Wie weit wirst du gehen... von BloodyRubin (...für deine Familie?) ================================================================================ Kapitel 16: Ende und Anfang --------------------------- Geduldig hatten Shigure und die anderen vor der Tür ausgeharrt. Niemand wusste, was im Inneren von Akitos Zimmer vor sich ging. „Das ist doch Zeitverschwendung. Warum gehen wir nicht einfach nach Hause?“ fragte Kyo gelangweilt. „Erst wenn das Gespräch vorbei ist.“ erwiderte Shigure. Er machte sich große Sorgen um seinen alten Schulfreund. Warum war er überhaupt gekommen? Ein Kribbeln überkam ihn. Erst schob er es auf die Aufregung, doch es wurde immer schlimmer. „Was habt ihr denn?“ erkundigte sich Toru besorgt. Aus den Augenwinkeln konnte der Hunde-Eto sehen, dass es den anderen nicht besser erging. „Fühlt ihr euch auch so komisch?“ „Ja. Was ist das?“ „Seht doch!“ rief Yuki plötzlich und deutete zur Tür. Ein helles Licht drang durch den Türspalt. Wie auf ein geheimes Zeichen stürzten sie in den Raum. Was sie dort sahen, ließ sie fassungslos stehenbleiben. Akito hing wie an unsichtbaren Fäden mit ausgebreiteten Armen in der Luft. Sein Kopf war leicht in den Nacken gelegt, seine Augen geschlossen und sein Körper von einem hellen Licht umgeben. Die Macht, die von ihm ausging, war fast greifbar. „Was ist hier los?“ brachte Hatori endlich heraus. Ayame antwortete nicht, sondern lächelte nur. Shigure kam ein Verdacht. „Hast du etwa...Aber warum? Niemand hätte es dir verübelt, wenn du es nicht getan hättest.“ „Vielleicht. Aber ich kann nicht nur an mich denken. Und außerdem hätte ich es mir nie verziehen, diese Chance einfach weggeworfen zu haben.“ „Wovon sprecht ihr überhaupt?“ fragte Kyo völlig durcheinander. Ehe jemand etwas sagen konnte, wurde das Kribbeln unerträglich. Inzwischen hatte Shigure das Gefühl, jemand würde ihm Säure über den Körper gießen. Dann hörte es so abrupt auf, dass er verwirrt blinzelte. Neben ihm stand ein Hund, der aus seltsam geisterhaften Licht zu bestehen schien. Fassungslos beobachtete er, wie der Hund sich veränderte und zu einem Abbild von ihm wurde. Bei Yuki, Hatori und Ayame war es ebenso. „Sind das...unsere Junishi-Formen?“ flüsterte Hatori ungläubig. „Scheint wohl so.“ erwiderte Shigure. „Unglaublich.“ fügte Toru fasziniert hinzu. Wie aus dem Nichts erschienen auch die Formen der anderen, die mit dem Fluch zu tun hatten. Nebeneinander flogen sie an die Seite des Familienoberhauptes, das endlich die Augen öffnete und sie musterte. „Nach so langer Zeit sind wir endlich frei. Ich danke dir, Ayame. Trotz all dem Unrecht, das Akito über euch alle gebracht hat, hast du deinen Hass nicht die Oberhand gewinnen lassen. Durch deine Tat hast du gezeigt, dass es wirklich jemanden gibt, dem Akito etwas bedeutet. Behalte diese Einstellung. Wir werden jetzt gehen.“ Shigure fiel auf, dass sich Kyo gar nicht bei den Wesen befand. „Was ist mit Kyo? Auch er trägt etwas von dem Fluch in sich.“ „Richtig. Tritt vor, Kyo.“ Eindeutig nervös kam der Orangehaarige der Bitte nach. „Soso, die Katze also. Eigentlich gehörst du überhaupt nicht zu uns.“ „Das weiß ich.“ murmelte Kyo bedrückt und ohne das Wesen anzusehen. „Allerdings hast du sehr lange für deinen Fehler gebüßt. Und es wäre grausam von mir, dich zurückzulassen.“ Damit sank die Gestalt zu dem Orangehaarigen und ergriff seine Hand. „Ich verzeihe dir und gestatte es, dass du uns begleitest.“ Mit einem leichten Lächeln kehrte das Wesen an seinen Platz zurück, wobei es einen geisterhaften Kyo hinter sich herzog. Also dann, lebt wohl. Oh, eine Sache noch. Ich werde Akito von seiner Lungenentzündung befreien und ihn etwas widerstandsfähiger machen. Das bin ich ihm schuldig.“ „Vielen Dank.“ sagte Shigure und verneigte sich tief. Die anderen taten es ihm nach, was das Wesen anscheinend lustig fand. „Ihr Menschen seid wirklich interessant. Vielleicht sehen wir uns irgendwann einmal wieder.“ Das Licht, das von Akitos Körper ausging, verstärkte sich und Shigure wandte das Gesicht ab. Nur Sekunden später war es wieder so dunkel im Raum wie vorher. Das Familienoberhaupt lag bewusstlos am Boden. „War das...ein Traum?“ durchbrach Yukis zögernde Stimme die Ruhe, die eingekehrt war. „Dann haben wir alle das selbe geträumt.“ „Lasst es uns doch einfach ausprobieren.“ schlug Ayame vor und nahm Toru in die Arme. Wie lange er da so stand, konnte Shigure nicht sagen. Doch es passierte nichts. Kein Knall, kein Rauch, keine Verwandlung. „Еs ist vorbei...“ brachte Shigure endlich heraus und strahlte die anderen an. „Aber warum?“ erkundigte sich Toru. Kurz erklärte der frühere Hunde-Eto, was in der letzten Zeit passiert war, wobei er die schlimmsten Details wegließ. „Ernsthaft? Ein Kuss, um einen Fluch zu brechen? Ist das nicht etwas kitschig?“ „Beschwer dich gefälligst nicht, dumme Katze. Hauptsache, es hat funktioniert.“ „Suchst du Streit, verdammte Maus?“ fauchte Kyo zurück. „Benehmt euch, ihr beiden. Wenn ihr kämpfen wollt, tut das zuhause. Erstmal sollten wir uns um Akito kümmern.“ Hatori untersuchte das Familienoberhaupt sorgfältig. „Puls und Atmung sind normal und das Fieber scheint auch gesunken zu sein. In ein paar Tagen sollte er sich erholt haben.“ „Ich bleibe noch, bis er aufwacht.“ meinte Shigure und warf einen Blick zu den anderen. „Wenn ihr wollt, könnt ihr ja schon nach Hause gehen.“ Ein simultanes Kopfschütteln antwortete ihm. „Ich bleibe auch.“ kam es vom Familienarzt. „Was ist mit dir, Ayame?“ „Ich werde ebenfalls abwarten. Auch wenn ich nicht weiß, was uns erwartet, will ich wenigstens sehen, dass es ihm gut geht.“ Lange mussten sie nicht warten, bis Akito wieder erwachte. „Was...was ist passiert? Mir dreht sich alles.“ „Ayame hat den Fluch gebrochen.“ erklärte Hatori schlicht. „Ayame...“ Ruckartig setzte das Familienoberhaupt sich auf und verzog kurz das Gesicht, bevor er den Silberhaarigen entdeckte und etwas wacklig aufstand. „Du solltest dich noch etwas schonen.“ Akito beachtete Hatori nicht, sondern ging auf Shigures alten Schulfreund zu, der instinktiv zurückwich, bis er durch eine Wand aufgehalten wurde. „Ist das wahr?“ Beunruhigt verfolgte der Rest, wie Ayame nickte. Ohne Vorwarnung packte Akito den anderen am Handgelenk und zog ihn an sich. Ayame verkrampfte sich kurz, die goldenen Augen vor Überraschung geweitet. Dann wurde er ruhiger und löste sich behutsam aus der Umarmung. „Du bist wirklich stur.“ murmelte er. „Obwohl so viel passiert ist, hast du den Fluch doch aufgehoben. Wie kann ich dir je dafür danken?“ „Keine Wutausbrüche mehr. Wir alle wollen dich unterstützen. Aber das geht nicht, wenn wir Angst davor haben müssen, in deine Nähe zu kommen.“ „Ich verspreche es. Und...was ist mit uns?“ „Dazu kann ich noch nichts sagen. Es wird dauern, bis ich dir überhaupt wieder vertrauen kann. Bis auf weiteres musst du dich hiermit zufrieden geben.“ Ayame griff in seine Tasche, nahm eine silberne Kette heraus und legte sie um. Dann küsste er Akito kurz auf die Wange und verließ das Zimmer. Auch die anderen verabschiedeten sich. „Was für ein Tag.“ seufzte Shigure. „Denkst du, es ist wirklich vorbei?“ „Ich glaube, es hat erst begonnen. Lasst uns sehen, was die Zukunft bringt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)