Love and Pain goes Hand in Hand von -Luna- (Mamoru & Bunny) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Er war ihr Halt – ihr Beschützer – ihr Ein und Alles... Ihre gesamte Kindheit hatten Bunny und Mamoru in einem Heim verbracht, gänzlich ohne die Liebe und Geborgenheit einer Familie. Doch irgendwann hatten sie sich gefunden. Um nicht allein zu sein, suchten sie die Nähe des anderen und waren seit jeher unzertrennlich. Ein Herz und eine Seele. Wie Bruder und Schwester. Fast jede Nacht schlich sich Mamoru heimlich zu Bunny und gemeinsam lagen sie stundenlang in ihrem Bett und redeten über Gott und die Welt. Auch hatte er sich oft schützend vor sie gestellt, sie verteidigt und sich sogar für sie geprügelt, wenn sie mal wieder in Schwierigkeiten steckte oder ein älteres Kind sie ärgerte. Mamoru war einfach immer da, solange sie denken konnte. _________________________-`ღ´-_________________________ Bunny war gerade 12 geworden und Mamoru 16, als sie aus dem Heim flüchteten. Weg von dem Ort, wo man sie unter schlechten Bedingungen hielt und mies behandelte. Soviel Leid hatte man ihnen hier zugefügt. Zuviel Schmerz und Grausamkeiten hatten sei ertragen müssen. Er versprach ihr, sich um sie zu kümmern und ihnen endlich ein besseres Leben zu ermöglichen. Und er tat alles ihm in seiner Macht stehende. Ja, er sorgte unter anderem dafür, dass sie ihren Abschluss machen konnte, während er hart arbeiten ging und das Geld verdiente. So wurde irgendwann auch aus einer kleiner heruntergekommenen Wohnung, wo sie sich versteckt hielten, ein kleines Häuschen etwas außerhalb der Großstadt. Ein kleines Dorf, wo man sie nicht kannte. Und wo niemand die aus ihrer Vergangenheit sie finden konnte. Einer Vergangenheit, die sie zutiefst geprägt hatte... _________________________-`ღ´-_________________________ Es sollte eine Überraschung für sie werden und Bunny erinnerte sich noch genau, wie Mamoru ihr die Augen verbunden und sie zu ihrem neuen Zuhause geführt hatte. »So meine kleine Usako, da wären wir und ich hoffe wirklich, dass es dir gefällt.« Mamoru war nervös und unheimlich gespannt auf ihre Reaktion, als er ihr die Augenbinde abnahm. Ihre Augen weiteten sich und ihr Mund stand vor Verblüffung offen. Sie konnte es nicht glauben ... träumte sie? Minutenlang stand sie wie erstarrt da, um ihm dann überglücklich in die Arme zu fallen. »Oh Mamoru, ist das wirklich unser neues Zuhause? Und ich krieg auch endlich mein eigenes Zimmer?« Bunny strahlte wie ein Honigkuchenpferd und klatschte vergnügt in die Hände, als Mamoru ihr zunickte. Scheinbar meinte es das Schicksal endlich mal gut mit ihnen... Doch dann - sie war gerade 16 Jahre alt geworden - hatte sich von einem Tag auf den Nächsten alles für Bunny geändert. Plötzlich waren da Gefühle für Mamoru, die sie nicht verstand und die ihr Innerstes durcheinander brachten. Alles an ihm hatte sie berührt – sein Anblick hatte sich tief in ihr Herz gebrannt und ein Feuer in ihr entfacht. Die Liebe zu ihm und dieses unbändige Verlangen hatte sie regelrecht überrollt. Das Schlimmste daran war jedoch, dass sie über ihr Gefühlschaos nicht mit ihm reden konnte. Er würde es ja doch nicht verstehen... Und plötzlich geriet alles aus den Fugen und nichts sollte mehr so sein, wie es vorher einmal war. Es war ein stürmischer Freitagabend im Herbst und sie kamen gerade vom Einkauf zurück, als ein heftiger Schauer sie überraschte. Schnell waren sie bis auf die Haut durchnässt und rannten los als wäre der Teufel hinter ihnen her, ehe sie völlig außer Atem zu Hause ankamen und die bereits durchtränkten Einkaufstüten in der Küche abstellten. »Hier Häschen, trockne dich lieber ab, bevor du noch krank wirst.«, rief Mamoru und warf Bunny ein Handtuch zu. Seufzend ging sie in ihr Zimmer und entledigte sich ihrer nassen Klamotten. Eigentlich wollte sie heute noch mit ihrer Freundin Minako um die Häuser ziehen, doch bei diesem Wetter verging ihr absolut die Lust darauf. Kurz schnappte sie sich ihr Handy und schrieb Minako, dass sie es an einem anderen Wochenende nachholen würden, wenn es nicht gerade wie aus Eimern schütten würde. Keine Minute später erhielt sie auch schon die Antwort von Minako, die ihr einen ruhigen Abend zu Hause wünschte. Seufzend legte Bunny das Handy beiseite. Ein wenig enttäuscht, den Abend doch zu Hause verbringen zu müssen, zog sie ihre weite schwarze Jogginghose an und griff nach ihrem roten Tube-Top, was ihre Oberweite wirklich gut betonte. Kurz schaute sie in den Spiegel und stellte zufrieden lächelnd fest, dass sie in dem Oberteil wirklich eine gute Figur machte. Innerlich darauf hoffend, dass Mamoru es endlich zur Kenntnis nehmen würde, dass sie nicht mehr nur das kleine Mädchen war, wollte sie sich gerade vom Spiegel abwenden. Doch dann fiel ihr Blick auf ihre Haare. Großer Gott, sie sah aus wie ein gerupftes Huhn. Schnell öffnete sie ihre Haarknoten – oder eher das, was davon noch übrig war und schnappte sie sich nochmal das Handtuch, um ihr Haare trocken zu rubbeln. Lautes Magengrummeln ließ sie innehalten – seit Stunden hatte sie nichts mehr gegessen, kein Wunder also, dass ihr Magen sich nun bemerkbar machte. Ob Mamoru heute für sie kochen würde? Hungrig trat Bunny wieder ins Wohnzimmer, während sie ihre Haare zu einem Zopf nach oben band. »Du ... Mamoru? Kochst du heu...!?« Abrupt hielt sie inne, als sie ihn nur mit einer schwarzen Jogginghose bekleidet in der Küche erblickte. Er räumte gerade den Einkauf in die Schränke und musste sich etwas strecken, um die Konservendosen im oberen Teil des Schrankes zu verstauen. Sein nackter Oberkörper und wie seine Muskeln sich bei jeder Bewegung anspannten, brachten sie völlig aus der Fassung. Bunny schluckte bei seinem Anblick. Schon öfter hatte sie sich in letzter Zeit dabei ertappt, wie sie ihn Gedankenverloren angestarrt und seinen wundervollen Körper bewundert hatte... »Hilfst du mir bitte kurz? Dann kann ich uns gleich etwas Leckeres zaubern...«, antwortete Mamoru nun. Noch immer hatte er ihr seinen Rücken zugewandt. Wenige Sekunden später löste sie sich aus ihrer Starre und stellte sich neben Mamoru, um ihm beim Einräumen zu helfen. Kurz stießen sie aneinander und ihre nackten Arme berührten sich, als Mamoru kurz inne hielt. Hatte er dieses Knistern zwischen ihnen ebenfalls gespürt? Ob er das gleiche intensive Verlangen nach körperlicher Nähe verspürte? Hilfe, sie erkannte sich gar nicht wieder – seit wann machte sie sich über so etwas Gedanken? Doch den Wunsch seinen Körper zu berühren und ihn zu spüren hatte sie bereits vollständig gepackt. Es passierte noch ein paar Mal an diesem Abend, dass sie sich wie zufällig berührten. Es war, als wenn sie sich wie magisch anzogen um einander zu berühren. Und jedes Mal wich Mamoru ein wenig mehr von ihr zurück. Was war mit ihm? Ertrug er ihre Nähe plötzlich nicht mehr? Zweifel krochen in ihr hoch und sie fühlte sich befangen. Grübelnd saß sie ihm wenig später am Tisch gegenüber und stocherte lustlos in ihren Nudeln. Wie sollte sie sich ihm gegenüber denn nun verhalten? Was sollte sie ihm sagen, wenn er sie auf ihr merkwürdiges Verhalten ansprach? Schon die ganze Zeit spürte sie seinen Blick auf sich ruhen und es war nur eine Frage der Zeit... »Schmeckt es dir nicht?« Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute Mamoru fragend zu Bunny. Natürlich merkte er, dass sie etwas bedrückte. Er kannte sie einfach zu gut, seine Bunny ... sein kleines Häschen. »Nein, nein ... es schmeckt wie immer sehr gut, Mamoru.« Entschuldigend blickte sie zu ihm, doch an seinem Gesichtsausdruck erkannte sie, dass er sich damit nicht zufrieden gab. Himmel, was sollte sie ihm sagen? Was würde passieren, wenn sie ihm gestand, dass sie sich in ihn verliebt hatte? Wie würde er reagieren, wenn er erfuhr, wie sehr sie ihn begehrte? Sie hatte furchtbare Angst, ihre innige familiäre Beziehung damit zu zerstören. Angst vor seinem Unverständnis, was ihre Gefühle anging. Angst davor, von ihm zurückgewiesen zu werden. Mit seinem Blick fixierte er Bunny und fragte sich zum wiederholten Male in Gedanken, was bloß mit ihr los war. Verunsichert blickte sie auf ihren Teller, ehe sie sich erhob und den Teller wegstellte. »Es tut mir Leid...«, flüsterte Bunny und floh ins Badezimmer. Verzweifelt rutschte sie an der Tür gelehnt auf den Boden und schloss die Augen. In ihrer derzeitigen Verfassung konnte sie ihm kaum vor die Augen treten und doch konnte sie sich nicht ewig hier verschanzen. Nach 5 Minuten klopfte es zaghaft an der Tür. »Bunny, bitte rede mit mir, ich mach mir Sorgen.«, rief Mamoru. Langsam erhob sie sich und öffnete die Tür. Eigentlich war ihr gar nicht nach reden zumute – sie fühlte sich gerade einfach nicht in der Lage dazu. Wie sollte sie überhaupt die richtigen Worte finden, so durch den Wind, wie sie gerade war? Er lehnte am Türrahmen und blickte unsicher zu ihm hinauf. »Was ist los? Was bedrückt dich?« In seinem Blick lag Besorgnis. Krampfhaft hielt sich Bunny an der Türklinke fest und schluckte den Klos im Hals herunter. »Mamoru, ich ... ich ... Ich kann es dir nicht sagen.« Sie wollte an ihm vorbei laufen, doch er hielt sie fest und zog sie in seine Arme. »Du weißt, dass du mit mir immer über alles reden kannst...« Sanft tätschelte er ihren Kopf. Vorsichtig löste sich Bunny aus seiner Umarmung und blickte hinauf in seine blauen Augen. Würde er je mehr in ihr sehen als seine kleine Zieh-Schwester? Leicht schüttelte sie mit dem Kopf und ein trauriges Seufzen verließ ihren Mund. Wie sehr sie sich doch danach sehnte, geliebt zu werden... -geliebt von ihm! Und doch war sie sich sicher, dass es eine unerfüllte Liebe bleiben würde. Sie wollte nicht, dass er ihre Tränen sah und drängte sich schnell an ihm vorbei. Diese Gefühle waren gerade unerträglich - erdrückten sie ... ließen sie nicht mehr klar denken. Aufgelöst und den Tränen nahe lief sie in ihr Zimmer und ließ sich in ihrer Verzweiflung auf ihrem Sofa am Fenster nieder. Mit angezogenen Knien schaute sie gedankenverloren nach draußen. Noch immer tobte draußen ein heftiger Sturm und inzwischen blitzte und donnerte es. Bei jedem Donnergrollen zuckte Bunny leicht zusammen, doch als dann der Blitz einschlug und alle Lichter ausgingen, schrie sie panisch auf und floh zu ihrem Bett, wo sie sich ihr Kissen krallte und fest vor die Brust presste. Doch als könnte ein einfaches Kissen die bösen Geister und das was einem Angst machte, von einem abhalten... Sofort wurde die Tür aufgerissen und Mamoru kam ins Zimmer gelaufen. Er wusste, dass Bunny furchtbare Angst bei Gewitter hatte und wich nie von ihrer Seite, solange es nicht vorbei war. Vorsichtig ließ er sich neben ihr auf dem Bett nieder und schlang die Arme um ihren Körper. Natürlich entging ihm nicht, wie sehr sich ihr Körper anspannte, als er sie berührte. Doch er führte es auf ihre Angst vor den Gewitter zurück. »Schhh ... ich bin ja da.«, flüsterte er und strich sanft über ihren Rücken. Es dauerte eine Weile bis sie sich endlich ein wenig entspannte und sich an seine Brust schmiegte. Tief atmete sie seinen herrlichen Duft ein, der sie immer an Rosen erinnerte, und berührte mit den Fingerspitzen sachte seine nackte Haut. Strich über sein Schlüsselbein und über seine starke Schulter seinen Arm hinab um dann seine freie Hand zu nehmen. Ihre Finger verschlungen sich ineinander, als sie langsam den Kopf hob und zu ihm aufblickte. In der Dunkelheit konnte sie nur vage seine Umrisse erkennen und doch wusste sie, dass seine Augen geschlossen waren. Wie gerne würde ich ihn küssen, seine Lippen berühren, dachte Bunny, wurde aber sofort aus ihren Gedanken gerissen, als erneut ein Blitz einschlug und die Fensterscheiben klirren ließen. »Mamoru, ich habe solche Angst...« Ängstlich wimmernd drückte sich Bunny ein wenig mehr in Mamoru's Arme. Dieser hatte kurz gedöst und war nun wieder hellwach. Er spürte ihren zitternden Körper und wie sich ihr Brustkorb schnell hob und senkte. »Es ist sicher bald vorbei, Häschen ... Hm, was hältst du von einem leckeren Kakao zur Beruhigung?«, fragte er, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Sofort nickte Bunny energisch und kletterte auf allen Vieren vom Bett. Mamoru blickte ihr hinterher und seine Augen weiteten sich, als er ihren wohlgeformten Po direkt vor sich hin und her wackeln sah. In der Dunkelheit konnte er die Silhouette ihres perfekten Körpers ausmachen, nachdem sie sich vom Bett erhoben hatte. Ihr Anblick machte ihn unerklärlicherweise nervös und er fuhr sich seufzend durch die Haare, ehe er sich ebenfalls vom Bett erhob und ihr in die Küche folgte. Kurz stieß er mit seinen Fuß gegen einen Schrank und fluchte. Die verdammte Dunkelheit ... warum war auch der komplette Strom ausgefallen? Doch dann kam ihm eine Idee um etwas Licht zu machen. Kerzen! Warum hatte er nicht sofort daran gedacht? Mit zwei großen roten Stumpenkerzen in der Hand trat er dann zu Bunny in die Küche, die sich gerade mit zwei fertigen Tassen mit kaltem Kakao zu ihm drehte und ihn zaghaft anlächelte. Das Kerzenlicht spiegelte sich in ihren großen blauen Augen und bei ihrem zauberhaften Anblick wurde ihm ganz warm ums Herz. Sie ließ ihn nicht kalt, er konnte es einfach nicht länger leugnen. Schon den ganzen Tag spürte er diese seltsame Spannung zwischen Ihnen... Jede ihrer unabsichtlichen Berührungen ging ihm durch und durch und er hatte große Mühe, sich zu beherrschen. Aber er musste, denn es fühlte sich nicht richtig an und so hielt er seine Gefühle zurück, auch wenn Bunny es ihm oft nicht leicht machte. Er konnte es einfach nicht zulassen, dass seine seltsamen Gefühle zwischen ihnen etwas ändern oder gar kaputt machen könnten. »Autsch…!« Ein leichter Schmerz riss Mamoru aus seinen Gedanken, als etwas Kerzenwachs auf seine Hand tropfte. Sofort stellte er die Kerzen auf den Wohnzimmertisch ab und nahm Bunny die zweite Tasse aus der Hand. Seufzend nahm er auf der Couch platz und wartete, dass sie sich ebenfalls setzte. Doch sie wandte sich von ihm ab und trat ans Fenster. Das Gewitter war inzwischen vorbei, doch es regnete immer noch in Strömen. Bunny stand direkt an der Schiebetür zur Terrasse und starrte gedankenverloren nach draußen. Sie spürte deutlich Mamoru's besorgten und fragenden Blick in ihrem Rücken. Doch kein Wort kam über ihre Lippen, obwohl sie wusste, dass er nur darauf wartete, dass sie etwas sagen würde. Und obwohl sie wusste, dass ihm zig Fragen auf der Zunge lagen, bedrängte er sie nicht und sie liebte ihn dafür. Schon immer war er so unglaublich geduldig und verständnisvoll mit ihr umgegangen... Durch die Scheibe nahm sie die Kälte wahr, die der Sturm mit sich gebracht hatte und kurz erschauerte sie ein wenig. Nur einen Moment, nachdem sie daran gedacht hatte, sich aus ihrem Zimmer einen Pullover zu holen, war Mamoru bereits aufgestanden und hatte ihr eine Decke um die Schultern gelegt. Wie fürsorglich er doch war, kam es ihr in den Sinn. In der Scheibe spiegelten sich ihre Gesichter und ihre Blicke trafen sich. Er stand ganz nah hinter ihr, als sie sich zu ihm drehte. »Der Strom ist wieder da ... möchtest du etwas Musik hören?« Seine Stimme war sanft und leise. Sie brachte lediglich ein leichtes Kopfnicken zustande und er bemerkte den traurigen Glanz ihrer Augen. Nur zögerlich wandte er sich von ihr ab und während er nach der Fernbedienung der Musikanlage griff, fragte er sich unentwegt, was sie bedrückte. Was sie so traurig und nachdenklich machte. Und vor allem, was sie davon abhielt, mit ihm darüber zu reden. Wie hätte er in diesem Moment auch ahnen können, dass sie die selben Gedanken und Gefühle quälten...? Aus den Boxen drang leise Musik: It's a private emotion that fills you tonight And a silence falls between us As the shadows steal the light And wherever you may find it Wherever it may lead Let your private emotion come to me Come to me When your soul is tired and your heart is weak Do you think of love as a one way street Well it runs both ways, open up your eyes Can't you see me here, how can you deny (RICKY MARTIN – “PRIVATE EMOTION”) »Ich will doch nur geliebt werden…«, flüsterte Bunny traurig. Kapitel 2: ----------- »Ich will doch nur geliebt werden...«, hörte Mamoru Bunny leise flüstern. Er hatte jedes Wort klar und deutlich verstanden und es traf ihn – mitten im Herzen. Fühlte sie sich wirklich so ungeliebt? Natürlich, er alleine konnte ihr eine richtige Familie nicht ersetzen, aber er hatte doch immer alles getan, damit es ihr gut ging. Und doch konnte er tief in seinem Inneren nachempfinden, wie es ihr erging. Wie gerne würde er ihr die Liebe zeigen, die er wirklich für sie empfand... Doch er konnte es einfach nicht. Was würde sie von ihm denken? Unmerklich schüttelte er den Kopf und wandte sich wieder zu ihr. Einer inneren Eingebung folgend, zog er sie in seine Arme. Es fiel ihm schwer, dem Drang zu widerstehen, sie nicht nur in den Armen halten, sondern auch küssen zu wollen. »Kleines, es gibt Menschen auf der Welt, die dich lieben.«, sagte er und fügte gedanklich „so wie ich“ hinzu. Und dann fasste er einen Entschluss. Einen, der erneut ihr ganzes Leben und ihre Gefühlswelt durcheinander bringen sollte. Die ganze Nacht hatte er gegrübelt, wie es weiter gehen sollte. Und dann kam ihm der Gedanke, dass Bunny vielleicht auch nur der richtige Partner an der Seite fehlte. Jemand, der sie bedingungslos lieben konnte... Er wollte einfach alles dafür tun, Bunny glücklich zu sehen. Auch wenn es bedeuten würde, dass dies mit einem anderen Mann so sein sollte. Und auch wenn es ihm selbst das Herz brach. Am nächsten Morgen saßen Mamoru und Bunny zusammen am Frühstückstisch auf der Terrasse. Die Sonne schien hell vom blauen Himmel auf sie herab. Mehrfach musste Mamoru blinzeln, als er nach oben blickte. Es war keine einzige Wolke am Himmel zu entdecken und er lächelte zufrieden. Der Wetterbericht für das gesamte Wochenende war zum Glück sehr vielversprechend und so konnte er den Samstag gut verplanen. Gerade hatte er seinen Kumpel Motoki per SMS informiert, dass er für heute einen Ausflug in den Freizeitpark plante und ihm endlich Bunny vorstellen wolle. Nun musste er nur noch seine neue Bekanntschaft Reika dazu bekommen, sich ihnen anzuschließen... »Was tippst du denn die ganze Zeit in deinem Handy, Mamo-chan?«, fragte Bunny neugierig. Schon eine Weile hatte sie ihn über den Rand ihrer Zeitung beobachtet. Er schaute kurz vom Handy auf. »Ich plane gerade unseren Tag…«, antwortete er und lächelte sie liebevoll an. Bunnys Neugier war geweckt. Sie legte die Zeitung vollständig zur Seite und lehnte sich ein wenig nach vorm. »Und was genau wäre das?« Mamoru beugte sich ebenfalls ein wenig nach vorn und griff nach ihrer Hand. Liebevoll strich er mit seinem Daumen über ihren Handrücken. Er liebte es so sehr, wenn ihre Augen anfingen zu leuchten. »Du magst doch Freizeitparks...!?« Aufmerksam blickte er ihr in die Augen, während er sprach. »Und ich dachte mir, wir nutzen heute einfach nochmal das schöne Wetter. Außerdem wollte ich dir heute noch jemanden vorstellen…« Irritiert blickte sie kurz auf seine Hände, die ihre umschloss und dann wieder in sein Gesicht. Er wollte ihr jemanden vorstellen? Sie verbrachten den Tag nicht zu zweit? Sofort spielen sich die verschiedensten Szenarien in ihrem Kopf ab. Wollte er ihr vielleicht seine neue Freundin vorstellen? Den Gedanken daran ertrug sie nicht – doch sie musste Gewissheit haben. »W…w…wen willst du mir den vorstellen?«, krächzte sie und versuchte den dicken Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, herunter zu schlucken. Ihre seltsame Reaktion war ihm nicht entgangen und doch musste er es durchziehen. »Motoki. Er ist ein guter Freund von mir, Kleines.« Ob er ihr noch sagen sollte, dass er auch Reika gefragt hatte? Er konnte sich nicht so recht vorstellen, wie Bunny reagieren würde, wenn da plötzlich eine andere Frau unerwartet mit auftauchen würde. »Und naja, es wird auch noch eine gemeinsame Freundin von Motoki und mir dabei sein. Aber Bunny, vertrau mir. Du wirst die beiden mögen.“ Sanft drückte er ihre Hand und lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück. Ihr Herz verkrampfte sich augenblicklich. Als wenn sie es geahnt hätte... Sie brauchte den Namen dieser Frau gar nicht kennen - sie mochte sie jetzt schon nicht. Das nagende Gefühl von Eifersucht stieg in ihr auf und unweigerlich presste sie die Lippen aufeinander. »Du siehst ja nicht sonderlich begeistert aus.« Enttäuscht hatte Mamoru das Gesicht verzogen. »Nein, nein ... tut mir leid.«, erwiderte Bunny und hob beschwichtigend die Hände. »Wann soll es denn losgehen?« 2 Stunden später saßen sie im Auto. Als Treffpunkt hatte Mamoru mit Motoki und Reika direkt den Eingang vor dem Freizeitpark ausgemacht. Eine Weile schwiegen sie sich einfach nur an und beide hingen ihren Gedanken nach, als Bunny die unangenehme Stille beendete. »Magst du sie?« Unsicher blickte sie ihn von der Seite an und faltete nervös den Saum ihres Shirts zwischen ihren Fingern. Mamoru wäre in diesem Moment am liebsten auf die Bremse getreten. Von der Frage völlig überrascht, fragte er sich im ersten Moment, wie sie darauf kam. Ihm war natürlich bewusst, dass er seine Worte sorgsam wählen musste, um ihr nicht vor den Kopf zu stoßen. Frauen hatten leider diese Angewohnheit, einige Dinge völlig falsch zu verstehen oder irgendetwas hineinzuinterpretieren. Kurz seufzte er. »Naja, sie ist nett .. Aber ansonsten kenne ich sie noch nicht lang und gut genug, um das genauer zu beurteilen, weißt du...«, antwortete er zögerlich und drehte das Radio ein wenig auf. Leise lief „You“ von Evanescence und die Worte trafen Mamoru ins Herz, denn sie beschrieben genau das, was er für Bunny empfand. „[…]When we're together I feel perfect When I'm pulled away from you I fall apart All that you say is sacred to me Your eyes are so blue, I can't look away as we lay in the stillness […]” Eine seltsame Melancholie überkam ihn. Und obwohl Bunny direkt neben ihm saß, fühlte es sich so an, als wäre sie meilenweit von ihm entfernt. Wenn sie doch nur ahnen würde, wie sehr er sie begehrte... Wie sehr er sie küssen wollte... Wie sehr er sie liebte... Doch die Realität war anders. Die Realität war grausam. Er wusste, dass er Bunny irgendwann loslassen musste. Dass er sie ziehen lassen musste, damit sie ihr Glück fand. Er würde ihre Bedürfnisse und ihr Wohlergehen immer über seines stellen. Trotzdem würde er niemals die Hoffnung aufgeben, sie irgendwie festhalten zu können. Sie einfach nicht zu verlieren. Und so blieb er weiterhin stumm. Natürlich verstand sich Bunny auf Anhieb mit Motoki. Seit sie vor einer halben Stunden im Freizeitpark angekommen waren, hatte Bunny ihm kaum mehr Beachtung geschenkt. Ihm entging dabei auch nicht, dass sie sich Reika gegenüber etwas reserviert verhielt. Mit Argusaugen beobachtete er die Beiden, während Reika neben ihm herlief. Er ballte die Fäuste, als er sah, wie Bunny mit seinem Kumpel ausgelassen rumalbern und lachen konnte. Wie sie sich bei ihm unterhakte und ihn anstrahlte. Ein Gefühl der Eifersucht überkam ihn. Brodelte tief in ihm. Doch er hatte es ja so gewollt ... und nun musste er damit klar kommen. Mamoru erschrak, als Reika plötzlich eine Hand auf seinen Arm legte. Der Ausdruck des Missfallens musste ihm wohl ins Gesicht geschrieben gestanden haben. »Mamoru, deiner kleinen Schwester geht es bestimmt gut bei Motoki. Ich versteh ja, dass du sie nur beschützen willst, aber du solltest auch mal loslassen. Und außerdem sind wir heute gemeinsam hier, um Spaß zu haben.« Freundlich lächelte Reika ihn an und zog ihn leicht am Arm zu einem nahe liegenden Imbissstand. »Komm, lass uns einen Kaffee trinken.« Bunny war derweilen mit Motoki zum Riesenrad gelaufen und saß nun mit ihm in einer Gondel. Auf beiden Seiten war auf Anhieb Sympathie dagewesen und es kam Bunny so vor, als würde sie Motoki schon Jahre kennen. Ja, sie musste zugeben, der junge Mann mit den blonden Haaren und braunen Augen hatte es ihr innerhalb der kurzen Zeit bereits ein wenig angetan. Ungeniert flirtete sie mit ihm und vergaß für einen Augenblick die Traurigkeit und den Herzschmerz wegen Mamoru. »Weißt du wie lange es her ist, dass ich mit dem Riesenrad gefahren bin?«, fragte Bunny, während sie die ein wenig vorbeugte und dabei zusah, wie sie sich immer weiter vom Boden entfernten. Alles unter ihnen wurde kleiner und kleiner. Motoki hatte sie keine Sekunde aus den Augen gelassen. »So wie du gerade strahlst, muss eine eine Ewigkeit her sein.« Lächelnd wandte sie sich zu ihm. »Mein erstes und leider auch letztes Mal ist bestimmt 3 Jahre her.« »Dann wurde es ja wirklich mal wieder Zeit, hm? Ein Glück, dass Mamoru diese tolle Idee hatte. Und ich bin ihm auch wirklich dankbar, dass er Reika und mich ebenfalls dazu eingeladen hat.« »Ja, es war wirklich eine tolle Idee von ihm.« Kurz senkte sie ihren Blick. »Und du, ähm Motoki?« »Hm?« Irritiert von ihrer plötzlichen Verlegenheit, runzelte er kurz die Stirn. »Es freut mich, dass du mit mir hier oben bist.« Sie waren gerade am höchsten Punkt angelangt, als das Riesenrad anhielt. Der Blick über die Stadt, der sich ihnen bot, war wirklich atemberaubend. Völlig fasziniert genossen beide die Aussicht. Als Motoki dann seinen Arm um sie legte, fühlte sie sich das erste Mal seit langer Zeit frei und unbeschwert. Zufrieden seufzend lehnte sie sich zurück und genoss einfach nur seine Nähe. Im selben Augenblick saß Mamoru neben Reika und sein Blick wanderte immer wieder zum Riesenrad, während er unruhig mit den Fingern auf dem Tisch trommelte. Was trieben die beiden da so lange? Sie waren schon eine halbe Ewigkeit weg. Und so langsam sank seine Laune immer mehr. Naja, so gesehen war sie schon gesunken, als er merkte, wie prächtig sich Bunny und Motoki verstanden. Eigentlich wollte er keine Besitzansprüche für Bunny stellen, und doch konnte er es einfach nicht unterdrücken. Konnte sich nicht gegen den Gedanken verwehren, dass Bunny lieber mit ihm oben in der Riesenrad-Gondel sitzen sollte und nicht mit Motoki. Oh Gott, war er denn von allen guten Geistern verlassen? Was dachte er da gerade bloß? Er hatte das doch alles eingefädelt. »Reiß dich am Riemen, Chiba. Du versaust noch alles…«, murmelte Mamoru mehr zu sich selbst und wandte sich dann wieder zu Reika. Die Arme hatte die ganze Zeit mehr oder weniger vergeblich versucht ein Gespräch mit ihm aufrecht zu halten und ihn ein wenig aufzuheitern. Und dann kamen sie endlich wieder. Bunny und Motoki. Hatte er tatsächlich einen Arm um sie gelegt!? Mamoru spürte, wie ihm das Herz in die Hose rutschte. Entsetzt von diesem Anblick sprang er von seinem Stuhl auf, den er dabei umriss; und stürmte wutentbrannt in Richtung der Toiletten. Zurück blieb eine völlig perplexe Reika. Und auch Motoki und Bunny schauten ihm irritiert hinterher. »Was ist denn mit Mamoru los, dass er so davon gestürmt ist?« Bunny schaute misstrauisch zu Reika, doch die zuckte nur ahnungslos mit den Schultern. »Wenn ich das mal wüsste, Bunny. Aber er war von dem Moment an so komisch, wo ihr Zwei zum Riesenrad los seid.«, versuchte Reika die Reaktion zu erklären. Als er Minuten später wieder zurückkam, wirkte Mamoru völlig durch den Wind. Nervös fuhr er sich durch sein schwarzes Haar, als er sich wieder an den Tisch setzte. Bunny erschrak bei seinem Anblick. Er war blass und seine Augen glasig… »Mamoru, was ist los? Fühlst du dich nicht gut?« Besorgt blickte sie zu ihm und griff nach seiner Hand. »Du solltest wohl lieber nach Hause so wie du aussiehst, Kumpel.«, sagte Motoki ebenfalls an Mamoru gewandt und legte eine Hand auf seine Schulter. Dieser nickte nur kurz, schaffte es aber nicht, ihm dabei in die Augen zu schauen. Viel zu sehr schämte er sich gerade für dein Verhalten. Sie verabschiedeten sich kurz darauf voneinander und Mamoru musste mit ansehen, wie Motoki seiner Bunny zum Abschied einen Kuss auf die Wange hauchte. Sein Herz verkrampfte sich und er fühlte sich völlig ... ja, wie fühlte er sich? Es war eine Mischung aus allem: einsam, allein, ausgegrenzt... unbrauchbar. Ja genau, das war es. Er fühlte sich unbrauchbar. Es war deutlich zu sehen, dass sich Bunny - SEINE Bunny, bei Motoki sicher fühlte. Sie saßen im Auto und Mamoru versuchte sich auf die Straße zu konzentrieren, doch seine Gedanken drifteten immer wieder ab. Es machte ihm Angst. Seine Gefühle und Reaktionen machten ihm Angst... Was würde passieren, wenn es mit Motoki und Bunny was Ernstes werden würde? Hatte er vielleicht doch die falsche Entscheidung getroffen? Sein Griff um das Lenkrad wurde fester und Bunny sah mit zunehmender Besorgnis zu ihm... Kapitel 3: ----------- Zuhause angekommen stürmte Mamoru ins Haus und ohne Umwege direkt in sein Zimmer. Er konnte Bunny gerade nicht in die Augen schauen. Viel zu sehr schämte er sich für sein Verhalten. Er hatte sich und seine Eifersucht einfach nicht im Griff gehabt. Noch immer war er wütend; jedoch in erster Linie auf sich selbst. In seiner jetzigen Verfassung sollte Bunny ihn lieber nicht erleben und so zog er sich zurück. Seine Anlage auf Anschlag gedreht, ließ er sich auf sein Bett fallen und starrte tief in Gedanken versunken an die Decke. Ganze zwei Stunden hatte sich Mamoru nun schon in sein Zimmer verzogen. Immer wieder glitt Bunny's Blick zu Mamoru's Zimmer, während sie ein wenig in der Küche aufräumte. Unzählige Male hatte sie bereits davon gestanden und wollte anklopfen. Doch jedes mal machte sie kurz vorher einen Rückzieher. Sie war unschlüssig. Sollte sie auf ihn zugehen oder ihm doch lieber etwas Zeit geben? Etwas hielt sie davon ab, zu ihm zu gehen, denn sie kannte Mamoru eben auch gut genug, um zu wissen, dass sie darauf warten sollte, bis er von selbst auf sie zukam. Eine weitere halbe Stunde war vergangen und sie lief mittlerweile unruhig im Wohnzimmer auf und ab. Noch immer hatte er sich nicht blicken lassen. Lediglich die laute Musik war mittlerweile verstummt und es herrschte eine ungewohnte Stille im Haus. Wieder blickte sie hinüber zu seinem Zimmer. Sie hielt sie es einfach nicht mehr aus. Kurzentschlossen schnappte sie sich eine Flasche Wein, zwei Gläser und klopfte zaghaft an die Tür. Mamoru lag auf dem Bett und starrte an die Decke, als sie eintrat. Er setzte sich auf und schaute zu ihr, ehe sein Blickt auf die Flasche Rotwein und die Gläser in ihrer Hand fiel. »Ich dachte, du könntest vielleicht etwas Gesellschaft gebrauchen.« Unsicher lächelte sie ihn an und hob kurz die Weinflasche in die Höhe. Erst nachdem er ihr kurz zugenickt hatte, lief die zögerlich auf sein Bett zu. Er streckte die Hand nach der Flasche aus, während sie sich neben ihm auf dem Bett nieder ließ und die Gläser hinhielt, damit er den Wein einschenken konnte. Mamoru nahm einen kleinen Schluck von dem lieblichen Wein und blickte dann zu Bunny. Kurz überlegte er, ob er mit ihr über sein derzeitiges Gefühlschaos reden und sich offenbaren sollte. Über kurz oder lang musste er es tun, oder nicht? Und doch blieb er weiterhin stumm. Kein Wort kam ihm über die Lippen und er leerte sein erstes Glas Wein in einem Zug. Dicht an dicht saßen sie beieinander und starrten vor sich hin. Der süffige Rotwein hatte kurzzeitig alles ein wenig erträglicher gemacht. Hatte sie ihr Gefühlschaos vergessen lassen und den quälenden Schmerz betäubt. Eine angenehme Stille herrschte im Haus und in diesem seltenen Moment genossen sie einfach nur die Ruhe und die wärmende Nähe des Anderen. Nachdem Bunny ihr Glas zum dritten Mal geleert hatten, hatte sie es neben das Bett gestellt und sich nach hinten fallen lassen. Ihre langen goldblonden Haare lagen quer über das Bett und Mamoru konnte kaum den Blick von ihr nehmen. Er war gefangen. Verzaubert von ihrem Anblick. Ihre Wangen waren vom Wein leicht gerötet und er musste kurz schlucken. Sie war einfach hinreißend, ... war, so wie sie vor ihm lag, einfach bildschön. Und doch wirkte sie noch immer so vollkommen unschuldig. Die unterschiedlichsten Sachen gingen Mamoru durch den Kopf und doch drehte sich alles nur um sie… um seine Bunny. Er vergötterte sie. Liebte sie mit jeder Faser seines Herzens und genau das macht alles so kompliziert. Wie sollte er es nur jemals ertragen, wenn sie ihr Herz und ihre Liebe irgendwann einem anderen schenken würde? Der Gedanke daran war qualvoll und schmerzlich wurde ihm wieder bewusst, dass er nicht ohne sie leben konnte. Urplötzlich wurde er nach hinten gezogen. Überrascht blickte er Bunny nun direkt ins Gesicht. Noch ehe er sich versah und etwas zu ihr sagen konnte, war sie zu ihm heran gerutscht und hatte ihren Kopf auf seine Brust gelegt. Still lauschte sie seinem Herzschlag. Dudum. Dudum. Dudum. Es hatte eine unglaublich beruhigende Wirkung und kurz schloss sie die Augen. Eine wohlige Wärme durchströmte ihren Körper, als er sie ein wenig enger an sich zog. Bei keinem anderen Menschen hatte sie sich je so geborgen gefühlt, als bei Mamoru. Vom Wein und seiner Nähe berauscht, entwich ein wohliges Seufzen ihren Lippen. Oh wie sehr sie sich doch wünschte, dass sein Herz einfach nur für sie schlagen würde… Sanft strich seine Hand über ihren Rücken und sie hob ein wenig ihren Kopf um ihn anzuschauen – direkt in seine blauen Augen und nur eine Handbreit von seinem markanten Gesicht entfernt. Sehnsüchtig blickte sie auf seine Lippen. Sie waren so nah und sie konnte der Versuchung kaum widerstehen, sie zu küssen. Noch einmal hob sie ihren Blick, während sie sich seinem Gesicht immer mehr näherte. Mit keiner Silbe hätte sie beschreiben können, was sie in seinem Blick zu erkennen vermochte, bevor er die Augen schloss… wohlwissend was sie jetzt tun würde. Sein Herz setzte einen Augenblick aus, als er ihren Atem auf seinem Gesicht spürte. Sanft berührten ihre Lippen die seinen. Alles war in diesem Moment vergessen. Alles, was ihn bedrückte und quälte. Es zählte nur noch, dass sie hier bei ihm war. Die Sanftheit ihres Kusses berührte seine Seele und sein Herz. Zaghaft erwiderte er den Kuss… Sie raubte ihm sie Sinne, als ihr Kuss fordernder und leidenschaftlicher wurde. Für einen Augenblick gab er seinen Gefühlen nach und das Glück durchströmte in goldenen Wogen seinen Körper. Fühlte es sich so an, wenn man auf Wolke 7 schwebte? Doch so schnell, wie diese Glücksgefühle Einzug gehalten hatten, umso schneller waren sie wieder verschwinden. Erneut plagten ihn furchtbare Zweifel. So sehr er sie auch für einen kurzen Moment verdrängen konnte, umso intensiver kamen sie nun zurück. Sie hatten beide die Kontrolle verloren und er schob es auf den Wein, der ihnen wohl zu Kopf gestiegen war. Langsam löste er den Kuss und konnte ihr nicht in die Augen blicken. Von der Situation überfordert fuhr er sich durch die schwarzen Haare und schüttelte den Kopf. »Nein, ich… -es ist nicht richtig«, sagte er mehr zu sich selbst. Bunny spürte seinen plötzlichen Stimmungswechsel und war ein völlig verunsichert. »Mamoru...!?« Entsetzt blickte sie ihn an. Was tat sie hier eigentlich? Sie schämte sich plötzlich, dass sie ihrem Verlangen nachgegeben hatte. In diesem Augenblick wünschte sich nichts mehr, als dass die Erde sich sofort unter ihr auftun und sie verschlucken sollte. »Es… es tut mir leid!«, murmelte sie mit tränenerstickter Stimme und flüchtete voller Scham aus seinem Zimmer. Sie wollte gerade nur noch hier weg. Schnell schlüpfte sie in ihre Ballerinas, schnappte ihre Jacke und lief schluchzend aus dem Haus. Mamoru hörte wie die Wohnungstür zu schlug und verfluchte den heutigen Tag. Irgendwie war das heute das i-Tüpfelchen und alles versank im Chaos. Sollte er ihr hinterher? Oder war es besser, sie laufen zu lassen, bis sie sich wieder beruhigt hatte? So viele Fragen und er fand einfach keine Antwort. Frustriert schlug er mit der flachen Hand auf sein Bett. Warum konnten sie nicht einfach mal ein normales Leben führen? Wenige Stunden später riss ihn ein Geräusch aus seinem leichten Schlaf. Er hatte sich extra ins Wohnzimmer auf die Couch gelegt, damit er mitbekam, sobald Bunny wieder nach Hause kam. Irgendwann hatte ihn jedoch der Schlaf übermannt. Doch nun war sie endlich wieder da und er war augenblicklich hellwach. Besorgt sprang er von der Couch auf und lief auf sie zu. Was er nicht bedacht hatte, war, dass sie ihn womöglich nicht sehen wollte. Abrupt blieb sie stehen, als sie ihn im Augenwinkel bemerkte. Für einen Moment war sie versucht, sofort wieder nach draußen zu rennen. Mamoru blieb direkt vor ihr stehen und hielt inne, als er ihren gequälten Gesichtsausdruck und die verweinten Augen registrierte. Er wollte nach ihrem Handgelenk greifen, doch sie wich vor ihm zurück und hob abwehrend die Hände. »Bunny, bitte… lass uns reden.« Er flehte sie regelrecht an, doch sie drehte den Kopf zur Seite. Tränen glitzerten in ihren Augen, als sie an ihm vorbei ging. »Ich kann nicht…«, flüsterte sie. »Ich kann es einfach nicht, Mamoru.« Mit hängenden Schultern blieb Mamoru zurück. Jetzt war genau das eingetreten, wovor er sich so gefürchtet hatte. Dabei wollte er doch gerade das verhindern… Er brauchte dringend frische Luft und so lief er los – ohne ein Ziel vor Augen. Unterwegs nahm er kurzerhand sein Handy und rief bei Reika an. Er wusste nicht wieso, doch er brauchte einfach gerade jemanden, mit dem er reden konnte. Warum das ausgerechnet Reika war und nicht Motoki, konnte er im Nachhinein nicht mehr sagen. Eine Stunde später saß er bei Reika und brachte doch wieder kein Wort heraus. Einzig ihre Anwesenheit beruhigte ihn ein wenig und so schlief er irgendwann erschöpft auf ihrer Couch ein. Am nächsten Morgen fühlte sich Bunny wie gerädert. Sie hatte eine unruhig Nacht verbracht. Lange hatte sie wach gelegen und über Mamoru und sich nachgedacht. Doch auch nachdem sie endlich eingeschlafen war, verfolgte er sie bis in ihre Träume. Nur langsam stand auf und zog sich ein kurzes Kleid über. Sie brauchte dringend einen Kaffee… Duftend heiß und schwarz. Als sie aus ihrem Zimmer trat, herrschte eine seltsame Stille im Haus. Normalerweise war Mamoru schon lange wach und bereitete das Frühstück zu. Doch seine Zimmertür stand sperrangelweit offen und auch im Bad oder in der Küche war niemand. Er war nicht da… Womit hatte sie das alles nur verdient? Nichts wünschte sie sich mehr, als endlich ein unbeschwertes und glückliches Leben führen zu können – mit dem Mann an ihrer Seite, den sie so sehr liebte. Missmutig ging sie in die Küche und stellte gerade die Kaffeemaschine an, als der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde und die Haustür langsam aufging. Bunny wusste, dass es Mamoru war… sie spürte seine Anwesenheit. »Möchtest du einen Kaffee?«, fragte sie ohne sich zu ihm umzudrehen. Unbehagen machte sich in ihr breit. Von Mamoru erwiderte nur mit einem knappen »Ja«, ehe er sich kurz in das Badezimmer begab, um zu duschen. Das lauwarme Wasser prasselte auf seinen Körper nieder, während er sich erschöpft gegen die Fliesen lehnte. Er fühlte sich so schlecht wie lange nicht mehr. Das mit Bunny setzte ihm ungeheuer zu und er wusste einfach nicht mehr weiter. Wie sollten sie unter diesen Umständen weiter unter einem Dach leben können? Er liebte dieses wundervolle Geschöpft von ganzem Herzen und doch würde es sich falsch anfühlen, wenn er sich auf mehr mit ihr einlassen würde. Kurz wusch er sich, putzte sich die Zähne und blieb dann vor dem Spiegel stehen. Stumpfe, trübsinnige Augen blickten ihm entgegen – ja, die Ereignisse des gestrigen Tages und auch der letzten Nacht hatten ihre Spuren hinterlassen… nicht nur in seinem Gesicht, nein auch in seinem Herzen. Zurück in der Küche nahm er eine Tasse und goss dampfenden Kaffee hinein. Suchend wandte er sich um und erblickte Bunny draußen auf der Terrasse. Ihm war bewusst, dass er ihr nicht ständig aus dem Weg gehen konnte, nur weil er völlig neben sich stand und mit seinem Gefühlschaos nicht zurecht kam. In Gedanken versunken hatte er nicht bemerkt, dass Bunny wieder ins Zimmer getreten war. Zögerlich stellte sie ihre Tasse auf dem Tresen ab und überlegte, wie sie am besten anfangen sollte. »Verzeih mir, Mamoru. Es war falsch…«, fing Bunny an und spielte dabei nervös mit einer Haarsträhne. Überrascht drehte er sich zu ihr und sofort erweichte sein Blick, als er auf seine kleine Usako blickte. Kapitel 4: ----------- »Verzeih mir, Mamoru. Es war falsch…«, hörte er Bunny sagen und drehte sich zu ihr. Bei ihrem Anblick schlug sein Herz augenblicklich schneller. Wie die Unschuld in Person stand sie vor ihm und zwirbelte nervös eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern. »Wo warst du eigentlich?«, fragte sie leise. Kurz kam Mamoru ins Stocken und verschluckte sich dabei fast an seinem Kaffee. »Warum fragst du?« »Du scheinst die Nacht woanders verbracht zu haben!?« Verstohlen musterte sie ihn, als sie langsam an ihm vorbei lief und ihre leere Tasse auf dem Tresen abstellte. »Ich… ähm… ja, also… ich war bei Reika und bin dort auf der Couch eingeschlafen.« Unsicher fuhr er sich mit der linken Hand durch die schwarzen Haare, während er mit der rechten Hand seine Tasse fest umklammerte. Aus den Augenwinkeln nahm er war, wie Bunny leicht zusammenzuckte, als sie Reika‘s Namen aus seinem Mund hörte. Sicher hatte er ihr jetzt erst recht vor dem Kopf gestoßen, doch was sollte er machen? »Hör mal, Bunny… Ich möchte nicht, dass das, was letzte Nacht passiert ist, zwischen uns steht. Wir hatten beide zu viel Wein getrunken und du warst vielleicht etwas übermütig…« Schnell blinzelte Bunny die aufsteigenden Tränen weg. Noch während er die letzten Worte sprach, fühlte es sich an, als würde jemand eine Schlinge um ihren Hals legen und immer fester zuziehen. Das Gesicht von ihm abgewandt, nickte sie lediglich kurz, denn es war ihr plötzlich kaum mehr möglich, einen vernünftigen Ton raus zubringen, oder gar einen vollständigen Satz zu formulieren. In letzter Sekunde packte Mamoru nach ihrem Handgelenk, als sie überstürzt das Zimmer verlassen wollte. »Bitte lass mich los, Mamoru…«, sagte sie flehend und stemmte sich mit aller Kraft gegen ihn. Wollte sich von ihm losreißen, doch sein Griff war zu fest. Unaufhaltsam schossen ihr nun die Tränen in die Augen, die sie mit aller Macht versucht hatte, zurückzuhalten. Dabei wollte sie doch vermeiden, dass er die Tränen sah, die sie wegen ihm weinte. Die Tränen, die so verräterisch offenbarten, dass seine Worte sie verletzt hatten. Es entging Mamoru dabei nicht, dass sie jeglichen Augenkontakt mit ihm mied. Dass sie sich von ihm abwandte und distanzierte. Skeptisch schaute er zu ihr. Versuchte ihren Blick einzufangen, während er immer noch ihr Handgelenk festhielt. »Nur wenn du mir sagst, was plötzlich mit dir los ist!« Doch immer wieder drehte sich Bunny vor ihm weg. Sie war verzweifelt. Wollte seinem Drängen nach einer Erklärung nicht nachgeben. Konnte dem nicht nachgeben. »Du hast ja keine Ahnung...«, brüllte sie ihm entgegen und riss sich mit einer schnellen Bewegung von ihm los, ehe sie völlig aufgelöst an ihm vorbei rannte. Wie vom Blitz getroffen stand Mamoru völlig erstarrt in der Küche. Sein Blick war noch immer auf die Stelle gerichtet war, wo Bunny vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte. Noch nie zuvor hatte er sie so erlebt. Nie zuvor hatte sie in seiner Gegenwart die Stimme erhoben. Wie eine Furie hatte sie ihn angeschrien. Hatte sich losgerissen und war so schnell verschwunden, dass ihm keine Gelegenheit mehr geblieben war, zu reagieren. Ihr ganzes Verhalten hatte ihn einfach völlig überrumpelt. Machten Sie denn gerade beide alles falsch? Bunny war einfach los gelaufen. Ohne auf ihre Umgebung zu achten, stolperte sie vor sich hin, völlig betäubt vom Schmerz, der ihr Herz in Besitz genommen hatte. Sie musste mit jemandem reden. Sie brauchte eine Schulter zum Anlehnen. Jemand, dem sie vertrauen konnte. Bisher hatte Mamoru diesen Part übernommen, wenn es ihr mal wieder schlecht ging und ihr das Leben sinnlos erschien. Er war Ihr Rettungsanker gewesen, wenn sie sich in ihrer Trübsinnigkeit mal wieder verlor. Doch diesmal war alles anders. Sie verfluchte ihre Gefühle für Mamoru. Die Gefühle, die gerade auch noch den Rest ihres sowieso schon chaotischen und verkorksten Lebens endgültig durcheinander brachten. Nur wohin sollte sie? Wer war da? Nur einen Augenblick lang stand Bunny unschlüssig an einer Kreuzung, bevor sie weiter lief – diesmal aber mit einem Ziel vor Augen. Mina. Ja, bei Mina fand sie garantiert Trost. Als sie wenig später vor ihrer Tür stand, zögerte sie einen Augenblick, ehe sie auf die Klingel drückte. Kurz darauf hörte sie es im Inneren Poltern und Fluchen. Ein zaghaftes Lächeln stahl sich auf Bunnys Gesicht, als ihr eine völlig verschlafene Minako öffnete. Das blonde Haar stand war zerzaust und stand in alle Himmelrichtungen vom Kopf ab. Generell sah ihre beste Freundin ein wenig übernächtigt aus. Minako wollte gerade losschimpfen, wer es denn wagte, sie um diese unchristliche Uhrzeit aus dem Bett zu klingeln. Doch als sie das gequältes Lächeln und die roten verheulten Augen ihrer Freundin sah, zog sie sie umgehend in ihre Arme. Erschrocken blickte sie auf ihre Freundin, die wie ein Häufchen Elend in ihren Armen lag. »Bunny... Liebes, was ist denn passiert? Warum weinst du?« Während Minako ihr beruhigend über den Kopf streichelte, konnte Bunny kaum ihre Tränen zurückhalten. Nur ein leises Wimmern kam ihr über die Lippen, bevor ein weiterer Heulkrampf ihren Körper schüttelte. »Ssssssh, ich bin ja da.« Besorgt zog Minako ihre Freundin nach drinnen und schloss schnell die Haustür, um sie dann direkt auf ihre Couch zu verfrachten. Unsicher blieb sie kurz vor einer schniefenden und schluchzenden Bunny stehen und hielt ihr eine Packung Taschentücher hin, die von ihr dankbar angenommen wurden. »Soll ich uns einen Tee kochen?«, fragte Minako und erhielt darauf nur ein leichtes Kopfnicken. Bunny schnäuzte gerade in das Taschentuch, als sie es in der Küche klappern hörte. So langsam hatte sie sich wieder beruhigt und war froh, dass sie zu Mina gekommen war. Sie waren sich in vielerlei Hinsicht unheimlich ähnlich und Bunny wusste, dass auf ihre Freundin immer Verlass war, wenn man sie brauchte. »Möchtest du lieber Pfefferminztee oder Kamillentee? Oder doch lieber einen Schnaps zur Beruhigung?« Kurz lugte Minako um die Ecke zu Bunny und erntete einen leicht empörten Blick ihrer Freundin. »Miiiiiiina, um so eine Zeit trinkt man doch noch keinen Alkohol…«, rief Bunny und konnte sich ein kurzes Kichern nicht verkneifen. Ihre Freundin war wirklich einmalig, einfach ein Original. Selbst in ihrer jetzigen Verfassung schaffte sie es, Bunny ein wenig zu erheitern. Mit zwei dampfenden Tassen Kamillentee kam Minako aus der Küche zurück und ließ sich neben Bunny auf der Couch nieder. Kurz pustete sie über den heißen Tee, ehe sie sich zu Bunny drehte und sie mitfühlend betrachtete. Als sie von ihrer schrecklichen Vergangenheit erfahren hatte, war sie zutiefst geschockt und betroffen. Aber andererseits auch beeindruckt, wie sie ihr Leben trotz allem Schmerz und Leid so meistern konnte. Nie hatte sie schlecht über andere geurteilt. Niemals war sie egoistisch oder unaufrichtig. Nein, Bunny war einfach eine treue und gute Seele – und sie hatte so viel Liebe zu geben, obwohl sie selbst nie wirklich welche erfahren hatte. Mina ergriff Bunnys Hand und drückte sie sanft. Sie war stolz, sich ihre Freundin nennen zu können. Mit fest zusammengepressten Lippen und starrem Blick schaute Bunny auf den Boden. »Magst du drüber reden, was passiert ist?«, fragte Minako vorsichtig. Minuten vergingen ohne ein Wort und eine Reaktion von Bunny. Sie wollte sie keineswegs dazu drängen, mit ihr zu reden und ihr das Herz auszuschütten. Sie musste ihr einfach Zeit geben, dann würde sie sicherlich irgendwann von alleine kommen. Immer wieder drückte Mina aufmunternd die Hand ihrer Freundin. Wie ein Häufchen Elend kauerte sie neben ihr. »Ich hab alles kaputt gemacht. Ich bin so dumm!«, sagte Bunny mit brüchiger Stimme. »Wie konnte ich auch annehmen, er könnte mich genauso lieben? Wie konnte ich annehmen, er würde meinen Kuss erwidern?« Traurig schüttelte sie ihren Kopf. Mina hatte aufmerksam gelauscht, konnte sich aber keinen Reim drauf machen, wen Bunny da gerade meinte. Zumindest hatte sie ihr bisher nichts davon erzählt, dass sie Gefühle für jemanden hegte. »Darf ich fragen, wen du meinst?«, fragte sie und blickte neugierig über den Rand ihrer Tasse, während sie einen Schluck von ihrem Tee nahm. Bunnys Kopf fuhr herum. Stimmt, sie hatte Mina bisher nichts von ihren Gefühlen für Mamoru erzählt. Es tat ihr sofort leid und sie konnte nur hoffen, dass sie es ihr nicht übel nahm, dass sie bisher nichts gesagt hatte, schließlich sah sie mittlerweile so etwas wie ihre beste Freundin in ihr. Entschuldigend schaute sie zu Mina. »Nimm es mir bitte nicht übel, dass ich dir bisher nichts gesagt habe. Es ist nur… oh Mina, ich glaube, ich habe mich in Mamoru verliebt.« Verlegen senkte Bunny ihren Kopf und schielte, neugierig auf eine Reaktion wartend, zu Minako. »Ach… OH! ……… Mamoru also. Ja, das erklärt einiges. Das erklärt dein schlimmes Gefühlschaos…« Verstehend nickte Minako, bis sie kurz stockte. »Moment. Ihr habt euch geküsst? Ich meine, .... DU hast IHN geküsst?« Ungläubig blickte sie ihre Freundin an. Mit hängenden Schultern schaute Bunny auf ihre Teetasse. Bisher hatte sie keinen Schluck genommen. Ein langer Seufzer entfuhr ihrem Mund und sie musste sich kurz räuspern, bevor sie weiter sprach. »Was soll ich denn jetzt machen, Mina? Ich kann ihm gerade nicht einmal mehr in die Augen blicken, so sehr schäme ich mich. Wie sollen wir so miteinander unter einem Dach leben können? Es reicht ja schon, dass mein Gehirn aussetzt, wenn ich ihn nur sehe und er mich aus seinen blauen Augen anblickt... Mein Herz fängt ganz plötzlich an zu rasen und ich kriege wacklige Knie. Und was denkst du, was er erst für eine Wirkung auf mich hat, wenn er nur mit einem Handtuch bekleidet aus der Dusche kommt!?« Verträumt und vor sich hin grinsend nickte Minako. »Oh, das würde ich gerne mal Live sehen, wenn Mamoru aus der Dusche kommt… ich glaub, ich würde ihm das Handtuch vom Leib reißen.«, kicherte sie drauf los. Sofort warf Bunny ein Kissen nach ihr. »Mina! Das ist nicht komisch….«, rief sie empört, konnte sich aber das Schmunzeln nicht verkneifen. Doch so schnell, wie es gekommen war, so schnell war es ihr wieder vergangen. »Was soll ich denn jetzt mache? Ich liebe und begehre den Mann, der mein Leben lang wie ein Bruder für mich war. Der mir ein halbwegs normales Leben ermöglicht hat! Und ich stürze uns mit meiner dämlichen Kussattacke in ein totales Chaos.« »Und du bist sicher, dass Mamoru nicht auch etwas mehr für dich empfinden könnte?«, fragte Minako und lehnte sich ein wenig vor. »Er sieht mich nur als seine kleine Zieh-Schwester, das weiß ich. Und außerdem ist da noch diese Reika. Er hat sogar bei ihr übernachtet…« Verzweifelt schlug sich Bunny das Kissen vor das Gesicht. »Ich ertrag das einfach nicht, Mina.« »Vielleicht braucht Ihr einfach mal etwas Abstand voneinander…«, überlegte sie. »Hm, was hältst du davon, wenn du erst mal ein paar Tage zu mir kommst?« »Ich glaube, das wäre nicht verkehrt, wenn ich Mamoru ein paar Tage nicht begegne.«, sinnierte Bunny und tippte sich dabei mit dem Zeigefinger an die Lippen. »Und ich kann wirklich erst einmal bei dir bleiben?« »Na klar. Für dich habe ich doch immer ein Platz frei.«, erwiderte Minako lächelnd. »Oh Mina, du bist einfach die Beste!« Erleichtert umarmte Bunny ihre Freundin. Jetzt hieß es nur noch die Sachen aus dem Haus holen, ohne Mamoru dabei zu begegnen. Kapitel 5: ----------- Rast- und ruhelos lief Mamoru durch die Wohnung. Es war bereits später Nachmittag und er hatte immer noch nichts von Bunny gehört. Wo sie bloß hin gelaufen war? …doch nicht etwa zu Motoki? Wieder überkam ihn das unangenehme Gefühl der Eifersucht und er schnappte sich sein Handy und schrieb eine kurze SMS an seinen besten Freund. Nach wenigen Minuten, in denen in der Küche ein wenig geräumt hatte um sich abzulenken, erhielt er endlich eine Antwort. Einerseits erfreute es ihn insgeheim. Aber andererseits beunruhigte es ihn erst recht, denn Bunny war nicht bei ihm. Verzweifelt fuhr er sich mit der Hand übers Gesicht. »Verdammt, Bunny, wo bist du nur?«, murmelte er mehr zu sich selbst. Als er kurz darauf hörte, wie die Tür aufgeschlossen wurde, entspannte er sich ein wenig. Erleichtert lief er auf die Tür zu und wollte Bunny gerade einfach nur in seine Arme ziehen. Doch als er in Minakos überraschtes Gesicht blickte, hielt er abrupt inne. Wieso tauchte Minako hier auf? Und wieso hatte sie einen Schlüssel? Enttäuscht und auch ein wenig wütend, dass es nicht Bunny war, ballte er seine Fäuste, während Minako sichtlich verunsichert vor ihm stand. Die Fragen in seinem Kopf überschlugen sich. War Bunny vielleicht etwas passiert? Verzweifelt packte er Minako an den Schultern. »Oh Gott, ist etwas mit Bunny? Minako, bitte sag mir doch, wo Bunny ist und ob es ihr gut geht!« Mit hängendem Schultern und ohne ihn direkt anzuschauen, ließ sie seinen Ausbruch über sich ergehen, ehe sie vorsichtig den Kopf hob und sich von seiner Umklammerung löste. »Beruhige dich, Mamoru. Sie ist bei mir und es geht ihr den Umständen entsprechend gut.« »Was heißt denn „den Umständen entsprechend gut“, Minako?? Jetzt sag mir sofort was los ist!«, sagte er deutlich lauter und forscher als er eigentlich wollte. Minako zuckte unter seiner lauten Stimme ein wenig zusammen. Wie sollte sie bloß reagieren? Was sollte sie ihm sagen, ohne alles preiszugeben, was Bunny ihr im Vertrauen gesagt hatte? »Ich kann es dir nicht sagen, Mamoru! Bunny hat mich darum gebeten und ich als ihre Freundin halte mich auch daran.« Minako atmete kurz durch und schaute mitfühlend zu Mamoru. »Bitte… gib ihr Zeit – sie wird dann von alleine auf dich zukommen. Du musst einfach etwas Geduld mit ihr haben.« Er zuckte kurz zusammen, als sie ihm eine Hand auf die Schulter legte. Man konnte wirklich spüren, dass er zutiefst beunruhigt und verzweifelt war. Sie hätte ihm gern ein paar tröstende und beruhigende Worte gesagt... Aber sie hatte es Bunny versprochen. Hatte ihr Wort gegeben. Kurz überlegte die Blondine, wie sie ihre nächsten Worte am besten verpackte. Tief holte sie Luft. Nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Sie wird vorerst ein paar Tage zu mir ziehen…«, sagte sie in einem Atemzug und zog automatisch den Kopf und die Schultern etwas ein. Wie würde er jetzt auf diese Nachricht reagieren? Würde er jetzt erst recht seine Fassung verlieren, nachdem er gerade schon so aufgebracht war? Sie fürchtete sich ein wenig, denn in solchen Momenten waren Menschen oft unberechenbar. Doch er riss nur die Augen weit auf und schaute sie ungläubig an. »Was ist nur aus uns geworden?«, flüsterte Mamoru und wandte sich ab. Minako sollte keineswegs sehen, wie sehr ihn das alles mitnahm. Doch sie hatte ihn aus dem Augenwinkel genau beobachtet. Hatte seine Reaktion verfolgt und musste sich auf die Lippen beißen. Hatte sie sich gerade getäuscht, oder hatte sie tatsächlich Tränen in seinen Augen gesehen? Auf einmal wirkte Mamoru gar nicht mehr so stark und selbstsicher und sie empfand Mitleid. Gerne hätte sie ihn tröstend in den Arm genommen, wie sie es Stunden zuvor schon bei Bunny getan hatte. Aber sie war nun mal in erster Linie ihre Freundin und wollte für sie da sein. Wollte sie sie nicht noch länger in ihrem derzeitigen Gemütszustand alleine lassen. Um Bunnys Sachen zu holen, die sie auf einem kleinen Zettel notiert hatte, ließ sie Mamoru im Wohnzimmer zurück. Als sie mit einer Tasche gepackt zurück ins Wohnzimmer trat, saß Mamoru mit nach vorm gebeugten Oberkörper auf der Couch und starrte trübsinnig auf den Boden. Hätte sie ihm in die Augen blicken können, hätte sie darin unendlich Schmerz gesehen. Wo viel Gefühl ist, ist auch viel Leid. ( Leonardo da Vinci ) »Ich bin dann jetzt wieder weg, Mamoru.«, sagte sie mit leiser Stimme, doch sie erhielt keinerlei Antwort. Nachdem Minako die Tür hinter sich zugezogen hatte, erhob sich Mamoru schwermütig. Er verstand die Welt nicht mehr. War es vielleicht doch falsch, Bunny von sich zu stoßen, nachdem sie ihn geküsst hatte? …nachdem sie ihm das gegeben hatte, wonach er sich schon so lange sehnte? Aber wie hätte sie auch ahnen können, dass ihm der Kuss so viel mehr bedeutete? Schließlich hatte er ihr gegenüber seine wahren Gefühle mit keinem Wort erwähnt… Wenn er auch nur ansatzweise geahnt hätte, dass es Bunny in diesem Augenblick genauso ging... Das sie genauso leidvoll spüren musste, wie es sich anfühlte, als würde das Herzen vor Kummer zerspringen, weil der geliebte Teil fehlte. Der Teil, der das Leben erst lebenswert machte. Weil der Mensch fehlte, der einen selbst erst vollkommen machte. Mit einem Glas in der Hand lief Mamoru geradewegs zur Bar. Er brauchte dringend einen Drink. Etwas Starkes. Etwas, das seinen Schmerz betäubte. Mit einem Zug kippte er den hochprozentigen Single Malt Whiskey herunter, schnappte sich aus einer inneren Eingebung heraus seine Schlüssel und schwang sich auf seine schwarze Kawasaki Ninja 300. In diesem Moment war es ihm schlichtweg egal, dass er Alkohol getrunken hatte. Er musste einfach raus. Nachdem er das Verdeck seines Helms herunter geklappt hatte, fuhr er ohne ein bestimmtes Ziel los... Beschleunigte und ließ alles hinter sich. Er musste irgendwie seinen Kopf frei kriegen. Und der Rausch der Geschwindigkeit sollte ihm dabei helfen. Nur so konnte er sich frei und lebendig fühlen… Doch dann dachte er wieder voller Sehnsucht an die Zeit, wo er mit Bunny zusammen los war. Wo sie überall mit dem Motorrad zusammen hingefahren waren und wie sehr sie sich immer an ihn geklammert hatte, wenn er Gas gegeben hatte. Er hatte diese Augenblicke genossen. Hatte es geliebt, sie so nah bei sich zu wissen. Quälende Gedanken und unerträgliche Sehnsucht trieben ihm erneut die Tränen in die Augen. Zur gleichen Zeit erreichte Minako ihre Wohnung und öffnete mit einer Reisetasche in der Hand die Tür. »Bunny-Liebes, ich bin wieder da... Hier, die Tasche mit deinen Sachen. Ich habe alles gefunden und bring sie ins Gästezimmer, ok?« Besorgt schaute sie auf Bunny. Mit angezogenen Beinen ruhte ihr Kopf auf ihren Knien und ihr Blick wirkte leer. Seufzend brachte sie die Tasche weg. Was unausgesprochene Gefühle doch anrichten und zwei Menschen so auseinander bringen konnten. Eine Woche später hatte sich nichts geändert und es stimmte Minako zunehmend besorgter. Bunny ging zwar regelmäßig in die Schule, doch sobald sie wieder zuhause waren, igelte sie sich wieder total ein. Jegliche Versuche, sie dazu zu bringen, etwas zu unternehmen, scheiterten kläglich. Auch die Anrufe von Motoki ignorierte sie, während sich Mamoru gar nicht meldete. Ja, er hielt sich wirklich an ihre Worte, Bunny Zeit zu geben bis sie von selbst kam. Jedoch erfuhr Minako in einem kurzen Telefonat von Motoki, dass sich Mamoru auch bei ihm gar nicht mehr gemeldet hatte und er sich keinen Reim drauf machen konnte, was in ihm vorging. Nach weiteren 5 Tagen hatte Minako genug und so schickte sie Bunny los ins Crown, wo sie sich mit Motoki treffen sollte. Natürlich war ihr das Interesse von Motoki an Bunny nicht entgangen. Zudem hatte er ihr bei ihrem letzten Telefonat erzählt, dass er seinen 20. Geburtstag in ein paar Tagen groß feiern würde und dass er sie dazu gern herzlich einladen wollte. Dabei kam Minako die Idee, dass es doch der perfekte Vorwand wäre, Bunny mal wieder aus dem Haus zu kriegen, indem Motoki ihr die Einladung persönlich übergeben würde... Und so hatte sie Bunny vor einer halben Stunde losgeschickt und Motoki kurz per SMS informiert. Zufrieden rieb sich Minako die Hände und machte sich daran, die Unordnung, die Bunny in dieser Woche ihrer Wohnung veranstaltet hatte, zu beseitigen. Motoki wartete unterdessen auf Bunny, nachdem er von Minako per SMS informiert wurde, dass sie bereits auf dem Weg war. Gerade nahm er einen Schluck von seinem Kaffee, als sich die Türen vom Crown öffneten und er das Mädchen mit den langen gold-blonden Odangos erblickte. Freudig sprang er auf und drücke sie zur Begrüßung fest an sich. »Bunny… Schön, dass du gekommen bist.«, sagte er lächelnd und nickte kurz um ihr zu signalisieren, sich zu setzen. Kaum hatte sich Bunny gesetzt, fing sie auch schon an sich bei ihm zu entschuldigen. »Es tut mir leid! Motoki, bitte sei nicht böse, dass ich die letzten Tage nicht auf deine Anrufe reagiert habe. Es ist nur so, naja… mir ging es nicht so gut und ich brauchte einfach eine Auszeit von allem.« Sie zwang sich zu einem kleinen Lächeln und er nahm es höflich nickend und verstehend zur Kenntnis. Aufmunternd nahm er Bunnys Hand und lächelte sie ebenfalls an. Das genau in diesem Augenblick Mamoru am Crown vorbei lief und die beiden durch die großen Fenster erblickte, bemerkten sie gar nicht. Es traf ihn völlig unvorbereitet und sein Herz zersprang bei diesem Anblick in tausend Stücke. War es das, worüber Motoki schon die ganze Woche mit ihm reden wollte? Wollte er ihm sagen, dass er jetzt mit Bunny zusammen war? Doch wie hätte er seinem Freund böse sein können. Schließlich hatte er ihr erstes Treffen arrangiert und damit den Weg für die Beiden geebnet. Ob Bunny damit endlich glücklich sein konnte? Er wünschte es ihr von Herzen, auch wenn es seine endgültige Niederlage war… Niedergeschlagen wandte er den Blick ab und lief weiter. Bunny rang sich erneut ein schiefes Lächeln ab. Motoki war so lieb und aufmerksam, doch konnte sie niemals so empfinden, wie sie es für Mamoru tat… Seufzend schob sie die Getränkekarte von sich, um bei der Bedienung ihre Bestellung aufzugeben. Nur wenige Minuten später hatte sie ihren Milchshake bereits erhalten und zog geräuschvoll daran, als Motoki ihr einen Umschlag zu schob. »Hier, den wollte ich dir persönlich geben.« Überrascht runzelte Bunny kurz die Stirn, nahm dann den Umschlag und riss ihn neugierig auf. Ihr Gesicht erhellte sich sofort. »Du lädst mich zu deiner Geburtstagsparty ein? Oh Motoki, natürlich komme ich gerne…« Freudig fiel sie ihm um den Hals, hielt dann aber nochmals kurz inne. »Ähm, du sag mal, kann ich meine Freundin Minako auch mitbringen?« Eigentlich hatte er gedacht, Bunny würde ihn wegen Mamoru fragen, doch das sie jetzt mit Minako kam, ließ ihn schmunzeln. »Ach Bunny, mit Minako ist doch schon alles geklärt – natürlich kann sie mitkommen.« Nur kurz überlegte er, ob er wegen Mamoru etwas sagen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Denn bisher war noch nicht einmal klar, ob dieser überhaupt zu seiner Party kommen würde. Zumindest konnte er sich nun erst einmal freuen, dass Bunny wirklich zugesagt hatte. Und das obwohl er ja anfangs gezweifelt hatte, nachdem Minako ihm berichtet hatte, wie Bunny die letzte Zeit gewesen war. Umso mehr freute er sich, dass sie sich scheinbar endlich ein wenig gefangen hatte, auch wenn er nach wie vor nicht wirklich wusste, was zwischen Mamoru und ihr vorgefallen war. Ganze zwei Stunden saßen sie noch zusammen im Crown. Motoki verstand es wirklich Bunny abzulenken und sie auf andere Gedanken zu bringen. Und sie war ihm unheimlich dankbar dafür, dass er sie in gewisser weise aus ihrem Loch geholt hatte. Und etwas Weiteres brachte der Nachmittag für Bunny – nämlich die Gewissheit, dass kein anderer Mann jemals eine Chance haben würde, ihr Herz für sich zu gewinnen. So sehr sie sich in der augenblicklichen Situation auch dagegen zu wehren versuchte und ihren Gefühlen Einhalt gebieten wollte, sie schaffte es einfach nicht. Ihr Herz gehörte Mamoru, denn er war ihr Schicksal. Seit einer Woche hatte sie mal wieder Lachen können, und sie fühlte sich etwas weniger betrübt, als sie sich auf den Heimweg machten. Motoki - Gentleman durch und durch – brachte sie noch zu Minako nach Hause. Natürlich auch, weil er ihr ebenfalls die Einladung überreichen wollte. Kurzerhand hatte diese ihn noch zum gemeinsamen Abendessen eingeladen und es war bereits 2:00 Uhr Nachts, als sich Motoki von den beiden Blondinen verabschiedete. Zum Abschied winkte er ihnen noch einmal kurz zu, bevor er in sein Auto und davon fuhr. Minako und Bunny blieben noch im Türrahmen stehen und schauten dem Auto hinterher, bis die Rücklichter nicht mehr zu sehen waren. »Du Mina…!? Ich wollte dir einfach mal Danke sagen, dass du für mich da bist… Du bist wirklich meine beste Freundin!«, sagte Bunny in die Stille der Nacht und nahm ihre Freundin bei der Hand. Gerührt von ihrem lieben Worten, lächelte diese ihre Freundin warmherzig an. »Du auch, Bunny!«, erwiderte Minako und zog sie in ihre Arme. »So, und morgen fahren wir zusammen los und kaufen für Motoki ein richtig tolles und schönes Geburtstagsgeschenk, ok? Außerdem brauch ich noch neue Cocktailkleider…«, sagte Minako, als sie wieder drinnen waren. »Cocktailkleider? Wofür das denn?«, fragte Bunny und blickte verwirrt zu ihrer Freundin. »Oh Bunny, hast du Motokis Einladung dann nicht zu Ende gelesen?« Lachend hielt sie ihr die Einladung noch einmal hin. Da stand es tatsächlich. Ganz unten… Motto der Party: James Bond 007 / Casino Royale Bunny ließ sich mit einem lauten "Uff" auf die Couch plumpsen. Das hieß also Kleider kaufen gehen, denn für so einen Anlass besaß sie einfach nicht die richtige Garderobe. ... Der Tag im Shopping-Center war ausgesprochen erfolgreich. Beide hatten ihre Traumkleider und dazu noch das perfekte Geburtstagsgeschenk für Motoki gefunden. Stunden hatten sie in irgendwelchen Boutiquen verbracht, ehe sie nach einander in einem eher unscheinbaren Laden die perfekten Cocktailkleider gefunden hatten. Während Minako sich für ein schulterfreies und knielanges Tüllkleid in einem zarten Gelb und mit Perlenstickerei am Dekolleté entschieden hatte, war Bunny schon fast am Verzweifeln, weil sie nicht noch nicht IHR Kleid gefunden hatte. Doch dann fand Mina endlich auch für Bunny das Richtige – ein knielanges und ebenfalls schulterfreies Chiffonkleid in einem strahlenden Ultramarinblau. Das Dekolleté war leicht gerafft und wurde direkt darunter mit einer silbernen Blumenbrosche zusammengehalten. Es betonte nicht nur Bunnys wohlgeformte Silhouette wunderbar, sondern auch ihre strahlend blauen Augen. Und dann kam der besagte Abend… Die Party war schon im Gange, als Bunny und Minako in den Fahrstuhl stiegen und dieser sie auf das Dach des Hotels brachte, wo Motoki seinen Geburtstag feierte. Ein kurzes „Pling“ erklang, als sich die Türen des Fahrstuhls öffneten. Sofort verschlug es ihnen die Sprache - das Ambiente, der Ausblick… Es war wirklich atemberaubend. Vor ihnen erstreckte sich eine riesige Dachterrasse mit Pool, Cocktailbar, Tanzfläche und genügend Sitzgelegenheiten unter riesigen Palmen. Minako war völlig aus dem Häuschen und lief vergnügt die paar Stufen runter - direkt auf Motoki zu, der sie ebenfalls gerade erblickt hatte. Bunny blieb derweilen noch am Fahrstuhl stehen und blickte auf das ausgelassene Treiben der Partygäste. Alles war von der untergehenden in ein rotes Licht getaucht und faszinierte sie auf der Stelle. Dass sie dabei von drei Leuten intensiv beobachtet wurde, bemerkte sie gar nicht… bis zwei davon auf sie zutraten. »Hallo Bunny! Schön, dass du gekommen bist.«, sagte Motoki sichtlich erfreut und konnte gar nicht so schnell gucken, wie Bunny ihm in die Arme fiel und ihn herzlich drückte. »Alles erdenklich Liebe und Gute zu deinem Geburtstag, mein lieber Motoki.«, sagte Bunny lächelnd und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange. Mit schmerzendem Herzen wandte Mamoru in diesem Moment seinen Blick von ihr ab… Kapitel 6: ----------- Auf der anderen Seite der Dachterrasse wandte Mamoru seinen Blick von Bunny ab. Krampfhaft versuchte er seine Eifersucht zu unterdrücken, was ihm jedoch nur mäßig bis gar nicht gelang. Fast hätte er sogar sein Glas zerdrückt, wäre nicht eine hübsche Schwarzhaarige auf ihn zugetreten und würde das Geschehen am Fahrstuhl verdecken. »Hey... Ich konnte dich einfach nicht noch länger so alleine stehen sehen.« Zwinkernd grinste sie ihm entgegen. »Ich bin übrigens Rei und werde dir ab jetzt den Abend versüßen...«, flirtete sie munter drauf los und legte eine Hand auf seinen Arm. Sichtlich genervt schaute er zu dem schwarzhaarigen Mädchen und kniff seine Augen zusammen. Hatte er vielleicht auf seiner Stirn stehen "Quatsch mich an?" Mein Gott, auf so etwas hatte er absolut gar keine Lust... »Und wenn ich gar keinen Wert auf Gesellschaft lege?«, erwiderte er sichtlich genervt und wandte den Blick ab. Doch es war Rei scheinbar egal, denn sie zuckte nur kurz mit den Schultern und quatschte ihn dann ohne Punkt und Komma mit belanglosen Sachen zu. Nicht mal zwei Minuten waren vergangen und er hielt ihr ununterbrochenes Gerede nicht mehr aus, als er abrupt die Flucht ergriff. Wie sollte er das bloß ohne einen Tropfen Alkohol ertragen? Ohne der Schwarzhaarigen weiter Beachtung zu schenken, ging er direkt zur Bar und bestellte sich einen 'Long Island Ice Tea'. Natürlich war ihm Rei wie ein Schoßhündchen hinterher gelaufen. Doch nach wie vor ließ sie ihn völlig kalt und in Gedanken versunken trank er einen Schluck des hochprozentigen Cocktails. Sein Blick glitt dabei über das bunte und ausgelassene Treiben der anderen Party-Gäste. Wieder war er auf der Suche nach ihr. Etwas abseits stehend, blickte sie über die Brüstung auf die Skyline, die noch immer - vom Sonnenuntergang in rotleuchtendes Licht getaucht - einfach atemberaubend war. Durch ihre unglaubliche Ausstrahlung hatte sie wieder seine gesamte Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wie sie so da stand. Einfach zauberhaft. Anmutig. Strahlend. Wie eine Prinzessin... Sie war einfach so wunderschön, dass ihm der Atem stockte und sein Herz schneller schlug. Doch dann wedelte plötzlich jemand mit der Hand vor seinem Gesucht rum und riss ihn aus seinen Gedanken. Wütend schaute er in Rei's Gesicht. »Du hast mir ja noch gar nicht gesagt, wie du heißt! Weißt du nicht, dass das unhöflich ist, einer Frau nicht seinen Namen zu nennen? Aber ich könnte dir vergeben, wenn du mich auf ein oder zwei Drinks einlädst!«, drängte sie sich ihm regelrecht auf. Nerviger ging es ja wohl gar nicht, dachte Mamoru bei sich und umklammerte ein wenig fester sein Cocktailglas. Sofort wünschte er sich Bunny herbei, denn bisher hatte sie diese aufdringlichen Weiber immer von ihm ferngehalten. Doch sie war so nah und doch so weit wie nie zuvor von ihm entfernt. »Mamoru…! Bestell dir einfach was.«, antwortete er kurz und knapp, ohne sie dabei eines Blickes zu würden. Vielleicht würde sie ja irgendwann von alleine begreifen, dass er keinerlei Anstalten machte, sich auf eine Konversation mit ihr einzulassen oder ihr seine Aufmerksamkeit zu schenken. Jedenfalls konnte er nur hoffen und beten, dass sie sein offensichtliches Desinteresse bald abschrecken würde. Wieder glitt sein Blick zu der Stelle, wo Bunny gerade noch gestanden hatte, doch sie war nicht mehr da. Kurz schaute er sich um, entdeckte sie dann auf der Tanzfläche. Als er sah, dass sie mit Motoki tanzte und es ihr scheinbar Spaß zu machen schien, verzog er missmutig das Gesicht. In seinen Augen sollte er derjenige sein, mit dem sie tanzte. Der sie in den Armen hielt und zum Lachen brachte. Mit einem Zug leerte er den restlichen Cocktail und bestellte sich einen neuen Long Island Ice Tea. Lieber wollte er sich komplett abschießen, als das noch länger nüchtern ertragen zu müssen. Frustriert wandte er sich nun doch zu Rei, die gerade an ihrem Cocktail nippte. Vielleicht sollte er sich doch von der Kleinen ablenken lassen, als hier weiter Trübsal zu blasen. Doch bevor er noch weiter nachdenken konnte, wurde er von Rei bereits auf die Tanzfläche gerissen. Er vernahm die ersten Klänge von „Ohne Dich“ und schon drapierte Rei seine Arme um ihren Körper und schmiegte sich leicht an ihn. Doch er ließ es einfach geschehen und tanzte mit Rei, ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen, dass Bunny ihn sehen konnte. Der Liedtext wiederholte sich immer wieder… Wie eine Endlosschleife schallte es in seinem Kopf: „Ohne Dich schlaf' ich heut Nacht nicht ein, Ohne Dich fahr' ich heut Nacht nicht heim, Ohne Dich komm' ich heut nicht zur Ruh' Das, was ich will, bist Du“ Gerade drehte er sich mit Rei in den Armen langsam zum Takt, als sein Blick erneut auf Bunny traf und er direkt in ihre vor Schreck geweiteten blauen Augen blickte. Genau das hatte er doch vermeiden wollen... Entsetzt blieb Bunny wie zur Salzsäule erstarrt stehen. Sämtliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewesen. Alles an ihrer Haltung und Gesichtsausdruck hatte sich abrupt verändert, sobald sie Mamoru entdeckt hatte. Motoki schaute verwirrt nach hinten, um ihre Reaktion und ihr plötzliches Entsetzen nachvollziehen zu können. Doch als er Mamoru nun ebenfalls entdeckt hatte, zog er ein wenig den Kopf ein. Mist! Eigentlich hatte er Bunny doch noch vorwarnen wollen, dass Mamoru ebenfalls da sein würde. Doch in der ganzen Aufregung und Hektik hatte er es schlichtweg einfach vergessen. Und als sie dann auch noch vor ihm gestanden hatte, war ihm der Gedanke völlig abhanden gekommen. Er war so tatsächlich so hingerissen gewesen, dass er gar nicht anders konnte, als sie direkt zum Tanz aufzufordern. Da standen sich nun zwei Paare auf der Tanzfläche gegenüber und keiner wagte es, etwas zu sagen. Motoki und Rei sahen sich hilflos an. Keiner von beiden wollte eigentlich den Tanz unterbrechen, wusste aber nicht so recht, was sie tun sollten. Doch Bunny und Mamoru blickten sich einfach nur an. Sagten kein Wort. Schienen nichts mehr um sie herum mehr wahrzunehmen. »Hey Mamoru, können wir weiter tanzen oder hast du vor eine längere Pause zu machen? Dann können wir auch gerne irgendwo hingehen, wo es bequemer und vor allem ruhiger ist.« Rei setzte ihr verführerischstes Lächeln auf und das war zu viel für Bunny. Sie löste sich aus Motoki‘s Armen und verließ fluchtartig die Tanzfläche. Die Musik spielte weiter. Die Lichter bewegten sich weiter über der Tanzfläche. Als wäre nichts geschehen... Doch in Wirklichkeit war die Kluft zwischen Bunny und Mamoru soeben noch größer geworden. Völlig aufgelöst lieft Bunny am Fahrstuhl vorbei in Richtung Toiletten und kauerte sich dort in eine der Kabinen. Länger konnte die aufsteigenden Tränen nun nicht mehr zurückhalten. Schluchzend rutschte sie an den Fliesen runter und ließ ihren Tränen freien Lauf… Währenddessen war Minako, die alles von der Seite beobachtet hatte, zu Mamoru getreten, nachdem das Lied geendet war. »Du bist so ein Hornochse, Mamoru Chiba!«, fauchte sie wütend und ließ ihn daraufhin stehen. Völlig verdattert blieb er stehen. Wieso war er ein Hornochse? Er hatte doch nichts anderes getan, wie Bunny auch... Er hatte mit jemand anderen getanzt. Was war daran so verwerflich? Er merkte wie Rei ihn misstrauisch von der Seite beäugte. »Wer war eigentlich diese kleine Blonde, die mit Motoki getanzt und dich dann so komisch angegafft hat?« Zähneknirschend drehte er sich zu ihr. »DAS war der wichtigste Mensch in meinem Leben!« »Und sie ist weder komisch, noch gafft sie! Also halt dich mit deinen Äußerungen zurück.«, fuhr er sie wütend an. Unbeirrt stichelte Rei jedoch weiter. »Was willst du eigentlich mit so einem kleinen Püppchen, wenn du so etwas Rassiges wie mich haben kannst?« Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, warf sie ihr langes schwarzes Haar über die Schulter und schmiegte sich an seinen Arm. »Hm, anscheinend hat ja auch Motoki ein Auge auf die Kleine geworfen. Aber ehrlich gesagt verstehe ich nicht so ganz, was an der so toll sein soll…« Weiter kam Rei nicht, denn Mamoru hatte sie fest am Arm gepackt und schaute sie mit einem Blick an, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. »Ich warne dich! Noch ein weiteres Wort…«, knurrte er leise, bevor er sie ein wenig unsanft zur Seite schubste. »Geh!« Er hatte wirklich genug. Was bildete sich diese Rei eigentlich ein, so von Bunny zu reden? Grimmig schaute Rei zu Mamoru und rieb sich die Stelle am Arm, wo er sie eben gepackt hatte. »Mein Gott, dir ist ja echt nicht zu helfen!«, schimpfte sie kopfschüttelnd und machte auf dem Absatz kehrt. Nachdem er nun endlich seine Ruhe hatte, überlegte Mamoru was er tun sollte und sah sich ein wenig um. Sein Blick streifte dabei Motoki, der ihn mit verschränkten Armen wütend anschaute und dann langsam auf ihn zuging. Oje, was hatte er jetzt wieder für eine Standpauke zu erwarten? »Du sagst mir jetzt sofort, was zwischen euch vorgefallen ist! Und keine Ausreden… - DIE WAHRHEIT!«, entgegnete Motoki forsch. Nervös fuhr sich Mamoru durch die Haare. Oh man, das war wohl die wortwörtliche Pistole auf der Brust… Er wollte doch eigentlich niemanden von seinen Gefühlen für Bunny erzählen. Schon gar nicht Motoki. Doch was blieb ihm gerade für eine Wahl!? – KEINE! »Ich glaube, wir sollten uns kurz setzen, Motoki!«, entgegnete Mamoru und wies auf eine etwas abgelegene Sitzmöglichkeit. Nachdem sie sich gesetzt hatten, fing er an zu erzählen… Wie es vor ein paar Wochen damit anfing, dass sich Bunny plötzlich so merkwürdig verhielt und sie ihn zwischendurch anschaute, aber doch gedanklich abwesend wirkte. Und dass er plötzlich anders in ihrer Nähe fühlte… »Ich kann dir nicht genau beschreiben, was genau geschehen ist, Motoki. Ich weiß nur eines. Nämlich, dass ich…« Kurz hielt Mamoru inne und lehnte sich ein wenig vor. »…dass ich sie liebe!« Verzweifelt vergrub er sein Gesicht in seinen Händen, nachdem er es endlich laut ausgesprochen hatte. Motoki saß einfach nur da und schaute ihn mit offenem Mund an. »Du liebst deine Schwester?«, fragte er ungläubig. Fast wäre Mamoru bei dieser Frage vom Sofa gefallen. Er wusste doch, dass sie nicht miteinander verwandt waren... »Mein Gott Motoki, sie ist doch nicht meine richtige Schwester! Wir sind zusammen im Heim aufgewachsen. Unsere gemeinsame Vergangenheit hat uns einfach zusammen geschweißt.«, antwortete er und lehnte sich seufzend nach vorne. »Seit ich sie kenne, bedeutet sie mir einfach alles. Und ja, am Anfang war sie für mich wirklich nur so etwas, wie eine kleine Schwester. Aber jetzt ist mir klar geworden, wie sehr ich sie eigentlich liebe.« Motoki hatte schweigend den Worten Mamoru's gelauscht. Jetzt ergab alles einen Sinn... Und doch hatte ihn das Geständnis von seinem besten Freund völlig aus den Socken gehauen. Wie sollte es denn jetzt weitergehen? Wie würde Mamoru reagieren, wenn er wüsste, dass er ebenso Gefühle für Bunny hegte? »Ich glaube, ich brauche dringend einen Schnaps.«, murmelte Motoki und lief schnurstracks zur Bar. Minako hatte Bunny unterdessen in einer der Kabinen auf Toilette gefunden. Doch kam sie nicht zu ihr, da die Tür verschlossen war. »Süße, bitte mach doch die Tür auf… oder sag zumindest einen Ton. Ich mach mir Sorgen!«, rief Minako und klopfte mehrfach gegen die Tür. Keine Reaktion. Mit dem Gedanken, Bunny ein wenig Zeit zu geben, ließ sie sich mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt auf dem Boden nieder und nestelte an ihrem Kleid. Irgendwie musste sie es schaffen, sie da raus zu holen, ohne dass sie die Tür aufbrechen musste. »Ich glaube, dass Mamoru auch mehr für dich empfindet, als er womöglich zugeben möchte…« Minako hörte, wie Bunny sich regte. Sie hatte gewusst, dass sie sie mit dieser Aussage aus der Reserve locken konnte und keine Sekunde später öffnete sich auch schon die Tür der Kabine. Rote, verweinte Augen blickten ihr irritiert entgegen. »Was hast du da grad gesagt, Mina?« Kapitel 7: ----------- Ein leichtes Schmunzeln konnte sich Minako natürlich nicht verkneifen, denn sie wusste, dass Bunny sie ganz genau verstanden hatte. Kurz ergriff sie Bunnys Hand und zog sie aus der Toilette zu den Waschbecken, direkt vor einen riesigen Spiegel. Direkt hinter Bunny stehend, blickte Minako sie direkt an und lächelte sanft. »Schau dich an meine Süße, du bist wunderschön, du strahlst – von innen wie von außen. Jeder Kerl da draußen hat dich mit einem Blick angesehen, der andere Frauen eifersüchtig werden lässt. Denkst du wirklich, Mamoru hätte das nicht auch bemerkt? Ist dir denn wirklich nicht aufgefallen, dass er sich in deiner Gegenwart irgendwie komisch benimmt?« Liebevoll strich sie ihrer Freundin eine Haarsträhne hinters Ohr. »Und wenn ich mich noch halbwegs richtig an euer Erlebnis im Vergnügungspark erinnere, würde ich sagen, dass er tierisch Eifersüchtig auf Motoki war.« Mit der Hand wischte Bunny die schwarzen Mascara-Spuren von ihren Tränen aus dem Gesicht. Sie war verwirrt - konnte es denn wahr sein, dass er ähnliche Gefühle für sie empfand? »Aber Mina, wieso hat er mich dann von sich gestoßen, nachdem ich ihn geküsst habe?« Dankend nahm Bunny das Taschentuch entgegen, welches Minako ihr nun reichte. »…oh Gott, ich komm mir immer noch total doof vor und schäme mich, wenn ich nur daran denke.«, sagte sie und schnäuzte kurz in das Taschentusch, dass sie dann in dem kleinen Eimer neben sich entsorgte. Mit auf das Waschbecken gestützten Armen blickte Bunny nun in den Spiegel und verzog das Gesicht. »Woran liegt es, dass er mir dann nicht sagen kann, was er fühlt? Ich versteh es einfach nicht! Wovor hat er denn bitte Angst? Unser Leben lang hatten wir doch nur einander. Haben uns beide nach aufrichtiger und wahrer Liebe gesehnt... Und jetzt bricht alles auseinander, weil wir genau diese Liebe füreinander empfinden?«, flüsterte Bunny, als ihr erneut die Tränen in die Augen stiegen und sie den Kopf hängen ließ. Sie konnte Minako gerade nicht ansehen und hielt den Kopf gesenkt, doch diese legte ihr aufmunternd eine Hand auf die Schulter. »Gerade weil euch diese Liebe in eurer Kindheit gefehlt hat, habt Ihr beide wohl Angst davor, es zuzulassen. Eure Vergangenheit hat euch zwar geprägt, aber manchmal sollte man alten Ballast hinter sich lassen und Neuem eine Chance geben. Es wird nun Zeit, Liebes…! Zeit, dass Ihr eure Gefühle füreinander zulasst und gemeinsam in eine schöne Zukunft blickt. Und nun wisch deine Tränen weg und dann gehen wir beide erhobenen Hauptes wieder nach draußen und zeigen den Männern wo es lang geht!« Noch immer leicht bedrückt nickte Bunny. Obwohl sie dieses seltsam beklemmende Gefühl nicht so recht los wurde, wusste sie, dass Minako einfach recht hatte. Sie musste für eine glückliche Zukunft mit Mamoru kämpfen. Denn nichts wünschte sie sich mehr, als endlich ein unbeschwertes und glückliches Leben führen zu können... – mit dem Mann an ihrer Seite, den sie so sehr liebte. Ein wenig vergnügter als noch vor ein paar Minuten machten sich die beiden noch mal vor dem Spiegel zurecht, frischten ihr Make-Up auf und dann zog Minako ihre Freundin lächelnd nach draußen. Es war unterdessen dunkel geworden und die Terrasse wurde von unzähligen Kerzen, Lichterketten und Fackeln erhellt. Kurz bestaunten die beiden Blondinen das Lichtermeer, ehe sie sich auf die Suche nach Mamoru und Motoki machten. Sie entdeckten sie wenig später an der Bar, wo sie sich gerade eine Schnaps hinter kippten. »Warum müssen es die Kerle eigentlich mit dem Saufen immer so übertreiben?«, stöhnte Minako genervt auf. Scheinbar waren die beiden mitten in einer hitzigen Diskussion, als sie neben ihnen an die Bar traten. Geschockt blickten sie zu den beiden Hitzköpfen, als Motoki plötzlich Mamoru am Kragen packte und zu sich ran zog. »Merkst du überhaupt, was du mit deinem Verhalten anrichtest?«, knurrte er ihn an, ehe Bunny zwischen die beiden stürzte und sich vor Mamoru stellte. Es war ihr sofort klar gewesen, dass es hier um sie ging und sie wollte wirklich nicht der Grund für eine Prügelei sein. »Motoki, bitte… lass ihn in Ruhe. Das ist eine Sache zwischen Mamoru und mir!«, sagte sie und guckte den blonden jungen Mann ermahnend an. Minako kam ihr sofort zur Hilfe und packte Motoki sachte am Arm, um ihn ein wenig nach hinten zu ziehen. Dankend nickte Bunny ihr zu, bevor sie sich zu Mamoru drehte, der sie mit weit aufgerissenen Augen anblickte. Energisch schob sie ihn von der Bar weg in Richtung der Sitzgruppe, wo er zuvor noch mit Motoki gesessen und sich mit ihm unterhalten hatte. Nachdem sie Platz genommen hatten, herrschte für einen Moment eine betretene Stille zwischen ihnen. Nervös faltete Bunny den Saum ihres Kleides zwischen ihren Fingern und traute sich nicht so recht, Mamoru in die Augen zu schauen. Noch immer war da dieses Unbehagen und die Scham, dass sie ihn geküsst hatte, die sie innehalten ließen. »Was ist nur los mit uns, Mamoru?«, flüsterte sie. »Ich wollte dir den Abend hier nicht verderben, das musst du mir glauben.« versuchte Mamoru sich zu entschuldigen, doch mehr kam ihm nicht über die Lippen. »Mehr hast du mir nicht zu sagen?« Die Enttäuschung war aus Bunnys Stimme deutlich heraus zu hören. »Du wunderst dich, dass ich mich seltsam verhalte und bist selber nicht besser, Mamoru! Weißt du, Mina hat mir da etwas gesagt, was mir die Augen geöffnet hat. Ich habe die ganze Zeit wirklich gedacht, ich habe einen Fehler gemacht, mit dem was ich tat… Doch alles, was in der letzten Zeit passiert ist, das kam auch von dir.« Fragend blickte er zu Bunny, die immer noch mit gesenktem Kopf neben ihm saß. »Du sprichst in Rätseln. Was versucht du mir zu sagen?« Sie hob den Kopf und blickte ihm direkt in die Augen. So leicht wollte sie es ihm nicht machen - er musste von alleine die Antwort finden und er musste von sich aus zu ihr kommen, wenn ihm klar sein sollte, was er wollte. »Warum machst du es dir so schwer? Es wäre doch alles so einfach, wenn du nicht immer alles von dir stoßen würdest… Wovor hast du Angst, Mamoru?« Erwartungsvoll blickte sie zu ihm, doch sie sah nur sein fragendes und irritiertes Gesicht. Behutsam strich sie ihm über die Wange und erhob sich dann langsam. »Ich denke, es ist besser, wenn ich jetzt wieder zu den anderen gehe. Wenn du es irgendwann wissen solltest, worauf ich hinaus will – du weißt, wo du mich findest.« Kurz beugte sie sich zum ihm hinunter, küsste ihn sachte auf die Wange und lief dann zurück zu Minako und Motoki. Noch ein einziges Mal drehte sie sich um und blickte zurück zu dem Mann, der ihr Herz so viel höher schlagen ließ... Der ihre Knie weich werden ließ, sobald er sie mit seinen tiefblauen Augen anschaute… Aber auch der, der gerade nicht begriff, dass sie nur darauf wartete, dass er endlich zu seinen Gefühlen stand. Verwirrt blieb Mamoru zurück und blickte ihr nach. Ihre Worte hallten immer noch in seinem Kopf nach und doch fand er einfach keine Antwort. Seit wann war er so begriffsstutzig und seit wann war seine Usako bitte so erwachsen geworden? Seufzend ließ er sich gegen die Lehne der Couch nach hinten fallen. Wie konnte sein Leben in wenigen Wochen nur so aus den Fugen geraten? Natürlich hatte Bunny Recht, er machte es sich oft selbst schwer. Er legte sich die Steine selber in den Weg. Und so würde er sicher auch nie glücklich werden können… Nur, wie hatte sie das gemeint, dass es alles einfacher wäre, wenn er nicht alles von sich stoßen würde? Das was er wollte, gehörte ihm doch schon längst nicht mehr. Das war auch der Punkt gewesen, bei dem er vorhin mit Motoki aneinander geraten war – er wollte Bunny. Mit Haut und Haaren. Mit Leib und Seele. Er wollte und konnte nicht ohne sie leben und er konnte es einfach nicht akzeptieren, dass sie ihr Herz einem anderen schenkte. Doch dann kam ihm wieder der Kuss in den Sinn… warum hatte sie ihn geküsst, wenn sie doch Motoki wollte? Herrgott nochmal, er bekam langsam wirklich Kopfschmerzen vom vielen Nachdenken. Wieder blickte er sehnsuchtsvoll zu Bunny. Ihr herzliches Lachen drang an sein Ohr. Es war so wundervoll und wohlklingend. Erneut seufzte er. Vielleicht war es besser, wenn er nach Hause ging und eine Nacht über ihre seltsamen Worte schlief. Wobei er bezweifelte, dass ihn über Nacht die Erkenntnis kam… Und so stand er auf, gab Motoki ein kurzes Handzeichen, worauf er nur ein kurzes Nicken erhielt, und ohne sich bei Bunny zu verabschieden, verschwand. Diese hatte Mamoru natürlich in den Augenwinkeln bemerkt und presste enttäuscht die Lippen aufeinander. Trotz ihrer Worte, war er nicht in der Lage gewesen, das Offensichtliche zu erkennen… Nämlich, dass sie ihn genauso liebte, wie er sie. Zu später Stunde machte sich Bunny mit Minako auf dem Heimweg, nachdem sie sich bei Motoki für den schönen Abend gedankt hatten. Es hatte leicht angefangen zu nieseln und die beiden liefen gerade über eine Kreuzung, als ein Auto mit quietschenden Reifen um die Ecke drosch. Von den Scheinwerferlichtern geblendet und starr vor Schreck konnten die beiden nicht schnell genug reagieren, bis Bunny von Minako plötzlich hart zur Seite gestoßen wurde. Unsanft fiel sie auf den Asphalt und hörte noch einen dumpfen Aufprall, sowie die erneut quietschenden und fast durchdrehenden Reifen, ehe sie ohnmächtig wurde… Stunden später klingelte es an der Tür von Mamoru sturm. Er schaute kurz auf die Uhr – es war 4 Uhr Nachts. Wer klingelte denn um diese Zeit bei ihm? Verschlafen und nur mit einer Boxershorts bekleidet stand er auf, lief in den Flur und öffnete die Tür. Erschrocken blickte er auf eine völlig durchnässte und zitternde Bunny. Schnell zog er sie in seine Arme und strich beruhigend über ihre Haare, wobei er die Beule an ihrem Kopf bemerkte. Ein herzzerreißendes Schluchzen entfuhr ihr, während sie sich an seinem Hemd festkrallte. »Beruhige dich, Usako… ich bin ja da.«, sagte Mamoru, ehe er sie hoch nahm und zum Sofa trug. Er spürte, wie sie sich zitternd an ihn drückte und ihr Gesicht an seinem Hals vergrub. Als er sie auf dem Sofa absetzen wollte, flüsterte sie: »Nein bitte nicht… bitte lass mich nicht los, Mamoru.« Und so behielt er sie in seinen Armen, als er sich auf das Sofa setzte. Sanft streichelte er ihren Rücken, während er sich fragte, was passiert war. »Warum bist du nicht bei Minako?« Bunny schluchzte erneut auf, als sie den Namen ihrer Freundin hörte. Tränen liefen ihr unaufhaltsam übers Gesicht und tropften auf Mamoru's nackten Oberkörper. »Er ist einfach weitergefahren… Er hat sie einfach liegen lassen…«, brachte Bunny unter herzzerreißenden Schluchzern hervor. Mamoru musste kurz nach Luft schnappen. Hatte er gerade richtig gehört? Minako wurde angefahren? Fahrerflucht? Hatte Bunny auch nichts abbekommen? Er hatte ja die Beule an ihrem Kopf gespürt… »Wo ist Minako jetzt? Was ist mit dir? Geht es dir gut, Bunny?«, fragte er besorgt und drückte sie noch ein wenig fester an sich. Erneut schüttelte ein Heulkrampf ihren zierlichen Körper und Mamoru musste schwer schlucken. »Sie ist im Juban-Krankenhaus… Oh Mamoru, wenn Minako nicht gewesen wäre, würde ich da jetzt an ihrer Stelle liegen…« Kapitel 8: ----------- Er hörte Bunnys gleichmäßiges Atmen und wusste sofort, dass sie in seinem Arm eingeschlafen war. Vorsichtig erhob er sich und trug sie in ihr Zimmer, wo er sie behutsam auf das Bett legte. Seufzend betrachtete er sie eingehender. Ihre sanften Züge. Ihr perfekter wohlgeformter Körper. Ihre langen blonden Haare, die fast wie flüssiges Gold glänzten... Einfach alles an ihr brachte ihn um den Verstand und ließ sein Herz schneller schlagen. Nichts wünschte er sich sehnlicher, als dass sie für immer bei ihm bleiben würde. Seite an Seite. Und dies nicht nur wie Bruder und Schwester. Nein, er wollte mehr. Er wollte sie für immer und ganz. Sein ganzer Körper verlangte nach ihr. Brannte regelrecht darauf, ihr nahe zu sein und ihre Wärme zu spüren. Zögerlich ließ er sich neben ihr auf dem Bett nieder. Streckte sich, bevor er sich auf die Seite drehte. Zu gern hätte er sie an sich gezogen, um sämtlichen Abstand zwischen ihnen zu verringern. Und doch wagte er es kaum, näher an sie heran zu rutschen. Hatte Bedenken, dass ihre Nähe wieder seine Sinne vernebeln würde und er sich nicht unter Kontrolle haben könnte. Würde sein Herz es aushalten können, ihr körperlich Nahe zu sein und dabei seine Gefühle außer Acht lassen zu müssen? Plötzlich warf sie sich unruhig hin und her. Schlug um sich und stöhnte gequält. Vermutlich ein Alptraum, schoss es ihm in den Kopf und so zog er sie kurzerhand in seine Arme. Drückte sie ein wenig fester an sich, als er die Kälte ihres Körpers spürte. Er wollte ihr Wärme spenden. Sie beschützen und ihr das Gefühl von Geborgenheit geben. Es dauerte keine Minute die er sie in seinen Armen hielt, bis er spürte, wie sie sich langsam wieder beruhigte und sich ihr Körper entspannte. Ein leises Seufzen drang an sein Ohr. Eine Weile lag er noch wach und blickte auf den blonden Engel in seinen Armen herab, bis ihn auch der Schlaf übermannte… Es war tief in der Nacht, als Bunny erwachte und sich ihr Hals beim Schlucken wir Schmirgelpapier anfühlte. Sie musste dringend ihren Durst stillen, um das kratzige und staubtrockene Gefühl in Mund und Hals loszuwerden. Eine Bewegung neben sich ließ sie innehalten. Verwundert tastete sie neben sich. Fühlte warme glatte Haut. Blickte so gut es ging neben sich. Blinzelte. Hm… Kurze schwarze Haare und ein nackter Oberkörper... Mamoru??? Warum lag sie mit ihm in ihrem Bett? Und warum trug er nur eine Boxershorts? Die Tatsache, dass er gerade halbnackt mit ihr gemeinsam in einem Bett lag und dazu noch eng umschlungen, trieb ihr augenblicklich die Schamesröte ins Gesicht. Langsam rutschte sie ein Stück zur Seite um sich aufzusetzen, ließ sich dann aber sofort wieder nach hinten fallen, als sie den stechenden Schmerz in ihrem Kopf spürte. »Aaah..!« Mamoru war sofort aufgeschreckt und hatte den Kopf gehoben. »Alles ok?«, fragte er besorgt. »Ich hab schrecklich Durst und mein Kopf tut so weh…«, antwortete Bunny gequält und verzog das Gesicht. Er verstand sofort und sprang auf, um ihr ein Glas Wasser und eine Schmerztablette zu holen. »Warte, ich hol dir was. Bin sofort wieder da!«, entgegnete er und war bereits zur Tür gestürmt. Unterdessen knipste Bunny ihre Nachttischlampe an um besser sehen zu können. Als Mamoru dann wieder im Türrahmen erschien, musste sie schwer schlucken. Ihr Blick blieb an seinem muskulösen Oberkörper hängen. Warum musste er bitte so unverschämt gut aussehen? Schnell senkte sie den Blick, als er näher kam. Nachdem er ihr das Glas und die Tablette gereicht hatte, setzte er sich wieder zu ihr auf das Bett. Aufmerksam betrachtete er sie, während sie in gierigen Zügen das Glas leer trank. Sie wirkte so erschöpft und zerbrechlich, als sie sich wieder nach hinten in das große Kissen gleiten ließ, nachdem sie das leere Glas weggestellt hatte. In Bunnys Kopf hämmerte es und alles drehte sich. Vor ihren Augen sah sie wieder die Scheinwerfer, wie sich auf die zukamen und dann war da nichts mehr außer endloser Dunkelheit. Ihr Puls war automatisch in die Höhe geschnellt und sie zwang sich ruhig zu atmen. Bitte kein Panikattacke. Sie hörte, wie Mamoru noch einmal aufstand, um die Nachttischlampe auszuschalten. Spürte, wie er sich wieder zu ihr auf das Bett legte. Mit geschlossenen Augen lauschte sie, wie das Laken und die Bettdecke raschelte, als er näher an sie ran rutschte. Hörte seine gleichmäßigen Atem und spürte seine Wärme, als er endlich direkt bei ihr lag und es beruhigte sie so ungemein… Sein Gesicht war ihrem sah nah, dass sich ihre Nasen fast berührten, als sie sich vollständig zu ihm drehte und die Augen öffnete. Es war ein kurzer Gedanke, der ihr beim Blick in seine glänzenden Augen kam. Obwohl sie die Dunkelheit der Nacht umgab und nur das weiße Licht des sichelförmigen Mondes ein wenig den Raum erhellte, war sie sich sicher, ein Blitzen in seinen Augen zu erkennen. Etwas war anders, sie fühlte es ganz deutlich. Das Funkeln in seinen Augen. Das Knistern der Luft. Ein intensives Gefühl. Heiß und lodernd. Der Moment hatte mit einem Mal etwas magisches. Auch Mamoru musste es gespürt haben, als er nach ihrer Hand griff. Ohne den Blickkontakt mit Bunny zu unterbrechen, führte er ihre Hand an seine Lippen. Sachte und einen nach dem anderen liebkoste er jeden einzelnen ihrer Fingerknöchel, während er in ihren Augen regelrecht ertrank. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Beschleunigte sich noch einmal, als sie wohlig seufzte. Wäre Minako nicht gewesen und Bunny wäre etwas passiert, er wüsste nicht, was er getan hätte. Er wollte nicht ohne sie sein! Sie war es, die ihn erst vollständig machte. Sie war sein Leben, seine Liebe, sein Schicksal. Verdammt, er liebte sie aus tiefen Herzen und - JA, ER WOLLTE SIE! Nur Zentimeter waren ihre Gesichter voneinander entfernt, und er wollte einfach nicht länger auf sie verzichten. Nach den letzten quälenden Wochen wollte er seinen Gefühlen endlich freien Lauf lassen. Langsam näherte er sich. Hoffte, dass sie nicht zurückweichen würde. Betete, dass sie ihn nicht abweisen würde. Sein ganzer Körper prickelte, als seine Lippen sich auf die ihren legten. Während er sie anfangs noch zaghaft und sanft küsste, konnte er die ganze unterdrückte Leidenschaft und Sehnsucht ab dem Moment nicht länger zurückhalten, als sie ihre Hände um seinen Nacken legte und ihren Körper näher an seinen schob. Sein Herz klopfte wild in seiner Brust, als ihr Kuss leidenschaftlicher und verlangender wurde. Bewusst nahm er auch Bunnys heftig schlagendes Herz wahr. Wie ein Ertrinkender klammerte er sich an sie und presste ihren erhitzten Körper gegen seinen, als sie einen Augenblick voneinander abließen. Schwer atmend vergrub Bunny ihr Gesicht an Mamorus Hals und dann spürte er ihre Tränen auf seiner Haut. Erschrocken über ihre Reaktion, jedoch wissend, dass es wohl gerade alles ein wenig viel für sie war, strich er ihr beruhigend über das Haar. »Usako, bitte weine nicht. Es wird doch alles wieder gut.«, sagte er sanft und küsste sie sachte auf die Schläfe. Die Tränen brannten heiß auf ihrem Gesicht und sie wollten einfach nicht versiegen. Doch diesmal waren ihr die Tränen in Mamorus Gegenwart nicht unangenehm und so ließ sie es zu, dass er sie weiterhin im Arm hielt. Zuviel war an diesem einen Tag einfach passiert, als dass ihr Herz all das ertragen und verarbeiten könnte. Ihre Sorge um Minako brachte sie um den Verstand, doch sie wusste, dass sie momentan nichts für ihre Freundin tun konnte. Der behandelnde Arzt hatte sie nach Hause geschickt, nachdem er sie untersucht und die kleinen Blessuren versorgt hatte. Tatsächlich hatte sie bis auf ein paar Schürfwunden und eine Beule, die vom Sturz resultierte, keine ernsthaften Verletzungen davon getragen. Er hatte sie gebeten, sich ein wenig zu schonen und jeglichen Streß und Aufregung zu vermeiden. Doch leichter gesagt als getan, wenn man um die Gesundheit der besten Freundin besorgt war und keine Informationen zu ihrem Zustand erhielt. Nachdem sie ihn daher noch einmal wegen Minako gefragt hatte, gab er ihr erneut zu verstehen, dass sie erst einmal zur Ruhe kommen solle und sich am nächsten Tag noch einmal nach ihr erkundigen solle. Und nun lag sie hier, mit dem Mann, der ihr Herz höher schlagen ließ. Mit Mamoru, der sie gerade geküsst hatte. Für einen kurzen Moment hatte sie doch tatsächlich ausgeblendet, was gerade geschehen war. Mit einem Mal waren ihre Tränen versiegt und sie riss überrascht die Augen auf. ER HATTE SIE GEKÜSST! Nicht sie! - Nein, es war wahrhaftig er gewesen, von dem die Initiative diesmal ausgegangen war. Sie konnte es nicht glauben – träumte sie? Was war passiert? Hatte er vielleicht endlich begriffen, dass sie zusammen gehörten? Ob er sich seiner Gefühle endlich eingestehen würde? Hm, sollte sie es noch einmal auf einen Versuch ankommen lassen, ob er sie ein zweites Mal küsste? Sie hob ihren Kopf, um ihm wieder ins Gesicht blicken zu können. Unbeirrt schaute sie in seine glänzenden Augen und leckte sich die salzigen Tränen von den Lippen. Fast flüsternd hauchte er »Was machst du nur mit mir, Usako?« und beugte sich wieder zu ihr, um sie erneut zu küssen. Der Kuss vertiefte sich schnell. Wurde leidenschaftlicher und wie von selbst gingen Bunnys Hände auf Wanderschaft. Berührten seine Schulter und seine muskulösen Oberarme. Strichen über seinen Oberkörper bis hinunter zu seinem Bauchnabel… Sie spürte, wie er unter ihrer Berührung seine Bauchmuskeln anspannte und lächelte in den Kuss hinein. Nur allzu bereitwillig öffnete sie den Mund ein wenig, als er sachte mit seiner Zunge über ihre Lippen strich und Einlass verlangte. Eine unglaubliche Wärme durchfuhr ihren Körper. Wie lange hatte sie sich das hier gewünscht. Wie lange hatte sie sich nach ihm verzehrt. Sanft, aber bestimmt löste Mamoru den innigen Kuss. Er wollte nicht noch weiter gehen, auch wenn er merklich erregt war. »Wir sollten nichts überstürzen…«, flüsterte er und strich ihr sanft über die Wange. Einige Minuten vergingen, ohne dass einer der Beiden etwas sagte, bis Bunny mit dem Zeigefinger auf Mamoru‘s Brust tippte. »Begleitest du mich morgen ins Krankenhaus, Mamoru?«, fragte sie zaghaft. Er spürte ihr Unbehagen und nickte, während er ihr eine blonde Strähne hinter das Ohr schob. »Natürlich begleite ich dich, Usako! Und mach dir nicht so viele Sorgen, Minako ist dort in den besten Hän...« »Aber was ist, wenn Minako nicht mehr richtig gesund wird? Sie liegt doch nur im Krankenhaus, weil sie mich beiseite gestoßen hat…«, unterbrach Bunny ihn. Angst machte sich in ihr breit und sie gab sich die Schuld an diesem Unglück. Mamoru ergriff ihre Hände und versuchte beruhigend auf sie einzureden. »Ssssch… Bitte mach dir keine Vorwürfe! Du bist nicht daran schuld, was Minako wiederfahren ist. Es war ein tragischer Unfall, und der einzig Schuldige ist der Fahrer des Wagens, der euch einfach hat liegen lassen.«, erwiderte er und wischte ihr die Tränen aus ihrem Augenwinkel. Zärtlich hauchte er ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. Eigentlich hatte er vorgehabt, Bunny endlich seine Liebe zugestehen, sich dann aber doch dagegen entschieden, da er es nicht für den richtigen Augenblick empfand. Seufzend hatte sie sich wieder in seine Arme gekuschelt und ihren Kopf an seine Brust gelehnt. Irgendwann war sie wieder in das Land der Träume geglitten und hatte ihn wenig später mitgenommen. Am nächsten Morgen wurde Bunny von den Sonnenstrahlen in ihrem Gesicht geweckt. Verschlafen streckte sie sich und gähnte ausgiebig, ehe ihr die letzte Nacht in den Sinn kam. Erschrocken taste sie neben sich, doch Mamoru lag nicht in ihrem Bett. Hatte sie das alles nur geträumt? Der schreckliche Unfall… Minako im Krankenhaus… Mamoru, der die Nacht bei ihr war… Und der sie geküsst hatte… -Alles nur geträumt? Doch dann hörte sie es klappern und Mamoru erschien mit einem Tablett in der Hand in der Tür. Liebevoll lächelte er ihr entgegen und balancierte das Tablett mit dem Frühstück vorsichtig auf den Händen. Es war voller Köstlichkeiten: Frische Brötchen, duftender Kaffee, Marmelade, Weintrauben, Erdbeeren… und in der Mitte eine einzelne rote Rose. Mmmmh, bei diesem Anblick lief Bunny regelrecht das Wasser im Mund zusammen. Gemeinsam frühstückten sie in Ruhe auf dem Bett und bis auf intensive Blicke, die sie sich immer wieder zuwarfen, sagte keiner der beiden ein Wort. Schmunzelnd wischte Mamoru ein wenig Marmelade aus Bunnys Mundwinkel, was ihm einen irritierten Blick ihrerseits einbrachte. »Du hattest da etwas Marmelade…… Hm, sag mal hast du schon die Erdbeeren probiert?«, fragte er und nahm sofort eine der leckeren roten Früchte. Vorsichtig biss Bunny in die Erdbeere, die Mamoru ihr hinhielt. Sie war unglaublich süß und köstlich. Kaum hatte sie sich genießerisch über die Lippen geleckt, beugte sich Mamoru vor und küsste den verlockenden Erdbeermund, was sie schmunzeln ließ. »Mmmmmh... das schreit fast nach mehr.«, erwiderte er grinsend. Einfach, weil er an ihrer Seite war, nahm er ihr ein wenig die Angst und das Unbehagen, als sie sich schließlich auf den Weg ins Krankenhaus machten. Fest hielt er ihre Hand umschlossen, als sie durch die großen Türen des Juban-Krankenhauses an die Anmeldung traten. Ein wenig verkrampft stand Bunny neben ihm und brachte keinen Ton heraus, so dass Mamoru kurzerhand nach Minako Aino fragte. »Sind sie denn Angehörige von Miss Aino?« fragte die Schwester und Bunny schüttelte betreten den Kopf. »Tut mir leid, aber da Miss Aino noch auf der Intensivstation liegt, kann ich sie nur in Begleitung oder mit Zustimmung eines Angehörigen zu ihr lassen.« Verzweifelt und den Tränen nahe ließ Bunny die Schultern hängen. Wie sollte sie nur an die Nummer von Minako‘s Eltern kommen? Sie wusste ja, dass ihre Freundin keinen großen Kontakt zu ihnen hegte und daher auch schon seit 2 Jahren in einer eigenen Wohnung lebte… Doch Mamoru ließ nicht locker. Er trat näher an den Anmeldetresen und lehnte sich ein wenig darüber, um auf die Schwester einzureden und an ihr Mitgefühl zu appellieren. »Können Sie nicht in diesem Fall ein Augen zudrücken? Es handelt sich hier um die beste Freundin von Miss Aino und sie war ebenfalls bei dem Unfall dabei, hatte jedoch mehr Glück. Sie würden ihr damit einen riesen Gefallen tun und vor allem ihr Gewissen beruhigen.« Kurz blickte die Schwester zu Bunny und seufzte, ehe sie zum Telefon griff und eine Kurzwahl wählte. Es waren nur ein paar Worte, die sie in den Telefonhörer sprach und weder Mamoru noch Bunny hatten sie verstanden. Gespannt blickten beide zu ihr und atmeten erleichtert aus, als die Schwestern nickend auflegte und sich mit einem freundlichen Lächeln wieder an sie wandte. »Bitte nehmen Sie einen kurzen Augenblick Platz. Es kommt gleich jemand zu Ihnen.« Mamoru griff Bunny bei der Hand und zog sie in den Wartebereich, der um diese Zeit ausnahmsweise noch halbwegs leer war. Ihre Anspannung und die Besorgnis waren deutlich zu spüren. Um ihr etwas Trost zu schenken, zog er sie kurzerhand in seine Arme. »Ich denke, es wird nicht mehr lange dauern und sie lassen uns zu ihr.«, sagte er und strich Bunny zärtlich über den Rücken. »Danke, dass du bei mir bist...« flüsterte diese und drückte sich ein Stück mehr in seine Arme. Wären es doch nur andere Umstände gewesen, unter denen Mamoru sich ihr endlich öffnete… Doch im Augenblick hieß es nur Hoffen und Beten, dass Minako wieder gesund werden würde. Kapitel 9: ----------- Die Schwester sagte ein paar Worte ins Telefon und legte dann auf, ehe sie sich wieder an Mamoru und Bunny wandte. „Bitte nehmen Sie einen kurzen Augenblick Platz, es kommt gleich jemand zu Ihnen.“ Mamoru griff Bunny bei der Hand und zog sie in den Wartebereich, der um diese Zeit ausnahmsweise noch halbwegs leer war. „Ich denke, es wird nicht mehr lange dauern und sie lassen uns zu ihr.“ Vorsichtig nahm er sie in seine Arme, als er merkte, wie angespannt sie gerade war. „Danke, dass du bei mir bist...“ flüsterte Bunny und drückte sich ein Stück mehr in seine Umarmung. Wären es doch nur andere Umstände gewesen, unter denen Mamoru sich ihr endlich öffnete… doch im Augenblick hieß es nur Hoffen und Beten, dass Minako wieder gesund werden würde... Mamoru hatte wirklich gute Überzeugungsarbeit geleistet, denn nur wenige Minuten später, nachdem sie sich hingesetzt hatten, erschien der zuständige Oberarzt Dr. Miyoshi, der sich noch einmal alles anhörte und sie dann auf die Intensivstation begleitete. Zuvor bat Mamoru ihn aber nochmal darum, sich Bunnys Beule am Hinterkopf anzuschauen und er willigte ein. Nachdem er Bunny kurz durchgecheckt und ihr ein Rezept für Schmerztabletten ausgestellt hatte, führte Dr. Miyoshi sie zur Intensivstation, wo Minako noch unter strenger Überwachung stand. Geschockt stand Bunny vor Minako’s Bett. Blass und mit geschlossenen Augen lag sie da und war an unzähligen Geräten angeschlossen… überall piepste es und es trieb Bunny die Tränen in die Augen ihre Freundin so zu sehen. Krampfhaft hielt sie sich am Gestell des Krankenhausbettes fest, weil sie sich einfach nur hilflos fühlte… und weil sie wusste, dass Minako für sie ihr Leben riskiert hatte und deswegen nun hier lag. Egal, was Mamoru gesagt hatte, sie fühlte sich trotzdem schuldig... sie konnte dieses beklemmende Gefühl einfach nicht abschütteln. „Wie steht es um Miss Aino?“ fragte Mamoru währenddessen und beobachte Bunny dabei mit besorgtem Blick. „Ihr Zustand ist soweit stabil, sie hat eine mittelschwere Gehirnerschütterung und unzählige Prellungen. Es grenzt schon an einem Wunder, dass sie keine inneren Verletzungen davongetragen hat. Jedoch musste sie die Nacht noch Notoperiert werden, weil ihr Hüftgelenk bei dem Aufprall zertrümmert wurde. Derzeit lässt sich auch noch nicht abschätzen, ob Miss Aino wieder ihre normale Beweglichkeit zurückerhält. Das wird sich leider erst nach den weiterführenden Rehabilitationsmaßnahmen zeigen.“ sagte Dr. Miyoshi und verabschiedete sich dann von Mamoru, der sich noch einmal bei ihm bedankte. Nachdem der Oberarzt gegangen war, trat Mamoru direkt neben Bunny. „Mach dir keine Sorgen, Usako… Der Arzt meinte, sie wird wieder gesund.“ Er küsste sie auf die Haare und ergriff ihre Hand. „Komm, lass uns einen Kaffee trinken gehen.“ Sie liefen los, wobei Mamoru Bunny mehr oder weniger hinter sich her zog. Sie schien von dem Anblick ihrer Freundin immer noch völlig geschockt zu sein und so überlegte Mamoru die ganze Zeit, wie er sie am besten ablenken konnte. Mitten in der City blieb er plötzlich vor einem süßen kleinen Blumenladen stehen und kaufte eine rote Rose, die er Bunny dann hinhielt. „Für mich? Aber warum?“ irritiert blickte sie erst auf die Rose und dann in Mamoru’s Gesicht. „Erinnerst du dich noch an unser Gespräch auf der Dachterrasse bei Motoki’s Geburtstagsfeier?“ er atmete einmal tief ein und aus, und als Bunny zaghaft nickte, sprach er weiter. „Das ist mein erster Schritt in die richtige Richtung.“ Schnell drückte er ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen und lief dann weiter. Hui… gut gemacht, Mamoru… aber warum hast du dich jetzt so schnell von ihr abgewandt? Sofort drehte er sich wieder zu Bunny um und schon fiel sie ihm in die Arme. Ein Schluchzen entwich ihr und sie klammerte sich wie eine Ertrinkende an ihn… auf der verzweifelten Suche nach Liebe und Geborgenheit. Mamoru konnte Bunny's Gefühle und Gedanken nur erahnen, er war sich aber sicher, dass sie große Angst hatte und sich natürlich immer noch für den Unfall verantwortlich fühlte. Sie zitterte in seinen Armen und er wollte ihr Halt geben, ihr zeigen das er bei ihr ist...ihr das Gefühl von Sicherheit geben und dass er sie verstand. Er verstärkte seine Umarmung und ihm wurde in diesem Augenblick wieder bewusst, wie nah Glück und Leid doch beieinander lagen! Wäre dieser Unfall nicht gewesen, wäre Bunny jetzt sicher nicht bei ihm... Zu Hause angekommen ließ sich Bunny auf der Couch nieder, während Mamoru in der Küche Kaffee kochte. Sie starrte mit leerem Blick aus dem Fenster, als sich Mamoru Minuten später mit zwei Tassen Kaffee neben ihr niederließ. "Ob wir jemals ein normales und ruhiges Leben führen werden?" mit großen traurigen Augen blickte Bunny ihn fragend an und es betrübte ihn, sie so verzweifelt zu sehen. Was sollte er ihr darauf antworten? Er wusste es doch selbst nicht... "Weißt du, dass ich das alles nur ertrage, weil du bei mir bist? Ohne dich hätte ich wohl schon längst aufgegeben..." Es lag soviel Schmerz in ihrem Blick als sie sprach, dass er nur stumm nicken konnte. Ja, Bunny war schon immer besser darin, ihre Gefühle in Worte zu fassen, während er hingegen alles im Stillen mit sich ausmachte. Schon vor Jahren hatte er sich geschworen, sie mit seinen negativen Gedanken und Gefühlen nicht noch zusätzlich zu belasten. Er wollte einfach alles dafür tun, dass sie glücklich ist und hoffnungsvoll in die Zukunft schaut. Er wollte für sie stark sein... Den restlichen Tag verbrachten sie aneinander gekuschelt auf der Couch und schauten fern. Bunny genoss seine Nähe... die Wärme seines Körpers und das Gefühl von Geborgenheit. Immer wieder schaute sie verstohlen zu ihm, musterte sein Profil... konnte sich einfach nicht an ihm satt sehen. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er wiedermal ihren Blick bemerkte. "So interessant bin ich doch gar nicht...." kurz schielte er zu ihr. Ha, auf frischer Tat ertappt.. beschämt schaute Bunny nun direkt zu ihm und er küsste sie kurzerhand auf die Nasenspitze, was bei ihr ein kurzes Kichern hervorrief. "Hast du Hunger? Ich könnte uns was zum Abendessen kochen..." es dämmerte bereits und Mamoru verspürte langsam Hunger. Wie zur Bestätigung knurrte Bunnys Magen und sie schaute ein wenig verlegen aber grinsend zu ihm. "Hm... ja, ich glaub, ich könnte was zu Essen vertragen." "Ok... Ähm was hältst du von Hähnchen-Curry?" Begeistert nickte Bunny und sprang auf um in die Küche zu laufen. "Auja... ich liebe dein Hähnchen-Curry..." Schon beim Gedanken daran tropfte ihr der Zahn. Um schneller fertig zu werden half sie Mamoru bei der Zubereitung. Eine halbe Stunde später saß Bunny zufrieden schmatzend Mamoru gegenüber und er freute sich, dass sie für einen Augenblick ihre Sorgen und Ängste vergessen konnte. Nach dem Essen packte Bunny ihre Schultasche ehe sie sich auf ins Badezimmer machte um zu Duschen. Das Wasser prasselte auf ihren Körper, als sie kurz an den Fliesen lehnte und ihre Gedanken zu Mamoru wanderten. Wie lieb er sich heute doch um sie gekümmert hatte.. und wie nahe sie ihm war. Doch es reichte ihr nicht - sie wollte ihn richtig... mit Haut und Haaren... Nur war es ihr durchaus bewusst, dass die Initiative von ihr ausgehen müsste. Und so nahm sie die Sache jetzt einfach selbst in die Hand... Nachdem sie fertig geduscht und mit frisch gewaschenen Haaren vor der Spiegel trat und das weiße Handtuch um ihren Körper wickelte, atmete sie noch einmal tief durch, bevor sie aus dem Badezimmer trat und schnurstracks in die Küche ging. Mamoru war gerade dabei das abgewaschene Geschirr in die Schränke zu räumen, als er Bunny Barfuß in die Küche tapsen hörte. Er drehte sich um und sie stand bereits direkt vor ihm. Sein Blick wanderte an ihr herunter und er musste erschrocken feststellten, dass sie nur ein Handtuch.......oh nein, ein UNGLAUBLICH KURZES Handtuch trug. "Bunny!?" Ungläubig starrte er sie an, doch sie schüttelte nur kurz den Kopf und legte einen Finger auf seine Lippen. Er konnte kaum noch klar denken als sie ihn mit glänzenden Augen anschaute und ihre Hände sanft über seine Wange bis hinunter zu seiner Brust strichen. Kein Wort wanderte über seine Lippen, als sie ihre Hände wieder von ihm nahm und an den oberen Rand vom Handtuch legte und mit unschuldiger Miene zu ihm auf blickte. Was hatte sie vor? Oh Gott, er ahnte Schlimmes.. schon jetzt musste er sich unglaublich zusammenreißen, das Handtuch nicht sofort von ihrem Körper zu reißen. Er spürte die Erektion in seiner Hose und es machte ihn wahnsinnig wie wenig Selbstkontrolle er gerade über seinen Körper besaß. Mit dem Küchenschrank im Rücken konnte er auch nicht zurückweichen, die Chance zur Flucht schien ihm unmöglich. Aber egal wie, er hatte sich so oder so gerade keinen Zentimeter bewegen können, viel zu gebannt blickte er auf seine Usako, darauf wartend, was sie als nächstes tat. Nervös leckte er sich über seine Lippen. Und dann tat sie das, was er sich in Gedanken bereits ausgemalt hatte... es war als würde das Handtuch in Zeitlupe fallen. Wie von Sinnen schaute er erst auf das am Boden liegende Handtuch, ehe sein Blick höher wanderte... an ihren endlos langen Beinen hinauf.... Halt! Stop! Schnell schloss er die Augen und öffnete sie erst wieder, als er sich sicher sein konnte, ihr ins Gesicht zu schauen und nicht woanders hin. Eine leichte Röte bedeckte ihre Wangen, während ihre langen blonden Haare sanft über ihre Schultern fielen. Oh Herr im Himmel, sie war einfach atemberaubend schön... wie sollte er dieser Versuchung widerstehen können? Sämtliche Gedankengänge waren abrupt unterbrochen, sämtliche Zweifel über Bord... - sein Gehirn hatte einfach jegliche Aktivität eingestellt, als sie ihren Körper verlangend an seinen presste und seine Arme sich wie von selbst um sie schlangen. Bunny war es nicht entgangen, wie sich seine blauen Augen verdunkelten.. ja, wie sie fast schwarz wurden, als sie das Handtuch fallen ließ. Es war, wie sie es erwartet hatte... Als sie ihren Körper an den seinen presste, spürte sie etwas Hartes an ihrem Bauch. Ungeachtet dessen, dass sie bisher keinerlei Erfahrungen mit Männern hatte, so war sie sich dennoch sicher, dass ihr geliebter Mamoru gerade zutiefst erregt war und sich nach ihr verzehrte. Sie spürte seine Hände an ihrem Rücken, die unruhig hin und her wanderten... spürte wie er schwer atmete und sich sein Herzschlag beschleunigte. Resignierend legte er seine Stirn gegen ihre. "Du raubst mir den Verstand, Usako." raunte er gepresst, bevor er sich ihren Lippen nährte und sie küsste. Seine Leidenschaft war kaum zu bändigen - zulange hatte er das Verlangen zu unterdrücken versucht, als er sie an der Hüfte packte und auf der Arbeitsplatte absetzte. Sein Körper schob sich zwischen ihre Beine und er verbarg sein Gesicht kurz an ihrem Hals, atmete ihren süßlichen Duft, während seine Hände auf ihren Oberschenkeln ruhten. Sanft fuhr Bunny dabei mit ihren Händen über Mamoru's Rücken, packte den Saum seines T-Shirt's und zog es ihm ohne weiter zu zögern über den Kopf. Tief blickte sie ihm in die Augen, als sie mit den Fingerspitzen über seinen sexy Oberkörper strich und er unter ihrer Berührung die Luft scharf durch die Zähne einzog. Eng schlang sie ihre Beine um seine Hüften, zog sein Gesicht zu sich und küsste ihn... knabberte an seinen Lippen, bevor ihre Zunge Einlass in seinen Mund verlangte. Zögerlich wanderten seine Hände über ihren Oberschenkel, ihren Bauch hinauf bis zu ihren Brüsten, der er sanft massierte. Ein Stöhnen entfuhr ihr während des Kusses, was ihn nur noch mehr anspornte. Er löste den Kuss, fuhr mit seinen Lippen über ihre Wangen, knabberte an ihrem Ohrläppchen, leckte mit seiner Zunge an ihrem Hals entlang... unzählige Küsse verteilte er auf ihrem Schlüsselbein, während seine Hände fest ihren Po umfassten. Wie berauscht und in Ekstase warf Bunny ihren Kopf in den Nacken, als er ihre Brüste küsste und zärtlich an ihren Brustwarzen saugte und knabberte. Seine Hände gingen erneut auf Wanderschaft, berührten jeden Zentimeter ihres Körpers und schoben sich allmählich an der Innenseite ihrer Schenkel hoch. Er spürte, wie warm und feucht sie war... spürte ihre Erregung und hörte ihr Stöhnen, als er mit seinen Fingern über ihren Venushügel fuhr. "Oh, bitte hör nicht auf." hauchte sie ihm entgegen. Kapitel 10: ------------ Wie berauscht und in Ekstase warf Bunny ihren Kopf in den Nacken, als sich Mamoru's Hände behutsam um ihre Brüste legten. Ihre langen gold-blonden Haare ergossen sich dabei über ihren Rücken und sie schloss genießerisch die Augen. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und ihr Atem entwich stoßweise, als er sich leicht über sie beugte. Seine Selbstbeherrschung war augenblicklich dahin und sein Verlangen wuchs ins Unermessliche. Ausgelöst durch ihre Nähe und ihren lieblichen Duft, der ihn umhüllte und seine Sinne benebelte, während er ihre Brüste mit seinen Lippen liebkoste. Zärtlich saugte und knabberte er an ihren Knospen und entlockte ihr damit ein leises Stöhnen. Wie sie auf seine Berührungen reagierte, als seine Hände über ihren erhitzen Körper glitten, ließ ihn alles um sich herum vergessen. Alles was in diesem Augenblick zählte, war sie... seine Usako. Er wollte jeden Zentimeter ihrer nackten Haut berühren. Alles an ihr erkunden, sie fühlen und spüren. Mit geschlossenen Augen lehnte er mit der Stirn an ihrem Schlüsselbein, als sich seine Hände allmählich an der Innenseite ihrer Schenkel höher schoben. Dort einen Moment verharrten, ehe seine Fingerspitzen federleicht ihre Mitte streiften. Er spürte, wie warm und feucht sie war. Spürte ihre Erregung und hörte sie erneut leise stöhnen, als er mit seinen Fingern fester über ihre erhitzte Mitte fuhr. »Oh, bitte hör nicht auf.«, hauchte sie ihm entgegen und krallte sich an der Arbeitsplatte fest, während sie ihren Rücken fast durchdrückte, um ihm entgegen zu kommen. Es beflügelte ihn, wie sie leicht erzitterte, sobald er sie zwischen ihren Schenkeln berührte. Wie sie leise stöhnte, sobald er den Druck erhöhte und wie sie keuchte, als er langsam einen Finger in sie hinein gleiten ließ. Oh Gott, sie war so unglaublich eng… Ihr Becken wölbte sich ihm entgegen, als er seinen Finger ein wenig in ihr bewegte; ihn kurz vor und zurück schob. Fasziniert beobachtete er, wie sich ihr Körper anspannte und erbebte. Sah die kleinen Schweißperlen, die sich auf ihrem Dekolleté gebildet hatten. Hauchte sanfte Küsse auf ihren Oberkörper und fuhr mit der Zunge über die Kuhle zwischen ihren Brüste. Ihr Brustkorb hob und senkte sich in schnellen Zügen und eine leichte Gänsehaut hatte sich auf ihrem Körper gebildet, als er seine Hand sanft in ihren Nacken schob und seine Finger dabei durch ihr langes Haar glitt. Mit verschleiertem Blick und geröteten Wangen blickte sie ihn kurz an, ehe sich ihre Münder suchten und fanden und sie sich in einem innigen und leidenschaftlichen Kuss verloren. Er spürte ihre Hände über seinen Rücken wandern. Spannte automatisch die Bauchmuskeln an, als sie über seine Leistengegend fuhr. Sie würde doch wohl nicht etwa....? Ihm stockte regelrecht der Atem, als er ihre Finger an seinem Hosenbund spürte. Wie sie sich darunter schoben und tiefer glitten. Lustvoll stöhnte er in den Kuss hinein, als ihre Hand seine harte Erektion umfasste. Mitten in ihrem erotischen Spiel wurden sie jedoch jäh unterbrochen, als es an der Tür schelte. Erschrocken hielten sie kurz inne und überlegten, ob sie öffnen sollten. Es klingelte ein zweites Mal und Mamoru löste sich nun, wenn auch nur widerwillig, von Bunny, um nach seinem T-Shirt zu angeln, was sie kurz vorher achtlos in die Ecke geschleudert hatte. Nur mühsam konnte er seinen Blick von ihr nehmen, umfasste dann aber ihr Gesicht kurz mit beiden Händen und hauchte einen sanften Kuss auf ihre Lippen. »Renn nicht weg, ich bin gleich wieder bei dir!«, rief er grinsend und verschwand im Flur. Seufzend rutschte Bunny vom Küchenschrank. Schade, nun war die schöne Stimmung dahin, dachte sie und strich sich über ihre nackten Arme, als einer kleiner Luftzug sie erfasste. Noch immer prickelte ihre Haut von Mamoru's Berührungen. Auch ihr Herz hämmerte noch immer heftig in ihrer Brust, während sie nach ihrem Handtuch griff. Dumpf vernahm sie Stimmen vom Flur, konnte aber kein Wort verstehen. Wer wohl an der Tür war? Neugierig lugte sie um die Ecke, konnte aber nichts erkennen, weil Mamoru's Rücken alles verdeckte. Na er würde ihr gleich schon berichten, wer der Störenfried an der Tür war, schoss es ihr durch den Kopf und so machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. Vor ihrem Kleiderschrank blieb sie stehen und griff nach einer schwarze Hotpants und einem roten Trägertop. Ihr Blick blieb an dem großen Spiegel hängen. Neugierig betrachtete sie ausgiebig ihr Spiegelbild. Würde sich etwas an ihr verändern, wenn sie ihr erstes Mal mit Mamoru haben würde? Völlig in Gedanken drehte sie sich vom Schrank weg und erschrak. Mit verschränkten Armen und einem Lächeln im Gesicht, dass einem die Knie weich wurden, stand Mamoru an den Türrahmen gelehnt da und beobachtete sie. Sein Blick glitt über ihren Körper und es trieb ihr die Schamesröte ins Gesicht, denn sie war immer noch vollständig nackt. »Aaaaaaaaah…« Schnell drehte sie sich wieder weg und zog sich die Hotpants über, um sich nicht mehr ganz so entblößt zu fühlen. »Wer war denn gerade an der Tür?« fragte sie ihn nun und schob sich das Top über den Kopf, ehe sie sich wieder vollständig zu ihm drehte. Sein Blick wurde wieder ernst und es irritierte sie. »Mamoru? Was ist los? Ist etwas mit Minako?« Panik stieg in ihr auf. Doch Mamoru schüttelte kurz mit dem Kopf. »Es war die Polizei. Du sollst morgen Nachmittag auf die Wache kommen, denn sie haben einige Fragen zu dem Unfall und möchten deine Aussage zu Protokoll nehmen.«, erwiderte er und ging sofort auf Bunny zu, um sie in den Arm zu nehmen, als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte. Wie erstarrt stand sie da, als die Bilder erneut in ihr hoch kamen. Als die Scheinwerfer wieder vor ihren Augen erschienen. Sie den dumpfen Aufprall von Minako's Körper und die quietschenden Reifen hörte. Ja, es war alles noch so unglaublich präsent... Unkontrolliert fing Bunny an zu zittern, während Mamoru sie fest in seine Arme schloss. Nichts wünschte sie sich gerade mehr, als endlich aus diesem Albtraum aufzuwachen. Beruhigend strich er ihr übers Haar. »Keine Angst, Usako... du musst das nicht alleine durchstehen. Ich bin doch bei dir und werde dich morgen auch begleiten, wenn du möchtest.« Er vernahm ihr leichtes Kopfnicken an seiner Brust, bevor er sie hoch nahm und zum Bett trug. »Gut. Ich mach dir jetzt erst mal einen heißen Kakao. Bin gleich wieder da.« Wie durch eine Dunstglocke nahm sie das Geklapper in der Küche war, bis Mamoru mit einem heißen dampfenden Kakao wieder kam und die Tasse auf ihrem Nachttisch abstellte. »Ich habe dem Officer gesagt, dass du morgen um 15:00 Uhr auf der Polizeiwache erscheinst. Da du um 13:45 Uhr Schulschluss hast, werde ich dich direkt von der Schule abholen. Vorher können wir noch ins Crown gehen und einen Kaffee trinken, wenn du möchtest.« Er reichte ihr den Kakao und strich dann behutsam eine verirrte Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Pustend hielt Bunny den Kakao vor ihre Lippen. Verdammt war das heiß. Doch sobald sie ein paar Schlucke genommen hatte, beruhigte sie sich Stück für Stück immer mehr. Mamoru’s sanfte Berührungen auf ihrem Rücken taten ihr Übriges und so fielen ihr immer mehr die Augen zu. Als Mamoru merkte, dass Bunny immer schläfriger wurde, nahm er ihr die Tasse aus der Hand und zog die Decke über ihren Körper. »Schlaf jetzt, Häschen. Du musst etwas Kraft tanken, denn es wird morgen ein anstrengender Tag werden.« Er küsste sie kurz auf die Stirn, knipste ihre Nachttischlampe aus und lief langsam aus dem Zimmer. Kurz blickte er zurück. Sie atmete bereits gleichmäßig und er wusste, dass der Schlaf sie vollständig übermannt hatte. Er nutzte den Moment und räumte er noch etwas die Küche und das Wohnzimmer auf, bevor er sich selbst zu Bett zu begab und erschöpft in sein Kissen fiel. Auch er fühlte sich völlig ausgelaugt und neben der Spur. Einerseits dieser schreckliche Unfall, andererseits diese Liebe und das Verlangen, welches er so intensiv spürte, sobald Bunny in seiner Nähe war. Seine Gedanken und Gefühle überschlugen sich, als er an ihr leidenschaftliches Treiben in der Küche dachte. Sofort verspürte er wieder dieses Pochen in seiner Leistengegend. Das konnte doch wirklich nicht wahr sein, dass er nur beim bloßen Gedanken daran sofort wieder eine Erektion bekam. Unruhig drehte er sich von einer Seite auf die Andere. Je mehr er versuchte, nicht daran zu denken, umso weniger ließ es ihn los. Immer wieder hatte er ihr Gesicht vor Augen. Immer wieder tauchte sie in seinen Gedanken auf, wie sie den Kopf in den Nacken geworfen und sich ihr nackter Körper gegen seinen gepresst hatte. Er kam nicht umhin sich zu fragen, wie es wohl ausgegangen wäre, wenn es nicht an der Tür geklingelt hätte... Um wieder Herr über seine Gedanken und seinen Körper zu werden, stellte er sich kurzerhand ihre damalige Heimleiterin vor. Das hatte schon oft gut funktioniert, denn Frau Watanabe war wirklich angsteinflößend. Mitten in der Nacht wurde er aus seinem leichten Schlaf gerissen, als er eine Bewegung neben sich spürte. Er wusste, dass es Bunny war und drehte sie zu ihr. Durch das helle Mondlicht konnte er deutlich ihre Umrisse erkennen und auch, dass sie ihn mit großen Augen anblickte. »Kannst du nicht schlafen?«, fragte er flüsternd und hob seine Decke ein wenig an, damit sie drunter krabbeln konnte. Nachdem er sie an sich gezogen hatte, zuckte er ein wenig zusammen, als er ihre kühle Haut an seinem nackten Oberkörper spürte. »Ich hab schlecht geträumt und konnte dann einfach nicht mehr einschlafen.«, antwortet Bunny. »Willst du mir erzählen, was du geträumt hast?« Aufmunternd strich er sanft über ihren Rücken, nachdem sie sich eng an ihn geschmiegt hatte. »Ich sehe immer wieder die Scheinwerfer vor mir, sobald ich die Augen schließe…« Ihre Stimme klang weinerlich und stockend. »Ich weiß, du hast Angst vor morgen, Usako. Du stehst noch immer unter Schock und das ist absolut nachvollziehbar. Wahrscheinlich wirst du auch noch eine Weile brauchen, um das alles zu verarbeiten. Und vielleicht ist es genau das Richtige, wenn du mit jemanden über den Unfall sprechen kannst.« Er hauchte einen Kuss auf ihre Lippen. »Aber jetzt solltest du wirklich schlafen!« Doch auch nachdem sie in seinen Armen lag, fand Bunny keinen erholsamen Schlaf. Unruhig hatte sie sich hin und her gedreht, doch sie war innerlich einfach zu aufgewühlt. Schlussendlich hatte ihr Ihr Körper nur wenige Stunden Schlaf gegönnt. Es dämmerte bereits, als sie erneut hellwach im Bett lag und ihr Blick auf den tief und fest schlafenden Mamoru fiel. Er sah einfach zum Anbeißen aus. Seine Nähe suchend, schlang sie ihre Arme um seinen Oberkörper und legte ein Bein über ihn. Strich mit ihrer rechten Hand durch sein schwarzes dichtes Haar. Abrupt hielt sie inne, als sie etwas Hartes und Festes an ihrem Oberschenkel spürte. Neugierig geworden und mit pochendem Herzen, fuhr sie mit der Hand aus seinen Haaren. Tastete sich langsam und mit leicht zitternden Händen weiter hinunter und schob die Decke ein wenig beiseite. Sie war sich sicher, dass Mamoru, wenn sie ihn dort berührte, aufwachen würde. Aber war es nicht genau das, was sie wollte? Wollte sie ihn nicht berühren und spüren? Schon gestern hatte diese unbändige Verlangen in ihr gebrannt… Wie ein Feuer loderte es in ihrem Inneren. Ja, sie wollte die Erfahrung machen, wie es war einen Mann zu verwöhnen. Ohne weiter darüber nachzudenken, fuhr sie mit der Hand unter die Decke, die ihn noch zur Hälfte bedeckte. Streichelte sachte über seinen muskulösen Oberkörper, hinunter zu seinem Bauchnabel. Zeichnete den kleinen Strich Härchen unterhalb seines Nabels nach und schob ihre Hand vorsichtig in seine Boxershorts. Sie hielt abrupt inne, als er sich kurz regte, fuhr aber mit ihrer Erkundungstour weiter fort, nachdem keine weitere Reaktion kam. Sachte streichelte sie über seine harte Erektion, umgriff diese vollständig und entlockte Mamoru dabei ein leises aber lustvolles Stöhnen. Er war nun wach, hielt sie Augen aber weiterhin geschlossen. »Usako…«, flüsterte er heiser, doch mit der freien Hand legte sie sofort einen Finger über seine Lippen, um ihn am Weitersprechen zu hindern. »Sssssscht!«, raunte sie, während sie ihn weiterhin mit der anderen Hand streichelte und verwöhnte. Lange dauerte es nicht und er wandte sich unter ihrer Berührung, atmete schneller und konnte ein weiteres Stöhnen nicht unterdrücken, sobald sie den Druck und die Geschwindigkeit erhöhte. Sie fühlte sein Glied pulsieren, spürte wie sich sein Körper immer mehr anspannte… Doch dann packte er ihre Hand und zog sie sanft zurück in das Kissen. »Was ist los? Habe ich was falsch gemacht?«, fragte Bunny verunsichert. Schamgefühl stieg in ihr hoch, denn erst jetzt wurde sie sich der Situation wirklich bewusst. »Falsch? Oh Gott, nein du hast nichts falsch gemacht. Aber für uns beide ist das ein ganz besonderer Moment und den sollten wir langsam angehen. Ich möchte deinen Körper ebenso erkunden, Usako. Und das diesmal ohne Unterbrechung...! Ich möchte dich berühren und jeden Zentimeter deines Körpers kennen lernen. Und ich möchte, dass du genießt…«, flüsterte Mamoru zärtlich und hauchte lächelnd einen sanften Kuss auf ihre Lippen. Ein leises Kichern entfuhr Bunny's Kehle, als Mamoru mit den Fingerspitzen über ihre Schulter und ihren Oberarm strich. Er bedeckte ihren Mund mit Küssen, während er ihr Top behutsam Beiseite schob und leise »Entspann dich!« flüsterte. Zaghaft wanderte er mit seinen Lippen an ihren Hals hinab, über ihr Schlüsselbein bis hinunter zu ihren Brüsten. Entlockte ihr ein genussvolles Stöhnen, als er mit der Zunge leicht über ihre Knospen fuhr. Langsam glitt seine Hand über ihren erhitzten Körper und begab sich weiter auf Erkundungstour. Auch wenn sie sich schon so viele Jahre kannten und Mamoru einfach alles von Bunny wusste, so kam sie ihm doch jetzt wie ein ganz anderer Mensch vor. Sie war nicht mehr dieses kleine Mädchen, das er all die Jahre als seine kleine Schwester ansah und die er beschützen wollte. Nein, sie war nun die Frau, die er aus tiefsten Herzen liebte und begehrte. Wie von selbst lagen Mamoru's Finger auf ihrem Becken, wanderten zu ihrer Mitte und er spürte erneut die Hitze, die von ihr ausging. Oh ja... sie war bei weitem kein kleines Mädchen mehr, schoss es ihm durch den Kopf, als sich seine Hand behutsam zwischen ihre Beine schob und er mit einem Finger in sie hinein glitt. Bunny stöhnte. Keuchte. Glaubte für einen Moment, keine Luft mehr zu bekommen. Sie hatte keine Ahnung, was Mamoru da machte und sie wollte es auch gar nicht wissen. Sie wusste nur, dass es unglaublich gut war. Ein ganzer Schwall von Gefühlen und Empfindungen durchströmte ihren Körper und sie hatte schon längst die Kontrolle darüber verloren. Wie berauscht genoss sie seine Berührungen. Kostete jede einzelne davon bis ins Letzte aus. Immer wieder zuckte ihr Körper unkontrolliert und sie warf den Kopf in den Nacken. Drückte ihm ihr Becken weiter entgegen. Während Mamoru seinen Finger in ihr bewegte, liebkoste er ihre wohlgeformten Brüste. Leckte mit der Zunge über ihre Knospen und atmete tief ihren betörenden Duft. »Ooooh Mamoru...«, hörte er sie leise wimmern, als sein Daumen über ihre Perle kreiste. Noch immer befand sich seine Hand zwischen ihren Schenkeln, doch auf einmal verspürte er das Bedürfnis, sie auch schmecken zu wollen. Mit ihrer Hilfe hatte er ihr schnell ihre Hotpants ausgezogen und drückte vorsichtig ihre Beine auseinander. Sie lag nun vor ihm wie Gott sie schuf. Unzählige Küsse hauchte er auf ihren Oberkörper, auf ihren Bauch und ihr Becken, ehe er mit seinen Lippen langsam an die Stelle wanderte, wo sich soeben noch seine Hände befunden hatten. Sanft küsste er die Innenseite ihrer Schenkel und wanderte Zentimeter für Zentimeter höher. Es entging ihm nicht, wie sie kurz zusammenzuckte, als er mit der Zunge über ihre empfindliche Mitte leckte. Mit den Hände packte er ihre Hüften und zog sie näher an sich. Reizte sie bis auf Äußerste, indem er mit seiner Zunge immer wieder hart über ihre Perle glitt. Ließ sie unter seinen Berührungen regelrecht erbeben und erzittern. Ihr Herz raste und das Blut rauschte in ihren Ohren, als sich ihr Körper anspannte. Es war, als würde sie von einer Woge von herrlichen Empfindungen überrollt. Unaufhaltsam brach es über sie herein… eine unglaubliche Wärme und ein Kribbeln breitete sich in ihrem Körper aus. Sie fühlte sich, als würde sie von innen verglühen, während sie sich ein letztes Mal aufbäumte. Laut schrie sie ihre Lust hinaus, als sie ihren erlösenden Höhepunkt erreichte. Völlig verzaubert von diesem magischen Moment erhob sich Mamoru. Sah, wie sich Bunny atemlos und mit geschlossenen Augen in das Kissen zurückfallen ließ. Es verschlug ihm fast den Atem, als sie ihre Augen wieder öffnete und mit geröteten Wangen und glänzenden Augen zu ihm aufschaute. Sein Herzschlag beschleunigte sich, als sein Blick über den sinnlichen Körper dieses wunderschönen Wesens schweifte. Wie von selbst glitten ihre Finger in einander und sie nickte ihm unmerklich zu. Signalisierte ihm, dass sie bereit war. Kurz griff er in die Schublade seines Nachtschrankes und zog ein Kondom raus. Nachdem er sich seiner Boxershorts entledigt hatte, rollte er es sich über und schaute Bunny noch einmal fragend in die Augen. Wie zur Bestätigung zog Bunny ihn zwischen ihren Beinen zu sich ran und küsste ihn. Vorsichtig drang er in sie ein und ließ sie dabei keine Sekunden aus den Augen. Er hatte Angst, dass er ihr wehtun könnte und als sie tatsächlich kurz zusammenzuckte, hielt er sofort inne. »Alles in Ordnung?«, fragte er besorgt und strich sanft über ihre Wange. Sein Blick war so zärtlich, dass sie in dieser Sekunde wusste, dass er sie liebte, obwohl er es bisher nicht ausgesprochen hatte. »Ja!«, hauchte Bunny und lächelte ihn voller Liebe an. Beruhigt und ebenfalls lächelnd, nickte er und begann sich langsam in ihr zu bewegen. Anfangs noch vorsichtig und darauf bedacht, ihr nicht weh zu tun; steigerte er sich immer mehr, als ihr lustvolles Stöhnen hörte. »Usako...«, knurrte er, als sich ihre Finger dabei fest in seinem Rücken festkrallten und sie ihre Becken noch weiter hob, um ihn weiter in sich aufzunehmen. Er liebte sie so intensiv und leidenschaftlich, dass sie sich von Neuerem hin und her wand und Sterne vor ihren Augen tanzten. Schnell wurde auch sein Stöhnen lauter, seine Bewegungen schneller und er presste sich mit jedem Stoß weiter gegen ihren Körper. Bunny spürte, dass er sich seinem Höhepunkt näherte. Seine Arme zitterten und jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an, als er noch einmal, zweimal fest in sie stieß, bevor von einem heftigen und erlösenden Orgasmus überrollt wurde. Atemlos sank er auf ihr zusammen und hielt sein Gesicht einige Sekunden an ihrem Hals verborgen. Sanft streichelte sie seinen Rücken. Fuhr ihm durch das zerzauste Haar und er genoss ihre liebevollen Berührungen… Jetzt oder nie, dachte er in diesem Moment und nahm er all seinen Mut zusammen. Langsam hob er seinen Kopf und sah ihr tief in die Augen. »Bunny, ich liebe dich mehr als ich es in Worte fassen kann. Ich möchte so gern mit dir zusammen sein; aber ich hatte bisher Angst davor... Ich hatte Angst, dass ich dir nicht das geben kann, was du brauchst. Und, dass ich nicht gut genug für dich bin.« ________________________________________________________ „Liebe ist nicht Sex. Sex ist nicht Liebe. Aber es ist wie im siebten Himmel, wenn eins zum anderen kommt.“ (Madonna) Kapitel 11: ------------ Er blickte nervös in ihre Augen, wartend auf eine Reaktion, doch sie schaute ihn nur völlig entgeistert an. „Es war wohl doch ein Fehler…“ murmelte er und wollte sich von Bunny entfernen, doch schon im nächsten Augenblick griff sie seinen Oberarm, zog ihn zurück und schob ihren Arm um seinen Nacken. Ihr Blick war so eindringlich, aber auch nicht zu deuten und so er wusste nicht so recht, was ihn nun erwartete. „Mamoru Chiba, du bist so ein Idiot. Weißt du, wie lange ich darauf gewartet habe? Darauf, dass du endlich deinen Gefühlen freien Lauf lässt…? Verdammt, ich hab mir nichts sehnlicher gewünscht, als dass du mir endlich sagst, was du für wirklich fühlst.“ Bunnys Stimme überschlug sich fast und in ihren Augen sammelten sich Tränen. Doch diesmal waren es keine Tränen der Trauer, sondern der Freude und der Erleichterung. Endlich war Mamoru über seinen Schatten gesprungen… Zärtlich fuhr sie mit ihren Fingern über seine Wange, strich über seine Lippen… zeichnete sie Konturen seines Gesichts nach, während sie mit der anderen Hand in seine Haare griff. Völlig fasziniert ließ er es mit sich geschehen, ließ sie mit ihren Fingerspitzen über seine Haut wandern, während eine Gänsehaut seinen Körper überzog. Den Blick auf ihr wunderschönes Gesicht gerichtet und jede ihrer Berührungen so intensiv spürend, wollte er sich jede noch so kleine Geste, jedes winzige Detail von ihr einprägen… Er wollte diesen berauschenden Moment für immer in seinem Herzen einschließen. „Sag es bitte noch einmal… sag mir, was du fühlst!“ bat sie flüsternd und fuhr mit den Fingern über seine Lippen, bevor sie sich ein wenig aufrichtete und direkt auf ihn setzte. Er schluckte und sein Atem ging stoßweise. Dieser Anblick war fast zu viel für ihn und seine Selbstbeherrschung augenblicklich wieder dahin. Diese sinnliche Figur, diese wunderbar weiche Haut... umrahmt von blonden langen Haaren, die sich wie flüssiges Gold über ihre Schultern ergossen. „Ich liebe Dich, Usako… Ich liebe dich von Herzen.“ Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er sprach und den Blick einfach nicht von seinem Engel abwenden konnte. Von Glücksgefühlen durchströmt und regelrecht beflügelt, vergaß Bunny alles um sich herum, während sie lächelnd auf den Mann hinunter blickte, den sie so sehr liebte und begehrte. Ihr Lächeln wurde breiter, als sie seine dunklen blauen Augen funkeln sah und wie sich sein Brustkorb schnell hob und senkte. Keine Sekunde später spürte sie seine harte Erektion an ihrem Po und sie war sich ihrer Wirkung auf ihn bewusst, als sie ihr Becken ein wenig hin und her schob. Bunny kostete es aus, soviel Macht über ihn zu haben… genoss seinen bewundernden Blick auf sich Ruhen, als sie sich über ihm räkelte. Doch dann ging der Wecker und Bunny stöhnte genervt auf. "Oh maaaaan, ich will nicht aufstehen und schon gar nicht in der Schule..." schimpfte sie und ließ sich frustriert auf Mamoru's Brust nieder sinken. Warum muss man auch immer in den ungünstigsten Momenten gestört werden? Konnte sie nicht einfach den Tag über mit Mamoru im Bett verbringen. Bestimmt würden sie dann noch weiter so unanständige Sachen miteinander machen. Hach ja... Beim Gedanken an ihr erstes Mal und das darauf folgende Liebesgeständnis von Mamoru zauberte wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht. So war so in ihren Gedanken versunken, dass sie erschrak, als Mamoru sie plötzlich von sich schob und aufstand. Noch einmal musterte sie seinen Körper. Bestaunte seinen muskulösen Oberkörper und das breite Kreuz, den süßen Flaum Härchen direkt unter seinem Bauchnabel und... heilige Scheiße, war dieser Mann gut bestückt.... Minako hatte ja ein paar Mal die „Bravo“ mitgebracht und wenn sie an die darin abgebildeten nackten Männer dachte, dann konnten diese nicht mal annähernd mit Mamoru mithalten. Es war aber auch einfach alles an ihm perfekt...seufzend erhob sie sich, als er ihr seine Hand hinhielt. "Duschen?" Ein wenig unsicher aber doch liebevoll lächelnd schaute er sie an. Es war fast 7:30 Uhr, als Bunny hastig ihre Schultasche griff und an Mamoru vorbei sauste, wobei sie ihn noch fast über den Haufen rannte. „Hast du nicht was vergessen?“ rief er ihr schmunzelnd hinterher und hielt dabei ihr Lunchpaket hoch. „Ah, ich komme zu spät…“ schnell machte sie kehrt, griff das Lunchpaket und drückte Mamoru noch einen zaghaften Kuss auf die Lippen, bevor sie eilig nach draußen rannte. „Ich werde nachher vor dem Eingang zum Schulhof auf die Warten, Usako.“ Brüllte er ihr noch hinterher, war sich aber nicht sicher, ob sie es überhaupt noch gehört hatte. Schnell räumte er noch den Tisch vom Frühstück ab und stellte die Waschmaschine an, ehe er sich selbst auf den Weg zur Arbeit machte. Zum Glück hatte er dort ein wenig freie Hand, sodass er heute Problemlos ein wenig eher Feierabend machen konnte. Jedoch würde er es in den nächsten Tagen eh wieder rausarbeiten, schließlich war er ein tüchtiger und gewissenhafter Arbeitnehmer… Damals hatte er neben zwei weiteren kleineren Jobs als Kellner in einem Restaurant angefangen und dem dortigen Chef blieben sein Fleiß und auch seine gute Auffassungsgabe nicht verborgen. So hatte er sich innerhalb von vier Jahren zum stellvertretenden Geschäftsführer hochgearbeitet und sich in vielerlei Hinsicht die Anerkennung seines Chefs verdient. Auch zu den anderen Angestellten war er immer korrekt und genoss deren vollstes Vertrauen. Wie erwartet brauchte es keine unnötig lange Erklärung bei seinem Chef Herrn Oyamada um für den Nachmittag freizubekommen. Natürlich wusste dieser, dass Mamoru die verloren gegangene Zeit aufarbeiten würde und er ihm diesbezüglich eine gewisse Freiheit gewähren konnte. Es war Punkt 13:00 Uhr als Mamoru die wichtigste Korrespondenz fertig sortiert und beantwortet hatte. Kurz meldete er sich noch bei Herrn Oyamada ab und machte sich dann gemächlich auf den Weg zu Bunnys Schule. Zum Glück lag diese nur acht Haltestellen entfernt, sodass er sich keineswegs abhetzen musste, selbst wenn er den Bus verpassen sollte. Unterwegs kam er noch an einem kleinen Kiosk vorbei, wo er eine Tafel Schokolade kaufte. Bevor er an der Kasse bezahlte, entdeckte er noch einen kleinen Ständer mit Anhängern. Ohne zu Zögern griff er noch dem daran baumelnden weißen Häschen und legte es zum Bezahlen neben die Schokolade… Mehr als pünktlich stand er bereits 15 Minuten vor Schulschluss am großen Tor der Juuban-Schule und wartete geduldig auf seine Bunny. Nachdem endlich der Gong erklungen war, liefen unzählige Schüler an ihm vorbei, nur sie nicht... ‘Oh Gott, Bunny wo bleibst du nur?‘ Mamoru fühlte sich ein wenig fehl am Platz, nachdem ständig irgendwelche Mädchen an ihm vorbei liefen, ihn unverhohlen anstarrten und peinlich kicherten. Mit gesenktem Kopf scharrte er unruhig mit dem Schuhen über den Boden und beobachtete dabei die Schleifspur, die seine Schuhe auf dem Sand hinterließen. Er wollte hier nur noch weg, sonst würde er wahrscheinlich noch von den Blicken der Mädchen verschlungen werden. Und dann hörte er endlich die ihm so vertraute Stimme. Er hätte sie unter Tausenden wieder erkannt… Freudig sprang Bunny ihm in die Arme, was ihr auch sofort ein paar neidische Blicke von einigen Mädchen einbrachte, die noch immer neben dem Tor standen und zu ihnen hinüber schauten. „Da bist du ja endlich, Usako. Ich hab schon fast gedacht, du musst nachsitzen.“ „Ah, nein nein, Mamo-chan… Aber Frau Haruna hat mich noch wegen dem Unfall angesprochen und mich dann gebeten, Minako Genesungsgrüße auszurichten.“ „Das ist doch nett von eurer Lehrerin. Aber nun lass uns endlich los oder wollen wir hier Wurzeln schlagen?" Ein kurzer Seitenblick von ihm und Bunny wusste was Sache war. "Oh du hast ja mal wieder deinen persönlichen Fanclub vergrößert. Interessant, wie sie dich regelrecht mit ihren Blicken ausziehen…" Sein angedeuteter böser Blick ließ sie auflachen. "Aber soll ich dir was sagen?" Grinsend fuhr sie mit dem Finger über seine Brust. "Ich bin ja diejenige die in den Genuss kommt, dich nackt zu sehen… und die dich küssen und berühren darf.“ flüsterte sie und schenkte ihm einen verführerischen Blick. Als sie dann sah, wie Mamoru rot im Gesicht wurde und nach Fassung rang, konnte sie nicht mehr an sich halten und prustete los. „Du solltest dich mal gerade im Spiegel sehen. Hm, und mich würde direkt interessieren, an was du vor wenigen Sekunden gedacht hast…“ mit einem breiten Grinsen im Gesicht blickte sie zu ihm auf. „Wollen wir jetzt endlich ins Crown? Dann los jetzt…“ grummelte er und griff nach Bunnys Hand. „Du lenkst ab! Aber weißt du was, am liebsten will ich jetzt nach Hause…“ Sein Blick ließ sie kurz Verstummen. „Ja Ja, bevor du selbst davon anfängst - ich weiß, dass ich nachher noch zur Polizei muss wegen dieser blöden Zeugenaussage.“ Genervt verdreht Bunny die Augen und setzte sich dann langsam in Bewegung. Im Crown angekommen, suchten sie sich eine ruhige Ecke und nahmen sich gegenüber Platz. Bunny seufzte leise und schaute gedankenverloren nach draußen. Mamoru bemerkte ihre gedrückte Stimmung und griff über den Tisch um ihre Hände in seine Hände zu nehmen. „Usako, ich hab da noch eine Kleinigkeit für dich. Sieh es als kleiner Glücksbringer, der dich immer begleiten und dir Kraft geben soll.“ Kurz kramte er in seiner Jackentasche und zog dann den kleinen Schlüsselanhänger mit dem Häschen hervor. Mit großen Augen nahm Bunny es ihm staunend aus der Hand. „Das ist wirklich für mich? Oh Mamoru, ich weiß gar nicht was ich sagen soll…“ sie rutschte auf der Bank zu ihm ran und hauchte ihm zum Dank einen Kuss auf die Wange. Es war zwar nur eine kleine Aufmerksamkeit, doch sie bedeutete ihr unheimlich viel, weil sie wusste, dass es von Herzen kam. Sein Blick ruhte kurz auf seinem blonden Engel, doch als er dann auf die Uhr schaute, schrak er auf. „Mist! Usako, wir müssen los… Lass uns schnell bezahlen und dann müssen wir uns beeilen. In 10 Minuten sollst du auf dem Revier sein.“ Eilig ging er zum Tresen um die Getränke bezahlen und hielt Bunny dann die Tür auf. Völlig außer Atem kamen sie vor dem riesigen Gebäude an und Bunny blickte unsicher daran hoch. Mamoru bemerkte ihr Zögern und legte beruhigend einen Arm um sie. „Hab keine Angst, ich werde bei dir sein.“ Sie nickte ihm kurz zu und zusammen betraten sie das Polizeirevier. Nachdem sie sich angemeldet hatten, wurden sie gebeten, noch einen Augenblick Platz zu nehmen. Die freundliche Polizistin erklärte ihnen kurz, dass sich der zuständige Kommissar aktuell noch in einem Gespräch befand und dann sofort zu ihnen kommen würde. Quälend langsam vergingen die Minuten für Bunny, die nicht eine Sekunde auf dem Stuhl stillsitzen konnte. Immer wieder sprang sie hoch und tigerte aufgeregt durch den Wartebereich, während sie von Mamoru nicht aus den Augen gelassen wurde. Ihm war auch der Blick des Mannes nicht entgangen, der mit ihnen in dem Raum saß. Wie er sie musterte und für jeden sichtbar auf ihren Busen starrte, machte ihn wütend. "Usako, setz dich hin. Du machst mich noch ganz wahnsinnig." knurrte er und warf dem Typen dabei einen verächtlichen Blick zu. Dieser blieb jedoch unbeeindruckt und das machte Mamoru noch wütender, weshalb er die Fäuste unbewusst ballte. Niemand, wirklich Niemand sollte seine Usako so angucken... Nur für einen Augenblick war Bunny stehen geblieben und hatte Mamoru in die Augen gesehen. Ihr Unbehagen wurde von Minute zu Minute schlimmer und sie wollte einfach nur so schnell wie möglich hier wieder raus. Als sie dann auch noch die leichte Gereiztheit in seiner Stimme vernahm, verfluchte sie diesen Tag. "Ich möchte, dass du dich zu mir setzt!" Sein Ton ließ keinen Widerspruch zu und sie zuckte kurz zusammen. Zähneknirschend nahm sie wieder neben ihm Platz, doch sobald er seinen Arm um sie gelegt hatte, spürte sie seine Anspannung. Mit einem kurzen Seitenblick musterte sie ihn, sah wie er seinen Kiefer hin und her schob und … weiter kam Bunny nicht, denn ein streng dreinblickender Polizist trat auf sie zu und reichte ihr die Hand. „Miss Tsukino? Guten Tag, mein Name ist Kenzo Takagi und ich bin der leitende Ermittler. Darf ich Sie in mein Büro bitten?“ Bunny warf einen hilfesuchenden Blick zu Mamoru, der bereits aufgestanden war und nun neben sie trat. „Guten Tag, ich bin Mamoru Chiba und der Lebensgefährte von Miss Tsukino. Wäre es ok, wenn ich bei dem Gespräch mit anwesend bin?“ Herr Takagi nickte kurz und nachdem sie sich die Hände geschüttelt hatten, führte er sie in sein Büro. Nervös griff Bunny nach Mamoru’s Hand, als sie Platz genommen hatten. „Vorab werde ich Ihnen den Ablauf der Vernehmung, ihre Rechte und ihre Pflichten erklären. Erst dann möchte ich Sie bitten, das Geschehene zusammenhängend zu erzählen und ich werde mir dazu Notizen machen. Im Anschluss daran werde ich Ihnen einzelne Fragen zum Hergang stellen. Wenn Sie etwas nicht mehr genau wissen oder es Ihnen schwer fällt, bestimmte Dinge zu erzählen, sagen Sie es einfach. Wenn Sie eine Frage nicht verstehen, fragen Sie bitte auf jeden Fall nach.“ Er schaute kurz zu Bunny und sie nickte ihm verstehend zu. Nachdem er nach seinem Stift gegriffen hatte, sprach er weiter. „Am Ende werde ich Ihnen das Vernehmungsprotokoll mit Ihrer gesamten Aussage zum Lesen und Unterschreiben vorlegen. Wenn etwas nicht richtig aufgeschrieben wurde, ist es wichtig, dass Sie es mir sagen, damit es später nicht zu Missverständnissen kommt.“ Bunny holte tief Luft… Kapitel 12: ------------ „Vorab werde ich Ihnen den Ablauf der Vernehmung, ihre Rechte und ihre Pflichten erklären. Erst dann möchte ich Sie bitten, das Geschehene zusammenhängend zu erzählen. Ich werde mir währenddessen Notizen machen. Im Anschluss daran werde ich Ihnen einzelne Fragen zum Hergang stellen. Wenn Sie etwas nicht mehr genau wissen oder es Ihnen schwer fällt, bestimmte Dinge zu erzählen, sagen Sie es einfach. Wenn Sie eine Frage nicht verstehen, fragen Sie bitte auf jeden Fall nach.“ Herr Takagi schaute kurz zu Bunny und sie nickte ihm verstehend zu. Nachdem er nach seinem Stift gegriffen hatte, sprach er weiter. „Am Ende werde ich Ihnen das Vernehmungsprotokoll mit Ihrer gesamten Aussage zum Lesen und Unterschreiben vorlegen. Wenn etwas nicht richtig aufgeschrieben wurde, ist es wichtig, dass Sie es mir sagen, damit es später nicht zu Missverständnissen kommt.“ Bunny holte tief Luft… „Es war letzten Samstag und Minako und ich waren zum Geburtstag eines Freundes von uns eingeladen. Ich glaube, es war gegen kurz vor 3 Uhr Nachts, als wir uns dann zu Fuß auf dem Heimweg zu Minako’s Wohnung gemacht.“ Sie hielt kurz inne und fuhr sich nervös durch die Haare. „Ja, es muss gegen 3 Uhr gewesen sein… Wir mussten dann an der großen Kreuzung kurz hinter dem Juban-Park auf die andere Straßenseite wechseln… - Sie müssen wissen, Minako hat mal wieder getrödelt, aber ich wollte einfach nur noch heim, sodass ich sie neben mir her gezogen habe…“ Mamoru merkte, wie ihre Hände zitterten und drückte sie aufmunternd. Er wollte, dass sie wusste, dass sie keine Angst haben brauchte. „Und dann ging alles irgendwie furchtbar schnell. Wir hatten gerade einen Fuß auf die Straße gesetzt, als wir hörten, wie ein Auto in schnellem Tempo und mit quietschenden Reifen um die Ecke neben dem Crown fuhr. Wir wurden direkt von den Scheinwerfern geblendet und ich weiß noch, dass ich mich erst vor Schreck gar nicht bewegen konnte. Ich glaube, Minako hatte mir noch irgendetwas zugerufen, aber ich war einfach wie gelähmt… Und dann hat sie mich plötzlich zur Seite geschubst, sodass ich bin hart auf dem Boden und mit dem Kopf gegen den Bordstein geknallt bin. Der Schmerz war so heftig, dass ich kaum atmen konnte. Bevor mir schwarz vor Augen wurde, hörte ich noch einen dumpfen Knall…“ Es war, als würden sich die Schleusen öffnen, denn Bunny konnte ihre Tränen nicht mehr länger zurückhalten. Unaufhaltsam liefen sie ihr über das Gesicht und es fühlte sich an, als wäre ihre Kehle wie zugeschnürt. „Tut… tut… tut mir leid…“ schluchzte Bunny und ihr ganzer Körper zitterte dabei. Wortlos aber mit einem mitfühlenden Blick reichte ihr Herr Takagi eine Box mit Taschentüchern. Er wusste, wie schwer es für Zeugen war, das Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen und wiederzugeben. Doch meist bestand darin die einzige Chance, noch an verwertbare Informationen zu kommen… eben solche Details, die für die weiteren Ermittlungen ausschlaggebend sein konnten. Mamoru hatte mittlerweile einen Arm um Bunny gelegt und streichelte ihr sanft über den Rücken. Es dauerte einige Minuten, ehe sie sich wieder ein wenig gefangen hatte und weiter sprechen konnte. Das Taschentuch, was ihr Herr Takagi gereicht hatte, drehte sie dabei nervös in ihren Händen und knautschte es zu einer Zellstoffkugel. „Es war ein großes Auto, wie ein Van oder ein Transporter… jedenfalls waren die Scheinwerfer sehr hoch, soweit ich mich daran noch erinnern kann…“ sprach sie mit tränenerstickter Stimme und zuckte dann mit den Schultern. Herr Takagi nickte ihr zu, machte sich eine letzte Notiz und stellte dann weitere Fragen zum Hergang. Er ging eine Reihe sogenannter W-Fragen durch und fügte Bunnys Antworten in seinen Bericht ein. Nach und nach füllte sich das Vernehmungsprotokoll und als er soweit fertig war, schob er es Bunny noch einmal zu. „Ich möchte sie nun bitten, das Vernehmungsprotokoll noch einmal durchzulesen und die Angaben zu kontrollieren. Beachten Sie hierbei bitte, dass sie mit Ihrer Unterschrift bestätigen, dass Sie Ihre Aussage wahrheitsgemäß zu Protokoll gegeben haben.“ Bunny nickte und griff nach dem Vernehmungsprotokoll. Doch dann schaute sie noch einmal auf und Herr Takagi direkt in die Augen. „Werde ich benachrichtigt, wenn es Fortschritte bei den Ermittlungen gibt oder der Unfallfahrer geschnappt wird?“ „Ja, Miss Tsukino. Man wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen, sollte der Täter ermittelt und gefasst werden. Da ihm neben dem unerlaubten Entfernen vom Unfallort, also sogenannter Fahrerflucht, auch schwere Körperverletzung vorgeworfen wird, wird es zwangsläufig zu einer Anklage und einem Gerichtlichen Verfahren kommen. Vermutlich müssen sie Ihre Aussage dann noch einmal direkt bei Gericht zu Protokoll geben.“ Bunny starrte ihn ungläubig an. „Ich muss das alles noch einmal wiederholen?“ „Ja vermutlich werden sie noch einmal als Zeugin vernommen werden. Aber bis dahin wird noch etwas Zeit vergehen. Zu allererst müssen wir den Täter ermitteln, dann wird er zu einem Strafverfahren und einer Anklage durch die Staatsanwaltschaft kommen - das Vernehmungsprotokoll wird hierzu im Vorfeld durch mich an die zuständige Staatsanwaltschaft weitergeleitet - und erst dann kann dem Täter der Prozess gemacht werden.“ Herr Takagi erklärte ihr seelenruhig alles was sie wissen musste und auch Mamoru stellte zwischendurch einige Fragen, die er gewissenhaft beantwortete. Nachdem Bunny das Protokoll gelesen hatte, nahm sie ohne zu zögern den Stift und bestätigte die Richtigkeit ihrer Aussage sowie der Personalien mit ihrer Unterschrift. Erleichtert, die Vernehmung hinter sich gebracht zu haben, traten Bunny und Mamoru 15 Minuten später aus dem Polizeipräsidium. Einen kurzen Augenblick blieben sie noch vor dem großen Gebäude stehen und Mamoru legte einen Arm um seine Freundin. „Ich bin stolz auf dich, Usako. Du hast das wirklich sehr gut gemeistert, auch wenn es schwer für dich war.“ Er küsste sie kurz auf die Schläfe, was Bunny seufzen ließ. „Das, was noch folgt, wirst du auch noch meistern… daran habe ich keine Zweifel.“ Bunny schaute zu ihm auf. „Aber nur, weil du an meiner Seite bist, Mamoru.“ Lächelnd beugte er sich zu ihr hinab und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. „Los komm, lass uns Minako im Krankenhaus besuchen gehen. Und später bestellen wir uns eine leckere Pizza und machen es uns auf der Couch gemütlich. Erfreut nickte Bunny wie wild und er sah das Strahlen in ihren Augen. „Au ja, und mit ganz viel Käse, ja Mamo-chan!? Oh, wir müssen aber, bevor wir zum Krankenhaus gehen, noch einen Strauß Blumen für Mina holen…“ sie war kaum zu Bremsen und zog ihn schnurstracks hinter sich her. Sie hielten wieder vor dem kleinen Blumenladen, wo Mamoru einen Tag zuvor schon die rote Rose für Bunny gekauft hatte. Schnell hatten sie sich für einen bunten Frühlingsstrauß entschieden und Mamoru hatte ihn bezahlt. Im Krankenhaus erfuhren sie, dass Minako auf die normale Station verlegt wurde und sie sich dort bei der Stationsschwester vorab anmelden müssten. „Heißt das, Minako ist auf dem Weg der Besserung?“ mit ihren großen blauen Augen schaute Bunny erst die Schwester an der Anmeldung und dann Mamoru fragend an. Er nickte nur kurz und konnte dann gar nicht so schnell gucken, wie Bunny an ihm vorbei gerauscht war und vor dem Fahrstuhl ungeduldig mehrfach auf den Knopf drückte. „Mamo-chan nun komm doch endlich und trödel nicht so rum. Wir müssen zu Mina und ihr den schönen Blumenstrauß überreichen…“ Mit einem leichten Grinsen im Gesicht trat er neben Bunny. Ja, so liebte er sie… SEINE Usako, seinen kleinen Wirbelwind. Auch aus kleinen Dingen konnte sie etwas Positives ziehen und ließ sich nicht unterkriegen, was er immer wieder an ihr bewunderte. Selbst wenn sie unsicher und ängstlich war, so verlor sie doch nie die Hoffnung. Nachdem sie sich bei der Stationsschwester angemeldet und die Zimmernummer von Minako erfahren hatten, schob Mamoru Bunny in deren Richtung. „Du gehst jetzt schon mal zu Minako und ich suche eben eine Vase für den Blumenstrauß.“ Zaghaft klopfte Bunny an die Tür und trat, nachdem sie ein leises „Herein“ vernommen hatte, in das Zimmer. Entsetzt blieb sie stehen und hielt Krampfhaft den Blumenstrauß in ihren Händen. Minako sah schrecklich aus und sofort traten Bunny bei ihrem Anblick die Tränen in die Augen. Sie war furchtbar blass, hatte dunkle Ringe unter den Augen und überall Blessuren. „Oh Bunny, bitte weine nicht… es wird doch wieder alles gut. Schau, ich durfte heute zumindest schon wieder auf die normale Station.“ Beschwerlich hob Minako ihren Arm und streckte ihre Hand in Bunnys Richtung. „Komm her und setz dich zu mir.“ Nur zögerlich trat Bunny zu Minako und keine Sekunde später kniete sie vor ihrem Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf, während sie die Hand ihrer besten Freundin fest an ihr Herz drückte. „Ich… habe… mir… solche Sorgen… um dich… gemacht!“ brachte Bunny unter tiefen Schluchzen hervor. Erschrocken fuhr sie rum, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Es war Mamoru, der nun mit einer Vase in der Hand hinter ihr stand und aufmunternd auf sie herab sah, ehe er Minako kurz zunickte, die seine Anwesenheit wiederum mit einem Lächeln quittierte. „Es freut mich, dass du mich mit Bunny zusammen besuchen kommst, Mamoru…“ Minako warf einen kurzen Blick auf Bunny, die immer noch auf Knien vor dem Bett saß und Mamoru beobachtete, wie er den Blumenstrauß nun in die Vase steckte und auf dem Tisch abstellte. „Ihr habt euch endlich zusammengerauft!?“ stellte Minako fest und schenkte Bunny ein zufriedenes Lächeln. Verlegen schaute Bunny sie an und kicherte kurz. „Ähm ja, kann man so sagen…“ „Auch wenn die Umstände nicht schön waren, so haben sie mir zumindest die Augen geöffnet.“ Fügte Mamoru noch hinzu und trat wieder neben Bunny. Minako hörte den Erzählungen der Beiden gespannt zu, als sie von den letzten Tagen berichteten, wobei sie ihre Stunden zu zweit bewusst erst einmal ausließen. Während Bunny die Grüße von ihrer Lehrerin ausrichtete und dann von ihrer Zeugenaussage bei der Polizei erzählte, hatte Mamoru nach ihrer Hand gegriffen und strich gedankenverloren über ihren Handrücken. Wie so oft zuvor fragte er sich mal wieder, warum es das Schicksal nicht gut mit ihnen meinte, dass sie immer wieder so viel Schmerz und Leid ertragen mussten... Er wurde jedoch aus seinen Gedanken gerissen und Bunny in ihren Erzählungen unterbrochen, als die Tür aufging und eine Schwester und Herr Dr. Miyoshi eintraten. „Guten Tag Miss Aino. Ach, sie haben gerade Besuch.“ Sofort erkannte er Bunny und Mamoru wieder und kam freundlich lächelnd auf sie zu, um ihnen die Hand zu schütteln. „Leider muss ich die Besuchszeit für heute beenden und sie bitten, einen anderen Tag wiederzukommen. Miss Aino braucht noch viel Ruhe.“ Bunny umarmte Minako zum Abschied vorsichtig und drückte ihr noch einen Kuss auf die Wange. „Ich werde morgen nach der Schule wieder vorbeischauen.“ Daheim ließ sich Bunny erschöpft auf der Couch nieder, nachdem sie ihre Sachen in die Ecke geschmissen hatte. Seufzend griff sie nach der Fernbedienung für ihre Musikanlage und wollte sich gerade lang machen, als es an der Tür klingelte. „Gehst du bitte mal an die Tür, Usako?“ hörte sie Mamoru aus seinem Zimmer rufen. Stöhnend erhob sie sich und lief zur Haustür. Keine Sekunde später wünschte sie sich, die Tür nie geöffnet zu haben… Kapitel 13: ------------ Erschöpft ließ sich Bunny auf der Couch nieder, nachdem sie ihre Sachen in die Ecke geschmissen hatte. Seufzend griff sie nach der Fernbedienung für ihre Musikanlage und wollte sich gerade lang machen, als es an der Tür klingelte. „Gehst du bitte mal an die Tür, Usako?“ hörte sie Mamoru aus seinem Zimmer rufen. Stöhnend erhob sie sich und lief zur Haustür. Keine Sekunde später wünschte sie sich, die Tür nie geöffnet zu haben… Mit vor Schock weit aufgerissenen Augen blickte sie ihr Gegenüber an. Fast angstvoll umklammerte Bunny krampfhaft die Tür und konnte sich weder nicht rühren, noch brachte sie ein Wort heraus. Das konnte doch nicht wahr sein, wieso holte sie ausgerechnet jetzt ihre Vergangenheit wieder ein? Wieso ausgerechnet jetzt? Wollte man sie prüfen oder bestrafen? Sekunden vergingen, ehe sich ihr Gegenüber rührte. „Willst du mich nicht herein bitten, Bunny?“ Fluchtartig wollte Bunny die Tür zuschlagen, doch ihr Gegenüber schob im letzten Moment noch den Regenschirm dazwischen und hinderte sie so am Schließen. „Nein, nein… gehen sie weg!“ kreischte Bunny und versuchte verzweifelt, die Tür zuzudrücken und gleichzeitig ihre Tränen zurückzuhalten. Mamoru musste sie gehört haben und kam mit besorgtem Blick sofort aus seinem Zimmer gelaufen. „Usako…? Usako, was ist denn pa…“ mitten im Satz brach er ab, als erkannte wer der Grund für Bunnys Panikattacke war und wer sich gerade Zutritt in ihr Heim verschaffen wollte. Wut keimte in ihm auf; rasend loderte sie in ihm beim Anblick ihrer alten Heimleiterin. All die Pein, die Grausamkeiten und das Leid… alles was ihnen in ihren jungen Jahren angetan wurde, hatte er jahrelang tief in seinem Inneren verschlossen… hatte sich dagegen verwehrt, dass das Erlebte sein Tun und Handeln bestimmte und ihn zerstörte. Und nun schaffte es diese Person mit ihrer bloßen Anwesenheit, dass sich wieder alles seinen Weg nach oben bahnte… Erinnerungen an vergangene Tage, gewaltsam brachen sie hervor. Er ballte seine Hände zu Fäusten und zog Bunny dann von der Tür weg. Sein Blick… eiskalt – war auf Frau Watanabe gerichtet „Ich wusste, dass du bei dieser kleinen Göre sein würdest. Ihr ward schon damals unzertrennlich... Aber nun hab ich euch -Dank eines kleinen Zeitungsartikels, in dem dieses kleines Biest verwickelt war- endlich wieder gefunden.“ sagte diese mit tiefer Stimme und ein unheimliches Grinsen auf ihrem Gesicht verriet ihm, dass sie nichts Gutes im Schilde führte. Ihm war bewusst, dass sie nicht wegen ihm hier war, denn er war bereits volljährig. Er folgte ihrem Blick bis zu seiner geliebten Bunny, die auf dem Boden kauerte und still vor sich hin weinte. Sie würde doch nicht etwa…!? „Was wollen Sie?“ knurrte er und stellte sich schützend vor Bunny. „Du interessierst mich nicht. Aber die Mutter der Kleinen hier…“ sie zeigte mit dem Finger auf Bunny. „…sie hat sich gemeldet und will ihre Tochter wieder zurück. Jedenfalls haben wir die Suche nach euch nie aufgegeben und nun hab ich euch ja gefunden. Wobei ich wirklich zugeben muss, dass ich euch nicht zugetraut hätte, dass Ihr euch so etwas aufbaut; ward Ihr Beiden doch damals ziemliche Taugenichtse und Unruhestifter.“ Starr stand er da und blickte ihr völlig entsetzt ins Gesicht. „Sie bekommen uns nicht von hier weg!“ „Ich habe dir eben schon gesagt, dass du mich nicht interessierst Mamoru. Aber Bunny ist noch nicht volljährig und untersteht damit der Zuständigkeit und Verantwortung vom Heim, bzw. nachdem sich ihre Mutter gemeldet hat, geht das Sorgerecht wieder auf sie über.“ Frau Watanabe wollte an Mamoru vorbei treten und nach Bunnys Arm greifen, doch er schlug ihren Arm weg und drängte sie wieder zur Tür. „Sie haben kein Recht, hier einfach wieder aufzutauchen. Verschwinden Sie!“ hart schubste er sie aus dem Haus und schloss schnell die Tür. „Ich komme wieder, das verspreche ich dir. Und dann werde ich Bunny mit mir nehmen.“ hörte er Frau Watanabe durch die geschlossene Tür noch rufen. Oh Gott, was ein Alptraum... Mamoru kniete sich neben Bunny und zog sie an sich. Beschützend und Trostspendend hielt er sie minutenlang fest in seinem Arm und versuchte ebenfalls wieder Herr über sich zu werden. Der Schrecken und der Schock über das Wiedersehen mit dieser Frau und die damit verbundenen Erinnerungen steckten schwer in ihren Knochen. Er spürte, wie Bunny fröstelte und nahm sie auf den Arm um sie zur Couch zu tragen. Sie waren in einem kleinen Waisenhaus in einer Provinz weit ab der Großstadt Tokyo aufgewachsen. Als Mamoru mit 6 Jahren als Vollwaise ins Heim kam, nachdem seine Eltern einen tödlichen Autounfall hatten, war Bunny bereits da. Er hatte dieses kleine Mädchen mit den süßen blonden Locken und den strahlend blauen Augen mit der Zeit immer mehr ins Herz geschlossen, doch es begann damit, dass sie zu ihm ging, um ihn zu trösten... Gerade erst hatte er erfahren, dass seine Eltern bei dem Unfall ums Leben gekommen waren und realisiert, dass er ab nun allein war… Als er dann auch noch in diese fremde Umgebung kam, war es einfach alles zu viel. Er ließ niemanden an sich ran, schrie und schlug wild um sich, sobald sich ein anderes Kind oder ein Pfleger näherte. „Die Einsamkeit eines Menschen ist die Unantastbarkeit seiner selbst. Denn er fürchtet die Zweisamkeit aus Angst wieder einsam zu sein.“ (Unbekannt) Er fühlte sich so schrecklich allein und verloren und doch schaffte es dieses kleine blonde Mädchen, dass er mit der Zeit wieder aus seinem Schneckenhaus raus kam und den Kontakt zu anderen zuließ. Er fühlte dieses tiefe Band, was zwischen Ihnen entstand und wuchs… fühlte den Beschützerinstinkt in sich wachsen, wenn ein anderes Kind seine Bunny ärgerte. Und er beschützte sie vor den Schläger und Bestrafungen der Erzieher, jedoch in erster Linie die der Heimleiterin Frau Watanabe. Des Öfteren benutzten die älteren Kinder die Jüngeren als Sündenbock um ihrer gerechten Strafe zu entgehen und leider war es auch sehr oft Bunny, die alles abbekam. Nur war er es dann, der die Strafe auf sich nahm, um Bunny zu schützen. Er erinnerte sich noch an das eine Mal, wo er schlimme Prügel und Hiebe mit dem Gürtel über sich ergehen ließ und wie sie hinterher mit Tränen in den Augen vor ihm stand. „Warum hast du das gemacht?“ hatte sie ihn damals gefragt, als ihr bewusst geworden war, dass er sie damit vor dieser Strafe bewahrt hatte. Es sollte leider nicht das letzte Mal bleiben… Je älter sie wurden, umso härter wurden sie rangenommen, ihnen aber im Gegenzug auch mehr Freiheiten eingeräumt … denn im Waisenhaus regierte das Prinzip „Zuckerbrot und Peitsche“. Erst im Nachhinein war Mamoru bewusst geworden, dass gerade die Heimleiterin das Motto „Gehorche mir und ich werde dir Gutes tun; widersetzt du dich mir, dann wird dir Böses widerfahren.“ Tagtäglich lebte. Wie oft sie negative Gefühle in ihnen ausgelöst hatte… er konnte es irgendwann nicht mehr zählen und irgendwann hielt er es einfach nicht mehr aus… Es war einer der Abende, den er gemeinsam Bunny verbrachte und sich von der Strafe erholte … ein Abend, an denen sie durch das Fenstergitter hinauf zum Mond schauten und sich nach Freiheit und Sorglosigkeit sehnten. „Ich möchte und kann so einfach nicht weiter leben. Lass uns von hier verschwinden Bunny…“ hatte er damals in die Stille hinein gesagt. Mamoru fuhr erschrocken hoch, als Bunny im Schlaf um sich schlug und ihn dabei traf. Sie waren wohl beide auf der Couch eingeschlafen und sein Nacken schmerzte schon heftig. Vorsichtig schob er seine schlafende Schönheit von sich, um sich zu erheben und sich zu strecken. Seine Knochen knackten, als er sich erhob um zur Küche zu gehen und seinen Durst zu stillen. Er trank gerade einen Schluck Wasser, als ein Schatten vor ihm auftauchte und er sich vor Schreck verschluckte. „Mein Gott Bunny, warum schleichst du dich an? Du hast mich zu Tode erschreckt…“ Ihr zaghaftes Lächeln ließen ihn verstummen, doch es konnte nicht über ihre traurigen Augen hinwegtäuschen. Nachdem er das leere Glas weggestellt hatte, lief er auf sie zu, ergriff ihre Hand und zog sie mir sich in sein Zimmer. Völlig erschöpft schliefen sie Arm in Arm ein. Am nächsten Morgen erwachte Mamoru, als er weiche Lippen auf seinen spürten, während warme Hände sanft über seinen Oberkörper strichen. Zufrieden seufzte er und genoss einfach für einen Moment ihre Zärtlichkeit. Ihr Kuss wurde begieriger, intensiver und verlangender... er spürte ihre Hände… ihre Finger, die sich Stück für Stück ihren Weg über seine Oberkörper, seinen Bauch bis zum Bund seiner Boxershorts bahnten. Seine Erektion spannte und pulsierte bereits in seiner Hose, so dass es ihm schon fast unerträglich schien, doch er stoppte sie, als sie ihre Hand in seine Shorts schob. „Bunny, ich kann das gerade nicht…“ entschuldigend schaute er sie an, sah ihren irritierten Blick, nahm ihre Hand und küsste sanft ihre Fingerknöchel. „Bitte sei nicht böse.“ sagte er und hauchte ihr dann einen Kuss auf die Nasenspitze. „Ich liebe Dich, Häschen“ murmelte er, während er sein Gesicht in ihren langen goldblonden Haaren vergrub und ihren sinnlichen Duft inhalierte. Ihre Arme schlangen sich um seinen Körper, seine Nähe und Wärme suchend, presste sie ihn an sich. „Ich liebe Dich auch, Mamo-Chan.“ flüsterte sie und holte einmal tief Luft, ehe sie weitersprach. „Bitte versprich mir, dass du mich niemals allein lässt… dass du immer bei mir bleibst!“ Er hob seinen Kopf und blickte ihr in die klaren blauen Augen. „Niemals werde ich dich allein lassen, Usako. Niemals! Das verspreche ich dir… und ich werde dich immer beschützen – bei meinem Leben.“ In seiner Stimme klang so viel Entschlossenheit und sie war so Dankbar, dass er immer an ihrer Seite war. Der Tag verging ohne besondere Vorkommnisse, doch Mamoru war auf der Hut, weswegen er Bunny auch zur Schule begleitet und sie von dort wieder abholte. Auf ihren Wunsch hin besuchten sie Minako noch im Krankenhaus, bevor er auf den Heimweg drängte. Es war bereits dunkel geworden, als sie sich zu Fuß nach Hause begaben. Er spürte Bunnys Unbehagen und auch ihm ging es nach dem gestrigen Erlebnis nicht anders. Mamoru wollte gerade die Haustür aufschließen, als er hinter sich und Bunny Schritte vernahm… laute und eilige Schritte. Ängstlich drückte sich Bunny an ihn, als er sich langsam umdrehte und in die Dunkelheit blickte. Erst konnte er nur die Schatten von drei Gestalten ausmachen, bis sie in das Licht der Straßenlaterne traten. „N’abend Mamoru. Na erinnerst du dich noch an uns?“ fragte der Mittlere der drei Gestalten und trat einen Schritt vor. Ein zynisches Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, ehe sein Blick zu Bunny glitt. „Wow… Bunny! Schön wie eh und je...“ Wütend und empört ballte Bunny die Fäuste. Wie konnte dieser widerliche Typ es wagen? Kapitel 14: ------------ Mamoru suchte gerade nach dem Schlüssel und wollte die Haustür aufschließen, als er hinter sich und Bunny Schritte vernahm… laute und eilige Schritte. Ängstlich drückte sich Bunny an ihn, als er sich langsam umdrehte und in die Dunkelheit blickte. Erst konnte er nur die Schatten von drei Gestalten ausmachen, bis sie in das Licht der Straßenlaterne traten. „N’abend Mamoru. Na erinnerst du dich noch an uns?“ fragte der Mittlere der drei Gestalten und trat einen Schritt vor. Ein zynisches Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, ehe sein Blick zu Bunny glitt. „Wow… Bunny! Schön wie eh und je...“ Wütend ballte Bunny kurz die Fäuste. Wie konnte dieser widerliche Typ es wagen? „Oh Seiya, schmierig wie eh und je. Verschwinde, bevor ich mich übergeben muss…“ fauchte sie ihn an, doch ihre zittrige Stimme verriet ihre Angst. Was war nur los? Erst tauchte diese schreckliche Frau hier auf und nun auch noch ihre drei widerlichen Handlanger. Schon damals im Heim hatte sich Frau Watanabe nie selbst die Hände schmutzig gemacht … nein, dafür hatte sie ihre Marionetten, die sie los schickte und die die Drecksarbeit für sie verrichteten. Seiya trat ein Schritt auf sie zu und rieb sich die Hände, doch sofort war Mamoru da und stellte sich vor sie. Ihr Beschützer. Seit sie denken konnte war er da, war an ihrer Seite und kümmerte sich um sie. Erneut breitete sich ein gehässiges Grinsen auf Seiyas Gesicht auf und sie wusste sofort, dass er irgendwas im Schilde führte. Mit einer kurzen Kopfbewegung deutete er seinen beiden Brüdern Yaten und Taiki an, zu ihm zu kommen… „Immer noch so feige wie damals und immer noch nicht in der Lage, jemanden allein gegenüber zu treten, was Seiya? Also was wollt Ihr hier?“ rief Mamoru und Bunny sah, wie sein ganzer Körper sich anspannte. Er ging wohl davon aus, dass es noch zu einer handfesten Auseinandersetzung kommen würde. Ihre Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt und sie drückte sich ängstlich an Mamoru, als die Drei immer näher kamen. Seiya stand nun direkt vor Mamoru und sie blickten sich voller Hass entgegen. „Geh beiseite und dir wird diesmal nichts passieren, Mamoru. Oder hast du damals nicht schon genug Prügel von uns eingesteckt, nur um Bunny zu beschützen? Das ist es doch nicht wert, überleg doch mal… du könntest endlich in Ruhe leben, wenn du uns die kleine blonde Prinzessin übergibst.“ Seiya trat einen Schritt zur Seite, um einen Blick auf Bunny erhaschen zu können, doch Mamoru schirmte sie vor ihm ab. „Nur über meine Leiche!“ knurrte er feindselig und drängte sich mit Bunny weiter nach hinten. Seiya‘s Blick verfinsterte sich. „Was hast du gesagt? Nur über deine Leiche? Nun gut, du willst es scheinbar nicht anders. Wenn nicht freiwillig, dann hol ich sie mir eben mit Gewalt…“ er holte in Windeseile aus, sodass Mamoru keine Zeit mehr hatte zu reagieren. Der plötzliche Schlag traf ihn völlig unerwartet und hart in der Magengegend. Vor Schmerzen aufstöhnend ging er in die Knie und Bunny stand völlig fassungslos da, blickte erst auf Mamoru und dann zu Seiya. Dieser wollte gerade an Mamoru und nach ihrem Arm greifen, als er selbst zu Boden ging, weil ihm die Beine weggerissen wurden. Bunny hatte gar nicht bemerkt, dass sie die ganze Zeit die Luft angehalten hatte, bis Mamoru sich wieder aufrappelte und ihren Arm packte. „Bunny! Lauf so schnell du kannst nach drinnen und ruf die Polizei.“ In ihren Augen sammelten sich Tränen, doch als sie die wütenden Gesichter von Taiki und Yaten sah und wie Seiya wieder auf die Beine kam, überkam sie Panik. Wenn sie nicht sofort was unternahm, würde Mamoru wieder wegen ihr harte Schläge einstecken müssen… Schmerzen ertragen müssen. Und sie wusste nicht, ob es diesmal so glimpflich ausgehen würde, wie damals wo sie noch halbe Kinder waren. Sie wollte sich gerade in Bewegung setzen und hatte bereits den Schlüssel ein wenig gedreht, als sie erneut Seiya’s wütende Stimme vernahm. „Halt! Bleib stehen, oder dein Freund wird wieder für dich leiden müssen. Willst du das etwa, Bunny? Überleg es dir gut… denn wir kriegen dich eh, wenn wir mit Mamoru fertig sind.“ Mamoru drehte abrupt seinen Kopf zu Bunny, er spürte ihr Zögern und ihre Angst. Nur wenn sie jetzt nicht nach drinnen lief um die Polizei zu verständigen, würde ihre Chance, aus dieser Situation halbwegs unbeschadet rauszukommen, gleich Null sein. „GEH!“ sagte er mit Nachdruck und machte einen Schritt auf Seiya zu, um ihn kurz aufzuhalten. Yaten und Taiki stürzten sich sofort auf ihn, rammten ihm ihre Fäuste in den Bauch und ins Gesicht. Mamoru wehrte sich nach Leibeskräften, doch gegen die Brüder hatte er keine Chance. Yaten traf ihn mitten im Gesicht und das Blut spritzte aus Mamoru’s Nase. Hart prügelten sie weiter auf den am Boden liegenden Schwarzhaarigen ein. Sie sah noch wie er zu Boden ging. „Neiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin! Mamoru…“ schrie Bunny panisch und rannte nach drinnen. Die Tränen liefen ihr unaufhaltsam übers Gesicht und ihre Hände zitterten so stark, dass ihr fast das Telefon aus der Hand fiel. Seiya war ihr sofort gefolgt, nachdem er sicher sein konnte, dass Yaten und Taiki allein mit Mamoru fertig wurden. Dieser hatte es natürlich bemerkt und wollte sich von den beiden losreißen und ihm hinterher, doch wieder traf ein Schlag von Taiki so hart auf seinen Brustkorb, dass sämtliche Luft auf seinen Lungen gepresst und ihm schwarz vor Augen wurde. „Ach Schätzchen, warum rennst du denn immer vor mir weg? Schon damals hast du dich lieber mit ihm abgegeben, dabei würde es dir bei mir viel besser gehen.“ Mit verschränkten Armen stand er nun vor ihr und blickte in ihre vor Angst geweiteten blauen Augen. Zögerlich schüttelte sie mit dem Kopf und ihre langen blonden Haare flogen dabei durch die Luft. „Nein! Neeeiiin, du bist einfach nur ein schrecklicher Mensch. Du fügst anderen Leid zu, wie kannst du da glauben, dass ich mich freiwillig mit dir abgeben würde?“ Sie wollte einen Schritt rückwärts machen, doch er griff nach ihrem Arm; packte sie hart und riss sie zu sich, um ihr dann sofort das Telefon aus der Hand zu nehmen und es gegen die Wand zu schleudern. Im gleichen Moment flog die Tür auf und Taiki und Yaten erschienen mit Mamoru, wobei sie seinen Arm hinter seinem Rücken verdreht hielten, damit er sich nicht bewegen und losreißen konnte. Bunny stockte der Atem, denn sie hatten ihn wirklich übel zugerichtet. Sie wollte zu ihm, doch Seiya hielt sie weiterhin fest… „Oh Gott, nein! Lass mich los! Lass mich doch bitte loooooooos…“ schrie sie und wollte sich aus seinem Griff befreien, doch je mehr sie sich wehrte, umso fester wurde er. Seiya‘s Augen verengten sich kurz zu schlitzen, bis wieder dieses hämische Grinsen erschien. „Oh, ich mag es, wenn du so wild bist, Prinzessin. Aber nun reicht es. Der Typ sollte dich ab heute nicht mehr kümmern, denn du kommst jetzt mit.“ Wie aufs Stichwort erschien Frau Watanabe in der Tür. Ihr Blick war eiskalt und es jagte Bunny einen Schauer über den Rücken. „Ah, wie ich sehe, habt Ihr das Gör soweit. Dann können wir ja endlich von hier verschwinden.“ Sie nickte erst Taiki und Yaten zu, die Mamoru losließen und dabei zu Boden stießen; und dann Seiya, der Bunny mit festen Griff mit sich zog. „Nein, bitte… lasst mich doch bitte los. Ihr könnt mich nicht gegen meinen Willen mitnehmen!“ tobte Bunny, doch als Frau Watanabe nach ihrem Gesicht griff und ihre Wangen zusammendrückte, verstummte sie. „Halt deinen Mund! Oder ich werde dafür sorgen, dass dein Freund noch viel Schlimmeres erleiden muss.“ Mamoru wollte aufstehen, ihnen Einhalt gebieten, doch die Schmerzen waren bei jeder ach so kleinen Bewegung kaum zu ertragen. Nur langsam konnte er den Kopf heben und sah, wie Frau Watanabe bei Seiya und Bunny stand. „Usako…“ krächzte er. Seiya hatte Mamoru bemerkt und drehte sich siegessicher zu ihm. „Schau her Mamoru. Schau sie dir ein letztes Mal an, bevor ich sie dir wegnehme.“ Mit der Hand griff er nach Bunny‘s Haaren und zog sie grob zu sich ran. „Und soll ich dir noch etwas sagen? Jetzt gehört sie mir! MIR, hörst du!?“ Er wollte Bunny küssen, doch sie drehte angeekelt den Kopf beiseite. „Niemals werde ich dir gehören…! Du widerst mich an!“ „Seiya! Wir gehen!“ sagte Frau Watanabe bestimmend und lief mit Yaten und Taiki nach draußen. „Sag Lebwohl, Prinzessin. Du wirst ihn nun nie wieder sehen.“ Ruppig zog er sie mit sich, sodass Bunny fasst gestolpert wäre. Es zerriss ihr fast das Herz, dass sie von ihm weggerissen wurde. Doch es wurde ihr auch immer mehr bewusst, dass es zu seinem Besten war, wenn sie sich fügte, denn die Drohung von Frau Watanabe war unmissverständlich. „Ich werde dich immer lieben, Mamoru! Immer, hörst du?“ rief sie schluchzend und Tränen rannen ihr übers Gesicht, während Seiya sie nun endgültig nach draußen zerrte. Mamoru konnte sich nicht bewegen, konnte nichts dagegen tun, dass sie seine Bunny mitnahmen. Tränen der Verzweiflung traten ihm in die Augen und er wollte sich mit den Armen ein Stück vorwärts ziehen, doch der Schmerz war überwältigend. Das Letzte was er noch hörte war Bunny, ehe wieder die Dunkelheit über ihn hereinbrach und er das Bewusstsein verlor. Nur ganz leise und dumpf drang das Klingeln seines Handys an sein Ohr. Noch bevor er die Augen geöffnet hatte, spürte er die heftigen Schmerzen und zog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. Nur unter großen Bemühungen konnte er sich Stück für Stück zum Tisch ziehen, wo sein Handy lag. ‘1 Anruf in Abwesenheit‘ Es war Motoki gewesen, der ihn versucht hatte zu erreichen. Schnell wählte er seine Nummer und war erleichtert, dass dieser nach 2x Klingeln sofort ran ging. Soweit es ihm möglich war, erzählte er Motoki die Kurzfassung und nachdem er geendet hatte, herrschte für einen Augenblick eine Totenstille in der Leitung. „Du rufst jetzt sofort die Polizei und ich mache mich sofort auf den Weg zu dir.“ Mamoru bekam keine Gelegenheit mehr noch etwas zu sagen, denn Motoki hatte bereits aufgelegt. Der Anruf bei der Polizei war gerade erledigt und er hatte sogar mit Kommissar Takagi gesprochen, der sich ebenfalls sofort auf den Weg machen wollte, als es an der Haustür klopfte und die angelehnte Tür aufgedrückt wurde. „Mamoru? Ich bin es Motoki.“ Sofort erblickte seinen Freund mit dem Rücken an die Wand gelehnt auf dem Boden sitzend. „Scheiße, die haben dich ja übel zugerichtet.“ „Sie haben Bunny, Motoki. Sie haben sie einfach mitgenommen und ich konnte sie nicht aufhalten.“ brachte er gepresst hervor und schlug mit der Faust auf den Boden, während Tränen der Verzweiflung über seine Wangen liefen. „Hast du die Polizei verständigt?“ „Der Kommissar, bei dem Bunny ihre Aussage wegen dem Unfall gemacht hat, ist bereits auf dem Weg.“ „Kannst du aufstehen?“ Nur unter heftigen Schmerzen und mit von den Qualen verzerrtem Gesicht gelang es Mamoru mit Motoki’s Hilfe sich auf die Couch zu setzen. Von der Anstrengung hatten sich Schweißperlen auf seiner Stirn gebildet und er atmete schwer. „Warum? Warum haben sie sie mir genommen?“ es war kaum mehr als ein Flüstern. Als Motoki mit einem nassen Tuch kam, um das Blut von seinem Gesicht zu wischen, klingelte es an der Tür. Mamoru blickte erst auf, als er mit Kommissar Takagi und einem weiteren Polizisten zu ihm trat. Kapitel 15: ------------ „Sie haben Bunny, Motoki. Hörst du? Sie haben sie einfach mitgenommen und ich konnte sie nicht aufhalten. Ich habe versagt und konnte Bunny nicht beschützen…“ brachte Mamoru gepresst hervor und schlug mit der Faust mehrfach auf den Boden, während Tränen der Verzweiflung über seine Wangen liefen. So hatte Motoki seinen Freund noch nie gesehen und erlebt… Nur unter heftigen Schmerzen und mit verzerrtem Gesicht gelang es ihm sich mit Motoki’s Hilfe kurz darauf auf die Couch zu setzen. Von der Anstrengung hatten sich Schweißperlen auf seiner Stirn gebildet und er atmete schwer. „Warum? Warum haben sie sie mir genommen?“ es war kaum mehr als ein Flüstern und seine Stimme brach bei seinen letzten Worten. Immer wieder kreisten seine Gedanken um den Moment, als man sie von ihm wegzerrte. Wieso nahm man ihm das Liebste was er in seinem Leben besaß? Seine geliebte Bunny… es war als hätte man ihm ein Stück von seinem Herz heraus gerissen und mitgenommen. Er spürte die Tränen über sein Gesicht laufen, nahm aber nur am Rande war, dass Motoki ihn besorgt anschaute und dann in die Küche ging. Als er mit einem nassen Tuch kam, um das Blut von seinem Gesicht zu wischen, klingelte es jedoch an der Tür. Mamoru blickte erst auf, als Motoki mit Kommissar Takagi und einem weiteren Polizisten zu ihm trat. „Mister Chiba? Sie sollten sich besser von einem Arzt durchchecken lassen, Sie haben ganz schön was abbekommen.“ Entgegnete der Kommissar mit versteinerter Miene und setzte sich gegenüber von Mamoru in den Sessel. „Es ist egal was mit mir ist. Bitte finden Sie Bunny… “ ein verzweifelter Ausdruck lag in Mamoru’s Blick. „Ich flehe sie an, bitte unternehmen Sie umgehend etwas und bringen mir meine Bunny zurück.“ Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er aus diesem Albtraum endlich aufwachen würde. Doch was würde sein, wenn man sie nicht fand und er sie nie wiedersehen würde? Diese Vorstellung war für Mamoru nicht zu ertragen und er ballte seine Hände zu Fäusten. Stumm und mit zusammengepressten Lippen hatte Motoki seinen Freund beobachtet. Ihm war bisher nicht mal ansatzweise gewusst gewesen, wie sehr Mamoru Bunny tatsächlich liebte und auch wenn es ihm selbst einen Stich ins Herz versetzte, so wollte er alles unternehmen, um Bunny zu retten und wieder zurückzubringen. Koste es, was es wolle! Er legte Mamoru aufmunternd eine Hand auf die Schulter, um ihm zu zeigen, dass er sich auf ihn verlassen konnte und ihn unterstützte. Nachdem sich Mamoru ein wenig gefangen hatte, stellte ihm Kommissar Takagi unzählige Fragen zum heutigen Geschehen, zu den beteiligten Personen und auch zu Bunny’s und seiner Vergangenheit im Waisenhaus. „Frau Watanabe, sie war… nein, sie ist eine schreckliche und vor allem skrupellose Frau. Eine Tyrannin, die es liebt Menschen zu quälen und zu unterwerfen. Leider gibt es auch genug Leute, die sie manipuliert und um sich geschert hat. Sie werden sicher noch feststellen, dass man nichts zu ihr zurückverfolgen kann, denn schon immer hatte sie ihre Lakaien, die die Schmutzarbeit für sie verrichtet haben. So auch wie die drei Männer, die uns aufgelauert haben…“ Mamoru’s Stimme zitterte, während er sprach und immer wieder rieb er sich seine schmerzende Schulter und hielt sich die Rippen. Die Schmerzen waren für ihn unterdessen fast unerträglich und auch das Gespräch mit dem Kommissar verbrauchte seine letzten Kraftreserven, sodass er kaum noch aufrecht sitzen konnte. Ächzend kippte er kurz darauf zur Seite und sofort war Motoki aufgesprungen. „Mamoru? Soll ich nicht doch einen Arzt rufen?“ Mit zusammengebissenen Zähnen schüttelte Mamoru vehement den Kopf. „Nein, es geht schon, Motoki. Aber bitte hol mir aus dem Medikamentenschrank im Badezimmer die Packung Schmerztabletten und ein Glas Wasser.“ Bat er ihn und schloss für einen Moment die Augen. Motoki kannte Mamoru nun schon eine ganze Weile und wusste, wie stur und verbissen er sein konnte. Deshalb widersprach er nicht und versuchte ihn auch nicht weiter zu überreden doch noch ins Krankenhaus zu fahren. Wahrscheinlich hätte er an seiner Stelle sogar genauso gehandelt und es abgelehnt. Zudem war ihm es ihm durchaus bewusst, dass sein Freund gerade auch nur von einem Gedanken beherrscht wurde – Bunny zu retten. Als er wieder zurückkam, machten sich der Kommissar Takagi und sein Kollege gerade auf. Wortlos nickte ihm der andere Polizist kurz zu und verließ bereits das Haus, doch der Kommissar blieb noch einen Moment, um sich erneut an Mamoru und Motoki zu wenden. „Ich werde noch heute alles in die Wege leiten und die von Ihnen genannten Personen zur Fahndung ausschreiben. Zusätzlich wird im Zuge einer weitreichenden Suchaktion auch eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Personen an die umliegenden Reviere geschickt. Sobald es Neuigkeiten oder Anhaltspunkte zum Verbleib von Miss Tsukino und ihren Entführer gibt, werde ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen. Bitte zögern sich aber auch nicht mich zu kontaktieren, wenn Ihnen noch etwas einfällt, was für die Fahndung relevant sein könnte.“ Bevor er die Tür erreicht hatte, drehte er sich noch ein letztes Mal zu den Beiden um. „Ach und Mister Chiba… bitte keine Alleingänge. Ruhen Sie sich lieber etwas aus und erholen sich. Auf Wiedersehen.“ Motoki hatte sich wieder zu Mamoru gesetzt und hielt ihm nun Schmerztabletten und das Glas Wasser hin. „Er hat Recht, Mamoru. Lass die Polizei in Ruhe ihre Arbeit machen, ohne auf eigene Faust zu handeln und damit alles nur schlimmer zu machen. Ich bin mir sicher, die Polizei wird Bunny sehr bald finden und zurückbringen.“ Überrascht schaute Mamoru auf. „Woher weißt du, dass ich…!?“ Grinsend schüttelte Motoki kurz den Kopf. „Glaubst du wirklich, ich wüsste nicht, was in dir vorgeht? Zudem kenne ich dich ja nun doch schon eine ganze Weile… Und außerdem hätte ich wohl an der Stelle die gleichen Gedanken.“ „Dir kann man auch gar nichts vormachen, was?“ „Nein, und bevor du doch noch irgendwelche Dummheiten machst, werde ich jetzt noch einen Arzt rufen, der dich einmal komplett durchcheckt. Und keine Diskussionen, schließlich willst du doch wieder fit sein, wenn du Bunny bald wieder in deine Arme schließen kannst.“ Mamoru zuckte unter Motoki’s leichtem Schulterklopfer zusammen und verzog das Gesicht. „Oh Gott, entschuldige bitte…“ über sein Versehen selbst erschrocken, sprang Motoki auf und rieb sich den Hinterkopf. „Ich bin wirklich ein Depp. Soll ich dir noch was zum Kühlen holen?“ „Nein nein, es geht schon – wirklich!“ Motoki wollte gerade das Telefon holen gehen, um einen Arzt zu rufen, als Mamoru sagte „Motoki? Danke…!“ „Ist doch kein Ding… Wofür sind Freunde da?“ „Ich weiß, dass es für dich ein wenig seltsam sein muss, gerade weil du scheinbar auch etwas mehr für Bunny empfindest. Und trotzdem bist du hier und hilfst mir… Nicht jeder hätte das in dieser Situation gemacht! Gerade deshalb seh‘ ich es halt nicht als selbstverständlich an und bin ich dir wirklich sehr dankbar.“ „Wirst du gerade sentimental, Mamoru Chiba? Ich sollte wohl doch dringend einen Arzt rufen…“ Am liebsten hätte Mamoru gerade ein Kissen nach seinem besten Freund geworfen, doch jede ach so kleine Bewegung trieb ihm die Tränen in die Augen und ließ Sterne vor seinen Augen tanzen. Wahrscheinlich hatte Motoki Recht und er sollte sich von einem Arzt behandeln und für die nächsten Tage krankschreiben lassen, um wieder zu Kräften zu kommen. Denn je eher er wieder fit war, umso schneller konnte er mit der Suche nach Bunny beginnen. Es war ihm egal, ob er dadurch vielleicht Ärger bekam; doch der Gedanke, untätig rumsitzen und darauf warten zu müssen, dass die Polizei Fortschritte machte, war schier unerträglich. Leider waren seine Erinnerungen an das Waisenhaus, in dem sie aufgewachsen waren, nur noch sehr Lückenhaft. Solange er sich jedoch nicht wirklich viel bewegen konnte, wollte er zumindest im Internet recherchieren, ob er nicht doch noch etwas über Frau Watanabe in Erfahrung bringen konnte. „In circa 10 Minuten wird ein Notarzt hier sein und sich deine Verletzungen anschauen. Brauchst gerade noch etwas? “ Motoki war wieder neben Mamoru getreten und hielt noch immer das Telefon in der Hand. Die nächsten 2 Tage zogen sich wie ein alter Kaugummi extrem in die Länge und Mamoru fiel bereits jetzt die Decke auf den Kopf. Nachdem ihn der Notarzt von Kopf bis Fuß untersucht hatte, hatte er ihn für die nächsten 2 Wochen von sämtlicher körperlich anstrengender Arbeit freigestellt und zum Nichtstun verdonnert. Anfangs hatte er die Zeit genutzt, um im Internet zu recherchieren und diverse Möglichkeiten auszuloten, auf eigene Faust ermitteln und etwas unternehmen zu können. Er zapfte alle seine alten Kontakte an, erkundigte sich bei anderen Waisenkindern von damals nach Frau Watanabe, doch nachdem er alles zusammengetragen und notiert hatte, stellte er ernüchternd fest, dass tatsächlich nichts Brauchbares dabei war. Frustriert schlug er den Deckel vom Laptop zu und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Gedankenverloren blickte er über seinen Schreibtisch hinweg durch das Fenster nach draußen. Keine Stunde und keine Minute verging, wo er nicht an Bunny dachte und sich fragte, wie es ihr wohl gerade gehen würde. Die Sehnsucht die er spürte, war kaum zu ertragen und ließ ihm wieder bewusst werden, wie trostlos und einsam sein Leben ohne Bunny wäre. „Wieder kein Glück gehabt?“ Überrascht drehte sich Mamoru um und entdeckte seinen besten Freund mit verschränkten Armen im Türrahmen stehen. „Mein Gott Motoki, musst du dich so anschleichen? …Nein, irgendwie bringt mich nichts weiter. Es ist wie ich bereits sagte, man kann ihr einfach nichts nachweisen. Sämtliche Anhaltspunkte, die ich hatte, verlaufen irgendwann und irgendwo im Sande.“ „Ich weiß, es ist schwer und du bist voller Tatendrang und willst etwas unternehmen. Doch vertrau auf die Polizei und gib ihnen die Gelegenheit, alles Erdenkliche zu unternehmen, um Bunny zu retten.“ „Verdammt, ich kann einfach nicht tatenlos rumsitzen, Motoki..... Ich kann nicht nur darauf warten und darauf vertrauen, dass die Polizei irgendwann mal etwas unternimmt. Du kennst ihren Ruf…“ „Mamoru, es ist…“ „Nein, bitte… lass mich ausreden! Weißt du, ich war für Bunny verantwortlich und hätte sie beschützen müssen. Ich hab es ihr damals im Waisenhaus versprochen, immer für sie da zu sein. Doch ich habe versagt und genau das lässt mir keine Ruhe. Manchmal muss man die Stimme der Vernunft einfach ausblenden und seinem Herzen folgen. Und ungewöhnliche Situationen erfordern eben ungewöhnliche Maßnahmen. Bringst du mir bitte mal das Telefon? Ich muss einen Anruf tätigen, damit endlich Bewegung reinkommt…“ Motoki blinzelte kurz, als ihm klar wurde, wen Mamoru imstande war, anzurufen. „Denkst du wirklich, du kannst dein Gewissen beruhigen, indem du irgendwelche Syndikate hinzuziehst? Indem du Hilfe bei Verbrechern suchst? Du weißt, dass du damit indirekt deine Seele verkaufst…“ Nachdem Motoki ihm das Telefon gebracht hatte, hielt Mamoru es noch einige Minuten in der Hand und ließ sich deren Einwände durch den Kopf gehen. Sollte er diesen Schritt wirklich gehen? Kapitel 16: ------------ Mit hämmernden Kopfschmerzen kam Bunny langsam wieder zu sich… Ein Gefühl, als würde jemand mit einer Kreissäge in ihrem Schädel arbeiten, während nebenan ein Presslufthammer benutzt wird. Ihr Körper fühlte sich steif an, ihre Beine schmerzten und die Fesseln an ihren Handgelenken schnürten schmerzhaft in die Haut, als sie sich langsam aufrichtete. Sie hatte keine Ahnung wo man sie hingebracht hatte und konnte in diesem Augenblick auch nur vermuten, dass sie sich in irgendeinem Keller befand, nachdem sie sich ihre Umgebung ein wenig genauer angeschaut hatte. Es war kalt und nass in diesem Raum und in regelmäßigen Abständen rauschte Wasser durch die Rohre die über ihr an der Decke langliefen. Zu Bunnys Bedauern gab es auch kein Fenster und die einzige Lichtquelle war eine kleine und scheinbar schon sehr alte Glühbirne, die hin und wieder flackerte. Angstvoll und vor Kälte zitternd drückte sie sich auf dem alten Metallbett mit der zerfledderten Bettdecke an die kalte Wand und zog die Beine an den Körper. Ein Schluchzen entfuhr ihrer Kehle. Warum Gott? Warum ließ er es erneut zu, dass sie so leiden musste? Immer wieder hatte man sie schon vor harte Prüfungen gestellt, immer wieder hatte sie Schlimmes ertragen müssen und doch hatte sie nie die Hoffnung aufgegeben. Aber diesmal war es anders, diesmal war ihr bewusst, dass sie sich selbst diesem Schicksal ergeben hatte, um Mamoru vor Schlimmeren zu bewahren und zu schützen. Mamoru................... Noch immer hallten die Worte von Frau Watanabe durch ihren Kopf und ließen sie erschaudern. Dass sie skrupellos war, wusste Bunny ja schon seit damals, aber dieses Mal hatte sie alles Bisherige in den Schatten gestellt. Sie erinnerte sich noch zu gut daran, dass man sie einmal gezwungen hatte, das Mittagessen vollständig aufzuessen, obwohl sie durch einen Magen-Darm-Infekt geschwächt war und nichts bei sich behalten konnte. Sie wurde am Stuhl festgebunden und gefüttert, mit einer Hand hatte Frau Watanabe dabei ihr Kinn festgehalten und ihren Mund aufgezwungen. Als Bunny nach zwei Stunden vor Erschöpfung erbrach, hatte sie sie weiter mit ihrem Erbrochenen gefüttert, bis der Teller leer war. Auch erinnerte sie sich, dass Frau Watanabe ihr den Mund mit Spülmittel ausgewaschen hatte, wenn sie ein böses oder verbotenes Wort benutzt hatte. Es waren so viele schreckliche Erlebnisse, die sie wohl ihr Leben lang niemals vergessen würde und die sie für immer geprägt hatten. Vorsichtig versuchte Bunny ihr Gewicht ein wenig zu verlagern um eine bequemere Position auf dem alten Bett zu finden, doch die Fesseln hinderten sie daran. Verzweiflung kroch in ihr hoch und legte sich wie ein Schatten über ihr Herz. Ob sie Mamoru jemals wiedersehen würde? Wie es ihm wohl gerade ging? Würde er nach ihr suchen, obwohl er sich der Gefahr durchaus bewusst war? Die Tür wurde abrupt aufgerissen, doch Bunny konnte nicht erkennen, wer im Türrahmen stand, da das Licht von außen blendete. Nur Sekunden später stürmte jemand auf Bunny zu und zog sie gewaltsam auf die Beine. Ihr blieb dabei jedoch keine Zeit sich zu wehren oder zu schreien, denn ihr wurde sofort der Mund zugeklebt und ihre Augen verbunden. Oh Gott, was hatte man mit ihr vor? Ihr Herzschlag beschleunigte sich und sie bekam kaum Luft. Es hatte kaum einen Zweck sich zu aufzulehnen, war sie doch durch die Fesseln eingeschränkt und ihr Gegenüber auch deutlich stärker. Man zerrte sie durch einen langen Korridor, der ebenso kalt war und modrig roch wie das Zimmer, wo sich eben noch befunden hatte. Kurz kam sie ins Straucheln, wurde aber grob wieder auf die Füße gezogen und vorwärts geschubst. Wenn sie doch wenigstens was sehen konnte… Ihre Tränen bahnten sich einen Weg unter der Augenbinde durch und still weinte sie vor sich hin. Vor ihr wurde nun eine Tür geöffnet und sie vernahm weitere Stimmen, die jedoch kurz verstummten, als sie vorgeschoben wurde. „Ist sie das? Ist das die Kleine, die Sie erwähnten? Hübsch… wirklich hübsch.“ vernahm Bunny eine tiefe männliche Stimme. Gedanklich versuchte sie sich klein zu machen. Versuchte, alles an sich abprallen zu lassen. Nur ein Gedanke zählte. Mamoru. Er würde sie retten… würde sie befreien aus dieser Hölle. Sie musste nur ganz fest daran glauben. Ihr Glaube und ihre Hoffnung hatten sie bisher immer gerettet, hatten sie davor bewahrt, sich und ihr Leben aufzugeben. Ein herber und mit Schweiß vermischter Parfumgeruch stieg Bunny in die Nase. Eindeutig männlich, eindeutig älterer Herrenduft. Und dann spürte sie Hände auf ihrem Rücken, große Hände die hinunter zu ihrem Po wanderten. Sie biss sich auf die Lippen, um einen Schluchzen zu unterdrücken, doch er war unaufhaltsam…entwich durch den Knebel dumpf ihrer Kehle, während ihr Körper vor Angst zitterte. „Hast du etwa Angst, Engelchen? Angst vor Onkel Yusuke?“ Ein hässliches und raues Lachen war zu hören und es lief Bunny kalt den Rücken hinunter. „Wir werden bestimmt ganz viel Spaß miteinander haben, wenn du erst einmal in meiner Obhut bist.“ Seine Hand lag immer noch auf Bunnys Po, grob packte er zu und zog sie dann halb auf seinen Schoß. Ein Schwall übler Mundgeruch schlug ihr entgegen und ließ sie würgen. Was würde nun mit ihr geschehen? Wollte man sie etwa verhökern? Sie war doch kein Vieh, das man an den Meistbietenden verscherbeln konnte… ♠ ♠ ♠ Zur gleichen Zeit lief Mamoru unruhig im Zimmer auf uns ab. Die Decke fiel ihm bereits auf den Kopf und er fühlte sich nutzlos. Vor einer Stunde war er noch einmal im Polizeipräsidium gewesen und hatte mit Kommissar Takagi gesprochen. Leider wurde er von ihm nur weiterhin vertröstet und wieder heim geschickt, obwohl er so gehofft hatte, dass man endlich was unternehmen würde. Wie konnte die Polizei nur tatenlos rumsitzen, wo seine Bunny doch entführt und in den Fängen einer äußerst skrupellosen Frau war? Nachdem er die zu Hause die Tür hinter sich geschlossen, die Jacke aufgehangen und seine Schuhe abgestreift hatte, fiel ihm sofort die Stille auf, die ihn auf einmal umgab. Sämtliche Geräusche waren vor der Haustür geblieben – dass Vogelgezwitscher, das Rascheln der Blätter, der spärliche Autoverkehr am Stadtrand und der sonstige Alltagslärm. Auf einmal hatte er das Gefühl, von einem ungeheuren Gewicht niedergedrückt zu werden. Es war die Einsamkeit, die schwer auf seinen Schultern lastete. Jetzt, wo er allein war, hier in seinen vier Wänden. Umgeben von Dingen, die ihn allesamt an Bunny erinnerten. Doch eigentlich war alles leer… Leer im Haus und Leer in seinem Inneren. Nachdem er rastlos von einem Zimmer ins das Nächste gegangen war, blieb er bei Bunny’s Schlafzimmer hängen und ließ sich auf ihrem Bett nieder. Ihr Duft, der noch in der Bettwäsche hing, stieg ihm sofort in die Nase… „Warum? Warum sie?“ rief er laut aus. Schnell schlug das Gefühl der Einsamkeit in Wut um und seine Faust schlug immer wieder auf die Matratze, während ihm die Tränen in die Augen stiegen. Nachdem seine Tränen versiegt waren, fasste er einen Entschluss. Es war ihm egal, ob er Ärger bekommen und man ihn verurteilen würde. Aber er konnte einfach nicht länger tatenlos rumsitzen… nein, er musste endlich etwas unternehmen. Es war von Anfang an ein Irrglauben gewesen, dass die Polizei sofort nach Frau Watanabe und Bunny suchen würde… vermutlich würde auch in einer Woche oder einem Monat noch nichts passiert sein. Nun wollte er die Suche lieber selber in die Hand nehmen und dabei war es ihm egal mit welchen Mitteln. Hauptsache er konnte seine Usako bald wiedersehen und sie in seine Arme schließen… er wollte sie zurück, komme was wolle. Entschlossen stand Mamoru auf und lief hastig ins Wohnzimmer um sein Handy zu holen. „Herrn Oyamada? Hallo, hier ist Mamoru Chiba. Ich wollte sie um einen Gefallen bitten…“ kurz lauschte er seinem Gesprächspartner, nickte dann aber sofort. „Gut, ich werde dann in circa einer halben Stunde bei Ihnen sein. Vielen Dank!“ Nachdem er das Gespräch beendet hatte, schlüpfte er in seine Schuhe, schnappte sich seine Jacke und den Schlüssel und macht sich auf den Weg zu seinem Arbeitgeber. Unterwegs klingelte sein Handy und sein erster Gedanke war, dass es die Polizei war. Doch seine Stimmung wurde sofort wieder gedämpft, als er sah, dass es nur Motoki war, der ihn gerade anrief. „Hallo Motoki. Was gibt es?“ meldete er sich. „Mamoru, gut dass ich dich erreiche. Ich bin gerade auf dem Weg ins Krankenhaus zu Minako, sie hat mich vorhin angerufen. Nachdem sie letzten zwei Tage weder dich noch Bunny erreichen konnte, macht sie sich nun natürlich Sorgen und hat sich am Telefon nicht abwimmeln lassen. Und bevor ich ihr irgendetwas von der Entführung erzähle, wollte ich deine Meinung hören...“ „Bitte erzähle Minako vorerst nichts von alledem. Das wäre in ihrem Zustand nicht förderlich und wir sollten momentan noch jegliche Aufregung und unnötigen Streß von ihr fernhalten.“ „Hm, ja das habe ich mir auch schon gedacht. Nur was soll ich ihr dann sagen, dass sich Bunny nicht meldet und bei ihr blicken lässt? Sie wird definitiv eine Erklärung verlangen…“ Kurz wechselte Mamoru das Ohr, ehe er sprach. „Erzähl ihr einfach, Bunny würde mit einer schweren Erkältung im Bett liegen und könne kaum sprechen. Ich hoffe, dass sie uns das erst einmal abnimmt, denn ich habe ansonsten wirklich keine Ahnung, was wir ihr erzählen könnten.“ „Okay, ich versuche mein Bestes, Minako erst einmal davon zu überzeugen, so dass sie keine weiteren Fragen stellt.“ entgegnete Motoki, bevor ein kurzes Schweigen zwischen den Beiden herrschte. „Und du bist gerade auch unterwegs?“ „Ich bin gerade auf dem Weg zu meinem Chef.“ antwortete Mamoru kurz und knapp. Er wollte Motoki ja nicht unbedingt auf die Nase binden, dass er diesen um einen besonderen Gefallen bitten wollte, damit er Bunny aufspüren konnte. Doch es war, als wenn Motoki einen sechsten Sinn hatte oder Gedanken lesen konnte… „Was willst du denn bei deinem Chef? Du bist doch krank geschrieben! Ah… planst du also doch einen Alleingang? Ich hoffe wirklich, dass du weißt, was du machst und in was für eine Gefahr du dich begibst, Mamoru.“ „Keine Angst, mein Freund. Ich bin mir der Gefahr vollständig bewusst. Aber würdest du für die Frau die du liebst, nicht auch alles unternehmen wollen?“ Über seine Worte selbst erschrocken, hätte sich Mamoru für diesen Fauxpas am liebsten sofort selbst auf die Zunge gebissen. „Entschuldige…“ „Schon gut. Versprich mir bitte nur eins… - bitte bring Bunny wohlbehütet wieder heim und pass auf dich auf!“ 10 Minuten später stand Mamoru vor dem Büro seines Chefs und zögerte. Ein wenig unbehaglich war ihm schon und er rang kurz mit sich. Sollte er das wirklich tun? Sollte er wirklich Hilfe in Anspruch nehmen, auch wenn es bedeutete, dass er sich mit dubiosen Leuten einlassen musste? Denn so ganz wusste er auch nach all den Jahren nicht, welche Rolle sein Chef bei der Yakuza wirklich spielte… Nachdem er geklopft hatte, wurde er nur Sekunden später herein gerufen. Im Büro warteten neben seinem Chef auch zwei weitere Männer in sehr teuer wirkenden Anzügen. „Hallo Mamoru, bitte nehmen Sie doch Platz.“ Herr Oyamada deutete ihm an, sich zu setzen. "Also, was kann ich denn genau für Sie tun?" Kapitel 17: ------------ Im Büro warteten neben Herr Oyamada auch zwei weitere Männer in teuer wirkenden Anzügen, die mit grimmigen Blick und hinter dem Rücken verschränkten Armen direkt hinter dessen riesigem Ledersessel standen. Ein wenig verhalten und leicht beunruhigt trat Mamoru vor seinem Chef. »Hallo Mamoru, bitte nehmen Sie doch Platz.«, wies Herr Oyamada ihn direkt an und deutete mit dem ausgestreckten rechten Arm auf die Stühle vor sich. Für einen kurzen Moment gab der hochgerutschte Hemdsärmel dabei einen Blick auf die goldene und mit Diamanten versetzte Rolex an seinem Handgelenk frei, die Mamoru sofort ins Auge fiel. Er wunderte sich, wieso ihm dieser extrem protzig wirkende Luxusgegenstand bisher nie bei seinem Chef aufgefallen war. Jedoch war er nicht hier, um auf solche Nebensächlichkeiten weiter einzugehen oder sich darüber Gedanken zu machen. Mit zusammengefalteten Händen lehnte sich Herr Oyamada nun ein wenig in seinem Stuhl vor, nachdem Mamoru sich wie befohlen auf einem der Stühle vor dem riesigen dunklen Schreibtisch niedergelassen hatte. »Also, was kann ich für Sie tun? Sie haben vorhin von einem Gefallen gesprochen, um den Sie mich bitten möchten. Hat es was mit ihrer entführten Freundin zu tun?« Überrascht blickte Mamoru von seinen Händen auf, die er bis eben noch nervös gefaltet hatte. Wie konnte er davon wissen? Er war sich eigentlich sicher, dass er bis auf Motoki niemanden von der Entführung erzählt hatte. Und außer den Ermittlern bei der Polizei war niemand eingeweiht und seines Erachtens bisher auch nichts an die Öffentlichkeit durchgedrungen. »Woher wissen Sie davon?«, fragte er mit einem dicken Kloß im Hals und war sichtlich irritiert. Herr Oyamada lachte laut auf und auch die beiden Männer, die bei ihm standen konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Ach mir kommt so Einiges zu Ohren, Mamoru. Und wenn es dann auch noch um die Freundin eines meiner besten Angestellten geht, dann werde ich natürlich hellhörig.«, sagte er in gelassenem Ton, während Mamoru nur unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte. »Nun würde mich natürlich interessieren, was ich genau für Sie tun kann.« Kurz räusperte sich Mamoru, ehe er als Einstieg begann, ein wenig von seiner Vergangenheit und der Zeit im Waisenhaus zu erzählen. Es war das zweite Mal innerhalb weniger Tage, dass er all das wiederholte, was er bis vor kurzem noch erfolgreich zu verdrängen vermochte. »Ich gehe davon aus, dass unsere frühere Heimleiterin irgendetwas mit Bunny plant und sie es nur vorgeschoben hat, dass sich ihre leibliche Mutter dort gemeldet hat.“ Kurz machte er Pause um Luft zu holen und sich noch einmal zu sammeln. »Soweit ich mich noch erinnere, hatte Frau Watanabe schon damals regelmäßig äußerst regen Kontakt mit zwielichtigen Gestalten. Ich habe wirklich Angst um das Leben meiner Freundin.«, schloss Mamoru seinen Vortrag. Sein Chef und auch die beiden anderen Männer hatten ihm aufmerksam zugehört und nun machte sich eine kurze Stille im Raum breit. Wenige Minuten später griff Herr Oyamada zu seinem Telefon und wählte eine Nummer. Bereits nach dem ersten Klingeln nahm dort jemand ab. »Bitte überprüfe jemanden für mich, Ami. Ich benötige alle relevanten Informationen zur Person selbst, bis hin zum Aufenthaltsort. Der Name lautet Tora Watanabe.« Mamoru konnte nicht verstehen, was die Frau am Telefon sagte, doch sein Chef nickte verstehend. »Ach und Ami, bitte kümmere dich sofort. Es eilt.« Damit beendete er das Telefonat und legte auf. Mit dem Blick aufs Telefon gerichtet, schien er gerade die nächsten Schritte zu überlegen und Mamoru wollte ihn nicht drängen, doch seine innere Unruhe und Rastlosigkeit drängten unnachgiebig nach draußen. »Was können wir unternehmen? Bitte - ich habe Angst um Bunny’s Leben, wenn nicht bald.« Er hielt inne, als er die erhobene Hand seines Chefs sah. »Mamoru, bitte. Haben Sie ein wenig Geduld. Wir sollten erst einmal abwarten, was wir für Informationen über Frau Watanabe erhalten. Wir brauchen Anhaltspunkte, wo sie Ihre Freundin festhalten könnte. Erst dann können wir alles Weitere planen. Aber seien Sie unbesorgt, es wird nicht weiter als eine halbe Stunde dauern; Ami ist ein Ass auf ihrem Gebiet und kommt an sämtliche Informationen, die man benötigt.« Herr Oyamada gab einem der anderen Männer mit einer kurzen Handbewegung ein kurzes Zeichen und dieser verschwand, um dann Minuten später mit zwei Tassen Kaffee wiederzukommen. »Vielen Dank, Yuuto. Ihr dürft dann gehen.« Wieder fiel Mamoru der autoritäre Ton seines Chefs auf. Ob er ihn wegen der Männer und seiner Vermutung um dessen Position bei der Yakuza fragen sollte? Doch er entschied sich dagegen. Wenige Minuten waren erst vergangen, seit die beiden Männer den Raum verlassen hatten, doch kam es Mamoru bereits wie Stunden vor. Immer wieder glitt sein Blick zu der großen laut tickenden Wanduhr und wieder zurück zum Telefon. Sein Chef war wie immer die Ruhe selbst und nippte seelenruhig an seinem Kaffee; doch die Unruhe von Mamoru und wie dieser immer wieder zur Uhr und zum Telefon schaute, war ihm natürlich nicht entgangen. »Ich kann verstehen, dass Sie nervös sind, Mamoru. Aber seien Sie wirklich unbesorgt. Meine Leute tun ihr Bestmögliches und sobald wir alle nötigen Informationen haben, werden wir sofort mit der Suche nach Ihrer Freundin beginnen. Unsere Quellen sind zu 100% sicher und zuverlässig.« Zögernd nickte Mamoru ihm zu und griff nach der Tasse mit dampfenden schwarzen Kaffee. Vielleicht würde das ein wenig seine Nerven beruhigen. Doch gerade als er die Tasse an seinem Mund angesetzt hatte, um einen Schluck zu nehmen, schrillte das Telefon und er stellte die Tasse wieder ab. Jede Faser in seinem Körper war bis zum Zerreißen angespannt und er hoffte und betete, dass nun sie die entscheidenden Informationen erhalten würden, um seine endlich zu retten. »Ami? ... Ah ja, gut gut. Bitte schicke mir die Daten und Adressen noch per eMail... - hast du bereits getan? Gutes Mädchen! Ich danke dir.« Ein Lächeln lag auf Herr Oyamada‘s Gesicht, als er den Hörer wieder auf das Telefon legte und auf seinem Laptop seine eMail's aufrief. Sein Blick fiel auf Mamoru, der sich auf seinem Stuhl nach vorn gebeugt hatte. Darauf wartend, dass sein Chef endlich berichtete, was seine Leute herausgefunden hatten. »Wir haben sie, Mamoru. Meine Leute konnten den Ort ausfindig machen, an dem Ihre Freundin möglicherweise festgehalten wird. Ich muss Ihnen aber auch sagen, dass es kein leichtes Unterfangen wird, sie dort rauszuholen. Sofern wir richtig informiert sind, ist ihre ehemalige Heimleiterin in die Machenschaften eines Mädchenhandelsrings verstrickt. Leider liegen uns hierzu noch keine genaueren Informationen vor. Ich habe Ami aber gebeten, hierzu weiterhin zu recherchieren.« Mamoru stockte der Atem. Mädchenhandel? Er hatte bereits mit Einigem gerechnet, aber das übertraf seine schlimmsten Befürchtungen. Die Vorstellung, dass seine Bunny an irgendwelche schmierigen alten Männer verkauft werden, ließ ihn erschauern. »Und die Informationen sind absolut sicher? Auch wo Bunny hingebracht wurde? Wann können wir los?« Herr Oyamada tippte etwas in seinen Laptop ein. »Ich schicke die eMail in diesem Augenblick an meine Leute weiter. Wir müssen äußerst vorsichtig sein, um das Leben ihrer Freundin nicht zu gefährden. Und wenn das mit dem Mädchenhandelsring stimmen sollte, können wir es uns nicht leisten, das zu ignorieren.« Zwei Stunden später saß Mamoru unruhig und angespannt neben Herrn Oyamada auf Ledersitzen in einer schwarzen BMW 7er-Limousine. Noch immer hatte er keine konkrete Aussage darüber erhalten, wo genau sich Bunny befand und was man über Frau Watanabe in Erfahrung gebracht und eventuell gegen sie verwendet werden konnte. Sein Chef hatte ihm lediglich mitgeteilt, dass es hier um die Machenschaften eines Mädchenhandelsrings ging. Jedoch war diese Information schon beunruhigend genug. Seinen Blick richtete er aus den verdunkelten Fenstern und bemerkte die weitläufigen Reisfelder an denen sie soeben vorbei fuhren. Sie mussten also schon ein ganzes Stück außerhalb von Tokyo sein. »Bisher haben Sie sich mit den Informationen doch sehr bedeckt gehalten. Wann genau werden wir Vorort sein? Und was haben Sie geplant, um Bunny da raus zu holen?«, fragte Mamoru nun, hielt den Blick jedoch weiterhin aus dem Fenster des fahrenden Autos gerichtet. Er sah jedoch aus dem Augenwinkel, wie sein Chef von seinem Laptop aufblickte und zu ihm schaute. »In circa 10 Minuten, Mamoru. Und es ist wahrscheinlich, dass Ihnen der Ort bekannt vorkommen könnte, denn es handelt sich um ein Gebäude, welches zum Grundstück gehört, auf dem auch Ihr Waisenhaus steht. Ich weiß natürlich, dass es eine schwierige Situation für Sie ist, aber ich möchte Sie noch einmal bitten, Ruhe zu bewahren.«, entgegnete Herr Oyamada und wandte sich wieder seinem Laptop zu. »Sobald wir angekommen sind, werden meine Leute erst einmal die Lage auskundschaften. Erst dann entscheiden wir über die weitere Vorgehensweise.« Mamoru blickte kurz auf seine Uhr. 10 Minuten .. 600 Minuten .. 36.000 Sekunden. Wie bei einem Countdown zählte er rückwärts und verfolgte den Sekunden- und Minutenzeiger. Tick Tack. Tick Tack. Erst 2 Minuten waren vergangen und wenn er sich weiterhin darauf konzentrierte, würde er wirklich noch wahnsinnig werden. Doch wie und womit sollte er sich gerade ablenken? Er saß in einem fahrenden Auto und sein Chef war auch mit irgendetwas beschäftigt, denn er tippte die ganze Zeit etwas auf seinem Laptop ein. Wie es Bunny wohl gerade ging? Kurz schloss Mamoru seine Augen und sah sie. Sah seinen blonden Engel, wie sie glücklich lachend über die Wiese hinter ihrem Haus lief. Sah sie, wie sie im Bett auf ihm saß und auf ihn hinunterblickte, während ihre langen blonden Haare wie flüssige Seide über ihre nackten Schultern fielen. Er vermisste sie wahnsinnig und hinter seinen geschlossenen Lidern bildeten sich Tränen. »Mamoru? Wir sind da!«, riss sein Chef ihn aus seinen Gedanken und seiner Melancholie. Sofort drehte Mamoru seinen Kopf um aus dem Fenster zu blicken und sich die Gegend genauer anzuschauen. Sie hatten direkt vor einem Lastwagen, ein wenig Abseits im Schutz der Bäume und Sträucher gehalten. Doch er konnte ohne Probleme an ihnen vorbei schauen. Herr Oyamada’s Vermutung hatte sich als Richtig erwiesen, denn das Gebäude, welches groß vor ihnen aufragte, war ihm tatsächlich bekannt. Jedoch konnte er sich nicht mehr erinnern, ob er damals im Gebäude selbst gewesen war und wofür es genutzt wurde. »Ja…! Ja, ich kenne dieses Gebäude tatsächlich von früher. Jedoch bin ich nicht sicher, ob ich jemals drinnen gewesen bin. Falls Sie also gehofft hatten, dass ich Ihnen womöglich mehr dazu sagen kann, muss ich dies leider verneinen.« Kurz räusperte er sich. »Wie geht es nun weiter?« Ohne etwas zu entgegnen, hob sein Chef seinen Arm und zeigte neben das Gebäude. Sofort fielen Mamoru mehrere schwarz gekleidete Männer auf, die langsam um das Gebäude herum pirschten. Schritt für Schritt und immer im Schatten versteckt, tasteten sie sich Meter für Meter vor. Fasziniert verfolgte er jede ihrer Bewegungen und war sich sicher, dass es sich um ein speziell ausgebildetes Sondereinsatzkommando handelte. »Wird das Gebäude etwa gestürmt?«, fragte er, als ihm die Maschinenpistolen auffielen, die die Männer bei sich trugen. Ihm war bekannt, dass die Yakuza Maschinenpistolen der Marke ‘Heckler & Koch MP5‘ benutzten und bei dem Gedanken, dass es hier womöglich bald einen Kugelhagel geben könnte, wurde Mamoru ganz anders zumute. »Seien Sie unbesorgt, es werden keine unschuldigen Menschen verletzt. Bei den Waffen handelt es sich um die Grundausstattung meiner Leute. Ich trage zu meinem persönlichen Schutz auch immer eine Handfeuerwaffe bei mir.« Kurz hob Herr Oyamada sein Sakko und präsentierte Mamoru den Holster mit seiner Sig P229. Wenig später hörte Mamoru ein Knacken und Rauschen. Erst jetzt registrierte er, dass sein Chef sich soeben eine Art Headset aufgesetzt hatte und angestrengt den Berichten seiner Leute lauschte. »Kansuke, ist der Eingangsbereich gesichert? Konntet Ihr die Mädchen ausfindig machen? ... - Ok! Los!«, rief er in das Headset und gab seinem Fahrer das Zeichen, den Wagen zu starten, um für den Fall der Fälle sofort abfahrbereit zu sein. Mamoru hörte den Lastwagen hinter ihnen starten und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass alles gut gehen und er Bunny bald wieder in seinen Armen halten würde. Sekundenlang war nur das dröhnende Motorengeräusch der Wagen zu hören, doch dann hörte Mamoru Schüsse und wie Scheiben zerbarsten. Und dann sah er die vielen Mädchen aus dem Gebäude stürmen. Sie rannten um ihr Leben und die blanke Panik stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Zwei der schwarz gekleideten Männer wiesen ihnen den Weg zum Lastwagen. Mamoru war unterdessen ausgestiegen und sein Blick glitt suchend über die ihm entgegenkommenden jungen Mädchen. Irgendwo musste Bunny doch sein. Doch konnte er sie nirgends erblicken. Voller Verzweiflung packte er eins der Mädchen an den Armen um sie aufzuhalten. »Hast du ein Mädchen mit langen blonden Haaren und blauen Augen gesehen? Bunny ist ihr Name…« »Bunny? Das Mädchen mit den langen gold-blonden Odango's?« Mamoru nickte hoffnungsvoll. »Nein, die habe ich seit über einem Tag nicht mehr gesehen. Tut mir leid… ich muss…! Bitte lassen Sie mich los.« Das dunkelhaarige Mädchen riss sich von ihm los und rannte zum Lastwagen. Kapitel 18: ------------ Mamoru's Blick glitt suchend über die ihm entgegenkommenden jungen Mädchen. Irgendwo musste Bunny doch sein. Doch konnte er sie nirgends erblicken. Voller Verzweiflung packte er eins der Mädchen an den Armen um sie aufzuhalten. »Hast du ein Mädchen mit langen blonden Haaren und blauen Augen gesehen? Bunny ist ihr Name...« »Bunny? Das Mädchen mit den langen gold-blonden Odango's?« Mamoru nickte hoffnungsvoll. »Nein, die habe ich seit über einem Tag nicht mehr gesehen. Tut mir leid… ich muss…! Bitte lassen Sie mich los.« Das dunkelhaarige Mädchen riss sich von ihm los und rannte zum Lastwagen. Sie war bereits eine der Letzten, die mit Hilfe weiterer bewaffneter Männer die Ladefläche hinauf kletterten. Entsetzt blickte er ihr nach. Das konnte nicht sein. Sie musste sich täuschen... Bunny musste einfach dabei sein. Minutenlang stand Mamoru wie betäubt da und blickte zum Gebäude hinüber. Hoffte, dass sie doch noch heraus gerannt kam und ihm erleichtert in die Arme fallen würde. Doch sie kam nicht. Er wartete vergeblich. All ihre Bemühungen waren umsonst gewesen. Die aufsteigenden Gefühle von Hilflosigkeit; von Verzweiflung und Wut waren erneut übermächtig. Mit hängenden Schultern lief er zurück zum Wagen und mit jedem Schritt wurde ihm bewusster, dass ihre Rettungsaktion gescheitert war. Das Licht der Hoffnung war in seinen Augen fast erloschen. Und in diesem Moment hätte er nicht einmal mehr sagen können, ob es überhaupt noch eine Chance gab, Bunny zu finden und sie wohlbehalten zu ihm zurückzubringen. Frustriert beugte sich Mamoru an der offen stehenden Tür hinunter und schlug mit der flachen Hand gegen den Wagen. »Sie ist nicht hier, verdammt nochmal! Sie ist nicht hier...«, brüllte er, während ihm die Tränen in die Augen schossen und seine Sicht verklärten. Wieder war eine Salve von Schüssen aus verschiedenen Richtungen zu hören, vermischte sich jedoch keine Sekunde später mit dem Gebrüll von Männern, die nun eilig aus dem Gebäude stürmten. Lautes Stimmenwirrwarr drang nun auch aus dem Headset. »Mamoru, steigen Sie ein. Sofort! Wir müssen hier erst einmal weg.«, Herr Oyamada packte ihn am Ärmel und zog ihn zurück ins Auto. Mit quietschenden und durchdrehenden Reifen fuhr der Wagen rückwärts aus dem Waldstück wieder auf die Straße und folgte dem bereits gestarteten Lastwagen mit den geretteten Mädchen. Für Herrn Oyamada war es natürlich ein kleiner Teilerfolg, nachdem er die festgehaltenen Mädchen befreien und von dem Ort des Grauens wegschaffen konnte. Vermutlich hatte er sie damit vor einer schlimmen Zukunft bewahrt. Doch die Tatsache, dass sich Bunny nicht unter den Mädchen befand, war für Mamoru regelrecht niederschmetternd. Sein Kopf war wie leer gefegt. Sein Körper wie betäubt. Er spürte nur den intensiven Schmerz in seinem Herzen. Ohne Bunny fühlte er sich einfach unvollständig und verloren. Er vermisste sie so schmerzlich. Von tiefer Verzweiflung gepackt, vergrub er sein Gesicht in seinen Händen und verfluchte alles. Das Waisenhaus. Die Kou-Brüder. Frau Watanabe. Sein Leben. Einfach alles. Ohne sie hatte nichts mehr einen Sinn... »Quälen Sie sich nicht. Wir werden Ihre Freundin Bunny finden. Das verspreche ich Ihnen.«, sagte Herr Oyamada nach wenigen Minuten, in denen er wie wild auf seinen Laptop getippt hatte. Mit zusammengekniffenen Lippen und finsterem Blick schaute er voller Skepsis zu seinem Chef. Kurz überlegte er, was er antworte sollte. Ob er ihm sagen sollte, dass er gerade alle Hoffnung verloren hatte. Doch kein Wort kam ihm über die Lippen. Wie sollte Herr Oyamada auch wissen, wie es sich anfühlte, immer wieder den Boden unter den Füßen weggezogen zu bekommen und sich aufrappeln zu müssen. Wenn man schon immer für alles kämpfen und hart arbeiten musste, nur um ein halbwegs normales Leben führen zu können. Wenn eine negative Erfahrung der Nächsten folgte. Nie hatte er viel verlangt. Nie hatte er hohe Ansprüche gestellt. Doch die Steine, die man ihm immer wieder vor die Füße warf und die Last, die er daran zu schleppen hatte, erdrückten ihn allmählich. Sicherlich, er war ein Kämpfer durch und durch, aber irgendwann knickte auch der stärkste Mann ein. Nur sah das niemand... Herr Oyamada hielt ihm eine kleine Flasche Wasser hin, die er dankend annahm. Seine Kehle fühlte sich staubtrocken an und er nahm einen großen Schluck, ehe er sich erneut an ihn wandte. »Sind sie verheiratet, Herr Oyamada?« »20 Jahre war ich es. Unterdessen lebe ich allein. Warum fragen Sie?« Ein leichter Schatten hatte sich auf die Gesichtszüge des älteren Mannes gelegt. Auch der traurige Ausdruck in seinen Augen entging Mamoru dabei nicht. Es bestätigte ihm in diesem Moment nur das, was er schon die ganze Zeit wusste. Dass der Mann, der gerade neben ihm saß und ihm versuchte zu helfen, nur eine Maske aufgesetzt hatte, um niemanden tiefer in seine Seele schauen zu lassen. Eine Maske, damit niemand erkannte, wer und wie er wirklich war. Denn was bedeuteten schon Macht und Geld, wenn man einsam war? Wenn der Mensch, den man liebte, nicht an seiner Seite war? Wenn man sich plötzlich nicht mehr vollständig fühlte? »Fehlt Ihnen Ihre Frau? Ich meine, sind Sie denn glücklich so allein?« Er wusste, dass er sich gerade auf dünnes Eis begab. Doch er wollte es von ihm hören. Wollte, dass er es laut aussprach, wie einsam er war. Doch warum war es ihm so wichtig zu wissen, dass nicht nur er allein so fühlte? Was bedeutete es ihm, dies von einer anderen Person zu hören? Würde es dadurch ein Stück mehr erträglicher werden? Herr Oyamada seufzte kurz, ehe er das Headset abnahm und den Laptop neben sich stellte. »Hören Sie Mamoru, ich weiß, dass sie gerade unter der Situation leiden und am liebsten alles hinschmeißen würden. Aber ich glaube, es tut hier gerade nichts zur Sache, wie es mir geht. Lassen wir uns von diesem kleinen Rückschlag nicht entmutigen. Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben und wir werden so lange nach Ihrer Freundin suchen, bis wir sie gefunden haben!« Mamoru blickte zu dem älteren Mann neben sich. Seine Entschlossenheit, und dass er sich trotz seiner Einsamkeit nicht beirren ließ, imponierten ihm. Er war jemand, der seinem Glauben und seinem Herzen folgte, egal was ihm widerfuhr. Kurz nickte er ihm stumm zu und ließ sich nun ein klein wenig entspannter in den Sitz zurückfallen. Tief in Gedanken versunken hatte er den Blick starr aus dem Fenster gerichtet und einen Punkt in weiter Ferne fixiert. Bis auf das leise Dröhnen des Motorengeräuschs, war es im hinteren Teil des Wagens vollkommen still geworden. »Sie ist vor 5 Jahren gestorben.«, durchbrach Herr Oyamada plötzlich die Stille, »20 Jahre..., 20 wunderschöne Jahre war Mayumi an meiner Seite. Sie war nicht nur meine Ehefrau, nein sie war soviel mehr in meinem Leben. Sie war meine Seelenverwandte und ich habe sie vergöttert. Wenn ich gekonnt hätte, ich hätte ihr die ganze Welt zu Füßen gelegt. Doch von einem Tag auf den anderen ging es ihr plötzlich furchtbar schlecht und sie baute rapide ab. Ich bekam es mit der Angst zu tun und habe die besten Ärzte Japans engagiert, um heraus zu finden, was dafür verantwortlich war. Es hat uns den Boden unter den Füßen weggerissen, als man bei ihr akute myeloische Leukämie diagnostizierte. Leider stehen die Chancen auf Heilung bei Knochenkrebs im höheren Alter nicht mehr sonderlich gut, doch ich wollte sie einfach nicht aufgeben. Ich konnte sie nicht aufgeben.« Er stockte und fuhr sich durch das schütter werdende graue Haar. »Aber egal welche Ärzte ich konsultierte, es änderte nichts an der Diagnose und der minimalen Heilungschance. Ich musste mit ansehen, wie diese heimtückische Krankheit meiner geliebten Mayumi die Kraft raubte und sie in die Knie zwang. Doch bis zum Schluss hat sie gekämpft. Bis zum Schluss war ihr Lebenswille ungebrochen.« Herr Oyamada hatte die Augen geschlossen, als Mamoru seinen Kopf zu ihm drehte. Tief holte der Grauhaarige Luft, ehe er weiter sprach. »Sie starb in meinem Armen. Und bis heute habe ich das Gefühl, als hätte sie einen Teil von mir mitgenommen. Als wäre mir ihrem Tod auch ein Teil von mir gestorben.« »Herr Oyamada, ich ... Es tut mir so leid. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«, Mamoru ließ den Kopf und die Schultern hängen. Es tat ihm so unsagbar leid und er schämte sich für sein Verhalten. Für seine Anmaßung. Für seinen Egoismus. Er war selbst so mit seinem eigenen Schmerz und seiner Einsamkeit beschäftigt, dass er das Leid, was andere vielleicht selbst gerade empfanden oder den Schmerz, den sie bereits ertragen mussten, völlig außer Acht gelassen hatte. Ja, es war ihm sogar für eine Weile fast gleichgültig gewesen. Nun musste er erkennen, dass es Menschen in seinem direkten Umfeld gab, die genauso unter einer Situation litten und dennoch bereit waren, ihm zu helfen. Doch entgegen seiner Erwartungen legte der ältere Mann verstehend und ebenso mitfühlend eine Hand auf Mamoru's Schulter. »Machen Sie sich keine Vorwürfe, mein Junge. Es ist in Ordnung und ich verstehe ihren Gemütszustand. Und nun lassen Sie uns erst einmal zurück ins Büro fahren. Ich werde von dort einige Anrufe tätigen müssen, damit wir so schnell mehr über den Aufenthaltsort Ihrer Freundin in Erfahrung bringen.« ________________________________☜♥☞________________________________ Zur gleichen Zeit erwachte Bunny in einer ihr fremden Umgebung. Vorsichtig hob sie ein Stück weit den Kopf und blinzelte gegen das grelle Licht. Sonnenstrahlen der bereits hoch am Himmel stehenden Sonne brachen durch das große Panoramafenster und durchfluteten das Zimmer. Von massiven Kopfschmerzen und Schwindel geplagt, stöhnte sie schmerzerfüllt auf. Das heftige Wummern und Pochen in ihren Schläfen und der Stirn kaum zu ertragen. Noch immer ein wenig benommen und desorientiert, fasste sie sich an den Kopf und ließ sich zurück in das Kissen fallen. Was war nur geschehen? Wo hatte man sie nur hingebracht? Sie konnte sich einfach nicht an die letzten Stunden erinnern. Nicht einmal Erinnerungsfetzen konnte sie abrufen. Ihr Verstand war wie vernebelt. Kurz überlegte sie, ob man ihr vielleicht etwas verabreicht hatte. Ob man sie unter Drogen gesetzt hatte, um sie gefügig zu machen. Doch sie konnte sich beim besten Willen nicht an eine solche Situation erinnern. Wieder fasste sich Bunny kurz an den schmerzenden Kopf, als sie sich nun vollends aufrichtete um ihre Umgebung näher betrachten zu können. Sie rutschte an das Kopfende und lehnte dagegen, während ihr Blick neugierig durch den Raum glitt. Die Wände waren in einem sanftem Beige gestrichen; die Inneneinrichtung, bestehend aus einem Schreibtisch mit Stuhl und einem großen Kleiderschrank hell und freundlich. Das große Himmelbett, auf dem sie aufgewacht war, erschien ihr ungewohnt luxuriös. Wo um alles in der Welt hatte man sie hingebracht? Das Zimmer war das genaue Gegenteil von dem nass-kalten und muffigen Kellerverlies, wo man sie den ersten Tag festgehalten hatte, bevor man sie kurzzeitig in eine der heruntergekommenen Baracken bei unzähligen anderen Mädchen untergebracht hatte. Auf wenige Quadratmeter zusammengepfercht, hatte sie dort wenige Stunden verbracht. Hatte sich mit einigen der Mädchen unterhalten und ausgetauscht. Ihr Blick war durch den Raum geglitten. Was sie sah, hatte sie tief erschüttert. Sie sah soviel Leid und Schmerz in den Gesichtern. Viele der Mädchen hatten sich bereits aufgegeben und vegetierten nur noch dahin. Mädchen, mit getrübten Augen, die kaum mehr Lebenswillen zeigten. Mädchen, deren Willen man bereits vollständig gebrochen hatte. Schmerzlich war Bunny bewusst geworden, dass sie alle das gleiche Schicksal teilten. Dass man sie von ihren Liebsten, von ihren Familien und Freunden, weggerissen und entführt hatte. Dass keiner mehr sagen konnte, dass sie sie jemals wieder sehen würden. Oh Mamoru. Der Gedanke an ihn trieb ihr die Tränen in die Augen. Die Sehnsucht nach ihm war schier unerträglich. Seit man sie von ihm fortgerissen hatte, klaffte ein tiefes Loch in ihrem Herzen, dass sich immer mehr in eine tiefe Kluft verwandelte. Schniefend wischte Bunny sich mit dem Ärmel ihres Pullovers die Tränen vom Gesicht und rutschte über das Bett zum Fußende. Ihr Blick fiel auf den hellgrauen flauschigen Teppich. Langsam setzte sie ihre Füße auf dem Boden auf und zog sich am Gestell des Himmelbettes auf die Beine. Für einen kurzen Moment musste sie jedoch die Augen schließen, als der Schwindel sie erneut überkam. Schritt für Schritt lief sie mit wackligen Knie hinüber zum Panoramafenster und lehnte gegen das kühle Glas. Von hier aus hatte man einen wirklich überwältigenden Blick auf weite Wiesen und Felder und sehnsüchtig schaute sie zu den großen Trauerweiden, deren Äste und im Wind heftig hin und her schwankten. Erschrocken fuhr sie herum, als die schweren Flügeltüren aufgerissen wurden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)