Das Leben – ist es wirklich immer so wie es scheint? von Pfeffersosse (4. Geschichte) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Ein Grollen aus der Ferne erweckte ihn. Schwerfällig öffnete er seine Lider und bemerkte, dass die Erde unter ihm zitterte. Was... passiert gerade? Verwirrt blickte er sich um und bemerkte wie seine Frau panisch zu ihm gerannt kam und ihm noch panischer zuschrie: „Wir werden angegriffen.“ Sie hatte die beiden Kinder auf dem Arm und lief mit ihnen nach unten. Schlagartig war er wach und blickte sich gehetzt um. Was sollte das heissen ‚wir werden angegriffen’? Leicht überfordert folgte er ihr und erhaschte einen Blick nach draussen. Was war in der kurzen Zeit passiert in der er geschlafen hatte? Und warum war die Stimme in seinem Kopf gerade so leise? Sollte sie nicht hörbarer sein als eh und je? Dröhnende Geräusche und Explosionen rissen ihn aus seinen Gedanken als der Boden unter ihnen schlagartig nachgab. Kreischend fiel seine Frau nach unten. Reflexartig hatte er seinen Arm ausgestreckt und konnte sie vor dem Sturz aufhalten. „Rosie!“ Rasch zog er sie zu sich nach oben doch erst jetzt bemerkte er, dass seine Kinder fehlten. Panisch wollte er schon nach ihnen rufen, doch er besann sich eines Besseren. Sein Blick ging suchend umher doch als er wieder zu ihr blickte schien irgendetwas mit seinen Augen nicht zu stimmen. Sie schien zu flackern und wie ein Bildfehler auf einem Bildschirm zu sein. Ihre abgehackten Worte konnte er auch nicht wirklich verstehen. „Du... Gefahr... Fehler.“ Nur einzelne Worte kamen ohne Störgeräusche zu ihm herüber. Schockiert blickte er zu ihr und blinzelte einige Male, doch die plötzlich auftauchenden Ziffern machten alles nur noch grotesker. Sollte dies hier ein Traum sein?! Dabei war er sich zu hundert Prozent sicher, dass er wach war. Die Schnitte an seinen Fingern deuteten auf jeden Fall darauf hin, dass er nicht schlief. Die Stimme in seinem Kopf war mit einem Male wieder hörbar. Wie ein Mantra flüsterte sie immer wieder ‚Nicht real... Nicht real... Nicht real’ Er hatte das Gefühl verrückt zu werden. Seine Augen gingen zuckend hin und her und er hielt sich schreiend die Ohren zu. Es sollte aufhören, einfach nur aufhören. Mit einem lauten Knall flog er einige Meter weit weg und kam mit schmerzenden Gliedern auf den harten Boden auf. Ein Klingeln in seinen Ohren bewies ihm, dass neben ihm wohl eine Bombe explodiert war. Sein Körper schmerzte. Hustend spuckte er einige angebrochene Zähne auf den Boden und er erhob sich keuchend. Flirrend veränderte sich die Luft vor ihm und es erschien das Gesicht von ihr. Sie sagte nichts sondern blickte ihn nur an. Ihr Gesicht verzerrte sich das ein oder andere Mal und er fragte sich was nur los sei. Wenn dies doch ein Traum sein sollte, dann war es ein echt mieser. Die Stimme in seinem Kopf wurde lauter. Torkelnd ging er weiter, durch das Bild seiner Frau hindurch. Sein Blick glitt über die Stadt, oder was einmal die Stadt war. Alles vor ihm lag in Schutt und Asche. Vom Prasseln des Feuers abgesehen hörte er überhaupt nichts. Es war zu ruhig. Auch wenn es in seinem Kopf nie ruhig war. Flüsternd meldete sich die Stimme wieder. Er nahm die Worte nicht mehr wahr. Er ging weiter. Wusste er doch sowieso was sie sagen wollte. Sein Körper schmerzte, doch er wollte nicht stehenbleiben. Plötzlich vernahm er eine bekannte Stimme die um Hilfe schrie. Dass sie vor einigen Minuten noch wie eine Bildstörung aussah kümmerte ihn nicht. Er musste zu ihr. Immerhin schrie sie nach Hilfe. „Rosie?“ Seine Stimme hallte über die zerstörte Stadt. Hastig kletterte er über Trümmerberge und stolperte das ein oder andere Mal. „Rosie?!“ Warum kam die Stimme nicht von da wo er dachte? Aber von wo dachte er würde die Stimme kommen? Alles um ihn herum schien wie eine Computeranimation. Flirrend schienen einige Trümmerteile zu verschwinden nur um einige Sekunden später wieder da zu sein. Doch seine Schmerzen waren real. Was... war nur passiert? Er rief noch einige Male nach ihr und dann war es wieder still. Zu still für seinen Geschmack. Das pfeifende Geräusch einer herannahenden Bombe erreichte ihn zu spät. Er lief, doch er wurde mit voller Wucht getroffen. Atemlos wurde er an den Boden genagelt und sah augenblicklich schwarz. Nachdem er die Augen geöffnet hatte bereute er es augenblicklich wieder. Alles schmerzte ihn. An einigen Stellen war seine Haut blutig, an anderen hing sie in Fetzen an ihm herunter. Keuchend lag der Mann auf dem Boden. Er konnte sich vage an das erinnern was gerade geschehen war, er würde es sicherlich bereuen, sollten die Erinnerung vollständig zurückkehren. Schwerfällig hievte er sich hoch und probierte sich in eine bequeme Lage zu bringen. Seine Seite schrie vor Schmerz und auch sonst schien sein Körper nur ein einziger Schmerz zu sein. Der Mann schien dem Tode näher als dem Leben, doch er wollte nicht aufgeben. Auch wenn er nicht genau wusste warum. Mit verschwommenem Blick wurde ihm bewusst, dass er in einem Schutthaufen sass oder besser gesagt lag. Das komische daran war, dass sich dieser Haufen flirrend immer mal wieder verabschiedete. Aber er musste zu ihr. Rosie wartete doch irgendwo und hatte um Hilfe... ‚Wach... auf’ Die Stimme flüsterte in seinem Kopf und er war zu schwach sich dagegen zu wehren. Was würde es ihm bringen? Als er an sich herunter sah wurde ihm übel. Ein Teil seines Körpers schien zu fehlen. Seine Lider flatterten und er konnte nicht länger gegen die Ohnmacht antreten. ‚Lass los... Ja’ Die Stimme schien zu seufzen und froh zu sein. Ein kleiner Triumph war es. Denn sie hatte es immer wieder versucht. Ihm immer wieder klar gemacht, dass das wo er war nicht richtig war. Dass das wo er war keine Wirklichkeit war. Dass das wo er war nicht real war. Dass er loslassen sollte, denn die richtige Welt wartete auf ihn. Doch er wollte nicht hören. Eigentlich wollte die Stimme nicht einschreiten, denn ihr war bewusst, dieser Mann war stärker. Er wusste etwas und das machte ihr unglaublich Angst. Aber wieso hatten so viele vor ihm den Schritt gewagt ihr zu folgen? Wieso wollte er dies nicht? Wieso klammerte er sich so an dieses Leben? Auch wenn die Stimme nicht menschlich war, so konnte sie doch errechnen, dass es doch schöner wäre wirklich zu leben. Der Vater des Mannes hatte es doch auch geschafft. Es geschafft sich von der Fiktion loszureissen. Also warum wollte der Mann in der Kapsel nicht aufwachen. Warum war er einer der einzigen die es nicht geschafft hatten? Die Stimme war verwirrt. Warum machte sie sich überhaupt so viele Sorgen um diesen Menschen? 10b12 schien ihr wichtig zu sein. Aber warum war dies möglich? Und... würde er es wirklich schaffen? Sie hoffte es, ihre Rechnungen hofften es... Jean schwebte in einem weissen Raum. Alles schien weichgezeichnet zu sein, das Schweben fühlte sich so wunderbar an und es war ihm als sei er gleichzeitig auf Watte gebettet. Die schöne Stimme leitete ihn aus dem Weiss heraus obwohl er es nicht wirklich wollte. Doch er wusste, er würde es nicht bereuen. Warum hatte er sich nur so lange geziert der Versuchung zu widerstehen? Seine Hand griff nach dem Licht das sich warm anfühlte. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen und er schloss seine Augen. Ja, die Stimme sollte ihn mitnehmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)