Das Einzige von -Echo ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Mello hatte alles versucht. Er hatte ihn ausgelacht, ihn ignoriert und gedemütigt. Er hatte ihn geschlagen und getreten, hatte mehr als nur seine Gefühle verletzt. Doch Near hasste ihn nicht. Er hatte ihn ausgenutzt, missbraucht, verachtet und verleugnet. Doch was er auch tat, er konnte es nicht. Er konnte Near nicht dazu bringen ihn zu hassen. So zu hassen, wie er ihn hasste, so zu hassen, dass er gehen konnte. Gehen mit dem reinen Gewissen, jemandem, der ihn hasste, mit seiner Abwesenheit einen Gefallen zu tun. War es etwa schon wieder etwas, das Near besser beherrschte als er? Gehasst zu werden? Sollte das nicht einfach sein, so einfach wie selbst zu hassen, viel einfacher, als gemocht zu werden, als geliebt zu werden? War dem wirklich so? Wo lag die Grenze? Zwischen dem und dem, was niemals über seine Lippen kam? Ein unerträgliches Brennen, zwei Dinge so unterschiedlich, wie sonst nichts auf dieser Welt, und doch so gleich, wie kaum etwas. Ein Spiegel, der das Äußere nach innen kehrte und dennoch nur reflektierte, was er sah. Hass mich! Verdammt, tu es endlicht! Ein verzweifelter Wunsch, dessen Ursprung schon lange im trüben See der Gedanken versunken war, aber stetig vom Grunde herauf Wellen schlug, angetrieben von einer unsichtbaren Macht. Mello hatte sich selbst nie verstanden, hatte nie wirklich gefunden, wonach er suchte, hatte nie wirklich nach dem gesucht, was er letzten Endes fand. Konnte sich nicht einordnen, in die Geschichte, in die Welt, in alles, was ihn umgab. War immer unter vielen der eine, nie der eine unter vielen, auch wenn er sich verzweifelt danach sehnte, in diesen Momenten, die ein jeder kennt und hasst. Ja, hasst. Es sind die Momente in der Nacht, wenn man aufwacht ohne besonderem Grund und dann Angst bekommt, vor den Monstern der Dunkelheit, die noch nie da waren, aber immer präsent sind, nicht als Lebewesen, sondern als pure Gedankenkraft, viel zerstörerischer noch. Kannte Near diese Momente? Hasste er sie? Wie? Eine Antwort, eine einzige, wie immer unerreichbar, nicht geschaffen für die Nummer zwei, die sich wünschte, die Nummer eins zu sein und sie zu kennen. In dem Augenblick, als er den Schmerz in seiner Brust fühlte, der sich von dem unterschied, den er schon lange ignorierte, war der Wunsch stärker als je zuvor, füllte sein Bewusstsein wie Watte, begleitete ihn hinab ins Dunkel. Ein letzter stummer Schrei, gehört von den Flammen allein und vielleicht von dem Gott, an dessen Existenz Mello so verzweifelt glaubte, geglaubt hatte. Hass mich endlich! Stille. Ein hauch der Trauer, schwere Regentropfen, die ihren Weg durch schneeweiße Strähnen suchen. Wasser benetzt das jugendliche Gesicht, es topft aus dem wilden Haar, rinnt in dünnen Bahnen über blasse Haut, versickert unsichtbar in weißem Stoff. Gedanken wie ein Vorhang, versperren die Sicht auf die Außenwelt, liegen auf schmalen Schultern wie Blei. Ein unbekanntes Gefühl, tief, irgendwo dort, wo es niemand sieht. Verborgen unter einer Maske, kalt, wie der Stein ohne Namen, dort wo einer hätte sein sollen. Trostlos. Am Ende bleibt nichts zurück. Einsamkeit. Der Gedanke des verlassen Werdens, des verlasen Seins. Auf sich allein gestellt, der Welt begegnen ohne ihn. Der Tag ohne Nacht, die Sonne ohne Mond, die Antwort nach der niemand mehr fragt. Nur zwei Dinge, die immer wären werden, als Stetigkeit, als Fakt des Universums, die Seiten die die Münzen zieren, die nicht einmal Gott, das Schicksal, das Ende zu trennen vermögen. Leben und Tod. Liebe und Hass. „Ich hasse dich, Mello. Hasse dich für das Einzige, das du nie getan hast.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)