Old Friends von Valetta (Nur gemeinsam sind wir unbesiegbar) ================================================================================ Kapitel 1: Die gemeinsame Vergangenheit --------------------------------------- China - Asiatische Abteilung Labor 6 Nach jahrelangen Misserfolgen, konnte die asiatische Abteilung endlich ihre Forschungen fortführen. Zwei der Second-Exorzisten, sind aufgewacht und zeigen fantastische Fortschritte. Yuu und Alma, wie sie von den Forschern genannt wurden, sind wiedergeborene Exorzisten und müssen nur noch an ihr altes Innocence anknüpfen, würden sie sich nicht ständig streiten und prügeln, wäre alles perfekt. „Yuu, Alma. Ihr habt Zuwachs, seid nett zu ihr.“, hörten sie Toui Changs Stimme, als sie die Brutkammer betrat. Ein kleines Mädchen war bei ihr, sie schien nicht besonders darüber erfreut, im Gegensatz zu Alma. „Hey! Ich heiße Alma und das ist Yuu! Wie heißt du?“, fragte der aufgedrehte Junge direkt, als er auf sie zulief. Die blaugrauen Augen des Mädchens starrten ihn wütend an, sie waren voller Zorn und noch finsterer als seine. Das dachte zumindest der Blauhaarige, der die drei aus der Ferne beobachtete. „Kann sie nicht sprechen?“, fragte Alma, als sie nicht antwortete. Toui seufzte etwas überfordert, als das Mädchen direkt kehrt machte und aus dem Raum ging. „Kaede ist wohl noch etwas schüchtern, seid ihr bitte nicht böse.“, lächelte die Ärztin und winkte Yuu noch zu, bevor sie die Halle wieder verließ. „Hm, hm. Wenn sie gerade aufgewacht ist, ist es kein Wunder, wenn sie so schüchtern ist.“, lachte er, als er sich seinem Freund wieder zuwandte. „Du bist ein hoffnungsloser Idiot.“, erwiderte Yuu nur und zischte genervt, als er sich zu ihm stellte. „Wieso? Wenn wir zu dritt sind, wird es noch viel schöner sein!“, erklärte der Junge mit einem strahlenden Lächeln. Während Alma zu Synchronisations-Versuchen gerufen wurde, blieb der Asiate noch etwas in der Bruthalle. Für ihn war das ein Ort, an dem er sich beruhigen konnte, nachdem er ebenfalls die Versuche durchmachen musste. Er hasste es. Dieses Mädchen, sie war in keiner dieser Quellen. Ansonsten wäre ihm Alma schon früher in den Ohren gelegen, dass noch Jemand aufgewacht wäre. Er bekam eine Gänsehaut, als er an sie dachte. Diesen eiskalten und zornigen Blick, der töten könnte, würde er so schnell nicht vergessen. Am Nachmittag war es zumindest so weit und er musste in die Innocence-Synchronisation. Er hasste es und hoffte einfach nur, dass es schnell vorbei sein würde. Alma war wohl in seinem Zimmer, in der Bruthalle war er nicht. Yuu seufzte erleichtert und lehnte gegen eine der Steinsäulen. Wie sehr er sich wünschte, wieder in der Brutquelle schlafen zu können, wie die anderen dort. Er war es leid, diese Schmerzen weiterhin ertragen zu müssen. Sein Blick schweifte in die Ferne, als er sich hinsetzte und in dem Nebel der Quellen eine geisterhafte Gestalt bemerkte. Der Junge schreckte auf, der Geist, hatte die Gestalt einer Frau. „Hey, warte! Wer bist du?“, rief er, doch sie verschwand so plötzlich, wie sie auch aufgetaucht ist. „Die Synchronisations-Versuche sind dir wohl zu Kopf gestiegen. Halluzinierst du?“, hörte er eine Stimme neben sich ertönen. Es war das Mädchen von heute morgen und sie sah ihn wütend an. Genervt wandte Yuu sich von ihr ab und er wollte wieder aufstehen, wenn er wegen den Schmerzen nicht wieder zu Boden gesackt wäre. „Ihr seid beide Versager, wenn ihr euch nicht einmal mit eurem Innocence vereinen könnt.“, sagte sie leise und lief an dem Jungen vorbei, als er ihren Arm packte und sie zurückhielt. „Willst du damit sagen, dass du ein Innocence hast?“, fragte er und sah sie wütend an. Wieder sah sie ihn mit diesen Augen an und ehe er sich versah, wurde er von irgendetwas zurückgeschlagen. „Ich bin Innocence. Ich werde eine weit mächtigere Waffe, für den Orden, sein, als ihr es jemals werden könntet.“, murmelte das Mädchen und verließ die Halle. Ein halbes Jahr später, vertiefte sich die Freundschaft, zwischen Alma und Yuu. Während Kaede immer noch versuchte, ihnen fernzubleiben. Einmal mehr machte sie die Vertrautheit zwischen den Jungen wütend. „Wie könnt ihr lachen, wenn ihr eigentlich totale Fehlschläge seid?“, rief sie ihnen wütend zu. Sie konnten sich immer noch nicht mit ihren Innocence synchronisieren. Yuu blickte genervt zu ihr, er hasste ihre Schlechtrederei mittlerweile, während Alma sich davon nicht beirren ließ. „Kaede, nicht!“, rief Toui nach ihr, als sie den Anstieg ihrer Innocence-Kraft bemerkte Das Mädchen mobilisierte ihre Kräfte und wollte sie gerade entfesseln, als diese sich sofort wieder auflöste. In dem Moment, hörten die Jungen ein Geräusch, das einem Reißen glich, als Kaede jede Menge Blut spuckte und zusammenbrach. „Kaede!“, rief die Frau wieder nach ihr und lief direkt zu ihr hin. Sie musste sich schnell um sie kümmern, bevor sie in Lebensgefahr schweben könnte. „Edgar! Schnell das Regenerationsprogramm einleiten!“, rief sie ihrem Mann zu und hob das Mädchen auf ihre Arme. „Was ist passiert?“, fragte Alma verwundert, doch Toui lief nur aus der Halle hinaus und verschwand aus der Sicht der Jungen. Der junge Exorzist blickte zu seinem Freund zurück, der nur mit seinen Schultern zuckte und ebenfalls die Halle verließ. Erst eine Woche später, bekamen sie das Mädchen wieder zu Gesicht, zumindest Yuu. „Was ist eigentlich dein Problem?“, fragte der Junge nun. Ständig bezeichnete sie ihn als misslungen, Versager oder ähnlichem und es reichte ihm nun. Wütend lief die Schwarzhaarige auf ihn zu und holte mit ihrer Faust aus. Ihren Schlag konnte er leicht mit seiner Hand abblocken. Erst jetzt sah er, wie blass sie war und ihr ganzer Körper zitterte. Sie wollte gerade etwas sagen, als sie wieder zu Boden rutschte und Blut hustete. Seufzend kniete er sich zu ihr und versuchte sie zu stützen. „Lass mich!“, sie wollte ihn anschreien, aber nicht einmal mehr dafür hatte sie noch Kraft. „Wieso?“, fragte sie mit zittriger Stimme. Der Asiate sah sie verwundert an, als sie sich an ihm hochzog. „Wieso habt ihr Fehlschläge einen gesunden Körper und ich nicht?“, sagte sie schließlich. Die Tränen, die sie verzweifelt versuchte zurückzuhalten, flossen ihre Wangen entlang. Nun verstand der Junge, wieso sie sie hasste. Wieso sie ihn immer verfluchte. Yuu hob das Mädchen auf seine Arme und rief über die Sprechanlage, die sich im Eingangsbereich befand, nach Toui Chang. Ihre graublauen Augen, sahen fragend zu ihm hoch. „Wieso hilfst du mir?“, murmelte sie, doch er antwortete nicht und übergab sie Edgar Chang, der statt seiner Frau kam. Kaede sah noch zu dem Jungen, der sich nur zum gehen abwandte. Ihr Blick finsterer und zorniger denn je. Am nächsten Morgen geschah dann das Unglück. Der schwer verletzte Junge kämpfte sich durch die Massen an Leichen und Gesteinsbrocken, als er die große Anlage erblickte, in dem sich wohl das Mädchen befinden sollte. Aber sie war komplett zerstört, da die Decke eingestürzt war. Ein schneller Piep-Ton, zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Scheinbar ein Countdown, der wegen dem Zusammenbruch der Anlage bei einer Minute und zweiundzwanzig Sekunden stehen geblieben ist. „Kaede!“, rief er nach ihr, während er die toten Körper zur Seite schob und schließlich das Mädchen nur leicht verletzt fand. Er hob sie auf den Rücken und verließ das zerstörte Quartier. Kaede öffnete ihre Augen, das Licht blendete sie Anfangs, doch sie gewöhnten sich schnell an die ungewöhnlich hohe Lichtstärke. Spät erkannte sie von wem sie getragen wurde und schreckte dementsprechend auf, als sie seine schweren Wunden erblickte. „B-Bring mich zurück.“, sagte sie und versuchte sich von seinem Griff zu lösen, wenn sie die Kraft dazu hätte. „Was tust du da? Wohin gehen wir überhaupt und was ist mit dir passiert?“, fragte sie, doch er antwortete nicht. „Hey, ich rede mit dir!“, sagte sie lauter. „Sei einfach still.“, murmelte Yuu nur knapp. „Dir sind die Versuche wohl echt zu Kopf gestiegen! Was denkst du dir dabei, das Quartier zu verlassen, bring mich sofort zurück!“, brüllte Kaede nun. „Sei endlich still! Im Quartier ist niemand mehr am Leben!“, schrie er zurück. Die Schwarzhaarige schluckte. „Mann, lass mich einfach hier, sieh dich doch an! Du kannst kaum noch laufen. Ich hab keinen Sinn mehr in meinem Leben, also lass mich einfach hier liegen!“, bat sie und verlor den Kampf gegen ihre Tränen. Kaede war verzweifelt über ihre eigene Unfähigkeit und es überforderte sie, dass ausgerechnet er sie gerettet hatte. „Dann suche dir einen neuen Sinn, aber sei jetzt einfach still.“, zischte Yuu wütend. Es war wohl ein Wink des Schicksals, dass sie auf ihrem Weg ohne Ziel, von General Tiedoll gefunden und aufgenommen wurden. Er bildete sie zu Exorzisten aus und ersetzte ihnen zumindest eine Vaterfigur. Während Yuu, der von Tiedoll den Nachnahmen Kanda erhielt, mit der Zeit sich immer mehr zurückzog und introvertierter wurde, konnte Kaede, die von dem General zusätzlich Shimamura genannt wurde, wie ein normales Mädchen aufblühen. Der, nun ausgebildete, Schwertkämpfer sagte, sie sollte sich einen neuen Sinn im Leben suchen und das tat sie auch. Sie waren nun Exorzisten des schwarzen Ordens und führten in ihrem Namen Aufträge aus, die die Elimination von Akuma enthielten. Kapitel 2: Unliebsame Reiseunterbrechung ---------------------------------------- Müde schlenderte die Schwarzhaarige in die Cafeteria, um ihren knurrenden Magen mit einem köstlichen Frühstück zu füllen. Denn Jerrys Kochkünste waren einfach unschlagbar. „Guten Morgen, Jerry.“, begrüßte sie den Koch mit einem, noch unscheinbaren, Lächeln. „Guten Morgen, Kaede-chan! Das übliche?“, grüßte er zurück und deutete mit einem Wink zur Speisekarte, dass sie mit einem Nicken bestätigte. Mit dem Tablett in ihren Händen, lief sie zu dem Platz, an dem sie sonst immer aß, in der Erwartung, dass der Platz daneben wieder leer sein würde. Doch ein junger Mann mit dunklen langen Haaren saß dort und aß seine Speise. Erst jetzt realisierte sie, dass er von seiner Mission zurückgekehrt war und setzte sich freudig neben ihn. „Wieso hast du nichts gesagt, als du zurückgekommen bist?“, fragte sie mosernd und sah ihn schmollend an, doch er ignorierte sie nur. Glücklich über seine Rückkehr rutschte sie näher zu ihm und schob die Schüssel mit Obstsalat näher zu sich. „Geh mir nicht auf die Nerven und lass mich in Ruhe essen.“, schimpfte Kanda und rutschte ein Stück zur Seite. Genau deswegen hatte er nichts gesagt. „Sei nicht so gemein, Yuu! Wir haben uns einen Monat lang nicht gesehen!“, lachte sie und klaute ihm ein Stück seines Knödels, den er gerade essen wollte. Genervt hätte er beinahe seine Holzstäbchen durchgebrochen. Nach dem tausendsten Mal, hatte er aufgegeben ihr zu sagen, dass sie ihn nicht mehr beim Vornamen nennen und sich nicht an seinem Essen bedienen soll. „Auch ein Stück?“, fragte sie mit einem liebevollen Lächeln und reichte ihm die Schale mit den Obststücken im Inneren. Leise fluchend stand er vom Tisch auf, packte sein Tablett und verließ die Cafeteria. Der eine Monat ohne sie, war so angenehm ruhig und nun war sie wieder da, mit ihrer anhänglichen Art. Wieder beruhigt lief der junge Mann in die Trainingshalle und setzte sich dort an einem ruhigen Platz um zu meditieren. Kanda war voll konzentriert, als irgendjemand seine Hände auf seine Augen legte und ihn schließlich von hinten umarmte. Der Exorzist schreckte auf. „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du dich nicht von hinten anschleichen sollst?“, zischte er wütend. Seine Geduld war langsam am Ende. „Aber ich habe dich schrecklich vermisst, Yuu!“, kicherte die Schwarzhaarige und verniedlichte mit Absicht die Aussprache seines Vornamens. Er atmete tief ein und war kurz davor sie mit seinem Schwert zu bedrohen, wie er das mit jedem tat. Seine Hand wanderte schon zum Schwertgriff. „Komui-san, hat einen Auftrag für uns. Er wird dir gefallen.“, erklärte sie schließlich ihr stören. Kanda sah sie fragend an. Kaede ließ von ihm ab und setzte sich vor ihn. „Wir sollen Papa suchen.“, sagte sie und lächelte etwas wehmütig. General Tiedoll, der ihnen ein normales Leben ermöglichte und wie ein Vater für beide geworden ist. Zumindest für sie. „Wir brechen morgen früh auf.“, sagte Kanda noch und verließ die Trainingshalle. Die Exorzistin blieb dort noch für einen Moment sitzen und erinnerte sich an die Zeit zurück, als sie von ihm aufgenommen wurden. Er war der erste Mensch, der ihr dabei helfen konnte ihr Innocence zu kontrollieren. Nichts sehnlicher wünschte sich das Mädchen als eine Welt ohne Akuma, ohne den Earl und damit ein ganz normales Leben mit Tiedoll und Kanda. Seufzend stand sie schließlich auf und machte sich in ihr Zimmer auf und das Nötigste zusammen zu packen. Zumindest freute sie sich darauf, mit dem jungen Mann zusammen auf Reisen zu gehen. Naja, wohl eher die Mission zu bestreiten, verbesserte sie sich in ihren Gedanken und schmunzelte, als sie den Rucksack zuband. Es war bereits spät nachts und Kaede konnte immer noch nicht schlafen. Sie packte ihr Plüschtier, eine Eule, die sie von Tiedoll geschenkt bekam, und schlich leise durch den Flur zu Kandas Zimmer. Leise drückte sie die Türklinke hinunter und betrat den dunklen Raum. Eigentlich verwunderte es sie, dass er noch nicht abgeschlossen hatte. „Yuu? Schläfst du schon?“, flüsterte sie. „Was willst du?“, hörte sie seine genervte Stimme. „K-Kann ich vielleicht bei dir schlafen?“, fragte das Mädchen. Sie zitterte schon vor Kälte, draußen regnete es und der Flur war eiskalt. „Nein!“, antwortete Kanda direkt. „Aber-.“, fing sie ihre Erklärung an. „Ich sagte nein!“, wiederholte er gereizt. Kurze Zeit später hörte er die Tür wieder auf- und zugehen und freute sich im ersten Moment darüber, dass sie endlich aufgegeben hat. Im nächsten Moment stand er genervt auf und verließ sein Zimmer. „Kaede!“, rief er etwas leiser nach ihr, er wollte die Anderen nicht aufwecken. Das Mädchen blickte fragend zu ihm. „Komm her.“, murmelte er knapp und kletterte wieder in sein Bett. Die Tür knarzte leise, als sie ins Schloss fiel und sich das Mädchen dann zu ihm legte. „Danke.“, flüsterte Kaede und kuschelte sich in die, von ihm, aufgewärmte Decke. Sie liebte seinen angenehmen Duft von Lotusblüten und driftete daher schnell in das Land der Träume. Kanda blickte noch kurz aus dem Fenster, das nur wenige Meter direkt vor ihm war, bevor er aufstand und die Tür abschloss. Das Licht der Kerze gab nur ein schwaches Licht von sich, aber es war hell genug um ihr friedliches Gesicht sehen zu können. Der junge Mann legte sich in das Bett zurück, sein Blick wanderte zu ihr und er dachte noch kurz an Früher. Wenn er es nicht besser wüsste, könnte man denken, dass das zwei komplett verschiedene Menschen waren. Am nächsten Morgen war das Mädchen früh wach. Sie lag auf etwas härteres, sie hatte ihr Kopfkissen nicht so hart in Erinnerung, aber dieses Etwas atmete auch noch und hatte auch ein schlagendes Herz. „Hm, wenn Fukuro-chan so groß ist, träume ich wohl noch.“, murmelte sie verschlafen, als sie bemerkte, dass ihre Plüsch-Eule in ihren Armen lag. Verwundert öffnete sie ihre Augen und blickte hoch. Sie lag auf Kandas Brust und dieser schien noch zu schlafen. Sie schreckte zurück, fiel direkt hinterrücks aus dem Bett und weckte den Schwertkämpfer mit ihrem Aufschrei auf. „Was soll dieser Lärm in aller Frühe!“, schimpfte der junge Mann und rieb sich die Augen. Kaede saß auf dem Boden und sah ihn mit hochrotem Kopf an, ehe er sich versah, stürmte sie auch schon aus seinem Zimmer. Ächzend ließ er sich in sein Bett zurückfallen und lächelte. Ihre Reaktion amüsierte ihn richtig, es war das erste Mal, dass sie sich von alleine zurückzog, ja sogar flüchtete. Kanda wartete vor dem Orden und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als das Mädchen auftauchte und seinem Blick direkt auswich. „Komui bekam eine Nachricht von Marie. Er würde in Frankreich auf uns warten.“, erklärte er und lief direkt los. Wenn sie hier herumtrödeln, würden sie ihren Zug verpassen. Im Zug angekommen, setzten sich die Exorzisten einander gegenüber. Kaede blickte schon eine ganze Weile aus dem Fenster hinaus, sie traute sich einfach nicht zu ihm zu sehen. Für den Schwertkämpfer ist es beeindruckend womit man sie ruhigstellen kann und genoss seine Ruhe. „Ich gehe mir die Beine vertreten.“, sagte sie nur knapp und verließ das Abteil direkt. Sie hatte sich so sehr auf diese Mission gefreut, endlich wieder mit ihm unterwegs sein zu können. Aber so war das ganze unerträglich für sie, was dachte sie sich nur dabei, bei ihm zu schlafen. Sie hätte es in Kauf nehmen müssen jetzt müde zu sein, anstatt ihn nicht mehr ansehen oder nicht mehr mit ihm reden zu können, weil sich irgendwie eine Blockade in ihrem Kopf aufgebaut hatte. Am Ende des Zuges angelangt, konnte sie das Abteil verlassen und auf einer, Balkon-ähnlichen, Erweiterung stehen. Kaede kniete sich hin und lehnte ihren Kopf an die kühlen Stahlstangen des Geländers. „Idiot, Idiot!“, schimpfte sie. Wieso war es so plötzlich unerträglich für sie, ihn anzusehen oder mit ihm zu reden? Sonst war sie Kanda sogar näher. Wann immer sie wollte oder konnte, umarmte sie ihn. Nur weil sie in seinen Armen schlief, benahm sie sich in seiner Gegenwart wie ein kompletter Vollidiot. Kaedes Gesicht wurde bleich, als sie wieder daran dachte. Sie hätte am liebsten laut losgeheult. „Du bist wirklich ein Idiot.“, hörte sie seine Stimme plötzlich hinter sich und schreckte auf. Als sie gerade etwas sagen wollte, gab er ihr mit seinem Schwertgriff eine leichte Kopfnuss. „Als wir Kinder waren und mit Tiedoll gereist sind, haben wir auch oft in einem Bett geschlafen, weil der Alte zu geizig war.“, erklärte er. Das Mädchen konnte sich ihr Lächeln nur schwer verkneifen, als sie daran zurückdenken musste. „Stimmt, ich erinnere mich.“, antwortete sie, blickte aber direkt wieder zu Boden. „Konntest du deswegen am nächsten Tag nicht mehr mit mir reden?“, fragte er schließlich. „Nein.“, murmelte sie. „Dann komm wieder hinein.“, erwiderte er noch und betrat den Waggon wieder. „Aber als wir Kinder waren, hatte ich nicht diese seltsamen Gefühle dir gegenüber.“, sprach sie mehr zu sich selbst und öffnete die Tür zum Zugwaggon. Kaede machte kehrt, lehnte sich an das Zuggeländer und holte tief Luft. Als sie das Lied zu Ende sang, das Tiedoll ihr immer vorsang wenn sie traurig war, lächelte sie. Es war ihr altes Lächeln. Neuen Mutes betrat sie nun den Waggon und das Abteil, in dem sich ihre Plätze befanden. Sie fühlte sich wie befreit und ließ sich unbeschwert auf ihren Platz fallen. „Wie lang ist es her, seitdem wir Marie das letzte Mal gesehen haben?“, fragte Kaede. Kanda überlegte kurz. „Es ist eine Weile her.“, antwortete er schließlich. Er war zuerst verwundert über ihren plötzlichen Stimmungswechsel, aber es freute ihn, die normale Kaede wieder vor sich zu haben. Der eine Monat, in dem er auf Mission war, war ruhig. Für ihn sogar zu ruhig und leer, ohne diese Nervensäge vor ihm. Voller Vorfreude auf Marie und Tiedoll, blickte die Schwarzhaarige aus dem Fenster hinaus und verfolgte die Landschaft, die an ihnen vorbeizog. Sie schloss ihre Augen und in Gedanken an die alte Zeit, verlor sie ihren Weg irgendwann ins Land der Träume. Kaede schreckte auf und sah sich fragend um. Es war das laute Pfeifen des Zuges gewesen, das ertönte, weil er gerade aus dem Bahnhof, in dem er kurz hielt, wieder abfuhr. Sie seufzte leise, als sie bemerkte, dass Kandas Jacke auf ihr lag und sie sich lächelnd wieder zurücklehnte. Der junge Mann betrat gerade das Abteil und setzte sich wieder auf seinen Platz. „Es geht gerade jemand mit Kaffee durch, willst du welchen?“, fragte er, als er bemerkte, dass das Mädchen wieder wach war. „Ich geh welchen holen.“, erwiderte sie lächelnd und verließ die Kabine, sie musste sich nach dem kurzen Nickerchen die Beine vertreten und kam mit zwei Bechern wieder. Die Dunkelhaarige streckte ihm einen Becher entgegen. „Ich trinke keinen Kaffee.“, erinnerte Kanda sie an seine Gewohnheiten. „Weiß ich doch, deshalb habe ich extra um Tee gebeten.“, erklärte sie und grinste ihn frech an. Schmunzelnd griff er nach dem Becher. Als er ihn fast in der Hand hielt, machte der Zug eine Vollbremsung. Kaede verlor ihr Gleichgewicht und hatte große Mühe die Getränke nicht zu verschütten, als Kanda sie auffing. „Alles okay?“, fragte der Schwertkämpfer. Erleichtert stellte sie die Heißgetränke auf dem kleinen Tischchen zwischen den Fensterplätzen ab. „Ja, aber was ist-.“, fing sie verwirrt an, als ein Akuma-Schrei ihre Frage beantwortete. Schnell sprangen die Exorzisten aus dem Fenster, eine kleine Gruppe von Akuma ist aufgetaucht und hatte sich vor dem Zug gestellt. „Akuma!“, murmelte Kaede wütend und stürmte los. Kanda und sie waren ein eingespieltes Team – er ging auf die Akuma los und sie unterstützte ihn aus der Ferne mit Schilden oder Fernangriffen. Der Schwertkämpfer aktivierte sein Mugen und griff die Akuma-Gruppe an, während Kaede ein Schild beschwor und ihn vor seitlichen Angriffen schützte. „Yuu! Hinter dir!“, rief sie nach ihrem Kameraden, als sich hinter ihm kleine Akuma-Kanonen bildeten. Er reagierte zu langsam, da er gerade zwei Dämonen zurückschlug, weswegen das Mädchen zu ihm lief und zu den Kanonen sprang. Sie befestigte ihre Papiertalismane an ihnen und wollte diese gerade aktivieren, als der dritte Akuma die Exorzistin wegschlug. „Kaede!“, rief er nach der Dunkelhaarigen und fing sie im letzten Moment auf, bevor sie auf dem Boden aufschlagen konnte. Sie hielt die Fingerzeichen direkt vor sich und wandte ihren Blick nicht von den Akuma ab. „Sai! Innocence, erwache!“, sprach sie die magischen Worte, als schließlich eine Druckwelle von den Talismanen ausging und die Kanonen zerstörten. Wütend blickte der Schwertkämpfer zu den Dämonen, was machen Klasse-Zwei-Dämonen hier? „Ich kämpfe mit dir, damit wir das schnell über die Bühne bringen.“, sagte sie und stand wieder auf. Kanda blickte sie fragend an, als sie ein Schwert beschwor. Sie kannten sich nun so lange und er wusste nicht, dass sie ebenfalls mit Schwertern umgehen kann. Lächelnd stellte er sich neben sie und hielt sein Mugen in die Richtung der Akuma. „Dann wollen wir mal.“, erwiderte er und lief los. Das Mädchen folgte ihm, mit einigen Zaubern, Angriffen und Schwerthieben besiegten sie die Dämonen schließlich. Außer Atem wischte sich Kaede das Blut von ihrem Mund, das sie wegen dem Schlag von vorhin verlor und löste ihr Schwert auf. Schließlich kniete sie sich zu Boden und fing nun an Blut zu husten. Kanda wollte ihr aufhelfen, als er das ganze Blut am Boden erblickte und sie erschrocken ansah. „Es ist alles okay, die Benutzung des Schwerts verbrauchte nur mehr Energie als ich erwartet habe.“, erklärte sie und lachte verlegen. „Idiot.“, murmelte er und trug sie wieder in den Zug zurück, da dieser seine Fahrt endlich fortsetzen konnte. In ihrem Abteil angelangt, legte er sie auf die Sitzbank ab und deckte sie mit seiner Jacke zu. Wieder war sie so blass wie ein Geist. „Ich bin gleich wieder fit, schließlich regeneriere ich mich schneller als du.“, sagte sie leise und lächelte den jungen Mann an. Dieser warf sich nur seufzend auf seinen Platz und blickte kurz zu ihr, als sie einschlief. Stunden später öffnet Kaede langsam ihre Augen, draußen war es bereits dunkel und die Lichter in der Kabine waren an. Müde streckte sie sich, soweit es ihr möglich war und warf einen Blick zu ihrem Kameraden. Kanda schlief gerade, während sie sich in seine Jacke einkuschelte und ihn noch etwas beobachtete. Er sah so friedlich aus, dachte sie und errötete direkt, als sie sein Gesicht und seinen muskulösen Oberkörper musterte. Die Dunkelhaarige verkroch sich unter die Jacke und würde sich am liebsten ohrfeigen, was tat sie da nur? Kaede hörte ihn gähnen und sich strecken, als er schließlich nach ihr rief. „Hey, Kaede. Bist du wach?“, fragte er. Das Mädchen lunzte schließlich hervor und sah ihn fragend an. „Wir sind gleich in Paris, Marie wartet in Versailles.“, sagte er und blickte aus dem Fenster hinaus, er erkannte die Gegend. „Fährt der Zug nicht direkt dorthin?“, fragte sie und warf ebenfalls einen Blick aus dem Fenster. „Nein, wir müssen einen anderen Zug nehmen. Aber durch den Akuma-Angriff sind wir jetzt so spät in Paris, dass der nächste Zug erst morgen früh fährt.“, erklärte Kanda und ächzte genervt, als er seine Tasche zu sich nahm. „Hast du eigentlich genug Geld dabei?“, fragte das Mädchen nun, nachdem sie einen Blick in ihr Portemonnaie warf. Der Schwertkämpfer sah das wenige Geld bei ihr und sah nun in sein Geldtäschchen. „Könnte knapp werden.“, meinte er, so viel hatte er auch nicht dabei. Er wäre nie auf die Idee gekommen, vor dem Treffen mit Marie irgendwo übernachten zu müssen und seufzte. Hoffe euch hat das 1. richtige Kapitel gefallen Fukuro bedeutet Eule, ich bin auch immer sehr einfallsreich, was die Namen meiner Plüschtiere angeht xD Übrigens habe ich mich bei ihren Angriffen/Zaubern/Whatever bei Bleach und Naruto bedient, genaueres über ihr Innocence wird in den nächsten Kapiteln erklärt ;) Kapitel 3: Wiedersehnsfreude und trauriger Abschied --------------------------------------------------- Im Pariser Bahnhof angekommen, stiegen die jungen Erwachsenen aus und machten sich nun auf die Suche nach einer Unterkunft. Alle Zimmer waren belegt, ihre Hoffnung war jetzt noch die letzte Pension. „Ein Zimmer? Oh ja, wir haben eines frei!“, erklärte die alte Dame und nahm den Schlüssel vom Hacken runter. Das Exorzisten-Duo sah sich erleichtert an. „Dieses Zimmer hat nur ein Bett, aber das sollte für sie als Pärchen ja kein Problem darstellen!“, sagte sie noch und kicherte. Kaede hielt inne, als sie den Schlüssel nehmen wollte und sah sie erschrocken an. Sie setzte ein aufgezwungenes Lächeln auf und wurde schließlich von ihr zum Zimmer geführt. In dem Zimmer befand sich wirklich nur ein Bett, für das Mädchen das schlimmste Szenario überhaupt. Kanda nahm die zweite Bettdecke von der alten Dame entgegen und legte diese auf den Boden, neben dem Bett. „Was tust du da?“, fragte sie verwundert. „Ich schlafe auf dem Boden.“, erklärte er und packte einige Sachen aus seiner Tasche aus. „D-Das kommt gar nicht in Frage, ich werde auf dem Boden schlafen!“, erwiderte Kaede hektisch und packte die Decke um sie auf das Bett zu legen, als der junge Mann sie in ihrem Tun unterbrach und zurückhielt. „Du bist noch von der Benutzung des Innocence geschwächt, also schläfst du im Bett.“, sagte er im strengen Ton und nahm die Decke wieder an sich. Nun lag sie mit einem unglaublich schlechten Gewissen im Bett und konnte deswegen einfach nicht einschlafen. „Yuu? Schläfst du schon?“, flüsterte sie. „Was ist?“, fragte der Asiate. „Ich kann so einfach nicht schlafen. Ich fühle mich wie ein Idiot, wenn du auf dem Boden schläfst.“, erklärte Kaede und setzte sich auf. „Dann fühl dich wie ein Idiot und schlaf jetzt. Wir müssen morgen früh raus.“, erwiderte er knapp. „Wir können uns das Bett auch teilen.“, murmelte sie leise und blickte mit ihrem hochroten Kopf zur Seite. „Das Bett ist kleiner als meines.“, antwortete er ächzend. Er will endlich in Ruhe schlafen. „Dann ist es eben kleines als deines, solange du nicht auf dem Boden schlafen musst.“, brummte Kaede nun. Seufzend packte er die Bettdecke, warf sie aufs Bett und legte sich schließlich zu ihr. Er war ihr wirklich viel näher, als in der letzten Nacht. „Jetzt sei still und schlaf endlich.“, zischte Kanda noch und schloss seine Augen. Das Mädchen versuchte so nah am Rand wie möglich zu liegen, würde sie noch einen Zentimeter weiter rutschen, würde sie wieder aus dem Bett fallen. Ihr Herz pochte gegen ihre Brust, sie fürchtete sie davor, dass er es vielleicht hören könnte. Kaede drückte ihre Augen zu und versuchte zu schlafen, aber es war einfach unmöglich bei den Trommel-gleichen Schlägen ihres Herzens. Sie rutschte den einen Zentimeter zu viel und wäre beinahe aus dem Bett gestürzt, wenn der junge Mann sie nicht festgehalten hätte. Sein Arm lag um ihren Bauch und drückte sie zu sich. „Sagte ich nicht, dass du endlich schlafen sollst? Sonst ziehe ich wieder um.“, flüsterte er genervt. „Schon gut.“, sie gab sich ihrem Schicksal geschlagen. Wie es kommen musste, konnte sie die ganze Nacht kein Auge zu drücken. Sie fühlte sie wie zu Stein erstarrt, als sein Arm um sie lag, sie seine Körperwärme, ja sogar seine Muskeln während seiner Atmung, spürte. Durch das Fenster leuchteten die ersten Sonnenstrahlen hinein. Kaede drehte sich zu dem schlafenden jungen Mann, er hatte es gut. Er konnte in aller Ruhe schlafen, ohne über diese seltsamen Gefühle nachdenken zu müssen. Diese seltsamen Gefühle, die sie wie ein Idiot in seiner Gegenwart benehmen ließen, die in ihr diese seltsame Sehnsucht nach seiner Nähe hervorriefen. Kaede vergrub ihr Gesicht in seiner Brust, seine Wärme war so angenehm und ließ sie sich geborgen und beschützt fühlen. „Schon wach?“, hörte sie ihn fragen und erstarrte vor Schreck, als sie sich so an ihn schmiegte. „Fukuro-chan, du bist so weich.“, murmelte sie und tat so, als würde sie noch schlafen. Kanda schnippte gegen ihre Stirn und sah sie genervt an, als sie verschlafen zu ihm hochblickte. „Ich bin nicht deine Eule.“, moserte er und rollte sich etwas zur Seite um sich zu strecken. „Mh, dir auch einen guten Morgen.“, erwiderte Kaede leise und rieb sich die Augen. Er hat es geglaubt und sie seufzte erleichtert, als sie sich ebenfalls etwas zur Seite legte, aber nur auf den harten Boden aufkam. „Du bist wirklich ein Idiot.“, entgegnete der junge Mann, als er zu ihr blickte und stand schließlich auf. „Die Welt ist so ungerecht.“, wimmerte Kaede und rappelte sich auf. Beide waren soweit Aufbruch-fertig, aber ihr Zug würde erst in drei Stunden fahren. Zumindest hätten sie noch Zeit um zu frühstücken. „Ich gehe zu einem Bäcker und besorge uns etwas zum Essen.“, erklärte Kanda, als er seine Jacke anzog. Das Mädchen packte das Geld aus seinem Geldbeutel, bevor er es wegsteckte. „Ich gehe schon.“, sagte sie knapp und lief auch schon aus dem Zimmer hinaus. Er sah ihr seufzend nach und setzte sich auf das Bett, würde er solange etwas lesen. Für einen Moment blickte er auf seine Brust, die Brust an die sich die Dunkelhaarige heute Morgen anschmiegte. Er verwarf seine Gedanken mit einem Kopfschütteln und blätterte in seinem Buch herum. Die kühle Morgenluft tat unglaublich gut und ließ sie gleich wach werden. Lächelnd betrat sie einen kleinen Bäcker, der sich nur zwei Straßen weiter, in einer kleinen Gasse befand. „Guten Morgen. Ich hätte gerne einen, extra lang gebrühten, grünen Tee und einen Kaffee. Außerdem noch dieses Obststückchen und dieses Croissant.“, sagte sie und lächelte. Kanda frühstückte selten, aber er brauchte nach dem gestrigen Kampf ein schönes Frühstück zur Stärkung. „Ah, dieses Lächeln kenne ich.“, lachte der Herr, als er seiner Kundin die Heißgetränke überreichte. Kaede sah ihn fragend an. „Meine liebe Tochter Emilia lächelte so immer, als sie an ihren Verlobten dachte. Sie heiraten heute.“, erklärte der Bäcker. Sie sah ihn erschrocken an, lachte dann aber gequält. „Meine Glückwünsche, aber ich bin nicht verlobt. Ich habe noch nicht einmal einen Freund.“, antwortete sie lachend. „Aber Sie sind über beide Ohren verliebt.“, erwiderte er und grinste verschmitzt. Er reichte ihr noch die Süßspeisen. „N-Nein, nein. Ich bin nicht verliebt, was denken Sie denn.“, stammelte sie und verabschiedete sich von dem alten Bäcker. Liebe? Was redete er da nur für einen Unsinn. Sie weiß noch nicht einmal, wie sich das anfühlt. Natürlich wurde sie von Tiedoll wie seine Tochter geliebt, aber das war nicht mit der richtigen Liebe gleichzusetzen. „Bin wieder da.“, murmelte sie etwas niedergeschlagen, als sie das kleine Zimmer ihrer Pension betrat. Kanda saß auf dem Bett und legte gerade sein Buch zur Seite, während das Mädchen die Einkäufe auf den kleinen Tisch in der Mitte des Raumes stellte. Sie lief zu ihm, fiel ihm in die Arme und erhielt einen überraschten Blick von dem jungen Mann. „Ich habe dich einfach vermisst.“, erklärte sie ihr Handeln und lachte verlegen. Kanda seufzte. „Idiot. Lass uns jetzt frühstücken, der Zug fährt bald ab.“, murmelte er. Kaede lächelte ihm zu und nickte schließlich. Sie brachte ihm seinen Tee und das Croissant und setzte sich auf den Platz neben ihm. Der Schwertkämpfer nahm einen Schluck von dem Tee und hielt kurz inne. Ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. „Hm? Ist der Tee nicht gut?“, fragte sie, als sie zu dem jungen Mann blickte. „Nein, er ist perfekt.“, erwiderte er und nahm noch einen Schluck. Kaede lächelte zufrieden und biss in ihren kleinen Obstkuchen. Als sie gerade ihren Kaffee trank und Kanda ausgerechnet die Erdbeere von ihrem Plunder zupfte, verschluckte sie sich an dem Heißgetränk. „Hey!“, gab sie überrascht von sich und sah ihn schmollend an. „Das Croissant ist nicht süß genug, also beschwer dich nicht.“, erklärte Kanda und steckte sich das Erdbeerstück in den Mund. „Aber gerade die Erdbeere.“, murmelte das Mädchen beleidigt und stopfte sich noch ein Stück des Kuchens in den Mund. Zucker beruhigt ihr Innocence und mit einem ruhigen Innocence, fühlt sich das Mädchen wohler, lebendiger, einfach gesünder. Deshalb isst sie alles was mit Obst zu tun hat, am allerliebsten Erdbeeren, da sie zu den süßesten Obstsorten gehören. „Wenn wir im Orden zurück sind, kriegst du eine ganze Kiste Erdbeeren. Aber hör auf zu schmollen.“, gab er ächzend zurück. Nicht einmal er war so nachtragend, wenn sie ihm ein Stück seines Essens klaute. Kaede grinste zufrieden und lehnte sich an seine Schulter an. Sie brauchte keine Liebe, wenn sie die Zeit so mit ihm verbringen kann, ist es für sie am schönsten. „Wenn du fertig gegessen hast, gehen wir los. Ich gehe das Zimmer bezahlen.“, erklärte er und stand auf. Hastig stopfte sie sich den Rest in den Mund, sie hätte sich bei dieser Portionsgröße beinahe verschluckt, blickte aber mit einem unschuldigen Lächeln zu ihm, als er fragend zu ihr sah. „Bin schon fertig.“, sagte sie schließlich und schnappte ihren Rucksack. Mit einem Kopfschütteln verließ er das Zimmer und schloss es ab, als das Mädchen ebenfalls draußen war. „Gleich sehen wir Marie.“, murmelte sie, ihre Vorfreude konnte sie kaum verbergen und brachte den sonst so ernsten Schwertkämpfer zum schmunzeln. In ihrer Gegenwart konnte er gar nicht ernst bleiben, weil sie sich immer wie ein Idiot aufführte. Kaede stellte sich an die Rezeption und holte ihr Portemonnaie hervor, um ihren Teil vom Geld dazuzugeben, als der Dunkelhaarige ihre Hand wegzog. Sie sah fragend zu ihm hoch. „Du konntest schließlich wegen mir nicht schlafen.“, erklärte er. Auch wenn sie an der frischen Luft und einkaufen war. Auch mit dem Obst, konnte er ihr die Müdigkeit ansehen. „Aber du sagtest doch-.“, fing sie an, sah dann aber, dass er doch mehr als genug Geld dabei hatte. „D-Dann geht der Einkauf wenigstens auf mich.“, sagte sie noch und wollte gerade den Betrag rausnehmen, den sie für das Frühstück brauchte, aber auch da hielt er sie davon ab. „Weil du nicht genug Schlaf hattest, konntest du dich auch mit dem Frühstück nicht wirklich regenerieren.“, erklärte er auch das. Kaede lächelte und blickte zu seiner warmen Hand, die noch kurz auf ihrer ruhte. „Dann warte ich draußen.“, sagte das Mädchen schließlich und verließ die Pension. Endlich konnten sie ihre Fahrt fortführen und kamen schließlich in Versailles an. Kaede erkannte Marie und Daisya. Überglücklich über das Wiedersehen fiel sie Marie in die Arme, direkt danach umarmte sie Daisya ebenfalls. „Wie lange es schon her ist.“, lachte das Mädchen. „Du bist ja groß geworden, Kaede-chan. Beinahe schon eine Frau.“, erwiderte der Jüngere und grinste sie breit an. „Behalte deine Gedanken für dich!“, antwortete sie und streckte ihm frech die Zunge entgegen. „Ja ja, ich weiß schon. Du hast schließlich nur Augen für-.“, fing er stichelnd an, wurde aber direkt von der Schwarzhaarigen zurückgeschlagen. „Ich sagte, behalte deine Gedanken für dich!“, zischte sie, half ihm schließlich wieder auf und klatschte ihm einen Talisman ins Gesicht um sein Nasenbluten zu stoppen. „Das alte Ehepaar ist wieder vereint.“, seufzte Marie. „Warum musst du immer gleich gewalttätig werden, Kaede-chan?“, wimmerte der Exorzist, wurde aber direkt in die Wange gekniffen. „Wir sollen Papa suchen und haben keine Zeit zu verlieren, außerdem zwingst du mich immer dazu.“, erwiderte sie und streckte Daisya wieder die Zunge entgegen. Kaede hakte sich unter Maries und Kandas Arm ein und zog sie mit sich. „Lasst uns also schnell weiter.“, sagte sie noch mit einem freudigen Lächeln. Während sich der Älteste von ihrer guten Laune anstecken ließ, ächzte der Schwertkämpfer nur genervt. „Wartet auf mich!“, brüllte Daisya ihnen nach, als sie ohne ihn losgingen. Auf ihrer Suche nach ihrem General wurden sie von haufenweisen Akuma aufgehalten. Eine Stadt hielt den größten Schwarm von Dämonen inne, weswegen die Teammitglieder unfreiwillig getrennt wurden. In der Mitte der Stadt ragte ein gewaltiger Akuma mit Kanonen im Himmel. „Was hast du gerade gesagt? Die Qualität ist miserabel Daisya.“, gab Kanda genervt von sich. „Huh? Ja, sorry. Mein Golem macht wohl etwas schlapp.“, lachte der Exorzist. „Wo befindet ihr euch gerade?“, ertönte die Stimme des Schwertkämpfers durch den kleinen Golem, der vor Kaedes Gesicht flatterte. „Ungefähr drei Kilometer von diesem seltsamen Turm da.“, antwortete Daisya. Turm? Was für einen Turm? Das Mädchen warf einen kurzen Blick aus ihrem Versteck hinaus, konnte aber nicht wirklich viel erkennen. Geschweige denn einen seltsamen Turm. „Ich bin etwa fünf Kilometer westlich davon.“, murmelte Marie. Die Dunkelhaarige verkroch sich wieder in ihr Versteck, sie alle waren von Akuma umzingelt. „Kaede?“, hörte sie Kanda durch den Golem-Transmitter rufen. „J-Ja?“, erwiderte sie etwas ängstlich. „Träum nicht und sag uns wo du dich in etwa befindest.“, sagte er ungeduldig. „Naja, ich habe mich irgendwie verlaufen. I-Ich kann keinen Turm sehen.“, gestand das Mädchen schließlich. „Wie zum Teufel konntest du dich verlaufen?!“, fragte Daisya ungläubig, ja schon fast spöttisch. „Das ist nicht witzig, Mann!“, schrie sie den Golem vor sich an, als sie damit die Aufmerksamkeit der Akuma auf sich zog und ihre Teammitglieder Explosionen und ihre Schreie hörten. Sie kamen aus der Richtung des Turms. „Kaede, kannst du mich hören!“, rief der Asiate durch den Transmitter. „Ja, doch.“, hörte er schließlich ihre Stimme wieder. Er seufzte erleichtert. „Passt auf. Lasst uns wieder zusammenkommen, über unseren Golem können wir uns innerhalb eines zehn Kilometer Radius treffen. Sobald die Sonne aufgeht.“, erklärte Kanda und überlegte kurz. Dieser Idiot, war ausgerechnet im Zentrum der Akuma-Ansammlung. „Kaede!“, rief er durch den Transmitter wieder nach ihr. „J-Ja?“, ertönte ihre zittrige Stimme. „Kommst du da weg?“, fragte er. Das Mädchen lunzte hervor und sah zahlreiche Akuma. Ihre Zahl war viel zu groß, als dass sie sie bekämpfen könnte. „Ich weiß es nicht, wahrscheinlich-. Nein, doch!“, verbesserte sie sich schließlich. Sie hatte vergessen, dass sie für eine ganz kurze Zeit eine gespiegelte Erscheinung von sich erschaffen konnte. „Gut, dann treffe dich mit Daisya. Er ist dem Turm am nächsten.“, sagte Kanda noch und verließ sein Versteck schließlich. Kaede schluckte kurz. Ihre Teammitglieder hörten noch ihre Zustimmung und machten sich ebenfalls für den Kampf bereit. Sie nahm eine Glasscherbe und schnitt sich in die Handflächen. Mit ihrem Blut und den Papiertalismanen erschuf sie ein Spiegelbild von sich, das sie in die Akuma-Horde schickte und ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Als genug Akuma abgelenkt wurden schlich sie von Ecke zu Ecke und machte sich auf direktem Weg zu ihrem Freund Daisya. „Töten macht … so viel Spaß.“, ertönte es aus ihrem kleinen Golem mit leichtem Rauschen. „Was?“, fragte sie, weil sie es nicht wirklich verstanden hatte. „Nein!“, hörte sie Daisya schreien. „Lass die Scherze, Idiot. Ich bin gleich bei dir.“, sprach Kaede zum Golem und lief weiter. Aber als sie seinen Golem schließlich fand, bot sich ein albtraumhaftes Bild vor dem Mädchen. Erschrocken starrte sie auf den leblosen Körper ihres alten Freundes. „Daisya!“, rief sie nach ihm und holte ihn von der Straßenlaterne hinunter. Eilig breitete sie ihre Papiertalismane über ihn und aktivierte ihr Innocence um ihn zu heilen. „Daisya, hey! Wach auf, das ist nicht mehr witzig!“, flehte sie den jungen Mann an. „Daisya!“, hauchte sie nur noch. Ihre Stimme versagte und Tränen flossen unkontrolliert über ihr Gesicht. „Kaede.“, hörte sie Maries Stimme neben sich, er ist ihr und ihrem Golem gefolgt und fand sie schließlich. Der Ältere zog sie von dem toten Körper weg und umarmte sie, als sie ihrer Trauer freien Lauf ließ. Daisya war tot und sein Innocence zerstört. Marie bat jemanden seinen toten Kameraden abzuholen, hob das verausgabte Mädchen auf seinen Rücken und traf schließlich auf Kanda. Er sah besorgt zu der Dunkelhaarigen, als er ihre rotunterlaufenen Augen erkannte und nur Daisyas Golem bei ihnen war, war ihm alles klar. Der Schwertkämpfer zog seine Jacke aus und legte sie Kaede über die Schultern. „Bist du in Ordnung?“, fragte er. Das Mädchen ballte ihre Hände zu Fäusten, seine Frage machte sie so unglaublich wütend. „Natürlich bin ich in Ordnung! Daisya ist ja nur-.“, schrie sie ihn zornig an, unterbrach sich aber selbst und kniete sich zu Boden. Ihr Gesicht versteckte sie hinter ihren Händen, als sich Marie zu ihr beugte. Er nahm die Hände aus ihrem Gesicht und trocknete ihre Tränen ab. „Kanda macht sich nur Sorgen, sei ihm gegenüber nicht unfair. Durch dein Innocence, könntest du auch jederzeit sterben.“, erklärte er und erinnerte sie an ihren schwachen Gesundheitszustand. Die Dunkelhaarige sah zu ihm hoch und sah seinen schuldigen Ausdruck. Sie fiel dem jungen Mann um den Hals und vergrub ihr Gesicht in seine Brust. Der kräftige Schlag seines Herzens beruhigte sie und neben der Trauer, um den verlorenen Kameraden, machten sich Schuldgefühle breit. „Es tut mir leid.“, murmelte sie. Kandas Arme hingen neben seinem Körper, schließlich fand er den Mut dazu diese zu bewegen und sie um das Mädchen vor sich zu legen. Aber bevor er ihren Körper erreichte, machte er doch einen Rückzieher. Obwohl er froh darüber war, dass sie es ohne schwerere Verletzungen aus dem Akuma-Schwarm schaffte, konnte er es nicht wirklich zum Ausdruck bringen. Seufzend schüttelte Marie den Kopf, auch wenn er blind war, konnte er Kandas Unsicherheit spüren. „Mein Innocence mag mir zwar schwer zusetzen, aber ich regeneriere mich schneller als du. So schnell gibt Shimamura Kaede nicht den Löffel ab, also macht euch um mich keine Sorgen!“, sagte sie und versuchte wenigstens etwas zu lächeln, auch wenn es ihr schwer fiel. Die verbliebenen Exorzisten setzten ihre Suche fort und fanden ihren General Tiedoll schließlich in Italien. „General.“, rief Kanda zu seinem Ziehvater. „Oh, lange nicht mehr gesehen.“, begrüßte er die beiden männlichen Mitglieder. Seine Augen strahlten, als er das einzige Mädchen seines Teams erblickte. „Meine süße, kleine Kaede-chan!“, rief er nach der Dunkelhaarigen und breitete seine Arme aus. Mit einem wehmütigen Lächeln lief sie zu dem alten Mann und fiel in seine Arme. Es tat gut wieder bei ihm zu sein, als er über ihre langen schwarzen Haare strich. „Wo ist Daisya?“, fragte er noch. Die Hände des Mädchens verkrampften sich in seinem Hemd, als er nach ihrem gefallenen Kameraden fragte. Marie erklärte ihm alles, der beständige General ließ seinen Tränen freien Lauf. „General, ich muss Sie bitten mit uns zurückzukommen.“, bat der Ältere noch. „Hm, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, ist Daisyas Heimatstadt Bodrum.“, murmelte und ließ von Kaede ab, um etwas in sein Skizzenbuch zu zeichnen. „General. Die Akuma verfolgen dich und dein Innocence.“, sagte Kanda schließlich. „Daisya, verzeih mir. Es ist nur ein Bild, aber ich gedenke dir damit. Ruhe in Frieden.“, flüsterte er gen Himmel und zündete die Skizze schließlich an. „Ich kann nicht zurück.“, fügte er noch hinzu und wandte sich zu seinen Kindern. „Wir sind mitten im Krieg, deshalb nehme ich sämtliche Verantwortung als General auf mich. Außerdem muss ich neue Exorzisten finden. Wenn Gott uns nicht verlassen hat, wird er uns neue Schüler schicken.“, erklärte der alte Mann schließlich. Kaede lächelte leicht, das war so typisch für ihn. „Dann werden wir Sie begleiten, General Tiedoll.“, erwiderte Marie. Für das Team war es eine beschlossene Sache. Kapitel 4: Zwischenstopp mit Streitereien ----------------------------------------- Gemeinsam steuerten sie eine Pension an, natürlich war Tiedoll, wie damals auch, so geizig, dass er nur ein Zimmer mit zwei Betten buchte. „Jammert nicht. Wenn ihr ein Bett mit einer Person teilt, die ihr mögt, schläft es sich gleich angenehmer.“, erklärte der General gleich, als er den Zimmerschlüssel entgegen nahm. „Aber nicht so!“, brüllte Kanda fast. „Kaede-chan schläft bei mir und du teilst dir das Bett mit Marie.“, beschloss Tiedoll und packte den Rucksack seiner Ziehtochter. Marie nickte. „Fall du mir noch in den Rücken.“, zischte der junge Mann wütend und stapfte zuerst in das Zimmer. Das Mädchen legte sich ins Bett, die Reise und der gestrige Kampf zehrte sehr an ihren Kräften. Sie schlief schnell ein. „Kaede-chan, wenn du jetzt schläfst, verpasst du das Abendessen.“, murmelte der Grauhaarige und wollte das Mädchen gerade wecken, als Kanda seinen Arm packte. „Lass sie. Sie hat die letzten Nächte kaum geschlafen und die Sache mit Daisya hat sie auch noch ziemlich mitgenommen.“, erklärte er und zog den General zu sich. „Hm? Woher weißt du das denn so genau?“, fragte der ältere Herr mit einem verschmitzten Grinsen. Der Dunkelhaarige gab ihm eine Kopfnuss und zischte genervt, als er ihn aus dem Zimmer schob. Er hatte immer gehofft, dass Kaede mit einem seiner Studenten zusammen kommen würde. Marie war zu alt. Daisya und sie haben sich ständig wie Geschwister gezankt, auch wenn Marie sie als altes Ehepaar bezeichnete. Und Kanda war ein unnahbarer Eisklotz. Er seufzte schwer, als er von dem Schwertkämpfer auf einen Stuhl gedrückt wurde. „Wenn du schon beim Zimmer so geizig warst, kannst du wenigstens beim Abendessen spendabler sein.“, ächzte er, als er sich ihm gegenüber hinsetzte. Aber da hatte er sich zu früh gefreut. Tiedoll bestellte das günstigste Gericht, dass es auf der Speisekarte gab und das bestand aus einem einfach belegten Brot. „Könnten Sie bitte noch ein viertes einpacken. Das ist für meine kleine Tochter, die sich vorhin hingelegt hat.“, bat er die Bedienung noch. Kanda verdrehte genervt die Augen, sie waren keine kleinen Kinder mehr. „Dann lasst es euch schmecken.“, sagte er lächelnd und schob sie die Brotstücke genüsslich in den Mund. „Ach, Papa. Du kannst den Männern, nach einem harten Kampf, doch kein einfaches Stück Brot zum Essen geben.“, hörten sie die mosernde Stimme des Mädchens. Sie sollte lieber im Bett bleiben, als bei ihnen zu sein, da sie immer noch blass aussah. Aber das konnte Kanda schlecht vor den Anderen sagen. Kaede setzte sich an den einzig freien Platz, neben Kanda und schnappte sich die Speisekarte. „Kaede-chan, du solltest dich lieber wieder hinlegen.“, ermahnte Tiedoll die Exorzistin. Sie schüttelte nur den Kopf. „Schlafen kann ich später, ich will viel lieber die Zeit mit euch verbringen.“, erklärte sie und lächelte. „Guten Abend, was kann ich Ihnen bringen?“, fragte die Bedienung aufmerksam. „Der schlecht gelaunte Typ neben mir bekommt das Steak mit Kartoffeln, der Große bekommt einen griechischen Salat und das Hühnergericht mit Reis und mir bringen Sie bitte eine schön große Schüssel mit Obstsalat.“, Kaede zählte alle Bestellungen auf und erhielt genervte Blick von dem Schwertkämpfer, als sie ihn als „schlecht gelaunten Typ“ bezeichnete. „Stimmt etwas nicht? Möchtest du lieber etwas anderes essen?“, fragte sie, als sie seine genervten Blicke ihr gegenüber bemerkte. „Nein, schon gut.“, murmelte er nur. Manchmal fragte er sich, wie sie sich all die Speisen merken konnte, die Marie, Tiedoll oder er gerne aßen. Kaede lächelte der Bedienung zu und reichte ihr die Speisekarte. „Und deinen Papa hast du vergessen?“, fragte Tiedoll erschrocken. „Wieso? Du hattest doch dein Brot. Yuu und Marie so schlafen zu schicken, kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.“, erwiderte sie frech und lehnte sich in den Stuhl zurück. Für Daisya hätte sie wohl die Hamburger bestellt, würde er mit ihnen am Tisch sitzen und starrte betrübt vor sich hin. „Kaede. Daisya ist jetzt bei Gott und dort wird es ihm gut gehen. Bestimmt lacht er über das Gesicht, dass du wegen ihm machst.“, versuchte Marie das Mädchen aufzumuntern. Das Mädchen blickte beleidigt zu ihm. „Dann kann er ja froh sein, keine Ohrfeige mehr von mir zu bekommen.“, moserte sie und schmollte. „Wenn es denn nur eine einfache Ohrfeige wäre.“, fügte Kanda noch leise hinzu. Tiedoll prustete, sah sie aber wieder entschuldigend an, als sie ihm einen giftigen Blick zu warf. „Du bist aber in einer tollen Verfassung, bist du auf Streit aus?“, erwiderte Kaede gespielt verärgert und wollte ihm gerade in die Wange kneifen, als er ihren Arm packte. Die Dunkelhaarige wunderte sich über seinen plötzlichen Stimmungswechsel und sah ihn fragend, aber auch etwas besorgt an. Er stand auf und verließ die Pension. Kaede blickte fragend zu Marie und Tiedoll, als Letzterer aufstehen und ihm nachgehen wollte. „Warte, Papa. Lass mich das lieber machen, du machst es vielleicht nur schlimmer.“, flüsterte sie dem alten Mann zu, hielt ihn vom gehen ab und verließ die Pension um dem jungen Mann zu folgen. Er stand nur wenige Meter vom Eingang weg und lehnte gegen die Hauswand. „Yuu, komm wieder hinein. Es ist doch kalt.“, sagte Kaede, als sie zu ihm lief. „Ich will bei eurer Farce nicht mitmachen.“, murmelte er wütend. „Wie? Wieso Farce?“, fragte sie und sah ihn verdutzt an. „Daisya ist tot und ihr habt nichts besseres zu tun, als die Sache herunterzuspielen!“, erklärte er zornig. Kaede ohrfeigte ihn, es war das erste Mal, dass sie das Kanda gegenüber tat. Er sah sie wütend an, aber diese Wut verflog, als er ihre Tränen sah. „Ich habe Daisya wie einen Bruder geliebt, ich würde es niemals wagen seinen Tod auch nur im Entferntesten herunterzuspielen. Aber Marie hat auch Recht, wir können ihm nicht ewig hinterher trauern. Wir sind Exorzisten und ich kann mir vorstellen, dass er darüber sogar glücklich ist, diesen schrecklichen Albtraum nicht mehr miterleben zu müssen!“, schrie sie zurück, soweit ihr das mit einer heiseren Stimme möglich war. Kaedes Beine gaben ihrem Gewicht nach, da sie keine Kraft mehr hatte länger zu stehen und versteckte ihr Gesicht hinter ihren Händen. Der junge Mann zog seine Jacke aus, legte diese um ihre Schultern und nahm sie in seine Arme. Ohne es bewusst zu wollen lagen seine Arme um sie und drückten das weinende Mädchen an seinen Körper. Ihm wäre nie in den Sinn gekommen, dass sie unter den Kämpfen so sehr leiden würde. Gerade die Kaede, die ihm damals mehrfach versicherte, die ultimative Waffe für den Orden zu werden. Deswegen ließ er niemanden an sich heran. Familie, Freunde, Liebe. All das machte einen verwundbar und schwach. Und trotzdem hielt er gerade dieses Mädchen aus seiner Kindheit in seinen Armen und tröstete sie. Seine erbaute Mauer zeigte zahlreiche tiefe Risse. „Kaede?“. Sie sah fragend zu ihm hinauf, Kanda sah sie unentschlossen an. „Wenn wir uns nie kennengelernt hätten, wenn du Tiedoll niemals getroffen hättest und nie die europäische Abteilung betreten hättest. Was für ein Leben würdest du jetzt führen?“, fragte er schließlich. Obwohl er sich vorstellen könnte, wie sie heute wäre, wollte er es lieber von ihr selbst hören. Das Mädchen strich sich die Tränen aus dem Gesicht und überlegte kurz. „Wenn ich den Unfall überlebt hätte, wäre die Welt leer und kalt. Ich weiß worauf du hinaus willst. Glaubst du wirklich, dass mir all das nichts ausmachen würde, wenn ich ein schreckliches Monster geblieben wäre? Wenn ich mein Ziel, des ultimativen Kriegers für den Orden, nicht aus den Augen verloren hätte?“, fragte sie zurück. „Ich bin erschrocken, wie schlecht du mich nach neun langen Jahren einschätzt.“, schimpfte sie fast. „Idiot! Ich will mir gar kein anderes Leben vorstellen. Ich bin froh, dass du mich aus dem Labor befreit hast. Ohne dich, hätte ich all die schönen Momente mit Vater, Marie und Daisya verpasst. Ohne dich, hätte Papa mir nicht beibringen können, wie ich mein Innocence kontrolliere. Ohne dich, hätte ich dieses wundervolle Leben nicht.“, erklärte sie, den letzten Satz flüsterte sie so leise, dass er kaum hörbar war und errötete. „Das wird doch nicht etwa eine Liebeserklärung?“, murmelte Kanda erschrocken, darauf war er nicht gefasst. Die Dunkelhaarige drückte ihn von sich und sah ihn wütend an. „Tut mir leid, aber ich stehe nicht auf wandelnde Eisklötze!“, keifte sie und lief wieder in die Pension hinein. Da müsste sich Kanda aber mehr ins Zeug legen, ehe sie ihm jemals ihre Liebe gestehen würde. Was dachte sie da gerade? Sie war doch nicht in diesen unsensiblen Typen verliebt. „Geht es Ihnen gut, Miss? Sie sind so rot im Gesicht.“, fragte die Rezeptionistin besorgt. Sie wollte gerade antworten, als die Tür sie zur Seite stieß, da sie dort noch stehenblieb. Der Schwertkämpfer betrat den Eingangsbereich und erblickte das Mädchen. Kaede sah ihn entgeistert an und trat die Flucht ins Restaurant. Das Essen stand bereits auf dem Tisch und war vermutlich schon kalt, zumindest Kandas. Sie brauchte dringend den Obstzucker, um sich wieder zu beruhigen. Der junge Mann setzte sich ebenfalls auf seinen Platz und schlang das Gericht hinunter, ehe er sich entschuldigte und schon auf das Zimmer ging. „Das war aber eine ganz schön lange Diskussion.“, lachte Tiedoll, wurde aber direkt von genervten Blicken seiner Ziehtochter durchbohrt. Diese rief direkt nach der Bedienung, um das Essen zu bezahlen. Als sie die Rechnung erhielt, fiel ihr auf, dass sie ihren Geldbeutel gar nicht dabei hatte. „Entschuldigen Sie mich für einen Moment, ich habe das Geld auf dem Zimmer vergessen. Papa, Marie wartet ihr dann noch kurz.“, erklärte sie und lief in den zweiten Stock, um das Geld aus ihrer Tasche zu holen. Das Mädchen schlich leise ins Zimmer, da sie den jungen Mann bereits im Bett liegen sah und ihn nicht unnötig aufwecken wollte. „Mann, wo ist es denn schon wieder?“, fluchte sie leise, als sie den Rucksack zum dritten Mal durchwühlte und nach dem Fund den Geldbeutel triumphierend in die Luft hielt. Ehe sie sich versah, wurde es ihr aus der Hand gerissen. „H-Hey! Gib es wieder her.“, entgegnete Kaede, als sie sah, dass Kanda es in seiner Hand hielt. „Ich lasse mich nicht von Frauen einladen.“, erklärte er. Nun wurde ihr klar, dass er, bei ihrem Gespräch draußen, ihr Portemonnaie an sich nahm. „Aber Papa hat euch nur mit einem einfachen Brot abgespeist, ihr braucht doch etwas Richtiges zu essen.“, erwiderte sie. „Deswegen werde ich es bezahlen.“, antwortete er. „Das kommt gar nicht in Frage, gib mir mein Geld zurück.“, moserte sie und versuchte, das kleine Täschchen aus seiner Hand zu reißen, wenn er es nicht in die Höhe hielt. Er nutzte seine Größe aus. „Das ist unfair, Yuu.“, schimpfte Kaede und sah ihn verärgert an. Wie ein trotziges Kind kletterte sie auf sein Bett und versuchte das Täschchen so aus seiner Hand zu reißen, aber er war natürlich nicht nur größer, sondern auch kräftiger. Es war ein leichtes für den jungen Mann sie zurückzuhalten. „Du bist so gemein!“, zeterte sie, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte und das Portemonnaie beinahe erreichte. Die Bettdecke rutschte zu Boden, damit verlor Kaede den Halt und nicht nur sie fiel auf das Bett zurück. Etwas Schweres lag auf ihr, als sie die Augen öffnete, sah sie direkt in die braunen Augen des Schwertkämpfers. Das Schwere war Kanda, der nun auf ihr lag. Nur wenige Zentimeter trennten ihre Gesichter voneinander, beide sahen sich erschrocken an. „K-Kann ich jetzt mein Geld wieder haben?“, fragte sie schüchtern. „Nein, bleibt Nein.“, erwiderte er genervt und kletterte von dem Mädchen hinunter. „Sei nicht so ein blöder Dickkopf!“, rief die Dunkelhaarige verärgert. „Wer ist hier der Dickkopf? Wenn du einfach mein Angebot angenommen hättest, wäre das eben nicht passiert.“, zischte er und steckte das Portemonnaie wieder in ihre Tasche. „Du bist ein Blödmann!“, schimpfte sie noch, als er gerade das Zimmer verließ. Schmollend legte sie sich in ihr Bett, immer musste er seine Meinung durchsetzen, als wäre sie ein kleines Kind. Kurze Zeit später betraten alle Männer gemeinsam das Zimmer und machten sich Schlaffertig. „Kaede-chan? Schläfst du schon?“, hörte sie Tiedoll fragen. „Nein.“, murmelte sie immer noch beleidigt. Seufzend setzte er sich neben sie und strich ihr behutsam über den Kopf. „Sei ihm nicht böse.“, versuchte er das Mädchen zu beschwichtigen und lachte leise. Sie antwortete nichts, schmollte nur weiter und drehte sich von dem General weg. Aber neben ihnen war das zweite Bett und sie blickte direkt zu dem Asiaten, während dieser sich hinlegte. Kaede mochte ja seine direkte Art, bei ihm konnte man wissen woran man ist. Aber er hatte auch ein Händchen dafür schöne Momente einfach zu zerstören. Grummelnd schloss sie ihre Augen. Kanda warf noch einen kurzen Blick zu dem alten Mann, der nur resigniert mit den Schultern zuckte und sah danach zu dem Mädchen, die ihre Augen geschlossen hatte und versuchte zu schlafen. Also tat er dasselbe. „Schlaft gut, Kinder.“, flüsterte Tiedoll noch, ehe er sich ebenfalls hinlegte. Am nächsten Morgen stand der General als erster auf und wollte seine Kinder mit einem schönen Frühstück auf dem Zimmer überraschen. Leisen Schrittes betrat er dieses wieder, diesmal mit einem vollen Tablett in den Händen und stellte es auf der Kommode ab, als er Kaede leise stöhnen hörte. Verwundert blickte er zu ihr und sah, wie sie sich von der einen Seite zur anderen wälzte und undefinierbare Dinge murmelte. „Kaede-chan, wach auf.“, flüsterte er ihr zu und versuchte sie vorsichtig aufzuwecken. „N-Nein. Yuu, Marie … Papa.“, sagte sie nun klarer. „Kaede-chan.“, flüsterte er weiter, er wollte seine anderen Schüler nicht aufwecken. „Nicht!“, schrie sie und schreckte auf. Dabei verpasste sie Tiedoll einen Schlag mit ihrem Kopf, noch nicht realisierend, dass sie nur geträumt hat. Kaede starrte angsterfüllt vor sich und atmete schwer, sie zitterte noch, weil dieser Traum sich so real anfühlte. Erst als sich die Kopfschmerzen bemerkbar machten, erkannte sie, dass sie noch in dem Hotelzimmer war und niemand zu Schaden kam. Außer dem General. „Mh, was zur Hölle?“, murmelte sie, als sie sich vor Schmerzen an den Kopf fasste und den alten Mann mit einer schönen Beule neben sich erblickte. „D-Du hast schlecht geträumt, Kaede-chan.“, räusperte sich Tiedoll und rieb ebenfalls über die schmerzhafte Stelle an seiner Stirn. Sie blickte zu ihren Kameraden und sah sie in ihrem Bett selig schlafen. Ihr Anblick machte sie so unglaublich glücklich, dass sie ihre Tränen nicht länger zurückhalten konnte. „K-Kaede-chan! Weine doch nicht!“, flüsterte er hilflos und nahm das Mädchen in seine Arme. Die Exorzistin hatte schreckliche Angst davor, dass den Anderen ihrer Einheit dasselbe wiederfährt wie Daisya. So wie sie eben davon geträumt hat. „General? Ist alles in Ordnung?“, fragte Marie, als er sie weinen und die beruhigenden Worte seines Meisters hörte. „Ja, ich denke schon.“, erwiderte er und seufzte. Zu gerne würde er wissen, was für ein Traum das war, dass er sie so mitnahm. „Kann man nicht einmal in Ruhe schlafen.“, meldete sich nun auch Kanda genervt zu Wort und warf einen wütenden Blick zu seiner rechten, als er etwas aufschreckte. Er hatte sie schon so oft weinen gesehen, aber so, so verängstigt und verloren, hatte er sie noch nie zu Gesicht bekommen. Irgendetwas in ihm rief ihm zu, sie in seine Arme zu nehmen, zu trösten und ihr die Angst zu nehmen. Aber sein Verstand sagte ihm Gegenteiliges. „Tche.“, gab er nur knapp von sich und lief überfordert ins Badezimmer. Der junge Mann wusch sich sein Gesicht mit kaltem Wasser und sah sein Spiegelbild vor sich wütend an. Er verstand nicht was in der letzten Zeit mit ihm los war. Über die Jahre hat er erfolgreich eine Mauer um sich aufbauen können, Kanda wollte niemanden an sich heran lasen. Niemanden! Auch nicht diese schreckliche Nervensäge. Seufzend drehte er das Wasser der Dusche auf und betrat diese, nachdem er seine Kleidung abgelegt hatte. Eine schön kalte Dusche würde seinen Kopf wieder abkühlen und seine Gedanken klären. „Ist alles wieder gut?“, fragte der alte Mann, als sich Kaede allmählich beruhigte. „Hm.“, erwiderte sie nur knapp und wischte sich ihr Gesicht trocken. Ein kurzer Blick zu Marie, ließ ihr ein erleichtertes Lächeln wieder auf die Lippen zaubern. Es war nur ein dummer Traum, nichts weiter, dachte sie. „Ich geh dann mal ins Bad und wasch mir lieber das Gesicht.“, lachte sie verlegen, als sie aufstand und zu besagter Tür ging. Sie hatte die Türklinke bereits in der Hand, als sich Tiedoll zu Wort meldete. „Kaede-chan, das Bad ist-.“, fing er zuerst an, unterbrach sich aber vor Schreck, als sie die Tür öffnete obwohl der Raum noch besetzt war. Ihr Herz blieb vor Schreck stehen, als der Schwertkämpfer, mit nur einem Handtuch um die Hüften bekleidet, vor ihr stand. Er trocknete sich gerade die Haare ab, als er fragend zu dem Störenfried blickte und selbst erschrak. Wie konnte er nur vergessen die Tür abzuschließen, fragte er sich und fluchte leise. „Ah, ich wollte-.“, fing Kaede stammelnd an, sie konnte ihren Blick nicht von ihm abwenden. „Du wolltest wieder verschwinden!“, brüllte Kanda und schmiss das Mädchen hinaus, als er die Tür zuschlug und diesmal auch abschloss. „W-Wieso habt ihr nichts gesagt?“, schimpfte sie, als sie zu den verbliebenen Männern im Zimmer blickte. „Wer hätte denn ahnen sollen, dass dieser Idiot vergessen hat abzuschließen.“, erwiderte Tiedoll entrüstet. Aufgeregt packte sie ihre Jacke und flüchtete aus dem Zimmer. Wie peinlich, dachte sie und würde sich am liebsten in ein tiefes Loch verkriechen und nie wieder mehr hinauskommen. Ziellos streifte Kaede durch die Straßen, um sich zu beruhigen. Sie stand wieder vor der Pension, als ihr auffiel, dass es nicht die ist, in der sie übernachtet haben. Wütend machte sie kehrt und versuchte den richtigen Weg zu finden, aber je weiter sie ging, desto mehr verlief sie sich. Mit einem tiefen Seufzer blickte sie in den, mit dunklen Wolken durchzogenen, Himmel. „Du lachst bestimmt wieder darüber, dass ich mich verlaufen habe. Nicht, Daisya?“, murmelte sie. „Vielleicht könntest du mir irgendwie dabei helfen, den richtigen Weg wiederzufinden.“, fügte sie noch hinzu und wartete einen Moment. „Oder auch nicht.“, gab sie niedergeschlagen von sich, als nichts passierte. Kaede wollte gerade den linken Weg einschlagen, als sie aus der anderen Richtung einen, ihr nur zu bekannten Schrei, vernahm. „Akuma!“, fluchte sie und folgte den Lauten. Hoffentlich würden nicht zu viele Menschen zu Schaden kommen. Als sie den Ort des Geschehens betrat, schreckte sie direkt etwas zurück. Vier Akuma, davon zwei der zweiten Klasse und sie allein. Kaede versuchte sich etwas zu beruhigen und einen klaren Gedanken zu fassen. Sie müsste nur so viel Schaden wie möglich abwenden und Zeit schinden, bis ihr Team hier ist. Früher oder später würden sie die Akuma bemerken, solange müsste sie nur durchhalten. Als die Akuma gerade einige Einwohner angreifen wollten, aktivierte sie schließlich ihr Innocence. „Tozansho! Innocence erwache!“, rief sie und beschwor eine pyramidenähnliche Barriere um sich und die Akuma und schirmte sie damit von der „Außenwelt“ ab. „Lauft! Schnell!“, rief Kaede den Bewohnern zu, als sie gerade einem Angriff auswich. Sie brauchte Platz zum kämpfen, sonst könnte sie direkt ihr Todesurteil unterschreiben. Nachdem der letzte Bewohner den Marktplatz verließ, konnte sie die Barriere auflösen und ihren Angriffen besser ausweichen. Auf dem Weg durch die Straßen der kleinen Stadt verteilte sie ihre Papiertalismane, während die Akuma das Mädchen verfolgten. Mit einem Sprung wich sie weiteren Angriffen aus und blieb in einer Seitengasse in Deckung. „Sai!“, rief sie laut, als die Dämonen sich über ihren Talismanen befanden. Dadurch, dass die Papierstücke zentriert waren, addierten sich die Druckwellen zu einer großen und hielt die Monster nur kurz auf. Allmählich verließ sie der Mut und vor allem die Ausdauer, für diese Akuma bräuchte sie eine bessere Synchronisationsrate mit ihrem Innocence, aber sie hatte diese nicht. Kaede lief weiter durch die Straßen und warf immer wieder einen Blick nach hinten zu den Akuma, die ihr dicht an den Fersen waren. Als sie wieder nach vorne sehen wollte, lief sie in jemanden hinein und wurde durch den Aufprall beinahe zurückgestoßen, wenn sie nicht festgehalten wurde. Erschrocken blickte sie zu der Person und erkannte Marie. „Was schleppst du da mit dir herum, Kaede.“, fragte Kanda genervt, als er die Akuma erblickte. „Bekannte, denen ich in die Arme gelaufen bin und nicht mehr von mir ablassen wollen.“, lachte sie erleichtert und wurde von dem Braunhaarigen schützend hinter sich geschoben. „Dir ist aber nichts passiert, oder?“, fragte der General besorgt, als er sie schwer atmen sah. „Es ist alles in Ordnung, außer dass ich gerade einen halben Marathon hinter mich gelegt habe.“, antwortete sie mit einem gequälten Lächeln und versuchte ihre Atmung zu stabilisieren. Obwohl zwei Klasse-Zwei Akuma dabei waren und der Kampf damit nur in die Länge gezogen wurde, ging das Team ohne weitere Verletzungen siegreich hervor. Sie blickte zufrieden zu ihrer Einheit, als ihre Sicht verschwamm und sie schließlich in Ohnmacht fiel. „Kaede-chan?“, rief er besorgt nach ihr, als sie von Marie auf den Rücken gehoben wurde und Kanda ihr einen Talisman aus der Hand nahm. Tiedoll stieß einen tiefen Seufzer aus und schüttelte verständnislos den Kopf, als er das Papierstück in der Hand seines Schülers erkannte. „Was ist das für eine Formel?“, fragte er, als er ihm das Papierstück reichte. „Das ist die Formel für Tozansho, ihre mächtigste Barriere. Dieses Kind, dass sie die Angriffe von vier Akuma damit abwehrte.“, erklärte er und schüttelte weiter den Kopf. „Kein Wunder, dass sie jetzt erschöpft ist.“, fügte er murmelnd hinzu und strich dem Mädchen die langen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ein lautes Pfeifen weckte Kaede aus ihrem tiefen Schlaf, fragend sah sie sich um und sah, dass sie sich in einem Zug befand. Der Sitz neben ihr war leer und ihr gegenüber saß Marie. „Marie? Wo sind Yuu und Papa?“, fragte sie etwas verschlafen. „Laufen im Zug herum, weil sie nicht still sitzen können. Fühlst du dich wieder fit?“, beantwortete er zuerst die Frage des Mädchen und stellte danach seine. „Hm, schon.“, erwiderte sie und streckte sich. „Wo fahren wir überhaupt hin?“ „Nach Japan. Der General will nach neuen Schülern suchen.“, erklärte er lächelnd. „Ich gehe mal nach ihnen schauen, vielleicht kommt mir noch ein Kaffeeverkäufer entgegen. Soll ich dir dann einen Kaffee mitbringen?“, fragte sie noch nach. „Gerne.“, erwiderte er und hörte, wie sie das Abteil verließ. Auf dem Weg durch die Waggons traf sie wie erhofft auf einen Kaffeeverkäufer, aber direkt hinter ihm erblickte sie Kanda. Kaffee oder Kanda, überlegte sie hin und her. Mit einem schelmischen Lächeln unterdrückte sie ihr Innocence und deutete dem Verkäufer, zwei Becher Kaffee haben zu wollen. „Ihr Rückgeld, vielen Dank.“, hörte Kanda die Stimme des Verkäufers neben sich und starrte weiterhin aus dem Fenster. „Hier bist du.“, hörte er hinter sich und sein Blick verfinsterte sich direkt. Wie sehr er es hasste, wenn sie sich von hinten an ihn anschlich. „Schau nicht so.“, lachte Kaede und stellte sich neben ihn. Der junge Mann erblickte zwei Becher in ihren Händen und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Landschaft vor sich zu. „Ich will nichts trinken.“, murmelte er direkt. „Das ist auch nicht für dich.“, erwiderte das Mädchen frech und warf einen kurzen Blick zu ihm. „Ich wollte mich entschuldigen, wegen gestern. Aber ich möchte Marie und dir auch einfach mal etwas Gutes tun und nicht immer von euch abhängig sein.“, erklärte sie schließlich und schaute nun ebenfalls aus dem Fenster hinaus. Kanda seufzte, weswegen sie fragend zu ihm aufsah. „Dann wird der nächste Restaurantbesuch teuer für dich.“, erwiderte der junge Mann. Kaede lachte auf und wandte sich zum gehen ab. „Sehr gerne.“, sagte sie noch und lief wieder in die Richtung aus der sie kam. Die Exorzistin betrat das Abteil, in dem auch wieder Tiedoll saß und strahlte seine Tochter an. „Das wäre doch nicht nötig gewesen, meine Klei-.“, fing der alte Mann freudig an, unterbrach sich aber, als Kaede den einen Becher Marie in die Hand drückte. „Danke.“, sagte er knapp und nahm einen Schluck des Heißgetränks. Als sie noch den enttäuschten Blick des Generals sah, hielt sie ihm schließlich den zweiten Becher vor die Nase. „Nimm schon.“, hörte Tiedoll sie sagen und sah verwundert auf. Seine kleine süße Ziehtochter streckte ihm den Kaffee entgegen, den er dankend annahm. „Dafür kannst du für die restliche Fahrt mein Kissen sein.“, murmelte sie, als sie sich neben ihn setzte und sich an ihn lehnte. Auch der Asiate betrat das Abteil und warf sich ächzend auf seinen Platz. Er sah noch kurz zu dem Mädchen, das an Tiedolls Schulter lehnte und scheinbar wieder schlief, bevor er wieder aus dem Fenster blickte. Er hasste Zugfahrten. Kaede öffnete ihre graublauen Augen und musterte den Schwertkämpfer auf dem gegenüberliegenden Platz. Ihr fiel sein Anblick von heute morgen ein und errötete etwas. Aus dem kleinen Jungen ist ja ein gutaussehender junger Mann geworden, das dachte sie zumindest immer. Aber als sie ihn so im Bad sah, wie die nassen Haarsträhnen an seinen nackten Oberkörper klebten – wenn er sie nicht direkt hinausgeworfen hätte, wäre sie wohl an Nasenbluten verblutet. Zumal sie ihn noch nie mit offenen Haaren zu Gesicht bekam, diese waren länger als ihre und nicht ansatzweise so glänzend und geschmeidig wie seine. Sie verzog das Gesicht etwas, als sie so weit mit ihren Gedanken abschweifte, ohne zu ahnen, dass er ihr mustern im Zugfenster wiederspiegeln sah. „Hör auf mich so anzustarren.“, zischte Kanda und sah genervt zu ihr. Das Mädchen blickte zuerst ertappt, danach gespielt verärgert zurück. „Tue ich doch gar nicht, ich döse nur vor mich hin. So toll siehst du auch nicht aus, dass man dich anstarren würde.“, erwiderte sie und streckte ihm frech die Zunge entgegen. Er musste sich wirklich zusammenreißen nicht mit Mugen auf sie loszugehen und schluckte seinen Ärger hinunter. „Wie lange dauert es noch überhaupt?“, murmelte sie gelangweilt. „Wir haben vorhin Hongkong verlassen, in etwa zwei Stunden werden wir in Shanghai ankommen. Danach müssen wir noch einen Tag mit dem Schiff fahren und sind dann in Edo.“, antwortete Tiedoll. Kaede stieß einen tiefen Seufzer aus. „Du kannst gleich sagen, dass wir erst übermorgen dort sein werden.“, zischte sie und entlockte dem alten Mann ein heiteres Lachen. Wie es zu erwarten war, waren sie nach zwei weiteren Tagen schließlich in Edo. In weiter Ferne zogen zahlreiche Explosionen ihre Aufmerksamkeit auf sich. „Dort drüben scheint ein ziemlich großer Akuma zu sein.“, murmelte der Schwertkämpfer, seine Hand wanderte schon zu seinem Mugen. „Marie kannst du etwas hören?“, fragte Tiedoll. Der Braunhaarige aktivierte sein Innocence. Kaede kniff die Augen zusammen und versuchte irgendetwas zu erahnen, aber sie waren noch etwas zu weit weg. „Der Klang, er hört sich nach einem Maschinengetriebe an. Außerdem höre ich die Stimmen von Linali und Allen. Es sind alle von General Cross‘ Team.“, erklärte er. „Dann geht los. Helft ihnen.“, befahl der alte Mann. Ohne zu zögern liefen seine Schüler los. Kapitel 5: Kennenlernen ----------------------- „Kaede!“, rief der junge Mann nach ihr. Sie sah fragend zu ihm. „Ich hoffe du hast deine Kraft wieder, die Bohnenstange und der Rest werden bestimmt geheilt werden müssen.“, sagte er schließlich. „Mach dir um mich mal keine Sorgen.“, erwiderte das Mädchen lachend. Sie waren fast da und beeilten sich noch zusätzlich, als sie erkannten, dass Linali in Gefahr war. Die Dunkelhaarige sammelte ihre Energien und aktivierte ihr Innocence. „Seki! Innocence erwache!“, flüsterte sie. Gerade als Chaoji angegriffen wurde, bildete sich ein Schild zwischen ihm und diesem seltsamen Schmetterling, der sofort den Rückzug antrat. Sie landete direkt neben ihm und lief anschließend zu Miranda. „Ruhig, Miranda-san. Ich werde deine Wunden jetzt heilen.“, sprach Kaede behutsam zu der jungen Frau und verteilte ihre Talismane über ihren Körper. „Shosen!“, rief sie konzentriert und befahl ihrem Innocence, die Wunden der Verletzten zu schließen. Sie seufzte erleichtert, als Kanda neben ihr landete und ihr Linali übergab. „Yuu!“, rief das Mädchen noch nach ihm und hielt ihn kurz zurück. Er blickte ungeduldig zu ihr, als sie ihm einen kleinen Stapel ihrer Talismane in die Hand drückte und ihn mit einem gequälten Lächeln ansah. Er verstand zuerst nicht, wo die plötzlich alle herkamen, normalerweise schrieb sie diese mit ihrem Blut, als er schließlich ihre Arme erblickte, die sie sich aufgeschnitten hatte. „Leg sie auf die Verletzten, wenn du welche findest.“, bat sie und widmete sich nun Linali. Damit waren Miranda und Linali wieder auf den Beinen. Als die Dunkelhaarige aufstehen wollte, war es etwas schwer ihr Gleichgewicht zu finden und taumelte daher etwas. So schnell darf sie nicht schlapp machen, dachte sie und klatschte beide Hände gegen ihre Wangen um sich wach zu halten. Kaede eilte zu weiteren Verletzten und erblickte Alistar und den alten Bookman. „K-Kaede-chan!“, jaulte der Vampir vor Glück, sie war seine Rettung. „Still halten.“, bat sie lächelnd und versorgte seine Wunden und danach die des Bookman. Ehe sie sich versahen erschien der Millennium Earl und beschwor eine so große Energiekugel, dass ganz Edo von der Bildfläche verschwand. Nur ganz knapp konnten sie der Explosion entkommen und waren dementsprechend wieder schwer verletzt. Das Mädchen richtete sich auf und war sichtlich erleichtert, dass sie noch am Leben waren. In der Ferne erkannte sie noch Lavi, Kanda und Marie und einen seltsamen Kristall. „Pass auf, Kanda!“, rief Marie seinem Kameraden zu. Wütend packte sie einen der leeren Talismane, die vor ihr auf dem Boden verteilt waren und schrieb mit ihrem Blut eine Formel darauf. Ihr Schild baute sich für einen Moment vor dem Blauhaarigen auf, als es genau so schnell wieder verschwand. Zum Glück aller erschien Tiedoll und vernichtete den Akuma, der seinen Schüler bedrohte. „Kaede!“, rief der General nach seiner Schülerin, nachdem er Kanda und Marie wohlauf sah und suchte die Umgebung nach ihr ab, als er sie verletzt auf dem Boden liegen sah. Mit Allens plötzlichem Auftauchen, verschwanden auch der Earl und seine „Kinder“. Unter einer Brücke wurden die Verletzten versorgt. „Bist du in Ordnung?“, fragte Kaede als sie sich zu ihm setzte. Der junge Mann schreckte wieder etwas auf und sah sie grummelnd an. „Hör endlich auf, dich von hinten an mich heranzuschleichen.“, zischte er verärgert. Das Mädchen lächelte gequält. „Ich habe mein Innocence nicht unterdrückt.“, erwiderte sie. Kanda blickte ungläubig zu ihr, hatte sie im letzten Kampf so viel Energie verbraucht, dass sie kaum noch welche übrig hat? Jetzt erst fiel ihm ihre blasse Gesichtsfarbe auf. „Tche. Du musst es auch immer übertreiben.“, schimpfte er und sah wieder nach vorne. Stimmt, jetzt wo er über den Kampf nachdachte, wollte sie ihn mit einem Schild vor dem Angriff schützen und konnte diesen noch nicht einmal aufrecht erhalten. Das Mädchen seufzte und sah erschrocken hinter sich, als sie plötzlich Allens aufgeregte Stimme hörte. Ehe sie sich versahen, befanden sie sich an einem anderen Ort. Kanda und Allen versuchten durch den Golem des Earls herauszufinden, wo sich der Ausgang befindet, als plötzlich besagter Earl auftauchte. „Fahrt mit dem Boot zu Hölle!“, lachte der Noah-Anführer hämisch. Die Stadt begann in sich zu fallen. „Ihr habt noch genau drei Stunden.“, sagte er noch und zog sich zurück. „Es sollte irgendwo ein Haus geben, durch dieses bin ich hergekommen.“, erklärte Allen, während Relo sie wieder daran erinnerte, dass die Arche nicht mehr mit der Dimension außerhalb verbunden ist. Neben dem Weißhaarigen erschien plötzlich eine Gestalt mit einem Schlüssel in der Hand. „Es gibt einen Ausgang.“, sagte dieser mit einem breiten Grinsen. Allen erinnerte sich an ihn, das war der Typ gegen den er gepokert hatte. „Hey. Dieser Typ ist bereit zu töten.“, murmelte Kanda, als er zu seinen Kameraden blickte. Der Noah schlug Allen zurück und lachte hämisch. „Wenn ihr einen Ausgang wollt, können wir einen erschaffen. Dank Rhode.“, erklärte er, als eine Tür hinter ihm erschien. „Wie wäre es, wenn wir darum spielen? Mein Einsatz ist die Tür in eure Freiheit und ihr setzt eure Leben dafür ein. Und dieses Mal, spielst du fair.“, schlug der Noah mit einem schelmischen Lächeln vor. Eine Säule stürzte eine und erwischte den Noah. Währenddessen verlor er den Schlüssel, der von dem Schwertkämpfer aufgefangen wurde. „Der Ausgang ist am höchsten Punkt der Stadt, wenn ihr es lebend dorthin schafft, habt ihr gewonnen.“, erklärte er noch. Der Boden unter ihnen stürzte ein, sie mussten schnellst möglich an einen sichereren Ort. „Mann, wir können nicht ewig wegrennen, wenn dieser Ort wirklich in drei Stunden verschwindet.“, schimpfte Lavi. „Tche.“, zischte Kanda und übergab den Schlüssel an den Weißhaarigen. Sie würden bestimmt irgendwie einen Weg hier raus finden, dachte Kaede und betete, dass sie nicht kämpfen müssten. Denn mit kaum Kraft würde sie ihnen nur im Weg stehen. „Kaede-chan! Beeil dich!“, hörte sie Lavi nach sich rufen und wurde damit aus ihren Gedanken hinaus gerissen. Eilig lief sie der Gruppe nach. Allen hatte die Idee den Schlüssel einfach bei jeder Tür auszuprobieren. Sie hatten gleich bei der ersten Tür Glück, dass sie sich öffnete und betraten den Raum, zu dem sie führte. Sie befanden sich nun in einem Waldgebiet. Allen machte der Gruppe Mut, dass sie definitiv hier herauskommen würden. „Hey. Wir haben Besuch.“, murmelte Kanda und sah wütend zu der Gestalt, die plötzlich auftauchte. „Ihr geht vor, dieser Typ war hinter unserem General her.“, sagte er noch und zog sein Schwert. „Aber wir können dich nicht alleine lassen!“, erwiderte Linali verängstigt. „Ich mache das nicht für euch. Ich sagte, dass er hinter unserem General her war. Der Kampf wird ein schnelles Ende finden.“, erklärte der junge Mann. „M-Macht euch keinen Kopf, ich bleibe hier.“, versuchte Kaede die Sorgen der Gruppe zu nehmen und schob sie vor. Dabei machte sie sich selbst unerträgliche Sorgen, sie flehte ihr Innocence an, sie nicht im Stich zu lassen und machte sich kampfbereit. Er aktivierte sein Mugen und blockte den Angriff des Noah mit seinem eigenen. „Du kannst also kämpfen. Ich glaubte schon, dass du es nicht könntest, weil du uns bei den Akuma-Angriffen immer nur angestarrt hast.“, murmelte der Dunkelhaarige. „Weil ihr immer zu viert wart. Ich überlegte immer, wenn ich wohl als ersten töten sollte.“, antwortete er grinsend. Kaede schluckte und hielt ihre Talismane bereit, was für ein eigensinniger Gegner. „Mh. Und hast du dich entschieden?“, fragte Kanda. Was für ein Idiot, dachte er. „Da ich jetzt einen Kampf mit dir bestreiten muss, wirst du es sein. Mein Name ist Skin Bolic, der Noah Familie. Wie wirst du genannt, Mitglied der Tiedoll-Einheit?“, erwiderte der Große. „Kanda.“, antwortete der Schwertkämpfer. „Und? Magst du Süßigkeiten?“, fragte Bolic zurück, als er einen weiteren Angriff startete. Blitze gingen von dem Gegner aus und schlugen allesamt in den Boden um Kanda herum. „Ich hasse sie.“, antwortete er und grinste, als er keine Anstalten machte, den Blitzen auszuweichen. Doch den Blitzen die direkt auf ihn gerichtet wurden, wich er schließlich mit einem Sprung aus. Während sich der junge Mann in der Luft befand, tauchte der Noah hinter ihm auf und sammelte seine Energie für den nächsten Angriff. „Hinter dir.“, flüsterte der Gegner. Kaede formte schnell ihre Fingerzeichen und beschwor ihr Schild, das wieder nur kurz anhielt. Kanda wandte sich ihm zu und schlug ihn mit mehreren Schwerthieben zurück, als ihm die statische Aufladung seines Schwerts auffiel. Ein erneutes Erdbeben erinnerte ihn daran, dass der Ort bald in sich zusammenbrechen würde und blickte kurz zu dem Mädchen. Sie lächelte ihm zwar zu und wollte ihm weißmachen, dass alles in Ordnung wäre, aber er sah genau, dass dem nicht so war. Da seine Attacken nicht stark genug waren und er keine Zeit mehr hatte, aktivierte er schließlich seine geheime Kraft. „Shouka. Technik der dritten Illusion.“, murmelte er. Seine Pupillen wurden in drei aufgeteilt und Adern durchzogen die Bereiche um seine Augen. Zumindest letzteres fiel Kaede auf und sie sah ihn verwirrt an. Diese Technik kannte sie noch gar nicht, aber es ist auch nicht so, als würde er all ihre Techniken kennen, trotzdem machte sie sich Sorgen. Von dem jungen Mann ging eine enorme Kraft aus, selbst Bolic merkte, dass er es schnell zu Ende bringen will. Er versuchte ihn einzuschüchtern, würde er ihn weiterhin angreifen, würde all seine Energie in ihn fließen und ihn von innen heraus verbrennen. Doch es war ihm egal und er griff ihn direkt an. „Versuche es nicht. Je öfter du mich angreifst, desto schneller kommst du an dein Ende. Exorzist.“, sagte er lachend und bereitete einen weiteren Angriff vor. Bolic war unglaublich zäh und Kaede dachte die ganze Zeit darüber nach, wie sie ihm wenigstens etwas helfen könnte. „Du solltest selbst vorsichtiger sein. Du hast deine Deckung so oft vernachlässigt, dass mich der Kampf langweilt.“, gab der Schwertkämpfer zurück. Ehe er sich versah, fing er plötzlich an stark zu bluten und erschrak. Kaede sah erstaunt zu dem Noah, wann hatte er ihn so übel zugerichtet, fragte sie sich, war aber trotzdem erleichtert, dass der Kampf so schnell vorbei war. „Und wenn schon. Dafür, dass du jede Menge meiner Energien absorbiert hast, kannst du deine Arme bald nicht mehr bewegen.“, erklärte Bolic wieder gefasst. Erschrocken starrte Kaede zu dem Dunkelhaarigen und sah das Blut, das von seinen Händen hinunter tropfte. Wieso regenerierte er sich so langsam? Diese Art der Verletzungen, nein sogar schlimmere, waren nie ein Problem für ihn gewesen, fragte sie sich. Als sie für einen Moment nicht hinsah, weil sie in ihren Gedanken und Fragen vertieft war, hörte sie seinen schmerzerfüllten Aufschrei. „Yuu!“, rief sie besorgt nach ihm, als plötzlich Eisenketten aus seinem Körper auftauchten. „So süß, Exorzist. Ich liebe süße Dinge!“, lachte der Noah und zog den Schwertkämpfer mit den Ketten zu sich. „Seki!“, rief das Mädchen und beschwor ihren Schild vor Kanda, als der Noah mit einem verheerenden Schlag das Schild durchbrach und ihn mit voller Wucht zurückschlug. Kaede konnte nicht länger nur untätig zusehen und wenn sie nach dieser Technik für viele Wochen außer Gefecht gesetzt sein wird, sie musste ihm einfach helfen. Sie ließ drei Talismane vor sich schweben, für mehr reichte ihre Kraft nicht mehr und formte ein Siegel. Für ihn sollte es trotzdem genug sein, um lang genug gegen diesen zähen Gegner kämpfen zu können. „Byakugo.“, murmelte sie und konzentrierte ihre Energie in die Talismane. Von den Papierstücken erschienen nun drei blauleuchtende Hände die sich an Kanda klammerten. Verwundert darüber blickte er in die Richtung, aus der sie kamen und sah die Dunkelhaarige und ihre Technik. Er spürte wie sich seine Wunden schlossen und seine Kräfte zurückkehrten und versuchte mit seinem Mugen die Ketten, die ihn mit dem Noah verbanden, zu durchschlagen. Aber es gelang ihm nicht, als auch noch der Raum anfing in sich zu fallen. Er musste es schnell beenden. Durch die Ketten, konnte sich Kanda nicht mehr frei bewegen und bekam einen Angriff nach dem anderen ab. Bolic packte ihn schließlich und war gerade dabei ihn zu töten, als er von Mugen durchbohrt wurde. „Ich habe nur auf so eine Chance gewartet.“, erklärte er. Bolic erhöhte seine Kraft in den Griff und schlug den Exorzisten weg. Während der Noah im Sterben lag, stand Kanda wieder auf. „Noah können nicht sterben? Wer hat sich diesen Scheiß ausgedacht. Jeder kann sterben, solange sie menschlich bleiben.“, murmelte er noch und wandte sich zum gehen ab. Die Geisterhände an ihm lösten sich auf, verwundert blickte er zu dem Mädchen, dass ihn unterstützte und sah sie leblos am Boden liegen. Ehe sie in den Abgrund stürzen konnte hob er sie auf seine Arme und verließ den Raum. „Dieser Idiot hat ihre sämtliche Kraft in den Zauber gelegt.“, schimpfte er leise, als er all das Blut an ihr kleben sah. Ihr Blut, da sie ihre Synchronisationsrate weit überschritten hatte und sich in Gefahr brachte. Kanda hatte große Mühe damit sein Gleichgewicht zu halten, als seine Beine seinem Gewicht nachgaben und er zu Boden kniete. Und das nur kurz bevor er den Ausgang erreichte. Er legte das Mädchen vorsichtig zu Boden und versuchte sich zu beruhigen, diesmal hat er wohl etwas zu viel seiner Lebenskraft benutzt, dachte er und fluchte leise. Der junge Mann wollte gerade wieder aufstehen, als er Bolics Schrei hinter sich hörte und schreckte auf. Wie konnte dieser Typ immer noch am Leben sein? Und dann setzte er auch noch so einen gewaltigen Angriff ein, wenn er ihm ausweichen würde, würde er nicht nur den Ausgang zerstören, sondern auch Kaede töten. Er setzte wieder die Technik der dritten Illusion ein und blockte den Angriff mit seinem, beinahe zerstörten, Mugen. Kanda wunderte sich noch, woher er all die Kraft nahm und starrte erschrocken auf sein Schwert als es dem Angriff nicht länger standhalten konnte, zerbrach und er von der Kraft erwischt wurde. Die Fragmente der Klinge, die über all auf dem Boden unter Bolic verteilt waren, stahlen schließlich noch mehr Leben des Schwertkämpfers und fügten sich wieder zusammen. „Mein Schwert ist noch nicht zerstört.“, murmelte der Exorzist. Mit einem sauberen Schnitt gab er dem Noah schließlich den Rest und sah betrübt zu der Hand, in der sich nur noch der Schwertgriff befand. Die Klinge löste sich direkt, mit der Auflösung seiner Technik, wieder auf. Kanda sah schon wie er versagte, der gesamte Raum fiel nun in sich zusammen und er konnte Kaede nicht einmal retten. „Verzeih mir.“, flüsterte er und strich störende Strähnen aus ihrem Gesicht. Sie war leichenblass und ihr Herz schlug nur sehr langsam, aber ihre Atmung war stabil. Seine Hand lag auf ihrer Wange und er wartete nur darauf, dass sie in den Abgrund stürzten, als nichts weiteres passierte. Das Beben hat nachgelassen und er sah sich verwundert um. Alles, die ganze Umgebung war wiederhergestellt. Er hob Kaede auf seinen Rücken und betrat den Raum, der sich auf der anderen Seite der Tür befand. „Halt deine Klappe, du dummes Häschen.“, zischte er wütend, als er Lavis nervige Stimme nach ihm rufen hörte. „Yuu!“, lachte er erfreut. Letztendlich konnte die Gruppe die Arche verlassen, in der asiatischen Abteilung wurde sich um die Verletzten gekümmert. Tiedoll saß die ganze Nacht an dem Bett seiner Schülerin und sah sie verärgert und besorgt zugleich an. Er konnte nicht glauben, was sie getan hat, als Kanda es ihm erzählte. „Hey, General. Du solltest auch mal etwas schlafen.“, sagte der Schwertkämpfer, als er auf dem Weg in sein Zimmer, an der sperrangelweit offenen Türe Kaedes vorbei lief. „Schon gut, leg du dich besser endlich hin, damit du dich ausruhen kannst. Dich erwartet auch eine Strafpredigt, dass du deine Lebenszeitspanne wieder dafür eingesetzt hast.“, schimpfte der alte Mann, denn er hatte die Male um seine Tätowierung gesehen. „Tche.“, gab Kanda nur knapp und lief nach einem kurzen Moment weiter. Nach noch nicht einmal einem Meter blieb er stehen und überlegte kurz. Dieser Bak, hatte denselben Nachnamen wie die Forscher des Labors, aus dem sie stammten. Ob er mit ihnen etwas zu tun hatte und sich vielleicht um Kaede kümmern könnte? Er machte direkt kehrt und suchte den Blondschopf auf. Als er ihm erklärte das Toui und Edgar seine Eltern waren, erzählte Kanda ihm schließlich alles. Direkt nach ihrer Unterhaltung stürmte er ins Zimmer des Mädchens und schickte Tiedoll hinaus. Bak musterte das Mädchen genau, er hatte schon das Gefühl, dass sie ihm bekannt vorkam und nun wusste er auch warum. Sie sah seiner Mutter wirklich sehr ähnlich, jetzt konnte er das Projekt seiner Eltern persönlich kennenlernen, von dem er bisher nur die Unterlagen kannte. Kaede wurde in ein nahegelegenes Labor gebracht, sie hatten zwar nicht die nötigen Mittel um die Technik wie vor zehn Jahren bereitzustellen, aber mit dem was sie da hatten, konnten sie sich um sie kümmern. Nachdem sie an zahlreiche Computer angeschlossen wurde, sah sich der Mann ihre Werte an und verschluckte sich beinahe an seinem Tee. Wild blätterte er durch die Unterlagen und sah den Code für ihr Regenerationsprogramm. „Stimmt etwas nicht, Bak?“, fragte Roufa, als sie ihn aufgebracht in die Tastatur hämmern sah. „Du erhältst eine Aufgabe. Programmier mir dieses Programm, du hast zwei Stunden Zeit!“, erklärte er aufgebracht. „Wie bitte? Du spinnst wohl, so schnell krieg ich das nicht hin!“, moserte die Dunkelhaarige und schob ihre Brille zurecht. „Dann beeil dich! Die Kleine wird sonst zu einer Gefallenen!“, sagte er. Ungläubig blickte die junge Frau auf den Monitor und schluckte. Ihre Synchronisationsrate lag nur noch bei sieben Prozent. „Dann muss ich wohl eine Nachtschicht einlegen.“, sagte sie noch, schnappte ihre Kaffeetasse und die Unterlagen und lief in ihr Büro. Seufzend setzte sich Bak wieder auf den Stuhl und notierte sich ihre Werte. „Ihr Maximum liegt also bei Fünfundsechzig Prozent.“, murmelte er und schüttelte den Kopf. Schließlich stand er auf und bestellte den General, zu dem sie gehörte, zu sich und bot ihm einen Platz an. „Sie müssen mir einige Fragen beantworten, General.“, fing er an und sah ihn eindringlich an. Er erzählte ihm, wie er sie und Kanda fand und bei sich aufnahm. Er bildete sie zu Exorzisten aus und half dem Mädchen ihr Innocence besser zu kontrollieren. Gemeinsam überlegten sie sich, wie sie anderen mit ihrem Blut behilflich sein könnten und fanden die ganzen Zauber, die sie einsetzen könnte. „Ich habe ihr strengstens verboten, diese Technik einzusetzen, aber sie hat es trotzdem getan. Die Kraft die sie dafür aufbrachte, ging weit über ihre Synchronisationsrate hinaus.“, erklärte Tiedoll schließlich. Sie hatte eine bessere Regenerationsrate als Kanda, war aber dementsprechend länger kampfunfähig wenn sie zu viel Kraft aufwandte. Da war ihr Kanda voraus, egal wie lange er kämpfte oder sich verausgabte, seine Regenerationsrate war stets konstant, wenn er nicht gerade Shouka einsetzte. „Verstehe.“, erwiderte er knapp, schrieb wieder etwas in sein Notizbuch und legte es beiseite. „Legen Sie sich hin, General. Kaede ist bei uns in guten Händen, vertrauen Sie mir.“, sagte Bak und lächelte zu dem alten Mann. „Ja, bitte kümmern Sie sich um sie.“, bat er und verließ den Raum. Seufzend blätterte er wieder durch die alten Unterlagen seiner Eltern. Was haben sie sich nur dabei gedacht, fragte er sich. Das Second-Exorzist-Projekt war ja schon unmoralisch, aber das schlug dem Fass ja den Boden aus. Er konnte nicht verstehen, wie seine Eltern da mitmachen konnten und ihm das auch noch verheimlichten. Einen künstlichen Menschen zu erschaffen und ihm ein parasitäres Innocence zu geben, mit dem er noch so schlecht kompatibel ist, wütend stand er vom Schreibtisch auf und stellte sich zu dem schlafenden Mädchen. Und trotzdem war er etwas froh, dass sie jetzt bei ihnen ist. Wenn sie aus den Zellen seiner Mutter besteht, dann ist sie ja so gesehen seine kleine Schwester. „Willkommen zuhause, Kaede-chan.“, flüsterte er mit einem kleinen Lächeln. Er würde alles daran setzen, ihr zu helfen und setzte sich direkt wieder an den Computer. Die Sonne ging bald auf, während Bak große Mühe damit hatte seine Augen offen zu halten und er schließlich aufschreckte, als Roufa hineinplatzte. „Ich hab es!“, sagte sie mit einem triumphierenden Grinsen. Der Blondschopf riss ihr die CD aus der Hand und schob es in den Server-Rechner. „Gut gemacht. Regenerationsprogramm einleiten!“, bat er und tippte noch weitere Codes ein. „Regenerationsprogramm wird eingeleitet.“, wiederholte Roufa und startete das Programm. Zufrieden sah er der steigenden Synchronisationsrate zu und klopfte sich in Gedanken stolz auf die Schulter. „Bak!“, holte Roufa ihn aus seinen Gedanken, als er die Synchronisationsrate wieder rapide sinken sah. Kaede schrie schmerzerfüllt auf und verlor jede Menge Blut. „Programm abbrechen!“, befahl er der jungen Wissenschaftlerin, die sofort den Notstopp einführte. „Was ist schief gelaufen?!“, schimpfte Bak wütend und ging die Programmcodes durch, es passte doch alles. Er blätterte durch die Forschungsunterlagen und fand eine ganz kleine Nebennotiz. Ein spezielles Mittel musste ihr vorher verabreicht werden, damit sie mit dem Programm kompatibel wird. „Mann, die sind doch allesamt bescheuert!“, fluchte er laut und lief zu der Schwarzhaarigen. „Kaede-chan, halte durch. Wehe du wirst zu einer Gefallenen, hörst du!“, sprach er zu ihr, schnappte sich Roufa und lief mit ihr in die Bibliothek. Gemeinsam mit Rikei und Shifu suchten sie das Rezept für das Mittel in einem Buch nach dem anderen. Keine Stunde später wurden sie schließlich fündig. „Bak-san, hier. Ein Protokoll wie wir diese Huminsäure extrahieren können.“, meldete sich Rikei zu Wort und zeigte seinem Chef die Seite, die er aufmerksam durchlas. Er packte das Buch und lief zu dem General und seiner Einheit. „Es ist keine schwere Aufgabe, aber ich möchte euch darum bitten etwas Humus, oder Braunkohle zu finden. Damit können wir Kaede-chan helfen.“, erklärte er und sah die Männer vor sich eindringlich an. Er wollte nicht, dass sie vor Sorge umkommen, wenn er ihnen den momentanen Stand der Dinge nannte und behielt es daher noch für sich. Kanda sah ihn argwöhnisch, ja schon fast wütend an, als er hörte wie er das Mädchen nannte. Tiedoll hielt seinen Schüler zurück und lächelte dem jungen Mann zu. „Wir werden uns auf dem Weg machen.“, stimmte der Grauhaarige ein und schnappte seinen Umhang. „Tche.“, zischte der Dunkelhaarige und stapfte aus dem Zimmer hinaus. Er war für ihren Zustand verantwortlich, also wollte er es auch wieder gut machen und trat aus der asiatischen Abteilung. Der Wind blies ihm um die Ohren, war er schon immer so kalt gewesen, fragte er sich und schloss seine Augen. Normalerweise wollte er seine Ruhe haben, aber jetzt war sogar diese Stille für ihn unerträglich geworden. „Yuu!“, hörte er ihre helle Stimme hinter sich und drehte sich erschrocken um. Statt dem Mädchen, sah er aber nur seinen General und Marie. „Yuu, wir sollten uns beeilen. Bak-san meinte, es wäre dringend.“, erklärte der Grauhaarige lächelnd. Wütend drehte er sich wieder nach vorne und lief los. Am Nachmittag kehrten sie in die Abteilung zurück, es war gar nicht so einfach brauchbaren Humus zu dieser Jahreszeit zu finden, aber sie waren erfolgreich. Mittlerweile sank ihre Synchronisationsrate um ein weiteres Prozent. Die Zeit lief ihnen davon, sie mussten sich beeilen. „Shifu, wie lang wird die Extraktion dauern?“, fragte Bak ungeduldig. „Für die Menge die Sie angegeben haben, wird es gute drei Stunden brauchen.“, antwortete er und blickte zu der Extraktionsapparatur. Fluchend lief der Blondschopf ins Labor und setzte sich zu dem Mädchen. „Ich hoffe du kannst mich hören, Kaede-chan. Mein Name ist Bak Chang und da wir die gleiche Mutter haben, bin ich damit dein großer Bruder. Oder so.“, fing er an und lachte verlegen. So lang wie die Extraktion dauerte, erzählte er ihr alle möglichen Sachen über sich. Was seine Hobbies waren, was seine Lieblingsspeisen waren und noch viele andere Dinge. „Du bist ja schon fast siebzehn, also wirst du bestimmt auch jemanden haben den du gerne hast. Ich mag Linali-chan ja ganz gerne.“, erzählte er noch und errötete. Als ein erneuter Piep-Ton vom PC ausging, wusste er, dass ihre Rate um ein weiteres Prozent sank und sah mit bedrückter Miene zu ihr. „Ich möchte dich kennenlernen, Kaede-chan. Also verlass uns nicht.“, bat er und nahm ihre blasse Hand in seine. Wieder ein Piep-Ton, der den jungen Mann aufschrecken und zum PC laufen ließ. Vier Prozent, und in jeweils 0,1 Schritten tendenziell sinkend. Bak stürmte in das benachbarte Labor. „Shifu, wir haben keine Zeit! Gib mir die Menge an Mittel das du bereits extrahiert hast!“, stresste der Asiate und stoppte die Extraktionsapparatur. Der Assistent nahm die reine Huminsäure, füllte es in eine Spritze ab und übergab diese dem Abteilungsleiter. „Bak, beeil dich!“, hörte er Roufas hysterische Stimme. Ganz gleich ob dieses Mädchen zu ihnen gehörte oder nicht, sie wollte keinen Gefallenen in ihrer Nähe haben. Eilig spritzte er Kaede das Mittel und gab Roufa das Zeichen, das Programm zu starten. Die Zahl auf dem Monitor blieb bei einem Prozent stehen und erhöhte sich wieder. Der junge Mann seufzte erleichtert und ließ sich erschöpft in den Stuhl fallen. Kapitel 6: Kandas Unsicherheit ------------------------------ „Das war ganz schön knapp.“, ächzte die Dunkelhaarige und blickte zu der bewusstlosen Exorzistin. „Ich leg mich jetzt aufs Ohr. Das solltest du auch tun.“, sagte sie noch, als sie zur Tür lief. „Schlaf gut. Ich werde noch bei Kaede-chan bleiben, bis sie aufwacht.“, erwiderte er und rollte mit seinem Stuhl zu der Liege auf der sie lag. Kopfschüttelnd verließ Roufa das Labor. „Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“, flüsterte er und warf einen Blick zu dem Monitor. Die Rate war nun über zehn Prozent, Bak lächelte zufrieden und sah wieder in das Gesicht seiner neugewonnenen Schwester. Ohne es zu merken übermannte ihn die Müdigkeit und er schlief ein. Da Tiedoll nun den ganzen Tag nichts mehr von Bak hörte, wollte er nach dem Rechten sehen, so sagte er das zu seinen Schülern. Statt ihm stand nun Kanda im Labor und sah den Abteilungsleiter schlafen. Wäre es nur das, hätte er sich wohl nichts dabei gedacht, aber er hielt ihre Hand und sein Gesicht lag neben ihres. Irgendwie machte ihn dieser Anblick wütend, er stapfte zu dem Blondschopf und weckte ihn unsanft auf. „Hey, nicht schlafen!“, schimpfte der Schwertkämpfer. Der junge Mann blickte zuerst verschlafen zu ihm, sprang aber auf und lief zum Computer. Er seufzte erleichtert. „Was ist los?“, fragte er, ihn verwunderte seine Reaktion sehr. Als würde er sich darum Sorgen was auf diesem Monitor stand. „Gar nichts. Kaede-chan wird bald aufwachen, das wolltest du doch wissen. Oder?“, erwiderte Bak und blickte lächelnd zu ihm. Kanda hielt ihm sein Schwert vors Gesicht und sah ihn wütend an. „Hör auf sie so zu nennen, wenn ihr euch noch nicht begegnet seid.“, zischte er. Lächelnd schob er die Schwertklinge zur Seite. „Sie ist meine Schwester und wir werden uns bald kennenlernen.“, erklärte er und setzte sich wieder zu ihr. „Wieso regst du dich eigentlich so deswegen auf? Kann dir doch egal sein, wie ich sie nenne.“, gab er zurück und blickte zu dem Dunkelhaarigen. Er sah wie sich sein Blick verfinsterte und er sich mit einem knappen „Tche“ wieder zum gehen abwandte. Bak lachte leise, hielt aber inne, als seine Hand von ihrer gedrückt wurde. Er sah fragend zu ihr und war mehr als erleichtert über ihr wachwerden. Sie öffnete ihre graublauen Augen und schien von dem Licht geblendet zu sein, da sie blinzelte. „Guten Morgen, Kaede-chan!“, hörte sie eine unbekannte Stimme neben sich ertönen. Ihr Sichtfeld klärte sich und sie blickte in das Gesicht eines breit grinsenden Blondschopfs. „G-Guten Morgen.“, murmelte sie kraftlos und sah sich im Raum um. „Wo bin ich und wer sind Sie?“, fragte Kaede verwirrt. Sie wollte sich etwas aufrichten, als Bak sie wieder zurückdrückte. „Mein Name ist Bak Chang, du befindest dich in der asiatischen Abteilung und den ganzen Rest werde ich dir zu einem besseren Zeitpunkt erklären. Mach dir keine Sorgen, General Tiedoll und die anderen aus dem Team sind auch hier.“, antwortete der junge Mann. „Dürfte ich mein Team bitte sehen.“, bat das Mädchen. Bak nickte und ging ihrer Bitte nach. Nur kurze Zeit später betraten Tiedoll und Marie das Labor. Der alte General war heilfroh seine Ziehtochter wieder wohlauf zu sehen. „Wenn du wieder fit bist, wartet eine Standpauke auf dich, die sich gewaschen hat! Du glaubst gar nicht, was für Sorgen wir uns gemacht haben!“, schimpfte Tiedoll und ließ seinen Freudentränen freien Lauf. Sie lachte leise und blickte zu Marie. Aber es fehlte jemand. „Und wo ist Yuu?“, fragte sie etwas enttäuscht. „Ich glaube er hat die Abteilung für einen Spaziergang verlassen.“, antwortete Marie. Die Dunkelhaarige lächelte gequält. Wohl eher wollte er sie nicht sehen, weil er sauer auf sie ist, dachte sie. Da sich ihr Innocence schnell stabilisierte, war sie so weit wieder fit um endlich wieder auf den Beinen zu können. „Wie lange war ich weg?“, fragte Kaede und blickte Tiedoll und Marie erwartungsvoll an. Eine Woche? Zwei Wochen? Länger? „Zwei Tage.“, antwortete Bak. Das Mädchen hielt inne und blickte ungläubig zu dem Blondschopf. „Sie machen wohl Witze. Sie können mir ruhig sagen, dass es zwei Wochen waren.“, erwiderte sie mit einem gezwungenen Lächeln. Er musste sie nicht mit der Wahrheit schonen. „Nein, Bak-san hat Recht. Es sind nur zwei Tage vergangen, seitdem ihr aus der Arche seid.“, antwortete Marie. Jetzt verstand sie auch was die ganzen Elektroden an ihr bedeuteten, aber wie konnte er davon wissen? Erschrocken wandte sie sich wieder dem Abteilungsleiter zu. „Sagten Sie vorhin nicht „Chang“? Sind Sie etwa?“, fragte die Exorzistin aufgeregt. „Ich bin der Sohn von Toui und Edgar Chang. Dein Bruder so gesehen.“, antwortete er lächelnd. Diese Erkenntnis saß tief, Kaede konnte es gar nicht glauben, dass sie noch einen Blutsverwandten hätte. Aber er stand wirklich vor ihr, es war kein Traum oder eine Illusion. „Haben Sie, ah. Hast du etwa noch die Unterlagen von Professor Edgar?“, fragte sie. Er bestätigte es mit einem Nicken und zeigte ihr den kleinen Stapel von Blättern. „Das ist nur der Auszug deines Regenerationsprogramms. Dein gesamtes Projekt ist auf fünf Ordner aufgeteilt.“, erklärte Bak. Das Mädchen lächelte wehmütig. „Vielen Dank.“, sagte sie schließlich und verbeugte sich vor dem Abteilungsleiter. „Wir lassen euch beide alleine. Unsere Zimmer sind im Hauptflügel, wenn du etwas brauchst.“, meldete sich der General noch zu Wort und strich seiner Schülerin über ihre langen schwarzen Haare, ehe er mit Marie das Labor verließ. Den restlichen Nachmittag zeigte der junge Mann Kaede sämtliche Dokumente und ihre Werte. Er versicherte ihr, dass es ihr dabei helfen könnte ihre Synchronisationsrate zu erhöhen. Bei einer Tasse Tee und etwas Kuchen unterhielten sie sich schließlich über ihr bisheriges Leben. „Ist dann dieser Yuu derjenige?“, fragte er schließlich mit einem breiten Grinsen. Das Mädchen sah ihn fragend an. „Was meinst du?“, fragte Kaede zurück. „Weil du von ihm bisher das meiste erzählt hast.“, erklärte er und legte seine Tasse ab. „Ich habe wohl das meiste von ihm erzählt, weil ich das meiste auch mit ihm erlebt habe. Aber mehr ist da nicht.“, erwiderte sie mit einem verlegenen Lachen. „Er stammt vom Second-Exorzist-Projekt ab, oder nicht?“, fragte Bak nun ernst. „Mhm.“, antwortete sie nur knapp und starrte auf die leere Tasse in ihren Händen. „Unsere Eltern wollten immer, dass ich ein ausgezeichneter Wissenschaftler werde und trotzdem haben sie mich aus dem Second-Exorzist-Projekt rausgehalten und mir von dir noch nicht einmal irgendetwas erzählt. Ich hatte keine Ahnung, was für kranke Spiele sie da gespielt haben.“, gab er seufzend zurück. „Du kannst doch auch nichts dafür.“, murmelte das Mädchen mit einem leichten Lächeln. „Bak-san?“, fing das Mädchen an. „Bak.”, ermahnte sie der Blondschopf, er wollte nicht, dass sie ihn so höflich anspricht. „Nii-san. Wäre es wohl möglich, dass ich noch etwas länger hier bleiben kann?“, fragte sie schließlich. Der Mann sah sie erstaunt an. Ein wohlig warmes Gefühl, breitete sich in seiner Brust aus, als sie ihn „Nii-san“ nannte. „Natürlich. Du kannst so lange bleiben, wie du möchtest.“, erwiderte er lächelnd. „Dann entschuldige mich für einen Moment. Ich muss noch mit Papa reden, bevor ich hier überhaupt etwas entscheide.“, sagte sie und lachte. „Papa?“ „General Tiedoll. Irgendwie ist das mit der Zeit gekommen.“, erklärte sie und verließ schließlich das Labor. Kein Stunde später machte sie sich wieder auf dem Weg ins Labor, kurz vor dem Eingang traf sie auf Kanda. „Das war ja ein ganz schön langer Spaziergang den du da hattest.“, hörte er Kaedes Stimme hinter sich und warf einen Blick zurück. Von dem blassen, halbtoten Mädchen von vor zwei Tagen war nichts mehr zu sehen und ein unscheinbares Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. „Ah, die Nervensäge ist wieder aufgewacht.“, murmelte er, als er sich nun zu ihr wandte. „Geht es dir gut? Im Kampf gegen den Noah hast du dich so langsam regeneriert, ich dachte-.“, fing Kaede besorgt an, als sie sich an seinen Kampf wieder erinnerte, unterbrach sich aber, als er seine Hand auf ihren Kopf legte. „Du denkst zu viel.“, zischte er genervt und wuschelte durch ihr dunkles Haar. Das Mädchen schmollte, sah ihn aber überrascht an, als er lächelte. „Weißt du was? Ich werde bei Nii-san bleiben, er kann mir helfen besser mit meinem Innocence umzugehen.“, sagte sie schließlich glücklich. „Nii-san? Seid ihr euch schon so nah?“, fragte er ungläubig. „Wir haben heute den ganzen Nachmittag über alles mögliche geredet. Ich kann immer noch nicht glauben einen richtigen Bruder zu haben.“, erwiderte das Mädchen schon fast euphorisch. „Hast du vergessen was seine Familie uns angetan hat?“, fragte er nun verärgert. „Dafür kann er doch nichts. Er hatte doch gar keine Ahnung, was sie aus uns gemacht haben. Er wusste noch nicht einmal, dass wir überhaupt existieren.“, konterte Kaede. „Dann werde glücklich mit ihm, aber komm ja nicht zurück gekrochen.“, zischte Kanda wütend und wandte sich zum gehen ab. Das Mädchen verstand nicht, was nun plötzlich los war. „Sei nicht so unfair, Yuu! Er ist mein Bruder, ich werde ihm bestimmt nicht den Rücken zukehren!“, rief sie dem jungen Mann nach. „Unfair?“ murmelte er und sah mit einem finsteren Blick zu ihr zurück. „Verarsch mich nicht! Ihm wirst du nicht den Rücken zukehren, aber denen die dir jahrelang eine Familie ersetzt haben, kehrst du den Rücken zu?! Was glaubst du wie sich der Alte fühlen wird, wenn ich ihm sage, dass du lieber hier bleiben willst, als mit uns nachhause zurückzukehren!“, schrie er zornig. Kaede schreckte zurück. Was war nur los mit ihm, so hatte sie ihn noch nie erlebt, dachte sie. „Ich habe mit Papa schon geredet und im Gegensatz zu dir, versteht er mich!“, erwiderte sie mit zittriger Stimme. Kanda zog sein Schwert und hielt es dem Mädchen vor ihr Gesicht. Sein zorniger Blick durchbohrte sie und lähmte sie vor Angst. „Wie ich schon sagte, komm ja nicht wieder zurückgekrochen.“, murmelte er noch und wandte ihr wieder den Rücken zu. Das Mädchen konnte nicht anderes tun, als ihm zusehen wie er die Halle verließ. Sie war starr vor Schreck, unfähig ihn aufzuhalten und ihm alles genau zu erklären. Was ist so falsch daran, ihre richtige Familie kennenlernen zu wollen? Sie würde Tiedoll und die anderen doch nicht für immer verlassen und vergessen, nur weil sie fürs erste hier bleiben möchte. „Kaede-chan.“, ertönte Baks besorgte Stimme hinter ihr. Sie wollte nur noch weg und lief einfach los und damit dem Blondschopf in die Arme, da er sich ihr in den Weg stellte. Seufzend legte er seine Arme um sie, als er sie bitterlich weinen hörte und strich ihr beruhigend über den Rücken. „Er wird sich bestimmt schnell wieder beruhigen.“, murmelte er. Kaede schüttelte den Kopf. „Er wird sich nicht wieder beruhigen. Das was er sagt, meint er auch so. Yuu hat sein Wort noch nie zurückgenommen.“, stammelte sie. Am nächsten Morgen machten sich die Exorzisten zum Aufbruch bereit, der Abschied von Marie und Tiedoll fiel herzlich aus und sie versprach ihnen immer Briefe zu schreiben. Kaede würde ja nicht für immer hier bleiben wollen, früher oder späte würde sie an der Sehnsucht nach ihrem Zuhause zugrunde gehen. Es nahm sie aber sehr mit, dass Kanda sie nicht einmal eines Blickes gewürdigt hat und winkte den anderen mit einem aufgezwungenen Lächeln zu. Ihr war alles andere als Lächeln zumute. Es vergingen drei Monate. In dieser Zeit lernte Kaede Bak näher kennen und dank ihm, erhöhte sich ihre Synchronisationsrate um ein Vielfaches. Natürlich vergaß sie ihre Freunde nicht und schrieb ihnen mindestens einmal in der Woche, verheimlichte aber ihren Fortschritt und ihr geplanten Überraschungsbesuch. Zwei Tage war sie unterwegs, ehe sie endlich wieder vor dem Torwächter der europäischen Abteilung stand. Sie nahm den Türklopfer in die Hand und klopfte dreimal. Sie blickte direkt in die Kamera und hielt ihren Zeigefinger vor den Mund, als Zeichen nichts durch die Lautsprecher verlauten zu lassen. Die Türen wurden geöffnet und sie begab sich auf direktem Weg in die Cafeteria. „Hi!“, rief sie in die bunte Runde und lächelte zu Allen, Linali und Lavi, als sie sie erspähte. „Kaede-chan!“, gab der Rotschopf glücklich von sich und fiel dem Mädchen um den Hals. „Das ist mal eine Überraschung, was machst du denn hier?“, fragte das andere Mädchen überrascht. „Ich hatte Heimweh.“, antwortete sie verlegen und lachte über Lavis Scherze. „Aus dem Weg.“, ertönte plötzlich eine gereizte Stimme. Fragend sahen sie zu der Person, es war Kanda, der die kleine Gruppe verärgert ansah. „Yuu! Schön dich wiederzusehen. Wie geht es dir?“, fragte Kaede schüchtern und wollte ihm gerade folgen, als er an ihnen vorbei ging, ehe sie von Lavi zurückgehalten wurde. „Lass ihn lieber in Ruhe. Yuu ist schon seitdem wir vor drei Monaten zurückgekehrt sind Mega angepisst und noch reizbarer als sonst.“, erklärte er. „Schon gut.“, erwiderte sie und versuchte ihm die Sorgen zu nehmen, als sie sich schließlich zu dem Dunkelhaarigen setzte. Er brach gerade seine Stäbchen auseinander, als er einen verärgerten Blick zu seiner Rechten warf. „Können wir vielleicht reden? Ich habe dir viele Sachen zu erklären.“, bat sie. „Ich habe nichts mit dir zu bereden.“, erwiderte er knapp und widmete sich wieder seinem Essen zu. „Aber ich möchte-.“, fing die Dunkelhaarige an, unterbrach sich aber, als er sie wieder zornig ansah. „Hast du Tomaten auf den Ohren? Ich sagte, dass ich nichts mit dir zu bereden habe.“, wiederholte er nun wütender. „Aber, Yuu. Ich-.“, wieder wurde sie unterbrochen. Kanda stand vom Tisch auf und hielt ihr sein Schwert an den Hals. „Wenn du nicht sofort verschwindest, schneide ich dir den Kopf ab.“, drohte der Schwertkämpfer. „Hey, Yuu! Jetzt beruhige dich doch!“, meldete sich nun Lavi zu Wort und schob sein Schwert beiseite. Zischend schob er sein Mugen wieder in die Schwertscheide und verließ die Cafeteria. Kaede sah ihm noch betrübt nach, was konnte sie tun damit er ihr zuhört? Sie hatte eine Idee, aber dafür müsste sie in die Höhle des Löwen. Sie stand nun vor seinem Zimmer, ihre zittrige Hand war nur wenige Zentimeter von der Türklinke entfernt, als sie schließlich ihren ganzen Mut zusammen nahm und sein Zimmer, nach einem kurzen Klopfen, betrat. „Ich habe nein gesagt!“, schimpfte er wütend zu dem Störenfried, als er Kaede erblickte. „Verschwinde.“, zischte Kanda noch knapp und widmete sich wieder seinem Schwert zu, das er gerade polierte. „Nicht bevor du mich angehört hast.“, erklärte sie und schloss die Tür hinter sich zu. „Du bist wirklich schwer von Begriff, was? Verschwinde jetzt, oder ich schlitz dich auf!“, brüllte er fast und hielt ihr sein Schwert wieder entgegen. Kaede fiel ihm um den Hals, konnte aber ihre Unsicherheit vor dem jungen Mann nicht verbergen. „Dann tu es doch.“, erwiderte sie. Er spürte ihren warmen Atem an seinem Hals und nach einem kurzen Augenblick, legte er sein Mugen zur Seite. „Lass mich los.“, murmelte er verärgert, als die Exorzistin dieser Bitte nachging und sich neben ihn setzte. „Wirst du mir jetzt zuhören?“, fragte Kaede und sah ihn erwartungsvoll an. Kanda antwortete nicht und starrte nur stur vor sich. „Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.“, murmelte sie überfordert. „Du darfst ihn nicht verurteilen, nur weil seine Eltern diese Projekte geleitet haben.“, fing sie schließlich an. „Wenn du hergekommen bist, um mir Vorwürfe zu machen, kannst du gleich wieder gehen.“, gab der junge Mann gereizt von sich. „Was? Nein! So meinte ich das nicht.“, erwiderte sie erschrocken. Sie rang noch mit sich, Bak hat ihr alles erzählt und sie wollte es vor Tiedoll, Marie und ihm verheimlichen, weil sie nicht wollte, dass sie sich Sorgen machen. Aber anders, würde sie sich sonst noch weiter von Kanda entfernen und das wollte sie auch nicht. „Ich.“, Kaede fühlte sich, als würde ihre Stimme versagen. „Mann!“, fluchte sie laut und sprang auf. Das Mädchen stellte sich direkt vor ihm. „Ohne ihn, hätte ich mich in eine Gefallene verwandelt.“, erklärte sie schließlich. Die Augen des Schwertkämpfers waren vor Schreck aufgerissen, starrten aber immer noch auf den Boden. „Bak ist mein Bruder und er hat mir das Leben gerettet. Nicht nur, dass ich tief in seiner Schuld stehe, will ich auch nicht, dass er weiterhin ohne Familie leben muss. Ich habe meinen Blutsverwandten gefunden, das heißt aber nicht, dass ich die Zeit mit dir und den anderen vergesse. Ich wäre sonst nicht hier, wenn du mir nicht so unglaublich wichtig wärst.“, erklärte sie, erschrak aber über ihre Worte. Sie plapperte mal wieder drauf los, ohne vorher zu überlegen. Überfordert wandte sie sich zum gehen ab. Kaede hatte den Türgriff schon in der Hand, als Kanda ihren Arm packte und sie zurückhielt. Kanda zog sie zu sich und nahm sie in die Arme. „Y-Yuu, du erdrückst mich.“, murmelte sie, als seine Umarmung von Sekunde zu Sekunde immer fester wurde. Schließlich ließ er etwas locker. „Bist du immer noch wütend?“, fragte Kaede leise. „Idiot.“, erwiderte der junge Mann murmelnd. Er war keinen Moment wütend, er könnte niemals wütend auf sie sein. Wohl eher fühlte er sich … verraten? Sie riss seine hart erbaute Mauer nieder und erzählte ihm danach, dass sie in China, bei ihrer neugewonnenen Familie, bleiben würde. Er fürchtete sich davor, von ihr vergessen zu werden, sie an diesen Chang zu verlieren und ließ seinen Frust an ihr und anderen aus, anstatt darüber zu reden. Wie sollte er auch mit ihr darüber reden? Er sprach nie über seine Gefühle, wieso sollte er es jetzt können? Die Finger des Dunkelhaarigen krallten sich in den Stoff ihrer Jacke, seine Gedanken waren ein reines Chaos. „Yuu?“, fragte sie, besorgt über seine Reaktion. Sie fühlte sich so hilflos, als er immer noch keinen Ton von sich gab und auch nicht von ihr abließ. „Ich wollte nicht, dass du das in den falschen Hals bekommst. Es tut mir leid.“, flüsterte Kaede. Sie war die letzte, die sich für irgendetwas entschuldigen müsste und trotzdem konnte er diese Worte nicht über die Lippen bringen. „Okay, jetzt reicht es!“, sagte sie und drückte sich von ihm. Diese Stille zwischen ihnen, konnte sie nicht länger ertragen und sah, dass er wohl irgendwelche Gewissensbisse hatte. Zumindest wirkte sein Ausdruck so auf sie. „Yuu. Rede doch mit mir. Sag mir doch, was dir auf dem Herzen liegt, was auch immer es ist.“, erklärte sie und nahm sein Gesicht in ihre Hände. Mit ihrem Daumen strich sie behutsam über seine Wange, mit ihr könnte er doch über alles reden. Kanda erwiderte ihren Blick nicht und schien sich allmählich in sein Gedankenchaos verloren zu haben. Unsicherheit und wohl auch etwas Angst hinderte ihn daran offen über seine Gefühle und Gedanken zu sprechen. „Fürchtest du dich davor, was ich über dich denken könnte, wenn du mit mir sprichst?“, fragte sie schließlich. Seine dunkelbraunen Augen blickten nun überrascht in ihre graublauen. Kaede lächelte und drückte ihn auf sein Bett zurück. Bevor sie sich neben ihn setzte, legte sie sein Mugen beiseite und nahm noch seine Hand in ihre. „Erzähl mir was dich so bedrückt und mach dir keine Sorgen darüber, was ich über dich denken könnte. Ich könnte nie wütend auf dich sein, oder über deine Sorgen lachen.“, sagte sie noch und wartete geduldig. Sie warf noch einen kurzen Blick zu ihm und sah, wie Kanda mit sich rang. Kaedes Finger überkreuzten die des jungen Mannes, während sie sich an seine Schulter lehnte und weiterhin wartete. „Glaub ja nicht, dass ich irgendwann aufgebe. Auch wenn ich die ganze Nacht noch hier bleiben muss.“, murmelte sie mit einem kleinen Lächeln. Er stieß einen tiefen Seufzer aus und drückte ihre Hand schließlich fester. Das würde ihm sicher nicht leicht fallen, aber er würde es versuchen. „Mir … tut es leid.“, fing der Blauhaarige leise an. Kanda wusste nicht wie er anfangen sollte, als ihr Daumen über seinen strich und ihn damit ermutigte. „Ich wollte nicht, dass du bei diesem Typen bleibst. Weil ich glaubte, du würdest für immer bei ihm bleiben und mit uns nichts mehr zu tun haben wollen.“, fing er schließlich an. „Gerade dieser Typ, dessen Familie diese beschissenen Projekte ins Leben gerufen hat. Und, dass du ihm schon nach einem Nachmittag so sehr vertraut hattest. Ein Vertrauen, dass du uns nicht entgegengebracht hast.“, sagte er noch. „Wie kommst du darauf?“, fragte Kaede erschrocken. Er zog seine Hand weg und drehte sich mit einem ernsten Blick zu ihr. „Wie ich darauf komme? Mir gegenüber tust du auf verständnisvoll, aber du selbst vertraust uns doch kein bisschen! Oder erkläre mir, wieso du dein Innocence unterdrückst, wenn du zu mir kommst, wieso du die Nächte nicht geschlafen hast, als wir uns ein Bett geteilt haben, wieso du dich niemanden wegen deinen Sorgen anvertraust, obwohl du unter den Akuma leidest. Wieso hast du kein Vertrauen in unsere Fähigkeiten und beschwörst bei jeder kleinsten Gefahr deine Zauber oder erwähnst erst vorhin, dass du beinahe zu einer Gefallen wurdest?!“, fragte er und sah sie verärgert an. Kaede blickte erschrocken zurück, ihr Herz klopfte gegen ihre Brust. „Weil ich nicht will, dass ihr euch Sorgen um mich macht, oder, dass euch etwas passiert. Ich will euch nicht verlieren, noch will ich nicht, dass ihr euch auf irgendeiner Weise verletzt. Das heißt aber nicht, dass ich kein Vertrauen in eure Fähigkeiten habe.“, beantwortete sie schließlich den letzten Teil der Fragen. „Gut, das erklärt aber nicht dein restliches Misstrauen mir gegenüber.“, erwiderte Kanda und wartete auf ihre Antwort. „D-Das ist nicht so einfach.“, stammelte die Dunkelhaarige und schluckte. Er blickte immer noch erwartungsvoll zu ihr. „Es ist nichts weltbewegendes, ich erzähle es dir ein anderes Mal. Okay?“, blockte sie schließlich ab. „Wenn es nichts weltbewegendes ist, kannst du es auch jetzt erzählen.“, der junge Mann gab nicht auf und bohrte weiter. „Es ist unwichtig und nicht von großer Bedeutung. Reicht es dir zu wissen, dass du mein volles Vertrauen hast?“ Ächzend lehnte er sich wieder gegen das Kopfende seines Bettes und sah das Mädchen ungläubig an. „Ich werde weder dich, noch Bak im Stich lassen. Du hast mein Wort.“, sagte sie noch lächelnd, hörte aber nur sein leises Grummeln. „Ach, komm schon, Yuu. Papa ist doch ständig unterwegs, entweder malt er irgendwelche Szenerien oder rekrutiert Schüler. Marie ist auch ständig auf Missionen. Bleibst nur noch du über. Du kannst ruhig sagen, dass du ohne mein Generve und Geklammer nicht leben kannst.“, erklärte sie mit einem schelmischen Grinsen. Kanda packte verärgert sein Mugen und fuchtelte damit drohend vor ihrer Nase herum. Sie sprang von seinem Bett und lief zu der Zimmertüre, als sie sich noch kurz zu ihm drehte. „Iss mit mir zu Mittag, schließlich hast du dein Frühstück wegen mir ausgelassen.“, sagte sie noch und verließ den Raum. Seufzend legte er das Schwert zur Seite und lächelte schließlich leicht. Seine ganzen Sorgen waren also unbegründet, dachte er und nahm sich vor, das nächste Mal direkt mit ihr über ein Problem zu sprechen. Er blickte noch kurz zu seiner Hand, die von ihr festgehalten wurde. Jemand, der ihn durch so einfache Gesten ermutigt und beruhigt, kann ihn niemals verraten. Oder? Kapitel 7: Die Mission in Ägypten Teil 1 ---------------------------------------- Freudig lief Kaede zur Cafeteria und wurde direkt von Lavi in Beschlag genommen. „Das war ja ein ganz schön langes Gespräch und du siehst so glücklich aus. Habt ihr euch etwa versöhnt?“, fragte der Rothaarige und betonte das letzte Wort besonders. Sein Grinsen war schon fast pervers. Linali, die sich neben ihn gestellt hatte, seufzte. „Ja, ich denke schon. Wir haben uns ausgesprochen!“, antwortete sie freudig. Lavi verging das Grinsen, so schnell wie es gekommen war. „Wie? Ausgesprochen?“, fragte der junge Mann perplex. „Was hast du denn gedacht?“, erwiderte Kaede und sah ihr Gegenüber verwundert an. „Das dumme Häschen hat gar nicht gedacht.“, schimpfte Kanda hinter ihnen und blickte den Exorzisten vor seinem Teammitglied verärgert an. Er hat das Gespräch zwischen ihnen mitbekommen und wusste, worauf er hinaus wollte. „Yuu-chan! Sei nicht so gemein.“, maulte der Rothaarige und sah dem jungen Mann schmollend nach. „Ich hatte gehofft, dass zwischen dir und Kaede-chan mehr laufen würde.“, flüsterte er dem Schwertkämpfer zu, als er ihm folgte. Kandas Nerven waren damit ausgereizt, er packte den Rotschopf und warf ihn durch den Raum. „Wenn du nicht endlich deine Klappe hältst, schneide ich dir den Kopf ab!“, brüllte er. Kaede half Lavi auf, der nur unschuldig lachte. „Ihr seid wirklich schlimmer, als Daisya und ich es jemals waren.“, murmelte das Mädchen verständnislos und blickte zu dem Asiaten, der zu seinem Platz lief und sich hinsetzte. „Lass den Schwachkopf dort liegen und iss dein Obst hier.“, rief Kanda ihr immer noch gereizt zu und stellte ein kleines Schälchen auf den Platz neben sich. Das Mädchen ließ Lavi direkt wieder zu Boden fallen und stürmte zu ihm, es sind zu viele Tage vergangen, an denen sie keine Früchte zu Gesicht bekam und zog die Schale direkt näher zu sich. „Wie sehr ich Jerrys tollen Obstsalat schon vermisst habe.“, erwiderte sie lechzend und futterte drauf los. Wenn es um Früchte ging, konnte sie, wie Allen, ein richtiger Gierschlund sein. „Ah, wie kannst du nur so herzlos sein!“, jaulte der Rotschopf, als er sich zu den beiden Exorzisten setzte und dem Mädchen beim schlingen zusah. Als das Schälchen leer war, schob sie es mit einem zufriedenen Lächeln von sich und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder Lavi zu. „Entschuldige bitte, ich konnte dem nicht widerstehen.“, gestand sie und lachte verlegen. „Ich habe echt noch nie jemanden gesehen, der so dermaßen verrückt nach Obst ist.“, erwiderte der junge Mann und musterte das Mädchen vor sich. „Wenn es nicht notwendig wäre, würde ich wohl auch nicht so viel davon essen. Fruchtzucker hilft mir dabei, mein Innocence unter Kontrolle zu halten. Ganz simpel.“, erklärte Kaede lächelnd. Lavi wollte gerade weitere Fragen stellen, als Linali ihn unterbrach. „Kanda, Kaede-chan. Komui will euch sprechen.“, erklärte sie. Während das Mädchen sie fragend ansah, stand der Schwertkämpfer genervt auf. Er wusste schon was ihn erwartet. Wenn Komui mit ihm sprechen wollte, endete das immer in einem Auftrag. Aber was wollte er von Kaede? „Willkommen zurück, Kaede-chan.“, begrüßte Komui die Exorzistin, als diese mit ihrem Kameraden sein Büro betrat. Sie nickte ihm lächelnd zu und setzte sich auf das Sofa, das vor seinem Schreibtisch stand. „Du wolltest mich sprechen?“, kam Kanda zum Punkt. „Ja, ich habe einen Auftrag für dich.“, erklärte der Abteilungsleiter. War ja klar, dachte der Blauhaarige genervt. „Ein Innocence-Fragment ist aufgetaucht, in Ägypten. Hier hast du den genauen Standort angegeben, viel Erfolg.“, sagte er noch und reichte ihm eine Kopie des Dokuments, dass ihm verärgert aus der Hand gerissen wurde. Eigentlich hatte er überhaupt keine Lust auf den Auftrag, Kaede ist heute erst zurückgekehrt. Wer weiß wie lange sie noch bleibt und während dieser Zeit, würde er die Abteilung am liebsten nicht verlassen wollen. Seine Laune war wieder im Keller und er machte sich auf dem Weg zur Trainingshalle, um seinem Ärger Luft zu machen. Keine zwanzig Minuten später, tauchte schon das Mädchen auf und sah ihn mit seinem Mugen trainieren. „Wollte er, dass du die Abteilung direkt wieder verlässt?“, fragte er schließlich, als er ihre Präsenz spürte. Lächelnd stellte sie sich vor ihm und beschwor ihr Schwert, dass sie gegen ihn erhob. „Soll ich mit dir trainieren?“, fragte Kaede und legte nun auch ihre zweite Hand um den Schwertgriff. Kanda nahm ihr Angebot an und startete einen Angriff, den sie mit ihrer Klinge abblockte. „Um zu deiner Frage zurückzukommen. Nein, er wollte nicht, dass ich euch direkt wieder verlasse.“, erklärte sie und machte einen Satz nach hinten, um für genug Distanz zwischen sich zu sorgen. Er hatte unglaublich viel Kraft und sie musste daher genau auf seine Schläge achten. Wieder holte er mit seinem Schwert aus, je mehr Angriffe er hinlegte, desto mühsamer wurde es für sie, diese abzublocken. Der Asiate wollte ihre gerade das Schwert aus der Hand schlagen, als sie dessen Klinge mit einem hellen Licht einhüllte und damit den jungen Mann zurückschlug. „Du betrügst.“, murmelte Kanda. „Ich helfe nur etwas nach, um mit deiner Kraft mithalten zu können.“, gestand sie lächelnd. Damit stachelte sie ihn nun an, noch mehr Kraft in seine Angriffe zu legen. Sie konnte diese nur abblocken, kontern war unmöglich bei seiner Stärke und ehe sie sich versah, durchbrach Kanda mit seinem finalen Schlag ihre Klinge. Das Mädchen flog zurück und schlug hart auf dem Boden auf, während sich das zerbrochene Schwert nur auflöste. „Scheiße.“, fluchte er und lief zu ihr hin. So dermaßen übertreiben wollte er auch nicht. „Hast du dir wehgetan?“, fragte er und half der Exorzistin auf. „Es ist noch alles dran.“, erwiderte Kaede mit einem gequälten Lächeln und ließ sich von dem jungen Mann hochziehen. „Es tut mir leid, ich wollte nicht-.“, murmelte Kanda, unterbrach sich aber und sah sie mit einem schlechten Gewissen an. Sie schüttelte nur den Kopf. „Mein übergroßer Zahnstocher kann eben nicht mit deinem Mugen mithalten. Nicht einmal ein bisschen.“, sagte sie lachend und entlockte ihm ein kleines Lächeln. „Aber als Fernkämpfer sollte ich gut genug sein, um dich in der Mission zu unterstützen.“, fügte sie schließlich hinzu. Kanda sah sie fragend an. „Da ich für eine Woche hier bleiben wollte, hat Komui-san mich darum gebeten, dich nach Ägypten zu begleiten.“, erklärte sie. „Wir werden direkt mit dem ersten Zug aufbrechen, verschlafe nicht.“, gab er zurück, verstaute sein Mugen und verließ die Trainingshalle, um seine Tasche zu packen. Dieser Komui hat es mit Absicht gemacht, dachte Kanda noch, konnte aber doch nicht anders, als sich darüber zu freuen. Am nächsten Morgen fuhren sie mit dem Zug zum englischen Hafen. Um nach Ägypten zu kommen, mussten sie mit dem Schiff fahren und diese Fahrt dauert eine knappe Woche. Das Schiff verließ den Hafen und hielt seinen Kurs Richtung Singapur. Zwischenstopps waren in Lissabon, Athen, Kreta und durch den Suez-Kanal. In Suez baten die Exorzisten den Kapitän zu halten und gingen schließlich von Bord. Als Kaede endlich wieder Landboden unter ihren Füßen hatte, streckte sie sich ausgiebig. „Mann, bin ich froh, dass wir endlich da sind. Schiffsfahrten sind ja schön, aber eine ganze Woche ist doch etwas viel.“, murmelte sie erleichtert und warf einen Blick zu Kanda, der immer noch blass vor Schreck war. Er kann nicht schwimmen und fürchtete sich dementsprechend die gesamte Woche davor, dass das Schiff doch irgendwann untergehen würde. Im Gegensatz zu ihm, liebte Kaede das Wasser und konnte gut schwimmen. Für absolute Notfälle, hatte sie ja noch ihre Schilder. Trotzdem, konnte sie dem jungen Mann damit nicht die Angst nehmen. „Los, gehen wir erst noch etwas Schönes essen.“, sagte sie noch, nahm seine Hand in ihre und zog ihn mit sich. In einem Restaurant ihrer Wahl, nahm das Duo einen Platz für sich. Kaede studierte die Speisekarte, als sie kurz zu ihm blickte. „Ich hoffe du erinnerst dich noch daran, was du zu mir gesagt hast. Wegen unserem nächsten Restaurantbesuch.“, erinnerte sie Kanda an sein Wort und nahm die Karte, die er gerade durchsah zu sich. Der Dunkelhaarige sah sie grummelnd an, lehnte sich aber schließlich zurück. Das was er sagte, meinte er immer so und das machte Kaede sich nun zu nutze. „Haben Sie sich schon entschieden?“, fragte ein Kellner aufmerksam. Das Mädchen legte die Karte beiseite und grinste breit. „Für den gutgelaunten Herrn bringen Sie bitte einen extra lang gebrühten Grünen Tee und einen Kürbisauflauf. Ich hätte gerne einen Apfelsaft, Reis mit Gemüse und zum Nachtisch den Obstpfannkuchen.“, antwortete sie und blickte wieder zu ihrem Gegenüber. Dieser blickte genervt aus dem Fenster, er hasste es, wenn sie ihn vor fremden Leuten auf seine Laune ansprach und diese sank damit fast ins bodenlose. „Was ist los, Yuu? Hast du dich immer noch nicht von der Schiffsfahrt erholt?“, fragte Kaede. Sie seufzte, es war für sie nichts Neues, die Einzige zu sein, die redet. Er bevorzugte es ja lieber, einen mit irgendwelchen Blicken zu durchbohren, zu ächzen, zu seufzen, zu schnalzen, zu knurren oder auch mit Mugen zu drohen. Sie hatte gehofft, dass er mit ihrem langen Gespräch nun etwas offener sein würde. Aber es hat sich nichts verändert. „Ich kann dich ja nicht dazu zwingen redseliger zu sein, aber es wäre manchmal schön zu wissen, was dir wohl durch den Kopf geht.“, sagte die Dunkelhaarige noch. Er wandte seinen Blick nicht vom Fenster ab und beobachtete immer noch die Straße vor dem Lokal. „Soll ich dir von der asiatischen Abteilung erzählen?“. Kaede musterte ihn kurz, als er immer noch nichts antwortete und fasste es, als sein übliches „Mir egal“ auf. „Bak ist furchtbar nett. Eigentlich sind alle dort nett.“, fing sie an, unterbrach sich aber, als die Bedienung ihre Getränke und Speisen brachte. Kanda widmete sich nun seinem Teller zu und fing an zu essen, als sein Gegenüber ihr Besteck in die Hände nahm. „Er hat die Programme seiner Eltern modifiziert und verbessert. Damit konnte er meine Synchronisationsrate um ein Vielfaches erhöhen und mir neue Angriffe beibringen. Und mein Zimmer ist richtig groß! Es ist viel größer als in der europäischen Abteilung und hübscher eingerichtet. Die Abteilung ist zwar dunkler als die europäische, da es in einer Höhle ist, aber netter eingerichtet. Man fühlt sich dort nicht wie in einem Gefängnis. “, plapperte sie schließlich wild drauf los und lachte verlegen. „Iss jetzt, sonst wird es nur kalt.“, murmelte Kanda knapp. Mit einem breiten Lächeln widmete sie sich nun auch ihrem Essen zu. Gut gesättigt verließen sie das Restaurant und machten sich auf die Suche nach einer Unterkunft. Während Kaede sich in der Empfangshalle umsah, buchte der Schwertkämpfer die Zimmer für sie. Als er damit fertig war, nahm er ihre Tasche und lief in das zweite Stockwerk. „Dein Zimmer ist daneben.“, murmelte er und warf ihr den Schlüssel zu. Sie blickte verwundert zu ihm, dabei wusste er genau, dass sie es hasste in Hotels in einem Zimmer alleine schlafen zu müssen. Seit ihrer Kindheit konnte sie es einfach nicht mehr. „S-Schlaf dann gut.“, gab sie mit einem gequälten Lächeln zurück und schloss das Zimmer auf, als sie vor sich zwei Betten vorfand. „Du bist so gemein.“, schmollte Kaede, während er mit einem schelmischen Grinsen an ihr vorbei lief und das Zimmer betrat. Kanda warf seine Tasche auf das linke Bett, da er am liebsten zum Fenster gerichtet schlief und packte die Missionsunterlagen aus. „Hier sind die Unterlagen.“, sagte er, als er ihr den kleinen Stapel reichte und warf sich schließlich erschöpft auf sein Bett. „Kara-Kharga?“, las sie den Namen der Stadt laut vor und verhaspelte sich bei seiner Aussprache. „Wo soll das sein?“, fragte sie zuerst, fand aber in den Unterlagen noch eine Karte. „Ungefähr im Zentrum.“, murmelte Kanda in sein Kopfkissen hinein und blickte schließlich zu ihr. Durch ihren fragenden, verwirrten und nachdenklichen Gesichtsausdruck, bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen und er beobachtete noch, wie sie die Karte falsch herum hielt. Der junge Mann stand auf, setzte sich neben sie und drehte die Karte in ihren Händen zuerst richtig herum. „Hier, Idiot.“, sagte er knapp und zeigte mit seinem Zeigefinger den Standort der Stadt. „Ah, hier ist sie.“, erwiderte Kaede und lachte verlegen. „Der erste Bus dorthin fährt um halb sechs.“, erklärte er noch und verschwand gähnend ins Bad. Hoffentlich würden nicht all zu viele Akuma ihre Mission behindern, dachte sie noch und packte ihr Nachthemd aus. Kanda brauchte nicht lange im Bad, ehe er es wieder verließ und sich ins Bett legte. Während Kaede sich die Zähne putzte, überlegte ob sie Bak vielleicht ein Souvenir mitbringen sollte und beschloss, nach der Mission in einem kleinen Geschäft vorbei zu schauen. Aber was würde ihm wohl gefallen, dachte sie noch und fuhr mit einem Kamm durch ihre langen Haare. Dabei hielt sie kurz inne und musterte diese in dem Spiegel vor sich. Als sie Kanda mit offenen Haaren sah, gingen sie ihm beinahe bis zur Hüfte und ihre reichten gerade mal bis zur Brust. Linalis Haare waren, bevor sie ihr abgeschnitten wurden, auch hüftlang. Ob Kanda wohl so lange Haare gefallen, fragte sie sich und seufzte. Sie verließ das Badezimmer und schloss die Tür leise zu, ehe sie in ihr Bett kletterte und sich die Decke bis zur Nase zog. Nach einem kurzen Moment blickte sie zu dem jungen Mann, er war zum Fenster gewandt und hatte seine Nachttischlampe noch an. „Yuu?“, rief sie nach ihm. „Was denn?“, grummelte Kanda. „Was hältst du eigentlich von Lina-chan?“, fragte das Mädchen schließlich. „Was soll ich von ihr halten?“, fragte er zurück. „Naja ich meine, wie du sie findest. Sie ist hübsch, klug, stark und furchtbar nett. Da wundert es mich nicht, dass Bak in sie verliebt ist.“, erklärte sie und lächelte, als sie an das Schwärmen ihres Bruders dachte. Kaede blickte direkt wieder zu ihm, als sie ein genervt, verärgertes Schnalzen hörte. „Stell nicht so dumme Fragen und schlaf lieber.“, erwiderte Kanda. „Nein, sag schon. Würde sie vielleicht in das Schema deiner Traumfrau fallen?“, bohrte das Mädchen weiter. „Ich denke nicht über so unnütze Dinge nach. Linali ist nur eine Freundin.“, antwortete er schließlich. Seine Antwort stellte sie nicht wirklich zufrieden und schaltete die Tischlampe neben sich aus. „Hm, schlaf dann gut.“, murmelte sie noch und schloss ihre Augen. Kanda schaltete die Lampe neben sich ebenfalls aus, er wollte nicht, dass diese sie beim Einschlafen stört und starrte noch eine Weile aus dem Fenster hinaus. Wie kam sie jetzt plötzlich auf Linali, fragte er sich und drehte sich schließlich auf die andere Seite. Sie schlief zu ihm gewandt und er hatte durch den Vollmond genug Licht um einen Blick auf ihr Gesicht zu werfen. Der Dunkelhaarige schloss genervt seine Augen und driftete ins Land der Träume ab. Es war noch dunkel, als Kandas Golem klingelte und seinen Besitzer damit aufweckte. Ächzend schob er diesen Weg, rieb sich die Augen und blickte zu seiner rechten. Natürlich schlief dieser Dummkopf noch, dachte er entnervt und lief zuerst ins Bad, ehe er sich an die Arbeit macht, sie aus ihrem unglaublich tiefen Schlaf zu wecken. „Kaede. Wach jetzt auf.“, sagte der junge Mann etwas lauter und schüttelte sie vorsichtig. Er hatte weder die Geduld, noch die Zeit, es weiterhin auf die sanfte Tour zu versuchen. „Kaede! Aufwachen!“, brüllte er nun beinahe und verzweifelte allmählich. Der Schwertkämpfer wusste genau, dass man sie mit einfachen Mitteln wie die Bettdecke wegziehen, aus dem Bett werfen oder kaltes Wasser über sie kippen, nicht wach bekommt. Um sie herum könnte die Welt untergehen und Kaede würde es nicht bemerken. Tiedoll musste wohl irgendwelche Geheimtricks haben, wenn er sie zu so einer Uhrzeit wachbekommt und überlegte, was er tat. Er wurde starr vor Schreck, als es ihm einfiel und auf das schlafende Mädchen blickte. Tiedoll legte sich zu ihr ins Bett und strich liebevoll über ihre Wange. „Kaede, mein Schatz. Aufwachen, wir müssen bald aufbrechen.“, flüsterte der alte Mann und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Die Dunkelhaarige kuschelte sich noch mehr in ihr Kopfkissen, wachte aber schließlich auf und blickte verschlafen in das Gesicht des Generals. Kanda erinnerte sich genau und fragte sich immer, wie er sie so verhätscheln konnte. Nun hatte er den Salat und ärgerte sich maßlos über diese Samthandschuh-Erziehung Tiedolls. Er warf einen Blick auf die Uhr, die in dem Zimmer hang und erkannte, dass sie nicht mehr viel Zeit hatten. Wenn er Tiedoll in die Finger bekommt, würde er definitiv dafür büßen, dachte er wütend und legte sich schließlich neben das Mädchen. Sein Herz sprang beinahe aus seiner Brust, als er über ihre Wange strich und sich ihr näherte. „K-Kaede. Wach jetzt auf.“, flüsterte er ihr zu, er kam sich wie ein Idiot vor. „Mh, jetzt schon?“, murmelte sie verschlafen und verkroch sich unter die Decke. Damit war seine Geduld endgültig am Ende. „Steht jetzt auf, verdammt noch einmal!“, brüllte er und riss die Bettdecke von ihr weg. Kaede schreckte auf und blickte in das, vor Aufregung errötete, Gesicht des jungen Mannes. Sie sah ihn schmollend an und riss ihm die Decke wieder aus den Händen. „So weckt man kein Mädchen auf.“, meckerte sie. „Was auch immer. Geh ins Bad und zieh dich um, wir müssen los.“, erwiderte er entnervt und lief wieder zu seinem Bett. Nachdem zwanzig Minuten vergangen sind, klopfte er an der Badezimmertür. „Beeil dich.“, hetzte er. „Ich bin doch schon fertig.“, gab sie beleidigt zurück und öffnete die Tür. Er stand bereits aufbruchbereit da und hielt ihre Tasche in seinen Händen. „Du hast mich gefragt was ich von Linali halte.“, fing er an, als sie sich gerade auf dem Weg zur Bushaltestelle befanden. Kaede horchte auf und sah erwartungsvoll zu ihm. „Die Missionen mit ihr sind zwar länger her, waren aber weniger kompliziert, nicht anstrengend und vor allem nicht nervig. Du kannst dir ein Beispiel an ihr nehmen, was dein Benehmen angeht. Der Alte hat dich einfach zu sehr verwöhnt.“, erklärte Kanda verärgert. Obwohl seine Worte sie ziemlich trafen, lachte sie gezwungen. Nach keiner knappen Stunde kamen sie schließlich in Kharga an. Das Duo sah sich in der Umgebung um, während Kanda versuchte Akuma zu orten, beschäftigte sich Kaede mit seinen Worten. War sie so schrecklich? „Kaede!“, rief er zum dritten Mal nach ihr. „Ja?“, erwiderte sie, nachdem er sie aus den Gedanken riss. Kanda seufzte genervt. „Träum nicht und schau mal mit deinen Talismanen, wo sich hier Akuma befinden.“, erklärte er und lief voraus. Sie nickte ihm zu und aktivierte ihre Papiertalismane, es waren ungefähr zwanzig Stück die in einem Kreis um sie schwebten und sie konzentrierte sich, um die Dämonen zu orten. Das Mädchen war so sehr in der Suche vertieft, dass sie nicht bemerkte, das direkt hinter ihr einer erschien, aber von Kanda schnell erledigt wurde. Seufzend blickte er zu ihr. „ Drei Kilometer westlich, fünf Kilometer südlich und im Zentrum der Stadt ist eine größere Horde. Es sind sehr viele Level-Zwei Akuma dort.“, antwortete sie schließlich und sah nun zu ihm. „Dann wird das Innocence wohl irgendwo im Zentrum sein.“, erwiderte er und lief los. Kaede folgte ihm still. Ihre Schritte waren zügig, aber bedacht und sie achteten darauf immer in Deckung zu bleiben. Das Duo befand sich gerade in einer kleinen Seitengasse, als sich ein Talisman plötzlich auflöste und das Mädchen kurz inne hielt. Ein Plasmaschuss kam direkt von oben, als sie zurücksprangen und ihre Blicke gen Himmel wandten. Dort war auch gleich der erste der Level-Zwei Akuma und griff sie direkt weiter an. Seine Angriffe lockten damit auch die anderen Akuma zu ihnen. Kanda aktivierte sein Mugen, während sein Teammitglied Deckung suchte und Fingerzeichen formte. Ihre Talismane verteilten sich und gaben dem Schwertkämpfer mit einem kräftigen Leuchten die Positionen der Akuma an. Kaede warf einen Blick zu ihm, die ganzen Akuma, die in der Nähe waren, hatten ihn nun umzingelt und verließ damit ihr Versteck. Da sie als künstlich erzeugter Exorzist, mehr Kraft hatte, als ein gewöhnlicher Mensch, sprang sie von einem Stein, der aus den Hausmauern herausragte, zum anderen und war damit nach kurzer Zeit auf dem Dach eines nahegelegenen Hauses. Ihre Entfernung zu der Akuma-Gruppe war sicher und damit konnte sie in Ruhe ihre Unterstützungszauber sprechen. Sie breitete fünf Papiertalismane vor sich aus und lenkte die Kraft ihres Innocence in ihnen. „Byakugo. Innocence, erwache!“, rief sie. Auf Kommando leuchteten die Talismane auf und setzten fünf Geisterarme frei, die sich wieder an Kanda festhielten. Damit war es für ihn einfach lange zu kämpfen ohne an Ausdauer zu verlieren. Sie blickte zufrieden zu ihm und der Akuma-Horde, hielt aber inne, als sie ihre Zahl durchgegangen ist. Kaede war sich sicher acht Akuma hier aufgespürt zu haben, aber bei dem Schwertkämpfer waren nur sieben. Wo war der achte, fragte sie sich und sah sich verärgert in der Gegend um. Keine Spur von einem weiteren Dämon, ist er etwa geflohen? Kapitel 8: Die Mission in Ägypten Teil 2 ---------------------------------------- Nein, noch nie ist ein Akuma jemals geflohen, ihn würde so oder so der Tod erwarten. Entweder würde er von ihnen besiegt werden, oder der Earl würde ihn wegen Verrats vernichten, dachte sie. Ehe sie sich versah spürte sie eine unangenehme Präsenz hinter sich und sah zögernd zurück. „Da bist du also.“, murmelte sie mit einem angespannten Lächeln. Würde sie sich jetzt wegbewegen, würde sie damit ihren Zauber unterbrechen und das konnte sie nicht zulassen. Aber würde sie hier stehen bleiben und nichts tun, würde sie definitiv sterben. Der Dämon lenkte all seine Kanonen auf sie und feuerte eine enorme Energiekugel ab. Gerade als Kanda einen weiteren Akuma tötete, hörte er hinter sich eine Explosion und blickte erschrocken zurück. „Kaede!“, rief er nach ihr und wollte gerade zu ihr springen, als er seine Bewegung unterbrach. Diese seltsamen Geisterhände klebten immer noch an ihm und er sah genau hin, als sich der Rauch verzog. „Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass du dich an mich schleichen kannst.“, flüsterte sie drohend und setzte nun ein teuflisches Grinsen auf, als sie ihn einfach mit der Hand von sich drückte. Ein rotes Licht umgab sie und wurde immer dichter. Zwei Energieringe um ihre Handgelenke, die die Stoffbänder um diese aufrissen und dem jungen Mann freie Sicht auf diese gewährte. Blut strömte in großer Menge aus diesen und ließ die verdichtete Energie um sie in einem gleißenden Licht explodieren. Kanda hielt sich den Arm schützend vors Gesicht, da das Licht ihn blendete und sah wieder zu ihr, als es nachließ. Von dem Akuma war nichts mehr übrig, während die Dunkelhaarige mit ihrem üblichen Lächeln zu ihm blickte. Ein, von einem Schild abgeblockter, Angriff der Akuma riss ihn wieder aus den Gedanken und er widmete sich den Gegnern wieder zu. Er griff diese mit seinem zweiten beschworenen Schwert an und wich dabei geschickt ihren Angriffen aus. Der Schwertkämpfer holte gerade wieder zum Schlag aus, als sich das helle Licht um seine Waffen verstärkte und ein zusätzlich weißer Schein um diese erschien. Er erinnerte sich an diesen Schein, diesen hatte sie letzte Woche bei ihrem Trainingskampf um ihr Schwert beschworen und lächelte. Damit besiegte er die Akuma innerhalb kürzester Zeit und landete neben dem Mädchen. Als Kaede ihren Zauber auflöste, packte er ihre Handgelenke und erschrak über ihren blutigen Anblick. Auf diesen waren zwei Stigmata, die sie davor mit Stoffbändern verdeckt hatte und sah sie verärgert an. „Was hat dieser Bak dir angetan?“, fragte er wütend. „Er hat mir gar nichts angetan, sondern mir sogar damit geholfen. Ich werde es dir später erklären, lass uns lieber weiter gehen.“, erwiderte sie und riss sich von seinem Griff los. Es war ihr schon unangenehm diese überhaupt zu haben, aber sie erleichterten ihr das kämpfen einfach ungemein. Gemeinsam vernichteten sie alle Akuma und konnten erfolgreich, das Innocence-Fragment an sich nehmen, das sich in einer Figur befand und von einem Mann behütet wurde. Erschöpft saßen sie im Bus nach Kairo und schwiegen sich an. Kaede hasste das, konnte aber nicht wirklich viel dazu beitragen diese Stille zwischen ihnen zu unterbrechen. Sie war so müde, dass sie am liebsten auf der Stelle eingeschlafen wäre. Im Hotel angekommen eilte sie als Erste ins Bad und warf sich danach direkt ins Bett. „Kaede.“, rief er nach ihr, sie schuldete ihm noch eine Erklärung. Als nach einem kurzen Moment nichts von ihr zu hören war, sah er verärgert zu ihr und erkannte, dass sie eingeschlafen war. Seufzend ging er zu ihr und deckte sie noch zu. Kanda wollte gerade wieder gehen, als ihm diese Stigmata wieder ins Auge fielen, er hatte so welche schon mal irgendwo gesehen. Aber wo? Er erinnerte sich wieder, Linali hatte dieselben an ihren Beinen, weil sich ihr Innocence verändert hatte. Seine Finger fuhren über diese und er spürte die Unebenheiten in ihrer Haut. Müde schlenderte er ins Badezimmer und duschte sich ebenfalls erstmal ausgiebig den ganzen Dreck vom Körper. Während das angenehm warme Wasser auf ihn hinab prasselte, dachte er wieder über diese Stigmata nach. Sie scheinen ihr wirklich zu helfen, denn bei ihrem letzten Kampf, war sie nicht mehr ganz so fit, als sie diese seltsamen Geisterhände benutzte. Jetzt war Kaede wohl nur extrem müde und ein wenig blass, wahrscheinlich durch den hohen Blutverlust, den sie bei dem einen Zauber hatte. Aber es lagen Welten zwischen ihrem jetzigen und damaligen Zustand und er freute sich auch etwas darüber. Nun kann sie richtig mitkämpfen, ohne sich Sorgen über ihr Innocence machen zu müssen. Kanda legte sich in sein Bett und blickte wieder aus dem Fenster hinaus. Vielleicht tat er Bak wirklich unrecht, dachte er noch kurz und schloss seine Augen. Am nächsten Morgen wurde er von den ersten Sonnenstrahlen aufgeweckt, die in sein Gesicht schienen und warf einen Blick zu dem Mädchen neben sich, nachdem er sich streckte. Sie war schon wach und schrieb gerade irgendwas in ein kleines Notizbüchlein. „Du bist ja schon wach.“, hörte sie seine Stimme und sah zu ihm rüber. „Guten Morgen, Yuu.“, sagte sie mit einem kleinen Lächeln und widmete sich gleich wieder ihren Notizen, als sie es zur Seite legte und in ihrer Tasche wühlte. Kaede holte ein kleines Täschchen hervor und nahm daraus ein Haarband, mit dem sie zu dem Spiegel neben der Tür lief und ihre Haare zu einem Pferdeschwanz hochband. „Ich war vorhin bei einem Bäcker und habe uns etwas zum frühstücken geholt.“, sagte das Mädchen und legte ihm einen Becher und ein leicht gesüßtes Brötchen auf seine Kommode. Mit ihrem Kaffee und einen Apfelstrudel setzte sie sich auf ihr Bett und aß dort. Verwundert über ihren plötzlichen Stimmungswechsel, setzte er sich auf und griff zu dem Heißgetränk. Er blickte kurz zu ihr, als sie gerade in den Kuchen biss und wieder in ihr Notizbuch schrieb. Die Stille, die von ihr ausging, machte ihn nervös und er blickte immer wieder kurz zu der Dunkelhaarigen. Irgendetwas stimmte nicht, dachte er und überlegte, ob er sie wohl darauf ansprechen sollte. „Ach, da fällt mir ein. Der nächste Bus fährt in einer Stunde, wir sollten ihn nicht verpassen.“, hörte er sie noch sagen und verschluckte sich beinahe an dem Tee. „Was ist los?“, fragte Kanda schließlich, das Mädchen sah ihn fragend an. „Was soll los sein?“, fragte sie zurück. „Wieso verhältst du dich so seltsam?“, erklärte er nun seine Frage und sah sie verärgert an. „Tue ich doch gar nicht.“, erwiderte sie und blickte wieder zu ihrem Notizbuch. „Verkauf mich nicht für blöd, was ist los?“, wiederholte er ungeduldig, setzte sich zu ihr und nahm ihr das Büchlein weg, auf das sie demonstrierend starrte. Kaede sah ihn verärgert an. „Egal was ich auch mache, dir ist es nie Recht. Du sagst mir, ich soll mich erwachsener benehmen, jetzt tue ich es und es ist auch falsch.“, erklärte sie und sah zur Seite. „Tche.“, zischte er wütend, packte ihren Arm und zog sie zu sich. „Das habe ich nicht so gemeint, Idiot. Es ist einfach furchtbar nervig, dich früh wach zu bekommen, wenn der Alte nicht da ist. Natürlich sollst du erwachsen werden, wir sind schließlich keine Kinder mehr. Aber du sollst dich auch nicht verstellen.“, erklärte Kanda. „Ich dachte, du würdest glücklicher sein, wenn ich mich erwachsener verhalte. Stattdessen stört es dich auch.“, schmollte sie. „Weil ich mir eine Kaede, die mal nicht nervt oder klammert, nicht vorstellen kann.“, erwiderte er und schnippte ihr gegen die Stirn. Sie hielt sich die Hand an der schmerzenden Stelle und blickte verärgert hinauf, als sie kurz inne hielt. Er lächelte sie wehmütig an. „Du bist mir auch noch eine Erklärung schuldig.“, erinnerte er das Mädchen, an ihr Wort. Kaede blickte bedrückt auf ihr Handgelenk und reichte ihm schließlich das Notizbuch von vorhin. „Bak, hat diese Stigmata geöffnet. Beziehungsweise hat er meine Pulsadern geöffnet, damit das Blut einen besseren Durchfluss hat, wenn ich mein Innocence benutze und er hat mir erklärt, warum ich früher verblutet bin.“, fing sie an. Kanda blätterte durch das Büchlein und sah die ganzen Einträge, die entweder sie oder wahrscheinlich Bak hineingeschrieben haben. Kaedes Schrift erkannte er, die andere war ihm unbekannt. „Jedes Mal wenn ich mehr Kraft aufwandte, als mir möglich war, erhöhte sich meine Blutflussgeschwindigkeit. Während mein Herz mit seiner Pumpleistung nicht mehr hinterherkam, staute sich das Blut und dementsprechend rissen meine inneren Organe ständig auf. Im Normalfall bräuchte ich einige Wochen, um diese Schäden zu regenerieren. Deswegen verpasste er mir diese Stigmata und erhöhte meine Synchronisationsrate damit und wenn mein Herz im Notfall wieder nicht hinterherkommt, würde das Blut einfach hinaus fließen.“, erklärte das Mädchen schließlich. „Zudem ist es viel praktischer mir nicht ständig die Finger aufbeißen zu müssen.“, fügte sie noch scherzend hinzu. Kanda sah sie besorgt an. Es schockierte ihn etwas, so wenig über ihr Innocence zu wissen, obwohl sie sich so lange kennen und so lange gemeinsam gekämpft haben. Er erinnerte sich an ihren ersten Zusammenbruch im Labor und verstand nun das System dahinter. „M-Mach dir bitte keine Sorgen. Meine Synchronisations-Rate liegt jetzt bei Sechsundachtzig Prozent, damit kann ich viel, viel länger kämpfen und dich mit stärkeren Zaubern unterstützen.“, erklärte sie, als sie ihm die Sorge ansah. Da sie direkt vor ihm saß und er ein ärmelloses Oberteil trug, fiel Kaede erst jetzt die seltsamen Linien an seiner Schulter auf. Normalerweise blickte sie immer in sein Gesicht, weil sie seine Augen so sehr mochte, aber jetzt schweifte ihr Blick kurz ab und blieb an seiner linken Schulter hängen. „Was sind das für schwarze Linien an deiner Schulter, Yuu? Die waren doch früher nicht dort.“, fragte sie erschrocken und öffnete den Reißverschluss des Oberteils, um freie Sicht darauf zu haben. Schwarze krakelige Linien umrahmten nun die Tätowierung auf seiner Brust, sie wollte diese gerade berühren, als Kanda sein Oberteil aus ihren Händen riss und es wieder zumachte. „Nichts schlimmes.“, erwiderte er und stand wieder auf. „Du würdest mir doch sagen, wenn etwas mit dir wäre. Oder?“, fragte Kaede und stand nun ebenfalls auf. Er antwortete nicht und packte seine Sachen zusammen. „Wir sollten langsam losgehen.“, antwortete er nur knapp. „Lenk nicht ab!“, schimpfte sie wütend. „Nein, weil es dich nichts angeht.“, murmelte der junge Mann schließlich. Die Dunkelhaarige sah ihn zuerst erschrocken, dann wütend an. Sie packte ihre Tasche, stürmte aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Am Bahnhof angekommen, nahm sie den nächsten Bus zum Hafen und warf sich auf einen der Sitze im hintersten Bereich des Busses. Er vertraute ihr immer noch nicht, dachte Kaede und konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Nach einer halben Stunde war sie nun in Suez und sah zahlreiche bunte Geschäfte dort. Sie wollte Bak ja noch etwas mitbringen, dachte sie und betrat eines der Shops. Etwas gedankenverloren sah sie sich nach einem schönen Mitbringsel um, als ihr ein hübsches Armband ins Auge fiel. Kanda hatte ja Geburtstag während sie in China war und blickte bedrückt auf das Schmuckstück. Sie wurde direkt wieder wütend, als sie an seine Worte dachte und lief weiter. „Entschuldigen Sie, wo kann ich hier denn gut Muschelschalen sammeln?“, fragte sie schließlich den Verkäufer. „Hm, Muschelschalen? Da fahren Sie am besten nach Port Fuad, Fräulein. Der nächste Bus dorthin sollte in wenigen Minuten kommen.“, antwortete der alte Mann lächelnd. „Vielen Dank!“, erwiderte sie und verließ das Geschäft. Wie er es gesagt hatte, kam auch nur kurze Zeit später der Bus und fuhr damit nach Port Fuad. Es war nur eine kleine Stadt, aber mit einem richtig langen Strand. Kaede zog sich die Stiefel und ihre Kniestrümpfe aus und betrat das angenehm kühle Wasser. Hier waren die Temperaturen weitaus höher als in England oder China, aber das schön kühle Meer war eine willkommene Abwechslung. Sie krempelte ihre Ärmel hoch und machte sich nun auf die Suche nach hübschen Muschelschalen. Nach vielen Stunden setzte sie sich erschöpft in den Sand und begutachtete ihren Fund. In der kleinen Tüte waren zahlreiche Schalen, in allerlei bunten Farben und sie legte sich damit in den Sand zurück. Die Sandkörner die an ihrer Haut klebten, kitzelten sie leicht und sie fuhr mit ihren Fingern durch den Sand. Hier könnte sie sich ein schönes Leben vorstellen, jeden Tag schwimmen, Sandburgen bauen, das Essen hier ist auch sehr lecker und die Einwohner richtig nett. Nur die Temperaturen könnten etwas niedriger sein, dachte sie noch und lachte. Plötzlich schreckte sie auf, sie hat die Zeit vollkommen vergessen, dabei musste sie doch das nächste Schiff bekommen. Sie würde nicht nach England zurückfahren, sondern direkt nach China und Kanda könnte ihr gestohlen bleiben, dachte sie noch wütend, als sie bedrückt auf das Meer blickte. Durch die Sonne glitzerte es wie tausend Juwelen, wie gerne würde sie das dem jungen Mann zeigen und stand schließlich auf. Mit dem Meerwasser wusch sie sich den Sand von der Haut, zog ihre Sachen wieder an und lief los, als sie nach einigen Metern stehen blieb. Eine bekannte Gestalt, mit langen blauen Haaren und grimmigen Blick saß nicht weit von ihrem Standort. Kaede ignorierte ihn und lief weiter. „Was soll das werden, Kaede?“, hörte sie ihn verärgert rufen. Wütend blickte sie zurück, als er nur kurze Zeit später hinter ihr stand und sie am Arm packte. „Wie kommst du auf die Idee, einfach so abzuhauen?! Du weißt nicht, wie lang ich nach dir suchen musste.“, schimpfte er. „Es geht dich nichts an, wohin ich gehe.“, antwortete das Mädchen knapp, riss sich von seinem Griff los und lief weiter. Das was er konnte, konnte sie schon lange. „Bleib jetzt stehen.“, hörte sie ihn wieder hinter sich und er zog sie nun zu ihm. „Es tut mir leid. Aber ich will dich nicht damit belasten.“, erklärte Kanda und wich ihrem Blick aus. „Nein. Es liegt nur daran, dass du mir immer noch nicht vertraust.“. „Idiot. Natürlich vertraue ich dir. Deswegen will ich auch nicht, dass du dir unnötig Sorgen machst.“, antwortete der junge Mann. „Woher kommen diese krakeligen Linien dann?“, fragte sie wieder. „Es hat etwas mit meiner Technik zu tun, aber es ist nichts schlimmes.“, erklärte er zumindest den einen Teil. Dass es zusätzlich mit seinem Leben zusammenhängt, muss sie trotzdem nicht wissen. So wie er sie kannte, würde sie ihn im Kampf nur zurückhalten, wenn er die Kraft seiner Tätowierung aktivieren würde. Kaede blickte besorgt zu ihm hoch, sie musste ihm wohl oder übel glauben. „Das nächste mal, antwortest du mir direkt so. Anstatt unnötig aus der Haut zu fahren.“, schmollte sie und blickte wieder zu seiner Brust, die sich praktischerweise auf ihrer Augenhöhe befand. Schließlich nahm sie seine linke Hand und band ihm etwas um sein Handgelenk. Fragend blickte er dorthin und erkannte ein kleines grau-blau-schwarzes Perlenarmband. „Dein verspätetes Geburtstagsgeschenk.“, erklärte sie. Kaede ist nach dem Verlassen des Geschäfts doch wieder hineingegangen und kaufte das Armband. Er hielt seine Hand hoch und begutachtete das Perlenarmband, es war schlicht gehalten, aber dennoch hübsch. Sie hielt ihre linke Hand neben seiner, als er an ihrem Handgelenk dasselbe Armband sah und in ihr lächelndes Gesicht blickte. „Danke.“, erwiderte er knapp, das Geschenk bedeutete ihm viel. Wenn es um Akuma ging, waren sie schon immer ein unschlagbares Team gewesen und nun konnte das auch jeder sehen. Das zumindest dachte Kanda, während Kaede eher anderes im Sinn hatte. Das Mädchen sah ihn noch kurz an, als sie aufschreckte und seinen Golem packte, da dieser eine eingebaute Uhr hatte. „M-Mein Schiff! Das Letzte hat eben abgelegt.“, kreischte sie und blickte zum Hafen. Mit einer großen langen Dampfwolke verließ das Schiff den Hafen von Port Fuad. Sie blickte dem Dampfer niedergeschlagen nach, nicht dass sie nicht mehr bei Kanda bleiben wollte, aber sie vermisste Bak allmählich. Und das nur nach einer Woche, dachte sie erschrocken. „Bak wird schon nicht weglaufen, wenn du erst das morgige Schiff nimmst.“, hörte sie ihn sagen und spürte seine Hand auf ihren Kopf. Er wuschelte durch ihre schwarzen Haare. Wenn er die Chance hätte Alma wiederzusehen, würde er wohl nicht anders reagieren als das Mädchen vor sich. Er war schon fast wie ein älterer Bruder für ihn geworden, wenn er diese schreckliche Sache nicht begangen hätte. Kaede hätte er wohl auch getötet, wenn er sie in die Finger bekommen hätte, dachte er noch wütend. Die Exorzistin blickte fragend zu ihm hinauf, als seine Hand auf ihrem Kopf anfing zu zittern und sah seinen wütenden Blick. „Yuu? Was ist denn?“, fragte sie besorgt und nahm seine Hand in ihre, ihre graublauen Augen blickte in seine dunkelbraunen. „Alma.“, antwortete Kanda nur knapp, aber für sie mehr als verständlich. Das Mädchen stellte sich auf die Zehenspitzen und legte ihre Arme um ihn. „Er kann keinen Schaden mehr anrichten.“, flüsterte sie und erschrak fast, als er seine Arme um sie legte und sie wieder so fest an sich drückte. „Du erdrückst mich, Yuu.“, sagte Kaede noch und lachte gequält. Er lockerte die Umarmung direkt und lächelte leicht. Kaede drückte sich von ihm, öffnete sein Oberteil wieder und zog es ihm aus. Danach knöpfte sie ihr Oberteil auf und wollte es gerade ebenfalls ausziehen, als Kanda es ihr zuhielt und sie erschrocken ansah. „W-Was tust du da?“, fragte er entsetzt. „Mich ausziehen? Ich kann wohl schlecht mit meinen Sachen ins Wasser. Außerdem sollst du auch da rein, es ist wirklich schön.“, erklärte sie mit einem breiten Lächeln und warf ihre Bluse zu Boden, ehe sie noch ihre kurze Hose und die Stiefel auszog und dann ins Meer lief. „Komm schon, Yuu! Das Wasser ist richtig angenehm.“, rief Kaede ihm freudig zu. „Ich werde da ganz bestimmt nicht hineingehen!“, brüllte der junge Mann und zog genervt sein Oberteil an, ehe es ihm wieder weggenommen wurde, als sie zu ihm lief. „Es kann nichts passieren, vertrau mir doch.“, sagte sie noch, nahm seine Hand und zog ihn hinter sich her. „Leg deine Sachen ab und komm ins Wasser.“, bat sie und spritzte ihn mit dem Wasser voll. „Tche.“, gab er knapp von sich, zog noch Hose und Stiefel aus und lief zu ihr hin. Das würde sie büßen ihn mit dem Wasser vollgespritzt zu haben und jagte das Mädchen. Doch weit konnte er nicht kommen, sie schwamm von ihm weg, während er nun bis zum Hals im Wasser stand und nicht mehr weiterkam. „Ewig kannst du auch nicht dort bleiben. Früher oder später hast du keine Kraft mehr, um dich über Wasser zu halten.“, sagte er mit einem teuflischen Grinsen. Kaede tauchte mit ihrem Kopf unter und damit verlor er sie aus den Augen. Das Wasser war zu tief und damit zu dunkel um sie irgendwie noch zu sehen, als er einige Meter neben sich ein Platschen vernahm. „So etwa?“, rief sie ihm zu und lachte über seinen verärgerten Gesichtsausdruck. Grummelnd sah er wieder zum Horizont und beobachtete die kleinen Schiffe, die in der Ferne über das Meer fuhren. Für einen Moment verlor er sich in der Weite des Himmels und des Meeres, als das Mädchen neben ihm auftauchte. „Siehst du? Es ist doch richtig schön.“, wiederholte sie ihre Worte und blickte zu ihm. „Hm.“, erwiderte er nur knapp und entlockte ihr dabei ein heiteres Lachen. Keinen Moment später hörte er sie keuchen und wollte gerade zu ihr sehen, als sich ihre Arme um seinen Hals schlangen und ihn fast würgten. „Kaede?“, fragte er verwundert und drückte ihre Arme etwas von sich. „Ich habe einen Krampf im Bein.“, erklärte sie und klammerte sich enger an ihn, als der junge Mann erstarrte. Er spürte wie sie ihre Brust gegen seinen Rücken drückte, ihm schossen so viele Gedanken durch den Kopf, sie aber darauf ansprechen konnte er auch nicht wirklich. „L-Lass mich los.“, stammelte er leise, zum Glück konnte sie so sein rot glühendes Gesicht nicht sehen. „Ich sagte doch, dass ich einen Krampf habe. So kann ich nicht schwimmen.“, erwiderte Kaede etwas verzweifelt. „Du erwürgst mich aber, ich trage dich auf den Armen.“, erklärte der Asiate und versuchte sich zusammenzureißen. Das Mädchen lockerte ihre Umklammerung, drehte sich zu ihm und lag nun in seinen Armen. Kanda trug sie aus dem Wasser hinaus, legte sie neben ihren Sachen ab und lief direkt zu seinen Klamotten. „Danke!“, rief sie ihm freudig zu. „Das hat doch jetzt richtig gut getan.“, sprach sie mehr zu sich selbst und zog ihre Kleidung wieder an, ehe sie sich zu dem fertig angezogenen Schwertkämpfer stellte. „Was ist los, Yuu? Dein Gesicht ist so rot, du hast doch nicht etwa einen Sonnenbrand abbekommen?“, fragte sie besorgt, als sie die Röte seiner Wangen bemerkte. „Tche.“, gab er nur knapp von sich und lief los. Immer noch verwundert folgte sie dem jungen Mann, der beim nächstbesten Hotel ein Zimmer buchte und er direkt bei ihrer Ankunft ins Badezimmer verschwand. „Ist alles in Ordnung? Du bist doch nicht sauer, oder?“, rief sie etwas besorgt. „Ja und Nein.“, hörte sie Kandas genervte Stimme, der gleich beide Fragen beantwortete. Erleichtert und gut gelaunt warf sie sich in das große weiche Bett. Vielleicht war es doch ganz gut, dass sie das Schiff verpasste, anders hätte sie diesen schönen Nachmittag nicht mit ihm gehabt, dachte Kaede und lächelte wie ein Honigkuchenpferd. Eine halbe Stunde später verließ Kanda das Bad und steuerte direkt sein Bett an, ohne ein Blick auf das Mädchen zu riskieren. „Ich hab eine Kleinigkeit zu essen besorgt, mit leerem Magen schlafen zu gehen, ist auch nicht gut. Fang ruhig schon an.“, hörte er ihre helle Stimme und wie sie noch das Badezimmer betrat. Er stieß einen lauten Seufzer aus und nahm sich etwas von der Speise, die auf dem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes stand. Als Kaede wieder das Zimmer betrat, blickte sie zu dem Schwertkämpfer. Er war von ihr abgewandt, aber wenn die Nachttischlampe ausgeschaltet war, schien er wohl bereits zu schlafen. Leise packte sie das Sandwich aus, kletterte auf ihr Bett und ging, während sie aß, ihre ganzen Notizen durch. Sie war furchtbar stolz auf ihren Fortschritt und legte das Büchlein beiseite, als sie noch einmal zu dem jungen Mann blickte. „Schlaf gut, Yuu.“, flüsterte sie und legte sich ebenfalls schlafen, nachdem sie die Lampe neben ihr abschaltete. Kaede konnte nicht wirklich gut schlafen, aufgrund der Vorfreude Bak bald wieder zu sehen und war dementsprechend früh wach. Während sie noch im Bett lag, musterte sie den jungen Mann im benachbarten Bett. Sie liebte sein friedliches Gesicht, dass sie nur zu Gesicht bekam, wenn sie auf einer Mission waren und irgendwo übernachten mussten. Manchmal wünschte sie sich, ihn so zu sehen, wenn er wach war. Obwohl seine verärgerten oder genervten Gesichtsausdrücke auch ganz witzig waren. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie sich allmählich auf dem Weg machen sollte und betrat das Bad. Als sie soweit fertig war, schlief Kanda immer noch, aber aufwecken wollte sie ihn auch nicht. Leise riss sie ein Blatt aus ihrem Notizbuch und schrieb ihm eine Nachricht, obwohl sie es hasste, sich so verabschieden zu müssen. Sie drückte ihm einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer. Kanda wachte auf, als die aufgehende Sonne in sein Gesicht schien und rieb sich müde die Augen. Er blickte zu seinem Golem und sah, dass es bereits nach sechs Uhr war. „Kaede, wach auf! Du hast dein-.“, fing er ächzend an, unterbrach sich aber, als er zu dem leeren Bett neben sich blickte und stand auf. „Kaede? Idiot, hast du etwa verpennt?“, rief er durch die Badezimmertür, doch es kam keine Antwort. Vorsichtig drückte er die Türklinke hinunter und blickte in den dunklen Raum hinein. Allmählich machte er sich Sorgen und lief zu seinen Sachen, als er auf seiner Jacke einen Zettel erblickte. Yuu, verzeih mir! Du hast noch geschlafen und ich wollte dich nicht aufwecken >_<; Ich hab das erste Schiff genommen und sollte zirka in einer Woche in China sein, natürlich werde ich direkt einen Brief an die europäische Abteilung schreiben. Außerdem wollte ich mich noch für den schönen Nachmittag bedanken, mit dir zu reisen ist spannender als mit Papa ^3^ Besuch mich doch auch mal, dann kann ich dir den tollen Wasserfall und den wunderschönen See zeigen! ^_^ Kaede ♥ Der Schwertkämpfer konnte nicht glauben, dass dieser Dummkopf tatsächlich Smileys in einem Brief benutzte und starrte im ersten Moment entsetzt auf diesen. Aber nach einem kurzen Augenblick bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen, was anderes hätte er auch nicht erwartet und drückte die Notiz an sich. Auch wenn er etwas enttäuscht war, dass sie sich nicht persönlich verabschiedete und konnte sich ein weiteres Grinsen nicht verkneifen, als er auf wieder die Notiz blickte. ------------------------------------------------------------------------------------------------- Damals kannten sie nicht solche Smileys, also stellt euch einfach lachende Gesichter vor, die sie im Brief gezeichnet hat xD Kapitel 9: Alte Erinnerungen und Gefühle Teil 1 ----------------------------------------------- Wie versprochen schrieb Kaede bei ihrer Ankunft einen Brief, der wenige Tage später in der europäischen Abteilung ankam. Während Bak, direkt nach ihrer Rückkehr, zu dem Treffen der Abteilungsleiter nach England aufbrach. Zu gerne hätte sie direkt wieder kehrt gemacht und ihn begleitet, wenn er sie nicht überredet hätte sich auszuruhen. Kanda riss den Brief direkt aus Komuis Hand, als er ihm die Post überbringen wollte und eilte in sein Zimmer. Der junge Mann warf sich auf sein Bett und riss ungeduldig den Umschlag auf. Hallo, Yuu! Ich bin gut in der asiatischen Abteilung angekommen und sitze gerade am Wasserfall, während ich dir schreibe. Es ist schön hier, das musst du unbedingt sehen! ^_^ Bak hat sich auch über die Muscheln gefreut, die ich für ihn am Strand gesammelt habe. Vielleicht könnten wir wieder dorthin fahren und Urlaub machen, dann könnte ich dir auch das Schwimmen beibringen. Obwohl, wir würden wohl ziemlichen Ärger bekommen, wenn wir uns einfach so Urlaub nehmen würden >_<; Du hast die Rückfahrt hoffentlich auch gut überstanden und Komui hat dich, nicht direkt mit weiteren Missionen überhäuft. Übrigens will Bak dich jetzt auch näher kennenlernen und wenn ich immer so viel von dir erzähle, grinst er immer so blöd. Er sieht dann aus wie ein Fisch, so dämlich ist sein Grinsen. Gerade eben hat er die Abteilung verlassen, um zu diesem seltsamen Treffen der Abteilungsleiter, die bei euch stattfinden soll, zu gehen und mir verboten mit ihm zu kommen, damit ich mich schonen soll -_-; Ich hoffe wir sehen uns bald, ich vermisse dich. Kaede ♥ P.S. Du bekommst natürlich auch eine Muschel ^3^ Verwundert warf er einen Blick in den weggeworfenen Umschlag und holte aus diesem eine bunt schillernde Muschelschale hervor. Kanda legte diese auf den Nachttisch neben seinem Bett und dachte an den Nachmittag am Meer zurück. Sein Lächeln verging ihm, als er daran dachte, wie er ihr, sich vor ihm auszuziehen, missverstand und wie sie sich später noch an ihn drückte. Die Wangen des jungen Mannes erröteten, während er sich auf sein Kopfkissen legte und seine Augen mit seinem Arm verdeckte. Wieso brachte sie ihn jetzt so aus der Fassung, fragte er sich und legte seine freie Hand auf seine Brust. Wieso schlug sein Herz so heftig, wenn er an sie denkt? Wieso reagierte sein gesamter Körper so, wenn er an sie denkt? Wütend drehte er sich zu Seite und musterte die kleine Muschelschale. Drei Wochen später kehrte Bak nach China zurück, aber nicht so wie sie sich das erwartet hatte. „Wieso hast du mir nichts davon gesagt, dass du diese seltsame Arche umprogrammiert hast und damit jederzeit nach England kannst!“, schimpfte sie. „Weil sich alles noch in einer Testphase befand, während du drüben warst. Aber jetzt kannst du ihn jederzeit sehen.“, erklärte er und setzte wieder dieses Grinsen auf, das Kaede hasste. „Grins nicht so blöd.“, schmollte sie, sah aber verwundert zu ihm, als er wieder aufbrechen wollte und von Fo zurückgehalten wurde. „Der Schwachkopf will nach Rom.“, erklärte sie ihr Eingreifen. Das Mädchen sah den Blondschopf fragend an. „Diese Idioten aus Amerika haben Akuma-Zellen in Menschen implementiert. Ich muss sie irgendwie aufhalten.“, antwortete Bak. Kaede erstarrte vor Schreck. „Aber selbst Komui hat nichts dagegen gesagt. Sie funktionieren perfekt, da wird auch der Papst nichts unternehmen, wenn der Versuch ein Erfolg war.“, erwiderte Fo wütend. Die Exorzistin hielt sich die Ohren zu, sie wollte von all dem nichts mehr hören. Nachdem Kanda sie aus dem Labor befreite, war sie insgeheim froh, dass der Albtraum vorüber war. „Das Experiment war ein voller Erfolg, schalten Sie sie jetzt ein.“. „Ist es nicht noch ein wenig zu früh? Schließlich wurde der Körper des Objekts, so oft zerstört.“. „Nein, das ist der richtige Zeitpunkt. Nach fünf langen Jahren, ist es sogar der perfekte Zeitpunkt.“. „Das Testobjekt wird aktiviert.“. „Guten Morgen, Exorzist Eins.“. „Mein Name ist Kaede.“, murmelte sie und wurde von Bak und Fo fragend angesehen. „Exorzist Eins, aktiviere jetzt dein Innocence.“. „Wieder ein Fehlschlag? Das kann nicht sein, was tun sie in ihrer ganzen Zeit, Professor?!“. „Schalten Sie sie wieder ab, ich kann diese Fehlkonstruktion nicht länger ertragen.“. „Das andere Projekt trug ebenfalls noch keine Früchte. Allesamt Misslungen!“. „Wir sind nicht misslungen.“, sagte das Mädchen kaum hörbar. „Kaede-chan?“, rief Bak nach ihr und schob Fo von sich, um seine Schwester in die Arme zu nehmen. Was sind das für Erinnerungen, die jetzt ans Tageslicht kommen? „Exorzist Eins macht immer noch keine Fortschritte, eventuell werden wir das Projekt abbrechen müssen.“. „Es kann doch nicht so schwer sein, das Innocence im Objekt zu stabilisieren?!“. „Innocence-Rate von Exorzist Eins sinkt rapide, es ist unter zehn Prozent!“. „Unternehmen Sie etwas, sonst wird sie das andere Projekt gefährden! Es ist nicht lange her, als das zweite Objekt, des anderen Projekts aufgewacht ist. Wir dürfen keine weitere Misserfolge einbüßen!“. „Exorzist Eins wird aktiviert, wir müssen sie so vernichten. Mit dem Programm wird es nicht funktionieren.“. „Halt! Innocence-Rate stabilisiert sich und steigt wieder. Warten Sie noch einen Moment ab.“. „Exorzist Eins ist stabil.“. „Guten Morgen, Exorzist-. Nein. Guten Morgen, Kaede.“. Kaede blickte in die braunen Augen des Blondschopfs und führte ihre Hand zu ihrem Gesicht, als sie etwas Feuchtes daran spürte. Wieso weinte sie? „Kaede-chan! Was ist los?“, hörte sie ihn nun rufen und blickte fragend zu ihm. „Ah.“, gab sie nur knapp von sich und sah sich verwirrt um. Sie war ganz sicher in der asiatischen Abteilung, dachte sie und drückte sich von ihm, als sie noch etwas taumelte. Was waren das für Erinnerungen, fragte sie sich und fasste sich an den Kopf. Es scheinen Erinnerungen vor ihrem Aufwachen zu sein, aber wie konnten diese noch in ihrem Kopf sein. „Entschuldige, ich fühle mich nicht gut. Am besten lege ich mich etwas hin.“, erklärte sie mit einem gequälten Lächeln und verließ die kleine Gruppe. Doch so sehr wie sie es auch versuchte, Kaede konnte einfach nicht einschlafen. Nicht nur diese seltsamen Erinnerungen, sondern auch heftige Kopfschmerzen hielten sie vom schlafen ab. Ächzend stand sie also wieder auf und lief in das Arbeitszimmer ihres Bruders. Roufa erklärte ihr, dass er mit einem Gast im Besprechungszimmer wäre und lief direkt dorthin. Nach kurzem Anklopfen betrat sie dieses. „Entschuldige die Störung, Nii-san. Aber hast du irgendwelche Kopfschmerzt-.“, fing sie an, unterbrach sich aber vor Schreck, als sie Kanda erkannte und dieser Bak auch noch niederschlug. „Bist du von Sinnen? Was soll das, Yuu?“, fragte sie entsetzt und half dem Abteilungsleiter wieder auf die Beine. „Schon gut, Kaede-chan. Ich habe ihn darum gebeten.“, erklärte Bak und rieb sich die schmerzende Wange. Das Mädchen sah ihn entgeistert an. „Schließlich war es unser Clan, der ihn erschaffen hat. Irgendwann haben wir uns so sehr in die Träume von „Second-Exorzisten“ verloren, dass wir die Notbremse nicht mehr ziehen konnten und es in dem Unglück vor neun Jahren endete. Es war ein großer Fehler.“, murmelte der Mann. Kaede seufzte, während der Schwertkämpfer nur das Zimmer verließ. Bak gab ihr einen kleinen Stoß und erhielt fragende Blicke ihrerseits. „Na los. Lauf ihm schon nach.“, erklärte er breit grinsend. Das ließ sie sich nicht zweimal sagen und folgte dem jungen Mann. „Warte, Yuu!“, rief sie ihm nach, als er nun in ihrer Sichtweite war. Kanda blieb stehen, drehte sich aber nicht um. Auch nicht als sie ihn beinahe niederstieß, weil sie sich so an ihn warf und ihre Arme um ihn schlang. „Bist du in Ordnung?“, hörte er sie fragen. „Wieso sollte ich nicht in Ordnung sein, Idiot.“, erwiderte der Schwertkämpfer genervt und wandte sich nun zu ihr. „Naja, wegen der Sache, über die du dich eben mit Bak unterhalten hast.“. erklärte Kaede und blickte zu ihm hoch. „Es macht mir nichts aus, darüber zu reden.“, antwortete er und erwiderte ihr Lächeln, als sie seine Hand nahm und ihn mit sich zog. Sie verließen die Abteilung über den, normalerweise versiegelten, Eingang, bat aber Fo darum, sie nach draußen zu lassen. Sie standen nun vor der Wand des Wasserfalls, liefen aber eine kleine versteckte Steintreppe, die direkt zu dem See führte, hinunter. Das Mädchen sah zu ihm hoch und freute sich über seinen erstaunten Gesichtsausdruck. „Ich sagte doch, dass es richtig schön hier ist.“, sagte sie und zog Kanda ans Ufer des Sees. Das Wasser war kristallklar und angenehm warm. „Oben ist ein großer Fluss der hier hineinmündet. Bak und ich gehen dort manchmal Fische fangen, die sind auch furchtbar lecker.“, erklärte die Dunkelhaarige noch und setzte sich neben ihn, als dieser sich ins weiche Gras legte. Es war wirklich friedlich hier. Das Rauschen des Wasserfalls, das Rascheln der Bäume, die sich in den Wind legten und die Laute der Tiere, beruhigten den jungen Exorzisten. Kaede breitete sich nun ebenfalls aus, legte ihren Kopf auf den Bauch des Dunkelhaarigen und blickte direkt in den strahlend blauen Himmel. „Da kommt man ja richtig in Versuchung, für immer hier bleiben zu wollen.“, murmelte er kaum hörbar und blickte in ihr Gesicht. Ein zufriedenes Lächeln zierte ihre Lippen und er ließ sich von diesem Lächeln anstecken. Witzig, kaum war sie bei ihm, waren ihre Kopfschmerzen wie weggezaubert, dachte sie noch und schloss ihre graublauen Augen. „Testobjekt Kaede muss vernichtet werden.“, schoss es ihr, wie ein Blitz, durch den Kopf und ließ das Mädchen aufschrecken. Kanda blickte fragend zu ihr und erkannte das blanke Entsetzen auf ihrem Gesicht. „Kaede?“, rief er nach ihr und setzte sich ebenfalls auf. „Wir können nicht zulassen, dass sie das andere Projekt gefährdet. Jetzt wo das Second-Projekt erfolgreich verläuft, brauchen wir Exorzist Eins nicht mehr.“, hallte es wieder in ihren Gedanken und sie hielt sich die Ohren zu. „Das Exekutionsprogramm ist online. Countdown liegt bei fünf Minuten. Programm starten.“. „Nicht!“, flehte sie und zitterte am gesamten Körper. „Kaede!“, rief Kanda nun lauter und schüttelte sie vorsichtig. „Bitte vernichte mich nicht.“, flüsterte das Mädchen und sah den Exorzisten vor sich ängstlich an. Er verstand nicht, wie sie darauf kam, dass er sie vernichten würde und drückte sie an sich. Er brachte sie in ihr Zimmer und wollte die Abteilung gerade mit zwei CROWs, für eine Mission, verlassen, als sich Kaede ihnen in den Weg stellte. „Ich komme mit euch.“, erklärte sie und sah die jungen Erwachsenen vor sich entschlossen an. „Kaede-chan, bleib lieber hier und ruh dich aus.“, bat Bak besorgt, ihr Zustand war nicht wirklich stabil und das wirkte sich ebenfalls auf ihre Synchronisationsrate aus, wie er feststellen musste. Was auch immer es ist, dass sie so sehr aus dem Konzept brachte, es war nicht klug, so kämpfen zu wollen. „Ich passe schon auf sie auf.“, murmelte Kanda dem Mann zu und verließ mit seiner Gruppe, über die Arche, die asiatische Abteilung. Als sie die andere Seite des Ausgangs erreichten, betraten sie Jordanien. Ein Camp wurde von Akuma und Noah angegriffen und sie waren nicht die Einzigen. Kanda ging auf das Schlechtfeld zu, sie waren zu spät dort und erblickte schließlich einen Noah, der gerade den letzten Einwohner tötete. „Bist du Yuu Kanda?“, fragte der Noah mit einem schelmischen Grinsen. „Wer bist du?“, fragt er zurück. „Sagt dir Alma was? Haha, deiner Reaktion nach zu urteilen, scheinbar ja.“, erwiderte der Gegner und aktivierte seine Fähigkeit. Tevak wurde von ihm außer Gefecht gesetzt und ehe seine Fähigkeit, Kanda und Kaede erreichen konnte, aktivierte sie ihr Schild. „Hm. Nicht schlecht, muss ich schon sagen. Aber hiergegen kommt dein süßes Schild nicht an!“, drohte der Weißhaarige und aktivierte seine Fähigkeit erneut. „Wir brauchen dein Hirn schließlich für unsere kleine Party!“, erklärte er und verstärkte den Druck auf seinen Angriff, der an dem Schild abprallte, ihn aber schließlich doch durchdringen konnte und Kanda direkt erwischte. Er fiel leblos zu Boden. „Yuu! Was hast du mit ihm gemacht?!“, fragte Kaede erschrocken und kniete sich zu ihm. Sie spürte seinen Puls nicht mehr und starrte entsetzt in sein blasses Gesicht. „Eigentlich wollte ich nicht so übertreiben, aber das ist deine Schuld, Kleine. Ja, ich habe ihn umgelegt, aber hey. Er ist ein Zweiter, er wird’s überleben und du leistest ihm solange Gesellschaft.“, erklärte er und provozierte mit seiner Fähigkeit eine Ohnmacht für das Mädchen. Der Noah schnappte beide leblose Körper, führte sie zur amerikanischen Abteilung und warf sie vor sich zu Boden. Die Sicht des Mädchens war ganz verschwommen, als sie ihre Augen öffnete und ihr Kopf schmerzte fürchterlich. Nachdem sich ihr Sichtfeld klärte, erkannte sie Bak vor sich, neben ihm der alte Zhu Mei, Renny Epstein und Lvellier. Als sie sich etwas aufrichtete, knickten ihre Arme beinahe ein, da ihr so schwindelig war. So viele Stimmen die wirr durcheinander redeten, wo war sie überhaupt, fragte sie sich. Dieser seltsame Noah, von vorhin, saß vor ihr und wo war Kanda? Sie kniff ihre Augen zusammen und konzentrierte sich darauf, nicht wieder das Bewusstsein zu verlieren, als sie ihre Umgebung nach dem Schwertkämpfer erkundete und ihn schließlich neben sich liegen sah. Er sah immer noch so leblos aus und ihre Sicht verschwamm direkt wieder, als ihr Tränen in die Augen schossen. Kaede legte sich über ihn, er durfte nicht tot sein. Das konnte er ihr einfach nicht antun, dachte sie und blickte zu seinem Gesicht, als sie zurückschreckte. Ihre Sinne klärten sich mit einem Schlag, als sie mit blankem Entsetzen auf den Boden unter ihnen starrte. „Na, wieder ganz da? Hätte nicht erwartet, dass dieser Typ einen so toll wachbekommt.“, lachte der Noah. „Nii-san, was hat das zu bedeuten? Sollte Alma nicht-?“, fing sie ungläubig an und blickte zu Bak, der nur seinen Blick sank. „Wieso ist Alma noch am Leben?! Yuu, hat ihn doch damals getötet!“, wiederholte Kaede aufgeregt. „D-Die amerikanische Abteilung hat ihn-. Sie haben ihn gerettet und hier versiegelt.“, gestand der Blondschopf, was er vorhin selbst erst erklärt bekam. Das Mädchen konnte nicht glauben, dass sie sein Überleben die ganzen Jahre über verschwiegen haben und blickte wieder zu dem versiegelten Körper unter ihr. „Ihr werdet einen hohen Preis bezahlen, wenn ihr euch in Dinge einmischt, in die man sich besser nicht einmischen sollte. Werdet von dem Dämon vernichtet, denn ihr einst erschaffen habt!“, lachte der Noah. Kaedes Puls stieg ins Unermessliche, sie will nicht, dass er wieder aufwacht. Alma soll dort bleiben, wo er gerade ist, dachte sie wütend und richtete ihren Angriff gegen den Noah vor sich. „Ganz schön zickig, die Kleine.“, murmelte er Rhode zu, als er im nächsten Moment erkannte, dass sie nicht mehr auf seiner Schulter war. Der Schwertkämpfer war wieder auf den Beinen und hatte Rhodes Puppengestalt zwischen seine Zähne und startete einen Angriff gegen den Earl. Erleichtert blickte sie zu dem jungen Mann, dessen Angriff gerade von Tyki abgeblockt wurde und sich zu Allen stellte. „Kanda! Solltest du nicht das jordanische Camp beschützen?“, fragte er, verwundert über seine Anwesenheit hier. „Es wurde vernichtet, als wir ankamen.“, erklärte Tokusa, der von Allen gerettet wurde, nachdem dieser sich in der Gewalt des Noah befand. Allein in der Gegenwart dieser Third-Exorzisten zu sein, bereitete Kaede eine Gänsehaut am ganzen Körper, riss sich aber zusammen und überlegte. Vielleicht könnte sie mit ihrer Pyramidenbarriere, die Verbindung zum Noah unterbrechen, der ihren Bruder und die anderen als Geisel nahmen, als ihr Blick zu Renny fiel. Diese Frau, sie erinnerte sich noch gut an sie und sie spürte diese ungeheure Wut in ihr ansteigen. Kaede schüttelte den Kopf, erschrocken über die Gedanken, die ihr bei ihrem Anblick in den Kopf schossen und formte die Siegel für die Barriere. Im selben Moment, in dem sie die Formel in Gedanken hatte, fing der Boden unter ihnen an zu beben. Die Dunkelhaarige wäre beinahe gestürzt, als sie von Kanda festgehalten und gestützt wurde. Die Wasserrohre lösten sich aus dem Boden, der auseinanderbrach und Alma befreite. Wie es aussieht, war das das Werk des Noah, der die Abteilungsmitglieder als Geiseln nahm und fesselte mit den Rohren den komatösen Körper Almas. „W-Wer ist das?“, fragte Allen überrascht und sah zu dem jungen Mann ohne Bewusstsein. „Der Mutterleib für uns Third-Exorzisten, Alma Karma. Ein Mann, der ein Testobjekt des Second-Exorzisten-Projekt ist, wie Yuu Kanda.“, erklärte Tokusa. Kaedes Körper spannte sich an, wieso spürte sie diesen plötzlichen Zorn in sich? Wieso klopfte ihr Herz so sehr, als würde sie vor irgendetwas Angst haben? „Wer zum Teufel soll das sein?“, fragte Kanda genervt. Das Mädchen blickte erschrocken zu ihm hoch, er musste Alma doch erkennen. „Was sagst du da? Es ist doch der Fehlschlag Alma, den du vor neun Jahren getötet hast.“, antwortete Rhode, die immer noch an der Schulter des Schwertkämpfers hing und wurde von ihm gepackt. „Du sagst es, er ist tot.“, erwiderte er zornig. „Aber er hat überlebt. Der Orden hat ihn versteckt und gab dir die Schuld daran. Sie haben ihm Akuma-Zellen implementiert, er ist nicht mehr als eine lebende Puppe. Freust du dich denn nicht darüber ihn zu sehen? Oder hat etwa die Frau etwas damit zu tun, dass du ihn beinahe getötet hast?“, antwortete die Noah und wurde von Kanda zerquetscht. Er wollte sie gerade mit seinem Schwert durchbohren, als Allen ihn aufhielt und ihm sagte, dass er sich beruhigen sollte. Von was für einer Frau sprach sie, fragte sich die Dunkelhaarige und sah den Schwertkämpfer fragend an. „Lass dich nicht von ihnen provozieren. Wir müssen uns darauf konzentrieren, die Anderen zu befreien.“, erklärte Allen. Kaede wollte gerade etwas sagen, als sie über das plötzliche Erscheinen eines Auges unter ihnen, zurückschreckte. Sie wollte gerade eine Barriere errichten, als es bereits zu spät war und ihr schwarz vor Augen wurde. Kurze Zeit später kam sie wieder zu Bewusstsein, sie sah sich aber an einem anderen Ort und richtete sich auf. Bak, Zhu Mei, Allen und Kanda, sogar die Noah waren weg. Wo zum Teufel war sie, dachte sie wütend, stand auf und lief durch die Finsternis. Scheinbar war vor ihr ein Raum und sie betrat diesen, als sie mit blankem Entsetzen auf den Inhalt des Raumes starrte. Kapitel 10: Alte Erinnerungen und Gefühle Teil 2 ------------------------------------------------ Es war das Labor und die Einrichtung in der sie geboren wurde. Nach kurzem Zögern lief sie auf die Glassäule zu und sah in seiner Mitte einen kleinen Embryo, das könnte unmöglich sie sein. „Wie sehen die Werte aus, Professor?“, hörte sie eine bekannte Stimme hinter sich und drehte sich erschrocken um. Toui Chang und Sirlins Epstein standen an den Computern und beobachteten die Monitore anscheinend. „Die Intervalle der Zerstörung haben sich auf alle zwölf Stunden verbessert. Jeden Moment sollte die nächste Zerstörung erfolgen.“, erklärte die Schwarzhaarige und blickte ernst zu der Säule. Kaedes graublaue Augen wanderten wieder zu dem Embryo, nur um zu sehen, wie er in winzig kleine Partikel zerbrach und die Lösung um ihn dunkelrot färbte. Toui seufzte schwer. Wütend wandte sie sich wieder zu der Frau, aus deren Zellen sie erschaffen wurde und lief zu ihr hin, als sie plötzlich ins Leere griff. Der komplette Raum hatte sich aufgelöst und um sie herum war alles wieder dunkel. Nur einige Meter vor dem Mädchen, erschien eine weitere Tür, die sie ebenfalls betrat. Wieder das Labor mit derselben Einrichtung, aber diesmal war in der Säule kein kleiner Embryo mehr. Nein, jetzt war ein ausgewachsenes Kind darin. „Das Experiment war ein voller Erfolg. Schalten Sie sie jetzt ein.“, bat der alte Epstein und wandte sich Edgar Chang zu. „Ist es nicht noch ein wenig zu früh? Schließlich wurde der Körper des Objektes so oft zerstört.“, fragte Toui, sie war sich noch unsicher und würde lieber noch einige Jahre abwarten. „Nein, das ist der richtige Zeitpunkt. Nach fünf langen Jahren, ist es sogar der perfekte Zeitpunkt.“, erwiderte Sirlins und sah sein Gegenüber ungeduldig an. „Das Testobjekt wird aktiviert.“, murmelte Toui und tippte einige Codes in den Computer ein. Die bläuliche Flüssigkeit wurde abgepumpt und die Wände der Säule eingezogen. Edgar wickelte den Körper des Kindes mit seinem Mantel ein und stützte sie, da sie noch nicht richtig auf den Beinen stehen konnte. „Guten Morgen, Exorzist Eins.“, begrüßte der alte Mann das Kind und musterte es kurz. Ihre Augen waren leer, als wäre sie eine leblose Puppe und blickte zu der Asiatin. „Sind Sie sicher, dass sie lebensfähig ist?“, fragte er. „Natürlich, sie wird nur einen kurzen Moment brauchen um voll funktionstüchtig zu sein.“, antwortete Toui und sah das Mädchen, in den Armen ihres Mannes, streng an. „Ah.“, gab das Mädchen leise von sich, sah die Menschen um sich neugierig an und blickte schließlich zu dem Mann hoch, der sie stützte. „Exorzist Eins, aktiviere jetzt dein Innocence.“, befahl der Projektleiter. Ein kleines Lächeln bildete sich auf den Lippen des Mädchens und nickte ihnen freudig zu. Sie schloss ihre Augen und schien sich zu konzentrieren. Ein Piep-Ton vom Computer registrierte einen Kraftanstieg ihres Innocence und erhielt damit ihre Aufmerksamkeit. Dreißig, Fünfunddreißig, Vierzig, Fünfundvierzig, Fünfzig, Fünfundfünfzig Prozent, zeigte der Monitor an. Der letzte Wert erhöhte sich um eins, als sie ein seltsames Geräusch hörten und das Kind unter hohem Blutverlust zusammenbrach. „Wieder ein Fehlschlag?! Das kann nicht sein, was tun sie in ihrer ganzen Zeit, Professor?!“, schrie der alte Epstein zornig. „Schalten Sie sie wieder ab, ich kann diese Fehlkonstruktion nicht länger ertragen!“, sagte er noch wütend und wandte sich zum gehen ab. „Das andere Projekt trug ebenfalls noch keine Früchte. Allesamt Misslungen.“, meldete sich auch noch die junge Renny zu Wort und folgte ihrem Vater. Kaede starrte auf das blutüberströmte Kind in den Armen Professor Edgars und wurde wieder von dieser unglaublichen Wut übermannt, als sie ihre kalten Worte hörte. Die Umgebung änderte sich zur Brutkammer. Sie war oft dort und beneidete die schlafenden Exorzisten um ihre gesunden Körper. Deswegen hasste sie Alma und Kanda so sehr. Sie waren gesund, aber unfähig sich mit ihrem Innocence zu verbinden. Und deswegen wollte sie, dass sie verschwinden. Sie waren Fehlschläge, die nicht gebraucht werden und zeigte es ihnen mehr als deutlich. Einmal mehr machten Kandas Worte sie so wütend, dass sie ihr Innocence gegen ihn einsetzen wollte. Dabei vergaß sie ihr Maximum und übertrieb es mit ihrer Kraft, sodass ihre Organe wieder aufrissen und sie wieder zusammenbrach. Toui Chang brachte sie in das Labor und startete direkt ihr Regenerationsprogramm. „Exorzist Eins macht immer noch keine Fortschritte, eventuell werden wir das Projekt abbrechen müssen.“, schimpfte Sirlins und sah die Säule, mit dem Mädchen im Inneren, wütend an. „Innocence-Rate von Exorzist Eins sinkt rapide, es ist unter zehn Prozent!“, gab Renny erschrocken von sich und alarmierte damit die Ärztin. „Unternehmen Sie etwas, sonst wird sie das andere Projekt gefährden! Es ist nicht lange her, als das zweite Objekt, des anderen Projekts aufgewacht ist. Wir dürfen keine weiteren Misserfolge einbüßen!“, stresste er. Edgar hasste es, immer musste sich der alte Mann aufregen, dabei ging es den Kindern doch gut. „Exorzist Eins wird aktiviert, wir müssen sie so zerstören. Mit dem Exekutions-Programm wird es nicht funktionieren, wir haben zu wenig Zeit dafür.“, erklärte die Asiatin und startete das Aufwachprogramm. „Moment! Innocence-Rate stabilisiert sich und steigt wieder. Warten wir noch einen Moment ab.“, verbesserte sie sich und starrte gebannt auf den Monitor vor sich. „Exorzist Eins ist stabil.“, murmelte Renny und blickte zu ihrem Vater. „Guten Morgen, Exorzist-. Nein. Guten Morgen Kaede.“, begrüßte die Schwarzhaarige das kleine Mädchen und half ihr aus der Glassäule. Es war alles nur eine Farce, weder Toui noch Edgar sorgten sich um sie. Sie sorgten sich nur darum, ob sie ihr Innocence vollständig kontrollieren konnte, oder nicht. Dabei tat sie alles erdenkliche, damit sie stolz auf sie sein konnten, dachte sie noch und verließ das Labor. Sie konnte es nicht länger ertragen und wanderte orientierungslos durch die Finsternis. Kaede lief von einem Raum in den anderen, als sie schließlich auf Allen traf. „Wo ist Yuu?“, fragte sie, als sie auf ihn zulief und sich neben ihn stellte. Der Weißhaarige blickte nur bedrückt zur Seite, als das Mädchen vor Schreck selbst inne hielt. Er war genau vor ihnen, schwer verletzt und wurde von zwei Männern gehalten. „Versuch es noch einmal, Yuu. Nur noch einmal.“, ertönte Sirlins‘ Stimme durch die Lautsprecher. Der Junge torkelte auf das Innocence zu und versuchte sich damit zu verbinden, als es wieder nicht klappte und sein Blut gegen die Wände spritzte. In was für einen Albtraum befand sie sich, dachte Kaede. Ihr Körper gelähmt vor Schreck, als dieser Platz für ihre Schuldgefühle machte. Er musste diesen Albtraum durchmachen und sie beleidigte ihn noch dazu, unfähig zu sein, sich mit seinem Innocence zu verbinden. Dem Mädchen wurde unglaublich schlecht und sie kniete sich kurz zu Boden, sonst würde sie sich noch übergeben. Wie konnte sie ihm das nur antun? „Kaede? Alles in Ordnung?“, fragte Allen besorgt und sah in das blasse Gesicht des Mädchens. „Versager, Fehlschlag, misslungen, Schwächling, Missgestalt, jämmerlicher Dummkopf, missratener Nichtskönner, unfähiger Idiot und eine Schande für den Orden. All diese Beleidigungen habe ich ihm immer an den Kopf geworfen, nur weil er sich nicht mit seinem Innocence verbinden konnte.“, murmelte sie mit zittriger Stimme. Im ersten Moment überrascht darüber, diese Schimpfwörter ausgerechnet von Kaede zu hören, lächelte er im nächsten Moment und legte seine Hand auf ihre Schulter. „Kanda würde sich davon doch nicht unterkriegen lassen, er hat dir doch schon längst verziehen.“, erklärte Allen. Wieder veränderte sich der Raum. Kanda sollte getötet werden, nachdem er grobe Erinnerungen an seinen Tod hatte. Das Mädchen hielt sich die Ohren zu, sie konnte seine schmerzerfüllten Schreie nicht länger hören, als die Projektleitung mit ihrer Prozedur anfing. Er war also nicht der Einzige, der nicht mehr gebraucht wurde. Kanda überlebte und machte sich auf der Suche nach Alma. Unterwegs traf er auf Marie und streifte mit ihm durch das Innere des Quartiers, als er seinen Freund zwischen einem Leichenberg fand. „Ich freue mich so sehr dich zu sehen, Yuu. Aber ich muss dich töten.“, murmelte Alma mit einem breiten Lächeln und griff sowohl Marie als auch Kanda an. „Lass uns zusammen sterben.“, flüsterte der Junge, als er auf den am Boden liegenden Schwertkämpfer zu ging. „Ich will leben. Auch wenn es bedeutet, dass ich dich zerstören muss!“, erwiderte Kanda und schlug so lange auf seinen Freund ein, bis dieser sich nicht mehr regenerieren konnte. „Aufhören. Hör auf!“, rief Allen wütend und befreite sich aus dem Bann, der von Wisely auf sie gelegt wurde. „Wo zum Teufel ist der unbeherrschte Kanda abgeblieben?! Wo ist dein Jähzorn hin!“, schrie er noch und schlug den jungen Mann neben sich zurück. Kaede fiel vor Schreck zurück und half ihrem Kameraden hoch. Ihre Hände zitterten immer noch, sie müsste sich nach dem Kampf auf jeden Fall entschuldigen. „Deinen Freund mit deinem Innocence zu schlagen, wie grausam.“, lachte Rhode. „So ist das nun mal zwischen uns.“, erklärte der Weißhaarige und entlockte Kaede ein kleines Lächeln. „Aber es ist zu spät.“, sagte die kleine Stoffpuppe noch, als Tokusa und die Geiseln von den Rohren gepackt wurden. „Almas Hass verwandelt sich in die dunkle Energie, die in seinem Körper schlief!“, sagte Bak aufmerksam, als Almas Körper anfing zu leuchten und eine unglaublich dunkle Energie um ihn erschien und in einer gewaltigen Explosion endete. Schnell aktivierte die Dunkelhaarige ihre stärkste Barriere und kämpfte gegen die Energiemassen an. „Diese verfluchte Bohnenstange. Das wird er mir-.“, hörte sie Kandas Schimpfen neben sich. Er unterbrach sich vor Verwunderung, als er die Barriere direkt vor sich sah und wie das Mädchen große Mühe damit hatte, diese Energie zurückzuhalten. „Kaede!“, rief er besorgt, aber helfen konnte er ihr auch nicht. Wenn er ihr etwas von seiner Kraft abgeben könnte, würde er das sofort tun. „S-Sei ihm nicht böse, Yuu. Er hat es nur gut gemeint.“, erwiderte sie mit einem gequälten Lächeln und verlor den Kampf gegen die Energiewelle. Kaede wurde in dessen Licht gehüllt und merkte nur noch wie sie von irgendetwas gepackt wurde, ehe das ohrenbetäubende Geräusch auch sie erreichte. Als sie ihre Augen öffnete, saß sie auf dem Boden und direkt vor ihr stand Kanda. Er hatte sie wohl einmal mehr gerettet, dachte sie und erschrak, als sie die Person, die etwas weiter weg stand, erkannte. Alma stand dort, lebendig und freute sich wohl darüber Kanda zu sehen. „Yuu? Und das Mädchen hinter dir, das ist doch hoffentlich nicht Kaede?“, fragte er lächelnd. „Hättest du ein Problem damit, wenn es so wäre?“, fragte die Dunkelhaarige zurück und stand auf. Der Schwertkämpfer drückte sie direkt wieder zurück und signalisierte ihr damit sich nicht einzumischen. „Sei bitte vorsichtig.“, flüsterte sie ihm noch zu. „Haha, das ist doch nicht dein Ernst? Die Kaede, die nichts Besseres zu tun hatte, als uns den lieben langen Tag zu beleidigen, hast du gerettet? Hast du es so nötig, Yuu?“, lachte Alma weiter. Das Mädchen sah ihn wütend an, als sie wieder an Kandas Erinnerungen zurückdachte. „Ich hatte einen Traum. Er hat mir klar gemacht, warum du mich verraten hast. Wegen dir bin ich zum Akuma geworden.“, murmelte der junge Mann. „Deswegen werde ich dich auch zerstören.“, antwortete Kanda und zog sein Schwert. Alma schoss eine Energiekugel auf sie zu, die der Dunkelhaarige mit seinem Schwert abblockte und die Technik der dritten Illusion aktivierte. Er griff ihn direkt an. „Woah, du bist ja richtig cool geworden, Yuu. Wie war das Leben? Hast du Freunde gefunden?“, fragte Alma und provozierte damit, die nächste Stufe von Kandas Technik und bekam einen direkten Treffer ab. Erschrocken blickte sie zu Allens schweren Verletzungen und eilte ihm zur Hilfe, als sie plötzlich zu Boden stürzte. Einer dieser seltsamen Schläuche hatte ihr Bein umschlungen und zog sie zurück. „Ah ah. Du bleibst schön hier.“, lachte Alma und packte das Mädchen. „Lass sie los, sie hat nichts damit zu tun.“, murmelte der Schwertkämpfer und sah seinen alten Freund wütend an. „Ich habe noch eine Rechnung zu begleichen. Deine Beleidigungen haben mich ziemlich verletzt, Kaede-chan.“, erklärte der Schwarzhaarige und packte sie am Hals. Sein Griff wurde immer fester und schnürte ihr die Kehle ab. Sie bekam keine Luft mehr und ihr Sichtfeld verdunkelte sich dementsprechend, als sich sein Griff plötzlich lockerte und von jemandem an sich gedrückt wurde. Als sich ihre Sinne wieder klärten, blickte sie in Kandas Gesicht und starrte entsetzt in seine Augen. „W-Was ist mit deinen Augen, Yuu?“, fragte sie mit heiserer Stimme. Ohne ihr zu antworten ließ er von der Dunkelhaarigen ab und eilte in den Kampf zurück. Allen blutete am ganzen Körper, als sie wieder zu ihm blickte, konnte aber nicht zu ihm, da sie durch die ganzen Rohre von ihm abgeschnitten war. Ihr Herz machte einen Satz, was für ein Dummkopf sie war, ihre Fern-Heilung vergessen zu haben und holte ihre Talismane hervor. Mit zwanzig Talismanen formte sie einen Kreis um sich und lenkte die Kräfte ihres Innocence in diese. „Byakugo. Innocence, erwache.“, flüsterte sie die magischen Worte. Aus den leuchtenden Talismanen erschienen leicht durchsichtige Hände, die sich an den jungen Exorzisten klammerten. Verwundert blickte er in die Richtung aus der die seltsamen Hände kamen und sah Kaedes entschlossenes Lächeln. Er fühlte sich direkt wieder kräftiger und befreite sich aus der Umklammerung der dunklen Materie. „Alles was ich will ist dein Tod, Yuu!“, hörte sie Alma rufen und blickte verängstigt zu den jungen Männern. Alma startete wieder einen Angriff, den der Asiate ausweichen konnte, aber trotzdem erwischt wurde. Reflexartig wollte Kaede gerade zu ihm laufen, als sie wieder zu Allen sah und ihre Bewegung unterbrach. Sie durfte sich nicht wegbewegen, sonst würde sie den Zauber unterbrechen und lenkte einige der Geisterhände mühsam zu dem Blauhaarigen. Gerade als sie Kanda erreichten, wurde er von drei Speeren durchbohrt. Es waren keine gewöhnliche Speere, sonst könnte sie seine Wunden viel schneller schließen. Egal wie sehr sie sich auf ihn konzentrierte, sie konnte seine Wundheilung nicht unterstützen. Alma sprang hinter ihm und wollte wieder einen Angriff gegen ihn abfeuern. „Alma, hör auf damit! Du musst keinen Schaden mehr anrichten!“, rief Bak dem Schwarzhaarigen zu und erhielt damit die Aufmerksamkeit der manifestierten dunklen Materie. Es waren zu viele Leute hier, sie konnte sie nicht alle heilen und schützen zugleich. Hektisch blickte sie zu Allen und wartete darauf, bis er vollständig geheilt war, ehe sie ihren Zauber unterbrach und um Bak einen Schild beschwor. Er wurde zwar von dem Wesen getroffen, aber sie konnte mit dem Schild weiteren Schaden abwenden. Ihre Beine knickten ein, sie hat allmählich keine Ausdauer mehr. Beinahe ihre ganze Kraft ging dafür drauf, Allens Wunden zu schließen und blickte besorgt zu dem Schwertkämpfer. Als der Weißhaarige wieder von der dunklen Materie gepackt wurde, beschwor Bak Fo und befreite damit den jungen Exorzisten. „Fünfte Illusion! Stirb, Alma!“, hörte sie Kandas Stimme hinter sich und sah wieder zu ihm. Er wurde wieder von einem weiteren Angriff erwischt, während Kaede die Talismane aufhob, die aus ihrer Jacke fielen. Auf die, über die sie sich beugte, tropfte eine dunkelrote Flüssigkeit, als sie verwirrt in ihr Gesicht fasste. Blut klebte an ihrer Hand, dass sie sich gerade vom Mund wischte und ballte diese zu einer Faust. Sie durfte jetzt nicht an ihre Grenzen kommen, dachte sie wütend und schrieb aus dem Blutstropfen ihre Formel auf das Papierstück. „Se-.“, fing sie an, unterbrach sich aber vor Schreck, nachdem sie Kandas unglaublich zornigen Blick sah. Er machte sogar ihr Angst, als er wie ein Wahnsinniger auf Alma losging und sein Angriff von Allens Schwert abgeblockt wurde. „Was soll der Scheiß?“, zischte der Dunkelhaarige und durchbohrte Allen mit seinem wütenden Blick. „Uh, wieso siehst du mich so merkwürdig an? Wieso greifst du Alma mit diesem Gesicht an?“, fragte der Junge verlegen. „Ich fragte, was der Scheiß soll!“, brüllte Kanda und griff den Weißhaarigen und Alma an. „Er strapaziert seine Seele zu sehr. Du wirst sterben, Kanda!“, rief Zhu Mei dem jungen Mann zu. Je wütender er wurde, umso mehr Kraft benutzte er und umso heller wurde seine Haarfarbe. Allen war verletzt, Kanda bekam einen direkten Treffer von Alma und Bak hielt Almas manifestierten Hass zurück. Von den Geiseln, die alle von Almas Hass verletzt werden ganz zu schweigen. Kaede war unglaublich überfordert und war mit ihren Kräften am Ende. Sie wollte allen helfen, aber sie konnte nicht. Ist es das, was Fo vorhin meinte, als sie Allen half? Dass es unmöglich wäre, alle zu retten? Wozu hatte sie dieses Innocence, wenn sie doch zu nichts Nütze ist? Kaedes Verzweiflung, Angst und Unsicherheit blockierten ihren Verstand und ehe sie sich versah, tropften ihre Tränen auf die Papiertalismane unter ihr. „Stirb jetzt endlich!“, riss Almas Stimme sie aus ihrer Frustration und sah, wie Kanda in seiner Energiewelle eingehüllt war. Wütend knüllte sie einer der Papierstücke zusammen und richtete sich wieder auf, sie musste so vielen helfen wie ihr möglich war und wollte gerade wieder ihren Heilzauber beschwören, als Allen Almas Angriff stoppte und Kanda zusammenbrach. Das Mädchen lief zu ihnen hin, da scheinbar der Schwarzhaarige auch am Ende seiner Kräfte war und er sich nicht länger auf den Beinen halten konnte. Ehe sie bei ihnen ankam, war der Schwertkämpfer wieder auf den Beinen und griff erneut an, wenn der Weißhaarige Alma nicht in Sicherheit gebracht hätte. „Gib ihn her, ich werde ihn zerstören.“, murmelte Kanda. „Du überrascht mich, Kanda. Ich hab mich schon gefragt, was du dir dabei denkst, aber du hast an gar nichts gedacht.“, erwiderte Allen lächelnd. „Sieh dich doch an, du versucht ja noch nicht einmal dich mit ihm auseinanderzusetzen. Ist er nicht eine wichtige Person, mit der du dein Leben verbringen wolltest? Wovor läufst du eigentlich weg?“, fügte er noch wütend hinzu. Kaedes Herz schmerzte bei seinen Worten, wusste sie wirklich so wenig über ihn? Sie glaubte ihn zu kennen, dabei wusste sie gar nichts über ihn und blickte bedrückt zu Boden. Sie hielt sich schützend die Arme vors Gesicht, als Kanda wieder seine Kraft erhöhte und stemmte sich gegen die Druckwelle, die von ihm ausging. „Was redest du für einen Scheiß? Derjenige, der Alma in einen Akuma verwandelt hat, warst doch du. Die Zerstörung der Abteilung und die Verwandlung der Third-Exorzisten sind auf deinen Mist gewachsen. Es ist alles deine Schuld, Noah Bastard!“, brüllte der Blauhaarige und attackierte Allen. Kaede beschwor einen Schild zwischen ihnen, während ihre Angriffe damit ohne Schaden aneinander abprallten und hielt den Schwertkämpfer zurück. „Hör auf, Yuu. Bitte, hör auf!“, flehte sie den jungen Mann an. Er durfte sich nicht in seinen Hass verlieren und seine Freunde verletzen. Sie schreckte auf, als sie einen unerträglichen Schmerz in ihrer Seite spürte und sah nach kurzem zögern dorthin. Kandas Schwert steckte in ihr, bevor er es wieder hinauszog und damit auch Allen durchbohrte. Erschrocken sah sie ihm noch nach, ehe sie zurücktorkelte und zu Boden fiel. Ihr Herz schlug so laut, dass sie die besorgten Rufe ihres Bruders nicht mehr hören konnte und spürte wie die Panik in ihr aufstieg. Er hat sie wirklich mit seinem Innocence verletzt, dachte sie verängstigt und versuchte die Wunde zu schließen, was ihr nicht gelang. Die Schmerzen waren unerträglich und durch die Innocence-Fragmente, die sich dort befanden, hinderten sie ihre Regenerationsfähigkeit davon ab, die Verletzung zu versorgen. Gerade als Alma sich Kandas Überraschung zu Nutze machen und einen Angriff starten wollte, wurde er und sein Gegenüber von Flammenkugeln eingehüllt. „K-Kaede?! Was tust du da?!“, rief Bak ihr zu und schreckte zurück, als er ihr die Panik ansehen konnte. „Ich wusste es. Ich wusste es schon die ganze Zeit.“, murmelte das Mädchen und trat auf die jungen Männer zu. „Ich hatte Recht damit, dass ich dir niemals vertrauen darf!“, schrie sie Kanda schließlich an und griff beide wieder an. Alma wurde von einem Angriff zurückgeschlagen und von dem Schwertkämpfer aufgefangen. „Kaede, was zum Teufel-.“, fing er an, unterbrach sich aber, als er wieder diesen Zorn in ihren Augen erkannte, den er das letzte Mal vor neun Jahren sah. „All die Jahre hast du mich angewidert, ich habe dich gehasst. Ich brauche keine Welt ohne Akuma, nichts sehnlicher habe ich mir gewünscht, als dass du verschwindest. Dass ich als Einzige, vom Orden gebraucht werde. Sieh dir diese Third-Exorzisten an, sie sind auch nichts Weiteres als Fehlschläge.“, erklärte sie und zitterte immer noch am ganzen Körper. Der Dunkelhaarige sah sie erschrocken an. „Kaede?“, murmelte er leise. „Alles was zwischen uns war, ich habe nichts von all dem ernst gemeint. Mach dir ein schönes Leben, mit Alma im Jenseits.“, erwiderte sie wütend und wollte beide mit ihrem Feuerzauber angreifen, als sie von einer plötzlichen Druckwelle zurückgeschlagen wurde. Als sie sich wieder aufrichtete, sah sie Allen, er war wieder auf den Beinen und Alma war in ein Leuchten gehüllt. Ehe sie realisieren konnte was dort geschah, ging eine gewaltige Explosion von ihm aus und riss Kanda mit sich in den Tod. Er fiel wie eine Statue in sich zusammen. Eigentlich war es das, was sie sich schon immer gewünscht hat. Warum schmerzte ihr Herz trotzdem so sehr, bei seinem Anblick? Die Schmerzen der Verletzung holten sie wieder in die Realität zurück. Sie war bestimmt nur so traurig, weil sie ihn nicht eigenhändig töten konnte, dachte sie und trotzdem konnte sie ihre Tränen nicht zurückhalten. Wieso hatte sie jetzt diese zwiespältigen Gefühle, fragte sie sich und blickte wieder zu dem Weißhaarigen. Er schien Alma zu Kanda tragen zu wollen, als die dunkle Materie seinen Körper übernahm. Allen schnappte den Schwertkämpfer, der wieder am Leben war und sprang mit ihm in den Himmel. Der Dunkelhaarige flog auf Alma zu und umarmte ihn und wurde von Allens Arche nach Mater gebracht. Kanda saß dort und hielt seinen besten Freund in seine Arme. „Yuu, es tut mir so leid.“, murmelte Alma. „Ich weiß.“, erwiderte der junge Mann. „Ich kann der Organisation trotzdem nicht verzeihen. Ich hasse sie so sehr, dass es unerträglich ist.“. „Ich weiß.“, murmelte er nur knapp und drückte seinen Körper enger an sich. „Kaede. Magst du sie?“, fragte er. Der Dunkelhaarige hielt inne. Er hätte ihm die Frage mit einem klaren „Ja“ beantworten können, aber irgendwie war es ihm nicht möglich. „Alles was zwischen uns war, ich habe nichts von all dem ernst gemeint.“, erinnerte er sich an ihre Worte und blickte bedrückt zu Boden. Kanda hatte ihr blind vertraut, aber waren ihre Worte ihm gegenüber wirklich so gemeint? „Ich liebe dich, Yuu.“, hörte er noch Almas Stimme und lächelte, als er seinen, in dunkler Materie eingehüllten, Körper fest an sich drückte. Baks Geisterstein wurde zerstört, weil er die Macht der dunklen Materie nicht länger zurückhalten konnte und damit verschwand auch Fo. Allen und Kaede landeten vor ihm und hielten das Monster zurück. „Kaede!“, rief er nach ihr, sie hörte auch einen leicht wütenden Unterton in seiner Stimme. „Heb dir das für später auf, Bak.“, erwiderte sie und beschwor einen Schild vor Allen. Der Blondschopf blickte das Mädchen vor sich erschrocken an. „Das ist hochgradiger Verrat, Allen Walker! Was denkst du dir dabei, Yuu Kanda und Alma Karma fliehen zu lassen?!“, schrie Lvellier und wurde direkt mit einer Kette aus bläulichem Licht gefesselt. „Sei still.“, murmelte Kaede und sah den Inspektor wütend an. Der ältere Mann sah wütend zurück, was glaubte sie mit wem sie sich da anlegte, dachte er zornig. Allen war gerade dabei Tokusa zu helfen und die dunkle Materie aufzulösen, als Howard Link sich einmischte und ihn mit Talismanen lähmte. Tevak, die bei ihm war, verwandelte sich nun auch in einen Akuma und griff den immobilisierten Allen an. Ehe sie ihn angreifen konnte, verschwand sie. Tokusa verschwand ebenfalls, als er gerade Link angreifen wollte. Der Earl teleportierte sie mit seiner Arche weg. Er hatte nun alle Third-Exorzisten zusammen und wollte sie zu seiner Armee hinzufügen. Mit diesen Worten verabschiedete er sich und verschwand mitsamt allen Noah. ------------------------------------------------------------------------------------------------ Da ist er jetzt endlich, mein Pseudo-Plot-Twist x'D Der Teil hat mir echt alles abverlangt, ich hab ihn so oft umgeändert und drüber gegrübelt, ich hoffe sehr, dass es nachvollziehbar ist >_< Kapitel 11: Suche nach Allen ---------------------------- Durch die Arche, kehrten fast alle Exorzisten zu ihren Stützpunkten zurück. Nur Lavi und der alte Bookman blieben verschwunden. „Kaede, willst du mir jetzt endlich erklären, wieso du Kanda angegriffen hast?“, fragte Bak und folgte ihr durch die Halle. Ohne ihm Rede und Antwort zu stehen, schlug sie ihm ihre Zimmertür beinahe ins Gesicht und sperrte diese ab. Das Mädchen warf sich auf das Bett und ächzte, als sie wieder zu der Verletzung blickte. Es sind seitdem drei Monate vergangen und die Wunde schmerzte immer noch. Wütend vergrub sie ihr Gesicht in das Kissen. Seitdem sie zurückgekehrt sind, sprach sie kein Wort mit dem Abteilungsleiter und verbrachte beinahe den ganzen Tag in ihrem Zimmer. Manchmal würde sie zu dem alten Zhu Mei gehen und mit ihm über die Vergangenheit reden, so auch heute. Von ihm wusste sie, dass sie ihm wichtig waren und hielt lächelnd seine Hand in ihrer. „Ah, ich habe schon fast geglaubt, dass es eine Kopie wäre, die General Tiedoll gemacht hat.“, hörte sie Komuis Stimme und blickte fragend zu ihm, als sie die Person neben ihm erkannte. Sie schluckte kurz und wandte sich wieder zu dem, im Sterben liegenden, Mann. „Leb wohl, Zhu Mei-san.“, flüsterte sie und drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn, ehe sie aufstand und, ohne Kanda eines Blickes zu würdigen, zur Tür lief. Sie blieb dort noch für einen Moment stehen, als sie noch kurz zu ihm sah, wie er auf den alten Mann zuging und verließ schließlich das Zimmer. Ihre Hand ruhte über die Wunde an ihrem Bauch, er hatte sie mit seinem Innocence verletzt und das könnte sie ihm so schnell nicht verzeihen. Als sie gerade ihr Zimmer betreten wollte, verlor sie für einen Moment ihr Gleichgewicht und stützte sich an der Wand ab. Wieder schmerzte die Verletzung so sehr, dass es fast unerträglich für sie war. Wie lange braucht ihr Innocence denn noch, bis es die Fragmente seines Innocence verschluckt, fragte sie sich wütend und torkelte ins Labor. Bak hatte ihr für alle Fälle ein Mittel zusammengestellt, dass sie nehmen kann, wenn die Schmerzen wieder unerträglich werden. „Schmerzt es immer noch?“, hörte sie die Stimme des Blondschopfs neben sich, während sie gerade die Spritze aufzog und diese in ihren Arm stach. Nur wenige Minuten später, ließen die Schmerzen wieder nach und sie atmete auf. „Kaede, wie lange noch willst du nicht mit mir sprechen?“, fragte dieser verärgert, als sie ohne ein Wort an ihm vorbei lief und er sie schließlich am Arm packte. „Lass mich in Ruhe!“, erwiderte sie laut und stieß ihn von sich. Wegen dem Stoß fiel er gegen einen Rollcontainer, warf die Glasgefäße hinunter und verletzte sich daran. Erschrocken sah Kaede seine blutige Hand und nahm sie in ihre. „Es tut mir leid.“, murmelte sie nur und heilte die zahlreichen Schnittwunden. Bak legte seine andere Hand auf ihre Wange und strich ihre liebevoll die Tränen weg. „Ich mache mir doch nur Sorgen um dich.“, erklärte er mit einem kleinen Lächeln. Als sie die Verletzungen geheilt hatte, fiel sie in seine Arme und vergrub ihr Gesicht in seine Brust. Sie sprach zwar immer noch nicht richtig mit ihm, aber das war auch ein großer Schritt den sie auf ihn zuging und der Mann legte erleichtert seine Arme um sie. „Wenn du endlich mit mir reden würdest, könnte ich dir auch helfen. Oder vertraust du mir nicht?“, fragte er und merkte, wie das Mädchen bei seiner Frage zusammenzuckte. Mit ihren verweinten Augen blickte sie zu ihm hoch und sah in seine braunen Augen. Sie wusste nicht so Recht, was sie antworten sollte. Bak hob sie auf seine Arme und brachte sie in sein Besprechungszimmer. Das war ein besserer Ort zum Reden, als das Labor, dachte er und legte ihr noch eine Decke um die Schultern, ehe er sich neben sie setzte. Er lehnte sich in das Sofa zurück und drückte das Mädchen an sich. „Du kannst mir vertrauen, Kaede.“, flüsterte er und strich über ihr schwarzes Haar. „Das habe ich bei Yuu auch gedacht.“, erwiderte sie. „Glaubst du wirklich, dass er das mit Absicht gemacht hat? Meinst du nicht, dass er in seinem Zustand wohl jeden verletzt hätte, der ihn zurückhalten wollte?“, fragte Bak. „Es tut einfach so weh und diese verdammte Verletzung erinnert mich jedes Mal daran. Ich habe ihn und Alma damals so sehr gehasst. Das Personal wollte mich töten, weil ich wegen Yuu und Alma nicht mehr gebraucht wurde. Ich wollte, dass sie verschwinden, damit mich das Personal nicht tötet und ich noch gebraucht werde.“, erklärte sie schließlich und hielt ihre Tränen nicht länger zurück. „Ganz gleich ob Kanda, Alma oder die Third-Exorzisten da sind oder nicht. Ich brauche dich, Kaede.“, erwiderte der Blondschopf. Die graublauen Augen des Mädchens waren vor Überraschung weit aufgerissen. „Außerdem kannst du doch nicht leugnen, dass du ihn jetzt magst.“, fügte er noch lachend hinzu. „Aber wer kann mir versichern, dass er mich das nächste Mal nicht vielleicht sogar tötet. Er will mich los werden, weil ich ihm im Weg stehe. Er will die einzig wahre Waffe für den Orden sein.“, murmelte sie wie hypnotisiert und zitterte am ganzen Leib. Bak schreckte auf und drückte das Mädchen von sich. In ihren Augen spiegelte sich blanker Hass, Neid und Angst wieder. „Du bist keine Waffe! Du bist Kaede, ein Exorzist des schwarzen Ordens, meine Schwester, Schülerin von General Tiedoll und eine Freundin von Kanda und Marie! Du bist ein ganz normales Mädchen, nicht mehr und nicht weniger!“, erklärte er aufgeregt. „Ah, I-Ich muss ihn töten, bevor er mich tötet.“, flüsterte das Mädchen monoton und stand auf. Bak war verzweifelt und sah keinen anderen Weg, als sie mit einem Bannspruch außer Gefecht zu setzen und fing ihren bewusstlosen Körper auf. „Verzeih mir, Kaede. Anders würdest du weder mir noch dir verzeihen, wenn ich dich gehen lassen würde.“, sprach er zu ihr und trug sie in ihr Zimmer. Das Trauma des Labors und Kandas Angriff saßen tief, zu tief. Er müsste schnell eine Möglichkeit finden um ihr zu helfen. Bak saß auf seinem Arbeitsplatz im Labor und blätterte durch ihre Unterlagen. Es wäre höchst unmoralisch an ihren Erinnerungen herumzupfuschen, aber welche andere Möglichkeit bliebe ihm denn noch um seiner kleinen Schwester zu helfen? Er will sie doch nur wieder glücklich sehen, dachte er und ballte seine Fäuste zusammen. Es war schon spät nachts, als er das immer noch bewusstlose Mädchen ins Labor trug, sie auf die Trage legte und zahlreiche Elektroden an ihr klebte. Erst nachdem er ihr das Mittel verabreichte, dass ihr Blut etwas löste und es damit mit der Computerübertragung kompatibel machte, fuhr er ihr Programm hoch. In einer einfachen Datei waren all ihre Erinnerungen gespeichert, er müsste nur diejenigen aus dem Labor und Kandas Angriff löschen und alles würde wieder wie vorher sein. Der Mauszeiger klickte die Dateien an und er führte es zu dem roten „X“ in der unteren Ecke. Seine Hand zitterte, die die Computermaus hielt, als er schließlich auf den „Beenden-Knopf“ drückte. Bak könnte das nicht mit seinem Gewissen vereinbaren und blickte zu der schlafenden Dunkelhaarigen. Er müsste ihr irgendwie anders helfen und schreckte etwas auf, als er sie leise ächzen hörte. Sie war wieder wach und sah sich fragend um, als sie in das erschrockene Gesicht des Abteilungsleiters blickte. „Bevor du etwas sagst, hör mich an. Du kannst mir vertrauen, Kaede. Ich schwöre dir bei meinem Leben, dass ich alles tun würde um dich glücklich zu machen. Wenn du nicht mehr mit Kanda zusammenarbeiten kannst, dann sorge ich dafür, dass du hierher versetzt wirst. Aber versuche nicht ihn zu töten!“, erklärte er aufgeregt. Kaede richtete sich auf und sah ihn verwirrt an, während sie die ganzen Elektroden von sich riss. „Versprich mir, dass du ihm nichts antust!“, bat er noch und sah wie sie wohl nachdachte. „Wie gesagt, wenn du Angst vor ihm hast, dann musst du nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten.“. „Ist ja gut. Ich nehme dein Angebot an.“, erwiderte sie knapp und stand auf, als sie wegen den Schmerzen wieder torkelte und von dem Mann gestützt wurde. Ihre Hand verkrampfte sich in ihr Oberteil, als sie wieder daran dachte, wie er sie mit seinem Schwert durchbohrt hatte. Er hob sie auf die Trage und verabreichte dem Mädchen das Mittel, gegen die Schmerzen. „Aber um ein Gespräch mit Komui und Reever kommst du leider nicht drum herum.“, murmelte er noch besorgt. „I-Ich schaff das schon.“, entgegnete sie mit einem gequälten Lächeln und drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange. „Ich werde gleich morgen früh vorbeischauen, schlaf gut.“, verabschiedete sie sich noch und verließ das Labor. Am nächsten Morgen, stand sie wie versprochen vor Komuis Büro und betrat dieses nach einem kurzen Anklopfen. „Kaede-chan, schön dich nach so einer langen Zeit wieder zu sehen!“, begrüßte sie der Abteilungsleiter und bot ihr einen Platz an. „Bak-san, teilte mir bereits mit, dass du dich versetzen lassen willst?“, fragte er noch und bestätigte seine Frage mit einem Nicken. „Deiner Entscheidung soll nichts im Wege stehen, aber ich müsste dich nur um einen Gefallen bitten.“, fing Komui an und lächelte leicht. „Der wäre?“, bohrte Kaede nach. „Du bist dazu imstande mit deinen Fähigkeiten Personen aufzuspüren. Ich würde dich daher bitten, Johnny zu begleiten und mit ihm nach Allen zu suchen.“, erklärte der Dunkelhaarige schließlich und schob seine Brille zurecht. „Es ist nur Johnny-san?“, hackte sie noch nach und sah den Mann vor sich misstrauisch an. „Nur Johnny und du.“, antwortete er lächelnd. Seufzend stand sie auf und trat an seinen Schreibtisch. Warum Allen verschwunden ist, würde er ihr sicher nicht sagen, aber sie fragte auch nicht danach und nahm den Auftrag an. Noch am selben Nachmittag stand sie mit dem jungen Mann am Bahnhof und wartete auf den nächsten Zug. „Wir werden dann von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf reisen, bis deine Papiertalismane anschlagen?“, fragte er und blickte zu dem Mädchen neben sich. „Mhm. Sie haben nur einen Radius von zehn Kilometer, am besten wäre es auch, wenn wir den Bewohnern ein Foto von ihm zeigen.“, antwortete Kaede und stieg in den Zug, nachdem er in den Bahnhof einfuhr. „Johnny Gill? Kaede Shimamura?“, fragten zwei unbekannte Männer, nachdem sie in den Zug eingestiegen sind und erhielten fragende Blicke von den jungen Erwachsenen. „Keine Angst, wir sind von der zentralen Organisation und sollen euch begleiten.“, erklärten die Männer und führten sie in ein leeres Zugabteil. „Trink das, das wird all deine Erinnerungen an den Orden löschen, nachdem du ihn verlassen hast.“, sagte der eine und reichte Johnny ein kleines Fläschchen. Kaede musterte die Männer argwöhnisch, wie kamen sie darauf, dass er den Orden verlassen hat und starrte auf das kleine Fläschchen in seinen Händen. „T-Tut mir wirklich leid!“, murmelte er aufgeregt und zündete eine Rauchbombe. Obwohl sie von der Rauchwolke nichts mehr sehen konnten, schafften es die Männer Johnny mit einem Bannspruch zu fesseln. Sie waren also auch noch von der CROW-Einheit, dachte das Mädchen wütend und formte ihre Siegel für die Auflösung des Bannspruchs, als plötzlich jemand durch das Fenster sprang und die Männer wegschlug. Kaede schreckte auf, als sie die Person erkannte und wurde wieder von ihrer Angst gelähmt. Sie versuchte ihren aufkommenden Zorn hinunterzuschlucken, sie war auf einer Mission und sie durfte nicht versagen, nur weil er da war. Sie musste sich mit dieser Situation arrangieren, da sie auch wollte, dass Allen gefunden wird. Das Mädchen hielt einen großen Abstand zu den jungen Männern, während sie durch die Städte streiften und nahezu alle Einwohner nach Allen fragten. Sogar in Bordellen fragten sie sich durch und das Mädchen wartete so lange draußen. Schließlich war weibliche Kundschaft nicht erwünscht. Während die Dunkelhaarige in den Kneipen nur Wasser trank, ersäuften sich die beiden Männer im Alkohol. Johnny kannte sie kaum, aber gerade von Kanda hatte sie nicht erwartet so viel Alkohol zu trinken. Wie es kommen musste, schliefen sie in der letzten Bar schließlich ein. „Hey, haben Sie noch ein freies Zimmer?“, fragte das Mädchen genervt. „Ah, ja.“, antwortete er und übergab ihr den letzten freien Schlüssel. Sie packte den Braunhaarigen und hielt inne als sie zu Kanda blickte. Sie wollte ihn nicht mehr in ihrer Nähe haben, aber hier schlafen lassen konnte sie ihn auch nicht. Kaede atmete tief ein und packte ihn schließlich auch. Im Zimmer angekommen warf sie beide auf das Bett und sich auf die Couch. Das Mädchen stöhnte gequält auf, wieder schmerzte die Wunde so unerträglich und kramte in ihrer Tasche herum, als diese auch noch zu Boden fiel. Wütend wollte sie sich hinknien, rutschte mit ihrem Arm, der sie am Sofa abstützte, ab und fiel zu Boden. Wieso waren diese Schmerzen noch unerträglicher als sonst, fragte sie sich und streckte ihren Arm nach der Tasche. „Kaede?“, hörte sie Kandas Stimme plötzlich hinter sich und erstarrte. Warum musste er sie jetzt so sehen, wahrscheinlich würde er die Gelegenheit am Schopf packen und sie töten. Als er sie auf seine Arme hob, breitete sich die Panik ihr aus. „Fass mich nicht an! Versch-. Ah!“, brüllte sie ihn an und drückte ihn weg, schrie aber auf, dadurch dass die Schmerzen immer stärker wurden. Sie würde wohl bald das Bewusstsein verlieren, wenn sie nicht endlich das verdammte Mittel zu sich nehmen würde. Dann würde sie ihm erst recht hilflos ausgeliefert sein. Sie atmete schwer und ihr Sichtfeld verdunkelte sich, aber sie bekam noch mit, wie er sie wohl ins Badezimmer brachte und ihr Oberteil öffnete. Das Licht blendete sie so sehr, dass sie kaum etwas erkennen konnte. Kaede glaubte nicht daran, dass die Schmerzen noch schlimmer werden könnten, erhielt aber ihre Antwort, als er ihren Verband abnahm. „T-Töte mich nicht.“, flüsterte sie kaum hörbar und blickte zu ihm. Er war nur noch eine verschwommene Gestalt, auch wenn sie die Augen zusammenkniff, wurde ihre Sicht dadurch nicht deutlicher. Kanda tropfte irgendwas in ihre Wunde, das konnte sie zumindest spüren und krümmte sich vor Schmerzen, als von der Verletzung aus eine ungeheure Hitze durch ihren Körper schoss. Es fühlte sich an, als würde sie von innen heraus verbrennen und schrie schmerzerfüllt auf. Schließlich biss sie die Zähne zusammen, die Panik die ihren Verstand vernebelte gab ihr genug Adrenalin um die Schmerzen zu vergessen und sie setzte sich schließlich auf. Kaede streckte ihm ihren Arm entgegen und war kurz davor ihn mit ihrem Feuerzauber anzugreifen, als sie ihn erschrocken ansah. Sah sie gerade wirklich ein Hauch von Schuldgefühlen in seinen Augen, oder träumte sie nur? Bevor sie ihn irgendetwas fragen könnte, stand er auf und verließ das Badezimmer wieder. Erst jetzt realisierte sie, dass die Wunde verheilt und die Schmerzen komplett weg waren. Wieder blickte sie zu ihrem Bauch und tastete diesen ab, die Wunde war wirklich weg, als wäre sie nie da gewesen. Nur eine kleine Narbe, erinnerte sie noch daran was passiert ist. Eilig lief sie in den Schlafraum zurück. „Was hast du gemacht?“, schrie sie den jungen Mann an, doch dieser schien nun tief und fest zu schlafen. Morgen würde er ihr eben Rede und Antwort stehen, dachte sie wütend und warf sich auf das Sofa. Am nächsten Morgen war Kanda als Erster wach. Mit einem leisen Stöhnen richtete er sich auf, sein Kopf schmerzte fürchterlich und er sah sich in dem Raum um. Er lag auf einem Bett neben Johnny, wie ist er hierhin gekommen, fragte er sich und sah das Mädchen noch auf dem Sofa schlafen. Leise schlich er ins Badezimmer, er brauchte dringend eine ausgiebige Dusche, vielleicht würden die Kopfschmerzen danach auch verschwinden. Als er sein Oberteil auszog starrte er bedrückt auf sein Spiegelbild, die Umrandungen um seine Tätowierung sind größer geworden und durchzogen beinahe seine gesamte Brust. Wenn er das nächste Mal die Technik einsetzt, würde er vielleicht-. Nein, daran durfte er jetzt noch nicht denken und betrat wütend die Dusche. Er musste sich jetzt um Allen kümmern, schließlich war es seine Schuld, dass er zum Noah geworden ist, dachte er und drehte das Wasser auf. Das heiße Wasser brachte ihm eine Gänsehaut am ganzen Körper, aber so fühlte er sich zumindest wieder besser. Kanda seufzte schwer, als er nach der erfrischenden Dusche ein Handtuch packte und sich wieder anzog, ehe er das Bad verließ. Zu seinen Füßen rollte ein kleines Fläschchen auf das er beinahe getreten wäre und hob es verwundert auf. Eine hellrote Flüssigkeit war in seinem Inneren, wie er erkennen konnte. Bevor er noch einen Blick auf das Etikett werfen konnte, wurde es ihm schon aus der Hand gerissen und er sah in das verärgerte Gesicht Kaedes. „Uh, guten Morgen, Leute.“, ertönte Johnnys verschlafene Stimme und er sah verwundert zu den jungen Erwachsenen, als das Mädchen sich wieder von ihm abwandte und ihre Tasche weiterpackte. Johnny seufzte, wenn er daran dachte wie nah sie sich früher standen, machte ihn diese Situation etwas traurig. „Gönn dir lieber auch noch eine Dusche, bevor wir weitersuchen.“, erklärte Kaede und verschloss ihren Rucksack. Sie setzte sich wieder auf das Sofa, nahm ihr kleines Notizbuch zu sich und legte es auf ihren Schoß. Mit einem Stift in der einen und einem Apfel in der anderen Hand, schrieb sie in das Büchlein. Kanda lief zum Bett und setzte sich von ihr abgewandt hin, mit dem Handtuch trocknete er seine Haare so gut es ging und kramte in seiner Tasche nach einem frischen Oberteil. Nachdem er das Hemd anzog, blickte er kurz zu dem Mädchen zurück. Ihrem Blick nach zu urteilen, war sie in Gedanken versunken, weil sie oft eine lange Pause zwischen den Notizen machte, ehe sie weiterschrieb und einen Biss vom grünen Apfel nahm. Zu gerne würde er wissen, was ihr durch den Kopf geht und knöpfte sein Hemd schließlich zu. Natürlich hat er schreckliche Schuldgefühle, dass ausgerechnet er sie verletzte, aber sich entschuldigen konnte er auch nicht, wenn sie ihn nicht mehr an sich heran lässt. Er spürte ihre Angst ihm gegenüber und er würde sie ihr im Normalfall sofort nehmen, wenn er nicht selbst so unglaublich unsicher wäre. Wenn sie all die Worte nur wegen dem Schreck und der Panik daher gesagt hätte, würde er sich nichts dabei denken. Aber sie hat ihn mit voller Absicht angegriffen und ihre Augen strahlten diesen Zorn und Hass, wie vor neun Jahren aus. Sein Griff um das verdreckte Oberteil verkrampfte sich. „So, ich bin dann so weit fertig!“, riss Johnnys helle Stimme ihn aus seinem Gedankenchaos. „Schön, dann können wir die Suche endlich fortsetzen.“, erwiderte Kaede und klappte ihr kleines Büchlein zu. ------------------------------------------------------------------------------------------------ Kaede dreht am Rad, hoffentlich immer noch nachvollziehbar xD Kapitel 12: Abschied? --------------------- Draußen angekommen warf der Braunhaarige direkt einen Blick in seine Karte, als sich Kanda ächzend auf die Steintreppe hinsetzte. „Hm, ich hatte gehofft, dass Allen hier irgendwo ist, weil die Stadt so groß ist. Ist wohl doch nicht so einfach, ihn zu finden.“, seufzte er und sah aus dem Augenwinkel, wie der junge Schwertkämpfer seinen Kopf abstützte. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er noch, während das Mädchen ihm die Karte abnahm. „Mein Kopf schmerzt fürchterlich.“, murmelte Kanda. „Haha, du hast einen Kater, würde ich sagen.“, erklärte der Assistent und kramte in seine Jackentasche. „Hier, trink das neu entwickelte Komuvitamin D II, dann fühlst du dich besser.“, sagte er noch und hielt dem Blauhaarigen ein kleines Fläschchen vors Gesicht. „Eher sterbe ich, als diesen Scheiß zu trinken.“, schimpfte er und drückte den jungen Mann von sich, als ihm das Fläschchen aus der Hand fiel und sich selbstständig machte. Johnny eilte dem Gegenstand hinterher, da es direkt auf eine Menschenmasse zu rollte. Seufzend lief Kaede ihm nach und fand ihn vor einem Straßenkünstler wieder. Ein Clown, wie sie unschwer erkennen konnte und starrte wie gebannt auf diesen. So einen wunderschönen Clown hatte sie noch nie gesehen und war wie verzaubert von seinen Kunststücken. Vor allem aber zogen seine Augen sie in seinen Bann. Mit einem gequälten Lächeln hielt der Clown, Johnny und ihr seinen Hut entgegen und ließ sie aufschrecken. Er hatte kein Geld dabei und sie hatte ihre Tasche bei Kanda liegen gelassen. Schnell wollten sie zu besagtem Exorzisten eilen, als das Mädchen beinahe in ihn hinein lief und ihre Tasche ins Gesicht gedrückt bekam. „Lass deine Sachen nicht liegen, Idiot. Und was machst du da, Johnny?“, hörten sie ihn schimpfen, während der Braunhaarige in seiner Tasche wühlte. „All das Geld ist weg! Wahrscheinlich wurden wir in irgendeiner Bar beklaut und Kaede hat doch auch nicht so viel dabei. Wie sollen wir so weiter nach Allen suchen! Wir müssen irgendwie Geld verdienen.“, erwiderte er aufgeregt. Kanda starrte auf den Clown, er hatte ein seltsames Gefühl bei ihm und würde ihm am liebsten den Kopf abschneiden. „Kanda, Kaede, wo bleibt ihr? Wir haben keine Zeit dafür!“, ächzte Johnny. „Warte ganz kurz, ich hab ein seltsames Gefühl bei diesem Clown.“, murmelte der Schwertkämpfer ihm zu, wurde aber direkt von dem Assistenten weggezogen. Plötzlich schrie eine Frau laut auf. „Bitte rettet das Kind!“, flehte sie, als die drei sich ruckartig umdrehten und einen gewaltigen Akuma erblickten. Kanda lief auf den Dämon zu und wollte gerade zum Schlag ausholen, als der Akuma explodierte und Allen mit dem Kind im Arm erschien. Allen war der Clown, aber wieso reagierten ihre Papiertalismane nicht auf ihn, fragte sich Kaede, als sie erschrocken zu ihm sah. Er hatte also die ganze Zeit sein Innocence unterdrückt. Johnny fiel dem Weißhaarigen glücklich um den Hals, auch das Mädchen war erleichtert ihn wiederzusehen. Scheinbar war der Exorzist nicht ganz so erfreut über das plötzliche Wiedersehen und trat die Flucht an, als er von dem Asiaten gepackt und zu Boden geworfen wurde. Kanda setzte sich auf ihn und hielt seinen Innocence-Arm mit seinem Fuß fest. „Beantworte mir eine Frage. Dieser CROW, Howard Link, wie konnte er sterben?“, fragte er direkt. Allen sah ihn erschrocken an. „Wer hat ihn getötet? Warst du es, oder waren es die Noah?“, fügte er noch hinzu. Als er gerade etwas sagen wollte, erschienen noch mehr Akuma und griffen die Gruppe an. „W-Wann ist Link gestorben?“, fragte Allen schließlich und vernichtete einen der Dämonen. „Es war kurz nach dem du aus dem Gefängnis ausgebrochen bist.“, antwortete Johnny und wurde von dem Mädchen hinter sich gezogen, während sie einen Schild beschwor. Als immer mehr Akuma erschienen, sprang der Junge auf ein Dach und lockte sie damit zu sich. Scheinbar wollte er nicht hier kämpfen und die Bewohner in Gefahr bringen. Die jungen Erwachsenen folgten ihm und fanden ihn unter eine Brücke. Unter ihm erschien wieder ein Akuma, als Kanda diesen vernichtete, ehe er Allen verletzen konnte. „Bist du in Ordnung?“, fragte der Schwertkämpfer und wollte ihm seine Hand reichen, als er diese wegschlug. „Ich bin ja echt froh dich zu sehen, Kanda. Aber wieso trägst du die Klamotten vom Orden? Wieso wirfst du deine hart erkämpfte Freiheit weg?!“, schrie er den jungen Mann an. Kanda packte ihn und murmelte ihm etwas zu, das Mädchen sah noch den überraschten Ausdruck auf seinem Gesicht. Sie schreckte auf, als er anfing zu weinen und wollte zu ihm laufen, als sie ein seltsames Ziehen in der Seite spürte und inne hielt. Ihre Hand wanderte zu ihrem Bauch, die Wunde war doch verheilt, dachte sie. „B-Bringt ihn irgendwo hin, wo ich mich um seine Wunden kümmern kann.“, erklärte sie hektisch, als er auch noch zusammenbrach. Nachdem Johnny ihn auf den Rücken hob, erschienen weitere Akuma, um die sich der Schwertkämpfer kümmern wollte. Kaede beschwor ihre Flammenkugeln und jagte jede Einzelne auf die unliebsamen Dämonen, als ihr Sichtfeld plötzlich verschwamm. Ehe die Feuerkugeln die Akuma trafen, lösten sie sich auf und ließen den Schwertkämpfer einen verwunderten Blick zurück werfen. Er sah, wie sich die untere rechte Seite ihrer beigen Bluse dunkelrot färbte und das Mädchen zusammenbrach. Wütend vernichtete jeden einzelnen Dämon, packte Kaede und lief mit dem Assistenten in die nächste Pension. Es war spät nachts als die Exorzistin aufschreckte und sich hektisch in ihrer Umgebung umsah. Neben ihr lag Allen, scheinbar war er noch bewusstlos und erregte, mit ihrer schweren Atmung, Johnnys Aufmerksamkeit. „Kaede! Wie geht es dir?“, fragte er aufgeregt. Wütend wollte sie sich aufrichten, als sie wegen den unerträglichen Schmerzen wieder zurücksackte und ihren Arm nach ihrer Tasche streckte. „Was kann ich dir bringen?“, fragte der junge Mann besorgt. „M-Meine … Medizin.“, bat sie mit kraftloser Stimme. Er kramte in ihrer Tasche und fand ein kleines Fläschchen mit einer hellroten Flüssigkeit und wollte ihr diese gerade reichen, als Kanda es aus seiner Hand riss. Kaede sah den Blauhaarigen erschrocken an und richtete sich mühsam auf. „Gib es her.“, murmelte sie, doch er schien das Medikament nicht hergeben zu wollen. „Gib es her!“, wiederholte sie zornig und sprang schließlich auf, ehe sie vor seinen Füßen wieder vor Schmerzen zusammensackte. Wieso tat er ihr das an? Hasste er sie auch so sehr, dass es ihm Freude bereitet sie leiden zu sehen? „Bitte … bitte, gib es her.“, flehte sie und atmete schwer. Kanda ließ das kleine Fläschchen neben sie fallen und sah wie sie erleichtert dahin greifen wollte, als er es mit seinem Schuh zertrat. „Kanda!“, rief Johnny ungläubig nach ihm. „Wieso tust du das?“, fragte sie leise. Tränen flossen ihre Wangen entlang, was sollte sie jetzt ohne das Schmerzmittel tun? Es war ihre letzte Dosis, die sie dabei hatte. Kaede rappelte sich langsam auf und zog sich an dem jungen Mann hoch. Sie sah ihn zornig an. „Soll das deine Rache sein? Bist du damit glücklich, mich leiden zu sehen?“, schrie sie ihn an. „Lass uns alleine, Johnny.“, bat er. Das Mädchen zuckte zusammen und blickte ängstlich zu dem Assistenten zurück. Sie wollte gerade zu ihm, ihn darum bitten, sie nicht mit ihm alleine zu lassen, als Kanda sie festhielt. „Nein, geh nicht. Bitte!“, flehte sie den jungen Mann panisch an, trotzdem ging er zur Tür und warf einen kurzen Blick zu den Exorzisten. Er glaubte fest daran, dass Kanda ihr nichts antun würde und verließ schließlich den Raum. „W-Willst du mich jetzt töten? Natürlich, dann wärst du mich endlich los, nicht wahr?“, fragte sie ihn panisch, als er sie auf das Bett zurückdrückte. „Verdammt, sei endlich still!“, schrie er die Dunkelhaarige unter sich an. Sie zitterte am ganzen Körper und sah ihn mit diesen angsterfüllten Augen an. „Es hilft dir gar nichts, wenn du die Schmerzen mit diesem starken Schmerzmittel betäubst!“, erklärte er damit sein Handeln von vorhin. Ihm war klar, dass wenn Allen noch unter seiner Wunde litt, die er von ihm erhielt, dann würde sie das auch und wusste damit, was es mit dieser hellroten Flüssigkeit auf sich hatte. „Hör einfach auf gegen mein Innocence anzukämpfen.“, flüsterte er noch. Kaede sah ihn verwirrt an. „Die Wunde verheilt nicht, weil Fragmente meines Innocence sich noch darin befinden. Lass dein Innocence diese Fragmente aufnehmen, dann würde die Verletzung auch wieder heilen.“, erläuterte der junge Mann und schob ihr Oberteil etwas hoch. Sie blutete stark und die Blutung könnte man auch schlecht stoppen, wenn sie weiterhin so stur bleibt. „W-Wie soll ich das machen?“, fragte Kaede zurück und beruhigte sich etwas, nachdem ihr bewusst wurde, dass er ihr wirklich nur helfen will. „Indem du aufhörst, ständig daran zu denken.“, erwiderte er etwas genervt und nahm ein Handtuch zur Hand, das er auf die Wunde legte. Er blickte kurz zu ihr und sah, wie sie wohl krampfhaft versuchte an etwas anderes zu denken. „Denk an Bak.“, flüsterte er ihr zu und biss sich einen Finger auf. Kanda ließ sein Blut in ihre Wunde tropfen und schreckte etwas auf, als seine Hand von ihrer gepackt wurde. Das Mädchen versuchte nicht zu schreien, obwohl sie wieder diese unerträgliche Hitze in sich spürte und drückte seine Hand nur fester. Bedrückt blickte er auf die zittrige Hand in seiner und drückte sie schließlich auch fester. Als sich ihr Griff lockerte sah Kanda fragend zu dem Mädchen und erkannte, dass sie das Bewusstsein verloren hat. Aber damit könnte ihre Verletzung endlich richtig verheilen, dachte er und wischte das ganze Blut von ihrer Haut ab, ehe er sie zudeckte. Der junge Mann lief zur Tür und ließ den Assistenten wieder ins Zimmer, als dieser erschrocken auf seine blutigen Hände starrte. „D-D-Du hast doch nicht etwa?!“, fing er panisch an und lief zu dem Mädchen. Als er ihr leises atmen vernahm, seufzte er erleichtert und blickte wieder zu dem Exorzisten. „Haha, ich hätte doch niemals gedacht, dass du Kaede etwas angetan hättest! Was glaubst du denn?“, erklärte er mit einem gequälten Lachen. Ächzend ließ sich der Schwertkämpfer auf das Sofa fallen, nachdem er sich das ganze Blut abgewaschen hatte und blickte zu Allen und Kaede. Es war morgens früh, als sie wieder wach war. Das Mädchen rieb sich die Augen und sah sich um, als sie Allen gefesselt sah. „A-Allen?“, rief sie erschrocken nach ihm und lief zu dem Jungen, als Kanda sie am Arm packte und zurückzog. „Halt dich von ihm fern.“, zischte er nur knapp und drückte sie auf das Bett zurück. „Was ist passiert?“, fragte Kaede verwirrt und blickte schließlich zu Johnny. „Ich habe ihn verletzt, als der Vierzehnte meinen Körper übernahm. Sie wollen mich nicht gehen lassen.“, erklärte Allen mit einem gezwungenen Lächeln. „Zumindest müssen wir irgendwie Geld verdienen, um zum Orden zurückfahren zu können.“, erklärte der Assistent noch und blickte in sein leeres Portemonnaie. Sie hatte auch nicht mehr viel Geld bei sich, dachte die Dunkelhaarige noch und erspähte aus dem Augenwinkel das blutige Bettlaken unter sich. Kaede erinnerte sich daran, dass er ihr in der letzten Nacht half und blickte bedrückt zu ihrem Bauch. Hoffentlich würde die Wunde nun richtig verheilt sein, dachte sie noch und verschwand ins Badezimmer. Er hatte ihr zwar einen Großteil des Blutes abgewischt, aber ein kleiner Teil blieb noch, vor allem an der Stelle, an der sich die Verletzung befand. Mit etwas Seife und einem Waschtuch rieb sie die Rückstände von ihrer Haut weg und fuhr mit ihren Fingern über die Narbe, die sich beim verheilen gebildet hat. Zumindest fühlte sie sich nach dieser erfrischenden Dusche wie neugeboren und trat wieder gestärkt auf die jungen Männer zu. Auf einer belebten Straße eröffneten sie einen kleinen Stand, würde sie eben so viele Uhren und Geräte reparieren, bis sie genug Geld für Zugtickets hätten. Allen beschwerte sich darüber, dass sie ihm eine elektrische Handfessel anlegen mussten und wurde von dem wütenden Schwertkämpfer gepackt, als er plötzlich zusammenzuckte. Während ein Kunde nach einer Reparatur für seine Druckerpresse fragte, kümmerten sich Allen und Johnny um den Mann und brachten ihn in ein Lokal. Kaede sah, wie er seinen Ärmel hochzog und besorgt seinen Arm musterte. Ehe sie einen Blick auf seinen Arm werfen konnte, zog er wütend den Jackenärmel wieder hinunter und fluchte leise. Seufzend stand sie auf und verließ den Straßenstand, um sich die Stadt etwas genauer anzusehen. Für Notfälle gab sie allen dreien einen ihrer Talismane, wenn sie nicht da wäre und sie Hilfe bräuchten, mussten sie diesen nur zerreißen. „Haha, ich liebe dich einfach so sehr!“, hörte sie eine heitere Frauenstimme und blickte in ihre Richtung. Eine Frau hielt den Arm ihres Mannes und schmiegte sich an ihn. Sie sah so glücklich aus, dachte Kaede noch und lächelte leicht. Ob sie wohl auch Jemanden finden würde, dem sie diese Worte sagen könnte, fragte sie sich und sah dem glücklichen Paar bedrückt nach. Seufzend wandte sie sich in die entgegensetzte Richtung und hielt inne. Irgendjemand hat einen Talisman zerrissen, dachte sie und aktivierte ihr Innocence. Es soll sie zu demjenigen führen, bat sie und lief direkt los. In einer dunklen Seitengasse machte sie Halt und ging außer Atem auf den Bewusstlosen zu. Es war Kanda der ihren Talisman zerrissen hatte, beide Papierhälften leuchteten noch neben ihm. „Yuu! Hey, was ist passiert?“, rief sie nach ihm und schüttelte ihn vorsichtig. Kleine feine Federn befanden sich noch in seinen geschlossenen Lidern, sie wusste genau, dass es zu einem Innocence-Angriff gehörte, aber welcher Exorzist würde ihn denn angreifen? Sie stabilisierte seinen Kopf, indem sie diesen auf ihren Schoß legte und platzierte einen ihrer Talismane auf seiner Stirn. Auch wenn sie sich in seiner Gegenwart noch unwohl fühlte, er hatte ihr gestern geholfen und es wäre das Mindeste, was sie jetzt für ihn tun könnte. Die fremden Innocence-Fragmente waren beinahe beseitigt, als Jemand auf sie zuging. Sie schreckte zuerst auf, war aber unglaublich erleichtert ihn zu sehen, als sie die Person vor sich erkannte. Ehe sie seine Verletzungen versorgte, stand sie vorsichtig auf und lief freudig in die Arme des Mannes. „Papa!“, sagte sie überglücklich und drückte sich an ihn. „Meine kleine Kaede-chan.“, erwiderte er ebenso glücklich und umarmte das Mädchen. „Könntest du mir vielleicht erklären, was passiert ist?“, fragte er schließlich, als er zu seinem bewusstlosen Schüler blickte. „Das würde ich selbst gerne wissen. Johnny und Allen sind irgendwohin gegangen und ich habe Yuu auch irgendwann alleine gelassen. Für alle Fälle habe ich ihnen meine Talismane gegeben, damit sie mich rufen, wenn sie meine Hilfe brauchen und das hat Yuu getan. Ich habe ihn schon bewusstlos gefunden.“, erklärte Kaede und blickte bedrückt zu dem Schwertkämpfer. Ächzend kam er wieder zu Bewusstsein und richtete sich langsam auf. Er fasste sich an den Kopf und schien über etwas nachzudenken, als er das Mädchen und General Tiedoll vor sich sah. Seufzend lief er auf den jungen Mann zu und rammte sein Schwert vor ihm in den Boden. „Du hast Mugen auf der Straße verloren, Yuu.“, murmelte Tiedoll. „Linali und Marie werden noch gefangen genommen, du weißt auch warum?“, fragte er noch. Kanda sah ihn verwirrt an. „Wieso hast du den Orden ohne Erlaubnis verlassen? Du hast schon das Vertrauen der Zentrale verloren, nachdem du mit Alma geflohen bist.“, schimpfte der alte Mann. Die Dunkelhaarige blickte verständnislos zu ihnen, was meinte er mit „ohne Erlaubnis“? Sie hatte geglaubt, dass er ebenfalls diese Mission erhielt, wie sie. Der Schwertkämpfer schreckte auf und krümmte sich vor Schmerzen. „Was ist los, Yuu?“, fragte Tiedoll besorgt und beugte sich zu ihm. „Halte durch!“, rief er noch und stützte ihn. Kaede eilte zu ihnen und kniete sich neben dem Asiaten. Sie nahm sein Gesicht in ihren Händen und versuchte seinen Regenerationsprozess mit ihrer Heilung zu unterstützen. Kaede sah seinen angsterfüllten Blick und verzweifelte allmählich. Was könnte sie noch tun, um ihm zu helfen, fragte sie sich und umarmte ihn schließlich. Sie drückte den jungen Mann eng an sich und merkte, wie er aufhörte zu zittern. Für einen Moment waren alle Probleme, Ängste und Sorgen vergessen. Sie wollte ihm einfach helfen. „T-Tim. Timcampy.“, murmelte er und drückte das Mädchen von sich, ehe er den schwarzen Gesteinshaufen in seine Hände nahm. Tiedoll entfernte den Fremdkörper und erkannte, dass es ein Holzsplitter war. Als Kanda die Worte der Finder hörte, dass sie Allen und Johnny gefunden haben, packte er den General und sah ihn wütend an. Tiedoll brach in lautes Gelächter aus, als er sein Gesicht sah. „Guck nicht so verkniffen! Wenn du mich um einen Gefallen bitten willst, dann tu es.“, erklärte er und lachte weiter. Kaede ließ sich von seinem Lachen anstecken und erntete verärgerte Blicke vom Schwertkämpfer. „Ich weiß es sieht so aus, als wäre ich auf einer Mission um dich zu schnappen, aber eigentlich bin ich hier um meinen kleinen süßen Schüler zu beschützen.“, sagte er noch und beruhigte sich schließlich. „Bitte General. Ich werde ihn töten, sobald er sich in den Vierzehnten verwandelt. Deshalb lass mich mit ihnen gehen.“, entgegnete der Exorzist. Das Mädchen sah ihn erschrocken an, er würde Allen wirklich töten wollen? Seine Worte brachten ihr eine Gänsehaut am ganzen Körper, würde er sie dann auch töten wollen, fragte sie sich und starrte auf den Boden vor sich. „Wenn du mich nicht gehen lässt, dann schlag ich dich hier und jetzt bewusstlos.“, drohte er noch. Tiedoll seufzte. „Sie werden dich wohl ziemlich lange Foltern, bis sie dir verziehen haben. Wie ich schon sagte, du hast ihr Vertrauen verloren. Es gäbe nur eine Bedingung, mit der du deine Loyalität der Zentrale gegenüber beweisen kannst und ich damit auch mit dir kooperieren würde.“, erwiderte der alte Mann. Kanda sah ihn ungeduldig an. „Werde ein General. Zumal gerade auch ein Posten frei geworden ist.“, sagte er schließlich und wandte sich zum gehen ab. „M-Moment mal.“, hörte er seine Stimme hinter sich und wurde von seinem Schüler zurückgehalten. „Deine Fähigkeiten erreichten den Level eines Generals schon vor einer langen Zeit. Du hast dich vor der Wahrheit verschlossen, dass du den kritischen Punkt überschreiten kannst. Oder bist du nicht entschlossen genug, um in die inneren Kreise des schwarzen Ordens einzutreten, den du so sehr hasst?“, erklärte Tiedoll und sah den jungen Mann eindringlich an. Kanda überlegte lange und sah ihn schließlich entschlossen an. „Einverstanden.“, antwortete er. Zufrieden trat der alte General den Rückzug an und verließ seine Schützlinge. Das Mädchen blickte immer noch bedrückt zu Boden. „Danke, Kaede.“, hörte sie seine Stimme direkt vor sich und sah fragend zu ihm hoch. Sie wich seinem Blick schließlich aus. „Du willst Allen töten. Würdest du mich dann auch töten?“, fragte sie schließlich und ballte ihre Hände zu Fäusten zusammen. „Ich will nicht Allen töten, sondern den vierzehnten Noah. Mit dir hat das doch gar nichts zu tun.“, erklärte Kanda und wollte seine Hand zu ihrer Wange führen, als sie zurückschreckte. Seufzend kramte er in seiner Jackentasche. „Ich habe immer auf einen passenden Moment gewartet, aber irgendwie war kein Moment bisher passend. Dein weit verspätetes Geburtstagsgeschenk. Trage es, wenn du mir wieder vertrauen kannst.“, erklärte er noch, legte etwas aus Metall in ihre Hand und lief an ihr vorbei. Es war eine silberne Kette, mit einem Medaillon als Anhänger und in seiner Mitte ein kleiner blauer Edelstein. Als er für einen Moment alleine war, erklärte Allen ihm alles, was er in Kaedes Erinnerungen sehen konnte und ihm war nun klar, warum sie sich im gegenüber so verhielt. „Yuu!“, rief sie noch nach ihm, als er kurz stehen blieb. „Da wir Allen gefunden haben, trete ich von der Mission ab. Nach dieser Mission werde ich in die asiatische Abteilung versetzt und fange danach eine Ausbildung in Rom an.“, fing sie unsicher an. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als Kanda erschrocken zu ihr zurückblickte. „E-Es wäre schön, wenn wir danach vielleicht noch einmal von Vorne anfangen könnten?“, fragte Kaede schließlich und lächelte ihn an, obwohl Tränen ihre Wangen entlang flossen. Sie lief an ihm vorbei und wurde direkt von dem Schwertkämpfer zurückgezogen, als er ihren Arm packte. Seine Umarmung war wieder so fest, dass er ihr fast die Luft zum Atmen raubte. Aber auch er war sich sicher, dass etwas Abstand ihrer Beziehung wieder auf die Sprünge helfen könnte und den Kreislauf von Unsicherheit, Angst und Misstrauen unterbricht. Er will ihr wieder vertrauen können, genauso will er, dass sie ihm wieder vertrauen kann. „D-Du erdrückst mich, Yuu.“, hörte er ihr Gemurmel und entlockte ihm damit ein Lächeln, als er die Umarmung lockerte. „Bis dann.“, sagte Kanda knapp. „Bis dann.“, erwiderte sie mit einem kleinen Lächeln und sah ihm noch kurz nach, als er den rechten Weg der Hauptstraße nahm. Sie sah noch kurz auf die Kette in ihrer Hand, als sie diese in ihre Jacke steckte und den linken Weg nahm. „Yuu!“, hörte er sie noch nach ihm rufen und drehte sich fragend um. „Herzlichen Glückwunsch, zur Beförderung!“, rief sie und winkte ihm noch zu, ehe sie loslief. ------------------------------------------------------------------------------------------------ Und da gehen sie getrennte Wege xD Hoffe es gefällt euch bisher. Kapitel 13: Verspätete Einsicht Teil 1 -------------------------------------- Zwei Jahre lang hatte Kanda nichts mehr von Kaede gehört, aber er nahm sich vor ihr die Zeit zu geben, die sie brauchte. Er würde auf sie warten, egal wie lange es auch dauern mag und daher kam es ihm auch gelegen, dass er jetzt mehr Missionen austragen musste als sonst. Immerhin war er ein General und als dieser musste er seinen Pflichten nachkommen. Außerdem musste er Lavi und Allen nicht länger ertragen, sie gingen ihm noch mehr auf die Nerven, als sie merkten, dass der Schwertkämpfer immer umgänglicher wurde. Kanda befand sich gerade mitten im Kampf gegen einige Level-Drei Akuma und schlug einen zurück, als ein weiterer hinter ihm auftauchte und ihn angreifen wollte. Ehe er reagieren konnte, wurde der Dämon von einem, kreisrunden Feuersiegel zerstört und er blickte verärgert zu dem Störenfried. Zwei CROWs stießen dazu und landeten neben dem jungen General. Er wollte ihnen gerade seine Meinung geigen, als aus der Kutte des kleineren CROWS ein silberne Kette hervor schaute und wieder von demjenigen hinter der Kutte gelegt wurde. Der Schwertkämpfer starrte die Person erschrocken an. „Sie haben ziemlich nachgelassen, Herr General.“, ertönte eine weibliche Stimme und die Person legte ihre Maske ab. „Kaede!“, erwiderte er und blickte in ihr lächelndes Gesicht. Ein Lächeln, das er schon richtig vermisste. Der laute Schrei der Akuma riss ihn aus seiner Überraschung und er wandte sich ihnen wieder zu. „Die Zentrale hat uns geschickt um Sie zu unterstützen, General.“, erklärte der andere CROW. Zu dritt besiegten sie die zähen Gegner schnell, Kanda erkannte wie sehr sie ihre Fähigkeiten verbesserte und freute sich auch für sie. Als sie die Mission erfolgreich ausgeführt hatten und das Innocence fanden, betraten sie ein kleines Gasthaus. Während Kaede und Kanda etwas essen wollten, wartete der zweite CROW lieber vor der Tür. „Und du bist jetzt ein ausgebildeter CROW?“, fragte er schließlich und blickte in ihr Gesicht. Er wollte gerne ihren Pony zur Seite nehmen, um die zwei Punkte auf ihrer Stirn sehen zu können, traute sich aber nicht. „Ja.“, antwortete sie lächelnd. Es bedeutete ihm schon sehr viel, dass sie die Kette trug, die er ihr vor zwei Jahren schenkte und wollte nichts überstürzen. „Und wie viele Liebeserklärungen hast du bisher bekommen?“, fragte sie. Kanda verschluckte sich an seinem Tee und sah die junge Frau neben sich erschrocken an. Er hat ja viele Fragen erwartet, wie es ihm ginge oder was er in der letzten Zeit getan hat, aber diese? „Wie zum Teufel kommst du jetzt auf diesen Blödsinn?“, fragte er entsetzt. Kaede biss ein Stück vom Obstkuchen ab und lachte auf. „Hey, du bist ein General und ein gutaussehender noch dazu. Wenn ich an General Cross zurückdenke, er hatte so viele Frauen bei sich, man kam gar nicht mehr nach mit dem zählen.“, erklärte die Dunkelhaarige. Der Schwertkämpfer sah sie misstrauisch an und erkannte erst jetzt, dass sie Ohrringe trug. Hatte sie jemals welche getragen, fragte er sich und überlegte. Zumal sie nicht wie gewöhnliche Ohrringe aussahen. „Du starrst so auf meine Ohrringe.“, gab sie lachend von sich und blickte in seine braunen Augen, als er seinen Blick abwandte. „Es ist das Zeichen, dass ich zu den Ranghöchsten CROWs gehöre.“, erklärte sie und sah wieder zu ihrem Stück Kuchen. „Jetzt mal die ganzen Scherze beiseite. Wie geht es dir?“, fragte Kaede schließlich. „Ganz gut und dir?“, fragte der junge Mann zurück und blickte wieder zu ihr. „Ich kann mich nicht beklagen.“, erwiderte sie knapp und nahm noch ein Stück des Kuchens zu sich. „Wie viele Männer haben dir denn ihre Liebe gestanden?“, der Schwertkämpfer drehte den Spieß nun um und hörte sie neben sich wild husten. Entgeistert riss sie ihren Kopf in seine Richtung, hielt aber inne, als sie seinen ersten Blick sah. Kaede überlegte kurz, eigentlich hatte ihr bisher keiner seine Liebe gestanden. Aber sie fragte sich, wie er wohl reagieren würde, wenn sie einfach welche erfindet und benutzte ihre Finger zum zählen. „Ich glaube es waren elf. Doch, elf Männer waren es.“. „Was? Elf Männer und du hast keinen von ihnen genommen?“, fragte Kanda ungläubig. Das CROW-Mitglied lachte auf und konnte auch beinahe nicht damit aufhören. „Nein, ganz sicher nicht. Ich brauche einen Mann an meiner Seite, auf den ich mich verlassen kann und diese wurden allesamt nach dem ersten Halbjahr von der Akademie ausgeschlossen, weil sie die Prüfungen nicht bestanden haben.“, erklärte sie und wischte sich die Lachtränen weg. Zumindest das, entsprach der Wahrheit. Aus dem ersten Jahr, wurden viele Schüler ausgesiebt, damit nur die Besten und Stärksten übrig bleiben. Schließlich waren sie eine Spezial-Einheit. Der Blauhaarige lächelte und trank die letzten Tropfen des Tees aus seiner Tasse. „Kaede! Wir müssen langsam weiter!“, ertönte nun die genervte Stimme ihrer Begleitung, er stellte sich zu den alten Freunden und nahm seine Maske ab. Dunkelrote Haarsträhnen schauten aus seiner Kapuze hervor und braune Augen musterten den General vor sich kritisch. „Ah. Das ist Raphael, er hat mit mir die Ausbildung abgeschlossen und das ist mein alter Freund Yuu.“, stellte sie beide Männer einander vor. Der Rotschopf reichte seinem Gegenüber die Hand, die der Schwertkämpfer in seine nahm, nachdem er aufstand. Der CROW war viel kleiner als er, aber trotzdem noch größer als Kaede, wobei das nicht sonderlich schwer war, größer als sie zu sein. „Raphael Rodriguez, sehr erfreut.“, stellte er sich vor und hielt inne, als er den erhöhten Druck seines Griffs vernahm. „Kanda.“, erwiderte er nur knapp und starrte dem jungen Mann miesmutig in seine braunen Augen. Kaede spürte wie zwischen den beiden wohl jede Menge Funken flogen und trennte ihre Hände voneinander. „I-Ich bin ja schon fertig, ich gehe eben noch schnell den Kuchen bezahlen.“, sagte sie mit einem gequälten Lächeln und lief zur Theke. „Versuchen Sie erst gar nicht, Kaede für sich gewinnen zu wollen. Ich werde der Mann an ihrer Seite sein.“, zischte Raphael und sah sein Gegenüber wütend an. Kanda lächelte und nahm seine Herausforderung an. Was wüsste er schon über sie, früher oder später würde sie wieder bei ihm sein. Dass sie seine Kette trug sprach Bände und er müsste sich nur in Geduld üben. „Wollen wir dann?“, hörte der CROW sie hinter sich fragen. „Bis zum nächsten Mal, Yuu!“, sie verabschiedete sich mit einer Umarmung. Sie nahm die Hand ihres Kameraden und zog den jungen Mann hinter sich her. Mit einem schelmischen Grinsen blickte er noch zu dem General zurück, ehe er das Gasthaus verließ. „Tche, was findest du nur an diesem Typen?“, schimpfte der Rotschopf, als er sich von ihrem Griff losriss. „Er ist mein Freund und ich bin mit ihm zusammen aufgewachsen.“, erklärte sie lächelnd und zog ihre Maske wieder an. Fluchend nahm er seine Maske vom Gürtel und wollte sie auch gerade anziehen, als Kaede ihm in die Wange kniff. „Hör endlich auf damit!“, ächzte er und schlug ihre Hand weg. „Du weißt gar nicht wie ähnlich ihr euch seid. Er ist auch immer so mies drauf wie du.“, erwiderte sie lachend. Raphael hielt inne und sah bedrückt zu ihr. „Kaede.“, rief er nach der jungen Frau und erhielt einen fragenden Blick. „Hast du dich deswegen mit mir angefreundet? Weil ich ihm so ähnlich bin?“, fragte er fast wütend. „Was fragst du denn da?“, fragte sie zurück und führte ihre Hand zu ihm, als er diese wegschlug. „Beantworte meine Frage!“. Kaede schreckte etwas zurück. „Natürlich nicht! Ich habe mich mit dir angefreundet, weil ich dich mag und nicht weil du ihm ähnelst. Zumal mir das auch erst vor kurzem aufgefallen ist.“, erklärte sie aufgeregt. Sie wurde plötzlich von ihm gepackt und an sich gedrückt. „Ich könnte es nicht ertragen, wenn du nur bei mir bist, weil ich dich an ihn erinnere.“, flüsterte Raphael. „Du bist du und Yuu ist Yuu. Denk nicht so einen Unsinn und lass uns weiter gehen.“, erwiderte die Dunkelhaarige. Erst am späten Abend kamen die CROW-Mitglieder in Rom an, erschöpft warfen sie sich auf einen freien Platz in der Cafeteria. „Ich gehe uns mal etwas zum Essen holen. Du isst doch-.“, fing sie an, wurde aber von dem Rotschopf zurück in den Stuhl gedrückt. „Ich gehe schon.“, erklärte er mit einem kleinen Lächeln und lief zum Koch. Keine zehn Minuten später kam er mit einem Tablett zurück und schob der jungen Frau die Schüssel mit dem Obstsalat hin. „Ah, vielen Dank!“, sagte sie noch, ehe sie verwundert zum Schälchen blickte und dort ein kleines Stück Esspapier erspähte. „Es tut mir leid“ zierte die süße Notiz und entlockte ihr damit ein erleichtertes Lächeln. „Ich hätte an deiner Stelle wohl dasselbe gedacht, entschuldige bitte, dass ich immer so viel von ihm erzählen muss.“, erwiderte sie und sah ihn entschuldigend an. „Mach dir keinen Kopf. Wenn man mit jemanden seit siebzehn Jahren so viel Zeit verbringt, kann man auch schlecht ein anderes Thema zum erzählen haben.“, antwortete er knapp und schnitt mit seiner Gabel den Teigfladen durch. Eigentlich sind es ja nur zehn Jahre, aber dieser Teil ihrer Vergangenheit ging nur ihr näheres Umfeld etwas an. „Es gibt einige Dinge, die euch zwei wie einen Unterschied zwischen Tag und Nacht erscheinen lässt.“, fing Kaede an und nahm einen großen Löffel vom Obst. Raphael sah sie fragend an. „Yuu hasst scharfes Essen, du bist viel redseliger und gebildeter. Er ist unglaublich ungeduldig und ständig gereizt. Und um dich muss ich mir weniger Sorgen machen, weil du deine Grenzen im Kampf kennst und dich rechtzeitig zurückziehst.“, zählte sie einige der Unterschiede zwischen ihnen auf. Raphael lächelte leicht. „Dieser Yuu ist also ein schweigsames, dummes, dauergereiztes, ungeduldiges und lebensmüdes Weichei?“, hackte er noch einmal nach. Kaede sah ihn schmollend an. „Du bist gemein, so habe ich das überhaupt nicht gemeint.“, murmelte sie beleidigt und stopfte den Rest vom Obstsalat in sich hinein, ehe sie mit dem leeren Schälchen vom Platz aufstand. Der Rotschopf packte ihren Arm und zog sie leicht zurück. „Hey, tut mir leid. Aber sei bitte nicht mehr beleidigt.“, bat der junge Mann und ließ wieder von ihr ab. Er schlang sein Essen noch schnell hinunter und folgte ihr. „Kaede, wir haben ab morgen eine Woche Urlaub. Hättest du nicht Lust irgendwohin zu fahren?“, fragte er, als er sie auf dem Weg in ihr Zimmer einholte. Stimmt, den Urlaub hatte sie schon ganz vergessen und überlegte kurz. „Ich würde gerne zu meinem Bruder fahren, ich habe ihn schon so lange nicht mehr gesehen.“, murmelte sie noch nachdenklich. „Dann begleite ich dich.“, sagte Raphael noch mit einem breiten Lächeln und schob sie zu ihrem Zimmer. „Aber willst du nicht selbst zu deiner Familie fahren?“, fragte die junge Frau verwundert, als sie merkte wie sich sein Griff um ihre Schultern verkrampfte. „I-Ich kann sie auch ein anderes Mal sehen.“, erwiderte er mit einem aufgezwungenen Lächeln, legte seine Arme um ihren Rücken und drückte sie zu sich zurück. „Viel lieber würde ich gerne mehr über dich erfahren.“, fügte er leise hinzu und drückte ihr einen Kuss gegen die Schläfe. „Schlaf gut.“, sagte er noch und ließ von ihr ab, ehe er sie auf dem Weg in sein Zimmer machte. Kaede sah ihm noch bedrückt nach, als sie die Türklinke in ihre Hand nahm und ihren Raum betrat. Schließlich verließ sie diesen doch wieder und eilte zu seinem Zimmer, als sie in jenes hineinstürmte. „Raphael, was ist-.“, fing sie besorgt an, als sie hineinplatzte und ihn gerade beim umziehen störte. „Entschuldige.“, sagte sie leise und wollte sein Zimmer gerade wieder verlassen, als er sie zurückhielt und zu sich zog. „Bleib.“, bat er, als er die junge Frau gegen seine nackte Brust drückte und ihren warmen Atem daran spürte. „D-Du verhältst dich so seltsam, seitdem wir Yuu getroffen haben.“, fing sie an, traute sich aber nicht in seine Augen zu sehen, als er sie von sich drückte. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und strich liebevoll über ihre Wangen. „Ich habe mich in dich verliebt, Kaede.“, erklärte der Rotschopf leise und näherte sich ihrem Gesicht. Obwohl sie ihn so überrascht ansah, legte er seine Lippen auf ihre und küsste sie zärtlich. Erst als die junge Frau seine Zunge über ihre Lippen streichen spürte, realisierte sie was hier gerade geschah und drückte ihn von sich weg. „T-Tut mir leid.“, antwortete sie nur knapp und verließ ohne ein weiteres Wort sein Zimmer. Überfordert schloss sie sich in ihr Zimmer ein und vergrub ihr Gesicht in das Kissen auf ihrem Bett. Sie liebte ihn ja auch, aber mehr wie einen Freund, dachte sie und öffnete das silberne Medaillon an ihrer Kette. Daisya machte sich bestimmt über sie lustig und strich vorsichtig über das Foto in dem Anhänger. Es war ein Foto ihrer alten Einheit und es machte ihr immer Mut, wenn sie diesen mal wieder verlor. „Was würdest du an meiner Stelle tun, Daisya?“, murmelte Kaede verzweifelt. „Mittlerweile hat sogar ein Idiot gerafft, dass du total auf Kanda abfährst. Obwohl, wenn ich mir dich so ansehe. Du bist definitiv dümmer als ein Idiot.“, hörte sie seine Stimme neben sich und riss ihren Kopf erschrocken in dessen Richtung, nur um die kleine Plüsch-Eule in ihrem Blickfeld zu haben. „Daisya?!“, rief sie nach ihm und nahm das Kuscheltier in die Hände. „Was hast du gesagt?“, fragte sie noch, weil sie sein Gemurmel nicht ganz verstanden hat. Als sie sein spöttisches Lachen hörte, spürte sie wieder diese Aggressionen ihm gegenüber in ihr aufsteigen und warf das Kuscheltier gegen die Wand. Was tat sie da eigentlich? Seufzend warf sie sich wieder in ihr Bett zurück und starrte gedankenverloren auf die Decke. „Kaede. Schieß diesen Ralf in den Wind.“, Daisya erschein vor ihr und hatte wieder dieses schmierige Grinsen im Gesicht. „Raphael!“, verbesserte sie ihn und sah ihn grummelnd an. „Wie auch immer, dieser Typ ist nichts für dich.“, erwiderte er mit einem Schulterzucken. Die Dunkelhaarige sah ihn fragend an. „Ganz ehrlich, wenn ich die Wahl hätte zwischen einer kleinen Krähe und einem richtigen Mann, wer sagt denn da Nein zum richtigen Mann?“, erklärte der Exorzist. „Und wer ist deiner Meinung nach ein richtiger Mann?“. Kaede musterte ihn misstrauisch und wartete ungeduldig seine Antwort ab. „Ich zum Beispiel. Aber sicher nicht dieser Ralf!“, lachte er laut und wurde direkt von ihr zurückgeschlagen. Jammernd legte er seine Hand auf die schmerzende Wange und sah beleidigt zu seinem alten Teammitglied. „Raphael, und du Dummkopf willst ein richtiger Mann sein?“, verbesserte sie ihn wieder. „Wer ist hier der Dummkopf, der das Offensichtlichste vom Offensichtlichsten nicht erkennt?!“, keifte er zurück und stand wieder auf. „Dann sag es doch, wenn es so offensichtlich ist!“, brüllte Kaede zurück und wurde von ihm gepackt. „Beweis mir, dass du nicht dümmer als ein Esel bist und finde es selbst heraus!“, schimpfte Daisya und verpasste ihr eine Kopfnuss. Als Kaede ihre Augen öffnete fand sie sich am Boden wieder und hielt sich ächzend den Kopf. Sie ist wohl aus dem Bett gefallen, dachte sie grummelnd und rieb sich die Augen. Jetzt wird sie schon in ihren Träumen von diesem Idiot belästigt und kletterte wieder in ihr Bett. „Beweis mir, dass du nicht dümmer als ein Esel bist und finde es selbst heraus!“, erinnerte sie sich an seine Worte und durchbohrte die Zimmerdecke mit wütenden Blicken. „Blödmann, ich werde dich nie wieder mehr um einen Rat bitten!“, schimpfte Kaede laut und drehte sich beleidigt zur Seite. Das letzte Mal, als sie ihn um Hilfe bat, endete darin, dass sie alleine gegen einige Akuma kämpfen musste, dachte sie und packte ihre Sachen zusammen. Sie schrieb Raphael noch eine Nachricht und hinterließ diese dem Koch, mit der Bitte sie ihm sofort zu übergeben, ehe sie sich zum Bahnhof aufmachte und in den nächsten Zug einstieg. Etwas Auszeit von der Zentrale könnte sie ebenfalls gebrauchen. Seitdem sie die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat und in die nächsten Ränge befördert wurde, wurde sie nur von Missionen überhäuft. Zu ihrem Glück dauerte die Fahrt nicht lange und sie war schneller in China angelangt, als sie dachte. Mit schrecklichem Herzklopfen stand sie nun vor dem Eingang zur Höhle, zur asiatischen Abteilung und ihrem Zuhause. Ihr wurden die Tore direkt geöffnet und sie machte sich auf dem direkten Weg in das Besprechungszimmer ihres Bruders, aber dort fand sie ihn nicht auf. Im Labor war er auch nicht. Schließlich lief sie in sein eigenes Zimmer und fand ihn dort in einer Zeitschrift herumblättern, als er fragend hoch blickte und das Magazin direkt zur Seite warf. Überglücklich warf sie sich in die Arme des Mannes und drückte sich eng an ihn. „Ich habe dich so schrecklich vermisst.“, murmelte sie kaum hörbar, da sie ihr Gesicht in sein Oberteil vergrub. „Und ich dich erst.“, erwiderte er glücklich und erdrückte die junge Frau beinahe. „Die Zentrale hat mir zwar immer gesagt, dass es dir bei ihnen gut gehen würde. Aber dich in meinen Armen zu halten, ist einfach tausend Mal besser.“, sagte er noch und lachte. „Vor lauter Missionen hätte ich beinahe vergessen, dass ich jetzt meinen Urlaub hätte, wenn mich mein Freund nicht daran erinnert hätte.“, gestand die Dunkelhaarige und kuschelte sich weiter an ihn. „Dein Freund also?“, hackte Bak grinsend nach. „Ein Freund.“, verbesserte sie den Blondschopf und lachte leise. „Hast du Hunger? Ich sage unserem Koch gleich, dass er ein großes Menü herzaubern soll.“, er wollte gerade aufstehen, als er von der jungen Frau festgehalten wurde und sah sie fragend an. „Bleib noch hier. Ich habe sowieso keinen Hunger.“, erklärte Kaede und kuschelte sich wieder in seine Arme. Zwei ganze Jahre, hat sie ihn schon nicht mehr gesehen und wollte den schönen Moment noch genießen. Lächelnd strich er über ihre noch länger gewordenen Haare und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf. „Dann erzähl mal, wie war denn die Ausbildung?“, fragte er neugierig. „Furchtbar, du kannst dir gar nicht vorstellen was sie uns alles abverlangt haben. Ich war am Ende des Tages immer froh, dass wir etwas essen und dann schlafen durften.“, fing Kaede an. „Und du hast dort einen Freund gefunden?“, fragte Bak weiter und betonte das „einen“ besonders. „Ja, einen Freund. Er heißt Raphael und er war ein ziemlicher Einzelgänger. Ich hab einfach die ganze Zeit mit ihm geredet, auch wenn er mich anfangs ignoriert hat und dann haben wir uns eben angefreundet.“, erklärte sie und entlockte ihm ein Lachen. „Und er hat mir gestern seine Liebe gestanden.“, fügte sie noch bedrückt hinzu. „Ist doch schön, oder nicht?“, bohrte der Blondschopf weiter. „Ich weiß es nicht. Daisya meinte, er wäre nichts für mich.“, antwortete die Exorzistin nachdenklich. „Daisya?“. Sie holte ihr Medaillon hervor und öffnete es, um ihm das Foto zu zeigen. Er wusste direkt, wer gemeint war, denn Tiedoll, Marie und Kanda kannte er ja bereits. Aber er wusste auch, dass er bei einem Akuma-Angriff ums Leben kam. „Er ist mir im Traum erschienen.“, erklärte sie und seufzte, als sie an seine Worte dachte. „Ich denke, dass er vom Himmel aus einen ganz guten Überblick hat. Vielleicht solltest du ihm einfach vertrauen.“, sagte Bak schließlich und drückte die junge Frau von sich. „Aber ich kann seine Worte nicht ernst nehmen, er hat schon immer den größten Stuss von sich gegeben.“, murmelte sie und schloss den Anhänger wieder. „Hast du diese schöne Kette von General Tiedoll bekommen? Du musst ihm wirklich sehr wichtig sein.“, fragte er und musterte sie noch kurz, als er den Anhänger in seine Hand nahm. Kaede blickte fragend auf den silbernen Anhänger. „Trag es, wenn du mir wieder vertrauen kannst.“. „Entschuldige mich, Nii-san. Ich muss mir kurz die Arche ausleihen.“, sagte sie und sprang hektisch auf, ehe sie wieder zu ihm zurücklief und sich noch mit einem Kuss auf seine Wange von ihm verabschiedete. „Kaede?“, rief er ihr noch verwirrt nach, doch sie hörte ihn schon nicht mehr. Sie lief so schnell sie konnte ins Labor und öffnete das Tor zur europäischen Abteilung. Daisya hatte Recht, sie war wirklich ein dummer Idiot. Sie hatte in den zwei Jahren viel Zeit um über ihre Freundschaft zu Kanda nachzudenken und legte seine Kette an, weil sie ihm bei ihrer Rückkehr zeigen wollte, wie wichtig er ihr ist. Sie wollte ihm wieder vertrauen. Aber er meinte etwas ganz anderes und das wurde ihr erst jetzt klar. Laut Komui befand sich der junge General zurzeit in Sibirien, da dort gleich mehrere Innocence aufgetaucht sind und er die Abteilung auch vor wenigen Tagen verlassen hat. „Ah, Kaede-chan! Zieh dir aber etwas-.“, fing der Abteilungsleiter besorgt an, aber bevor er seinen Satz beenden konnte, hatte sie das Zimmer bereits verlassen und er seufzte schwer. Hoffentlich würde sie sich keine Erkältung einfangen, weil sie immer relativ kurze oder dünne Sachen trug, dachte er noch und widmete sich wieder seinem Nickerchen zu. Durch die Arche öffnete sich dort kurzzeitig ein Tor und die junge Frau trat mit ihren Sandalen in etwas unangenehm Kaltes. Kaede erschrak, als sie die schneebedeckte Landschaft sah und wollte gerade wieder zurück, um sich dickere Kleidungsstücke zu holen, als sich das Tor direkt wieder auflöste und sie nur in die Leere griff. Ein eiskalter Wind blies ihr um die Ohren und ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen, aber da musste sie jetzt durch und kuschelte sich in die dunkelrote Kutte ihrer Uniform ein. Ziellos streifte sie durch den verschneiten Wald, als sie einige Kilometer weiter die Präsenz von Akuma wahrnahm. Sie erhöhte ihr Lauftempo und beeilte sich, schnell den Ort des Geschehens zu erreichen, vielleicht bräuchte ja jemand ihre Hilfe, dachte sie und sah auch schon die ersten Akuma. Es waren viele Level-Zwei und Level-Drei Akuma dort und sie erstarrte für einen Moment, als sie auch noch einen Level-Vier Dämon erkannte. Drei Personen wurden von diesen umzingelt. Die Level-Drei Akuma starteten einen gemeinsamen Angriff, gegen ein Mädchen und einen Jungen, als der General, der bei ihnen war, vor sie sprang und sich dafür bereit machte, den kommenden Angriff irgendwie abzublocken. Die gewaltige Plasmakugel kam auf sie zugeschossen und sein Griff um beide Schwerter wurde fester und richtete sie schützend vor sich. Sie wurden zwar von dem hellen Licht eingehüllt, aber sie merkten selbst, dass sie keinerlei Schaden erhielten und erkannten auch den Grund, als sich die Rauchwolke wieder legte. Irgendjemand hat eine Barriere um sie herum beschworen und den Angriff negiert. „Was ist das? Wurden wir von diesen Dämonen jetzt auch noch eingesperrt?“, fragte das Mädchen ängstlich und klammerten sich an den braunhaarigen Jungen neben sich. „Wir bekommen Verstärkung.“, antwortete der General mit einem zufriedenen Lächeln und sah sich in der Umgebung um. Eine Person in dunkelroter Kutte tauchte auf und nutzte die Bäume als Hilfe, um so hoch wie möglich zu springen. Die Akuma, die vor der Barriere standen wurden in zahlreichen Feuerkugeln eingedeckt, aber beiden Erwachsenen war klar, dass sie damit nicht siegreich sein würden. „Dieser Typ ist ein CROW.“, erklärte der Junge schließlich, er hatte schon viel von ihnen gehört und würde am liebsten selbst zu einem ausgebildet werden wollen. Die Barriere um den jungen General wurde aufgelöst und er konnte sich wieder frei bewegen, während das CROW-Mitglied in die schützende Pyramide der Jugendlichen sprang und direkt den nächsten Zauber beschwor. Durchsichtige Hände gingen von den Papiertalismanen der maskierten Person aus, die das Mädchen, den Jungen und den General packten. Das blonde Mädchen schreckte zurück und versuchte die Hände von sich zu reißen, was ihr aber nicht wirklich gelang. „Habt keine Angst. Das sind heilende Hände, die eure Verletzungen versorgen werden.“, erklärte der CROW. Der Junge schmunzelte leicht, es war also kein Typ, sondern eine Frau, dachte er und blickte wieder zu dem dunkelhaarigen Schwertkämpfer. „Können Sie den General noch irgendwie unterstützen? Wir würden ihm ja gerne helfen, aber wir sind zu schwach.“, fragte er schließlich und sah, wie er große Mühe damit hatte, gegen die vielen Akuma zu kämpfen. „Macht euch keine Sorgen, sobald alle schlimmeren Wunden verheilt sind, kämpfe ich mit ihm weiter. Es gab keinen Akuma, den wir zusammen nicht besiegen konnten.“, antwortete die vermummte Person und schmunzelte. Der Junge sah sie verwundert an, er wusste, dass es für CROWs nicht üblich war, mit Exorzisten zusammenzuarbeiten. Die Hände an ihm und seiner Schwester lösten sich auf und der CROW nahm endlich seine Maske ab. Schwarze Haarsträhnen hingen in ihr Gesicht, die Jugendlichen blickten in ihre graublauen Augen. Mit einem Lächeln verließ sie die Barriere schließlich und eilte zu dem Schwertkämpfer. Sie lief in den Wald und sprang auf einen Baum, von dort aktivierte sie wieder Byakugo, das nicht nur wieder die Kraft des Generals weiterhin wiederherstellte, sondern auch seine Angriffe verstärkte. Nur mit einem direkten Kontakt, konnte sie die Stärke seiner Angriffe erhöhen. „Warum hilft sie ihm nicht? Wenn sie nicht mitkämpft, wird der General doch verlieren!“, murmelte das Mädchen fast wütend. „Dummkopf, sie hilft ihm doch. Siehst du denn nicht, dass seine Angriffe stärker geworden sind und er sieht nicht mehr so erschöpft aus. Sie ist kein gewöhnlicher CROW.“, erklärte der Junge und beobachtete den Schwertkämpfer genau. Zumindest die Level-Zwei Akuma sind alle vernichtet, erkannte er erleichtert und erschrak, als der Level-Vier Dämon direkt vor ihnen stand und gegen die Barriere hämmerte. Kaede blickte mit einem zufriedenen Lächeln zu dem Exorzisten, es waren nur noch wenige Level-Drei Akuma übrig, schreckte aber plötzlich auf, als sie einen seltsamen Stich in ihrem Herz spürte. Wieso hatte sie plötzlich so große Mühe damit, Tozansho aufrechtzuerhalten und warf einen Blick zu den Jugendlichen. Entsetzt erkannte sie, dass der Level-Vier gegen die Pyramide schlug und sich bereits zahleiche Risse in der Wand bildeten. Eilig sprang sie von Baum zu Baum und deckte den Dämon mit Flammenkugeln ein. „Lass sie in Ruhe!“, rief sie ihm zu, als sie einige Meter vor ihm landete. Da sie durch die Ausbildung lernte, Byakugo auch ohne ihre Talismane zu beschwören, brauchte sie sich keine Sorgen mehr machen, sich doch einmal wegzubewegen und im Normalfall den Zauber zu unterbrechen. Aber lange kämpfen konnte sie damit auch nicht und sah den Akuma vor sich zornig an. Sie musste einfach darauf hoffen, dass Kanda seinen Kampf schnell beendet und ihr dann zur Hilfe eilt. „Versuch mich doch mal zu fangen.“, forderte sie den Level-Vier, mit einem schelmischen Grinsen, heraus und lief los. Das ließ sich der Akuma nicht zweimal sagen und lief ihr direkt hinterher. Kaede musste eingestehen, dass in solchen Momenten die Ausbildung doch nicht so schlecht war und sie wusste daher, dass die Dämonen verspielt waren. Sie wollte gerade einen Blick zurück werfen, im der Hoffnung schneller als der Akuma zu sein, als sie von der Seite gerammt wurde, durch einige Baumstämme flog und auf den verschneiten Boden landete. Der Dämon hatte sie hart erwischt, er war verdammt schnell, viel zu schnell und zu mächtig. „Noch eine Runde!“, bat der Akuma grinsend und lief wieder auf sie zu. Im letzten Moment konnte sie seiner nächsten Ramm-Attacke noch ausweichen, verlor ihn aber aus den Augen. „Hinter dir!“, hörte Kaede seine kindliche Stimme hinter sich und wurde wieder zu Boden geschlagen. Seine Angriffe hatten eine unglaubliche Kraft, mit der sie nicht mithalten konnte und betete, dass Kanda bald kommen würde. Nur mit großer Mühe, konnte sie sich wieder aufrichten und wischte sich das ganze Blut aus dem Gesicht, das sie durch seine Angriffe verlor. „Es ist so langweilig mit dir zu spielen. Vielleicht wird es mit dem anderen Exorzisten lustiger.“, sagte der Akuma, der plötzlich vor ihr stand. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie in seine, als er schließlich mit seiner Hand ihre Brust durchbohrte. ------------------------------------------------------------------------------------------------ Dun, dun, dun - The Drama! xD Ja, Raphael ist ein 1-Kapitel-Nebencharakter geworden. Eigentlich, wollte ich mehr über ihn schreiben, als ich mir dachte, dass ich die Geschichte nicht noch länger unnötig in die Länge ziehen kann, als ich es ohnehin schon tue x) Deswegen denkt euch einfach nichts, bei seiner Reaktion auf die Frage hin, warum er nicht zu seiner Family fahren will. Vielleicht kann jemand den Grund ja erraten? ;D Kapitel 14: Verspätete Einsicht Teil 2 -------------------------------------- Kandas Mugen schnitt gerade durch den letzten Akuma und er seufzte erleichtert auf, als er zu den Jugendlichen blickte. Da ihre Geisterhände noch an ihm hingen, wusste er, dass sie wohl erfolgreich gegen den Level-Vier Akuma kämpfte und wollte gerade zu den Geschwistern laufen. Er unterbrach seine Bewegung, als die Barriere sich auflöste und blickte auf die durchsichtigen Hände an sich. Auch diese lösten sich auf. Mit einem unguten Gefühl lief er durch den Wald und hoffte darauf, dass sie nur keine Kraft mehr hatte, um die Zauber aufrecht zu erhalten und fand den Level-Vier Akuma schließlich. Der Dämon hielt etwas Leuchtendes in der Hand und er sah sein erfreutes Gesicht, als er ihn erkannte. „Da bist du ja endlich, Exorzist. Spiel mit mir, mir ist so langweilig.“, sagte er erfreut. Der junge Mann erschrak, als er das Objekt in seiner Hand erkannte und sah direkt hinter ihm den leblosen Körper seiner Kameradin. Das war nur ein böser Albtraum, das konnte nicht wahr sein, dachte er und wurde immer zorniger, als er ihr Innocence spielend von einer Hand zur anderen warf. Außer Atem stießen auch die Jugendlichen dazu und sahen zu dem wütenden General. Der Junge spürte seinen Kraftanstieg, aber irgendetwas war anders und blickte zu dem toten CROW hinter dem Akuma. „Gib es her.“, murmelte Kanda. Der Dämon lächelte weiterhin und blickte ungeduldig zu ihm. „Gib es her!“, brüllte der Dunkelhaarige und griff den Level-Vier an. Immer und immer wieder griff er ihn mit seinem Schwert an. „Es gab keinen Akuma, den wir zusammen nicht besiegen konnten.“, erinnerte der Braunhaarige sich an ihre Worte und blickte bedrückt zu dem jungen General. Scheinbar war sie früher ein Exorzist, kein Wunder also, dass sie miteinander gearbeitet haben, dachte er und drückte die Hand seiner jüngeren Schwester fester. „Mit dir macht es mehr Spaß, Exorzist!“, lachte der Dämon und machte einen großen Satz zurück. Ohne ihm auch nur einen Moment der Ruhe zu geben, griff Kanda ihn direkt wieder an und ging auch so weit, Shouka zu aktivieren. Er bekam einen direkten Schlag, flog gegen eine Wand und verlor das Innocence, mit der er die ganze Zeit gespielt hatte. Der Junge nutzte den Moment und nahm dieses an sich, als der Dunkelhaarige zu einem weiteren Schlag ausholte. „Nii-san, pass doch auf!“, hörte er die aufgeregte Stimme seiner Schwester, als er das Innocence verlor. Aber es ist ihm nicht aus den Händen gefallen, es flog eher von ihnen weg und sah ihm erschrocken nach. Kanda wollte gerade die vierte Illusion aktivieren, um diesen Dämon zu vernichten, als er sah, wie eine durchsichtige Hand um seine gelegt wurde und blickte fragend dorthin. „Es gibt keinen Akuma, den wir nicht zusammen besiegen können. Also benutze nicht länger deine Lebenszeitspanne dafür.“, hallte eine Stimme in seinem Kopf. „Kaede?“, murmelte er ungläubig und sah ihr Innocence vor seinem Gesicht fliegen. Seine dunkelbraunen Augen waren vor Überraschung geweitet, als sie ihm etwas zuflüsterte und er spürte nun die Wärme, die von dem Innocence vor ihm ausging. Er löste Shouka auf und bemerkte, dass seine Kraft trotzdem blieb. Nein, sie war sogar so hoch, wie bei seiner fünften Illusion. Kandas Griff um sein Mugen wurde fester und mit einem sauberen Schnitt vernichtete er den Akuma. Schwer atmend fiel er auf die Knie und das Innocence, das aufhörte zu leuchten, landete direkt neben seinem Schwert. „Herr General!“, hörte er die Stimmen der Jugendlichen und blickte zu ihnen. Wenigstens waren sie wohlauf und ihr Tod war nicht umsonst, dachte er und wurde gleichzeitig wieder unglaublich zornig. Es konnte nicht sein, dass sie tot ist. Er konnte es einfach nicht glauben und lief schließlich zu ihrem leblosen Körper. Sie prahlte doch immer damit, dass sie eine bessere Regenerationsrate hat als er, dann durfte sie auch nicht vor ihm sterben, dachte er wütend und nahm sie in seine Arme. Kanda hatte gehofft, ihr einfach das Innocence wiederzugeben und sie damit ins Leben zurückzuholen, aber als er es auf ihre Brust legte, kugelte es nur hinunter und fiel in den Schnee. Verzweifelt drückte er sie an sich und strich durch ihr dunkles Haar. „Was soll das, Kaede?“, murmelte er mit zittriger Stimme. „Gib sie mir zurück!“, schrie er dem dunklen Himmel wütend entgegen. „Daisya, sorg dafür, dass Kaede zurück kommt!“, flüsterte er kaum hörbar und vergrub sein Gesicht wieder in ihren Hals. „H-Herr General, Sie werden sich noch erkälten, wenn-.“, fing das Mädchen besorgt an, als sie von ihrem Bruder zurückgezogen wurde. Was sollte er denn jetzt Bak sagen, fragte er sich. Er wird ihn bestimmt darauf hinweisen, dass er nicht auf sie aufgepasst hat, aber es entsprach auch der Wahrheit. Er hat nicht auf sie aufgepasst und sie mit dem Level-Vier Akuma alleine gelassen. Ihm hätte doch klar sein müssen, dass sie niemals gegen ihn kämpfen könnte. Auch wenn sich ihre Synchronisationsrate verbessert hat, konnte sie doch als Fernkämpfer nicht mithalten, zumal ihr Fokus auch nur auf Unterstützungen lag. Er ist schuld daran, nur er alleine, dachte er und blickte in ihr blasses Gesicht. Ihr Lächeln würde er nie wieder mehr sehen, sie würde ihn nie wieder mehr erschrecken oder ihm auf die Nerven gehen, sie würde sich nie wieder mehr mit ihm streiten und sich direkt danach mit ihm versöhnen. Er brauchte dringend ein Telefon, damit er in seiner Abteilung anrufen kann und darum bitten ihnen ein Tor zu öffnen. Bak würde ihr bestimmt helfen können, solange es nicht zu spät ist. „Gibt es hier in der Nähe ein Hotel, eine Pension, von mir aus auch ein Supermarkt oder eine Telefonzelle? Ich muss unbedingt jemanden erreichen, um ihr zu helfen!“, fragte er die Jugendlichen aufgeregt. Die Geschwister sahen sich kurz an und wandten ihren Blick zu Boden. „Naja, das nächste Dorf ist ungefähr eine Tageswanderung entfernt. Aber nur wenige Kilometer weiter sollte eine verlassene Hütte sein, vielleicht besitzt es ja ein funktionierendes Telefon.“, antwortete der Junge und sah besorgt zu dem Schwertkämpfer. Kanda musste wohl oder übel darauf hoffen, wenn es nach ihm gingen würde, dann würde er die Tageswanderung locker schaffen. Aber er hatte zwei Kinder bei sich, zwei Kompatible und sie hat sich für ihre Sicherheit, für die Sicherheit der Mission-. Das durfte alles nicht wahr sein. Innerhalb von zwei Stunden erreichten sie die kleine verlassene Hütte, aber wie der Exorzist es bereits geahnt hat, funktionierte das Telefon nicht. Er deckte Kaede mit einem Tuch ab, den Kindern war es bestimmt schon ganz unangenehm, dass er ihren toten Körper mit sich trug. Zumindest sollten sie, sie so nicht länger mehr sehen müssen. „Versucht etwas zu schlafen, morgen werden wir in das nächstgelegene Dorf gehen.“, sagte er noch und stocherte in dem Feuer herum, dass sie in dem Kamin legen konnten. Die Sonne war dabei unterzugehen, als sie das Dorf erreichten und der junge General endlich mit seiner Abteilung telefonieren konnte. Er müsste nur einige Stunden warten und setzte sich mit den Jugendlichen auf einen Felsen. Sie haben versucht, irgendwie mit ihm zu reden, aber er hatte ihnen nie geantwortet und nun saß er neben ihnen und hielt immer noch den tote junge Frau in seinen Armen. „Herr General, wo werden Sie jetzt hingehen? Und was wird mit ihr passieren?“, fragte das Mädchen und blickte besorgt zu Kanda. „Nina!“, schimpfte der Junge neben ihr. „Ich werde sie zu Bak Chang bringen, er wird ihr bestimmt noch helfen können. Er muss es einfach können.“, murmelte der Dunkelhaarige monoton, sein Griff um ihre Schulter wurde fester. Mittlerweile war sie eiskalt und ihre sonst so weiche Haut hart und trocken, trotzdem wollte er sie nicht loslassen. Das Tor erschien und brachte die kleine Gruppe direkt in die asiatische Abteilung. Der Schwertkämpfer eilte direkt in das Hauptlabor und legte die Tote auf die Trage, ehe er die dortigen Assistenten nach dem Abteilungsleiter fragte. „Was ist hier los?“, hörte er nur kurze Zeit später seine aufgeregte Stimme und blickte bedrückt zu ihm. „Hilf ihr!“, bat Kanda aufgeregt. „Was ist passiert?“, fragte Bak und stellte sich zu der Trage, ihm fiel direkt auf, das etwas nicht stimmte. Kaede war blass, kalt, die große Wunde auf ihrer Brust nicht verheilt und einen Puls konnte er auch nicht fühlen. „Ich habe sie mit einem Level-Vier Akuma alleine gelassen.“, murmelte er und holte ihr Innocence hervor, das er mit zittriger Hand dem Blondschopf auf Augenhöhe hielt. Seine vor Schreck aufgerissenen Augen wanderten von dem leuchtenden Objekt zu Kandas Gesicht, der seinem Blick nur auswich. „Wie lange ist das her?“, fragte er und riss ihm das Innocence aus der Hand. „Ein Tag.“. Er litt sehr unter den heftigen Schuldgefühlen, die er sich einredete und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass es nur ein schrecklicher Albtraum wäre. Bak schluckte und spürte diese unglaubliche Wut in sich, als er ihn schließlich packte. „Wieso zum Teufel bist du nicht sofort mit ihr hergekommen? Vielleicht hätten wir sie retten können, aber so ist es viel zu spät für sie!“, brüllte er den Dunkelhaarigen an. Kanda riss sich von seinem Griff los und flüchtete aus dem Labor, es war alles zu viel. Er lief ziellos durch die dunklen Hallen und blieb schließlich stehen, als er an ihrem Zimmer vorbeikam. „Und das ist mein Zimmer! Ist es nicht schön? Richtig groß und Bak hat es mit mir noch eingerichtet.“, erinnerte er sich an ihre Worte und betrat den Raum. Er sah sich wieder um, als ihm ein kleiner Bilderrahmen, auf der Kommode neben dem Bett, auffiel. Darin befand sich ein Bild von ihnen, ein sehr altes, da nur Tiedoll, Kaede und er abgebildet waren. Und das auch noch, als sie seit zirka einem Jahr bei dem alten General waren. Kanda strich vorsichtig über das Foto und erinnerte sich noch gut daran, wie oft sie sich anfangs noch gestritten haben. Sie bedrohte ihn zwar nicht mehr mit ihrem Innocence, aber machte ihn immer wieder auf ihre Abneigung ihm gegenüber aufmerksam. Der junge Mann setzte sich auf das Bett und schwelgte noch in seiner Erinnerung an die damalige Zeit. „Starr mich nicht immer so blöd an, du Schwachkopf! Im nächsten Kampf, werde ich dann mehr Akuma töten als du, warte es nur ab!“, fauchte Kaede und streckte ihm die Zunge entgegen. „Tu was du nicht lassen kannst.“, erwiderte Kanda nur gelangweilt und stachelte die Wut des jungen Mädchens damit nur an. „Kaede-chan, Yuu. Streitet euch nicht.“, mischte sich nun auch Tiedoll ein. „Du hältst dich wohl für etwas Besseres, nachdem du dich endlich mit deinem Innocence verbinden konntest? Ich bin immer noch stärker als du, also bilde dir nichts darauf ein!“, keifte sie weiter und grinste danach triumphierend. „Wenn du meinst.“, antwortete der Blauhaarige mit einem müden Lächeln und wandte sich zum gehen ab. Er wusste genau, dass er mit seinem Innocence weitaus stärker und sie ihm schon lange unterlegen war. Das Mädchen hätte ihm am liebsten die Augen ausgekratzt, immer bestand er darauf das letzte Wort zu haben und wurde schließlich von dem General zurückgehalten. „Schluss jetzt, ihr Zwei! Kaede-chan, sei nicht immer so gemein und entschuldige dich!“, schimpfte Tiedoll und sah das Mädchen streng an. „Ich mich entschuldigen? Davon träumst du wohl, alter Mann!“, gab die Schwarzhaarige beleidigt zurück und blickte demonstrierend in die andere Richtung. Ein kleines Lächeln bildete sich auf den Lippen des jungen Mannes und er überlegte angestrengt, wann sie damit aufgehört hat und anfing so anhänglich zu sein. „Kaede-chan, mit deinem Blut und diesen Papiertalismanen, können wir dein Innocence dazu bewegen seine Kraft in kleinen Portionen zu teilen. Damit kannst du dein Innocence besser unter Kontrolle halten!“, erklärte Tiedoll und drückte dem jungen Mädchen einen Stapel mit Papierstücken in die Hand. „Wie soll ich das anstellen?“, fragte sie ungläubig und musterte die großen Papierschnipsel. Kanda sah ihnen amüsiert zu, endlich mal eine Aufgabe für sie, die sie nicht sofort meistern kann und entlockte ihm damit ein breites Grinsen. „Naja, versuchen wir einfach was möglich ist. Trial und Error.“, erklärte er lachend. Kaede sah ihn entgeistert an. „Trai-Trial und was?“. „Trial und Error. Auf gut Glück schauen ob es funktioniert, wenn nicht, dann nicht.“, antwortete der alte Mann, nahm ein Papierstück in die Hand und biss sich in den Finger. Er zeichnete mit seinem Blut eine Krakelei, zumindest sah das für das junge Mädchen so aus und drückte es ihr in die Hand. „Ich taufe diesen Zauber ‚Sai‘!“, sagte er, nach kurzem Überlegen und lachte laut. „Aha?“, murmelte Kaede ungläubig und sah den alten Mann entgeistert an, als wäre er komplett durchgeknallt. „Komm schon, versuch es mal! Stell dir irgendeine Technik vor, die Sai darstellen soll.“, erklärte er und sah das Kind erwartungsvoll an. „Ja, komm schon, Kaede! Sonst schaffst du doch auch immer alles!“, rief Kanda ihr schließlich zu und grinste sie frech an. Das Mädchen durchbohrte ihn mit zornigen Blicken, schrieb mit ihrem Blut die krakeligen Linien nach und hielt den Talisman vor sich. Das würde er büßen, dachte sie noch und konzentrierte sich darauf, ihren Konkurrenten zurückzuschlagen. „Sai! Innocence erwache!“, rief sie laut. Das Papierstück leuchtete auf, sendete eine Druckwelle und schlug damit das Mädchen und den General zurück. Der Junge hielt sich vor Lachen den Bauch und fiel beinahe von der Bank, als er das sah und verstärkte damit ihren Unmut. „Lach nicht wie eine verrückt gewordene Krähe, du unfähiger Idiot!“, schrie die Dunkelhaarige wütend. „Wer ist hier der unfähige Idiot?“, fragte Kanda zurück und strich sich die Tränen aus den Augenwinkeln, als er sich wieder beruhigte. Tiedoll räusperte sich und zog das Kind neben ihm wieder auf die Beine. „Gut, das war ja schon mal ein Anfang. Du trainierst weiter und ich suche uns eine Pension.“, erklärte der alte Mann noch und verließ die beiden Kinder. Er mochte es zwar nicht, die beiden Streithähne alleine zu lassen, aber Kaede wollte er auch nicht sich selbst überlassen. Tiedoll musste darauf hoffen, dass sie in schwierigen Zeiten einander helfen werden, auch wenn sie sich nicht leiden konnten. Kaede hockte sich hin und starrte gebannt auf die leeren Papierstücke vor sich, es wäre doch gelacht, wenn ihr keine übermächtige Technik einfallen könnte und grübelte. „Was ist los, Kaede? Willst du dir alles von dem alten Mann beibringen lassen? Selbst von dir hätte ich etwas mehr Eigenständigkeit erwartet.“, stichelte Kanda. „Halt die Klappe, ich denk nach!“, erwiderte sie wütend und versuchte sich nicht von diesem Nichtsnutz ablenken zu lassen. „Ah, ich hab was!“, fügte sie noch hoch erfreut hinzu, als im selben Moment ein Akuma vor ihr erschien. Der Junge sprang erschrocken auf, ausgerechnet jetzt, nachdem Tiedoll sie allein gelassen hat. „Kaede, hau ab!“, rief er der Dunkelhaarigen zu und beschwor sein Schwert. Eilig sammelte sie die Papierstücke ein, als der Dämon auch direkt zum Schlag ausholte und sie den Platz immer noch nicht verlassen hat. Im letzten Moment wurde sie von Kanda gepackt und etwas weiter weg wieder sicher auf den Boden abgesetzt. „Was zum Teufel hast du da gemacht? Du solltest da weg!“, schimpfte er und sah das Mädchen vor sich wütend an. „Ich musste doch die Talismane einsammeln, Idiot! Ich brauche deine Hilfe nicht!“, schimpfte sie zurück, als der Akuma wieder zum Schlag ausholte, die Kinder aber auswichen. „Tche. Ausgerechnet jetzt, wo der Alte nicht da ist.“, murmelte der Dunkelhaarige und blickte zornig auf den gewaltigen Dämon. „Geh mir aus dem Weg. Ich schaff den alleine, sieh zu und lerne.“, erwiderte Kaede, stieß den Jungen beiseite und lief direkt auf den Gegner zu. „Spinnst du, Kaede? Komm wieder zurück, wir müssen Zeit schinden, bis Tiedoll wieder hier ist!“, rief der junge Schwertkämpfer ihr zu. „Ich sagte doch, dass ich den alleine schaffe. Dann wird der Alte richtig stolz sein!“, erwiderte sie lachend, blickte zurück und achtete dabei nicht auf den Dämon. Er holte zum Schlag aus und erwischte das Kind direkt. Mit voller Wucht flog sie gegen einen Baum und schlug hart auf den Boden auf. „Dieser dumme Idiot.“, schimpfte Kanda und eilte zu ihr, als der Akuma zu dem Mädchen lief. Diesmal lenkte er all seine Kanonen auf die junge Exorzistin und feuerte eine Plasmakugel ab. Kaede rappelte sich auf und musste sich schnell einen Verteidigungszauber überlegen. Aber unter dem Stress, konnte sie keinen klaren Gedanken fassen und kniff die Augen zu, als das Geschoss weiterhin auf sie zuflog. Da der Einschlag des Angriffs irgendwie ausblieb, sie aber immer noch leicht von dessen Licht geblendet wird, sah sie auf und glaubte, dass Tiedoll den Angriff abgeblockt hätte. Stattdessen sah sie nur den Jungen, wie er sich mit seinem Schwert gegen die Attacke stemmte und er scheinbar auch große Mühe damit hatte. „W-Was tust du da? Verschwinde, du Nichtskönner! Ich komme alleine klar!“, hörte er ihr Schimpfen hinter sich. „Sei endlich still! Du kannst nichts anderes, als andere zu beleidigen und dich aufzuspielen.“, erwiderte er murmelnd und machte das Mädchen nur wütender. „Ich zeige dir gleich, was ich alles kann!“, gab sie zornig zurück und lief wieder auf den Akuma los. Während er den Angriff abgeblockt hatte, schrieb sie zahlreiche Formeln auf die Talismane, die sie jetzt nacheinander an den Körper des Level-Eins Akuma hängte und sprang in Deckung. „Sai! Innocence erwache!“, rief Kaede und blickte stolz zu den Papierstücken, die nacheinander aufleuchtenden. Mit einer gewaltigen Druckwelle schlugen sie den Dämon zurück und auch seine Plasmakugel löste sich endlich auf, die Kanda allmählich nicht mehr abblocken konnte. „Das war doch ganz einfach!“, lachte sie und wandte sich stolz zum gehen ab, als aus der gewaltigen Rauchwolke der totgeglaubte Akuma auf sie zuflog und von ihm weggeschlagen wurde. Kaede setzte sich wieder auf und ihr war furchtbar schwindelig. Sie konnte aber noch erkennen, wie der Dunkelhaarige mühsam gegen den Dämon kämpfte und mehr Treffer einkassierte, als er austeilte und ihr General war immer noch nicht da. Als Kanda wegen einem Angriff, nur wenige Meter von ihr entfernt auf den harten Boden aufschlug, schreckte sie auf. Sie musste ihren Stolz hinunterschlucken und mit ihm zusammenarbeiten, sonst würden sie hier noch definitiv sterben. Aber sie hasste ihn auch und sie wollte nicht demjenigen helfen, der für das schlechte Klima in ihrem Labor verantwortlich war. Wegen ihm und seinem bescheuerten Freund, wollten die Forscher sie töten. Dadurch, dass sie so sehr in Gedanken versunken war, merkte sie nicht, wie der Akuma sich nun ihr widmen wollte und zum Schlag ausholte. Kanda blockte den Schlag zwar ab, aber war bereits am Ende seiner Kräfte. „Hör auf zu träumen und verschwinde von hier.“, murmelte er und gab sich große Mühe damit, sein Schwert weiterhin gegen seine Klaue zu stemmen. „Hör auf mir zu helfen und verschwinde doch selber!“, erwiderte Kaede überfordert. „Dummkopf. Ich gehöre jetzt zu General Tiedoll und damit bist du Teil des Teams. Meines Teams.“, gab er zurück. Die Kraft in seinen kleinen Händen verschwand letztendlich, obwohl er sich zusammenreißen wollte. Schließlich verlor er den Kampf und wurde von dem Dämon gegen die nächste Steinwand geschleudert. Natürlich hätte er sie mit dem Akuma alleine lassen können, dachte er. Aber irgendwie konnte er es nicht, welchen Sinn hätte es auch gemacht, sie zuerst aus den Trümmern zu befreien und sie dann doch sterben zu lassen. Was hatte er sich auch dabei gedacht, sich diesen Dummkopf aufzuhalsen, fragte er sich noch und sah auch schon die leuchtende Kugel des Dämons auf sich zu fliegen. Kanda hatte keine Kraft mehr noch weitere Attacken abzublocken und hoffte auf einen schmerzlosen Tod. Als nach einem kurzen Moment nichts weiteres passierte, öffnete er verwundert seine dunkelbraunen Augen und sah vor sich ein bläuliches Schild mit ihm unbekannten Inschriften. „Dafür, dass du so eine große Klappe hast, machst du ziemlich schnell schlapp!“, hörte er ihre nörgelnde Stimme und lächelte leicht. Als sich Kanda neben sie stellte, klebte sie ihm vier Talismane auf die Brust und sprach ihre magische Formel. All seine Verletzungen wurden geheilt und er spürte, wie seine Kraft und Ausdauer wieder zurückkehrte. Entschlossen hielt er sein Schwert fester und griff den Akuma an. Während der Dämon damit von ihm abgelenkt wurde, hing Kaede wieder einige der Papierstücke an dem Dämon fest. Mit sauberen Schnitten und den Druckwellen der Talismane vernichteten sie den Gegner und die Kinder fielen erschöpft zu Boden. „Kinder! Kinder, seid ihr in Ordnung?“, fragte Tiedoll aufgeregt und lief zu ihnen, als diese sich aufsetzten. Kaede und Kanda sahen sich kurz an und lachten schließlich. Kanda lehnte sich zurück, ohne es zu merken floss eine einzelne Träne seine Wange entlang und tropfte auf den Rahmen in seiner Hand. Sie konnte ihm dabei helfen über den Verlust seines besten Freundes hinwegzukommen, auch wenn sie ihn anfangs ständig beleidigt hat, machte es ihm nichts aus. Er sehnte sich so sehr nach ihr, dass es richtig unerträglich wurde und sogar schmerzte. Was würde er nicht alles dafür geben, die Zeit zurückzudrehen und sie zu beschützen, wie er es damals auch tat. Der Dunkelhaarige wischte sich mit dem Ärmel seiner Jacke durchs Gesicht und verließ ihr Zimmer wieder, um zum Labor zurückzugehen. Kanda wollte sie noch ein letztes Mal sehen und sich richtig von ihr verabschieden. Als er das Labor betrat erstarrte er vor Schreck und konnte nicht glauben was er dort sah. ------------------------------------------------------------------------------------------------ Ja, was sieht er denn wohl? Einen sabbernden Bak, mit einem Chartboard voll mit Bildern von Linali xD Kapitel 15: Die verlorene Seele ------------------------------- „Kaede?“, rief der junge General nach ihr und zog Baks Aufmerksamkeit auf sich. Er lief eilig zu ihr, als sich der Abteilungsleiter in den Weg stellte und ihn zurückhielt. Kanda konnte nicht glauben, dass sie wirklich wieder am Leben war und freute sich so sehr darüber, als er in ihr lächelndes Gesicht blickte. „Ich muss dich enttäuschen Kanda-kun. Es ist nicht die Kaede die wir kennen.“, erklärte der Blondschopf und sah ihn bedrückt an. Der Schwertkämpfer sah ihn fragend an, als er von ihm auf den Computerstuhl gedrückt wurde und auf den Monitor zeigte. „Das ist der Ordner mit ihren Erinnerungen, wie du sehen kannst, ist dort keine einzige Datei drinnen. Auch ihre Synchronisationsrate ist wieder bei Fünfundsechzig Prozent, alles wurde auf Werkeinstellung zurückgesetzt.“, erklärte er. „Werkeinstellung? Zurückgesetzt? Rede nicht so über sie, als wäre sie eine Maschine!“, schimpfte der Dunkelhaarige und packte ihn. „Diese Kaede dort, ist auch nichts anderes als eine Maschine. Ihr Körper wurde vorhin vom Innocence komplett vernichtet und wieder neu aufgebaut, als es wieder in ihre Brust eintrat. Das Innocence ist ihr Herz, ein von Professor Epstein modifiziertes Innocence für einen künstlichen Krieger, dessen Aufgabe darin bestehen soll, das Laborpersonal und die Second-Exorzisten zu beschützen.“, erklärte der Abteilungsleiter. Kanda ließ direkt von ihm ab, als er seine Tränen sah und blickte wieder zu der jungen Frau. Ihre graublauen Augen waren wirklich leer und jetzt erkannte er, dass sie mehr wie eine Puppe, als ein Mensch aussah. „Sie wird einen Moment brauchen, bis sie ganz wach ist. Aber wenn sie aufwacht, wird sie weder dich, noch mich wiedererkennen. Die Seele, die die alte Kaede ausmachte, ist für immer verloren.“, sagte er noch mit zittriger Stimme. „Und es gibt keine Möglichkeit ihre Erinnerungen wiederzuholen? Hast du keine Sicherungen, oder so?“, fragte der junge Mann betrübt und blickte wieder zu dem leeren Ordner, der auf dem Monitor abgebildet wurde. „Ich war kurz davor, die Erinnerungen ans Labor und den Angriff von dir zu löschen, weil ich ihr damit helfen wollte. Ich konnte es einfach nicht und wollte danach eine Sicherung einrichten, aber es ging nicht. Nicht einmal meine Eltern hatten Rechte daran, an ihren Erinnerungen irgendwelche Änderungen vornehmen zu können, wenigstens eine gute Sache die sie taten. Obwohl, in dem Moment ist es wohl nicht ganz so gut.“, antwortete der Blondschopf und seufzte schwer. „Guten Morgen, Professor Edgar.“, hörten sie schließlich Kaedes helle Stimme und blickten überrascht zu ihr. Sie stand lächelnd dort und sah beide Männer neugierig an. „Ah, Entschuldigung. Ich bin nicht Professor Edgar, ich bin sein Sohn Bak.“, erklärte er mit einem wehmütigen Lächeln. „Entschuldigen Sie, ich wusste gar nicht, dass er einen Sohn hat. Ich bin Exorzist Eins, Kaede und stehe Ihnen ebenfalls jederzeit zu Diensten.“, antwortete die Dunkelhaarige und verbeugte sich. Für Kanda war das genug und er verließ schnellstmöglich das Labor. Es freute ihn zwar, dass sie wieder am Leben war, aber wenn die Erinnerungen von zwölf Jahren einfach weg sind, dann ist es dasselbe, als wäre sie weiterhin tot. Sie hat ihn vergessen, sie hat ihre gemeinsamen Erlebnisse vergessen, sie hat all ihre Freunde vergessen. Als hätten sie niemals existiert. „Und der junge Herr von eben, wer ist er?“, fragte Kaede verwundert. „Das ist Yuu Kanda, ein Second-Exorzist.“, antwortete der Blondschopf und sah ihren erschrockenen Blick. „Hm. Irgendwie wurde von ihm kein Profil angelegt.“, erwiderte sie und sah den Abteilungsleiter vor sich entschuldigend an. „Mach dir keine Sorgen, vielleicht sollte ich dich auf den aktuellsten Stand der Dinge bringen.“, entgegnete Bak mit einem Lächeln, bot ihr einen Platz an und erklärte ihr alles. Er erzählte ihr über den Unfall im Labor, dass Kanda sie gerettet hat, seither zwölf Jahre vergangen sind, sie in dem letzten Kampf getötet wurde und daher all ihre Erinnerungen gelöscht wurden. Die Dunkelhaarige sah ihn betrübt an, es erschreckte sie sehr, ihre Eltern verloren zu haben und sie stand schließlich auf. „Entschuldigen Sie mich Bak, ich muss mich unbedingt bei Kanda-san entschuldigen.“, erklärte sie und eilte aus dem Labor hinaus. „Kanda-san“, wie seltsam sich das aus ihrem Mund anhörte, dachte er und sah ihr noch kurz nach. Zumindest musste sie, was das kämpfen angeht, wieder von Null anfangen, aber wenigstens dafür hatte er Sicherungen angelegt und suchte die Datenträger raus. Kaede lief durch die Hallen und suchte überall nach dem Exorzisten, schließlich fand sie ihn vor dem Höhleneingang bei den Wasserfällen. Außer Atem stellte sie sich zu ihm, während er sich aufsetzte und sie erwartungsvoll ansah. Erinnerte sie sich etwa wieder an alles, fragte er sich und blickte zu ihr hoch. „I-Ich wollte mich für mein Versagen entschuldigen. Gegen einen Level-Vier Akuma zu sterben ist untragbar und ich bitte Sie um Verzeihung, Kanda-san.“, sagte sie schließlich und verbeugte sich. Bevor sie seine Enttäuschung sehen konnte, wandte er seinen Blick wieder zu Boden. „Sind Sie noch wütend?“, fragte sie aufgeregt, als er nicht antwortete und setzte sich zu ihm. „Erstens: Sprich mich mit Du an und Zweitens: Nein, ich bin nicht wütend.“, erwiderte er und lächelte leicht, als er ihr erfreutes Gesicht sah. „Da bin ich aber froh.“, gab sie erleichtert von sich und lachte verlegen. „Es ist sehr schade, dass vom Laborpersonal niemand mehr lebt. Und du auch der Letzte von den Second-Exorzisten bist. Dafür werde ich meine Aufgaben ernster nehmen und dich im nächsten Kampf besser unterstützen. Es tut mir nochmals sehr leid.“, sagte sie noch. Wenn er sagen würde, froh darüber zu sein, dass niemand mehr vom Personal am Leben ist, würde sie es wohl nicht verstehen, dachte er kurz. „Es muss dir nicht leid tun. Mir tut es eher leid, dass ich dich alleine gelassen habe.“, erwiderte der junge Mann und strich ihr behutsam über den Kopf. Kaede blickte verlegen zu Boden, obwohl sie nur ein künstliches Wesen ist, wird sie von den beiden wie ein richtiger Mensch behandelt. Sie war ja schließlich auch ein Teil ihres Lebens, wie Bak ihr das vorhin erklärt hat und sah den Dunkelhaarigen vor sich bedrückt an. „War ich denn wenigstens ein guter Exorzist?“, fragte sie schließlich und sah Kandas verwunderten Blick. „Du warst vor allem eine gute Freundin und ich war oft genug froh darüber, dass du da warst und uns nicht nur mit deinem Innocence helfen konntest.“, erwiderte der General lächelnd. Die junge Frau fing an zu weinen. Sie fühlte sich so schrecklich, zu wissen ein richtiges Leben geführt zu haben, das jetzt vom einen Tag auf den anderen weg war. Dabei war sie doch ein künstlich erschaffener Krieger, der insbesondere diese beiden Personen beschützen soll und keine Gefühle haben sollte. Trotzdem spürte sie diese unendlich tiefe Trauer in sich, sie spürte vor allem, dass da noch etwas sein sollte, was jetzt fehlt. Eine Seele. Von Kanda wurde sie in ihr Zimmer gebracht, wie nicht anders erwartet, war ihr alles fremd. Alles. „Diese Eule hat dir General Tiedoll geschenkt, er hat uns beide aufgenommen und ausgebildet.“, erklärte er und drückte ihr das kleine Kuscheltier in die Hand. Ihm fiel gerade ein, dass in dem Medaillon, das er ihr geschenkt hat, ein Foto von ihnen drinnen war und nahm es ihr ab, bevor er sie auf das Bett drückte. „Das da ist General Tiedoll. Und das sind noch Marie und Daisya, sie sind beide in unserer Einheit. Zumindest ist es Marie noch, Daisya ist tot.“, sagte er noch und zeigte auf die Personen vom kleinen Foto. Kaede sah, wie glücklich sie auf diesem Foto war und fühlte sich nur schlechter. „Entschuldige Kanda-san, aber ich bin irgendwie ziemlich müde. Würdest du mir vielleicht morgen noch mehr erzählen?“, fragte sie mit einem gequälten Lächeln. „Gerne. Ich werde noch etwas in der europäischen Abteilung erledigen müssen, aber morgen werde ich wieder hier sein. Schlaf gut.“, antwortete er und verließ ihr Zimmer. Kanda stand noch für einen Moment vor ihrer Tür und wäre am liebsten direkt wieder hineingegangen, als er sie weinen hörte. Aber es machte keinen Sinn, damit könnte er ihr die Erinnerungen auch nicht wieder zurückbringen. Mit ihren verweinten Augen sah sie sich in dem Zimmer um, Kaede fühlte sich wie eine Fremde in ihrem eigenen Zuhause und setzte sich schließlich an den Schreibtisch. Sie wischte sich zwar ständig durchs Gesicht, weil sie durch die Tränen kaum etwas erkennen konnte, aber die Tränen kamen ständig neu auf, während sie jede einzelne Schublade öffnete und seinen Inhalt begutachtete. In der letzten Lade fand sie schließlich einen Brief und dachte sich nichts dabei, als sie ihn herausnahm und öffnete. In seinem Inneren befanden sich eine unbeschriebene CD und natürlich auch einen Brief. Hey, Kaede. Wenn du diesen Brief liest und nicht weißt, was sich auf der CD befindet, hat sich mein ungutes Gefühl wohl bestätigt. Ich will gerade nach Sibirien aufbrechen, um Yuu zu suchen und ihm etwas Wichtiges zu sagen und schreibe gerade noch diesen Brief, während ich darauf warte, dass sich endlich das Tor der Arche öffnet. Dieses Ding ist so langsam, dass ich so lange noch ein Backup machen konnte. Wenn du dich wirklich nicht mehr erinnern kannst, leg diese CD in den Laborcomputer ein und verbinde dich mit den Elektroden. Ich habe alles so eingestellt, dass sobald du mit dem Computer verbunden bist, sich das Kopierprogramm von alleine startet. Es war also doch nicht so schlecht, das Bak mir alle Geräte genauestens erklärt hat, für Notfälle wie diesen, wenn er mal nicht da ist und ich mir alleine helfen muss. Oh und vergiss nicht, diese seltsame Säure, wie hieß sie noch gleich, Humussäure oder so, dir einzuspritzen, bevor du dich mit dem Computer verbindest. Das Fläschchen dazu befindet sich auf einem Rollcontainer und die Flüssigkeit im Inneren ist dunkelgelb, während die anderen sehr dunkle Farben haben, du wirst es sofort erkennen. Ich hoffe es klappt alles. Die Dunkelhaarige beruhigte sich langsam und trocknete ihr Gesicht mit ihrem Ärmel ab, als sie die CD an sich nahm und ins Labor eilte. Den, von ihr beschriebenen, Rollcontainer fand sie schnell und sah sich alle Fläschchen genau an. Rot, Dunkelblau, Violett, Dunkelgelb, Rosa, alle möglichen Farben zierten den kleinen Ständer und sie holte das Fläschchen mit der dunkelgelben Flüssigkeit hervor. „Huminsäure“ zierte das Etikett darauf, es klang „Humussäure“ ja ganz ähnlich, dachte sie und nahm eine Spritze, mit der sie etwas von der Säure aufzog und diese sich in den Arm spritzte. Ihr Herz schlug ungewöhnlich schnell, als sie die CD in den Computer einführte und sich mit den Elektroden verband, ehe sie sich auf die Trage legte. Sie hoffte sehr darauf, dass alles funktionierte und sie sich gleich wieder an alles erinnern könnte. Kaede schloss ihre Augen und wartete ungeduldig darauf, dass endlich etwas passierte, doch es geschah rein gar nichts. Sie lief wieder zum Computer und sah, dass auf dem Monitor sich nichts verändert hat, vielleicht tut sich etwas, wenn sie auf das kleine Icon mit dem Titel „Kaede“ klickt und öffnete damit das Programm zu ihrem Projekt. Nur kurze Zeit später fing die CD im Inneren des Computers an laut zu rattern und startete den Kopiervorgang in den Ordner ihrer Erinnerungen. Die Dunkelhaarige starrte erleichtert und gebannt auf den Monitor, als sie plötzlich zusammensackte und sich vor Schmerzen krümmte. Ihr Kopf schmerzte unerträglich und fühlte sich an, als würde er jeden Moment platzen, während die ganzen Erinnerungen wieder zurückkehrten. Jedes einzelne Bild, das sie vor ihrem inneren Auge wahrnahm, fühlte sich wie ein scharfes und spitzes Messer an, dass man ihr in den Kopf rammte und sie merkte, dass sie wohl bald das Bewusstsein verlieren würde. „N-Nii-san … hilf … mir.“, flehte sie kaum hörbar. Kaedes Sichtfeld verdunkelte sich Zunehmens, während sie versuchte zu der Notfallklingel auf dem Schreibtisch zu greifen. Ihre Hand war nur wenige Zentimeter davon entfernt, als plötzlich der Strom ausfiel und sie schließlich auch ohnmächtig wurde. „Was ist hier los?“, fragte Roufa und atmete erleichtert auf, als das Licht wieder anging und ein schlechtgelaunter Abteilungsleiter ihr entgegen kam. „Sämtliche Sicherungen sind durchgebrannt.“, schimpfte er und schnappte sich die Assistentin. „Hoffentlich sind keine Geräte beschädigt.“, murmelte er noch, während er das Haupt-Labor betrat und direkt zu seinem Arbeitsplatz gehen wollte, als er Kaede dort liegen sah. „Kaede? Kaede! Was ist los?“, fragte Bak aufgeregt und nahm sie in seine Arme. Sie hat sich mit dem Computer verbunden, aber was wollte sie damit, fragte er sich und wollte sie gerade in ihr Zimmer bringen, als die Assistentin ihn zurückhielt. „Sieh dir das an!“, erklärte sie und winkte ihn hektisch zu sich. Seufzend legte er die junge Frau auf die Trage und eilte zu Roufa, als er fragend auf den Monitor blickte. „D-Das ist doch der Ordner mit ihren Erinnerungen.“, sagte sie noch und blickte in Baks bleiches Gesicht. „Ja, aber vorhin war er noch leer. Wieso ist er jetzt voll mit Dateien? Abgesehen davon, dass er auch schreibgeschützt ist.“, murmelte er ungläubig und sah fragend zum Rechner, als sich sein Laufwerk öffnete. Darin befand sich eine zerstörte CD, einige der Stücke fielen noch zu Boden. „Verdammt nochmal, mein Rechner!“, kreischte er aufgeregt und versuchte sämtliche Scherben der CD aus dem Laufwerk zu entfernen. „Glaubst du Kaede-chan, hat es irgendwie geschafft?“, fragte die junge Frau und blickte bedrückt zu der bewusstlosen Dunkelhaarigen. „Ich sagte doch, dass der Ordner schreibgeschützt ist. Nichts und niemand hat Zugriff darauf, auch sie nicht!“, erklärte Bak ungläubig, schüttelte den PC vorsichtig noch ein letztes Mal und seufzte erleichtert, als die letzte fehlende Scherbe hinausfiel. „Ja, aber du hast doch die ganzen Daten auch gesehen.“, sagte sie noch und blickte erneut auf den Monitor. „Bestimmt ein Fehler wegen dem Stromausfall, hoffentlich trägt Kaede keine Schäden davon.“, erwiderte er, lief zu seiner Schwester hin und verband sie sicherheitshalber erneut mit dem Computer. Der Fehler wurde weiterhin angezeigt, würde er sich dann morgen darum kümmern, viel wichtiger war es für ihn zu wissen, ob es ihr gut ging und öffnete ihre Werte-Tabellen. Ihre Synchronisationsrate war wieder so extrem niedrig und er startete direkt das Regenerationsprogramm. Die Rate stieg zwar wieder, aber wesentlich langsamer, als sie das normalerweise tat. Seufzend goss Bak etwas Kaffee in seine Tasse und wandte sich nun seiner Assistentin zu. „Irgendetwas stimmt nicht, aber leg du dich erstmal hin. Ich bleibe hier.“, erklärte er und setzte sich an den Computer. „Ja, ist in Ordnung. Melde dich, wenn du meine Hilfe brauchst.“, sagte Roufa noch und verließ das Labor. Es ärgerte den Mann sehr, dass er den Fehler nicht wegbekommen konnte. Jedes Mal wenn er den Ordner mit ihren Erinnerungen aufrufen wollte, schloss er sich und ihr Programm direkt wieder und verfrachtete ihn auf den Desktop. „Was hast du nur gemacht, Kaede-chan.“, murmelte er und blickte besorgt zu ihr. Seufzend lief er in den Nebenraum und holte sämtliche Ordner ihres Projekts mit, die er neben seinem Schreibtisch auf den Boden legte und sie nacheinander durchging. Auch nach dem dritten Mal, fand er gar keine Einträge über eine verlangsamte Regenerationsrate und schmiss den Ordner wütend zu den anderen. Wer weiß, wann sie wieder aufwacht. Mehr als ihre Werte im Auge zu behalten, konnte Bak nicht tun und fühlte sich so furchtbar hilflos. „Bak?“, riss ihn eine bekannte Stimme aus dem Halbschlaf und ließ ihn aufschrecken. Besorgt blickte er auf den Bildschirm und sah, dass ihre Synchronisationsrate gerade mal um ein Prozent gestiegen ist und fluchte leise. „Was ist hier los?“, fragte die Person, stellte sich zu ihm und blickte fragend auf den großen Dokumentenstapel, auf den er beinahe eingeschlafen wäre. „Du bist es, Kanda-kun. Frag mich etwas einfacheres, ich weiß nicht was los ist.“, erwiderte der Blondschopf wütend. Der Dunkelhaarige nahm einen Stuhl, schob ihn zum Schreibtisch und setzte sich zu ihm. „Was ist mit ihr?“, fragte Kanda weiter, gestern Abend ging es ihr, gesundheitlich zumindest, doch noch gut, dachte er noch. „Ich weiß es nicht!“, brüllte er zurück und stützte sich schließlich den Kopf mit seinem Arm ab. Dieser dröhnte fürchterlich. „Entschuldige. Wir hatten gestern Nacht einen Stromausfall, Kaede-chan lag bewusstlos neben dem Computer und im Laufwerk befand sich eine zerstörte CD. Ihre Synchronisationsrate liegt zurzeit bei drei Prozent und steigt nur elendig langsam. Ich würde selbst gerne wissen, was los ist.“, erklärte er ruhiger und sah den jungen Mann vor sich entschuldigend an. Kanda stand auf und verließ das Labor, er hoffte, irgendetwas in ihrem Zimmer zu finden und eilte mit seinem schnell erhaltenen Fund zu dem Abteilungsleiter zurück. Als er ihm den Brief auf den Tisch legte und in sein erschrockenes Gesicht sah, setzte er sich währenddessen wieder hin. Bak lehnte sich kurz in den Stuhl zurück, schlug aber schließlich mit der Faust auf den Tisch und zerknüllte den Brief vor Wut in seiner Hand. „Ich kann es nicht glauben, ich kann es einfach nicht glauben. Sie hat sich einfach selbst ruiniert und glaubte tatsächlich, dass sie ein Backup von ihren Erinnerungen gemacht hat. Nichts und Niemand hat Zugriffsrechte darauf, an dem Ordner kann niemand etwas ändern oder löschen.“, schimpfte er. „Vielleicht hat sie es doch geschafft.“, erwiderte Kanda und hegte die Hoffnung, dass sie danach wieder die Alte wäre. „Nein! Ich weiß genau, wie die Dateien in dem Ordner aussahen und welche Namen sie trugen. Diese Dateien, die ich heute Nacht noch kurz gesehen habe, trugen ganz andere Dateinamen. Wir können nur beten, dass wenn sie wieder aufwacht, überhaupt noch-.“, fing der Blondschopf zornig an und unterbrach sich, als er wegen einer plötzlichen Übelkeit aus dem Labor lief. Nur kurze Zeit später kehrte er zurück und ließ sich wieder in den Stuhl fallen. „Aber wenn du sagst, dass niemand ihre Erinnerungen ändern oder löschen kann, wie konnte sie dann die seltsamen Dateien in den Ordner bringen?“, fragte Kanda verwirrt. „Weil dieser dumme Idiot, es wohl irgendwie doch geschafft hat den Schreibschutz zu umgehen. Vielleicht weil sie es selbst so sehr wollte. Kaede glaubt, dass auf dieser CD ihre Erinnerungen sind und will auch diese wieder zurückhaben. Normalerweise sollte sie auch schlafen, während sie mit dem Programm verbunden wird, damit eben nichts schief gehen kann. Ach, keine Ahnung. Hier macht doch sowieso jeder was er will.“, erklärte er und starrte wieder wütend auf den Monitor. Der junge General seufzte. „Mir wurden zwei Schüler zugeteilt, sag Kaede bitte bescheid, wenn sie in den nächsten Tagen aufwacht. Ich werde sie so bald wie möglich wieder besuchen kommen.“, sagte der Dunkelhaarige noch, stand auf und lief zu der jungen Frau auf der Trage. „Hm.“, erwiderte Bak nur kurz und blickte wieder zum Monitor. „Es wäre schön, wenn du bald aufwachen würdest. Dann kann ich dir die europäische Abteilung zeigen und dir Tiedoll und Marie vorstellen. Ich lasse dich nicht im Stich.“, flüsterte Kanda ihr lächelnd zu und drückte ihre Hand gegen seine Wange. Doch aus den Tagen wurden Wochen und aus den Wochen, Monate. Nach einem halben Jahr ist Kaede immer noch nicht aufgewacht. ------------------------------------------------------------------------------------------------ Noch mehr Drama. Ja, ich liebe Dramas xD Kapitel 16: Rückkehr -------------------- Da er von Bak nichts hörte, sah der Schwertkämpfer mindestens alle zwei bis drei Wochen, soweit ihm das wegen Missionen und seinen Schülern möglich war, im Labor nach. Mittlerweile war Kaede wieder in einer Glassäule, da sie irgendwie mit wichtigen Nährstoffen versorgt werden und gleichzeitig weiterhin mit dem Computer verbunden bleiben musste. Seit damals ist ihre Synchronisationsrate um wenige Prozent gestiegen und sie waren sich zumindest sicher, dass sie bei einer Rate von dreißig Prozent wieder aufwachen würde, weil sie das dann immer tat. Aber zurzeit befindet sich diese bei nicht einmal vierzehn Prozent. „Wenn sich die Rate weiterhin bei dieser Geschwindigkeit erhöht, wird sie wohl frühestens in einem halben Jahr aufwachen.“, erklärte Bak und seufzte laut, als der junge General wieder einmal vorbei kam. „Hauptsache sie wird wieder aufwachen.“, murmelte er und stellte sich vor die deckenhohe Glassäule. Kanda würde ihr auf jeden Fall alles zeigen und mit ihr auch nach Ägypten fahren, so wie sie das damals in ihrem Brief schrieb. Für zwei Wochen, könnte der Orden auch ohne sie auskommen und seine Schüler würde er so lange bei Tiedoll lassen. Das würde schon irgendwie klappen, dachte er noch und lächelte leicht. Es war ihm auch egal, wenn sie sich nicht mehr an ihn erinnern könnte. Er hat sie aus dem Labor befreit und vor zahlreichen Akuma beschützt, dann würde er sie wegen verlorenen Erinnerungen nicht alleine lassen. „Ich werde in den nächsten Tagen mit meinen Schülern auf eine längere Mission gehen. Bitte melde dich, wenn du etwas neues weißt.“, bat er noch und verließ die Abteilung schließlich. Diese Mission ging für viele Wochen und da sich Bak eben nicht meldete, weil es scheinbar keine Neuigkeiten gab, besuchte er das asiatische Labor einfach wieder. Für den jungen Mann war es derzeit genug, sie einfach zu sehen und zu wissen, dass es ihr soweit gut ging, erhielt aber eine Überraschung, als er die Einrichtung betrat. „Kaede!“, gab der junge Mann erleichtert von sich, als er die Dunkelhaarige dort stehen sah und lief direkt zu ihr. „Kanda-san. Entschuldige bitte meinen langen Ausfall, Bak-san macht mich gerade wieder fit und dann kann ich dich bei der nächsten Mission auch gleich unterstützen.“, erklärte sie und sah den General entschuldigend an. „Nein, ist schon in Ordnung.“, erwiderte Kanda mit einem leicht gequälten Lächeln, sie konnte sich also immer noch nicht erinnern. „Kanda-kun, möchte dir die europäische Abteilung zeigen und dir die ganzen Leute vorstellen.“, flüsterte der Blondschopf ihr lächelnd zu. „Wirklich? Das wäre richtig schön zu wissen, wo ich vorher gelebt habe und mit wem ich befreundet war.“, sagte sie und blickte fragend zu ihm. „Von mir aus können wir gleich los, mit der Arche dauert es ja nicht so lang.“, antwortete der Dunkelhaarige schmunzelnd und stellte sich zum Tor, welches gleich erscheinen wird. „Bis dann!“, verabschiedete sie sich noch von dem Abteilungsleiter und gesellte sich zu dem jungen Mann. Sie war richtig ungeduldig und konnte es kaum noch erwarten die anderen zu sehen. Kanda zeigte ihr die ganze Einrichtung und absolut jede Person, mit der sie irgendwann einmal etwas zutun hatte. Zum Schluss bat er Komui, der Zentrale von seinem Kurzurlaub zu berichten. Kaum hatte er eine Mission beendet, musste er direkt die nächste antreten und damit könnten sie einmal zwei Wochen ohne ihn auskommen. Es war ihm auch egal, wenn sie sich darüber aufregten und fuhr mit der Dunkelhaarigen zum englischen Hafen. „Wo fahren wir eigentlich hin?“, fragte Kaede, als sie gerade das Schiff betraten. „Zu einem Ort, an dem wir eine Mission hatten und der dir sehr gefallen hat. In einem Brief meintest du, dass du irgendwann gerne wieder dorthin wolltest. Aber eher um Urlaub zu machen, als zu arbeiten.“, erklärte er und lächelte leicht. „Aber werden wir denn keinen Ärger bekommen, wenn wir uns einfach, für keine Ahnung wie lange, vom Dienst abmelden?“, fragte die junge Frau zurück und sah ihn verwundert an. „Dann werden sie eben verärgert sein. Wenn du dich schon nicht mehr an den Ort erinnern kannst, werden wir dort einfach neue Erinnerungen schaffen und eine schöne freie Zeit haben.“, erwiderte Kanda und verschwand gleich in sein Zimmer. Trotz allem, konnte er seine Angst vor dem Wasser nicht ablegen. „Kanda-san, was ist denn los? Draußen ist es richtig schön, du willst doch hoffentlich nicht die gesamte Fahrt hier drinnen bleiben?“, rief sie durch seine Tür. Der junge General öffnete die Tür zu seiner Kabine und sah sie etwas grummelnd an. „Ich kann nicht schwimmen.“, murmelte er. „Das macht nichts. Ich kann umso besser schwimmen und ich rette dich selbstverständlich, wenn du ins Wasser fallen solltest.“, erklärte sie und zog ihn direkt wieder aufs Deck. „Sieh dir doch mal diesen schönen Sonnenuntergang an.“, sagte Kaede noch und lehnte sich an das Stahlgeländer. „Du wolltest doch mit mir neue Erinnerungen schaffen, dann bleib auch hier.“, fügte sie noch leise hinzu, zog ihn zu sich und hakte sich unter seinem Arm ein. Sie konnte nicht anders, als in seiner Nähe zu bleiben und errötete leicht, als sie sich etwas an ihn schmiegte. Die Fahrt dauerte etwa eine Woche und sie legten schließlich direkt in Port Fuad an, das Städtchen, in dem sie damals einen schönen Nachmittag verbrachten. Kanda suchte nach einer Unterkunft, damit sie ihr Gepäck dort lassen konnten und führte die junge Frau zu dem langen Strand. Kaede war hin und weg von dem schönen Strand und schnürte sich direkt die Stiefel auf. „Bei dem tollen Anblick kann man gar nicht anders, als ins Wasser zu laufen.“, erklärte sie lachend, zog den Rest ihrer Kleidung, bis auf die Unterwäsche, aus und eilte ins Wasser. Lächelnd setzte sich der Dunkelhaarige nur in den warmen Sand und beobachtete sie, wie sie glücklich umher schwamm. „Komm auch rein, Kanda-san!“, rief sie ihm zu. „Ich sagte doch, dass ich nicht schwimmen kann!“, rief er, legte sich nur zurück und schloss seine dunkelbraunen Augen. Er lächelte zufrieden, so eine Auszeit von den ganzen Missionen tat richtig gut, dachte er noch und schreckte direkt danach auf, als ihm eine kühle Flüssigkeit ins Gesicht gespritzt wurde. Kaede lachte heiter, als sie in sein nasses Gesicht blickte und zog an seinem Arm. „Das lasse ich als Ausrede nicht gelten, dann bringe ich es dir eben bei!“, erklärte sie. Der junge Mann knurrte und sah sie verärgert an. „Wenn du ins Wasser kommst, dann verrate ich dir auch ein Geheimnis.“, sagte sie noch und grinste ihn breit an. Kanda sah sie verwundert an, sie hatte nie irgendwelche Geheimnisse vor ihm, wie denn auch, wenn sie all die Jahre immer zusammen unterwegs waren, dachte er und legte schließlich seine Sachen ab. „Wirklich interessant, mit was für Sachen man dich zu etwas zwingen kann, Yuu.“, murmelte sie kaum hörbar und eilte ins Wasser zurück. Er schreckte auf. „Was hast du gesagt? Ich hab dich nicht verstanden, Kaede!“, rief er ihr nach. Er hatte sich bestimmt nur verhört, dachte er und betrat das angenehm kühle Meer. „Ich würde es ja wiederholen, aber dafür müsstest du schon tiefer ins Wasser kommen! Dauerhaft brüllen ist nicht gut für die Stimme!“, rief sie ihm zu. „Was hast du vorhin gesagt?“, fragte er wieder, als er wegen der Tiefe wieder nicht weiterkam und bis zum Hals im Wasser stand. „Noch ein Stück.“, bat Kaede grinsend. „Auf gar keinen Fall, diese Tiefe reicht!“, schimpfte er leicht und sah sie grummelnd an. Die junge Frau gab sich geschlagen, sie könnte ihn nicht zu allem zwingen und schwamm daher näher zu ihm. Sie legte ihre Arme um ihn, schlang ihre Beine um seine Hüfte und grinste ihn frech an. Diese Initiative kannte er gar nicht von ihr und war so sehr überfordert, dass er sich doch die alte Kaede zurückwünschte. „Kaede, ich glaube du hast da etwas falsch-.“, fing er verwirrt an. „Falsch Verstanden? Nein, ich glaube nicht. Oder erklär du mir doch, was man an ‚Trag es, wenn du mir wieder vertrauen kannst‘ falsch verstehen kann?“, fragte sie und lächelte den Dunkelhaarigen an. Kanda sah sie überrascht an und blickte in ihre graublauen Augen. „M-Moment, dann hast du mich vorhin wirklich ‚Yuu‘ genannt und du kannst dich wieder an alles erinnern?“, fragte er ungläubig und konnte seinen Blick von ihren Augen nicht mehr abwenden. „So sieht es wohl aus.“, erwiderte Kaede lachend und näherte sich seinem Gesicht, als sie von ihm zurückgedrückt wurde. „Seit wann kannst du dich wieder erinnern?“, fragte der Exorzist nun etwas verärgert. „Seitdem ich wieder wach bin, tut mir ja leid. Aber ich wollte dich eben auch überraschen, nachdem mir Bak alles erzählt hat.“, erklärte sie und sah den jungen Mann unschuldig an. „Idiot.“, schimpfte er und blickte grummelnd zurück. „Ich konnte einfach nicht glauben, dass du ernsthaft abhauen würdest, ohne das Okay von der Zentrale zu bekommen. Stell dir vor, wenn die Noah wieder auftauchen und jede Menge Akuma und wir sind dann nicht dort, um unsere Kameraden zu unterstützen.“. „Da siehst du mal, wie wichtig du mir bist. Und für den absoluten Notfall, wie von dir beschrieben, habe ich Komui auch gesagt, dass er sich melden und uns ein Tor öffnen soll.“. Die Schwarzhaarige lächelte über seine Worte, es war ihm wirklich ernst, dachte sie noch und umarmte ihn einfach. „Dann machen wir uns also einen schönen Nachmittag im Meer und gehen danach schick essen?“, fragte sie schließlich und drückte sich leicht von ihm, um in sein Gesicht sehen zu können. Ihre Hand strich zärtlich über seine Wange und sie lächelte ihn an. „Ich kann mir etwas Schöneres vorstellen, womit wir den Nachmittag verbringen können.“, erwiderte er mit verführerischer Stimme und entlockte ihr ein Kichern, als er ihren Hals mit Küssen bedeckte. „Etwas Schöneres also? Was denn?“, fragte sie weiter und konnte nicht aufhören zu lachen, da seine Küsse sie so sehr kitzelten. Ehe sie sich versah, lagen seine Lippen schon auf ihre und lächelte in seinen zärtlichen Kuss hinein, während er sich, mitsamt seinem Anhängsel, aus dem Wasser bewegte. „Ich habe meine Kaede wieder, das müssen wir dann auch dementsprechend feiern und am besten alleine in unserem Zimmer.“, erklärte Kanda, als er sie wieder auf dem Boden absetzte und seine Kleidung wieder anzog. Die Dunkelhaarige lachte auf und zog sich ebenfalls ihre Sachen über. Hand in Hand liefen sie schließlich zu ihrem Hotel, gleichzeitig machte sich der junge Mann Gedanken über das Bevorstehende. Daisya hatte mal mit ihm darüber geredet, als sie jünger waren und versuchte sich daran zu erinnern. „Sag mal Kanda, hast du eigentlich schon mal? Also ich meine mit einer Frau, wenn du verstehst.“, fragte der Jugendliche und grinste sein Teammitglied verschmitzt an. Der Schwertkämpfer sah ihn argwöhnisch an, wie kam er plötzlich darauf, fragte er sich. „Hey, du bist doch unser Schönling. Also bist du bestimmt keine Jungfrau mehr, oder? Oder?“, hakte er nach und lachte pervers. „Du bist ein Idiot. Was soll ich mit so etwas Unsinnigem.“, erwiderte er genervt. „Unsinnig? Komm schon, Kanda. Wenn so ein richtig heißer Feger vor dir stehen würde, würdest du der doch bestimmt nicht wiederstehen können.“, sagte Daisya noch und sabberte sogar leicht. „Tche.“, gab er nur entnervt von sich, dieser Dummkopf soll ihn nicht damit belästigen, dachte er noch und blickte zu Tiedoll und Kaede. „Junge, geht’s noch abturnender?“, hörte er ihn immer noch reden und blickte allmählich verärgert zu ihm. „Vergleich doch mal die Lady dort mit Kaede. An dem Schaf ist doch nichts dran, sie ist flach wie ein Brett.“, erklärte der Exorzist und sah einer jungen Frau mit schulterlangen rotbraunen Haaren nach. „Wie kommst du jetzt auf Kaede?“, fragte Kanda diesmal verwirrt. Daisya hat heute irgendwie wohl den Verstand verloren, oder obwohl, eigentlich war er immer etwas seltsam drauf, dachte er. „Weil du direkt zu ihr hinüber geglotzt hast. Sie ist die jüngste von uns, mit ihren dreizehn Jährchen ist sie immer noch Tiedolls kleines Prinzesschen, der Alte wird dich umlegen. Du brauchst ne richtige Frau.“, erklärte er. Er mochte Kaede ja auch und er wusste, wie sehr sie in den Jungen neben ihm verliebt war, denn er war weder blind, noch so blöd wie alle immer behaupteten. Aber wenn er ihm nur annähernd etwas sagen würde, würde sie ihm wohl den Kopf abreißen. „Und du brauchst einen Verband um den Mund, weil du immer noch nur Blödsinn von dir gibst.“, erwiderte Kanda ächzend und wollte gerade gehen, weil er ihm fürchterlich auf die Nerven ging. „Kanda, warte. Du bist doch mein Freund und ich zeig dir mal ein paar Tricks, mit denen du die Ladys um den Finger wickeln kannst. Außerdem hast du keinen Plan von dem Eigentlichen, was tust du dann, wenn es soweit ist? Damit du dich nicht blamierst, erklär ich dir mal alles genau.“, sagte Daisya noch und zog den Jugendlichen so mit sich, dass er nicht einmal die Chance dazu hatte zu fliehen. Kandas Gesicht glich bereits einer Tomate, im Nachhinein war er ihm doch etwas dankbar und schloss das Zimmer nervös auf. Wenn er sich schon so fühlte, wie ging es wohl ihr, fragte er sich und blickte zu der jungen Frau an seiner Seite, die seine Hand nur noch fester drückte. „Kaede, wenn du nicht willst, dann ist das-.“, fing er an und unterbrach sich vor Überraschung, als sie sich an ihn drückte. „Nein, ich würde gerne mit dir-.“. erwiderte sie und wurde mit jedem Wort leiser, da sie ihr Gesicht immer mehr in sein Hemd vergrub und er den Rest gar nicht mehr verstand. Wenn es überhaupt einen Rest gab, dachte er noch und lächelte leicht. „Du sagst aber sofort etwas, wenn du Schmerzen hast.“, erklärte Kanda und drückte sie etwas von sich. Er erkannte den Rotschimmer auf ihren Wangen und sah ihr zaghaftes Nicken, als er sie auf das Bett zurückdrückte und über sie kletterte. Er erkannte, dass es ihr also genauso erging wie ihm und beugte sich zu ihr hinunter, um sie zärtlich zu küssen und ihr zumindest die Angst, so gut es geht, zu nehmen. Nachdem der Dunkelhaarige sein Oberteil auszog, blickte er anschließend in ihr erschrockenes Gesicht und sah sie fragend an. „Yuu! Es sieht noch schlimmer aus, als ich es das letztes Mal gesehen habe.“, sagte sie aufgeregt und fuhr mit ihren Fingern über die mittlerweile breiten schwarzen Flächen auf seiner Brust, die von der Tätowierung ausgingen und sah den jungen Mann entsetzt an. „Mach dir deswegen keine Sorgen, es ist alles in Ordnung.“, erwiderte er und nahm ihre Hand in seine, ehe er sie wieder ins Bett zurückdrückte. Kanda wollte sie gerade wieder küssen, als sie ihn zurück drückte und immer noch angsterfüllt ansah. „Versprich mir, dass du diese Technik nicht mehr einsetzt.“, bat Kaede mit zittriger Stimme. „Das kann ich dir nicht versprechen. Wir wissen nicht, gegen wen oder was wir noch kämpfen müssen und gegebenenfalls werde ich es noch einige Male einsetzen müssen.“, sagte er direkt. „A-Aber Zhu Mei-san sagte im Kampf gegen Alma, dass du sterben würdest, wenn du weiterhin diese Technik einsetzt.“. Die Exorzistin konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten, schon sehr lange, hatte sie einfach eine schreckliche Angst ihn eines Tages zu verlieren. „Ich lasse dich nicht alleine. Du weißt genau, dass du dich auf mich verlassen kannst. Wir sind immerhin ein unschlagbares Team und so schnell werde ich nicht sterben.“, antwortete er, strich ihr die Tränen aus den Augenwinkeln und entlockte ihr ein leises Lachen. Kaede zog ihn zu sich hinunter und küsste ihn. Er hatte Recht, er hatte immer Recht, dachte sie noch und lächelte leicht. Sie war wie weiches Wachs in seinen Händen und verfiel ihm immer mehr, je länger sie einander berührten und sich küssten. Schließlich schliefen sie miteinander. Es war ein seltsames und schönes Gefühl zugleich und er hoffte sehr, dass es ihr genauso erging und sie damit auch glücklich machen konnte. Erschöpft ließ der Blauhaarige sich neben sie fallen und nahm sie in seine Arme, als er die Decke über sich und die junge Frau zog. „Ist alles in Ordnung? Tut es noch irgendwo weh?“, fragte Kanda direkt, merkte aber nur, wie sie sich enger an ihn schmiegte. „Es tut gar nichts mehr weh, das war dann doch richtig schön.“, murmelte sie mit einem zufriedenen Lächeln und kuschelte sich an seine Brust. Er seufzte erleichtert und drückte sie enger an sich. „Yuu?“, rief sie leise nach ihm. „Hm?“, erwiderte der Exorzist knapp. „Ich liebe dich.“, flüsterte Kaede schließlich. Ihre einfachen Worte entlockte dem jungen Mann ein richtiges Lächeln und er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Endlich konnte er diese von ihr hören, während sie auch direkt bei ihm war, dachte er. Wenn er damals vielleicht direkter gewesen wäre, als er ihr die Kette geschenkt hatte, hätte er sie wohl schon viel, viel früher in seinen Armen halten können. Fünf Jahre später ist das Erscheinen von Akuma immer seltener geworden, was auch mit dem Sieg über den Earl und den Noah im Zusammenhang stand. Die letzten Dämonen wurden von Exorzisten aus aller Welt vernichtet, ehe sie endlich nachhause zurückkehren und ihr Leben in einer nun ruhigen Welt weiterführen konnten. Nach seiner zwei Monate langen Mission, kehrte Kanda in die asiatische Abteilung zurück, in der er sich damals versetzen ließ und hob einen kleinen Jungen auf seine Arme, der auf ihn zugerannt kam. „Da bist du ja wieder, Papa!“, gab das Kind überglücklich von sich und umarmte den Schwertkämpfer. Liebevoll strich er ihm über den Kopf, als ihm Kaede entgegen kam und ihn anlächelte. „Willkommen zurück.“, sagte sie und erhielt einen zärtlichen Kuss von ihrem Mann. „Der Albtraum ist jetzt endlich vorbei.“, erwiderte Kanda und strich ihr über die Wange. „Wo ist eigentlich-?“. Er wusste, dass die ehemalige Exorzistin, während seiner Abwesenheit, ihr zweites Kind auf die Welt brachte und sah sich in dem Raum um. Lächelnd nahm sie seine Hand und führte ihn zu dem neu eingerichteten Kinderzimmer. Bak stand gerade vor dem Kinderbett und blickte entschuldigend zu der kleinen Familie. „Sie ist einfach so süß, ich kann mich nicht mehr von ihr los reißen.“, erklärte er und lachte, machte aber Platz, als der Schwertkämpfer sich zu dem Bett stellte. Er hatte jetzt also auch noch eine Tochter, dachte er und nahm den Säugling in seine Arme. Ihre braunen Augen sahen ihn neugierig an, der junge Mann konnte nicht anders, als ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Mh, wie gemein. Wieso bekommt Yuka alle Küsschen?“, moserte Kai und sah seinen Vater schmollend an. Mit einem Schmunzeln legte er das Baby wieder in das Kinderbett und zog den Blauhaarigen zu sich. „Du bekommst so viele Küsschen, wie du willst.“, erwiderte Kanda und bedeckte die Wangen seines Kindes mit Küssen. Sein Lachen war wie Musik in seinen Ohren. Das war ein Augenblick, wofür sich das ganze kämpfen gelohnt hat. Endlich konnten sie in Frieden leben. ------------------------------------------------------------------------------------------------ Uh, ja ... xD Das war's! Ich hoffe, dass euch das Ende so gefällt und ich danke allen Lesern (auch meinen Schwarzlesern *haha*) dass sie so lange durchgehalten haben x) Bitte rührt euch, wenn euch etwas nicht gut gefallen hat - ich will mich wirklich verbessern. Wie fandet ihr meinen OC Kaede, war ihre Geschichte plausibel erklärt? Waren die Original Charakter so wie sie ihm Manga/Anime waren? Bzw. haben sie inCharakter auf gewisse Situationen reagiert? (Ich hoffe es ja, aber auf euch kommt es wohl ganz anders rüber, als ich es mir denke) Wenn ihr meinen OC (begründet) scheiße fandet, könnt ihr das auch sagen - auch per ENS, wenn ihr nicht kommentieren wollt xD Ich bitte um wirklich ehrliche Meinung, egal wie knallhart sie auch sein mag. Man sieht sich (hoffentlich) in der nächsten Geschichte :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)