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Der Utopia-Baum

von

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Kapitel 1 – Radley Finch

Radley Finchs Expedition verließ die Erde an einem ganz gewöhnlichen Tag. Einem Tag voller Streiks und Ärger. „Nichts zu machen. Hier kommen Sie nicht zum Raumhafen“, rief ein Mann mit Plakat ihm zu. Die Liftarbeiter waren im Streik. Bei den Frachtarbeitern das gleiche, kein Durchkommen zum Schiff.
 

Ein Mann vom Sicherheitspersonal hatte seine Sondererlaubnis geprüft und schleuste ihn durch die Sicherheitszone. Ohne Mineralogen an Bord konnte die Expedition ja nicht starten.
 

Das neue Gebiet sollte reich an neuen Bodenschätzen sein. Viele kleine und größere Asteroiden mußten untersucht werden. Finch saß vor einem Kontrollpult, daß einen Hangar mit vielen kuppelförmigen Schiffen und kleineren Kugeln zeigte.
 

So hatten sich in der Vergangenheit die Menschen wohl die UFOs vorgestellt. Aber nach vielen Jahren der Forschung hatten die Wissenschaftler eingesehen, daß dies wirklich die effizienteste Bauform darstellte.

Keine Flügel und keine unnötigen Aufbauten, einfach nur für den praktischen Gebrauch konzipiert. Finch würde in Kürze auch mit einem dieser kleinen Kugeln auf Entdeckungsreise gehen.
 

Der Captain trat an Radleys Pult heran. „Dieses Schiff braucht zuviel Energie für mehrere Landungen. Mit diesen Minis dort werden Sie draußen allein losziehen.“

Die Nachricht schien Finch eher zu freuen. „In Ordnung Captain. Nach all den Erdjahren sehne ich mich direkt wieder nach ein bißchen Einsamkeit und viel Raum um mich herum.“
 

Natürlich war das Mutterschiff zu groß für diese Aufgabe. Es war lediglich der Lastenesel, der die kleineren Erkundungseinheiten in ein lohnendes Abbaugebiet brachte.

Kapitel 2 – Notfall

Die erste Erkundung hatte leider nicht viel ergeben. Zwar waren einige Asteroiden untersucht worden aber ein Abbau der spärlichen Rohstoffe hätte keinen Nutzen gebracht. Energieverschwendung war das größte Problem der Erde.
 

Auf seinem zweiten Forschungstrip, zehn Tage vom Mutterschiff entfernt, flammten auf einmal grelle Warnlichter auf. „Die Vallarium-Transistoren sind hin. Ich muß um Hilfe funken“, dachte er. Aber der dichte Gürtel aus Eisenlagern, den er untersuchen sollte, lies das nicht zu. Die Signale kamen nicht durch.
 

Er studierte die Sternenkarten, mit den wenigen Planeten dieses Sektors die erst kurz zuvor erforscht wurden. Nur ein bewohnbarer Planet war in Reichweite, dort mußte er hin. Mit Mühe landete er das defekte Schiff und stieg zur Luke hinaus. Die Scanner meldeten eine ungiftige Umgebung.
 

„Die Luft ist dick und stickig aber atembar. Hoffentlich sind diese Pflanzen eßbar“, sprach er laut vor sich hin. Eßbar waren sie vielleicht aber das war auch alles. „Bäh. Lieber verhungern als so etwas zu essen“. In hohem Bogen flog das abgebissene Stück davon.

Die weitere Suche ergab immer das gleiche, eine Pflanze schmeckte scheußlicher als die vorige. Er würde wirklich verhungern oder sich den Magen verderben.
 

Und dann fand er den Baum. Kahl und knorrig und ohne jede Frucht. Das konnte wirklich nicht war sein, konnte man soviel Pech haben? Wütend gab Finch dem Baum einen Tritt. „Verdammtes Ding. Warum kannst du keine Äpfel tragen, oder Pflaumen oder Zitronen?“ Plötzlich erzittert der Boden.

Der Baum schüttelt sich und Äpfel ploppen wie reife Knospen aus den Ästen hervor. Das konnte nicht real sein. „Äpfel. Granny Smith. Genau, woran ich gedacht hatte. Er hat sie gemacht.“ Sicher gemacht aber wie? Er nahm sich einen Apfel und biß hinein. Er war köstlich. „Der Baum muß meine Gedanken empfangen und sie in Materie umgesetzt haben.“
 

Der Planet war reich an Bodenschätzen. „Die Wurzeln ziehen alles was sie brauchen aus dem Boden. Und der Baum ist eine natürliche chemische Fabrik. Er stellt die benötigten Moleküle in sich zusammen“, stellte Finch fest.

Nun erwachte der Forscher in ihm und er wollte es genauer wissen. Er dachte an eine Pizza und sie erschien tatsächlich an einem Ast. Radley steckte einen Finger in die Sauce und leckte dran. „Eine Pizza. Nein, nicht einfach eine Pizza, eine mit Pepperoni. Er hat sie hinbekommen. Ein Prachtexemplar.“
 

Von diesem Moment an fühlte sich Radley wie im Schlaraffenland. Was immer er sich wünschte, der Baum erfüllte es. Apfelkuchen, Eiscreme, Kaffee. Als er satt war, versuchte er es mit einer neuen Herausforderung.
 

Wenn der Baum Materie erzeugen konnte, dann vielleicht auch feste Gegenstände. „Ich brauche Vallarium-Transitoren um mein Schiff zu reparieren. Aber ich muß dir die genauen Maße angeben.“ Die ersten vier Versuche mißlangen, doch dann gelang es ihm. Endlich würde er von diesem öden Felsen wieder runter kommen.
 

„Danke Freund“, sprach er zum Baum,“ ich verdanke dir mein Leben“. Der Baum erzitterte als hätte er verstanden was Radley zu ihm gesagt hatte. Dies war wirklich kein gewöhnlicher Baum. Das Ersatzteil passte wie Maßarbeit und funktionierte sogar. Die Kontrollleuchten blinkten und meldeten volle Bereitschaft der Systeme.
 

So einen Baum gab es in der ganzen Galaxis nicht noch einmal. „Und wenn ich das ganze Schiff ausräumen muß, dich nehme ich mit Kumpel!“ Radley schwor später, der Baum habe eine Art freudigen Jauchzer von sich gegeben.

Kapitel 3 – Rückkehr

Zwei Tage später kam Radley wieder beim Mutterschiff an. Der Captain war wenig begeistert von seinem Fund, vor allem da Radley die Suchmannschaft auf Trab gehalten hatte. „Sie sollten Mineralproben sammeln Finch, keine Bäume.“

Dieser lies den Einwand nicht gelten. „Glauben Sie mir Captain, es ist wichtig. Was gibt es Neues von zu Hause?“ Im Grunde hatte sich nichts geändert wie der Captain berichtete.
 

Die Hydrofolien-Frachter streikten und alle Häfen auf der Erde waren geschlossen. Radley brach in schallendem Gelächter aus, sehr zur Verwunderung von seinem Captain. „Warum lachen Sie?“ Radley wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. „Vielleicht halten Sie mich für verrückt aber dieser Baum wird dem ein Ende setzen.“ Der Captain sah in wie einen Geisteskranken an. „Kein vielleicht. Sie sind verrückt!“
 

Nachdem das Gebiet erkundet war, trat das Mutterschiff den Heimweg zur Erde an. Radley hatte Funk und Fernsehen informiert, damit seine Ankunft gebührend gewürdigt werden konnte. Die Presse hatte sich in einem Hangar versammelt und wartete gespannt darauf was er verkünden wollte.
 

„Und jetzt demonstriere ich Ihnen, was der Baum kann. Hat jemand einen besonderen Wunsch?“ Ein Zuruf kaum aus er Ecke der französischen Presse. „Eine Kristallkaraffe mit Chablis bitte schön.“ das war mal wieder typisch Franzose.

Sekunden später hatte der Reporter seine Karaffe in der Hand. Er schenke sich ein Glas ein und roch neugierig daran. „Ja. Die richtige Temperatur. Nicht zu trocken. Vielleicht eine Idee zu fruchtig.“
 

Die anwesende Menge spendete tosenden Beifall. Das war die Entdeckung des Jahrhunderts. Was könnte man damit für ein Geld machen. Ein Einwand Radleys zerstörte diese Wunschvorstellung aber jäh. „Ich werde diesen Baum züchten. Bald wird jeder auf der Erde einen Baum für sich haben.

Dann werden alle Wünsche erfüllt. Alle werden alles haben. Und Streiks wird es nicht mehr geben.“ Die Menge der Zuschauer an den Bildschirmen war sich einig. Das war ein Utopia-Baum.
 

Der Abtransport erwies sich dann erstmal schwieriger als geplant. Der mitleidige Hafenmitarbeiter konnte nur mit den Achseln zucken. „Tut mir leid, Sir. Nichts zu machen. Die privaten Lastengleiter sind im Streik. Sie müssen Ihren Baum irgendwie anders transportieren.“
 

Was für eine Ironie des Schicksals aber nichts konnte Radleys Pläne stoppen. Schon bald hatte jeder auf der Erde seinen eigenen Utopia-Baum und konnte sich wünschen was er wollte. Wenn nur ein Braten genügt hätte, wurden sich drei gewünscht. Man konnte ja jetzt alles haben.
 

Nachdem die Grundbedürfnisse befriedigt waren, kam der alte Wunsch nach materiellen Besitztümern wieder zum Vorschein. Pelzmäntel, Schmuck und sogar ganze Häuser wurden gewünscht und die Bäume taten wie befohlen.
 

Radley war natürlich der Held er Massen und Gast auf jeder Party des Landes. Aber so hatte er sich das nicht vorgestellt. Pro Woche wurde zwar nur noch 18 Minuten gearbeitet aber Radley war besorgt. Er stand vor einer riesenhaften Halde mit Schrott, die fast 30 Meter in den Himmel wuchs.
 

„All diese Sachen sind völlig heil. Aber die Leute sind zu faul ihr Auto zu waschen oder den Fernseher anzustauben. Sie verlangen lieber einen Neuen. Die armen Bäume arbeiten Tag und Nacht.“ Er seufzte. Nein so hatte er sich das wirklich nicht vorgestellt. Am 48. Tag von Utopia kam es zur ersten Katastrophe. Ein Wolkenkratzer, den die Bäume gebaut hatten, krachte zusammen, weil die Erde unter ihm wegen der Rohstoffverschwendung ausgehöhlt war.
 

Aber niemand beachtete seine Warnungen, die Wünsche wurden von Tag zu Tag immer größer und größer. Eine Eisenbahn oder eine neue Insel oder eine eigene Kopie eines berühmten Bauwerks. Einer der Bäume gab unhörbar einen leisen Seufzer von sich.

Kapitel 4 – Streik

Am 50. Tag kamen besorgte Kunden zu Radleys Haus und berichteten ihm, daß etwas mit den Bäumen geschehen war. „Und dann hörten sie plötzlich auf. Genau in derselben Sekunde.“ Das klang wirklich merkwürdig.

„Seid ihr sicher? Im selben Moment?“ Doch so war es, um Punkt Mitternacht hatten alle Bäume den Betrieb eingestellt.
 

Radley brach in schallendes Gelächter aus, sehr zur Verwirrung der anwesenden Leute. Was war daran so lustig? „Mitternacht? Alle gleichzeitig. Kapiert ihr denn nicht? Die Bäume haben sich organisiert, sie sind im Streik.“

Es hatte wirklich keinen Sinn mit den Menschen, sie würden es nie verstehen. Sie würden sich nie ändern, selbst wenn sie alles hatten. Er schickte die Leute weg und ging in den Garten. Radley fasste einen Entschluß, er wollte wieder weg. Weg von dieser Habgier.
 

Einen Tag später war er wieder am Raumhafen und hatte seinen Baum dabei. Eingepackt in eine Schutzhülle, wurde er von einem Greifer gepackt und in den Frachtraum gehoben. „Vorsichtig!“, rief Radley. „Der Baum darf keinen Kratzer bekommen. Es ist das Original. Mein Freund.“
 

Es klang komisch aber der Baum war ihm wirklich ein Freund geworden. Er verlangte nichts von ihm und hatte ihm doch so viel gegeben. Radleys Anwesenheit schien ihm zu genügen. Wie einsam mußte es auf dem Planeten gewesen sein?
 

Der Frachter hob ab und schon bald waren Radley und der Baum weit entfernt von der Erde. Zurück auf dem gelben Planeten, wo er den Baum gefunden hatte. „Hier können wir zusammen glücklich sein. Vielleicht etwas einsam für mich. Aber das läßt sich regeln. Von dir, hoffe ich.“
 

Nach dieser Ansprache hockte er sich auf den Boden. Ob der Baum ihm diesen Wunsch erfüllen konnte? „Also hör genau zu. Das wird selbst für dich kompliziert werden, mein Freund. Was ich brauche, ist das was wir eine Frau nennen.“
 

Ende!!!!
 

Vielen Dank fürs Lesen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  _Luka-Megurine_
2013-05-22T12:53:50+00:00 22.05.2013 14:53
wow richtig gut gemacht und sehr einfallsreich. ^^ mit vielen Ideen gefällt mir.


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