Smokey Christmas von Roseshark (Von den Schattenseiten des Weihnachtsmanndaseins) ================================================================================ Kapitel 1: Kugelhagel --------------------- Kugelhagel Klonk, klonk, klonk. Eine leuchtend rote, unscheinbare Christbaumkugel blieb wenige Zentimeter vor dem knisternden Kamin liegen, wog sich noch ein bisschen hin und her, ehe sie auch schon mit leisem Klacken aufsprang und grüner Rauch daraus hervorquoll. Sich immer weiter verteilend, reichten die nebelgleichen Schwaden bis an die Decke und krochen durch jede noch so kleine Ritze weiter in die anschließenden Räume. Der gesamte Prozess vollzog sich in einer atemberaubenden Geschwindigkeit und nicht einmal eine Minute später begann der grüne Nebel auch schon wieder sich langsam zu lichten und man konnte immer stärker erneut Formen dahinter ausmachen. Der Tannenbaum, der große hölzerne Esstisch, zwei kleine Kommoden, die nur angelehnte Tür zum Nachbarzimmer, sowie unzählige kleine menschliche Schatten auf Tischen, Stühlen, Schränken und dem Boden. Ungeachtet dessen quoll diesmal dichter weißer Rauch direkt aus dem Kamin hervor und begann sich mitten im Raum langsam zurück in eine menschliche Gestalt zu verformen. Kaum, dass das Rot des weihnachtlichen Mantels aus dem weißen Rauch hervorstach, drückte auch schon ein kleiner Finger auf einen roten Knopf und flüsterte mit einem Grinsen auf dem Gesicht: „Feuer frei, Männer!“ Smoker wollte sich gerade nach dem Weihnachtsbaum umschauen, als ihm auch schon ein gewaltiger Kugelhagel entgegendonnerte. Vor Schreck fielen ihm die Zigarren aus dem Mund, ehe er sich mit einer schnellen Rolle nach rechts durch die offene Tür in den Nachbarraum in Sicherheit brachte. Kurz darauf schob der Weihnachtsmann, nun kniend, entgeistert die Tür soweit zu, dass er nur noch gerade so durch den Spalt hindurch zurück in das Wohnzimmer spähen und nach seinen vermeintlichen Feinden Ausschau halten konnte. „Was verdammt noch mal war das denn eben? Die sollten doch eigentlich alle schon längst im Traumland sein…“ Doch der Feind war ein anderer, als der den er eigentlich erwartet hatte: Unzählige kleine Spielzeugsoldaten, die immer zu zweit je eine, wohl ferngesteuerte Spielzeugkanone flankierten. Wahrscheinlich konnte diese also nur einmal auf Tastendruck schießen. Allerdings war nun die Frage ob vorhin wirklich alle kleinen Kanonen geschossen hatten oder ob ihn, sollte er den Raum erneut betreten, gleich eine weitere Salve voller Freude empfangen würde, worauf Smoker eigentlich keine allzu große Lust hatte. Leider drängte nun mal die Zeit und innerlich immer noch fluchend, beschloss der Weihnachtsmann letztendlich, dass er es wohl noch einmal darauf ankommen lassen musste. Doch gerade, als seine Hand zur Tür glitt, um jene wieder etwas weiter zu öffnen, vernahm er wütendes Knurren hinter sich. Smoker musste unwillkürlich die Augen verdrehen. „Unser Schlafgas ist scheinbar auch nicht mehr das, was es einmal war.“ Dann schloss er, anstatt sie zur Flucht zu verwenden, die Tür gänzlich und drehte sich zu den nächsten Angreifern um. Die aus zwei Rottweilern mit schwarzen Gasmasken bestanden. Smoker seufzte leise: „Dieses Weihnachten wird ja immer besser.“ Eine leise Stimme irgendwo von der Seite rief laut: „Camorra, Yakuza, fasst!“ Dann war der Weihnachtsmann auch schon wie der Blitz über den beiden Hunden, hatte sie am Nacken gepackt und in die Höhe gehoben, sodass sie nun dort plötzlich hilflos strampelten, während er sich bedrohlich über ihrem Besitzer aufbaute, der nun aus ängstlichen Augen nach oben blickte. „Deine Soldaten brauchen wohl noch ein bisschen Übung. Gehe ich richtig in der Annahme, dass du Knirps ihr Anführer… Autsch, verdammter Köter!“ Einer der Hunde hatte sich soeben wütend in dem Arm festgebissen, mit welchem Smoker den anderen festhielt, sodass jener instinktiv losgelassen wurde und der Weihnachtsmann die so freigewordene Hand dafür verwendete, das andere Tier schnellstmöglich ebenfalls abzustreifen. Ein boshaftes Lächeln stahl sich auf das Gesicht des kleinen Capone, welcher auf dem Boden neben der Fernsteuerung hockte, die ihm Kid irgendwann einmal zusammengeschraubt hatte. Während Camorra mit eingezogenem Schwanz im Nachbarraum das Weite suchte und Yakuza den Weihnachtsmann immer noch erfolgreich ablenkte, zog Capone seine letzte Waffe, einen schwarzen Revolver mit silbernem Griff, dem er seinem Vater, ein reicher einflussreicher Mann mit Faible für Schusswaffen, entwendet hatte. Zuversichtlich zielte der Kleine, bereit jeden Moment abzudrücken. Während Smoker versuchte den wütenden Hund irgendwie ruhigzustellen, registrierte er aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Sekunden später schoss die Kugel haarscharf an seinem Ohr vorbei, als der Weihnachtsmann sich geistesgegenwärtig, inklusive Hund, schnell zur Seite gelehnt hatte: „Verdammt wer gibt seinem Kind bitte schön geladene Waffen?! Troll dich endlich, Vierbeiner!“ Er ließ den zweiten Rottweiler, gleich einer Bowlingkugel, ein bisschen über den Boden schlittern, ehe auch jener heulend das Weite suchte. Dann baute sich der Weihnachtsmann, der so rein gar nicht dem klassischen Bild eines Weihnachtsmannes entsprach vor dem Jungen auf, der gerade dabei war nachzuladen: „Willst du allen Ernstes den Weihnachtsmann erschießen, der dich eigentlich beschenken sollte, Knirps?!“ Noch während er das fragte, kramte Smoker zwei frische Zigarren aus seinem flauschigen roten Mantel, zündete sich diese an und steckte sie sich dann in den Mund. Capone, der fertig mit Laden war, blickte erst jetzt auf und hob den Revolver. Doch er würde nie abdrücken, denn unwillkürlich war der Weihnachtsmann mit einer Hand vorgefahren, hatte den Kleinen am Arm geschnappt und mit etwas Druck dazu gezwungen den Griff seiner Finger um die Waffe herum zu lösen. Scheppernd traf der Revolver auf dem Boden auf und wurde kurz darauf von einem schwarzen Stiefel des Weihnachtsmannes, welcher den eingeschüchterten Jungen immer noch mindestens einen halben Meter überm Boden am Arm in die Höhe hielt, in die andere Ecke des Raumes gekickt. Erst dann löste Smoker seinen Griff wieder und sein Opfer landete hart auf dem Parkett. Dort blieb Capone auch erst einmal sitzen und fixierte mit den Augen den Boden an, während er seufzend beide Hände in die Luft streckte: „Okay, du hast wohl gewonnen. Ohne meine Waffe und ohne meine Männer bin ich hilflos.“ Dann hob er langsam wieder den Kopf. Wegen der etwas bedrückten Stimme von vorhin hätte Smoker nun ein paar Tränen in den Augenwinkeln des kleinen Kerls erwartet, doch Pustekuchen. Das zu ihm aufblickende Augenpaar leuchtete, als wäre heute der beste Tag im gesamten, bisherigen Leben des jungen Capone. Was dem sonst so hart gesottenen Santa unwillkürlich eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Capone war sich auch keineswegs zu schade, Santa die genaueren Gründe seiner leuchtenden Augen zu erläutern: „Irgendwie bist du genau das Gegenteil von dem, was ich von einem Weihnachtsmann erwartet hätte! Muskeln, statt Schwabbelbauch. Etwas aggressiv. Eindeutiger Verstoß gegen die zu erwartenden Kleidungsvorschriften. Bewegungen, die man eher einem gestandenen Soldaten zutrauen würde und keinem netten alten Mann, der mit fröhlichem Hoho die Spielsachen verteilt. Dazu noch ein Blick, bei dem man denkt, der erwürgt gleich ein armes unschuldiges Kind, das ja eigentlich einer seiner Schützlinge sein sollte. Nicht zu vergessen, dass du meiner Armee so mühelos ausweichen und Yakuza und Camorra so kinderleicht besiegen konntest. Und zu guter Letzt: Diese Zigarren!“ Irgendwie hatte Smoker gerade das Gefühl teilweise eine Auflistung von genau dem zu bekommen, was ihm seine Vorgesetzten auch immer vorwarfen, während Capone nun langsam aufstand und mit vor Stolz geschwellter Brust sein Fazit des Ganzen verkündete: „Wenn ich groß bin, will ich auch zwei Zigarren auf einmal rauchen können!“ Eine helle Augenbraue des Weihnachtsmannes schnellte in die Höhe: „Willst du mich grad verarschen?“ Doch dann fasste der Mann im roten Gewand sich wieder und dachte kurz ernsthaft über diese ganze, leicht absurde, Angelegenheit nach. Nach einer Weile fasste er einen Entschluss und kniete sich zu dem Kind hinab, welches er immer noch um viele Zentimeter überragte. Capone zuckte kurz zusammen, als sich plötzlich eine große, warme Hand auf seinen Kopf legte: „Lass mich dir einen guten Ratschlag für die Zukunft geben, du kleiner Mafiosi.“ Der Junge musste leicht husten, als der Rauch der beiden Zigarren ihn und den Weihnachtsmann einhüllte, während jener mit leichtem, fast schon väterlichen, Lächeln fortfuhr: „Fang lieber erst einmal nur mit einer Zigarre an.“ Nach diesem letzten Ratschlag richtete sich Smoker wieder auf, packte die Geschenke aus dem Sack, welchen er während der gesamten Aktion mit sich herum getragen hatte, unter den Weihnachtsbaum im Wohnzimmer, nickte Capone noch ein letztes Mal wohlwollend zu und nahm dann einen Schluck aus einer seltsamen roten Flasche, ehe er sich auch schon einfach so in Luft auflöste und den Jungen alleine zuhause zurückließ. Nun ja, nicht ganz alleine. Camorra und Yakuza hatten sich mittlerweile beruhigt und jetzt wo der böse Mann fort war, waren sie doch wieder zu ihrem jungen Herrn zurückgekehrt, der ihnen nun mit je einer Hand die schwarzen Köpfe kraulte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)