Deadly enemies von Daedun ================================================================================ Kapitel 2: Order ---------------- Fargason sah ihn entgeistert an, während Walter weiter munter in die Tasten haute. „Darum ist es gar nicht so verkehrt, wenn unsere Konversation auf diese Art und Weise statt findet. Sollte er tatsächlich eine Möglichkeit gefunden haben uns zu belauschen, dann wird er hoffentlich über den Inhalt ein wenig frustriert sein.“ Damit nickte er seinem Gegenüber aufmuntern zu und der verstand sofort, was von ihm verlangt wurde.„Und haben sie sich schon gut in ihrer neuen Wohnung eingelebt?“ Die Frage klang zugegebener Maßen ein wenig holprig, doch Walter antwortete schnell, während er Integra weiterhin schrieb „Nun ja. Ich kann nicht klagen.“ Auf diese Art und Weise fühlten sie den Raum mit Geräuschen, die das Tastenklappern überdeckten. Anderson, der sich mühevoll durch ein stacheliges Rosenbeet bis unter das zugezogene Fenster angeschlichen hatte, entging somit der eigentliche Kern des Treffens. Alles was er hörte war das altbekannte Klagen über das englische Wetter und die letzten Kricketergebnisse. *Ich hoffe es geht ihnen den Umständen entsprechend gut? *Integra nickte* Man gewöhnt sich an alles* Er schluckte, bei der Vorstellung was sie damit meinte. *Ich hoffe die Rationen, die ich letzte Woche habe losschicken lassen, sind gut angekommen?* Jetzt erschien Alucards hochgereckter Daumen vor ihrem Gesicht, den sie ärgerlich aus dem Bild wischte. *Ja auch wenn die Qualität besser hätte sein können* Jetzt hatte anscheinend der schwarzhaarige Vampir die Macht über die Tastatur ergriffen. *Entschuldigen sie Meister Alucard aber so schnell konnte ich leider nichts besseres auftreiben.* Integras wütendem Gesichtsausdruck nach zu urteilen herrschte sie ihren Diener wegen diesem Kommentar grade an. *Hören sie nicht drauf Walter. Es erfüllt seinen Zweck und das reicht völlig. Viel wichtiger ist die Frage, wie lange wir sie noch zwingen müssen in London zu bleiben, bevor dieser Bluthund des Vatikans endlich die Lust verliert sie zu verfolgen.* Walter seufzte *Aus den Erfahrungen mit Paladin Anderson abgeleitet, würde ich nicht mit einem so baldigen Aufgeben seinerseits rechnen.* Nun war es Fargason der eine Frage in Tastatur schrieb *Kann man nicht dafür sorgen, dass Rom ihn zurück beordert?* Nachdenkliches Schweigen breitete sich daraufhin auf beiden Seiten der Bildschirme aus, bis wieder Buchstaben erschienen *Ein gar nicht so übler Gedanke. Wir werden uns darüber mal den Kopf zerbrechen. Bis dahin muss ich sie leider weiterhin darum bitten für uns den Hasen zu spielen Walter.* Der Monokel in Walters Auge wackelte, als er mit amüsierter Miene schrieb *Auch wenn ich nicht über die passenden Ohren verfüge, werde ich mir weiterhin Mühe geben, ein attraktives Ziel abzugeben Lady Integra* Nach dem sie ihr „Zusammentreffen“ beendet und einen neuen Termin vereinbart hatten, lehnte sich Integra grübeln zurück. Fargason Idee Anderson über seine direkten Vorgesetzten los zu werden, schien tatsächlich die einzige Möglichkeit, die Aufmerksamkeit dieses Killers von ihnen abzulenken. Nur wie sollte man das anstellen? Alucard der in den Flur verlassen hatte, um noch mal in den Keller zu verschwinden, kam mit drei Blutkonserven wieder zum Vorschein. Er warf zu erst Seras ein Päckchen zu, bevor er sich Integra zu wandte „Mein Vorschlag wäre es, selbst dafür zu Sorgen, dass Hochwürden eine neue Wirkungsstätte bekommt.“ Integra sah ihn fragend an und er fuhr fort „Ich meine damit, dass Iscariot ihn bestimmt nur dann abruft, wenn sie meinen, dass sich irgendwo Untote herumtreiben, die der gute Priester gefälligst in Asche verwandeln soll.“ Sie zog kritisch eine Augenbraue in die Höhe „Glaubst du wirklich es wäre gut hier offensichtlich in Erscheinung zu treten?“ Der Vampir schüttelte den Kopf „ Nein, das ist gar nicht nötig, alles was es dafür braucht ist eine kleine Show und für die reicht ein überzeugendes Video das man ins Netz stellt. Wenn darin mein Gesicht auftaucht am besten noch mit dem Eifelturm oder dem Brandenburger Tor im Hintergrund, wird irgendwo bei diesen katholischen Möchtegern Teufelsaustreibern eine Alarmglocke losschrillen die Anderson wie ein dressiertes Hündchen aufhorchen lässt.“ Er lachte dreckig „Ich wette das Iscariot für solche Sachen eigens eine Prüfstelle hat.“ Die rubinroten Augen fingen an zu leuchten „Der Kerl ist so scharf drauf mich zu vernichten, dass er sofort alles daran setzten wird diese neue Spur zu verfolgen und in der Zeit macht sich unser guter alter Walter klammheimlich aus dem Staub.“ Integra schien noch nicht ganz überzeugt „Und was, wenn er nicht darauf anspringt? Doch Alucard grinste nur, wie jemand der es besser wusste und ließ das verpackte Blut in ihre ausgestreckte Hand gleiten. Dabei strichen seine Finger unsichtbar für Seras Augen sanft über ihren Handrücken. Enrico Maxwell stöhnte als er sich nach seinem Abendgebet wieder von den Knien erhob. Langsam aber sicher wurde diese Prozedur schmerzhafter und schmerzhafter. Vielleicht sollte er tatsächlich einmal über einen Besuch beim Chiropraktiker nachdenken. Mit diesen Gedanken beschäftigt, lief er langsam durch den Kreuzgang hinunter, als ihn vor der Tür seiner Unterkünfte Pater Renaldo abfing. „ Es tut mir sehr leid, aber eure Exzellenz werden dringend am Telefon verlangt!“ Verärgert darüber, dass ihm heute kein pünktlicher Feierabend vergönnt war, machte er noch einmal mit seinem Sekretär im Schlepptau kehrt um sein Büro aufzusuchen. In diesem angekommen griff er nach de Telefonhörer, der bereits abgehoben neben dem Apparat auf ihn wartete. Pater Renaldo indessen ließ den Computer hochfahren. Noch während sich Maxwell darüber wunderte, sprach er in den Hörer. „Enrico Maxwell?“ Am anderen Ende der Leitung antwortete eine kratzige Stimme mit schnellem italienisch. Mit jedem Wort das fiel, wurden die Augen des Bischofs größer und größer. Ab und zu brachte er ein unglaubliches „Tatsächlich?“ oder ein „Verstehe“ dazwischen. Parallel dazu verfolgten seine Augen die Bilder, die der Computer ihm dazu lieferte. Er konnte kaum glauben, was er da sah. Alexander Anderson packte den Griff der silbernen Klinge fester, gleichzeitig spannte er jede Faser seines Oberarms, dann faste er das Ziel noch einmal genau ins Auge. Ein kurzes taxieren der Entfernung, eine kleine Verlagerung seines eigenen Körpergewichts, dann schleuderte er die Waffe mit einem lauten Wutschrei von sich weg. Die Spitze des Stahls glitt wie durch den aufgehängten Körper, wie durch ein Stück weiche Butter. Zufrieden mit dem Ergebnis entspannte er sich für einen Moment. Seine Frustration darüber, dass seine heutige Verfolgungsjagt hin mal wieder keinen einzigen Schritt weiter gebracht hatte, entlud der Priester in dem er in der vor neugierigen Blicken geschützten Parkanlage der Templer ein paar Übungsrunden einlegte. Wie ein gemeiner Dieb hatte er unter dem Fenstersims von Peter Fargason gekauert, nur um sich belangloses Geplänkel zweier alter Kriegskammeraden anzuhören. Kein einziges Wort war über ihre alte Arbeitgeberin gefallen, geschweige denn über ihren dämonischen Müllmann. Es war zum aus der Haut fahren. Die durchbohrte Stoffpuppe baumelte immer noch sachte hin und her, während er sich für den nächsten Wurf bereit machte. Vielleicht kam er so einfach nicht weiter, vielleicht musste er diesem alten Fossil einfach mal intensiver auf den Zahn fühlen. Die zweite Klinge fand zischend ihr Ziel. Die rosige Narbe auf seine Wange wurde breiter, als seine Lippen sich zu einem schiefen Grinsen verzogen. Foltern war zwar nicht seine Spezialität, aber für diesen Kerl würden seine Fähigkeiten reichen, außerdem gab es unter seinen Brüdern hier noch den ein oder anderen, der sich darin besser auskannte. Während sein Gehirn schon anfing sich ein paar genauere Vorstellungen darüber zu machen, ertönte auf einmal das Ave Maria in seiner Sutane. Die Nummer, die das Display anzeigte, zauberte den Ausdruck von Überraschung in sein Gesicht und die Anweisung die, der Anrufer ihm kurz darauf mitteilte vertiefte diesen noch um einiges. „Pater Anderson? Ich habe die Aufgabe ihnen mitzuteilen, dass Ihre Exzellenz Enrico Maxwell sie auffordert unverzüglich nach Rom zurück zukehren. Es wurde bereits ein Flug für sie organisiert.“ „Was ist passiert?“ Es konnte sich nicht um etwas Belangloses handeln. Er hatte zwar schon lange seine Schäfchen in St. Sebastian vernachlässigt, doch auf die Schwestern des Ordens war immer Verlass gewesen, wenn er im Namen des Herren gezwungen war länger fort zu bleiben. Die Stimme von Maxwells Sekretär zögerte kurz „Es ist mir nicht gestattet ihnen am Telefon nähere Angaben zu machen. Mein Auftrag lautet nur, ihnen mitzuteilen das es dringend ist und sie keine Zeit mehr damit vergeuden sollen Gespenster zu jagen.“ Damit war das Gespräch auf der einen Seite beendet. Ein wenig ratlos darüber, wie er die Situation einschätzen sollte, begann Alexander seine Klingen zusammen zu sammeln und zum Haupthaus hinüber zu laufen. Wenn das Oberhaupt Iscariot darauf bestand mit ihm von Angesicht zu Angesicht zu sprechen, musste Maxwell die Angelegenheit ja wirklich unter den Nägeln brennen. Während er sich auf seine Abreise vorbereitete, bedauerte er es allerdings schon, dass seine Jagt nach dem Blutsauger Alucard unterbrochen wurde. Dieser Walter setzte sich mit Sicherheit ab, sobald er ihm den Rücken zu wandte, was wirklich ärgerlich wäre. Aber da kam ihm plötzlich eine Idee. Bevor er sich ein Taxi zum Flughaven bestellte verschwand er noch einmal rasch in der kleinen Kapelle, die sich neben dem Hauptschiff der Templer Kirche befand. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er mit zufriedener Miene wieder erschien, um in den vorgefahrenden Wagen zu steigen. Seras trommelte gelangweilt mit den Fingern auf der Lehne ihres Sessels herum. Die Vorbereitungen für das Gespräch mit Walter waren in den letzten Nächten ihr Zeitvertreib gewesen, doch jetzt gab es erst einmal nichts mehr für sie zu tun, als das Muster der abgewetzten Tapete zu zählen. Sie seufzte „Warum machst du nicht eine kleine Erkundungstour Fräulein Polizistin?“ Sie hob den Kopf und drehte sich dann zu ihrem Meister um, dessen Kopf hinter einem dicken Buch verschwunden war. „Wie bitte?“ Seine Hände ließen kurz den schweren Ledereinband sinken, um ihr in die Augen zu schauen. „Ich höre, dass du nicht weißt, was du mit dir anfangen sollst, also schlage ich vor dass du dich ein bisschen nützlich machst.“ Jetzt wanderte sein Blick zu Integra hinüber, die sich mit dem Computer beschäftigte. „Oder fällt unserer lieben Herrin noch etwas besseres ein?“ Die schien gar nicht zu gehört zu haben, bis sie merkte dass sie von vier Augen beobachtet wurde. Sie sah kurz verwirrt von einem zum anderen. „Worum geht’s?“ Alucard schürzte die Lippen. „Nun ich habe gerade den Vorschlag gemacht, Seras ein wenig vor die Tür zu schicken und mal einen Rundgang durch die Gemeinde zu machen. Unauffällig versteht sich. Es wäre bestimmt nicht verkehrt zu wissen von welchen Leuten man umgeben ist.“ Sein Kopf verschwand wieder hinter dem Buchrücken. Integra überlegte ein paar Sekunden, dann nickte sie. „Warum nicht.“ Seras, die selbst gerne wissen wollte, wohin es sie überhaupt verschlagen hatte, beeilte sich dem Befehl ihres Meisters so schnell wie möglich Folge zu leisten. An der Tür drehte sie sich noch einmal um „Auf was soll ich denn speziell achten Meister?“ „Auf katholische Priester mit scharfen Messern.“ Ihr entsetztes Gesicht brachte ihn zum lachen. „Keine Sorge. Italien mag die Wiege Iscariots sein, dennoch haben sie nicht an jeder Ecke einen Pater Anderson postiert.“ „Sei trotzdem vorsichtig. Wir wollen auf keinen Fall schlafende Hunde wecken“ ermahnte Integra sie noch, dann verschwand die kleine Vampirin in die Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)