言わぬが花 von Phoenix_Michie (Some things are better left unsaid.) ================================================================================ Kapitel 6: Gespräche -------------------- *** Zum Frühstück gab es für Zero Haferflocken und ein Schälchen Apfelmus. Es interessierte ihn nicht wirklich. Er löffelte das Zeug träge, wenn auch etwas misstrauisch. Wenn ihm nun wieder so schlecht würde wie am Abend zuvor? Glücklicherweise war es wieder nicht viel, was er essen musste. Unwohl war ihm allerdings eh schon. Allein beim Gedanken an Karyu. Was er sich wohl würde anhören dürfen…? Seufzend gab er irgendwann auf, die Haferflocken schaffen zu wollen. Die stopften ungemein. Als er einen Blick zu Satsuki warf, war dieser noch fröhlich am Futtern. Diesmal fragte er ihn nicht, ob er für ihn aufessen würde, damit die Schwestern nichts mit bekamen. Der Blonde schien eh satt zu sein. Und langweilige Haferflocken wollte er ihm nicht auch aufdrücken. Auch wenn es eh nicht viel war… Die Krankenschwester, die das Geschirr abräumte, war brünett. Er hatte sie bisher nur ein Mal gesehen. Sie musterte das bisschen, was er übrig gelassen, etwas zu lange, sah ihn streng an und ermahnte ihn, das nächste Mal besser alles aufzuessen. Es wäre ja nur zu seiner eigenen Gesundheit. Er nickte nur. Das war ja jetzt schon kaum auszuhalten, dieser Stress. Wegen so etwas. Er schnaubte leise. Seine Aufmerksamkeit wurde wieder auf Satsuki gelenkt, als dieser aufstand. Gerade da ging die Tür auf. Er bekam schon Angst, dass es sich um Karyu handelte. Aber es war ein Pfleger. Dieser schien sich für Satsuki zu interessieren. „Ah, Sie sind schon auf dem Weg. Wunderbar.“ Der Blonde nickte und ging zur Tür, wo er sich noch mal zu Zero umdrehte. „Ich komm in einer Stunde wieder. Grüß deinen Freund von mir, wenn er in der Zeit kommen sollte. Sag ihm, dass ich einen guten Job gemacht habe.“ Er zwinkerte ihm zu. „Das wird er schon verstehen.“ Zero blinzelte nur verwirrt und wollte nachfragen, aber da waren Satsuki samt Pfleger schon verschwunden. Was da wohl los war? In einer Stunde sollte der Blonde zurück kommen? Das klang nach einem Termin oder ähnlichem. Hm. Es brachte nichts, jetzt darüber nach zu grübeln. Momentan war Karyu wichtiger. Nachdenklich warf Zero einen Blick auf die Uhr. Es konnte gut sein, dass der Andere bald kam. Dieser konnte sich fast jederzeit von seiner Arbeit an der Universität loseisen. Zero seufzte. Das war wie eine tickende Zeitbombe….er wartete auf seine Hinrichtung…so fühlte er sich zumindest. Ihm wurde bewusst, dass er keine Ahnung hatte, welcher Tag heute war. Und was war eigentlich mit seiner eigenen Arbeit? Die waren sicher auch schon außer sich, weil er seit einer Woche nicht mehr auftauchte. Er musste nicht jeden Tag dort arbeiten, aber mehr als 1,2 Tage hatte er sicher unangekündigt gefehlt…wahrscheinlich hatten sie ihn schon gefeuert – und das, ohne dass er was davon mitbekommen hatte. Wo war überhaupt sein Handy? Das hatte er bei sich gehabt, als er auf der Straße zusammen gebrochen war, da war er sich sicher! Aber er sah es hier nicht. Eine Schublade hatte sein Nachttischchen oder was das sein sollte, nicht. Neben der Tür ihres kleines Badezimmers stand allerdings sowas wie ein Kleiderschrank…da lagen sicher seine Klamotten drin – aber sein Handy? Er seufzte. Würde er mal nachschauen müssen. Langsam stand er auf. Er war etwas wackelig auf den Beinen. Zum einen weil er schon lange nicht mehr gestanden hatte, zum anderen vielleicht weil er nicht so viel Kraft hatte, wie er gern gehabt hätte. Langsam schlich er hinüber und öffnete den Schrank. Wie vermutet lag seine Kleidung darin, aber auch fremde – wahrscheinlich Satsukis… Ein Handy sah er auf den ersten Blick nicht. Er ließ den Kopf hängen, durchwühlte dann aber seine leicht zerschlissene Lederjacke. Tatsächlich befand sich in der Jackentasche sein Handy. Aber es war aus. Der Akku war natürlich leer. Seufzend sah er das Ding an. Im Grunde konnte er so nichts mit anfangen. Erschrocken fuhr er herum, als es an der Zimmertür klopfte und jemand herein kam. Karyu. Aus großen Augen starrte er ihn überrascht an. Auch der Blonde hielt für einen Moment inne. Dann lächelte dieser schüchtern. „Hey…du bist ja schon auf den Beinen.“ Irgendwie fühlte Zero sich ertappt. Er nickte nur stumm und schloss die Schranktür, während er mit dem Handy zurück zum Bett ging und sich darauf setzte. Kurz blieb Karyu unschlüssig stehen, dann schob er sich den Stuhl neben der Tür ans Bett und nahm darauf Platz. Sein Blick fiel auf das Handy. „Du hast es bei dir.“, murmelte er nachdenklich, als würde er noch an irgendwas anderes dabei denken. Wieder nickte Zero. „Der Akku ist aber leer…“ „Verstehe“, erwiderte Karyu und Schweigen legte sich über sie. Etwas beschämt, und gleichzeitig auch unruhig, sah Zero starr auf seine Hände nieder, dann legte er das Handy neben sich auf das Tischchen. „Ich kann dir ja später das Aufladekabel bringen“, schlug Karyu unvermittelt vor, woraufhin er wieder nickte. „Das wäre nett.“ „Ich komme sowieso jeden Tag hier vorbei, auch wenn es nicht lange ist.“ Der Größere warf einen Blick zum anderen Bett und runzelte die Stirn, was Zero nicht entging. „Er ist weg…irgendein Termin oder so.“ „Ach…was hat er denn?“ Zero zuckte mit den Schultern. „Wollte er mir nicht sagen.“ Karyu summte nur und sah wieder zu Zero. „Wie geht’s dir?“ Erneutes Schulterzucken. „Ich weiß nicht.“ Das war sogar ehrlich. Ernst gemeint. Sein Freund runzelte nachdenklich die Stirn und senkte schließlich den Blick. „Du weißt es nicht…“ Er seufzte. „Schlechter als vorher? Oder besser? Froh, dass du noch lebst?“, fragte er schließlich frei heraus. Zero wandte den Kopf ab und starrte aus dem Fenster. Heute schien die Sonne. Wollte Karyu eine ehrliche Antwort darauf? Stumm pfriemelte er an seiner Bettdecke umher. Schließlich zuckte er mit den Schultern. „Ich weiß nicht“, wiederholte er. So ganz stimmte es nicht. Besser fühlte er sich sicher nicht, das wusste er. Schlechter…körperlich vielleicht, weil das Essen ihm übel werden ließ. Froh, dass er noch lebte…nein. Er hatte sich schon mit dem Tod abgefunden gehabt. Dass er im Sterben gelegen hatte, war ihm irgendwie bewusst gewesen. Und es war ok gewesen. Er hatte sich damit abgefunden. Er hatte sich schon darauf eingestellt. Aber jetzt war er wieder wach und musste essen. Musste an seine Zukunft denken. Seine Arbeit, die er vielleicht schon verloren hatte. Aber so wichtig war das nicht. Nur die Tiere würden ihm fehlen. Er ahnte, dass er so schnell nicht wieder davon kam. Er würde noch eine Weile weiterleben. Es war eigentlich nicht in seinem Sinn gewesen, sich direkt umzubringen. Es war ein schleichender Prozess gewesen. Natürlich hatte er mal, wie viele andere es bestimmt auch taten, darüber nachgedacht – sich umzubringen. Aber er hatte es nie gemacht. Stattdessen war dieses stete Abnehmen sein Ende gewesen – hatte es zumindest sein sollen. Irgendwie schien sich sein Körper dazu entschieden zu haben. Er hatte nichts dagegen genommen, dazu hatte ihm der Willen gefehlt. Wie auch immer man es nun sehen mochte. Doch eines tat ihm leid: dass er Karyu so verletzt hatte. Und es jetzt gerade auch wieder tat. Wahrscheinlich hätte er ihm um den Hals fallen und sich entschuldigen müssen. Für alles. Bestimmt müsste er ihm jetzt versprechen, dass er wieder mehr und regelmäßig essen würde. Aber das konnte er nicht…vermutlich würde er Karyu deswegen einfach anlügen, damit dieser sich besser fühlte. Er mochte es nicht, ihn anzulügen. Aber manchmal war es für sie beide einfach besser so. Er sah ihn zögernd an. Traurig erwiderte Karyu den Blick und schien darauf zu warten, dass er noch etwas hinzufügte. Aber er wusste nicht, was er sagen sollte. „Zero, hör mal… Die wissen nicht, dass du…aufgeben willst. Dass du hier gelandet bist, ist nicht aufgrund eines Suizidversuchs passiert. Du bist einfach zu dünn. So sehen die das. Haben sie dich gefragt, warum?“ Er nickte nur. „Was hast du geantwortet?“ „Ich hab gesagt, dass ich noch esse. Aber ich nehme eben einfach nicht zu…“ Ausführlich hatte er es denen jetzt nicht erklärt, und sie hatten auch nicht weiter nachgefragt. Karyu nickte leicht. „Ich verstehe.“ Er machte eine kurze Pause. „Ich könnte dich wahrscheinlich in die Psychiatrie einweisen lassen.“ Zero lief es kalt den Rücken runter. „Aber das liegt wohl nicht wirklich in unserem Interesse. Ich will, dass du lebst. Du bist mein bester Freund und willst mich einfach alleine lassen.“ Innerlich seufzte er. Karyu wollte ihm ein noch schlechteres Gewissen machen. „Ich will nicht, dass du aufgibst. Lass mich dir helfen. Sag mir einfach, dass du es weiter versuchst. Ich bin doch für dich da.“ Und wenn er nicht mehr weiter machen wollte? Dann würde er ihn also einweisen lassen oder was? Das war ziemlich fies. Er senkte den Blick. Er konnte Karyu jetzt nicht die Wahrheit direkt ins Gesicht sagen. Er hatte ihm schon zu viel zugemutet. Mit aller Kraft rang er sich zu einem schwachen Lächeln auf. Seine Gesichtszüge fühlten sich seltsam verzerrt an. Er wusste nicht, wann er das letzte Mal gelächelt hatte. „Ich versuch’s ja…ich geb mir Mühe“, murmelte er schließlich und sah Karyu an. Dieser musste ihm jetzt glauben und ihn Ruhe lassen. Wie es jetzt wirklich weiter gehen sollte, wusste er nicht. Langsam nickte der Blonde und erwiderte seinen Blick nachdenklich. „Das höre ich gerne…“ So ganz überzeugt klang er noch nicht. Wer konnte es ihm verübeln. Zero fühlte sich furchtbar unwohl. Er rutschte auf dem Bett hin und her. „Weißt du, wie lange ich noch hier bleiben muss? Ich will nach Hause…ich bin doch jetzt wach und mir fehlt ja nichts“, murmelte er und sah Karyu flehend an. Dieser sollte ihn mit nach Hause nehmen. „Das hab ich noch gar nicht erfragt… Das werde ich beim Gehen machen, ja? Vielleicht wissen die Schwestern etwas“, versprach er, woraufhin Zero leicht nickte. „Soll ich dir nächstes Mal noch irgendwelche Dinge mitbringen? Das Aufladekabel…vielleicht noch etwas Kleidung?“ „Ich glaube, ich muss in diesem Krankenhausfummel bleiben“, erwiderte Zero und zog eine leichte Schnute. Das zog ja hinten so schön, weil das Hemdchen offen war. Karyu grinste leicht. „So haben die Schwestern wenigstens was zu gucken. Dein Hintern lässt sich sehen.“ „Tut er das?“, hakte Zero überrascht nach. Machte Karyu sich grad lustig über ihn? Dieser lächelte allerdings und nickte. „Mir gefällt er. So schön rund und knackig sieht er auch aus.“ Nun lief Zero unwillkürlich rot an. So was hatte Karyu noch nie zu ihm gesagt. Zumindest konnte er sich nicht dran erinnern, aber das hatte nichts zu sagen, da er in bestimmten Dingen ein Gedächtnis wie ein Sieb hatte. „Wie kommst du denn auf so was…“, murmelte er peinlich berührt, woraufhin Karyu mit den Schultern zuckte. „Ist eben so. Ich hab deinen Po ja nun schon oft genug gesehen, wenn du durch unsere Wohnung getänzelt bist.“ „Du bist nur neidisch.“ „Ach, meiner ist auch nicht schlecht. Aber den kann ich schlecht ständig anglotzen. Da ist das bei dir einfacher.“ Fragend zog Zero eine Augenbraue in die Höhe. Sollte Karyu nicht lieber irgendwelchen Frauen auf den Hintern starren? „Kümmere dich lieber um deine Studentinnen. Da müssen auf dem Campus ja tausende heiße Schnitten rumlaufen. Da wirst du mehr von haben, als meinen anzuschauen“, meinte er schließlich. Karyu lächelte unverbindlich. „Deiner gefällt mir aber besser.“, erwiderte er nur. Zero dachte an den Po seines Mitbewohners und besten Freundes. So genau hatte er sich den aber bisher gar nicht angeschaut. „Also“, wechselte der Blonde dann das Thema, „irgendeinen speziellen Wunsch, was ich mitbringen soll?“ „Vielleicht ein Buch“, antwortete Zero schulterzuckend. „Musik oder so…was zu schreiben…“ Karyu nickte und sah auf die Uhr. „Das lässt sich einrichten. Was von der Uni auch?“ Zero nickte. „Ein, zwei Lehrbücher sollten reichen. Die müssten auf dem Schreibtisch liegen…“ „Gut, ich hoffe, ich kann morgen wieder kommen.“ „Danke…“ Karyu stand auf und strich ihm sanft durch die Haare, bevor er ihn aufmunternd anlächelte. „Vergiss nicht zu essen, Kleiner. Wir sehen uns morgen.“ Nachdenklich sah er ihm hinterher. Karyu hatte ihn schon lange nicht mehr Kleiner genannt… Aber es gab ihm ein gutes Gefühl. Er mochte das eigentlich. Andere wären vielleicht beleidigt gewesen, aber es war nun mal so: er war kleiner als Karyu. Von dem Standpunkt aus gesehen, störte ihn das nicht. Karyu meinte es ja auch nur lieb. Schleichend, ohne dass er es bemerkte, legte sich der Hauch eines Lächelns auf seine Lippen. Wahrscheinlich drehte er langsam durch. Dass so eine kleine Bemerkung ihn plötzlich ein wenig aufheiterte. Dabei hatte er vor 2 Wochen oder wann immer das nun gewesen war, seinem besten Freund noch ins Gesicht gesagt, dass er ihm nicht zum Leben reichen würde. Im Nachhinein schämte er sich für diese Worte. Als nach einer Weile eine Schwester nach ihm gucken kam, nutzte er die Gelegenheit, etwas nachzufragen. „Ich vermisse meinen Zimmergenossen“, meinte er und deutete fragend mit dem Kopf zum Bett. „Oh, der müsste gerade seine Therapiestunde haben“, antwortete sie, woraufhin er zögerte. Was für eine Therapie denn? Ob sie ihm das sagen würde… Ein Versuch konnte nicht schaden. Aber sie antwortete nur, dass er ihn das schon selbst fragen müsse. „Wie lange muss ich denn hier bleiben?“, wollte er dann seufzend wissen. Nachdenklich hob sie eine Schulter. „Das entscheidet allein Ihr Arzt.“ Dann war sie weg. Toll. Hoffentlich ließ seine Ärztin sich hier bald blicken. Aber eigentlich war sowieso egal, was die Ärztin sagen würde. Er konnte sich auch selbst entlassen. Und das würde er auch ganz schnell machen! Sobald er sie wiedersah, würde er ihr das sagen. Dann war er sicher in Nullkommanichts hier raus. Seine Gedanken wanderten zurück zu Satsuki. Er war also in Therapie? Was für einer? Physiotherapie? Er sah eigentlich aus, als könne er sich hervorragend bewegen…was gab es noch? Psychotherapie vielleicht? War der Andere verrückt und hatte sich selbst verletzt? Oder hatte vielleicht sogar versucht, sich umzubringen? Zero konnte sich nicht endgültig sicher sein. Er würde Satsuki wohl fragen müssen. Aber der würde ihm sicher nichts erzählen. Seufzend legte er sich hin und starrte gelangweilt an die Decke. Er war wieder müde. Auf der anderen Seite dachte er daran, aufzustehen und umher zu laufen. Sich umzuschauen und die Beine zu trainieren. Seine Muskulatur hatte sich etwas abgebaut, wie es schien. Seufzend stand er schließlich tatsächlich auf. Er hatte nichts besseres vor. Und möglicherweise würde er die Ärztin finden und konnte diese um seine Entlassung bitten. Guter Plan. Als er die Tür öffnen wollte, hielt er inne. Er hatte nur seine Unterhose und diesen unschönen Kittel an… Da konnte man nichts machen. Immerhin lief er nicht nackt um. Er trat hinaus und sah auch schon Satsuki auf sich zukommen. „Hi. Wo willst du denn hin?“ Zero zuckte mit den Schultern. „Ich wollte mir nur mal die Beine vertreten.“ „Ach so. Ich komm mit. Ich kann dir ja…die Caféteria oder so zeigen“, schlug er vor und musterte ihn kurz. „Willst du so gehen?“ „Ich hab nichts anderes…“ Satsuki seufzte. Er selbst trug einen Bademantel über seinem Schlafanzug. „Ich hab leider nichts Vernünftiges, was ich dir geben könnte, fürchte ich.“ Zero winkte ab. „Geht schon so.“ Auch wenn es ihm etwas unangenehm war. Schweigend durchstreiften sie das Krankenhaus und näherten sich dem Erdgeschoss. „Wie war deine Therapiestunde?“, erkundigte sich Zero nach einer Weile. Vielleicht bekam er ja doch irgendwas raus. Satsuki wusste vergleichsweise viel über ihn. Er verlangte nur etwas Gleichberechtigung. Dieser sah ihn überrascht an. „Hast du eine Krankenschwester ausgequetscht?“ Böse schien er nicht zu sein. Zero nickte. „Ich habs zumindest versucht. Aber mehr als das Wort „Therapie“ hat sie nicht ausgespuckt“, antwortete er wahrheitsgemäß. Satsuki lächelte leicht. „War ok. Hab nur mit netten Menschen zu tun“, erwiderte er zwinkernd. Aber natürlich erzählte er nichts Genaueres. „Warum musst du denn dahin?“, versuchte er es andersherum, während sie Cafeteria betraten. Hier liefen einige wenige auch im tristen Kittel herum. Das beruhigte Zero etwas. „Damit ich bald entlassen werde“, antwortete Satsuki vage und lenkte vom Thema ab, indem er ein bisschen erklärte, was es hier gab. „Hast du überhaupt Geld dabei? Falls nicht, kannst du sozusagen anschreiben lassen. Du bekommst eine Rechnung, wenn du entlassen wirst.“ Zero hörte nur mit halbem Ohr zu. Ihn interessierte es nicht wirklich. Er würde hier morgen vielleicht schon wieder raus sein. In diesem Falle war es eigentlich unnötig, dass Karyu ihm Sachen vorbei brachte. Er seufzte innerlich. Mal sehen. Dieser würde ihm nicht böse sein, wenn es so kommen sollte. Wenn er so darüber nachdachte…dann war er wirklich froh, dass Karyu nicht ernsthaft sauer auf ihn war und ihn verließ. Im Gegenteil, er kam jeden Tag hierher um nach ihm zu schauen. Obwohl er ihm so vor den Kopf gestoßen hatte. Wäre er jetzt allein…wäre er vermutlich freiwillig aus dem Fenster ihres Krankenzimmers gesprungen. Wenn alles schlafen würde. Ohne Karyu wäre er dann wirklich allein. „Hm?“ Er sah auf, als eine Hand vor seinem Gesicht umher wedelte. „Hörst du mir überhaupt zu?“, wollte Satsuki aus großen Augen wissen. Erst jetzt fiel Zero auf, dass der Blonde eh schon wohlgeformte, große Augen hatte. Stumm erwiderte er den Blick für einen Moment, dann rang er sich zu einer Antwort durch. „Oh, tut mir leid. Ich habe gerade an etwas anderes gedacht“, murmelte er und wandte den Blick verlegen ab. Satsuki brummte und sah kurz in Richtung der Theke, dann zuckte er mit den Schultern. „Willst du hier bleiben oder wieder nach oben?“ „Ich geh wieder hoch. Ich fühle mich doch etwas unwohl in diesen Sachen…“, nuschelte er und wandte sich ab. Er musste lächerlich aussehen. Oder eher schrecklich. Total abgemagert wie ein Straßenkind und dann in diesem dummen Kittel, wo man hinten seine Unterwäsche sehen konnte. Wunderbar. Er schluckte und verschwand schnell in Richtung Aufzug. Satsuki folgte ihm. *** Oben auf der Station sah er tatsächlich seine Ärztin bei der Oberschwester am Tresen stehen. Sofort ging er zu ihr. Dass Satsuki ihm immer noch folgte, merkte er allerdings nicht. Dr. Tanaka war überrascht, ihn auf den Beinen zu sehen. „Ich dachte, Sie würden sich noch eine ganze Weile ausruhen“, sagte sie Sie freundlich und wandte sich ihm zu. „Was kann ich für Sie tun?“ Ernst sah er sie an. „Ich will das Krankenhaus verlassen. Mir geht es gut.“ „Oh.“ Sie verlagerte ihr Gewicht auf das andere Bein und griff dann über den Tresen, um eine Krankenakte unter einem Haufen Zettel hervorzuholen. Sie warf einen kurzen Blick hinein. „Nun ja, davon rate ich Ihnen ab. Es ist nicht endgültig geklärt, warum sie bewusstlos geworden sind. Natürlich spielt Ihr extremes Untergewicht eine große Rolle, wahrscheinlich die entscheidende. Es könnte also jederzeit passieren, dass Sie wieder auf der Straße oder zu Hause zusammen brechen. Hier können wir Sie unter Beobachtung halten, Tests und Untersuchungen durchführen und uns ausreichend um Sie kümmern. Ihre Ernährung unterstützen zum Beispiel.“ Stumm hörte er sich das an und nickte langsam. „Ich verstehe das, aber ich kann und will nicht hier bleiben. Ich muss mich um mein Studium und meine Arbeit kümmern. Ich passe schon auf mich auf. Also, lassen Sie mich bitte gehen?“ Sie seufzte und zückte ihren Kugelschreiber, um etwas in seine Krankenakte zu schreiben. „Das ist natürlich möglich. Wir können Sie nicht hier festhalten. Allerdings muss Ihnen dringend jemand zur Seite stehen.“ Er stockte und wurde misstrauisch. Das hörte sich nicht so gut an. „Jemand, mit dem Sie zusammen regelmäßig essen können und der Sie im Notfall ins Krankenhaus bringen kann, wenn doch wieder etwas sein sollte. Haben Sie jemanden, der oft bei Ihnen sein kann?“ Er nickte sofort. „Ich hab einen Mitbewohner, der wird das machen.“ Überrascht, aber zufrieden nickte sie. „Sehr gut. Kommt er Sie hier noch mal besuchen?“ Verwirrt runzelte er die Stirn. „Vermutlich morgen…“ „Schön. Sagen Sie ihm, dass er sich hier bei der Oberschwester melden soll. Ich werde dann mit ihm sprechen und dann gebe ich Ihnen die Entlassungsformulare.“ Warum musste sie mit Karyu reden?! „Ah…ja…“, murmelte er nur und wandte sich verstimmt ab. Er lief direkt in Satsuki hinein. Abwesend warf er ihm einen Blick zu, bevor er sich an ihm vorbei schob. „‘Tschuldige…“, nuschelte er und ging in ihr gemeinsames Zimmer. Satsuki schloss die Tür hinter ihnen. „Was ist los mit dir? Du schaust etwas…angespannt drein. Hast du sie angelogen? Hast du eigentlich niemanden, der auf dich aufpassen kann?“ Zero brummte, während er sich auf das Bett setzte. Einen Aufpasser brauchte er also, aha. Das klang so bekloppt. Er war doch keine 10 mehr. Seufzend schüttelte er schließlich den Kopf. „Das war nicht wirklich gelogen… Karyu, weißt du…der Blonde, der letztens hier war. Das ist mein Mitbewohner. Ich lebe ja nicht alleine.“ „Aber?“, hakte Satsuki freundlich nach, während er das Fenster anklappte, um etwas frische Luft herein zu lassen. „Aber er hat eben nicht viel Zeit.“, antwortete er knapp und sah zu dem Blonden auf, der ihn kurz musterte und wahrscheinlich überlegte, ob er weiter nachfragen sollte. Doch Satsuki unterließ es. *** To be continued~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)