Belial von Raili ================================================================================ Prolog: -------- In einer anderen Welt, in der noch Drachen die Himmel beherrschen und Seeleute vom Gesang der Sirenen verzaubert werden, liegen auf einem Kontinent mit fruchtbarem Boden und hohen Gebirgen, fünf Länder: Baskerville, ein großes, Nord-westlich gelegenes Land, welches sich auf Abwehr- und Verteidigungsmaßnahmen spezialisiert hat und über hervorragende Heiler verfügt. Belgravia, das nördlichste Land, welches etwas kleiner als Baskerville ist, aber ausgerüstet mit den besten Waffen und Giften und verfügend über exzellente Waffenhersteller und –Spezialisten sowie über die besten Attentäter. Pompeji, das kleinste der fünf Länder, welches im Nord-Osten liegt und einige große Erfinder hervorgebracht hat. Und schließlich Romulus und Remus, die beiden größten Länder, die im Süden liegen. Über sie ist am wenigsten bekannt, doch es wird gemunkelt, dass sie Handel in Übersee treiben. Doch bei all diesen mächtigen Ländern ist es kein Wunder, dass Jahrhunderte lang grausame Kriege das Leben der Bewohner bestimmten. Mittlerweile haben sich Belgravia und Pompeji gegen Baskerville verbündet, doch da Baskerville über die besten Verteidigungs- und Abwehrmaßnahmen verfügt ist noch kein Attentat auf die Königsfamilie gelungen. Romulus oder Remus anzuwerben gelang keiner der beiden, sie beschlossen sich aus diesem Krieg herauszuhalten. In diesen kriegerischen Zeiten lebt Belial, ein junger Attentäter aus Belgravia. Welches Schicksal wird ihn wohl erwarten? Kapitel 1: Warme Sonnenstrahlen auf kaltem Schee ------------------------------------------------ Es war ein kalter Wintermorgen, als er sie zum ersten Mal sah. Die Sonne schickte vorsichtig die ersten Strahlen auf den noch unberührten Neuschnee und man sah wenige Leute auf den Straßen. Doch sie war da. Ihre kastanienbraunen Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten und obwohl sie in einen dicken Mantel gehüllt war, zitterte sie am ganzen Körper. Während sie anfing den Schnee von dem Weg zu schippen, sang sie leise ein Lied, eine süße kleine Melodie und ein leichtes Lächeln umspielte dabei ihre Lippen. Ein paar Strähnen lösten sich und fielen ihr ins Gesicht, doch sie ignorierte sie und arbeitete fleißig weiter. Es juckte ihm in den Fingern, sie zurück zu streichen. Dieser Moment war so friedlich, dass er fast vergaß weswegen er hier war, doch das zwitschern eines Rotkehlchens riss ihn zurück in die Wirklichkeit. Das war das vereinbarte Zeichen. Als er sich gerade in Position brachte um auf den nächsten Ast zu springen, blickte sie direkt auf die Tanne, in der er sich versteckte. Er erstarrte mitten in der Bewegung und griff nach einem Wurfmesser. Auch wenn er es bedauern würde, er müsste sie töten, wenn sie ihn entdeckte. Doch sie widmete sich wieder ihrer Arbeit. Ein erleichterter Seufzer entfuhr ihm und er steckte das Messer zurück. Er sah sie noch ein letztes Mal an, prägte sich ihr Anlitz ein und fragte sich, wie eine Fremde aus einem feindlichen Land ihn so faszinieren konnte. Darauf bedacht lautlos zu sein, sprang er auf den nächstgelegenen Ast. Ein bisschen Schnee rieselte runter und eine Krähe flog davon, als er auf ihm landete. Ein eisiger Windzug bauschte seinen schwarzen Umhang und er musste die Kapuze festhalten damit sie nicht runtergeweht wurde. In solchen Situationen war er immer wieder froh darüber, dass der Umhang und das dunkle Tuch, welches seine Nase und seinen Mund verdeckte, aus Seide von Riesenspinnen waren. Diese spezielle Seide schützte zuverlässig vor Hitze und Kälte, das Tuch, welches noch mit Fasern einer Drachenschuppe verstärkt worden war, wehrte außerdem für eine gewisse Zeit giftige Gase ab. Seine schwarzen Handschuhe aus Greifleder hatten ihn schon oft vor Brandblasen und Schnitten bewahrt und an seinem breiten Gürtel hing ein großes Sammelsurium von Waffen und Giftampullen. Er war einer der am besten ausgerüsteten Attentäter, die sein Land zu bieten hatte. Er hangelte sich zur nächsten Tanne und wartete auf das Zeichen, welches ihm signalisieren sollte, dass die Patrouille das nördliche Stück der Mauer hinter sich gelassen hatte. Doch es kam nichts. Er lauschte besorgt auf das klirren von Schwertern oder Schmerzensschreie. Doch das einzige was er hörte waren die Geräusch des Waldes und die aus dem Dorf, welches am nördlichen Rand des Reiches Baskerville lag. Er sprang auf den Boden, schaufelte den Schnee weg und presste sein Ohr auf den kalten Boden. Er hörte wie sich zwei Personen leise näherten. Sie bewegten sich vorsichtig, aber nicht professionell genug für andere Attentäter oder Spione. Er duckte sich hinter einem Dornenbusch und fand ein Loch in dem Gestrüpp durch das er in die Richtung schauen konnte aus der Schritte kamen. Er legte sich Pfeil und Bogen bereit, wählte aber keine Vergifteten Pfeile um es später wie einen Unfall aussehen zu lassen. Es verging eine weile bis er sie auch ohne Hilfe hören konnte. Sie kamen in sein Sichtfeld, die Rüstung mit Blutspritzern übersät. Sie hatten seinen Partner wahrscheinlich umgebracht. Der Zorn stieg in ihm hoch, wie Magma in einem Vulkan, doch seine Hände blieben ruhig. So etwas machte er nicht zum ersten Mal. „Hier ist sicher noch ein Attentäter. Er war nicht gut genug ausgerüstet um alleine zu agieren“, sagte der einer der beiden. „Wahrscheinlich war er noch ein Anfänger. Die müssen immer bescheid geben, wenn die Luft rein ist. Na ja“, lachte der andere, ein riesiger Kerl, leise,„dieser war bestimmt eh als Drachenfutter gedacht, so schwach wie er war.“ Er spannte den Bogen und zielte auf die Stirn des ersteren. „Auf wen sie es wohl dieses mal abgesehen haben? So langsam müssten unsere Feinde doch wissen, dass die Königsfamilie von Baskerville bestens geschützt ist.“ Er grinste triumphierend. Doch es gefror ihm auf dem Gesicht, als der Pfeil seinen Kopf durchbohrte. Der größere wirbelte herum, blind vor Wut und zog sein Schwert. Noch bevor er ihn in seinem Versteck ausfindig machen konnte, wurde auch er on dem Pfeil getroffen. Er kam aus seiner Deckung hervor und sammelte die Pfeile ein. Dann nahm er das Schwert des großen, erlegte damit ein Troll-Wildschwein und legte es zu den beiden. Aus seiner Tasche holte er zwei Hauer hervor, die dieselbe größe wie die vom Troll-Wildschwein hatten. Mit ihnen fügte er den Soldaten Wunden hinzu, die von einem Kampf mit dem Monster stammen können und verdeckte so auch die Stelle, an der sie von seinem Pfeil getroffen wurden. Er stand auf und betrachtete sein Werk. Das solch schwache Soldaten seinen Partner allein hätten töten können, konnte er nicht glauben. Vielleicht hatten sie seit der letzten Erkundung die Wachen wieder verstärkt. Nervös blickte er sich um, doch er sah niemanden. Dennoch beschloss er tiefer in den Wald zu gehen, um seinen Rückweg vorzubereiten. Auch wenn es ihm nicht gefiel eine Mission unbeendet zu lassen, konnte er ohne einen Partner nicht weitermachen. Er ging zu einem Bach, der ihm bei der ersten Erkundung aufgefallen war. Das dicke Eis schlug er mit einem Stein auf und füllte seine Feldflasche mit dem klaren Wasser. Auf ein Stück Pergament schreib er rasch mit roter Tinte:„Mission B-P 100 fehlgeschlagen. Hawk Eye gefallen. Peacemaker unverletzt.“ Er ahmte einen Falken nach und prompt erschien der Vogel. Er blieb ganz ruhig, als er die Nachricht um den Fuß gebunden bekam und flog dann mit kräftigen Flügelschlägen davon. Belial blickte ihm nach bis er ihn nicht mehr sehen konnte. In Belgravia würde diese Botschaft für großen Unmut sorgen, doch sie waren selber schuld: Er hatte ihnen von Anfang an gesagt, dass ein Anfänger wie Elias nicht für solch einen Auftrag geeignet ist. Er war erst 14 Jahre alt gewesen, aber so motiviert und talentiert im Giftmischen, dass er in wenigen Jahren sich bestimmt schon einen Namen gemacht hätte. Er würde seinen Leichnam gerne bestatten, aber er konnte es nicht riskieren entdeckt zu werden. Zum Glück trug er keine Spezial- oder Geheimwaffen seines Landes, denn es würde einen erheblichen Schaden anrichten, wenn ihre Gegner Abwehrmittel entwickeln würden. Er holte eine Ampulle mit einer farb- und geruchlosen Flüssigkeit hervor und schwenkte sie nachdenklich. Sie wollten dieses neue, zusammen mit den Wissenschaftlern aus Pompeji entwickelte, Gift verwenden, um die Prinzessin des Königreiches Baskerville zu ermorden. Morgens wollten sie sich in die Hauptstadt einschleichen, sich durch einen bereits vorbereiteten Weg in das Schloss zutritt verschaffen und das Gift einem bestochenem Koch geben, damit er es ihr ins Essen mischt. So war es jedenfalls vorgesehen. Während er noch immer in Gedanken versunken war, merkte er nicht wie die Temperatur rapide sank. Zu spät sah er den Eisriesen und konnte knapp seinen Klauen ausweichen. Er fluchte ungehalten. Eisriesen gab es normalerweise nicht in dieser Region und er hatte sich nicht für so eine Situation ausgerüstet. Der eiskalte Gigant setzte zu einem weitern Hieb an und Belial duckte sich unter ihm weg. Er musste ihn schleunigst abhängen, wenn er nicht zerfleischt werden wollte. Flink wie ein Gepard rannte er weg, doch der Eisriese hatte offenbar schon Erfahrung im Verfolgen von Menschen und schnitt ihm den Weg ab. Mit seinen spitzen Klauen riss er ihm den rechten Arm auf und machte sich dafür beriet ihn noch weiter auseinanderzunehmen. Er richtete sich wieder auf und wollte fliehen, aber wegen dem Blutverlust wurde ihm schwindelig und er stürzte in den Schnee. „So sterbe ich also“, war sein letzter Gedanke und er verlor das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, lag er in einem Bett, seine Wunde war verbunden und versorgt worden. Verwirrt blickte er sich um. Wo zum Teufel war er? „Ah, du bist aufgewacht! Wie fühlst du dich?“, fragte ihn eine junge Frau, die er zuvor nicht bemerkt hatte. Die Frau, die er heut morgen betrachtet hatte. „Als ob mich ein Eisriese erwischt hätte“, murmelte er und sie lachte. Vorsichtig löste sie den Verband und geschockt betrachtete er das Ausmaß des Hiebes. Die Haut war rot und in den gezackten Wunden sah man weiße Knochen durchblitzen. Sie nahm eine übel riechende Salbe und schmierte sie drauf, dann verband sie es wieder. „Diese Wunde ist sehr tief, du wirst dich noch eine Weile schonen müssen“, sagte sie besorgt, „Ich werde dir jetzt erstmal eine heiße Suppe bringen.“ „Warte! Was ist passiert nachdem ich ohnmächtig wurde?“ „Ich war im Wald unterwegs um Heilkräuter zu sammeln. Doch dann sah ich die Fußspuren eines Eisriesen und bin ihnen gefolgt. Ich konnte ihn noch gerade davon abhalten dir deinen Bauch aufzuschlitzen.“ „Wie hast du das geschafft?“, fragte er verwundert. Mit einer Spezialmischung, die ich selbst entwickelt habe. Hättest du einer Frau wohl nicht zugetraut“, grinste sie. Er sah sie verblüfft an. „Mein Name ist übrigens Diana“, fügte sie noch hinzu, dann ging sie aus dem Zimmer. Er blieb zurück, völlig überrumpelt von der Situation. Er sah hinaus zum Fenster. Es dämmerte bereits. Eigentlich sollte er am nächsten morgen in Belgravia sein. Aber nun saß er mitten im Land seiner Feinde fest, verwundet und angreifbar und sympathisierte mit einer von ihnen. Er musste sich schleunigst etwas einfallen lassen um von hier zu verschwinden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)