Auf der Couch von -Suhani- (Die Charaktere beim Psychiater) ================================================================================ Kapitel 4: Erste Therapieerfolge? --------------------------------- 4. Erste Therapieerfolge? Inu Yasha hockte stumm auf dem Teppichboden und bewegte sich nicht. Sein Blick fixierte den Keks, der auf seiner Nase lag. Vor ihm stand die Therapeutin, eine Hand ausgestreckt. „Braver Junge. Bleib. So ist's brav“, sagte sie beschwörend und setzte sich auf die Couch. „So ein braver Hund. Und jetzt schnapp.“ Der Hanyou rührte sich nicht, sein Blick blieb weiter auf den Keks fixiert. Suhani grummelte leise. „Verdammt, wenn ich sage „Schnapp“, dann darfst du den Keks essen.“ Immer noch keine Reaktion. „Dann eben nicht.“ Sie schnappte sich den Keks von seiner Nase und biss selbst hinein, woraufhin ihr Patient einfach zur Seite kippte. Ohne seine Haltung zu ändern. „Fängst du schon wieder damit an? Die Medikamente können doch gar nicht mehr wirken!“ Inu Yasha blieb liegen. Die Therapeutin seufzte genervt. „Ich könnte dir ein paar Muskelrelaxantien geben, dann bist du wenigstens nicht mehr so steif.“ „Untersteh dich, ihn noch mehr unter Drogen zu setzen als sowieso schon!“ ertönte da eine Stimme hinter ihr. Sie drehte sich um und sah zur Tür, wo ihre Arzthelferin stand. „Wo bist du so lange gewesen? Ich warte seit gefühlt einem Jahr! Und in welchen Ventilator bist du geflogen?“ Die Sprechstundenhilfe strich sich ihr zerzaustes Haar glatt und klopfte Dreck aus ihrer Kleidung. Das Blut wurde sie auf diese Weise allerdings nicht los. „Du hättest Sesshoumaru nicht nur mit einem Strick anbinden sollen. Und die rosa Schleife auf seiner Stirn war auch überflüssig.“ Sie musterte ihre Chefin kurz von oben bis unten. „Scheiße, was ist denn mit dir passiert? Wieso bist du plötzlich so fett?“ Das waren ihre letzten Worte. „So, dann mach ich das halt alleine“, beschloss Suhani, nachdem sie den Müll rausgebracht hatte und stellte Inu Yasha wieder auf. „Du hast jetzt die Wahl, entweder du legst dich auf die Couch und wir fangen mit der Therapie an oder du bleibst sitzen und ich therapiere dich.“ Der Hanyou zog eine Augenbraue hoch. „Jetzt schau nicht so doof. Ich bin nicht so lebensmüde, deinen Bruder selbst zu holen. Der hätte mich schon fast gebissen, als ich ihm die hübsche Schleife auf die Stirn geklebt habe.“ Sie zuckte etwas die Schulter. „Wie hätte meine Arzthelferin ihn sonst als Geschenk erkennen sollen?“ Der Halbdämon seufzte leise und hopste auf die Couch. „Braver Patient.“ Sie setzte sich ihm gegenüber in den Sessel und nahm ihre schwarze Mappe wieder zur Hand. „Dann fangen wir doch mal ganz vorne an. Was ist deine früheste Kindheitserinnerung?“ Inu Yasha verengte etwas die Augen. „Wieso sollte ich dir das erzählen? Du hast mich unter Drogen gesetzt und versucht mich zu dressieren!“ „Ich habe doch schon eingeräumt, dass ich dir die Wurmkur vielleicht nicht hätte geben sollen. Offenbar wirkt so was auf dich anders als auf Tiere.“ „Vielleicht hättest du mir gar keine Medikamente geben sollen? Weißt du überhaupt, was die bewirken?“ „Du meinst, ob ich mich mit der Pharmakokinetik und der Pharmakodynamik der Arzneimittel auskenne, die ich dir intramuskulär in den musculus deltoideus injiziert habe?“ „Genau!“ „Natürlich kenne ich mich damit aus!“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. Sie erwiderte den Blick finster und schlug die Mappe auf. „Wir waren bei deiner frühesten Kindheitserinnerung.“ „Waren wir nicht.“ Ihr Kugelschreiber fuhr über das Papier. „Jetzt weiß ich ganz sicher, dass du vom Teufel besessen bist. Du bist Linkshänderin.“ „Wenn ich jedes Mal einen Euro bekommen würde, wenn jemand das sagt, wäre ich jetzt reich.“ „Dass du Linkshänderin bist?“ „Nein, dass ich vom Teufel besessen bin.“ „Glaubst du überhaupt an den Teufel und die Hölle?“ „Nicht direkt. Es gibt eine Hölle, aber in der verweilt man nicht für alle Ewigkeit. Wir nennen sie übrigens Naraka. Klingelt da was … oh.“ Inu Yasha hockte wieder in der Ecke, schaukelte vor und zurück und malte Kreise in nicht vorhandenen Sand. „Echt jetzt? Du reagierst so bei der Nennung eines ähnlich klingenden Namens? Vielleicht überspringen wir die Kindheit und kommen gleich zu dem dunklen Kapitel. Willst du mir davon erzählen, wie es dir ging, als du von Naraku und seiner Rolle in deinem Leben erfahren hast?“ fragte Suhani beinahe sanft. Ihr Patient drehte sich abrupt zu ihr um. „Das hat damit doch gar nichts zu tun, damit komme ich klar. Aber da war … diese … FF.“ Er erschauderte und wurde kreidebleich. „FF? Du reagierst so auf eine simple FF?“ „Die war nicht simpel! Sie war … es war … das Grauen.“ „Das Grauen? Das hast du auch gesagt, nachdem meine ehemalige Arzthelferin dir ihre … Oh, meinst du etwa die FF wo Naraku …“ „Ja.“ „Und ihr alle …“ „Ja.“ „Die hat sogar mich traumatisiert.“ Sie tätschelte seinen Kopf. „Mach dir darüber keine Sorgen mehr, diese FF wurde schon vor langer Zeit gelöscht.“ Er sah sie mit großen Augen an. „Wirklich? Meinst du das ernst?“ „Schau doch nach.“ Sie reichte ihm ein Tablet und er durchsuchte das FF-Archiv. „Siehst du? Sie existiert nicht mehr. Mittlerweile meinen einige sogar, dass sie nie existiert hat. Wie der Yeti. Viele behaupten, ihn gesehen zu haben, aber einen Beweis dafür gibt es nicht.“ Tränen füllten Inu Yashas goldene Augen, er schniefte leise und dann warf er sich in die Arme der Therapeutin und weinte vor Erleichterung. Suhani strich ihm über den Rücken. „Okay, das ist doch mal ein Anfang. Es ist gut, wenn du Gefühle zeigst. Kannst du auch sagen, was gerade in dir vorgeht?“ Er erstarrte. „Dein Bauch hat mich getreten.“ „Ja, das macht er manchmal. Besser er tritt in deine Richtung als in die andere.“ Inu Yasha rückte etwas von ihr ab, räusperte sich leise und sah ihr in die Augen. „Es hat wirklich gut getan, mit dir darüber zu reden. Danke. Ich glaube, ich bin dadurch ein völlig neuer Mensch … äh, Hanyou geworden. Ja, ich fühle mich wie neu geboren. Du hast dein Ziel also erreicht. Wir können die Therapie damit beenden, unsere eigenen Wege gehen und uns höflich zunicken, wenn wir uns auf der Straße treffen.“ Er stand auf. „Du hast sicherlich noch einiges zu erledigen. Ich halt dich dann mal nicht weiter auf. Also, man sieht sich. Und noch mal danke für alles.“ Sie sah ihm mit hochgezogener Augenbraue hinterher, als er das Behandlungszimmer verließ. Glaubte er wirklich, dass er entscheiden konnte, wann die Therapie beendet war und wann er gehen durfte? Hatte er denn überhaupt nichts dazu gelernt? In Gedanken zählte sie von drei rückwärts und als sie bei null war, ertönte ein Knall gefolgt von einem dumpfen Aufprall. Sie richtete sich auf und ging in den Vorraum, in dem ein leicht angekokelter und qualmender Hanyou an der Wand gegenüber der Tür lag und hustete. „Du bist ja nicht gerade weit gekommen, was?“ Er sah sie wütend an und fuhr sich durch sein wirres und leicht abstehendes Haar. „Hast du die Tür unter Strom gesetzt?“ „Ja.“ „Wie-so?“ „Meine Patienten versuchen häufiger zu türmen. Es wirft aber ein verdammt schlechtes Licht auf mich, wenn sie entkommen und der ganzen Welt beweisen, wie durchgeknallt sie sind. Man erwartet schließlich, dass ich den Wahnsinn eindämme und die richtig Irren einweise, damit sie weder sich noch andere gefährden können.“ „Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du eingewiesen werden solltest, weil du diese masochistischen und sadistischen Seiten in den Leuten erst vollkommen zum Ausbruch bringst? Ich bin noch nicht allzu lange dein Patient und du hast mich schon unter Drogen gesetzt, sodass ich völlig willenlos war und hast in mir das Verlangen ausgelöst, mir die Haare einzeln auszureißen und zu essen.“ Suhani legte etwas den Kopf schief. „Mmh … Seit wann kannst du dich so eloquent artikulieren?“ „Das kann ich schon immer.“ „Wieso tust du es nie?“ „Weil mich niemand lässt!“ „Wer lässt dich nicht?“ „Diese miesen, fiesen, kleinen FF-Autorinnen, die ihre Teenager-Probleme und -Komplexe an mir auslassen!“ Sie verdrehte genervt die Augen. „Sind bei dir eigentlich immer die anderen Schuld? Ich löse masochistische Gedanken in dir aus, die Autorinnen lassen dich deinen umfassenden Wortschatz nicht gebrauchen, Naraku hat deine Beziehung und dein Leben kaputt gemacht, ich hab dich unter Drogen gesetzt …“ „Du HAST mich unter Drogen gesetzt!“ „Wo wir gerade dabei sind … wieso bist du an den Kronleuchter gesprungen?“ „Ich wollte schaukeln. Weil du mich unter Drogen gesetzt hast, von denen du keine Ahnung hast!“ „Jetzt hör schon auf mit dem Thema, das ist doch Schnee von gestern. Eins deiner Probleme ist, dass du verdammt nachtragend bist. Naraku hast du seine kleine Intrige über 50 Jahre lang nachgetragen. Du stehst dir damit nur selbst im Weg. Überleg doch mal, was für ein schönes, freies Leben du hättest führen können, wenn du deine persönliche Vendetta gegen ihn aufgegeben hättest.“ Der Halbdämon öffnete den Mund, um ihr eine erboste Antwort entgegenzuschleudern, aber da wurde die Eingangstür geöffnet und ein Paketbote kam herein. Ohne einen Stromschlag zu bekommen. „Ich habe ein Paket für diese Adresse“, begann der Bote und sah von Suhani zu ihrem noch immer am Boden liegenden Patienten. „Als Empfänger ist „Therapeutin aus der Hölle“ angegeben.“ „Ja, das dürfte ich sein“, seufzte die Therapeutin. „Wo ist das Paket?“ Der DHL-Mann drehte sich um und holte eine Sackkarre mit einer mannshohen Holzkiste herein. Inu Yasha und seine Psychiaterin legten leicht den Kopf schief. Hörten sie da den Imperial March aus Star Wars? Die Melodie, die immer ertönte, wenn Darth Vader seinen Auftritt hatte? „Oh, entschuldigung, das ist mein ätzender Chef, der mich wieder fragt, ob ich auch noch in der Zeit liege.“ Der Paketbote holte sein Handy aus der Tasche, schaltete es aus und die Star Wars-Musik hörte auf. „Du magst deinen Chef nicht?“ hakte Suhani mit einem strahlenden Lächeln nach. Ihr kam da ein vorzüglicher Gedanke. „Nicht mögen? Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Ich hasse diesen Mann! Er kontrolliert jeden meiner Schritte und egal wie hart ich arbeite, ich soll immer noch mehr machen. Mein Überstundenkonto explodiert beinahe, aber wenn ich mich krank melde, muss ich diese Zeit auch noch nacharbeiten und Extra-Schichten fahren!“ „Das könnte heute dein Glückstag sein. Hast du Erfahrungen im Bereich der Psychiatrie? Oder Psychologie?“ „Äh … ich hatte Pädagogik in der Schule.“ „Oh, das reicht völlig aus. Ich musste meine Sprechstundenhilfe feuern und brauche dringend eine neue. Alleine kann ich den Ansturm an Patienten gar nicht koordinieren, außerdem ist es sehr unprofessionell, während einer Sitzung ans Telefon zu gehen. Du könntest sofort anfangen.“ „So? Was bietet mir dieser Job denn?“ „Du arbeitest am Schreibtisch im Warmen und ich bezahle einen Apfel und einen Schokoriegel pro Tag.“ „Oh, wow, bei meinem jetzigen Job bekomme ich nur eine angebissene Birne und eine leere Gummibärchentüte. Ich nehm die Stelle.“ Der nun ehemalige Paketbote riss sich die Uniform runter und warf sie zusammen mit dem Klemmbrett durch die Tür. Die beiden anderen durchlief bei dem Anblick des halbnackten, durchtrainierten Mannes ein etwas angewiderter Schauer. „Okay, das Strippen heben wir uns für sexuell deviante Patientinnen auf. Das ist als würde sich mein Bruder vor mir nackig machen“, meinte Suhani und sah betont in die andere Richtung. „Du erinnerst mich auch irgendwie an meine Schwester“, erwiderte die neue Sprechstundenhilfe und zog sich die weiße Dienstkleidung an, die auf dem Tresen lag und ihm wie wie durch ein Wunder angegossen passte. „Dann sind wir uns ja einig“, strahlte die Braunhaarige. „Eine Frage noch … wieso hast du deine letzte Sprechstundenhilfe gefeuert?“ „Sie hat sich an den Medikamenten vergriffen und ihre Mixturen an den Patienten getestet, mit fatalen Folgen.“ Ein warnender Blick in Inu Yashas Richtung bewog diesen dazu, seinen Einspruch zurückzuhalten und still liegen zu bleiben. „Oh Gott, wie ist das denn ausgegangen?“ fragte ihr neuer Angestellter. „Inu Yasha ist völlig willenlos geworden und an den Kronleuchter gesprungen, um daran zu schaukeln oder er hat völlig apathisch in der Ecke gehockt und in seinem Wahnsinn Kreise in nicht vorhandenen Sand gemalt. Es war ein hartes Stück Arbeit, ihn wieder halbwegs zu Verstand zu bringen. Und dann hat er auch noch in eine Steckdose gefasst“, erwiderte die Therapeutin mit einem erschütterten Unterton. „Es wird noch eine ganze Menge Arbeit sein, ihn wieder halbwegs wiederherzustellen, aber ich denke, ich werde es schaffen.“ Die neue Sprechstundenhilfe sah von dem Hanyou zu seiner neuen Chefin. „Ich werde dich so gut unterstützen, wie ich nur kann.“ „Sehr schön“, erwiderte sie mit einem breiten Lächeln. „Deine erste Aufgabe: Besorg mir ein Brecheisen, damit ich die Kiste aufstemmen kann." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)