Ein Lied für uns von Petulia (meine Liebe für dich) ================================================================================ Kapitel 8: Niedliches Liebeslied -------------------------------- Von ein paar Erst- und Zweitklässlern abgesehen, war niemand über die Ferien nach Hause gefahren. Das Schloss war gerappelt voll, da sich nun kaum jemand in den Klassenräumen aufhielt. Mädchen tuschelten aufgeregt hinter vorgehaltener Hand, suchten ungewohnt oft die Badezimmer zum Nachschminken auf und standen manchmal unnatürlicherweise alleine auf den Korridoren. Die Jungs rissen lautere Witze, gaben sich unheimlich cool und prahlten mit ihren Dates. Dominique liebte die Stimmung, die in dem alten Gemäuer herrschte. Der Himmel der Großen Halle schneite ununterbrochen, überall roch es nach Kaminfeuer und immer wieder stimmte jemand ein Weihnachtslied an. Statt Kürbissaft tranken die meisten Kakao zum Frühstück, den man sich auch heimlich abfüllte, um auf den Ländereien nicht zu erfrieren. Für die Vertrauensschüler war das Schulsprecherbüro ein täglicher Aufenthaltsraum. Die Planung des Balls war streng vertraulich, was die Angelegenheit noch spannender und spaßiger machte. Die Vertrauensschüler waren zu einem erstklassigem Team zusammengewachsen und gemeinsam wurde viel herumgeblödelt und angepackt, wenn es darauf ankam. An den Wänden des Schlosses hingen Plakate, die den Silvesterball ankündigten. Es zeigte die tanzenden Silhouetten einer Frau und eines Mannes. Ihr Kleid war aus Schneeflocken gefertigt, die bei jeder Umdrehung aufstoben. Ein hübsch geschwungener Schriftzug verkündete “Silvesterball im Winter Wonderland - lasst die Träume fürs nächste Jahr wahrwerden.” Einige Klassenräume im ersten Stock waren zur Vorbereitung bereits abgesperrt, doch an der Großen Halle und der Eingangshalle konnte vor dem 30. Dezember nicht gearbeitet werden. Das würden definitiv zwei stressige Tage werden. Dominique war gerade auf dem Weg in eines jener Klassenzimmer mit zwei vor sich schwebenden verhüllten Kisten. Den Schülern, denen sie begegnete, zwinkerte sie verschwörerisch zu. Der Raum war vollgestopft mit halbgeöffneten sortierten Kisten, die jemand krakelig beschriftet hatte. Behutsam setzte sie ihre Boxen auf den vorgesehenen Platz und verschloss die Tür beim Hinausgehen. “Dominique!”, ertönte es hinter ihr und Fred eilte auf sie zu. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich. Ganz vielleicht würde er sie jetzt fragen. “Hi Fred.”, grüßte sie dünn. “Was treibst du so?” “Ich arbeite für den Ball.” “Mh.”, machte er und näherte sich ihr auf die altbekannte Art und Weise. “Du fehlst mir.” Dabei strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht. “Nicht, Fred.” Enttäuscht ließ er von ihr ab. “Was ist los mit dir, Dome? Du gehst mir seit Wochen aus dem Weg.” “Ich habe eben einfach keine Lust mehr darauf.” Argwöhnisch beäugte er sie. “Hast du wen neues?” “Nein!”, erwiderte sie ärgerlich. Fred schnaubte frustriert. “Wenn du meinst. Hör mal, ich wollte dich aber noch fragen, welche Blumen ich meinem Date mitbringen soll. Ich habe von so was gar keine Ahnung. Ihr Kleid ist so pink, glaube ich.” Der Ravenclaw klappte der Mund auf. Wortlos wandte sie sich um und ging.
 Kein Schimpfwort konnte ausdrücken, welche Abscheu sie für ihn empfand in diesem Moment. Am liebsten wäre sie aus ihrer Haut geschlüpft, so ekelhaft fand sie sich dafür, etwas mit ihm gehabt zu haben. "Dome! Was denn?", rief Fred ihr genervt hinterher, doch sie ignorierte ihn. Schnurstracks marschierte sie in Richtung der Kerker und endete vor der kahlen Mauer, die zum Slytheringemeinschaftsraum führte. Frustriert starrte sie die Wand an. Sie war noch nicht einmal sicher, ob Rockwood darin war. Zehn Minuten lang wanderte sie in dem Gang auf und ab, dann entschied sie sich zu gehen. Auf halbem Wege zur Treppe hörte sie eine brummige Stimme, die ihr entgegen kam. Gemeinsam mit Lysander stieg Earl hinab in den Kerker. Energisch trat sie auf die beiden zu und befahl Lysander weiter zu gehen. Der zog belustigt die Augenbrauen hoch, gehorchte aber. “Blondie, was ist bei dir los?”, lachte Rockwood und sie stieß ihm den Zeigefinger auf die Brust. “Ich sage ja. Ich gehe mit dir zum Ball.” Überrascht nickte er. “Klasse. Dann steht der Deal.” “Moment!”, zischte sie. “Ich habe eine Bedingung.” “Noch eine?”, seufzte er. “Oh ja. Du musst eine Maske tragen.” Sein Lächeln verschwand. “Es ist kein Maskenball.” “Man darf tragen, was man möchte.”, konterte sie. “Dein Ernst?” “Ja.” Ihre hellen Augen funkelten ihn an und er gab nach.
 “Na gut. Die Sache läuft.” Im einen Moment schwebte Rose Weasley im Land sanftester Träume, im nächsten landete etwas oder jemand so heftig auf ihrem Bett, dass sie mit einem spitzen Schrei in die Höhe sprang und den Eindringling herunter warf. Herzhaft lachend lag Roxanne auf dem Boden und hielt sich den Bauch. Als Rose auch Amy und Dominique glücklich lachen sah, stimmte sie ein. “Frohe Weihnachten.”, wünschten ihre Freundinnen dann und “Frohe Weihnachten” antwortete Rose.
 Ganz traditionsgemäß wenn sie in Hogwarts blieben, war Dominique früh morgens mit ihren Geschenken zu ihnen hochgestiegen. Alle vier trugen noch ihre Schlafanzüge und kuschelten sich mit Kissen und Decken auf den Boden. Dann öffneten sie gemeinsam ihre Geschenke. Zuerst griffen sie vier identisch aussehende Päckchen. “Was da wohl drin sein mag?”, witzelte Roxanne und jeder von ihnen viel ein flauschiger Pulli in den Schoß. Rosa, weiß, dunkel grün und hellblau. Amy freute sich ungemein, denn es war erst ihr zweiter Pullover, den Molly Weasley ihr geschenkt hatte. Gemeinsam zogen sie die Pullis über ihre Pyjamas. Wie jedes Jahr erhielten sie auch einige Süßigkeiten und selbst gebackene Leckereien von ihren jeweiligen Müttern. Mit breitem Lächeln wickelte Rose außerdem ein schweres Buch aus, dass ihr Hermine geschenkt hatte. Ihre Mutter und sie schenkten sich immer Bücher. Anbei war eine säuberlich geschrieben Karte. ‘Liebste Rose, über dieses Buch bin ich auf meiner Reise nach Israel gestolpert und ich bin mir sicher, dass es dir gefallen wird! Ohne euch Kinder wird dieses Jahr Weihnachten mit Sicherheit etwas einsam sein, aber ich hoffe ihr genießt die Ferien und den Ball. Bestimmt gibst du dir viel Mühe und ich kann es kaum erwarten, die Bildaufnahmen der Feier zu sehen. Ich bin stolz auf dich! 
Pass auf Hugo auf, er macht dir hoffentlich nicht zu viel Ärger. In Liebe,
 Mama’ Darunter war ein eher krakeliges PS zu lesen: ‘Ps: Übernimm dich bloß nicht mit schulischer Arbeit! Du machst dich nur kaputt. Genieß lieber dein letztes Jahr und setz dich ordentlich gegen den Schnösel durch! Unterdrück deinen Bruder nicht. Küsse, Dad.’ Rose lächelte liebevoll. Sie liebte ihre Familie unglaublich. Von ihren Freundinnen bekam sie eine gläserne, sehr teure Schreibfeder. “Es war Amys Idee.”, erklärte Roxanne sofort und Rose bedankte sich vielmals. Als nächstes packte Dominique ihr Geschenk aus. Groß und schwer war es und ihre Augen leuchteten bereits neugierig. Heraus zog sie einen runden Wandspiegel, dessen Rand manchmal märchenhaft glitzerte und aus dessen Rahmen echte Blüten wuchsen. “Oh, wie zauberhaft!”, jauchzte Dominique. “Der Rahmen passt sich der Jahreszeit an. Deswegen blühen gerade Misteln und Weihnachtssterne.” “Ich liebe ihn! Danke, danke, danke! Ein weiteres Einrichtungsstück für meine Wohnung.” Dominique freute sich bereits ungemein darauf, auf eigenen Füßen zu stehen nach der Schule und plante bereits die komplette Einrichtung ihres zukünftigen Zuhauses, das sie natürlich noch nicht besaß. Roxanne packte einen ellenlangen weichen Schal aus, an dem ihre drei Freundinnen abwechselnd gestrickt hatten. Ein solches Modell hatte Roxanne sich schon ewig gewünscht, jedoch nie in der perfekten Breite und Länge gefunden - bis jetzt. Für Amy hatten sie ein lustiges Buch herausgesucht, dass sich mit Zeitschriften beschäftigte. Es gab Tipps für Artikel, für Gestaltung und Herausgabe und erzählte außerdem von interessanten Ereignissen und Gegebenheiten der Geschichte der Magazine und Zeitungen. Auch die vierte im Bunde war also höchstzufrieden mit ihrem Geschenk und sie öffneten die wenigen restlichen Pakete. Ein großer brauner Umschlag zog Roses Aufmerksamkeit auf sich. Er war nicht beschriftet, lag jedoch bei ihren Geschenken. Vorsichtig öffnete sie ihn und konnte im Verschluss ‘Für meine kleine Löwin.’ Aufgeregt zog sie das helle Pergamentpapier heraus. Darauf bewegte sich ein gezeichnetes Löwenweibchen. Es trottete umher, säuberte sein Fell und tollte auf einer imaginären Wiese herum. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass Scorpius zeichnen konnte. Vorsichtig schob sie das Pergamentpapier zurück in seinen Umschlag. Der 25. Dezember war traditionsgemäß ein Ausruhtag. Roxanne hatte ihren drei Freundinnen vorsichtshalber jegliche Arbeit verboten, doch keine von ihnen hatte die Option überhaupt in Betracht gezogen.
 Ein gemütliches gemeinsames Frühstück im Schlafsaal stand bevor und es herrschte striktes Schminkverbot. “Ich stibitze ein paar Sachen in der Großen Halle.”, erklärte Rose sich bereit, nicht ganz ohne Hintergedanken. Schnell schlüpften sie in Jeanshosen oder Röcke, behielten aber ihre Weasley Pullis an und begaben sich in die Große Halle oder die Küche. Es war beinahe niemand beim Frühstück. Daher konnte Rose einige Brötchen, Obst, Aufschnitt und Geschirr ungesehen in Folie wickeln und in ihrer Tasche verstauen. Wer sie dennoch sah, war an den Anblick gewöhnt - schließlich war es Weihnachten. In der Eingangshalle sah sie Scorpius und war hin und her gerissen. Ihre Haare waren bloß in einen unordentlichen Knoten gebunden und sie trug Pantoffeln, doch dies war wirklich ihre einzige Chance, heute mit ihm zu sprechen. Bevor sie sich entscheiden konnte hatte er sie entdeckt. Mit breitem Grinsen fing er sie an der Treppe ab. “Hübsches Outift.”, scherzte er und sie verzog das Gesicht. “Das ist so Tradition.”, erklärte sie. “Frohe Weihnachten, Scorpius.” “Frohe Weihnachten, Rose.” Gut, dass niemand dort war, um sie einander dümmlich anlächeln zu sehen. “Mir fehlt der Mistelzweig.”, murmelte er schelmisch und sie kicherte verlegen. 
“Danke, für die Zeichnung. Sie ist wirklich wunderschön. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so gut zeichnen kannst!” “Gern geschehen. Ich bin froh, dass ich dir gerecht werden konnte.” Rose biss sich beschämt auf die Lippe. 
“Es tut mir so leid, dass ich gar kein Geschenk für dich habe.” Doch er schüttelte abwehrend den Kopf. Ungesehen zog er sie ein Stück in den Schatten der Treppe und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Ihr Atem schwand und sie vergaß das Oben und Unten. Nach einem Augenblick löste er sich. “Wie machst du es, dass ich mich in diesem Aufzug schön fühle?”, wisperte sie mit geröteten Wangen. “Du bist wunderschön.”, flüsterte er zurück. Seine Faust schloss sich um den Stoff ihres Pullovers und er zog sie näher. In solch einem kitschigen Moment hätte sie sich nie zu finden geglaubt. Insbesondere nicht mit Scorpius Malfoy und dennoch war es, als flöge sie. Dabei war er nicht einmal ihr Freund. Oder war er ihr Freund? Schritte auf der Treppe rissen sie aus ihren Gedanken. “Bis bald.”, verabschiedete sie sich und kehrte zurück in den Gemeinschaftsraum. Weihnachten war vorüber und der Silvesterball rollte auf das Organisationsteam zu wie ein Tsunami. Morgens hieß es früh aufstehen und abends fielen sie erschöpft und dankbar ins Bett. Rose und Dominique konsumierten jeweils mehr Kopfschmerztrank als je in ihrer beider Leben. Mehr und mehr Teile des Schulgebäudes wurden abgesperrt, was glücklicherweise niemanden ärgerte, sondern die Aufregung der Schülerschaft steigerte. “Rose!”, rief eine Fünftklässlerin aus Ravenclaw. “In einem Klassenzimmer macht der Schnee Probleme.” Rose seufzte genervt, ließ ihre aktuelle Arbeit liegen und folgte Josie. Dort standen Scorpius Malfoy und Marc in einem Schneegetöse, welches Rose heftig ins Gesicht blies. Natürlich, wenn man diese beiden Profis in Zauberkunst mit einer solchen Arbeit bedachte, konnte es nur schief gehen. Sie zückte ihren Zauberstab und stillte den Sturm. Dankend sahen die Jungs sie an und eine Sekunde später krachte eine Ladung Schnee gleich auf Scorpius Haupt. Rose konnte nicht anders, als zu lachen. “Jetzt brauchen wir keine Schneemänner mehr.”, kicherte sie und die anderen stimmten ein. Solche kleinen entspannenden Momente machten die Arbeit erheblich angenehmer. Abends am 29. Dezember, am letzten Tag bevor das wahre Chaos beginnen sollte, hockten der Großteil der Vertrauensschüler und ihre Schulsprecher in deren Büro und organisierten die bevorstehenden zwei Tage. “Es muss sich jeder an den Plan halten, sonst fällt der ganze Ball ins Wasser.”, erklärte Scorpius nachdrücklich. Schatten lagen unter ihren Augen und erschöpft schlürften die Anwesenden an ihren Tees. Nur zu gerne hätte er sie gehen lassen, doch sie mussten jetzt dran ziehen und es lag noch mindestens eine Stunde Arbeit vor ihnen. In dem Moment flog die Tür auf und Albus stürmte den Raum. Ihm folgten weitere Jungen, die eine Art Geheimagenten Verfolgungsjagd nachspielten. Lorcan summte eine spannende Melodie, während sie hinter Sofas rollten, über den Couchtisch sprangen und an der Wand entlang schlichen. Nach anderthalb Minuten war alles vorbei und sie machten Flugrollen aus der Tür heraus. 'Genau solche Momente', dachte Rose lachend, 'machen das hier Wert'. Und mit neuer Motivation stürzten sie sich in die Planung. Carl knetete seine Hände. Die Schüler waren zum Frühstück im Raum der Wünsche versammelt, denn der untere Bereich der Schule war gesperrt und die Slytherins konnten nur durch Geheimgänge aus dem Kerker entkommen. Genau vor einem solchen Geheimgang wartete Carl. Der Ball würde am morgigen Abend stattfinden und Lindsey Flint hatte ihr Wort behalten - sie hatte keinem anderen Jungen für den Ball zugesagt. Zugegebener maßen tat sie ihm doch leid. Er wusste schließlich, dass kein Mädchen alleine auf einem solchen Event auftauchen wollte und er wusste auch, dass er nicht der Mann war, der ein Mädchen zu einem solchen Schicksal verdammen wollte. Zwar hatte er seiner Schwester abgesagt, doch diese ging nun mit einem ihrer Hogwart’s Owls Autoren und schien im Endeffekt ganz zufrieden zu sein. Leider schob sich endlich der Wandvorhang beiseite und Lindsey trat heraus. Überrascht blieb sie stehen. “Morgen.”, sagte er steif. “Ja, morgen, Longbottom.” Ihre Arme waren herausfordernd verschränkt. “Also, du hast niemanden gefragt.”, druckste er. “Stimmt.” “Und niemandem zugesagt.” “Stimmt auch.” “Und das wirst du auch nicht?”, fragte er hoffnungsvoll. “Nein.” “Also gut, dann... dann...” Sie hob erwartungsvoll die Augenbrauen, doch er starrte lieber auf den Boden.
 “Dann geh ich mit dir.” Lindsey lächelte überrascht und zufrieden.
 “Klasse. Bis morgen dann, Longbottom.” “Ja.”, sagte er und sah wie sie in Richtung Frühstück zog. “Ich heiße Carl!”, rief er ihr noch hinterher, doch sie ignorierte ihn. Mittags am 31. Dezember entließen die fleißigen Männer des Organisationsteams die Mädchen, damit diese Zeit hätten, sich hübsch zu machen. Rose stand Scorpius gegenüber im Schnee. “Kommt ihr alleine klar?”, erkundigte sie sich sorgvoll, doch er nickte beschwichtigend. “Den Rest packen wir. Genieß du deine Ruhe mit deinen Mädels.” “Okay. Danke.” Sie gab ihm einen sanften Kuss, traurig darüber, dass es wohl der letzte an diesem Tag sein würde. “Tanz nicht mit zu vielen Kerlen heute Abend.” Er grinste, doch in seiner Stimme schwang eine gewisse Ernsthaftigkeit mit. Selbst traute sie sich jedoch nicht, ihn um eine gewisse Abstinenz für den Abend zu bitten. Schließlich hatte sie noch immer keine Gewissheit über den Status ihrer Beziehung. Nach Stunden des Ausruhens und der Schönheitspflege schlüpfte Roxanne in ihr körpernahes, gold metallic glänzendes Abendklied. Der Saum fiel in einen geschmeidigen Pool um ihre Stilettos und der tiefe Rückenausschnitt zeigte einen makellose dunkle Haut. Wenn sie dafür von Lorcan kein Kompliment bekam, dann nur weil er sprachlos sein würde. Obwohl sie fertig war, wartete sie ein paar Anstandsminuten, die sie zu spät kommen musste. Dann zwinkerte sie ihren Freundinnen zu und verschwand. “Rose, du siehst aus wie eine Göttin.”, lobte Albus, als er sie im sechsten Stock wie verabredet traf. Breit strahlend drehte sie sich einmal im Kreis. Ihr marineblaues Kleid war altgriechisch angehaucht. Silberne Blattstickereien betonten ihre Taille und der elegante aber verspielte Chiffonstoff ließ sie größer aussehen. Aufgrund des einen breiten Trägers trug sie die gelockten Haare hochgesteckt und ein silberner Haarreif blitzte aus dem dunklen Rot hervor. “Darf ich bitten?”, fragte Albus übertrieben höflich, verneigte sich und hielt ihr seine Hand hin. Diese ergriff sie und ließ sich von ihm hinab führen. Amy traf Derrek bereits im Gemeinschaftsraum. Er lobte ihr Kleid und ihre Frisur und präsentierte Stolz seinen Mut eine passende rosa Krawatte zu tragen. Dominique, atemberaubend schön wie eine Nixe, würde mit ihnen hinunter gehen, da sie erst dort ihr geheimnisvolles Date traf. Es war eine Schande, was Amy jedoch niemals zugeben würde. Neben Dominique konnte sie niemals strahlen, auch wenn diese das keineswegs absichtlich veranlasste. Passend zu ihrem Kleid war Dominiques Make up etwas extravaganter. Verschieden blaue Schattierungen schimmerten auf ihren Liedern und sanfte blaue Kringel und dezent gelbe Blumen wanderten zu ihren Schläfen und Augenbrauen. Sie sah so schrecklich märchenhaft und anziehend aus. Derrek war dennoch ein echter Gentleman und schenkte Amy seine volle Aufmerksamkeit. Auf dem Weg zur Großen Halle schwärmte er von der letzten Ausgabe und dankte ihr, seinen Artikel in voller Länge übernommen zu haben. Und dann erreichten sie die Treppe im zweiten Stock. Eine dünne Schicht Schnee bedeckte den Boden. “Keine Sorge, dein Kleid wird ihn vertragen.”, ermunterte Dominique zum Weitergehen und mutig betraten sie den ersten Stock. Es war pure Magie. Die Flurwände existierten nicht mehr. Stattdessen wurden die Korridore von schneebedeckten Tannen gesäumt. Sträucher mit roten Beeren bedeckten die Wegesränder hier und da. Mistelzweige hingen an unerwarteten Stell von der Decke. Glühwürmchen und mit Laternen ausgestattete winzige Feen beleuchteten die Wege. Zwischen den Bäumen führten versteckte Pfade zu Attraktionen wir einem riesigem Eissee, auf dem man Schlittschuhlaufen oder Eisangeln konnte. Eine andere “Lichtung” war voller Waldtiere, die immer wieder zwischen den Bäumen hervor tapsten. Am Ende des Hauptgangs des ersten Stocks, wenn es denn noch der erste Stock war, stand hinter den Bäumen ein riesiges essbares Lebkuchenhaus. Hinab in die Eingangshalle führte eine vor Eiskristallen glitzernde Treppe und außerdem ein schneeiger Hügel auf dem man Schlitten fahren konnte. Die Halle selbst zierten riesige Eisskulpturen in den Formen von magischen und nichtmagischen Tieren aber auch von verschiedenen Hexen und Zauberern und großen Eistannen. Fotoapparate schwebten hin und wieder in der Luft, sodass man fröhliche Schnappschüsse machen konnte. Die wahre Attraktion war jedoch die Große Halle, oder für den heutigen Abend angemessener, die Riesige Halle. Man betrat eine märchenhafte Welt aus meterhohen Zuckerstangen, Lollis, schwebenden Eiskugeln in denen Feuer brannten. Runde Tische aus Baumstümpfen, Eis oder Minzbonbons boten Sitz- und Essgelegenheiten. Das Buffet zog sich am Rande dieses Teiles der Halle entlang. Heißes Hirschragout, Kastanien soße und Preiselbeeren füllten die Luft mit ihrem Duft. Gebratene Gans, Rosmarinlamm und gebackene Kartoffeln und Pastinaken waren nur wenige der Köstlichkeiten. Verschiedene Suppen standen zur Auswahl, herzhafte Dips und alle Arten Brot. Dampfender Zwiebelkuchen lockte die Schüler und konkurrierte mit den zauberhaften Desserts. Bratäpfel und knallrote Liebesäpfel, sowie Schokofrüchte wetteiferten um die Aufmerksamkeit der hungrigen Tänzer. Wackelpudding türmte hoch auf und Obstsalat brachte ein wenig Frische ins Buffet. Etwas abseits konnte man sich die exotischste Eiscreme aufs Hörnchen schieben. Auch Eiscreme am Stiel hing in den wundersamsten Formen von den Bäumen und zum Herunterspülen der Köstlichkeiten standen bunte Cocktails, Butterbier, Weine, Säfte, Glühwein und Punsch zur Auswahl. Am Rande dieses Essbereiches erhoben sich gläserne schwebende Stufen hinauf in den Himmel, welcher sternenklar und von Auroras überzogen war. An der Spitze der Stufen befand sich die professionelle Fotoecke, auf der traumhafte Bilder geknipst werden konnten. Dann begann die Tanzfläche. Auch sie war aus Eis, welches jedoch nicht rutschig war und unter dessen Oberfläche bunte Lichter flackerten. Zwischen diesen und den Auroras hoch oben schwebten verschiedenfarbige Lichter und am Rande der Tanzfläche züngelten blaue Flämmchen. Verschiedene Bands sowie ein professioneller DJ würden den Abend über auf der umwerfenden Bühne für Musik sorgen. Kurzum, die Gäste waren sprachlos. Offene Münder wohin man sah, glitzernde Augen und breites Lächeln. McGonagall, die ihren Schülern freie Hand gegeben hatte, war beeindruckt und stolz. Sie zwinkerte einige Tränen fort und betrat die Bühne. “Liebe Schülerschaft, liebe Lehrer, wenn ich für einen Augenblick um Aufmerksamkeit bitten dürfte.” Ihre magisch verstärkte Stimme hallte durch den Raum und alle Köpfe drehten sich in ihre Richtung. “Ich begrüße Sie herzlich zum Silvesterball im Winter Wonderland und ein Wunderland ist dies wahrhaftig. Niemals habe ich an einer solche Feier teilhaben dürfen und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass unsere Schülervertreter ordentliche, ja, grandiose Arbeit geleistet haben.” Applaus brandete auf und zustimmende Jubelrufen begleiteten ihn. “Sicherlich wird dies ein unvergesslicher Abend für uns alle und ich wünsche Ihnen viel Spaß. Ms Weasley, Mr Malfoy, es wird ein großer Verlust sein, wenn Sie diese Schule Ende des Jahres verlassen. Ich bin mir sicher, dass ich noch viel von Ihnen hören werde. Bitte eröffnen Sie den Abend mit dem ersten Tanz.” Erneut klatschte die Schülerschaft, jedoch etwas verhaltener. Mit deutlicher Röte auf den Wangen ließ Rose sich von ihrem Partner auf die Tanzfläche geleiten. Das Klassische Kobold Quintett begann einen Walzer und die Schulsprecher zogen ihre Runden. “Ich dachte, ich würde heute Abend kein einziges Mal mit dir tanzen.”, murmelte Scorpius. “Es wäre eine Schande gewesen, denn du siehst atemberaubend aus.” Rose bemühte sich, nicht verlegen zu kichern, sondern eine professionelle Mine zu behalten. 
“Lächle ruhig.”, ermunterte der Malfoy sie. “Strahle über das ganze Gesicht, denn dies werden wahrscheinlich unsere einzigen Fotos heute Abend.” Und sie strahlte ungehemmt. Es war wie an Halloween, als er sie so sicher geführt hatte, doch heute gab es keinen Müll und keine Betrunkenen - zumindest noch nicht. Paare gesellten sich mit und mit zu ihnen, doch Rose sah Scorpius. Sie prägte sich dieses Bild ganz genau ein. Sein charmantes Lächeln, die Schwärze seines Anzugs und die von ihnen geschaffene Traumwelt im Hintergrund. Dies war der perfekteste Abend ihres Lebens und jede Stunde Arbeit, jeder Schmerz in Fuß oder Kopf war diesen Augenblick wert gewesen. Earl fand sein Date unterhalb einer riesigen Zuckerstange. Dominique sah wie zu erwarten umwerfend aus und wie sie ihn gebeten hatte trug er eine Maske. Sie war tiefblau und verdeckte seine Augen. Auch sein Anzug war blau und seine Krawatte im gleichen Blau wie ihr Kleid. “Woher hast du es gewusst?”, fragte sie begeistert in Anbetracht seiner passenden Garderobe. Earl zwinkerte. “Wir Männer haben manchmal genau so gute Tricks wie ihr, um das zu bekommen was wir wollen.” Dann wurde er ernst. “Blondie, du siehst so verdammt gut aus. Ich hätte es einem Weasley nicht zugetraut, aber das hier übertrumpft alles. Dennoch fehlt dir etwas.” “Bitte?”, fragte sie beinahe beleidigt. Aus seiner Fracktasche fischte er einen Seestern, den er ihr grinsend in die blonden Haarwellen steckte. “Perfekt.” Er nickte zufrieden. “Jetzt können wir uns was zu trinken holen, meinst du nicht?” Vorfreudig steuerten sie auf das Buffet zu, erreichten es jedoch nicht, sondern standen plötzlich einem anderen Paar gegenüber. Earl klappte der Mund auf, dann lachte er. “Longbottom, Lindsey? Das ist nicht dein Ernst.” “Benimm dich!”, zischte Dominique. Carl blickte verlegen auf den Boden, doch Lindsey sah stinkwütend aus. 
“Mein Ernst?”, fauchte sie und versuchte Dominique mit ihrem Blick zu vergiften. Die Slytherin steckte in einem schwarzen Spitzenkleid mit einem hautfarbenem Unterrock. Insgeheim fragte Earl sich, ob der Longbottm so viel Erotik vertragen konnte, denn in seinen Hosenträgern, der blauen Fliege und dem braunen Anzug sah er enorm retro und wenig sexy aus. Dominique kannte ihre Rolle in diesem Spiel und fröhlich lächelnd hakte sie sich bei Earl unter. Daraufhin verzog sich Lindseys Mund zu einem dünnen Strich. “Du frisst demnächst Grindelohhoden, mein Lieber.”, drohte sie und zog dann mit Carl im Schlepptau ab. Gänzlich unbesorgt grinste Earl seine Begleitung an und sagte: “Dein Outfit schreit geradezu nach einem Swimmingpool Cocktail.” Der Ball war ein voller Erfolg. Bis Mitternacht würde Standardtanzmusik gespielt werden und vor Mitternacht würde das Programm beginnen. Sehr bald also.
 Danach könnte Lily endlich von dem Essen kosten, doch bisher hatte sie sich davon ferngehalten, um einen Blähbauch zu vermeiden. Ihr eigentliches Kleid hing auf einem Bügel vor ihr. Es war beige mit einem engen von Steinen verziertem Top und einem Rock aus leichtem, flatternden Stoff, der ihr bis zur Hälfte der Oberschenkel reichte. Doch dieses gute Stück würde sie erst wieder tragen, wenn sich ihre Nervosität gelegt hatte. Augenblicklich steckte sie in einem weit aufregenderem Kleid. Es hatte einen High-Low Rock und schimmerte in unterschiedlichen Farben, ganz wie die Flügel, die auf ihrem Rücken befestigt waren. Die Mädchen um sie herum waren ähnlich gekleidet. Jedes steckte in einem märchenhaftem Outfit. Es gab Weihnachtselfen, Schmetterlinge, Diamanten, Phönixe und allerlei. Sie alle warteten gebannt auf ihren Auftritt, der in einer halben Stunde beginnen würde. Als habe Lily ihn gerufen lugte Hugo hinter die Kulissen und grinste. 
“Hey. Das steht dir.” Zufrieden nickend begutachtete er sie, als habe er das Kleid persönlich geschneidert.
 “Danke.” “Bist du nervös?” “Klar!”, gab sie zu und er schüttelte beruhigend den Kopf. “Brauchst du nicht! Du wirst den Laufsteg rocken wie keine andere.” Wenn er nur Recht hatte. Selbst, wenn sie versage sollte, es gab keine Möglichkeit, wie sie Hugo jemals danken konnte. Die Dinge, die er für sie tat, waren unbezahlbar. Wer sonst hätte eigens für sie eine Modenshow ins Programm des Silvesterballs geschmuggelt. Die Zeit verging viel zu schnell. Draußen hörte sie die Ankündigung und auf der Tanzfläche würde gerade ein Laufsteg freigeräumt werden. Sie begab sich auf ihre Position und dann begann die Musik. Wie eine wunderschöne Elfe kam Lily Potter mit verzauberten Flügeln aus dem Himmel geschwebt. Beim Anblick ihres Outfits klatschten die Mädchen begeistert. Sie landete auf der Tanzfläche und schritt im Rhythmus der Musik, breit lächelnd, den von blauen Flämmchen begrenzten Laufsteg ab. Vorne angekommen poste sie, wobei ihre Flügel spielerisch flatterten und wurde auf halbem Wege vom nächsten Model abgelöst. Hinter der Bühne begann die Hektik. Jedes Mädchen, das ihren Auftritt hinter sich hatte, musste sich rasch umziehen. Lily hatte etwas mehr Zeit, da sie die Show beenden würde. Doch ihr Kleid konnte sie erst ganz kurz vor dem Auftritt anziehen, da es enorm umständlich zu tragen war. Eine nach der anderen verließen die Mädchen wieder den Backstagebereich, in aufregende neue Kleider gesteckt. 5 Minuten bevor es los ging, half man Lily in ihr Kleid. Ihr Herz hämmerte ihr bis zum hals Sie trat erneut hinaus und andächtige Seufzer gingen durch das Publikum, denn Lily trug das Kleid, von dem jedes Mädchen träumte. Es war das ausladendste Ballkleid, dass je eine von ihnen gesehen hatte. Lagen über Lagen weißen Tülls bildeten den Rock von unglaublichem Durchmesser. Von den unteren Lagen schimmerte ein leichtes Blau hindurch, doch die Schuhe, so wunderschön sie sein mochten, waren nicht zu sehen. Die trägerlose Korsage war aus feiner Spitze und zudem Perlen besetzt. Lily schritt anmutig bis zum Ende des Laufstegs. Dort zeigte sie sich elegant von allen Seiten, lächelte ein strahlend weißes Lächeln und achtete auf eine gerade Haltung und aufrechte Schultern. So glamourös der Augenblick war, so erleichtert war sie, als sie Backstage verschwinden und aus dem Kleid schlüpfen konnte. Es war in der Tat ein Prachtstück und sie wusste ganz genau, dass Hugo ihr die Ehre verschafft hatte, dieses zu tragen. Um an dem nun folgenden Tanzwettbewerb teilhaben zu können, zog sie sich so schnell wie möglich um und flitzte zurück in die Große Halle. “- darf ich Ihnen unsere Jury vorstellen!”, moderierte die Hufflepuff Vertrauensschülerin aus der Siebten mit ihrem Kollegen gerade von der Bühne aus. “Die heimliche Gogo-Tänzerin Madame Pinns.” Johlender Beifall brandete auf. Während Lily sich durch die Menge bewegte, hoffte sie, dass die arme Bibliothekarin nicht wusste, was eine solche Tänzerin war. “Hey.”, flüsterte sie Hugo grinsend zu. “Lust mein Tanzpartner zu sein?” “Aber klar!”, nickte er. “Hagrid, der Größte.”, kündigte Mitch an. “Und unsere allseits geliebte Minerva McGonagall.” Die Schulleiterin wurde mit ehrlichem Applaus überschwemmt. “Dann geht es jetzt los.”, sprach Mitch weiter. “Die erste Kategorie ist der Wiener Walzer. Den sollten doch noch die meisten beherrschen.” Wie es zu erwarten war, gewannen Carl und Amy die erste Runde, doch niemand vergönnte ihnen den Sieg. Dafür war die Stimmung bei weitem zu ausgelassen und fröhlich. “Weiter geht es mit dem Salsa! Los Mädels, jetzt ist Hüftschwung angesagt!” Zu ihrer Überraschung griff der kleine Professor Flitwick Lilys Hände für diesen Tanz und sie grinste Hugo entschuldigend zu. “Wunderschöne Show.”, quiekte der Zauberkunstlehrer, der offensichtlich keine Ahnung von diesem feurigen Tanz hatte. Bewundernde Augen zog erneut Carl auf sich, der die Partnerin gewechselt hatte. Jetzt wirbelte er Lindsey Flint umher, die seine zielstrebige Führung durch ihre Hüfte perfektionierte. Wer hätte gedacht, Carl in Gegenwart seiner eigentlichen Feindin so selbstsicher zu sehen? Lily war nicht überrascht diese Runde nicht zu gewinnen. Sie dankte dem Professor herzlich und fand sich ohne Tanzpartner wieder, bis Scamander an ihrer Seite auftauchte. “Bereit für den Cha Cha Cha?”, murmelte er und tatsächlich wurde dieser als der nächste Tanz verkündet. Ihr blieb nichts anderes übrig als sich von ihm führen zu lassen. Gut erzogen und perfekt wie er war, konnte er natürlich auch tanzen. Sie hätte sich gar nicht darüber wundern dürfen. “Die Tanzstunden hast du auf jeden Fall dringend nötig.”, triezte er sie und zornig blies sie die Nasenflügel auf. “Lag es an Flitwick oder an dir, dass in eurem Tanz die Erotik gefehlt hat?”, machte er erbarmungslos weiter. Lily wollte sich von ihm lösen, doch er hielt sie fest in seinen Händen und führte sie weiter. “Mit der Haltung erwartest du doch nicht zu gewinnen?” “Halt die Klappe, Scamander. Von dir brauche ich mir nichts anzuhören.” Kalt lächelnd nagelte er sie mit seinem Blick fest. “Du gehst das falsch an, Bambi. Du bist nur ein schönes, unschuldiges Rehkitz. Damit wirst du als Model weit, aber nicht bis an die Spitze kommen.” Mit einem kräftigen Ruck seines Arms ließ er sie blitzschnell um ihre Achse drehen und stoppte sie ebenso abrupt, um in den nächsten Schritt überzugehen. Lily fiel ein Stein vom Herzen, als dieser Tanz vorbei war und Zeitungstanz als nächstes verkündet wurde. Sie schienen in den lässigeren Teil der Abends über zu gehen. Eilig suchte sie sich erneut Hugo, um nicht schon wieder mit Lysander tanzen zu müssen. Es wurden Zeitungen ausgeteilt und das Tanzen und Falten begann. Ein paar Meter weiter entdeckte Lily Dominique mit jemandem, der verdächtig aussah wie Earl Rockwood. Noch nie hatte sie auf einem Ball so viele eigenartig zusammengestellte Paare gesehen. Der Sache würde sie später auf den Grund gehen müssen Auf den Zeitungstanz folgten weitere Partyklassiker, wie Stopptanz und Limbo, was die gute Stimmung weiter erheiterte. Während den Gewinnern Präsente ausgeteilt wurden, bereiteten sich die Ridgeback Brothers auf der Bühne vor. Der mittelalte Sänger mit den wilden Haaren hielt sich den Zauberstab an die Kehle, um seine Stimme zu verstärken. 
“Hallo, Hogwarts!”, grüßte er und erntete Beifall. Vom Gitarristen waren die ersten Akkorde für das erste Lied zu hören.
 “Unser erster Song-” Doch da stolperte ein angetrunkener, sehr angetrunkener, Albus Potter auf die Bühne. In der linken Hand hielt er ein Glas, das bis zur Hälfte mit Fliedersekt gefüllt war. Man sah ihn die Hand des Sängers schütteln, dann nahm er dessen Zauberstab, um ebenfalls seine Stimme zu verstärken. “Hey.”, grinste er charmant. Gleich darauf besann er sich und rief ebenfalls laut: “Hallo, Hogwarts!” Gelächter und Beifall erntend, zwinkerte er dem Sänger zu. “Es ist ein toller Abend! Ach, hallo, Professor McGonagall.” Albus grinste verlegen und fuhr sich durchs Haar. “Sorgen Sie sich nicht, meine Rede wird kurz und knackig und angenehm.” Ihr seine Vertrauenswürdigkeit versichernd, nickte er ihr zu und nahm dann einen langen Zug aus seinem Sektglas. “Ich feile schon seit einer Weile an etwas”, erklärte er, wobei er nicht still halten konnte. Scorpius, der sich durch die Menschenmenge gekämpft hatte, erreichte in dem Augenblick die Bühne und erklomm sie. “Halt, Scorp! Was ich zu sagen habe, willst du wissen.” Wie durch ein Wunder hielt der Malfoy tatsächlich inne, verschränkte die Arme und musterte seinen Freund mit unverhohlener Neugier. Ungeschickt zog Albus ein zerknittertes Blatt Pergament aus seiner Anzugtasche und blinzelte mehrmals, um es lesen zu können. “Es ist selbst geschrieben.”, verkündete er stolz und lächelte dümmlich in die Runde. Hinter ihm rieb sich Scorpius besorgt das Kinn. “Also los: Ich geh ganz alleine durch die Straßen, 
du bist nicht da und doch bei mir.” Einige Albusfans begannen zu giggeln und als sei ihm gerade etwas eingefallen hielt er Inne und sah den Sänger an.
 “Habe total vergessen, mich zu entschuldigen, Mann.”, murmelte er schuldbewusst. “Das ist echt wichtig hier.”, bestärkte er jedoch sein Tun und nickte kräftig. “Ich kann dich sehen, fühlen und anfassen In jedem Strauch und Baum und Tier. Sing shalala und shalalu - alles, was ich denken kann, bist du.” Die männlichen Anwesenden schnaubte amüsiert, während die Mädchen aufgeregt tuschelten und schwärmerisch hinauf sahen. “Ja, reimen ist vielleicht nicht so meine Stärke. Aber es kommt von Herzen.”, versicherte er, wobei er stark nach rechts taumelte. “Ich lege mich auf eine Wiese. 
Das Gras erzählt von deinem Haar. Ein Hund schwärmt von dir, meine Süße, im Chor mit Amsel, Spatz und Star.” Tatsächlich verlegen schweifte Albus Blick unsicher über die Menge, doch sein glückseliges Lächeln schwand nicht. “Selbst Rechnungen und Postreklame werden zu Liebesbriefpapier. Wo ich auch hin seh’, steht dein Name.
 Wo ich auch hin riech, riecht’s nach dir. Sing shalala und shalalu - alles, was ich denken kann, bist du.” Mehr und mehr wurde allen klar, dass Albus ein Liebesgeständnis vortrug und auch, dass Scorpius ihn aus diesem Grunde nicht von der Bühne geholt hatte. Die Aufregung unter den Mädchen steigerte sich, jede in der Hoffnung, sie sei gemeint. “In meinem Ohr sitzt eine Biene.”, sprach Albus sehr sanft weiter. “Und summt die ganze Zeit von dir. Und selbst der Pudding aus der Kantine Weiß, du gehörst zu mir. Sing shalala und shalalu - ich hoff’ so sehr, das weißt auch du.” Mittlerweile konnte man Nervosität in seiner Haltung erkennen und sein Lächeln war deutlich unsicherer. “[I[Sing shalalu und shalala - wenn du mich rufst, dann bin ich da.” Ganz in Gedanken zerknüllte er das Blatt, starrte jedoch auf eine unbestimmte Stelle in der Menge und rezitierte frei weiter. “Ich geh schon allen auf die Nerven mit meiner Schwärmerei von dir.” Die Versammelten lachten leise, warteten jedoch gebannt auf seine weiteren Worte. “Sie woll’n mich auf die Straße werfen. Bitte, erlöse sie von mir.” So mucksmäuschenstill wie es war, konnte man ihn schlucken hören. “Amy Longbottom.” Die Hände tief in den Taschen starrte der Potter hoffnungsvoll, ängstlich und nervös zu der Stelle auf der Tanzfläche, wo die Sechstklässlerin wie vom magischen Eis erfroren stand. Alle Hälse reckten sich nach ihr, ein Tuscheln und Murmel zog sich durch die Menge. Doch Amy schwieg. Ihr Mund war leicht geöffnet, ihren Augen dafür viel mehr. Zu viel Aufmerksamkeit und zu viel Information zu verdauen. Der Saal wartete auf ihre Reaktion, doch sie war viel zu baff, um sich überhaupt auf ein Gefühl konzentrieren zu können, dass sie eventuell spürte. 
Scorpius kam zu ihrer Rettung. Er schob Albus von der Bühne und bat die Band um Entschuldigung und um ihren ersten Song. Von der Musik bald abgelenkt, rückte das Liebesgeständnis langsam aus dem Interessenfeld der Schüler. Sie aßen, tranken und tanzten wieder und erkundeten das magisch für sie erschaffene Land. Bis man sie von der Tanzfläche zog, rührte Amy sich keinen Augenblick. Mit der Zeit verschwand jedoch das taube Gefühl aus ihrem Körper und unwillkürlich verknotete sich ihr Magen zu einer großen Schüssel Spaghetti. Sie glaubte ihre Knie würden einknicken und dann war er dort. Ein Küken mochte er sein manchmal, doch er war stark und viel größer, als sie ihm zu gerechnet hatte. Albus durchdringende Haselaugen blitzten sie gutmütig an und auf seinem Kopf herrschte das übliche potter’sche Chaos. “Bist du okay?”, erkundigte er sich besorgt, doch absolut zuverlässig zwinkernd. Was für ein verwirrender Mensch. Aus der Nähe kam er ihr auch gar nicht so betrunken vor. Sein Blick schien klarer und seine Haltung fester. Unsicher, was sie sagen sollte, nickte sie. “Gut.”, befand er und blickte verlegen zur Seite. “Also, ich fänd’s cool, wenn du was sagen würdest. Zum Beispiel, dass du tief im Inneren schon immer in mich verliebt warst.” Albus grinste schelmisch. Erschrocken von dem plötzlichen Verlangen nach ihrem Bewusstsein starrte sie ihn an und fühlte sich wie das hässliche Entlein. Daher bemühte sie sich zumindest um einen ansehnlichen Gesichtsausdruck. “Du kannst auch sagen, dass du mich absolut nicht leiden kannst. Immer noch nicht und dass ich mich nie wieder blicken lassen soll und dass du mir Drachendung zu Weihnachten wünschst.”, fügte er schnell hinzu, aus Angst ihr Unbehagen zu bereiten. Ihr Kopf schwirrte noch immer leicht, doch letzteres war jedenfalls nicht, was sie wollte. “Lass uns etwas essen.”, wisperte sie dann, begleitet von dem zartesten Lächeln, dass je ihre Lippen geziert hatte. Albus jedoch strahlte, als habe sie einer gemeinsamen Heirat zugestimmt. Man hatte alle Gäste gebeten, sich vor dem Schlossportal einzufinden. Pärchen und Freunde hielten sich in den Armen, alle warteten gespannt auf die Mitte der Nacht. Auf den Jahreswechsel. Auf ihre Zukunft. In wenigen Minuten würde ein neues Jahr beginnen. Ein weiteres Jahr altern für jeden. Ein Jahr voller Neuanfänge und abgelegten Altlasten. 365 Tage, die wieder alles möglich machten. Chancen und Entscheidungen, Veränderungen und alt Bewährtes. Erinnerungen und neue Erfahrungen. Dieser Abend war perfekt, um auf die Zukunft zu warten. Denn am heutigen Abend konnten sie warten. In Wirklichkeit schwelgten sie gemeinsam in der Schönheit des Augenblicks. Ein Beisammensein und Zusammenhalten. Solch ein Einstieg durfte eine Weile länger währen, denn das neue Jahr würden kommen mit all seinen Tücken und Freuden, doch dieser Abend würde immer in ihrem Gedächtnis bleiben. Die vier Mädchen, seit Kindestagen unzertrennlich, standen Arm in Arm unter all den anderen Schülern und blickten zufrieden in den Himmel. Sie fühlten sich frei und unendlich, wie das All über ihnen. Jungs, Eltern und Schule rückten in eine andere Galaxie, viele Lichtjahre entfernt. Sie hielten einander und als eine funkelnde Zahl zwischen den Sternen aufglomm, zählten sie voller Inbrunst mit. Zehn... Neun... Acht... Der Chor hunderter Stimmen ließ die Luft erzittern. Sieben... Sechs... Vorfreude, Überschwang, Glück und Lachen untermalten die Rufe. Fünf... Vier... Hände schlossen sich fester umeinander, kurze Blicke trafen sich. DREI... ZWEI... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)