Little New Sister von Piratenqueen (Das Mädchen mit den Katzenohren) ================================================================================ Prolog: Ein Albtraum namens Trauer ---------------------------------- Prolog: Ein Albtraum namens Trauer   Tod. Ein Wort, welches mit vielen anderen Worten in Verbindung steht.   Manch einer träumt vom Jenseits. Von kleinen süßen Engeln in Frauengestalt und knappen Kleidern. Von kleinen Teufeln unten in der Hölle, welche mit einem Dreizack und spitzen Hörnern herumlaufen. Von eine Art Gott, welcher bestimmt, ob man den kleinen Fahlstuhl nach oben in den Himmel nimmt, oder den Fahrstuhl nach unten in die Hölle nimmt. Wer weiß schon, was passiert, wenn man stirbt? Nur Verstorbene können dies beantworten…   Vielleicht hängt es ja wirklich davon ab, wie wir uns in unserem Leben benehmen. Vielleicht aber auch nicht.   Aber mit dem Tod kommt auch das Ende des Lebens. Vielleicht verspürt man Reue. Manch einer sogar Erlösung.   Man erzählt sich, das gesamte Leben würde an einem vorbeiziehen. Stimmt das? Vielleicht…   Aber, das Schrecklichste, was mit dem Tod kommt, ist Trauer. Leid.   Ein Wesen lässt meist irgendjemanden zurück, der ihm viel bedeutet. Ein Wesen, welches den Verstorbenen geliebt hat. Geliebt, wie einen Bruder oder eine Schwester. Vielleicht geliebt, als einen Geliebten und einen besten Freund.   Diese Wesen sind es, die den Schmerz mit sich herumtragen. Der Schmerz namens Trauer. Es zerfrisst die meisten Menschen innerlich. Die Seele und der Geist werden auf die Probe gestellt. Einige zerbrechen daran. Andere schaffen es, es zu überwinden.   Es ist schwer, einen geliebten Menschen loszulassen. Aber, man muss loslassen. Ansonsten zerbricht man selbst…   Viele Menschen sterben. Wir müssen es akzeptieren. Doch, oft sagen wir, wenn wir weinend in irgendeiner Ecke sitzen: Bitte, komm zurück! Ich vermisse dich!   Doch, das wird niemals passieren. Was passiert ist, ist passiert. Wir können nichts ändern. Wir können nur versuchen, unser Leben zu erfüllen. Wir lassen los. Und, wir sagen:   Auf Wiedersehen! Ich werde dich nie vergessen!   Kapitel 1: Schiffbrüchiges Kätzchen -----------------------------------                                                              Kapitel 1: Schiffbrüchiges Kätzchen Ein Schrei schallt über die Insel im Calm Belt. Amazon Lily. Die Tiere schrecken auf. Dieser Schrei. Er ist laut. Verzweifelt und voller Trauer. Die Menschen auf der Insel, welche ausnahmslos Frauen sind, seufzen auf. Nicht, weil sie genervt sind. Nein, sie sind ratlos. Egal, was sie versuchen, sie können seine Schmerzen nicht lindern. Womöglich kann es niemand. Trauer über den Tod seines Bruders zerfrisst ihn. Er isst nicht mehr und, wenn er doch etwas isst, dann ist es nicht viel. Schläft er, dann unruhig und von Albträumen geplagt. Ausweglose Situationen hat er schon oft erlebt und immer wieder hat er sich seinen eigenen Weg geschaffen. Doch jetzt ist es anders. In dieser Situation kann sich niemand einen Ausweg verschaffen. Seit knapp zwei Wochen geht es nun schon so. Ruffy, der Kapitän der Strohhutpiraten, rennt jeden Tag schreiend durch den Wald. Die Tränen brennen verzweifelt in seinen Augen und Wangen. Jeden Tag sieht er diese schrecklichen Bilder von Marineford. Seine blutgetränkten Hände, einen blutverschmierten Ace und den Tod. Blut überall. Der Krieg hat bei ihm einfach tiefe Wunden hinterlassen. Tiefe Wunden, welche mit der Zeit hoffentlich heilen. Aber, Narben werden bleiben, das ist sicher. Nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Sein Herz trägt Narben, welche jeden Tag wieder aufreißen. Ob sie jemals vollständig verheilen werden? Wer weiß… Seine Schritte stoppen. Der Strand erstreckt sich vor ihm. Der weiche Sand. Das weite Meer. Die frische Meeresluft. Sein Atem geht schnell, kein Wunder, er ist, seit er aufgewacht ist, nur am Rennen. Erschöpft lässt er sich in den feinen Sand fallen. Es ist bequem und weich. Der Strand ist wie ein großes Kissen am Meer. Tief atmet er durch und schließt kurz die Augen. Er versucht sich zu entspannen, doch er wird wieder unterbrochen. Diesmal jedoch nicht von seinen Erinnerungen. Nicht seine Schmerzen unterbrechen ihn. Nein, es ist ein untypisches Geräusch für diese Insel. Verwirrt setzt er sich wieder auf und rückt seinen Strohhut zurecht. Schnell sieht er sich um. Was kann das für ein Geräusch sein? Ist das etwa ein…Miauen? „Bilde ich mir das jetzt ein?", murmelt er zu sich selbst. Gründlich sieht er sich um und verweilt eine Weile in derselben Position. Da ist irgendetwas im Wasser… Bei näherem Hinsehen kann man erkennen, dass es sich um Holz handelt. Das ist nicht ungewöhnlich. Wahrscheinlich gehört dieses Holz zu einem zerbrochenen Boot, welches den Wellengang oder den Seekönigen nicht getrotzt hat. Aber, was wohl mit der Besatzung geschehen ist… Plötzlich hört man es wieder. Ja, es ist wirklich ein Miauen. Irritiert steht der Strohhutträger auf und schaut zu den Holzstücken hinüber. So unglaublich es auch klingen mag, dort sitzt wirklich ein kleines Kätzchen auf eines der treibenden Holzstücke. Ihr pechschwarzes Fell ist kaum zu übersehen. Sie sieht zu ihm herüber und miaut noch einmal. Das Kätzchen versucht, ihn auf sich aufmerksam zu machen. Sie ist nicht dumm, wie er feststellt. Er dehnt seinen Arm und packt sie vorsichtig am Rumpf, zieht sie schließlich zu sich herüber. Erschrocken beäugt er sie. Die Kleine hat überall Schrammen und ihre linke Vorderpfote trägt eine größere Wunde. Große grüne Augen sehen ihm zerbrechlich entgegen. Ein Halsband trägt sie auch. Es ist rot und an ihm befestigt ist ein kleiner goldener Anhänger. Kurz besieht er ihn. Blair ist in den kleinen Anhänger eingraviert. Wahrscheinlich ist es ihr Name. Ein schwaches Miauen ist von ihr noch zu hören, bevor sie ihre Augen schließt und sich in Ruffys Weste kuschelt. Er schreckt hoch. Die Wunden sollten besser versorgt werden. Er will nicht schuld an ihrem Tod sein. Tod, nicht schon wieder… Seufzend verlässt eine Frau den kleinen Raum. „Die Kleine hat Glück, dass sie dich getroffen hat, Ruffy. Sie hat viel Blut verloren, aber es geht ihr soweit ganz gut.", sagt sie zu dem schwarzhaarigen, welcher an der gegenüberliegenden Wand lehnt. Er hat das Kätzchen direkt zu Hancocks Gebäude gebracht, damit sich jemand um sie kümmert. Schweigend geht er an der netten Dame vorbei ins Zimmer. Auf einem kleinen Tisch, welcher einem Wickeltisch Konkurrenz macht, liegt sie. Eingekuschelt in eine Decke sieht sie zu ihren Retter. Es scheint fast so, als würde sie lächeln. Sie scheint sehr dankbar zu sein. Langsam geht er auf sie zu und bleibt vor ihr stehen. Wie hat dieses kleine Kitten es geschafft, sich solche Verletzungen zu zuziehen? Ein paar Verbände umwickeln ihren Körper, wodurch sie noch mitgenommener aussieht. Ihre grünen Augen blitzen auf. Vorsichtig versucht sie aufzustehen, doch sie knickt wieder weg und landet unsanft auf der Decke. Sie ist einfach noch zu schwach. Er nimmt sich einen Stuhl und setzt sich neben den kleinen Tisch. Traurig bettet er seinen Kopf auf den Tisch, nachdem er seine Arme auf dem Tisch verschränkt hat. Neugierig sieht das Kätzchen ihn an. Wieso ist der junge Mann denn so traurig? Vorsichtig robbt sie zu ihm hinüber. Ganz langsam kommt sie voran, aber sie bewegt sich auf ihn zu. Als er eine Bewegung wahrnimmt, schaut er auf. Blair ist schon fast bei ihm. Ein leichtes Lächeln legt sich auf seine Lippen, es ist kaum zu sehen. Lächeln fällt ihm in letzter Zeit sehr schwer. Kein Wunder. Wer kann schon lächeln, wenn einem ständig zum Heulen und Schreien zumute ist? Niemand, ganz sicher. Sanft streichelt er sie ein wenig. Ein immer lauter werdendes Schnurren ist zu hören. Noch einmal besieht er, ohne von ihr abzulassen, den kleinen Anhänger an ihrem Halsband. „Blair, das ist dein Name, hab ich Recht?", stellt er fest und sieht sie an. Sie bewegt ihren Kopf rauf und wieder runter, als würde sie nicken wollen. Ein ziemlich schlaues Kitten. Genau vor ihm stoppt die Kleine und erhebt sich. Diesmal klappt es sogar. Sie läuft zwei Schritte auf ihn zu, sodass sie ganz vor ihm steht. Langsam erhebt sie ihre Vorderpfote und stuppst ihn sachte an. Fragend sieht er sie an und kommt mit seinem Gesicht etwas näher an sie heran. „Willst du mir was sagen?" Als hätte sie ihn verstanden, leckt sie einmal über seine Wange. Leicht grinsend schaut er sie an. „War das ein „Danke für meine Rettung"?" Sie lächelte etwas und nickte wieder. Noch einmal streicht er über ihr Fell und steht anschließend auf. „Erhol dich lieber.", flüstert er leise und verlässt den Raum. Traurig sieht die Kleine ihm hinterher. Warum geht er? Wieso bleibt er nicht bei ihr? Geknickt legt sie sich schlafen. Eine Woche später Das Kitten läuft durch einen kleinen Flur. Es ist gerade erst Morgen, als sie durch die Gegend rennt und den Strohhutträger sucht. Er hat sie in der letzten Woche ständig besucht. Mittlerweile ist sie wieder vollkommen gesund, dank der netten Pflege der Frauen auf der Insel und Ruffys täglichen Besuchen. Mit einer kleinen Forelle im Mund läuft sie in Richtung des kleinen Zimmers, welches dem Kapitän gehört. Woher sie die Forelle hat? Ganz einfach. Vor einigen Minuten war sie draußen an dem kleinen Teich gewesen. Sie hatte sich, clever wie sie ist, an einer kleinen, niedrigen Brücke auf die Lauer gelegt und sobald die Forelle vorbeigeschwommen ist, hatte sie sie sich gefangen. Jetzt ist sie auf dem Weg zu ihrem Retter, um ihn zu danken. Mit einer Forelle. Sie ist eine Katze, da bedankt man sich eben mit einem schönen selbstgefangenem Fisch. Freudig, als sie sein Zimmer sieht, werden ihre Schritte schneller. Jedoch verwirrt betritt sie sein Zimmer. Die Tür ist auf, aber niemand ist im Raum. Das Bett ist jedoch unordentlich, heißt, dass er wohl gerade noch hier war, in der Nähe ist oder gleich noch einmal zurückkommt. Elegant springt Blair auf sein Bett und legt den Fisch auf diesem ab. Wenn er sein Bett macht, findet er ihn auf jeden Fall. Plötzlich hört sie etwas. Eine Tür auf dem Gang öffnet sich. Ein lautes Seufzen ertönt. Sie erkennt es sofort. Es ist Ruffy, kein Zweifel. Freudig springt sie wieder vom Bett und setzt sich in den Türrahmen. Doch, das, was sie vor sich sieht, haut sie fast um. Ein splitternackter Ruffy. Nur mit einem Handtuch, mit dem er sich gerade die Haare abtrocknet. Er ist also gerade aus der Dusche gekommen. Lächelnd blickt er die kleine Katze an, doch diese hat gerade nur Augen für etwas anderes. Ihre grünen Augen sind tellergroß und starren auf eine Stelle in der Nähe seiner Hüfte. Ihre Starre löst sich. Fluchtartig rennt sie unter sein Bett. Für so etwas ist sie einfach noch zu jung. Verwirrt sieht der schwarzhaarige zu seinem Bett. „Blair, warum versteckst du dich?", fragt er, während er sich zu ihr hinunterkniet, um unter seinem Bett nach ihr zu sehen. Doch, genau das will sie nicht. Er macht es ja nur noch schlimmer! Sie stößt ein lautes Miauen aus. Schnell versucht sie an ihm vorbeizurennen, doch hält der schwarzhaarige sie fest und hebt sie auf seine Arme. Verwirrt setzt er sich mit ihr aufs Bett. Doch, er rechnet nicht mit der Forelle unter seinem Hintern. Er schreckt wieder hoch und schaut auf den Fisch. „Woher kommt der denn? Blair…" Misstrauisch sieht er sie an. Eigentlich kann nur sie es gewesen sein. Blair springt auf seine Schulter und leckt ihm über die Wange. „Ein Geschenk? Für mich? War doch nicht nötig.", grinst er. Seine Laune hat sich sehr zum Guten geändert. Er kann wieder lachen, zwar nicht aus vollem Herzen, aber er kann es wieder. Lachend setzt er sich wieder, nur diesmal nicht auf den Fisch, und streicht der Kleinen über den Kopf. „So, ich ziehe mich jetzt an und dann gehen wir Beide spazieren. Immerhin habe ich es dir ja versprochen." Verstehend springt Blair aufs Bett, damit Ruffy sich ungestört anziehen kann. Kapitel 2: Ein Wunsch --------------------- Kapitel 2: Ein Wunsch Munter atmet Blair die frische Luft ein. Sie ist eben kein Wesen, das immer ruhig in geschlossenen Räumen sitzen kann. Genau wie Ruffy. Aufgeweckt, von den meisten Dingen ihrer Umgebung begeistert, naiv, wild und vor allem kindlich. Schweigsam sieht sie den Strohhutträger einmal an, ehe sie kurz fröhlich miaut und auch schon losrennt. Also, auch verspielt. Leicht lächelnd läuft er ihr hinterher, als er begreift, was sie vorhat. Sie möchte Fangen mit ihm spielen. Jetzt, wo sie draußen sind, können sie das ja auch. „Na, warte. Wenn ich dich erwische, Blair.", lacht er und rennt ihr hinterher. Diese Woche hat ihn definitiv wieder ein wenig wachgerüttelt. Es gibt auch noch andere Sachen im Leben, als solch schmerzhafte, wie den Tod. Aber, über diesen ist er immer noch nicht ganz hinweg. Doch, Blair hilft ihm unbewusst dabei. Die Kleine weckt seinen Beschützerinstinkt, im Gegenzug spendet er ihr Wärme und Geborgenheit. Sie genießt seine Gesellschaft, ohne dass Ruffy es eigentlich merkt. Noch nie ist ein Mensch so liebevoll und beschützend ihr gegenüber gewesen. Es ist völlig fremd für sie und doch gefällt es ihr. Plötzlich wird ihr Körper in die Luft gehoben. „Ich hab dich." Glücklich leckt sie ihm über die Wange, worauf er beginnt zu lachen. Ein ehrliches Lachen. Er setzt sich mit ihr auf den Waldboden und setzt sie auf seinem Schoß ab. Wieder sieht es aus, als würde das Kitten lächeln. Ja, sie lächelt ihn warmherzig und glücklich an. Er erwidert dies automatisch.   „Na komm, Blair. Es wird dunkel, lass uns zurückgehen.", meint der schwarzhaarige und geht in Richtung Palast zurück. Sofort befindet sich die Jüngere neben ihm. Allein möchte sie hier ohnehin nicht bleiben. Allein macht es keinen Spaß. Allein wäre sie einsam und das will sie nicht. Einsam sein. Das war sie ihr ganzes Leben, aber jetzt nicht mehr. Nach einigen Minuten des schweigenden Laufens, erreichen sie den Palast.   Es ist spät geworden. Gähnend läuft Ruffy den Gang entlang. Neben ihm die kleine Blair. Sie folgt ihm auf Schritt und Tritt, abgesehen vom Gang ins Bad. Der heutige Morgen hat ihr definitiv gereicht. Nie wieder will sie ihn SO sehen müssen. Dafür ist sie eben einfach zu jung… Sie erreichen ihr Zimmer. Er öffnet die Tür, während Blair direkt durch den ersten Spalt schlüpft. Auch sie ist müde. So schnell wie möglich ins Bett. Schnell zieht der junge Mann sich so gut wie alles aus. Abgesehen von der Boxershorts, selbstverständlich. Einmal kurz streckt er sich, als er sich auch schon in sein Bett schmeißt, sich zudeckt und seinen Kopf gemütlich auf dem Kissen positioniert. Gemütlich, perfektes Stichwort. Müde rollt Blair sich auf der Decke ein. Genau auf der Stelle über seiner Narbe, welche noch immer von einem Verband verdeckt ist. Rayleigh kommt in ein paar Tagen vom Sabaody Archipel zurück. Dann beginnt sein Training. Mit diesen Gedanken landet er im Land der Träume.       Ein Ruck unter ihrem Körper bringt Blair dazu, ihre Augen zu öffnen. Sie hat so schön geschlafen… „Ace…nein….", hört sie unmittelbar vor sich. Verschlafen erhebt sie sich und besieht ihre Unterlage. Warum bewegt sich da was? Und plötzlich wird ihr klar, auf wen sie nochmal eingeschlafen war. Wieder eine hektische Bewegung. Mit Glück kann sie sich noch an der Decke festkrallen. Was ist denn bloß los? Hektisch bewegt sich der Körper des Gummimenschen von der einen zur anderen Seite. Ein Albtraum plagt ihn. Mal wieder. Er atmet schwer. Murmelt irgendetwas. Laut miaut die Katze einmal. Keine Reaktion. Noch einmal. Wieder nicht. Verzweifelt fährt Blair ihre Krallen aus, lässt sie nach oben schnellen und kratzt ihn. Drei blutige Kratzer zieren seinen Arm. Er schreckt hoch. Zum Glück, er ist aufgewacht. Schweißgebadet sitzt er im Bett, während Blair über die Kratzer leckt. Es ging nun einmal nicht anders, doch plagen sie Schuldgefühle. Es tut ihr leid, ihm wehgetan zu haben. Traurig sieht sie ihn von unten an, bis er endlich den Blick erwidert. Einige Tränen brennen auf seinen Wangen. Traurig springt sie auf seine Schulter und leckt sie weg. Sie will das nicht sehen müssen. Er ist doch so nett, da darf er nicht weinen! Nein, das mag sie nicht. Das will sie nicht. „Ach, Blair…", nuschelt er, als er sie auch schon an sich drückt. „Ich wünschte, du wärst ein Mensch…" Ihre Augen weiten sich. Die Versuchung ist groß. Was jetzt? Kapitel 3: - Decke meine Karten auf ----------------------------------- So, kleines, sehr kleines Vorwort. Sorry, dass das 2. Kapitel so verdammt kurz geworden ist. Mir waren die Ideen irgendwie dort ausgegangen… Ab jetzt wird aus Blairs Perspektive geschrieben. Außer, ich schreibe etwas anderes drüber. ^^     Kapitel 3: - Decke meine Karten auf Was soll ich bloß tun? Ich will ihn nicht weinen sehen. Und seine Wünsche will ich ihm auch nicht ausschlagen. Aber, ich habe Angst. Was, wenn er sauer auf mich ist, wenn ich ihm mein Geheimnis offenbare? Ich mag ihn. Er ist doch so nett zu mir! Ich will ihn nicht verlieren! Aber, wenn ich es nicht tue, habe ich ewig ein Geheimnis vor ihm! Oh Gott! Kann mir nicht irgendjemand sagen, was ich jetzt machen soll?! Ich schließe die Augen. Ich muss es tun. Nein! Ich will es tun! Ich miaue einmal laut. So ein Mist, dass ich in meiner Katzenform nicht sprechen kann. Er sieht zu mir und lockert den Griff wieder. Wahrscheinlich denkt er, er habe mir wehgetan. Hat er aber nicht. Mach dir keine Gedanken, Ruffy. Ich fahr meine Krallen wieder ein und sehe mich im Raum um. Irgendwo muss es doch eine Decke geben. Oder besser noch, etwas zum Überziehen. Wenn ich mich jetzt und hier verwandele, bin ich nackt. Er muss mich so nicht sehen. Das will ich nicht! Zum Glück packt Ruffy seine Klamotten nicht in den Schrank, wenn er sich umzieht. Das T-Shirt, welches er heute anhatte, liegt noch immer auf dem Boden. Direkt vor dem Kleiderschrank. Es ist dunkelblau und mit einem Hai verziert. Elegant springe ich vom Bett. Ich weiß, dass er mir nachsieht. Ich setze mich in das Loch, welches eigentlich für den Kopf gemacht ist. Ich atme kurz durch, dann nehme ich den Rand des Loches in meine Schnauze und ziehe ihn etwas an mir hoch. Ich weiß jetzt schon, dass das T-Shirt für mich viel zu groß ist. Ich verwandele mich. Spüre, wie ich größer werde. Wie ich wieder auf zwei, statt auf vier Beinen stehe. Das Fell verschwindet. Meine Augenfarbe wechselt zu Braun. Ein tolles Gefühl, wieder in meinem menschlichen Körper zu sein. Die Katzenohren jedoch bleiben. Das ist immer so. Sie werden niemals verschwinden. Genau wie die Fangzähne. Er sieht mich an. Aber, sein Blick… Ich kann ihn nicht definieren. Eine Mischung aus überrascht, geschockt und … Ja, was? Kann ich nicht deuten. Er sitzt einfach nur da, wie zu Stein erstarrt. Ich glaube, er ist sauer auf mich. Er muss sauer auf mich sein… Ich hab ihn belogen und betrogen. Aber, dein Wunsch ist doch jetzt wahr, oder nicht? Sieh mich an! Ich bin ein Mensch, genau wie du! Vorsichtig sehe ich ihm in die Augen. Er erhebt sich und kommt auf mich zu. Bis jetzt hat er nichts gesagt. Ich habe Recht. Ich kann eigentlich direkt gehen… In meinen Augen bilden sich Tränen. Ich will hier nicht weg! Er kniet sich vor mich und sieht mich an. Erwidern kann ich es nicht. Ich traue mich nicht. Er soll meine Angst nicht sehen. Aber, als er auch weiterhin keinen Ton sagt und mich nur ansieht, kann ich mich nicht mehr halten. Das Schluchzen kann ich nicht unterdrücken. Ich weine. Vor ihm, genau wie er vorhin vor mir. Nur, dass ich aus Angst weine, er aus Trauer und Leid. Ich presse meine Hände vor meine Augen. Es soll aufhören! Ich will das nicht! „Es tut mir so leid…", murmle ich kaum hörbar. Vielleicht verzeiht er mir ja, wenn er den Grund kennt. Ich würde alles für dich tun, schick mich nur nicht weg! Plötzlich spüre ich etwas. An meinem Rücken. Was ist das? Ein leichter Druck wird auf mich ausgeübt. Es tut nicht weh. Ich kippe ein wenig nach vorne. Ich weiß endlich, was da an meinem Rücken ist. Ruffys Arme. Er zieht mich in seine Arme. Das habe ich nicht erwartet. Ich habe gedacht, er schmeißt mich jetzt hochkant aus dem Zimmer. Aber, das tut er nicht. Stattdessen kann ich fühlen, wie er mir mit einer Hand über den Rücken streicht. Schweigen. Nur mein Schluchzen ist zu hören. Warum kann ich damit nicht aufhören?! Verdammt! Ich bin so eine Heulsuse! Doch, mein inneres Schimpfen mit mir selbst hilft anscheinend. Oder, ist es Ruffy? Egal, Hauptsache es hört endlich auf. Ich beruhige mich. Sachte löse ich mich von ihm und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich sehe bestimmt scheiße aus. Na toll! Vorsichtig sehe ich ihn an. Versuche, etwas von seinen Gefühlen in seinem Gesicht zu erkennen. Er grinst mich an. Er sieht glücklich aus. Wieso? Weil ich ein Mensch bin? Aber, ich habe ihn doch belogen! Warum ist er dann glücklich? Beschämt gucke ich auf den Boden. „Es tut mir leid, Ruffy. Ehrlich.", sage ich noch einmal. Er seufzt, was mich aufschauen lässt. Er kratzt sich tatsächlich am Kopf. Aber, er grinst dabei immer noch. „Schon gut, Schwamm drüber. Hab schon viele schräge Sachen gesehen." Beleidigt sehe ich ihn an. Super, jetzt bin ich auch noch schräg! „Ich bin nicht schräg…", murmle ich beleidigt. Meine Wangen plustern sich, wie von selbst, auf. „War nicht so gemeint, Blair. Aber, sag mal?" Sein Blick verändert sich. Ernst, aber keinesfalls vorwurfsvoll. Ich werde noch nicht ganz schlau aus ihm. Ohnehin habe ich einige Fragen. Zum Beispiel, wer ist Ace? „Was ist denn?", frage ich vorsichtig nach. Ich kann mir denken, was er wissen will. Da bin ich mir ganz sicher. „Warum hast du dich mir nicht gezeigt? Warum hast du deinen menschlichen Körper vor mir versteckt?" Er klingt ganz ruhig. Sein Blick zeigt nichts Negatives. Ich glaube, ich kann ihm die Wahrheit erzählen. Ich will nicht lügen! Das kann ich sowieso nicht so gut. „Ich hatte Angst." Meine Stimme klingt, als würde ich gleich wieder weinen. Aber, das wird nicht passieren. Hoffe ich zumindest. Mein Blick senkt sich wieder. „Vor mir?" Das habe ich erwartet. Ich schüttele den Kopf. Vor dir würde ich doch niemals Angst haben! „Nicht vor dir, aber vor deiner Reaktion." „Wie meinst du das?" War ja klar, dass das kommt. Wenn er die Gründe kennt, wird er mich auch verstehen. Ich erkläre es ihm. Keine Lügen mehr, nur die pure Wahrheit. „Ich hatte Angst, dass du mich, genau wie alle anderen auch, wegwirfst. Dass du mich nicht mehr um dich haben willst. Verstehst du?" „Wie kommst du darauf? So was mach ich nicht." „Ich habe meine Gründe. Es ist eine lange schmerzliche Geschichte." Aus meinem rechten Auge läuft eine einzelne Träne. Nur eine einzige. Mehr nicht. Sie hinterlässt einen kleinen dunklen Fleck auf dem Holzboden. Wir schweigen uns an. Er weiß wohl nicht, was er erwidern soll. Egal, ich habe eine kleine Bitte an ihn. Langsam wird es nämlich kalt unten rum. „Du, Ruffy?" Ich reiße ihn aus seinen Gedanken. Ich kann das sehen. Bin ja nicht doof. „Was ist?" „Hast du eventuell irgendeine Hose für mich? Ist ziemlich kalt, weißt du." Er sieht an mir herunter. Scheint so, als würde es ihm erst jetzt auffallen. Ich trage nur sein T-Shirt, sonst nichts. Wie angenommen ist es mir viel zu groß. Aber, es stört mich nicht. Es ist zu breit. Außerdem reicht es mir beinahe schon zu den Knien. Zum Glück wachse ich ja noch. Er ist ohnehin älter, als ich. Das sieht man. Ich bin ja eigentlich fast noch ein Kind. „Klar, ich schau mal nach.", antwortet er. Schnell erhebt er sich und öffnet den Schrank. Er kramt eine Weile darin herum. Mich wundert, dass er nicht friert. Immerhin trägt er nur seine Boxershorts. Tja, Männer eben. Ich erhebe mich nun auch. Er ist größer, als ich. Würde ich neben ihm stehen, würde ich wohl nur bis zu seiner Brust reichen. Sein Blick fällt auf mich. Es scheint ihm auch aufzufallen. Der Verdacht bestätigt sich durch seine nächste Frage. „Wie alt bist du eigentlich?" „13." Er scheint über irgendetwas nachzudenken, während er seinen Blick wieder in den Kleiderschrank wirft. Worüber wohl… „Wäre eine Boxershorts auch in Ordnung? Was anderes finde ich nämlich nicht." Ich nicke stumm. Hauptsache irgendwas. „Welche Farbe?" „Welche hast du denn?" „Rot. Blau. Schwarz. Lila." Ich überlege kurz. Das T-Shirt ist dunkelblau. Also… Was soll ich nehmen? „Lila.", ist meine Antwort. Er nickt mir zu und gibt mir die Hose auch schon rüber. Ich drehe mich kurz weg und ziehe mir die Shorts an. Sie ist bequem, obwohl es nicht meine Größe ist. Ich drehe mich wieder um. Ruffy sitzt mittlerweile schon wieder auf seinem Bett. Ich setze mich neben ihn. Wieder dieses Schweigen. Er macht mich wahnsinnig damit. Doch, zum Glück hält es nicht lange an. „Wie bist du eigentlich auf dem kaputten Boot gelandet?" „Wie gesagt, eine lange schmerzliche Geschichte. Wenn du mich verstehen möchtest, kann ich sie dir erzählen." Ich rutsche auf der Matratze zurück. Bis an die Wand, gegen die ich mich nun lehne. Er folgt mir kurz darauf. „Soll ich es dir nun erzählen, oder nicht?" Er nickt. Gut, dann fange ich mal an. „Ok, alles begann kurz nach meinem 3. Geburtstag…" Kapitel 4: - Öffne mich ihm --------------------------- Kapitel 4: - Öffne mich ihm „Ok, alles begann kurz nach meinem 3. Geburtstag. Damals war ich noch ganz normal. Keine Teufelsfrucht weit und breit. Ich lebte auf dem Sabaody Archipel." „Also hast du wirklich von einer Teufelsfrucht gegessen, ja?" Ich nicke. Ich finde den Namen dieser Frucht ziemlich bescheuert. Aber, ich kann daran nichts mehr ändern. „Ja, von der Miau-Miau-Frucht." Ich sehe, wie Ruffy sich ein Lachen verkneift. Ich sag doch, der Name ist doof! Aber, ich fahre einfach fort und ignoriere seinen Gesichtsausdruck. Er sieht gerade einfach nur bescheuert aus. „Ich war also noch ziemlich klein und bin mal wieder vorausgelaufen. Wie zu erwarten hatte ich mich verlaufen und hab angefangen zu heulen. Ein netter Mann, dachte ich zumindest, fand mich und nahm mich mit. Er setzte mich an seinem Obststand ab, verschwand natürlich sofort wieder hinter seinem Stand. Aber, er kam wieder. Mit einem Apfel, um mich zu beruhigen. „Deine Eltern kommen bestimmt gleich wieder. Komm mit rein, da hab ich etwas ganz Leckeres für dich.", hatte er gesagt. Ich bin natürlich sofort mit ihm gegangen." Ich atme einmal durch. Meine Augen schließe ich. Die Szene spielt sich vor meinem inneren Auge ab. Der kleine Obststand mit den vielen Obstkörben. Ein unauffälliger Stand, wie ich finde. Aber, dass dieser kleine Stand das Leben eines dreijährigen Kindes so verändern kann… Wer kommt schon auf so etwas? Ich nicht. Wie auch? Es ist zehn Jahre her und trotzdem nicht verjährt. Seitdem gehe ich mir mein Obst selbst pflücken. Aus der Natur. Da gibt’s wenigstens keine Obsthändler, die einem das Leben versauen. Ich spüre Ruffys Blick auf meiner Haut. Er wundert sich wohl, warum ich gestoppt habe. Ich musste mich nur sammeln. Jetzt ist wieder alles in bester Ordnung. Ich fahre fort. „Jedenfalls war ich dann mit ihm hinter dem Stand, als er mir auch schon eine Frucht vor die Nase hielt. „Für dich", hieß es dann nur noch. Er schnitt mit einem Messer ein Stück davon ab und schob es mir in den Mund." „Und? Wie hat sie geschmeckt?" „Eklig. Undefinierbar. Zum Kotzen.", erkläre ich. Das Teil war definitiv für die Tonne gewesen. Es ist einfach nur ein ekliger Geschmack gewesen. Als hätte man vergammelten Fisch gegessen, oder so. Einfach nur ekelhaft! „Meine auch. Die Gum-Gum-Frucht.", erwidert Ruffy. Kann es sein, dass alle Teufelsfrüchte beschissen schmecken? Wer weiß… Ist vielleicht auch nur Geschmackssache. „Nachdem ich das Stück runtergewürgt hatte, fing mein Körper an, sich zu verändern. Vor allem sind mir die Ohren aus dem Kopf gewachsen. Mein ganzer Körper war entweder taub oder er tat weh. Das kam von der Strukturveränderung." Fragend sieht mich Ruffy von der Seite an. Ich glaube, er hat irgendetwas nicht verstanden. Ich frag einfach mal nach. „Was ist los?" „Was heißt „Struktur…was auch immer"?" Ach so. Langsam glaube ich, sein Hirn ist auch aus Gummi. Wenn er denn überhaupt eines besitzt… Aber, wenn er eines hat, dann ist es wohl ziemlich klein. „Du meinst Strukturveränderung. Das hattest du auch. Dein gesamter Körper ist aus Gummi. Ein normaler Mensch besitzt eine Struktur, welche dem Körper nur eine gewisse Dehnung der Körperteile erlaubt. Aber, durch die Teufelsfrucht hat sich deine Struktur verändert. Die Teufelsfrucht erlaubt deinem Körper, sich weiter zu dehnen, als es ein normaler Mensch je könnte. Nur, der Unterschied zwischen dir und mir ist eben die Art der Strukturveränderung. Bei dir hat sich einfach nur ein neuer Stoff dazu gemischt. Eigentlich hast du dich in keiner Weise verändert. Du bist ein Mensch geblieben, mit dem Unterschied, dass du aus Gummi bist. Meine Struktur dagegen ist zur Hälfte die einer Katze. Mein Körper hat sich verändert. Zum Beispiel die Ohren. Hast du alles verstanden?" Entgeistert sieht er mich an. Die Antwort kann er sich auch sparen. Er hat es nicht verstanden. So offensichtlich. „Woher weißt du so viel darüber?" „Hab mal was darüber gelesen." Ich sollte fortfahren, bevor ich noch den Faden verliere. „Kurz darauf bin ich ohnmächtig geworden. Als ich wieder wachgeworden bin, befand ich mich in einer Kiste, oder so was. Der Mann brachte mich zu Menschenhändlern. Naja, davon gibt’s auf dem Archipel ja genug. Aber, zum Glück kam dann mein Vater in seiner Marineuniform." „Dein Vater ist bei der Marine?", unterbricht er mich. Kann der nicht einfach zuhören?! Und am besten dabei die Klappe halten! Was für eine blöde Frage. Sonst hätte er ja keine Marineuniform gehabt, oder? „Ja. Er war es. Er ist irgendwann gestorben. Keine Ahnung, interessiert mich nicht." Erstaunt sieht er mich an. Ich hasse ihn. Meine Mutter ist nicht besser. Ich hasse sie beide. „Also, mein Vater konfiszierte die Kiste, somit auch mich, und nahm den Typen fest. Als er mich jedoch auch der Kiste holte, war er ziemlich erschrocken. Wegen den Ohren. Als meine Mutter mich später sah, war sie nicht weniger schockiert. Rate mal, was am nächsten Tag mit mir passiert ist." Mal sehen, ob ihm so etwas in den Sinn kommt. Er überlegt. Seine Birne qualmt! Ich hoffe, er explodiert nicht. „Ist es etwas Gutes oder Schlechtes?" „Die Frage gilt nicht." „Wieso?" „Weil ich es dir nicht beantworten kann. Das kann man so oder so sehen. Ich finde es eben scheiße.", erkläre ich. Ich weiß nicht, was man sich dabei denken kann. Ruffy sieht mich überlegend an. „Soll ich es auflösen?" Er nickt, also fahre ich fort. Soll er sich doch seine eigene Meinung bilden. Immerhin habe ich das auch getan. Damals… „Am nächsten Tag wurde ich mit einer Decke in einen Korb gesetzt und vor die Tür eines Waisenhauses gestellt. Frei nach dem Motto: Schmeiß weg, was du nicht mehr haben willst." Ich erinnere mich. Ein kleiner aus Stroh geflochtener Korb mit einer roten Fleece-Decke. Und mitten drin ich. Ein kleines dreijähriges Mädchen mit Katzenohren. Mit einem traurigen Blick sah sie ihren tollen Eltern hinterher. Und weinte bitterlich. Wieder steigen mir Tränen in die Augen. Das passiert immer. Mein Leben fing schon so traurig an. Mein Gott, es ist zehn Jahre her. Es sollte mir eigentlich nichts mehr ausmachen. Ich wische mir über die Augen. Man, Blair, reiß dich zusammen! Ruffy schweigt. Ich wage nicht, zu ihm aufzusehen. Er muss meine schwachen Nerven nicht sehen. Ich setzte dennoch meine Geschichte fort. Immerhin habe ich ja vorgeschlagen, sie ihm zu erzählen. Da werde ich jetzt auch nicht abbrechen. Das wäre erbärmlich. „Jedenfalls kam ich auf diese Weise ins Waisenhaus. Ich kann nicht behaupten, dass der Leiter des Hauses unfreundlich war. Ganz im Gegenteil, er zog mich auf, wie seine eigene Tochter. Ich will nicht leugnen, dass ich es wirklich gut bei ihm hatte. Er war ein warmherziger Mann, der mich als einziger nicht wie einen Außenseiter behandelt hat. Doch, als er starb, veränderte sich das Waisenhaus. Die Erzieher wurden handgreiflich, wenn ihnen etwas nichts passte. Als ich vor kurzem 13 wurde, bin ich abgehauen. Ich hab mich auf ein Schiff geschlichen. Kurz darauf haben sie mich in meiner Katzengestalt erwischt. Doch, als ich mich ihnen in meiner Menschengestalt zeigte, schmissen sie mich hochkant vom Schiff. Durch die Gnade eines der Crewmitglieder, bekam ich das kleine Rettungsboot. Aber, ich trieb ab und landete im Calm Belt. Die Seekönige zerstörten das Boot und so bin ich hier gelandet." Ich bin fertig. Mit der Geschichte. Mit den Nerven. Ich bin müde. Ich möchte gerne schlafen. Aber, ich weiß, dass ich wohl erst einmal wach liegen werde. Ich finde es seltsam, dass Ruffy mich gar nicht mehr unterbrochen hat. Ich sehe zu ihm. Er sieht mich an. Seinen Blick kann ich schon wieder nicht deuten. Kann er nicht mal sagen, was er denkt? Dann könnte ich mir das nämlich sparen. „Jetzt versteh ich das mit der Angst auch. Du hattest Angst, dass ich dich rausschmeiße." Blitzmerker. Das hab ich doch vorhin gesagt. Ich nicke trotzdem, weil ich nett bin. Und halbwegs gut erzogen bin ich auch. Halbwegs. Ich gähne. Verdammt, wie viel Uhr ist es überhaupt? Wahrscheinlich schon total spät. „Wir sollten ins Bett gehen. Ist schon spät und ich bin total kaputt.", meint er plötzlich. Kann der etwa Gedanken lesen, oder so? Oder sind wir uns einfach ähnlich? Weiß nicht. Hab auch keine Lust mehr drüber nachzudenken. Und auch keinen Nerv. Nur noch ins Bett. Doch, das stellt noch eine neue Frage auf. In welchem Bett soll ich denn jetzt pennen?! Ich kann ja schlecht wieder in Ruffys Bett schlafen. Oder? Ich verleihe meinen Gedanken Ausdruck, indem ich ihn fragend ansehe. Er sieht es sofort und sieht fragend zurück. „Wo soll ich denn schlafen?" Er grinst. Ich ahne, was jetzt kommt. „Na, hier. Du kannst im Bett schlafen, dann schlaf ich auf dem Boden." „Nein, das will ich nicht! Du sollst wegen mir nicht auf dem Boden schlafen!" Meine Stimme ist lauter, als ich es will. Aber, das ist egal. Er soll nicht auf sein Bett verzichten. Nicht wegen mir. Der Boden ist total unbequem. Ich weiß das. Ich musste es schon oft, als Bestrafung, wenn ich etwas angestellt hatte. Danach hat man Rückenschmerzen. Ich will nicht, dass er nur wegen mir Schmerzen bekommt. „Wieso nicht? Ich mach das gerne für dich. Was hast du dagegen?" „Wenn du auf dem Boden schläfst, kriegst du Rückenschmerzen. Du kannst doch auch hier schlafen. Mir macht das nichts, wirklich. Außerdem…" Soll ich jetzt wirklich das aussprechen, was ich denke. Ich mag ihn. Er ist fast so, wie ein großer Bruder. Auch, wenn ich ihn noch nicht so lange kenne. Er ist sympathisch. Ehrlich. Super nett. Er passt auf mich auf. Und, bis jetzt hat ihn noch nichts davon abgehalten, mir einen Gefallen zu tun. „Außerdem, was?" „Außerdem will ich nicht schon wieder allein sein. Bitte, lass mich nicht allein." Ich klinge, als würde ich ihn anflehen. Naja, es ist ja eigentlich auch so. Ich möchte nun mal nicht allein sein. Das war ich schon viel zu lange. Tu mir den Gefallen. Ich brauche dich! Er grinst mich an. „Na gut. Normalerweise hätte ich mir das Bett auch mit dir geteilt, aber Sanji hat mal gesagt, dass man Mädchen die Entscheidung überlassen soll." Verwirrt sehe ich ihn an. „Wer ist Sanji?" Mir wird mal wieder bewusst, dass ich eigentlich gar nichts über Ruffy weiß. Nur seinen Namen kenne ich. Mehr nicht. Nicht sein Alter. Nicht seinen Beruf. Ich kenne nur seinen Namen. Monkey D. Ruffy Er sieht mich an und will mir antworten. Aber, ich komme ihm zuvor. „Jetzt weißt du alles über mich, aber ich weiß gar nichts über dich. Rück mal ein paar Infos raus." Er lacht leise auf. „Ich bin Monkey D. Ruffy. 17 Jahre alt. Sonst noch was?" 17 also. Ich sage ja, er ist älter als ich. Ganze vier Jahre. „Wo bist du geboren?" Meine Neugier ist geweckt. Ich werde ihn jetzt alles fragen, was mir so einfällt. Das könnte lange dauern. Aber zuerst einmal, lege ich mich hin. Er hat sich mittlerweile auch schon unter die Decke gelegt. Ich lege mich genau neben ihn und schaue ihn neugierig an. „Im East Blue. Auf der Insel Dawn. Im Königreich Goa im Windmühlendorf." „Was bist du von Beruf?" „Ich habe keinen Beruf. Ich bin Pirat." Meine Augen weiten sich. Ein echter Pirat. Der nimmt mich jetzt nicht auf den Arm, oder? Nein, er sieht aus wie immer. Er sagt die Wahrheit. „Welche Position?" „Kapitän der Strohhutpiraten." „Wie viele Crewmitglieder?" „Mit mir zusammen sind wir 9 Leute. Da ist Zorro, mein Vize und unser Schwertkämpfer; Nami, unsere Navigatorin; Lysop, unser Kanonier, Schütze und Lügner; Sanji, der Smutje und Frauenheld des Schiffs; Chopper, unser Schiffsarzt; Robin, unsere Archäologin; Franky, unser Schiffszimmermann und Brook, unser Musiker.", erklärt er mir. Meine Augen strahlen womöglich. Ich liebe Piraten und ihre tollen Geschichten. Aber, ich bin einfach müde. Ich kann meine strahlenden Augen kaum noch aufhalten. Ich gähne einmal herzhaft, ehe ich weiter zu ihm hinüberrutsche. Er ist so schön warm. Ich kuschele mich an ihn. „Erzähl mir den Rest morgen. Ich bin müde." „Ok, ich auch. Gute Nacht, Blair." Ich schließe die Augen. Man, bin ich müde. „Gute Nacht, Ruffy. Träum schön." Ich lächle. Keine fünf Minuten später schlafe ich ein. Kapitel 5: - Bekomme einen großen Bruder ---------------------------------------- Kapitel 5: - Bekomme einen großen Bruder Fast eine Woche ist vergangen. Eine tolle Woche. Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so verstanden gefühlt. So geborgen. Geliebt, wie eine kleine Schwester. Seine kleine Schwester. Ich sitze am Tisch in dem großen Speisesaal. Überall nur Frauen, abgesehen von Ruffy. Dieser sitzt neben mir und isst. Oder eher frisst. Wie ein Scheunendrescher. Aber, es ist ok. Langsam gewöhne ich mich dran. Ich trinke mein Glas Milch aus. Die Köche hier sind super. Die wissen mittlerweile genau, dass ich gerne Milch trinke. Außerdem bin ich hier ziemlich willkommen. Alle sind nett zu mir und akzeptieren mich. Naja, aber bekanntlich gibt es ja überall Ausnahmen. Diese Ausnahme hat sogar einen Namen. Hancock… Immer, wenn Ruffy nicht hinsieht, guckt sie mich böse an. Als hätte ich ihr in die Suppe gespuckt, oder so was. Aber, ich bin ja nicht blöd. Ich weiß, was mit der Zicke los ist. Die ist doch tatsächlich Hals über Kopf in Ruffy verknallt! Ich glaube, sie sieht mich als Konkurrenz, aber das bin ich keineswegs. Ich liebe ihn nicht. Er ist mein großer Bruder, nicht meine große Liebe. Vielleicht hat sie das ja falsch verstanden. Ok, ich schlafe täglich mit ihm in einem Bett. Aber das heißt doch nichts. Ja, ich liebe ihn, aber als meinen Bruder. Außerdem… Er ist zu alt für mich. Hallo?! Ich bin 13! Warum zerbreche ich mir den Kopf darüber? Alles in allem, ich kann Hancock irgendwie noch nicht so ganz leiden. Vielleicht legt sich das ja noch. Wer weiß. Ich atme tief durch und sehe zu meinem großen Bruder. Wie zu erwarten, er frisst immer noch. Ich lächle schlief, kichere aber kurz darauf. Es gibt zwei Gründe dafür. Erster: Ich glaube, er hat echt ein Loch im Magen. Als ich das gedacht habe, hatte ich Kopfkino. Wortwörtlich habe ich mir ein Loch in seinem Bauch vorgestellt. Zweiter: Er hat das halbe Essen im Gesicht hängen. Er sieht total bescheuert aus! Er dreht sich zu mir, was es nur schlimmer macht. „Was ist? Warum lachst du?" Er hat aufgehört zu fressen. Ich kann mich nicht mehr halten. Versuche es aber dennoch. Ich presse meine Hand vor meinen Mund. Bitte, dreh dich wieder weg! „Was ist denn?" Wenn er redet, sieht das noch bescheuerter aus! Er soll sich wegdrehen! Ich weiß genau, dass ich mich nicht mehr einkriege, wenn ich anfange. Jetzt dreht er sich ganz zu mir. Oh, bitte, dreh dich doch einfach wieder weg! „Was ist so witzig, Blair?" Ich gucke mich im Raum um. Aber, hier gibt es nichts Witziges. Egal, Hauptsache ich sehe ihn jetzt bloß nicht mehr an. „Blair, erzähl schon!", quengelt er. Automatisch drehe ich mich zu ihm. Blöde Angewohnheit! Ich kann es nicht mehr halten. Ich pruste los. Mein Lachen hallt durch den ganzen Saal. Er sieht so behämmert aus! Irritiert sieht er mich an. Ich haue mit der flachen Hand auf den Tisch. Blair, hör auf zu lachen! Die gucken alle schon. Ich halte es nicht mehr aus. Gerade will ich versuchen, es ihm zu erklären, damit er sein Gesicht saubermacht. Aber, es geht nicht. Nicht wegen dem Lachen. Der Stuhl, auf dem ich sitze, fällt zur Seite um. Ich liege mit dem Rücken auf dem Boden. Nicht einmal der Sturz beruhigt mich. Mir tut schon der Bauch weh. Bitte, Ruffy, wasch dir dein Gesicht! Bitte, ich halte es nicht mehr aus! Ich versuche es noch einmal. „Du…hast da…was im Gesicht!", bringe ich lachend heraus. Ich krame mühevoll den kleinen Handspiegel mit der Bürste aus meiner Hosentasche. Genau, ich habe mir auf der Insel Kleidung besorgt. Dazu komme ich dann wohl später. Ich klappe den Spiegel auf. Meine Hand hält zwar vor Lachen nicht ruhig, aber das ist nicht schlimm. Ich halte ihn ihm entgegen. Keine fünf Sekunden später fängt er selbst an zu lachen. Ich halte mir den Bauch. Bitte, liebes Gelächter, verstumme und lass mich wieder durchatmen!             Ich atme die frische Luft ein. Meine Laune ist nicht gerade die Beste. Morgen will Ruffy sein zweijähriges Training beginnen. Was mach ich denn dann? Ich darf nämlich nicht mit. Ich soll hier bleiben, weil es zu gefährlich für mich sei. Aber, was tue ich ohne meinen großen Bruder? Neben wen schlaf ich denn dann? Ich brauche wenigstens eine Beschäftigung, während er weg ist. Ich setze mich seufzend an den Strand. Ich muss nachdenken. Von hier weg will ich erst einmal auch nicht. Erstens: Weil es mir hier so gut gefällt. Zweitens: Allein will ich nirgends hin. Ich ziehe meine Knie an meinen Oberkörper. Meinen Kopf bette ich darauf. Ich kuschele mich ein wenig in meinen schwarzen Kapuzenpulli. Ich habe ihn, als ich ihn gesehen habe, sofort haben wollen. Wie ein kleines Kind habe ich Ruffy angebettelt, ihn mir zu kaufen. Natürlich hat er mir den Wunsch nicht abgeschlagen. Genau wie bei der Hose. Es ist zwar nur eine einfache Hotpants, aber ich finde sie bequem. Und auch die Sandalen hat er mir bezahlt. Ich fühle mich ein wenig schlecht, wenn ich so darüber nachdenke. Ich kann ihm das Geld ja nicht zurückgeben. Er hat zwar gesagt, es sei ein kleines Danke, aber trotzdem. Ja, ein Danke. Er hat mir alles erzählt. Er wurde von seinen Freunden auf dem Archipel getrennt. Der Krieg auf Marineford. Der Tod seines geliebten Bruders. Einfach alles. Ich habe sein Verhalten der letzten Woche endlich verstanden. Aber, er hat mir auch schöne Sachen erzählt. Von seiner Crew. Seinen Nakama. Und von einigen seiner Abenteuer. Es muss toll sein, ein Pirat zu sein. Ich denke auch darüber nach. Pirat. In meiner Familie gibt es, soweit ich weiß, nur Marinesoldaten. Keine Piraten. Mein Großvater ist, glaube ich, immer noch bei der Marine. Meinem Wissen zufolge ist er zurzeit Ausbilder. Er war einst ein großer Marineadmiral. Jetzt bildet er die Soldaten aus. Die drei jetzigen Admiräle hat er ebenfalls ausgebildet. Aber, gesehen habe ich ihn in meinem Leben nur ein oder zweimal. Aber auch nur einmal real. Sonst sehe ich ihn nur auf Bildern, oder in den Grand-Line News. Dieses Blätter Papier, welche die liebevoll Zeitung nennen. Ich glaube, er hat sogar einen Arm verloren. Mehr weiß ich auch nicht. Auch er hat sich anscheinend nicht für mich interessiert. Sonst wäre er ja zu mir gekommen, oder so was. Ist mir auch egal. Tja, mein Vater war ebenfalls bei der Marine tätig gewesen. Mit dem Unterschied, dass er von einem Piraten getötet worden ist. Zusammen mit meiner Mutter und meiner Oma. Weitere Verwandten habe ich nicht, sofern ich informiert bin. Ich seufze einmal gequält. „Ist doch alles scheiße…", murmle ich und sehe aufs Meer. „Was ist scheiße?" Ich zucke zusammen. Seit wann ist er hier? Ich habe ihn weder gehört, noch gesehen. Naja, ich bin so in Gedanken gewesen, dass ich ihn nicht einmal gerochen habe. Man, bin ich ein Idiot. „Dass du morgen trainieren gehst und ich dann alleine bin.", antworte ich wahrheitsgemäß. Ich spüre seinen Blick förmlich auf meiner Haut. Ich will nicht, dass er geht. Mich alleine lässt. Auch, wenn es sich egoistisch anhört, es ist nun einmal so. Ich sage, was ich denke. Gefällt auch nicht jedem. „Ich komm doch wieder." „Ja, aber erst in zwei Jahren." Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger gefällt mir das. Meine Stimme klingt traurig. Meine Augen spiegeln es wieder. Ich lasse das zu. Er soll es ruhig sehen. Wenn er darauf eingeht, kann ich ihn fragen. Ich glaube nicht, dass er es mir abschlagen wird. Er setzt sich neben mich. Sieht mich von der Seite an. Er legt mir seine Hand auf die Schulter. „Jetzt sei doch nicht traurig. Ich will doch auch nicht gehen, aber ich will stärker werden. Dafür muss ich aber trainieren gehen." „Dann nimm mich mit." „Du weißt, das geht nicht." „Ja, ich weiß.", sage ich traurig. Ich verstecke mein Gesicht in meinen Ärmeln. „Du musst also wirklich gehen?", frage ich noch einmal leise nach. Ich kenne die Antwort. Ich frage trotzdem nach. Er soll weiche Knie kriegen, damit ich endlich fragen kann! Der Typ hat eine verflucht harte Schale, die ich knacken muss. Er legt einen Arm um meine Schulter. „D-Du weinst doch jetzt nicht, oder?" Seine Stimme klingt ziemlich nervös. Ich hab ihn da, wo ich ihn haben will. Jetzt muss ich ihn nur noch ködern. Ich bin zwar seine kleine inoffizielle Schwester, aber ich muss ihn eben auch mal weichklopfen. Ich muss jetzt anfangen. Jetzt oder nie! „Du, Ruffy? Wie sehr magst du mich?" Ich sehe nicht auf. Das muss ich auch gar nicht. Er weiß, dass er mich gerade etwas verwirrt ansieht. Aber, er zögert mit der Antwort natürlich nicht. Wie erwartet. Ich hab dich am Harken, Ruffy! „Du bist für mich, wie meine kleine Schwester, das weißt du doch." „Siehst du mich, als deine kleine Schwester, großer Bruder?" Ich nenne ihn absichtlich so. Er zappelt noch ein wenig, aber gleich kann ich die Angel einholen. Nur noch ein kleines bisschen! „Natürlich, Schwesterherz." „Könnten wir das, bevor du gehst, offiziell machen? Ich meine, diese Sache mit dem Sake."  Ich hebe meinen Blick. Er nickt. Wie erwartet. Ich umarme ihn. Falle ihm um den Hals. Er erwidert es. „Du bist der beste große Bruder, den ich mir je wünschen könnte." Es ist die Wahrheit. Ich lächle. Mein großer Bruder.             „Wie schmeckt das eigentlich?" „Weiß nicht, hab schon lange keinen mehr getrunken." Ich sehe ihn überrascht an. „Was trinkst du denn normalerweise?" Er lacht kurz auf. Was ist denn jetzt so witzig? Es war doch nur eine Frage. „Ich trinke gar kein Alkohol und, selbst wenn ich etwas trinke, dann nicht viel. Ich bin nicht sehr trinkfest." Er ist Pirat…und trinkt nicht? Das sieht man auch selten. Ich zucke mit den Achseln. Tja, jeder wie er will. Ich nehme die Schale in die Hand. Ich sehe kurz auf den Inhalt, dann zu Ruffy. „Wenn ich gleich schmutzige Lieder singe, geht das auf deine Kappe. Ich hoffe, das ist dir klar…?" „Wirst du schon nicht. Ist ja nicht so viel." „Wie du meinst. Dann stoßen wir doch mal an.", lächle ich. Wir stoßen an. Dann kippe ich mir das Zeug auf Ex in den Mund. Ich schlucke runter. Ich verziehe das Gesicht. „Das ist ja ekelhaft! Oh Gott, wie kann man so was denn trinken?!", mache ich meinen Gedanken Luft. Das darf doch nicht wahr sein! Das ist total bitter! Ich sehe, dass Ruffy selbst das Gesicht verzieht. Er steht da wohl auch nicht sonderlich drauf. Aber egal. Jetzt sind wir offiziell Bruder und Schwester. Und jetzt kann ich auch endlich fragen! Ich gehe zu Ruffy hinüber und schlinge meine Arme um seinen Oberkörper. So krieg ich ihn bestimmt rum. „Du weißt doch, dass ich dich ganz dolle lieb hab, oder?" Verwirrt sieht er mich von oben an. Wahrscheinlich fragt er sich, was das jetzt soll. „Ja, weiß ich. Ich dich doch auch. Warum?" So, das brennende Finale beginnt. Jetzt nur nicht nachgeben und nicht die Angel loslassen! Ich hab dich fast, Ruffy! „Würdest du mir einen Wunsch erfüllen? Einen ganz großen Wunsch." „Kommt drauf an. Wenn es wieder um das Training geht, dann…" „Nein, das ist es nicht. Es geht um etwas anderes." „Worum denn?" „Antworte mir erst. Ja oder Nein?" Das ist die beste Methode. Hoffentlich fällt er drauf rein. „Sag mir erst, worum es geht." Kacke! Große Kacke! Egal, Plan B! „Ich möchte, dass du mich in zwei Jahren mit aufs Meer nimmst." Er schweigt. Das war klar. Aber, ich weiß genau, wie du darauf reagieren wirst. „WIE BITTE?!" Du bist so durchschaubar, Ruffy. Ich krieg dich schon noch rum. Da kannst du dich noch so gut wehren. Ich habe dich wortwörtlich immer noch im Griff. Ich presse mein Gesicht gegen seine Brust. Wenn es nicht anders geht, werde ich nicht zögern und auf die Tränendrüse drücken. Ich kann das! Ich mache das! Eiskalt! „Das ist viel zu gefährlich. Ich will nicht, dass dir was passiert, Blair." Ich habe gehofft, dass du das sagen würdest. Plan B tritt gnadenlos in Kraft. „Genau deswegen ja. Du möchtest nicht, dass mir etwas passiert und du willst nicht, dass ich traurig bin, richtig? Ich bin glücklich, wenn ich bei dir bin und bin am sichersten, wenn du mich persönlich beschützt. Bitte, nimm mich doch mit." Ich schniefe. Je schneller das hier vorbei ist, desto eher kann ich mich um etwas anderes kümmern. Ich schaue endlich zu ihm auf. Den berühmten Katzenaugen kann niemand widerstehen. Die mit den großen Pupillen. Das hat bisher bei jedem gezogen. „Ich will dich nicht verlieren. Ich kann dich nicht mitnehmen." Warum ist er so stur? Mir kommen wirklich die Tränen. Es ist echt, ich muss es nicht vorspielen. „Bitte…lass mich nicht allein." Ich flüstere nur noch. Doch, ich sehe, dass er langsam begreift. Er sieht meine Angst wieder. In meinen Augen. Ich falle in mein Loch der Verzweiflung. Er darf nicht gehen! Er darf mich nicht verlassen! Zwei Jahre Trennung fürs Training reicht doch völlig. Länger werde ich das nicht aushalten! Ich schluchze. Meine Tränen werden immer mehr. Meine Knie werden weich. Letztendlich geben sie sogar nach. Aber, es gibt keinen Aufprall. Mein Bruder hält mich fest. Ich beweine seine rote Weste. Es macht ihm nichts aus. Er lässt mich weinen. Er scheint wohl endlich zu verstehen, was in mir vorgeht. Wenn er geht, bin ich wieder ganz allein. Ich spüre, wie er sich hinsetzt und er mich mitzieht. Ich lasse es zu. Ich sitze auf seinem Schoß. Heule mir die Augen aus, währenddessen seine Weste voll. Er streicht mir sachte über den Rücken. So sachte, als hätte er Angst mich noch mehr zu verletzen, als er es ohnehin schon getan hat. Er bricht mir das Herz, sollte er mich nicht in seine Crew aufnehmen. Er seufzt laut auf. Aber, es klingt nicht genervt. Eher überfordert. Ist er mit mir überfordert? Nein, nicht mit mir. Aber mit meinen Gefühlen. „Blair?" Ich sehe nicht auf. Ich weine und schluchze weiter. „Hm?" Ich bin kaum zu hören. „Du hast Angst, stimmt’s?" Ich nicke leicht. „Und wenn ich dich mitnehme, hörst du auf zu weinen und bist wieder glücklich, ja?" Ich sehe nun doch auf. Meint er das ernst? Natürlich. „Ja.", flüstere ich mit tränenerstickter Stimme. Wieder seufzt er. „Gut, dann nehme ich dich mit. Irgendwo hast du ja auch Recht." Danke, Ruffy. Du weißt gar nicht, wie glücklich mich das macht. Kapitel 6: - Bitte sie, mich zu trainieren ------------------------------------------ Kapitel 6: - Bitte sie, mich zu trainieren Ich seufze. Es ist soweit. Heute fängt sein Training an. Ich werde ihn zwei Jahre nicht sehen. Aber, ich kenne seine Gründe. Es ist vollkommen in Ordnung. Ich lehne mich nach hinten. Gegen seine Brust. Ich schließe die Augen und atme durch. „Ich vermiss dich jetzt schon." Er legt seinen Kopf auf meinem ab. Und seufzt ebenfalls. „Ich dich auch. Aber, wir sehen uns wieder. Zwei Jahre sind schnell rum." Manchmal kotzt mich sein Optimismus an. Aber, dazu sage ich jetzt nichts. Es würde den Moment versauen. Außerdem sind wir nicht allein. Hancock und noch einige andere Frauen sind auch hier. Auch, wenn meine Augen geschlossen sind, spüre ich ihren Blick. Sie mag mich nicht. Und sie versteckt das auch nicht. Aber, das ist nicht in meinem Sinne. Ich muss das irgendwie geradebiegen. Eigentlich habe ich nichts gegen sie. Solange sie dieses komische „So-weit-auf-jemanden-herabsehen- dass-sie-sich-zurücklehnen-muss"-Ding nicht mit mir abzieht, ist es in Ordnung. Ihre Blicke kann ich ignorieren. Es macht mir also nichts aus. Ich hoffe nur, dass sie nicht ganz so fies ist, wie sie sich gibt. Sonst habe ich ziemlich schlechte Karten. Ich muss sie darum bitten Ich meine, wen soll ich sonst darum bitten? Sie ist stark und selbstbewusst. Ich schrecke hoch. Ich rieche etwas. Etwas Bekanntes. Irgendeinen bekannten Menschen. „Was hast du?" Ruffy. Er hat meine Reaktion bemerkt. Das war klar. „Ich rieche jemanden. Und der Geruch ist mir bekannt.", erkläre ich. Plötzlich kommt jemand aus dem Wasser. Meine Augen weiten sich. Vor Freude. Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen. Der grauhaarige Mann kommt auf uns zu. Er grüßt uns. „Hey, Rayleigh!", meint Ruffy. Ich stelle mich wieder gerade hin, um nicht umzufallen. Aber, mein Bruder bleibt hinter mir stehen. Allein seine Hand bewegt sich. Er hebt sie zur Begrüßung. Rayleighs Blick fällt auf mich. Überrascht sieht er mich an. Hat es sich etwa auf dem Archipel herumgesprochen? Dass ich mich aus dem Waisenhaus geschlichen hab? Er und ich sind miteinander vertraut. Ich finde ihn nett. Er ist immer freundlich zu mir. Ich mag ihn. „Hier hin bist du also verschwunden. Wie geht es dir, Blair?" Er lächelt mich an. Er ist nicht sauer. Weil er es nachvollziehen kann. Der Grund meines Verschwindens ist ihm bekannt. Ich lächle zurück. „Mir geht’s super. Es ging mir nie besser. Und bei dir?" „Mir auch. Aber, Shakky und ich haben uns Sorgen gemacht. Wir dachten, dir wäre etwas passiert. Aber, du bist ja taff." Ich kichere etwas. Ja, das stimmt. Er kennt mich eben zu gut. Wir sind ja auch gute Freunde. Jedoch kann ich spüren, dass Ruffy etwas verwirrt ist. „Du fragst dich, woher wir uns kennen. Hab ich Recht, Ruffy?" Er nickt. „Rayleigh und ich kennen uns schon etwas länger. Als ich noch im Waisenhaus war, bin ich auf dem Archipel in der Gesetzlosenzone in eine Schlägerei verwickelt worden. Naja, Rayleigh hat mich da rausgeholt und später haben wir uns dann angefreundet." Ich lächle warm. Eine der wenigen schönen Erinnerungen an diese Zeit. „Ich will nicht viel Zeit verschwenden. Können wir?" Die Beiden haben’s ja echt eilig. Ach, Menno! Ich spüre, wie Ruffy nickt. Arsch! Jetzt lässt der mich doch tatsächlich allein… Egal, er kommt ja wieder. Er hat es ja versprochen. Ein trauriger Seufzer verlässt meine Lippen. Ich will das immer noch nicht. Aber, es muss sein. Ich verstehe das. Ich drehe mich um und umarme ihn. Er erwidert das. „Pass auf dich auf, großer Bruder.", murmle ich. Ich lasse ihn wieder los. Er tut es mir gleich. Grinsend wuschelt er mich durch die Haare. Dass er dabei meine Frisur zerstört, ist ihm wohl egal. „Mach ich. Pass du auch auf dich auf, Schwesterherz." Lächelnd nicke ich. „Aye, aye, Captain!", sage ich spaßiger Weise. Er verabschiedet sich noch kurz. Dann geht er. Zusammen mit Rayleigh. Ich winke ihnen zu, bis sie mit dem kleinen Schiff außer Sichtweite sind. So jetzt zu meinem Plan. Ich laufe auf Hancock. Kurz vor ihr stoppe ich. Wir sehen uns gegenseitig in die Augen. Mein Blick ist entschlossen. Ihrer ist und bleibt hart. Ruffy, wünsch mir Glück! „Hancock, ich weiß, wir hatten unsere Startschwierigkeiten, aber ich habe eine Bitte an dich." Meine Stimme ist entschlossen. Zum Glück! Anders wäre es nämlich bestimmt doof rübergekommen. „Eine Bitte? Warum sollte ich sie dir erfüllen?" „Weil nur du es kannst. Ich möchte, dass du mich trainierst." Sie ist überrascht. Ich sehe es an ihren Augen. Bitte, tue mir diesen Gefallen! „Wieso um alles in der Welt soll ich dich trainieren? Welchen Grund hast mir solch eine Bitte entgegen zu bringen?" Ich atmete tief durch. Es sieht demütigend aus, aber ich werde es tun. Anders krieg ich sie wohl nicht rum. Ich falle auf die Knie. Meine Hände finden sich auf der Wiese wieder. Mein Kopf ist nur ein Stück weit über meinen Händen. „Ich bitte dich, Hancock! Ich will Ruffy in zwei Jahren kein Klotz am Bein sein! Bitte, trainiere mich!" Es ist so demütigend. So erniedrigend. Aber egal. Mein Stolz soll sich ruhig mal zurückhalten. Sie schweigt. Sie überlegt. Das Schweigen macht mich echt wahnsinnig! Mensch, Hancock, jetzt sag doch mal was! Ja oder Nein? „Du gehst vor mir auf die Knie und bittest mich, dich zu trainieren, weil du Ruffy eine Hilfe sein möchtest… Mal sehen, was ich aus dir herausholen kann." Freudig richte ich mich wieder auf. Das ist ein eindeutiges Ja! „Vielen Dank! Ich bin dir was schuldig!" „Schon gut. Solange du dich nicht zu dumm anstellst, mach ich es." Ich weiß, sie tut das für Ruffy. Nicht etwa für mich. Sie will bei ihm Eindruck schinden. Wie kann man sich nur so krass verlieben? Also, wenn das normal ist, wenn man sich verliebt, will ich mich niemals verlieben! Kapitel 7: Treffen bei Grove 41 ------------------------------- Kapitel 7: - Treffen bei Grove 41 Schnee. Überall Schnee! Ich werde irre! Es ist so arschkalt hier! Ich trage über meinem schwarzen Kapuzenpulli einen schwarzen Mantel. Aber, das hilft meinen Beinen nicht. Die Hotpants hätte ich doch nie angezogen, hätte ich gewusst, dass es hier gerade Winter ist! Zum Glück habe ich wenigstens an den Mantel gedacht. Ich stehe hier neben Hancock, Sandersonia und Mariegold. Sie sind mir alle ans Herz gewachsen. Sogar Hancock. Ich habe zwei Jahre mit ihnen verbracht. Habe sie kennen gelernt. Habe sogar das Geheimnis der drei Schwestern erfahren. Seitdem kann ich vor allem Hancock irgendwie besser verstehen. Ich kann sie gut leiden. Und das Training hat sich wirklich gelohnt. Finde ich jedenfalls. Plötzlich ist ein Brüllen zu hören. Ich muss nicht aufsehen, um zu wissen, dass es ein Löwe ist. Immerhin, ich bin eine halbe Katze. Der Löwe ist ziemlich aggressiv. Sein Gebrüll zeigt mir dies. Magarette wird etwas nervös. Sie spannt ihren Bogen, um sich zu verteidigen. Aber, ich spüre, ich muss nichts dazu sagen. Denn ich spüre etwas ganz anderes. Etwas viel stärkeres, als den Löwen. Und noch im selben Moment ertönt seine Stimme. „Hey! Lass sie. Sie ist meine Freundin." Seine Stimme. Mein Gott! Hab ich dich vermisst! Er ist wirklich männlicher geworden. Tut mir leid, aber das muss man mal erwähnen. Ein ordentliches Sixpack hat er auch. Also, so kann man sich ja echt mit ihm sehen lassen. Nicht, dass man es vorher nicht konnte, aber so ist es noch besser. Außerdem bin ich hier wohl nicht die Einzige, die in diese Richtung denkt. Ich kann förmlich hören, dass Hancock versucht, jetzt nicht los zu sabbern. Ich freue mich. Endlich sehe ich ihn wieder. Ich habe viel an ihn gedacht. Na gut, so viel Zeit dazu hatte ich die letzten zwei Jahre gar nicht. Hancock hat wohl das Wort Training mit Abreibung verwechselt. Ich schwöre, sie hat mich regelrecht zur Sau gemacht. Die Arschtritte spüre ich immer noch! Trotzdem ist es eine tolle Zeit gewesen. Aber, jetzt muss ich jemanden durchknuddeln! „Ruffy!", schreie ich und laufe gleichzeitig auf ihn zu. Das Laufen wird zu einem Rennen. Im nächsten Moment springe ich ihn auch schon an. Er hatte sich schon zu mir umgedreht und kann mich rechtzeitig abfangen. Wir wirbeln zweimal im Kreis. Dann berühren meine Füße wieder den Boden. „Ich hab dich so vermisst!", lächle ich. Er grinst mich breit an. So wie immer. Er hat sich vom Verhalten wohl nicht sonderlich verändert. Das ist auch gut so. Ich umarme ihn wieder. Schließlich habe ich ziemlich was nachzuholen. Er erwidert die Umarmung. Schon fühle ich mich wieder richtig wohl. Heilige Scheiße! Wie sehr hab ich meinen großen Bruder vermisst…                 „Ihr solltet keinen Ärger veranstalten und vor allem keine Aufmerksamkeit erregen." Wie oft hat sie das jetzt schon gesagt? Tausendmal? Gut, bei Ruffy kann ich das verstehen. „Ist gut, Hancock. Wir passen auf.", lächle ich. Sie lächelt mir zu. Wir verstehen uns wirklich gut. Keine eifersüchtigen oder gar neidischen Blicke mehr. Wir sind jetzt gute Freundinnen. „Also dann. Passt auf euch auf und viel Glück auf eurer Reise." „Wir sehen uns, Hancock. Und hab vielen Dank für alles.", verabschiedet sich Ruffy. Er springt auf das kleine Ruderboot. Ich bleibe noch kurz stehen. Schaue Hancock noch einmal dankend an. „Auf Wiedersehen, Blair. Und viel Glück bei-" Ich unterbreche sie. Umarme sie fest. Ich hätte nie gedacht, dass der Abschied mir so schwer fallen würde. Ich muss zugeben, ich habe sie unheimlich lieb. Sie erwidert meine Umarmung, das spüre ich an meinen Schultern. Ebenso spüre ich, wie Ruffy uns ein wenig verwirrt beobachtet. „Danke für alles, Hancock. Ich hab dich lieb.", sage ich und löse mich von ihr. „Ich dich auch, Blair. Pass auf dich auf, hörst du?" Ich nicke und springe nun auch aufs Boot. Meinen kleinen schwarzen Rucksack habe ich auf dem Rücken. Jetzt kann es losgehen! Unser Boot legt ab. Der Abschied fällt mir schwer. Aber, ich will es so. Wenn ich etwas erleben will, muss ich jetzt gehen. Außerdem, es ist kein Abschied für immer.       „Was war denn das eben?", grinst er. „Was meinst du?" „Na, ich dachte, ihr könnt euch nicht so gut leiden. Oder hab ich was verpasst?" Ich kichere. Dieser Vollpfosten. „Tja, wenn man zwei Jahre lang mit jemanden trainiert, baut man doch auch eine Freundschaft auf, oder nicht?" Er sieht überrascht aus. Kein Wunder. Vor zwei Jahren hätten wir uns an die Kehle springen können. Aber jetzt ist das anders. Hancock und ich sind Freundinnen geworden. „Ich hab zwar gemerkt, dass du wesentlich stärker bist, als früher, aber dass du mit Hancock trainiert hast, hab ich jetzt nicht vermutet. Und? Was hat sie dir beigebracht?" Ich grinse unverschämt. „Verrate ich dir nicht." „Wieso?" „Lass dich überraschen." Ich strecke ihm die Zunge raus. Überraschungen müssen auch mal sein…               „Dahinten ist das Archipel! Juhu!", freut sich Ruffy. Er will seine Freunde so schnell wie möglich wiedersehen. Und ich will sie auch endlich kennenlernen. Die Personen, von denen er immer so viel Gutes erzählt. Zorro, Nami, Lysop, Sanji, Chopper, Robin, Franky und Brook. Und Ruffy ist der Captain. „Sag mal, du kennst dich auf dem Archipel doch aus, oder?" Ich nicke. Natürlich. Warum sollte ich nicht? Ich bin hier geboren, du Trottel! „Du weißt also, wo die Sunny ungefähr geankert hat?" Wieder nicke ich. „Klar, weiß ich das. Aber jetzt muss ich dir kurz etwas erklären. Es gibt Orte, die ich nicht sehen will. Also, Grove 1 bis 29 ist die „Gesetzlose Zone", wo das Auktionshaus und die Human Shops sind. Die Zone würde ich, falls möglich, gerne umgehen. Auf Grove 30 bis 39 befindet sich der Sabaody Park, diese Zone ist völlig in Ordnung, genauso wie die „Touristenzone", die von Grove 40 bis 49 geht. Grove 50 bis 59 ist auch ok, das ist nämlich das Viertel mit den Schiffswerften und Häfen, aber sonst nichts. Bei Grove 60 bis 69 könnten wir auffliegen und in Schwierigkeiten geraten, da es dort Stützpunkte der Marine und der Weltregierung gibt und Grove 70 bis 79, also das Hotelviertel, geht nicht, weil die mich dort alle kennen. Außerdem ist auf Grove 75 das Waisenhaus." „Also möchtest du die Marinestützpunkte, das Hotelviertel und die Gesetzlose Zone umgehen, richtig?" Ich nicke. „Gut, wir können das gerne versuchen. Aber, wäre es so schlimm, wenn wir diese Groves nicht umgehen würden?" Ich schüttele den Kopf. Es wäre für mich nur angenehmer. Das Waisenhaus will ich nicht mehr sehen! Von Human Shops und dem Auktionshaus hab ich die Schnauze voll! Und auf Ärger mit der Regierung oder der Marine kann ich gerade gut verzichten. „Wir versuchen es, wenn es denn sein muss. Aber ich verspreche dir nichts." Lächelnd nicke ich.               Na super! Dieser Vollidiot! Kaum lässt man ihn aus den Augen, ist der weg! Vielleicht sollte ich einfach jemanden fragen. Vielleicht habe ich Glück und jemand hat ihn gesehen. Vorsichthalber ziehe ich mir meine Kapuze tiefer ins Gesicht. Kurz bevor wir das Archipel betreten haben, habe ich sie übergezogen. Ich meine, wie viele Menschen sieht man, die Katzenohren haben? Richtig, keinen außer mir. Ich seufze. Bleibe stehen und sehe mich um. Wen kann ich denn fragen? Eine orangehaarige junge Frau läuft nicht weit hinter mir. Sie trägt ein Bikinioberteil und eine lange Jeans. Ich schätze sie so um die 20 Jahre. Ich hab ein gutes Gefühl. Die frage ich einfach mal. „Ähm, Entschuldigung?", spreche ich sie an. Ich merke, sie hat eine Begleitung bei sich. Ein Mann mit einer langen Nase. Den nennen die Leute bestimmt oft Pinoccio. Freundlich beugt die Dame sich ein Stück zu mir hinunter. Der junge Mann tut es ihr gleich. „Ja? Kann ich dir helfen?" „Haben Sie zufällig einen jungen Mann gesehen? Er ist 19 Jahre alt, trägt einen Mantel mit Pelz an der Kapuze und hat die Kapuze auch auf. Außerdem trägt er einen riesigen Rucksack mit sich rum. Und Sandalen hat er an. Den haben Sie nicht zufällig gesehen?" Kurz überlegt sie, doch dann verneint sie. „Nein, leider nicht. Tut mir leid." „Schon ok. Trotzdem Danke." Ich gehe weiter. Ruffy ist mit diesem Rucksack doch gar nicht zu übersehen! So eine Kacke! Solange er nicht ins Hotelviertel oder ins Marineviertel gegangen ist. Wenn er das gemacht hat, suche ich ihn nicht weiter. Ich biege in eine Straße ein. Hier war wohl ziemlich was los. 9 Personen liegen bewusstlos am Boden. Die Leute drum herum sind ziemlich geschockt. Was ist denn hier passiert? Hat Ruffy was damit zu tun? „Was ist denn hier passiert?", frage ich eine Passantin. „So ein junger Mann hat einfach den gefürchteten Piraten „Strohhut Ruffy" angerempelt. Das wollte er sich nicht gefallen lassen und wollte auf ihn schießen, doch er ist einfach ausgewichen und dann ist die ganze Bande einfach umgekippt, obwohl der Fremde gar nichts gemacht hat.", erklärt sie mir. „Strohhut Ruffy? Der da?", frage ich sarkastisch. Auf dem Boden liegt so ein Fettsack. Eine rote Weste, die bei seiner Wampe fast aus allen Nähten platzt, umspielt ihn. Auf dem Boden liegt ein verdammt hässlicher Strohhut. Die Frau nickt. Ich muss mir das Lachen verkneifen. „Wo ist dieser junge Mann hin? Wie sieht er aus?" „Er hatte Sandalen an und eine Kapuze über dem Kopf. Sein Gesicht habe ich nicht gesehen. Und er hatte einen großen Rucksack auf dem Rücken." Ich seufze. Das ist eindeutig Ruffy. Kein Zweifel. „In welche Richtung ist er gegangen?" „Dort entlang." Sie zeigt die Straße hinunter. Ich bedanke mich. Dann gehe ich weiter. Diese Typen sind ein ziemlich mieser Fake! Ich laufe ein paar Meter weit. So viel zu Hancocks Anweisung, keinen Ärger zu veranstalten. Ich hätte es vielleicht ahnen müssen. Der perfekte Anfang einer Reise ist das jedenfalls nicht. Ich bleibe stehen. Hier teilt sich der Weg. Ich muss, wenn ich zur Thousand Sunny will, nach rechts laufen. Gut, das mache ich auch. Der beste Weg ist immer der direkteste Weg. Nach einigem Laufen komme ich auf einer absolut leeren Straße an. Keine Menschen. Auch die Geschäfte haben nicht geöffnet. Seltsam… Hab ich mich jetzt verlaufen? Nein. Ich sollte besser zurück gehen. Das ist mir echt zu unheimlich. Ich drehe mich wieder um und laufe in eine Seitengasse. Durch diese hindurch, bis zu nächsten Hauptstraße. Wieder einmal muss ich feststellen, dass meine Orientierung für die Tonne ist. Ich kenne mich in meiner eigenen Heimat nicht mehr aus. Na toll! Ich finde mich auf einer riesigen Straße wieder. Wo zur Hölle bin ich denn hier?! Ich seufze, als plötzlich etwas in mein Blickfeld gerät. Die Marine... Gut, dass Ruffy gerade nicht hier ist. Wahrscheinlich würde er sich verraten. "Entschuldigung? Könnten Sie mir helfen?", spreche ich die beiden Soldaten an. Sofort drehen sie sich zu mir um. Kommen auf mich zu. "Was können wir für dich tun, Kleine?" "Ich suche Grove 41. Wissen Sie zufällig, wo das genau ist?" "Natürlich. Hier die Straße entlang, dann die Erste rechts und dann nur noch geradeaus." "Vielen Dank!" "Gern geschehen." Ich trete meinen Weg sofort an. Plötzlich ertönt Krach. Ich bleibe stehen und sehe in die Richtung, aus der er kommt. Eindeutig ein Kampf. Geschrei. Das Aufeinandertreffen von Schwertern und anderen Waffen. Schüsse. Hm, ob Ruffy was damit zu tun hat? Hoffentlich nicht. Ich gehe weiter. Selbst wenn, er kommt schon klar. Er ist ja kein Weichei, dass sich schnell besiegen lässt. Laut seufzend laufe ich den mir beschriebenen Weg entlang. Doch, plötzlich spüre ich, wie jemand gegen mich läuft. Erschrocken falle ich auf den Hintern. Mein Schädel tut weh! Der Kerl ist ja hart, wie Stahl! Vor Schmerz halte ich mir den Kopf. Öffne die Augen und sehe auf. Ich erkenne sofort, wer da gegen mich gerannt ist. Kuma... Er entschuldigt sich nicht. Würdigt mich nicht eines Blickes und setzt seinen Weg einfach fort. "Hey, du Flachzange! Das hat wehgetan! Entschuldige dich wenigstens!" Keine Reaktion. Ist der taub, oder so?! Wie unhöflich! Beleidigt sehe ich ihm nach und will aufstehen, als mir eine Hand vor die Nase gehalten wird. Ich folge der Hand bis zu einem freundlich lächelnden Gesicht. Ein junger Mann. Blond, komisch gekräuselte Augenbrauen und ein freundliches Lächeln. Ich nehme die Hilfe an und stehe auf. "Vielen Dank.", lächle ich mein Gegenüber an. "Ach, kein Problem, meine Schöne ~", säuselt er. "Liebestoller Topflappen..." Er ist nicht allein. Ein grünhaariger Mann steht etwas von ihm entfernt. Drei Schwerter am Gürtel. Eine Narbe über dem Auge und ein genervter Gesichtsausdruck. Wow, der ist ja drauf... Er hat ein tolles Sixpack! Noch besser als das von Ruffy. Beeindruckend... "Was hast du gesagt, Säbelrassler?!" "Du hast mich genau verstanden, Schnitzelklopfer!" Die Beiden sehen aus, als würden sie sich gleich an die Gurgel gehen. Seltsame Typen... Wieder ertönt ein lauter Knall aus derselben Richtung, wie vorhin auch schon. Nicht nur ich habe ihn hier gehört. Die Beiden sehen auch in die Richtung. Ich habe so eine blöde Vermutung. Ich glaube, Ruffy ist doch in Schwierigkeiten geraten. Wenn das stimmen sollte, ist er ein richtiger Depp! Naja, das ist er auch so... "Los, Moosbirne! Lass uns weiter nach Ruffy suchen. Wahrscheinlich hat er wieder was angestellt." "Erteil mir keine Befehle, Gemüseschnippler!" Ich schrecke auf und sehe den Beiden hinterher. Hat er gerade Ruffy gesagt? Jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen! Sie streiten sich, wegen jeder Kleinigkeit... Diese Beleidigungen... "Seit ihr zufällig Sanji und Zorro?", frage ich. Sie drehen sich zu mir um. "Ah, du Schönheit, du kennst mich also?" Misstrauisch besieht der Grünhaarige mich. Ich spüre, er vertraut mir nicht. "Woher kennst du uns?" "I-Ihr habt gerade von Ruffy gesprochen. Ich suche ihn auch. Hab ihn in der Menge verloren. Kann ich mit euch kommen?" "Woher kennst du ihn?" Sein Misstrauen schwindet nicht. Wie nervig... "Lange Geschichte. Das kann er euch selbst erzählen. Also, was ist?" "Aber, natürlich, Süße ~!"                 Da vorne tut sich etwas. Wieder dieser bescheuerte Kuma! Er liegt am Boden und explodiert. Was ist hier bloß los? Wieso explodiert der denn?! Wollen die mich alle verarschen?! Dann schießt er in mein Blickfeld. Dieser Vollidiot! So viel zu: Keinen Ärger machen! Wir kennen uns seit zwei Jahren und mir ist es jetzt schon klar. Er wird mich irgendwann nochmal ins Grab bringen. Oder eher aufs Krankenbett... So schnell sterbe ich nicht. Da kann man sich sicher sein! Sanji und Zorro laufen auf Ruffy zu. Ich bleibe stehen und winke. "Ruffy!", rufe ich und grinse. Er strahlt übers ganze Gesicht. Er freut sich, die Beiden zu sehen. Das sehe ich eindeutig. Schnell erledigen Zorro und Sanji einen weiteren Kuma. Ich muss später unbedingt mal nachfragen. Ich meine, woher kommen die ganzen Kumas?! Sofort packt mein großer Bruder mein Handgelenk und zieht mich mit. "Du Vollidiot! Wo warst du?!" "Naja, hab bis gerade gar nicht gemerkt, dass du weg warst.", grinst er frech. Dieser Penner! Hätte ich mir denken können! Er wagt auch noch, mir das ins Gesicht zu sagen... Idiot... Aber, egal. Er ist mein Lieblingsidiot... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)