Sternenseelen von Verath ================================================================================ Prolog: Seelen im Stern ----------------------- »Da! Siehst du ihn?« Attur zeigte nach oben in den Nachthimmel und deutete auf einen der vielen Sterne. »Das ist er. Ich habe ihn nach dir benannt und er wird immer für dich leuchten.« Rhez lag neben ihm im Gras und kicherte. »So ein Unsinn, Tur. Das hast du dir doch eben ausgedacht.« Empört drehte er sich zu ihr. »Niemals! Ich habe ihn entdeckt, also darf ich ihm einen Namen geben. Außerdem, kennst du die Legende der Seelen im Stern nicht?« Doch, diese kannte wohl jeder. Mütter erzählten ihren Kindern gerne davon. Dass es in jedem Stern unzählige Seelen gab, ungeborene, die eines Tages auf die Welt kamen. Es hieß, wenn man einen Stern für sich beanspruchte und ihn tatsächlich zu seinem Eigentum machen konnte, würde man von allen Seelen, die ihm innewohnten, beschützt, sobald diese auf die Erde kämen. So hatte bereits der Weltenkönig vor mehr als achttausend Jahren die Nichtwesen besiegt und ihre Welt ins Licht geführt. Rhez kicherte. »Na wenn du meinst.« Sie drehte sich ebenfalls auf die Seite, sodass sie Attur ins Gesicht sehen konnte und lehnte sich zu ihm vor. Das Gras kitzelte sie im Gesicht. Ihre Lippen berührten ganz sanft seine Wange, welche augenblicklich heiß wurde. »Danke.« Er zuckte zurück und sah sie leicht verdattert an. »Nicht… nicht der Rede wert. Habe ich doch gerne gemacht.« Vorsichtig lächelte er sie an, als wüsste er nicht, ob es in Ordnung war, aber sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und er fühlte sich wieder sicherer. Attur drehte sich zurück auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Sie alle leuchten so schön. Denkst du, wir waren auch einmal Bestandteil von einem davon?« »Wer weiß. Aber die Vorstellung wäre schön. Von dort oben könnte man alles überblicken und man hätte stets viele andere um sich; man würde sich sicher nie alleine fühlen.« Der Wind glitt über das Gras und brachte es in der Dunkelheit, die nur durch das schwache Licht der Sterne erhellt wurde, zum Wogen. Aber es war nicht kalt. Das war es hier nie. Nicht einmal in tiefster Nacht. Ruhig lagen sie nebeneinander und sahen hinauf ins Firmament, jeder seinen Gedanken nachhängend. Langsam erschien in der Ferne ein flackerndes Licht. Es kam näher und nach einer Weile erkannte man eine Laterne, gehalten von einem jungen Mann. Als er sie entdeckte, kam er direkt auf sie zu und blieb vor ihnen stehen. Sie setzten sich auf und Rhez lächelte leicht. »Du weißt doch, dass Mutter sich Sorgen macht, wenn du so lange hier draußen bist. Ich soll dich nach Hause bringen«, sprach er zu ihr. »Und dann noch immer in so einer Gesellschaft.« Sein Blick streifte Attur und war kühl; man erkannte deutlich die Abneigung darin. »Ich weiß, Beldur. Aber die Sterne sind diese Nacht doch so schön!« Rhez stand auf und deutete in den Himmel. Beldur hingegen schenkte den Sternen keine Sekunde seine Aufmerksamkeit. Stattdessen drehte er sich um und ging ein paar Schritte. »Nun komm schon, Mutter wartet auf uns.« »Ja. Bis bald, Tur!«, rief sie Attur am Schluss noch winkend zu, als sie hinter ihrem Bruder herlief, um im Licht der Laterne zu gehen. Attur hob kurz die Hand und hatte sich aufgerichtet, um ihr nachzusehen. Der Lichtkegel wurde kleiner und verschwand irgendwann hinter einem der vielen Hügel. Er legte sich zurück in die Wiese. Sein Blick war fixiert auf den Stern, den er entdeckt hatte. »Bitte, pass immer auf Rhez auf, egal was passiert. Scheine hell für sie, auch wenn um sie herum nur Dunkelheit sein mag. Mach, dass ihr Licht niemals erlischt. Ich will nicht, dass sie wird wie all die anderen.« Ein trauriger Ausdruck ergriff Besitz von seinem Gesicht. Er wollte sie nicht verlieren… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)