Herzquell von Wolkenwolf (Das Kompendium der Unglaublichkeiten) ================================================================================ Kapitel 5: Hinter der Stirn --------------------------- VON MOONY & SOLANA Solana strahlt im Wolkenkleid, Wirft ihre Schatten weltenweit Und zwischen Laub in Farbenpracht, Dort hängt in Fetzen noch die Nacht. Das Haupt des Mondes silbrig scheint, Auch wenn er schwarze Tränen weint. Im Kobaltblau, da singt das Schwert, Weil sich das Licht ihm ganz verwehrt. *** WOLKENWOLF (Metaphoria-Version) Ich bin kein Mensch, ich bin kein Tier, Der Himmel ist mein Jagdrevier. Aus Sternenglanz besteht mein Fels Und Wolken sind mein ganzer Pelz. Hoch über Erden schleiche ich, Vergeh im Wind, verdichte mich. Ich ziehe flüsternd meine Bahn Und tobe wild wie ein Orkan. Der Horizont verfärbt sich grau, Wirft Dunkelheit ins Himmelblau. Mein Heulen klingt wie ein Taifun, Jetzt gibt es keine Zeit zu ruhn’. Zwischen Tag und Nacht zerrissen, Ganz und gar - und doch zerschlissen, Scheint mein Fell im Mondenglanz Und lodert in der Sonne Tanz. Ein fantasiertes Fabelwesen, Niemals bin ich mehr gewesen. Von den Göttern einst beschworen Und zum Wolkenwolf erkoren. *** WOLKENWOLF II Dem Floraauge entgeht nichts. Ich folg ihm schon seit Tagen, Weil dies allein mein Schicksal ist, Als Wolf den Sturm zu jagen. Die Nase in den Wind gegraben, Spür ich den Regen in der Luft. Am Horizont tanzt helles Licht! Vor mir ragt eine Wolkenkluft. Die Pfoten donnern wie ein Hagel, Ein Sprint, der einem Fluge gleicht. Ich lass euch hinter mir zurück. Wann habe ich mein Ziel erreicht? Noch viele Meilen sind zu gehen. Ich kann bereits das Tosen wittern. Plötzlich beginnt, gleich wie durch Feuer, Um mich herum die Luft zu zittern. Ein Wolfsgeheul schallt durch die Nacht. Der Vollmond spielt sein Klagelied, Ich schleich mich leis an dich heran. Du weißt gar nicht, wie dir geschieht. Ein Donnern übertönt das Knurren. Sag, hast du mich nicht kommen sehen? Und mit der Dämmerung seh' ich Den Sturm im Wind der Nacht vergehen. *** WOLKENWOLF III Tausend und einen Sturm gerissen, Jagte ich dich wie verbissen, Stürmte übers Himmelszelt, Dem Dach hoch über eurer Welt. Wenn das Sonnenlicht erstrahlt, Ein Morgenrot mit Flammen malt, Erscheint des Wolfes Wolkenkleid, Wie Schnee, im Vollmondlicht geweiht. Als Brüder wir sehr einsam sind, Weil nur der Stärkere gewinnt. Die Sturmesjagd ist eine Pflicht, Sie duldet den Verlierer nicht! Ein weisser Streif im weiten Blau. Wir kennen ihre Spur genau Und über uns halten sie Wacht, An jedem Tag, in jeder Nacht. *** DIE BESCHWÖRUNG DES AGNI Der siebte Kreis ward nun vollendet. Feuer, welches Leben spendet, Segne uns mit deinem Geist, Der uns den Weg der Liebe weist. Der letzte Atemzug verstreicht. Der Körper schwer, die Sinne leicht. Was übrig ist, vergeht in Flammen, Geht himmelwärts und zieht vondannen. In deinem Magen etwas brennt, Das Gutes stets vom Bösen trennt. Auf deinem Nabel ruht das Licht Des Herrn des Feuers Angesicht. *** DER FALTER Die Sepiaschwingen vom Feuer verbrannt, Klammerst du dich an kaltes Metall, Als wär‘ es der letzte Strohhalm deines Seins, Und schickst die Gedanken ins All. Die kreisrunden Flammen entsteigen dem Meer, Ein eisiger Wind zerrt an dir. Die Landschaft entgleitet in ein wirres Spiel. Nur das Glas allein trennt dich von mir. Plötzlich ein Ruck und du wirbelst davon Und die Welt, sie beginnt sich zu drehen! Von Himmel und Hölle verstehst du nicht viel, Doch mit einem Mal blieb die Zeit stehen. *** IM SCHLARAFFENLAND Auf karamellisiertem Pflaster- Stein fröne ich meinem Laster, Ziehe ein ins Knusperhaus Und lass die Marzipan-Sau raus. Komm, schmier mir Honig um den Bart, Denn dies ist meine Lebensart. Mit Zuckerperlenschmuck im Haar Werde ich meinem Glück gewahr. Die Zahnfee ist mein liebster Freund. Wenn sie des Nachts am Bett erscheint, geht sie mit prall gefüllten Taschen Und lässt mich fröhlich weiternaschen. In diesem Lande weht ein Wind Mit einem steten Hauch von Zimt. Die Frucht am Baume ist kandiert, Bevor sie ihren Reiz verliert. Ich hörte einst vom Pfefferkuchen- Mann, dass sie wohl nach ihm suchen. Sein Lächeln war so zauberhaft, Da fiel in mir die Willenskraft. *** DER EREMIT Ich schlucke Sand und fresse Staub. Ein Kleid, gemacht aus totem Laub, Bedeckt zur Not den dürren Leib Und das Gebirg’ ist mein Verbleib. Fernab von Sucht, von Gier und Hast Ist’s Menschenleben schnell verblasst. Was bleibt, sind Werte, chancenlos. Das Glück ist klein, die Pein ist groß. Dort droben, über eurer Welt, So fern von Leid, Sehnsucht und Geld, Dort offenbart sich mir ein Reich, Wie dem der Himmelsgötter gleich. Ein Vogel sucht die Wolken ab, Bringt Leben hin zur Lagerstatt. Ich baue mir ein Blätterdach Und spiele mit den Winden Schach. Der Friede wächst mit jeder Stund. So tut sich mir das Leben kund. Und auch im Angesicht der Welt Ist er’s und bleibt, was mich noch hält. *** MIT FLAMMENDEN GEIGEN Der Geigenbogen fährt galant über Roßhaar, straff gespannt. Aus der Schnecke stieben leise Funken, ziehen ihre Kreise. Fährt das Feuer mir ins Herz, Dann webe ich, aus süßem Schmerz Und Kummer neue Welten, Um dein Spiel dir zu vergelten. So bitterschön die Melodie, Zwingt Frost und Kälte in die Knie, Schafft Platz für neue Lieder, Ringt ganze Gletscher nieder. *** WOLFSRUDEL Du bist kein Stern, der nur für mich vom Himmel fiel. Du bist kein Engel, keine Lösung, kein Ventil. Du bist die Ketten, die den Dreiköpfigen bannen, Die wie ein Wunder einen Wolkenwolf ersannen. Du bist das Blut im Rausch in jeder meiner Hand. Du bist der Flöte Klang, du raubst mir den Verstand. Du bist der Winkel tief im Heckenlabyrinth. Du bist die Wut in mir, die Stürme und der Wind. Wir sind fantastisch, wenn wir über Wolken jagen. Wir sind das Licht, der Blitz, des tiefen Donners Klagen. Wir sind der Schrei des Nebels, der Gezeiten Kind. Wir sind wie Wölfe, wenn wir eng beisammen sind. *** WOLFSRUDEL II Ich bin das Chlorophyll in jedem Birkenblatt. Ich bin die Sonnenglut, an Mondes Glanze statt. Ich bin das Tintenblau auf farblosem Papier. Ich bin in deiner Stirn und deiner Seele Gier. Mein Name gleicht dem Heulen in der Nacht. Mein Wesen liegt in deiner Stille Macht. Mein Ruf halt über weiße Wolken schwer. Mein Körper ist ein Sturm und niemals leer. Gemeinsam gleichen wir dem Birkenhain. Zusammen blendet uns der Sterne Schein. Vereint sind wir wie Verse tief im Fleisch, Im Himmel und auf Erden Wölfen gleich. *** DIE VERBOTENE FRUCHT Ich öffnete die Floraaugen. Zauberhaft war's um mich her. Ich stand in einem wilden Garten, Tief in einem Blumenmeer. Als ich noch benommen schaute, Wispert's leis' an meinem Ohr: Mein Knabe, schau' zum Hügel hin! Und durch die Glieder es mich fror. Über mir hing listig zischend Ein giftig grün gefärbtes Tier, Ein Drache ohne Schwingen fast Und von den Zähnen troff die Gier. Folge mir, ich tu dir nichts! Nur schau entlang dem Schuppenpfad, Denn droben auf dem Hügel steht, Verwurzelt fest, ein Schicksalsrad. Ich sah der Schlange blinzelnd nach Und staunend fasst' ich jenen Baum, Der dort auf diesem Hügel stand, Mit roten Äpfeln, wie ein Traum. Frohlockend stieg ich rasch hinauf, Betrachtete das Kronenwerk. Da stand der Riese sacht vor mir, So schweigsam, wie ein junger Berg. Ich wusste nicht, wie mir geschah, Als ich schon einen Apfel stahl. Die Schlange zischte über mir. War sie es wohl, die's mir befahl? Kaum ward der erste Biss getan, Ich stürzte in die Schwärze. Ich hört nur noch das Zischen, leis' Und dann erlosch die Kerze. *** LEVIATHAN Oh Leviathan, Du stolzer Gott der Meere. Fülle meinen Schädel, Bitte fülle diese Leere Mit tosenden Gedanken, Dem Zorn der Stürme gleich, Die du entfachst Bei jenem ersten Treffen, Wo ich nicht glauben wollte, Welch wilde Wut in meinem Herz Die Liebe mir beschwören sollte, Da webten wir den Zauber, Der mich noch immer bindet, An deine junge Seele Und niemals mehr verschwindet Nun ist schon so viel Zeit vergangen Noch immer hab ich das Verlangen. Du lässt mich nicht los. Sei bereit, wenn ich dich warne, Dann gibt es kein Entrinnen. Ich will zurück in deine Arme Mich nochmals zurück besinnen. Weder Glauben, noch die Kraft Konnten mich hier beschützen. Ich entkomm nicht deinem Schwert Und Flucht wird mir nichts nützen. *** WER BIN ICH? Denn schon jetzt, da bin ich es, der läuft, Der Gedanken zu Traumschlössern häuft. Ich bin der, der nur wartet, nicht eilt, Der die Zeit, einem Meer gleich, zerteilt. Schon mein Schweigen spricht Feuer und Bände, Tinte rinnt mir bis über die Hände. Wenn du dachtest, du hast mich erreicht, Bin ich fort eh der Augenblick weicht. An mein Ziel kannst du mich nicht begleiten, Denn es gilt über Wolken zu schreiten. Wo ich schlafe, dort wirst du verbleiben, Böse Mächte und Geister vertreiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)