Marmor, Stein und Eisen bricht... von -BravopunkMuckelpu- ================================================================================ Kapitel 2: Hoffnungsschimmer ---------------------------- Nach einer Weile bekam ich dann doch Hunger und begab mich in die Küche. Auf dem Weg dahin musste ich durch die Stube. Da sah ich Jan. Wie festgefroren saß er auf dem Sofa und starrte mit rotgeweinten Augen an die Wand. Neben dem Sofa lag das Bild von ihm und Dirk. Natürlich war das Glas zersplittert. „Warum hast du es runter geworfen? Es bedeutet dir doch so viel?!“ Fragte ich in die Stille hinein. Keine Antwort. Anders hatte ich es auch gar nicht erwartet. In der Küche lies ich den Wasserkocher voll laufen und stellte ihn an, nahm zwei Teller und Tassen aus dem Schrank und machte ein verspätetes Frühstück. Nachdem alles angerichtet war, ging ich damit in die Stube zurück und stellte einmal Teller+Tasse auf den Tisch. „Iss was“ Wird dir gut tun...“ Wieder keine Antwort. Was solls. Ich machte mich mit meinem Essen wieder auf den Rückweg in mein Zimmer. Trotz, dass ich hunger hatte, musste ich mir das Brötchen regelrecht reinquälen. Fertig mit Essen stand ich nun wieder in der Küche und wusch mein Geschirr auf. Jan saß immer noch wie versteinert da, dennoch hatte er seinen Tee ausgetrunken. Ich wollte gerade meine Tasse abwaschen, als plötzlich eine Hand eine weitere Tasse auf die Spüle stellte. Ich spürte einen warmen Atem in meinem Nacken und zwei Arme schlangen sich von hinten um mich. Jan muss sich aus seiner Starre gelöst haben und stand nun hinter mir, mich fest umschlungen. Ich ignorierte ihn vorerst und ging meiner Tätigkeit nach. „Wie geht es dir?!“ fragte er nun leise. „Besser... Und dir?“ Ich drehte mich nicht um. „Naja... Der Tee hat mir geholfen mich zu beruhigen...“ Er hauchte noch ein leises „Danke“ hinterher. Jetzt lehnte ich mich an ihn und schaute ihm an, sah tief in seine Augen. Traurigkeit spiegelte sich in ihnen, aber keine Spur von Zorn. Er war tatsächlich etwas ruhiger geworden. „Schon gut... Hab ich gern getan... Du musst aber auch was essen!“ Nun drehte ich mich in seinen Armen, lehnte mich gegen die Spüle und betrachtete ihn. „Ich hab aber keinen Hunger...“ Ich seufzte. Nützt nichts. Schließlich nahm ich Jan bei der Hand und zog ihn ins Wohnzimmer. Dort drückte ich ihn in die Kissen und machte mich daran den Bilderrahmen und die Scherben auf zu sammeln. Dabei übersah ich eine Scherbe, die alles noch schlimmer machen sollte... Der Rest des Tages und der Woche verlief recht ruhig. Ich kurierte meine Erkältung aus und Jan war entweder in seinem Büro/Tonstudio im Keller oder leistete sich heiße Anstarrduelle mit der Wand. Am Freitag Abend war geplant, dass ich mit Sascha und zwei Freunden zu St. Pauli ins Stadion gehe. Und das ließ ich mir nicht nehmen. Pünktlich 18 Uhr holte Sascha mich ab und Jan wünschte mir, mit einem Augenzwinkern, viel Spass. Wir gingen vorher noch etwas essen und schlenderten dann eine kurze Zeit durch die Stadt. An der Bushaltestelle fragte ich ihn nun. „Was schleppst du denn den Beutel mit? Stört der im Stadion nicht?“ „Hehe, ja... Das wollt ich dir noch... ähm... geben...“ druckste er rum. „Hier!“ Jetzt hielt er mir die Tüte hin und ich nahm sie an. Mit Herzklopfen öffnete ich den Beutel und was ich da sah verschlug mir die Sprache, so dass ich Sascha nur noch quietschend um den Hals fallen konnte. Er hatte mir ein St. Pauli Shirt geschenkt. „Schön, dass es dir gefällt. Mir war es zu klein geworden und da dachte ich, ich schenk es dir!“ „Danke, danke, danke!“ Ich lies ihn wieder los. „Aber... Warum schenkst du es ausgerechnet mir?“ Sascha wurde knallrot. Hatte Jan etwa was geahnt und mir deshalb zugezwinkert?! Er begann zu stottern und suchte die richtigen Worte. „Weil... äh... ich dich mag... Halt so richtig dolle... Und als Zeichen schenk ich dir das Shirt...“ Mein Herz machte ein Sprung. Mein Angebeteter hat mir grade seine Liebe gestanden! Ich trat auf ihn zu. „Wirklich?“ Fragend und bittend sah ich ihn an und Sascha konnte mir meine Bitte aus den Augen lesen. Ohne ein Wort lehnte er sich nach vorn und drückte seine Lippen auf meine. Ein wunderbares Kribbeln breitete sich in mir aus. Doch es blieb nicht lang, denn das Geräusch des heranfahrenden Busses ließ uns daran denken, was wir heute noch vorhatten. Mit rasendem Puls und Händchen haltend stiegen wir ein und suchten uns einen Platz. Ich zog noch schnell das gerade geschenkt bekommen Shirt über, dann umklammerten sich unsere Hände erneut. Mein innigster Wunsch hat sich erfüllt und wir schwebten auf Wolke sieben. Immer wieder stiegen St. Pauli Anhänger ein und wünschten uns mit einem Nicken ein schönes Spiel, wobei wir alle hofften, dass unsere Mannschaft als Sieger hervorgehen würde. Am Stadion, kurz vor unserem Treffpunkt, blieben wir noch einmal stehen, sahen uns in die Augen, küssten uns zärtlich. Unsere Absicht war es, von den anderen nicht entdeckt zu werde, was uns gründlich missland, denn, als wir ankamen, wurde Sascha schon gratuliert. „Ein ganz schön intensiver Kuss, dafür , dass ihr... ähm... ich schätze... grade mal eine Stunde zusammen seid, hä?“ witzelte Patrick. „Es ist eine halbe Stunde her und was geht dich das überhaupt an?!“ fuhr ich Patrick an. Abwehrend hob er die Hände. „War nur ein Witz. Es freut mich euch endlich zusammen zu sehen.“ Marcel stimmte Patrick mit einem Nicken zu. „Absolut!“ nach einigem rumgeblödel und einer Flasche Bier machten wir uns auf den Weg zum Einlass. Dabei kamen wir am VIP-Bereich vorbei und ein Ordner sprach mich an. Marcel und Patrick sagten wir noch sie sollen ruhig schon vorgehen. „Guten Abend! Schön sie zu sehen! Herr Felsenheimer ist schon drin...“ „Oh, nein...“ stöhnte ich, sagte aber mit meinem schönsten Lächeln auf den Lippen: „Abend! Ich bin heute mit Freunden hier und gehe zu den Stehplätzen.“ „Achso, dann sag ich Herrn Felsenheimer schönen Gruß und ihnen wünsch ich ein schönes Spiel!“ verabschiedete er sich. „Lieber nicht...“ nuschelte ich und drückte fest Sascha's Hand. Er wusste, dass Jan und Dirk zusammen sind und, dass Jan mich adoptiert hatte. Auch wusste er, dass zwischen den Beiden Ärzten Funkstille war und warum. Bei Sascha hatte ich mich ausheulen können. „Jetzt lass dir von diesem Idiot nicht den Abend versauen! Komm wir gehen zu Marcl und Pat und genießen das Spiel!“ Ich nickte. „Sascha?“ „Ja?“ „Ich bin so froh, dass ich dich habe. Wer weis was ich ohne dich gemacht hätte... Danke!“ mir lief eine kleine Träne übers Gesicht. Sascha hielt sie auf, indem er mit seinem Finger über meine Wange strich. Dann küsste er mich zur Aufmunterung so sanft, dass ich fast zerfloss. „Komm....“ Nun gingen wir zu Marcel und Patrick, die schon ungeduldig an unseren Stammplätzen warteten. „Habt ihr Ärger gemacht, dass euch ein VIP-Ordner anquatscht?“ fragte Marcel. „Ach was, den kannte ich nur von nem Kumpel meines Vaters...“ diesmal drückte Sascha meine Hand, als Zeichen, dass er hinter mir stand, sollten die beiden weiter fragen. Ich hasste es so über Jan und Dirk zu reden, nicht nur wegen der gerade vorherrschenden Situation, sie waren immerhin berühmt, da kann man nichts über sie, als Eltern, erzählen. Sascha und Emma, meine beste Freundin, waren die einzigen, die von allem wussten. Naja, Emma hatte ich noch nichts von dem Streit erzählt. Plötzlich klingelte mein Handy. Es war Dirk. „Was?!“ fuhr ich ihn an. Alle um mich herum stehenden, sahen mich an. „Was machst du hier?!“ kam es nicht weniger gereizt vom anderen Ende der Leitung. „Auf jedenfall nicht, um mich aus Frust zu besaufen!“ schnauzte ich ihn an. Empört schnappte Dirk nach Luft, das konnte ich noch hören, bevor ich in Tränen ausbrach. Sascha griff nach dem Telefon, legte auf und nahm mich in den Arm. „Dieser Arsch!“ schluchzte ich. „Ich hasse ihn!“ Sanft wiegte Sascha mich in seinen Armen. „Nein tust du nicht. Er ist nur gerade unglaublich auf Zoff aus, mehr nicht.“ Ich presste mein Gesicht an seine Brust. „Sollen wir gehen?“ flüsterte er. „Nein... geht schon.“ Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und drehte mich zu Marcel und Patrick. „Sorry Leute. Kleiner Streit.“ Sie nahmen es hin, doch ich konnte sehen, dass sie wussten, dass ich log. Ich war nur dankbar, dass sie es einfach übersahen, was sich da gerade abgespielt hatte. Dann wurde angepfiffen und wir unterstützten unsere Mannschaft mit Fangesängen und buhten den Schiri aus. Insgesamt ein geiles Spiel.Doch ab und zu konnte ich es mir nicht verkneifen rüber zur VIP-Launch zu schauen. Zum Glück konnte ich Dirk nirgends sehen, aber ich wusste er war da. Zu allem Überfluss wurde er dann aber in der Halbzeit auf den Schirmen des Stadions gezeigt. Mit seinem unwiderstehlichem Bela-B.-Lächeln grinste er in die Kamera. Schauspieler halt. Ein paar Reihen unter uns fingen Mädchen an zu quieken, als sie ihn sahen. „Gott, mach, dass es vorbei ist...“ ich dreht mich zu Sascha und er nahm mich in den Arm, hielt mich fest. Marcel und Patrick waren zum Glück gerade auf Klo und Bier holen, so blieb mir ein weiteres Mal eine Erklärung erspart. Immerhin war ich in fast allen Kursen an der Uni als Ärzte-Fan bekannt. Die Jungs kamen gerade rechtzeitig zum Anpfiff der zweiten Halbzeit mit dem Bier wieder, von dem ich mir einen großen Schluck gönnte. Jeder schlechte Gedanke war sofort weg, als unsere Mannschaft in der 49sten Minute das 1:0 schoss. Mit dem Führungstreffer kickten sie sich souverän durch die Halbzeit. Am Ende stand es dann 3:1 für uns und dieser Sieg wurde natürlich ausgiebig gefeiert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)