Beloved Enemy von Vienne (Kriegserklärungen und Friedensverträge...) ================================================================================ Kapitel 5: Friedensgespräche ---------------------------- Rei saß über ihren Hausaufgaben für Japanische Literatur. Sie vergaß selten ihre schulischen Dinge, aber durch die ganze Aufregung der letzten zwei Tage, hatte sie es wirklich vergessen gehabt. Nun saß sie schon seit einer halben Stunde über dem mittelalterlichen Gedicht und versuchte ihre Interpretation daraus zu ziehen. Entfernt hörte sie das Telefon im Flur läuten. Ihr Großvater ging ran, nur um eine Minute später in ihrem Zimmer zu stehen: “Rei?“ “Was gibt’s denn Großvater? Ich mache gerade meinen Hausaufgaben.“ “Das sehe ich. Aber Usagi ist dran. Es scheint wohl wichtig zu sein.“ “Oh.“, Rei stand auf und folgte ihm zur Tür. Während er sich im Wohnzimmer wieder seiner liebsten Quizsendung widmete und jede Frage falsch beantwortete, ging sie ans Telefon: „Usagi? Wo bist du? – Hast du es ihm gesagt? – Was heißt Jein? Du musst doch wissen, was du Mamoru gesagt hast. – Wieso wird es länger dauern? Das kapier ich nicht. – Ja ich weiß, dass es schon nach sieben ist. – Ach deswegen rufst du an. Na schön, ich gebe dir ein Alibi. Aber ich hab was gut bei dir. – Versprochen. Egal was passiert, ich verrat es den anderen nicht. – Pass auf dich auf und grüß Mamoru. Bis morgen!“ Sie legte auf und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Usagi war also tatsächlich zu Mamoru gegangen, um mit ihm zu reden. Aber woher kam der plötzlich Sinneswandel? Rei nahm sich vor, Usagi am nächsten Tag zu fragen, wenn die anderen noch nicht da waren. „Und, hat es geklappt?“, Mamoru stand mit einem Flyer in der Hand neben Usagi, die gerade das Gespräch mit Rei beendet hatte. „Ja. Sie gibt mir ein Alibi.“ „Ist doch prima. Sag mal, was magst du essen?“ Den ganzen Nachmittag über hatten sie geredet. Aber sie kamen immer noch zu keiner Lösung. Lange saßen sie einfach nur aneinander gelehnt auf dem Sofa und schauten zu, wie die Sonne langsam über den Dächern Tokios unterging. Usagi hatte es Mamoru noch nicht sagen können, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Allerdings hatte sie auch nicht das Gefühl, es ihm unbedingt mitteilen zu müssen. Nicht nachdem er sie immer noch im Arm hielt und ihre Finger sich mit seinen verschlungen hatten. Ihr gefiel es und sie genoss es einfach. Mamoru wusste nicht, warum er das tat. Aber er wollte sie bei sich haben. Ganz nah. Er spürte, wie sie sich in seiner Umarmung entspannte. Vielleicht war es, weil er Tuxedo Kamen und sie Sailor Moon war. Vielleicht kam daher dieses Urvertrauen, was er in sich spürte. Alle Streitereien waren vergessen. Es schien beinahe so, als wäre es nie anders zwischen ihnen gewesen. Usagi roch noch Erdbeeren und Schokolade. Er liebte diesen Geruch an ihr. Ihre Nähe beruhigte ihn. „Sag mal, musst du nicht nach Hause?“, die Sonne war schon fast hinter den Dächern verschwunden, als Mamoru den Satz aussprach. „Ja. Sonntags muss ich immer um halb sieben zuhause sein, weil ja morgen Schule ist. Aber ich will nicht.“ “Hm.“ „Wenn ich nach Hause muss, muss ich weg von dir.“, ihre Stimme klang leise. „Dann bleib doch.“ Sie drehte sich so, dass sie sein Gesicht sah. Aber er schaute nach draußen. „Ich kann auf dem Sofa schlafen. Und uns was zu essen bestellen. Indisch. Thai. Chinesisch. Was du magst. Und dann können wir wirklich mal reden. Denn viel raus gekommen ist ja nun nicht, seid du hier bist. Außer das du weißt, wer ich bin und andersrum und das wir die Gründe voneinander wegen der Suche nach dem Silberkristall wissen, haben wir so nichts geklärt.“ “Mein Vater bringt mich um, wenn ich hier bleibe. Er mag es nicht, wenn ich bei einem Jungen bin.“, sie wurde ein bisschen rot bei diesem Satz. „Ruf doch Rei an. Ich wette, sie verschafft dir ein Alibi. Und dann rufst du deine Eltern an. Ich bring dich auch morgen zur Schule. Versprochen!“, liebevoll gab er ihr einen Kuss auf die Stirn. „Okay. Wo steht deine Telefon?“ “Im Flur. Und ich such derweil die Flyer wegen dem Essen heraus.“ Nun standen sie beide nebeneinander und suchten sich aus dem Flyer des chinesischen Lieferservice etwas aus. Mamoru nahm das Telefon und ging in die Küche, um dort in Ruhe alles zu bestellen. Währenddessen kramte Usagi in ihrer Tasche nach ihrem Handy. „Hallo Mama! Ich bin’s. – Ja also, das ist so. Rei geht es wegen der Trennung von ihrem Freund nicht allzu gut. Und ich wollte fragen, ob ich heute bei ihr übernachten kann? – Ich weiß, dass ich morgen Schule habe. – Aber Mama! Bitte. Sie braucht mich. – Ja okay, bis dann!“ Frustriert warf Usagi ihr Handy auf das Sofa. Mamoru trat aus der Küche und schaute sie fragend an. „Ich muss um neun zuhause sein!“ „Oh.“ „Tut mir leid.“ “Macht nichts. Dann geht es eben nicht anders. Aber das Essen ist in zwanzig Minuten da und dann reden wir. Ich fahr dich später heim.“ Usagi nickte mürrisch, was Mamoru zum Lachen brachte. Erneut zog er sie in seine Arme. „Ich will nicht, dass du Ärger bekommst, Usako. Davon hast du glaub ich genug heute, oder?“ „Ja. Du hast ja Recht.“ „Usako?“ „Hm?“, sie löste sich ein wenig von ihm und schaute zu ihm auf. „Was wird denn nun aus uns?“ „Was meinst du?“ “Ich…also ich mag dich. Wirklich. Und das meine ich nicht so als Tuxedo Kamen. Also als der auch. Ich mochte dich schon vorher. Irgendwie.“, versonnen zwirbelte er eine Strähne von ihren Zöpfen zwischen seinen Fingern, „Aber es ist mir erst in den letzten Stunden klar geworden. Als ich das Gespräch mit Rei hatte und sie mir sagte, dass du mich gar nicht hasst. Das du mich eigentlich magst. Sie erinnerte mich daran, dass wir auch normal miteinander geredet haben. Ich hab die Zeit genossen. Es war viel einfacher mit dir. Viel entspannter. Aber als du mich erst ignoriert und dann diese Aktion mit der Nachhilfe gemacht hast, war ich echt platt. Ich wusste gar nicht, dass du so rachsüchtig sein kannst. Und ich war mir gar nicht mehr so sicher, ob ich dir sagen sollte, dass ich dich wirklich mag. Als du dich dann heute vor mir verwandelt hast, ging mir dann ein Licht auf. Ich verstand plötzlich, warum du Rei so verteidigt hast. Du hast sie so verteidigt, wie Sailor Moon ihre Gefährtinnen verteidigt. Immer. Ich muss zugeben, dass ich als Tuxedo Kamen deine Nähe gesucht habe. Und unbewusst als Mamoru auch. Ich habe mich gefreut, dich retten zu können. Dich berühren zu können. In deiner Nähe zu sein.“ „Mamo-chan!“ In Usagis Augen standen Tränen vor Rührung. Er hatte sie also nie gehasst. Sie hatten wirklich einfach nur einen schlechten Start gehabt. Alles war purer Zufall gewesen. Und nun legte er ihr seine Gefühle zu Füßen. Er mochte sie. Er suchte ihre Nähe. Und sie musste sich nicht mehr entscheiden, wen sie mehr mochte: Mamoru oder Tuxedo Kamen. Die beiden Männer die sie um alles in der Welt von Herzen liebte, waren ein und dieselbe Person. Mamoru sah, dass sie Tränen in den Augen hatte. Aber auch ein Lächeln zierte ihr Gesicht. “Alles okay, Usako?“ “Ja. Alles okay!“, sie stellte sich auf die Zehenspitzen und legte ihre Arme um seinen Hals, zog ihn ein wenig näher zu sich. Zentimeter um Zentimeter. Mamoru wusste nicht, was da geschah, doch er lies es zu. Lies sie immer näher an sich ran. Er konnte ihren warmen Atem auf seinem Gesicht spüren. Tausend und kein Gedanke rasten durch seinen Kopf. Erneut schien die Welt still zu stehen. Und als die Sonne einen letzten Strahl über die Dächer schickte, trafen sich Usagis und Mamorus Lippen zum ersten Mal. Sanft und liebevoll. Fordernd und leidenschaftlich. Ein Schwarm Schmetterlinge flog kreuz und quer durch Usagis Bauch. Und ihm ging es nicht anders. Wieder und wieder trafen sich ihre Lippen, um sich erneut auszutauschen. Mamorus Hände umfassten ihre Taille und zogen sie näher an sich heran. Ihr Körper drückte sich gegen seinen. Ewigkeiten verflogen und erst die Türklingeln riss sie auseinander. „Das Essen ist da.“, Mamoru lies von ihr ab und versuchte sich zu sammeln. „Ich deck den Tisch.“, Usagis Stimme war nur ein Murmeln und ihr Gesicht mehr als nur rot. Sie versuchte ihren Atem unter Kontrolle zu bringen, während er den Lieferanten bezahlte. Und dann saßen sie einfach nur da. Usagi hatte einige Teelichter in der Küche gefunden und sie auf dem kleinen Sofatisch drapiert. Sie saßen beide auf dem Boden. Ab und an schauten sie sich an und mussten lächeln. Beiden war auch ohne Worte klar, was da gerade zwischen ihnen passiert war. Beide wussten, dass nichts mehr zwischen sie kommen konnte. Sie mussten nichts mehr klären. Denn nach diesem Moment war alles klar. Nichts würde sie mehr auseinander bringen. „Ich glaub, wir müssen dann los.“, Usagis Blick war zur Uhr auf der Wand geglitten und sie zeigte halb neun. „Ist wohl besser so.“, er zog sie auf die Beine. Zwar hätte er sie viel lieber bei sich gehabt, aber er wollte keinen Ärger für sie riskieren. Sie würden noch genug Möglichkeiten haben, sich zu sehen. Jederzeit. Die Autofahrt verging schneller als gedacht und nach einer Viertelstunde standen sie vor Usagis Haus.Missmutig schaute sie hinüber. „Sehen wir uns morgen?“ “Wo? Im Crown?“ “Vielleicht lieber nicht. Denk an die anderen. Oder willst du es ihnen gleich auf die Nase binden?“ “Stimmt. Lieber nicht. Mein Heimweg von der Schule führt am Park vorbei.“ “Dieselbe Bank wie heute?“ „Ja.“, sie lächelte ihn an, beugte sich zu ihm und hauchte ihm einen letzten Kuss auf die Lippen, bevor sie ausstieg. Sie ging einige Schritte, bevor sie sich noch einmal umdrehte und an die Scheibe der Beifahrertüre klopfte. Mamoru lies das Fenster herunter und lächelte sie fragend an: “Was ist denn?“ “Nichts.“ “Nichts?“ “Ich wollte dir nur noch was sagen.“ “Hat das nicht bis morgen Zeit? Du bekommst noch Ärger.“ “Ist egal.“ “Okay.“ “Ich liebe dich!“, sie lächelte ihn an, machte auf dem Absatz kehrt und schlenderte schnellen Schrittes zur Haustüre, um dahinter zu verschwinden. Zurück blieb ein verwirrter Mamoru, der erst nach einigen Minuten realisierte, was sie da gerade gesagt hatte. Eiligst holte er sein Handy raus. Dann wendete er den Wagen und heim. Usagis Handy zwitscherte, als sie gerade dabei war, ihre Schuhe auszuziehen. „Mama, Papa! Ich bin wieder da.“ „Hallo Liebes.“, ihre Mutter kam aus der Küche, „Sei ein wenig leiser. Papa ist erkältet und hat Kopfschmerzen. Er hat sich schon ins Bett gelegt.“ “Oh. Entschuldige.“, nebenbei suchte sie ihr Handy und las die Nachricht, „Ich liebe dich auch, Usako!“ „…dich auch, Usako?“, ihre Mutter hatte sich hinter sie gestellt, „Sollten wir mal reden, Liebling?“ “Ach Mama.“, Usagi strahlte sie an. „Du warst bei ihm, richtig?“ “Ja. Tut mir leid, dass ich gelogen habe.“ “Ach weißt du, ich war auch mal jung. Aber sag Papa nichts davon.“ “Ich bin ja nicht verrückt.“ „Wie lange seid ihr denn zusammen?“ “Seid zwei Stunden?!“, Usagi grinste schief. „Er hat dich eben heimgefahren. Der rote Sportwagen war seiner, richtig?!“ “Ja. Er studiert Medizin an der Tôdai.“ „Oh, das ist toll. Das macht es leichter, ihn Papa sympathisch zu machen“, Ikuko zwinkerte ihrer Tochter zu, „Aber das hat noch Zeit. Und nun ab ins Bett. Morgen ist Schule. Schlaf gut.“ „Gute Nacht Mama.“, sie umarmte ihre Mutter und ging dann hinauf in ihr Zimmer. Usagi hatte sich schnell in ihren Lieblingsschlafanzug gekuschelt, bevor sie sich in ihr Bett legte. Immer und immer wieder las sie Mamorus SMS. Ihr war klar, dass sie ihn mit ihrem Liebesgeständnis überrumpelt hatte. Aber sie musste es loswerden. Nach allem was am heutigen Tag geschehen war, musste sie es ihm einfach sagen. Sie war unbeschreibbar glücklich. Jetzt musste sie nur noch Luna klar machen, dass Tuxedo Kamen nicht böse war. Aber dafür war am nächsten Tag noch Zeit genug. Usagi wurde mitten in der Nacht durch ein Scharren am Fenster geweckt. Müde rieb sie sich die Augen und tastete auf ihrem Nachttisch nach ihrer Lampe, um sie anzumachen. Sie musste blinzeln, als sich der Raum erhellte. Ihr Blick fiel auf ihren Wecker. Die Uhrzeiger in Häschenoptik zeigten kurz vor drei an. Ein böses Grummeln entfuhr ihr. Dann konnte sie wieder das Scharren hören. Sie schaute zum Fenster. „Luna?“ Sich streckend stand sie auf und ging zum Fenster, um es zu öffnen und die Katze hinein zu lassen. „Danke!“ „Gern geschehen. Aber was willst du hier? Ich hab dich doch darum gebeten, bei Minako zu übernachten.“, Usagis Stimme war leise aber wütend. „Ich wollte aber nicht. Artemis hat mir ständig Vorhaltungen gemacht wegen heute Nachmittag.“ „Das wundert mich nicht. Er hat ja gar nicht mal so Unrecht.“ Luna schaute Usagi fassungslos an. Vertrat sie etwa immer noch die Meinung, dass Tuxedo Kamen kein Feind war? War sie wirklich so naiv, sich mit einem völlig Fremden einzulassen? „Usagi, du weißt das ich Recht habe.“, elegant sprang die Katze ans Fußende des Bettes, während sich Usagi wieder unter ihre Bettdecke schob. „Glaub doch, was du willst.“ “Ich will dich doch nur beschützen.“ “Vor wem?“, Usagis Augen blitzten vor Zorn und ihre Stimme klang provokant, „Du hast keinerlei Anhaltspunkte, ob er unser Feind ist oder nicht.“ „Er will die Regenbogenkristalle.“ “Genau wie wir.“ “Er hat aber keinen Grund.“ “Doch.“ “Woher willst du das wissen?“ “Ich sehe es in seinen Augen.“ „Wir müssen die Prinzessin finden.“ “Und er seine Erinnerung.“, erschrocken über diesen Satz biss sich Usagi auf die Lippen. „Was?“ „Nichts.“ „Er muss seine Erinnerung finden? Mit dem Silberkristall? Woher weißt du das?“, die Fragen sprudelten nur so aus Luna heraus. „Vergiss es.“, Usagi rollte sich auf die Seite, aber gegen die Hartnäckigkeit ihrer Katze hatte das Mädchen keine Chance. „Usagi!“ Sie biss sich immer noch auf die Lippen. Warum sprach sie immer erst, und dachte dann erst darüber nach. Sie durfte ihn nicht verraten. “Usagi. Woher weißt du das?“ “Er hat es mir gesagt.“, flüsterte sie. „Wann? Wo?“ “Ist doch egal.“ “Ist es nicht. Triffst du dich etwa heimlich mit ihm?“ Usagi setzte sich mit Schwung auf. In ihrem Blick lag purer Sarkasmus: “Wann denn? Wie soll ich mich denn heimlich mit ihm treffen? Luna, ich sehe ihn, wenn ihr ihn seht. Wenn wir gegen das Königreich des Dunkeln kämpfen.“ „Das glaub ich dir nicht.“ “Dann lass es eben. Und ich bleibe bei meiner Meinung von heute Nachmittag: Du hast nicht das Recht, dich komplett in mein Leben einzumischen. Ich bin alt genug, um mich mit Jemand zu treffen. Auch wenn du und mein Vater dazu eine andere Ansicht haben. Und wenn ich Tuxedo Kamen treffen will, dann tu ich das. Dazu brauche ich nicht deine Erlaubnis.“ “Er ist der Feind!“ “Oh Luna, hör auf. Glaub mir, ich kenn ihn ein klein wenig besser als du. Ich weiß, wie er ist. Und für mich ist dieses Thema jetzt beendet. Gute Nacht!“ Luna holte Luft, wollte noch etwas sagen. Aber Usagi kniff demonstrativ die Augen fest zusammen und zog sich die Decke über den Kopf. Dann strampelte sie mit den Beinen und zwang Luna so, vom Bett zuspringen und zu ihrem Körbchen zu gehen. Für heute hatte sie die Diskussion verloren. Die Katze hatte das Gefühl, dass sich alle gegen sie gestellt hätten. Schon bei Minako hatte es nur Vorwürfe gehagelt. Minako und Artemis waren beide der Auffassung, dass Luna zu streng zu Usagi war. Das sie wirklich nicht das Recht hatte, sich in das Gefühlsleben von ihr einzumischen. Auch wenn die vielleicht drauf und dran war, sich in einen potentiellen Feind zu verlieben. Aber wenn es so sei, dann würde Usagi das noch früh genug merken, meinte Minako. Und Artemis setzte dem ganzen noch die Krone auf, indem er meinte, dass wohl auch Tuxedo Kamen mehr als nur Freundschaft für Sailor Moon empfinden würde. Zumindest sah es in seinen Augen so aus und Minako hatte heftig genickt bei seiner Aussage. Seufzend rollte sich Luna in ihrem Körbchen zusammen. Auch ihr waren die Blicke, die Usagi und Tuxedo Kamen heute Nachmittag im Park ausgetauscht hatten, nicht entgangen. Und wahrscheinlich stimmte Artemis Vermutung. Luna sah es Usagi an der Nasenspitze an, dass sie schon längst ihr Herz verloren hatte. Egal was sie ihr auch sagen würde: Usagi würde alle Schotten dicht machen. Und das brachte nichts. Sie mussten jetzt alle zusammen halten. Müde schloss Luna die Augen. Ihr letzter Gedanke war, dass alles gut gehen würde. Die Mädchen saßen an ihrem Stammtisch im Crown. Es war viel los, sodass Motoki gar nicht mitbekommen hatte, dass auch eine Katze und ein Kater mit am Tisch saßen. Selbst als er ihnen ihre Bestellung gebracht hatte, war es ihm nicht aufgefallen. Usagi versuchte dem Gespräch zu folgen, aber sie war mit ihren Gedanken nicht wirklich bei der Sache. Eigentlich war sie mit Mamoru verabredet gewesen, aber Amy und Minako hatten sie nach Schulschluss mit ins Café geschleift. Und sie konnte ihnen die Wahrheit nicht sagen. Noch nicht. Leicht genervt zog sie ihr Handy aus der Tasche. Eine SMS wurde ihr angezeigt und sie wusste sofort, von wem sie war. Schnell öffnete sie die Nachricht: ’Wo bist du Usako?’ In Lichtgeschwindigkeit flogen ihre Fingerkuppen über die Tastatur, um eine Antwort zu tippen: ’Die Mädels haben mich ins Crown geschleift. Tut mir leid.’ „Wem hast du geschrieben?“, Rei hatte sich zu ihr gelehnt. Ihre Stimme war nur ein Flüstern. „Rate.“ “Wart ihr verabredet?“ “Ja.“ „Hey was tuschelt ihr da?“, Minako grinste breit, „Etwa über Jungs?“ “Usagi hat doch eh nur einen im Sinn.“, auch Makoto grinste. „Wenn ihr meint.“, Usagi zuckte nur die Schultern. „Sie wird nicht mit euch darüber reden. Sie hat die Nacht beschlossen, dass sie auf ihren Standpunkt beharrt.“ Alle Blicke richteten sich auf Luna. Auch Usagis. Sie ahnte schon, dass sie jetzt wieder allen einen Vortrag über die Wichtigkeit der Mission halten würde. Daher wandte sie sich Sekunden später schon wieder ab. Und sie sollte Recht behalten. „Vielleicht hat Usagi gerade ihren Kopf verloren. Zusammen mit ihrem Herzen. Aber das heißt nur, dass nun der Rest von euch sich anstrengen muss. Wir können keinen weiteren Verlust aus purem Leichtsinn verkraften.“ “Du redest ja von mir, als wäre ich nicht mehr Sailor Moon.“, Usagi hatte ihren Kopf auf ihre Hand gestützt. „Du bist nicht mehr du selbst. Als Anführerin darfst du dir solch einen Fauxpas nicht leisten.“ “Denk daran, was ich dir letzte Nacht gesagt habe, Luna. Du hast kein Recht dazu.“ “Und du hast nicht das Recht, dich heimlich mit ihm zu treffen. Privat.“ Alle Blicken schnellten in Sekunden zu Usagi. Die Augen der anderen am Tisch weiteten sich. Aber sie blieb davon ungerührt, auch als Amy das Wort ergriff: “Du triffst dich mit Tuxedo Kamen?“ Usagi reagierte nicht darauf. „Heißt das, du weißt wer er ist?“ “Und wenn es so wäre? Würde es das in euren Augen besser machen?“ „Usagi.“, Rei legte eine Hand auf ihre Schulter und zwang sie dazu, sie anzuschauen. Sie musste ihr nichts sagen. Rei verstand sofort. Augenblicklich las sie die Antwort auf die Frage Artemis’ in ihren Augen. Das erklärte, warum Usagi gestern so plötzlich zu Mamoru wollte. Sie wollte mit ihm über diese Erkenntnis reden. „Seit wann?“, Makotos Stimme klang sachlich. „Gestern.“ Rei konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Jetzt ergab es auch einen Sinn, was Mamoru sagte. Warum er keine Zeit mehr hatte. Er war Tuxedo Kamen. Er war hinter den Regenbogenkristallen her. Da blieb wirklich kaum mehr Zeit für andere Dinge. Und als sie sich daran erinnerte, wie innig er immer Usagi als Sailor Moon angeschaut hatte, kamen ihr auch Bilder ins Gedächtnis zurück. Es lag von Beginn an eine Innigkeit und Herzlichkeit in diesen Blicken. Er musste von Anfang an in Sailor Moon verliebt gewesen sein. „Hast du dich deswegen gestern gegen Luna gestellt?“, Minako schaute sie fragend an. „Ja.“ „Weiß er von deiner Identität?“ “Ja.“ “Wie kannst du nur so unvorsichtig sein?!“, Lunas Stimme klang wütend. Ihr Fell war gesträubt und sie hatte die Krallen ausgefahren. „Es war Zufall. Ich traf ihn im Park. Dann griff mich Neflites Monster an. Der private Tuxedo Kamen hat mich gerettet. Dabei schlug er mit dem Kopf gegen die Bank und ich nutzte den Moment für die Verwandlung. Ich konnte ja nicht ahnen, dass er in dem Moment wieder zu Bewusstsein kam. Und dann hat er sich selbst verwandelt und keine fünf Minuten später ward ihr da.“ Alle hörten ihr fasziniert zu und überlegten fieberhaft, wer er wirklich wahr. Usagi fuhr fort zu erzählen: “Ich weiß, dass er nicht in unser Feind ist. Das geht einfach nicht. Vielleicht ist er privat ziemlich doof und nicht sehr umgänglich. Aber er würde mich nie hintergehen.“ Rei nickte nur. Sie wusste, was Usagi meinte. „Weiß er, wer wir sind?“, Minako hatte die Neugierde gepackt. “Er konnte es sich im Nachhinein denken.“ „Was?“, Lunas Stimme war schrill. „Beruhig dich.“, Artemis hatte sich neben sie gesetzt, „Wahrscheinlich heißt das nur, dass wir ihn auch privat kennen.“ Augenblicklich glitten die Augenpaare der Mädchen und der Katze durch das Crown. Alle bis auf Rei und Usagi versuchten sich vorzustellen, wer hinter der geheimnisvollen Augenmaske steckte. „Alles wird gut.“, Rei klopfte Usagi auf die Schulter, „Mach dir keine Sorgen.“ “Meinst du?“ “Sicher. Außerdem kommt da dein Retter.“, sie deutete mit dem Zeigefinger durch die Scheibe hinaus auf die Straße. Ihre Freundin folgte ihrem Blick. „Mamoru!“ „Na los. Ich verschaff dir ein Alibi. Spiel einfach mit.“ „Okay.“ “Oh je, da kommt Usagis liebster Feind.“ “Lass mich mal durch.“, Usagi erhob sich augenblicklich. “Oh Usagi, muss das ausgerechnet jetzt sein?“, Minako war genervt. Nur allzu gerne hätte sie von ihr erfahren, wer denn nun Tuxedo Kamen war. „Ja muss es. Ich bin noch nicht fertig mit dem Baka.“ “Mensch, lass ihn doch.“ “Nein, Makoto. Er hat es nicht anders verdient!“ „Aber raste nicht allzu sehr aus.“, Amy sah sie eindringlich an. „Und beeil dich.“ „Das muss ich mir bei dir noch überlegen, Luna!“, damit ging sie am Tisch vorbei und direkt zum Ausgang. Sie war gerade noch rechtzeitig, um Mamoru abzupassen. Sanft aber bestimmt drängte sie ihn wieder hinaus auf die Straße. „Was ist los?“, er schaute sie perplex an. „Sie wissen wer du bist.“ “Wie?“ “Luna war gestern Nacht zurückgekommen von Mina. Und dann begann sie mir wieder einen Vortrag zu halten. Es ging alles so schnell und ich sagte, dass du schließlich auch einen Grund hättest, um den Silberkristall zu suchen. Und dann hakte sie nach und fragte, ob wir uns auch privat sehen. Jetzt hat sie es den Mädchen gesagt.“ “Das heißt, sie wissen, wer ich bin?“, seine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. „Jein. Nur Rei. Sie hat Eins und Eins zusammen gezählt. Du hast ihr gesagt, du hättest keine Zeit mehr. Und sie ist ja nun nicht gerade auf den Kopf gefallen.“ „Also weiß nur Rei, wer ich bin?“ “Ja. Die anderen wissen nur, dass ich die wahre Identität von Tuxedo Kamen kenne. Mehr nicht. Was machen wir denn nun?“, Verzweiflung lag in ihrem Gesicht. Sie wollte und konnte ihre Freundinnen nicht belügen und hintergehen. „Was denken sie denn gerade, was du tust?“ “Das ich dich erneut zusammen scheiße.“, sie grinste schief. „Dann wird es Zeit, dass du ihnen sagst, dass wir Frieden geschlossen haben.“ “Und dann?“ “Überlass es einfach mir und mach mit.“, er streifte ihre Hand mit seinem Daumen, bevor er sich an ihr vorbei und ins Crown schob. Zielstrebig ging er auf den Tisch mit den Mädchen und den zwei Katzen zu. „Sagt eurer Freundin mit der weichen Birne, dass es mir egal ist, was sie von mir hält. Mir wäre es nur lieb, wenn wir einen halbwegs gescheiten Frieden hätten.“ “Warum sagst du es ihr nicht selber?“, Makoto schaute ihn überrascht an. „Weil sie mir nicht zuhört. Stimmt doch, oder Odango?“ „Stimmt doch gar nicht, Baka.“ “Ach komm schon, ich hab es dir schon draußen versucht zu erklären. Ich hab kein Bock auf deinen bescheuerten Krieg und ziehe den Frieden vor.“, ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht als er sich zu ihr umdrehte, „Und dir geht es doch nicht anders. Nicht wahr Usako?!“ Usagi verstand sofort: Mamoru war bereit seine Identität offen zu legen. Zwar nicht direkt, aber mit seinem Satz war der erste Schritt getan. Auch auf ihr Gesicht trat ein breites Grinsen. “Ja, da hast du wahrscheinlich Recht.“ Bis auf Rei schauten sie alle verwirrt an. Einschließlich Luna und Artemis. Und vor allem Luna verschlug es die Sprache, als sich Mamoru zu ihr runter beugte: “Katzen sind hier verboten, Luna. Ich dachte, du kannst lesen.“ Die Katze schaute ihn mit großen Augen an, doch Mamoru fuhr einfach fort. „Na, hat’s dir die Sprache verschlagen? Hör mal, Usagi hat mir deinen Verdacht erzählt. Glaub mir einfach, dass ich nicht zu euren Feinden gehöre. Ich will zwar auch die Regenbogenkristalle, aber ich würde Usako niemals wehtun.“ Alle am Tisch schauten ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Hey Rei, danke für dein Verständnis.“ „Keine Ursache, Mamoru. Ich hab es schon länger gefühlt, dass du anders bist. Aber jetzt kenn ich wenigstens den Grund. Und ich akzeptiere deine Entscheidung.“ „Warte mal!“, Minako fand als erste ihre Sprache nach Mamorus Geständnis wieder, „Du wusstest es Rei?“ „Und hast uns nichts gesagt?!“, Makoto klang empört. “Stopp! Das er Tuxedo Kamen ist, weiß ich auch erst seit einigen Minuten. Vielleicht vor euch, ja. Aber auch nur weil ich es an Usagis Blick gesehen habe, als sie mich eben angeschaut hat, als Luna sie nieder gemacht hat.“ “Aber wie?“, selbst Amy kam trotz ihres hohen Intelligenzquotienten nicht mehr mit. “Das kann ich euch erklären.“, Usagi stellte sich neben Mamoru und unbewusst verschlangen sich ihre Finger ineinander, „Mamo-chan hat mich Samstagabend noch wegen der Sache mit den Flyern zusammen gestaucht. Es sind böse Sätze dabei gefallen und ich hab die halbe Nacht darüber nachgedacht. Deswegen war ich gestern auch so genervt. Ich war dann erst bei Motoki zum Reden, bin dann aber zu Rei. Sie meinte, dass man es mir an der Nasenspitze ansehen würde, was ich eigentlich für Mamo-chan empfand.“ Ihr Blick traf seinen. „Dummerweise hatte ich die gleiche Idee mit Rei zu reden, nachdem ich bei Motoki war und er mich rund gemacht hat.“ “Und anscheinend hab ich ein Talent dazu, den Leuten die Augen zu öffnen.“; Rei grinste schief. „Ich hab dann Usako im Park getroffen. Ich wollt mich bei ihr für meine Aussage entschuldigen. Und wir haben uns ausgesprochen. Bis dann eben Neflite auftauchte.“ „Wow!“, Makotos Mund stand offen. „Ja, wow! Usako kam dann gestern Abend noch zu mir.“ “Was?“, Minako staunte Bauklötzer. „Keine Sorge.“, Usagi schaute sie streng an, „Wir haben nur geredet, wie es jetzt weiter geht.“ “Aha. Und?“, Amy schaute sie fragend an. „Na ja, zuerst hatten wir uns überlegt, seine Identität zu verheimlichen. Aber dank Luna und ihrer Panikmache ging das nicht mehr.“ „Liebst du sie?“ “Ja.“, Mamoru blickte zu Artemis. „Dann wird alles gut.“ „Ich denke auch.“ Usagi trat zu Luna: “Und? Bist du ein wenig beruhigter?“ “Vielleicht.“, sie schaute Usagi an, „Es tut mir leid. Ich hätte nicht so streng sein sollen. Du hattest Recht: Ich hab nicht das Recht, dir deine Gefühle vorzuschreiben. Du wirst schon wissen, was richtig ist.“ “Danke Luna!“, Usagi nahm die Katze in ihre Arme. „Darf ich jetzt auch offiziell Zeit mit Usako verbringen?“, Mamoru war zu ihnen getreten. „Ich denke schon!“, Luna lächelte ihn an. Innerlich war sie wirklich beruhigt, dass es sich bei Tuxedo Kamen um Mamoru Chiba handelte. Auch wenn sie immer noch nicht nachvollziehen konnte, wie aus ihm und Usagi plötzlich ein Paar werden konnte. Aber wahrscheinlich hatten sie sich schon immer geliebt. „So, und nun entführ ich euch eure Anführerin. Schließlich hab ich als ihr Freund jetzt auch ein Recht darauf, mit ihr Zeit zu verbringen.“ Mamoru nahm Usagi bei der Hand und zog sie lachend mit sich aus dem Crown. Kaum eine Minute später trat Motoki zum Tisch: “Hab ich das gerade richtig gehört und gesehen? Ihr Freund? Mamoru und Usagi? Zusammen? Ein Paar?“ “Ja.“, seufzte Minako. Und zusammen mit ihren Freundinnen und den beiden Katzen schaute sie aus dem Fenster. Der junge Mann folgte ihrem Blick. Und was er sah, verschlug ihm die Sprache: Usagi und Mamoru lachend Arm in Arm. Usagi schmiegte sich an ihn. „Ist doch super gelaufen.“ “Ja. Es war eine gute Idee von dir.“ “Ich hab immer gute Ideen.“ “Angeber.“ “Ich weiß.“, lächelnd zog er sie an sich. Er war sich bewusst, dass ihre Freunde sie beobachteten. Aber das war ihm egal. Liebevoll zog er sie an sich, strich ihr eine Strähne des Ponys aus dem Gesicht. Dann legte er sanft seine Lippen auf ihre. Usagi erwiderte den Kuss sofort. „Ich liebe dich, Usako!“ „Ich liebe dich auch!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)