Glass Skin von abgemeldet (if the dream I dream gets ripped apart in a cruel way) ================================================================================ Kapitel 12: Toshiya: 6 ---------------------- Eine angenehme Stille umgibt mich gerade in diesem Augenblick. Denn wo immer ich mich hier befinde, ich bekomme unmittelbar das Gefühl vermittelt endlich an einem vollkommen sicheren Ort angelangt zu sein. Von meinem Standpunkt aus sehe ich hinaus auf einen klaren See dessen gesamte Oberfläche im Sonnenlicht schimmert. Eine kurze als auch warme Brise kommt nun auf und streift mich, dabei will ich vorerst nicht auf die Stimme in meinem Inneren hören, die scheinbar eisern versucht mich zu erreichen. Hier an diesem friedlichen Ort will ich für immer bleiben. Hier kann mir definitiv nichts mehr passieren und ich brauche auch keine Angst mehr davor zu haben, dass mir etwas Gravierendes in meinem Leben zustößt. Alle meine bestehenden Sorgen sind wie mit einem Schlag weg gefegt worden. Entspannt wie ich bin schließe ich nun meine Augen und blende dabei die Stimme in meinem Inneren geschickt aus, die mich versucht zu erreichen. „Toshiya“ höre ich plötzlich jemand nach mir rufen, doch diese mir vertraute Stimme klingt dabei für mich wie von ganz weit entfernt. Verwirrt wie ich bin drehe ich mich nun um und ich blicke mehr als überrascht Shinya an, der fast schon durchsichtig auf mich wirkt als er sich in langsamen Schritten mir nun nähert. Wie in aller Welt ist er bitte an diesen recht abgelegenen Ort gelangt? „Es war nicht gerade einfach dich zu finden“ sagt er nun zu mir, blickt mich dabei direkt an und erst da fällt mir auf, welche Sorge um mich in seiner feinen Stimme mitschwingt. Schweigend starre ich ihn lange an, dabei bemerke ich erst jetzt wie eine leise Angst in mir langsam aber sicher zu erwachen scheint. Ist er nur deshalb hier an diesen friedlichen Ort aufgetaucht, um mich mitzunehmen? Will er etwa persönlich dafür sorgen, dass ich ihnen nicht verloren gehe? „Du hättest nicht kommen brauchen“ „Kaoru braucht dich“ höre ich ihn noch zu mir sagen bevor er vor meinen Augen ganz verblaßt und auf einmal erstarrt alles in mir wie zu Eis. Ehrlich gesagt wollte ich von hier nicht mehr weg, doch diese Worte von eben machen mir innerlich gerade klar, dass für mich die Zeit an sich noch nicht gekommen ist hier an diesem wunderschönen See zu bleiben. Denn es gibt jemand, der auf meine Wenigkeit angewiesen ist. Eine von mir geliebte Person, der ich durchaus wichtig bin und die ich ungern allein zurück lassen möchte. In diesem Punkt bin ich Shinya doch dankbar, dass er kurzerhand erschienen ist, da ich mich sonst noch weiter hätte fallen lassen. „Es reicht, wenn einem von uns das Glück nicht vergönnt ist, der Person nahe zu sein für die sich das Herz entschieden hat“ „Kyo...“ bringe ich nur leise hervor als ich nicht unweit von mir unseren Sänger erkenne, der mit grummliger Miene recht nahe am Ufer steht und ich verstehe sofort was er mir mit diesen Worten vermitteln will. Egal was in Zukunft auch sein wird, sie werden stets hinter mir sein. Ich blicke lange an die Stelle wo ich Kyo bis eben noch klar sehen konnte, dann entscheide ich mich doch dazu diesen Ort zu verlassen. Auch wenn ich mich hier sicher & geborgen zugleich fühle; auch wenn ich tief in meinem Inneren weiß hier kann mir nie wieder etwas passieren, so entscheide ich mich kurzerhand dazu von hier aufzubrechen, da es eine weitaus stärkere Macht gibt die mich anzieht. Eine Macht, die weitaus stärker als der Tod an sich ist. ************ Als ich langsam wieder zu mir komme vernehme ich ein ungewohnt schrilles Piepsen in unmittelbarer Nähe zu mir. Mir ist einfach nur kalt und mein gesamter Körper fühlt sich unendlich schwer an. Was zur Hölle war bitte passiert? Merkwürdigerweise kann ich mich nicht mehr genau daran erinnern was ich zuletzt getan habe. Beim Öffnen meiner Augen vernehme ich recht verschwommen den Verursacher dieses recht unangenehmen Tones und ich bin ehrlich gesagt nicht sonderlich begeistert wo ich mich gerade befinde. Wie in aller Welt bin ich bitte in einem Krankenhaus gelandet? Als meine Sicht nun nicht mehr so stark verschwommen ist erkenne ich auf einmal meine Eltern im Raum anwesend. Was mich in diesem Moment so sehr überrascht ist die Tatsache, dass sie gemeinsam da sind obwohl sie ja schon seit Jahren jeder ein eigenes Leben führen. Von ihnen erfahre ich schließlich in kurzen Worten, weshalb ich mich auf einmal in einem Krankenhaus befinde und nachdenklich wie ich deswegen bin beiße ich mir auf die trockenen Lippen. Das einzige Laster, welches ich wissentlich seit meiner Jugend mit mir schleppe ist das Rauchen. Ok, ab und an genehmige ich mir auch etwas an Alkohol. Doch im Grunde genommen habe ich doch immer einen gehörigen Abstand zu Betäubungsmittel aller Art gehalten, daher verstehe ich ehrlich gesagt nicht wieso man mich mit einer sichtlichen Überdosis eingeliefert hat. Auf einmal schleicht ein mulmiges Gefühl in mir hoch. Was, wenn mir jemand mit Absicht etwas verabreicht hat ohne das ich es weiß? Nun kommt eine weitere Frage in mir auf: wer in meinem unmittelbaren Umfeld würde mir auf diese Weise schaden wollen? In aller Ruhe denke ich nun nach, doch irgendwie ist mir auf einmal als hätte mich in sanfter Weise ein weißes Tuch des Vergessens eingehüllt. Wo ich zuletzt war und was ich tat - es fällt mir einfach nicht mehr ein. Es ist fast so als ob man mir diesen Augenblick aus meinen Gedächtnis für immer gelöscht hat. Vielleicht ist es ja nur ein Schutzmechanismus von meinem eigenen Körper um mir die Erinnerung an das erlittene Leid zu ersparen, dass mir zugefügt wurde. Gerade als ich meine Eltern fragen will, wo denn eigentlich meine Freunde stecken kommt mein behandelnder Arzt ins Zimmer herein und bittet die beiden darum vorerst draußen am Gang zu warten. Dabei wird er von einem Polizisten begleitet und ich blicke fragend die beiden Herren an. Meine Eltern scheinen mir doch nicht alles gesagt zu haben, was genau passiert ist. Ich schlucke nur kurz, dann lasse ich meinen Blick auf dem Polizisten ruhen und ich erstarre innerlich nur aufgrund der Worte die er gerade an mich richtet. Irgendwie erhoffe ich mir gerade mich gewaltig zu verhören. Ich weiß zwar mittlerweile, dass unser zweiter Gitarrist etwas eifersüchtig im Bezug zu Kaoru ist, doch ich glaube nicht er würde so weit gehen eine Person aus den Weg zu räumen, die ihm offensichtlich im Weg steht. Das ich mich gerade in diesem Gedanken gewaltig irre ahne ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Auf jeden Fall ist nun die Staatsanwaltschaft aktiv geworden und strebt einen Prozess gegen DIE an. Warum in aller Welt musste es nur so weit kommen? Ein leises Seufzen entweicht meinen Lippen, denn ehrlich gesagt habe ich nie gewollt zwischen zwei Fronten zu geraten. Bin ich etwa am Ende der Grund, weshalb die Freundschaft von Kaoru & DIE dermaßen in ihrer Grundfeste erschüttert wurde? Bin ich etwa dafür verantwortlich, dass sich die beiden auf einmal nicht mehr so gut verstehen? Ich wollte doch nie eine schon bestehende Feundschaft derart gefährden und nun beginnen sich die Fronten zwischen den beiden sichtlich zu verhärten. Erneut seufze ich auf, denn wenn ich ehrlich sein muss, so fühle ich mich dafür verantwortlich. Wieso in aller Welt habe ich nur ohne konkret nachzudenken meiner Neugier nachgegeben? Wahrscheinlich wäre es sowieso für mich besser gewesen, ich hätte niemals bei La:Sadies als Bassist zugesagt. Mir wäre sicherlich einiges an Leid erspart geblieben, wenn ich mich nur nach einer Stelle als Elektrotechniker umgesehen hätte. Rasch schüttle ich nun meinen Kopf. Nein, ich darf mich jetzt nicht selbst fertig machen. Ich habe diese wichtige Entscheidung damals aus dem Grund heraus gefällt, weil ich meiner Liebe für die Musik unbedingt nachkommen und weil ich nebenbei erfahren wollte, ob es sich bei Kaoru auch wirklich um jenen Mann handelt, der jedes Mal in meinen Träumen erscheint. Obendrein, ich habe beiden so einiges zu verdanken. Trotzdem ist nicht zu verleugnen, dass ich der Auslöser für den Bruch einer so starken und beständigen Freundschaft bin. Im Grunde meines Herzens mag ich den charmanten Rotschopf an der zweiten Gitarre doch auch sehr gern. Mit ihm kann man jede Menge Unfug anstellen als auch unternehmen, wenn er nicht gerade in dieser kalten als auch recht herrischen Phase steckt. Ob Kaoru von dieser Seite an unserem zweiten Gitarristen überhaupt Bescheid weiß? Da fällt mir ja wieder ein, dass Kyo & Shinya ja etwas länger innerhalb von La:Sadies waren und somit DIE wohl doch besser vom Charakter her einschätzen können. Die Arme unter dem Kissen verschränkend starre ich umgehend die Zimmerdecke an, nachdem ich nun für mich alleine bin und innerlich wundere ich mich gerade, ob der Polizist vorhin überhaupt richtig liegt mit seiner Aussage. Ich erinnere mich auf einmal bruchstückhaft daran, dass DIE mir ja noch sagt er mag mich. Daher wirkt es für mich doch etwas unglaubwürdig auf mich, dass er wirklich versucht haben soll mich zu töten. Schließlich weiß er ja, wie sehr Kaoru an mir hängt und daher glaube ich kaum, dass er seinem besten Freund in dieser Weise schaden will. ************ Nach ein paar Tagen bin ich wieder so weit stabil, dass ich endlich das Krankenhaus verlassen darf und auf Bestehen meiner Eltern komme ich mit ihnen nach Nagano mit. Dabei habe ich weder Kyo, Shinya oder Kaoru zu Gesicht bekommen. Selbst DIE war nicht vorbei gekommen während ich mich im Spital befand und ich beginne mich innerlich gerade zu fragen, ob mich meine Freunde wohl vergessen haben. Vielleicht wussten sie ja nicht, dass ich mich im Krankenhaus befand? Das würde ja auch schließlich erklären, wieso ich sie in den paar Tagen nicht sah. Trotzdem bezweifle ich stark, dass so eine Nachricht ihnen gegenüber nicht vermittelt wurde. Am Bahnhof angelangt bemerke ich schließlich Shinya, doch meine Mutter schiebt mich auf sanfte Weise weiter und ich kann deutlich an ihm ablesen wie überfordert er mit der gesamten Situation gerade ist. Am liebsten möchte ich ihr doch sagen, dass Shinya im Grunde genommen ganz harmlos ist. Wir sind ja schließlich nicht nur Bandkollegen, sondern auch richtig gute Freunde über die Jahre geworden. Neben Kaoru vertraue ich ihm mein Leben an. In kurzen Worten kann ich wenigstens meine Mutter davon überzeugen, dass unser Schlagzeuger eine gute Seele ist der man blind vertrauen kann und so bekomme ich die Möglichkeit mit ihm zu reden. Ich kann von ihm in Erfahrung bringen, dass Dir en Grey momentan für unbestimmte Zeit sich in Pause befindet, da das Management unseren zweiten Gitarristen fristlos aus der Band entlassen hat. Sichtlich verwirrt als auch ungläubig starre ich den um ein Jahr jüngeren Mann vor mir stehend an, da ich ehrlich gesagt damit nicht wirklich gerechnet habe. Gerade als der Zug nach Nagano kurz davor ist abzufahren bitte ich Shinya darum unseren leader-sama umgehend zu informieren, dass ich mich für einige Tage außerhalb von Osaka befinde. Rasch steige ich in den Zug ein, setze mich zu meinen Eltern ins Abteil und starre sichtlich nachdenklich aus dem Fenster hinaus. Was in aller Welt mag DIE bitte denn Gravierendes angestellt haben, dass sogar unser Management der Meinung ist die Zusammenarbeit mit ihm funktioniert auf einmal nicht mehr so reibungslos? Ohne ihm ist Dir en Grey nicht die Band wie sie weltweit von unseren Fans geschätzt und geliebt wird. Leicht lehne ich mich mit der Stirn an die Scheibe an, seufze leise auf und lasse dabei meinen Blick an der vorbei streifenden Landschaft ruhen. Wenigstens erlangt Kyo auf diese Weise die Chance seine Stimmbänder etwas zu schonen und Kaoru kann sich ebenfalls etwas erholen. Nur wie lange wird diese Pausierung denn andauern? Sind wir dann am Ende ebenfalls ohne Arbeit? Würde ich überhaupt in eine andere Band als Bassist hinein wollen? Ehrlich gesagt ist mir die Formation um uns fünf doch sichtlich ans Herz gewachsen, daher kann ich es mir momentan nicht wirklich vorstellen, dass Dir en Grey eines Tages nicht mehr existieren soll. Schließlich sind wir schon seit Jahren ein wahrlich super eingespieltes Team, daher wäre es fast schon wie ein Todesstoß würde diese Band kurzerhand aufgelassen werden. ************ Ein tiefes Seufzen entweicht meinen Lippen und ich starre mißmutig das Display meines Mobiltelefons an. Seit ich in Nagano im Haus meines Vaters bin versuche ich angestrengt Kaoru zu erreichen, doch irgendwie scheine ich dahingehend kein Glück zu haben. So gesehen müsste er ja problemlos erreichbar sein seit sich die Band in Pause befindet. Nur ein Wort. Mir würde schon ein einziges Wort ausreichen um zu wissen, dass es ihm gut geht. Nachdenklich wie ich gerade bin lasse ich mich ins Bett fallen und habe meinen Blick auf die Zimmerdecke gerichtet. Was ist mir bitte entgangen als ich mich im Spital befand? Warum reagiert Kaoru nicht auf meine Anrufe? Am besten ich fahre umgehend nach Osaka zurück und vergewissere mich selbst, dass es Kaoru gut geht. Mit dieser Idee in meinem Kopf herum spukend setze ich mich wieder auf, versuche erneut ihn über das Mobiltelefon zu erreichen und erneut seufze ich tief auf, da nur seine Sprachbox sich ständig aktiviert. Rasch ziehe ich mir eine Jacke an, schnappe mir Handy, Kippen als auch meinen Schlüssel und ich breche nun umgehend in Richtung Bahnhof auf. Ehrlich gesagt lässt es mir innerlich keine Ruhe. Kaoru & ich sind doch nach all den Jahren endlich in einer fixen Beziehung. Wieso reagiert er dann nicht auf mich, wenn ich ihn anrufe? Tief in meine Gedanken versunken lehne ich meinen Kopf an die Scheibe und blicke dabei recht lustlos auf die vorbei streifende Landschaft hinaus. Geistig habe ich unweigerlich wieder jenen Tag klar vor Augen als sich unsere Wege zum ersten Mal kreuzten. Ich erinnere mich noch ganz gut an diesen Moment, denn seine Augen sprachen eine weitaus klarere Sprache. Ehe ich mich versehe huscht mir ein kurzes Lächeln über die Lippen, da es genau diese versteckte Botschaft an sich war weshalb ich mich am Ende doch dazu entschied mich La:Sadies anzuschließen. Ich bin schließlich nicht mehr der naive Teenager von damals, dem die Kraft zum Kämpfen fehlte. Beide Gitarristen haben mir jeweils auf ihre Weise etwas an Stärke übermittelt. Doch die tiefen Gefühle in meinem Inneren gehören ganz allein Kaoru. Er ist derjenige, dem mein Herz gehört und der mir wirklich wichtig ist. Nach so langer Zeit bin ich endlich in der Lage ihm gegenüber diese Gefühle auch offen zu zeigen. Vielleicht wäre es ja besser gewesen, von Anfang an unseren Freunden gegenüber mit offenen Karten zu spielen. Ob mich DIE dann wohl eher in Ruhe gelassen hätte? In Osaka angelangt blicke ich kurz auf das Display meines Handys welches mir nur anzeigt, dass keine Anrufe eingegangen sind und leise seufze ich auf. Bin ich etwa in der Zwischenzeit in einer Art Parallelwelt gelandet, wo ich für meine Freunde unsichtbar bin? Den anderen aufkommenden Gedanken möchte ich ehrlich gesagt nicht fertig denken, denn er erschrickt mich doch etwas. Während ich nun in die Bahn umsteige, die mich direkt in jenes Viertel bringt wo Kaorus Wohnung liegt, schweifen meine weiteren Gedanken wieder zu diesem merkwürdigen Traum den ich im Spital hatte. Weshalb habe ich von meinen Freunden nur Kyo und Shinya darin vernommen? Wieso war keine Spur von Kaoru darin zu sehen? Als ich den Wohnkomplex endlich erreiche atme ich mehrmals tief ein & aus, dann betrete ich das Gebäude und fahre hoch zu seiner Wohnung. Etwas mulmig ist mir gerade doch zu Mute, da ich ja ehrlich gesagt nicht genau weiß wie er auf mein Auftauchen reagieren wird. Mein Herzschlag verschnellert sich als ich direkt vor der Wohnungstür stehe, mir dabei kurz auf die Lippen beiße und den Schlüssel aus meiner Jackentasche fische. Was mache ich, wenn er nicht zu Hause ist? Wäre es dann besser draußen zu warten? Ich gebe mir kurzerhand einen innerlichen Ruck, sperre die Tür auf und beim Eintreten fällt mir auf, dass alles dunkel ist. Ich schlüpfe aus meinen Schuhen, hänge meine Jacke auf und tapse in Richtung Wohnzimmer als ich Ganesa bemerke die direkt auf mich zugerannt kommt. „Hallo, meine kleine Prinzessin“ kommt leise aus mir hervor, hebe sie nun hoch und ehe ich mich versehe ist auch schon Mukta anwesend, den ich ebenfalls gleich einmal begrüße. Irgendwie ist es mir gespenstisch ruhig in der gesamten Wohnung. Kaum im Wohnzimmer angelangt schlucke ich nur als ich nun Kaoru direkt gegenüber stehe und die herrschende Stille ist richtig unangenehm. Ich weiß selbst nicht wieso, doch ich bringe kein brauchbares Wort hervor. „Wie ich sehe, bist du entlassen worden“ kommt nur aus ihm hervor, worauf ich nur rasch auf seine Aussage nicke und der sachliche Ton in Kaorus Stimme lässt die herrschende Atmossphäre noch erdrückender auf mich wirken. „Kao-chan?“ vernehme ich eindeutig eine weibliche Stimme nach ihm rufen, worauf sich alles tief in mir krampfhaft zusammen zieht und ich nur vermehrt schlucken muss. Bevor einer von uns etwas sagen kann ist auch schon eine recht zierliche junge Frau in einen Bademantel gehüllt im Wohnzimmer aufgetaucht und ich erahne gerade, wieso er in den letzten Tagen nicht erreichbar war. Ich muss hier schleunigst weg. Auch wenn es zutiefst schmerzt zu wissen, dass alles eine reine Lüge war, er braucht nicht zu sehen wie sehr ich darunter leide. In der Eile nur meine Schuhe schnappend verlasse ich die Wohnung, sprinte in den Aufzug und erst jetzt spüre ich deutlich wie mir nun die ersten Tränen herab rinnen. Das ich so schnell ersetzbar für ihn bin tut wirklich weh. Nun beginne ich mich zu fragen wie sich alles in meinem Umfeld entwickelt hätte, wenn DIE wirklich mit Kaoru zusammen gekommen wäre. Hätte Kaoru ihn auch so rasch durch eine andere Person ersetzt? ************ „Sie haben nur eine Stunde Zeit, verstanden?“ klärt mich gerade ein Wärter auf, worauf ich nur rasch nicke und mich innerlich erneut frage, ob es wirklich richtig ist was ich hier tue. In meiner herrschenden Verzweiflung habe ich umgehend den jetzigen Aufenthaltsort von Daisuke Andou heraus gesucht und den Entschluß gefällt ihn aufzusuchen. Auch wenn ich ja tief in meinem Inneren weiß, dass er mir Leid zugefügt hat; auf der anderen Seite gesehen ist er ja immer noch ein Freund für mich. Nachdem ich zu einem Tisch platziert werde öffnet sich die schwere graue Tür und ich beiße mir umgehend auf die Lippen als ich ihn nun erblicke. Er sieht sichtlich abgemagert und mitgenommen aus. „Damit habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet“ kommen ihm gleich einmal die Worte hervor, weist dabei ein kurzes Lächeln auf und ich kann trotzdem sehen wie abgestumpft die sonst so strahlenden nussbraunen Iriden sind. „Ich brauche deine Hilfe“ „Ausgerechnet von mir?“ „Ja...“ kommt nun leise aus mir hervor, lege meine Hände in den Schoß und senke dabei leicht meinen Blick. An Kyo oder an Shinya kann ich mich mit meinem Problem nicht wenden. DIE ist der Einzige, der Kaoru durchaus besser kennt als ich es tue. „Kaoru, deswegen bist du doch hier?“ kommt nun die Frage aus ihm hervor, nicke nur rasch als Antwort und ich sehe ihm dabei direkt in die Augen. „Ehrlich gesagt fühle ich mich gerade wie der große Idiot hier“ „Wie soll ich das jetzt bitte verstehen?“ „Du bist so herrlich naiv & unschuldig zu gleich, Toshiya. Leider macht genau das dich auch so anfällig dafür auf die falschen Leute herein zu fallen“ höre ich in nun zu mir sagen und ich bin nun sichtlich verwirrt. Ich muss hier eindeutig etwas verpasst haben was die beiden Gitarristen betrifft. Auf einmal erinnere ich mich erneut an Kaorus Frage, ob da etwas zwischen DIE & mir wäre. Damals sah ich keinen großen Sinn darin zu hinterfragen was er konkrekt damit meint. Doch jetzt bin ich mir auf einmal nicht mehr so sicher, ob Kaoru zu dem Zeitpunkt schon wusste wieso der Rotschopf mir gegenüber auf einmal so besitzergreifend reagiert. „Wieso...?“ „Du willst wirklich wissen, wieso? Bist du dafür auch bereit mir zu vergeben, was ich dir angetan habe, wenn ich dir die volle Wahrheit sage?“ stellt er nun die Frage an mich, wobei ich deutlich erkennen kann, dass er mir gegenüber ehrlich sein will. Kurz umgibt uns eine erdrückende Stille, dabei beiße ich mir kurz auf die Lippen als ich auf einmal fühlen kann wie seine Hand trotz der Handschellen nach meiner fasst. Ich kann nicht vergessen, was er mir angetan hat. Doch bin ich überhaupt in der Lage dazu ihm zu vergeben? ,Hoffentlich bereue ich diese Entscheidung nicht‘ schießt mir der Gedanke nun durch den Kopf als ich mich dazu entschließe ihm seine begangenen Fehler zu vergeben. „Ich vergebe dir, Daisuke, aber auch nur, weil wir Freunde sind“ sage ich nun zu ihm ins Gesicht, wobei mir erst jetzt auffällt wie wieder etwas Leben in seine nussbraunen Iriden einkehrt aufgrund meiner Worte. „Danke...“ höre ich ihn nur darauf sagen, worauf er mich auf sanfte Weise anlächelt und erst jetzt merke ich deutlich wie mich meine Neugier packt. Was konkret wurde mir all die Jahre, die ich mit ihnen in einer Band bin verschwiegen? „Denkst du wirklich, Kaoru ist der Einzige, der sichtliches Interesse an dir entwickelt hat?“ folgen nun seine Worte, lege fragend den Kopf leicht schief und ich begreife im Moment nicht so ganz was er damit andeuten will. Doch als die Stille um uns herum uns erneut umhüllt sickert langsam die Bedeutung seiner Worte in mir ein und ich beiße mir umgehend auf die Lippen. Entweder träume ich gerade wirres Zeug zusammen oder ich befinde mich tatsächlich in einer Art Paralellwelt wieder. „Es tut mir aufrichtig leid, dass ich all die Jahre über diesen Dämon in mir nicht im Griff bekommen konnte und dir dadurch nur geschadet habe“ „Warte mal, Daisuke, verstehe ich gerade richtig, dass du...?“ fange ich nun an zu sagen, verstumme aber recht rasch und ich schlucke leicht, denn irgendetwas tief in mir erhofft sich gerade mich total geirrt zu haben. Diese Worte eben, sie sind eindeutig ernst gemeint und obendrein ist er gerade aufrichtig zu mir. Schlagartig weiß ich sofort was er mit Dämon andeutet. Denn wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann habe ich große Angst vor dieser Seite an ihm. Dabei haben wir doch eine recht stabile Freundschaft über die Jahre zwischen uns aufgebaut. „Ich wollte im Grunde genommen nur mit allen Mitteln verhindern, dass ich dich an Kaoru verliere“ antwortet er mir nun mit ehrlichen Worten, dabei bleibt mir nun sichtlich die Sprache weg. Bitte weckt mich jemand aus diesem wirren Traum auf? Ich habe mich gerade wohl verhört, oder doch nicht? Seine stetigen Eifersuchtsanfälle galten also nur unserem leader-sama und doch nicht mir wie ich stets annahm? Nun bin ich innerlich verwirrt & sprachlos zu gleich. Ich bin doch stets von dem Gedanken ausgegangen, dass er immer noch stark an Kaoru hängt, doch wie hätte ich bitte erahnen können wie sehr ich mich damit irre? „Warum ausgerechnet mich?“ „Deine Ausstrahlung hat es mir angetan“ bringt er nun mit einem leichten Grinsen hervor, dass für ihn typisch ist und er sieht mich dabei direkt an. In einer gewissen Weise fühle ich mich ja schon geehrt, dass er in mir mehr als einen einfachen Freund sieht, doch gleichzeitig bin ich innerlich auch sichtlich überrumpelt von diesem Geständnis. „Was ist mit Kyo?“ „Er sieht etwas in mir, dass ich niemals für ihn sein kann“ folgt nun als Antwort aus ihm hervor, dabei merke ich deutlich einen recht neutralen Ton in seiner Stimme mitschwingend. Unser Sänger tut mir ehrlich gesagt Leid. Zu wissen, dass die geliebte Person niemals die Gefühle erwidern wird, die man tief im Herzen trägt muss wohl eine unvorstellbare seelische Qual sein. Gerade als ich etwas zu ihm sagen will deutet der Wärter nur an, dass die Besuchszeit für heute schon vorbei ist und ich muss ihm umgehend versprechen erneut vorbei zu kommen bevor ich gehe. Mein Kopf schwirrt aufgrund dieser neuen Informationen. Zwar weiß ich immer noch nicht, wie ich nun konkret auf Kaoru eingehen soll, doch auf der anderen Seite habe ich endlich Daisukes wahren Antriebsgrund heraus finden können. ************ Den Blick in die Ferne gerichtet höre ich mir gerade über meinen kleinen I-Pod unsere aktuelle Single an und ein leises Seufzen entweicht meinen Lippen. Ich bin absichtlich nicht zum Prozess nach Osaka gefahren, da ich mich innerlich zwischen den Fronten fühle. Bei Kaoru habe ich mich nicht mehr gemeldet, obwohl fast schon täglich ein Anruf von ihm ankommt. Momentan weiß ich nicht so recht, was ich ihm antworten soll. Kurz richte ich meinen Blick auf das Display meines Mobiltelefons als dieses plötzlich zu vibrieren beginnt und es zeigt mir Kaorus Nummer an. Kurzerhand drehe ich den I-Pod ab, nehme den Anruf entgegen und ehrlich gesagt weiß ich selbst nicht wieso ich darauf reagiere. „Moshi, moshi, Hara desu“ „Toshiya, wir müssen reden“ vernehme ich ihn nur sagen, dabei beiße ich mir auf die Lippen. Keine Nachfrage wie es mir im Moment geht oder wo ich mich aufhalte. Das ist halt typisch für Kaoru. Mit seinen Aussagen ist er stets direkt. Wahrscheinlich eine Angewohnheit von ihm auf diese Weise bandinterne Angelegenheiten zu regeln. „Ich...“ fange ich nun an, dabei weiß ich nicht so genau was ich ihm nun antworten soll. Ich ertappe mich geistig gerade bei der an mich selbst gestellten Frage, warum er mich auf einmal anruft obwohl er doch scheinbar einen brauchbaren Ersatz für mich gefunden hat. „Bitte, Toshiya, es ist wirklich wichtig“ „Dann solltest du nach Nagano kommen“ antworte ich ihm nur im sachlichen Ton, ignoriere gerade den aufkeimenden Schmerz tief in meinem Inneren und merkwürdigerweise bekomme ich genau in diesem Augenblick Daisukes Worte nicht mehr aus dem Kopf. Kaoru gegenüber werde ich wohl nicht zu verraten brauchen was Daisukes wahrer Beweggrund war, denn mit Sicherheit wusste er schon seit unserer ersten Tour am Festland davon Bescheid. Kurzerhand mache ich mir mit ihm noch einen neutralen Ort innerhalb der Stadt als auch eine Uhrzeit aus, dann lege ich auf und starre lange mein Mobiltelefon an. In den letzten Tagen ist mein Leben an sich komplett aus den Fugen geraten und das ausgerechnet von zwei Männern gleichzeitig. Etwas Abstand tut mir im Augenblick sichtlich gut. Da trifft es sich doch gut, dass sich die Band gerade in Pause befindet. Denn in meinem jetzigen Zustand wüsste ich ehrlich gesagt nicht, wie ich auf die beiden Gitarristen eingehen soll. Meinen Kopf am Balken hinter mir anlehnend richte ich meinen Blick gen Horizont. Woher bitte schön hätte ich denn ahnen sollen, dass ich gleich zwei Männern gleichzeitig so sehr den Kopf verdrehe nur allein mit meiner Anwesenheit. Wobei ich ehrlich gesagt für den Einen tiefe Gefühle mit mir trage und den Anderen als ziemlich guten Freund ansehe. Tief seufzend schließe ich nun meine Augen, lege meinen Kopf in den Nacken und geistig versuche ich mir gerade auszumalen wie es konkret mit uns allen weiter geht. So wie momentan die Stimmung innerhalb der Band ist kann es einfach nicht weiter gehen. Ich fände es wirklich schade, wenn wir nur aufgrund von Missgunst, Neid, Eifersucht & Wut geblendet die Band am Ende komplett aufgeben müssen. Ich habe die Suppe eingebrockt, also muss ich sie auch auslöffeln. Kaoru wird bestimmt eine Weile nicht mehr mit mir reden wollen, wenn ich diesen Schritt tue, doch es geht halt nicht anders. In erster Linie geht die Band vor. Zumindest das hat uns Kaoru doch vom ersten Tag an eingebläut seit wir unsere Erfolge als Dir en Grey landesweit feiern. Nur muss ich mir auch ganz genau überlegen, wie ich das Management kurzerhand davon überzeuge den Rotschopf wieder aufzunehmen. Die Fans brauchen ja nicht unbedingt zu wissen, dass es innerhalb der Band einige kleine Unstimmigkeiten gab. Doch vorher sollte ich doch noch mit Daisuke reden, was er von meiner Idee hält. Schließlich geht es ja in erster Linie darum, dass wir unseren Gitarristen in Freiheit haben. Auf der anderen Seite gesehen muss ja Kaoru auch einverstanden sein, dass er zurück in die Band kommt. So komplex habe ich mir das gerade nicht vorgestellt und ein weiterer Seufzer entweicht meinen Lippen. Bin ich wirklich so naiv wie Daisuke meint? Tief in meine verworrene Gedankenwelt versunken schrecke ich leicht zusammen als meine Schwester mich an der Schulter antippt und mir mitteilt, dass ich Besuch hätte. Kaoru wird das wohl kaum sein können, wobei ich mich ja auch gedanklich irren kann. Als ich hinein ins Haus gehe fallen mir im Wohnzimmer Kyo & Shinya auf. Ok, mit ihnen habe ich jetzt überhaupt nicht gerechnet. Kurzerhand deute ich ihnen an mir zu folgen und ich begebe mich mit ihnen hinaus in den Garten, da ich mich dort wenigstens etwas ungestört fühle. Meine Schwester bringt uns noch Onigiri & Tee hinaus, dann ist sie wieder ins Haus verschwunden. Irgendwie scheinen auf einmal die Rollen gänzlich vertauscht zu sein. Shinya redet und ich bin hier der Schweigsame. Normalerweise war es stets umgekehrt der Fall. „Toshiya, hörst du eigentlich zu?“ bekomme ich nun Kyos Frage mit als er mich etwas unsanft in die Seite boxt und ich ihn daraufhin mit einer Schmollmiene belege. Klar höre ich ihnen zu, nur innerlich bin ich wohl zu sehr abgelenkt. „Ich brauche Abstand...“ bringe ich gerade ohne jeglichen Bezug hervor, starre nahezu meine Tasse Tee an und erst da fällt mir auf wie mich Kyo & Shinya ansehen. „Was genau meinst du damit?“ „Wovon brauchst du Abstand?“ „Von Kaoru... von der Band... einfach von allem“ kommt nun recht rasch aus mir hervor ohne vorher konkret nachgedacht zu haben, sehe dabei meine Freunde an und erst da wird mir gerade bewusst, welche Wirkung als auch Bedeutung meine Worte wohl auf die beiden haben müssen. Irgendwie bin ich im Moment froh, dass unser leader-sama nicht anwesend ist. Denn ich weiß ehrlich gesagt nicht wie er diese Aussage von mir gedeutet als auch verstanden hätte. Derjenige von meinen Freunden, der mich dahingehend verstehen würde wäre wahrscheinlich die rothaarige charmante Grinsekatze, doch so ganz sicher bin ich mir dabei auch nicht. „Toshiya, du planst doch nicht etwa...?“ kam es sichtlich geschockt aus Shinya hervor, der anscheinend davon ausgeht, dass ich mich von ihnen distanzieren will. „Mach dir keine unnötigen Sorgen um mich, Shinya. Ich bring die Band schon wieder zusammen“ „Und wie willst du das bitte anstellen?“ „Lasst das ruhig meine Sorge sein“ antworte ich nur darauf und ich weise dabei ein Lächeln auf. Vor allem Kyo gegenüber bin ich es schuldig, dass Dir en Grey weiter besteht. Vor allem für ihn muss ich dafür sorgen, dass diese Band weiter am Leben bleibt. ************ Mehr als ein halbes Jahr ist nun vergangen und ich stehe nachdenklich mit einer Zigarette am Kai. Ohne den Anderen Bescheid zu sagen bin ich kurzerhand in eine Kleinstadt direkt an der Ostküste Japans liegend umgesiedelt und ich gehe dort einer geregelten Tätigkeit nach. Zum Glück scheint mich keiner der Einwohner zu erkennen und ich kann so unangenehmen Fragen im Bezug zu Dir en Grey gekonnt aus dem Weg gehen. Auch wenn mir sichtlich die Anwesenheit meiner Freunde fehlt, so hat diese doch recht ungewollte Distanzierung mir geholfen innerlich mich etwas besser zu verstehen. Doch wenn ich ehrlich sein soll, dann vermisse ich neben Kaoru diese unbeschwerte, ausgelassene Stimmung innerhalb der Band wie wir sie zur Anfangszeit stets hatten. „Dich ausfindig zu machen ist wirklich eine Heidenarbeit“ höre ich gerade eine mir vertraute Stimme sagen, die mich sichtlich erschaudern lässt und als ich mich gerade umdrehe kann ich kaum meinen Augen glauben. Nicht nur Daisuke, sondern auch Kaoru steht da vor mir und ich kann nicht anders als wie eine belämmerte Kuh sie anzusehen. Hallo, habe ich hier irgendwo etwas Wichtiges im Skript ,Das Leben des Toshimasa Hara‘ ausgelassen? Ich halluziniere hier gerade eindeutig, denn das kann nie im Leben möglich sein, dass ich beide Gitarristen nach all dem was passiert ist so friedlich nebeneinander sehe. Obendrein habe ich heute doch gar keinen Alkohol angefasst, daher wäre es somit unmöglich zu halluzinieren. „Eto...“ bringe ich nur hervor und ja, ich weiß, es ist ziemlich geistreich für einen Erwachsenen wie mich. Warte mal, wie haben die beiden mich überhaupt gefunden? Ich hab doch recht sorgsam gearbeitet um jegliche Spuren von meiner Existenz in Osaka zu verwischen. Doch mir fällt schlagartig ein, wer denn verraten haben könnte wohin es mich verschlagen hat. Soviel zu ich vertrau mich unserem einstigen Mentor Yoshiki-sama an was ich gerade plane. War ja doch in einer gewissen Weise klar, dass Kaoru dort nachfragt. Unsicher was ich konkret sagen soll deute ich den beiden Gitarristen nur an mir zu folgen und ich führe sie in das kleine Haus nicht unweit zum Strand entfernt in dem ich momentan lebe. Eine recht unangenehme Stille umgibt uns drei gerade, wobei ich erst einmal sie mit Tee versorge. „Ano... wie kommt es, dass ihr...“ fange ich nur an, sehe beide fragend an und irgendwie bin ich mir nicht ganz so sicher, ob ich überhaupt wach bin. „Tut mir leid, Toshiya, aber du kennst ja leader-sama & seine Morddrohungen“ kam es gerade leicht scherzend aus Daisuke hervor, der dankend den Tee annimmt und ich aufgrund der eben vernommenen Worte ein kurzes Aufblitzen in Kaorus Augen erkenne. Ein rasches Nicken meinerseits ist alles was ich gerade zustande bringe, dabei ahne ich gerade welche sichtliche Überwindung es Kaoru wohl gekostet haben mag sich an die rothaarige Grinsekatze vom Dienst zu wenden. „Es geht in erster Linie um die Band“ „Ano... Kaoru, ich wurde schon informiert“ kommt nun aus mir hervor, entschuldige mich kurz, stehe auf um das Schreiben zu holen und reiche dieses gleich einmal unserem leader-sama. Denn vor ein paar Tagen lag das Schreiben in meinem Briefkasten neben einem Brief meiner kleinen Schwester und eines Briefs von unserem Rotschopf. Daher weiß ich ja schon wie das Management auf mein kleines Schreiben auf sie reagiert hat. „Also, bist du damit in Ordnung?“ frage ich nun rasch nach, da ich innerlich nur darauf tippe, dass Kaoru nur deswegen hier aufgetaucht ist. Schließlich bin ich ja noch genau wie Kaoru, Shinya & Kyo ein aktives Mitglied von Dir en Grey. Das er noch einen weiteren Grund haben könnte will mir im Augenblick nicht eingehen. Daher lasse ich es dabei beruhen, dass es wirklich nur um die Band geht. „Dann erkläre mir bitte nur eines, Toshiya: warum bist du bereit erneut so ein Risiko einzugehen?“ „Weil ich es Kyo gegenüber schuldig bin“ kommt ehrlich aus mir hervor, dabei versteht Daisuke sofort was ich damit andeuten will und er senkt dabei leicht seinen Blick. „Außerdem, es ist einfach nicht Dir en Grey ohne DIE“ füge ich noch dazu, sehe dabei Kaoru direkt in die Augen und genau diese Worte bewirken ein flüchtiges Lächeln auf seinen Lippen. „In dem Punkt muss ich dir recht geben, Toshiya“ „Also bin ich doch noch in der Band?“ „Denk an all die Fans unserer Grinsekatze, die dich sonst geistig über den Jordan schicken, Kaoru, weil du ihn durch jemand Anderen ersetzt“ bringe ich nun meinen Einwand ein, schaue ihn gleichzeitig mit Dackelblick an und mit einem Seufzen hält sich Kaoru die Stirn. „Nein Danke, kein Bock darauf“ kommt nun aus Kaoru hervor, wobei ich sichtlich strahle und ihn nun kurz umarme. Damit auch Daisuke nicht zu kurz kommt umarme ich ihn ebenfalls ganz kurz. Mein Vorhaben, die Band zu retten hat also funktioniert. Doch wie ich nun meine Bande zu beiden Gitarristen richten soll ist mir immer noch schleierhaft. Kurz darauf steht Kaoru auf, geht in den Nebenraum um mit großer Wahrscheinlichkeit unseren Manager zu verständigen und ich bin somit mit Daisuke allein im Wohnbereich. „Du willst wissen, warum ich ausgerechnet mit Kaoru hier bin. Deine unbändige Neugier kann man 10 km gegen den Wind bemerken“ vernehme ich ihn nun sagen, wobei ich nun leicht zu schmollen beginne und er stupst mir mit einem Lächeln meine Nase an. „So ganz verzeiht er mir immer noch nicht“ fügt er noch verlegen dazu, strich sich dabei durch sein dünkler werdendes Haar und ich ahne gerade, dass der entstandene Schaden doch viel zu groß ist als das ihre Freundschaft wieder jenes Level erreicht den sie hatten als ich neu in die Band kam. „Ich bin wenigstens erleichtert, dass er wenigstens ein paar Worte mit dir wechselt“ sage ich nur darauf, dabei sehe ich kurz zu Kaoru und eindeutig ist mir tief in meinem Inneren klar, wieso. Ein so stolzes Wesen wie unser leader-sama eines ist braucht definitiv eine Weile um überhaupt an Vergebung zu denken. Sofort blicke ich auf als Kaoru zurück kommt und doch leicht mißmutig drein schaut. „Das Management ist wie ich skeptisch ihn erneut in der Band aufzunehmen“ „Aber...“ „Weiß Gott was du bitte für einen Aufsatz verfasst hast, Toshiya, doch aufgrund dieses Schreibens geben sie schließlich ihr grünes Licht, dass DIE weiter Bestandteil von Dir en Grey bleibt“ höre ich Kaoru nun sagen, der sichtlich nicht begeistert zu sein scheint, dass wir unsere Grinsekatze wieder innerhalb der Formation haben. „Die Fans werden dir mit Freude diese Entscheidung danken“ meint nun Daisuke darauf, der ebenfalls seinen Blick auf unseren leader-sama richtet und ich nicke nur eifrig. ************ Kyo ist mit sichtlichen Elan bei den Aufnahmen dabei. Man sieht ihm deutlich die Freude als auch den Arbeitseifer an und dieser steckt auch den Rest von uns an, sehr zu Kaorus Zufriedenheit. So unbeschwert wie in den Anfangsjahren sind wir nun nicht mehr, denn dazu ist offensichtlich der entstandene Schaden zu groß. Mir ist sichtlich klar, dass der Mann an der zweiten Gitarre sich das gesamte Vertrauen aller Bandmitglieder wieder erarbeiten muss, doch ich habe dafür ein riesiges Opfer dar gebracht. Nur damit es wenigstens unserem Sänger gut geht habe ich schließlich diese Anfrage gestellt, Daisuke wieder in die Band zu lassen. Irgendwie ist es fast schon wie am Anfang, wo ich sie alle erst besser kennen lernen musste. Wir müssen scheinbar wieder lernen aufeinander einzugehen. Im Moment stehe ich eine rauchend am Gang und warte sichtlich ungeduldig darauf, dass mein Take endlich kommt. Wir arbeiten gerade an zwei Songs gleichzeitig, wobei wir einen unserer alten Songs quasi etwas auffrischen. Meine Augen schließend lege ich meinen Kopf leicht in den Nacken und lehne mich dabei an der Wand an. Meine Gedanken beginnen daran zurück zu schwirren, wo im Grunde genommen der innere Zerfall anfing. Ein leises Seufzen entkommt meinen Lippen, denn die Wahrheit hat mich ehrlich gesagt mehr zerfressen als die Lüge an sich, die mir versucht wurde weiß zu machen. Ob Kyo mittlerweile weiß, dass die Person seines Herzens jemand anderen begehrt? Was ist mit Kaoru? Wusste er schon von Beginn an, wenn Daisuke tief in seinem Herzen trägt oder wurde er dahingehend noch nicht eingeweiht? Hoffentlich wird mir unser Sänger nicht böse sein, wenn er eines Tages die volle Wahrheit erfährt. Erneut seufze ich auf. Wieso zerbreche ich mir in letzter Zeit so sehr den Kopf darüber? Warum ist es mir auf einmal so wichtig, dass ich vor allem Kyo nicht als Freund verliere? Weil er durch & durch eine ehrliche Seele ist, die felsenfest hinter seinen Freunden steht. Dabei beginne ich mich nun innerlich zu fragen, ob Kyo selbst schon den Schritt getan hat unserem zweiten Gitarristen zu gestehen was er wirklich für ihn empfindet. Schlagartig verspannt sich mein gesamter Körper als ich deutlich spüre wie mir jemand einen kurzen Kuss auf die Lippen haucht und ich blicke sichtlich irritiert direkt in die nussbraunen Iriden unserer Grinsekatze. „Ich konnte der Verlockung einfach nicht widerstehen“ bringt er mir gegenüber nur hervor und grinst leicht, wobei ich leicht rot um die Wangen werde und erst jetzt Kaoru bemerke, der mit einer düsteren Miene direkt auf mich zu kommt. „Halt dich einfach fern von ihm, schließlich ist er mein Freund“ bekomme ich nun Kaorus kühle Worte mit, die er in diesem Moment an Daisuke richtet und stumm folge ich ihm schließlich nach draußen als er mir andeutet ich solle ihm folgen. Fragend sehe ich ihn nur an als wir uns nun vor dem Gebäude befinden und mir fällt erst jetzt auf, wie sich Kaorus Körper langsam zu entspannen beginnt. War es doch ein Fehler von mir darum zu bitten, dass uns Daisuke an der zweiten Gitarre erhalten bleibt? Am Ende gibt es vielleicht noch Tote. Ich setze mich schließlich neben Kaoru auf die Mauer, richte meinen Blick gen Horizont und ich kann nicht verhindern, dass ich erneut leicht rot um die Wangen werde als ich deutlich fühle wie Kaoru nach meiner Hand fasst. „Hast du dir das auch wirklich gut überlegt?“ „Ja, denn ich weiß ja wieviel die Band Kyo bedeutet“ antworte ich nur darauf, blicke weiterhin direkt in den Himmel und ehrlich gesagt kann ich ja sein Misstrauen verstehen. Auf die Schnelle kann ich ja selbst nicht vergessen, was mir passiert ist, doch mittlerweile verstehe ich nun den Handlungsgrund unseres zweiten Gitarristen. Ich verstehe ihn auch nur, weil er mir gegenüber in ehrlichen Worten gestand was ihn zu dieser Tat getrieben hat. „Kao, du hast es gewusst, oder?“ „Was soll ich gewusst haben?“ „Wieso DIE so gehandelt hat“ „Ehrlich gesagt, nein“ bringt er nun hervor, wobei ich ihn sichtlich überrascht ansehe. Ich war tatsächlich davon ausgegangen, dass Kaoru Bescheid weiß wer die Person in Daisukes Herzen ist. Sie waren ja schließlich die besten Freunde, da erzählt man sich doch solche Sachen, oder nicht? „Wie stehst du wirklich dazu?“ „Ehrlich gesagt, ich wäre am liebsten unsichtbar und ganz weit weg. Denn ich fühle mich in einer gewissen Form verantwortlich dafür, dass sich zwei meiner Freunde nicht mehr so verstehen wie sie es einst taten“ schießt nun aus mir hervor, fühle deutlich wie Kaoru sanft meine Hand drückt und ich sehe ihm dabei direkt in die Augen. Er versteht sofort, was ich damit sagen will und zieht mich sanft an sich heran, wobei ich meinen Kopf auf seine Schulter lege und meine Augen schließe. „In erster Linie kannst du ja nichts dafür, dass sich solche Differenzen zwischen DIE und mir gebildet haben“ bringt er nun hervor, sieht mich dabei genau an und ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, er will mit diesen Worten mein Gewissen beschwichtigen. „Nur mal so aus reiner Neugier heraus: wieso hast du nie mit ihm eine Beziehung begonnen?“ „Kisaki hat mich schließlich vorgewarnt“ antwortet mir Kaoru darauf, kuschle mich dabei etwas mehr bei ihm an und ich genieße ehrlich gesagt diesen Augenblick mit ihm, auch wenn mir innerlich bewusst ist, dass er nun eine Freundin hat die auf ihn wartet. Allein bei diesem Gedanken schnürt sich alles tief in mir zusammen und ich schließe erneut meine Augen. „Toshiya, es gibt da noch etwas, dass ich dir gegenüber noch richtig stellen muss“ vernehme ich ihn nun sagen, blicke ihn nun direkt an und ehrlich gesagt bin ich gespannt um was es geht. „Wegen neulich... ich kam nicht mehr dazu dir die Sachlage zu erklären, weil du zu schnell wieder weg warst“ fängt er nun an, dabei beginne ich innerlich nur zu schlucken und ich ahne schon worum es handelt. Will er mir hier tatsächlich erklären, weshalb er sich doch dazu entschieden hat lieber eine Freundin zu haben als mit mir zusammen zu sein? Wenn ja, wieso meinte er dann Daisuke gegenüber ich gehöre immer noch zu ihm? „Die junge Frau, die du kurz zu Gesicht bekamst ist die Cousine einer guten Bekannten von mir. Ich habe zugestimmt sie für einige Tage bei mir aufzunehmen, da ich noch einen Gefallen schuldig war“ erklärt er mir nur, wobei ich nur kurz nicke und ihn aufmerksam ansehe. „Dann bist du also nicht...?“ „Ich habe ja schließlich dich, wieso sollte ich mich auf einmal anderwertig umsehen?“ vernehme ich ihn nun sagen und ich beginne rasch meinen Blick zu senken. Ich bin wahrlich ein Idiot. Wie konnte ich nur im Geringsten anzweifeln, dass er zu unserer Beziehung steht. „Verzeih mir, dass ich so an dir gezweifelt habe“ murmle ich nur, worauf Kaoru nur leicht schmunzeln muss und mir über den Rücken streicht. „Damals in Korea...“ „Ich dachte damals, dass ich wohl nie eine Chance bei dir haben würde“ bringe ich schließlich hervor, vergrabe dabei mein Gesicht in Kaorus Halsbeuge und er versteht sofort was ich damit meine. „Du hast mir bis heute immer noch nicht erklärt, wieso du unbedingt Kyo involviert hast“ „Ich habe dir gegenüber beweisen wollen, dass ich ganz gut ohne dich klar komme. Doch die Wahrheit ist halt, dass ich dich liebe, Kaoru. Mehr als du es dir überhaupt vorstellen kannst“ kommt nun aus mir hervor, wobei ich gegen Ende doch etwas leiser werde und deutlich fühle wie er sanft meinen Kopf anhebt. Ein sanftes Lächeln ruht auf seinen Lippen. Kurz darauf zieht er mich noch näher an sich heran und küsst mich auf sanfte Weise, wobei ich mehr als bereit willig darauf eingehe. Kurzerhand meine Augen schließend schnurre ich in diesen Kuss, den ich in allen Zügen auskoste. „Dann ist ja wenigstens geklärt, dass du wieder nach Hause kommst“ „Muss ich ja sowieso, denn meine Pappenheimer werden mich sicherlich schon vermissen“ antworte ich ihm nun darauf und bleibe dich bei ihm angeschmiegt. „Und was ist mit mir?“ vernehme ich ihn nun mit gespielter Schmollmiene nachfragen, weswegen ich nur zu lachen beginne und ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen hauche, auf den er auch rasch eingeht. „Ständig. Der reale Kaoru ist mir tausendmal lieber als die Variante, die stets in meinen Träumen erscheint“ sage ich nun zu ihm, worauf er sichtlich zufrieden wirkt und mich kurzerhand nicht loslässt. Eine Weile bleiben wir hier draußen sitzen und genießen die Zweisamkeit, dann treibt uns die Arbeit wieder ins Innere des Gebäudes. Dabei scheinen alle Zeichen auf Neubeginn zu stehen. Wer weiß, vielleicht werden sich sogar die beiden Gitarristen wieder etwas besser verstehen? Mal sehen, was die Zukunft für Dir en Grey so bereit hält. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)