine Welt hinein. Er wusste dass er es gemocht, vielleicht sogar geliebt hatte, aber zurzeit wurde er einfach nur noch schlaftrunken, wenn die Sonne aufging.  Hier, in dieser Welt, legte man sich Tagsüber schlafen, um des Nachts aufzuwachen. Er versuchte sich zwar in diese neue „Allnacht“ einzuleben, doch wurde zugleich nicht das Gefühl los  dass er schlichtweg deplatziert worden war. Es war alles falsch und fremd. Schlichtweg ungewohnt und teilweise unerhört. Man zündete keine Lichter an, weil Vampire auch ohne Lichtquellen in der Finsternis scharfe Umrisse erkennen konnten. Man speiste warme, fast lebendige Mahlzeiten, weil man nicht die Konsistenz, sondern das Blut begehrte. Es gab einfach viel zu viele Kleinigkeiten die ihm abwegig und verkehrt erschienen. Wenn Elliot jedoch versuchte herauszufinden was an all dem so anders war und was denn vielleicht richtig sein könnte, versuchte er sich zugleich an sein vorheriges Leben zu erinnern – was immerzu scheiterte! Zumeist bekam er starke Kopfschmerzen, war grundlos gestresst  oder hatte Tagsüber Alpträume, von denen er, wenn er am Abend erwachte, völlig verstört und außer Atem war. Um sich wieder einzufangen, unternahm er des Öfteren lange und neugierige Spaziergänge durch das Schloss, in dem er nun lebte. Es war nicht selten, dass er dabei dem lustigen Eremitenzwerg über den Weg lief. Bisher wusste er Zwei Fakten genauestens über diesen; Man sollte ihn nicht provozieren, da sein Geduldsfaden ziemlich empfindlich schien und er würde ihn immer treffen, selbst wenn er es nicht wollte. Es schien wie ein Band das sie sich immer wieder begegnen lies. So als würde es sich mindestens einmal am Tag zusammenziehen und sie miteinander kollidieren lassen. Zuerst hatte sich der Zwerg Versteckt oder nur zögerlich blicken lassen, dann[3] (#_msocom_3)   aber immer mehr und vor allem offensichtlicher. Elliot war anfangs ziemlich verstört gewesen, als er einfach nur seinen Blick im Nacken gespürt hatte. Inzwischen hatte er sich jedoch daran gewöhnt und freute sich sogar auf jede weitere Begegnung. Leo, wie er nun wusste das er hieß, erklärte ihm manchmal was die Welt war, in der er aufgewacht war, und wie sie funktionierte, auf was er achten musste und was ihre Verbote waren. Oft saßen sie dazu in der hintersten Ecke der riesigen Schlossbibliothek zusammen und philosophierten über ihre verschiedenen Welten und dessen Zusammenhänge. Leo stellte auch viele Fragen an ihn, die er nur selten zu beantworten wusste. Durch ihre Unterhaltungen jedoch, hatte er sich daran erinnern können, dass er Elliot Nightray hieß und der Spross einer alten Adelsfamilie war, die wohl schon lange tot war. Das hatten sie feststellen müssen, als sie gemeinsam danach geforscht hatten. Ihre größte Frage war tatsächlich wer er war und wie er hierhergekommen war. Weshalb war er ein Halbling? Und warum hatte er so ungewöhnlich lange in diesem Schloss geschlafen? Leo erwies sich, in dieser Angelegenheit, als ebenso neugierig wie er selbst. Zusammen mit den Eremiten, hatte er angefangen in Büchern und im Internet, eine geniale Erfindung dieser Zeit, über sich und sein altes Leben zu forschen, allerdings nur mit wenig Erfolg. Er war dankbar dafür dass Leo, der in seinem Alter schien, so viel Einsatz in ihre Recherche steckte. Allerdings waren sie eine tickende Zeitbombe zu zweit. Ein falsches Wort reichte aus um den Kleinen an die Decke zu jagen. Er hatte ihn Z.B einmal aus Versehen Zwerg genannt und plötzlich war er völlig ausgeartet, hatte ihn beleidigt, mit Büchern geworfen oder sich sonst etwas einfallen gelassen. Er selbst war einfach nur völlig perplex und überfordert mit der Situation gewesen. Er hatte angefangen herum zu stammelt und sich anschließend den Kopf zerbrochen, wie er diesen ungewollten Streit wieder in Ordnung bringen sollte. Leo war schließlich sein einziger, wirklicher Verbündeter? in diesem ganzen Chaos. Trotz seiner anfänglichen Verzweiflung und Hemmung dem Kleinen Gegenüber, hatte aber auch Elliot sich allmählich verändert und  gelernt zu kontern oder gar wütend zu werden. Er hatte einen unheimlichen Stolz entwickelt, - musste aber auch nachgeben, nachdem er mit einem Tisch nieder beworfen wurde. Als er dann dass Level erreicht hatte wo er diesem ausweichen konnte und es kaum noch Beschränkungen gab, über was sie sich stritten und welche Flugobjekte eingesetzt werden könnten, war er es doch letztendlich, der immerzu verlor. Leo hatte die Gabe ihm das Wort im Mund herum zu drehen und es so aussehen zu lassen als wäre ER der Böse in dem ganzen Spiel. Schlussendlich brachte dieser ihm sogar dazu sich bei ihm zu entschuldigen!! Leo war einfach der seltsamste und komplizierteste Bewohner auf diesem Schloss. Jeder Andere Vampir hatte etwas Elegantes und Unnahbares an sich, nur der Zwerg schien irgendwie… anders? Er war nicht ungepflegt oder unausstehlich, trug seine Haare aber wirr und zerstreut um seinen Kopf herum, und dazu solche riesigen Okulare, dass man seine Augen dahinter nicht erkenne konnte. Er war Temperamentvoll, aber kaum abgehoben…. Elliot dachte oft über Leo nach. Er dachte seit ihrer ersten Begegnung pausenlos über ihn nach. Es fiel ihm sogar nicht einmal mehr auf wenn seine Gedanken ständig zu dem Eremiten hin abschweiften. Er wunderte sich nicht mehr darüber oder versuchte diese zu verdrängen. Es war natürlich und völlig selbstverständlich für ihn geworden. Es war einer der vielen Neuheiten die nun seine Welt ausmachten. „Hier wären wir.“ „Huh???“ Leo verdrehte die Augen und stieß die Tür zu seinem Zimmer auf. Sie kamen gerade von der Bibliothek und weil Levi sich heute dort nieder lassen wollte, hatte Leo vorgeschlagen dass sie in seinem Zimmer weiter lesen konnten. Der Zwerg betrat als erster sein Zimmer und knipste die Lichter an, die den Raum in ein dämmriges Licht hüllten. Elliots Augen waren nicht so gut wie die der Vampire, weshalb Leo sich bereits daran gewöhnt hatte das er dieses Licht mochte und brauchte. Leos Zimmer war genau wie er selbst, ungeordnet, Chaotisch und voller Inhalt. Elliot wusste gar nicht wo er es sich hätte annehmlich machen können, ohne sich auf Bücher oder sonstigen Kram drauf setzen zu müssen, als Leo meinte „Mach es dir bequem.“ Unsicher schweifte sein Blick über die Bücherstapel, die sich scheinbar überall angehäuft hatten. Schlussendlich räumte sich der Halbvampir ein Sofa frei, dass er entdeckt hatte und versuchte das Recherchematerial, das er bisher herum getragen hatte, irgendwo neben sich abzustellen. Als er es auf den Tisch abstellen wollte, spürte Elliot wie etwas Weiches seinen Arm streifte. Erschrocken fuhr er zurück und starrte  auf das plüschige Etwas vor sich. „Waah, was zum-?“ „Haha,  sag bloß du fürchtest dich vor einer unschuldigen Katze?“ Amüsiert ließ sich Leo neben Elliot aufs Sofa sinken und nahm dabei die schwarze Katze auf seinen Arm. „Das hier ist Jabberwock.“ „Blutsauger haben Haustiere?“ „Für gewöhnlich eigentlich nicht, aber ich wollte welche.“ Kam die trockene Antwort vom Vampir. Elliot hatte doch gewusst das er anders war, und zwar deutlich! Zu der schwarzen Katze gesellte sich noch eine weiße hinzu, die aber gleich zu Elliots Schoß weiter hüpfte und sich dort einnistete. „Hm, wie ungewöhnlich.“ „Was?“ Leos Hand strich weiter über das glänzende Fell von Jabberwock, der inzwischen angefangen hatte selig zu schnurren. „Normalerweise meiden sie Andere Vampire. Zumindest fauchen sie Levi und die Anderen an und verschwinden sofort. Bei dir allerdings- vielleicht stinkst du ja noch nach Mensch und sie mögen das.“ „Stinken? Du hast vielleicht Nerven..“ Elliot hätte am liebsten den amüsierten Unterton in Leos Stimme überhört. Was war schließlich so schlimm daran ein Mensch zu sein? „Nun ja… Zumindest scheint Humpty Dumpty einen ziemlichen Narren an dir gefressen zu haben.“ „Humpty Dumpty? Wie kommst du bloß auf solche Namen?“ „Ich finde diese Name ziemlich passend, hast du etwa etwas an ihnen auszusetzen?“ „Nein, so war das nicht gemeint… ich fand nur-„ Genau das hatte Elliot gemeint, als er behauptete dass Leo den Ärger fast schon magisch anzog. Ein unbedachtes Wort konnte ihn schon gegen den Strich gehen oder er legte es sich je nach Lust und Laune bequem zusammen. Bevor Leos spitze Bemerkung zu einem Streit ausarten konnte, schwang allerdings die hohe Flügeltür seines Zimmers auf und Lacie trat in den dämmrigen Raum hinein. Sofort veränderte sich die komplette Atmosphäre in ihrer Umgebung und alle Augenpaare richteten sich auf sie. Elliot wusste noch nicht wie er es richtig beschreiben sollte, aber wo immer auch Lacie sich aufhielt, schien sich der Raum automatisch zu erhellen und das grau der Wände und die Kälte des Schlosses sich in Wärme und Freude umzuwandeln. Ihr verspielter und zugleich ruhiger Charakter, was an sich schon konträr war, stimmte die meisten Personen um sie herum ihr wohlgesinnt. Elliot zumindest hatte sie auf Anhieb gemocht. „Leo! Elliot! Steckt ihr wieder beisammen? Ich bin der Langeweile überdrüssig, wollen wir uns unterhalten?.“ Unbesonnen ließ sie sich aufs Sofa fallen und verscheuchte Humpty Dumpty und Jabberwock, die fluchtartig das Gebiet räumten. Etwas von ihrem blumigen Duft kitzelte Elliot in der Nase. Leo ließ sich von Lacies Eintreten deutlich weniger beeindrucken und sah murrend seinen Katzen hinterher. „Warst du nicht heute mit Levi verabredet?“ Kam die trockene Frage von diesem. Die hübsche Schwarzhaarige beließ beleidigt ihre Wangen auf und blickte ebenso zu Leo. „Ach, ich habe es mir anders überlegt. Die Nacht ist viel zu klar als das ich sie mit warten verbringe wollen würde, lass uns lieber etwas tanzen, Leo?“ „Hat er dich wieder versetzt?“ „Dann vielleicht Elliot? Weißt du wie man tanzt?“ Elliot wusste von Lacie dass sie und Levi ein Bündnis der Ewigkeit geschlossen hatten, was in etwa einer Hochzeit in der Menschenwelt gleich kam. Levi schien der Oberhaupt des Baskerville Clans zu sein und hatte zusammen mit Lacie sogar bereits eine Tochter, die allerdings in einen anderen Clan eingebunden worden war. Sie hatte ein Bündnis mit den Vessalius geschlossen und lebte wohl an einen anderen Ort. Desweiteren lebte nur noch Oswald, Lacies Bruder, in diesem Schloss. Oswald schien etwas verschwiegen und eigen zu sein. Wenn man sich jedoch mit ihm unterhielt sah er einem immer in die Augen und behandelte einen mit ehrlicher Freundlichkeit. Er war ebenso warm wie seine Schwester, nur nicht so stürmisch und offen. Auch Levi gab sich hell und freundlich – allerdings hatte Elliot immerzu das Gefühl von diesem beobachtet und inspiziert zu werden. Bei seinem Lächeln konnte es einem eiskalt den Rücken runter laufen und wenn er genau darüber versuchte nachzudenken, erschien er ihm undurchschaubar und verklärt. Er war ihn unheimlich und war immerzu mit irgendetwas beschäftigt, weshalb er kaum Zeit über hatte. Nicht einmal für seine Frau. Es war dem Halbvampir wirklich ein Rätsel wie Lacie mit diesem eine Art Bündnis eingehen konnte. Es fiel ihm einfach schwer sich vorzustellen, dass sie sich lieben konnten. Elliots Blick richtete sich auf den weiblichen Vampir, die ihn immer noch erwartungsvoll ansah. „Uhm… I-ich weiß nicht ob-„ Abermals wurde die Tür aufgestoßen und Oswald trat in das Zimmer herein. „Ich hatte geklopft aber Niemand hat reagiert…. Lacie, es ist um Mitternacht.“ Oswalds Stimme war angenehm ruhig und auch er schien eine ganz eigene Atmosphäre zu verkörpern. Lacie schien kurz abzuwägen wie sie reagieren sollte, erhob sich dann aber und strich ihr Kleid glatt. „Nun ich bin dann zu Mittag essen“ Sie schritt bis zur Tür, dreht sich aber noch einmal kurz um „Ihr esst ja immer im Zimmer. Guten Appetit.“ Damit dreht sich gänzlich um zum gehen.  Leo folgte ihnen ebenfalls, um ihr Essen zu holen. Zu „Mittag“ essen war immer noch ein Thema, an das Elliot sich gewöhnen musste. Die Mahlzeiten bestanden zumeist aus blutigem Lamm, Rinderfilets, ganze Vögel und gekochte Blutsuppen- oder sonstige tote Viecher, dessen Blut noch warm war, während er sie zu sich nehmen musste. Anfangs hatte sich der Nightray beharrlich dagegen gesträubt und mit ekel angesehen, wie man die Blutmahlzeiten zu sich genommen hatte. Der Mischling hatte versucht sich normales essen zu kochen und sich von diesem zu ernähren. Nach einigen Tagen, und nachdem er im Schloss herum getaumelt war, hatte ihn Leo jedoch gezwungen etwas zu essen und hatte ihm beigebracht wie man einer Eule das Blut aussaugte. Ihm war es viel schwerer gefallen als Leo, der die längeren und spitzeren Fangzähne besaß. Außerdem tat ihm das hübsche Tier leid, dass er in Händen gehalten hatte. Es hatte in seinen Händen noch gezappelt.  Zudem fand er es nach wie vor widerlich sich dem einfach so hinzugeben, wie eine Bestie. Seiner Meinung nach wirkte die Mahl-Zeit fast schon bestialisch, weshalb er für sich selbst entschlossen hatte dass er es bevorzugte alleine und ungesehen zu speisen. Einzig Leo erlaubte er es ihn Gesellschaft zu leisten. Leo…. Leos Gesellschaft war wirklich noch die angenehmste von allen. Nur dank ihm hatte er sich in die Nacht so schnell eingewöhnen können. Er lernte Lacie, Oswald und Levi ein wenig besser kennen, Mitglieder der Baskerville Familie und Mitbewohner dieses Schlosses. Er gewöhnte sich daran dass er nachtaktiv war und Leo der Einzige schien, der bis in den morgendlichen Mittag hinein gerne Bücher las. Allmählich entwickelten sich sein verbesserte Geruchs, Seh- und Hörsinn ebenfalls waren seine Eckzähne gewachsen, aber zum Glück nicht so lang und spitz wie die von Levi oder Leo. „Das ist wie ein seltsamer Traum..“ „Was meinst du?“ Erschrocken hob Elliot den Blick, als er Leos Stimme vor sich hörte. Er hatte ihn gar nicht wieder reinkommen hören. „Ach, nichts.“ Zögerlich griff er nach dem silbernen Tablett, das ihm der Kleinere entgegen hielt. Es war keine große Überraschung mehr das darauf eine Eule serviert wurde. Leos Lieblingsmahlzeit.     Am späteren Abend, und Müde von ihrer Recherche, saßen sie gemeinsam am Flügel und gingen ihren jeweiligen Gedanken nach. Elliot strich verloren über die Tasten und versuchte die verlorenen Erinnerungen einzuordnen, die er glaubte zu erkennen, wann immer er in der Nähe eines Klaviers kam. Völlig zufällig hatte er einmal Oswald beim Spielen zugehört und dabei war ein vertrautes Gefühl in ihm erwacht. Daraufhin hatte dieser ihm ein eigenes arrangieren lassen, auf dem es ihm aber schwer fiel zu spielen. Seine Finger glitten zwar geschmeidig und geübt über die Tasten, jedoch unharmonisch und chaotisch jeglicher Melodie. Erst nach und nach hatte er sich daran erinnert wie dieses Instrument funktionierte und hatte sich dabei von Oswald ein paar Stücke beibringen lassen. Wenn er am Flügel saß, war Leo immerzu in seiner Nähe und las, stillschweigend in einer Ecke, seine Schundroman, wie er mit Entsetzen heraus gefunden hatte, oder setzte sich neben ihn und spielte mit. Das waren die Momente die er am meisten genoss. „Magst du nicht herkommen?“ „Mh?“ „A-ach. Nichts.“ Bemühte Elliot sich flüchtig heraus zu reden. „Du solltest mich aufgrund von „Nichts“ nicht aus meiner Lektüre reißen.“ „Mh, tut mir leid.“ Wenn man das überhaupt Lektüre nennen darf, schoss sogleich der Gedanken in Elliots Kopf hinterher. Es war aber schon bitter dass Leo diese Bücher wichtiger waren, als ein Stück gemeinsam zu komponieren. Wenn Leo und er Vierhändig spielten, hatte er das Gefühl sich von allen seinen Problemen abschotten zu können und sich ihrem Spiel voll und ganz hingeben zu können. Leo allerdings bevorzugte es ja stillschweigend im Ohrensessel zu sitzen und sich in sein Buch zu vertiefen, auch wenn er manchmal glaubte seinen Blick auf sich zu spüren. Es war seltsam, aber Elliot spürte immer wenn Leo ihn ansah und hörte auch immer wenn er seinen Namen rief, vermutete er zumindest. Selbst wenn er in einem anderen Raum war oder wenn dieser diesen nur lautlos vor sich her murmelt spürte er das Gefühl gerufen zu werden. Manchmal rief Leo nach Elliot völlig unbewusst und war dann überrascht darüber, dass dieser plötzlich vor ihm stand und nachfragte ob er gerufen worden war. „Ist es eigentlich wichtig dass du dich erinnerst?“ Leos Frage hatte die entstandene Stille zerrissen und schwebte nun schwer im Raum zwischen ihnen. Völlig verwundert drehte Elliot seinen Kopf in seine Richtung und wusste nicht was er auf seine Frage hin antworten sollte.  Weshalb fragte er aus heiterem Himmel gerade solch eine Frage? Hatte er es satt mit ihm nach sich zu suchen? War ihm langweilig geworden? „Ich… Ich bin neugierig“  begann Elliot zögerlich. Es war die Wahrheit. Es vermutete dass es ihm wichtig sein könnte zu wissen woher er kam und wohin er vielleicht wirklich hingehörte. Vielleicht verschwand dann auch endlich das Gefühl deplatziert worden zu sein. Dieses Gefühl eine Lüge oder eine ausgedachte Rolle zu spielen.   Es ist, als hätte man einen Obstbaum entwurzelt und in einen Wald gestellt, Er ist völlig fremd und fragt sich ob er je auf einer Obstwiese gestanden hatte. Dieses Unwissen erfüllt mich mit Unsicherheit und dem Gefühl mich verloren zu haben. Ich frage mich wer ich wirklich bin, wie ich früher wohl war und wie anders ich wohl jetzt bin.   Leo antwortet nur mit einem gedämpften „Hm.“ Und widmet sich wieder seinen versauten Zeilen des Romans. Elliot musterte ihn aber immer noch fragend und leicht verwirrt. Dabei fiel ihm auf, dass sein Seitenprofil etwas Zierliches an sich hatte, es wirkte fast so schmächtig wie das eines Mädchens. Anfangs hatte er sich wirklich noch vor ihn gefürchtet und Leos Charakter für schwierig gehalten, inzwischen empfand er all das jedoch als wirklich liebenswert. Er hat eine zierliche, kleine Statur die ihn hätte unbeholfen wirken lassen können, wenn da nicht sein starker und überzeugender Charakter gewesen wäre. Leo hatte keine Probleme ihm die Stirn zu bieten oder seine Gedanken offen auszusprechen. Sein Haar stand zwar in allen möglichen Richtungen ab, war aber unheimlich weich und seine Haut blass und - warm. Und selbst seine Augen, die er immer durch diese dicken Brillengläser verdeckte, waren wunderschön. Elliot erinnerte sich noch lebhaft daran als er sie das erste Mal gesehen hatte und ihm glatt das Herz stehen geblieben war.  Er hatte vergessen wie man atmet und hatte ihn mit wild pochenden Herzen angestarrt, war fasziniert seinen Linien gefolgt und hatte sich in seinen Violetten Amethysten verloren, sich von dem goldenen Lichtschimmer darin bezaubern lassen. Es war ein Zufall gewesen dass er ihn so gesehen hatte, und Leo schien auch anfangs erschrocken gewesen zu sein, hatte ihm dann aber auch noch zugelächelt und der Nightray hatte den Eindruck gehabt das seine Welt plötzlich Kopf stand. Auch jetzt wo Elliot bloß daran dachte hörte er sein Herz in den Ohren Pochen und glaubte dass seine Wangen sich rot gefärbt hatten. An seinem leisen Kichern wusste Elliot, dass Leo seine Reaktion nicht entgangen sein konnte. Beschämt versuchte er sich wegzudrehen und wieder zu fangen. „W-was!?“ „Ach nichts~ Ich finde es nur süß wie du rot wirst.“ „I-Ich werde nicht rot!!“ „Ach so~? Dann Pink.“   Leo kichert amüsiert und hält sich dabei verstohlen die Hand vor dem Mund. Eigentlich hatte er sich kaum auf sein Buch konzentrieren können, weil er daran hatte denken müssen was wohl Elliot tun würde wenn er sich wieder erinnern könnte – ihm bedrückte die Angst davor dass er, wie Andere Halblinge, ein Leben unter Menschen suchen würde. Es war nicht selten dass sie den Clan verließen dem sie entstammt waren und ihre eigenen Wege suchten. Der Gedanke plagte ihn schon seitdem ihm Levi davon erzählt hatte. Leo hatte auch deswegen versucht dem Älteren von dessen Familiensuche etwas abzulenken und ihn stattdessen mehr in ihren Clan einzugewöhnen. Zumindest mit Oswald schien er ja allmählich warm zu werden. Elliot hatte viele seltsame Eigenheiten, die wohl auf seine menschliche Herkunft zurück zuführen waren. An die meisten davon hatte er sich allerdings bereits gewöhnt. Außerdem machte es Spaß ihm zu ärgern und aus der Reserve zu locken- auch wenn er ihn ab und zu wirklich nerven konnte und wütend werden ließ. Zumindest hatte der Trottel gelernt dass es unklug war auf seine Größer herum zu hacken. Gelassen verdeckte sich der Baskerville sein linkes Ohr und demonstrierte so deutlich, dass er Elliots Gemecker als anstrengend empfand, etwas was ihn nur noch mehr aufregte. Ein weiteres Kichern ließ seine Schultern beben, jetzt war der Nightray wirklich rot~. „Manchmal wirkst du so gestresst, vielleicht solltest du etwas Dampf ablassen~, aber ihr Menschen seid oft so prüde~.“ Resigniert schüttelte Leo den Kopf und hob scheinbar mutlos seine Hände. Das Buch lag vergessen auf seinem Schoß. Elliot hingegen regte sich inzwischen auf Hochtouren auf und schien anfangs erst gar nicht zu verstehen was der Schwarzhaarige gemeint hatte. „Ich rege mich gar nicht auf! DU bist es der-WAS!!? D-D-Du….“ Er traute sich kaum nachzufragen was Leo gemeint hatte, da er ihn wirklich alles zutraute. Leo warf kokett seinen Kopf in den Nacken und beobachtete ihn hinter seinen dicken Brillengläsern.  Seine Lippen zierte ein amüsiertes Lächeln. „Wir gehen mit vielen Themen ein bisschen… sagen wir mal offener um als ihr vielleicht“ Mit dem „Wir“, meinte Leo natürlich die Vampire. Elliot hatte durchaus seine Reize und hatte ein attraktives Profil. Oft hatte Leo ihn verstohlen beobachtet, während dieser in einen der Bücher vertieft war, indem er sich erhoffte mehr über sich selbst heraus zu finden. Es faszinierte ihm wie seine Azurblaue Augen konzentriert über den Text schweiften, wie er seine perfekten Lippen aufeinander presste, seine Kinnkanten, die gerade Nase, das  verführerische Muttermal, Gott im 17-18ten Jahrhundert hätte er sich vor Liebhaber nicht retten können. Elliot trug seine blonden Haare auf einer Seite länger als auf der anderen und Leo mochte die verspielte längere Seite und fragte sich wie es sich anfühlen würde durch seine kurzen Haare durchzustreichen. Seine glatte Stirn zu berühren, seinen Hals zu beschmecken. Sein Blick schweifte zu den Lippen des Nightrays, die er in seiner Tirade weit aufgerissen hatte um ihn zu belehren das er doch den ganzen Quatsch von seinen „Schundromanen“ hatte, wie er seine Bücher  so schön nannte. Leo ließ sich nur wenig davon beeindrucken, stand von seinem Platz auf und setzte sich direkt neben ihn. Der Klavierhocker war breit genug um für sie beide genügend Platz zu bieten. Kurzerhand beugte sich der Baskerville zu ihm hoch und verschloss ihre Münder miteinander. Leo konnte spüren wie Elliot schockiert inne hielt und vergaß zu atmen. Er war so ein Anfänger. Er selbst nutzte die Chance um mit seiner Zunge über seine geöffneten Lippen zu streichen. Dabei über mahnte ihm das Gefühl elektrisiert zu werden. Eine warme Welle durchfuhr ihn und unter seiner Haut kribbelte es neugierig.   Immer wenn ich bei dir bin ist mir schwindelig vor Aufregung. Ich bin von dir und deiner Welt fasziniert, was würde ich dafür geben um dich in meine zu ziehen. Aber du beharrst darauf sie nicht sehen zu können. Ich will dich berühren Elliot… Der Drang ist so stark das ich vergesse zu denken und aufhöre zu atmen. Es tut weh, wenn sich mein Herz derart zusammen ziehen muss.   Elliot war so warm, sein Geschmack so süß- viel zu schnell fasste sich der Nightray wieder und schob ihn von sich. Sein Herz zog sich erneut zusammen und ein dumpfer Schmerz durchzog nun seinen Körper. Der Blonde Schönling war nicht nur bis zu den Ohren, sondern selbst am Hals rot angelaufen. Er rang immer noch nach Worten, doch bevor er welche finden konnte stand Leo auf und versuchte das dumpfe Gefühl in sich zu überspielen. „Pff~ du bist wirklich noch ein Kind E l l i .“ Halte die Luft an, richte meinen Blick gerade auf dich und quäle mich zu einem frechen Lächeln Scheinbar amüsiert klappte der Baskerville sein Buch zusammen, das er vom Sessel mitgenommen hatte, und verließ schulterzuckend den Raum. Kaum hatte er jedoch die Tür hinter sich geschlossen stieß er die angehaltene Luft zwischen den Zähnen aus und flüchtete sich eilig in sein Zimmer. Es brannte. Seine Brust stach bei jedem Atemzug- und er ärgerte sich darüber das Elliot ihn abgewiesen hatte. Seine Gefühle verwirrten ihn und ließen ihn nicht zur Ruhe kommen – wer oder was war Elliot, dass er ihn so beeinflussen konnte. Er war doch nur eine halbe Leiche, ein Zombie! In seinem Zimmer hielt er es jedoch auch nicht wirklich lange aus, weshalb er dieses wieder nach kurzer Zeit verließ und stattdessen durch das riesige Schloss schlenderte. Als ihm das Gefühl übermahnte zu ersticken, flüchtete er sich hinaus in den Wald, der ihr Anwesen umgab. Zurzeit war es 3 Uhr morgens und selbst für nachtaktive Tiere, die Zeit etwas ruhiger zu werden. Der Baskerville nutzte die Chance um etwas auf Jagd zu gehen, obwohl sein Hunger sich deutlich in Grenzen hielt. Seine Lieblingsmahlzeit, Eulen, in dem Fall die Waldohreule, hatte er bereits auf einen der Bäume erspäht. Lautlos schlich er sich an diese heran und war mit ein paar Sätzen auf dem Baum Hoch geklettert. Die Eule bemerkte seine Anwesenheit zu spät, als sie ihre Flügel ausstreckte um zu entkommen, hatte Leo sie bereits genau an diesen zu sich heran gezerrt und war im Begriff seine Zähen in ihren Leib zu rammen- hielt aber kurz davor inne und lies sie lustlos entkommen. Seine Brille war beim heraufklettern des Baumes abgefallen und lag nun vergessen auf dem Waldboden herum. Plötzlich erschöpft machte er es sich auf dem dicken Ast bequem und baumelte kopfüber hinunter, seine Knie über den Ast geklemmt, bewahrten ihm vor dem Fall. Elliot war doch der größte Vollidiot den man sich vorstellen konnte! Das dumpfe Gefühl war immer noch da. Es brannte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)