Blutmond von Sopschild ================================================================================ Kapitel 2: Held im Jeep ----------------------- Die Reifen des alten Jeeps quietschten, als Stiles um die Ecke bog, um auf dem Parkplatz der Schule mit einem Ruck zum stehen zu kommen. Ob Scott schon von den Neugigkeiten wusste? Wusste überhaupt jemand von den Neuigkeiten? Bestimmt, dies war schließlich eine Kleinstadt und jeder Nachrichtenoffizier war ein Waisenknabe im Gegensatz zu den Tratschmäuler von Beacon Hills, zu denen sich Stiles zählte. Es war gut immer über alles informiert zu sein, so blieben einem unschöne Überraschungen erspart. Aber selbst die gab es in Stiles Leben zu genüge, wie die Tatsache, dass sein bester Freund ein Werwolf war. Oder das in dem Ort ein ganzes Rudel lebte. Oder das es ekelhafte Kanimas gab, die Meister suchten. Oder, oder, oder. Es gab eindeutig zuviel „Oder“ in Stiles Leben wenn es darum ging, unglaubwürdige Tatsachen zu beschreiben. Stiles Stilinski war gefangen in seiner ganz persönlichen Horror-Freak-Show. Und zu seinem eigenen Erstaunen schien Stiles sogar der normalste in diesem Haufen zu sein. Manchmal fragte er sich, warum er Peters Angebot nicht angenommen hatte, doch wenn er ehrlich war, so war er sich selbst schon Freak genug. Noch mehr Verrücktheit konnte er nicht ertragen. Er behielt sich lieber sein letztes bisschen Normalität, auch wenn es ihm wohl schon vor geraumer Zeit abhanden gekommen war. Aber vielleicht fand er es ja wieder, wer wusste das schon. Hastig stolperte er auf dem Wagen und merkte erst auf halber Strecke, dass er seinen Rucksack im Wagen gelassen hatte. Zu allgemeinen Belustigung der anderen Schüller raste er zurück. Er war als Nerd und Aussenseiter bekannt, mit dem die Meisten nichts zu tun haben wollten. Es reichte ihnen sich über ihn lustig zu machen. Was für eine Ironie, dass Scott als normal und beliebt galt. Als Stiles vor seinem Werwolffreund zum stehen kam, war er außer Atem und musste sich erst einmal beruhigen. Manchmal, oder eigentlich immer, fühlte er sich wie ein Eichhörnchen auf Speed. Wie war es den anderen Menschen eigentlich möglich alles so ruhig anzugehen? Für Stiles war die Welt ein Spielplatz, der erkundet werden wollte. An jedes Ecke fand er etwas Neues und er fand das Leben an sich furchtbar aufregend. „Scott! Scott! Scott!“, rief er aufgeregt und hüpfte um Genannten. „Was super Cooles ist passiert – oder eigentlich nicht. 'Tschuldigung die Bezeichnung war mehr als daneben. Verdammt.“, Stiles biss sich auf die Lippe. „Was ist denn jetzt schon wieder?“, man brauchte kein Werwolf mit einem überdurchschnittlichen Gehör zu sein um zu bemerken, dass Scott genervt klang „Leiche. Im. Wald!“ Stiles Freund legte den Kopf in den Nacken und stöhnte laut auf. „Wer?“ „Tim Bennett, der Kleine, der in der Joahnas-Road gelebt hat.“ Stiles konnte die Bestürzung, die sich um Scott legte, fast riechen. Sein Freund hatte einfach ein zu gutes Herz und als er den Mund aufmachte um zu sprechen, klang Scotts Stimme gepresst und sein Gesicht war verzerrt vom Schmerz für einen Jungen, den er nicht einmal kannte. „Was ist passiert?“ „Ist von der Middel School nicht nach Hause gekommen. Am Abend haben sie ihn dann tot im Wald gefunden.“ Stiles schluckte, dass eigentliche erschreckende hatte er ihm noch gar nicht erzählt. Die Akte hatte einsam und verlassen auf dem Küchentisch gelegen, als ein Windhauch sie erfasste und ihren Inhalt quer durch den Raum verstreute. Als guter Sohn war es natürlich Stiles Pflicht gewesen, sie wieder aufzusammeln, auch wenn sein Vater ihm verboten hatte, an Polizeieigentum zu gehen. Aber er konnte die Sachen ja nicht einfach liegen lassen, oder? Unfreiwillig, freiwillig hatte er einen Blick auf den Inhalt geworfen und was er gesehen hatte, war zugleich abartig, erschreckend und cool aufeinmal gewesen. Das es sich bei dem Windstoß, der die Mappe weggefegt hatte, um Stiles selbst gehandelt hatte, brauchte niemad zu wissen. „Ermordet. Hörst du Scott. Beacon Hills scheint ein Paradies für verrückte Mörder geworden zu sein!“ schon lange hatte sich Stiles an die Verrücktheiten und die Gewalt in der Stadt gewöhnt, soweit man sich eben daran gewöhnen konnte, dass alle Nase lang Menschen ermordet wurden, doch ein Kind zu töten, war eine neue Stufe der Grausamkeit. Hatten die Verbrecher von heute denn kein Ehrgefühl? Er mochte sich gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn ein kranker Pedophiler in der Stadt unterwegs war. Die Nerven der Bewohner waren noch immer dünn wie Seidenfäden, nach der letzten Mordserie. Fiele eigentlich keinem in Washington auf, dass in Beacon Hills die Mordrate um über 200 % gestiegen war. Früher zogen die Menschen nach Beacon Hills, um ihre Kinder vor den Großstädten zu schützen. Stiles fragte sich, wann die ersten Familien genau in diese flüchten würden. „Weißt du wie er gestorben war?“, fragte Stiles aufgeregt hypothetisch. „Erstochen. 333 mal wurde auf dem Jungen eingestochen.“ Wild gestikulierte Stiles in der Luft herum und sein Stimme nahm einen schrillen Klang an. „Riechst du das?“, fragte er den Werwolf, der versuchte die verschiedenen Gerüche um ihn herum zu deuten, um zu wissen, was Stiles meinen könnte. „Es stinkt verdammt nochmal nach übernatürlicher Scheiße! Über der ganzen Stadt hängt eine verdammte Nebelwolke von Scheiße und lockt andere Scheiße an!“ „Bist du sicher? Vielleicht ist es einfach nur ein kranker Psychopath?“ „Oh, das wäre wirklich sehr beruhigend, nicht wahr?“ Eigentlich wollte Stiles Scott nicht so anfahren, aber er war nun mal aufgeregt und da fiel es ihm schwer seine Emotionen zu bändigen. Eigentlich fiel ihm alles schwer zu bändigen, wenn er aufgeregt war. Noch ein Grund kein Werwolf zu werden, er würde wahrscheinlich direkt beim ersten Vollmond Amok laufen und die Stadt in ein Kettensägenmassaker verwandeln, nur ohne Kettensäge. „So meinte ich das nicht.“ Scott fuhr sich durch das braune Haar und sah sich verzweifelt um, als erhoffte er sich von einem seiner Mitschüler Hilfe. „Jaja.“, Stiles schnaubte. „Lass uns lieber zum Unterricht gehen und danach Verschwörungstheorien ausarbeiten.“ Der Unterricht verlief wie immer viel zu langsam. Quälend schleppte er sich dahin, wie ein sterbendes Tier. Zäh wie altes Kaugummi, das nicht einmal mehr an Schuhen kleben wollte. Es wunderte Stiles, das niemand über Tim Bennetts Tod Bescheid zu wissen schien. Es war ein ganz normaler Montag. Was man eben normal nennen konnte. Im Laborunterricht hatte Stiles sein Experiment in die Luft gejagt und eine sechs kassiert und beim Lacross hatte sich Greenberg die Nase gebrochen, was der Coach mit einer zufriedenen Miene quittiert hatte. „Wir sollten Derek und Dr. Deaton fragen.“, sagte plötzlich Scott in die Stille, die in der Unkleide herrschte, da nur noch die beiden sich in ihr befanden, hinein. „Was wonach? Wisst ihr zufällig wer der Mörder ist?“, Stiles lacht freundlos auf. „Sie werden mit sicherheit nichts wissen.“ „Sie wissen immerhin mehr über diesen ganzen Kram als wir beide. Und fragen tut schließlich nicht weh.“ „Dir vielleicht nicht, du bist ja auch neuergings Dereks bester Freund.“ „Bin ich überhaupt nicht.“, entgegenete Scott. „Was ist, hat er sein Freundschaftsarmbändchen zurück genommen?“ „Es ist komplizitert.“ „Sind wir hier auf Facebook?“ Knapp zwei Stunden später standen die beiden in der Tierarztpraxis, in der Scott von einer ganzen Symphonie Hundelaute begrüßt wurde. „Was kann ich für euch tun?“ Dr. Deaton trat hinter die Theke und sah sie gutmütig lächelnd an. Stiles wusste nicht warum, aber er traute dem Mann nicht. Derek traute er auch nicht, aber bei Derek wusste er wenigstens woran er war, doch Stiles konnte Deaton nicht einschätzen und das war es was ihm Angst machte. Er wusste nicht wirklich auf wessen Seite er stand und auch wenn Scott zu blind war, zu sehen, so stand Stiles dem Doktor doch skeptisch gegenüber. „Haben Sie von dem Mord gehört?“ Deaton nickte und machte ein betrübtes Gesicht. „Schrecklich.“, doch irgendetwas sagte Stiles, das er mehr wusste, als er sagte. Deaton wusste etewas und es schien nichts gutes zu sein, denn unter seinen Augen lagen dunkle Schatten und er sah auch, als hätte er die Nacht nicht geschlafen. „Derek müsste gleich da sein.“, verkündete er. „Derek? Was hat Derek damit zutun?“ Stiles mochte den Werwolf nicht. Er war gewalttätig und sowieso und überhaupt ein Arschloch. „Das frag ich mich ehrlich gesagt auch.“, vernahm er die Stimme des Alphas hinter sich. Mussten Werwölfe sich immer so leise anschleichen? Stiles sah es schon kommen, er wurde nicht von einer mystischen Kreatur zerfetzt, er starb weil er einen Herzinfakt bekam. „Weil ich denke, eure Hilfe zu brauchen.“, sagte Deaton und man sah ihm an, wie schwer ihm die Worte über die Lippen kamen. „Wobei?“ Scott schlug Stiles leicht die Faust in die Seite, weil dieser so feindselig klang. „Kommt mit.“ Der Arzt in den Vierzigern, trat an ihnen vorbei und drehte das Schild am Eingang, das nun jedem sagte, das die Praxis geschlossen war. Er winkte die drei nach hinten. „Weißt du es bereits?“, fragte er Derek. Dieser nickte mit einem Gesichtsausdruck, der Stiles zweifelsfrei an Grumpy-Cat erinnerte. Stiles beschloss wenn er irgendwann einmal seines Lebens überdrüssig sein sollte, würde er es Derek sagen. „Gut, das verkürzt das Ganze ein wenig.“ Deaton stellte eine Kiste auf den Tisch. Stiles wusste als Sohn eines Sheriffs sofort, dass es sich um eine Beweismaterialkiste handelte. „Was, wenn ich euch sage, der Junge war nicht das erste Opfer?“ Stiles riss die Augen auf. „Wie? Was? Wann? Häh?!“ Die Anderen beachteten ihn nicht und Deaton legte einige Fotos auf den Behandungstisch. Stiles wand den Blick ab. Es waren Fotos von kleinen Jungen, nackt, erstochen, die Haut durchlöchert wie ein Nadelkissen. Auch ohne zu zählen wusste er, es waren 333 Messerstiche. „Vor über 12 Jahren, wurden in Greensboro in North Carolina die Leichen von 11 Jungen im alter zwischen acht und zwölf gefunden. Alle ermordet durch 333 Messerstiche mit einer zweischneidigen Klinge. Nach dem fünften Mord wurden die hiesigen Druiden auf den Fall aufmerksam und man fand magische Rückstände an den Körper.“ Deaton hob die Hand, als Stiles etwas sagen wollte. Magische Rückstände? Was war das? Woher kamen die? „Im Grunde ist das nichts ungewöhnliches, da alles durch eine bestimmte Energie verbunden ist, die die meisten schlicht Magie nennen, doch es war keine gewöhnliche Magie.“ Der Tierarzt fuhr sich über die Glatze. Am liebsten hätte Stiles ihn geschüttelt. Konnte er ihnen nicht einfach sagen was Sache war? Sie waren hier nicht in einem Film, niemand brauchte dramatische Pausen. Ohne es zu bemerken begann Stiles an seinen Nägeln zu kauen. „Es war eine wilde uralte Magie, abgrundtief schwarz und böse. Mehrer Druiden fielen bei der Untersuchung in Ohnmacht, so sehr klebte das Schwarz an den kleinen Körpern.“ „Also ist der Mörder ein Druide.“, stellte Derek mit nüchterner Stimme fest. Musste dieser Typ eigentlich immer klingen, als bestelle er sich einen Hamburger, während im Hintergrund ein Haus explodierte und er sich eine Sonnebrille aufsetzte? „Nein.“, berichtigte Deaton. „Druiden sind nicht die einzigen, die sich der Magie bedienen. Nein, was immer es war, es war mächtger, dunkler und wilder als die Druiden. Es gab und gibt nur eine Art von Magienutzern, die solch eine Magie benutzen: Hexen.“ Jetzt konnte sich Stiles nicht mehr halten. „Es gibt Hexen?! Mit Buckel und Besen?“ Deaton schmunzelte, auch wenn man ihm ansah, dass ihm eigentlich nicht danach war. „Ja, es gibt Hexen, aber in den meisten Fällen ohne Buckel und Besen. Eigentlich unterscheiden sich Hexen von Aussehen her nicht wirklich von normalen Frauen. Da Druiden und Hexen sich bereits seit Jahrhunderten unversöhnlich gegenüberstehen, zurückgehalten nur durch einen Friedensvertrag, starben noch drei weitere Jungen, bis sie bereit waren uns zu helfen gegen eine der Ihren vorzugehen.“ „Warum mögen sich Druiden und Hexen nicht?“, unterbrach ihn Stiles wieder. Er wollte alles wissen. Er wusste bereits jetzt, dass er die Nacht damit verbringen würde alle über Hexen und das Hexentum aus dem Internet herauszusuchen. Oh, er freute sich bereits wieder darauf die Abgründe des digitalen Netzes zu erforschen. „Das ist eine lange Geschichte und dafür haben wir eindeutig keine Zeit. Nun bei den Hexen hat die 333 eine symbolische Bedeutung, jedoch ist sie mir ehrlich gesagt unklar, da Hexen nicht gerne über ihre Geheimnisse reden, schon gar nicht mit Druiden. Die Morde schienen alle eine Art Ritual zu sein.“ „Na super.“, Stiles hörte auf an seinen Fingern zu knabbern. „Ich fass dann mal zusammen: Der Junge wurde von einer durchgeknallten Hexe ermordet, die ein Ritual durchführt, wofür wissen wir nicht, Hexen erkennt man nicht, Hexen sind Feinde der Druiden, also werden sie mit Sicherheit nicht mit offenen Armen empfangen, die Täterin hat schomal gemordet und es werden weitere Morde auf uns zukommen. Ist das richtig?“ Deaton schüttelte dem Kopf. „ Nicht ganz. Die Täterin damals wurde gefasst, zwar nicht von der Polizei, aber von den Hexen, diese wurde unter den Hexenhammer gebracht und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.“ Scheiterhaufen? Hatte Stiles etwas nicht mitbekommen und er befand sich im 16. Jahrhundert? „Also ein Nacharmungstäter? Wie toll, der Tag kann ja nicht mehr besser werden.“ „Stiles, könntest du bitte den Sarkasmus sein lassen.“, medete sich nun auch Scott zu Wort. „Lass mich kurz überlegen – Nein! Mein Sarkasmus ist mein einziger Schutz vor den abgefreakten Zeug, das in der Dunkelheit lauert. Tut mir leid, aber ich habe keine Werwolf-Ninja-Kräfte!“, zum Ende hin wurde er immer lauter, und sein Blut wurde viel zu schnell durch seine Venen gepumpt. „Stiles -“ „Nein! Ich muss mich da mal kurz reinsteigern! ARRRRHHH!“, aufgebracht hüpfte er auf der Stelle und wuschelte sich durch das kurze Haar. „Bist du fertig?“, fragte ihn Derek, der allem Anschein nach von allem gelangweilt schien. „Nein, aber das wird schon. Was sollen wir jetzt tun?“ Deaton machte ein Gesicht als hätte er schreckliche Zahnschmerzen. „Wir müssen Kontakt zu den Hexen aufnehmen.“ „Wie?“, fragte Scott. „Ich dachte Druiden und Hexen mögen sich nicht.“ „Tun sie auch nicht, aber man muss seinen Verbündeten nicht zwangsläufig mögen, man muss nur zusammenarbeiten können.“, sagte Deaton und Stile schielte zu Derek herüber. Wie wahr, wobei das mit dem zusammenarbeiten sich bei Mr.-Ich-bin-der-coole-böse-schwarze-Wolf doch meistens als schwierig heraus stellte. „Ich weiß, dass etwa zwei Autostunden von hier eine junge Hexe wohnt. Wir müssen versuchen sie auf unsere Seite zu ziehen. Doch wir müssen vorsichtig sein. Ich hatte vor drei Jahren einmal mit ihr zu tun, ihr Name ist Lilli Devon. Sie ist hinterhältig, rücksichtslos und unberechenbar. Es würde mich ehrlich gesagt nicht wundern, wenn sie die Täterin ist. Es wird schwer sein sie zu überzeugen, es gibt nur einen Menschen, für den sich Lilli Devon interessiert und dieser Mensch ist Lilli Devon.“ Stiles behagte die ganze Sache immer weniger. Aber hatten sie wirklich eine andere Wahl? „Wir müssen handeln, bevor die nächste Leiche auftaucht.“ In diesem Moment piepte Stiles Handy und als er auf dem Bildschirm blickt, war ihm, als hätte jemand ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. „Zu spät!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)