Deadly enemies von Daedun ================================================================================ Kapitel 11: Regeneration ------------------------ Leonardo dachte mit starrer Miene über den unglaublichen Bericht nach, den Julia ihn bei ihrer Rückkehr mit zitternder Stimme erzählt hatte. Was immer dort auf dem Friedhof passiert war, es hatte fast seine Pläne durchkreuzt und was noch schlimmer war. Es erweckte Aufmerksamkeit, die es unter allen Umständen zu vermeiden galt. Die Sache in Vinci war schon ein Patzer gewesen und das heute Nacht musste einfach weitere Folgen haben. Er kannte die Interessen der katholischen Kirche und die, die sie Durchsetzten. Er hatte unter allen Umständen eine Konfrontation mit ihnen vermeiden wollen. Sein Absicht war es gewesen an ihnen vorbei an sein Ziel zu gelangen, doch wenn er Pech hatte würde das jetzt nicht mehr möglich sein. Er fluchte leise, dann wischte er sich entschlossen über die Stirn. Er würde sich seinen Triumph nicht zerstören lassen, nicht jetzt wo er soweit gekommen war. Die unvorhersehbaren Ereignisse verlangten nach sofortigen Maßnahmen. Er hatte sich noch ein paar Tage mehr Zeit für die Zeremonie vorbehalten, doch jetzt war Eile geboten. Er wies Julia an alles soweit vorzubereiten. Auf der Miene des Mädchens spiegelten sich Zweifel „Aber ist es dafür nicht noch viel zu früh?“ Vielleicht stimmte er ihr in Gedanken zu, doch er hatte keine andere Wahl. Seras erreichte die Fabrik mit dem ersten Strahl der Morgensonne, die sie mit raschen Schritten in die Tiefe des dunklen Kellers hinter sich zurück ließ. Ihr Meister und seine Herrin erwarteten sie mit sehnsüchtigen Blick, doch als sie zu nächst ihre leeren Hände sahen stöhnte Integra auf, aber die Nachricht über die unerwartete Rettung von Walter brachte das Leuchten in die dumpfen Augen zurück. „Das ist ja fantastisch!“ „Gut gemacht Fräulein Polizistin“ lobte Alucard anerkennend „ Damit wissen wir schon mal wo unser aller liebster Lieblingsjäger seine Unterkunft hat und wenn wir uns wieder regeneriert haben werden wir ihm dort einen netten kleinen Besuch abstatten.“ Er strich sich mit einem gequälten Gesichtsausdruck ein paar wirre Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ich hoffe nur der gute alte Walter ist schnell unterwegs.“ Sein Blick blieb an Integra hängen die mit zurückgelegtem Kopf an der Wand lehnte. Sie schien zu schlafen, doch er wusste aus eigener Erfahrung, dass dieser Schlaf alles andere als erholsam war. Einen Vampir ausbluten zu lassen oder ihm die Ruhe im Holz der Heimat zu verwehren. Beides führte zu einer Lähmung, die erst den Körper, dann den Verstand erfasste. Doch es blieb leider Gottes so viel von ihm übrig, dass man sich der Aussichtslosigkeit seiner Situation bewusst war. Dieser Zustand konnte ewig andauern, so lange bis der süße Nektar der Heilung über die aufgesprungenen Lippen und in die verdorrte Kehle floss, der die Kraft zurückbrachte, der Leben schenkte oder man endlich wieder die Ruhe in der Heimaterde fand. So lange war man schwach und somit angreifbar, sogar einem einfachem Menschen gegenüber, vorausgesetzt es handelte sich dabei um einen Menschen, der wusste wie und vor allem womit man einen Vampir vernichten konnte. Er dachte an den Morgen vor so vielen Jahren zurück, wo aus dem Jäger plötzlich ein gejagter wurde. Sie hatten ihm mit Verstand und List eine Falle gestellt und ihn fast vernichtet. Er hatte bereits geglaubt verloren zu haben, als das Schicksal es sich noch einmal anders überlegte. Das Schicksal in Gestalt eines Doktors, dessen Passion stärker war, als sein Glaube an die himmlische Allmacht. Der es sich in den Kopf gesetzt hatte, das Böse in dieser Welt mit eigenen Mitteln zu bekämpfen. Der nicht davor zurückschreckte dies mit dunklen Kräften, mit einem Dämon zu tun, mit einem ihrer eigenen Kinder. Feuer mit Feuer quasie, ohne abschätzen zu können, ob dieses Feuer, das man zu zähmen und zu lenken versuchte, sich eines Tages doch gegen einen wenden konnte um mit alle seiner Macht einen selbst zu zerstören. Die Vorsichtmaßnahmen in Form der verschiedenen Siegel waren gut durchdacht gewesen. Sie bildeten die unsichtbaren Fesseln, die ihn banden, die verhinderten das die Bestie ausbrechen konnte, doch was die Zukunft bereit halten würde, hatte kein Hellsing vorausahnen können. Er selbst hätte ja niemals die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass es tatsächlich einmal einem Menschen geben würde, der das, in ihm zum Vorschein bringen konnte, dessen Existenz ihm selbst zu seinen Lebzeiten vollkommen unbekannt war. Trotzallem. Er war steht’s ein loyaler Diener gewesen und war es immer noch. Schließlich hatte er dafür gesorgt, dass das Oberhaupt der Familie Hellsing nicht von seinen Feinden besiegt und damit die Dämonen der Finsternis freie Hand gelassen wurde. Er hielt sein Wort, auch wenn man über die Art und Weise streiten konnte. Ein verstohlenes Lächeln schlich sich in seine eingerissen Mundwinkel. Seras, die sich bereits wie eine Katze zusammen gerollt hatte, bekam nicht mit, wie ihr Meister die Hand seiner Herrin ergriff, sie zu sich heranzog und versonnen ihren Handrücken an seine Wange legte. Für eine winzige Sekunde vermisste er die Wärme, die sie ihm immer bei den kurzen Momenten ihrer Berührungen geschenkt hatte, doch was er jetzt bekam war dagegen so viel mehr. Die ersten Frühaufsteher des Tages quälten sich durch die engen Straßen auf dem Weg zur Arbeit. Manchen war bereits an ihrer Kleidung anzusehen, mit was sie die nächsten Stunden verbringen würden. Bauarbeiter, die schon ihren Helm durch die klare Morgenluft spazieren trugen oder Fahrradlieferanten, die in ihren Anhängern die Zeitungen an die Geschäfte auslieferten. Zwischen ihnen fiel der ältere Herr gar nicht auf, der verstohlen an den Hausmauern entlang lief, bis ein altes Schaufenster seine Aufmerksamkeit fesselte. Durch die milchigen Scheiben, war vom Ladeninneren nicht viel zu erkennen, doch Walter wusste, dass er hier finden würde, wonach er suchte. Das Schild mit dem Schweinekopf verriet ihm, das es im hinteren Teil dieses Gebäudes genug davon geben musste. Es galt nur noch unbemerkt an das gute Zeug ranzukommen. Die Metzgerei lag zwischen zwei Gebäuden eingebettet, wobei eine schmale Einfahrt zu den Hinterhöfen führte. Ein gut befestigtes Tor verhinderte allerdings das man so einfach zu diesen gelangen konnte, doch der Zufall kam dem Butler zu Hilfe. Ein klappriger Geländewagen holperte mit einem ebenso altersschwachen Anhänger im Schlepptau gradewegs auf den Eingang zu. Ein kurzes Hupen sorgte dafür, dass sich die Flügeltüren ächzend öffneten und Walter im Windschatten des Autos unbemerkt hineinschlüpfen konnte. Es verhielt sich so wie er es sich gedacht hatte. In dieser kleinen Metzgerei legte man noch Wert auf gute alte Handarbeit und vor allem Frische. Im Schatten einiger Abfalltonnen konnte er beobachten, wie der Fahrer ausstieg und ihm ein kleiner Mann mit blutverschmierter Schürze um den drallen Leib, der aus dem Gebäude geeilt kam, dabei behilflich war, eine Gruppe von Schweinen aus dem Anhänger zu treiben. Unter vereinzeltem Quieken und leisem Grunzen trappten die Tiere ahnungslos durch einen schweren Plastikvorhang ihrem Ende entgegen. Walter wartete noch einen Augenblick, bis sich die Lamellen hinter den Männern geschlossen hatten, dann schlich er so leise er konnte zu einem Fenster hinüber, durch welches er einen gekachelten Raum erkennen konnte. Die zahlreichen Messer und die zerteilten Schweinehälften, die kopfüber von der Decke hingen, ließen ihn durch die anliegende Tür treten. Das musste der Zerlegeraum sein und hier stieß er auch auf einen kupfernen Bottich in dem sich eine mechanische Rührvorrichtung im Kreis drehte. Aufatmend stieß er die Luft aus. Genau das was er suchte, stellte sich nur noch die Frage, nach einem geeigneten Transportmittel. Sein Blick fiel auf einen Rucksack, der unter einer langen Arbeitstheke lag. Er schüttelte den Inhalt einfach klappernd aus und entdeckte eine Thermokanne vermutlich das Frühstück des Schlachters. Perfekt. Nach dem er Kaffee aus der Kanne im Abfluss entsorgt war, tauchte Walter das glänzende Metall in die dunkel rote Flüssigkeit. Anderson kochte innerlich so vor Wut, dass er sich mehr als zusammen reißen musste, um die Männer vor sich nicht mit den Köpfen an einander zu schlagen. Statt dessen schrie er sie aus Leibeskräften an. „Versteht ihr jetzt warum ich euch angewiesen habe diesen Mann nicht eine Sekunde alleine zu lassen?“ Betretendes Schweigen war die Antwort, während die angesprochenen intensiv ihre Schuhspitzen betrachteten. Der Priester ließ indessen seine Handflächen auf die Schreibtischplatte vor sich klatschen. „Dieser Kerl ist ein Profikiller! Er arbeitet nicht nur schon sein halben verdammtes Leben für eine Organisation, die sich zum Spaß und allgemeinen Zeitvertreib einen abgerichteten Vampir als Schoßhündchen hält, sondern war selbst einmal als ein aktives Mitglied tätig und das heißt, dass er sowohl im Nahkampf, als auch im Umgang mit sämtlichen Waffen geschult und ausgebildet ist. Er mag zwar graue Schläfen haben und nicht mehr taufrisch sein, aber wie ihr selbst euch überzeugen durftet, ist er immer noch in der Lage einen Mann ohne zu zögern den halben Kopf von den Schultern abzurasieren.“ Er deutete mit dem ausgestreckten Finger in Richtung Fenster, durch das die Morgensonne ihre warmen Strahlen zu ihnen hinein schickte. „Jetzt ist er irgendwo da draußen und versucht wahrscheinlich schon Kontakt zu seiner Arbeitgeberin aufzunehmen. Damit ist der Vorteil, den ich uns verschafft habe, schon so gut wie dahin.“ Er schüttelte fluchend den Kopf. Einer der Männer erhob vorsichtig die Stimme „Aber wieso Pater?“ Anderson funkelte ihn wütend an. „Weil Mr. Dolneaz der lieben Lady Integra dabei helfen wird, ihre geschwächten Leibwächter wieder aufzupäppeln. Dabei war dieser stinkende Nosferatu noch nie so angeschlagen gewesen wie heute Nacht.“ Wieder verpasste er der Tischplatte einen Hieb mit der flachen Hand „die Chance ihn endgültig zur Strecke zu bringen, einfach vertan und dann auch haut auch noch die Geisel ab!“ Das Klingeln des Telefons unterbrach sein Plädoyer. Alexander braucht nicht erst abzuheben, um zu wissen, wer ihn am anderen Ende der Leitung erwartete. Enrico Maxwell bellte ihm schon ins Ohr bevor er den Hörer richtig in der Hand hatte. „Ich hoffe doch inständig, dass sie gute Nachrichten für mich haben Anderson?“ Der Priester massierte sein stoppeliges Kinn. „Tja eure Exzellenz wie soll ich sagen,“ wieder funkelte er die Herren vor sich böse an „Es hat ein paar bedauerliche Zwischenfälle gegeben, die unsere Pläne ein wenig durcheinander gebracht haben.“ Mit knirrschenden Zähnen erzählte er von seiner Begegnung mit Alucard auf dem Friedhof und seiner erfolgreichen Zerstörung der Särge bis er mit der unglückliche Flucht ihrer Geisel herausrückte. Es folgte die Reaktion, die er erwartet hatte. Die Begeisterung Maxwells über diesen Umstand hielt sich mehr als in Grenzen. Laut schimpfend wies er Anderson an gefälligst keine weitere Sekunde zu verlieren. „Himmel Herrgott wenn es stimmt, was diese Kreatur erzählt hat, dann haben wir es auch noch mit ein paar liederlichen Satanisten zu tun. Da sie anscheinend eh schon heillos mit ihrer Aufgabe überfordert sind, werde ich mich selbst der Sache annehmen und unverzüglich auf den Weg machen. Vertrödeln sie bis dahin keine wertvolle Zeit, sondern durchkämmen sie die Stadt von vorne bis hinten. Ich habe schon sämtliche Hotels und Pensionen kontrollieren lassen. Nirgendwo taucht der Name Hellsing auf oder eine Frau auf die ihre Beschreibung passt, die Lady ist weder offiziell noch inoffiziell sprich unter falschem Namen irgendwo abgestiegen. Sie hält sich also mehr als bedeckt, darum werde ich noch ein paar Helfer im Schlepptau haben, die uns bei der Suche unterstützen. Sie können sich dann ganz und gar auf diese verdammten Vampire konzentrieren und endlich zu Ende bringen, was längst beendet gehört!“ Der Priester machte ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen „Was ist mit dieser komischen Sekte?“ „Noch nicht ihr Problem, um die kümmern sie sich später. Ich kann ja wohl davon ausgehen, dass das Thema Lady Hellsing heute Abend aber spätestens morgen früh erledigt ist.“ Der Priester kniff die Augen zusammen „Sicher Exzellenz“ „Ihr Wort in Gottes Ohr“ knurrte Enrico „Sie wissen ja. Ich will sie lebend und am Stück haben. Der Butler und der ganze Rest ist ihre Angelegenheit.“ Damit war das Gespräch beendet. Seras Wegbeschreibung war wirklich exzellent gewesen. Er hatte das alte Gebäude schnell gefunden und beeilte sich rasch und ungesehen hineinzuschlüpfen. Schon auf am Fuße der Wendeltreppe überkam ihn eine schaurige Ahnung „Lady Integra? Meister Alucard?“ Integra hörte die alt vertraute Stimme wie aus weiter Ferne. Nur mit der letzten noch aufzubringenden Willenskraft schaffte sie es ihre Augen zu öffnen. „Walter?“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein leises Flüstern. Sein hageres, von tiefen Sorgenfalten zerfurchtes Gesicht tauchte aus der Dunkelheit vor ihr auf. „Lady Integra entschuldigen sie bitte, dass es so lange gedauert hat.“ Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie aufgelacht. Dieser Mann war einfach unglaublich. Grade erst selbst dem vermutlichen Foltertod von der Schippe gesprungen, entschuldigte er sich dafür, dass er sie hatte warten lassen. Das heisere Kichern neben ihr ließ vermuten, dass Alucard wohl etwas Ähnliches dachte. Walter indessen ließ sich nicht ablenken, während er eilig in einen Rucksack griff, den er mitgebracht hatte. „Ich habe mich bemüht so schnell wie möglich etwas nun ja Essbares für sie aufzutreiben.“ Er zog seine Hand zurück und brachte eine metallische Kanne zum Vorschein, an der rotbraun verkrustete Fingerabdrücke klebten. Alucards Stimme, die ebenfalls mehr als schwach klang beinhaltete dennoch Anerkennung „Auf deine Dienste ist immer Verlass alter Knabe.“ Behutsam, um ja keinen Tropfen zu verschwenden goss Walter den zähen Inhalt in den Trinkdeckel und führte diesen sanft an Integras Lippen. Insgeheim wappnete er sich innerlich bereits auf eine ihrer berüchtigten Reaktionen, doch ihr jetziger Zustand ließ es einzig und alleine zu, dass sie gierig den Becher leer trank. Während Walter abwechseln Alucard und Integra auf diese Weise einiger Maßen zur Regeneration verhalf, schilderte Seras ihm die Erlebnisse der vergangenen Stunden. Er wiederrum erzählte von seiner unfreiwilligen Begegnung mit Maxwell und darüber, das Iscariot sie für die Grabräuberei verantwortlich machte. Integra schüttelte den Kopf. „Er hat also tatsächlich überhaupt keine Ahnung davon, was hier unterhalb der Stadtmauern vor sich geht.“ Walter zuckte mit den Schultern „Sieht ganz so aus.“ „Zu mindestens haben wir Anderson schon mal darüber in Kenntnis gesetzt, fragt sich nur, ob der dieser Sache erst seine volle Aufmerksamkeit widmet, wenn er meint uns erledigt zu haben.“ „Er wird aber bestimmt Maxwell das berichten, was du ihm auf dem Friedhof erzählt hast.“ „Davon ist auszugehen, dennoch glaube ich nicht das er uns deshalb vom Haken lässt, jetzt wo er weiß, dass wir zumindest für eine gewisse Zeit verwundbar sind.“ Die Zunge des Vampirs angelte nach dem letzten verbliebenen Tropfen, der noch am Rande des Edelstahlbehälters hing. Walters Augenbrauen hoben sich. „Nun Meister Alucard ihre Theorie, dass tatsächlich noch ein Sarg heil die Attacke überstanden hat, scheint mir durchaus plausibel. Deshalb schlage ich vor, dass ich ihn so schnell und so unauffällig wie möglich hier her schaffe.“ Er verzog grübelnd die Stirn, während sein Blick zwischen Seras und ihrem Meister hin und her huschte „Was die Rekonstruktion ihres guten Stücks, angeht, werden sie wohl gezwungen sein, ein paar Abstriche hin zu nehmen zu müssen.“ Alucards fragendes Gesicht ließ er unkommentiert und auch Integras „Wie meinst du das?“ beantwortet er nicht, stattdessen wandte er sich um. „Es könnte eine Weile dauern bis ich zurück bin, aber seien sie gewiss, dass ich mein Möglichstes tue um ihre prekäre Lage zu verbessern.“ Er war schon zwei Stufen hinauf geeilt, als Integras Ruf ihn noch mal inne halten ließ. Ihre Blicke trafen sich „Passen sie auf sich auf,“ sagte sie leise aber eindringlich „ich möchte sie nicht noch einmal in den Händen dieser Bastarde wissen müssen.“ Es klang schroff, doch man hörte deutlich heraus wie diese Worte gemeint waren. Der Anflug eines Lächelns umspielte seine Lippen, als er sich endgültig aufmachte. Leonardos Hände zitterten vor Anstrengung als er sich nach mehr als drei Stunden eine Pause gönnte. Er und die anderen Männer die zum innersten Zirkel gehörten, vollbrachten fast übermenschliche Anstrengungen um ihre Arbeit zu beenden, obwohl die Aussicht auf Erfolg mit dem Auftauchen der Probleme noch mehr geschmälert wurden, als ohne hin schon. Natürlich war er von seiner Arbeit und den dafür nötigen Rieten überzeugt, doch da vor ihm noch niemand den Beweis angetreten hatte, dass sie auch wirklich hielten, was sie versprachen, blieb ein Rest von Zweifel, den selbst er mit seinem festen Glauben an die Sache nicht gänzlich auszulöschen vermochte. Die Überlieferungen auf denen alles was sie taten beruhten, waren teils nur noch auf Resten von zerfressenem Papyrus vorhanden gewesen. Die Übersetzungen anstrengend und mühsam, da in Sprachen verfasst, die längst vergessen waren und doch wusste etwas in seinem Inneren, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Er betrachtete seinen blutigen, zerschunden Hände, dann hob er den Blick und betrachtete die kleine Julia, die wie die anderen mit schweißnasser Stirn unermüdlich ihre Aufgabe vorantrieb. Sie war die emsigste von allen, die leidenschaftlichste, obwohl er sie anfangs mehr als nur einmal abgelehnt hatte. Ihr Vater war ein Mitglied des Ordens gewesen, so wie einst sein Vater, denn es war nur Männern vor behalten in die Gilde auf genommen zu werden, doch sie hatte sich nicht abwimmeln lassen. Hatte ihn immer wieder aufgesucht, ihn bekniet sie in den geheimen Zirkel aufzunehmen, dessen Existenz ihr nicht nur bekannt war. Sie wusste alles und nicht nur dieser Umstand hatte ihn dazu gebracht ihrem Willen nachzukommen, sondern auch die Passion mit der sie an die Sache glaubte. Genau das war es, was er brauchte, um die Sache anzugehen und letzten Endes zum Erfolg zu führen. Was dieses Mädchen so antrieb, blieb ihr Geheimnis und er wollte es auch nicht ergründen. Müde richtete er sich wieder auf um sich erneut auf die Arbeit zu stürzen, die noch vor ihm lag. Alucard spürte die heilende Wirkung des porcinen Blutes. Nicht grade das, was seine Kehle gewöhnt war, aber besser als nichts, dazu war es noch warm gewesen, was die Wirkung noch verbesserte. Er seufzte. In all den Jahrhunderten hatte er das gesamte Spektrum der Unsterblichkeit und ihrer Macht kennen lernen dürfen und doch gab es immer noch einen kleinen Fleck, eine Achillessehne, die alles begrenzte. So etwas wie echte Unsterblichkeit gab es einfach gar nicht, auch wenn das für seine Feinde kaum zu glauben war, wenn sie auf ihn trafen. Doch ihre Annahme, dass er unbesiegbar war beruhte allein auf Unwissenheit und vor allem grober Selbstüberschätzung. All den halbgaren Vampiren die über die Welt strichen, war er ohne Zweifel weit überlegen, dank seiner erworbenen Fähigkeiten, doch auch er hatte Schwachpunkte und wenn man die kannte, so wie der gute Paladin Anderson, dann wurde die Sache erst richtig interessant. Er spreizte die Finger der rechten Hand und betrachtete wie die Kratzer auf seinem Handrücken vor seinen Augen langsam verblassten. Iscariot hatte sich mit ihm und seiner Art befasst, sie studiert und damit Wissen erworben, dass sich tatsächlich gegen ihn verwenden ließ. Er spürte wie dieser Gedanke langsam das Gefühl in ihn wach rief, dass er schon lange vermisst hatte. Spannung und die Ahnung, dass sich eine Möglichkeit abzeichnete, sich einmal wieder richtig messen zu können. Seine nun wieder makellosen Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen. Integra und Seras ruhten regungslos um ihn herum. Seras die als unreifer Vampir noch lange nicht über all ihre Fähigkeiten verfügen konnte und Integra dessen Verlust ihrer Ruhestätte als neues Kind der Nacht mehr zusetzte als ihm, würden erst wieder mit dem Untergang der Sonne aus ihrem Schlaf erwachen, doch er konnte nicht länger warten. Die Neugier war einfach zu groß, auch wenn er gezwungen sein würde sich unauffällig und ohne Kontakt zur Sonne da draußen zu bewegen. Alleine das war schon eine Herausforderung, die er nur allzu gerne annahm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)