Thunder and lightning von Vienne (Auf Regen folgt immer Sonnenschein...) ================================================================================ Kapitel 1: Heiter bis wolkig ---------------------------- Die Sonne stand lachend am azurblauen Himmel und die Vögel zwitscherten lauthals ihre Lieder. Alles wirkte friedlich und es gab nicht den geringsten Anlass zu Sorge. Beschwingt und fröhlich lachend ging Usagi Tsukino durch den Jubaan-Park. Sie war auf dem Heimweg von der Schule. Ausnahmsweise musste sie heute mal nicht nachsitzen, obwohl sie am Morgen viel zu spät kam. Aber ihre Lehrerin hatte wohl noch eine wichtige Verabredung und so hielt sie Usagi nur eine kleine Standpauke. Doch auch das konnte dem Mädchen in ihrer guten Laune keinen Abbruch tun, dazu hatte sie gar keinen Anlass. Denn noch heute Nachmittag würden ihre Eltern samt ihrem kleinen nervtötenden Bruder über das Wochenende in ein kleines Dorf am Rande des Fuji-san fahren. Sie hatten Usagi gefragt, ob sie mitkommen wolle. Aber diese hatte sich erfolgreich herausreden können mit dem Argument, dass sie dann das komplette Wochenende bei Ami verbringen könne um zu lernen. Das blondhaarige Mädchen wusste natürlich, dass sie nicht nur lernen würde. Sie würde mit Ami und den anderen Mädels nach Shibuya fahren und dort shoppen gehen. Sie hatte extra Geld von ihrem Sparbuch abgehoben. Usagi hatte die beste Laune der Welt, wie sie persönlich fand. Immer noch fröhlich schloss sie die Tür zu ihrem Elternhaus auf. Ihre Mutter Ikuko hetzte durch das Haus und sammelte Klamotten, Hygieneartikel und sonstigen Kleinkram ein. „Hallo Mama!“ „Hallo Usagi.“, Ikuko war so gestresst, dass sie nicht einmal mitbekam, dass ihre Tochter weit nach Schulschluss nach Hause gekommen war. Oder sie ging nicht darauf ein. „Ikuko, wo sind meine frisch gewaschenen Socken?“, Usagis Vater Kenji beugte sich im ersten Stock über das Treppengeländer, „Hallo Schätzchen!“ “Hallo Papa!“, Usagi zog ihre Schuhe aus und setzte sich in die Küche. „Dein Essen steht in der Mikrowelle. Hast du Papas Socken gesehen?“ “Nein, ich war den ganzen Tag in der Schule, wie du weißt. Wo ist Shingo?“ “Der sucht seine Spiele für seinen NintendoDS zusammen. Du weißt wie nervend er im Auto werden kann. Deswegen hab ich ihn gleich dazu ermahnt, es mitzunehmen.“ “Aha.“ Usagi war jetzt schon froh, wenn ihre Familie weg war. Am späten Nachmittag würde sie noch mal ins Crown gehen und sich dort mit ihren Freundinnen treffen. Und morgen Vormittag wollte sie so richtig ausschlafen und dann ausgiebig frühstücken, bevor sie sich aufmachen würde zum Hikawa-Tempel, um von dort aus mit ihren Freundinnen nach Shibuya zu starten. „Liebling, ich belade jetzt das Auto.“, rief Kenji in die Küche. „Shingo soll dir helfen. Shingo!“ Der Name ihres kleinen Bruders schallte durchs ganze Haus. „Was denn?“ “Hast du fertig gepackt?“ Der Junge kam mit seinem Rücksack die Treppe hinunter. „Ja hab ich. Aber warum muss Usagi nicht mit?“ “Weil ich, mein liebes Brüderlein, mit den anderen ein Lernwochenende veranstalten werde.“ „Erzähl kein Scheiß. Ich weiß genau, dass ihr nur zusammen rumglucken werdet wie die Hühner und dabei über Jungs lästert.“ “Stimmt doch gar nicht!“ „Stimmt wohl!“ „Gar nicht!“ „Doch!“ “Schluss jetzt!“, ihre Mutter unterbrach die Geschwister, „Shingo, geh zum Auto und warte dort.“ Triumphierend grinste Usagi Shingo an und streckte ihm die Zunge raus. „Usagi!“ “Entschuldige Mama!“ „Du kommst ganz sicher allein zu recht?“ „Ja Mama.“ „Ikuko, komm schon. Sonst kommen wir viel zu spät an.“, drängelte nun Kenji, der im Rahmen der Haustüre stand. Seine Frau nickte ihm zu und folgte ihm mit ihrer Tochter nach draußen. „Kenji, hast du Usagi das Geld gegeben?“ “Ja. Es liegt im Wohnzimmer auf dem Tisch.“, er umarmte seine Tochter, „Meine kleine Tochter. Pass gut auf dich auf! Und lass keine fremden Menschen ins Haus. Vor allem keine Jungs, verstanden?!“ „Ja Papa. Und keine Sorge. Ich treffe mich nachher noch mal mit Ami, Mako, Rei und Mina im Crown und dann geh ich brav heim. Morgen schlaf ich aus, frühstücke und dann treffen wir uns alle bei Ami und lernen dort. Und ihr seid doch eh Sonntagabend wieder da. Genau wie ich. Wenn ihr die Auffahrt hochgefahren kommt, werde ich hier stehen und auf euch warten. Versprochen!“, Usagi erwiderte die Umarmung ihres Vaters und wandte sich dann ihrer Mutter zu, „Habt ein schönes Wochenende. Auch wenn Shingo dabei ist.“ „Usagi!“, ihre Mutter grinste sie mahnend an, „Aber das werden wir trotzdem haben. Pass auf dich auf.“ Ihre Tochter nickte. Dann folgte sie mit ihrem Blick ihren Eltern, die ins Auto einstiegen. Ihre Mutter und ihr Vater ließen die Fensterscheiben herunter. „Mach’s gut, Liebes!“, ihre Mutter warf ihr eine Kusshand zu. „Ihr auch. Fahrt vorsichtig!“ „Wir rufen dich an, wenn wir da sind. Also vergiss dein Handy nicht. Und immer abschließen.“ „Ja Papa!“, Usagi winkte ihnen lachend hinterher, „Bis Sonntag!“ Das Mädchen wartet solange, bis das Auto die Straße hinunter und um die Ecke gebogen war. Dann schlenderte sie fröhlich zurück zum Haus und ging hinein. Endlich hatte sie ihre Ruhe. Zwei Stunden später war sie am Weg zum Crown, wo ihre Freundinnen auf sie warteten. Brav hatte sie den Rat ihres Vaters befolgt und abgeschlossen. Nichts konnte ihre Stimmung mehr trüben. Das dachte sie zumindest solange, bis sie mit Ihm zusammen stieß und unglücklich auf dem Boden landete. Genau wie ihr Gegenüber. „Oh man, kannst du nicht mal aufpassen, Baka?“, schnauzte sie los, während sie aufstand und sich ihr Hinterteil rieb. „Das gleiche könnte ich dich fragen, Odango Atama. Hast du keine Augen im Kopf?“ “Entschuldige, dass ich noch nicht um die Ecke schauen kann.“ „Dann stopp halt jedes Mal bevor du abbiegst.“, Mamoru schaute sie finster an. „Ach sei ruhig und geh mir aus dem Weg, ich bin verabredet.“ „Wenn das so ist, bitte sehr.“, er ging ein paar Schritte zur Seite und sie rannte grußlos an ihm vorbei. Er schaute ihr nur amüsiert hinterher und wandte sich dann wieder dem Buch über Edelsteine zu, das er in der Hand hielt. Fast atemlos kam sie im Crown an, wo schon ihre Freundinnen an ihrem Stammtisch auf sie warteten. „Mensch Usagi, du bist schon wieder zu spät!“, wurde das Mädchen sofort von Rei angeschnauzt. „Ja ich weiß. Aber ich bin pünktlich losgegangen.“ “Echt?“ “Ja echt Mina. Nur mir kam was dazwischen. Oder besser gesagt jemand.“ “Wer?“, Ami schaute interessiert von ihrem Wissenschaftsmagazin auf. „Wer wohl?“ “Mamoru?!“, stellte Makoto schon beinahe sachlich fest und Usagi nickte nur, während sie Motoki darauf aufmerksam machte, dass sie eine Bestellung hatte. Er reagierte augenblicklich und stand keine zehn Sekunden an ihrem Tisch. „Hallo Usagi. Das gleich wie immer?“ “Ja, aber bitte einen doppelten Schokoladen-Shot, Motoki.“ “Lass mich raten: Du hattest wieder mal einen Streit mit Mamoru?“ “Ja.“, ihre Antwort kam zähneknirschend. „Kein Ding, Usagi. Ich bring ihn dir sofort.“, damit war er auch schon wieder hinter der Theke verschwunden. „Ich versteh nicht, warum ihr immer wieder aneinander geratet.“, Ami runzelte die Stirn und nahm einen Schluck ihres Tees. „Ach er hasst mich einfach. Schon von Anfang an.“ “Vielleicht hättest du ihn nicht mit deinem Test beschmeißen sollen.“, grinste Makoto, genau wie es Minako tat. „Ich hab mich ja damals bei ihm entschuldigt. Aber er mag mich wohl einfach nicht. Ist mir auch recht. Ich kann ihn ebenso wenig leiden.“ “Aber deswegen musst du dich nicht immer gleich so kindisch benehmen.“ “Was soll das denn heißen, Rei?“ „So wie ich es sage. Du brichst jedes Mal einen Streit vom Zaun. Das ist einfach unmöglich. Wir anderen können uns ja auch super mit ihm unterhalten.“ “Wir wissen alle, dass du auf ihn stehst, Rei.“, kam es entnervt von Minako, die gleich im Anschluss an ihrem Strohhalm schlürfte, der in ihrem Himbeer-Milchshake steckte. „Minako.“, Rei wurde rot, „Und wenn schon. Ja ich finde Mamoru Chiba schon sexy. Er ist gebildet und intelligent und hat Manieren und sieht gut aus. Einfach perfekt.“ “Du meinst wohl Mamoru Chiba ist eingebildet, ein Hohlkopf, hat keine Manieren und grinst nur dümmlich in der Gegend rum. Vollkommen unperfekt. Ja Rei, da muss ich dir zustimmen. Wenn du ihn so findest, dann stimme ich voll und ganz zu.“ „Usagi, dein Milchshake.“ “Danke Motoki.“ „Und Mädels, was macht ihr das Wochenende so?“ “Usagis Eltern sind nicht zuhause und deswegen nutzen wir das gleich für ein Lernwochenende.“, Ami schaute zuversichtlich in die Runde und bekam für ihren Satz gleich ein kollektives Stöhnen. „Eigentlich wollten wir doch shoppen.“, der Satz kam von Minako und Makoto wie aus einem Mund geschossen. „Vielleicht solltet ihr doch lieber lernen, sonst wird aus der Matschbirne nie was anderes als das.“ Usagi drehte sich auf einem Schlag um und in ihren Augen funkelte der Zorn. „Du schon wieder!“ „Hallo Odango!“ „Baka!“ „Nenn ihn doch nicht so!“ „Rei, ich nenn ihn so, wie ich es für richtig halte. Ich steh ja nicht auf ihn so wie du.“ “Usagi!“, die Röte schoss der Schwarzhaarigen ins Gesicht. „Hey Odango. Sicher dass deine Eltern nicht auf und davon sind, weil sie sich für dich schämen?“ Die Blondine war aufgesprungen: “Ja ganz sicher. Also halt die Klappe!“ Mamoru grinste sie nur amüsiert und hochnäsig an, dann wandte er sich an Motoki. „Machst du mir einen Kaffee zum Mitnehmen?“ „Sicher. Hast wohl noch einiges zu tun.“ “Ja. Ich will noch mal in die Bibliothek und mir Bücher ausleihen.“ „Du kannst lesen?“, blitzschnell schnappte sich Usagi das Buch, was er auf den Tresen gelegt hatte, „’Die Welt der Kristalle’. Ich dachte, du willst Arzt werden. Wozu brauchst du dann das?“ „Es interessiert mich privat.“, er nahm ihr das Buch wieder ab und bedachte sie mit einem neugierigen Ausdruck in den Augen, „Und woher weißt du, dass ich Arzt werden will?“ “Ich bevorzuge es nun mal, meine Feinde zu kennen. Das ist alles.“, sie wandte sich wieder ab und setzte sich zu ihren Freundinnen, die sie nur anstarrten. Alle vier kamen nicht umhin festzustellen, dass sich Usagi in Mamorus Gegenwart häufiger erwachsener gab, als sie den Anschein machte. Sie wussten nicht woran es genau lag, aber sie waren stets aufs Neue verblüfft. Mamoru ging es nicht anders. Doch ohne weiter darüber nachzudenken, zahlte er schon seinen Kaffee und verabschiedete sich, bevor er das Crown verließ. „Warum zur Hölle liest er so ein Buch?“, murmelte Usagi vor sich hin. „Es interessiert ihn halt. Ich lese privat auch andere Bücher als die, die ich für die Schule lesen muss.“ „Du meinst deine Manga, Mina? Wow!“, Rei grinste sie ihre Freundin an, „Aber ich find es toll, wofür er sich alles interessiert.“ „Du magst eh alles an ihm. Aber Usagi hat Recht, interessant zu wissen, warum er das liest, wäre es schon.“, meinte Makoto und rührte gedankenverloren in ihrem mittlerweile geschmolzenen Kiwieisbecher. „Vielleicht ist er Tuxedo Kamen.“ “Was?!“, die Mädchen starrten ihre Freundin Ami an, als diese ihre Zeitschrift in die Tasche packte und dann noch einen Schluck Tee trank. „Überlegt doch mal. Er ist genauso groß wie Tuxedo Kamen. Die selben Haare und seine Stimme ähnelt der von unserem fast täglichen Retter. Und außerdem ist Tuxedo Kamen auch hinter den Regenbogenkristallen her. Er weiß genauso wenig wie wir darüber. Außer das alle zusammen den Silberkristall hervorrufen sollen. Ich hab Mamoru schon vor zwei Wochen mal zufällig in der Bibliothek getroffen, als er dort in der Geologie-Abteilung herum streifte und alle möglichen Bücher über Kristalle und andere Gesteinsarten suchte. Und das war ungefähr zur selben Zeit, als Luna und Artemis uns damit beauftragt haben, die Regenbogenkristalle zu suchen.“ Die anderen vier Mädchen starrten Ami einfach nur an, als sie mit ihrer Ausführung fertig war. Dann brachen sie in haltloses Gelächter aus. „Nie und nimmer ist Mamoru Tuxedo Kamen. Ich mag Mamoru und kenne ihn ziemlich gut, das wäre mir aufgefallen.“, lachte Rei und Makoto pflichtete ihr bei: “Das wäre uns allen aufgefallen.“ “Ich denke auch!“, kicherte Minako. „Glaub mir Ami, so ein ungehobelter Arsch wie Mamoru einer ist, wäre nie unser Retter. Tuxedo Kamen ist so liebevoll und aufmerksam. Ein richtiger Gentleman. Im Gegensatz zum Baka.“, grinste Usagi. Ami schüttelte den Kopf und gab es auf. Eigentlich erschien ihr diese Idee auch absurd und im Nachhinein musste sie ebenfalls darüber lachen. Die Mädchen saßen noch bis in den frühen Abend hinein zusammen, bevor sie sich dann doch von Motoki verabschiedeten und sich ihre Wege trennten. „Bis morgen Mädels. Wir sehen uns bei Rei.“, rief Usagi ihren Freundinnen hinterher, die eine andere Richtung als sie einschlugen. „Bis morgen, Usagi. Und versuch pünktlich dazu sein. Um zwei, okay?!“ “Ja Rei. Ich werde da sein. Gute Nacht!“ „Gute Nacht Usagi.“, ertönte der Mädchenchor, bevor er aus Usagis Sichtfeld verschwunden war. Zuhause angekommen gönnte sich das Mädchen noch ein warmes Bad. Dann riefen ihre Eltern an und sagten sie seien gut angekommen. Und schließlich kuschelte sie sich in ihr Bett. Ihre Katze Luna rollte sich neben ihr zusammen. „Luna?“ “Hm?“ “Hältst du es für möglich, dass Mamoru Tuxedo Kamen sein könnte?“ Die Katze schaute sie mit großen Augen an: “Wie kommst du darauf?“ “Ami hat das heute erwähnt. Mamoru interessiert sich neuerdings für Edelsteine und Kristalle. Und sie sagte, sie hätte ihn fast zeitgleich in der Bibliothek getroffen, als du und Artemis uns den Auftrag wegen der Regenbogenkristalle gegeben habt.“ “Na ja, die beiden sind gleich groß und ihre Stimme ähnelt sich etwas.“ “Das hat Ami auch gesagt.“, Usagi rollte sich auf den Rücken und starrte die Decke an. „Aber wenn er es wäre, dann würdest du dich sicherlich besser mit ihm verstehen. Oder?“ “Ja, das habe ich Ami gesagt. Ich finde die Idee auch ziemlich abwegig und komisch. Wahrscheinlich interessiert er sich einfach nur für viele Dinge gleichzeitig.“ Die letzten Worte murmelte sie nur mehr, bevor sie sich mit dem Gesicht zur Wand drehte und eingeschlafen war. „Wahrscheinlich.“, antwortet Luna. Doch sie beschloss, sich darüber noch einmal mit Artemis zu unterhalten. Sie rollte sich am Fußende von Usagis Bett zusammen und schlief ein. Träumte von längst vergangenen Zeiten und schnurrte dabei friedlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)