Federschwingen von RhapsodosGenesis ================================================================================ Als Kyrie auf die Uhr schaute, die im Vorleseraum thronte, wurde sie nervös. Schlagartig sehr nervös. Heute war Mittwoch. Und mittwochs fanden Mittwochstreffen statt. Wie jeden Mittwoch – nur mit dem Unterschied, dass sie völlig vergessen hatte, genau das Ray mitzuteilen! Mittwochs war einfach keine Zeit für ihn – egal, wie schwer ihr Herz wurde, wenn sie daran dachte, ihn heute nur zum Mauertreffen zu sehen. Dass sie ihm gleich am zweiten Tag ihrer neuen Tagesordnung versetzen musste … Das bedeutete, dass sie ihn nur fünf Tage die Woche bei sich zu Hause genießen konnte – denn sonntags wollte ihr Vater keine Gäste. … Nicht, dass Kyrie jemals in Versuchung gekommen wäre, sonntags wen mitzubringen … Doch … früher. Plötzlich erinnerte sie sich daran, dass der kleine Nathan damals immer mit der kleinen Kyrie zur Messe gegangen war. Aber … das war bloß in der Grundschule. Danach waren sie immer zu Kyrie gegangen. Immer zu ihr. Sie hatte seine Eltern zwar manchmal gesehen, aber eigentlich nie richtig viel mit Chimära und Samuel Princeton zu tun gehabt. … Aber die beiden waren vermutlich eher damit beschäftigt, irgendwo in der Stadt Dämonen zu verjagen, als sich um das Nachbarskind zu kümmern. Ob sie sie überhaupt wieder erkennen würde, wenn sie ihnen in der Stadt einmal begegnen würde? Ob Nathan das überhaupt könnte? Nathan … Gestern hatte sie sich beruhigen können, bevor er aufgetaucht war. Sie hatte ihre Gedanken an die weiße Feder einfach verbannt. Und dabei war ihr aufgefallen, dass sie Ray heute gar nicht zu sich nach Hause einladen konnte! Natürlich würde es die Engel nicht stören, wenn sie einfach nicht kommen würde – aber nachdem sie das letzte Mal einen so triftigen Grund gehabt hatte, wären sie bestimmt besorgt. Und Nathan würde sowieso auch nach unten kommen, um sie abzuholen! Und es wäre gemein von ihr, ihre Freunde zu versetzen, die sich extra für sie Zeit nahmen. Jetzt musste sie sich entscheiden. Ray sah sie öfter. Es wäre wohl fairer, ihn nicht zu treffen. Aber nur daran zu denken, würde ihr auch nicht dabei helfen, Ray zu versetzen! … Sie musste stark sein, ihm klar machen, dass es einfach nicht ging. Dass er heute ihretwegen Hunger leiden müsste! … Nein. Nein, das konnte sie doch nicht so einfach … Zum Essen. Zum Essen würde er doch bleiben können! Sie selbst war zum Essen ja auch noch da. Also konnte er dort mitkommen … Sie fühlte, wie sie sich langsam beruhigte. Zum Glück achtete hier niemand auf sie, sonst würde sie wirklich noch als die Verrückte abgestempelt werden. Als die Stunde beendet wurde, verspürte Kyrie Erleichterung. Im Eiltempo packte sie ihre Sachen zusammen und dann verließ sie auf die Schnelle den Raum. Sie konnte heute keine Störenfriede gebrauchen – sie musste so viel Zeit wie möglich mit Ray verbringen! Darum raste sie beinahe zur Mauer – und ein glückliches Lächeln zierte ihr Gesicht, als sie erblickte, dass Ray bereits dort war. … Und dieses Lächeln verschwand, als sie erkannte, dass er mit jemandem sprach. Mit Ted. „Hallo“, begrüßte sie die beiden leise, als sie zu ihnen stieß, „Störe ich?“, wollte sie gleich darauf wissen. Sie sahen sie an. „Hallo“, sagte Ray lächelnd, „Ach was, nein. Ted wartet hier nur auf seinen Großvater.“ „Und ihr beide trefft euch hier immer zur obligatorischen Pärchenstunde, was?“, fragte der andere provokant. Dann lachte er. „Wie schon gesagt: Ignoriere ihn“, riet Ray ihr ruhig. Sie lächelte. … Wobei er ja nicht ganz Unrecht hatte. Sie waren kein Paar. Leider nicht … Aber Kyrie wollte so viel Zeit mit Ray verbringen, weil sie ihn so gern hatte … So richtig, richtig gerne, wie man einen anderen Menschen nur gerne haben konnte! So … dass sie ihn am liebsten die ganze Zeit umarmen wollte … Und ihn bei sich haben … ihn bei sich spüren … Sie seufzte. Plötzlich spürte sie, dass Ray und Ted sie beide komisch anschauten. Und verstummten. Sie lächelte unangenehm berührt. „Haha …“, machte sie dann, woraufhin sie sich Ray zuwandte: „Ich habe heute Nachmittag leider keine Zeit“, gestand sie ihm mit einer Trauer in der Stimme. Sie nahm all ihren Mut zusammen, um auch den letzten Rest noch herauszubekommen, ohne loszuheulen. Egal, wie mickrig sie gerade wirkte! Sie musste stark sein, es durchziehen. „An keinem Mittwoch.“ Er wirkte bestürzt. „Heißt das, dass ich mittwochs wieder alleine lernen muss?“ „Lernen?“, wiederholte Ted plötzlich sehr interessiert. Sie überging den älteren Mann einfach. „Ja“, gab sie betrübt zu, „Aber du kannst zum Essen gerne kommen!“ Er lächelte. „Wenn es euch nichts ausmacht.“ „Essen?“, mischte Ted sich ein, „Hey, sagt bloß, ihr esst immer zusammen?“ Er räusperte sich. „Ihr seid ein Paar.“ „Halt die Klappe“, gab Ray zurück, ohne den Blick von Kyrie abzuwenden. „Es macht uns nichts aus“, versicherte Kyrie ihm noch einmal. Dann grinste Ray. „Gut!“ Kyrie setzte sich neben ihn. „Ja, ja“, murrte Ted, „Aber! Wo waren wir?“ Plötzlich wirkte seine Stimmung wieder ganz verändert, als er nachdachte. „Also bin ich das ganze nächste Jahr fort!“ Ray nickte. „Ich verstehe … Also brauche ich ein neues Taxi …“ „Magst du mich etwa nur deswegen?!“, rief Ted laut aus. Ray zuckte mit den Schultern. „Mark macht doch bald den Führerschein, oder?“ „… Danke für deine Freundschaft“, maulte der große Mann. „Ach was, das war doch nur ein Scherz! Aber eine kleine Pause von deinen Kommentaren kann nicht schaden.“ Ray grinste, dann zog er sein Mobiltelefon hervor. „Und damit bleiben wir sowieso in Verbindung!“ „Falls ich das wissen darf …“, mischte sich Kyrie dann leise ein, „Warum wirst du weg sein?“ „Klar darfst du das wissen, meine Liebe!“, meinte Ted hocherfreut – freute er sich wirklich darüber, dass sie fragte? -, „Mein Großvater hat bei einem Preisausschreiben mitgemacht – und er hat gewonnen! Einen Urlaub für drei Personen im Goldenen Dorf!“ Der Mann strahlte. „Also nimmt er meine Oma und mich, seinen Lieblingsenkel, mit!“ Er wirkte stolz und betonte seinen Titel. Kyrie nickte. „Das ist ja sehr erfreulich!“, meinte sie, „Aber die Zugfahrt wird lang.“ Ted nickte. „Ja, die wird anstrengend. Aber mit meinen Großeltern vergeht die Zeit schnell.“ „Und der Urlaub“, fügte Ray dann hinzu, „geht ein gutes Jahr lang!“ „Ist das dann nicht mehr ein Umzug?“, wollte Kyrie überrascht wissen. „Nein, keineswegs!“, korrigierte er sie, „Das ist eine willkommene Pause von miserablen Freunden.“ Er deutete besonders auffällig auf Ray. „Das vorhin war ein Scherz“, wiederholte Ray belustigt. „Das sagen sie immer“, gab Ted zurück. Dann schaute er sich um. „Oh, mein Großvater. Na dann – macht es gut, ihr Turteltäubchen!“ Er grinste sie an. „Passt aber auf, ich will nicht Onkel werden, während ich nicht da bin!“ Und mit diesen Worten lief er an der drängenden Menschenmenge vorbei und verschwand. „Er ist ein Idiot“, kommentierte Ray mit verschränkten Armen, „Aber ich werde ihn vermissen.“ „Wann fährt er?“, wollte Kyrie wissen, wobei sie versuchte, seine letzten Worte in ihren Hinterkopf zu verbannen, wo sie keinen Schaden anrichten konnten. … Onkel werden … Sie wusste genau, wie er das meinte! Aber … Sie versuchte, gegen aufkeimendes Erröten anzukämpfen. „Gleich nächste Woche“, beantwortete Ray die Frage, „Ich hoffe, dass er sich da unten gut erholt. Ich habe gehört, sie hätten die grünsten Wiesen und die grünsten und größten Wälder.“ „Er wird bestimmt Fotos machen“, meinte Kyrie, „Und dir welche schicken.“ „Da hast du wohl recht“, stimmte er ihr zu. Dann schaute er sie an. „Was machst du heute Nachmittag denn so plötzlich?“ Sie lächelte ihn an. „Das war gar nicht plötzlich. Ich habe es nur vergessen. Es ist das, was ich jeden Mittwoch mache.“ Er musterte sie interessiert. Also gab er sich mit irgendeiner Belaberung nicht zufrieden … „Ich treffe mich mit ein paar Freunden“, erklärte sie ihm, „Jeden Mittwoch.“ Er nickte. „Dann wünsche ich euch viel Spaß. Was macht ihr dann?“ Er wirkte neugierig. „Wir essen zusammen, wir reden, wir verbringen Zeit miteinander …“ Sie zuckte mit den Schultern. „Dasselbe, was wir beide auch immer so tun.“ Er grinste. „Du hast wirklich keine Hobbys.“ John räumte die Teller in die Spülmaschine. „Gurken!“, erklang Kyries Stimme, „Die kann ich überhaupt nicht leiden.“ „Zum Glück können wir wählerisch sein, was?“, antwortete Ray, wobei ihre Stimmen aus der Halle kamen. Der Junge war wieder unterwegs nach Hause. Kyrie musste heute in den Himmel, darum konnte der Student nicht hier bleiben. Aber Hauptsache zum Essen kam er. Lerninspiration. Dass John nicht lachte. Er inspirierte seine Tochter wohl auf ganz andere Weise – auf eine Weise, die ihm gar nicht passte. „John, wasch die Teller“, befahl Magdalena, „Und konzentriere dich auf die Arbeit!“ Sie schalt ihn, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Es war eben seine Frau. Und die kannte ihn besser als irgendein anderer Mensch. Weil sie keine Geheimnisse voreinander hatten – und genau daran würde die Freundschaft zwischen Ray und Kyrie zugrunde gehen, das sah er schon kommen. Aber er wollte seine Tochter vor Unglück bewahren. Sie hatte doch ihre Engelfreunde! Warum nutzte sie die Gelegenheit nicht, glücklich zu sein? Er blendete das Gelächter von draußen aus. „Ja, natürlich“, reagierte er auf die Worte seiner Frau, „Ich bin schon dabei.“ Und so ging er an die Arbeit. Seit Ray bei ihnen aß, herrschte Gelächter am Tisch vor. Es war nie trostlos bei ihnen gewesen – doch in letzter Zeit wirkte Kyrie so verschlossen, so verändert, als würde sie etwas bedrücken. Aber wenn dieser junge Mann hier war, dann spürte man nichts mehr davon. Reines Glück umgab die beiden – und diese Glückseligkeit drückten sie in Lachen und in Witzen aus. Sogar während des Essens. Ray bot ihnen jedes Mal wieder seine Hilfe an, doch sie lehnten ab. Er war Gast, er brauchte nichts zu tun. „Ich gehe mit Ray noch ein Stück“, erklang Kyries Stimme, ehe die Tür geöffnet und wieder zugestoßen wurde. Stille kehrte ein. „Ich mache mir Sorgen“, gab John dann unvermittelt zu, „Was will er von ihr?“ „Das Thema hatten wir doch schon durchgesprochen“, wies Magdalena ihn hin, „Lass dem Schicksal seinen Lauf.“ Plötzlich ließ sie ein Glas fallen, welches am Boden zersplitterte. Es klirrte, doch John erschrak nicht. Aber er hörte den unausgesprochenen Fluch aus den geschlossenen Lippen seiner überraschten Frau. Doch laut sagte Magdalena: „Die Wege des Herrn sind unergründlich.“ Die Wege des Herrn waren unergründlich, ja … Das traf zu. Das war sein Leitspruch. „Das habe ich zum ersten Mal gehört, als wir ein Paar wurden“, sinnierte Magdalena, als sie die Kehrschaufel holte und die Splitter zusammensammelte, „Dann als du um meine Hand angehalten hast …“ Sie seufzte. John überprüfte, ob es ihr gut ging, aber sie kehrte einfach weiter. Er ordnete weiter die Teller ein. Sie schaffte das alleine. „Dann als plötzlich ein Baby hat kommen sollen …“, machte er weiter, „Und als dann ein Pack von Engeln vor der Tür gestanden hat und uns die frohe Botschaft überbracht hat …“ Er lächelte beim Gedanken an das schöne Licht, das sie alle umgeben hatte. „Und dann noch tausende Male“, beendete Magdalena das Thema, „bei Kleinigkeiten.“ Sie lächelte ihn fröhlich an, als sie das Glas entsorgte. „Also lass dieses Thema ruhen – es ist nicht dein Leben, das da beeinflusst wird. Und er ist ein guter Junge.“ Ein verträumter Ausdruck trat in ihre Augen. „Wie sie einander ansehen …“ Sie schaute zu ihm. Und ihre Blicke trafen sich. „Also, ich habe herumgefragt“; erklärte Liana, „Und das war wirklich Nate! Es gibt wirklich Engel, die wissen, dass er auf der Erde singt! Das macht er komplett zwanglos und freiwillig, einfach, weil er es gerne tut. Scheinbar gefällt es ihm in eurer Welt sehr gut. Im Himmel gibt er keine Konzerte. Aber für nächstes Jahr ist eine Konzerttour auf der Erde angesetzt! Wenn du also Karten dafür kaufen könntest, wäre es toll! Natürlich gäbe er auch noch kleinere Konzerte in unterschiedlichen Dörfern, falls du dahin willst, aber ich glaube, dass es in deiner Stadt am schönsten sein wird!“ Kyrie nickte, um zu verdeutlichen, dass sie ihr folgen konnte. Auch wenn sie schnell und viel sprach – wie immer. „Ja, ich werde sehen, was ich tun kann.“ Jetzt erinnerte sie sich wieder daran, was sie vergessen hatte, zu fragen: Ob Ray wisse, wann das nächste Konzert der Sieben Sünden in der Nördlichen stattfand. War sie schon so alt, dass sie sich alles aufschreiben musste, um es nicht zu vergessen? … Aber Liana hatte genau genommen recht. Sie konnten auch anderswo das Konzert ansehen – aber nicht im Goldenen Dorf, das würde zu viele Fragen aufwerfen, falls sie dort Ted begegnen würde. … Und in der Nördlichen wäre Ray dabei, an anderen Orten nicht … „Würde sonst noch jemand von euch mitkommen?“, fragte Kyrie an Nathan und Joshua gewandt, die neben ihnen her flogen. Deliora und Thierry waren einfach nicht aufgetaucht … Gut, dass sie gekommen war. Sonst wären die anderen drei alleine gewesen. Auch wenn sie bisweilen nur herumgeflogen waren und geredet hatten – aber sie wollten am Sportplatz vorbeischauen, um zu sehen, ob ein Spiel stattfand. Vielleicht würden sie Thi dann dennoch sehen! Auch wenn man das normalerweise nicht machte … Aber es ging ihnen ja ums Spiel und nicht um Thierry, weshalb es sehr wohl legitim war! „Ja“, meinte Nathan freundlich, „Wenn ich Zeit habe, gerne! Am besten wäre ein Mittwoch.“ Joshua zuckte mit den Schultern. „Wenn ihr nächste Woche zu mir kommt, kann ich dir, Thi und Deliora ein Lied vorspielen. Dann wisst ihr, was das für eine Band ist“, bot sie Joshua lächelnd an. Joshua nickte gleichgültig. Besser als nichts. „Abgemacht!“, rief Liana erfreut aus, „Huh! Wenn der alte Stinker dann zurückkommt, kann ich ihm sagen, dass ich dort war!“ „… Warum habe ich eigentlich gespürt, dass er ein Engel ist?“, wunderte sich Kyrie dann, „Ich meine … Keiner von uns beiden hatte seine Flügel ausgestreckt.“ „Habe ich dir das nicht erklärt?“, fragte Nathan dann laut. Er grinste, um seinen Fehler zu kaschieren. „Na ja – wenn du nahe an ihn herankommst, dann spürst du sein Licht. Je stärker er ist, desto eher spürt man es“, erklärte er, „Es ist mehr ein Wunder, dass er dein Licht gespürt hat.“ Nathan grinste. „Oder mehr dein Lichtchen.“ Kyrie zog eine Schnute. „Danke.“ Liana lachte. „Lass dich nicht fertig machen!“, munterte sie sie auf, „Nur weil er so übernatürlich stark ist, braucht er die Schwächeren nicht fertig zu machen.“ „Aber es macht mir Spaß“, gestand Nathan grinsend. Da kamen sie bereits am Sportplatz an – und unten stand eine Gruppe von Engeln. „Oh, das ist die Schwertkampfmannschaft, bei der Thierry Mitglied ist!“, erklärte Nathan fröhlich, „Die kommen doch gerade richtig.“ Und schon düste er los, um sich auf einen leeren Platz zu setzen. Trainingseinheiten waren für kaum jemanden interessant, weshalb auch kaum Plätze besetzt waren. Kyrie fühlte sich allein gelassen, schutzlos ausgeliefert … darum schlug sie schnell mit ihren Flügeln, um Nathan nachzukommen – Joshua und Liana blieben bei ihr. Warum konnte Nathan sich nicht einfach an sie anpassen? Oder ihr klar machen, was er vorhatte! Sie wollte an seiner Seite bleiben … Sie setzte sich neben Nathan hin, Liana ließ sich am nächsten Platz nieder und Joshua blieb hinter Liana. Kyrie begutachtete das Spielfeld. Es schaute schon wieder komplett anders aus als das letzte Mal beim großen Spiel. Aber es war auch eine andere Sportart. Thierry war so fleißig und begabt, weshalb er in so vielen Disziplinen ein Meister war! Der Engel hielt sein Schwert in den Händen und bekämpfte einen anderen. Sie wirkten so professionell! Ihre Bewegungen waren so fließend! „So wirst du auch einmal werden“, scherzte Nathan, wobei er sie sanft anstieß, „Wir müssen nur fleißig weiterüben!“ Sie sah ihn unsicher an. „So gut werde ich bestimmt nie.“ Sie wusste, dass er es nicht ernst gemeint hatte, aber dennoch … Wenn sie wirklich eine Chance haben wollte, dann musste sie auf ein Wunder hoffen oder wirklich so fleißig weitermachen! Sie beobachteten die Kämpfe weiter – andere Mitglieder des Teams hatten nun auch zu den Schwertern gegriffen. „Hey … das da“, wunderte sich Liana plötzlich, „Der Schwarzhaarige.“ Sie deutete auf eine große Person, die man nur von hinten sah, die aber ebenfalls ein Schwert in den Händen hielt – und genau auf Thierry zuging. „Das ist doch Gula“, erkannte Nathan verwundert, „Der hätte doch eigentlich Besseres zu tun, als da unten Schwertmeister zu spielen.“ Kyrie schaute auf die Todsünde herab. Gula … Derjenige, der von ihrem Leid wusste … Der, der es für sich behielt, nichts dagegen unternahm … Sie unterdrückte ein Seufzen. Und der damit wohl genau so handelte, wie jede andere Todsünde das tun würde. Jetzt redete der Mann mit Thierry. Natürlich würde Thi nicht erscheinen, wenn er einen Termin mit einer Todsünde hatte. Das war klar. Das konnte ihm keiner verübeln. Es war schon nett genug, dass er seine anderen Trainingseinheiten für sie sausen ließ. „Wirklich bescheuert, dass Xenon ein Assistent ist“, murmelte Nathan vor sich hin, „Wenn dieser Umstand nicht wäre …“ Kyrie nickte zustimmend. „Ja …“ Und irgendwie sank die Stimmung an diesem Mittwoch steil bergab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)