Weihnachtswichteln von herzausglas (Derek/Stiles - Scott&Stiles - Allison&Stiles) ================================================================================ Kapitel 1: Die Wichtelattacke ----------------------------- »Alter, wir haben ein Problem!« Scott hat den Anstand bei Stiles' Worten wenigstens ein bisschen besorgt auszusehen, was mal wieder beweist, dass Scott der beste Freund ist, den man haben kann. Stiles hat gerade den Briefumschlag geöffnet in dem steht, wen er dieses Jahr in ihrem größtenteils übernatürlichen Bekanntenkreis Schrägstrich Rudel bewichteln darf. Wenn man das mit psychotischen Killerwerwölfen, Kanimas und Darachs vergleicht, wird klar, warum Scott seelenruhig weiter auf Stiles' Bett liegt und es mit Chips voll krümelt. »Wen hast du denn bekommen?« Stiles holt tief Luft um seiner Antwort mehr Gewicht zu verleihen, denn ernsthaft, es ist eine Katastrophe! »Derek!« »Ach so.« Scott legt den Kopf schief und sieht Stiles aus seinen großen braunen Augen an. »Das ist schlimm?«, fragt er anschließend und steckt sich eine weitere Hand voll Chips in den Mund. Stiles ist hin und hergerissen ihm die blöde Chips-Tüte überm Kopf auszuleeren und Scott einen dramatischen Vortrag über die Abgründe in Dereks Leben zu halten, aber seien wir mal ehrlich: sie wissen schon mehr als genug über Dereks Abgründe und Stiles hat keinen Bock auf noch mehr Krümel in seinem Bett. »Jaahaa!« Stiles springt von seinem Schreibtischstuhl auf und rauft sich die Haare. »Was zum Teufel soll ich denn jemandem schenken, der wer-weiß-wie-lange freiwillig, Betonung liegt hier auf freiwillig, in seinem halb abgebrannten Haus und später in einem verlassenen Güterbahnhof gewohnt hat! Ein Jahresabo von Schöner Wohnen wäre sicher keine schlechte Idee, aber das könnte als Geschenk ernsthaft nach hinten losgehen und ich hänge doch sehr an meinen Gliedmaßen und-« Stiles sieht zu Scott, der sich immer noch unbeeindruckt auf dem Bett fläzt und dabei provozierend amüsiert aussieht. »Alter, verstehst du nicht?! Das ist mein Todesurteil! Wenn ich Derek nichts vernünftiges schenke beißt er mir die Kehle durch! Das hat er mir schon für weniger versprochen!« Stiles' Stimme überschlägt sich vor lauter Aufregung. »Und überhaupt! Ich will, dass Derek mich mag, aber mir fallen nur noch Sachen wie ein Kauknochen zum Aggressionsabbau oder ein Handbuch für 'Wie finde ich heraus ob mein Partner ein Serienmörder ist?' ein und das ist alles total kontraproduktiv!« Stiles lässt sich verzweifelt neben Scott aufs Bett fallen und greift demonstrativ in die Chips-Tüte. Wenn er schon bald sterben muss kann er wenigstens noch versuchen seinen Frust darüber zu kompensieren. Scott legt ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter und lächelt ihn aufmunternd an. »Das wird schon. Deine bisherigen Geschenkideen waren jetzt zugegebenerweise nicht die besten, aber uns wird schon was einfallen. Und Derek mag dich.« Scott macht eine Pause und runzelt nachdenklich die Stirn. »Wo wir gerade beim Thema sind. Kann es sein, dass-« »Nein«, unterbricht Stiles ihn vehement und presst sein Gesicht in die Bettdecke. Das ist jetzt echt nicht der Moment um diese Unterhaltung zu haben. »Sprich es nicht aus, okay? Ich bin noch in einer konsequenten Verweigerungsphase.« Seine Worte werden von der Decke verschluckt, aber natürlich kann Scott ihn mit seinen übernatürlichen Werwolfsinnen trotzdem verstehen. »Aber wäre das nicht die Gelegenheit?«, überlegt Scott, »wie wäre es mit Misteln als Wichtelgeschenk? Misteln sind doch romantisch, oder?« »Misteln sind nicht romantisch, Misteln sind giftig«, antwortet Stiles und beschließt im Stillen, dass Scott vielleicht nicht der beste Ansprechpartner für Geschenkideen ist. Knapp zwei Wochen später ist Stiles sich nicht mehr sicher wessen grandiose Idee es war eine Wichtelaktion zu machen. Er weiß nur, dass es eine verdammt beschissene Idee war, denn im Moment fliegen echte Wichtel durch den Raum und nehmen das halbe Wohnzimmer auseinander. Ja, echte Wichtel! Oder zumindest glaubt Stiles, dass es Wichtel sind, auch wenn sie nicht so aussehen wie bei Harry Potter. Denn, hey, das ist doch genau die Art von Humor, die sein Leben besonders gut findet! Oh, eine Wichtelaktion? Wie wäre es passend dazu mit echten Wichteln, die versuchen dir die Augen auszukratzen? Haha. Sein Leben ist so ein Arschloch. Stiles duckt sich gerade noch rechtzeitig hinter die umgefallene Couch, als er aus dem Augenwinkel ein dickes Buch auf sich zufliegen sieht. Das Buch fliegt knapp über seinen Kopf hinweg, aber ein giftgrüner Wichtel, der sich mit seinen kleinen klauenartigen Fingernägel daran festgekrallt hatte, springt in Stiles' Richtung. Sekunden später hört er ein hysterisches Kichern kurz bevor sich messerscharfe Zähne in sein Ohrläppchen bohren. »Ahhh, fuck!«, schreit er und versucht das Biest abzuschütteln. Und ihm ist sowas von egal wie bescheuert er dabei aussieht, auch wenn es nur sein Ohr ist, es tut verdammt weh! Mal ganz davon abgesehen, dass der Rest des Rudels mit ähnlichen Problemen konfrontiert ist. Der Wichtel lässt nicht locker und als Stiles kurz davor ist ihn aus purer Verzweiflung mit Gewalt von seinem Ohr loszureißen hört er Lydias Stimme. »Augen zu«, befiehlt sie kurz angebunden und sprüht Pfefferspray auf den Wichtel. Sofort lässt der Schmerz an seinem Ohr nach und der Wichtel fällt ausgeknockt zu Boden. Doch bevor Stiles sich bei Lydia bedanken kann hat sie sich schon dem nächsten Wichtel zugewandt. Wenige Minuten später sind alle Wichtel entweder gnadenlos von Lydia hingestreckt worden oder von übernatürlichen Werwolfreflexen eingefangen worden. Lydia wirft sich einige Haarsträhnen über die Schulter und sieht sehr zufrieden mit sich aus. Neben ihr steht Allison, die einige blutige Schrammen im Gesicht hat. Die Werwölfe, Cora, Scott und Isaac, sehen so durcheinander aus, als wären sie die letzten paar Stunden nonstop Achterbahn gefahren, aber alle ihre oberflächlichen Verletzungen sind bereits verheilt. Stiles hat das Gefühl, dass er mit seinem angeknabberten Ohrläppchen noch ganz glimpflich davon gekommen ist. Von allen Anwesenden scheint Lydia die einzige zu sein, die nicht mal einen Kratzer abbekommen hat. Stiles ist sich nicht sicher, ob es ein Banshee-Ding oder einfach nur ein Lydia-Ding ist. Beeindruckt ist er trotzdem. Bei dem Anblick des verwüsteten Wohnzimmers spricht Scott aus, was Stiles auch gerade denkt. »Scheiße.« »Das kannst du laut sagen, Alter. Mein Dad bringt mich um, wenn er das sieht!« Stiles rudert aufgeregt mit den Armen. »Und wo kamen diese Viecher überhaupt her?« »Ich weiß, warum sie hier sind.« Stiles zuckt bei Dereks Stimme hinter sich unwillkürlich zusammen und dreht sich um. Er hatte schon fast vergessen, dass Grummelwolf auch da. Derek sieht primär sehr, sehr angepisst aus (noch angepisster als sonst und Stiles wusste gar nicht, dass das überhaupt möglich ist!), aber auch seine Haare und Klamotten sind von der Wichtelattacke zerzaust worden. »Und? Möchtest du dein Wissen nicht mit der Gruppe teilen, Sherlock?« Stiles macht vielsagende Handbewegungen. »Wenn ich schon bis an mein Lebensende Hausarrest kriege will ich wenigstens wissen bei wem ich mich bedanken darf!« Derek verzieht das Gesicht, als fände er die Vorstellung, dass Stiles bis an sein Lebensende Hausarrest kriegen könnte mehr als lächerlich. Stiles denkt, dass Derek ja echt keine Ahnung hat und den Sheriff nicht unterschätzen sollte. »Peter.«, sagt Derek schließlich. Nur dieses eine Wort. »Wie bitte?«, fragt Lydia und macht einen Schritt in Dereks Richtung. Sie hält das Pfefferspray immer noch wie eine Waffe in der Hand und an Dereks Stelle wäre Stiles jetzt sehr vorsichtig was er als nächstes sagt. Derek scheint ähnliche Schlussfolgerungen zu ziehen, denn er schweigt vorsichtshalber einfach. Cora nimmt Lydia an der Hand und sieht schuldbewusst in die Runde. »Als wir ihm gesagt haben, dass er nicht zum Wichteln eingeladen ist war er etwas... enttäuscht.« Bei diesen Worten hat Stiles das plötzliche Bedürfnis seinen Kopf wiederholt gegen etwas hartes knallen zu lassen. Wie geisteskrank kann man denn sein, dass es einen tatsächlich überrascht zu einer Feier nicht eingeladen zu werden nachdem man zahlreiche Menschen (und Werwölfe und oh Gott, wahrscheinlich noch viel mehr) umgebracht hat und generell einfach total psychotisch und manipulativ ist?! Es übersteigt Stiles' Vorstellungsvermögen bei weitem. Allison zieht ihre Jacke unter einem Stapel Bücher hervor und geht zur Tür. Ihre anderen Sachen lässt sie im verwüsteten Wohnzimmer zurück und Stiles vermutet, dass sie nur kurz frische Luft braucht und alleine sein möchte. Scott und Isaac sehen ihr nach und scheinen kurz davor ihr folgen zu wollen, doch Lydia fixiert die beiden und schüttelt eindringlich den Kopf. Dann sieht sie zu Stiles und nickt ihm zu. Und, oha, das heißt wohl, dass er zu Allison rausgehen soll? Es macht ihn schon ein wenig stolz, dass Lydia genug Vertrauen in ihn hat, dass er ihre beste Freundin trösten darf. Bevor er die Haustür hinter sich zu zieht wirft Stiles noch einen Blick auf das Schlachtfeld, das vor zehn Minuten noch sein Wohnzimmer war. Scott und Isaac machen sich daran das Chaos wieder in Ordnung zu bringen und Cora und Lydia stehen immer noch dicht beieinander. Derek steht immer noch hinter der umgefallenen Couch und sieht leicht verloren aus. Stiles macht sie die mentale Notiz ihn später daran zu erinnern, dass es nicht seine Schuld ist, wenn sein psychotischer Onkel einen Wutanfall bekommt und ihnen verdammte Wichtel auf den Hals hetzt. Stiles zieht die Tür zu und blickt auf die dunkle Straße. Die Straßenlaternen im Umkreis seines Hauses sind alle aus. Das geht wahrscheinlich auch auf Peters Konto. Allison sitzt am Rand des Bürgersteigs und Stiles setzt sich wortlos neben sie, sodass ihre Schultern sich berühren. »Hey«, sagt er nur und Allison drückt zur Antwort kurz seine Hand. Stiles weiß genau wie sie sich jetzt fühlt. Das erste Weihnachtsfest nachdem seine Mutter gestorben war, war furchtbar. Nur sein Vater und er ganz allein mit einer unendlichen Leere, die seine Mutter hinterlassen hatte. Jedes Jahr können sie damit ein bisschen besser umgehen, aber die Leere bleibt und wird nie weggehen. Sie sitzen eine ganz Weile schweigend auf dem Bürgersteig und gucken auf die dunkle Straße, bis hinter ihnen jemand aus dem Haus tritt. Allison lächelt Stiles an, bevor sie aufsteht und wieder ins Haus geht. Als Stiles ihr über die Schulter nachsieht, kommt ihm Derek entgegen. Er sieht immer noch aus als hätte er in eine Zitrone gebissen. Stiles macht sich mental darauf gefasst gegen Wände gedrückt und bedroht zu werden. Aber wenn er genau darüber nachdenkt hat Derek das schon eine Ewigkeit lang nicht mehr gemacht. Nicht ein einziges Mal seit er und Cora nach Beacon Hills zurückgekommen sind. Erst jetzt fällt Stiles auf, dass es draußen echt kalt ist und er inzwischen angefangen hat zu zittern. »Hier. Für dich.« Derek zieht ein Päckchen unter seiner Lederjacke hervor und streckt es Stiles entgegen. Es ist mit Geschenkpapier eingepackt auf dem kleine Hirsche und Weihnachtssymbole abgebildet sind. Stiles ist so überrascht, dass er zuerst gar nicht weiß, wie er reagieren soll. Derek hält das Päckchen weiterhin in seine Richtung und hebt fragend die Augenbrauen. Sein Gehirn braucht noch einige Augenblicke um die Situation zu verarbeiten, dann springt Stiles auf und nimmt Dereks Geschenk entgegen. Es fühlt sich unter dem Papier sehr weich an. »Ich- ähm, ich, also- Danke.«, stammelt er unzusammenhängend. Dereks Gesichtsausdruck wechselt von in-Zitrone-gebissen zu etwas, das fast als Lächeln durchgehen könnte. Stiles macht sich daran, das Geschenk aufzumachen und kann immer noch nicht fassen wie surreal diese Situation ist. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Derek ihn auch ziehen würde! Als er das Geschenkpapier endlich auffaltet kommt in der Dunkelheit ein roter Kapuzenpullover zum Vorschein. Der Stoff ist weich und fühlt sich angenehm warm an unter Stiles' Fingern. »Weil du ständig friest.«, sagt Derek verlegen und es hört sich fast wie eine Rechtfertigung an. Stiles lässt das Papier fallen und zieht sich den Pullover in einer fließenden Bewegung über den Kopf. Augenblicklich wird ihm wieder wärmer. »Vielen Dank«, sagt er noch mal und lächelt Derek an. Es ist als würde in Dereks Gesicht endlich etwas auftauen und er erwidert Stiles' Lächeln. Zum ersten Mal, seit sie sich kennen und gemeinsam lebensgefährliche und verrückte Sachen erleben, sieht Derek glücklich aus. Im Nachhinein kommt Stiles sich etwas lebensmüde vor, doch aus einem Impuls heraus beugt er sich zu Derek vor und küsst ihn mitten auf den Mund. Dereks Augen weiten sich überrascht bevor er den Kuss erwidert und seine Arme um Stiles' Hüfte legt. »Oh. Okay.«, sagt Stiles als sich ihre Lippen voneinander lösen um Luft zu holen. »Das wollte ich schon länger machen.« Derek macht ein Geräusch, dass sich anhört wie ein Räuspern und wird sehr rot im Gesicht. Stiles findet, dass ihm das sehr gut steht. Als sie später wieder ins Haus gehen und Derek immer noch einen Arm um Stiles gelegt hat, gibt es diesbezüglich keinerlei Reaktion vom Rest des Rudels. Mit Ausnahme von Isaac, der genervt die Augen verdreht und murmelt: »Das wurde ja auch Zeit.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)