First Love von -Luna- (Endymion & Serenity Lovestory) ================================================================================ Kapitel 1: Das Portrait ----------------------- Wieder einmal wünschte sich Serenity nichts sehnlicher, als eine normale Mondbewohnerin zu sein. Die Rechte und Pflichten, die sie als Prinzessin des weißen Mondes nachkommen musste, schränken sie in ihrer Entwicklung und ihrer Persönlichkeit ein. Sie wollte sich frei entwickeln und entfalten und selbst über ihr Handeln und vor allem über ihre Zukunft entscheiden können. Doch eben genau diese Rechte und Pflichten hinderten sie daran und so ließ sie es auch ihre Bediensteten spüren, wenn mal wieder einer dieser spießig-steifen Anlässe anstand. „Prinzessin Serenity, wo seid Ihr? Ihr müsst euch fertig machen! Prinzessin bitte, wir haben doch keine Zeit. In einer Stunde kommen Königin Gaia von Elysion und ihr Sohn Prinz Endymion.“ rief ihre Zofe Naru flehend durch ihr Zimmer, während sie das weiß-goldene Gewand der Prinzessin auf dem Bett abgelegte. Serenity trat, innerlich seufzend, hinter dem großen schweren Vorhang vor. Sie wollte nicht, dass Naru wegen ihr Ärger bekam, schließlich war sie im Laufe der Zeit ihre beste Freundin geworden, der sie sich immer anvertrauen konnte und die ihr mit Rat und Tat zur Seite stand. „Ach Naru, warum muss ich schon wieder dahin? Ich weiß jetzt schon, dass ich mich wieder unendlich langweilen werde, wenn ich nur an die üblichen Gespräche von Mutter und Königin Gaia denke. Zudem weiß ich gar nicht, warum ihr missratener Sohn überhaupt mitgekommen ist.“ grummelte sie und begab sich nun zum Bett, um das Gewand zu begutachten, was Naru ihr hingelegt hatte. Es war wirklich wunderschön und Serenity fuhr sachte mit den Fingerspitzen über die weiße Seide und die goldenen Ornamente, die den oberen Teil des Kleides verzierten. Ob Mutter irgendetwas plante? fragte sie sich in Gedanken und begann ihre Haarknoten zu öffnen. Naru war unterdessen zu ihr getreten und fuhr mit einem Kamm durch das lange blonde Haar der Prinzessin. „Ihr werdet wunderschön in dem Kleid aussehen, Prinzessin. Und der Prinz wird bestimmt Augen machen, wenn er Sie erblickt. Immerhin haben Sie sich fast ein Jahr nicht mehr gesehen.“ sagte Naru lächelnd, die Serenity nun ihre Haarknoten neu band und darin winzige weiße Rosen und Perlen befestigte. „Ach Naru, wenn ich dich nicht hätte.“ sagte die Prinzessin mit geschlossenen Augen und genoss die Prozedur. Eine dreiviertel Stunde später stand Serenity fertig angezogen und frisiert vor dem riesen Spiegel in ihrem Zimmer und drehte sich nach allen Seite. Sie musste zugeben, das Kleid war wirklich ein Traum und passte sich perfekt ihrem zierlichen Körper an. Ob man es extra hatte anfertigen lassen? Mit Sicherheit, denn irgendwie sagte ein inneres Gefühl ihr, dass ihre Mutter etwas im Schilde führte. Serenity wurde aus ihren Gedanken gerissen, als es laut an der Tür klopfte und Luna ihren Kopf durch die Tür steckte. „Prinzessin? Die Gäste aus Elysion sind eingetroffen und Ihre Mutter erwartet Sie nun schnellstmöglich im kleinen Saal.“ sagte sie und trat nun ins Zimmer. „Wenn ich bemerken darf, Ihr seht hinreißend aus.“ „Danke Luna. Ich werde mich sofort auf den Weg machen, damit ich die Herrschaften nicht allzu lange warten lasse.“ entgegnete Serenity und warf noch einmal einen letzten Blick in den Spiegel, ehe sie sich auf den Weg machte. Luna folgte ihr durch die langen Flure, um wenig später eine der großen Flügeltüren zu öffnen, wo Serenity’s Mutter und Königin Gaia bereits warteten. „Schön, dass du endlich da bist, verehrte Tochter. Wir haben bereits auf dich gewartet.“ sagte Königin Serenity und man konnte deutlich den tadelnden Unterton in ihrer Stimme wahrnehmen. „Verzeiht, Mutter.“ Die Prinzessin machte einen leichten Knicks und trat nun zu den beiden Königinnen. „Königin Gaia, es freut mich außerordentlich Sie wiederzusehen.“ Gaia war in diesem Moment jedoch schon auf die kleine Prinzessin zugetreten, um sie in eine herzliche Umarmung zu ziehen. „Es freut mich auch, mein Kind.“ Als sie die Prinzessin aus der Umarmung freigab, musterte sie sie noch einmal und ein Lächeln huschte über das Gesicht der Königin. „Deine Mutter hat ein wenig untertrieben, denn ich muss gerade feststellen, dass du dich in dem Jahr, in dem wir uns nicht gesehen haben, zu einer hinreißenden jungen Dame entwickelt hast.“ Ein wenig Verlegen bedankte sich die Prinzessin bei Königin Gaia für die lieben Worte und ließ ihren Blick sodann durch den Saal schweifen auf der Suche nach Prinz Endymion. Gaia hatte dies schmunzelnd zur Kenntnis genommen. „Er ist draußen, meine Liebe.“ sagte sie, wohlwissend dass es in der Vergangenheit zwar zu kleinen Streitigkeiten zwischen den beiden gekommen war. Jedoch hatte ihr Sohn vor einiger Zeit endlich gestanden, dass er die Prinzessin des weißen Mondes nach dem letzten Treffen nicht mehr aus dem Kopf bekommen hatte. Insgeheim hoffte sie nun, dass die beiden das Bündnis zwischen Elysion, dem Königreich der Erde, und Silver Millennium, dem Königreich des weißen Mondes, erneuerten und festigten, indem sie ihre Liebe zu einander finden würden. Königin Serenity war ihrer Freundin Gaia einen kurzen Blick zu. Sie hatte bereits geahnt, dass ihr Besuch nicht ohne wichtigen Grund so kurzfristig erfolgte, aber bisher waren sie darauf noch nicht zu sprechen gekommen. Daher beschloss sie nun dies zu tun, sobald sie ungestört waren. „Serenity, bitte gehe Prinz Endymion doch suchen und leiste ihm etwas Gesellschaft.“ bat sie ihre Tochter, die sofort verstanden hatte. Kurz nickte sie den beiden Königinnen zu und verschwand dann durch die Terrassentür nach draußen. „Was ist los, Gaia?“ fragte Königin Serenity nun und blickte ihrer Freundin direkt ins Gesicht. „Ich wusste, dass du irgendwann fragen würdest, meine Liebe.“ Gaia seufzte und ein trauriger Zug trat auf ihr Gesicht. „Ja, es hat einen Grund, warum ich mit Endymion gekommen bin. Und ich habe eine Bitte. Aber ich denke, wir sollten uns dazu lieber setzen.“ Zur selben Zeit lief Prinzessin Serenity um den Palast, vorbei an unzähligen Wachen und Bediensteten, die sie freundlich grüßte, weiterhin auf der Suche nach Prinz Endymion. Bisher war sie mit der Suche jedoch erfolglos und gab sie wenig später auf, als ihr Blick gen Himmel fiel. Wieder einmal hatte der Anblick der Erde ihr Interesse geweckt und so ließ sie sich nun an einem der Springbrunnen nieder und blickte fasziniert zu diesem wunderschönen Planeten empor. Wie das Leben dort wohl ist, fragte sie sich und ließ dabei ihre linke Hand in das kühle Nass des Springbrunnens gleiten. Währenddessen stand Endymion von Prinzessin Serenity ungesehen hinter einem Pfeiler versteckt und beobachtete sie. Ihm war nicht entgangen, dass Serenity mit großer Faszination zu seinem Heimatplaneten hinauf blickte. Ihr Blick schien fast sehnsüchtig und er fragte sich, was wohl in ihr vorging, sobald sie zur Erde schaute. Wie sie wohl reagieren würden, wenn er sich jetzt zu ihr setzen würde? Wie von selbst trugen ihn seine Beine nun in ihre Richtung und je näher er ihr kam, umso deutlicher konnte er dieses warme und kribbelnde Gefühl spüren, das ihm mittlerweile nur allzu gut bekannt war. Bei keiner anderen Person hatte er jemals so empfunden, wie in den Momenten, in denen er Serenity nahe sein konnte. Doch war ihm dies erst nach ihrem letzten Treffen wirklich bewusst geworden. Er hatte sich daraufhin seiner Mutter anvertraut, die ihm nur allzu bereitwillig darüber aufklärte, wie es sich anfühlte, wenn man sich Hals über Kopf in jemanden verliebte. Der Kies knirschte leise unter seinen Schuhen, als er langsam zu ihr ging. Doch noch bevor er sich ihr wirklich genähert hatte, kamen seine Mutter und Königin Serenity nach draußen gelaufen und riefen laut ihre Namen. „Endymion? Serenity? Wo seid Ihr?“ „Hier! Hier sind wir...“ rief er nun und spürte den überraschten Blick der Prinzessin auf sich ruhen. Sofort wandte er sich um und kniete vor ihr nieder, um nach ihrer Hand zu greifen und ihr einen Handkuss zu geben. „Prinzessin, es freut mich sehr, dich wiederzusehen.“ Zu seiner Verblüffung entzog sie ihm diese jedoch sofort wieder und war aufgesprungen, sodass er fast das Gleichgewicht verloren hätte. „Was soll das? Wie lange stehst du schon hier ohne ein Wort zu sagen?“ rief Serenity voller Empörung. Wütend sie funkelte ihn an, jedoch blickte er von unten nun mit seinen blauen Augen zu ihr hoch und sie hatte das Gefühl, als würden ihre Knie weich werden. Was war das plötzlich für ein Gefühl? Schnell wandte sie ihren Blick ab, um nicht noch länger in diesen wunderschönen Augen zu versinken. Moment mal. Wunderschöne Augen? Was war nur plötzlich los mit ihr? Ihre beiden Mütter waren nun bei Ihnen angelangt und blickten zwischen ihnen hin und her. „Was ist denn hier los?“ fragte Königin Serenity. Jedoch antworteten Endymion als auch ihre Tochter wie aus der Pistole geschossen „Gar nichts“. Darauf erwiderten die beiden Königinnen nichts, wechselten aber einen kurzen vielsagenden Blick. „Meine lieben Kinder, wir haben euch etwas zu sagen. Außerdem habe ich noch einen Wunsch an euch.“ sagte Gaia nun und hatte damit alle Aufmerksamkeit. „Ihr wisst um die Freundschaft zwischen Königin Serenity und mir. Um diese Freundschaft und das Bündnis zwischen den Erden- und Mondbewohnern weiter zu festigen, werden wir am morgigen Abend einen Maskenball veranstalten. Aber nun zu meinem, beziehungsweise zu unserem Wunsch. Königin Serenity und ich haben eine Künstlerin kommen lassen, denn wir wünschen uns ein Portrait von euch beiden.“ „Gemeinsam?“ fragte die Prinzessin nun nach, denn bei dem Gedanken daran, einige Stunden neben Endymion Portrait stehen zu müssen, löste ein wenig Unbehagen in ihr aus. „Ja, gemeinsam!“ sagte nun ihre Mutter. „Die Künstlerin wartet bereits im kleinen Saal auf euch.“ Für ihre Mutter unbemerkt, aber für Endymion deutlich sichtbar, verdrehte Prinzessin Serenity genervt die Augen. Na das konnte ja heiter werden, wenn die Prinzessin jetzt schon so reagierte, schoss es ihm in den Kopf. Er selbst hatte kein Problem damit, denn für seine geliebte Mutter würde er alles tun. Warum nicht also auch für ein paar Stunden mit der kleinen zickigen Prinzessin Portrait stehen? Zusammen gingen die Vier zurück, doch bevor sie den Saal betraten, zog Königin Serenity ihre Tochter noch einmal beiseite. „Bitte sei nett zu Prinz Endymion.“ sagte sie eindringlich, woraufhin die Prinzessin eine Schnute zog. „Aber Mutter…“ Der erhobene Zeigefinger ließ sie jedoch sofort wieder verstummen. Gemeinsam traten die Königin und die Prinzessin des weißen Mondes in den Saal, wo Endymion bereits den vorgesehenen Platz für das Portrait eingenommen hatte. Er stand direkt neben einem gepolsterten Stuhl und erst jetzt nahm Serenity ihn vollständig war. Er war größer und muskulöser als noch vor einem Jahr und sie musste sich eingestehen, dass seine schwarze Haare und vor allem seine blaue Augen sie, wie auch schon vor einem Jahr einmal geschehen, erneut in ihren Bann gezogen hatten. Aber eben weil Endymion von seiner Wirkung auf die Frauen wusste, machte dies ihn zu einem aufgeblasenen arroganten Schnösel, jedenfalls hatte sie in den vergangenen Jahren genau diesen Eindruck von ihm gewonnen. Doch als er nun da stand und ihr entgegen lächelte, durchströmte sie ein seltsames Gefühl von Wärme und Glückseligkeit. Die Künstlerin trat nun auf die Hoheiten zu und vollzog einen Hofknicks. „Prinzessin. Mein Name ist Eirene* und es ist mir eine Ehre, ein Portrait von Ihnen und Prinz Endymion fertigen zu dürfen.“ sagte diese, um dann das leere Bild auf die Staffelei zustellen und die bereits mit Farben befüllte Farbpalette und einen groben Pinsel zur Hand zu nehmen. „Serenity. Endymion. Wir lassen euch nun allein, da Gaia und ich noch ein paar wichtige Dinge zu besprechen haben und damit Eirene in Ruhe malen kann. Ihr findet uns später im Musikzimmer.“ rief ihnen Königin Serenity von der Tür aus zu und war auch schon verschwunden, noch ehe einer der beiden Angesprochenen reagieren konnte. Prinzessin Serenity stand noch immer ein wenig unschlüssig im Saal und starrte auf das rote Polster der Sitzgelegenheit. Eirene bemerkte dies und bat sie nun, vor Endymion auf dem gepolsterten Stuhl Platz zu nehmen. Nur zögerlich trat Serenity auf ihn zu, denn noch immer blickte er sie aus seinen blauen Augen direkt an. Nachdem sie endlich Platz genommen und ihr Kleid zurechtgerückt hatte, war es für die Prinzessin nicht einfach, still sitzen zu bleiben. Die direkte Nähe von Endymion löste in ihr Gefühle aus, die sie bisher nicht kannte und auch noch nicht einzuordnen vermochte. Zu ihrem Missfallen bat Eirene Endymion nun auch noch, ein wenig näher an den Stuhl zu treten und seine Hand auf die Lehne der Sitzgelegenheit zu legen. Als seine Finger dabei ihre nackten Schultern berührten, wäre Serenity fast aufgesprungen, als sie dieses intensive Kribbeln durchfuhr. Ob er das eben auch gespürt hatte, fragte sie sich und blickte unsicher zu ihm hinauf. Ihr Herz schlug sofort schneller, denn wieder schenkte er ihr dieses unverschämt charmante Lächeln. Zwei Stunden später atmete Serenity tief durch, als sie endlich eine kurze Pause einlegten. Sie war sofort aufgesprungen und nach draußen auf die Terrasse gelaufen, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Jedoch war dies nicht der einzige Grund, weshalb sie mehr oder weniger nach draußen geflüchtet war. Ihre Wangen fingen an zu glühen und ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sie Endymion‘s Anwesenheit hinter sich spürte. „Findest du es nicht langsam ein wenig unverschämt, die ganze Zeit hinter mir zu stehen, ohne ein Wort zu sagen?“ fragte sie nun in die Stille hinein. „Entschuldige, ich wollte nicht unhöflich sein. Darf ich dir Gesellschaft leisten oder willst du mich weiterhin anfeinden?“ Endymion war nun neben Serenity getreten und lehnte sich an die kleine Mauer, an der sie stand. „Was verstehst du unter anfeinden? Bisher erschien es mir nur nicht nötig, mich allzu lange mit deiner arroganten und selbstgefälligen Art auseinander setzen zu müssen.“ entgegnete Serenity ruhig und wandte sich ihm nun direkt zu. Das Blitzen in seinen Augen und das schelmische Grinsen entgingen ihr in diesem Augenblick nicht, doch zeigte sie sich äußerlich davon unbeeindruckt, während ihr innerlich das Herz bis zum Hals schlug. „Oh, ich glaube, du täuscht dich in mir, liebste Serenity. Hm, nur wie kann ich dich vom Gegenteil überzeugen?“ „Warum willst du mich vom Gegenteil überzeugen. Bisher hatte ich das Gefühl, es interessiert dich nicht, was ich denke und fühle.“ „Dann kann ich mich gerade wohl nur für all das entschuldigen, was dafür gesorgt hat, dass du so einen schlechten Eindruck von mir gewonnen hast.“ Er kniete vor ihr nieder und nahm ihre Hand. „Bitte gib mir noch einmal eine Chance, alles besser zu machen.“ Erneut überzog eine leichte Röte Serenity‘s Wangen. „Aber warum? Warum ist es dir plötzlich so wichtig?“ fragte sie ihn mit leiser Stimme und blickte auf ihn hinab. „Irgendwie ist gerade alles ein wenig seltsam...“ Nur zögerlich entzog sie ihm wieder ihre Hand, was ihn veranlasste, sich zu erheben und einen Schritt näher auf sie zuzugehen. Vorsichtig strich er ihr nun eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Bisher ist mir nie aufgefallen, wie zauberhaft du bist, kleine Serenity. Und als ich dich vorhin am Brunnen sitzen sah,...“ Serenity unterbrach ihn abrupt. „Was wird das hier, Endymion? Willst du mich gerade veralbern? Bis vor kurzem hast du doch keine Gelegenheit ausgelassen, mich zu ärgern oder dich mit mir zu streiten.“ Ungläubig schüttelte sie mit dem Kopf und lief nach drinnen. Betrübt blickte Endymion ihr hinterher. „Ich wollte dir sagen, dass ich mich in dich verliebt habe...“ flüsterte er, obwohl sie es nicht mehr hören konnte. Die restlichen 3 Stunden verbrachten sie ohne eine Pause einzulegen und ohne ein Wort miteinander zu reden. Eirene zeichnete und war dabei in ihrer eigenen Welt versunken. Serenity hing derweil ihren eigenen Gedanken nach und hoffte, dass die Zeit schnellstmöglich verging, um Endymion dann wieder völlig aus dem Weg gehen zu können. Kaum war der letzte Pinselstrich getan, stürmte die Prinzessin auch schon aus dem Saal und zurück blieben ein geknickter Endymion und eine irritierte Eirene. ____________________________ * Eirene (griechisch Ἐιρήνη) war eine antike griechische Malerin im 3. Jahrhundert v. Chr. Sie war die Tochter und Schülerin des Malers Kratinos. Sie wird nur bei Plinius der Ältere,Naturalis historia 35, 147 erwähnt. Danach soll sie das Bildnis eines Mädchens gemalt haben, welches sich in Eleusis befand. Kapitel 2: Erste Annäherung --------------------------- Nur wenige Sekunden nachdem Eirene den letzten Pinselstrich getan hatte, war Serenity abrupt aus dem Saal direkt in ihre Gemächer geflüchtet. Nach ihrem Gespräch auf der Terrasse hätte sie es mit Endymion einfach keine Sekunde länger in einem Raum ausgehalten. Und doch spukte ihr das was er gesagt hatte noch immer im Kopf herum und ließ sie unruhig in ihrem Zimmer auf und ab gehen. Warum sollte sie ihm überhaupt eine neue Chance geben? Sie konnte sich einfach keinen Reim auf sein Verhalten machen und doch musste sie sich eingestehen, dass sie kurzzeitig den Eindruck hatte, dass hinter seiner Entschuldigung mehr stecken könnte. Vielleicht machte er sich doch mehr aus ihr, als sie bisher dachte. Aber das war doch absurd… oder etwa doch nicht? Serenity ließ sich mit ausgestreckten Armen nach hinten auf ihr großes Bett fallen und seufzte. Was hatte Endymion bloß an sich, dass sie ihn nicht mehr aus ihrem Kopf bekam und er durch ihre Gedanken spukte? Bisher war er ihr doch auch völlig egal gewesen, auch wenn einige seiner Aussagen sie sehr gekränkt und verletzt hatten. Gerade deswegen brauchte er sich ja auch eigentlich gar nicht wundern, dass sie so abweisend ihm gegenüber war. Und doch verspürte die Prinzessin tief im Inneren den innigen Wunsch, ihm nahe zu sein. Sie spürte eine seltsame Verbundenheit zum Prinzen der Erde, die sie sich einfach nicht erklären konnte. Das Klopfen an der großen Doppeltür ihrer Gemächer ließ sie aufschrecken. „Herein.“ rief Serenity und erhob sich von ihrem Bett, als die große Tür sich öffnete und Luna eintrat. „Prinzessin? Eure Mutter möchte euch noch einmal sprechen.“ sagte diese und wartete an der Tür, damit Serenity ihr direkt folgen konnte. „Hat sie gesagt, warum sie mit mir sprechen möchte, Luna?“ fragte Serenity stirnrunzelnd, doch Luna schüttelte nur kurz mit dem Kopf. Mit angezogenen Schultern lief Serenity nun also bereits das zweite Mal an diesem Tag mit Luna durch die langen Flure, diesmal jedoch mit einem etwas unguten Gefühl. Ob ihre Mutter bereits informiert war, wie sie mit Endymion auseinander gegangen war? Es erschien durchaus möglich, dass er, nachdem sie nach dem Portrait zeichnen geflüchtet war, direkt zu Königin Gaia gegangen war und von dem Vorfall auf der Terrasse berichtet hatte. Ob sie nun Rechenschaft ablegen und sich für Ihr Verhalten erklären sowie entschuldigen musste? Zögerlich trat Serenity durch den schweren dunkelroten Samtvorhang mit den goldenen Kordeln in das Musikzimmer, wo ihre Mutter, Königin Gaia als auch Endymion sie bereits erwarteten. Letzterer saß mit verschränktem Armen am Fenster und blickte, ohne ihr auch nur einen Hauch von Beachtung zu schenken, stur nach draußen. Serenity konnte sich nicht dagegen verwehren, dass sich ein Gefühl von Unbehagen in ihr breit machte, als sie dann auch noch in das ernste Gesicht ihrer Mutter blickte. Einzig allein Königin Gaia lächelte ihr freundlich zu, als sie auf die beiden Königinnen zuging. „Mutter, Ihr wolltet mich sprechen?“ Innerlich rechnete sie bereits mit einer Standpauke. Und so stand die Prinzessin mit gesenktem Haupt und hängenden Schultern da und wartete auf das, was nun kommen mochte. „Ja meine Kleine. Wie ich vorhin bereits erwähnte, werden wir am morgigen Abend einen Maskenball zu Ehren der tiefen Freundschaft zwischen den Mond- und den Erdenbewohnern veranstalten. Ich möchte, dass du den Eröffnungstanz mit Prinz Endymion tanzt.“ sagte Königin Serenity und blickte streng auf ihre Tochter hinab. Überrascht und auch ein wenig erschrocken blickte diese nun zu ihrer Mutter auf. Das konnte nicht ihr Ernst sein. Vor allem nicht nach dem, was heute schon geschehen war. Erst flüchtete sie vor Endymion, weil sie seine Nähe nicht länger ertragen konnte, obwohl sie sich doch so sehr zu ihm hingezogen fühlte und nun soll sie ihm während des Eröffnungstanzes näher sein, als jemals zuvor. Wie konnte sie ihr das nur antun? Und doch erwiderte sie nichts und presste die Lippen frustriert aufeinander, denn ihrer Mutter zu widersprechen war zwecklos. Im Augenwinkel registrierte sie, wie auch Endymion überrascht den Kopf zu ihnen gewandt hatte. Wusste er etwa auch nichts von den Plänen ihrer Mütter? Sein Blick sprach jedoch Bände, denn er schien darüber ebenfalls nicht erfreut zu sein und irgendwie störte sie sich daran. Sie drehte sich nun zu vollends ihm und blickte ihm direkt in sein Gesicht, geradewegs in diese unglaublich schönen strahlend blauen Augen. Lag da eine gewisse Traurigkeit in seinem Blick? Ob es wegen ihrem Streit von vorhin war? Alles war auf einmal so sonderbar und sie war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob sie sich weiterhin von ihm fernhalten oder doch auf ihn zugehen sollte ... denn egal wie sie es drehte und wandte, er zog sie wie magisch an. „Endymion, möchtest du die Prinzessin nicht zu einem kleinen Spaziergang nach draußen begleiten? Wir erwarten euch dann in einer Stunde zum Abendessen im Speisesaal.“ sagte Gaia und nickte ihrem Sohn kurz zu. Dieser erhob sich sofort und trat auf Prinzessin Serenity zu, um ihr seine Hand hinzuhalten. Irritiert schaute sie erst auf seine ausgestreckte Hand und dann hoch in sein Gesicht, doch es war keinerlei Regung darin zu erkennen, als sie ihre Hand in seine legte. Schweigend liefen sie nach draußen, vorbei an zurecht geschnittenen Hecken, an unzähligen Rosenbüschen und beleuchteten Springbrunnen, jedoch ohne ein konkretes Ziel. Serenity hatte sich bei Endymion untergehakt und langsam schritten sie durch den Garten, während langsam der Abend anbrach und aufgestellte Fackeln ihren Weg erhellten. Etwas abseits des Palastes blieben sie neben einer großen Rosenhecke an einer alten rustikalen Bank stehen und Serenity nahm, nachdem sie eine daneben liegende einzelne Rosenblüte aufgehoben hatte, darauf Platz. Endymion jedoch war direkt vor ihr stehen geblieben und schaute nun auf sie herab, wie sie mit gesenktem Haupt die rote Rose zwischen ihren kleinen Händen hin und her drehte. Ihm war bewusst, dass er in der Vergangenheit nicht immer nett zu Serenity war, aber zu seiner Verteidigung musste er auch sagen, dass sie damals noch Kinder waren, die sich nun einmal gern ärgerten, auch wenn es nie böse gemeint war. Doch nun … nun war die kleine Prinzessin zu einer wunderschönen Frau herangewachsen, die jeden mit ihrem zauberhaften Lächeln und ihrem strahlenden Antlitz für sich einnehmen konnte. Und so geschah es eben auch, dass er im letzten Jahr sein Herz an sie verlor. Ihr seine Gefühle zu gestehen, konnte er sich jedoch bislang nicht überwinden. Ein Windstoß fegte über die Beiden hinweg und Endymion sah, wie Serenity fröstelnd die Schultern anzog und ihre Arme um ihren Oberkörper schlang. Ohne weiter darüber nachzudenken, setzte er sich neben sie und legte mit seinem Arm behutsam seinen Umhang um ihre Schultern. Er spürte, wie sich ihr Körper anspannte, doch nur wenige Minuten später war sie tatsächlich ein wenig näher gerutscht und wärmte sich an ihm. Wie oft hatte er davon geträumt, ihr so nahe zu sein und er genoss es, als ihr süßlicher Duft ihm in die Nase stieg und er sich einfach nur noch wünschte, dass dieser Moment nicht so schnell enden würde. Keiner der beiden hätte später noch sagen, wie viele Minuten sie einfach nur dagesessen und die Nähe des Anderen genossen hatte, bis Serenity sich plötzlich wieder von Endymion entfernte und zögerlich erhob. Dass dabei die kleine Rose, die bis eben noch in ihrem Schoss gelegen hatte, hinunterfiel, bemerkten beide in diesem Augenblick nicht. „Ich denke, wir sollten langsam zurück gehen.“ sagte sie mit dem Rücken zu ihm gewandt, bevor sie sich langsam in Bewegung setzte, dabei insgeheim darauf hoffend, dass Endymion an ihre Seite eilte, um sie zu begleiten. Doch er kam nicht sofort, so dass sie bereits den Eingang zum Palast erreicht hatte, als er endlich neben sie trat, um ihr im nächsten Augenblick galant die Tür zu öffnen. Während des Abendessens konnte Endymion seinen Blick nicht von Serenity abwenden. Dass dies keinem der anderen Anwesenden verborgen blieb, interessierte ihn in diesem Moment jedoch nicht. Fieberhaft überlegte er, wie er das Interesse der Prinzessin wecken könnte, um ihr zu beweisen, dass er kein so schlechter Kerl war, wie sie scheinbar annahm. Doch während des gesamten Abends schenkte sie ihm nicht eine Sekunde ihrer Aufmerksamkeit und vermied jeglichen Augenkontakt. „Mutter, ich bitte um Erlaubnis, mich in meine Gemächer zurückziehen zu dürfen.“ Serenity hatte sich bereits vom Tisch erhoben, als ihre Mutter ihr zunickte. Mit gesenktem Kopf und ohne die Anderen eines weiteren Blickes zu würdigen, verließ die Prinzessin die Räumlichkeiten um sich in ihre Gemächer zurückzuziehen. Die fragenden Blicke der beiden Königinnen und auch den irritierten Blick von Endymion bekam sie nicht mehr mit. Unruhig lief sie einige Minuten in ihren Gemächern auf und ab, ehe sie ihre Zofe Naru rief. Wenig später lag Serenity in der nach Rosen duftenden und mit viel Schaum befüllten Badewanne und versuchte ein wenig zu entspannen. Doch sobald sie die Augen schloss, sah sie Endymion’s Gesicht vor sich. Noch einmal ließ sie den Moment Revue passieren, als er wenige Stunden zuvor seinen Arm und sein Gewand um sie geschlungen hatte, um sie zu wärmen. Anfangs war es etwas seltsam gewesen, doch es dauerte keine zwei Minuten bis sie sich ein wenig entspannte, obwohl sie sich innerlich dagegen zu wehren versucht hatte. Das er solch bisher unbekannte und seltsame Gefühle in ihr auslöste, behagte Serenity nicht und so sah sie nur die Möglichkeit, Endymion zu meiden. Langsam erhob sie sich aus dem nur noch lauwarmen Wasser. Ihre Zofe Naru hatte ihr, bevor sie die Räumlichkeiten verlassen hatte, ein flauschiges Handtuch neben die Badewanne gelegt, welches sie nun nahm und sich um den zierlichen Körper schwang. Ein wenig entspannter als noch wenige Stunden zuvor trat sie in ihr Schlafgemach, wo unzählige Stumpenkerzen flackerten. Naru wusste, dass Serenity es liebte, den Abend im Kerzenschein zu verbringen. Gelegentlich verbrachte sie auch noch etwas Zeit auf ihrem kleinen Balkon, von wo aus sie einen wunderbaren Blick auf die Erde hatte und nachdem sie sich ihr weißes Schlafgewand übergezogen hatte, trat sie mit einem der Kerzenständer in der linken Hand auf die langen halb zugezogenen Vorhänge zu, die vom Wind gerade raschelnd empor geweht wurden. Mit der rechten Hand griff sie nach dem wehenden Stoff und schob ihn langsam beiseite, ehe sie mit nackten Füßen auf den kühlen Steinfußboden nach draußen trat. Zur selben Zeit war Endymion an den hohen Säulen des Palastes vorbei gelaufen und hatte sich kurzverstohlen umgesehen, ehe er sofort wieder in der Dunkelheit der Nacht verschwand. Düster und völlig verlassen lag der Garten mit den unzähligen Rosenbüschen vor ihm. Die noch vor wenigen Stunden brennenden Fackeln entlang des Weges waren unterdessen erloschen, sodass er sich nun unbemerkt außerhalb des Palastes bewegen konnte. Wie von selbst trugen ihn seine Füße zum hinteren Teil des Palastes. Als er näher an den Balkon der Prinzessin trat und schemenhaft ihre Silhouette hinter den vom Wind hin und her wehenden Vorhängen ausmachen konnte, schlug ihm das Herz bis zum Hals. Schnell eilte er hinter eine der schräg unter dem Balkon stehenden Säulen, als ihm bewusst wurde, dass sie jeden Augenblick nach draußen treten und ihn erblicken könnte. Keine Sekunde zu spät, wie er dann feststellte und sich fest an die Säule drückte, als die Prinzessin auf den Balkon trat und der Kerzenschein ein wenig die Umgebung erhellte. Mit geschlossenen Augen stand er wenige Minuten regungslos da, bevor ihn die Neugier packte und er den Kopf reckte, um an der Säule vorbei zu Serenity hinauf zu blicken. Ihm stockte der Atem, denn nie zuvor hatte er etwas Schöneres gesehen. Sie war einfach hinreißend, wie sie so da stand in ihrem weißen Gewand und zu seinem Heimatplaneten blickte. Von einem Moment auf den Anderen war es ihm völlig gleichgültig geworden, was sie denken könnte, wenn er sich ihr nun zeigen würde. Und so trat er aus dem Schatten der Säule direkt vor ihren Balkon. „Prinzessin?“ Erschrocken blickte diese hinab und riss unweigerlich die Augen auf. Ihre Lippen formten lautlos „Endymion“. Was hatte er hier um diese Zeit zu suchen? Sekundenlang blickten sie sich einfach nur an; doch als Serenity sich abwenden wollte, rief Endymion mit ausgestrecktem Arm „Warte…! Bitte bleib.“ und trat näher an den Balkon. „Warum?“ Serenitys Stimme war leise und sie hatte sich bereits halb von ihm weggedreht. Ihr Blick war fest auf die flackernden Kerzen in ihrer Hand gerichtet, sodass sie nicht sehen konnte, wie Endymion über die Brüstung auf ihren Balkon kletterte. „Ich musste dich einfach noch einmal sehen... Wollte dir noch einmal in die Augen gucken…“ Zaghaft berührte er mit seiner Hand ihren Handrücken, während er innerlich betete, dass sie ihn nicht wieder von sich stieß. Mit geschlossenen Augen hatte sie seinen Worten gelauscht, hatte den lieblichen Ton in seiner Stimme vernommen, als er sprach und doch waren da immer noch diese Zweifel. Nur zögerlich drehte sich Serenity zu Endymion, der sie aufmerksam betrachtete. Diesmal waren es jedoch nicht seine blauen Augen, die sie fesselten. Ihre Aufmerksamkeit galt vielmehr der kleinen roten Rose, die er ihr hinhielt. War es etwa die Rose, die sie vorhin im Garten versehentlich hatte fallen lassen? Hatte er sich tatsächlich die Mühe gemacht, sie aufzuheben und sie zu ihr zu bringen? Ein zaghaftes Lächeln legte sich auf Endymion‘s Gesichtszüge, als er sich sicher sein konnte, dass sie diesmal nicht vor ihm flüchten würde und er damit vielleicht endlich eine wenn auch kleine Chance bekommen würde, ihr zu zeigen wer und vor allem wie er wirklich war. „Die Rose, die du vorhin in deinen Händen gehalten hast…“ Kurz hielt er inne und trat noch einen Schritt näher auf die Prinzessin zu, sodass sie nun zu ihm aufblicken musste. „…sie ist nicht einmal annähernd so schön wie du, Serenity.“ Sein Herz schlug heftig in seiner Brust, als er ihre Hände ergriff und ihr die Rose hineinlegte. Serenity‘s Wangen glühten, als er sich zu ihr hinunter beugte und ihr einen sanften Kuss auf die Wange hauchte. „Träum was Schönes, Prinzessin.“ flüsterte er nah an ihrem Ohr, atmete noch einmal tief ihren süßlichen Duft ein und verschwand so schnell über die Brüstung, dass Serenity ihm nur völlig ungläubig hinterher blicken konnte. Seine Geste hatte sie tief im Herzen berührt und sie spürte mit einem Mal wieder diese Wärme; Wärme die sich in ihrem Inneren ausbreitete… unaufhaltsam. Und dann wusste sie es. Sie hatte sich in Endymion verliebt. Aus der Starre erwachend, wandte sich die Prinzessin ruckartig um und konnte noch einen letzten Blick auf ihn erhaschen, ehe er in der Dunkelheit verschwandt. „Schlaf gut, Endymion.“ rief sie ihm nach, doch war sich jedoch nicht sicher, ob er ihre Worte noch vernommen hatte. Seufzend betrachtete sie die Rose in ihren Händen, während sich ihr Herzschlag langsam wieder normalisierte. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie an den Augenblick dachte, in dem er sie auf die Wange geküsst hatte. Am nächsten Morgen herrschte ein reges Treiben im Palast. Sämtliche Bedienstete waren bereits auf den Beinen und bereiteten alles für den bevorstehenden Ball vor, als Serenity sich auf den Weg zum gemeinsamen Frühstück im Speisesaal machte. Und obwohl jeder, der ihr entgegen kam im Streß war, so ließen sie sich doch zu einem Lächeln hinreißen, als sie eine unbeschwerte und ausgesprochen fröhliche Prinzessin erblickten. Kurz stand sie vor den großen Türen zum Speisesaal und hielt die Klinke in der Hand. Wie würde es sein, wenn sie Endymion nach dem gestrigen Abend wiedersehen würde? Tief atmete Serenity noch einmal durch, ehe sie die Türen öffnete und eintrat. Alle Blicke waren auf sie gerichtet. Nur Endymion hielt den Blick gesenkt und ignorierte damit ihr Eintreten. Ein wenig gekränkt durch seine fehlende Aufmerksamkeit trat sie an den Tisch und wünschte den beiden Königinnen einen schönen Guten Morgen, um dann direkt gegenüber von Endymion an der Tafel Platz zu nehmen. Noch immer war ihr Blick auf ihn gerichtet und endlich blickte er auf. Doch seine Gesichtszüge waren wie versteinert und sein Blick nicht zu deuten. Kein Anzeichen, dass er sich freute, sie zu sehen. Was war nur auf einmal los? Hatte sie am gestrigen Abend etwas falsch gemacht oder hatte sie seine Geste mit der Rose und dem Kuss gar falsch verstanden? Irritiert blinzelte sie eine Träne aus dem Augenwinkel und aß still ihr Frühstück. Königin Serenity hatte die Szene von der Seite stirnrunzelnd beobachtet. Ihr war nicht entgangen, wie ihre Tochter freudestrahlend den Saal betreten hatte und wie sie unter Endymion’s fehlender Reaktion schlagartig traurig wurde. Man konnte sehen, dass zwischen den beiden etwas Besonderes war und doch machten sie es sich scheinbar unnötig kompliziert. Und gerade deswegen hatten sie und Gaia entschlossen, den beiden ein wenig auf die Sprünge zu helfen und sie den Ball eröffnen zu lassen. „Serenity, ich habe später noch eine kleine Überraschung für dich.“ sagte sie nun und schaute ihre Tochter aufmunternd an. Es war ihr Mutterinstinkt, der sie nun handeln ließ, weil sie spürte, dass Serenity ihre Unterstützung und ihren Rat brauchte. Zwei Stunden später trat die Königin Serenity mit einem Kästchen in der Hand in die Gemächer ihrer Tochter. Diese hatte sich auf einem der großen Polstersessel niedergelassen und hing ihren Gedanken nach, was dazu führte, dass sie beim Eintreten der Königin hochschreckte. „Entschuldige Mutter, ich war gerade in Gedanken.“ Schnell strich die Prinzessin ihre Kleider glatt. Die Königin nickte verstehend. „Ich habe bemerkt, dass es dir heute nicht so gut geht und ich vermute, es ist wegen Endymion. “ Überrascht blinzelte die Prinzessin kurz. „Aber woher…!?“ „Man sieht es dir an der Nasenspitze an, meine Kleine.“ Erwiderte die Königin schmunzelnd. Sie hatte mit ihrer Vermutung also ins Schwarze getroffen. „Hast du ihm von deinen Gefühlen erzählt?“ Traurig ließ die Prinzessin nun die Schultern hängen und schüttelte verneinend mit dem Kopf. „Irgendwie hab ich es wohl bisher nicht wahrhaben wollen, dass ich mehr für ihn empfinde. Doch gestern Abend … gestern Abend wurde es mir klar.“ Tief atmete sie ein, ehe sie weitersprach. „Ich habe Angst davor, es ihm zu sagen, Mutter. Was ist, wenn es in einem Desaster endet und ich damit das Bündnis zwischen Mond und Erde aufs Spiel setze?“ „Du machst dir eindeutig zu viele Gedanken, mein Kind. Wie kommst du nur darauf, dass eure Gefühle für einander etwas am Bündnis ändern könnten? Nein, darüber brauchst du dir nun wirklich nicht deinen hübschen Kopf zerbrechen. Vertrau darauf, dass alles gut wird und glaube mir, wenn ich dir sage, dass auch Endymion mehr empfindet.“ Königin Serenity hatte den Arm um ihre Tochter gelegt. „Und nun lass uns nach Naru schicken, damit sie dir hilft, dich auf den Ball und deinen Eröffnungstanz mit Endymion vorzubereiten.“ Die Prinzessin nickte dankbar und auch erleichtert. Die Worte ihrer Mutter hatten ihr gut getan und vor allem hatten sie ihr neue Hoffnung gegeben. Und dann fiel ihr ein, dass sie vorhin von einer Überraschung gesprochen hatte. „Ist die Überraschung in diesem Kästchen, Mutter?“ fragte sie neugierig. Lächelnd hielt Königin Serenity das Kästchen ihrer Tochter hin. „Eigentlich war es für deinen Geburtstag gedacht. Aber für diesen Anlass und aufgrund der derzeitigen Umstände, möchte ich es dir heute schon überreichen.“ Serenity hielt vor Aufregung die Luft an, als sie das Kästchen öffnete. Zum Vorschein kam ein mit winzigen Diamanten und Saphiren besetztes Diadem. „Wie schön es ist.“ flüsterte die Prinzessin ehrfürchtig und nahm es vorsichtig heraus. „Ich bin sicher, dass Endymion hingerissen sein wird, wenn er dich heute Abend erblickt. Und vertrau darauf, dass alles gut geht. Du wirst wissen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, es ihm zu sagen.“ sagte die Königin und verließ die Gemächer der Prinzessin. Kapitel 3: Der Ball ------------------- «Ist die Überraschung in diesem Kästchen, Mutter?» fragte sie neugierig und blickte mit hochgezogenen Augenbrauen auf den rechteckigen Gegenstand in den Händen von Königin Serenity. «Eigentlich war es für deinen Geburtstag gedacht. Aber für diesen Anlass und aufgrund der derzeitigen Umstände, möchte ich es dir heute schon überreichen. Bitte gehe sorgsam mit um, denn es handelt sich um ein Erbstück. Vor dir haben es bereits deine Großmutter und deine Urgroßmutter getragen.» Serenity hielt vor Aufregung die Luft an, als sie das Kästchen öffnete. Zum Vorschein kam ein mit winzigen Diamanten und blauen Saphiren besetztes Diadem. Der spezielle Brillantschliff ließ es funkel und blitzen. «Wie schön es ist.» flüsterte die Prinzessin fast ehrfürchtig, während sie mit dem Zeigefinger vorsichtig über jeden einzelnen Edelstein fuhr. Einem plötzlichen Impuls folgend, umarmte Serenity ihre Mutter zum Dank herzlich. «Ich bin sicher, dass Endymion hingerissen sein wird, wenn er dich heute Abend erblickt. Und vertrau darauf, dass alles gut geht. Du wirst wissen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, es ihm zu sagen.» sagte die Königin lächelnd und strich ihrer Tochter behutsam über das goldene Haar. «Und nun lass uns nach Naru schicken, damit sie dir hilft, dich auf den Ball und deinen Eröffnungstanz mit Endymion vorzubereiten.» Die Prinzessin nickte dankbar und auch erleichtert. Nachdem Königin Serenity gegangen war, hatte die sie minutenlang schweigend auf das Kästchen mit dem Diadem gestarrt. Die Worte ihrer Mutter hatten ihr gut getan und vor allen Dingen hatten sie ihr ein wenig Hoffnung gegeben. Und doch verspürte sie in ihrem Inneren noch etwas anderes. Ein anderes Gefühl, was scheinbar im Zusammenhang mit ihren Gefühlen für Endymion stand. Es war ein tiefes Unbehagen und Furcht. Erklären konnte sie es jedoch nicht, und so hatten sie darüber bislang geschwiegen. Eine viertel Stunde später saß Prinzessin Serenity auf einem gepolsterten Hocker und ließ sich von ihrer Zofe Naru ihre Haare zu einer zum Diadem passenden Frisur flechten. In Gedanken versunken bekam sich nicht mit, wie diese sie zu dem Diadem befragte. Erst als sie sachte an ihrer Schulter rüttelte, erwachte Serenity aus ihrem Tranceartigen Zustand. «Prinzessin? Ist alles in Ordnung? Bedrückt euch etwas? Ihr seid schon die ganze Zeit so still.» Nachdem Naru mit Serenity’s Frisur fertig geworden war, musterte sie nun besorgt. Als eine ihrer engsten Vertrauten spürte sie natürlich, dass etwas mit ihr nicht stimmte. So in sich gekehrt kannte sie die Prinzessin einfach nicht und sollte sie Kummer haben, so wollte sie jederzeit für sie da sein. Tatsächlich hatten erneut seltsame Gefühle und Gedanken von Serenity Besitz ergriffen und sie seufzte, als sie sich nun mit hängenden Schultern zu Naru umdrehte. «Ach Naru, ich mache mir einfach solche Gedanken, wie ich Endymion heute Abend gegenüber treten soll. Scheinbar ist es doch sehr offensichtlich, dass ich mehr für ihn empfinde. Zumindest ist es meiner Mutter nicht entgangen. Und nach dem, was seit seiner Ankunft passiert ist …» Serenity brach ab und starrte auf ihre Hände, die krampfhaft ineinander verschlungen waren. Je schneller die Zeit voran schritt, umso mehr spürte sie dieses nervöse Zittern, sobald sie an den Ball und den Eröffnungstanz mit Endymion dachte. «Ich glaube einfach, dass man nun Erwartungen an mich hat, die ich vielleicht so nicht erfüllen kann. Was ist, wenn ich etwas Falsches sage oder tue?» Aufmunternd lächelte Naru ihre Prinzessin an. «Aber der Prinz hat sich doch die letzten zwei Tage sehr um euch bemüht. Man spürt deutlich, dass ihm etwas an euch liegt. Und vielleicht ist heute tatsächlich der richtige Zeitpunkt gekommen, um mit ihm zu sprechen. Glaubt mir, wenn ich euch sage, dass Endymion sicherlich nur auf ein Zeichen von Euch wartet. Alles Weitere ergibt sich dann wie von selbst. Habt Vertrauen in euch, in Endymion und in Eure Liebe und Ihr werdet sehen. Es wird zusammenkommen, was zusammengehört…» Serenity konnte der lieben Worte ihrer Freundin wegen nur dankend zurücklächeln und nicken. Ja, Naru hatte recht. Endymion hatte sich die letzten Tag wirklich sehr um ihre Aufmerksamkeit bemüht und ihr mit Worten und Gesten geschmeichelt. Nichts deutete mehr auf ihre Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten der vergangenen Jahre. Schließlich waren sie erwachsen geworden und folglich änderten sich auch die Gefühle. Dass sie sich aber ineinander verlieben würden, damit hätte wohl keiner der beiden gerechnet. Doch nun war es passiert. Der Prinz als auch die Prinzessin hatten ohne es zu ahnen, einander ihre Herzen geschenkt. Wie würde es sein, wenn Endymion ihr seine Liebe gestand? Vielleicht machte er ja doch den Anfang… Jedenfalls hoffte sie es inständig. Zu sehr fürchtete sie sich vor einer abweisenden Reaktion seinerseits, wenn sie den ersten Schritt machte. Es war einfach noch zu neu und teilweise auch befremdlich, als dass sie ihm kurzerhand ihre Liebe gestehen würde. Naru trat mit dem für den Abend vorgesehenen weißen Ballkleid auf die Prinzessin zu. «Prinzessin, jetzt zerbrecht euch nicht euren Kopf darüber. Es wird schon alles gut gehen. Das sagt mir auch mein Gefühl.» Nickend erhob sich Serenity und nahm das Kleid entgegen, um dann mit Naru's Hilfe hinein zu steigen. «Ich kann es mir ja selbst nicht richtig erklären, aber ich habe Angst vor einer Enttäuschung oder dass etwas schief geht, wenn ich ihm meine Gefühle gestehe. Es ist fast wie eine Vorahnung auf etwas anderes. Auf etwas viel Schlimmeres...» Eine leichte Gänsehaut hatte sich auf Serenity's Armen ausgebreitet. Unbewusst hatte sie das ausgesprochen, was sie bisher nicht hätte näher benennen können. ______________________♡______________________ Noch einmal betrachtete sich die Prinzessin im Spiegel, während Naru einige winzige Locken aus der Hochsteckfrisur zupfte, die leicht auf ihre nackten Schultern fielen. Zufrieden stellte sie fest, dass auch dieses Kleid sich bis zur Taille vorteilhaft an ihren zierlichen Körper schmiegte, es aber noch genug Beinfreiheit zum Tanzen bot. Es war durchaus schlicht, jedoch bestand eine gewisse Raffinesse bei der Raffung im Hüftbereich, der lediglich durch eine kleine silberne Brosche gehalten wurde. Laut klopfte es an der Tür. «Prinzessin? Seid Ihr soweit? Eure Anwesenheit wird bereits sehnsüchtig erwartet und ich soll euch in den Ballsaal geleiten.» rief Artemis durch die geschlossene Tür. Serenity nickte Naru kurz zu, damit sie die beiden großen Flügeltüren öffnete. Für einen kurzen Moment erstarrte Artemis bei ihrem Anblick, bevor er sich verneigte, was Serenity schmunzelnd zur Kenntnis nahm. «Eure Hoheit. Bitte verzeiht meine kurze Verblüffung. Ihr seht einfach hinreißend aus.» Mit Artemis an ihrer Seite stand Serenity wenig später vor den großen Türen zum Ballsaal und wartete auf ihre Ankündigung. Schon von weiten hatte sie die Stimmen und das Gelächter der Gäste vernommen und es löste erneut ein beklommenes Gefühl in ihrem Inneren aus. Weiter konnte sie jedoch nicht darüber sinnieren, denn sie vernahm ihren Namen und schritt erhobenen Hauptes durch die von Artemis geöffneten Türen. «Es betritt nun den Saal, ihre Königliche Hoheit Prinzessin Serenity II.». Bewundernde, aber auch einige neidvolle Blicke konnte sie auf sich spüren, während sie langsam durch den Saal auf den Thron zu lief. Königin Serenity hatte sich bereits erhoben, als ihre Tochter sie mit einem Knicks begrüßte, um dann neben ihr Platz zu nehmen. Noch ehe ihre Mutter mit ihrer Ansprache begann, suchte die Prinzessin im Saal nach Endymion, doch erblicken konnte sie nur Königin Gaia, die in unmittelbarer Nähe zum Thron stand und ihr ein sanftes Lächeln schenkte. Wo er in diesem Augenblick bloß war? Nur beiläufig nahm sie die Worte ihrer Mutter während ihrer Ansprache war und wie sie von der Freundschaft zwischen ihr und Gaia sprach. Ihr Blick wanderte unruhig durch den Raum, ehe er an den Balkontüren hängen blieb. Dort stand er und ihr Herz zog sich schmerzvoll zusammen, als sie sah, dass er in Begleitung einer rothaarigen Frau war. Sie hatte sich bei ihm untergehakt, während sie sich scheinbar köstlich amüsierten. Sein Lächeln erstarb augenblicklich, als direkt zu Serenity herüber blickte und ihren entsetzten Gesichtsausdruck bemerkte. Unmerklich schüttelte er den Kopf und hoffte, dass sie es nicht falsch verstehen würde. Schnell verabschiedete er sich von seiner Begleitung und eilte zu seiner Mutter. Gerade noch rechtzeitig wie er feststellte, denn nun kündigte Königin Serenity den Eröffnungstanz an. Sein Herz schlug schnell und laut in seiner Brust, als er näher zum Thron trat und vor Prinzessin Serenity niederkniete. «Prinzessin, bitte schenkt mir diesen ersten Tanz.» bat er und blickte zu ihr auf. Wenn er seine Gefühle bei ihrem Anblick hätte beschreiben müssen, er wäre nicht in der Lage dazu gewesen. Nie zuvor hatte er das Gefühl von Liebe so intensiv empfunden, wie in dem Moment, als ihn diese zwei hellblauen Augen anfunkelten. Unweigerlich zuckte er zusammen, als ihre eiskalte Hand die seine ergriff. Kurz warf Endymion einen Seitenblick auf die kleine Prinzessin, als sie in die Mitte des Saals liefen, doch sie blickte nur starr nach vorne. Alle Anwesenden waren beiseite getreten und blickten staunend und gebannt auf das Prinzenpaar. Die Spannung im Saal war zum Greifen nah und einige Gäste hatten beim Anblick der Beiden den Atem angehalten. Nur wenige Stimmen und leises Getuschel waren in diesem Augenblick zu vernehmen. Nun war der Moment gekommen, dachte Serenity als sie Endymion gegenüberstand und auf das Einsetzen der Musik wartete. Starr blickte sie auf seine Brust ohne den Kopf zu heben. Seine Arme legten sich um ihre Taille und auf ihre Schulter, als die ersten Takte von Yiruma’s „River Flows in You“ erklungen. Langsam setzten sie sich in Bewegung und nun blickte Serenity erstmals zu Endymion hinauf. Fast verlor sie sich in seinen dunklen blauen Augen und in seinem Blick lag so viel Wärme und Liebe, dass sie sämtliche Zweifel und negativen Gefühle für den Moment vergaß. Keine Sekunde konnten sie den Blick voneinander abwenden. Ihre Körper pressten sich wie von selbst aneinander und beide konnten die Wärme des anderen spüren. Für einen Moment dachte Serenity tatsächlich, sie würde mit Endymion durch den Saal schweben. Als würden sie sich auf Wolke 7 befinden. Sie spürte ihn. So nah. Und alles um sich herum hatte sie vollständig ausgeblendet. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem Mann, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hatte. Der Mann, der sie gerade in seinen Armen hielt und mit ihr durch den Saal tanzte. Endymion. Sanft lächelte sie ihn an und ihr Herz machte einen Satz, als er ihr Lächeln erwiderte. Ein unglaubliches Hochgefühl stieg in ihr empor. Oh wunderschöner Moment, bitte geh nie zu Ende, flehte sie insgeheim. Doch die Zeit war erbarmungslos und so neigten sich das Lied und damit auch ihr Eröffnungstanz ihrem Ende. Stumm standen sie sich gegenüber und blickten einander an. Im ganzen Saal war es still geworden, bis tosender Applaus einsetzte. Sogar Königin Serenity hatte sich erhoben und strahlte mit Königin Gaia, die nun neben ihr stand, um die Wette. «Sind sie nicht zauberhaft!?» flüsterte sie ihrer Freundin zu und legte ihr eine Hand auf den Arm, als sie sah, dass Gaia Tränen in den Augen hatte. «Es wird alles gut, meine Liebe.» Endymion hatte unterdessen nach Serenity’s Hand gegriffen und war mit ihr nach draußen geeilt. Im Augenwinkel hatte die Prinzessin den missgünstigen und vernichtenden Blick der rothaarigen Frau registriert, die sie vorhin mit Endymion zusammen gesehen hatte. Doch der Prinz hatte sie so schnell hinter sich hergezogen … hinaus in den Rosengarten, dass sie es im nächsten Augenblick schon wieder verdrängte, als sie sich in seinen Armen wiederfand. Behutsam lehnte sie mit dem Kopf gegen seine Brust und vernahm deutlich den Schlag seines Herzens. Noch nie war er ihr näher gewesen. Sein intensiver Duft hüllte sie ein. Berauschte sie. Und mit jedem weiteren Herzschlag wollte sie es endlich los werden. Wollte ihm gestehen, dass sie ihn liebte. «Endymion?» Sie entfernte sich ein wenig aus seinen Armen, damit sie ihm in die Augen schauen konnte. Nervös fuhr sie kurz mit der Zunge über ihre Lippen. «Ja?» Er blickte auf sie hinab und hielt abrupt inne. Ihr Anblick raubte ihm erneut den Atem. Wie sollte er ihr noch länger widerstehen können? Den blauen Augen, in denen er versinken konnte. Den sinnlichen Lippen, die regelrecht dazu einluden, sie zu küssen. Er wollte und konnte nicht länger auf sie verzichten. Langsam senkte er den Kopf, den Blick auf ihre glänzenden Lippen gerichtet… Wollte sie ihm gerade noch ihre Liebe gestehen, so wurde ihr Vorhaben nun durch Endymion unterbrochen, als dieser sich langsam ihrem Gesicht näherte. Sie ahnte, was hier nun passieren würde. Er würde sie küssen. Ein Kribbeln erfasste ihren gesamten Körper, als sie seinen Atem auf ihren Lippen spürte. Und da ahnte sie, dass es das Zeichen war, wovon Naru gesprochen hatte … dass Endymion vielleicht auch nur auf ein Zeichen von ihr gewartet hatte. Leicht streckte sie sich ihm entgegen und schloss die Augen. Sie spürte seine Hand auf ihrer Wange und dann legten sich seine Lippen sanft auf ihre. ______________________♡______________________ Eine laute Explosion durchbrach die Stille. Panische Schreie hallten durch die Nacht. Erschrocken wichen Endymion und Serenity auseinander und blickten zurück zum Schloss. Entsetzt riss Serenity ihre Augen auf, als sie sah, wie Menschen fluchtartig aus dem Schloss drängten. Sie rannten um ihr Leben und die blanke Panik stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Und dann rannte die Prinzessin los… «Serenityyyyy…» ______________________________ Serenity’s Diadem & Ballkleid: http://file1.npage.de/004747/44/bilder/138_diadem_majestaetisch_blau_silber.jpg http://i1054.photobucket.com/albums/s499/liruirui/24_zps1fa6fdce.jpg http://i1054.photobucket.com/albums/s499/liruirui/25_zps0807b1e3.jpg Kapitel 4: Der Verrat / Wenn Freunde zu Feinden werden ------------------------------------------------------ Wollte Serenity gerade noch ihre Liebe gestehen, so wurde ihr Vorhaben nun durch Endymion unterbrochen, als dieser sich langsam ihrem Gesicht näherte. Sie ahnte, was hier nun passieren würde. Erwartungsvoll blickte sie zu ihm, sah das sanfte Leuchten in seinen glänzend blauen Augen als er sich ihr Stück für Stück näherte, und vergaß alles um sich herum. Leicht streckte sie sich ihm entgegen und schloss die Augen. Sie spürte seine Hand auf ihrer Wange. Spürte, wie seine Finger sanft über ihr Kinn und ihre Lippen fuhren und sich dann in ihren Nacken schoben, ehe sie ihren halbnackten Rücken behutsam hinunter wanderten. Seine zärtlichen Berührungen ließen sie wohlig seufzen und ein Kribbeln erfasste ihren gesamten Körper, als sie seinen Atem nah an ihrem Gesicht spürte. In diesem Moment wusste sie, wovon Naru gesprochen hatte … -dass Endymion vielleicht auch nur auf ein Zeichen von ihr gewartet hatte. Sanft hauchte er einen Kuss den sichelförmigen Halbmond auf ihrer Stirn, küsste ihre kleine Stupsnase, ehe sich seine Lippen auf ihre legten und er ebenfalls die Augen schloss. War sein Kuss anfangs zaghaft und vorsichtig, so vertiefte sich dieser schnell. Ihre Körper schmiegten sich aneinander und wie von selbst hatten sich Serenity's Arme um den Oberkörper des Prinzen geschlungen. Sie spürte die Hitze, die vom ihm ausging und drückte sich etwas näher an ihn. ___________________________________ღ___________________________________ Eine laute und heftige Explosion durchbrach die Stille. Panische Schreie hallten durch die sternenklare Nacht. Erschrocken wichen Endymion und Serenity auseinander und blickten zurück zum Palast. Entsetzt riss die Prinzessin ihre Augen auf und schlug die Hände vor den Mund, als sie sah, wie Menschen fluchtartig hinaus drängten. Sie rannten um ihr Leben und die blanke Panik stand ihnen ins Gesicht geschrieben. »Nein!«, entwich es der Prinzessin erschrocken und dann rannte sie los… »Serenityyyyy…« Endymion konnte gar nicht so schnell reagieren und nach ihrer Hand greifen; hätte er sie doch am liebsten davon abgehalten, zurück zum Palast zu laufen. Fassungslos blickte er ihr hinterher und die Angst, ihr könnte etwas zu stoßen, ließ ihn kurzzeitig erstarren. Doch andererseits war der Wunsch, sie in Sicherheit zu wissen, größer als alles andere. Eine erneute ohrenbetäubende Explosion ließ den Boden erbeben und erzittern, als er ihr schlussendlich nach lief. Staub und kleine Steinchen schlugen ihm entgegen und er hielt sich kurz seinen Umhang vor das Gesicht um sich zu schützen. Inmitten des Tumultes hatte er die Prinzessin unlängst aus den Augen verloren und doch kämpfte er sich immer weiter durch die flüchtenden Massen. Viele der ihm entgegen kommenden Menschen waren völlig aufgelöst und weinten hemmungslos, andere waren Blutüberströmt und mussten gestützt oder hinausgetragen werden. Sie waren so sehr darauf bedacht, sich selbst in Sicherheit zu bringen, dass sie gar nicht wahrnahmen, wie der Prinz der Erde an ihnen vorbei lief. Sicherlich hätte Endymion ihnen helfen und sie heilen können, doch lag seine Priorität gerade wo anders, als er sah, dass der gesamte Saal in Schutt und Asche lag. Zerstörung und Chaos wohin er auch blickte. Verzweifelt suchte er nach seiner Mutter, Königin Serenity und der Prinzessin. »Königin Serenity? Mutter? Wo seid Ihr?«, rief er und lief weiter panisch durch den Saal, vorbei an den Resten der zerstörten Wände und Säulen. »Prinzessiiiin?« Kurz blieb er stehen. Mehrere kleine Feuer brannten direkt vor seinen Füßen und er fuhr sich fahrig durch das dichte Haar. Noch einmal drehte er sich um die eigene Achse und konnte kaum glauben, dass innerhalb kurzer Zeit all das zerstört worden war. Von dem einst so schönen und prachtvoll geschmückten Ballsaal war nichts mehr übrig und auch der Rest vom Palast hatte schwere Schäden davon getragen. Türme waren eingestürzt, tragende Säulen umgefallen und sicherlich hatten bei den Explosionen auch unzählige Erd- und Mondbewohner ihr Leben gelassen. Wut und Trauer packten ihn. Aus der Ferne ertönten erneut heftige Explosionen. Endymion sah durch die zerstörte Kuppel den riesigen Feuerball über sich aufsteigen und die Druckwelle ließ ihn ein wenig taumeln. Der Angriff war noch lange nicht vorüber. Schnell eilte er weiter und suchte nach den Königinnen, die sich zum Zeitpunkt der ersten Explosion im hinteren Teil des Saals befunden hatten. Immer weiter drang er in den zerstörten Palast vor und immer deutlicher vernahm er Kampfgeräusche und markerschütternde Schreie. Kurz vor dem Thronsaal fand er die ersten getöteten Wachmänner des Mondkönigreichs und ein Schaudern erfasste ihn. Wer war dafür verantwortlich? Was war der Grund für diesen heimtückischen Angriff? An eine der Mauern gedrückt neigte er den Kopf, um einen Blick in den Thronsaal werfen zu können. Was er dort sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Das konnte nicht sein. Nein, nicht sie... nicht seine persönliche Leibgarde. Nicht seine treuen Freunde. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen blickte er ungläubig zu ihnen. Doch sie waren es zweifellos. Die Shitennou von Elysion - Kunzite, Neflite, Zoisite und Jedite. Ohne jede Reue und Mitleid töteten sie wahllos die Menschen des Mondkönigreichs und jeder, der sich ihnen in den Weg stellte. Was zum Teufel war in die Shitennou gefahren, dass sie das Mondkönigreich angriffen? Noch ehe Endymion sich zu erkennen geben und sie zu ihren abscheulichen Taten befragen konnte, erschien über ihren Köpfen ein Hologramm. »Krieger des Dark Kingdom! Habt Ihr die beiden Königinnen und diese verfluchte Prinzessin schon gefunden?« Die leuchtend roten Haare und auch die Stimme kamen ihm seltsam bekannt vor. Erschrocken riss Endymion die Augen auf, als er endlich erkannte, um wen es sich handelte. Was hatte das nur zu bedeuten und was führte sie im Schilde? Und wieso hatten die vier Generäle, die ihm bisher so treu ergeben waren und an seiner Seite gegen das Böse gekämpft hatten, die Seiten gewechselt? Skrupellos und ohne jegliche Gefühlsregung hatte Kunzite gerade den letzten der königlichen Wachen geköpft und hielt nun hämisch grinsend dessen Skalp in die Höhe. »Noch nicht, meine Königin. Aber wir konnten dafür sorgen, dass die Prinzessin von Endymion getrennt wurde. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis wir die Prinzessin ausfindig machen und für alle Mal vernichten können.« »Ich werde mich derweil auf die Suche nach den Königinnen machen.«, sagte nun Zoisite, der neben Kunzite getreten war und sich kurz ergeben verneigte. »Sehr gut. Aber bringt Prinzessin Serenity lebend zu mir. Sie soll einzig allein durch meine Hand sterben und ich will sehen, wie das letzte Fünkchen Hoffnung und Leben aus ihren Augen weicht.«, spie die Rothaarige hasserfüllt aus. Endymion hatte genug gehört. Nie hätte er auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass man ihn und das Königreich Elysion verraten und hintergehen könnte, wie die Shitennou es gerade taten. Ihm war klar, dass er so schnell wie möglich seine Mutter, Königin Serenity und die Prinzessin finden musste, um sie in Sicherheit zu bringen. Schnell huschte er an den offen stehenden Türen vorbei, um nicht entdeckt zu werden und rannte so schnell er konnte den langen Flur entlang. Unzählige Trümmerteile versperrten ihm immer wieder den Weg, ließen ihn stolpern und fluchen. Doch er rappelte sich immer wieder auf. Er würde die Königinnen und vor allem die Prinzessin beschützen, komme was wolle. Ja, er würde sogar sein Leben dafür geben. Und dann fand Endymion endlich die beiden Königinnen zwischen umgestürzten Säulen und atmete kurz erleichtert aus. Als er jedoch näher kam, sah er, dass Königin Serenity schluchzend neben seiner Mutter kniete und ihren Kopf auf dem Schoss gebettet hatte. Blut hatte ihr Gewand vollständig durchtränkt und sein Herz zog sich bei ihrem Anblick schmerzvoll zusammen. Tränen schossen ihm in die Augen, als er sich neben ihr auf die Knie fallen ließ. »Mutter, bitte haltet durch. Bitte ... Ihr dürft nicht sterben!«, sagte er mit brüchiger Stimme und presste seine Hand auf die klaffende Wunde an ihrer Seite. Er würde umgehend handeln und sie heilen müssen, um ihr Leben zu retten. Kurz sammelte er sich... konzentrierte sich auf den goldenen Kristall in seinem Inneren und leitete die heilende Energie über seine Hände weiter auf seine Mutter. Vor Anstrengung hatten sich schnell Schweißtropfen auf seiner Stirn gebildet. Es kostete ihn unglaublich viel Kraft, denn die schwarze Energie, die seine Mutter getroffen und schwer verletzt hatte, verhinderte, dass sich die klaffende Wunde schloss. Immer wieder bäumte sich Gaia vor Schmerzen auf und ihre Lider flatterten, bevor sie vollständig das Bewusstsein verlor. »Gaia? Oh nein ... bitte unternimm doch etwas Endymion.«, flehte Königin Serenity völlig aufgelöst, während die Tränen unaufhaltsam über ihre Wangen liefen. Der Verlust ihrer langjährigen Freundin würde schwer auf ihr Lasten. Sie wusste tief in ihrem Inneren, dass sie sich nicht die Schuld an diesem Unglück geben sollte und doch tat sie es. Schließlich war es ihre Idee gewesen, den Ball zu veranstalten. Sie war dafür verantwortlich, dass Gaia und Endymion länger auf dem Mond verweilten, als ursprünglich geplant. Und sie hatte Gaia mit sich gezogen, als sie aus dem Saal geflüchtet und direkt in die Arme der Angreifer gelaufen waren. Einzig allein ihren Senshi war es zu verdanken, dass sie noch am Leben waren. Und doch fühlte sie sich zutiefst schuldig, weil Gaia nun schwer verletzt in ihren Armen lag und nicht sie. Vor Sorge um ihre Freundin zitternd und schluchzend, blickte sie auf Endymion's Hände und betete, dass er sie heilen konnte. Betete, dass noch nichts verloren war und alles wieder gut werde würde. Ebenso hoffte sie inständig, dass es ihrer Tochter gut ging und sie sich in Sicherheit befand. Doch ihr stilles Gebet und auch Endymion's Versuch, seine Mutter zu retten, wurden abrupt unterbrochen, als Feuerbälle über ihre Köpfe hinweg flogen, wildes Geschrei und die Angriffssprüche der Senshi zu hören war. »Feuerringe, fliegt... und siegt!» »Sailor Mars!? Oh nein, so weit sind sie schon vorgedrungen...«, flüsterte Königin Serenity entsetzt und blickte in die Richtung, aus der die Feuerbälle geflogen kamen. Scheinbar konnten die Senshi die Angreifer nicht länger von ihnen fern halten und wurden immer weiter in das Innere des Palastes gedrängt. Wieder flogen Feuer- und Energiebällen direkt an ihnen vorbei und schlugen explosionsartig in das noch stehende Gemäuer ein. Funken und Steine flogen umher und prasselten auf sie nieder. Königin Serenity hatte sich sofort über Gaia gebeugt, um sie ein wenig abzuschirmen. »Schnell Endymion, wir müssen von hier verschwinden.«, sagte sie eindringlich und blickte wieder sorgenvoll an ihm vorbei. Immer deutlicher vernahm sie die Stimmen und die Angriffswellen ihrer Kriegerinnen und sie wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die Feinde ebenfalls hier eintreffen und sie entdecken würden. »Majestäääät.« Die Anführerin der Senshi, Sailor Venus, hatte die Drei am Boden Knienden sofort entdeckt und kam nun eilig auf sei zugelaufen. »Ihr müsst sofort von hier fliehen und Euch in Sicherheit bringen. Der Feind hat uns regelrecht überrannt. Bitte Majestät, wir können Sie nicht länger zurückhalten.« Königin Serenity blickte zu Endymion, der noch immer über Gaia kniete und mit all seiner Macht versuchte, ihre Wunde zu schließen. Seine Hände waren blutverschmiert und neben Gaia hatte sich unterdessen eine Blutlache gebildet. Die Königin ahnte, dass er nicht aufgeben würde, doch all seine Anstrengungen waren bisher vergeblich und sie spürte seine Erschöpfung und Verzweiflung, als sie ihm eine Hand auf den Arm legte. »Ich schaffe es einfach nicht. Die schwarze Energie verhindert, dass ich ihre Wunde heilen und schließen kann.«, sagte er tonlos und hielt den Kopf gesenkt, während Tränen auf Gaia's Kleid tropften. Königin Serenity erwiderte darauf nichts, sondern ergriff tröstend seine Hand. Ihre Köpfe ruckten erschrocken herum, als erneut mehrere Angriffswellen zu hören waren. Blitze zuckten durch die Flure und nun traten mit Sailor Mars, die die verletzte Sailor Merkur stützte, auch Sailor Jupiter in ihr Sichtfeld. »Hör mich an Schutzplanet Jupiter! Schicke Wolken, schicke Sturm und schick mir deinen Donner ... Donnerschlag fliiiiieeeeg!« Vom plötzlichen Auftauchen der restlichen Senshi aus seiner kurzen Starre erwacht, sprang Endymion auf und nahm seine bewusstlose Mutter auf die Arme. »Wo können wir hin, wo wir uns kurzzeitig in Sicherheit befinden, Majestät?«, fragte er Königin Serenity nun. »Wir sollten unbedingt versuchen hinter den Rosengarten zu gelangen. Dort befindet sich ein kleiner Tempel...«, antwortete die Königin und war ebenfalls aufgestanden. Endymion nickte und wandte sich an Sailor Venus. »Findet die Prinzessin. Schnell! Sie schwebt in großer Gefahr. Ich bringe die Königinnen erst einmal in Sicherheit und werde später wieder zu euch stoßen!« Sie eilten durch die Ruinen nach draußen, immer um sich blickend, um den Feinden nicht in die Arme zu laufen. Die Hälfte des Weges durch den Rosengarten hatten sie ohne einen Zwischenfall hinter sich gelassen. Besorgt blickte Endymion auf seine Mutter in seinen Armen, als sie unter der hektischen Bewegung vor Schmerz stöhnte und langsam wieder zu Bewusstsein kam. Königin Serenity war einige Meter vor ihm gelaufen und schaute nun ebenfalls zu ihnen zurück. Ihre Augen weiteten in dem Moment, als Ihr Blick hinter Endymion fiel. »Serenityyyyy...«, schrie sie angsterfüllt. Kapitel 5: Falsche Versprechungen --------------------------------- »Serenityyyyy...«, schrie die Königin angsterfüllt und ein Zittern erfasste ihren Körper. Von ihrer heftigen Reaktion überrascht, wandte sich Endymion ebenfalls um und riss geschockt die Augen auf. Direkt vor ihnen erschien ein Hologramm von Perillia, wie er es wenige Minuten zuvor schon gesehen hatte. Ihre roten Haare schossen wie Flammen in die Höhe und ihr fieses Lachen donnerte über den Platz, dass einem fast das Blut in den Adern gefror. Fest umschlossen ihre Hände den Hals von Prinzessin Serenity und ihre langen roten Fingernägel bohrten sich tief in ihre Haut. Ein kleiner Rinnsal Blut lief über ihre Halsschlagader und ihr Schlüsselbein. »Endymion! Wenn du nicht möchtest, dass der Prinzessin etwas passiert, so ergib dich ohne Widerstand und komm auf meine Seite. Ich biete dir noch immer die Möglichkeit, mit mir zusammen über das Sonnensystem zu regieren.« Um ihrer Forderungen Nachdruck zu verleihen, umfasste Perillia Serenity's Hals fester und zerrte sie hoch: »Oder sei dir gewiss, dass ich alles, was dir lieb und teuer ist, ohne zu zögern, vernichten werde.« »Enydmion, was sollen wir tun? Bitte sag doch etwas!«, Königin Serenity schaute verzweifelt zu ihm. Doch er stand nur wie vom Blitz getroffen da und blickte starr nach vorne. Was würde er unternehmen? Sie sah, wie seine Kiefer aufeinander mahlten, so als würde er nachdenken und alle Möglichkeiten abwägen. Unschlüssig stand sie einen Moment da und blickte zwischen dem Prinzen der Erde und Perillia hin und her, bevor sie ihr Kleid raffte, auf Endymion zuging und eine Hand auf seine Schulter legte. Scheinbar war er gerade einfach nicht in der Lage, die richtige Entscheidung zu treffen und so musste sie ihn wieder wachrütteln. »Geh! Geh und rette meine Tochter. Du musst dafür sorgen, dass ihr nichts geschieht. Bitte vertrau mir, denn es ist wichtig für die Zukunft der Erde und des Mondes. Nein, es ist wichtig für das gesamte Sonnensystem!«, sprach die mit fester Stimme zu ihm. Doch innerlich war sie tief erschüttert und die Angst schnürte ihr fast die Kehle zu. Tränen traten ihr in die Augen, als sie erneut zu Perillia hinüber blickte und das vor Schmerzen verzogene Gesicht ihrer Tochter sah. »Serenity, meine geliebte Tochter...sie bedeutet mir einfach alles.«, flüsterte sie. Endymion erwachte aus seiner Starre und blickte die Königin des weißen Mondes verblüfft an. Sein Herz zog sich schmerzvoll zusammen, denn die Königin hatte die gleichen traurigen blauen Augen wie seine geliebte Prinzessin. »Aber Majestät, ich kann euch nicht allein lassen..« Er schüttelte mit dem Kopf, unschlüssig darüber, was in dieser Situation der richtige Weg war, um sie alle zu retten. Je mehr er darüber nachdachte, umso auswegloser erschien es ihm. Die weitere Entscheidung wurde ihm jedoch von seiner Mutter abgenommen, die noch ein wenig benommen, aber wieder bei Bewusstsein war und ihm andeutete, dass er sie absetzen solle. Langsam ging er in die Knie, um sie gegen eine der umgefallenen Säulen zu lehnen. »Endymion, mein Sohn. Bitte höre auf Königin Serenity und mach dir keine Sorgen um uns. Rette die Prinzessin und bringt euch in Sicherheit. Nur so könnt ihr den Mond und die Erde vor der Dunklen Bedrohung und den damit verbundenen Untergang bewahren... und es ist auch die einzige Möglichkeit, damit wieder Frieden im Sonnensystem herrschen kann.« Still hatte er ihr gelauscht und ihre Worte und die von Königin Serenity hallten in seinem Kopf wieder: "...es ist wichtig für die Zukunft der Erde und des Mondes... Nein, es ist wichtig für das gesamte Sonnensystem." Endymion ahnte, dass die beiden Königinnen mehr über die Zukunft und ihrer aller Schicksal wussten, als sie preisgeben konnten. Und doch haderte er mit sich. »Was wird aus Euch?«, fragte er, senkte aber sofort betroffen den Kopf, denn er kannte die Antwort auf seine Frage bereits. Die Entschlossenheit die er in ihren Augen sah, als Königin Serenity seine Schulter erneut sanft drückte, ehe sie zu Gaia blickte und ihr zunickte, bestätigte es ihm. Es war eine Art stilles Abkommen zwischen den beiden, das sie getroffen hatten und dem er nichts entgegenbringen konnte. Sie würden der Bedrohung entgegentreten und es in Kauf nehmen zu sterben, nur um das Leben ihrer Kinder zu retten. Scheinbar konnte der Fortbestand der Dynastien Elysion und die des weißen Mondes nur durch die Prinzessin und ihn gesichert werden. Auch wenn es bedeuten würde, dass es nötig war, Opfer zu bringen. Und das sie Verluste hinnehmen mussten, bei denen ihnen das Herz brechen würde. »ENDYMION!«, rief Perillia ungeduldig, »Es wird mir ein wahres Vergnügen bereiten, der Prinzessin dabei zuzusehen, wie der letzte Funken Leben aus ihren Augen verschwindet und sie durch meine Hand stirbt.« Gaia legte ihre Hand behutsam auf seine Wange und lächelte ihn aufmunternd an. »Vertrau darauf, dass das Gute immer siegen wird. Uns wird schon nichts passieren. Und nun geh!«, sagte sie leise aber bestimmend. Endymion nickte kurz und nahm ihre Hand von seiner Wange. Sanft hauchte er eine Kuss auf ihren Handrücken und erhob sich. Er würde immer für das Gute kämpfen und er würden ebenso alles ihm in der Macht stehende tun, damit wieder Frieden einkehrte. Erhobenen Hauptes wandte er sich an Perillia und ging ein paar Schritte auf sie zu, um ihr die Sicht auf die Königinnen zu nehmen. Mit weit geöffneten Armen stand er da und lieferte sich regelrecht aus. »Du willst mich? Dann sag mir, wo finde ich dich und ich werde freiwillig zu dir kommen... - jedoch nur unter der Bedingung, dass du die Prinzessin freilässt und die weitere Zerstörung des Mondkönigreichs beendest. Ich tausche sozusagen mein Leben gegen das der Anderen.« Perillia lachte erneut laut auf, als Kunzite hinter ihr erschien. »Kunzite wird dich zu mir bringen, mein Geliebter. Und dann bist du endlich dort, wo du schon so lange hingehörst .. An meiner Seite!« Sie öffnete die Hand, mit der sie fest den Hals von Prinzessin Serenity umklammert hatte. Ihr Körper fiel leblos auf den Boden und Endymion zuckte unmerklich zusammen. Es versetzte ihm einen Stich im Herzen, dass er sie bisher nicht hatte beschützen können und sie Perillia schutzlos ausgeliefert war. Wütend ballte er die Fäuste. »Schwöre! Schwöre, dass du der Prinzessin, den Königinnen und unseren Völkern nichts tun wirst. Schwöre, dass du nicht für den Untergang eines ganzen Königreichs verantwortlich sein wirst, nur weil du von Neid und Hass zerfressen bist.«, schrie er Perillia entgegen. Die Tränen, die sich gerade einen Weg nach draußen bahnten, schluckte er mühsam herunter. »Im Gegenzug gebe ich dir mein Wort, dass ich dir meine Loyalität schenken und an deiner Seite über die Erde herrschen werde.« »Du müsstest unterdessen gemerkt haben, dass ich mir nehme, was ich will. Und dazu gehört neben dir, mein liebster Endymion, ... auch die Herrschaft über die Erde!«, sagte Perillia und gab Kunzite ein Zeichen. Dieser trat nun teuflisch grinsend auf Endymion zu. »Es war an der Zeit, dass du begreifst, dass du auf der falschen Seite stehst, mein Prinz. Viel zu lange schon hast du dich von der Prinzessin hinters Licht führen und blenden lassen. Hast die Augen davor verschlossen, dass das Silver Millennium uns nur benutzt.« sagte dieser. Ohne Gegenwehr ließ sich Endymion an den Armen packen und wegbringen. Dabei blieb ihm nicht verborgen, dass die Augen von Kunzite kalt und leer wirkten. Wahrscheinlich wurde er, wie all seine anderen Shitennou, einer Gehirnwäsche unterzogen. Unter diesen Umständen erschien es ihm zwecklos, etwas darauf zu antworten und ihm die Stirn zu bieten. Resignierend ließ er die Schultern hängen. Noch ein letztes Mal warf er einen Blick zu seiner Mutter und Königin Serenity, die die Szene mit wachsender Sorge beobachtet hatten. Gaia liefen unaufhaltsam die Tränen über das Gesicht, als sie ihrem Sohn hinterher blickte, wie er geradewegs in die Höhle des Löwen ging. Sie war nun nicht länger in der Lage ihn zu beschützen und musste darauf vertrauen, dass er wusste, was er tat. »Und nun zu euch beiden. Lange genug hat man euch verschont. Lange genug hat man euren Lügen geglaubt. Lange genug habt ihr über uns herrschen und über uns bestimmen können. Doch damit ist nun Schluss, denn jetzt ist meine Zeit gekommen. Von heute an regiert das Dark Kingdom über die Erde. Und meine erste Amtshandlung wird die vollständige Vernichtung und Zerstörung des Mondkönigreichs sein. Zuvor werde ich mir aber noch etwas von dir holen, Königin Serenity. Ob freiwillig oder nicht, der Silberkristall wird mir gehören.«, demonstrativ sammelte Perillia ihre schwarze Energie in ihren Händen und schoss diese gebündelt auf die beiden Königinnen. Sie wurden mit voller Wucht getroffen und nach hinten geschleudert. Staub und kleine Steinchen stoben empor. »Neeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiiiiin!«, schrie Endymion aus Leibeskräften, war jedoch nicht in der Lage, sich von Kunzite loszureißen. Er hatte dafür gesorgt, dass er alles mit ansehen musste. Der Druck auf seine Arme intensivierte sich, als er sich kurz hin und her wandte. Verzweifelt musste er mit ansehen, wie Perillia einen Energieball nach dem Nächsten auf die beiden am Boden liegenden Königinnen feuerte. Und doch stand Königin Serenity wieder auf und stellte sich schützend vor Gaia. Voller Bewunderung blickte Endymion zu der Königin des weißes Mondes, die mit erhobenen Hauptes den Angriffen von Perillia strotzte. Doch immer und immer wieder zwang die schwarze Energie sie wieder in die Knie und ihre Schmerzensschreie hallten über den Platz. »Aaaaargh! Gib endlich auf! Ich hole ihn mir so oder so!«, kreischte Perillia. Sie war völlig außer sich, als sie merkte, dass ihre Angriffe bisher kaum Wirkung zeigten. Doch je wütender sie wurde, umso größer formten sich ihre Energiebälle. Sie musste den Silberkristall um jeden Preis haben. Dafür würde sie sogar über Leichen gehen. Die Skrupellosigkeit, die sie dabei an den Tag legte, überraschte sie selbst und doch genoss sie es. »Metallia, ehrwürdige Metallia! Gib mir die nötige Kraft und Stärke. Das Ende des Silver Milleniums ist nahe...« Erneut feuerte sie eine Salve schwarze Energie ab. Irgendwann würde auch die Königin keine Kraft mehr haben. »Aufhören! Hör endlich auf!«, rief ein weibliche Stimme und zog damit alle Aufmerksamkeit auf sich. Prinzessin Serenity erschien hinter umgestürzten Säulen und Wänden. Ihr Kleid war zerschlissen und dreckig, ihre Haare hingen strähnig hinunter und doch erhellte ihre strahlende Aura alles um sich herum. Endymion stockte der Atem. Wie konnte das sein? Perillia hatte sie doch in ihrer Gewalt? Oder wurden sie alle nur getäuscht? Noch einmal versuchte er sich von Kunzite loszureißen und dieses Mal schaffte er es, da dieser vom Auftauchen Serenity's genauso überrascht war. Er konnten ihn überwältigen und in dem Moment, in dem er Kunzite sein Schwert an die Kehle hielt, dematerialisierte dieser sich und flüchtete. Panisch stürzte Endymion los und direkt auf Serenity zu. Er wollte sie nicht schutzlos stehen lassen, denn er ahnte, dass Perillia ihr plötzliches Auftauchen und die damit verbundene Störung nicht ohne Weiteres hinnehmen würde. Im selben Moment war auch Königin Serenity, ohne weiter darüber nachzudenken, los geeilt, als sie den hasserfüllten Blick von Perillia bemerkte. Blitze zuckten aus ihren Händen und der Wind nahm zu, als diese abschätzend auf die Prinzessin starrte. Stürmisch und kraftvoll wirbelte der Wind den Staub und Schutt auf. »DU!«, mit dem Finger zeigte sie direkt auf Serenity, die sie noch immer mit ihren großen blauen Augen fixierte. Bedrohlich zuckten Blitze und wie ein schwarzer Schatten legte sich die Dunkelheit auf ihre Umgebung. Wie eine Furie fuhr sie in einer Wolke aus dunkler Energie auf sie zu. Sie wollte sie töten. Sie wollte sie zerstören. Diejenige, die sich zwischen Endymion und sie gestellt hatte, sollte bitter dafür büßen. »Stiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiirb!«, schrie sie. Ihr Hass war grenzenlos. »Endymion! Rette meine Tochter!.«, rief Königin Serenity, die parallel auf ihn zugelaufen kam. Kaum hatte er die Prinzessin erreicht und in seine Arme gezogen, erschütterte sie eine heftige Explosion und brachte alles ins Wanken. Königin Serenity hatte sich dem Angriff von Perillia in den Weg gestellt und ihre gesamte Macht, die alle Familienmitglieder des weißen Mondes aus der Kraft des Silberkristalls zogen, war mit der schwarzen Energie aufeinander geprallten. Eine dunkle Wolke umhüllte sie und verdeckte den Kampf, der in ihrem Inneren tobte. Lautes Donnern grollte über den Platz. Inmitten der dunklen Energiewolke tauchte immer wieder ein greller silberner Blitz auf. Endymion stockte, als er am Rande eine leuchtend goldene Aura ausmachte. Seine Kehle schnürte sich zusammen, obwohl er wusste, dass es unvermeidlich war. Seine Mutter schleppte sich schwer verletzt direkt zum Zentrum des Kampfes. »Verschwindet von hier!«, rief Gaia und tauchte ebenfalls in die dunkle Wolke aus schwarzer Energie ein. War es eben noch ein greller silberner Blitz gewesen, so zuckten nun ebenfalls goldene Blitze durch die dunkle Energiewolke. Erneut brachte sie eine heftige Explosion sie ins Wanken, als die Mächte aufeinander trafen und sich in allen Richtungen entluden. Ängstlich klammerte sich Serenity an Endymion und die Tränen glänzten in ihren Augen. »Wir müssen von hier verschwinden, Prinzessin. Es ist zu gefährlich.«, Endymion griff nach ihrer Hand und wollte sie so schnell wie möglich in Sicherheit bringen. »Aber Endymion, wir können Königin Gaia und meine Mutter nicht einfach zurücklassen.«, sie stemmte sich ihm entgegen und schüttelte mit dem Kopf. »Ich habe ihnen mein Wort gegen, dass ich dich beschützen werde. Und das werde ich tun. Komme was wolle!«, er spürte ihr Zögern, »Bitte Serenity, glaube mir. Wir können hier gerade nichts ausrichten. Höchstens uns ebenfalls in Gefahr zu bringen. Und laut unseren Müttern bist du der Schlüssel, um alles Böse zu besiegen. Ich kann es dir nicht erklären, aber ich vertraue auf ihre Worte und weiß tief in mir drin, dass sie recht haben.« Heiße Tränen liefen ihr über das Gesicht, als sie ein letztes Mal zurückblickte. Erschrocken riss sie die Augen auf, als Gaia aus der dunklen Wolke zurück taumelte, ehe sie ein riesiger Splitter dunkler Energie traf. Mitten ins Herz. Kapitel 6: Es ist unser Schicksal! ---------------------------------- Endymion hatte Serenitys Hand ergriffen und zog sie mit sich. Doch immer wieder stemmte sie sich gegen ihn. Zerrte an ihm. Stolperte, als er sie weiter mit sich riss. »Serenity ...-Bitte! Lass uns von hier verschwinden. Es ist zu gefährlich.«, redete er auf sie ein, als sie erneut zurückblickte. Er war nun stehengeblieben und schaute auf sie herab. Natürlich verstand er ihr Zögern und das Gefühl, nicht loslassen zu können. Denn auch ihm selbst zerriss es fast das Herz. Doch er durfte nicht zurückblicken. Er hatte etwas versprochen und daran würde er sich halten. »Aber... Endymion! Es sind unserer Mütter. Wie könnte ich sie hier einfach zurück und ihrem Schicksal überlassen?«, schluchzte sie. »Du hast sie doch gehört, Prinzessin. WIR sind der Schlüssel...! Es ist unser Schicksal alles dafür zu tun, dass wieder Frieden einkehren kann.« Behutsam drückte er ihre Hand. Seine Worten schwirrten durch ihren Kopf... Schlüssel. Schicksal. Frieden. Sie biss sich auf die Unterlippe, während ihr die heißen Tränen über das Gesicht liefen. Kurz war sie sogar versucht, sich von Endymion loszureißen und zurückzueilen. Doch sein Griff war fest und er absolut entschlossen, sie von hier weg und in Sicherheit zubringen. Wieder stolperte sie. Trat dabei auf ihr mittlerweile vom Schmutz und Ruß ergrautes Kleid, welches mit einem lauten "Rrrrrrtsch" am Saum riss. Endymion hatte es mitbekommen und kniete nun vor ihr nieder. Was hatte er vor? Völlig perplex und unfähig etwas zu sagen, hatte sie an sich hinunter geschaut und ihn dabei beobachtet, wie er das zerschlissene Ende des Kleides gepackt und mit einer schnellen Bewegung abgerissen hatte. Ihre Blicke trafen sich, als er sich wieder erhob. Kurz blieben sie voreinander stehen und versanken für einen Augenblick in den Augen es Anderen. Behutsam strich Endymion über die von Tränen benetzte Wange Serenitys. »Komm!« murmelte er und ergriff erneut ihre Hand. Sie waren fast außer Sichtweite, als Prinzessin Serenity ein allerletztes Mal zurückblicken wollte. Noch immer umhüllte eine dunkle Wolke ihre Mütter und verdeckte den Kampf, der im Inneren tobte. Lautes Donnern grollte über den Platz. Eine Druckwelle ließ alles erzittern und erbeben. Immer wieder jagten grelle silberne und goldene Blitz durch die dunkle Energiewolke hindurch. Schreie, voller Schmerz und Leid, ließen das Prinzenpaar erschaudern. Ließen sie immer wieder innehalten und furchtsam zusammenzucken. Erschrocken riss Serenity die Augen auf, als sie sah, wie Gaia aus der dunklen Wolke zurück taumelte, ehe sie ein riesiger Splitter schwarzer Energie traf. Unzählige Blitze, die von dem Splitter ausgingen, durchzuckten ihren Körper. Wie Stromstöße schwarzer Energie durchflutete es sie. »Oh mein Gott!« Fast tonlos kamen Serenity die Worte über die Lippen. Ihre Finger krallten sich fest in Endymions Arm, als der Königin ein letzter furchtbarer, alles durchdringender Schmerzensschrei entwich. Und dann glitt ihr lebloser Körper zu Boden... Der dumpfe Aufprall war selbst neben dem noch immer tobenden Kampf zwischen Königin Serenity I. und Perillia deutlich zu vernehmen. Endymion fuhr erschrocken herum und taumelte augenblicklich einen Schritt zurück. Ein heftiger stechender Schmerz durchfuhr sein Herz. Ließ ihn zusammenfahren und abrupt die Luft anhalten. Wie von selbst griff er sich an die Brust. Stöhnte unter der Intensität des Schmerzes in seiner Brust und wandte sich von Panik ergriffen ab. Er wusste, was es bedeutete. Spürte es. Ihr Ende war nah. Doch wie hätte er es ertragen können, dabei zuzusehen, wie seine Mutter sich für sie opferte? Wie sie ihr Leben ließ... Endymion wusste, dass das, was sie hier erlebten, sich tief in ihre Herzen und ihre Seelen brennen würde. In einer schnellen Bewegung packte er Serenity, um sie von hier fort zu tragen. Stumm ließ er es über sich ergehen, als sie in seinen Arme tobte und, in Tränen aufgelöst, mit den Fäusten gegen seine Brust schlug. Auch wenn er äußerlich keine Regung zeigte; sein Gesicht wie erstarrt war..., so war sein Herz dennoch in tausend Stücke zerbrochen, als sich der schwarze Kristall in den bereits geschwächten Körper seiner Mutter gebohrt hatte. Sie war noch am Leben, das konnte er fühlen. Doch ihre Lebenskraft war beinahe verbraucht und er spürte ihre stetig schwächer werdende goldene Aura. Der schwarze Kristall, der nun in ihrem Körper steckte, lähmte sie und entzog ihr die letzten Kraftreserven. Je mehr er sich mit Serenity entfernte, umso schwacher wurde die körperliche und seelische Verbindung zu seiner Mutter. Es war der Schmerz, der ihn immer weiter voran trieb. Der ihn nicht zur Ruhe kommen ließ. Kurz blickte er auf die zierliche Gestalt in seinen Armen. Schaute auf seine geliebte Prinzessin, die noch immer leise vor sich hin schluchzte. Er schwor sich, dass er sie mit seinem Leben beschützen würde. Sie war alles, was er noch hatte. Alles schien so irreal, während er an den Ruinen des Palastes vorbei eilte. Vorbei an unzähligen umgestürzten Säulen, Schutthaufen und Resten der Gemäuer. Alles zerstört. Unmerklich schüttelte er den Kopf, als er daran dachte, wie pracht- und prunkvoll es hier noch vor wenigen Stunden ausgesehen hatte. Und nun? Er blickte im Vorbeilaufen auf die Blumenbeete zu seiner linken Seite. Sie waren alle niedergebrannt. Keine einzige Pflanze war dem Feuer entkommen. Nur kleine schwarz-verkohlte Häufchen erinnerten an die wunderschön leuchtende Blumenpracht, die vor kurzen noch den Garten des Mondpalastes geschmückt hatte. Der Anblick erschütterte ihn. Trieb ihn jedoch nur noch mehr an, weiter zu laufen. Wieder hörte er hinter sich Explosionen und Geschrei. Vernahm die Angriffe der Senshi. Doch je mehr sie sich entfernten, umso stiller wurde es um sie herum. Für einen Moment dachte er tatsächlich, sie seien aus dem Gefahrenbereich heraus und überlegte verzweifelt, wie er mit Serenity unbemerkt zum Teletransporter gelangen konnte. Wie er sie von hier wegbringen konnte, ohne die gesamte Aufmerksamkeit der Feinde auf sich zu ziehen. »Endymion!«, hörte er plötzlich eine Stimme rufen. Abrupt dreht er sich in die Richtung, aus der er seinen Namen vernommen hatte. Wütend presste er die Lippen aufeinander, als er erkannte, um wen es sich handelt. Die weißen Haare. Die eisigen, emotionslosen Augen. Sein Gegenüber war einfach unverkennbar. »Was willst du, Kunzite?«, fragte der Erdenprinz und setzte Serenity wieder auf dem Boden ab, ohne den Blick von seinem Gegenüber zu nehmen. »Was ich will? Du fragst allen Ernstes, was ich will? Oh Endymion, ich hätte mehr von dir erwartet. Aber scheinbar hat dir die Mondprinzessin nun endgültig den Verstand vernebelt.« Endymion zog sein Schwert. Ihm war nicht entgangen, wie Kunzites Blick kurz zu Serenity geglitten war und er hämisch dabei grinste. Er wusste sofort, dass er es einzig allein auf Serenity abgesehen hatte. Nur allzu gut konnte er sich noch an Perillias Worte erinnern... Todesmutig lief er auf seinen einst engsten Vertrauten und besten Freund zu und stellte sich ihm in den Weg. Einzig um sie zu schützen. Die Prinzessin des weißen Mondes. Diejenige, der er noch wenige Minuten zuvor seine tiefe Liebe und Zuneigung gestanden und seine ewige Treue geschworen hatte. Er würde sein Leben für sie geben. Und doch konnte er nichts gegen den hinterhältigen Angriff von Kunzite tun, der hinter seinem Rücken einen Energieball in seiner Hand hatte entstehen lassen. Ihre Klingen trafen aufeinander, doch zuvor hatte er den Energieball direkt an ihm vorbei geschleudert. Geradewegs auf Serenity, die völlig ungeschützt inmitten von Trümmern stand und entsetzt zu ihnen hinüber blickte. »Serenityyyyy… Neiiiiiiiin!«, rief Endymion mit weit aufgerissenen Augen und ließ für einen Moment sein Schwert sinken. Blickte zu ihr hinüber und nahm erleichtert zur Kenntnis, dass der Angriff sie zwar zu Fall gebracht hatte, sie aber ansonsten unversehrt geblieben war. Nur am Rande hörte er das kehlige Lachen von Kunzite. Ballte wütend die Fäuste. »Du elender...« Die Klinge seines Schwertes traf auf die von Kunzite. Paralysiert und unfähig, sich zu bewegen lag sie wenige Meter hinter Endymion und blickte zu ihm auf. Wenn sie nicht schon längst ihr Herz an ihn verloren hätte, dann spätestens jetzt. Er war ihr Retter in der Not! Ihr Prinz in goldener Rüstung. Und sie wusste, dass sie sich nicht mehr fürchten brauchte, solange er nur an ihrer Seite war. »Es wäre ratsam, wenn du einfach aufgibst, Endymion. Du hast keine Chance. Und sieh doch, das Ganze ist es nicht wert. Vor allem nicht sie...« »Was weißt du schon!«, entgegnete er und hob sein Schwert demonstrativ in die Höhe. Die Klinge zischte nur Millimeter an Kunzites Kopf vorbei. Doch er war schnell und mit einem Satz stand der Weißhaarige neben Endymion. Seine eisigen Augen sprühten vor Hass und Verachtung. Endymion hatte sich ihm widersetzt. Hatte seinen Rat, endlich aufzugeben, missachtet. Mit einem lauten Aufschrei attackierte er ihn nun ebenfalls. Er wollte ihn in die Knie zwingen und auf dem Boden sehen. Es wäre eine Genugtuung, wenn er um sein Leben betteln würde. Aber selbst dann wäre er sich nicht sicher, ob er überhaupt Mitleid haben und ihm sein armseliges Leben lassen könnte. Sein nächster Schwerthieb saß. Traf Endymions Schulter. Durchbohrte sie komplett. Mit einem Schmerzensschrei ging der Schwarzhaarige in die Knie. Das Schwert glitt dabei aus seinen Händen und kam klirrend auf dem Boden auf. Nun war Kunzite am Ziel. Abschätzend blickte er auf Endymion hinab und hielt die Spitze seines Schwertes vor dessen Gesicht. Ein spitzer Schrei entwich Serenity's Kehle und sie riss entsetzt sie Augen auf. Ein alles erschütternder Schrei, voller Schmerz und Kummer. Leidvoll. Unerträgliche Gefühle, die sich einen Weg nach draußen bahnten. Ihre Lippen bebten und ihr Körper zitterte unkontrolliert. Alles was sie in diesem Moment noch spürte, waren die heißen Tränen, die ihr über das Gesicht rannen; ihr Atem, der sich nicht beruhigte, immer wieder stockte und in verzweifelte kleine Atemstöße überging, ehe die Schwärze gänzlich über sie hereinbrach. Panisch blickte sie sich um. Völlig orientierungslos schien sie zu schweben und nichts als Schwärze umgab sie. Schwerelos trieb sie durch unendliche Dunkelheit. Gefangen in einer anderen Dimension. Ein plötzliches Flackern erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie drehte sich. Suchte nach dem kleinen Lichtschein, den sie für einen Sekundenbruchteil wahrgenommen hatte. Und ja. Tatsächlich. Dort drüben ... Farben durchzuckten die Schwärze. Rot. Grün. Blau. Gelb. Die Regenbogenkristalle. Die strahlenden Lichter ihrer geliebten Senshi's, die sie nun umkreisten. Stimmenwirrwarr drang an ihr Ohr: »Serenity, hab keine Angst!« »Wir sind immer bei dir!« »Halte durch!« »Glaube an dich und an Endymion! Glaube an eure Liebe!« »Vertrau auf eure Stärke.« »Ihr habt die Macht, alles Böse zu vernichten!« »Eure Liebe ist der Schlüssel.« Die Regenbogenkristalle schwebten nun direkt vor ihrem Gesicht. Waren zum greifen nah. Sie streckte ihre Hand nach ihnen aus und hielt doch wieder inne. Ihr Licht fing an zu pulsieren. Ließ sie neue Kraft tanken. Ließ sie Hoffnung schöpfen. Ja, sie würde es schaffen. Sie war die Prinzessin des weißen Mondes. Trägerin und rechtmäßige Erbin des heiligen Silberkristalls. Und sie würde das Böse besiegen. Zusammen mit Endymion an ihrer Seite, konnte sie wieder Frieden über den Mond und die Erde bringen. Frieden über die ganze Galaxie. Ihr Aufschrei hatte für einen Moment Kunzites Aufmerksamkeit auf sich gezogen, sodass Endymion vor der Klinge zurückweichen konnte. Mühsam wollte er sich gerade aufrappeln, als sich Kunzites Hand um seinen Hals legte. Verächtlich blickte er ihm ins Gesicht, als er ihn auf die Beine zerrte. »Du hättest dich nie auf ihre Seite schlagen soll, Endymion. Du hast damit nicht nur dich selbst, sondern auch alle Erdenbewohner verraten, indem du dich mit den Feinden verbündet hast.« »Die Einzigen, die Verrat geübt haben, seid Ihr, Kunzite. Ihr, die Shitennou von Elysion. Wie konntet Ihr nur auf die Seite des Dark Kingdom wechseln? Ihr ward meine Freunde...«, erwiderte Endymion und verzog schmerzhaft das Gesicht, als Kunzite den Druck auf seine Kehle erhöhte. Jeder Versuch, zu atmen war mühsam und Endymion sah bereits Sterne vor seinen Augen tanzen. Er spürte, wie die Kraft ihn verließ und sein Blick sich allmählich vernebelte. Nein, so konnte es nicht zu Ende gehen. Nicht so! Triumphierend blickte Kunzite zu ihm und er wusste, dass er sich schnellstmöglich etwas einfallen lassen musste, um sich und Serenity zu retten. Noch immer lag sie bewusstlos da. Rührte sich nicht. Dass sie noch am Leben war, wusste er lediglich deshalb, weil sich ihr Brustkorb in regelmäßigen Abständen hob und senkte. Doch dann [...] Verwirrt schreckte Serenity hoch, als sie wieder zu Bewusstsein kam, nur um sich dann stöhnend an die Stirn zu greifen. Ihr Kopf dröhnte furchtbar. »Serenity! Du bist aufgewacht. Endlich! Ich hab mir schon Sorgen gemacht.«, hörte sie jemanden sagen. Es klang dumpf. Doch mit jeder Sekunde wurde ihr Kopf klarer und sie blickte zaghaft zur Seite. Funkelnde blaue Augen musterten sie besorgt. Endymion! Er war sofort zu ihr rüber gerutscht. Beugte sich nun über sie. Lächelnd hob Serenity ihren Arm. Strich ihm eine Strähne seines schwarzen Haares aus den Augen. »Was ist passiert? Wo sind wir?«, fragte sie, als ihr Blick hinter ihn fiel und sie die Säulen eines Tempels erkannte. »Wir sind in Elysion, Liebste!«, antwortete er schmunzelnd und verfolgte, wie sie staunend den Raum näher betrachtete. »Aber... wie kommen wir hier her, Endymion?« To Be Continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)