Verführen leicht gemacht von Peacer (...à la Thatch) ================================================================================ Kapitel 4: IV. Fesseln der Liebe -------------------------------- „Darf ich dir einen Drink ausgeben, Süße?“ Thatch schenkte seiner Auserkorenen, eine hochgewachsene, kurvige Frau mit langem, hellrosa Haar, sein charmantestes Lächeln. Er war diesmal allein auf Beutefang gegangen, nachdem sich ja eindeutig herausgestellt hatte, dass eine Kooperation mit seinen Rivalen erfolglos war. Auch wenn er wirklich viel Spaß mit Ace gehabt hatte, war er am Ende des Tages doch wieder leer ausgegangen, und das war nicht Sinn und Zweck der Operation gewesen. Also hatte er beschlossen, die Sache wieder selbst in die Hand zu nehmen, diesmal auf traditionelle Thatch Art: mit ganz viel Charme. Davon hatte er schließlich reichlich. Die Frau, welche kerzengerade auf ihrem Hocker saß, sah kühl auf ihn herab. Er hingegen hatte lässig seinen Arm auf den Tresen gestützt und zwinkerte ihr unbeirrt zu. Er wusste ganz genau, dass Frauen sich gerne zierten, weil sie erobert werden wollten. So leicht würde er sicher nicht aufgeben. Und seine Beharrlichkeit wurde belohnt, als sie schließlich kaum merklich nickte. „Gerne“, meinte sie und ein Funkeln trat in ihre dunkelbraunen Augen, welche einiges an Kühle verloren hatten. Sein Charme brachte einfach jeden zum Schmelzen. Er winkte dem Barkeeper zu und seine Braut bestellte sich einen Martini, was er absolut guthieß. Die Frau hatte Stil, ein weiterer Pluspunkt in seiner langsam länger werdenden mentalen Liste (toller Körper, dicker Busen, der mit einem freizügigen Ausschnitt nett zur Schau gestellt wurde, einladend, rote Lippen…). „Was macht eine hübsche Frau allein an so einem trostlosen Ort?“ Er ignorierte gekonnt den wütenden Blick, den der Barkeeper ihm daraufhin zuwarf, und konzentrierte sich stattdessen voll und ganz darauf, seiner Auserwählten schöne Augen zu machen. Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie antwortete. „Vielleicht auf einen forschen Mann warten.“ Das lief ja besser als gedacht. Insgeheim malte sich Thatch schon die Gesichter von seinen Brüdern aus, wenn er mit diesem heißen Gerät auf die Moby Dick zurückkehrte, und musste grinsen. „Dann bin ich ja genau richtig aufgetaucht. Ich hasse es, eine Lady warten zu lassen.“ Die Frau schmunzelte, als sie an ihrem Glas nippte, und das Funkeln in ihren Augen wurde stärker. Kurz wurde Thatch ein bisschen mulmig, kannte er den Blick doch nur zu gut von Ace, wenn dieser mal wieder irgendetwas ausheckte, aber er verdrängte das Gefühl schnell wieder. Was sie auch planen mochte, er war sich sicher, dass er damit zurecht kommen würde. Was für ein Pirat wäre er schließlich, wenn er bei dem geringsten Anzeichen an Gefahr flüchten würde? Er mochte Abenteuer, umso mehr, wenn sie einen heißen Kasten wie sie mit inbegriffen. Seine Braut zog nun eine Packung Zigaretten aus ihrer Brusttasche und zündete sich gekonnt eine an, ehe sie sie ihm hinhielt und fragend eine Augenbraue hob. Thatch zögerte nicht lange, ehe er nach der Packung griff. Er war kein großer Raucher, aber er würde nie auf den Gedanken kommen, einer Frau irgendetwas abzuschagen. Er war schließlich ein Gentleman. Ein Klicken ertönte und er blinzelte überrascht, als er auf die Handschellen hinabsah, die sich um seine Handgelenke gelegt hatten. Er hob eine Augenbraue. Die Frau kam auf jeden Fall schnell zur Sache, aber wenn es das war, was sie wollte, würde er sicher nicht nein sagen. Wie gesagt, er mochte Abenteuer, und er mochte ebenfalls Frauen, die wussten, was sie wollten. „Ein richtiger Glücksfall, in der Tat. Hina hätte nie damit gerechnet, einen Whitebeard Piraten hier anzutreffen.“ Sie glitt von ihrem Hocker und griff nach ihrer Jacke, die neben ihr gelegen hatte; eine weiße Jacke, die Thatch sofort wieder erkannte, auch wenn er das Zeichen für Gerechtigkeit, das mit Sicherheit auf dem Rücken prangte, nicht sehen konnte. Er schluckte. Das war wohl wieder ein Schuss in den Ofen. Aber er hatte viel Erfahrung darin, sich auch aus den schlimmsten Schlammasseln zu befreien, also zwinkerte er der Marine-Offizierin verschwörerisch zu, vollkommen unbeeindruckt. „Ah, vielleicht solltest du wissen, dass ein Whitebeard Pirat selten allein kommt.“ Er warf einen Blick über ihre Schulter. „Stimmt’s, Ace?“ Augenblicklich wirbelte Hina herum, darauf bedacht, keinen Feind im Rücken zu haben und Thatch ergriff die Chance und nahm die Beine in die Hand. Er hatte schon immer gewusst, dass das viele Pokerspielen ihm irgendwann zugute kommen würde. In diesem Fall erlaubte ihm sein Bluff seine Flucht, auch wenn es nicht allzu einfach war, mit gefesselten Händen zu laufen. Zum Glück zogen aber an diesem Abend viele Menschen durch die Straßen und erleichterten es Thatch, unterzutauchen und sich unbemerkt seinen Weg zurück zur Moby Dick zu bahnen, auch wenn seine gefesselten Hände einige Blicke auf sich zogen. „Oh, da war wohl jemand zu kinky für unseren Thatch“, wurde er sogleich von Ace begrüßt, als er das Schiff betrat, und mit einem etwas verlegenen Lächeln gesellte er sich zu der Feuerfaust, der zusammen mit Marco, Jozu und Vista ihren Feierabend genossen. „Das nicht“, meinte er, als er sich zu seinen Brüdern an den Tisch setzte, „die Frau war so scharf, die hätte mit mir machen können, was sie wollte.“ Er seufzte. „Leider aber wollte sie mich lieber in eine Zelle verfrachten.“ Jozu, der ihm gegenübersaß, brummte. „Eine Marine-Offizierin also?“ Er schüttelte den Kopf. „Nur du findest in einer so großen Stadt gerade die Frau, die dir an den Kragen will.“ Thatch seufzte. Wie wahr. Dann hielt er seine Hände hoch. „Mag mich bitte jemand von diesen erlösen?“, versuchte er von seinem Unglück abzulenken. Marco hob eine Augenbraue. „Ich finde, die stehen dir.“ Als Thatch ihm aber einen flehentlichen Blick zuwarf, erbarmte sich der erste Kommandant seiner und nahm die Handschellen in Augenschein. Dann aber blinzelte er. „Sie haben kein Schloss.“ „Eh?“ Aber auch die anderen machten die gleiche Feststellung. Thatch kratze sich etwas ratlos am Kopf (was gar nicht so einfach mit gefesselten Händen war, und zudem ziemlich komisch aussah). „Das ist gar kein Problem“, meinte Vista schließlich und Thatch sah ihn hoffnungsvoll an. Als dieser aber mit einem beunruhigenden Lächeln eine Hand auf sein Schwert legte, schwante dem vierten Kommandanten Böses. „Ich kann sie ganz einfach los schneiden.“ Manchmal hasste Thatch es, wenn er Recht behielt. Thatch war ziemlich stolz, auf seine Selbstbeherrschung: er war kein bisschen zusammengezuckt, als Vista ihn mit einem gezielten Schwerthieb von seinen Handschellen befreit hatte. Dass er kurz die Augen geschlossen hatte, war purer Zufall gewesen. Vista ließ gerade grinsend sein Schwert zurück in seine Scheide gleiten und er rieb seine leicht geschundenen Handgelenke, als eine missbilligende, aber eindeutig weibliche, süße Stimme hinter ihm ertönte. „Du sitzt auf meinem Platz.“ Thatchs Charme lief auf Hochtouren, als er sich umdrehte und eine hübsche, junge Frau erblickte. Dunkelblauen Locken umrahmten ihr liebliches Gesicht und nur das Stirnrunzel störte den perfekten, willkommenen Anblick ein kleines bisschen. „Wir können den Platz gerne teilen, Kleines“, meinte er großzügig und klopfte sich auf die Oberschenkel. Im Prinzip war es ja sein Stammplatz, aber im Zweifelsfall gab er einer Lady immer recht. Sie aber schnaubte nur und warf sich verdrossen ihren roten Schal zurück über die Schulter. „Dann bleibe ich lieber stehen, danke.“ Marco unterdrückte erfolglos ein Lächeln, als er sich erhob und der Dame beschwichtigend eine Hand auf die Schulter legte. „Setzt dich, Ruth. Ich hole mir einen anderen Stuhl.“ Etwas neidisch beobachtete Thatch, wie Besagte dem Ananaskopf ein kleines, aber warmes Lächeln schenkte, ehe sie sich hinsetzte und Sakeflaschen an alle außer ihn verteilte. Huh, die waren ihm ganz entgangen. Er bekam keine ab, aber das störte ihn nicht sonderlich. Er war voll und ganz darauf fixiert, seine Chance zu nutzen und Marco die Braut auszuspannen, während er weg war. Das war nur fair. Er musste nur die richtigen Worte finden. Thatch raffte also seinen ganzen Charme zusammen und warf Ruth seinen besten Schlafzimmerblick zu. „Ich habe einen neuen Wecker. Willst du ihn morgen früh mal klingeln hören?“ „Nein.“ Verdammt. Er sah sich kurz um, aber Marco war noch nicht zu sehen, also beschloss er, einen erneuten Versuch zu wagen. „Was genau hast du Engel verbrochen, um aus dem Himmel gestoßen zu werden?“ Frauen liebten es, als Engel bezeichnet zu werden, das musste einfach klappen. Ruth aber warf ihm nur einen kühlen Blick zu. „Das frage ich mich auch. So schlechte Anmachsprüche habe ich wahrlich nicht verdient.“ Ein ersticktes Lachen kam von Ace, der aber sogleich versuchte, es mit einem Schluck Sake hinunterzuspülen, als Thatch ihm einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. Keine gute Idee, da er sich natürlich prompt verschluckte und augenblicklich drauf los hustete. Jozu, dessen sonst so stoisches Gesicht ebenfalls von einem Lächeln erhellt wurde, klopfte der Feuerfaust hilfsbereit auf den Rücken, so dass dessen Kopf beinahe nähere Bekanntschaft mit der Tischplatte machte. Ruth schüttelte den Kopf und seufzte. „Piraten.“ „Zum Glück sind wir nicht alle so, stimmt’s?“, meinte Marco in einem neckischen Tonfall, als er mit seinem Stuhl zurückkehrte und schon wieder ein Lächeln von Ruth erntete. Dieser Glückspilz. Sein Neid wurde allerdings besänftigt, als der erste Kommandant ihm eine Sakeflasche vor die Nase stellte, weshalb er auch nur die Augen rollte, als sich Ruth gegen Marco lehnte und dieser automatisch einen Arm um sie legte. Sein spontaner Plan, Marco das Mädchen auszuspannen, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)