Gallant Kisses von ArisuYuki ================================================================================ Kapitel 1: Power Dive --------------------- »Okay, wir werden uns fürs Erste aufteilen und uns getrennt auf Spurensuche begeben.« rief Tsukitachi, wobei das übliche Grinsen sein Gesicht schmückte, als würde er sich freuen. »Wenn irgendetwas Unvorhergesehenes passieren sollte, bleiben wir in Verbindung, aber es kann immer passieren, dass eben diese Verbindung abbricht. Yogi, stell du dich darauf ein, dass du gegebenenfalls zurück gerufen wirst. Du musst Akari-san dann wohl oder übel begleiten. Niemand wird sich auf eigene Faust hinauswagen, verstanden?« Yogi nickte nur und kehrte den Sonnenschein nach außen. Seine Wange brannte immer noch... Aber deswegen musste er ja nicht rumjammern. Hirato stellte sicher, dass Nai und Gareki hinter ihm blieben, und Tsukumo sich auch in seiner Nähe befand, bevor er die kleine Gruppe durch das Geäst führte. Es war normalerweise unüblich für ihn und Tsukitachi sich direkt mit aufs Feld zu wagen aber diesmal waren es immerhin... besondere Umstände. Kiichi folgte Tsukitachi mit ihrem üblichen, mürrischen Gesichtsausdruck, während Eva Jiki etwas unsanft packte und ihn darauf aufmerksam machte, dass sie sich in Bewegung setzen sollten. Yogi beobachtete, wie die Anderen nach und nach zwischen den vielen Grün- und Brauntönen verschwanden, bevor er tief duratemete, sich umdrehte und bemerken dürfte, dass seine „Begleiter“ bereits einige Meter weiter vorraus gegangen waren, und ihn einfach zurück gelassen hätten. Yukkin hüpfte ungeduldig zu seinen Füßen auf und ab. »Ach Yukkin, du bist wohl diesmal der Einzige, der an meiner Seite kämpft. Obwohl... Lassen wir das mit dem kämpfen.« Der Blonde nahm den Schneemann auf die Arme und machte sich daran, Akari und Azana einzuholen. Die strahlende Sonne hatte sich plötzlich verzogen und es hatte angefangen leicht zu regnen. ~*~ Als der Befehl vom Runden Tisch Z sie erreicht hatte, hatte Hirato bereits im Stillen Zweifel gehegt. Nach Allem was vorgefallen war, sollten sie nun diese Mission in Angriff nehmen. Und das in einem Gebiet, dass längst in Vergessenheit geraten war. Niemand wusste genaueres. Worüber man aber bescheid wusste, waren die Wetterumschwünge. Aus diesem Grund setzte auch nur selten jemand einen Fuß dort hinein. Es war regelrecht gefährlich. Entweder man schaffte es gerade noch so mit heiler Haut davonzukommen... Oder man wurde von einem Blitz getroffen, oder ertränkt... oder verbrannt. Klar war dieses Stück Land – das noch nicht mal sonderlich klein war – mal bewohnt gewesen. Aber die ehemaligen Bewohner waren nun nicht mehr da. Irgendwas hatte sie jedoch vertrieben. Das war sicher. Und dann waren da noch so einige Sachen, die dagegen gesprochen hatten. Man hatte darauf bestanden, dass Hirato und Tsukitachi ihre Angestellten auf jeden Fall begleiten sollten. Das würde im Klartext heißen, dass Circus erst mal inaktiv bleiben würde. Und dass sie ihre Schiffe allein lassen mussten. Was vermutlich noch nicht allzu schlimm war. Aber dann waren da noch die persönlichen Stolpersteine. Es war sehr wahrscheinlich, dass sie sich währenddessen nicht gegenseitig erreichen konnten und dass möglicherweise sogar die Circus-Armreife nachlassen würden. Bedingt durch das Wetter. Er nahm sich vor Akari bei Gelegenheit über die genauen Hintergründe zu befragen. Sie hatten Tsukumo damals schon nicht retten können. Sie hatte keine Möglichkeit gehabt, sie zu erreichen und schließlich hatte Hirato das Mädchen klinisch tot vorgefunden. Und das, war „nur“ in einer Villa passiert. Nicht während eines Auftrags diesen Ausmaßes. Yogi hatte vor nicht allzulanger Zeit die Kontrolle über sein Alter Ego verloren. Hirato hatte die vage Vermutung, dass es nicht das Beste war, ihn sofort wieder loszuschicken, wenn er in der Eile womöglich noch vergas, dass Pflaster auszuwechseln. Und Nai und Gareki waren in den Augen ihrer Vorgesetzten nutzlose, Blinde Passagiere. Was genau sollte also das Ganze? Selbst ein Laihe würde wissen, dass es regelrecht halsbrecherisch war, die ganze Sache in dieser Konstellation zu planen... Irgendwie hatte er ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache. Aber konnte ohnehin im Moment nichts dagegen tun und er würde seine Angestellten damit garantiert nicht beunruhigen. Das würde nur zu Problemen führen. Außerdem schätzte Hirato ihre Chancen, als Circus, heil von diesem Fleck runterzukommen, höher ein, als die der Anderen. »Tsukumo.« Angesprochene sah zu ihrem Vorgesetzten auf. »Die beiden sind noch nie so dermaßen still gewesen. Sind Nai und Gareki noch hinter uns?« ein merkwürdiger Tonfall lag in seiner Stimme. Natürlich konnte er sich geirrt haben, immerhin war es meistens Yogi, der für Lautstärke sorgte aber er arbeitete lange genug bei Circus, um instinktiv zu merken wenn etwas nicht stimmte. Die Blonde sah über ihre Schulter nach Hinten und verdrängte das schlechte Gewissen aus ihren Gedanken. Sie hatte nicht aufgepasst. »Ja. Sie sind etwas zurück gefallen.« Der Captain des Zweiten Schiffes blieb stehen und Tsukumo tat es ihm gleich. Aus den anfänglich leichten Regentropfen war inzwischen ein einziger Wasserfall geworden, der damit begann ihre Kleidung Schritt für Schritt aufzuweichen. Sie beobachteten die beiden Zurückgebliebenen durch den Vorhang der aus Regentropfen bestand. Und dann passierte es. Es sah aus, als würde Gareki von irgendjemandem  bewusstlos geschlagen werden. Dann sank er zusammen. Nai wollte gerade zu ihm stürzen, als eine Gestalt blitzschnell auftachte und ihn packte. Die Andere warf sich Gareki über die Schulter. Und das alles passierte, innerhalb weniger Sekunden. »Bleib hier stehen und achte auf dein Deckung.« murmelte Hirato bevor er sich selbst in die Lüfte beförderte. Er landete allerdings schon bald wieder auf seinen Füßen. Der Wind pfiff ihm auf einmal um die Ohren und Regentropfen wurden in sein Gesicht geschleudert. Er hatte es gerade mal bis auf die Hälfte geschafft und war nun darauf angewesen, die letzten Meter zu rennen. Noch war er optimistisch. Er hatte die Kraft die zwei Gestalten, die ihn sahen und stehen blieben wo sie waren, auf eigene Faust zu besiegen. Im Laufen riss er sich den Zylinder vom Kopf und warf ihn in Richtung der Gestalten. Der Regen vernebelte ihm immer noch die Sicht. Die Banshees flogen auf ihre Opfer zu aber bevor sie sie einkesseln konnten, sprangen die Figuren hoch und verschwanden zwischen Wind und Wasser. Mit einem Mal blieb Hirato stehen. Das war untypisch. Für ihn und „seine Mädchen“, die er jetzt bereits wieder zurückpfiff. Tsukumo die alles beobachtet hatte, nahm langsam aber sicher eine abwehrende Position ein. Sie konnte nicht nachvollziehen, warum Hirato nicht einfach wieder zurück kam. Das erste überhaupt, dass sie in Bezug auf diese Mission beschlossen hatten war, sich gegenseitig niemals allein zu lassen. Und jetzt hatten diese Fremden sie genau da, wo sie sie haben wollten. Sie hoffte nur, dass es den Anderen noch gut ging... »Tsukumo!« Sie wollte etwas tun. Sich verteidigen. Zurück schlagen. Auch ohne den Armreif, war sie noch gut im Nahkampf. Aber sie hatte ihren Angreifer trotzdem nicht gehört, als er direkt hinter ihr landete. Noch bevor sie die Chance hatte sich umzudrehen, spürte sie einen harten, dumpfen Schlag, der sie zu Boden gehen ließ. Alles um sie herum wurde langsam schwarz. Tsukumo! ~*~ Yogi hatte sich vorgenommen, es wie im Nijiwald zu machen. Er würde den Anderen die Führung überlassen und mit seinen Degen eingreifen, wenn es von Nöten war... Inzwischen regnete es allerdings wie aus Kübeln. Die Blonden Strähnen hingen ihm im Gesicht herum, so dass er sie ständig rauspusten musste und seine Kleidung war durchnässt. Yukkin hatte sich in der Kapuze seiner Jacke verkrochen und versuchte nicht nass zu werden. Der Blonde fragte sich nur, was das für ein Gefühl war, dass in seiner Magengrube begann und bis zu seiner Brust hinaufwanderte, wo es sich anfühlte als würde sich gerade ein Elefant auf seinen Brustkorb setzen... »Sensei, wir sollten vielleicht eine Zuflucht vor dem Regen suchen.« kam es von Azana. Akari stimmte nur zu – wobei er aussah, als wäre ihm dieser Einfall schon vor langer Zeit gekommen – und dreht seinen Kopf Richtung Yogi; »Trödel da nicht so rum!« Dieser zuckte zusammen und beschleunigte seine Schritte. »Ja, Akari-sensei!« Der Arzt wandte sich wortlos wieder um und peilte einen Felsvorsprung an. Bisher war es Yogi noch nicht mal richtig aufgefallen, dass sie immer wieder ein wenig höher gegangen waren. Es war aber auch nicht so, als würde es ihn interessieren ob rauf oder runter. Wichtig war, dass sie heil wieder am Treffpunkt ankamen, wenn die Suche erfolglos war. Und wenn sie von Erfolg gekrönt war, dann umso mehr... Ein Kreis aus Steinen lag auf der Erde, in deren Mitte ein paar Äste aufgestapelt worden waren. Womöglich sollte das mal ein kleines Camp Feuer dargestellt haben. »Es war definitiv jemand vor uns hier.« stellte Akari nur trocken fest, holte aus einer Tasche eine Packung Streichhölzer und schob sie Yogi in die Hand. »Wenn die Äste trocken sind, zünde sie an.« »Ist Ihnen kalt?« fragte er naiver Weise und hätte seine Worte im nächsten Moment am liebsten wieder zurück genommen, als er Akaris Blick sah der ungefähr so viel sagte wie: >Nein du sollst das Feuer anmachen weil hier so eine Affenhitze ist!< Yogi riskierte es lieber  nicht den Älteren unabsichtlich zu provozieren und bewegte sich in Richtung Feuerstelle. Er war nur froh, dass die Zweige trocken waren. Als langsam das Licht den Felsvorsprung – der bei näherem Hinsehen viel eher eine Mulde in einem kleineren Berg war – erleuchtete, blieb ihm das Herz fast stehen. Sein eigenes Spiegelbild, dass sich in einer Pfütze zeigte offenbarte ihm, dass er aussah wie ein nasser Hund. Seine Kleider waren völlig durchnässt und seine Haare waren vom Regen ruiniert. Durch die feucht-warme Luft begannen sie auch noch sich beim Trocknen zu kreuseln... Akari wurde von dem sanften Licht der flackernden Flammen genau beleuchtet. Die Haare, die sonst immer nach hinten gestrichen waren, fielen ihm zwar auch ins Gesicht aber dass ließ ihn noch lange nicht so verwahrlost aussehen. Eher in Gegenteil. Es machte ihn jünger und verleihte ihm sanftere Gesichtszüge. Und die Nasse Kleidung klebte überall eng an seinem Körper.... Yogi bemerkte nur am Rande, dass er den Arzt vermutlich gerade anstarrte, und dass Azana sich langsam vor das wärmende Feuer stellte und ihm so damit wie absichtlich, halb die Sicht nahm. »Habe ich irgendwo was im Gesicht?« fragte ebengenannter Arzt plötzlich in dem für Yogi gewohnten, schroffen Tonfall. Akari hatte schon die ganze Zeit bemerkt wie Yogi ihn mit zusammengepressten Lippen und von der Kälte geröteten Wangen angestarrt hatte. Und es irritierte ihn. Der Blonde stieß einen leisen Schreckenslaut aus und richtete seinen Blick augenblicklich wieder gen Boden und musterte die Schuhe des Anderen. Er spürte in diesem Moment nur allzu heftig wie ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg, obwohl er sich fragte warum. Was um Himmels Willen hatte er da eigentlich gerade gedacht? Er hoffte nur, dass er sich nicht allzu merkwürdig verhielt. Er hatte die leise Vermutung, dass es Akari-sensei ohnehin nicht interessieren würde... Also war das wohl weniger schlimm. Als er die Hitze nicht mehr so sehr in seinen Wangen spürte und den Kopf hob traf er direkt auf blaue Augen die ihn schon die ganze Zeit zu mustern schienen. Unbegründeterweise beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Yogi verdrängte den Gedanken daran und bemühte sich ein einigermaßen zufriedenstellendes Lächeln zu Stande zu bringen. Darin hatte er wenigstens Übung. Als er schließlich zur Seite sah, merkte er wie der Regen langsam abebbte. Der Blonde erhob sich. »Was glaubst du, was du da machst?« fragte Akari skeptisch. »Entschuldigung!«, platzte Yogi heraus, während er Yukkin aus der Kapuze holte. »Der Regen hört langsam auf und nun ja... Ich dachte wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen...« es ärgerte ihn insgeheim, dass er anfing zu stottern aber er konnte nichts dagegen tun. Immer wenn Akari-sensei in der Nähe war, fühlte er sich auf diese Art und Weise eingeschüchtert. Yogi zwang sich nicht mehr daran zu denken und hielt dem Arzt und seinem Assistenen Yukkin entgegen. »Hier falls ihnen immer noch kalt ist...-« »Mir ist nicht mehr kalt, hör auf das Ding in mein Gesicht zu halten. Du glaubst doch nicht, dass wir hier bleiben werden?« murmelte Akari, was mehr einem Knurren ähnelte. Dabei schob er den Schneemann bestimmt von sich, was dieser mit einem nicht gerade begeisterten >Yukkin< kommentierte. Yogi zwang sich zu einem Lächeln und setzte Yukkin ab. Er versuchte besser gar nicht erst zu wiedersprechen. »Komm, Azana.« befahl Akari schließlich und folgte dem Blondschopf wohl oder übel. Sie mussten noch nicht mal lange marschieren, bis ihnen etwas ins Auge stach; »Dort liegen Sachen verstreut. Hier ist möglicherweise noch jemand.« stellte Azana fest während sie stehen blieben. Dort lagen Sachen. Allerdings trennte sie eine kleine Schlucht von dem Anderen Abhang. Die Schlucht war allerdings nicht zu weit. Wenn ein normaler Mensch sich anstrengte, konnte er problemlos hinüber springen. »Ich werde vorgehen und mir das erst mal ansehen.« Yogi sah prüfend nach hinten und als niemand Anstallten machte Einspruch dagegen zu erheben wollte er sich schon in Bewegung setzen. »Kannst du denn gerade fliegen?« kam die Frage von Akari. Er bezweifelte es. »Das werde ich wohl sehen aber ich denke ich muss nicht fliegen.« Tatsächlich fehlte ihm der Aufschwung zum Fliegen spürbar, als er den Abstand überwand. Mit der rechten Hand bekam er allerdings einen Felsvorsprung zu fassen. Nun musste er nur noch mit der linken Hand nach oben greifen und sich hochziehen um auf die andere Seite zu gelangen. Doch als er gerade sein Gewicht verlagerte um mit dem Linken Arm nach oben zu greifen rutschte seine Rechte an der noch nassen Felskante ab... und verlor den Halt. Er stürzte tatsächlich in die Tiefe.  Das war das zweite Mal an diesem Tag, an dem ihm das Herz fast vor Schreck stehen blieb... »YOGI!« Mit dem Rücken knallte er hart gegen eine Wand, spürte aber, dass es keine richtige Schlucht war, die demnach auch nicht steil nach unten ging. So landete er mit dem Bauch auf der Erde und rollte einen langen Abhang herunter, bevor er über ein paar nicht zu allzugroße Steine geschleudert wurde, ein paar unfreiwillige Purzelbäume schlug und zum krönenden Abschluss in einem üppigen Gebüsch landete. Dort blieb der Blonde reglos liegen. YOGI! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)