Dodekaeder von -Kiara (Der Zwölfte Doctor) ================================================================================ Kapitel 2: Erfrischung ---------------------- Kiara schüttelte perplex die Hand, die der Doctor ihr zur vernünftigen Begrüßung anbot. Ihr Gesichtsausdruck, während sie ihn anstarrte, wechselte von ungläubig zu hocherfreut. Seine Hand war warm und überraschenderweise hatte er sehr weiche Haut. „Kiara Threepwood“, antwortete sie, als sie sich gefangen hatte. „Es ist eine Freude dich kennen zu lernen.“ Er drückte beherzt zu und hörte einfach nicht auf sie freundlich anzulächeln. Sie konnte es immer noch nicht ganz begreifen. Es war tatsächlich der Doctor der vor ihr stand. Sie hatte so vieles über ihn gehört, Erzählungen und Gerüchte über ihn im Internet gelesen und sich Amateuraufnahmen verpixelter Handykameras angesehen. Mehr als hoffen, dass er wirklich existierte konnte sie nicht. Und nun war er da, der Doctor, und schüttelte immer noch ihre Hand. Und wie absolut lächerlich er aussah! Die Hose, welche er trug war viel zu kurz für seine langen Beine, der Mantel zu weit für seinen schmalen Körperbau und das Hemd saß zu locker. Zudem war die Fliege um seinen Hals völlig verdreht und das blond gelockte Haar stand in alle Richtungen ab. „Herrje, du stehst hier ja nur im Schlafanzug. Hier, nimm das.“ Der Doctor schlüpfte aus dem Purpur-farbenen Mantel und drapierte ihn über ihren Schultern. Der Saum berührte beinahe den Boden aber bedeckte größtenteils ihren Schlafanzug, auf welchem ein Keks abgebildet war, der in ein Milchglas sprang. „Aber es ist so warm“, protestierte Kiara. Doch der Doctor insistierte. „Bitte, behalte ihn“ Seine tiefe, beruhigende Stimme schwemmte jeglichen Widerspruch hinfort. „Okay...“ Der Doctor atmete die klare Nachtluft tief ein. „Also, wohnst du hier in der Gegend?“, fragte er. Kiara nickte. „Ja, einfach die Straße runter, da an der Ecke...“ Sie warf einen skeptischen Blick auf die schwarze Lache auf der Fahrbahn. „Was ist das eigentlich?“ „Das erkläre ich später. Wie wäre es, wenn wir es uns erst einmal wo gemütlich machen?“ Mit kühlen Erfrischungsgetränken zwischen den Händen, nahmen der Doctor und Kiara bei ihr Zuhause im Wohnzimmer auf dem Sofa platz. Während Kiara in der Küche beschäftigt war, hatte der Doctor sich im großen Flurspiegel ausgiebig begutachtet. Sein Hauptaugenmerk war dabei auf seinen Zähnen und Locken gefallen. Die Wanduhr tickte leise vor sich hin, während beide dasaßen und sich anschwiegen. Keiner wusste so recht, wie er die Konversation nun beginnen sollte. Schließlich versuchte Kiara das Eis zu brechen. „Sie waren da, bei der Eröffnungszeremonie der olympischen Spiele vor ein paar Wochen, nicht wahr?“ Der Doctor nickte. „Ebenso wie die Daleks.“ „Ich hab' gar keine Daleks gesehen?“ Nicht, dass wie wusste, wie Daleks überhaupt aussahen... „Gern geschehen.“ Sie nippten an ihren Eistees. Der Doctor schien konzentriert über etwas nachzudenken, seine Stirn lag in Falten. „Also, was ist das Ding da draußen denn nun?“, fragte Kiara erneut. „Nun, es hat meinen Sonic Screwdriver verspeist, bevor ich einen genauen Scan durchführen konnte, aber ich schätze, dass es sich dabei um eine Unterspezies der Slakva handelt. Sie sind eine Art unförmige Lebewesen. In unserem Fall hat sich wohl eins als Straßenbelag ausgegeben um sich von dem zu ernähren, was ihr zu nahe kommt“, erklärte der Doctor. Er entledigte sich seiner traurig herunter hängenden Fliege und stopfte sie in eine Hosentasche. „Slakva?“, wiederholte Kiara, welche absolut keine Ahnung von Aliens hatte. „Wie werden Sie es los?“ Der Doctor überlegte kurz und zuckte dann mit den Schultern. „Ich dachte daran, einfach nett zu fragen.“ Der Doctor und Kiara leerten ihre Gläser und begaben sich zurück zum Schauplatz. Bevor sie zurückkehrten hatte Kiara die Gelegenheit genutzt in etwas praktischere Kleidung zu schlüpfen und den Mantel vom Doctor Zuhause gelassen. Er brauchte sie wohl eh nicht mehr. Vor Ort hatte sich nichts verändert. Die Baustelle war immer noch ruhig und viel zu sauber. Das Slakva-Alien hatte all den Dreck und Müll verschlungen. Sogar vom Winde verwehte Blätter waren ihr zum Opfer gefallen. Jedoch waren die übrig gebliebenen alten Rohrteile und Gleise nicht angerührt worden. Auch die Dampfwalze stand friedlich am Rand. „Wunderschönen guten Abend, ich bin übrigens der Doctor. Hat die Mahlzeit gemundet?“, begrüßte der Doctor das Alien. Es antwortete ihm jedoch nicht, sondern fläzte nur etwas herum. Als unförmige Masse hatte es auch gewiss keinen Mund zum Sprechen, dachte Kiara. „Sie können sagen was Sie wollen, aber als schalldämpfender Asphalt leistet es gute Arbeit“, bemerkte Kiara. „Ich hab' diese Straße noch nie so ruhig erlebt.“ „Bitte sei so lieb und nenne ihn nicht 'es', das verletzt seine Gefühle. Sein Name ist Smola. Und vermutlich war diese Straße auch noch nie so leer, wenn man bedenkt, dass hier Männer ihrer Arbeit nachgehen sollten“, warf der Doctor ein. Kiara schüttelte den Kopf. „Das ist eigentlich gar nicht so selten...“ „Ja, aber warum? Überall im Lande findet man verwaiste Straßenbaustellen, warum werden sie vernachlässigt?“, hakte der Doctor nach. Lange Zeit dachte Kiara, dass es die Schuld der Baufirmen war, die sich haufenweise Aufträge an Land zogen und sie dann langsam, nacheinander abarbeiteten und einfach nicht genügend Arbeiter angestellt waren. Doch in Hinsicht, auf was sich in diesem Moment vor ihr erstreckte, wirkte die Sachlage doch ganz anders. Die junge Frau schluckte und sah den Doctor eindringlich an. „Meinen Sie, dass es von denen noch mehr hier gibt?“ „Entweder das, oder jemand sollte mal das System überarbeiten.“ „Ich bin ehrlich gesagt, für das Letztere.“ Der Doctor und Kiara waren so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass sie nicht bemerkten, dass Smola langsam eigene schleimige, tentakel-ähnliche Extremitäten formte und sie nach ihnen ausstreckte. „Wahrscheinlich hat er bereits ein gigantisches Loch in den Boden gefressen“, überlegte der Doctor laut. „Als würde er seinen Bauch hängen lassen. Natürlich wäre nach oben hin mehr Platz, aber dann würde die Tarnung auffliegen. Ich frage mich, wie er wohl hier her gekommen ist.“ Kiara fühlte etwas dickflüssiges über ihre Schuhe schwappen. Ohne den Blick zu senken, versuchte sie instinktiv einen Schritt zurück zu treten, doch ihr Fuß war wie angewachsen. „Ähm, Doctor...?“, setzte sie vorsichtig an und versuchte aus ihrem Schuh zu schlüpfen. Doch der Angesprochene war viel zu beschäftigt mit seinen Überlegungen und fuhr sich nachdenklich durch die Haare. „Viel wichtiger ist wohl die Frage, was passiert, wenn er von hier verschwunden ist. Da wird jemand einiges zu tun haben. Ich bin mir nicht sicher, ob die Wasserleitungen danach noch intakt sein werden...“ Ein fester Griff schlang sich um Kiaras Knöchel und drohte ihr die Blutzufuhr abzuklemmen. „Doctor?!“ Er wandte sich aufmerksam zu ihr und sah sie fragend an. „Was ist los, Liebes?“ Kiara deutete auf die schwarze Masse, welche sich wie eine Schelle um ihr Gelenk geschlungen hatte. „Ich glaube, er versucht mich gerade aufzuessen-!“ Bevor sie den Satz vollenden konnte, wurde ihr mit voller Wucht der Fuß weggezogen und sie fiel in die klebrige Lache. Der Doctor versuchte nach ihr zu greifen um sie herauszuziehen, doch eine weitere Extremität schlug ihn zurück. Für ein formloses Lebewesen konnte es erstaunlich solide werden, musste der Doctor eingestehen. Smola kroch an Kiaras Beinen hoch und bedeckte sie mehr und mehr mit seiner zähflüssigen Masse. Sie schrie und strampelte und versuchte sich frei zu kämpfen, doch die Griffe um ihre Fußgelenke festigten sich nur immer mehr. Die Slakva-Kreatur hatte alles in ihrer Umgebung verschlungen und trotzdem immer noch Appetit auf mehr. „Ganz ruhig, bloß keine Panik! Ich werde dich da herausholen!“ Planlos eilte der Doctor die Baustelle auf und ab, bis ihm die Dampfwalze ins Auge fiel. Mit großen Schritten erreichte er sie im Nu und schwang sich auf den Fahrersitz. Er besah sich die Hebel und Knöpfe und blickte etwas hilflos drein. „Okay. Ich habe weder den Schlüssel in meinem Besitz, noch meinen Sonic Screwdriver um dieses Ding anzuschmeißen. Himmel, was soll jetzt tun - es anschubsen?!“ Er vermochte zwar die TARDIS ohne technische Hilfsmittel steuern können, auch reparieren und Kabel neu anschließen stellte nach über neunhundert Jahren kaum noch ein Problem dar – allerdings war dieses Fahrzeug viel zu einfach gestrickt, als dass er wüsste, wie man es richtig kurzschließt. Wenn dies überhaupt bei einer Dampfwalze möglich war. Das alles stellte sich als eine völlig neue Erfahrung heraus. Dieser Gedanke ließ ihn leicht schmunzeln. Schnell wandte er sich jedoch wieder dem eigentlichen Problem zu. Der Doctor stieg mit einem Fuß aus dem Fahrzeug und sah hinüber zu Kiara, welche inzwischen halb in der schwarzen, triefenden Alienmasse versunken war. „Kiara! Kiara, kannst du meinen Sonic Screwdriver da drinnen irgendwo ausfindig machen? Er müsste da irgendwo sein!“, rief der Doctor ihr zu. Die Angesprochene dachte, sie hörte nicht richtig. „Sie wollen, dass ich- was?!“ Eine Blase stieg auf und zerplatzte neben ihrer Hüfte. „Oh Gott, das ist so ekelig...“ „Tut mir Leid, aber es ist vermutlich der schnellste Weg um dich da herauszuholen.“ „Okay, okay! Ich mach' ja schon...“ Kiara hatte insofern Glück gehabt, dass sie aufrecht in der Lache stand und somit zumindest noch einen frei beweglichen Oberkörper hatte. Es kostete sie einiges an Überwindung, um ihre Hand in den schwarzen Schleim zu stecken und blind darin zu tasten. Sie hatte keine Ahnung, auf was ihre Finger alles stieß. Eine Sache fühlte sich ähnlich an wie eine Plastik Tüte, eine andere hätte die Klingel eines Fahrrads sein können. „Nach was fühlt sich ein Sonic Screwdriver eigentlich an?“, fragte sie und griff vorbei an einer Cola Flasche. „Wenn du etwas findest, was gut in der Hand liegt – das müsste er sein!“ Es kamen ihr einige Dinge in den Kopf, welche gut in eine Handfläche passten, doch ein Schraubenzieher besetzte da eher die hinteren Positionen. Innerlich verfluchte sie sich dafür, dass ihr in einer solchen Situation völlig unpassende Sachen einfielen. Aber vielleicht halfen ihr diese absurden Gedanken, nicht in Panik auszubrechen und dafür war sie dann doch dankbar. Kiaras Finger umschlossen etwas langes, hartes. Es fühlte sich nach Leder und Metallteilen an. „Ich glaub', ich hab's!“, rief sie dem Doctor zu. „Großartig! Wirf ihn zu mir herüber, bitte!“ „Da gibt es nur ein Problem... Jetzt steckt mein Arm fest!“ Kiara zog und zerrte verzweifelt am Schraubenzieher und ihrem Arm, aber nichts von beidem wollte sich auch nur einen Zentimeter rühren. Das einzige, was sie tun konnte, war tiefer in das Alien hinein zu greifen. Sie sah allerdings nicht, wie ihr das helfen würde. „An der Seite ist ein Knopf, drück ihn!“, riet ihr der Doctor. Sie drehte den Schraubenzieher, welcher sich wie kein anderer seiner Art anfühlte, und fühlte auf seiner Oberfläche nach besagtem Knopf um ihn, wie ihr geheißen, zu drücken. Irgendwo in Smola ertönte ein gedämpftes, schrilles Geräusch. Es rumorte unter ihr und das Monster spuckte ihren Arm, inklusive dem Sonic Screwdriver. Sie warf nur einen kurzen Blick darauf, ehe sie das merkwürdige Gerät zum Doctor warf, welcher es elegant auffing und es ohne Umschweife dafür nutzte, um die Dampfwalze anzuschmeißen. Die Scheinwerfer gingen an und der Motor knatterte laut. Der Doctor legte den Gang ein und richtete das Lenkrad. „Also gut. Ich gebe dir diese eine Chance: Lass sie gehen und verschwinde.“ Smola grummelte missmutig und zog das Mädchen trotzig weiter in sich hinein, bis nur noch ihr Kopf und ihre ausgestreckten Arme zu sehen waren. „Doctor!!“, schrie sie und bekam langsam wirklich Muffensausen. Schwimmen und Tauchen fand sie schon nicht sehr angenehm, da sie ständig Angst hatte zu ersticken. Eine dickflüssigere Variante dessen machte sie nicht weniger panisch. „Also gut. Es tut mir Leid, dass ich das tun muss.“ Der Doctor setzte sich zurück auf den Sitz der Schaltkabine und setzte das gelbe Gefährt langsam in Bewegung. Während er das Gaspedal runter drückte, betätigte er scheinbar willkürlich die Knöpfe und Hebel. Ob durch pures Glück oder Können – der Doctor schaffte es, die Maschine zu überzeugen heiß zu laufen. Die Walze tat ihre Arbeit und brachte da Alien langsam in Bedrängnis. Es war viel zu langsam und träge, um dem Tonnen schweren Rad, welches Zentimeter für Zentimeter über seine Gestalt rollte, zu entkommen. Mit einem Mark gefrierenden Schrei versuchte es noch einmal sich in Sicherheit zu bringen, seinen Körper unter dem Gewicht hervorzuziehen, ehe es kraftlos zusammensank. Der Klammergriff um Kiara ließ allmählich nach, sodass es ihr möglich war, sich freizustrampeln. Mittlerweile war es einem Bad in warmen Pudding ähnlich. Nicht gerade eine Tätigkeit, die auf ihrer To-Do Liste stand. Elegant sprang der Doctor aus dem gelben Monstrum und half dem verklebten Mädchen zurück auf festen Boden. „Ist es tot?“, fragte Kiara keuchend. Der Doctor schüttelt den Kopf. „Nur gelähmt, fürchte ich“, erklärte er. „Die größte Schwäche eines Slakvas ist die Hitze. Ihr Toleranzbereich hält sich in Grenzen und unser guter Smola hier war noch sehr angeschlagen von der Sommersonne, die ihn erwärmte. Sonst hätte er dich gewiss innerhalb von zwei Sekunden verschlungen.“ Kiara atmete tief durch. „Beruhigend.“ Sie warfen erneut einen Blick hinab auf Smola, welcher bösartig blubberte. „Hat er noch andere Schwachstellen?“, fragte Kiara. Der Doctor fuchtelte mit seinen Sonic Screwdriver in Richtung des bewegungslosen Smola und scannte ihn. Dann ließ er die Gerätschaft aufschnappen und betrachtete sie mit festem Blick, als würde er daraus Informationen lesen können. „Wasser“, erwiderte der Doctor. „Wasser? Wirklich? Das ist alles?“ „Ja, sobald er unter Wasser getaucht wird, schrumpft er zurück in seine normale Größe, welche sehr, sehr klein ist, glücklicherweise. Nicht so glücklich ist die Tatsache, dass es gerade nicht sonderlich nach Regen aussieht“, bemerkte der Doctor. „Nein, und so soll es wohl bis Ende der Woche bleiben.“ Kiara seufzte. Wie sollte man so schnell an so viel Wasser kommen, um dieses gigantische Loch zu füllen und die halbe Straße gleich mit zu fluten? Wo blieb der Platzregen, wenn man gerade einen brauchte? Sie konnten doch nicht Eimer von ihrer Wohnung bis zur Kreuzung schleppen, das würde sie mehr als die ganze Nacht beanspruchen. Wenn sie vielleicht die Anwohner dazu bewegen könnten, ihre Spülen voll laufen zu lassen... „Moment, was sagten Sie über die Wasserleitungen?“, fragte Kiara, als ihr ein Gedanke in den Kopf sprang. „Ich sagte, dass Smola vermutlich ein großes Loch in den Boden gefressen hat und somit die Rohre beschädigt haben könnte- aha!“ „Also, was ist der Plan?“, hakte Kiara eilig nach, denn sie spürte, wie sich Smola neben ihr wieder langsam regte. Der Doctor gestikulierte wild mit seinen Händen, drehte sich auf den Absätzen herum und suchte die Umgebung mit seinen Augen ab. „Wir müssen ihn irgendwie beschweren, sodass die Leitungen brechen!“ „Oh gut, und wie?“, drängte Kiara und wich vorsichtig zur Hauswand. „Gib mir bitte einen Augenblick.“ Smola hatte inzwischen genügend Zeit sich zu erholen und sammelte seine geballte Kraft um ihnen nachzujagen. Er bewegte sich erstaunlicher Weise schneller als zuvor und breitete sich über den Bordstein und Gehweg aus. „Oh je, ich fürchte, wir haben ihn wütend gemacht“, murmelte der Doctor und versuchte ein letztes Mal ihn mit seinem Screwdriver zu verscheuchen. Derweil presste sich Kiara gegen die nächste Hauswand und versuchte jeglichen Kontakt mit der schwarzen Masse zu vermeiden. „Doctor!!“, rief sie, ihr Drängen klang nun leicht hysterisch. „Keine Panik, Liebes! Versuch ruhig zu bleiben. Tief durchatmen.“ Vom vielen Durchatmen wurde ihr ehrlich gesagt schon ganz schwindelig. „Wie wäre es, wenn wir ein kleines Spiel spielen? Der Boden ist voller Lava!“, schlug der Doctor vor und hoffte, sie Situation so etwas entschärfen zu können. „Solange wir nicht den Boden berühren, ist alles gut.“ Mit einem gewagten Sprung schwang sich Kiara auf den gelben Briefkasten und kletterte daran hoch. Gott sei Dank waren die Teile stabil gebaut, obwohl sie als Fliegengewicht eher selten Probleme damit hatte. Zu ihrem Entsetzen jedoch versank nun auch der Briefkasten langsam im Slakva, während Kiara oben drauf saß und sich an den Ecken festklammerte. „Nicht die Post fressen! Aus! Böses Slakva!“, stieß sie in ihrer Verzweiflung aus. „Eine brilliante Idee!“, rief der Doctor plötzlich. Kiara sah perplex zu dem Mann, welcher an einem Lampenpfosten hing. Was für eine Idee? „So wird er schwer genug! Los, hüpf auf die Stahlrohre!“ „Das ist leichter gesagt, als getan!“, beschwerte sich Kiara. Sie müsste gut zwei Meter weit springen und dann auf wackeligen Bauteilen landen. Als Kind hätte sie das ohne viel zu zögern getan, aber als junger Erwachsener hing man doch deutlich mehr an seinem Leben, wenn man die Konsequenzen kannte. „Denk dran, wie im Spiel! Dir wird nichts passieren, ich verspreche es, Liebes!“, ermutigte sie der Doctor. Wie im Spiel. Kiara schloss ihre Augen. Ihr blieb nichts anderes übrig als vom sinkenden Schiff ins Rettungsboot zu springen, wenn sie nicht im eiskalten, alles verschlingenden Ozean landen wollte. Das Boot schwankte leicht aufgrund des Seeganges, doch sie war in Sicherheit. Und als sie ihre Augen wieder öffnete, sah sie das letzte mal den gelben Briefkasten. Da verschwand die Geburtstagkarte an Onkel Klaus im Verdauungstrakt dieser Bestie. Smola riss die Dampfwalze an sich, verdeckte sie komplett mit seiner zähen Masse und verschlang sie komplett, sodass nichts mehr von ihr übrig blieb. Die Laterne war als nächstes dran, das Licht flackerte kurz ehe es erlosch. Kiara half dem Doctor vom Pfosten auf die Rohre und ließ seine Hand nicht mehr los. Da ging die Laterne, zerschlagen in zwei Teile und versank wie die Titanic. Kiara rutschte nervös weiter nach hinten und drückte weiterhin die warme Hand in ihrer. Sie hoffte inständig, dass sein Plan funktionierte. Das Slakva gelangte gefährlich nahe an sie heran, die ersten Rohrteile gaben nach wie warme Spaghetti. Der Doctor wedelte erneut in ihrer Not mit seinem Sonic Screwdriver, als plötzlich mehrere Blässchen aus dem Alien hervorsprudelten. Wenige Momente später brach ein Fontäne aus der Mitte hervor und benetzte die Umgebung mit Wasser. Smola kreischte fürchterlich und zog sich zusammen. Nach und nach kamen kaputte Gleise, Lampen und Müll zum Vorschein. Das Ende des zerbrochenen Lampenpfostens steckte noch halb in dem Loch in einem Rohr, aus welchem das Wasser strömte. „Das war knapp...“, keuchte Kiara erleichtert. Sie und der Doctor waren vom künstlichen Regen komplett durchnässt. „Zu knapp.“ Der Doctor lachte, wischte sich die feuchten Locken aus dem Gesicht und kletterte emsig in das gigantische Loch im Boden, welches Smola hinterlassen hatte und sich nun wie ein Swimming Pool füllte. Von oben erkannte Kiara, dass er etwas vorsichtig aufhob. Das musste Smola sein, in seiner eingelaufenen Form. Wie klein und hilflos er war. Fast tat er ihr Leid. „Was werden Sie jetzt mit ihm machen?“, fragte Kiara, als sie die Straße zur Polizeizelle hinunter gingen. „Ich werde ihm einen neuen Heimatplaneten finden. Irgendwo, wo er niemanden schaden kann“, antwortete der Doctor. Kiara nickte. Das war wahrscheinlich das Weiseste, was man tun konnte. Und unglaublich nett von ihm, wenn man bedachte, dass Smola vor wenigen Minuten noch vorhatte sie beide zu töten. „Wie wäre es, wenn du mitkommst und mir dabei hilfst, ihm eine passende Bleibe zu finden?“, schlug der Doctor vor. „Mit Ihnen? In der-“ Kiara gestikulierte in Richtung der Polizeizelle. „In meiner TARDIS, ja. Oder möchtest du nicht?“ Ihr Herz setzte für einen kurzen Augenblick aus, ehe es wild in ihrer Brust umher sprang, sodass die das Pochen in ihren Ohren spürte. Davon hatte sie so lange geträumt. Nie hätte sie gedacht, dass das alles wirklich wahr würde und dass ausgerechnet sie die Chance bekäme. Immerhin waren es doch immer nur Gerüchte und Theorien gewesen, die im Internet kursierten. Über den Mann, der mit seiner blauen Box überall auftauchte. Das war die Gelegenheit, ihre Chance mit dem Doctor in der TARDIS auf Reisen zu gehen. Wie könnte sie da nein sagen? „Doch! Ja, ich will! Ich will!“, haspelte sie aufgeregt. Der Doctor öffnete die Tür der TARDIS und bat sie hinein. Kiara holte tief Luft und trat in die blaue Box. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)