Deadly enemies von Daedun ================================================================================ Kapitel 3: Suffer ----------------- Alucard wartete, bis er sicher war, das Seras auch mit ihren übernatürlichen Sinnen außer Hörweite war, dann konzentrierte er sich ganz auf die Geräusche, die Integra beim Arbeiten am Computer verursachte. Er war sich nicht sicher, ob das was er vor hatte, auch funktionieren würde. Schließlich war dieses Gebiet für ihn absolutes Neuland. Sein Kopf war immer noch hinter dem Buchrücken verborgen, doch seine Ohren verrieten ihm genau, was sie gerade tat. Zeigten ihm vor seinem inneren Auge, wie sie sich gedankenverloren mit den Fingern durch die langen blonden Haarsträhnen fuhr. Er konnte sie auf ihre Schultern fallen hören. Zart wie Seide fielen sie in langen Bahnen ihren Rücken hinunter. Diesen wunderschönen geschwungenen Rücken, dessen Haut er immer noch an seinen Fingerspitzen fühlen konnte, als der sich in der Bibliothek von Helena im Moment größter Wonnen über ihm durch gebogen hatte… Ein leiser Seufzer entfuhr seinen Lippen als er die Erinnerung intensivierte, sie in Gedanken zu ihr hinüber schickte. Es dauerte keine zwei Sekunden. „Alucard?“ riss ihn Integras Stimme plötzlich aus seinen Träumen. Als er den Kopf zu ihr wandte, war ihm schon klar, dass es keine große Mühe bedurfte ihm seinen Gemütszustand vom Gesicht abzulesen. Doch genau das war seine Absicht gewesen. Erfreut konnte er auch eine Spur davon in ihren Augen finden. Diese Spur war es, die ihn aufzustehen und zu ihr hinüber zu gehen ließ. Geschmeidig wie ein Raubtier fuhr es Integra durch den Kopf, als der dunkelhaarige Vampir auf sie zu geglitten kam. Diese scheinbar mühelose Eleganz. Sie hatte schon damals dieses Erscheinen an ihm bewundert, sich aber lieber die Zunge abgeschnitten, als auch nur eine Silber darüber in seine Gegenwart zu verlieren, geschweige denn diesem Gefühl, dass sich jetzt erneut aus den Tiefen ihres Bewusstseins erhob nur einen Inch nachzugeben. Wie oft hatte sie sich dafür selbst verabscheut, sich vor dem Bild ihres Vaters abgrundtief geschämt. Doch dieses schwache, menschliche Leben war vorbei. Jetzt gab es keinen Grund mehr diesen wohligen Schauer nicht zu genießen, der ihre Nackenhaare hochstellte, als er sich langsam zu ihr hinunter beugte. Die Arme auf den Rücken verschränkt. Ganz so wie früher, wenn er einen besonders blutigen Befehl von ihr entgegen nahm. Mit Vorfreude in den Augen, auf das was seinen Durst stillen würde. Das gleiche leicht arrogante Lächeln in den Mundwinkeln, hinter denen sich diese tödlichen Zähne verbargen. Zähne, die sich durch menschliches Fleisch bohren konnten, scharf wie Rasierklingen. Wobei sich sein Biss so sanft angefühlt hatte, so sanft wie seine Lippen. Jetzt war sie es, die seufzte. Das Lächeln wurde breiter. „Kann ich dir vielleicht irgendwie weiter helfen liebste Integra?“ Sein Gesicht kam ihrem so nah, dass sie seinen kühlen Atem auf ihren Lippen spüren konnte. In der gleichen Sekunde konnte sie ihn schmecken, mit all seiner eigenen angestauten Gier nach ihr und das war es wohl, was sie einmal mehr dazu brachte, ihm keine Antwort zu geben, sondern einfach nur die Augen zu schließen. Er verstand sofort wozu sie ihn aufforderte. Die Signale ihres Körpers hatten ihm längst verraten, dass sie genau das Selbe wollte wie er. Fast schon grob riss er sie aus ihrem Sessel, der poltern nach hinten krachte, während er ihre Hüfte mit beiden Händen packte und sich mit ihr über den Tisch warf. Ihr Kopf flog nach hinten, dabei rutschte der Kragen ihres Hemdes nach unten und die weiße, gespannte Haut ihres Halses machte ihn fast genauso rasend, wie die langsamen rhythmischen Bewegungen ihres Beckens an seinem Unterleib. Knurrend fletschte er die Zähne. Eigentlich wollte er dieses mal, dieses neue Gefühl der Begierde genießen, doch das einzige wozu sein Gehirn noch in der Lage war, galt allein dazu seinen Körper endlich wieder mit ihrem zu vereinen. Integra fasste stöhnend in seine dichte schwarze Mähne, als sie seine hungrigen Mund auf sich spürte. Alles in ihr wollte ihn, drängte nach ihm und als sie ihn und seine Eckzähne zeitgleich in sich hinein fahren spürte, versank die Welt um sie herum in einer einzigen gewaltigen Explosion. Es hatte Seras nur einen mühelosen Sprint gekostet, um vom Eingang der Villa bis zur befestigten Straße vorzupreschen. Von dort hatte sie beschlossen einem klapprigen alten Fiat Panda zu folgen, der mit halbkaputten Scheinwerfern in der ansonsten stockfinsteren Nacht an ihr vorbeifuhr. Wo sollte der zu dieser unchristlichen Urzeit schon anders hinfahren, als ins nächste Dorf und ihr Instinkt hatte sie nicht im Stich gelassen. Keine Zehn Kilometer entfernt lag eine Ansammlung von zwanzig kleinen Häusern, die sich um einen mit alten Kopfsteinpflastern gesäumten Kirchplatz scharten. Die kleine Draculina nutzte zwar jeden Mauervorsprung aus, um sich unsichtbar zu machen, doch das schien alles andere als nötig zu sein. Sowohl die Straßen als auch der Platz mit dem kleinen Springbrunnen in der Mitte lagen wie ausgestorben da. Nur ein oder zwei Laternen, die leicht windschief an den Hausmauern hingen spendeten ein wenig Licht. Seras geschärfte Augen suchten die Zeiger der Kirchturmuhr vor ihr. Es war kurz nach eins. Keine zwei Stunden später hatte sie das komplette Dorf Haus für Haus einmal in Augenschein genommen. Es gab einen Bäcker, einen Lebensmitteladen, der soweit man es vom Schaufenster aus sagen konnte über alles verfügte, was man zum täglichen Leben gebrauchte. Eine kleine Autowerkstatt mit Tankstelle und so gar so etwas wie ein Kino. In einem Glaskasten, der am Gemeindehaus, für das hielt Seras es jedenfalls, hing prangte ein Filmplakat und obwohl sie nicht ein Wort italienisch verstand, konnte sie sich doch recht schnell zusammen reimen, worum es auf den Infozetteln ging. Man hatte hier sogar die komplette Ausgabe einer Tageszeitung auf gehängt, in der es aber hauptsächlich um die regionale Landwirtschaft zu gehen schien. Die spärlichen Fotos zeigten entweder Traktoren mit grinsenden Menschen oder Kühe, die allerdings nicht grinsten. Seras seufzte, alles in allem schien hier nicht viel los zu sein. Auf die Titelseite hatte es allerdings ein Bild geschafft, dass wohl den Pfarrer des Dorfes darstellte. Ein Mann in einem katholischen Talar stand mit bestürzter Miene vor einem offenen Grab, das den Erdhaufen am Rand nach zu urteilen frisch ausgehoben war. Warum Hochwürden das allerdings so tragisch fand konnte Seras nicht ableiten. Alexander Anderson streckte mühsam seine eingeschlafenen Glieder. Der Flug war trotz der späten Stunde fast ausgebucht gewesen, was ihm eine üble Sitznachbarschaft beschert hatte. Er hatte sich zwischen ein durch überflüssige Völlerei vollgefressenes Ehepaar quetschen müssen, das ihm beim anschnallen fast die Luft abgedrückt hatte. Er sah seufzend gen Himmel, die Menschheit machte es einem nicht leicht sie gegen das üble der Hölle zu verteidigen. Sein Fuß hatte kaum italienischen Boden berührt, da hielt ihm ein kleiner runder Mann in einem schlecht sitzenden Anzug auch schon ein Schild unter die Nase „Paladin Anderson?“ schnarrte er mit einem so starken neapolitanischen Akzent das er ihn kaum verstand „Ja?“ Er wurde ohne weitere Worte zu einer schwarzen Limousine geführt. Schon von weitem konnte er die prächtig angestrahlte Fassade der Lateran Basilika sehen über deren prächtige Säulen die Apostel den Sohn Gottes umrahmten. Der Wagen umrundete das Gebäude und kam vor dem Palast zum stehen. Pater Ronaldo erwartete ihn schon an der schweren Eingangstür und führte ihn ohne weitere Umwege in das Büro seines Vorgesetzten. Mit düsterer Miene erwartete ihn Enrico Maxwell hinter seinem Schreibtisch sitzend. Kaum hatte der Sekretär die Tür hinter sich geschlossen, platzte es auch schon aus dem führenden Kopf Iscariots heraus. „Bevor sie mich fragen wozu sie hier sind. Schauen sie sich erst einmal das hier an.“ Damit schmiss er eine abgegriffene Tageszeitung auf den Tisch, die er zuvor noch zusammengerollt in der der Hand gehalten hatte. Anderson beugte sich neugierig über das Blatt „ Endlich mehr Geld für die die Milchbauern“ las er laut vor, dann sah er skeptisch über den Rand seiner Nickelbrille. „Dafür haben sie mich zurückbeordert?“ Enrico sprang verärgert von seinem Stuhl auf. „Nein, Herr Gott natürlich nicht!“ hecktisch fing er an die Seiten umzublättern, bis er gefunden hatte was er suchte „Skandalöse Grabschändungen. Unbekannte haben in der Nacht zu Montag auf dem Friedhof von Vinci mehrere Grabanlagen entweiht. Die Polizei hat bisher keine Hinweise auf die Täter.“ Er klappte die Zeitung wieder zu. Alexander konnte immer noch nicht folgen „Und nur weil ein paar pubertäre Rotzlöffel keinen Respekt vor Gotteseigentum zeigen, soll ich mich darum kümmern?“ Enrico winkte ab „Dieser Artikel enthält nur einen Teil der Wahrheit. Schon seit Wochen häufen sich solche oder ähnliche Meldungen. Nur in diesem Fall ist es nicht bei ein paar umgestürzten Grabsteinen oder heidnischen Schmierereien auf Kirchenmauern geblieben.“ Langsam setzte er sich wieder hin. „Es sind Leichen verschwunden. Wir konnten den ortsansässigen Pater davon überzeugen, dass die Bevölkerung erst einmal nicht alles erfahren sollte, vor allem nicht die betroffenen Familien.“ Sein blassen Augen wurden eisig. „In Zeiten wo sich Nachrichten schneller verbreiten als ein Schnupfen gar nicht so einfach.“ „Von wie vielen Toten sprechen wir denn hier eigentlich?“ „Fünf“ Alexander Augenbrauen schossen in die Höhe „Alle Achtung, die kann man nicht so einfach mitnehmen, ohne Spuren zu hinterlassen.“ Maxwell lachte bitter auf. „Aber genau danach sieht es leider aus. Keine Reifenspuren die auf einen Transporter schließen lassen würden, kein Bagger zum Graben oder heben weit und breit und all das in nur einer Nacht.“ Die Blicke der beiden Männer trafen sich. „In meinen Augen klingt das nach übernatürlichen Kräften, die da am Werke sind und mir fällt nur eine Kreatur ein, die dafür in Frage kommt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)