Zum Inhalt der Seite

Living In A Beautiful Nightmare

Can you trap the pieces of my broken heart?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Dear Yuu...

Hallo ihr Lieben :D

Hier bin ich auch schon wieder mit der Fortsetzung zu 'Let Me Die Tonight' wie es sich einige von euch ja gewünscht haben^-^
 

Für diejenigen die jetzt neu dazustoßen, hier der Link zur Vorgeschichte: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/ffname/Let%20me%20die%20tonight/323266/
 

Man sollte sie gelesen haben, um in dieser Story alle Zusammenhänge zu verstehen :)
 

Ich muss dazu sagen, dass ich ganz spontan heute Nachmittag angefangen habe zu schreiben und mir dachte ich lade mal den Prolog hoch, damit ihr mich nicht gleich wieder vergesst xD Daher kann es aber sein, dass die Updates auf sich warten lassen weil ich nicht weiß wie schnell ich weiterschreiben kann :p aber prinzipiell werde ich versuchen wöchentlich ein neues Kapi hochzuladen ^3^
 

Wegen dem Genre... o_o es wird wahrscheinlich so sein, dass auch etwas Romantik (zum Schluss hin ^^) in der Story vorkommt, aber das weiß ich noch nicht genau, vielleicht wird es auch nichts damit xP Daher habe ich 'Romantik' nicht bei der GEnre-Bezeichnung angegeben ^^ Falls sich in dieser Hinsicht etwas ändert werde ich es natürlich korrigieren :]
 

Warnung: Wie auch schon beim ersten Teil möchte ich euch warnen, dass man hierfür etwas stärkere Nerven braucht, es wird keine leichte Thematik behandelt und das Genre 'Darkfic' steht nicht umsonst da :)
 

Ich habe noch keine konkrete Idee wie die Story verlaufen soll, daher wird sie wohl einige Überraschungen - auch für mich - enthalten, weil meine Stories dazu tendieren ein Eigenleben zu entwickeln o.O'
 

Naja, auf jeden Fall noch das übliche BlaBla: GazettE gehören nicht mir und ich verdiene hiermit auch - leider xD - kein Geld^^

Was mir jedoch gehört sind die Ideen und eventuell vorkommende Gedichte :]
 

Nyaa~ Ich würde mich logischerweise total über Feedback in Form von Kommis freuen - Favoeinträge und Schwarzlesen zählt nicht xD ;)

Bitte lasst mir doch eure MEinung da :3
 

Soo~ jetzt aber genug des langen Vorwortes ^^ Viel Spaß mit dem Prolog :D

LG, Anna x3
 

~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**
 

Living In A Beautiful Nightmare

Can you trap the pieces of my broken heart?
 

Prolog:
 

1. Brief, 1. Monat:
 

»Geliebter Yuu,

Heute habe ich davon geträumt, dass wir beide in dem Riesenrad damals im Freizeitpark vor zwei Jahren waren. Weißt du noch? Du hast mir in deinem Abschiedsbrief davon geschrieben. Ich muss zugeben, dass mir jedes Mal die Tränen kommen wenn ich an deinen Brief denke, denn es ist das Letzte was ich noch von dir habe. Ich habe mir vorgestellt, dass wir damals schon zusammen waren und ganz allein in dieser Gondel saßen. Es war total romantisch und der Ausblick war echt atemberaubend! Als wir am höchsten Punkt waren, haben wir uns geküsst und du hast mir gesagt wie froh du doch darüber wärst, dass ich dir von meinen Gefühlen erzählt habe, denn du hättest dich nie getraut das zu tun. Ich habe mich zufrieden an dich geschmiegt und gedacht wie glücklich ich doch mit dir bin. Danach bin ich aufgewacht… Einen Moment lang konnte ich gar nicht glauben, dass das alles nur ein Traum war aber dann konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Die Vorstellung, dass du lebst und mit mir zusammen bist war einfach zu schön!
 

Es tut mir unendlich Leid, dass du meinetwegen gestorben bist. Ich kann gar nicht in Worten ausdrücken was ich mir für Vorwürfe mache. Ich würde wirklich alles dafür geben, dass ich damals an jeden Abend vor vier Wochen früher zu dir gegangen wäre. Wenn ich mich ein paar Stunden eher getraut hätte, wärst du jetzt wahrscheinlich noch am Leben und wir wären vielleicht sogar glücklich miteinander.
 

Du musst mir verzeihen, dass ich immer noch hier bin und nicht bei dir sein kann. Aber sie lassen mich einfach nicht gehen! Vor circa einem Monat hat Akira mich davon abgehalten meine Reise in deine Welt anzutreten und jetzt sitze ich hier in der geschlossenen Station einer psychiatrischen Klinik. Sie meinten ich hätte versucht Selbstmord zu begehen und müsste nun in Therapie bis ich meine Emotionen und die Trauer halbwegs im Griff hätte und in die Offene verlegt werden könnte. Hätte ich damals im Badezimmer doch bloß die Türe abgeschlossen, dann wäre ich jetzt schon bei dir! Die letzten vier Wochen über durfte ich nicht einmal ein Blatt Papier und einen Stift haben, die hatten tatsächlich Angst dass ich mir damit was antun könnte. Aber keine Sorge, ich würde mich niemals ‚verunstalten‘ bevor ich zu dir gehe. Am Schluss würdest du mich dann gar nicht mehr schön finden und ich hätte die Reise in deine Welt umsonst gemacht. Deshalb versuche ich hier auch so gut wie möglich auf mein Äußeres zu achten, soweit mir das eben möglich ist. Schließlich will ich hübsch aussehen wenn ich zu dir komme. Aber du würdest mich doch auch lieben wenn ich hässlich wäre, oder? Bestimmt würdest du das! Nicht wahr?
 

Die hier glauben, es sei ein Zeichen der Besserung dass ich so auf mich Acht gebe, aber ich verstehe nicht von welcher Besserung sie sprechen. Ich bin ja nicht krank oder verrückt oder so, ich will doch einfach nur zu dir! Warum versteht das denn niemand? Trotzdem habe ich rasch gelernt, das zu tun was die von mir erwarten, denn dann komme ich schneller hier raus und kann endlich zu dir.

Ich werde dir jetzt so oft wie möglich schreiben, dir einfach davon berichten was mich bewegt und was ich so erlebe. Vielleicht geht dann die Zeit die ich noch von dir getrennt sein muss schneller rum…

Ich denke jeden Tag an dich. Mein erster Gedanke morgens wenn ich aufwache gilt dir und mein letzter bevor ich abends einschlafe ebenfalls. Immer wieder höre ich dein Lachen und jedes Mal muss ich fast weinen, weil ich dich einfach jede Sekunde die ich hier alleine bin, vermisse und bei mir haben möchte. Ich will dir wirklich keine Vorwürfe machen, aber… warum hast du mir das angetan? Warum hast du mich alleine zurückgelassen mit meinem Schmerz, der Trauer und der Sehnsucht? Du hättest bei mir sein können, die ganze Zeit, wenn du nur ein Wort gesagt hättest… Wenn ICH ein Wort gesagt hätte… Ich will dir wie gesagt nichts vorwerfen, schließlich war es ja schlussendlich meine Schuld, dass du gegangen bist. ICH habe dich leiden lassen, ICH habe nicht bemerkt, dass es dir immer schlechter ging. ICH habe dich… umgebracht… Es tut so weh, das zu wissen, dass ich dir das alles angetan habe, es ist wie ein glühender Stachel der sich in mein Herz bohrt und es von innen heraus zerreißt. Ich kann ihn nicht herausziehen, er gräbt sich immer tiefer hinein und hinterlässt Wunden von denen ich nicht einmal dachte, dass es sie geben würde und die mir den Atem rauben. Sie pressen alle Luft aus meinen Lungen und geben mir das Gefühl nie wieder leben zu können.
 

Hast du das gemeint, als du in deinem Brief geschrieben hast, dass es sich manchmal wie sterben anfühlte? Ich denke ich weiß jetzt, wie das ist. Wie es ist wenn man unbedingt bei jemandem sein will, der aber unerreichbar bleibt. Doch ich glaube fest daran, dass ich irgendwann zu dir kommen kann, ich muss nur auf den richtigen Zeitpunkt warten. Und solange ich warte, werde ich alles tun und sagen, damit ich hier rauskomme, damit die zum Schluss kommen, dass mit mir alles okay ist und sie mich endlich entlassen.

Bitte warte auf mich und verzeih mir, dass ich dich so lange allein lasse! Glaub mir, dass ich so schnell wie möglich versuche zu dir zu kommen!
 

Dein dich über alles liebender Kou…
 

~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**
 

Soo~ das war's auch schon ^^' nicht sehr lang ich weiß ._. aber es ist ja nur der Prolog und soll euch einen kleinen Vorgeschmack geben und euer Interesse wecken :D die nächsten Kapis werden auf jeden Fall länger, zumindest ist es so geplant xD
 

Wie gesagt es war sehr spontan geschrieben, von dem her kann es sein, dass ein paar Fehler drin sind und es auch sprachlich vielleicht kein Highlight ist xD
 

Ich würde mich echt wahnsinnig über eure Meinungen freuen *-* Kommis sind so ziemlich das Einzige was Autoren hier für ihre Stories bekommen und auch wenn man aus Spaß schreiben sollte und nicht weil man unbedingt so viele Kommis wie möglich haben will, finde ich doch dass solche Kommentare mit Kritik, Lob oder Verbesserungsvorschlägen unblaublich hilfreich und motivierend beim Schreiben sein können ^.^ jeder der selbst Geschichten hier hoch lädt weiß wahrscheinlich wovon ich gerade spreche :3
 

So, mal wieder ein viel zu langes Nachwort (und Moralpredigt :O) xD

Allen, die es bis hierher geschafft haben, wünsche ich noch eine schöne Woche und

hoffe wir sehen ( oder besser lesen^^) uns nächste Woche wieder :D
 

LG, Anna x3

My heart still aches in sadness and secret tears still flow. What it meant to lose you, no one will ever know.

Hallöchen meine lieben :D

Hier bin ich wieder mit dem 1. Kapitel ^3^

Ich weiß ich habe gesagt, dass es wöchentliche Updates geben wird, aber ich habe momentan sehr viel Stress, also weiß ich noch nicht genau wie regelmäßig die Updates kommen werden T__T
 

Naja, ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen ^^°

Eure Anna x3
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*

My heart still aches in sadness and secret tears still flow. What it meant to lose you, no one will ever know.
 

*~~*Kouyous POV*~~*
 

Blinzelnd sehe ich in das helle Sonnenlicht und seufze. Jetzt bin ich also wieder im ‚richtigen‘ Leben. Gerade eben wurde ich entlassen und nun warte ich auf meine Freunde, die mich abholen wollen. Die letzten vier Monate habe ich hier verbracht. In der geschlossenen Station einer psychiatrischen Klinik. Wobei ich die letzten fünf Wochen in der Offenen war. Aber dort war es auch nicht viel anders als vorher, mit dem Unterschied, dass mich meine Freunde besuchen durften. Aber ehrlich gesagt war mir das egal. Sie waren mir egal. Alles war mir egal… Hätte ich mich nicht freuen sollen sie zu sehen anstatt mich in meinem Bett zusammenzukauern und sie zu ignorieren? Bestimmt habe ich ihnen wehgetan… Ich schließe kurz die Augen und atme tief ein. Die Luft riecht nach Frühling. Eigentlich sollte mich das doch glücklich machen, oder? Aber nein, das tut es nicht. Nicht mehr… Früher hat es das schon, ich habe mich gefreut wenn die Sonne schien und die ersten Blumen zu sprießen begannen aber heute… Es ist mir einfach egal. Was bringt es mir? Nichts, gar nichts… Nicht seit-… „KOOUUU~“, schreit da plötzlich eine Stimme und im nächsten Moment habe ich einen glücklich strahlenden Takanori am Hals. Erschrocken zucke ich zusammen und versuche den Kleineren wieder von mir zu schieben. „Ich hab dich so vermisst, Kou…“, murmelt der Kleine in mein T-Shirt und es dauert noch eine ganze Weile bis ich ihn endlich von mir lösen kann. Nacheinander umarme ich nun auch Yutaka und Akira. Als ich mein Arme um letzteren schlinge, murmelt er leise sodass nur ich es hören kann, in mein Ohr: „Schön, dich wieder zu haben, Kouyou… ich-… habe mir echt Sorgen um dich gemacht…“ Ich nicke nur kurz und drücke ihn dann weg. Zu viel Nähe kann ich gerade nicht ertragen. Wenn ich da meine besten Freunde so vor mir sehe, wird mir einmal mehr bewusst, dass etwas fehlt. Dass jemand fehlt… Du… Wir waren immer zu fünft und plötzlich bist du weg und wir sind nur noch vier. Vier Monate bist du nun schon-… Doch noch immer beginnen meine Augen zu brennen wenn ich an den Tag damals zurück denke, denn mir wird immer wieder aufs Neue bewusst, dass du nie wieder zurückkehren wirst. Nie wieder werde ich dich-… „Komm Kouyou, wir bringen mal deine Tasche ins Auto“, unterbricht Akira meine Gedanken, der bemerkt zu haben scheint, dass ich wieder mal den Tränen nahe bin. In den letzten Monaten habe ich viel geweint. Immer am Abend wenn ich alleine in meinem Bett lag und auch manchmal wenn meine besten Freunde da waren. Sie haben dann immer so hilflos ausgesehen, wie ich mich fühlte. Aber ich konnte nichts dagegen tun, die Tränen rannen einfach über meine Wangen, egal ob ich wollte oder nicht. Doch meistens machte es mir nichts aus, denn wenn ich weinte wusste ich wenigstens dass ich noch zu einer Gefühlsregung fähig war. Über die letzten Monate hinweg bin ich so abgestumpft, dass mir mittlerweile so gut wie alles egal ist. Manchmal fühle ich mich wie ein Geist, eine leblose Hülle ohne Inhalt.
 

Stumm setze ich mich schon mal ins Auto während die anderen noch meine Sachen in den Kofferraum räumen. Ich blicke aus dem Fenster, aber ohne etwas zu sehen. Bin ganz in meine Gedanken versunken. Meine Gedanken, die sich seit vier Monaten immer um dich drehen. Nur um dich… Aber das ist gut so… denn solange ich an dich denke, lebst du. Zumindest in meinen Gedanken. Ich male mir ständig Situationen oder Geschichten aus, die von uns beiden handeln, in denen wir glücklich sind und uns lieben. In denen ich damals vor vier Monaten nicht zu spät in dein Zimmer gekommen bin, sondern in denen ich mich ein paar Stunden früher getraut habe dir die Wahrheit zu sagen. In denen du noch am Leben bist.
 

Ich liebe diese Geschichten, sie lassen mich glauben, dass ich nicht versagt habe. Dass ich nicht schuld an deinem… Tod bin. Dass wir glücklich sind und keine Trauer, Schmerzen und andere dunkle Schatten mein Leben beherrschen.

Erschrocken bemerke ich plötzlich, dass heiße Tränen über meine Wangen rinnen und kurz darauf warme Finger, die sie wegwischen. Ich zucke zusammen und drehe meinen Kopf auf die Seite, wo ich direkt in Akiras warme, braune Augen blicke. Ich will nicht weinen, nicht jetzt, nicht schon wieder. Und vor allem nicht vor meinen Freunden. Aber trotzdem fließen die salzigen Tropfen unaufhörlich über meine Wangen während ich Akira einfach nur stumm anstarre. Ich habe die ganze Zeit seit ich aus der Klinik draußen bin noch kein Wort gesagt. Auch in der Klinik habe ich es vermieden zu sprechen. Warum sollte ich auch reden? Es gibt nichts was ich erzählen könnte, die Fakten liegen klar auf dem Tisch: Yuu ist nicht mehr da, ich will unter allen Umständen zu ihm, man lässt mich aber nicht. Punkt. Das ist der traurige, momentane Inhalt meines Lebens.
 

Ich starre Akira immer noch mit undefinierbarem Blick an und merke, dass er langsam und etwas peinlich berührt den Kopf senkt. Ich würde ihm gerne sagen, dass es okay ist, dass er nichts falsch gemacht hat. Ich würde mich gerne bei ihnen allen bedanken, dass sie mich die ganzen letzten Monate über nie im Stich gelassen haben und mich immer besuchen kamen, aber ich kann nicht. Ich weiß nicht warum es nicht geht, aber irgendetwas hindert mich daran.
 

Ich drehe meinen Kopf wieder nach rechts und blicke weiter stumm aus dem Fenster. Ohne mich bei Akira für mein gemeines Verhalten zu entschuldigen, ohne mich bei meinen Freunden zu bedanken… Wahrscheinlich verfluchen sie mich gerade dafür, dass ich so anders bin. Dass mich die Psychoonkel in der Klinik nicht wieder hinbekommen haben, aber tief in meinem Inneren macht es mir eigentlich nichts mehr aus. Nicht mehr… Irgendwie hat mein Leben in den letzten Monaten immer mehr an Bedeutung und Sinn verloren, statt dass die Psychologen es geschafft haben genau diese zwei Dinge wieder hineinzubringen. Das Einzige was mir noch sinnvoll und erstrebenswert erscheint ist, zu dir zu kommen.
 

Eine halbe Stunde später bleibt Yutaka vor dem Haus stehen in dem sich unsere Wohnung befindet. Unsere WG… Ich frage mich, was sie wohl mit deinem Zimmer gemacht haben. Vielleicht kann ich-… „Kouyou! Kommst du? Oder willst du hier draußen übernachten?“, ruft Yutaka in diesem Moment und unterbricht somit meine Gedanken.

Ich antworte wieder nicht, sondern beeile mich nur zu den anderen aufzuschließen.
 

Wir gehen die wenigen Stufen nach oben zu unserer Wohnung und je näher wir kommen, desto schwerer geht mein Atem und desto heftiger klopft mein Herz in meiner Brust. Ich werde immer nervöser wenn ich daran denke, dass ich gleich in diese Wohnung kommen werde, wo-… Ich weiß nicht genau warum, es ist ja schließlich mein zu Hause aber irgendwie… Ich schüttele schnell den Kopf um die Gedanken zu vertreiben und wische mir meine schweißnassen Hände so unauffällig wie möglich an der Hose ab. Taka der hinter mir geht, scheint trotzdem zu bemerken, dass mir plötzlich unwohl wird und legt vorsichtig seine Hand auf meine Schulter. Ich zucke zurück und sehe ihn erschrocken an. Er blickt mir genauso verwirrt in die Augen, bis ihm wohl dämmert, dass ich nicht gerne berührt werden möchte und sofort nimmt er seine Hand wieder weg. Ich atme auf. Ich weiß nicht genau wann das angefangen hat… Aber irgendwann begann ich einfach Berührungen zu vermeiden und eine Zeit lang hasste ich sie sogar. Ich wurde zur Furie wenn mir jemand zu nahe kam. Keine Ahnung warum oder woher das gekommen ist und warum es jetzt wieder besser ist, aber es ist eben so. Die anderen werden es wohl oder übel akzeptieren müssen.
 

Mein Herz schlägt schnell in meiner Brust als ich als Letzter unserer kleinen Gruppe über die Schwelle zu unserer Wohnung trete. Unsere Wohnung… Irgendwie klingt das so fremd, so hohl und ohne Bedeutung. Aber an Bedeutungslosigkeit bin ich mich ja mittlerweile schon gewöhnt, habe ich mich in den letzten vier Monaten doch oft genug damit beschäftigt. Tief Luft holend stehe ich jetzt im Flur und ziehe meine Schuhe und meine dünne Jacke aus. Ich halte einen Moment inne, schließe meine Augen und versuche ehrlich so etwas wie Freude wieder zu Hause zu sein zu empfinden. Aber da ist nichts… Nichts außer der brennenden Sehnsucht nach dir und der Wunsch sofort wieder zu gehen. Aber diesmal für immer. Nicht nur für vier Monate in eine Klinik aus der man dann mit Störungen wieder herauskommt die man vorher nicht hatte. Ich halte meine Augen geschlossen und atme einmal tief durch die Nase ein. Alles riecht so vertraut, aber doch ganz anders. Schlagartig öffne ich meine Augen wieder und starre an die Wand während die Erkenntnis, dass es niemals wieder so wird wie vorher, langsam in mein Hirn sickert. Ich meine, mir war schon immer klar, dass dein Tod alles verändern würde, dass er MICH komplett verändern würde aber diese Erkenntnis, dass sich sogar hier in meiner vertrauten Umgebung, die ich immer als so sicher und gemütlich empfunden hatte, ebenfalls alles um 180° drehen würde, kommt wie ein Schlag ins Gesicht und wieder einmal stehe nur da und lasse meinen Tränen freien Lauf.
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*
 

Soo das war's auch schon wieder ^-^ Es ist nicht so lang wie ich es eigentlich geplant hatte, aber naja... ^^

Das nächste wird auf jeden Fall länger, versprochen ;D
 

Hoffe ihr lasst mir ein paar Kommis da, denn auch wenn es euch nicht gefallen hat, könnt ihr mir das ja trotzdem schreiben, ich bin immer offen für Kritik und/oder Verbesserungvorschläge ^^

Also haut in die Tasten Leute ;]
 

Wünsche euch noch einen schönen Rest Sonntag^3^

Eure Anna x3

If tears could built a stairway, I would walk right up to heaven and bring you home.

Hallo meine lieben Leser ^-^

Hier ist das zweite Kapitel von 'Living In A Beautiful Nightmare' :)

Es ist aus Akiras Sicht geschrieben, bin gespannt was ihr dazu sagt ^.^
 

Es tut mir leid, dass ich so lang nichts hochgeladen habe, ich hatte eine sehr stressige Zeit und nicht wirklich Zeit und Motivation die Story zu updaten :P

Ab jetzt werden die Updates aber regelmäßiger, versprochen :3
 

Ich freue mich natürlich immer über eure MEinungen, egal ob euch die GEschichte gefällt oder nicht, Kritik, Lob und Mordrohungen sind immer willkommen ;)

bitte schreibt mir doch was ihr darüber denkt, das ist echt total gut für meine Motivation und natürlich möchte was ich verbessern könnte :D
 

Soo~ wieder mal zu langes Vorwort T^T

Viel Spaß beim Lesen :D

Eure Anna x3
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*

If tears could build a stairway, I would walk right up to heaven and bring you home.
 

*~~* Akiras POV *~~*
 

Ich sitze mit den anderen am Küchentisch und eigentlich würden wir gerade Abend essen. Das heißt, Yutaka, Takanori und ich essen ja auch, nur Kouyou nicht. „Schmeckt es dir nicht, Kouyou? Du kannst gerne etwas anderes haben, kein Problem“, fragt Yutaka ihn besorgt, weil auch er gemerkt hat, dass Kou seit er hier sitzt nur seinen Teller angestarrt und noch keinen Bissen gegessen hat. Ich seufze leise. So geht das schon seit einer Woche, seit wir Kouyou aus der Klinik abgeholt haben. Er redet so gut wie nichts, isst fast nie etwas und ignoriert uns alle die meiste Zeit über. Langsam frage ich mich wirklich warum er überhaupt in der Klinik war, wenn es ihm doch noch immer kein Stück besser zu gehen scheint. „Kouyou… bitte iss doch etwas, wir machen uns Sorgen um dich…“, versuche ich sanft unseren Freund dazu zu bewegen, doch endlich Nahrung zu sich zu nehmen. Aber anscheinend ging der Schuss nach hinten los, denn Kouyou steht nur wortlos auf, wirft seine Serviette auf den Tisch und verschwindet in sein Zimmer. Ich seufze. Warum läuft er nur immer vor uns weg? Wir machen uns doch bloß Sorgen, versteht er das denn nicht?
 

Wenigstens kann er sein Zimmer nicht absperren und sich wieder tagelang darin verkriechen, so wie damals vor vier Monaten als… Wir hatten echt ‘ne Scheißangst um ihn, weil er sich ganze fünf Tage lang komplett isoliert hatte. Am Schluss dachten wir sogar, dass er sich ebenfalls etwas angetan hatte, so wie Yuu. Naja, jedenfalls haben wir auf Rat der Ärzte in der Psychiatrie, alle Schlüssel aus der Wohnung entfernt. Sie meinten es wäre zu Kous eigener Sicherheit, aber ich denke sie hatten nur dieselbe Angst die wir alle immer noch haben: dass Kouyou sich etwas antun könnte. Ich meine, wir können ihn daran hindern sich einzusperren, aber wir können ihn ja nicht Tag und Nacht überwachen, zumal das wahrscheinlich auch wenig zu seiner Gesundheit beitragen würde. Ich glaube, er nimmt es uns sowieso schon übel, dass wir ihm nicht einmal das Recht zugestehen, sich zurückzuziehen ohne dass ihn jemand stören kann. Ich verstehe das ja, es muss auf ihn wie ein kompletter Vertrauensbruch unsererseits wirken, aber was sollen wir tun? Ich will ihn nicht irgendwann tot in seinem Zimmer finden, so wie Yuu damals. Die letzten Monate waren die Hölle, für jeden von uns. Ich will das unter keinen Umständen noch einmal durchmachen müssen, ich glaube keiner von uns könnte es ertragen einen weiteren unserer besten Freunde tot zu wissen.
 

„Was sollen wir nur tun? So kann das doch nicht weitergehen…“, seufzt Takanori und sieht besorgt und fragend in die Runde. Ich nicke zustimmend, er hat Recht. Wir müssen etwas tun, um Kouyou wieder ins Leben zurückzuholen. „Vielleicht sollte mal jemand mit ihm reden. Damit er weiß, dass er nicht allein ist und dass wir alle gerade dasselbe durchmachen und er sich nicht so verlassen fühlt“, schlägt Taka vor und Yutaka und ich nicken sofort. „Ja, ich denke das ist ‘ne gute Idee. Aber wer soll das am besten übernehmen?“, fragt Yutaka und ich erwidere sofort: „Ich mach das! Ich gehe gleich zu ihm. Je eher, desto besser“ Ich ignoriere die leicht erstaunten Blicke meiner Freunde, lächle noch einmal kurz und mache mich dann auf den Weg zu Kouyous Zimmer.
 

Ich klopfe leise an und trete dann ein. Sofort zieht sich mein Herz zusammen, als ich Kouyou sehe. Er liegt zusammengekauert auf seinem großen Bett und starrt auf den Boden. Es tut weh ihn so zu sehen, so kraft- und antriebslos. Eigentlich war Kouyou nie jemand, der sich leicht unterkriegen ließ, aber Yuus Tod hat ihn so aus der Bahn geworfen, dass vom alten Kou fast nichts mehr zu sehen ist. Wie sehr er ihn lieben muss, wenn es ihn so zerfrisst, dass er nicht mehr da ist…
 

Langsam lasse ich mich neben Kouyou aufs Bett sinken und sehe ihn an. Er schaut nicht in meine Richtung, ich weiß nicht ob er mich überhaupt bemerkt hat aber ich beschließe einfach mal zu reden. Taub ist er ja schließlich nicht. „Kouyou… Ich weiß, dass es für dich momentan sehr schwer ist, das alles zu verarbeiten und zu verkraften, aber ich will dass du weißt dass du niemals alleine bist. Wir alle, Yutaka, Takanori und ich sind in derselben Situation wie du. Wir müssen ebenfalls mit Yuus Tod klarkommen und akzeptieren, dass er niemals wieder zurückkommen wird. Kouyou, keiner von uns kann sich auch nur annähernd vorstellen wie viel schlimmer das alles für dich sein muss, um wie viel es mehr schmerzt, aber obwohl keiner von uns in ihn Yuu verliebt ist, war er auch unser bester Freund und ich spreche auch für Taka und Yutaka wenn ich sage, dass wir ihn alle höllisch vermissen und uns nichts mehr wünschen, als das alles wieder so wird wie früher. Dass alles wieder okay ist…“, meine Stimme versagt und der Kloß in meinem Hals scheint mir die Luft abzuschnüren. Ich lege vorsichtig eine Hand auf Kouyous Schulter, weiß ich doch dass er nicht gerne berührt werden will, aber ich will ihm wenigstens durch diese kleine Geste zu verstehen geben, dass ich für ihn da bin. Dass ich alles tun werde um ihm zu helfen… wenn er mich lässt…
 

Ich zucke erschrocken zusammen als ich plötzlich ein trockenes Aufschluchzen höre und schaue nach unten zu Kouyou. Dieser hat das Gesicht in seinem Kissen vergraben und weint hemmungslos. Sein Anblick versetzt mir einen Stich mitten ins Herz und ich beuge mich vorsichtig nach unten. Obwohl ich selbst gerade mit den Tränen kämpfe, streichle ich beruhigend über Kouyous Schulter und flüstere immer wieder leise: „Schh… Alles wird gut Kou… Ich verspreche es dir, irgendwann wird es besser werden… Schh…“ Kouyous schmaler Körper zuckt unter seinem hektischen Luftschnappen und er tut mir wieder einmal furchtbar leid. Was hat Yuus Tod nur mit ihm gemacht? So kenne ich ihn überhaupt nicht und ich hatte ehrlich gesagt auch nie damit gerechnet diesen kraftlosen Kouyou jemals zu erleben. Als er sich nach ein paar Minuten immer noch nicht beruhigt hat, fasse ich mir ein Herz und ziehe ihn einfach zu mir hoch. Egal, ob er meine Berührung unangenehm findet oder nicht, ich kann ihn hier doch nicht einfach so liegen lassen und daneben sitzen, wenn ich ihm ein paar Minuten vorher noch gesagt habe, dass er nie alleine ist. Er schnappt kurz erschrocken nach Luft und sieht mich mit vom Weinen geröteten Augen an. Fast beginne ich bei diesem Anblick selbst zu heulen, aber ich kann mich dann doch noch zusammenreißen. Ich muss stark bleiben, für Kouyou. Und für Yuu… Er hätte bestimmt nicht gewollt, dass wir hier jetzt alle ständig weinen und komplett am Boden zerstört sind. Es reicht, dass einer von uns nicht mehr er selbst ist.
 

Ich ziehe Kouyou fest an mich und möchte ihn am liebsten so lange festhalten bis er keinen Schmerz mehr spürt und seine Tränen ein für alle Mal fort sind. Beruhigend streichle ich über seine Haare und komme mir ein wenig vor wie eine Mutter die ihr kleines Kind tröstet. „E-Es tut mir so… so leid… bitte Yuu… verzeih mir… bitte, bitte verzeih mir… es tut mir doch leid… komm zurück… bitte…“, flüstert Kouyou heiser an meiner Brust und ich drücke ihn noch fester an mich. Ich blicke erstaunt zu ihm runter, anscheinend bemerkt er mich nicht einmal, er scheint komplett in seiner eigenen Welt gefangen zu sein. Ich kann wieder einmal nur lautlos seufzen. Wann wird das endlich besser? Wie lange wird es noch dauern, bis Koyuou endlich akzeptieren kann, dass Yuu nie wieder zurückkommen wird?
 

„Schhh… Kou… beruhige dich… du kannst absolut nichts für das was passiert ist… absolut gar nichts… gib dir nicht die Schuld dafür, dass Yuu diese Entscheidung getroffen hat…“, murmle ich sanft in sein Haar und merke wie meine Augen zu brennen beginnen. Ach Yuu, wenn du doch nur gewusst hättest wie sehr du uns damit weh tust, hättest du es dann immer noch getan? Erstaunt sieht Kouyou zu mir auf und scheint erst jetzt wieder zu bemerken, dass ich hier bin und er eigentlich mit mir redet und nicht mit Yuu. „Es tut so weh… Akira… bitte mach… dass es endlich aufhört… Ich habe-… ich habe ihn umgebracht… ich bin Schuld… ich ganz allein…“ Wieder streiche ich langsam über Kouyous Kopf, versuche ihn zumindest etwas zu beruhigen. „Nein, Kou… Du bist nicht schuld, niemand ist schuld… Yuu hat diese Entscheidung ganz allein getroffen, du kannst überhaupt nichts dafür…“ „Doch kann ich… er… ist gestorben weil er mich… geliebt hat… ich hätte… hätte es wissen müssen… warum habe ich nie etwas… bemerkt…?“, mit einem so flehenden und verzweifelten Blick, dass es mir selbst unheimlich weh tut, sieht Kouyou mich an und wieder einmal wünsche ich mir ihm allen Schmerz nehmen zu können. Wie konnte das nur passieren? „Kouyou, hör mir zu… du hättest es nicht wissen können. Niemand von uns hat auch nur das Geringste geahnt und niemand hätte es verhindern können. Wir können jetzt nichts mehr daran ändern, dass es geschehen ist. Wir können nur versuchen damit zu leben und nicht daran kaputt zu gehen…“ Ich habe eigentlich gedacht das richtige zu sagen, aber anscheinend ist Kouyou gar nicht meiner Meinung, denn er starrt mich nur ausdrucklos mit blutunterlaufenen Augen an und rückt dann von mir ab. Was habe ich denn jetzt falsch gemacht? Habe ich etwas Dummes gesagt? Aber es stimmt doch, niemand kann Yuu wieder zurückholen, wir MÜSSEN uns damit abfinden und unser Leben irgendwie weiterleben.
 

Kouyou dreht sich wieder zu mir und sieht zum ersten Mal heute richtig in die Augen, als ob er erst jetzt bemerkt hätte, dass ich wirklich hier bin und mit ihm rede. „Akira, ich kann ihn nicht loslassen… Es geht nicht… noch… nicht…“ Sofort bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Das hat er aus meinen Worten herausgehört? Dass er ihn loslassen soll? „Nein, Kou… Natürlich nicht... Das habe ich ja auch gar nicht gemeint… Du musst Yuu noch nicht loslassen, keiner verlangt das von dir. Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst“ Kouyou rutscht wieder näher zu mir und krallt sich in mein Shirt, woraufhin ich erneut meine Arme fest um ihn schließe. Ich habe das Gefühl ich muss ihm irgendwie Halt bieten, auch wenn ich nicht weiß ob es funktioniert. Aber ich lockere meinen Griff auch nicht, ist es doch das Einzige was ich momentan für ihn tun kann. Ihn einfach festhalten und für ihn da sein.
 

„Ich habe solche… Angst…“, gesteht mir Kouyou leise und ich frage ebenso leise nach: „Wovor, Kouyou? Wovor hast du Angst?“ „Davor… davor Yuu niemals wieder zu sehen… Ich habe Angst, dass-… dass ich nie… zu ihm kommen kann…“ Ich bin ein wenig geschockt. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Kouyous Sehnsucht nach Yuu immer noch so groß ist. Damals vor vier Monaten im Badezimmer, als er sich… als er zu ihm wollte… das war echt schrecklich für mich. Mitansehen zu müssen wie einer meiner besten Freunde mich anbettelte ihn sterben zu lassen, damit er wieder bei Yuu sein konnte. Ist dieser Wunsch etwa immer noch so stark? Will er immer noch unbedingt… sterben…?
 

Ich setze gerade zu einer Antwort, will Kouyou diesen irrsinnigen Gedanken, dass er unbedingt zu Yuu muss, ausreden, aber da erzählt er auch schon weiter. „Was mach ich denn nur wenn… wenn ich Yuu nicht mehr wiedersehen kann? Das-… das geht doch nicht… er kann mich doch nicht einfach hier zurücklassen… ich brauch… ihn doch…“ Kouyous Blick richtet sich nach oben zur Zimmerdecke, als könnte er dort etwas sehen, das mir verborgen bleibt. „Yuu… Warum darf ich nicht zu dir…? Bitte, bitte warte auf mich… ich-…“, ein erneutes Aufschluchzen unterbricht seine Bitte und ich kann schon wieder nur erschrocken dasitzen und mich nicht rühren. Es schockt mich so etwas zu hören, wie kann Kouyou nur so versessen darauf sein zu Yuu zu kommen? Und warum ist er das immer noch? Haben die Ärzte in der Klinik ihm gar nicht geholfen? Meine Gedanken wirbeln wild durcheinander, werden aber jäh unterbrochen, als Kouyous tränenverschleierter Blick sich wieder auf mich richtet. „Warum tut ihr mir das an? Warum versucht ihr krampfhaft und mit aller Macht mich hier zu behalten… wenn ich mir doch nichts mehr wünsche als bei Yuu zu sein? Warum-… warum könnt ihr mich nicht einfach gehen lassen…? Warum-…“ „Schh… Schh… Kou… beruhige dich… Schh… es wird alles wieder gut, das verspreche ich dir...“, ich unterbreche sein heiseres Gestammel und versuche mir meine Betroffenheit nicht anmerken zu lassen. Was ist nur mit ihm passiert? Wie konnte es so weit kommen, dass mein bester Freund nur noch daliegt, weint und sterben will…? Langsam schüttele ich den Kopf, das kann doch nicht wahr sein! vor ein paar Monaten war alles noch in Ordnung und was ist jetzt? Yuu ist tot und Kouyou bald auch wenn das so weiter geht! Scheiße, ich kann nicht zulassen, dass er seinen Wunsch wahr werden lässt, noch einen toten Freund könnte wahrscheinlich keiner von uns verkraften.
 

Kouyou beruhigt sich zum Glück langsam und sinkt ein paar Minuten später schwer gegen meine Schulter, wobei er immer noch leise und heiser irgendetwas vor sich hinmurmelt. Schläfrig schließt er die Augen und auch sein Griff um den Saum meines Shirts wird schwächer. Das viele Weinen war wohl ziemlich anstrengend für ihn. Sanft schiebe ich Kou etwas von mir weg und lege ihn in eine bequemere Position zum Schlafen hin. Danach decke ich ihn noch zu und streiche ihm einmal kurz über die Wange. „Ach Kou… warum tust du dir das nur an?“, flüstere ich leise, bekomme aber keine Antwort mehr. Anscheinend ist er schon eingeschlafen. Langsam stehe ich auf und gehe zur Tür. Mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen mache ich mich auf den Weg in die Küche. Wir müssen uns etwas überlegen, damit Kouyou es endlich besser geht. Und das möglichst bald. Ich kann und will das nicht mehr mitansehen, wie er sich selbst zerstört und sich immer weiter in sein Schneckenhaus zurückzieht. Wo ist der lebenslustige, frohe Kou den wir alle kennen und lieben?
 

In diesem Moment wünsche ich mir wie nichts anderes auf der Welt, dass Yuu wieder da wäre und alles gut werden würde. Ich vermisse ihn einfach schrecklich und würde alles dafür geben, dass ich die Zeit ein paar Monate zurückdrehen könnte. Vielleicht wäre dann Kouyou jetzt mit Yuu zusammen und uns allen ginge es gut...

Ja, vielleicht... Vielleicht aber auch nicht... Ich weiß es nicht, niemand weiß es. Aber was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass Kouyou jetzt nicht in diesem Zustand wäre, wenn Yuu noch hier wäre...
 

Ach, Yuu... Wenn du uns jetzt von dort oben aus zusiehst, bereust du deine Entscheidung? Würdest du zurückkommen wenn du könntest?
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*
 

Gibt eigentlich nicht viel dazu zu sagen ^^'

Was habt ihr für einen Eindruck von Akira? Ist er eine Hilfe für Kouyou oder hätte er dieses Thema lieber nicht ansprechen sollen?

Und was könnten Takanori, Yutaka und Akira jetzt tun um ihrem Freund zu helfen?

Schreibt mir doch wie ihr es fandet, würde mich echt total freuen :3 <3

You haven't felt pain, until you can't feel it anymore.

Hallihallo meine lieben Leser ^-^

Das Kapi kommt heute schon, hab im Moment echt viel zu tun und Japanischkurs hatte ich heute auch noch und bevor ich es wieder vergesse, lade ich es lieber heute schon hoch :D
 

Ach ja, an dieser Stelle ein riesiges DANKESCHÖN an alle, die die Story favorisiert und/oder ein Kommi geschrieben haben *~* Ihr seid echt toll, Leute <3
 

Ach ja noch etwas^^' hier ist der Link zu einem Lied, das mich beim Schreiben des Kapis begleitet und inspiriert hat ^^ wer will, kann es sich ja mal anhören, ich finde es passt ganz gut zur Story :3

https://www.youtube.com/watch?v=irL-ufG0DOc
 

Tjaa, also bevor ich euch hier noch mehr zulabere, wünsche ich euch lieber viel Spaß mit dem neuen Kapitel ^.^

LG, Anna x3
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*
 

You haven't felt pain until you can't feel it anymore.
 

*~~*Kouyous POV*~~*
 

2. Brief; viereinhalb Monate nach Yuus Tod:
 

»Lieber Yuu,
 

Es tut mir Leid, dass ich dir erst jetzt wieder schreibe. In der Klinik haben sie mir den ersten Brief sofort weggenommen, nachdem sie ihn gelesen haben. Danach musste ich ein Gespräch mit dem Psychologen über mich ergehen lassen, da in dem Brief ja angeblich stand, dass ich vorhätte mich umzubringen. Ich verstehe nicht warum, wieso können die nicht einfach akzeptieren, dass du mir fehlst und ich zu dir will? Weshalb darf ich das denn nicht?
 

Ich denke ich muss versuchen, so normal wie möglich zu wirken, ihnen allen genau das sagen was sie hören wollen, das tun was sie sehen wollen… Vielleicht lassen sie mich dann endlich hier raus. Ich wünsche mir nichts mehr als das, denn solange ich hier drin bin, habe ich keine Möglichkeit zu dir zu kommen. Dabei will ich doch nichts anderes. Ist das echt zu viel verlangt?
 

Ich glaube ich verstehe dich jetzt, ich denke ich weiß nun warum du nicht mehr konntest. Seit vier Monaten schon spüre ich diesen Schmerz, er ist zu einem dumpfen, stetigen Pochen geworden, das ich mittlerweile akzeptiert habe aber an welches ich mich niemals gewöhnen werde. Kannst du es nicht verschwinden lassen? Kannst du mich nicht zu dir holen und diesen Schmerz endlich verschwinden lassen? Ich wünsche mir nichts mehr, als dass wieder alles so wird wie früher. Dass du wieder da bist und wir glücklich sind. Ich weiß noch immer nicht wie ich die letzten vier Monate ohne dich schaffen konnte und wie ich die Tage und Wochen ohne dich klarkommen soll.

Ja, natürlich. Da sind Akira, Yutaka und Takanori, die mich sicher alle lieb haben und sich um mich sorgen. Aber sie werden mir niemals das geben können was ich mir mehr alles andere wünsche. Sie werden es trotzdem versuchen. Sie werden versuchen dich zu ersetzen und mich vergessen zu lassen. Aber ich will dich doch gar nicht vergessen und jemand anderen an deiner Stelle zu wissen, könnte ich nicht ertragen.
 

Ich weiß, dass sie es bestimmt nur alle gut meinen, wenn sie versuchen mich abzulenken und mir eine Art Alltag zu geben, aber Tatsache ist, dass es mir nichts bedeutet. Ich fühle einfach nichts wenn ich sehe wie sehr sie sich um mich bemühen. Das macht mir unheimliche Angst, denn ich weiß, dass es anders sein sollte. Dass ich mich freuen, oder zumindest froh sein sollte, dass ich so tolle Freunde habe, die alles für mich tun. Es erschreckt mich, dass sie mir gleichgültig sind. Ist das noch normal? Das Erschreckende daran ist ja, dass mein Verstand genau weiß, dass es eben NICHT normal ist, dass ich anders fühlen sollte… aber mein Herz kann das einfach nicht. Es kann nur Sehnsucht nach dir, Schmerzen und Angst empfinden. Warum lässt sich das nicht ändern?
 

Yuu, ich habe Angst. Angst davor dich zu vergessen, davor eines Tages nicht mehr zu wissen, wie deine Stimme sich angehört hat, Angst davor irgendwann einen Tag verstreichen zu lassen, an dem ich nicht an dich gedacht habe. Ich habe schreckliche Angst. Angst davor allein zu sein, obwohl ich mir eigentlich momentan nichts anderes wünsche. Angst vor allem…
 

Die einzigen Gefühle die ich seit gut vier Monaten habe, sind Angst und Schmerzen. Schmerzen, weil ich dich vermisse. Schmerzen, weil ich doch endlich zu dir will, aber nicht kann. Ist das zu glauben? Meine Freunde passen ständig auf mich auf, sie behandeln mich manchmal wie ein kleines Kind. Ich will dich doch nur wiedersehen, nur einmal noch dein wunderschönes Gesicht sehen, einmal noch deine Stimme hören. Warum verstehen Takanori, Akira und Yutaka das nicht? Haben sie sich denn noch nie so stark nach jemandem gesehnt, dass sie alles dafür tun würden um denjenigen wiederzusehen??

Ich will einfach, dass es aufhört! Ich will nicht mehr ständig Angst haben müssen, dich nie wiederzusehen. Ich will nicht mehr dauernd dieses taube, gleichgültige Gefühl haben! Kannst du mir nicht helfen, dass es weggeht?
 

Bitte, Yuu! Ich flehe dich an, wenn du da oben bist und mich hören kannst, dann bitte, bitte, bitte mach dass diese schrecklichen Gefühle endlich weggehen! Ich will dich doch nur wieder bei mir haben…
 

Ich habe niemandem von diesem gleichgültigen Taubheitsgefühl erzählt, denn dann würden sie sich noch mehr Sorgen machen. Ich lasse Akira, Yutaka und Takanori lieber in dem Glauben, dass ich einfach noch ein wenig Zeit brauche um über deinen Tod hinwegzukommen. Aber du kennst die Wahrheit. Ich brauche keine Zeit, ich brauche dich! Damit du die Angst verschwinden lässt, damit du die Schmerzen linderst und das Taubheitsgefühl vertreibst. Weißt du, es ist ein komisches Gefühl. Ich kann es nicht wirklich beschreiben, es ist einfach da. Wie eine dicke Mauer die mir sämtlichen Zugang zu irgendwelchen Gefühlen verwehrt. Es ist mir einfach alles egal, ich fühle mich so antriebs- und kraftlos wie noch nie. Das macht mir echt Angst, ich will nicht so sein! Ich will, dass alles wieder so ist wie früher! Warum kannst du nicht einfach zu mir zurückkommen??
 

Bitte, Yuu… Wenn du mir von da oben zusiehst, verzeih mir meine Schwäche. Ich wäre gerne stark, würde dir gerne zeigen, dass ich es aushalten kann ohne dich… aber es geht nicht. Gefühle kann man nicht erzwingen und genauso wenig kann man sie einfach ausknipsen… obwohl ich mir im Moment nicht anderes wünsche.
 

Yuu, ich liebe dich, bitte hilf mir!
 

In Liebe, Kouyou </3«
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Ich sitze gerade mit Akira, Yutaka und Takanori auf der Couch im Wohnzimmer und sehe mir mit ihnen zusammen einen Film an. Welchen? Ich habe keine Ahnung, es interessiert mich auch nicht. Was interessiert mich eigentlich noch? Erschreckenderweise fast gar nichts. Wenn meine Freunde mich nicht praktisch gezwungen hätten mit ihnen hier zu sitzen wäre ich nicht mal aus meinem Zimmer gekommen. Seit Akira gestern bei mir war, bin ich den ganzen Tag und die ganze Nacht nur in meinem Bett gelegen und habe an die Wand gestarrt. Ich konnte mich einfach nicht dazu aufraffen etwas zu tun. Was sollte ich auch großartig machen?
 

Akiras Worte als er gestern mit mir sprach, hatten mich wieder einmal zusammenbrechen lassen. Warum war er so scheiß verständnisvoll? Wie konnte er so sanft und geduldig mit mir sein wo ich ihm und den anderen doch nur Probleme und Ärger bereite?
 

„Ich will Yuus Zimmer sehen“ Meine Freunde sehen mich erschrocken an. Ich bin selbst überrascht von mir, woher dieser Wunsch so plötzlich kommt weiß ich auch nicht so genau, aber ich will jetzt unbedingt in Yuus Zimmer. Eine Hand legt sich auf meinen Arm und ich zucke kurz zusammen. Als ich aufsehe, erkenne ich Yutakas Gesicht und seine sanften braunen Augen, die mich besorgt mustern. Immer sind alle so verdammt besorgt! Langsam geht mir das echt auf die Nerven, kann denn niemand mehr normal schauen? Ich muss die anderen gar nicht erst ansehen um zu wissen, dass sie genau den gleichen Gesichtsausdruck wie Yutaka haben. „Kouyou… Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist…“ Hilflos sieht er zu den anderen, aber die schauen uns nur genauso bestürzt und ratlos an. „Und warum nicht?“ „Weil… Weißt du, Kou… Ich denke nicht, dass es… gut für dich ist wenn du gerade jetzt mit den ganzen… Erinnerungen… an Yuu konfrontiert wirst…“ Das ist alles? Darum darf ich nicht in Yuus Zimmer? Soll das ein Witz sein?! Ich denke ununterbrochen an ihn, erinnere mich ständig daran wie er aussah, wie seine Haare dufteten, wie rau seine Hände immer waren und wie seine Stimme klang. Aber das sage ich nicht, ich sage gar nichts. Starre nur stur in Yutakas Gesicht und versuche ihm zu verstehen zu geben, dass mir das echt wichtig ist. „Bitte Yutaka… Ihr behandelt mich wie ein kleines Kind… Ich darf nicht allein irgendwo hin gehen, ich darf mich nicht in meinem Zimmer einsperren… Ihr gebt mir vor wann und was ich esse… Und jetzt darf ich nicht einmal Yuus Zimmer sehen?“, flüstere ich kaum hörbar und es stimmt. Sie bemuttern mich wirklich total, aber kann ich es ihnen überhaupt übelnehmen? DARF ich es ihnen übel nehmen?
 

„Kouyou…“ Takanori… Wahrscheinlich weiß Yutaka grade nicht mehr was er sagen soll. „Wir machen uns ja nur Sorgen um dich, versteh doch dass wir lediglich wollen, dass es dir bald wieder besser geht… Es tut mir Leid, dass wir nicht gemerkt haben, dass es dich so stört, wenn wir uns um dich… kümmern…“ Jaja, red nur weiter… Du hast ja keine Ahnung, keiner von euch hat die! Ihr versteht nicht, wie das für mich alles ist. Wie es sich anfühlt jeden verdammten Tag ein Leben leben zu müssen, das ich eigentlich gar nicht mehr will und trotzdem keine Möglichkeit zu haben daraus zu entkommen. Aber ich sage wieder nichts von alldem. Sie sollen sich nicht so viele Sorgen machen, denn wenn sie denken dass es mir gut geht, hören sie vielleicht irgendwann auf mich so zu bevormunden.
 

Betreten sehe ich auf den abgenutzten Stoff der Couch, auf der wir sitzen und nicke langsam, als Zeichen dass ich verstanden habe, was Takanori gesagt hat. Anscheinend gibt er sich damit zufrieden, denn es kommt eine Weile nichts mehr von meinen Freunden. Du hättest dich niemals mit so einer Reaktion zufrieden gegeben, hättest immer wieder nachgebohrt bis ich dir erzählt hätte, was wirklich los ist. Ein schwaches Lächeln schleicht sich auf mein sonst so starres Gesicht, als ich an dich denke. Ja, du hättest wirklich nicht eher lockergelassen, bevor du nicht wusstest was ich wirklich dachte.

„Bitte lasst mich in Yuus Zimmer… es ist mir wirklich wichtig…“, bitte ich wieder leise und bekomme ein dreifaches Seufzen zur Antwort. „Na gut, Kouyou… Du kannst hineingehen… aber ich halte es nach wie vor für keine gute Idee…“, resigniert schließlich Akira und ich bin erleichtert meinen Willen bekommen zu haben aber gleichzeitig macht sich ein unbestimmtes Gefühl der Nervosität und auch Angst in mir breit. Was wird mich wohl erwarten? Ob es dort immer noch genauso aussieht wie an dem Abend vor vier Monaten als ich Yuu meine… Liebe gestehen wollte? Natürlich ohne das ganze Blut und ohne… dich…
 

„Habt-… habt ihr etwas… verändert?“, frage ich leise in die Runde, aber alle schütteln sofort vehement den Kopf. „Nein, es ist alles noch genauso wie Yuu es… hinterlassen hat…“, antwortet Akira mit dünner Stimme. Macht es ihn traurig darüber zu reden? „Wir konnten einfach nicht-… wir konnten nichts wegnehmen oder aufräumen oder so…“, sagt Takanori leise und ich bin froh darüber. Ich glaube ich hätte es nicht ertragen wenn ich dort jetzt hineingehe und plötzlich alles anders aussieht… Nicht mehr nach dir…
 

Langsam drücke ich die Türklinke deiner Zimmertür hinunter. Mit aller Macht versuche ich, die Bilder die sich in meinen Kopf einnisten wollen zu verdrängen. Diese Situation erinnert mich einfach so sehr an jenen Abend vor vier Monaten. Der Abend an dem du… gestorben bist… meinetwegen… Augenblicklich zieht sich bei diesem Gedanken alles in mir zusammen und mein Herz krampft sich zusammen. Eine eiserne Hand scheint sich fest um meine Kehle zu legen und mir die Luft abzuschnüren. „Hey, alles okay mit dir, Kou?“ Erschrocken fahre ich herum und blicke direkt in Akiras Augen, die mich fragend ansehen. Schnell versuche ich den Kloß in meinem Hals runterzuschlucken und mir nichts anmerken zu lassen. Aber offenbar zu spät, Akira scheint schon bemerkt zu haben, dass etwas nicht stimmt. „Soll-… soll ich mit rein gehen?“ Bloß nicht! Schnell schüttele ich den Kopf und sage zur Verstärkung noch leise: „Bitte nicht, Akira… Ich wäre gern… allein…“ Akria nickt verständnisvoll und ich will mich gerade wieder umdrehen als ich plötzlich eine raue Hand an meiner spüre. Sofort zucke ich zurück. Erschrocken sehe ich Akira an, aber der hat schon peinlich berührt den Kopf gesenkt und ich glaube sogar einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen erkennen zu können. Was sollte das denn eben? Er weiß doch, dass ich nicht gerne berührt werde. Zumindest nicht immer. Manchmal ertrage ich es einfach nicht zu wissen, dass jemand gerade seine Hand auf meinen Arm legt und dieser Jemand nicht du bist. Niemand außer dir sollte mich anfassen dürfen. Eigentlich… Und doch könnte das keiner verstehen, deshalb habe ich auch noch niemandem den Grund für mein Unbehagen Berührungen gegenüber erzählt. Doch manchmal ist es okay… Manchmal ertrage ich es, ja brauche es sogar, dass mich jemand in den Arm nimmt. Es vertreibt dann zwar die Leere und die Einsamkeit in meinem Inneren nicht, aber für ein paar Augenblicke kann ich mir wenigstens einreden, dass die anderen recht haben und wirklich alles wieder okay wird.
 

Noch einmal hole ich tief Luft und drücke dann die Klinke ganz herunter, bevor ich langsam ein paar Schritte ins Zimmer mache. Zögernd sehe ich mich um und versuche nicht schon wieder zu weinen. Hier riecht alles so vertraut, so nach dir… Wenn ich die Augen schließe, kann ich mir vorstellen, dass du hier bist und gleich fröhlich auf mich zugelaufen kommst und mich umarmst, so wie du es früher immer gemacht hast. Dabei konnte ich immer den tollen Kokosduft deiner Haare riechen und ich genoss jedes Mal jede einzelne Sekunde, die ich in deinen Armen lag. Langsam öffne ich die Augen wieder und lasse meinen Blick durch den Raum schweifen. Da ist dein Bett an der linken Wand, mit der schwarzen, leicht glänzenden Satinbettwäsche. Du hast aus Prinzip immer nur diese Bettwäsche verwendet, da du der Meinung warst es sei besser für deine Haut und deine Haare. Ich muss leicht schmunzeln bei dem Gedanken daran, dass dich keiner von uns jemals vom Gegenteil überzeugen konnte.
 

Mein Blick wandert weiter zu der Gitarre die neben deinem Bett steht. Du liebtest das Gitarrespielen über alles, jede freie Minute hast du damit verbracht Melodien zu komponieren oder einfach nur dazusitzen und zu spielen. Ganz gedankenversunken warst du dabei. Es schien als wärst du in einer Welt gefangen gewesen, wenn deine Finger über die harten Saiten glitten. Ich habe dir oft zugesehen, du warst unglaublich gut. Ich liebte es, einfach nur neben dir zu sitzen und den Klängen zu lauschen, die du dem Instrument entlockt hast.
 

Erstaunt merke ich wie meine Sicht immer mehr verschwimmt und kurz darauf rollen auch schon die ersten Tränen über meine Wangen. Ich will nicht schon wieder weinen, nicht hier. Aber die Erinnerungen sind so präsent, so klar und schmerzvoll, dass ich einfach nicht verhindern kann, dass sich die salzigen Tropfen ihre Wege über mein Gesicht bahnen. Langsam gehe ich auf dein Bett zu. Ich zucke kurz zusammen, als ich den großen, dunklen Fleck auf dem hellen Teppichboden entdecke, der wohl von deinem… Blut stammt. Die anderen haben sich anscheinend bemüht ihn wegzuputzen aber ganz konnten sie den grausamen Beweis für deinen… Selbstmord… nicht verschwinden lassen. Bewundernswert, dass sie es überhaupt versucht haben, ich hätte wahrscheinlich keine Minute durchgehalten ohne ihn Tränen auszubrechen. Vielleicht sind sie das ja auch!, schreit eine Stimme in meinem Hinterkopf, aber ich ignoriere sie und setze meinen Weg zu deinem Bett fort.
 

Einen Augenblick stehe ich unschlüssig davor, bevor ich mich zögernd darauf sinken lasse. Ich lege eine Hand auf die kühle Bettwäsche, sie fühlt sich so wunderbar weich an. Kein Wunder, dass du darin so gerne geschlafen hast. Langsam lasse ich mich zur Seite fallen und vergrabe mein Gesicht in deinem Kopfkissen. Scheiße, es riecht genau wie du! Wieder schießen mir die Tränen in die Augen und ich mache keinen Versuch sie wegzuwischen. Sie versickern im weichen Stoff des Kissens, während mein Körper zuckt und ich krampfhaft nach Luft schnappe. Die Erinnerung scheinen mich zu überwältigen und drohen mich zu ersticken. Bunte Bilder wirbeln vor meinem geistigen Auge herum und verursachen Kopfschmerzen. Bitte lass es aufhören! Mach, dass der Schmerz endlich weggeht!
 

Ich schluchze und zittere unkontrolliert, während ich mir nichts mehr wünsche als, dass du herkommst, mich in den Arm nimmst und mir sagst dass alles wieder gut wird. Doch natürlich passiert nichts dergleichen. Niemand kommt vorbei und tröstet mich, weil ich alle die mir eigentlich nahe stehen immer nur wegstoße und sie nicht an mich heranlasse. Aber ich kann einfach nicht anders, ich weiß selbst nicht genau warum, es ist wie eine seltsame innere Blockade.
 

Irgendwann beruhige ich mich wieder und setze mich langsam auf. Meine Augen brennen und sind bestimmt ganz rot. Aber was kümmert es mich ob ich scheiße aussehe? Für wen sollte ich auch hübsch sein?
 

Ich weiß nicht genau wie lange ich einfach nur auf deinem Bett sitze, dein Kissen umklammere und deinen Geruch dabei einatme, während mir die verschiedensten Gedanken durch den Kopf gehen. Aus einem Impuls heraus nehme ich irgendwann deine Gitarre und wiege sie unschlüssig in meinen Händen. Wenn ich dich doch wieder spielen hören könnte! Wieder einmal wird mir schmerzlich bewusst, wie sehr du in meinem Leben fehlst, wie sehr ich dich vermisse.
 

Gedankenverloren lasse ich meine Finger über die Saiten gleiten und stelle mir vor, dass die Melodie die erklingt, deine ist und du sie spielst. Ich hatte vor ein paar Jahren mal Gitarreunterricht, habe aber dann wieder aufgehört zu spielen. Warum eigentlich? Vielleicht sollte ich wieder damit anfangen, für dich… Dann könnte ich deine Melodien spielen, mich dir näher fühlen…
 

Plötzlich schnalzt etwas durch die Luft, ein schiefer Ton unterbricht mein Spiel und ich spüre einen scharfen Schmerz an meiner Hand. Verblüfft blicke ich nach unten und sehe, dass eine Gitarrensaite gerissen ist. Ein tiefer Schnitt zieht sich über zwei meiner Finger und das Blut rinnt warm über meine Hand. Doch seltsamerweise nehme ich den Schmerz gar nicht richtig wahr, sehe nur wie hypnotisiert auf das rote Blut das immer noch aus der Wunde quillt. Deines sah an jenem Abend genauso aus… Langsam beginnt die Wunde zu brennen und zu pochen, aber ich unternehme nichts dagegen. Der Schmerz macht mir komischerweise nichts aus. Nein, mehr noch, er beruhigt mich irgendwie, lenkt mich vom Stechen meines Herzes ab und gleichzeitig erleichtert er mich, signalisiert mir auf eine sehr verquere Weise, dass ich doch noch etwas empfinden kann. Wenn ich dieses Brennen und Pochen fühle, dann... dann heißt das ja, dass ich noch Gefühle habe, oder? Fast durchströmt mich bei dieser Erkenntnis Erleichterung. Erleichterung darüber, dass ich etwas empfinden kann auch wenn es nur das simple Brennen einer Wunde ist. Mir ist offenbar doch nicht ALLES egal. Ich bin noch am Leben… Dieser Schmerz ist anders, besser... angenehm?
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*
 

Soo~ das war's auch schon wieder von meiner Seite xD Ich möchte noch anmerken, dass ich echt stolz auf mich bin, das ist das längste Kapi bis jetzt :DD

*sich selbst auf die Schulter klopf*
 

Natürlich würde ich mich wie immer über Kommis freuen, sie sind so unglaublich motivierend *~*
 

Ich wünsche euch noch eine schöne Woche, bis zum nächsten Mal ^3^

Dewa mata, Anna x3

Pain makes people change.

Hallo meine Lieben ^^

Da bin ich wieder, diesmal leider mit ziemlicher Verspätung D:

Tut mir echt Leid, dass ich es letzt Woche nicht geschafft habe, mir gings nicht so gut und ich hatte relativ viel zu tun :/

Also bitte verzeiht es mir wenn das Kapi nicht so gut ist, ich hatte weder den Kopf noch die Zeit dazu, großartig viel und toll zu schreiben, aber ich wollte euch nicht noch länger warten lassen ^-^
 

Ach, ja. Hier mal ein riesengroßes Danke an alle Kommischreiber :D

Ihr seid echt toll, Leute, ich freu mich jedes Mal echt total über eure Kommis ^3^ <3

Natürlich bedanke ich mich auch bei allen anderen, die die Story als Favo haben und sie mitverfolgen :3 trotzdem würde ich mich über ein paar mehr verschiedene Meinungen auch freuen :)
 

So, schon wieder n zu langes Vorwort *drop* liest das überhaupt noch wer alles? o.O

Naja, allen die es bis hier her geschafft haben, wünsche ich viel Spaß beim Lesen :D
 

Lg, Anna x3
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*
 

Pain makes people change.
 

*~~* Akiras POV *~~*
 

Ich bin gerade dabei das Abendessen vorzubereiten, als ich auf einmal leise Gitarrenklänge vernehme. Überrascht halte ich inne und lausche der Melodie. Anscheinend spielt Kouyou wieder mal ein bisschen Gitarre, auf wessen Instrument kann ich mir schon denken...
 

Ich bin immer noch nicht ganz davon überzeugt, dass das die richtige Entscheidung war, Kouyou in Yuus Zimmer zu lassen. Warum habe ich denn dann sogar als Erster zugestimmt? Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung was mich da geritten hat.

Vielleicht wirft ihn das in seinem Trauerprozess ja wieder total zurück wenn er jetzt mit den Erinnerungen konfrontiert wird...
 

Plötzlich höre ich ein lautes Schnalzen, einen schiefen Ton und dann Stille. Oh Mist, das kam aus Yuus Zimmer, was Koyuou wohl gemacht hat? Sofort lasse ich alles stehen und liegen und gehe bemüht ruhig und mir meine Sorge - hoffentlich - nicht anmerken lassend in Richtung Yuus Zimmer.
 

Als ich eintrete sehe ich Kouyou, wie er in sich zusammengesunken auf Yuus Bett sitzt, dessen Gitarre auf dem Schoß hat und wie hypnotisiert auf seine rechte Hand starrt, von der Blut auf den hellen Gitarrenkorpus tropft. „Kouyou…“, ich versuche die Besorgnis aus meiner Stimme zu verbannen, will nicht wie eine überfürsorgliche Mutter klingen. „Hey, alles okay bei dir? Du blutest ja…“, langsam mache ich ein paar Schritte auf Kouyou zu und gehe dann vor ihm in die Hocke. Sanft lege ich eine Hand an sein Knie und registriere zufrieden und ein wenig erleichtert, dass er nicht zusammenzuckt. Doch eine Antwort habe ich immer noch nicht bekommen, Kou scheint mich noch nicht einmal zu hören. Wieder mal… „Hey, Kou… Zeig mal her, das blutet ja ganz schön heftig, wir sollten das lieber verbinden…“ Ich greife nach seiner verletzten Hand und ziehe sie zu mir. Ein tiefer Schnitt zieht sich über zwei von Kouyous Fingern, der immer noch stark blutet. Wahrscheinlich ist eine Gitarrensaite gerissen und hat ihn verletzt.
 

„Hier hat Yuu immer gesessen und gespielt… genau hier…“, höre ich plötzlich Kouyous leise Stimme während ich provisorisch ein Taschentuch auf die Wunde presse, um die Blutung ein wenig zu stillen, bis ich Verbandszeug geholt habe. „Du spielst mindestens genauso gut wie er, Kou… Willst du nicht wieder damit anfangen? Ich bin sicher Yuu würde sich total freuen, wenn er wüsste, dass du wieder Gitarre spielst. Weißt du noch, wie enttäuscht er war, als du aufgehört hast?“ Kouyou nickt langsam, starrt aber weiter geradeaus, wahrscheinlich bemerkt er nicht mal, dass ich da gerade an seiner Hand herumwerke.
 

„Ich geh schnell ins Bad, Verbandszeug holen, ja? Bin gleich wieder da, bleib einfach hier sitzen“ Als ob er aus eigenem Antrieb irgendwo hingehen würde…
 

Ich wühle gerade fluchend im Badezimmerschrank nach Desinfektionsmittel, als plötzlich eine Stimme hinter mir ertönt: „Was ist denn los? Hat sich wer verletzt?“ Erschrocken fahre ich herum, lächle aber erleichtert als ich sehe, dass es nur Takanori ist, der mich jetzt besorgt ansieht. „Hm, ja Kouyou hat ein wenig auf Yuus Gitarre gespielt, dabei ist wohl eine Saite gerissen… Auf jeden Fall hat er jetzt ne fiese Schnittwunde an der Hand und ich kann dieses verdammte Desinfektionsmittel einfach nicht finden!“, genervt stütze ich mich am Waschbecken ab und starre mein Spiegelbild an. Ich sehe schrecklich aus… Naja, was erwarte ich auch wenn ich nicht mehr richtig geschlafen habe seit Yuus Tod? Jede Nacht habe ich diese verdammten Albträume und wache irgendwann zu einer völlig unmenschlichen Uhrzeit schweißgebadet auf. Seit Monaten habe ich keine Nacht mehr durchgeschlafen, aber ich habe bis jetzt noch niemandem davon erzählt, nicht dass die anderen sich auch noch Sorgen um mich machen, mit Kouyou haben wir im Moment genug zu tun.

„Oh, klingt unschön… Aber sonst ist nichts… passiert, oder?“, fragt Taka vorsichtig nach. Ich schaue ihn verwirrt an. „Was meinst du damit?“ „Naja, ich-… eigentlich nur, dass Kouyou… naja, bei dem Verhalten, das er momentan an den Tag legt, würde es mich nicht wundern wenn er-… naja du weißt schon…“, druckst er verlegen herum, sich sichtlich unwohl fühlend. Ich starre meinen Kumpel entsetzt an. Glaubt er etwa, dass-… „Willst du damit sagen, dass du denkst, dass Kouyou sich selbst verletzt hat? So ein Schwachsinn, ich hab die kaputte Saite doch gesehen, das war ein Unfall!“ Dass Kouyou nur dagesessen und auf seine blutende Hand gestarrt hatte, verschweige ich lieber. Ich will Takas Theorie nicht noch untermauern, obwohl ich eigentlich weiß dass er Recht hat… Ich kann einfach nichts sagen, dass Kou in irgendeiner Weise schaden würde. „Hey, hey, jetzt komm mal wieder runter, Akira! Ich hab nichts dergleichen gesagt, ich hab nur gemeint, dass wir das vielleicht im Auge behalten sollten, nicht dass er sich doch noch irgendwann mal was antut“ „Ja, okay, ’tschuldige, dass ich dich so angefahren habe, ich mach mir nur so verdammte Sorgen um Kouyou, dass ich einfach nicht mehr klar denken kann… Du hast Recht, wahrscheinlich sollten wir wirklich ein Auge darauf haben, ich denke keiner von uns will, dass er noch mehr durchmachen muss“ Das stimmt. Er hat Recht. Aber warum erzähle ich ihm dann nichts von Kous seltsamen Verhalten vorhin? Trotz? Beschützerinstinkt? Angst…? „Ja, stimmt… Bin ich auch der Meinung… aber er sollte am besten nichts davon mitkriegen, ich glaube es ist Kouyou eh schon unangenehm dass wir ihn so bewachen…“ „Ja, vermutlich… Aber was sollen wir denn tun? Zusehen wie sich noch ein Freund umbringt? Nein, danke, darauf kann ich verzichten, so was würde ich kein zweites Mal ertragen“ „Ich weiß was du meinst… Yutaka und mir geht’s genauso…“ Der Kleine seufzt schwer und sieht betrübt zu Boden, wie immer sind unsere Gespräche über Kouyou ernüchternd. Jeden Tag hoffen wir darauf, dass es ihm endlich besser geht, aber vergebens… Im Gegenteil, mir kommt es fast schon so vor, als würde es Kouyou immer schlechter gehen… Wer weiß, vielleicht steuert er gerade auf eine waschechte Depression zu, oder, noch schlimmer, ist schon längst depressiv? Woran erkennt man so was überhaupt? Mein Herz sagt ‚Nein‘, wenn es nach ihn geht, ist Kous Zustand nicht so schlimm wie mein Verstand mir sagt. Ich weiß, dass mein Kopf Recht hat, aber ich will lieber meinem Herz glauben. Mir einreden, dass Kouyou NICHT depressiv ist, dass er KEINE Selbstmordgedanken mehr hat, dass er NICHT anfangen wird sich selbst zu verletzen. Aber ich weiß eigentlich, dass das alles nicht stimmt, oder zumindest nicht auszuschließen ist. Keiner weiß wie er sich fühlt, wir können uns nur auf das verlassen was wir sehen und was er uns erzählt. Und das ist nicht gerade viel…

„Taka…“, beginne ich nachdenklich, nicht bemerkend dass wir beide immer noch sinnlos hier im Bad herumstehen. „Glaubst du Kouyou lügt uns an?“ „Wie meinst du das?“ „Naja… Wenn wir ihn fragen wie es ihm geht, dann sagt er immer ‚gut‘. Wir wissen alle, dass das nicht stimmt, wir sind ja nicht blind und sehen dass es ihm eben nicht gut geht, aber was wenn es nicht nur übertrieben, sondern total gelogen ist? Also ich meine, wenn er uns dauernd anlügt was seine Gedanken und Gefühle betrifft, damit wir aufhören uns Sorgen zu machen?“ Der Gedanke daran ist mir eben erst gekommen und wird umso beängstigender je länger ich darüber nachdenke. „Hmm… Naja, also dass es ihm NICHT gut geht, ist ja wohl allen klar, aber sonst… Du meinst wenn er uns verschweigt, dass es ihm in Wahrheit noch viel schlechter geht, als er uns sagt?“ „Ja, genau… Wir wissen es ja nicht… Wir können uns nur darauf verlassen, dass er uns sagt was mit ihm nicht stimmt und ehrlich gesagt glaube ich langsam nicht mehr, dass das noch normal ist. Ich meine… Yuu ist jetzt schon über vier Monate tot… Wie kann es da sein, dass Kouyou sich immer noch verhält als ob es gerade erst geschehen wäre?“ Taka nickt nachdenklich und ich frage mich wie er da so ruhig bleiben kann. Das sind doch beängstigende Gedanken oder nicht? Also mir machen sie zumindest gehörig Angst… Nicht, dass ich die nicht eh schon um Kou hätte. „Wahrscheinlich hast du Recht… Wir warten jeden Tag darauf, dass es ihm wieder besser geht, aber ich weiß langsam nicht mehr, ob das überhaupt von alleine noch passieren kann… Vielleicht sollte er zu ‘nem Psychiater gehen… So kann das ja nicht ewig weitergehen, wir können nicht immer seine Bewacher spielen und er muss endlich wieder sein Leben leben…“ „Aber wir können ihm doch auch helfen, wir-…“ „Wie denn, Akira?“, unterbricht mich Takanori harsch und ich zucke zusammen, so aggressiv kenne ich ihn gar nicht. „Wie willst du Kouyou bitteschön helfen, sodass er wieder der Alte wird?“ „Ich-… Wir könnten doch…“, mir fällt nichts ein. Ich weiß, dass Taka Recht hat, aber ich will nicht einsehen, dass es um Kouyou wirklich so schlimm steht, dass er dauerhafte professionelle Hilfe braucht um wieder ‚normal‘ zu werden. Haben die Idioten in der Klinik eigentlich komplett versagt? Die hätten doch genau so was verhindern sollen!
 

Plötzlich sieht mich Taka aus wütend blitzenden Augen an und beginnt zu schreien: „WAS könnten wir, Akira? Wir haben alles in unserer Macht stehende versucht! Wir haben probiert Kouyou eine Art Alltag zu geben, ihn abzulenken, mit ihm zu reden, für ihn da zu sein, ALLES! Und bis jetzt hat noch nichts in irgendeiner Weise geholfen, oder? Was sollen wir denn bitteschön tun, hä? Dasitzen und zusehen wie es ihm immer schlechter geht, bis er sich auch irgendwann wenn wir ihn mal aus den Augen lassen, auch umbringt, so wie Yuu?!?! Glaubst du etwa, es ist mir egal was mit ihm los ist? Denkst du ich will noch einen Freund verlieren?!?!“ Ich zucke bei jedem seiner Worte zusammen, ich weiß, dass alles stimmt was er sagt, aber dennoch… Langsam schüttele ich den Kopf. „Taka, beruhig dich bitte! Du musst mich doch nicht gleich anschreien, ich mache mir genauso scheiß Sorgen um Kou, wie du! Ich verstehe doch, wie du dich fühlst, aber ich will eben nicht, dass Kouyou am Ende wieder in die Psychiatrie kommt, wo wir ihn dann wochenlang nicht sehen dürfen und er hinterher kein Stück anders ist!! Ich halte das nicht aus, okay?! Ich kann ihn einfach nicht allein lassen!!“, ich schreie zurück, mir egal ob uns jeder hören kann. Im Moment verdränge ich die Frage warum es mir überhaupt so wichtig ist in Kous Nähe zu sein, gekonnt. Damit kann ich mich später immer noch beschäftigen. Wie kann Taka nur einfach so aufgeben?! Einfach kapitulieren ohne richtig gekämpft zu haben? „Das habe ich nie gesagt! Ich will ihn ja auch nicht im Stich lassen, das kann ich gar nicht aber du musst endlich einsehen, dass er Hilfe braucht! Professionelle Hilfe! Kouyou ist krank, Akira! Sieh doch endlich ein, dass unsere Bemühungen zu wenig sind, um ihm zu helfen!“ Ich sacke ein wenig in mich zusammen. Taka hat genau das ausgesprochen, was mein Kopf mir schon die ganze Zeit sagt, mein Herz aber nicht einsehen will. „Taka, ich-…“ Ich will gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als plötzlich eine leise, raue Stimme hinter uns ertönt. „Bitte nicht streiten… Nicht wegen mir, ihr müsst euch nicht solche Sorgen um mich machen… Ich habe nicht vor mir was anzutun… Aber… bitte schickt mich nicht zu ‘nem Psychiater oder in eine Klinik… Ich will da nicht hin… nicht noch mal… “ Kouyou steht in der Türe und sieht uns aus matten, leeren Augen an. Schon wieder ein Stich in meinem Herzen. Scheiße, er hat alles gehört! Wir haben wohl doch zu laut geschrieen. Mist, ich wollte doch nicht, dass er das alles mitbekommt!
 

Hilflos sehe ich zu Taka, aber der starrt Kouyou nur wie paralysiert an. Okay, dann muss ich wohl das Reden übernehmen… „Kou… scheiße, ich-… du hättest das nicht hören sollen, wir-…“ „Nein, Akira ist schon okay… Ich kann verstehen, dass ihr euch Sorgen um mich macht, aber ich werde mich bessern, ja? Ich werde wieder normal, dann müsst ihr nicht mehr streiten wegen mir und seid nicht mehr sauer auf mich…“ Als er das sagt, zerreißt es mir mein Herz. Kouyou klingt dabei so naiv und unschuldig, dass man ihm einfach glauben muss. Aber ich weiß, dass er Unrecht hat. Er kann nicht einfach beschließen wieder so zu sein wie früher, das geht nicht auf Knopfdruck. Gefühle kann man nun mal nicht ausschalten… „Kouyou, ich-… wir sind doch nicht sauer auf dich. Überhaupt nicht! wir machen uns bloß Sorgen… Verstehst du? Du bist unser bester Freund, wir wollen alle nur dass es dir wieder gut geht…“ „Aber ich habe doch gesagt, dass ich mich bemühe! Dann geht es mir bald besser! Ihr müsst euch nicht wegen mir anschreien, ich schaff das! Ganz bestimmt!“ Mein Herz wird schwer… Meint er das ernst? Aber er muss doch wissen, dass das nicht so leicht gehen kann… Taka hat Recht! Kouyou braucht wirklich Hilfe! „Kou… versteh doch, dass-…“ „Es ist okay, Kouyou. Wir hören auf uns zu streiten, versprochen. Geh doch schon mal wieder in dein Zimmer zurück, dann reden wir gleich weiter. Akira und ich holen nur noch Verbandszeug für deine Hand, dann sind wir wieder bei dir, ja?“, mischt sich plötzlich Takanori ein und ich sehe ihn erstaunt an. Normalerweise ist er eher der Typ, der Konflikte sofort lösen will, und das am besten schreiend. Warum ist er auf einmal so ruhig? Liegt es an Kouyous Worten? Hat es ihn genauso erschreckt wie mich, dass Kou anscheinend glaubt, er müsse einfach nur alles verdrängen und vergessen und gut ist’s?
 

Aber offenbar zeigen seine Worte Wirkung, denn Kouyou nickt nur, dreht sich um und geht ohne ein Wort aus dem Bad. „Taka was-…“ „Erklär ich dir später. Komm wir suchen jetzt schnell das Desinfektionszeug und gehen dann zu Kouyou rüber. Wir müssen ihm das unbedingt wieder ausreden und ihn überzeugen, sich professionelle Hilfe zu holen. Ich glaube, sonst wird alles nur noch schlimmer…“ Perplex stehe ich einfach nur da und sehe Taka dabei zu wie er nun seinerseits den Badezimmerschrank durchwühlt. Ich muss das jetzt alles erst mal verarbeiten…
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*
 

Soo~ Ende Kapitel 4 ^^

Wieder ein bisschen zu kurz geraten, aber ich hatte einfach keine Zeit und meine Muse hat mich auch irgendwie im Stich gelassen, das ist auch der Grund warum in dem Kapi nicht wirklich was Spannendes passiert :p Es ist mehr so ne Art Lückenfüller, bis ich ne Idee habe, wie's weitergehen soll xD
 

Würde mich wie immer übelst über Kommis freuen, also liebe Schwarzleser, lasst mal was von euch hören ;)
 

Wünsche euch allen einen guten Start in die Woche,

Lg, Anna x3

I get lost inside my mind.

Hallöchen meine Lieben~

Ja, ich lebe noch und möchte mich gleich mal für die lange Wartezeit entschuldigen T___T Es tut mir wirklich arg leid, dass ich vor einem Monat(!) das letzte mal ein Kapi für euch hatte (Q_Q) Ich habe im Moment sehr viel Stress, vor allem viele Prüfungen und Schularbeiten, daher kann ich nicht versprechen, dass das nächste Kapi wirklich in einer Woche fertig sein wird :O Aber es sieht gut aus, die Hälfte hab ich schon, zur Zeit nutze ich jede freie Minute zum Schreiben, da ich gerade nen richtigen Schreib-flash habe xD ^^

Soo~ jetzt hör ich lieber mal auf zu labern und wünsch euch viel Vergnügen beim neuen Kapitel :3

Ach ja, bitte beachtet auch noch die A/N am Ende! Könnte wichtig sein!

LG, Anna x3
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*
 

I get lost inside my mind.
 

*~~* Kouyous POV *~~*
 

Zusammengekauert hocke ich auf meinem Bett, ein Kissen gegen meinen Bauch gepresst und warte auf Akira und Takanori. Sie haben sich gestritten. Wegen mir. Ich bin Schuld, dass hier alles drunter und drüber geht. Meinetwegen machen sie sich alle Sorgen und werfen ihren kompletten Alltag über den Haufen, um sich um mich zu kümmern. Dabei müssten sie das doch nicht mal tun, ich will ja allein sein. Ich möchte nicht dauernd bemuttert und umsorgt werden, warum verstehen sie das nicht? Verstehst du mich, Yuu? Ich bin sicher du weißt was ich meine, könntest du mir nicht irgendwie helfen hier rauszukommen? Zu dir…? Ich habe ihnen gesagt, dass ich mich bemühen werde mich zu bessern, aber ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung wie das gehen soll. Ich weiß ja nicht einmal was eigentlich mit mir los ist, wie soll mich denn da verändern wenn ich die Ursache nicht kenne? Vielleicht sollte ich mich einfach normal benehmen und so tun als ob alles okay wäre… Würden sie mir dann glauben? Könnte ich sie alle täuschen? Was brächte es mir wenn meine Freunde mich wieder für ‚normal‘ halten? Mehr Freiheiten, wispert eine leise Stimme in meinem Kopf. Dann kannst du endlich zu deinem geliebten Yuu, wenn sie dich erst mal alleine lassen, flüstert sie weiter. Sie hat Recht… Wenn alle glauben es ginge mir gut, ergäbe sich vielleicht eine Gelegenheit zu dir zu gehen…
 

„Kouyou…?“ Erschrocken fahre ich zusammen und sehe auf. Taka und Akira kommen langsam in mein Zimmer und setzen sich links und rechts neben mich. Ich will das nicht, sie sind mir zu nah. Aber ich sage nichts, sie sind meine Freunde, ich sollte es mögen wenn sie mir nah sind. Wann habe ich eigentlich angefangen das nicht mehr zu ertragen?
 

Akira räuspert sich kurz und ergreift dann zögernd das Wort: „Kouyou, was wir da vorhin geredet haben… Wie viel hast du gehört?“ Alles. „Nur den letzten Teil… das mit dem Psychologen“ Lüge. Ich lüge schon wieder, warum? Wieso kann ich ihnen nicht die Wahrheit sagen, es passiert mir doch nichts. Sie sind ja meine Freunde… „Okay, das… ich-… also wir-…“, er bricht ab, anscheinend weiß er nicht was er sagen soll. Ich erwidere nichts, sie sollen reden, ich will ja eigentlich nichts sagen. „Was Akira meint ist, dass wir uns Sorgen um dich mache, wir alle… Kouyou, du hast dich so sehr verändert in den letzten Monaten, dass wir dich kaum wiedererkennen, wir wollen doch nur dass es dir besser geht. Wir sind deine Freunde und möchten dir helfen…“, redet Taka eindringlich auf mich ein, aber ich höre nicht wirklich hin. Ich weiß, dass wir Freunde sind und ich versuche ja auch so etwas wie Zuneigung zu fühlen, aber es klappt nicht wirklich. Ich habe das Gefühl als ob alle meine positiven Gefühle irgendwo tief in mir drin eingesperrt sind, wo ich sie nicht erreichen kann. Das macht mir Angst, höllische Angst. Denn wem könnte ich davon erzählen ohne dass er mich für verrückt erklären würde? Wer könnte mir da schon helfen? Keiner würde es verstehen, wenn ich es ihnen sagen würde. Niemand hätte Verständnis dafür wenn ich ihnen gestehen würde, dass sie mir egal sind. Alles fühlt sich taub und leer an… Es ist, als ob du alle meine Gefühle mitgenommen hättest, als du gegangen bist. Kannst du sie mir wieder geben? Will ich sie überhaupt zurück?
 

„…-ou, Kouyou! Hey, hörst du uns zu?“, reißt mich plötzlich Akiras Stimme aus meinen trüben Gedanken und ich murmle schnell ein leises ‚Sorry‘, bevor er fragen kann was ich gedacht habe. „Also, ich habe gesagt, dass wir dich sicher zu nichts zwingen werden, es ist deine Entscheidung ob du in Behandlung gehen willst oder nicht. Wir-… wir denken nur, dass… dass du-…“ …dass ich krank bin. Das glauben sie, zumindest hat Taka das vorhin gesagt. Ich kann das nicht glauben, sie denken wirklich dass ich krank bin?! Ich habe nichts, ich brauch keinen Psychologen oder sonst was, ich brauche dich! Du bist der Einzige der mir helfen könnte, aber du hast es vorgezogen zu gehen… uns alle zu verlassen. Kannst du nicht einfach wieder herkommen und alle Trauer, Schmerzen und Angst verschwinden lassen? Mich umarmen und mir sagen, dass mit mir alles okay ist? Dass ich keine Hilfe von irgendeinem Psychodoktor brauche, damit es mir wieder gut geht?
 

„Was Akira meint ist, dass wir beide glauben, dass du-… dass du Hilfe brauchst, Kouyou. Yutaka, Akira und ich haben in den letzten Monaten alles getan um dir zu helfen und dich zu unterstützen, aber anscheinend können wir dir nicht das geben, was du brauchst…“, Taka klingt traurig. Natürlich können sie das nicht, es sei denn sie fänden einen Weg um dich zurückzuholen… Langsam nicke ich, als Zeichen dass ich verstanden habe, was er gesagt hat. „Bitte… Bitte schickt mich nicht zu einem Psychologen, ich will da nicht hin…“, flehe ich leise und ein dicker Kloß beginnt mir die Luft abzuschnüren. Akira seufzt leise und legt mir eine Hand auf die Schulter. Ich zucke komischerweise nicht mal zusammen. „Kou… Wir wollen und können dich doch zu nichts zwingen, wir möchten nur, dass du mal darüber nachdenkst, ob-…“ „NEIN! Da gibt es nichts nachzudenken!!! Ich gehe da nicht hin! ICH-BIN-NICHT-KRANK!!!“, mir reicht es! Ich habe die Schnauze voll von diesem Gelaber!!! Warum glauben die alle ich bin verrückt?!?! Das stimmt doch gar nicht, das Einzige was mir fehlt bist du! „Kouyou! Wir sagen ja nicht, dass du krank bist, wir glauben nur, dass du die Hilfe eines Außenstehenden brauchst, um über das alles hinwegzukommen“, auch Taka wird jetzt ein wenig lauter und ich springe aufgebracht vom Bett. „Ich will aber nicht über Yuu hinwegkommen! Ich brauche ihn und er braucht mich!! Ich will ihn nicht vergessen oder in irgendeine Ecke meiner Erinnerung zurückdrängen! Ihr könnt das vielleicht, aber ich nicht! ICH BRAUCHE IHN!!!“, meine Stimme ist nur ein heiseres Krächzen aber trotzdem schaffe ich es ihnen die letzten Worte ihnen die letzten Worte entgegen zu brüllen. Ich balle meine Hände zu Fäusten und versuche die Tränen zurückzuhalten. Wie können sie mir sagen, dass ich über dich hinwegkommen soll?! Ich brauche dich doch so sehr, verdammt!
 

„KOUYOU! Jetzt beruhig dich doch mal! Wir haben nichts dergleichen gesagt!! Hör auf alles was einer von uns sagt so zu verdrehen! Keiner will, dass du Yuu vergisst und auch wir werden das nicht tun! Aber du hast ein Problem, Kouyou! Du brauchst Hilfe, allein schaffst du das scheinbar nicht, wir haben doch alles versucht und es kann ja nicht sein, dass es dir nach fast fünf Monaten immer noch so schlecht geht. Wir wollen doch nur unseren Kouyou zurück… Bitte versteh doch, dass wir uns bloß Sorgen um dich machen…“, Akira klingt immer verzweifelter bei jedem Wort aber ich stehe nur wie paralysiert da und starre die beiden an, die immer noch auf meinem Bett sitzen. Das hier läuft alles falsch. Komplett falsch! Ich will ihnen doch nicht wehtun, sie sind ja eigentlich meine Freunde und haben in letzter Zeit so viel für mich getan. Aber warum verstehen sie mich nicht? Wieso sehen sie nicht ein, dass ich keine Hilfe will?

Langsam schüttle ich den Kopf und fahre mir verzweifelt übers Gesicht. Tränen sammeln sich jetzt doch in meinen Augen, aber ich mache keinen Versuch sie wegzuwischen.
 

„Akira… Taka… ich-… es-… es tut mir leid… Es tut mir so leid, ich wollte das nicht, ich-… aber bitte, bitte… ich will nicht wieder in diese Klinik… ich will da nicht mehr hin, bitte…“, ich stottere vor mich, während immer mehr Tränen mein Sichtfeld verschwimmen lassen. Meine Beine geben plötzlich nach und ich sinke zu Boden. Dort kauere ich mich zu einer Kugel zusammen und schluchze vor mich hin. Es ist mir unglaublich unangenehm, dass Akira und Taka mich jetzt so sehen, eigentlich will ich ihnen meine Schwäche nicht so direkt vor Augen führen, aber gerade überkommt mich so ein großes Gefühl der Verzweiflung und Hilflosigkeit, dass ich einfach keine Kraft mehr habe so zu tun als könnte ich das alles schaffen. Eigentlich hatte ich noch nie die Kraft dazu…
 

Plötzlich spüre ich eine warme Hand auf meinem Rücken, die beruhigend darüber streicht. Ich zucke zuerst erschrocken zusammen, hatte nicht erwartet, dass das jemand machen würde, entspanne mich aber recht schnell wieder ein wenig und lasse meinen Tränen einfach freien Lauf. Ich kann nicht mehr. Was stimmt mir nicht? Warum komme ich nicht damit klar, dass du nicht mehr da bist? Alle anderen schaffen es ja auch, nur ich nicht. Warum? Liegt es daran, dass ich dich über alles liebe? Dass ich noch immer nicht weiß, wie ich die letzten fünf Monate ohne dich überleben konnte?
 

„Schhh… Kouyou… Beruhig dich… du musst dich nicht entschuldigen, dazu gibt es keinen Grund… Wir schicken dich ohne dein Einverständnis auch nirgendwo hin. Versprochen…“, Akiras tiefe, sanfte Stimme ertönt direkt neben meinem Ohr und irgendwie schafft er es mich damit ein wenig zu beruhigen. Das Zittern meines Körpers lässt nach und die Schluchzer werden immer weniger, während Akira einfach neben mir auf dem Boden kniet, mir mit langsamen, kreisenden Bewegungen über den Rücken streicht und leise auf mich einredet. Yuu, hast du gerade zugeschaut? Ich hoffe nicht! Du solltest nicht sehen, wie schwach ich schon wieder war… Ich wollte doch stark sein, für dich… für uns… Ich hab mir doch vorgenommen, allen zu zeigen, dass ich das schaffen kann, damit sie mich in Ruhe lassen und ich irgendwann zu dir kann. Warum habe ich mein Ziel aus den Augen verloren? Liegt es daran, dass ich Akiras Nähe akzeptieren, ja sogar ein wenig genießen kann? Verzeih mir, Yuu dass ich mich von ihm berühren lasse, aber es tut gut! Es beruhigt mich und seine Hände sind so warm… Kannst du mir das erlauben? Dass jemand anderer außer dir meinen Körper berühren darf? Ich hoffe es…
 

Mit geschlossenen Augen liege ich in meinem Bett und versuche zu schlafen. Es klappt nicht, da ist einfach zu viel über das ich nachdenken muss, ein Haufen Fragen, auf die ich immer noch keine Antworten gefunden habe…
 

Vor circa einer Stunde haben Takanori und Akira mich ins Bett gebracht und seitdem liege ich hier und denke nach. Ins Bett gebracht…wie das klingt… Als ob ich ein kleines Kind wäre, dem man überall und bei allem helfen muss, dabei bin ich sehr wohl in der Lage für mich selbst zu sorgen. Nur will das irgendwie keiner der anderen verstehen, sie alle glauben anscheinend, dass sie sich ständig um mich kümmern müssen obwohl ich ihnen schon öfters gesagt habe, dass sie mich allein lassen sollen. Klar, sie denken ja auch, dass ich krank bin… dass ich professionelle Hilfe bräuchte… dass ich depressiv wäre! Ha! Die haben ja keine Ahnung was wirklich los ist. Jede Sekunde wünsche ich mir bei dir zu sein, jeden Tag hoffe ich, dass sich vielleicht endlich etwas verändert an meinem Zustand. Noch immer frage ich mich was eigentlich nicht stimmt, warum ich so ein komisches Taubheitsgefühl tief im Inneren habe. Woher kommt das und-… geht das von allein wieder weg…? Yuu, bitte gib mir doch endlich mal eine Antwort! Ich brauche deine Hilfe, wenn ich schon nicht zu dir kann, musst du mir doch wenigstens sagen können, was ich jetzt tun soll! Ich fühle mich so allein wie noch nie zuvor in meinem Leben. Du bist weg, meine Freunde denken alle ich sei krank und verrückt und mir selbst glaube ich langsam auch nicht mehr. Wie kann ich meinen Gefühlen noch vertrauen wenn sie mich bis jetzt doch so oft betrogen haben? Sie sind schuld, dass du tot bist, ihnen habe ich es zu verdanken, dass ich mich jetzt so schrecklich fühle.
 

Seufzend drehe ich mich auf die Seite und verkrieche mich unter der Decke. Ich bin es leid immer nur Schmerzen und Angst zu spüren, ich will dass das endlich aufhört! Wie immer sammeln sich bei dem Gedanken daran Tränen in meinen Augen, aber ich mache keinen Versuch sie wegzuwischen. Warum auch? Es sieht ja keiner…
 

Eigentlich liebe ich die Nacht, wenn ich es mal schaffe einzuschlafen habe ich endlich für ein paar Stunden meine Ruhe und muss über nichts mehr nachdenken… Warum kann es nicht immer so sein? Einfach nur schlafen und an nichts anderes denken müssen… Wieso muss ich nur jedes Mal viel zu früh wieder aufwachen und feststellen, dass ich erneut nur für ein paar Stunden in meinen Träumen versinken konnte? Ich würde so gern meine Augen ein für alle Mal schließen und meiner Erschöpfung nachgeben. Einfach schwach sein und aufgeben, darf ich das nicht?
 

Irgendwann war ich dann wohl doch zu erschöpft vom Weinen und Gedanken wälzen, dass ich trotzdem eingeschlafen bin. Aber nicht für lange…
 

// Im ersten Moment war alles stockdunkel, ich sah nicht einmal mehr meine eigene Hand vor Augen. Nach ein paar Sekunden, in denen nichts außer meines eigenen Herzschlags zu hören war, konnte ich einen schwachen Lichtschimmer weit weg von mir erkennen. Aus einem Impuls heraus setzte ich mich langsam in Bewegung und lief, meine Angst ignorierend, auf den Lichtschein zu. Schon nach kurzer Zeit beschleunigte sich mein Puls und mein Atem ging schwerer doch trotzdem rannte ich weiter auf das Licht zu. Es kam nur sehr langsam näher, ich hatte das Gefühl schon seit einer Ewigkeit zu rennen. Je weiter ich dem Lichtschein entgegen lief, desto klarer konnte ich eine Silhouette darin stehend ausmachen. Mein Herz klopfte noch schneller und ich erhöhte mein Tempo noch einmal etwas, erpicht darauf endlich anzukommen.

Plötzlich kam das Licht rasend schnell näher und ich drosselte mein Tempo etwas, bis ich direkt davor stand. Ängstlich hob ich meinen Kopf um zu sehen wer in dem Lichtschein stand und… blickte direkt in deine Augen. Mein Herz schien einen Moment auszusetzen, nur um dann mit dreifacher Geschwindigkeit weiterzuschlagen. Du warst da… du standest wirklich vor mir! Ich konnte es nicht glauben, starrte in dein Gesicht, versuchte jedes Detail in mir aufzusaugen um es nie wieder zu vergessen. Deine Augen, die mich so dunkel und vertraut ansahen, die Liebe und Wärme, die sich durch deinen Blick in mir ausbreitete. Dieses sanfte Lächeln, das deine Lippen umspielte und welches ich so sehr liebte. Es gab einem immer das Gefühl, nicht allein zu sein.

Ich merkte wie sich langsam Tränen in meinen Augen bildeten und schließlich meine Wange herunterliefen. Ich konnte es noch immer nicht begreifen, dass du soeben wirklich vor mir standest und wollte gerade meine Arme ausstrecken um dich zu umarmen, als ich plötzlich nicht mehr weiter konnte. Verblüfft streckte ich probeweise meine Hand aus, jedoch wurde ich von etwas Ähnlichem wie einer Glasscheibe gestoppt. Nein… nein, das konnte nicht sein! Panisch sah ich in dein Gesicht, du lächeltest noch immer und starrtest mich an. Verzweifelt schlug ich auf die durchsichtige Wand vor mir, schrie, weinte… Doch egal was ich versuchte, ich konnte nicht zu dir, die Glasscheibe verhinderte es. Nein! Das konnte doch nicht wahr sein, dass ich dich endlich wieder sehen sollte und dann-…//
 

Schreiend wache ich auf und sehe mich panisch in der Dunkelheit um. Mein Zimmer… Alles ist gut, ich bin in Sicherheit… NEIN! Nichts ist gut! Ich habe dich gesehen, du warst da! Du hast vor mir gestanden und doch konnte ich nicht zu dir. Ich merke wie sich die Tränen schon wieder ihren Weg über mein Gesicht bahnen und schluchze trocken auf. Es tut einfach so unglaublich weh… Ich habe das Gefühl als ob mir jemand soeben ein Messer ins Herz gestochen hätte und es jetzt langsam herumdreht, weiterbohrt, den Schmerz noch mehr verstärkt. Schwer atmend lege ich meine schwitzenden Hände um meinen Bauch und umklammere mich selbst, in der Hoffnung so ein wenig Halt zu finden. Langsam wiege ich mich vor und zurück, versuche die Bilder des Traumes so weit wie möglich zu verdrängen. Noch immer spüre ich die Verzweiflung, die mich überfiel als ich nicht zu dir konnte, noch immer brennt diese Sehnsucht in mir, die ich fühlte als ich dich wiedersah… Hektisch schnappe ich nach Luft und versuche mich zu beruhigen als plötzlich die Tür aufgeht und ein verschlafener Akira besorgt nach mir fragt. Ich antworte nicht, nehme nicht einmal richtig wahr, dass da gerade jemand in mein Zimmer gekommen ist, denn ich bin gerade viel zu sehr damit beschäftigt meine Atmung und meinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen.
 

Plötzlich spüre ich eine große, warme Hand auf meiner Schulter und zucke mal wieder zusammen. Erstaunt sehe ich auf und blicke direkt in Akiras sorgenvolle, dunkle Augen. Vage erinnere mich vorhin eine Stimme gehört zu haben, wahrscheinlich war er das…
 

„Kouyou…“, spricht er mich leise an und setzt sich neben mich. Ich schaue ihn nicht an, will nicht, dass er die Tränen auf meinen Wangen sieht. „Was ist passiert?“ Ich antworte nicht, fange nur wieder an heftig zu zittern und krümme mich zusammen. Wenn ich an den Traum von vorhin denke, überfällt mich schon wieder diese riesige Welle aus Traurig- und Hilflosigkeit. Es tut so weh daran zu denken, dass ich dich – genau wie ich es geträumt habe – niemals mehr erreichen kann und es gibt nichts, aber auch gar nichts, das etwas daran ändern könnte.
 

„Kou... bitte rede mit mir… Ich mache mir Sorgen, was ist denn los?“ Ich höre Akiras tiefe, raue Stimme nah an meinem Ohr und höre die Bettdecke rascheln als er sich leicht dreht um mich von hinten zu umarmen. Warum macht mir seine Nähe nichts aus? Habe ich mich einfach nur daran gewöhnt oder gefällt sie mir sogar ein wenig? Der Gedanke daran macht mir Angst, ich will doch eigentlich nur deine Nähe!

Schwer seufze ich und lehne mich unauffällig ein kleines bisschen an Akira. Wenn ich mir vorstelle, dass du das bist… Dass es deine starken Arme sind, die sich um meinen Bauch legen, dass es deine Haare sind die meinen Nacken kitzlen und dass du es bist, in dessen Armen ich aufhöre zu zittern… Dann ist es okay… Wenn ich mir vorstelle, dass du das alles bist ist es in Ordnung.
 

„Ich hatte… einen Traum… Ich weiß nicht ob man es als Albtraum bezeichnen kann, aber… ich bin froh dass ich aufgewacht bin, es war so schrecklich!“, beginne ich leise zu erzähle und durchbreche somit die Stille die seit Akiras letzter Frage zwischen uns herrschte. Ich habe Mühe meine Stimme unter Kontrolle zu halten und mich nicht schon wieder von meinen Emotionen überwältigen zu lassen, denn ich will nicht in Akiras Gegenwart heulen. Immerhin habe ich ihm und Taka ja versprochen, dass ich mich bemühe mich zu bessern…
 

„Erzähl mir davon… Worum ging es in dem Traum?“, unterbricht Akira leise flüsternd meine Gedanken und ich seufze. Soll ich wirklich? Vielleicht haltet er mich dann für noch verrückter…? Andererseits… in seinen Augen bin ich ohnehin schon krank, also was habe ich zu verlieren? Also beginne ich zu reden, ich erzähle Akira von dem Traum, meinen Gefühlen danach und der Panikattacke die ich bekam als ich aufgewacht bin. Er hört mir die ganze Zeit nur stumm zu, unterbricht mich kein einziges Mal und danach bin ich einfach nur fertig. Während dem Reden sind mir schon wieder die Tränen gekommen und ein paar Mal musste ich eine kurze Pause machen, weil meine Stimme wegbrach. Ich kann nicht behaupten, dass es mir jetzt besser geht, obwohl es ja immer heißt ‚darüber reden hilft!‘. Nein, ich fühle mich einfach nur erschöpft und ausgelaugt, so als könnte ich nie wieder etwas anderes tun als schlafen. Doch so schnell will Akira die Sache anscheinend nicht auf sich beruhen lassen, nein, es wäre natürlich viel zu einfach, jetzt zu gehen und mich allein zu lassen.
 

„Kouyou… Ich verstehe, dass es dir unheimlich weh tut, Yuu so nah zu sein und ihn trotzdem nicht mehr hier zu haben…“, fängt er an und ich lasse ihn einfach reden, weise ihn nicht darauf hin, dass er wahrscheinlich nicht die geringste Ahnung davon hat, wie SEHR es wirklich schmerzt. „Aber du musst langsam akzeptieren, dass Yuu nicht mehr da ist und auch nie mehr zurückkommen wird… Bitte, du sollst ihn nicht vergessen oder die Erinnerung an ihn verdrängen, ich will nur dass du versuchst zu akzeptieren, dass er nicht mehr hier ist, ja? Kannst du das tun? Es wenigstens versuchen…?“ Ich spüre wie etwas in mir zerbricht, das war überhaupt nicht das was ich hören wollte. Ich habe Akira von meinem Traum erzählt in der Hoffnung, dass er mich zumindest ansatzweise versteht und versucht nachzuvollziehen wie ich mich im Moment fühle. Aber nein, er kommt natürlich auch nur wieder mit den immer gleichen Floskeln, die ich mir seit Wochen anhören muss…
 

Ich versuche meine Enttäuschung so gut es geht zu verbergen auch wenn es mir gerade unglaublich schwer fällt und winde mich aus seinen Armen. „Ich möchte jetzt bitte… allein sein…“, meine Stimme klingt unsicher und brüchig, genauso wie ich mich im Augenblick fühle. „Okay, ich… geh dann mal wieder… Wenn du noch was brauchst… du weißt ja wo du mich findest“, mit diesen Worten drückt mich Akira fest, steht dann auf und geht zur Tür. Bevor er mein Zimmer endgültig verlässt dreht er sich noch einmal um und ich bilde mir ein im Halbdunkel die Enttäuschung, sie ich selbst gerade fühle auf seinem Gesicht zu sehen. Schnell wende ich mich ab und höre nur noch wie sich die Tür leise schließt. Jetzt bin ich wieder allein, ich hatte die Chance mir von Akira helfen zu lassen, aber wieder einmal habe ich sie nicht genutzt. Viel schlimmer noch, ich habe ihn weggestoßen obwohl er es bestimmt nur gut gemeint hat. Dabei kann er ja nicht wissen, dass mich sein Verhalten genauso verletzt und enttäuscht wie ihn meines. Er hat keine Ahnung was ich von ihm will, was er sagen soll um mir zu helfen, genau wie Takanori und Yutaka wahrscheinlich auch. Erwarte ich zu viel von meinen Freunden?
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*
 

Sooo~ das wars wieder mal ^^

Ich möchte noch kurz etwas zum Inhalt der FF sagen. Vielleicht denken sich manche, dass sie langweilig ist, weil nicht so wirklich spannende Sachen passieren und eigentlich immer nur Negative Dinge geschehen, aber ihr müsste bedenken, dass es hier um Trauerbewältigung und psychische Probleme geht. Da muss eben ein GRoßteil der Geschichte von den Gedanken der Charaktere handeln und auch auf die GEfahr hin, dass sich einige dieser GEdanken manchmal widerholen, ist das notwendig für die GEschichte, damit sie wenigstens halbwegs realistisch rüberkommt :) Ich weiß,d er Grund für Yuus Selbstmord schein im Moment noch sehr fragwürdig, aber mal sehen... vielleicht ändert sich das ja noch ;)

Ich möchte noch kurz erwähnen, dass ihr mir es bitte nicht übelnehmen sollt, wenn ich hier Kouyous Zustand (oder den der anderen) falsch oder nicht realistisch darstelle, ich habe (zum Glück) keinerlei persönliche Erfahrung mit Depressionen oder Trauerbewältigung, daher korrigiert mich bitte wenn ich in der FF zu sehr von der Realität abweiche, oder wenn etwas unlogisch ist ^^ Bin dankbar wenn ich auf so etwas aufmerksam gemacht werde :3

So. Das war's jetzt aber wirklich von mir, ich lasse euch jetzt wieder in Ruhe ^^'

Hoffentlich bis bald und einen schönen Sonntag noch :)

LG, Anna x3

You know someone means a lot to you when their mood can easily affect yours.

Lange ist's her seit dem letzten Update xP

Aber jetzt habe ich endlich Ferien und kann wieder ein bisschen mehr schreiben ^^

Ich muss gestehen, dass das Kapi eigentlich schon lange fertig ist, ich aber noch nicht zum Hochladen gekommen bin Q_Q

gomen ne~ Dx

ICh weiß auch nicht, wann ich das nächste Mal updaten kann, da ich die nächsten Tage in Urlaub fahre und nach den Ferien mit meiner Klasse eine Woche lang weg bin xD
 

Ich hab wieder einen Song für euch, der mich beim Schreiben sehr inspiert hat ^-^ http://www.youtube.com/watch?v=i1bP6__4wUI

Eigentlich heißt er ja 2.20 Girl aber ich finde die Version mit 'Boy' passender ;)
 

Soo~ jetzt aber genug gelabert (liest das hier überhaupt noch irgendwer? o.e)

Viel Spaß mit dem neuen Kapitel :D
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*
 

You know someone means a lot to you when their mood can easily affect yours.
 

*~~* Akiras POV *~~*
 

Mit einem beklommenen Gefühl schließe ich leise Kouyous Tür und mache noch einen Abstecher in die Küche. Schlafen kann ich jetzt auf keinen Fall, dazu war der Vorfall eben viel zu aufwühlend. Ich kam vorhin gerade von der Toilette zurück, als ich plötzlich einen Schrei aus Kouyous Zimmer hörte. Mir tat es im Herzen weh als ich ihn da so aufgelöst in seinem Bett sitzen sah und wie immer überkam mich ein überwältigendes Gefühl der Hilf- und Machtlosigkeit. Kou ist mir in den letzten Monaten noch viel wichtiger geworden als er es vorher schon war, ich will dass es ihm endlich wieder besser geht!
 

Gedankenverloren hole ich mir ein Glas Milch und setze mich ans Küchenfenster. Ob Kouyou wohl schon wieder schläft? Oder sitzt er gerade eben auch an seinem Fenster und sieht die Sterne an? Ich muss zugeben, dass es mir verletzt hat, als er mich vorhin einfach so weggeschickt hat. Ich will ihm doch nur helfen, aber wie soll ich das denn bloß machen, wenn er mir nicht sagt was er eigentlich will und uns alle immer nur wegstößt? Ich habe das Gefühl als ob wir immer noch in derselben Situation wären, wie direkt nachdem Kouyou aus der Klinik gekommen ist, als ob einfach alles angehalten hätte und wir uns nur im Kreis drehen, ohne überhaupt einen Schritt weiterzukommen.
 

Takanori und Yutaka haben schon vor Wochen wieder angefangen zu arbeiten, aber ich bin immer noch im ‚Urlaub‘. Ich sage mir dauernd, dass ja einer von uns zu Hause bei Kou bleiben muss, aber eigentlich weiß ich genau, dass das nicht der einzige Grund ist. Ich kann nicht genau sagen warum es mir so wichtig ist in Kouyous Nähe zu sein, aber ich kann und will ihn einfach nicht alleine lassen. Er bedeutet mir so viel, wie es im Moment kein anderer Mensch tut. Ich will nicht darüber nachdenken, dass er mir langsam wichtiger wird, als er es sein sollte, denn solche Gefühle wären in der momentanen Situation mehr als fehl am Platz. Kouyou kommt ja nicht mal mit seinen eigenen klar, wie könnte ich ihm da meine auch noch zumuten. Apropos Kou... Ich denke ich sehe besser noch mal nach ihm, ob auch wirklich alles okay ist, auch wenn er vorhin ausdrücklich sagte, dass er allein sein will.
 

Langsam stehe ich auf, stelle mein Glas in die Spüle und schleiche dann so leise wie möglich in Kouyous Zimmer. Alles ist mucksmäuschenstill und dunkel. Anscheinend schläft er schon wieder. Gut so, er braucht den Schlaf dringend, denn er sieht tagsüber nicht gerade so aus, als ob er in der Nacht viel davon bekäme.
 

Auf Zehenspitzen und darauf bedacht ja kein Geräusch zu machen das ihn womöglich wecken könnte, schleiche ich zu Kouyous Bett und beuge mich darüber. Er liegt, eines seiner vielen Kissen fest umklammernd, auf der Seite und sieht so unglaublich verletzlich und schutzlos aus, dass es mir im Herzen weh tut. Er war immer so stark und unabhängig und jetzt... Ich glaube keiner von uns hätte jemals gedacht, dass er in Wahrheit doch so stark von Yuu abhängig war, dass er durch seinen Tod zu einem depressiven und zutiefst verletzten Schatten seiner Selbst wurde. Wahrscheinlich hätte nicht einmal er selbst damit gerechnet, dass er einmal so am Ende sein könnte.

Ich knie mich neben sein Bett, sodass ich mit seinem Gesicht auf Augenhöhe bin, und strecke langsam meine Hand aus. Er ist so schön... Sanft streiche ich ihm eine Strähne seines wirren, hellen Haares aus der Stirn und lasse meine Fingerspitzen dann ganz langsam über seine Wange gleiten. Er sieht so entspannt und friedlich aus, wie ich ihn schon seit Monaten nicht mehr erlebt habe und-... „Yuu...? Bist du das?“, erklingt plötzlich seine leise, schlaftrunkene Stimme und ich zucke zurück als ob ich mich verbrannt hätte. Scheiße, er er ist aufgewacht! Und jetzt denkt er... ich wäre Yuu?

„Nein, tut mir Leid, Kou. Ich bin es, Akira... Ich wollte nur noch einmal nachsehen, ob bei dir alles okay ist. Entschuldige, dass ich dich geweckt habe, ich bin schon wieder weg. Schlaf einfach weiter“, flüstere ich leise, wobei ich merke wie mir ein dicker Kloß langsam die Luft abschnürt. Ich muss schnellstmöglich hier raus!

„Ach so... ich dachte-... schon okay“, murmelt Kouyou leise und ziemlich enttäuscht, ehe er sich auf die andere Seite dreht und mir so den Rücken zukehrt. Einige Augenblicke bin ich wie erstarrt, schaue regungslos zu wie Kous Körper leicht zu zucken beginnt und die ersten, unterdrückten Schluchzer zu hören sind. In meinem Kopf wirbeln die verschiedensten Gedanken durcheinander, bevor ich mich endlich von seinem Anblick losreiße und fast schon panisch aus dem Zimmer renne.
 

Zurück in meinen eigenen vier Wänden, lasse ich mich aufs Bett fallen und versuche das eben Geschehene erst mal zu begreifen. Ich könnte mich dafür schlagen, dass ich einfach weggerannt bin! Kouyou hat wirklich gedacht ich wäre Yuu, als ich ihn aufweckte und ich habe ihn dann einfach allein gelassen, als er deshalb anfing zu weinen. Ich kann nicht sagen, was mich mehr schockiert: Dass Kou offenbar noch immer so extrem stark an Yuu hängt oder dass ich so ein Feigling bin und einfach weglaufe. Scheiße, mein schlechtes Gewissen bringt mich fast um! Ob er wohl immer noch weint? Oder hat er sich schon wieder beruhigt und schläft einfach weiter? Ich widerstehe dem Drang sofort aufzuspringen und zu Kouyou zu rennen um mich davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung ist, denn ich traue mich nicht ihm jetzt noch einmal gegenüber zu treten.
 

Verzweifelt lehne ich meinen Kopf gegen die Wand und schließe die Augen. Ich kann einfach nicht glauben, dass dieses Häufchen Elend nebenan mein Kouyou ist. Kann das wirklich allein an Yuus Tod liegen, oder gibt es vielleicht noch andere Gründe für sein extremes Verhalten? Ach Yuu... Wenn du doch nur geahnt hättest, was du uns mit deinem Tod antust... was du Kouyou antust... Dann wärst du bestimmt nicht gegangen, oder? So egoistisch wärst du niemals gewesen. Nein, du hättest weitergelebt, für uns, für Kou... Er hätte dir an jenem Abend seine Liebe gestanden und du hättest gemerkt, dass es überhaupt keinen Grund gibt, sich etwas anzutun und jetzt wärt ihr beide glücklich und wir müssten nicht alle damit klar kommen, dass einer unserer besten Freunde sich das Leben genommen hat, aus Liebe zu einem anderen Menschen.
 

Yuu, ich verstehe dich nicht... Warum hast du nicht mit jemandem geredet, anstatt deinem Leben einfach ein Ende zu bereiten? Wir hätten es doch verstanden! Kouyou hat ja auch mit uns über seine Gefühle zu dir gesprochen, warum also konntest du es nicht?
 

Aber was mich – auch jetzt nach über vier Monaten – immer noch am meisten beschäftigt, ist die Frage warum niemand von uns etwas bemerkt hat. Keiner hat gesehen, dass du dich verändert hattest, dass du... nicht mehr leben wolltest. Sind wir wirklich alle zu unaufmerksam gewesen, oder hast du es nur so gut verbergen können? Wie hast du es bloß geschafft, das alles so lang zu verstecken? Und wie verdammt, konntest du das letztendlich tun?!?!
 

„Warum, Yuu?!?! Warum zum Teufel hast du uns das angetan?!?!“, flüstere ich leise und merke wie mich urplötzlich ein Gefühl der Wut erfasst. Eine unglaubliche Wut auf Yuu, dafür dass er uns einfach allein gelassen hat, dass er so ein Feigling war und lieber gegangen ist, als mit uns – seinen besten Freunden! - über seine Probleme zu reden! Wie von Sinnen beginne ich auf mein Kissen einzuschlagen, weiß nicht wohin mit meiner Aggression und mit jedem Schlag fällt mir ein weiterer Grund ein, warum ich gerade so wütend bin.
 

„Ich bin so verdammt sauer auf dich, Yuu Shiroyama! Weil du so egoistisch warst und abgehauen bist! Weil du so ein Idiot warst! Weil du uns einfach feige im Stich gelassen hast! Weil es deine Schuld ist, dass Kouyou nicht mehr er selbst ist! Weil wegen DIR jetzt alles anders ist! Weil KOU anders ist! Weil ICH anders bin! Weil wir ALLE anders sind...“, musste ich mich am Anfang meines Wutausbruchs noch zusammenreißen nicht das ganze Haus zusammenzuschreien, wurde meine Stimme – genauso wie meine Schläge – gegen Ende immer leiser, bis ich nur noch flüstere.
 

Ich lasse meine zu Fäusten geballten Hände sinken und starre an die Wand. Mein Kopf ist wie leer gefegt, ich kann keinen einzigen klaren Gedanken mehr fassen. Dass mir Tränen über das Gesicht laufen, merke ich erst als sie mir auf die Hände tropfen, die regungslos in meinem Schoß liegen. Ja, ich bin wütend. Unglaublich wütend und verzweifelt. Aber nicht auf Yuu wie mir gerade klar wird, sondern auf mich selbst. Ich brauche nur einen Sündenbock, dem ich die Schuld geben kann und das ist in dem Fall Yuu. Ich weiß einfach nicht wohin mit den ganzen verwirrenden Gefühlen, die ich im Moment habe und wenn ich jetzt so darüber nachdenke, schäme ich mich für meinen Gedanken.
 

Wie konnte ich Yuu nur so schlecht machen? Er kann doch nicht wirklich was dafür, dass ich gerade total überfordert mit der Situation bin. Er war immer so gutmütig, freundlich und hilfsbereit. Hat sich immer für uns andere aufgeopfert und alles für uns getan, wahrscheinlich war die Entscheidung sein Leben zu beenden, die Einzige egoistische die er jemals getroffen hat. Er hat immer das Wohl seiner Liebsten über sein Eigenes gestellt und jetzt behaupte ich, dass er feige und egoistisch gewesen wäre? Ich bin so schrecklich! Wie kann ich böse auf ihn sein, wenn ich nicht mal genau weiß was in ihn vorgegangen ist, kurz vor seinem Tod? Ist es gerechtfertigt, seinen toten besten Freund zu hassen, weil er sich das Leben genommen hat? Ihm einen Vorwurf zu machen, weil er nicht mehr konnte? Wobei... Ich hasse ihn ja nicht, es macht mich nur so unendlich traurig wenn ich darüber nachdenke, wie anders jetzt alles wäre, wenn Yuu diese Entscheidung nicht getroffen hätte.
 

Langsam lege ich mich auf mein Bett und schließe gequält die Augen. Schon wieder quellen Tränen aus ihnen hervor und mir wird bewusst, dass ich zum ersten Mal seit fast fünf Monaten meine Gefühle richtig zulasse. Bis jetzt war ich immer stark, für Kou, für die anderen. Ich habe geglaubt, dass ich die Trauer einfach schnell überwunden hätte, dabei habe ich es nur verdrängt. Die Erkenntnis kommt mit einem Mal und ich bin geschockt darüber, wie sehr ich mich in den letzten Monaten selbst belogen habe. Nie habe ich mir erlaubt mal richtig zu weinen und um Yuu zu trauern, immer musste ich stark bleiben, um Kou vor dem Abgrund zu bewahren. Während ich mich um ihn gekümmert habe, ihn jeden Tag in der Klinik besuchte, obwohl er nie mit mir redete, habe ich nie wirklich über alles nachgedacht – habe nicht nachdenken wollen – und mir wird erst jetzt, wo ich hier so alleine und weinend in meinem Bett liege, klar, wie sehr mich Yuus Tod eigentlich verletzt hat.
 

Verdammt, er war mein bester Freund! Wie konnte ich da ernsthaft denken, dass ich nach ein paar Monaten schon wieder völlig okay wäre und mein Leben weiterleben konnte? Wie konnte ich das einfach alles verdrängen und glauben, dass mein Verhalten von Stärke zeugt? Es war nicht stark von mir, so zu tun als ob ich wunderbar damit klar käme, dass mein bester Freund sich umgebracht hat, nein, es war unheimlich schwach meine Gefühle zu verdrängen und keine Trauer zuzulassen.
 

„Akira?“, erschrocken zucke ich zusammen, als ich plötzlich Yutakas Stimme höre. Verdammt, hat er mich etwa gehört? Hektisch wische ich mir übers Gesicht, um die Tränenspuren loszuwerden, was aber nicht klappt, da immer wieder noch mehr der salzigen Tropfen mein Gesicht herunterrinnen.
 

„Hey... Akira... Was ist denn los? Warum weinst du?“, ich spüre wie er sich neben mich aufs Bett setzt und plötzlich ist es mir egal, dass ich eigentlich nicht will, dass mich jemand so schwach und verletzlich sieht, denn im Moment brauche ich einfach nur jemanden der mir zuhört und mich in den Arm nimmt.

„Yutaka, ich-...“, ich breche ab, finde keine Worte. Stattdessen setze ich mich auf und rutsche unsicher näher zu dem Schwarzhaarigen. Dieser schlingt nach kurzem Zögern seiner Arme fest um mich und ich lehne mich dankbar gegen seine Brust. Wahrscheinlich wundert sich Yutaka gerade ziemlich über mich, sonst bin ich nie so auf Körperkontakt und Trost aus, wie gesagt bin ich immer der Starke. Aber auch die Stärksten haben mal ihre schwachen Momente oder nicht?

„Willst du mir erzählen was los ist? Warum weinst du denn“ Ich schlucke schwer, ehe ich mir einen Ruck gebe und ihm alles erzähle. Ich rede und rede und höre erst auf als ich nicht mehr kann, weil die Tränen und die Schluchzer mir die Luft abschnüren. Yutaka hat mich kein einziges Mal unterbrochen, hat nur schweigend zugehört und ich bin ihm mehr als dankbar dafür. Denn auch wenn der Schmerz sich wie ein Stachel in mein Herz bohrt, fühle ich mich besser, weil ich endlich einmal alles losgeworden bin und mit meinen Gedanken nicht allein sein muss.
 

„I-Ich fühle mich so unglaublich mies, Yutaka. Ich bin einfach... einfach weggegangen wo er geweint hat! Wie konnte ich das nur tun? Er hätte mich doch gebraucht...“, noch immer quält mich mein schlechtes Gewissen, dass ich Kouyou vorhin einfach allein gelassen habe.

„Akira... Wir wissen beide, dass er dich weggeschickt hätte. Du hättest ihm nicht helfen können, wenn er unsere Nähe und Hilfe nicht will, können wir sie ihm nicht aufzwingen. Es klingt hart, ich weiß, es IST hart und ja, es tut verdammt weh, aber wenn er nicht von sich aus zu uns kommt, hat das keinen Sinn sich ihm aufzudrängen“

„Ja... aber-... aber was wenn er sich jetzt allein und im Stich gelassen fühlt...? Weil-... weil ich so feige war und einfach... weggelaufen bin?“ Yutaka schweigt einen Moment, scheint sich eine Antwort zu überlegen.

„Akira... Wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Ahnung was ich dir jetzt sagen soll... Wir sind alle in einer verdammt verzwickten Situation, keiner von uns weiß genau, was in Kouyou vorgeht, ich weiß nur, dass mir auch dieser Vorfall, dass er dich für Yuu hielt, nur zeigt, dass wir dringend etwas tun müssen. Kouyou fühlt sich seit Monaten allein gelassen und einsam, nicht erst seit heute Nacht und daran kann offenbar keiner von uns etwas ändern“
 

Seine Worte machen mich unglaublich traurig, denn ich weiß, dass sie wahr sind.

„Aber es ist auf keinen Fall deine Schuld, dass es Kouyou im Moment so schlecht geht! Bitte glaub das ja nicht, Akira“, redet Yutaka noch leise auf mich ein und ich muss trotz der – mittlerweile getrockneten – Tränen in meinem Gesicht, lächeln.

„Nein, keine Angst Yutaka. Ich gebe mir nicht die Schuld an der ganzen Situation. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich-... Ich hab nur... das Gefühl, dass wir dringend etwas tun sollten um Kouyou zu helfen, der Klinikaufenthalt hat ja nicht viel gebracht... Was können wir denn bloß tun?“

„Hmm... Außer professioneller Hilfe – vielleicht sogar noch einmal eine Einweisung – fällt mir auch nichts ein“

„Nein! Kouyou will nicht schon wieder eingewiesen werden und ich-... ich will das auch nicht...“, als mir bewusst wird, was ich da eben gesagt habe, vergrabe ich mein Gesicht beschämt an Yutakas Brust. Shit, warum sage ich so einen Mist? Doch er räuspert sich nur und ignoriert meine Aussage zum Glück.

„Aber was willst du sonst machen? Alles was wir tun, schlägt fehl, wir können ihm nicht helfen, Akira!“, ich weiß dass er Recht hat, aber irgendetwas in mir sträubt sich dagegen, zu glauben, dass es Kouyou wirklich so schlecht geht.

„Ich weiß... Aber Taka und ich haben ihm gerade eben erst versprochen, dass wir nichts dergleichen gegen seinen Willen tun werden... Wir können dieses Versprechen doch nicht jetzt schon brechen“

„Werden wir natürlich auch nicht, aber vielleicht sollten wir noch mal mit ihm darüber reden, am besten so bald wie möglich“

„Ja, wahrscheinlich hast du Recht...“, stimme ich seufzend zu, bin aber in Gedanken schon längst bei was anderem. Nämlich meinem Wutanfall von vorhin. Davon habe ich Yutaka noch nichts erzählt und nun weiß ich nicht wie ich es anschneiden soll.

„Du, Yutaka...?“, fasse ich mir dann doch ein Herz.

„Hm?“

„Ich... Es ist noch etwas passiert vorhin...“

„Hm? Was denn? Willst du es mir erzählen?“ Ich nicke, suche nach geeigneten Worten, damit er meine Zweifel und Gefühle verstehen würde.

„Als ich zurück in mein Zimmer kam und über alles nachdachte... da wurde ich so unglaublich wütend. Ich war so sauer auf... auf Yuu und das was er getan hat. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen und habe wie ein Irrer auf mein Kissen eingeschlagen, wobei mir immer mehr Gründe eingefallen sind, warum ich wütend auf ihn bin. Danach hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil mir klar wurde, dass ich eigentlich auf mich selbst sauer war und Yuu nur ein Sündenbock war, weil ich nicht wusste, wohin mit meinen Gefühlen... Ich-... die letzten Monate habe ich immer... habe ich immer verdrängt, wie sehr es mich eigentlich verletzt hat, was Yuu getan hat... Ich habe mir nicht eingestehen wollen, dass ich auch nur ein Mensch bin, der eben seine Zeit zum Trauern braucht. Und vorhin... vorhin ist mir klar geworden, dass ich nicht stark war, weil ich meine Gefühle nicht zulassen konnte, sondern unglaublich schwach...“
 

Ich beginne wieder zu weinen, woraufhin mich Yutaka noch fester in die Arme nimmt und mehr zu sich zieht, sodass ich jetzt halb auf seinem Schoß sitze.

„Ich-... Ich Yutaka... Es tut so weh darüber nachzudenken... dass alles anders sein könnte... Ich habe das Gefühl nie wieder atmen zu können...“

„Akira... Aki, hey beruhig dich doch bitte. Ich weiß es tut verdammt weh, uns allen ist es so gegangen wie dir jetzt...“, Yutaka streicht langsam über meinen Kopf doch ich kann mich nicht beruhigen, weine nur noch mehr, spüre den Schmerz, der mich eigentlich vor Monaten schon begleiten hätte sollen, überdeutlich und hasse mich für meine Schwäche. Aber andererseits merke ich auch wie gut es mir tut alles was sich da in meinem Inneren angestaut hat, rauszulassen und einfach einmal schwach zu sein.

„Ich kann es nicht glauben, dass-... dass ich so dumm war und mir eingeredet habe, nicht traurig sein zu müssen... es nicht zu dürfen, weil ich-... weil ich stark sein musste... für euch, für Kouyou... Er hätte doch nichts davon gehabt, wenn ich auch so am Ende gewesen wäre wie er, oder?“

„Das stimmt, aber Akira... Es ist okay mal am Boden zu sein, ja? Wir haben alle geweint und waren so schwach wie noch nie zuvor aber das ist in Ordnung. Wenn-... wenn jemand stirbt, den man liebt... braucht es eben lange, bis man damit umgehen kann. Manche brauchen kürzer und andere länger, aber am Ende schafft es jeder, egal wie und wie lange er getrauert hat...“
 

Ich bin tief bewegt von Yutakas Worten und fühle mich sofort ein wenig getröstet, einfach durch das Gefühl des Nicht-allein-sein, das er mir in diesem Moment gibt. Meine Tränen hören langsam auf zu fließen und auch mein hektisches Luftschnappen wird weniger. Ich bin froh es ihm erzählt zu haben.

„Aber was ist dann mit Kou? Wie lange wird er noch brauchen?“

„Ich wünschte ich wüsste es, Akira... Ich wünschte ich wüsste es...“
 

Eine Weile schweigen wir, halten uns einfach gegenseitig fest und es tut gut nur dazusitzen und zu wissen, dass man nicht allein ist und es niemals sein wird.

„Du, Yutaka...“

„Ja?“

„Glaubst du... Glaubst du, die Liebe zu Kouyou war der einzige Grund warum Yuu... warum er sich um-... das Leben genommen hat?“

Überrascht rückt der Schwarzhaarige ein wenig von mir ab, um mir in die Augen sehen zu können.

„Wie meinst du das, Aki?“, fragt er mich mit verwirrt gerunzelter Stirn und ich seufze. Ich weiß auch nicht genau, wo dieser Gedanke auf einmal herkommt.

„Naja, ich-... vergiss es, das war dumm von mir...“, ich will mich schon wieder ein wenig abwenden, als ich eine Hand an meiner Wange spüre.

„Nein, war es nicht. Was wolltest du damit sagen, Akira?“ Ich seufze erneut, schaue zu Boden und murmle leise: „Naja... Wenn ich so darüber nachdenke... Ist es nicht ein wenig... seltsam, dass Yuu sich das Leben genommen hat, weil er Kou geliebt hat? Ich meine... wer bringt sich aus Liebe zu jemand anderem um?“

„Heißt das-... Heißt das du glaubst nicht, dass das der wahre Grund war?“

„Doch doch, ich glaube schon, dass das der Grund war, aber... vielleicht war es nicht der Einzige, verstehst du?“, versuche ich ihm meine Gedanken begreiflich zu machen und Yutaka nickt langsam, jedoch zögerlich.

„Hmm... so habe ich da noch nicht drüber nachgedacht, ich habe das was er in seinem... Abschiedsbrief geschrieben hat nie in Frage gestellt, weil ich immer dachte er wäre ehrlich zu uns, in diesem letzten Brief...“

„Ich bezweifle das ja auch nicht, mir ist nur eben der Gedanke gekommen, dass-... dass es vielleicht noch andere Einflussfaktoren gab, die ihn dazu bewegt haben... zu gehen“

„Und was sollen das für Faktoren gewesen sein?“

„Keine Ahnung... Aber... denk doch mal an manche Stellen in seinem... Abschiedsbrief... Da schreibt er über solche schrecklichen seelischen Schmerzen, die er nicht mehr aushalten konnte... kann das wirklich allein durch die Liebe zu Kouyou verursacht worden sein?“

„Hm... Also jetzt wo du es sagst... vielleicht hast du Recht, aber wie sollen wir da mehr drüber herausfinden?“

„Ich weiß es nicht, aber auf jeden Fall will ich wissen, ob ich richtig liege oder ob ich doch nur Gespenster sehe“

„Ich auch, Akira, aber... bitte sei vorsichtig, ja? Ich will nicht, dass du irgendetwas unüberlegtes tust, das dir oder uns schaden könnte“

„Was soll ich denn da schon groß anstellen können? Ich will nur herausfinden, ob die Liebe zu Kouyou wirklich der einzige Grund war oder ob es da vielleicht noch etwas anderes gab, das Yuu dazu bewogen hat, sich das Leben zu nehmen“

„Das weiß ich ja, aber ich denke es wäre besser wir reden morgen erst mal mit Taka darüber. Mal sehen was er dazu meint. Und bitte Akira, versuche dass Kouyou nichts davon mitbekommt, ich kann nicht einschätzen wie er damit umgehen würde, wenn er erführe, dass wir Yuus letzte Worte an ihn anzweifeln“

„Wir zweifeln sie ja nicht an, wir-...“

„Akira, bitte! Versprich mir einfach ihn da rauszuhalten, ja?“

„Okay...“

„Gut. Ach ja und... Bitte steigere dich nicht zu sehr hinein, bis jetzt ist es ja nur eine vage Idee, ich will nicht, dass du dich in irgendwas verrennst und am Ende enttäuscht wirst. Vielleicht stimmt das ja auch gar nicht und es war wirklich alles genauso wie Yuu es in seinem Brief geschrieben hat“

„Ich steigere mich nicht rein, keine Sorge. Naja... Es ist ja nicht so, dass ich nicht glaube, dass Yuu das alles was er in seinem Brief beschrieben hat, wirklich gefühlt hat, ich habe nur auf einmal das Gefühl, dass da vielleicht noch mehr war, als er zugeben wollte...“

„Ja wie gesagt, vielleicht hast du Recht, vielleicht aber auch nicht... Ich kann es echt nicht einschätzen, aber wir reden auf jeden Fall morgen einmal mit Taka darüber, okay? Mal sehen, was er meint“

„Okay, machen wir“

„Gut, dann solltest du jetzt noch ein wenig schlafen, Aki“

Ich nicke zustimmend, bin in Gedanken jedoch immer noch bei dem Gespräch. Ich habe keine Ahnung woher diese Zweifel an Yuus Gründen auf einmal kommen, aber ich habe plötzlich wirklich das Gefühl, dass da noch mehr dahinter steckte, als wir alle zuerst annahmen.

„Okay, dann gehe ich mal wieder rüber. Wenn noch was ist, weißt du ja wo du mich finden kannst“, Yutaka streicht mir noch ein letztes Mal sanft über den Kopf, ehe ächzend aufsteht und sich erst einmal streckt. Ich muss grinsen, ist wohl auch nicht mehr der Jüngste. „Yutaka... Danke, für alles...“ Er dreht sich um und kommt mit einem Lächeln noch einmal auf mich zu.

„Gern geschehen, Aki. Ich bin froh, dass du es endlich geschafft hast, Trauer und Schwäche zuzulassen, ich hab mir schon Sorgen gemacht“
 

Ich nicke langsam, er hat Recht. Es hat wirklich gut getan, sich einfach mal richtig auszuheulen und jemand anderen stark sein zu lassen.

„Du hast was gut bei mir, Yutaka. Es hat mir echt viel bedeutet und geholfen, dass du für mich da warst, mir zugehört und mich in den Arm genommen hast“

„Du hast in den letzten Monaten so viel für uns alle getan, Akira. Das war das Mindeste was ich dir zurückgeben konnte. Außerdem... sind wir ja Freunde, da ist es doch selbstverständlich, dass man füreinander da ist, vor allem in Situationen wie diesen“

„Ja, da hast du wohl Recht... Danke trotzdem noch mal“

„Kein Ding, Aki“ Er bückt sich noch einmal und umarmt mich fest, bevor er endgültig aufsteht und zur Tür geht. Doch bevor er mein Zimmer verlässt, dreht er sich noch mal um und sieht mich undefinierbar an.

„Akira, versprich mir, dir nicht die Schuld zu geben, für etwas von dem, was passiert ist“ Ich muss lächeln, er ist immer so besorgt um alle.

„Werde ich nicht, keine Sorge Yutaka. Und ich werde mich auch nicht zu sehr in die Sache mit Yuus Abschiedsbrief reinsteigern“

Ich kann sehen, dass auch er lächelt und eine Hand auf die Klinke legt.

„Gut, das wollte ich hören. Gute Nacht, Akira. Schlaf gut“

„Danke, du auch, Yutaka“
 

Und dann bin ich wieder allein. Allein mit meinen Gedanken und Gefühlen. Keine Frage es hat gut getan alles zu erzählen, doch meine Zweifel und mein schlechtes Gewissen konnte auch das Gespräch mit Yutaka nicht beseitigen. Ich habe ihm zwar versprochen mich nicht in meine Theorie, was Yuus Gründe für seinen Selbstmord betrifft reinzusteigern aber ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, wie lange ich dieses Versprechen halten kann. Was hast du uns verheimlicht, Yuu? Ich hoffe es ist okay für dich, wenn ich versuchen werde es herauszufinden wenn es etwas gab..., mit diesem Gedanken schlafe ich schließlich erschöpft ein, die vergangenen Stunden hatten doch ihren Tribut gefordert.
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*
 

So~ das war's auch schon wieder ^^

Was haltet ihr davon, Akira auch mal so schwach zu sehen? Gut oder eher unnötig?

Und glaubt ihr auch, dass hinter Yuus Tod mehr steckte, als er in seinem Abschiedsbrief schrieb?

Lasst es mich wissen ^.^

Bin für Kritk, Lob usw. natürlich immer offen und freue mich über jedes Kommi x3

Ich wünsche euch allen noch ein schönes Wochenende ^^

Bis zum nächsten Mal :)

Lg, Anna x3

Sometimes it's better not to say anything than to say how you truly feel and make things worse.

Hallo meine Lieben ^^

Ja, ich lebe noch und ja, ich habe es tatsächlich geschafft ein neues Kapitel zu schreiben. Es tut mir furchtbar leid, dass ihr so ewig warten musstet, der Grund dafür ist einfach: Ich konnte, warum auch immer, nicht weiterschreiben. Ich hatte einfach keine Ideen, keine Motivation, war nicht in der richtigen Stimmung, was auch immer x_X

Aber jetzt habe ich es endlich zustande gebracht weiterzuschreiben und hoffe ihr habt die Geschichte noch nicht vergessen und freut euch ein neues Kapitel zu lesen ^o^

Ich werde ab jetzt versuchen wieder (mehr oder weniger) regelmäßig zu posten und vor allem keine so lange Pause mehr einzulegen, allein schon weil ich es selbst auch nicht mag, wenn Stories mittendrin plötzlich so lange Funkstille haben xD

Keine Ahnung wie gut ich mein Vorhaben umsetzen können werde, da nächste Woche die Schule wieder anfängt... aber ich bemühe mich ^^'

Ach ja, ich habe dieses Kapitel übrigens schon auf FF.de vor einiger Zeit hochgeladen, habe ehrlich gesagt vergessen, dass ich das auf Animexx auch machen sollte o.o' sorry dafür :p dafür kommt das nächste Kapitel schnell, wahrscheinlich schon morgen ^.^

Nun denn, genug gequatscht... jetzt wünsche ich euch viel Spaß (sofern man den bei der Thematik haben kann xD) beim Lesen des neunten Kapitels von Living In A Beautiful Nightmare!

~ Meto
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*
 

Sometimes it's better not to say anything, than to say how you truly feel and make things worse.
 

~**~ Akira's POV ~**~
 

Ein Ruck geht auf einmal durch Kouyous Körper und er springt abrupt auf. Ich kann gar nicht so schnell reagieren, da ist er schon weggerannt in Richtung unserer Wohnung. Perplex stehe ich einige Augenblicke einfach nur da und starre auf die Stelle, an der Kouyou noch vor wenigen Momenten gestanden hat. Was-... war denn das eben...?

„Scheiße!“, entkommt es mir laut und endlich kann ich mich aus meiner Schockstarre lösen. Ich ignoriere die seltsamen Blicke einiger Parkbesucher und sprinte los in die Richtung, in der Kou vor wenigen Minuten verschwunden ist.
 

Keuchend stoße ich die schwere Eingangstüre unseres Wohnblocks auf und werfe im Vorbeilaufen einen schnellen Blick auf die Anzeige neben dem Fahrstuhl. Neunter Stock. Mist, dann eben doch die Treppe.

So schnell ich kann haste ich die abgewetzten Stufen hinauf zu unserer Wohnung in den fünften Stock. Schon auf halber Strecke habe ich das Gefühl meine Lungen würden gleich platzen und meine Beine würden jede Sekunde unter mir weg knicken, doch ich kämpfe mich verbissen weiter nach oben, bis ich endlich unsere Wohnungstür mit dem zerkratzten Holzherz, das daran hängt, sehe.

Atemlos stütze ich mich mit einer Hand ab und ringe kurz nach Luft. Und doch gönne ich mir keine allzu lange Pause, denn die Sorge um Kouyou treibt mich fast in den Wahnsinn. Was war nur so plötzlich mit ihm los? Habe ich etwas falsch gemacht? Ihn bedrängt? Ich weiß es nicht.
 

Hektisch wühle ich in meiner Hosentasche nach dem Schlüssel und sperre dann mit zitternden Fingern auf. Ich brauche drei Versuche bis ich es schaffe.

Die Mühe, Jacke und Schuhe abzustreifen mache ich mir gar nicht erst, sondern stürme sofort zu Kouyous Zimmertür. Sie ist geschlossen, also atme ich noch einmal tief ein, wappne mich dafür einen aufgelösten Kouyou vor zu finden, und klopfe leise an. So viel Anstand muss sein. Als ich keine Antwort bekomme, drücke ich behutsam die Klinke herunter, öffne die Tür und will gerade einen Schritt in das Zimmer machen, als wie erstarrt stehen bleibe.
 

Ich spüre wie alles Blut aus meinem Gesicht weicht, als ich die Szene, die sich mir hier bietet, erfasse.
 

Kouyou, der zusammengekrümmt auf seinem Bett sitzt, blicklos ins Leere starrt, ein zerbrochener Kosmetikspiegel neben ihm. Kouyou, der eine große Scherbe fest umklammert in seiner rechten Hand hält, sein blutüberströmter linker Arm.

Fassungslos wandern meine Augen über den zitternden, schluchzenden Körper. Wie-... konnte er nur? Yuu ist durch so etwas gestorben und er-... oder war das Absicht? Wollte er... es Yuu etwas gleich tun?

Die Gedanken rasen wie wild durch meinen Kopf, doch einer kristallisiert sich klar heraus: Hilf ihm! Sei für ihn da und hilf ihm! Sofort!
 

Endlich kann ich mich aus meiner Starre lösen und überwinde fast schon zögerlich und mit wackligen Knien die paar Meter, die mich vom Bett und somit von Koyou trennen. Dieser sitzt immer noch genauso da, scheint sich keinen Zentimeter bewegt zu haben. Das Zittern seines Körpers – insbesondere seiner Hand – ist das einzige Lebenszeichen das er noch von sich gibt.

„Kouyou... hey... beruhig dich... alles wird gut... ich bin da, hörst du?“, spreche ich ihn leise an, aber er reagiert in keinster Weise, nur seine Finger verkrampfen sich noch ein wenig fester um die Scherbe, wie mir scheint. Noch immer rinnt Blut an seinem linken Arm entlang, tropft in unregelmäßigen Abständen auf die dunkle Bettwäsche.

Oh Gott, hoffentlich sind die Wunden nicht zu tief! Automatisch beginne ich in meinem Gehirn zu graben, was ich noch über erste Hilfe und das Stoppen von Blutungen weiß. Nicht viel, wie ich zugeben muss. Aber erst mal muss ich an die Scherbe kommen und zumindest zu ihm durchdringen.
 

„Kou... gib mir die Scherbe, ja? Du... brauchst sie doch jetzt nicht mehr...“, flüstere ich leise, setze mich vorsichtig und in gebührendem Abstand neben ihn. Noch immer lässt nichts darauf schließen, dass er meine Anwesenheit überhaupt wahrgenommen hat. So vorsichtig als könnte er bei der geringsten Berührung zerbrechen, lege ich eine Hand auf seinen zitternden rechten Arm.

Kouyou zuckt heftig zusammen und sein Kopf dreht sich ruckartig in meine Richtung. Die feuchtglänzenden Tränenspuren auf seinen blassen Wangen versetzen mir einen Stich. Er sieht so schwach und unglaublich verletzlich aus, dass ich fast schon glaube seinen Schmerz ebenfalls spüren zu können.

Seine Augen sind irgendwie erschreckend leer und gleichzeitig voll von einem inneren Schmerz, einer Verwirrtheit und Angst, die ich mir nicht einmal vorstellen kann. Sein Blick irrt rastlos über mein Gesicht, er scheint überall hin zu schauen, mich aber nicht zu sehen.
 

„Kouyou... hey, sieh mich an... komm, sieh mich an, Kou“, flüstere ich leise, wage es aber nicht mich in irgendeiner Weise zu bewegen. Nicht solange er noch die Scherbe in der Hand hält. Ich habe keine Angst, dass er mir weh tun könnte, sondern dass er sich selbst noch mehr verletzt, als er ohnehin schon getan hat.

Noch immer irrt sein Blick suchend umher, scheint etwas wahrzunehmen, das ich nicht sehen kann.
 

„Komm her, beruhige dich... alles wird wieder gut, hörst du?“, ich ziehe ihn jetzt doch in meine Arme, halte ihn so fest ich kann und streichle immer wieder über seinen rechten Arm, in dessen Hand er noch immer die Scherbe umklammert hält. Er wehrt sich, will nicht dass ich ihm so nah bin. Es tut mir weh, aber ich verdränge das in diesem Moment. Jetzt ist nur Kouyou wichtig. Immer wieder flüstere ich leise beruhigend in sein Ohr.

Ein Zittern geht durch den schmalen Körper und er schluchzt laut auf. Von einer Sekunde auf die andere erlischt sein Widerstand und er sinkt in sich zusammen. Seine Arme fallen kraftlos auf seinen Schoß und ich nehme ihm vorsichtig die Spiegelscherbe aus seinen verkrampften Fingern.
 

„So ist gut... du wirst sehen, Kou. Wir bekommen das wieder hin, alles wird wieder okay, ja?“ Er atmet schwach und von unregelmäßigen Schluchzern unterbrochen gegen meinen Hals und für ein paar Augenblicke verharren wir beide einfach so, ohne uns irgendwie zu bewegen. Ich frage mich noch immer warum er das getan hat. Hat er etwa versucht sich umzubringen? Oder wollte er sich 'nur' selbst verletzen? Naja, das ist ihm auf jeden Fall gelungen, wie ich mit einem Blick auf seinen linken Arm feststelle.

„Ich hab ihn gesehen...“, holt mich Kouyous Flüstern plötzlich aus meinen Gedanken. Verwundert halte ich mit meinen Streicheleinheiten inne. Was meint er damit? Wen-... nein! Ein Verdacht schleicht sich in meine Gedanken und bewirkt, dass mir augenblicklich anders wird.

„Wen? Wen hast du gesehen, Kou?“, würge ich schließlich leise hervor, bekomme jedoch keine Antwort mehr. Kouyou starrt wieder ins Nichts. Vorsichtig setze ich mich ein wenig auf und gehe ein bisschen auf Abstand.

„Kouyou, wir müssen ins Bad... deine Wunden verarzten“, sage ich leise, doch er macht keine Anstalten aufzustehen. Es scheint, als wäre er in einer anderen Welt gefangen und noch nicht zurückgekommen.

Ich seufze unmerklich und stehe langsam, Kouyou mit mir hochziehend, auf. Dann schlinge ich einen Arm um seine Schultern und lege den anderen in seine Kniekehlen. Mühelos hebe ich ihn hoch und gehe in Richtung Bad. Erschreckend wie leicht er ist... Viel leichter, als ein Mann seiner Größe eigentlich sein sollte.
 

Im Bad angekommen setze ich ihn vorsichtig auf den Badewannenrand und wende mich dem Spiegelschrank zu, um – zum zweiten Mal in dieser Woche – Verbandsmaterial zu suchen. Ich krame Desinfektionsmittel, Wattepads und einen sterilen Wundverband heraus und drehe mich wieder zu Kouyou um. Dieser sitzt wie paralysiert da und scheint immer noch nicht richtig wahrzunehmen was mit ihm und um ihn herum geschieht.

Ich knie mich vor ihn auf den kalten Fliesenboden und nehme vorsichtig, um ihm nicht unnötig weh zu tun, seinen linken Arm. Was ich bei genauerer Betrachtung sehe, lässt mich hart schlucken. Vier unterschiedlich lange, diagonale Wunden ziehen sich über den dünnen Unterarm. Sie sind zum Glück nicht besonders tief, aber durch die Spiegelscherbe sind die Wundränder ausgefranst.

Ich schüttele langsam den Kopf. Ich habe mich immer gefragt wie jemand so weit gehen kann, sich selbst zu verletzen. Jetzt weiß ich es. Verstehen tue ich es trotzdem nicht. Wie verzweifelt, wie viel Schmerz, Angst und Selbsthass muss man in sich haben, um sich einen scharfen Gegenstand zu nehmen und sich selbst die Haut aufzuschneiden? Ein Schaudern überkommt mich, doch ehe ich noch länger darüber nachdenken kann, höre ich wieder Kouyous leise, heisere Stimme: „A-Akira... E-Es tut mir... leid... es tut mir... so leid... ich-....“

Ich sehe verwundert auf, habe ich doch nicht damit gerechnet, dass er noch eine Reaktion zeigen würde. Langsam hebe ich die Hand und streiche sanft über seinen unverletzten Arm.

„Sch... Du musst dich nicht entschuldigen... Es ist alles okay...“, wir beide wissen, dass das eine Lüge ist. Nichts ist okay, nicht einmal ansatzweise, aber... im Moment ist tut es gut, sich einzureden, dass alles wieder okay werden kann. Was haben wir denn noch, außer die Hoffnung, dass irgendwann alles wie früher wird?

Kouyou erwidert nichts mehr und ich mache mich endlich daran seine Wunden zu verarzten. Mit einem kalten, nassen Waschlappen wasche ich zuerst sanft die eingetrockneten Blutspuren von seinem Arm, desinfiziere dann die Schnitte – wobei er leicht zusammenzuckt – und verbinde abschließend alles mit dem sterilen Wundverband.

Als ich damit fertig bin, seufze ich wieder und bleibe einfach vor Kouyou auf dem Boden sitzen.
 

„Akira, ich-...“, wieder ist es Kouyou der anfängt zu sprechen, aber ich unterbreche ihn einfach: „Nein, Kou. Ist schon okay, du solltest dich jetzt ein wenig ausruhen. Ich bringe dich in dein Zimmer“, er sieht mich verwundert, vielleicht auch ein wenig irritiert an, doch ich weiche seinem Blick gekonnt aus.

„Aber-...“, setzt er erneut an, doch abermals fahre ich ihm fast schon ungehalten über den Mund: „Nein, Kou. Ich... ich kann das jetzt nicht... Wir reden später darüber, ja?“ Der verletzte Ausdruck in seinen Augen tut mir selbst weh, doch ich beiße die Zähne zusammen und sage nichts mehr. Das alles ist im Moment einfach zu viel für mich. Jeden Tag mit Kouyous Schmerz und seiner beinahe greifbaren Verzweiflung und Sehnsucht nach Yuu konfrontiert zu werden... ich halte das einfach gerade nicht mehr aus.

Schweigend trage ich Kouyou in sein Zimmer zurück und lege ihn auf sein Bett. Er sieht unglaublich verloren und hoffnungslos aus, in diesem viel zu großen Bett und mit seiner blassen Haut und den matten, unordentlichen Haaren. Ich decke ihn vorsichtig zu, während ich merke wie meine Augen verdächtig zu brennen beginnen. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter und flüstere leise: „Versuche ein wenig zu schlafen, Kou... Wir reden später, ja?“ Er nickt schwach, die Augen fallen ihm fast schon zu und ich wende mich ab und verlasse schnell das Zimmer.
 

Leise schließe ich die Tür hinter mir und rutsche dann langsam, ein Schluchzen unterdrückend, daran hinunter. Verzweifelt stütze ich den Kopf in meine Hände und kralle mich in meinen Haaren fest. Immer wieder geistert die Frage nach dem Warum durch meinen Kopf.

Hat Kouyou unser Gespräch im Park so sehr verstört? Habe ich etwas Falsches gesagt? Bestimmt war es meine Schuld, dass er das getan hat! Wieso muss ich auch immer so hartnäckig sein und kann ihn nicht einfach in Ruhe lassen?

Aber, wenn du ihn in Ruhe lässt, passiert womöglich noch Schlimmeres..., flüstert eine leise Stimme in meinem Hinterkopf.

Was soll denn schon Schlimmeres passieren?! Kouyou ist doch schon ganz unten angekommen, noch tiefer in dieses schwarze Loch kann er ja gar nicht mehr fallen.

Ein verbittertes Lachen kommt über meine Lippen, doch schon im nächsten Moment könnte ich mich für meine Gedanken schlagen. Wie kann ich so etwas nur denken? Das klingt ja so, als hätte ich Kou schon aufgegeben.

Ich schüttele langsam den Kopf. Nein, ich habe ihn nicht aufgegeben, ich kann ihn nicht aufgeben, es muss einfach eine Möglichkeit geben ihn wieder ins Leben zurückzuholen. Entschlossen wische ich mir ein paar vereinzelte Tränen, die unbemerkt über meine Wangen gerollt waren, aus dem Gesicht und wühle dann in meiner Hosentasche nach meinem Handy.

Als ich es in der Hand halte, wähle ich Yutakas Nummer aus der Favoritenliste aus und halte das Handy ans Ohr. Schon nach dem ersten Freizeichen meldet er sich mit einem fragenden „Akira?“

„Ja, ich-... hast du 'ne Minute?“

„Äh, ja klar. Warte ich sage nur schnell meiner Assistentin, dass ich eine kurze Pause mache“

„Okay... danke“ Als selbstständiger Architekt kann sich Yutaka das natürlich erlauben einfach so eine Pause zwischendurch zu nehmen. Beneidenswert... wenn ich da an meinen eigenen Job denke... naja, wer weiß wie ob ich den überhaupt noch-...

„So! Da bin ich wieder. Also, was ist los?“, unterbricht Yutaka meine Gedanken und ich räuspere mich kurz. Irgendwie macht es mich jetzt auf einmal befangen, wenn ich daran denke ihm alles zu erzählen, was gerade passiert ist.

„Ich-... also es geht, um... Kouyou...“, stottere ich und merke, dass sich schon wieder ein dicker Kloß in meinem Hals bildet, der mir die Luft abzuschnüren droht. Seit wann bin ich eigentlich so eine Heulsuse?

„Was?! Akira, was ist passiert?!“, Yutakas Stimme klingt sofort alarmiert. Verständlich, ich rufe ihn nie während der Arbeit an, wenn es nicht wirklich wichtig ist.

„Ich-... wir waren im Park und er-... und dann-... er hat... ich-...“, stammele ich zusammenhanglos und irgendwie neben mir stehend. Plötzlich kommen mir wieder die Tränen und diesmal mache ich keinen Versuch das Schluchzen zu unterdrücken.

„Ganz ruhig, Akira. Atme erst einmal tief durch und dann erzählst du mir in aller Ruhe was passiert ist, okay?“, dringt Yutakas bemüht ruhige Stimme an mein Ohr, doch trotzdem kann ich die Anspannung und Sorge aus seinem Tonfall heraushören. Ich nicke schwach, auch wenn er es nicht sehen kann, atme tief durch und plötzlich bricht alles aus mir heraus. Ich rede und weine und rede trotzdem weiter, immer wieder durch Schluchzer unterbrochen, aber Yutaka hört mir einfach zu, so wie er es schon in jener Nacht gemacht hat. Und wieder einmal bin ich ihm unglaublich dankbar dafür.

Das Einzige was er auf meinen Redeschwall hin sagt, ist: „Ich bin in einer halben Stunde zu Hause“

Dann hat er auch schon aufgelegt und lässt mich für die nächsten 30 Minuten mit meinen Gedanken und Gefühlen allein. Habe ich das Richtige getan? Oder wäre es besser gewesen, einfach abzuwarten? Aber was hätte das gebracht? Nichts, eben. Und ist es wirklich so schlimm, dass ich es nicht schaffe, alles allein zu machen? Dass ich auch einmal ein wenig Verantwortung für Kouyou abgeben muss? Eigentlich weiß ich ja, dass die Antwort auf diese Fragen Nein ist, aber trotzdem meldet sich mein schlechtes Gewissen leise zu Wort, weil ich Yutaka jetzt auch noch damit belaste und er wegen mir sogar früher von der Arbeit heimfährt. Nein, falsch. Nicht wegen dir, sondern wegen Kouyou. Es geht um ihn, nicht um dich!, meldet sich wieder die leise Stimme in meinem Hinterkopf und ich weiß, dass sie Recht hat. Es geht nicht um mich. Ich schaffe das schon irgendwie. Aber Kou nicht. Und wir alle wissen es. Die Frage ist nur... weiß er es auch?
 

Exakt 28 Minuten später höre ich wie sich der Schlüssel im Schloss dreht und keine zehn Sekunden später stürzt ein besorgter Yutaka auf mich zu. Ich sitze immer noch am Ende des Flurs, direkt vor Kouyous Türe, mein Handy noch in der Hand.

„Akira! Alles okay mit dir?“, fragt er mich sofort besorgt und geht vor mir in die Hocke. Ich nicke schwach.

„Ja, ich hab mich wieder ein bisschen beruhigt... aber-...“

„Aber was?“

„Ich-... ich trau mich nicht zu Kouyou. Ich weiß einfach nicht was ich ihm sagen soll, Yutaka! Einerseits will ich unbedingt alles tun damit es ihm besser geht, aber andererseits... habe ich keine Ahnung wie ich mit ihm umgehen soll...“, ich bin selbst verwundert wie verzweifelt und kraftlos meine Stimme klingt. Yutaka legt mir beruhigend die Hand auf den Arm und sieht mich an.

„Aki... keiner von uns weiß das, aber... wenn du willst gehe ich mal rein und sehe nach ihm“

„Das wäre echt nett, danke“, erwidere ich schwach. Es tut mir weh zu wissen, dass ich Kouyou enttäuschen werde, weil ich es gerade nicht schaffe ihm gegenüber zu treten. Wobei... das Einzige was er will ist sowieso Yuu, warum mache ich mir dann überhaupt solche Gedanken?
 

Mittlerweile sitze ich auf unserer abgewetzten Couch im Wohnzimmer und warte darauf, dass Yutaka wiederkommt. Ich habe meine angezogenen Beine mit den Armen umschlungen und den Kopf auf meinen Knien abgelegt. Gedankenverloren zupfe ich an einem Faden, der lose am Saum meiner Hose hängt.

„Aki...?“, Yutakas Stimme reißt mich aus meinen Grübeleien und obwohl sie sanft und ruhig klingt, zucke ich unweigerlich leicht zusammen. Er setzt sich neben mich, seufzt und beginnt dann langsam zu sprechen: „Es-... Kouyou, er-...“, er bricht ab. Ich schaue ihn fragend von der Seite an, woraufhin er den Kopf in den Nacken legt und die Augen schließt. In diesem Augenblick sieht er furchtbar müde und erschöpft aus. Ich lege ihm freundschaftlich meine Hand auf den Arm, weiß nicht was ich sagen soll und warte darauf, dass er mir erzählt was mit Kouyou ist.

„Kou will nur mit dir reden, Akira...“, sagt Yutaka dann leise und mir fallen fast die Augen aus dem Kopf. Er-...? Was soll denn das bitteschön heißen?

„Wie meinst du das, Yutaka?“, frage ich daher vorsichtig nach. Angesprochener öffnet die Augen wieder und sieht mich durchdringend an.

„Genau so wie ich es gesagt habe. Kouyou will mit niemandem außer dir reden“

„Was? Aber-... warum?“

Yutaka zuckt ratlos mit den Schultern. „Keine Ahnung, das hat er nicht gesagt“

Ich weiß nichts mehr darauf zu antworten. Die Gedanken fahren Achterbahn in meinem Kopf, zu sagen ich bin verwirrt wäre untertrieben. Warum will Kouyou nur mit mir reden? Was ist bei mir anders, dass er nicht auch mit Yutaka sprechen kann? Ist es vielleicht weil ich ihm vorhin geholfen habe und er sich entschuldigen oder bedanken möchte?

Doch je mehr ich nach einem Grund suche, desto weniger plausibel erscheinen mir alle, die mir einfallen. Ich seufze schwer. Dann muss ich wohl doch zu ihm gehen.

„Hey, Akira... Ich... weiß nicht wieso Kouyou dich zu seinem Ansprechpartner auserkoren hat, aber... vielleicht ist das ja deine Chance ihm zu helfen! Ich weiß, dass es dir schwer fällt, aber... geh' zu ihm und rede mit ihm. Ich glaube er braucht dich jetzt“, Yutaka versucht mir Mut zu machen und ich weiß ja auch dass er im Grunde genommen Recht hat, aber... wieso fällt es mir dann so schwer jetzt aufzustehen, zu Kouyou zu gehen und ihn zu trösten? So wie ich es in letzter Zeit eigentlich schon gefühlte 100 Mal gemacht habe. Warum dann dieses Mal nicht auch einfach?

„Das weiß ich doch, Yu. Das ist mir ja alles klar, aber... im Moment bin ich einfach überfordert, verstehst du? Hast du überhaupt eine Ahnung wie es war Kouyou dort in seinem Zimmer zu finden?! Hast du verdammt noch mal eine Ahnung wie scheiße schwer es war nicht die Nerven zu verlieren und ruhig zu bleiben? Wir alle LEIDEN damit es Kouyou endlich besser geht! Aber nicht einmal das hilft!! Nichts hilft! Einfach gar nichts... nichts...“, gegen Ende flüstere ich nur noch und sinke kraftlos in mich zusammen. Wie soll das alles nur weitergehen? Wir machen uns noch alle kaputt wenn sich nicht bald etwas ändert!

Ich schluchze auf, hasse mich für meine Schwäche, bin aber gleichzeitig froh nicht auch noch vor Yutaka stark sein zu müssen. Eben jener rutscht jetzt ein wenig näher und nimmt mich fest in seine Arme. Er sagt nichts, aber das ist okay. Er muss es nicht, es reicht dass er mich einfach schwach sein lässt.
 

Plötzlich höre ich ein Klirren und fahre erschrocken auf. Auch Yutaka zuckt kurz zusammen, wir beide drehen den Kopf automatisch in Richtung Flur. Das Geräusch scheint aus der Küche gekommen zu sein, deren offener Durchgang direkt gegenüber der Wohnzimmertür liegt.

Wir sehen uns kurz an, Yutaka nickt mir leicht zu und ich gebe mir endlich einen Ruck und stehe auf. Schnell wische ich mir über's Gesicht um eventuelle verräterische Spuren zu beseitigen, atme tief durch und mache mich auf den Weg in die Küche. Ich muss das jetzt durchziehen! Kouyou braucht mich, da kann ich nicht einfach so egoistisch sein und ihn alleine lassen, weil ich mich überfordert fühle. Wie muss er sich denn erst fühlen, mit diesen ganzen schrecklichen Gedanken und uns allen, die sich Tag ein Tag aus um ihn sorgen?

Trotz meiner Versuche mir gut zuzureden, bleibt ein ganzes Stück Befangenheit und ein bisschen Angst, was mich wohl erwarten wird, als ich die Küche betrete.
 

Dort kniet Kouyou am Boden, umgeben von den Scherben einer zerbrochenen Tasse. Sofort schießt mir das Bild, als er zitternd und apathisch mit der Spiegelscherbe in der Hand auf seinem Bett saß, durch den Kopf doch ich verdränge es energisch und gehe neben Kouyou in die Knie.

Dieser ist gerade dabei hektisch und zitternd die Überreste der Tasse zusammen zu suchen und scheint mich erst zu bemerken, als ich ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter lege. Erschrocken zuckt er zusammen, hört aber nicht auf mit fahrigen Bewegungen nach den Scherben zu greifen. Es tut mir weh, wie er da sitzt, mit sich kämpft und vermutlich nicht weiß wie er reagieren soll. Verständlich... ich weiß es ja genauso wenig.

„Kou... hey, ich bin's... Akira...“, spreche ich ihn leise an, in der Hoffnung so zu Kouyou durchzudringen. Und tatsächlich. Er hält inne und dreht den Kopf zu mir.

„Akira...“, haucht er leise, ehe seine Augen verdächtig zu schimmern beginnen und kurz darauf rollen auch schon die ersten Tränen über seine Wangen. Aus einem Impuls heraus nehme ich ihn in den Arm und streichle ihm beruhigend über den Rücken.

„Sch... es ist alles gut, Kouyou... ich bin ja da...“, wieder einmal kann ich ihm nur Floskeln zuflüstern, aber das ist egal. Es geht nur darum ihm zu zeigen dass er nicht alleine ist und dass sich jemand um ihn kümmert.

„Es tut mir... so leid, Akira. So, so leid... ich-... ich dachte... als du vorhin... so komisch warst... ich hatte so ein schlechtes Gewissen... es... es tut mir wirklich leid, Akira...“, stammelt ein zitternder Kouyou in meinem Arm, woraufhin ich ihm mit leiser Stimme sage: „Sch... es gibt nichts wofür du dich entschuldigen musst. Ich war nur... ich war einfach überfordert, verstehst du? Es war nicht deine Schuld, Kou“

„Doch... war es. Und-... es tut mir leid, dass ich dir Angst gemacht habe... ich war-... ich war einfach nicht ich selbst...“ Ja, das habe ich gemerkt. Aber ich kann Kouyou nicht böse sein. Konnte ich noch nie. Erst recht nicht, seit er in diesem Zustand ist.

„Es ist schon okay... ja, es hat mir Angst gemacht... und ja, du warst wirklich nicht du selbst, aber... ich mache dir keine Vorwürfe, Kou. Wie könnte ich auch?“

Einen Augenblick lang ist alles still, dann plötzlich windet sich Kouyou leicht aus meiner Umklammerung, sodass er mir direkt in die Augen sehen kann.

„Warum, Akira? Warum tust du das alles für mich? Warum gibst du mir jedes Mal auf's Neue eine Chance? Verurteilst mich scheinbar nie und bist immer für mich da... Wieso? Wieso machst du das, Akira?“, fragt er mich direkt und in seinen Augen spiegeln sich Unverständnis und Verwirrung.

Ich kann nichts erwidern. Es stimmt alles was er sagt. Ich bin immer für ihn da, gebe mein Leben für Kouyou auf, nur um ihm helfen zu können. Ich kämpfe einen scheinbar aussichtslosen Kampf und will trotzdem keine Niederlage akzeptieren. Jedes Mal wieder vergebe ich Koyuou, auch wenn er mich mit seinem Verhalten verletzt. Ich rede mir ein, dass es nicht seine Schuld ist, dass er im Moment nicht er selbst ist und weiche dennoch nicht von seiner Seite. Bleibt die überaus berechtigte Frage nach dem Warum.
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*

Soo~ das war's auch schon wieder ^^ leider kann ich euch zur 'Feier' des Tages, dass es mit der FF endlich wieder weitergeht nicht mit einem längeren Kapitel überraschen, aber... ich denke es passiert ohnehin genug, über das man sich den einen oder anderen Gedanken machen kann.

Das nächste Kapitel lade ich bald hoch, damit ihr nicht wieder so ewig warten müsst xD

Okay, ich rede schon wieder zu lang xD

Na dann, bis zum nächsten Mal~

LG, Meto x3



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (14)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2014-04-12T19:18:21+00:00 12.04.2014 21:18
Super Kapitel ich fand es toll das Akira auch einmal Schwach war, den jeder Mensch hat Schwache momente. Vielleicht stimmt es ja das mehr dahinter steckt ich freue mich auf das nächste Kapitel
Antwort von:  _AnNa_EaTs_PikAchU_
12.04.2014 21:35
Danke für dein Kommi~ x3
hab mich total gefreut :D
Ja, eben das dachte ich mir auch und mir ist aufgefallen, dass er bis jetzt nie so richtig getrauert hat, da musste ich das unbedingt mal einbauen xD
Ob mehr dahinter steckt... Wir werden sehen ^^'
*selber noch kein plan hat*
Antwort von: abgemeldet
12.04.2014 21:36
Vielleicht ja Private Probleme oder etwas mit der Familie. Ich lasse mich jedenfalls von deinen nächsten Ideen überraschen und ich stelle fest jedesmal wenn ich eines dieser Kapitel lese muss ich danach nen Kakao trinken O.o
Antwort von:  _AnNa_EaTs_PikAchU_
12.04.2014 22:37
Ich fahre morgen ja in Urlaub für ein paar Tage, da kommt mir vielleicht ne passende Idee x3 mal sehen, was ich unseren armen Gazettos noch so alles antue *muhaha
Oh haha ^^' naja, Kakao ist auf jeden Fall lecker *^*
Von:  Tate-Langdon
2014-03-12T17:20:17+00:00 12.03.2014 18:20
Ich liebe deine story wirklich ♥ und ich finde es gut, dass du nicht so eine typische 0815 story schreibst
Antwort von:  _AnNa_EaTs_PikAchU_
13.03.2014 00:41
Danke ^-^ naja, ich finde solche komplexen Themen mit viel Gefühlswirrwarr interessant zu schreiben :D ^^ man kommt dabei immer so ins Nachdenken und fragt sich unweigerlich wei man selbst in der einen oder anderen Situation reagieren würde :) x3
Von:  Kaya_rose
2014-03-10T16:19:15+00:00 10.03.2014 17:19
Gefällt mir gut! ^^
Die Art wie du Kouyous Zustand beschreibst gefällt mir unglaublich gut und ich kann mir sehr gut vorstellen das dies nicht allzu leicht zu schreiben ist, erst recht wenn du von sowas eigentlich gar nicht viel Ahnung hast.
Ich finde man kann richtig mit ihm mitfühlen und auch die Verzweiflung der anderen kommt meiner Meinung nach sehr gut rüber.
Und ich finde nicht unbedingt das die FF unrealistisch ist, Depression äußert sich ja nicht bei jedem Menschen gleich und auch jeder geht anders mit Trauer um. ^^
Antwort von:  _AnNa_EaTs_PikAchU_
10.03.2014 18:30
Danke, dass du immer kommis schreibst ^3^ freut mich total :3
okay, dann ist ja gut *puh* mir kamen schon langsam zweifel ob sich das alles noch in einem halbwegs realistischem rahmen bewegt xP
Naja, ich habe schon im internet recherchiert und mich schlau gemacht, was denn die häufigsten gefühle/symptome die betroffene bei depressionen haben, sind aber der rest entspringt meiner fantasie xDD
ja, da hast du recht, jeder mensch trauert anders :o und bei kouyou ist es eben eine sehr... wie soll ich sagen extreme art der trauer :P wenn du weißt was ich meine xD
Von:  Kaya_rose
2014-02-15T16:58:38+00:00 15.02.2014 17:58
So, jetzt schreib ich aber mal was dazu. Ich finde die Fanfic nämlich echt gelungen. Auch wenn ich am Anfang gar nicht erst weiter lesen wollte, weil mir der Grund weshalb sich Yuu umgebracht hat mehr als dämlich erschien (ist nicht böse gemeint, nur meine Meinung. Ich meine wegen so etwas bring sich niemand um!!!). Aber das jetzt mal außen vor, ist das echt ne klasse Geschichte und mir persönlich tut Kou auch richtig dolle Leid. Naja, lange Rede kurzer Sinn: Die Fanfic ist super und du musst unbedingt weiter schreiben!!!
Antwort von:  _AnNa_EaTs_PikAchU_
15.02.2014 19:10
wui~ danke für das lange kommi :D freut mich total, dass es dir gefällt :)
Ja... das mit dem GRund ist mir ehrlich gesagt auch schon durch den Kopf gegangen, aber leider erst nachdem ich die ersten paar Kapitel geschrieben und hochgeladen hatte xDD dann wollte ich die story auch nicht mehr abbrechen ;)
Naja, wobei es durchaus sein kann, dass man von etwas so ich nenne es mal bessessen wird, dass man sich da eine ganze Menge Dinge zusammenspinnt die eigentlich gar nicht stimmen oder da sind und einen das immer mehr verletzt und 'zerstört', sodass man am Ende wirklich verzweifelt ist, wobei alles wirklich aus einem eigentlich harmlosen Grund angefangen hat. (Ist schwer zu erklären was ich meine, aber vielleicht verstehst dus ja trotzdem...? xD) Naja, aber trotzdem hast du REcht, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass man sich aus diesem GRund umbringen würde^^ Aber immerhin ist das ne Fanfiction, da kann man ja auch mal ruhig ein bisschen rumspinnen ^-^
danke jedenfalls für dein Kommi und deine Kritik :)
nächste Woche gehts auch schon weiter^3^
Lg, Anna x3
Von: abgemeldet
2014-02-10T12:00:20+00:00 10.02.2014 13:00
Ich hab jetzt die Fortsetzung gelesen ich finde sie super und freu mich auf jedes neue Kapi
Antwort von:  _AnNa_EaTs_PikAchU_
10.02.2014 13:13
Danke~ freut mich total dass es dir gefällt ^3^
Von:  Tate-Langdon
2014-01-29T12:27:40+00:00 29.01.2014 13:27
Ou mann :( Ich liebe diese ff einfach auch wenn sie wirklich traurig ist. Bitte schnell weiter machen ♥
Antwort von:  _AnNa_EaTs_PikAchU_
05.02.2014 15:28
Sorry, dass die Antwort erst heute kommt .__. hatte viel zu tun :pp
Danke, es freut mich wenn es dir so gut gefällt *o* Heute kommt auch schon das nächste Kapitel :)
Von:  Daisuke_Andou
2014-01-28T22:39:03+00:00 28.01.2014 23:39
Akira weiß auch nicht, was er denn sagen soll ^^° Jedenfalls kam zweimal so ein Versprechen ^^ Ich hoffe mal, dass den drei anderen noch was einfällt, wie sie Kou wieder auf die Beine bringen. wenn das so weiter geht, dann ist er sicherlich auch bald geschichte ^^° Und das wäre wohl echt bescheiden ^^
Die nächsten Kapitel sind dann wohl von Taka und Yutaka, nehm ich mal an ^^° Bin gespannt, wie es weiter geht ^^
Von:  Daisuke_Andou
2014-01-28T19:34:47+00:00 28.01.2014 20:34
Nehmen die Uruha denn nicht den Brief ab? o.O Bzw. lesen den auch durch? also, ich kenn mich nicht mit sowas aus, aber rein von der Logik her würden ich es ihm wegnehmen ^^°°° *husd*

Aber nice, dass es weiter geht. Bin mal gespannt, ob der Gute es schafft, zu seinem yuu zu kommen ^^°° Ich finde es jedenfalls süß, dass er nun anfängt, Briefe zu schreiben ^^
Antwort von:  _AnNa_EaTs_PikAchU_
28.01.2014 21:00
naja, ich kenn mich da selbst auch nicht aus, aber ich habe mir das so gedacht, dass er eben nach einer gewissen Zeit Papier und Stifte haben durfte und da schrieb er den Brief. Allerdings hast du vollkommen Recht, das lassen die ihm natürlich nicht durchgehen wenn er in seinem Brief schreibt dass er sterben will, darf er natürlich keine Briefe mehr schreiben und muss diesen Brief auch abgeben. Wenn man das jetzt verstanden hat...? xDD
Tja, solche Unklarheiten kommen davon wenn man keinen Betaleser hat .__.'
Sorry, dass ich das offenbar etwas unlogisch beschrieben habe, natürlich hast du Recht, rein von der Logik her dürfte er den Brief natürlich nicht behalten, aber das tut er ja auch nicht ^^' So war es jedenfalls gedacht, ich habe es nur nicht hingeschrieben, fand keine passende Stelle dafür :o
Es freut mich jedenfalls, dass du so eine aufmerksame LEserin bist :3
Von: abgemeldet
2014-01-28T17:17:40+00:00 28.01.2014 18:17
So Schön *-* ich weine hier mit ich kann richtig mitfühlen und freue mich auf das nächste Kapitel
Antwort von:  _AnNa_EaTs_PikAchU_
28.01.2014 20:12
Danke~ ^3^ *knuff* oh mann, es war echt nicht meine Absicht jeden der die FF liest zum Weinen zu bringen :C Tut mir leid .__.
Von: abgemeldet
2014-01-28T13:07:19+00:00 28.01.2014 14:07
Hammer einfach nur mehr kann ich wirklich nicht sagen ich liebe diese FF bitte schreib schnell weiter ich freu mich jetzt schon auf das nächste Kapitel
Antwort von:  _AnNa_EaTs_PikAchU_
28.01.2014 14:16
danke~ ich freu mich total, dass die story bei dir so gut ankommt :3 und danke für das riesen lob *knuff*
das nächste kapi kommt heute oder morgen ^-^


Zurück