Göttlich verlassen von Anni-chan95 ================================================================================ Kapitel 1: Er liebt dich. Lass ihn doch. ---------------------------------------- Kapitel 1 – Er liebt dich. Lass ihn doch. Es war Helens 18. Geburtstag und wenn man es wirklich ganz genau nahm, waren Helen und Lucas jetzt schon ein Jahr lang ein Paar – ohne diese ‚Verwandtschaftskiste‘ natürlich – denn offiziell hatten sie ja nicht Schluss gemacht, sondern nur so eine Art Beziehungspause. „Guten Morgen, Lennie.“, begrüßte ihr Vater sie, als sie in die Küche geschlendert kam. „Happy Birthday.“Er drückte Helen einen leichten Kuss auf die Wange. „Danke, Dad. Was gibt’s zum Frühstück?“, fragte Helen und setzte sich an den schon gedeckten Tisch. „Dein Lieblingsfrühstück.“ Jerry servierte ihr Frühstücksspeck und einen Haufen Pfannkuchen. Sie hatte diese Art Frühstück lieben gelernt, als Lucas sie ihr gemacht hatte, nachdem die Beiden mal ein ganzes Wochenende das Haus für sich hatten. „Oh, danke.“ Nachdem sie sich für die Schule fertig gemacht hatte, hörte sie eine Hupe vor ihrer Haustür. Sie wusste, dass Lucas sie wie jeden Tag abholen würde und stürmte vors Haus. Lucas war gerade aus dem Wagen ausgestiegen und schloss Helen in seine Arme bevor er sie küsste. „Ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag, meine Liebe.“ „Damit fängt mein 18. Geburtstag schon mal besser an als mein 17.“, scherzte Helen und drückte Lucas noch einen Moment an sich, als könnte sie ihn wieder verlieren, wenn sie ihn gehen ließe. So wie im letzten Jahr. Nein, ich werde ihn nie wieder verlieren. Wir werden für immer zusammen sein, dachte Helen und musste wieder daran denken, was sie alles auf sich nehmen mussten, um endlich zusammen sein zu können. „Fahren wir zur Schule? Sonst kommen wir zu spät und wenn wir nachsitzen müssen, befürchte ich, können wir gar nicht machen, was ich für deinen Geburtstag geplant habe.“, schlug Lucas vor. „Du hast etwas geplant?“, fragte Helen ungläubig und stieg auf der Beifahrerseite des Autos ein. „Natürlich habe ich das, aber du willst dir doch die Überraschung nicht verderben lassen.“ Lucas schaltete und als seine Hand den Schaltknüppel losließ, griff er sofort wieder Helens Hand. „Wolltest du dir nicht einen Wagen mit Automatik holen?“, neckte Helen ihn und ihr fiel endlich auf, dass er sie nicht in seinem Auto abholte. „Was ist das für ein Wagen?“ Lucas lachte leise auf. „Das ist ein Audi R8.“ Helen verstand von Autos nicht viel, aber sie wusste, dass dieser Wagen zweifellos brandneu war und ein kleines Vermögen gekostet haben musste. „Wieso hast du dir ein neues Auto gekauft? Was war denn mit deinem Alten? Gestern lief es doch noch gut.“ Hatte Lucas einen Unfall? Hatte sein Wagen einen Totalschaden erlitten? Helen malte sich schon das Unmöglichste aus, obwohl sie wusste, dass Lucas nichts passieren konnte. „Meinem Wagen geht es klasse. Das ist nicht meiner.“, sagte Lucas ruhig. „Wem ist er dann?“, wollte Helen jetzt wissen. „Es ist deiner.“ „Meiner!“, quiekte Helen ungläubig. „Du hast mir ein Auto gekauft!“ „Happy Birthday.“ Helen brauchte einen Moment, um zu realisieren, was gerade passiert war. „Lucas, das ist doch viel zu teuer!“ „Ist es nicht. Nicht für meine Liebe.“ Lucas war völlig ungerührt. „Du kannst mir doch kein Auto schenken.“, beharrte Helen. „Doch, kann ich. Ich weiß doch, wie sehr du dir ein Auto gewünscht hast und ich wollte dir eins schenken. Ist alles schon mit deinem Vater abgeklärt. Es ist angemeldet und fahrtüchtig und es gehört allein dir.“ Ein Auto. Er hat mir ein Auto gekauft und egal, wie sehr ich mich dagegen wehre, wer wird es nicht zurücknehmen. Als werde ich mich mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass eine ganze Stange Geld für mich ausgegeben hat, dachte Helen. Sie seufzte laut auf. „Danke.“ „Gefällt es dir?“, fragte Lucas neugierig. Es war in der Tat das beste Geschenk, das sie jemals bekommen hatte und wenn sie sich in Jederland einen Wagen gewünscht hätte, er sähe genauso aus. Jederland. Helen hatte sich geschworen, nicht mehr daran zu denken. Es lag immerhin in ihrer Vergangenheit und das hier, alles, was jetzt noch kam, war ihre Zukunft. „Es ist schön.“, antwortete Helen auf seine Frage. Lucas merkte sofort, dass sie abgelenkt war. „Hey, was ist los? Woran denkst du? Du weißt, dass du mir alles sagen kannst.“ Er sah sie kurz eindringlich an, musste seinen Blick dann aber doch wieder auf die Straße richten. „Ich habe gerade nur daran gedacht, dass, wenn ich mir in Jederland ein Auto gewünscht hätte, es genau dieser gewesen wäre.“, gestand Helen leise. „Ach, Helen.“ Lucas freute sich nicht, dass er ihr ihr Traumauto gekauft hatte. Er hört am Klang ihre Stimme, wie weh es ihr immer noch tat, an Jederland zu denken. „Ich weiß, dass du Jederland vermisst. Glaub mir, wenn ich könnte, ich würde es dir zurückholen, aber leider kann ich das nicht. Lass mich deshalb einfach dafür sorgen, dass das Leben hier so schön wird, wie es in Jederland gewesen wäre.“ Sie waren inzwischen auf dem Schulparkplatz angekommen. Lucas hatte seinen üblichen Parkplatz in Beschlag genommen und beide stiegen aus. Lucas nahm Helen sofort in die Arme. „Das weiß ich und ich danke dir dafür, aber…“ Sie begann zu schluchzen. Lucas wusste aber trotzdem, was sie sagen wollte. Helen war mit jeder Faser ihres Seins mit Jederland verbunden. Nicht mehr dorthin zu können, zerfraß ihr das Herz und einmal musste Lucas sie aufhalten, als sie wirklich durch ein Portal gehen wollte. „Pscht, nicht Weinen. Nicht an deinem Geburtstag. Bitte.“, bat er sie und wischte ihre Tränen weg. Helen hörte auf, zu weinen, als Lucas ansah, während er sie fest im Arm hielt und liebevoll ansah. „Alles gut?“, fragte er. „Jetzt wieder.“ Helen lächelte ihn an und nahm seine Hand. „Dank dir.“ Lucas grinste sie an und küsste sie. „Gut. Komm. Die Schule wartet.“ Er zog sie ins Schulgebäude. Vor ihrem Spind blieb er stehen, gab ihre Kombination ein, hob ihre Bücher raus und gab sie ihr, damit er den Spind wieder schließen konnte. „Ich muss jetzt los. Ich sehe dich in der Mittagspause, Geburtstagskind.“ Er drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Stirn bevor er sich auf den Weg machte. „Lennie!“, quiekte Claire und zog ihre beste Freundin in eine Umarmung. „Alles, alles Gute.“ „Danke, Giggles.“, lachte Helen. Hinter Claire kamen Jason, Hector und Cassandra angelaufen. Auch sie wollten ihrer Freundin gratulieren. „Und? Was hat Lucas dir geschenkt?“, fragte Claire. „Ein Auto.“, murmelte Helen, als und Claire zusammen zum Unterricht gingen. „Ein Auto?!“ „Ja. Und er besteht darauf, dass ich es behalte, ob es viel zu teuer ist.“ „Er liebt dich. Lass ihn doch.“ Ihre Claire. Sie sah immer alles positiv. „Ich wünschte, Jason würde mir so was Tolles schenken.“ „Glaubst du etwa, dass er dich nicht liebt? Denn das tut er. Sehr sogar.“ Claire schüttelte den Kopf. „Das meine ich nicht. Jason ist unglaublich süß und ich liebe ihn, aber Lucas weiß immer, was du dir wünschst. Er würde alles für dich tun. Wir reden nachher weiter.“ Damit schon sie Helen in ihre Klasse. Nach der Schule hatten Noel und Kate zusammen eine kleine Party für Helen auf die Beine gestellt. So wie im Vorjahr, nur jetzt konnte Helen sich wirklich darüber freuen. Es gab Torte und ihre ganzen Freunde waren da. Jason, Claire, Ariadne, Cassandra, Orion, Hector und Andy. „Wusstest du davon?“, flüsterte Helen Lucas zu. Lucas schüttelte den Kopf. „Ich hatte keine Ahnung.“ Helen hörte die Wahrheit in seiner Stimme. „Ok. Dann feiern wir. Das, was ich geplant habe, hat noch zwei Stunden Zeit.“ „Hört sich gut an.“ „Endlich allein.“, seufzte Lucas, als die beiden genau zwei Stunden später das Anwesen verließen. Er zog Helen in seine Arme, als hätte er Angst, sie je wieder gehen zu lassen. Dann erlaubte er sich, sie zu küssen. „Was ist jetzt die Überraschung?“ „Wirst du schon sehen.“, erklärte er mit einem geheimnisvollen Lächeln, nahm ihre Hand und zusammen hoben sie ab. Richtung Europa. Binnen kurzer Zeit erblickte Helen den Eifelturm. Es war Morgen in Paris. Vielleicht 10 Uhr. „Frankreich. Ich war noch nie in Frankreich.“, lachte Helen. „Ich weiß. Deshalb werden wir deinen Geburtstag hier verbringen.“ „Aber mein Geburtstag ist fast vorbei.“, gab das Mädchen zu bedenken. „Nicht hier. Hier hat er gerade erst begonnen. Alles Gute zum Geburtstag.“ Er küsste sie noch mal und überreichte ihr danach ein kleines Päckchen mit roter Schleife. „Aber du hast mir schon zu viel geschenkt.“, beharrte Helen. „Los, mach es auf.“, bat Lucas. Helen entfernte die Schleife und das Papier. Danach hielt sie ein schwarzes Barett in den Händen. Lucas nahm es ihr aus der Hand und setzt es ihr auf den Kopf. „Perfekt.“, sagte er zufrieden. „Komm, wenn du noch nie hier warst, müssten wir dir schleunigst alles zeigen.“ Sie besuchten den Louvre und Notre Dame, aßen in einem kleinen Café zu Mittag und machten sich dann auf den Weg zum Eifelturm. Helen war so fasziniert von Paris, dass sie völlig vergaß, wie müde sie war, weil sie schon länger als 24 Stunden wach war. Als es dann später Abend wurde, begann sie dann aber doch, zu gähnen. „Müde?“, fragte Lucas lächelnd. Helen schüttelte energisch den Kopf, denn sie wollte auf keinen Fall schon nach Hause. „Doch, du bist müde. Wird Zeit, dass du nach Hause und ins Bett kommst.“ Lucas hob sie in seine Arme und küsste sie auf die Stirn. „Ich bringe dich Heim. Schlaf ein bisschen.“ „Können wir nicht noch bleiben?“, bettelte Helen. „Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich will nicht wissen, wie dein Dad reagiert, wenn du morgen Früh nicht da bist.“ Dazu fiel Helen nichts ein, also ließ sie sich von Lucas nach Hause bringen. Zu Hause angekommen, brachte Lucas Helen, die endlich eingeschlafen war, in ihr Bett, deckte sie zu, gab ihr einen Gute-Nacht-Kuss und machte sich dann auf den Heimweg, wo er gerade rechtzeitig zum Frühstück ankam. „Morgen, Luke.“, begrüßte Jason ihn. „Wie hat es Helen in Frankreich gefallen?“ „Sehr gut. Sie wollte gar nicht mehr zurück.“ Er setzte sich an den Tisch und begann, zu essen. „Hat Helen der Audi gefallen?“, fragte Hector. Immerhin was es seine Idee, ihr ein Auto zu kaufen. „Sie fand es zu teuer für ein Geburtstagsgeschenk, aber es hat ihr sehr gefallen.“ „Dann hat sie ja jetzt alles, was sie je wollte.“, meinte Ariadne. Es war nicht ein Anflug von Neid in ihrer Stimme, auch wenn Lucas es ihr nicht vorwerfen konnte, wenn sie eifersüchtig war. Sie selbst hatte Matt verloren, den Jungen, den sie am meisten geliebt hatte. Währenddessen hatte Helen nicht nur ihr Glück gefunden, sondern war auch noch mit ewigem Leben beglückt worden. Helen hatte alles und Ariadne nichts. Trotzdem schien sie sich für Helen zu freuen. „Nein, leider nicht. Sie trauert immer noch Jederland hinterher und ich weiß nicht, was ich tun soll, um ihr zu helfen.“ Lucas fuhr sich mit der Hand durch die Haare, wie immer, wenn er frustriert war. Es war ihm gar nicht aufgefallen, dass er das immer tat. Bis Helen ihn darauf aufmerksam gemacht hatte. Seine Helen. Er würde ihr so gerne helfen. Es musste doch etwas geben, das er für sie tun konnte. „Lucas, woran denkst du?“, bohrte Cassandra. „Nichts Bestimmtes, Cassie.“ Lucas wusste, dass es in seiner Familie keine anderen Falschfinder – außer Helen – gab, aber trotzdem hatte jeder Einzelne von ihnen seine Lüge durchschaut. Er brütete irgendwas aus. Was genau, wusste er selbst noch nicht. Aber er würde etwas tun. Irgendwas, um Helen ihre Welt zurückzugeben. Lucas war der Appetit vergangen. Er hatte Besseres zu tun. „Mach ja keine Dummheiten!“, rief Hector ihm hinterher. Sein Mund war voller Cornflakes und hörte sich deshalb an wie „Ma ja kein Bummheit’n.“, aber Lucas verstand seinen Cousin trotzdem. Als er den Raum verließ, hörte er bloß noch, wie Andy Hector anwies, nicht mit vollem Mund zu sprechen. Hector schluckte runter und küsste Andy. Dann verschwanden die Stimmen seiner Familie endgültig. Lucas musste nachdenken und flog deshalb ziellos auf der Insel umher. Bis er auf den Great-Point-Leuchtturm blickte. Er flog auf den Steg des Leuchtturms und dachte nach. „Hey, Lucas!“, hörte er eine vertraute Stimme. Orion. Er sah nach unten und sein Blick fiel auf ihn, Cassie, Jason, Hector und auch Andy. Was sie wohl von ihm wollten? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)