Castles in the Sky von abgemeldet (Erstes Aufeinandertreffen der Zwillinge) ================================================================================ Kapitel 1: Zuwachs ------------------ Autor: KaoTec Pairing: Bill x Tom Genre: Shonen-Ai, Humor, Romantik...und was da sonst noch so kommt Disclaimer: Die Jungs, ihre Eltern, Loitsche etc. gehören sich selbst oder zumindest jemand anderem und ich habe keinerlei Rechte daran. Ich verdiene mit dieser Fanfiction kein Geld oder bekomme sonst irgendwelche Leistungen dafür. Es ist alles rein erfunden. Sollte irgendwo eine Ähnlichkeit zu einem wahren Ereignis auftauchen ist diese zufällig und nicht beabsichtigt. __________________________________________________________________________________________ Ich wusste nicht was es war, dass meine Mutter dazu veranlasst hatte mir zu erzählen, was sie mir eben erzählt hatte. Aber es musste etwas wichtiges sein, denn sonst hätte sie es nicht getan. Vor allem da unsere Kommunikation sowieso komplett gestört war und keiner von uns die Absicht hatte das zu ändern. Sie war froh dass sie sich mit ihren Kerlen vergnügen konnte und ich war froh meine Ruhe zu haben um eben dasselbe zu tun. Aber als sie mir vor einer Woche erzählt hatte dass mein Zwillingsbruder bei uns wohnen würde, bedankte ich mich im Stillen doch dass sie das Sprechen nicht verlernt hatte. Das hätte unter Umständen zu Komplikationen geführt die für diesen Bruder nicht gut ausgegangen wären. Der springende Punkt bestand nämlich darin das ich die letzten achtzehn Jahre der festen Überzeugung war Einzelkind zu sein. Aber anscheinend war dem nicht so. Denn sonst könnte immerhin kein Zwillingsbruder bei uns einziehen. Seit meine Mutter mir das eben vor einer Woche verklickert hatte versuchte ich mich seelisch darauf vorzubereiten etwas in meinem Leben zu haben was ich dort auf keinen Fall haben wollte. Noch jemanden der mir auf den Sack ging. Aber leider Gottes konnte ich auch nichts dagegen machen. Ich war weder volljährig noch im Besitz meiner geistigen Fähigkeiten. Von daher absolut machtlos. Das einzige was mir einfiel war den Namen zu ändern und das Land zu verlassen. Aber dazu fehlte mir einfach die Kohle, somit war dieser Plan auch den Bach runter gegangen. Meine beiden besten Freunde Georg und Gustav waren da geteilter Meinung. Gustavs Meinung war jene das ich mich dann nicht einsam fühlen würde – was ich absolut nicht tat, da ich es liebte allein zu sein – und das ich dann vielleicht endlich so was wie Verantwortung entwickeln würde. Ich glaube er hatte vergessen wer hier immer wen von der Party nach Hause schleifte. Mich schleifte man nicht, da ich den Alkohol so schnell verbrannte wie ich ihn in mich reinkippte. Zumindest kam es mir manchmal so vor. Georgs Meinung beschränkte sich auf das Flachlegen meines Zwillings wenn der auch nur halb so gut aussah wie ich. Waren Georgs Worte, nicht meine. Ja, und so kam es halt das ich jetzt hier am Bahnhof hockte und meine Mutter dabei beobachtete wie sie einen Graben in den Beton rannte. Aufgeregtheit konnte eine nervige Angewohnheit sein. Und ich hatte langsam die Schnauze voll mir meinen Arsch platt zu sitzen und darauf zu warten dass dieser verschissene Zug aus Hamburg der meinen Bruder beinhaltete endlich mal in München anrollte. „Ich geh. Das wird mir zu blöd“ war mein einziger Kommentar ehe ich aufstand und mir eine Zigarette ansteckte. Rauchverbot hatte mich noch nie besonders interessiert. Und das würde es in vierzig Jahren wahrscheinlich auch nicht. „Da kommt der Zug“ Soviel zu dem Thema das meine Mutter mir nicht zuhörte. Was an meinem Satz unverständlich war verstand ich nicht wirklich. Aber innerlich betete ich dass dieser Alptraum möglichst schnell vorbei sein sollte. Ich hatte keinen Bock die nächsten paar Jahrzehnte mein Zimmer mit einem Fremden zu teilen nur weil meine Mutter nicht die Kohle besaß das Gästezimmer – oder eher die Ruine – zu renovieren. Dass er überhaupt bei mir im Zimmer hausen sollte begriff ich sowieso nicht. Wo zur Hölle sollte dann bitte mein Sexleben stattfinden? Auf der Straße poppte ich sicher nicht. Tat ich zwar schon aber nicht Mitte Februar wenn es mir den Hintern abfror. Wände hatten die komische Angewohnheit einfach keine Körperwärme zu besitzen. Meine Beine trugen mich gute zehn Meter von meiner Mutter weg ehe ich an einer Liftfasssäule stehen blieb und mich daran lehnte. Man musste ja nicht gleich sehen dass ich dazu gehörte. Vor allem nicht wenn meine Mutter mit einem Plakat in rosa mit der Aufschrift ‚Tom’ hin und herwedelte. Das ging sogar über meine Schwulheit. Und um ehrlich zu sein hatte ich auf den Typen jetzt schon keinen Bock. Innerlich betete ich das er es wenigstens kapieren möge das man mich in Ruhe ließ und mich nicht mit jedem Scheiß zuschwatzte. Mit dem Zeigefinger der linken Hand schob ich meine Sonnenbrille wieder richtig auf die Nase die ich die ganze Zeit über nicht abgenommen hatte. Ich war nicht scharf drauf dass mich Leute anglotzen. Das taten sie zwar ständig aber ich hasste es nun mal wenn man mir Komplimente zu meiner Augenfarbe machte. Vor allem wenn ich wütend war mochte ich das nicht. Denn dann waren meine Augen nicht mehr schokoladenbraun sondern schwarz. Die Stimme meiner Mutter riss mich aus meinen Gedanken und ich drehte den Kopf in die Richtung in der sie sich befand und etwas das in ihren Armen hang die Luft abdrückte. Ich schätzte einfach mal das dass besagter Tom war. Viel konnte man eh nicht erkennen. Außer ziemlich weite Klamotten was mich schaudern ließ. Wenn das jetzt auch noch einer war der die Weiber reihenweise abschleppte dann konnte es nur Todschlag geben. Denn ich war noch nie scharf darauf gewesen das irgendwelche Menschen in meinem Bett fickten. Und ich würde es wahrscheinlich auch niemals sein. „Billy, guck mal, Tom ist da!“ rief meine Mutter aus und ich verdrehte hinter meiner Riesensonnenbrille die Augen. „Wäre mir jetzt überhaupt nicht aufgefallen“ war der einzige Kommentar den ich dafür über hatte. Meine Mutter bedachte mich mit einem bösartigen Blick während sie mir meinen zu Tom versperrte. Ganz toll. War der so hässlich und rannte deswegen mit einer Papiertüte auf dem Kopf rum oder was? Aber wenn das da wirklich mein Bruder war konnte er nur gut aussehen. Denn ansonsten würde eindeutig mit den Genen was nicht stimmen. Meine Mutter schritt voran und zog Toms Koffer hinter sich her wo dieses Wesen in Übergröße hinter ihr her trottete. Kaum das meine Mutter das Sichtfeld freigab indem sie mit mürrischem Gesichtsausdruck an mir vorbei ging, sah ich meinen Bruder. Und um es genau zu sagen bekam ich einen halben Herzinfarkt. Der Junge sah mindestens so arrogant aus wie ich. Was ihn ja schon positiv machte. Aber diese Klamotten…ein Horror. Die sahen ja von Nahem noch schlimmer aus als von weitem. Sein Blick wanderte einmal über mich drüber und er hob unter seiner Sonnenbrille die Augenbraue. „Bist du schwul oder was?“ Soviel zu, ich werde belästigt. Wenn ich das Recht annahm dann war er von mir genauso angepisst wie ich von ihm. Das bedeutete dass ich ihn garantiert nicht am Arsch hatte. Mein Leben wendete sich wieder zum positiven. Das äußerte sich auch dadurch dass ein freches Grinsen sich auf meine Lippen schlich. „Pass auf das ich dir nicht an deinen geilen Knackarsch springe“ grinste ich und drehte mich um ehe ich meiner Mutter aus dem Bahnhof folgte. Mein Bruder lief uns mit einer Zigarette in der Fresse hinterher und würdigte die Menschen um sich rum keines Blickes. Wenigstens hatten wir einiges gemeinsam. Sonnenbrille, Arroganz und Zigaretten. Zumindest konnte sich Mr. Checker nicht in dieser Hinsicht über mich beschweren. Ich befand es als positiv. Kaum saßen wir im Auto stopfte ich mir synchron mit Tom den i-Pod in die Ohren. Noch eine Gemeinsamkeit wenn wir die ersten Klänge von Andrea Berg hörten. Zumindest litt ich jetzt nicht allein. Dieser Gedanke wiederum zauberte mir ein bösartiges Grinsen ins Gesicht was von Tom nicht beachtet wurde. Ich befand das noch mehr als positiv als sowieso schon. Vielleicht fiel ihm dann auch nicht auf wenn ich in der Früh ungeschminkt meinen Weg ins Badezimmer antrat. Außerdem war ich der Meinung dass man das Gästezimmer ausräumen sollte. Oder ein anderes. Ich hatte nämlich keinen Bock das dieses Viech neben mir, mir auch noch in meinem Zimmer auf den Piss ging. Irgendwann auf der Autobahn Richtung Freising bin ich eingeschlafen. Denn aufgeweckt wurde ich als jemand an meiner Schulter rüttelte. „Woah, Mum, verpiss dich ey“ knurrte ich und vergrub mein Gesicht im Ärmel meiner Jacke. Leider hörte das Rütteln nicht auf und ich knurrte noch einmal ehe ich mich ruckartig aufsetzte und ein ‚Was?’ fauchte. Und zwar genau ins Gesicht meines Bruders der bei der geöffneten Autotür stand und auf mich runterblickte. Zumindest vermutete ich das unter seiner Sonnenbrille. „Und jetzt komm schon ich will mit dieser Verrückten nicht allein in diesem noch verrückteren Haus sitzen“ sprachs und trat auf die Seite damit ich aussteigen konnte, was ich sogar tat. „Heißt das ich bin nicht verrückt?“ Das passte mir mal gar nicht. Denn immerhin hing ich an meinem Ruf. Und der sollte gefälligst da bleiben und nicht verschwinden nur weil sich mein Zwilling in mein Leben quetschen musste. „Du bist schwul und gestört“ „Gut“ Toms Gesicht wanderte zu mir und seine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Gut?“ Ich nickte und grinste ehe ich auf unsere Haustür zumarschierte und Tom einfach hinter mir herlief. Sogar bis in mein Zimmer. Was ich sehr praktisch fand. „Ganz einfache Regeln. 1. Wühl nicht in meinem Zeug. 2. Mein Bett ist tabu. 3. Quatsch mich nicht an. Und 4. Egal was Mum sagt hör nicht auf sie sonst bist du erledigt.“ Tom nickte nur und murmelte etwas davon dass er das nicht vor hatte und eh nichts mit mir zu tun haben wolle was mich grinsen ließ. Das gefiel mir schon besser. Jedenfalls musste ich so kein Risiko eingehen das ich verrotten würde wenn ich mich an ihn hielt. Aber eigentlich war er genauso wie ich. Und das fand ich gut so. Erstens bedeutete das das er kapierte was ich eigentlich wollte und zweitens würde er mich somit genauso meiden wie ich ihn. „Ne Frage noch. Du poppst hier doch nicht mit irgendwelchen Kerlen oder?“ Mein Kopf wanderte zum Sofa wo Tom sich niedergelassen hatte und mich anstarrte. Sogar ohne Sonnenbrille. Mein Grinsen wuchs in unendliche Weiten und ich zuckte mit den Schultern. „Manchmal?“ „Oh man“ Ich grinste nur und nahm meine Sonnenbrille ab ehe ich mich auf den Bauch drehte und die Augen schloss. „Und wo penn ich jetzt?“ Stimmt, die Frage hatten wir noch nicht geklärt. Auf dem Sofa ging schlecht, denn da konnte man sich mit viel Glück gerade Mal drauf setzen. „Okay, vergiss Regel zwei“ Mir war es so als könnte ich ihn grinsen sehen. Und ich hasste dieses Grinsen. Denn das bedeutete Arroganz. Kapitel 2: Die erste Nacht -------------------------- Eine Weile lang kehrte Ruhe ein und ich war schon kurz davor weg zu dämmern um gewisse Dinge zu verarbeiten, die an diesem Tag geschehen waren. Ich hatte einen Zwillingsbruder von dem ich ewig und drei Tage nichts geahnt hatte. Dieser war ein Hopper, hatte einen Wischmopp auf dem Kopf und war milde ausgedrückt genauso wie ich, ein arrogantes Arschloch. Zu allem Überfluss teilte dieser Mensch mit mir auch noch MEIN Zimmer. Meine Hoffnung bestand jetzt darin das Tom wenigstens nicht auf die Idee kam irgendwelche blöden Tussen zu uns zu schleppen. Das war das letzte was ich brauchte und wollte. Komische und hirnlose Blondinen auf Schuhen die einem die Beine brachen und einem Parfum das zum Himmel stank. Nein, ich konnte mir wirklich was besseres vorstellen. "Hey...pennst du?" kam es vom Sofa und ich murrte unwillig, "Noch nicht....ist dir langweilig oder wie?" Das durfte doch nicht wahr sein. Ich hatte einiges zu verarbeiten und dieser verdammte Trottel hielt mich davon ab. Als ob mein Leben nicht sowieso schon gegen den Nullpunkt rennen würde. Nein, meine Psychenverarbeitung ging auch noch den Bach runter. Zwar kehrte Stille ein, aber diese Stille gefiel mir irgendwie nicht wirklich. Immerhin sollte Tom meinen Zwillingsbruder darstellen und wenn er nur ansatzweise so war wie ich dann gab er wegen eines pampigen Kommentars garantiert nicht so schnell auf. Nach einigem hin und her überlegen drehte ich mich auf die Seite um zum Sofa zu blicken und erlitt im Alter von 18 Jahren meinen ersten Herzinfarkt. Oder zumindest fühlte es sich so an, während ich einen Schrei losließ und an die Wand zurück wich. "Willst du mich umbringen oder so?" fauchte ich Tom an, der vor meinem Bett in der Hocke saß und mich anstarrte. Ich hatte mich so erschrocken ihn auf einmal genau vor der Linse zu haben, das mein Herz wirklich fast stehen geblieben wäre. "Du bist übrigens ganz schön schreckhaft" kam der Kommentar von ihm während er eine Augenbraue hob. Unter normalen Umständen hätte ich jetzt wahrscheinlich einen Wutanfall bekommen. Im Moment wurde das nur dadurch verhindert das ich Tom angaffte als wäre er ein Zootier. Das mit der Augenbraue hochziehen machte ich auch prinzipiell. Vielleicht waren wir uns ja doch noch ähnlicher als ich dachte. "Kann man hier irgendwo weggehen?" Die Frage war allgemein ganz gut und so zuckte ich die Schultern ehe ich mich wieder entspannte und eine Weile überlegte wie ich ihm das so beibrachte, das er nicht dachte ich wäre komplett geistesgestört. "Also man kann in Magdeburg vielleicht noch ins Pandämonium gehen. Das ist so ein Club für die Hirnlosen impotenten Penner die hüpfen ohne Plan. Also Hip Hop Musik ohne Ende und eine Garantie für Ohrenkrebs. Allerdings müsstest du den Club um Mitternacht verlassen, weil um zehn nach zwölf der letzte Bus hierher fährt. Sonst sitzt du da irgendwie fest. Ansonsten kannst du hier noch in die Dorfkneipe 'Zum alten Elch' gehen und dich der Schafkopfrunde anschließen. Öhm....und du kannst unsere Felder und die Miniaturausgabe von Wald betrachten und bewundern" schloss ich meinen Bericht. Eine Weile war Stille und Tom sah mich an als wäre ich eine Spinne in der Badewanne. "Das ist nicht dein Ernst oder?" "Mh.....doch das ist mein voller Ernst" Das keine Erwiderung auf meine Beleidungung der Hip Hop Fraktion und deren Musik kam erstaunte mich dann doch etwas. Leider musste ich jetzt auch zugeben das Tom vielleicht etwas mehr Grips hatte als der Rest von denen. Zumindest konnte er normal sprechen und sich artikulieren ohne dabei die Worte "Alda" "Voll Korekt" und "Yo, Peace" zu benutzen. Das fand ich schon mal gut. Denn sonst hätte ich mir wahrscheinlich ein Wörterbuch dafür besorgen müssen um ihm ab und zu was mitteilen zu können. Tom nickte nach einer Weile nur benommen und verzog sich aufs Sofa wo er blind nach irgendeiner meiner Zeitschriften griff und sie aufschlug. Okay, das mit dem Dein und Mein mussten wir eindeutig nochmal besprechen. Aber im Moment beschäftigte mich etwas anderes. Der wollte doch jetzt nicht wirklich die Cosmopoliten durchlesen oder? Anscheinend doch denn er stierrte förmlich in die arme Zeitschrift hinein. Na ja, gut so wenn er sich selbst beschäftigen konnte. Ich hatte nämlich nicht wirklich vor mit ihm einen auf dicke Freunde zu machen. Dafür war er mir zu viel Hopper und zu arrogant. Eben genauso wie ich...bis auf das mit dem Hopper. Während ich nach meinem Buch griff überlegte ich mir ob ich Gustav und Georg anrufen sollte um sie über den neusten Stand der Dinge zu informieren. Allerdings verwarf ich die Idee ziemlich schnell. Denn so wie ich die Beiden kannte würden die auch noch glatt hier auftauchen. Und so dämlich wie Georg manchmal war würde der sich auch noch verplappern woher er das alles wusste. Und ich würde wieder diese Gelüste in mir verspüren irgendeinen schweren Gegenstand zu packen um ihm diesen auf den Kopf zu schlagen. Während ich mich in die Welt von "Pyras - Die Erben der Nacht" von Ulrike Schweikert stürtzte, stürtzte Tom sich aus der Cosmopoliten heraus und fixierte mich, was ich nicht wirklich mitbekam. Die Handlung war im Moment einfach zu spannend um noch auf irgendwas anderes zu achten. Außerdem war ich der Auffassung das Tom nicht am laufenden Band Aufmerksamkeit brauchte. Der kam bestimmt auch mal ein paar Stunden allein zurecht. Immerhin war er achtzehn und keine sieben mehr. Zumindest war ich dieser Auffassung bis ich ein Kissen an den Kopf bekam. Mein Blick wanderte automatisch zu der Person auf dem Sofa und ich hob eine Augenbraue. Vielleicht brauchte der arme Junge doch mehr Aufmerksamkeit als ich dachte. "Zeig mir die Gegend" Das dieser Satz mich erst mal ungläubig aus der Wäsche schauen ließ musste ich nicht extra erwähnen. "Dir ist schon klar das es hier nur Feld, Kühe und Bäume gibt oder?" "Ist doch egal. Zeig mir die Gegend" Mein Gefühl sagte mir das er so leicht nicht aufgeben würde und ich seufzte nur genervt ehe ich aufstand und mir meine Jacke anzog. Das konnte ja heiter werden. Waren das noch schöne Zeiten als ich ein Einzelkind gewesen war. Jetzt war ich auch noch der Babysitter und Fremdenführer. Während wir unten unsere Schuhe anzogen spürte ich genau den Blick meiner, unserer, Mutter im Rücken. "Wo geht ihr hin?" Die Frage musste einfach kommen. "Ich zeig Tom die Gegend" gab ich murrend von mir und riss die Haustür auf. "Das ist nett Bill." "Garantiert nicht freiwillig" warf ich ihr vor die Füße und ging hinaus. "Er meint das nicht so" hörte ich meine Mutter noch zu Tom sagen. Aber am meisten überraschte mich ja Toms Antwort darauf. "Oh doch, tut er" Damit schloss er die Haustüre und schloss sich mir an. Eine Weile gingen wir schweigend nebeneinander her. An was Tom dachte...keine Ahnung. Ich dachte darüber nach woher er wusste das ich das absolut so gemeint hatte wie ich es sagte. Hm....vielleicht war es Menschenkenntnis. Obwohl ich das für unwahrscheinlich hielt. Oder eben auch nicht. Angeblich war der Freundeskreis der Hopper ja ziemlich groß. "Du musst dir keine Sorgen machen. Ich hab nicht vor mich an dich zu hängen. Auf meinen Ruf muss ich dann schon noch achten. Und wenn ich mit dir rumhänge geht er den Bach runter....irgendwie." Meine Augenbraue wanderte nach oben und innerlich kochte ich schon wieder vor Wut. So, so. Auf seinen Ruf achten. Welchen Ruf denn bitte? "Ah wunderbar. Dann muss ich dir wenigstens keine Aufmerksamkeit schenken. Das wäre mir nämlich zu anstrengend" gab ich von mir während ich gewohnheitsmäßig einen Ausfallschritt nach rechts machte und Tom genau in die Gülle liefen ließ die dort anfing wo der Acker sich auf die Straße ausweitete. Ein Grinsen konnte ich mir einfach nicht verkneifen. Vor allem dann nicht als ich Toms Gefluche und Geschimpfe lauschte und mir seine Hose und Schuhe betrachtete. Nur weil ich nicht auf den Weg achtete, hieß das nicht, das er das nicht lieber doch tun sollte. "Könntest du freundlicherweise aufhören dir den Arsch abzulachen?" keifte er mich dann an als ich mich schon krümmte. Es tat mir ja auch ein bisschen leid, aber eben nur ein bisschen. Tom gab einfach einen zu geilen Anblick ab. Allerdings hätte ich mir denken können, dass Tom das nicht auf sich sitzen lassen würde. Denn im nächsten Moment saß ich mit dem Hintern im Dreck und glotzte dümmlich zu ihm hoch. "Du Sau" Von ihm kam nur ein Schulterzucken und ein boshaftes Grinsen ehe er in die Hocke ging, eine Hand voll Dreck packte und sie mir ins Gesicht klatschte. Es gab selten Momente in denen ich sprachlos war. Aber dies war eben so einer. Eine Weile starrte ich Tom einfach nur an ehe ich nach seinem Shirt griff und mir damit das Gesicht abwischte. Von Tom kam ein empörter Laut ehe er bäuchlinks ebenfalls im Dreck landete. "Tz....das haste nun davon" gab ich von mir und stand auf. Allerdings muss ich sagen, ich stand nicht lange. Denn mein neuer Zwilling zog mir eines meiner Beine weg so das ich ebenfalls im Dreck landete. Keine Ahnung wie lange das mit uns Beiden so ging das wir uns im Dreck wälzten, aber als wir irgendwann mal Aufgrund Atemprobleme aufhörten, sahen wir aus wie Sau. Dreckig, schlammig und wahrscheinlich stanken wir auch noch zum Himmel. Das schloss ich zumindest daraus das unsere Mutter die Nase rümpfte als wir wieder nach Hause kamen. "Ich will irgendwie gar nicht wissen was ihr gemacht habt. Aber es scheint so als hättet ihr Spaß gehabt" Ou ja, und was für nen Spaß wir hatten. Wir waren saudreckig und stanken wie ein Schweinestall. Dazu kam das unsere Klamotten wahrscheinlich eine Grundreinigung brauchten, die in einer Waschmaschine unmöglich war. Und so kam es das unsere Mutter mit unseren Klamotten zur Reinigung fuhr. Ich duschte nach Tom und ließ mir auch ordentlich Zeit. Immerhin musste ich den ganzen Dreck und Gestank wieder von mir und aus meinen Haaren bekommen. Wobei ich mich fragte, wie Tom das mit seinen Dreads wohl anstellte. Nachdem ich fertig war tappste ich mit Boxershort bekleidet in mein Zimmer wo Tom schon angezogen auf meinem Sofa hockte und den Klappentext meines Buches studierte. Das mit Dein und Mein mussten wir WIRKLICH nochmal besprechen. "Du stehst ziemlich auf Fantasy und Thriller oder?" kam die Frage und ich riss meinen Kleiderschrank ehe ich mich ihm zuwandte und eine Augenbraue hob. "Zumindest ist dein Bücherregal voll davon" erklärte er dann und deutete mit einem Nicken darauf. "Ja, ich les halt gerne" gab ich dann unwillig eine Information und durchwühlte meinen Kleiderschrank nach meinen Freizeitklamotten. "Und du hast ziemlich viele Tattoos wenn ich das mal so erwähnen darf" Okay....klar, die waren nicht gerade klein, aber wie genau gaffte der mich denn bitte an? "Also ich könnt das ja nicht. Ich hab voll Schiss vor Nadeln" Während ich in meine Hose hüpfte drehte ich mich zu ihm um und begaffte ihn erst mal eine Weile. "Und wie hast du dann dein Lippenpiercing hingekriegt?" "Ähm....ich war betrunken" Das er überhaupt so ehrlich mit mir redete war für mich etwas komisch. Aber was sollte ich machen. Ganz gleichgültig wars mir halt eben nicht. "Was willst du jetzt noch machen?" fragte ich deswegen und zog mir mein Schlafshirt an. "Weiß nicht....Film gucken oder so was?" Eine Weile betrachtete ich Tom noch ehe ich mit den Schultern zuckte und nickte. "Okay, und was genau? Also die DVDs stehn da...wie man sieht. Und...ähm...such dir eine raus, ich such was essbares" gab ich dann von mir und lief in die Küche wo ich die Schränke durchforstete. Nachdem ich Chips gefunden hatte, lud ich mir noch zwei Flaschen Cola auf die Arme und stapfte wieder die Treppen nach oben in mein Zimmer wo ich Tom ratlos vor dem DVD Regal fand. "Probleme?" fragte ich und lud die Fressalien auf dem Bett ab. "Ja....Final Destination 2 oder Der Fluch?" "Mach die Augen zu und tipp auf irgendeinen" meinte ich dann und schmiss schon mal den Fernseher an ehe ich von Tom 'Der Fluch' gereicht bekam. Allerdings bekam ich von dem Film nicht wirklich viel mit, weil ich einfach einschlief ohne etwas dagegen tun zu können. Wach wurde ich erst als Tom mich leicht schüttelte. Verschlafen blinzelte ich ihn an und gab dann ein Murren von mir. "Film ist aus. Und jetzt leg dich richtig hin, sonst krieg ich morgen wahrscheinlich nen Kajal ins Auge weil ich an deinen Nackenschmerzen schuld bin" labberte er auf mich ein und ich tat einfach was er mir anorderte nur um weiterschlafen zu können. Auf seine Frage ob er das mit Regel zwei wirklich vergessen sollte nickte ich nur und schlief wieder ein, während Tom sich neben mich legte und das Licht löschte. Kapitel 3: Clubgänger --------------------- Als ich aufwachte fühlte ich mich wie nach einem beschissenen Traum. Mein Blick wanderte auf die andere Hälfte meines Bettes und ich registrierte dass sie leer war. Vielleicht war das alles auch wirklich nur ein beschissener Traum und ich hatte gar keinen Zwillingsbruder der Tom hieß, einen Mopp auf dem Kopf hatte und Klamotten in der Größe von Zweimannzelten. Nachdem ich mich aus dem Bett gequält hatte wühlte ich mir frische Klamotten aus meinem Kleiderschrank und steuerte das Bad an. Gerade als ich die Türe öffnen wollte wurde sie von innen schwungvoll aufgerissen und Tom rannte beinahe in mich hinein. „Ahhhhh“ gab ich von mir. „Ahhhhh“ gab Tom von sich und hielt sich die Hand ans Herz. Während wir uns eine Weile von Sekunden anstarrten verzog ich das Gesicht. „Verdammt, es war doch kein Traum“ murrte ich deswegen und quetschte mich an ihm vorbei ins Bad. „Na danke, soll das heißen ich seh aus wie ein Albtraum?“ wurde mir auch sogleich hinterher gemotzt was mich das Gesicht noch mehr verziehen ließ. „Du BIST mein Albtraum“ Damit knallte ich ihm die Tür vor der Nase zu und schloss ab ehe ich mich mehr schlecht als Recht aus den Klamotten kämpfte und unter die Dusche stieg wo ich mir auch gleichzeitig die Zähne putzte. Ich war schon immer ein Multitaskingtalent. Während ich zwei Tätigkeiten gleichzeitig nachging überlegte ich mir ob ich vielleicht gemein zu Tom gewesen war. Okay, es ging mir tierisch auf den Sack das ich kein Einzelkind mehr war und zu allem Überfluss auch noch mein Zimmer halbieren musste. Und ich konnte auch seine Klamotten nicht ausstehen. Ich würde ihm außerdem niemals verzeihen dass er meine Klamotten gestern komplett zugesaut hatte. Aber eigentlich sollte ich nicht so gemein zu ihm sein. Nachdem ich aus der Dusche gekrochen war und mir den Mund ausgespült hatte zog ich mir meine Klamotten an – eine tief sitzende blaue Jeans und ein eng anliegendes schwarzes Shirt mit dem Aufdruck ‚Wenn du das lesen kannst solltest du freundlich zu mir sein. Du bist in meiner Reichweite’ – und betrachtete mein Gesicht im Spiegel. Ich sah aus wie vom Friedhof entlaufen. Man konnte es schön umschrieben auch ‚leichenähnlich’ nennen. Nach guten 30 Minuten befand ich mein Make up für perfekt und gähnte noch einmal ausgiebig. Meine Haare ließ ich heute einfach glatt. Ich hatte keine Lust am Abend Haarspray raus zu bürsten. Mit der Schnelligkeit einer Schildkröte ging ich in die Küche und sah dort schon Tom und meine – sorry, unsere – Mutter am Tisch sitzen. Mein Weg führte zur Kaffeemaschine und danach an den Tisch wo ich mir eine Zigarette ansteckte. Keiner machte einen Mucks und das fand ich gut. Ich wollte einfach nur meinen Kaffee und meine Zigarette. Leider machte mir meine Mutter einen Strich durch die Rechnung. „Du gehst heute mit Tom ins Pandämonium“ kams von ihr und ich verschluckte mich an meinem Kaffee. Das war ja jetzt wohl hoffentlich ein Witz. „Das ist ein Witz“ „Nein, ist es nicht. Du kannst Tom doch nicht allein in eine fremde Stadt schicken“ empörte sich meine Mutter. Oh, und ob ich das konnte. Ich wäre auch dazu fähig ihn in ein fremdes Land ohne Rückflugticket zu schicken. Meine vorige Überlegung verflog wie im Flug. Ich sollte und konnte definitiv gemein zu ihm sein. Er hatte es verdient. „Mich kriegen da keine zehn Elefanten rein, vergiss es“ knurrte ich und warf Tom einen giftigen Blick zu der komplett unschuldig zurück schaute. „Bill, du wirst Tom begleiten. Das ist mein letztes Wort“ Und damit stand sie auf. „Ich bin jetzt bei Bernd“ informierte sie uns und ich hob eine Augenbraue. „Ist das der von Donnerstag?“ fragte ich zurück. „Nein, der von Montag“ Ah…ja. Kaum war sie weg grinste Tom mich an und ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Das war Absicht“ fauchte ich und fuchtelte mit meiner Hand in der Luft rum. „Natürlich“ kams zurück „Du kannst mich ja nicht einfach so alleine lassen ne?“ Irgendwann würde ich ihn töten. „Du Arsch“ Was Besseres fiel mir nun wirklich nicht ein. Dafür war ich einfach zu traumatisiert. „Ich weiß dass ich nen Arsch hab. Und nen ziemlich geilen“ grinste mich Tom an. „Das kann ich nicht beurteilen. Unter diesen Zweimannzelten kann ich ihn nicht ausmachen“ Während Toms Kinnlade dem Fliesenboden die Hand schüttelte holte ich mir noch einen Kaffee und ging in Gedanken meinen Kleiderschrank durch. Das ich heute, mit dem, das Haus verlassen musste, auch noch in diesen verschissenen Club, war einfach unfassbar. Mit dem Kaffee bewaffnet steuerte ich das Wohnzimmer an und registrierte dass Tom mir folgte. „Warum lästerst du über meinen Arsch?“ „Ich lästere gar nicht über deinen Arsch. Ich habe nur erwähnt das ich ihn nicht ausmachen kann.“ Damit schaltete ich den Fernseher an und fläzte mich aufs Sofa. „Soll das heißen man kann meinen Arsch nicht sehen?“ „Gegenfrage, warum diskutieren wir eigentlich über deinen Arsch?“ fragte ich zurück und hob eine Augenbraue während hinter mir Stille einkehrte. „Gute Frage“ kams dann von Tom ehe er loslachte, weswegen ich mich unweigerlich zu ihm umdrehte. „Wir haben anscheinend nen Hang zu absolut bescheuerten Gesprächen“ grinste er dann während er sich neben mich fallen ließ. Joah, das konnte man so behaupten. Warum das allerdings so war, wusste ich nun wirklich nicht. Vielleicht waren wir uns einfach zu ähnlich. Außerdem brachte der mich da regelmäßig auf die Palme. Insgesamt saßen wir ganze zwei Stunden schweigend vor dem Fernseher. Na ja, schweigen war immerhin besser als wieder ne Diskussion über seinen Arsch anzufangen. Das war nämlich das letzte was ich durchdiskutieren wollte. Ich konnte mir wirklich bessere Themen vorstellen. Irgendwann stand Tom auf und verschwand in die Küche. Was mich nicht wirklich interessierte. Wenn er meinte in der Küche verschimmeln zu müssen war mir das auch recht. Ich war damit beschäftigt zu verstehen warum so viele Menschen in Talkshows rannten um Gülle zu reden. Das war ein immer währendes Rätsel, das ich wohl niemals entschlüsseln würde. Meine Aufmerksamkeit wurde erst vom Fernseher abgelenkt als meine Nase etwas wahrnahm das nach Essen roch. Also bequemte ich meinen Hintern vom Sofa hoch und schlenderte in die Küche um festzustellen, das Tom in der peinlichen rosa Schürze unserer Mutter vorm Herd stand und anscheinend Spagetti kochte. Meine Augenbraue wanderte nach oben und ich betrachtete das skurrile Bild vor mir. Das müsste man ehrlich mal filmen oder so. „Hunger?“ war die Frage und ich nickte nur benommen während Tom uns Spagetti mit Tomatensauce auf die Teller häufte und mir einen davon in die Hand drückte. Jetzt stellte sich nur noch die Frage ob man das auch wirklich essen konnte. Wie ich herausfand, konnte man. „Tom? Tust du mir nen Gefallen?“ nuschelte ich mit vollem Mund und er sah mich etwas verwirrt an ehe er nickte. „Zieh diese Schürze aus. Das sieht mal echt lächerlich aus“ Während er mir seine Zunge entgegen streckte drehte ich mich meinem Essen zu und grinste. Das Essen verlief ansonsten schweigend und ich kam wieder zu der Frage was ich heute Abend anziehen sollte. Himmel noch mal, das konnte ja wohl nicht so schwer sein. Ich wusste immer was ich anzog, nur eben hier nicht. Immerhin würde ich heute Abend mit hunderten von Hoppern konfrontiert sein. Was mir übrigens Brechreiz verursachte. „Wann willst du los?“ kam deswegen die Frage an Tom aus meinem Mund während ich unsere Teller in den Spüler räumte. Wäre immerhin gut zu wissen ab wann ich Panik schieben musste. „Um acht so was“ gab er mir bereitwillig Auskunft und ich nickte ehe ich mich in mein Zimmer schleppte um mich dort meinem Kleiderschrank zu widmen. Immerhin hatten wir es jetzt fünf. Und da ich wusste wie lange ich brauchte und auch das Make up einberechnete das ich auffrischen musste, war es langsam an der Zeit sich fertig zu machen. Und Panik zu schieben. „Lass mich raten, du brauchst ewig um dich fertig zu machen“ tönte es hinter mir und ich verdrehte die Augen. „Ich muss eben nicht nur in Klamotten hüpfen“ murrte ich und zog einige Oberteile aus dem Schrank während Tom sich aufs Sofa fallen ließ und mich dabei beobachtete. Ob man es glaubt oder nicht, ich war sogar pünktlich fertig. Komplett pünktlich. Ich trug meine schwarze Röhrenjeans mit den Reißverschlüssen und Nieten deren Beine in meinen Grau-schwarzen Cowboystiefeln endeten. Dazu ein schwarzes Hemd und etliche Ketten und Armbänder. Meine Haare hingen mir immer noch glatt runter und das blieb auch so. Wie gesagt, keinen Bock auf Haarspray. Meine Augen waren komplett schwarz umrandet und ich hatte meine Sonnenbrille auf der Nase. Tja, und jetzt stand ich mit Tom an der Bushaltestelle und wartete auf diesen beschissenen Bus den ich von weitem schon sah. Während Tom sich eine Karte besorgte stieg ich hinten ein. Immerhin hatte ich meinen Fahrausweis. Nachdem er sich dann neben mich fallen gelassen hatte stieß ich einen Seufzer aus. „Ich fass es einfach nicht dass ich da mit muss“ stöhnte ich und erntete von Tom nur ein Grinsen. Gemeiner Sack. Kapitel 4: Beschützerinstinkt ----------------------------- Ich war ja schon allein bei der Vorstellung Tom begleiten zu müssen nicht gerade begeistert. Aber als ich diese Horden von Hoppern vor dem Club sah wurde mir mehr als schlecht. Mein Ego war nicht gerade klein, aber das ging dann doch zu weit. Da wäre ich lieber von ner Horde Wildschweine ein paar Kilometer durch den Wald gejagt worden, anstatt mir das anzutun. Denn Wildschweine hatten eindeutig mehr Intelligenz als diese Spezies die dort vor dem Club lauerte. „Siehst du wen den du kennst?“ wurde ich von Tom gefragt der stehen geblieben war, nachdem er mitbekommen hatte das ich mich nicht von der Stelle rührte. „Natürlich nicht. Ich hab mit dieser Rasse da nichts zu tun und bin da auch sehr froh drum“ fuhr ich ihn an. Okay, ich korrigiere. Ich hatte bis vor kurzem mit ihnen nichts zu tun. Jetzt lebte ich mit so einem Subjekt auch noch unter einem Dach. Tom sagte darauf nichts und zuckte lediglich mit den Schultern. Entweder war es ihm zu dumm sich mit mir zu streiten oder aber es war ihm eh zuwider mich dabei zu haben und bei der nächsten Gelegenheit stellte er mich in irgendeiner Ecke ab. Während wir uns am Einlass rumdrängelten wurde ich von allen möglichen Seiten begafft, dämlich angegrinst oder angepöbelt. Es war mir mehr als unangenehm hier so rum zu stehen und zu hoffen dass der Türsteher Erbarmen zeigte und uns bald rein ließ. „Du hast gelogen. Du kennst die alle“ kams irgendwann von Tom und ich zeigte ihm den Vogel. „Von wegen. Für mich sehen die alle gleich aus. Ich kenn hier keine Sau, aber die kennen mich“ murrte ich eine Erklärung und quetschte mich mit Tom in den Club nachdem der Türsteher uns für gut genug befunden hatte. „Und wo gehst du normalerweise hin?“ Die Frage meinte der jetzt nicht ernst? „Ich geh in den Bunker. Und nein ich nehme dich nicht mit. Ich kratz deine Einzelteile nicht vom Boden“ Damit war unser Gespräch – wenn man das so nennen konnte – auch schon beendet. Tom holte uns was zu trinken und drückte mir ein Glas in die Hand in dem sich etwas Undefinierbares befand. Ich wollte irgendwie gar nicht wissen was. Die Pest – genannt Tom – schien sich hier sehr wohl zu fühlen. Ich musste nicht erwähnen dass ich mich nicht im Geringsten wohl fühlte. Hier musste ich auch mal erwähnen dass Tom auch sehr schnell Anschluss fand. Das äußerte sich darin, dass er von ein paar dieser Kreaturen angesprochen wurde und mit ihnen abzog. Was wiederum bedeutete dass ich hier alleine rum stand und mich dafür verfluchte überhaupt mitgekommen zu sein. Also tat ich das einzige Vernünftige was mir einfiel und suchte mir einen Platz in einer Ecke wo ich beschloss sitzen zu bleiben bis wir nach Hause fahren mussten. Außerdem war die Musik gelinde ausgedrückt zum kotzen. Wenn jetzt jemand dachte Tom ließ sich ab und zu blicken, dann täuschte er sich. Ich hatte keine Ahnung wo er war, was er tat oder sonst was. Das einzige was ich wusste war, das ich hier schon so an die zwei Stunden saß und verschimmelte. Was übrigens nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählte. Vor allem nicht wenn man dauernd irgendwelche Typen abwehren musste die kein eigenes Leben besaßen und versuchten es damit zu verdrängen, indem sie einem dumme Kommentare an den Kopf warfen. Ich hatte mich gerade dazu entschlossen dieses Gesöff das Tom mir besorgt hatte doch noch zu trinken als Schatten auf mich fielen und ich unweigerlich aufsah ehe ich die Augenbraue hob. Drei Hopper, das konnte nichts gutes heißen. Und ich glaubte das ich sie auch schon mal wo gesehen hatte. Aber wie gesagt, die sahen alle gleich aus, von daher war ich mir nicht so sicher. „Was macht die Schwuchtel denn hier?“ kam auch gleich der Kommentar von dem in der Mitte, der sich anscheinend für den Oberboss hielt und ich verdrehte theatralisch die Augen. „Auf jeden Fall nicht meine Intelligenz erweitern, denn hier existiert keine“ murrte ich nur und nahm einen Schluck von meinem Drink. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Wenn ich Tom in die Finger bekam würde er sterben. Ich würde ihn grausam im Klo ertränken. „Hältst dich wohl für was Besonders was? Ey Alter, provozier mich nicht“ Ich hatte die dumme Angewohnheit ein großes Mundwerk zu besitzen und auch genügend Arroganz die sich nicht einfach überspielen ließ, weswegen mich seine Drohung nicht wirklich juckte. „Ich kann mit stolz behaupten dass man mich von anderen Menschen unterscheiden kann, was bei euch nicht der Fall ist“ Eigentlich hätte jeder normal denkende Mensch die Klappe gehalten. Ich nicht. Aber ich trieb mich auch lieber in Gothicläden rum als mich mit dem Verhaltenskodex der Hopper zu beschäftigen. Von daher möge man mir verzeihen dass ich ihre nicht vorhandene Autorität nicht zu schätzen wusste. Oberaffe sah so aus als würde er mir gleich eins in die Fresse kloppen was ich ungerührt hinnahm. Ob man es glaubte oder nicht, ich konnte mich gut selber wehren. Immerhin hatte ich schon so viele Deppen am Hals gehabt, dass ich das irgendwann unweigerlich lernen musste. Und ich empfand es als Vorteil. Ich war eigentlich auch schon bereit im Notfall zurück zu schlagen als sich etwas zwischen mich und die Hopper schob. An den Dreads erkannte ich, dass das wohl mein Bruder sein musste. „Flossen weg von ihm“ knurrte dieser auch sogleich und meine Augenbraue wanderte in die Höhe. Das waren ja mal ganz neue Seiten an ihm. Okay ich kannte Tom gerade mal etwas über vierundzwanzig Stunden, aber trotzdem. Es ging hier ums Prinzip. „Sonst was?“ kam die Gegenfrage und ich fragte mich wie diese Soap weitergehen würde. Das war mal spannender als Kino. „Rühr meinen Bruder an und ich ramm dich mit so einem Karacho in den Boden, dass dir die Hitze des Erdkerns deinen armseligen Arsch versengt. Haben wir uns verstanden?“ Wäre die Lage nicht so ernst gewesen hätte ich glaub ich einen Lachkrampf gekriegt. Der Satz war mal einfach nur geil. Den anderen schien Tom auf jeden Fall mal Angst zu machen denn sie trollten sich und Tom stöhnte nur genervt ehe er sich zu mir umdrehte und mich am Arm schnappte. Mit einem ‚Wir gehen’ schliff er mich aus dem Club und zur Bushaltestelle wo er stehen blieb und mich los ließ. Was ich davon halten sollte war mir ein Rätsel. Und das er mich im Angesicht mit seiner Spezies ‚Bruder’ genannt hatte, vereinfachte die Lösung auch nicht gerade. Ihm war schon klar, das er jetzt als der Bruder der Schwuchtel galt oder? „Was hast du dir dabei gedacht?“ fuhr er mich an und ich hob eine Augenbraue. „Wobei?“ „Na dabei ihnen Kontra zu geben. Du hast echt keine Ahnung von Hoppern, weißt du das?“ „Ich bin auch eher in der Gothicszene unterwegs, da muss ich von denen keine Ahnung haben“ Stille kehrte ein. „Woher weißt du dass ich ihnen Kontra gegeben hab?“ Das interessierte mich nun doch. Tom war zu diesem Zeitpunkt doch gar nicht da gewesen. „Glaubst du wirklich ich lass dich in so einem Club aus den Augen wenn du aussiehst wie ein Weib? Für was für ein Arsch hältst du mich eigentlich?“ rief er aus und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. „Du hast mich die ganze Zeit beobachtet?“ „Natürlich“ Okay, das musste ich jetzt erst mal verdauen. Und als ob ich nicht schon genug zu verdauen gehabt hätte, musste es natürlich auch noch das regnen anfangen. Verdammte scheiße. Mein Make up. Das war so klar. Wenn einmal am Tag was nicht lief dann war der ganze Tag gleich für den Arsch. „Da zieh an“ murrte es neben mir und ich sah Tom an der mir seinen Kapuzenpulli hinhielt den ich eingehend musterte. „Ne, lass mal“ wehrte ich ab und sah auf die Straße wo ich die Lichter unseres Busses erkennen konnte. „Anziehen….jetzt.“ Seufzend griff ich danach und zog das Ding an das mir fast bis zu den Knien reichte. Meine Fresse, das sah aus als hätte ich ein Kleid an. Hoffentlich sahen mich so weder Georg noch Gustav. Obwohl das sehr unwahrscheinlich war. Aber bei meinem Glück konnte man nie wissen. Nachdem wir in den Bus gestiegen waren starrte Tom aus dem Fenster und ich geradeaus. Aus dem Augenwinkel schielte ich ihn dann irgendwann mal eine ganze Weile an ehe ich tief Luft holte, mich zu ihm rüber beugte, und ihm einen Kuss auf die Wange drückte um dann ganz schnell wieder Sicherheitsabstand einzuräumen. Toms Kopf ruckte zu mir herum und seine Hand landete auf seiner Wange während er mich fassungslos anstarrte. „Danke“ gab ich deswegen nur von mir. Gott war das peinlich. „Wofür?“ Hatte ich schon mal erwähnt dass ich ihn hasste? Nein? Ich hasste ihn. „Für das da…“ damit zupfte ich an dem Pulli „…und für die Hilfe im Club“ nuschelte ich dann und starrte aus dem anderen Busfenster. Ich hasste peinliche Momente. Das war einfach nur ätzend. Außerdem war ich in diesem Moment froh nicht rot anzulaufen. Tom sagte Gott sei Dank nichts darauf und so kam es das wir schweigend nach Hause gingen nachdem wir ausgestiegen waren. Zu Hause rubbelte ich mir die Haare nur mit einem Handtuch trocken, weil ich einfach zu faul war zum fönen. Das Make up wurde entfernt und ich kroch in meine Schlafklamotten. Als ich in mein Zimmer kam saß Tom schon im Schlafzeugs auf dem Bett und wartete während er an seinem Handy rumfummelte. Also beschloss ich in mein Bett zu kriechen und ihm Platz zu lassen. Kaum lag ich drin wurde ich schon wieder müde. Ich hätte sofort einschlafen können, wenn Tom mich nicht angestupst hätte. Also drehte ich mich zu ihm um und sah ihn fragend an. „Soll ich nen Wecker stellen?“ Ich schüttelte nur den Kopf und wartete bis Tom im Bett lag und das Licht ausgemacht hatte. Theoretisch gesehen wollte ich jetzt wirklich schlafen. Allerdings wurde ich davon abgehalten als ich Lippen auf meiner Wange spürte die ja eigentlich nur Tom gehören konnten. „Was wird das?“ fragte ich deswegen und erntete nur ein leises Lachen. „Jetzt sind wir quitt“ „Von wegen, du willst mich doch nur angraben“ scherzte ich und erntete einen Schlag auf die Schulter. „Du spinnst doch“ „Das sagst du jetzt, aber…“ „Billy, halt die Klappe“ Ich grinste nur leicht als Tom mich mit ‚Billy’ ansprach und schloss die Augen. Verrückter Hopper. Kapitel 5: 'Totgeliebt' ----------------------- Der nächste Morgen war ein Fiasko. Eigentlich schlief ich noch, und hatte nicht vor demnächst meinen Komaartigen Zustand zu verlassen. Aber wie heißt es so schön: Satz mit x das wahr wohl nix. Genau das stellte ich fest als ich ein gebrülltes ‚Oh mein Gott’ hörte das sich in meinen Traum einschlich. Die Stimme identifizierte ich als die von Tom und schlug eigentlich nur deswegen die Augen auf. Ich ging stark davon aus das mein Bruder irgendwas entdeckt hatte was ihn schockte. Wobei das eigentlich so gut wie gar nicht mehr möglich war. Er kannte meine Mutter, er kannte unser Haus und vor allem kannte er MICH. Wer mich kannte der vertrug so gut wie alles. Aber eben nur so gut wie. Ich hatte mich gerade aufgesetzt als Tom auch schon ins Zimmer gehechtet kam und die Tür hinter sich zuschmiss. Anscheinend fühlte er sich jetzt sicher, und ich hatte freien Ausblick auf einen nackten Tom wenn man das Handtuch um seine Hüften mal nicht mitrechnete. Meine Augenbraue wanderte nach oben und ich musterte ihn stumm während er gehetzt vor sich hin atmete. „Es gab Dinge in meinem Leben die wollte ich niemals sehn“ jammerte er auch gleich los und ich musste an dieser Stelle nicht erwähnen, das ich keine Ahnung hatte wovon er eigentlich sprach. „Was hast du denn gesehen?“ Ich hoffte für ihn stark dass es nicht unsere Mutter bei der Intimrasur war. Denn die hatte ich schon mal gesehen und seit dem war mein Weltbild untergegangen und nicht wieder aufgetaucht. „Ich kam grad aus der Dusche und hatte gerade so das Handtuch um, da geht die Tür auf und da drin steht ein dicker alter Mann“ sprudelte es aus ihm heraus und ich nickte verstehend. „Okay, es war ein sehr fetter und verschwitzter Mann. Bin ich froh das dem sein Bauch so weit runter hing dass mir das meiste von ihm erspart geblieben ist. Und diese Haare auf der Brust….mir wird grad schlecht“ Damit ließ er sich neben mich fallen und vergrub sein Gesicht in den Händen. Ich konnte Tom gut verstehen. Und so boshaft das jetzt auch klingen mochte, ich war froh ihn nicht gesehen zu haben. „Was macht der hier?“ kam nach zwei Minuten die Frage rechts von mir und ich grinste. „Das ist wahrscheinlich einer von Mamas Stechern. Die steht auf solche Typen“ Von Tom kam nur ein Würgen. Ich weiß nicht woher der Entschluss kam, aber ich hielt es in diesem Moment für meine Pflicht meinen Bruder zu beschützen. Also stand ich auf und griff nach meinem Handy während ich Tom ansah. „Zieh dir was an“ war mein einziger Kommentar während ich dem Tuten weiter lauschte. Der musste schon wach sein. Es sei denn er lag tot in der Bude rum. „Hier Gustav wer dort?“ „Bill hier“ kams gähnend von mir. „Du bist schon wach. Oh mein Gott! Brennt euer Haus?“ „Nein Gustav, aber ich brauche Asyl…dringend“ murrte ich während ich halb in meinem Kleiderschrank verschwand. Ich hatte einfach nichts zum anziehen. Oder zuviel so das ich mich nicht entscheiden konnte. „Lass mich raten, deine Mutti hat wieder ein unappetitliches Ding zu Hause rumrennen“ „Bingo. Aber weil ich so ein guter Freund bin muss ich sagen das mein Bruder auch schon hier haust und ebenfalls mitkommen müsste“ Am anderen Ende herrschte Stille. „Der ist schon da?“ „Ja…seit Vorgestern“ nuschelte ich und warf einen Blick zu Tom der anscheinend dermaßen traumatisiert war das er nichts mitbekam. „Und warum sagst du mir da nichts?“ „Ich musste den erst mal abchecken. Krieg ich Asyl? Und ne Dusche?“ „Klar, komm rüber. Ich hab eh schon Georg hier sitzen“ Na Bravo. Dann konnte Tom sich ja auf was gefasst machen. Ich verabschiedete mich von Gustav und zog mir meine Hose an ehe ich mir eine Kippe anzündete und meine Sonnenbrille auf die Nase setzte. Ungeschminkt musste mich auf der Straße nun wirklich keine Sau sehen. „Was ist dein Plan?“ wurde ich von Tom gefragt der sich gerade einen Kapuzenpulli anzog und ich grinste. „Wir kriegen Asyl bei Gustav meiner Ersatzmami“ Toms Augenbrauen wanderten in die Höhe und er musterte mich eingehend. „Du rennst wirklich in Schlabberklamotten draußen rum?“ „Ob dus glaubst oder nicht. Aber sogar ich mach das manchmal“ Und anscheinend war Toms Weltbild dabei einzustürzen denn er betrachtete mich etwas unglaubwürdig und mit einem verzogenen Gesicht. „Ich dusch bei Gustav. Dann lernst du auch gleich Georg kennen und somit hab ich es mir erspart dich in der Schule meinen Freunden vorzustellen. Weil da muss ich laufen“ grinste ich dann und packte mir mein Zeug zusammen ehe ich die Türe öffnete und vorsichtig den Flur entlang schielte. Die Luft war rein, also schlichen Tom und ich mucksmäuschenstill die Treppe nach unten und zogen uns unsere Schuhe an ehe wir fluchtartig das Haus verließen. Wir liefen ganze zwei Straßen ehe wir vor Gustavs Haus standen und ich Sturm klingelte. Wenn Georg da war, dann war das definitiv besser, denn Gustav war dann jedes Mal kurz vorm Nervenzusammenbruch so das er nicht wirklich was hörte. Kurze Zeit später wurde die Türe aufgerissen und ich starrte Georg ins Gesicht der mich auch sogleich halb tot drückte. „Tom das ist Georg. Georg, mein Bruder Tom“ machte ich sie kurz bekannt und Georg klappte die Kinnlade nach unten. „Scheiße, das is ein Hopper“ Was für eine tolle Begrüßung. Obwohl man bei Georg auch nichts anderes erwarten konnte. Mein Blick wanderte zu Tom und ich hob eine Augenbraue als dieser leicht betreten zu Boden starrte, während Georg in die Küche rannte um Gustav diese abscheuliche Botschaft zu überbringen. „Alles klar bei dir?“ fragte ich deswegen nach und legte den Kopf schief. „Na ja, ich glaub nicht so das deine Freunde mich mögen. Und dich bestimmt auch bald nicht wenn du mich mit rumschleifst“ Ich musste nicht erwähnen dass ich komplett verwirrt war. So kannte ich Tom wirklich nicht. Auch wenn man nicht davon reden konnte das ich ihn kannte. Eigentlich wusste ich gar nichts über ihn außer den paar Schnipseln die meine Mutter oder er mir hingeworfen hatten. „Also ich glaube du hast Fieber“ überspielte ich das ganze und packte ihn am Ärmel ehe ich ihn ins Haus und in die Küche zerrte wo Georg apathisch aus dem Fenster starrte. „Hallo, ich bin Gustav“ kams von meiner Ersatzmutti und er reichte Tom die Hand und schüttelte sie heftig. „Magst du was essen, trinken? Oder bist du wie unsere Diva ein Kaffeejunkie?“ grinste es Tom entgegen und ich war froh das wenigstens Gustav sich nicht benahm wie ein Marsmensch. „Ähm…Kaffee bitte“ kams von Tom und er setzte sich neben mich wo er mit dem Stuhl näher rückte bis ich seine Schulter in meiner hatte. Während Gustav rannte um Kaffee zu besorgen sah ich Tom etwas schräg von der Seite an. „Wo ist deine große Klappe?“ „Ob dus glaubst oder nicht, aber die hab ich nicht immer. Dieser Georg ist mir unheimlich…und er mag mich nicht“ „Tom, nicht jeder mag dich“ stellte ich eine Realität fest und verdrehte die Augen. „Du magst mich nicht?“ „Das hab ich nicht gesagt. Ich versuche nur dir beizubringen das nicht jeder dich liebt.“ Manche Gespräche die ich mit Tom führte könnte man echt mal verfilmen und zu Mario Barth schicken. Die würden Bestseller werden, das konnte ich sagen. Nachdem wir unseren Kaffee hatten setzte sich Gustav uns gegenüber und starrte Tom interessiert an der zurückstarrte. „Du bist also Bills Zwillingsbruder. Also ich kann gewisse Ähnlichkeiten erkennen. Ich bin ja froh das du endlich da bist“ Toms verwirrter Gesichtsaudruck sprach Bände. „Warum?“ „Na Bill hat uns schon jeden Tag zugesülzt das du bald kommst und so und das er hofft das du nicht das komplette Arschloch bist weil er dich sonst im Garten vergräbt“ lachte Gustav und trank seinen Tee. Scheiß Biofritze. „Du wolltest mich im Garten vergraben?“ „Ja aber erst nachdem ich dir den Wagenheber übergezogen hab. Von daher hättest du das eh nicht mehr mitbekommen.“ Während ich fassungslos angestarrt wurde grinste ich in meine Kaffeetasse. „Spielst du eigentlich ein Instrument?“ Gustav könnte Moderator werden. Er wusste immer irgendwas womit man die Unterhaltung am laufen hielt. „Ähm…ja Gitarre“ kams etwas leise von meinem Zwilling und ich hörte Gustav jubeln was mich wieder mal die Augenbraue heben ließ. „Das ist großartig. Bill, dann hast du endlich mal wen der dich begleitet. Bass und Schlagzeug eignen sich nicht so gut dafür“ „Wieso begleiten?“ kams von neben mir und ich blubberte weiter in meinem Kaffee „Na Bill schreibt doch Songs und singt auch…oder wusstest du das nicht?“ Von Tom kam nur ein Kopfschütteln und ich hielt es in diesem Moment für angebracht duschen zu gehen. Was ich auch tat. Nachdem ich fertig war und mich in meine Klamotten gequetscht hatte ging die Tür auf und Tom kam rein ehe er sich auf den Klodeckel hockte. „Du singst?“ „Mh…ein bisschen“ gab ich antwort während ich darauf verzichtete mich zu schminken und stattdessen meine Haare trocken fönte. „Kann ich was hören?“ „Lieber nicht. Ich hab nur zu wenigen ne Melodie“ Es kehrte Stille ein und ich hängte den Fön wieder an den Haken. „Darf ich was lesen?“ Tom war anscheinend ganz scharf darauf irgendwas von mir zu hören oder zu lesen also nickte ich nur und ging mit ihm wieder zurück zu den Anderen. Diese saßen inzwischen im Wohnzimmer und zockten irgendwas an der X-Box während ich meine Tasche durchwühlte und Tom einen Zettel mit einem Songtext hinhielt. Nach einer Weile sah ich wieder zu ihm und starrte ihn einfach nur an. Er sah unglaublich traurig aus. „Tom?“ „Wie schaffst du das eigentlich so was Trauriges zu schreiben und dabei auch noch die Gefühle anderer zu berühren?“ gab er gepresst von sich und ich rutschte näher zu ihm. „Eigenerfahrung?“ rätselte ich dann und zuckte letztendlich mit den Schultern. „Du hast dich mit jemanden Totgeliebt?“ Ich schwieg eine Weile und beschloss zum Schluss doch zu reden. „Ja…mit Alex“ „Und seitdem lässt er sich von dem Arsch quälen“ knurrte Georg und ich grinste schief. „Tja“ gab ich lang gezogen von mir und beobachtete die anderen beim zocken ehe ich Tom wieder ansah. „Ich mach ne Melodie dazu und du singst für mich okay?“ Überrumpelt nickte ich nur und besah mir Toms Grinsen, das so gar nicht zu denen passte die ich sonst gesehen hatte. Denn dieses Grinsen glich schon fast einem Lächeln. Kapitel 6: Kuchen backen ------------------------ Während meine Gedanken – aus unerfindlichen Gründen – um Toms Lächeln kreisten hatten die anderen Beiden anscheinend eine Menge Spaß damit mich zu verarschen wenn ich es nicht mitbekam. Das Schloss ich zumindest aus dem ‚Lasst Bill in Ruhe’ das Tom leicht genervt von sich gab. Dadurch wurde ich auch aus meinen Gedanken gerissen und starrte ihn unmissverständlich verwirrt an. „Och wie süß, Billy wird von Tomi verteidigt“ flötete Georg und meine Stirn runzelte sich in dem Versuch zu verstehen was ich gerade lebenswichtiges verpasst hatte. Das ich was verpasst hatte, stand schon mal definitiv fest, aber was genau wusste ich immer noch nicht. „Moah, halt die Klappe Georg“ war der einzige Kommentar den Tom von sich gab ehe er die Augen verdrehte. Irgendwie hatte ich das Gefühl ich wollte gar nicht wissen was ich verpasst hatte. Das erschien mir gesünder für den armen Georg. Ansonsten hätte ich ihn wahrscheinlich töten müssen…oder ihm sehr wehtun. „Ich hab was verpasst oder?“ kam dann doch meine Frage, weil ich sie einfach nicht zurückhalten konnte. „Ja, aber auf keinen Fall was Lebenswichtiges“ kams von Tom zurück der sich eine Zigarette anzündete und damit auf die Terrasse watschelte. Ich folgte ihm auf dem Fuß, weil ich erstens nicht allein mit Georg sein wollte – Gustav zählte nicht weil der lachte sich auch schon tot – und zweitens weil ich im Moment einfach gern an Tom klebte. Aus welchem Grund auch immer. „Der macht mich wahnsinnig“ nuschelte Tom und brach in Gelächter aus was er mit einem verwirrten Blick konterte. „Das war mir klar. Wenn wir Zwillinge sind muss er dich wahnsinnig machen, weil er mich auch wahnsinnig macht“ lachte ich deswegen und nahm Tom die Zigarette aus dem Mund ehe ich selber daran zog. „Okay….das ist eine ziemlich interessante Logik“ warf Tom dann ein und grinste während er versuchte wieder seine Zigarette an sich zu nehmen. Was übrigens gar nicht so einfach war wenn ich sie mal in den Griffeln hatte. „Moah, gib her“ maulte er und ich drehte ihm grinsend den Rücken zu. Also einiges musste er noch über mich lernen. Zum Beispiel den Teil das man seine brennenden Zigaretten nicht in meiner Reichweite haben sollte wenn ich selber keine rauchte. Allerdings musste ich auch noch viel über Toms Verhalten lernen. Das merkte ich spätestens dann als ich seinen Arm um meinen Bauch geschlungen hatte und nicht mehr los kam. Was in einer Rangelei um die Zigarette endete in der ich quietschte und Tom meckerte. Im Endeffekt ging es so aus das Tom seine Zigarette doch nicht mehr bekam aber wir stattdessen am Boden Rumlagen, nachdem wir über ein paar Klappstühle gefallen waren. So war halt das Leben…immer auf dem Boden der Tatsachen bleiben. „Du bist ganz schön mies“ stellte Tom dann fest und ich lachte nur während ich mich umständlich auf den Rücken drehte. Es war nämlich mal gar nicht prickelnd mit dem Gesicht im Gras zu liegen, wer wusste schon was da rum kroch. „Ich weiß dass ich mies bin, also kommen wir zu dem Schluss dass du noch viel über mich lernen musst“ „Stimmt wohl“ gab mein werter Zwilling zu während er sich von mir runter rollte. Dafür war ich ihm sogar mehr oder weniger Dankbar. So warm Tom auch war, aber mit der Zeit wurde er schwer. Außerdem bekam ich so besser Luft. „Ich glaub ich geh jetzt duschen“ gab ich dann kund und erntete von ihm nur ein zustimmendes aber undefinierbares Geräusch. Während ich mit meinem Zeug zum Bad ging überlegte ich mir warum eigentlich kein Schwein auf die grandiose Idee gekommen war mir etwas von meinem existierenden Zwillingsbruder zu erzählen. War das so abgemacht oder hat man mich vergessen…oder eher ihn, wie auch immer. Irgendwann würde ich die Frage auch noch klären. Die Frage war nur immer wann ich so was klärte. Meistens passierte es in den unpassendsten Momenten, und ich gebe zu darauf war ich sogar ein bisschen stolz. Nicht jeder konnte eine komplette Familienfeier mit nur einer Frage ruinieren. Unter der Dusche angekommen entspannte ich mich etwas und versuchte mir ohne Spiegel das Gras und den eventuell vorhandenen Dreck aus dem Gesicht zu kratzen. Eigentlich war die Rangelei mit Tom lustig gewesen…wenn das Gras nicht gewesen wäre. Ich hatte auch so das Gefühl das ich etwas auf der Nase hatte. Wenn mich jemand anderes so gesehen hätte, wäre mein gutes Image komplett im Arsch. Nach der Dusche trocknete ich mich ab und quetschte mich in meine Klamotten. Eine tief sitzende dunkelblaue Jeans und eine schwarze Bluse aus Satin. Musste reichen, ich hatte ja eigentlich auch nicht vor heute noch wo hinzugehen. Außerdem war ich der festen Überzeugung dass ich meistens gut aussah, auch wenn es nicht beabsichtigt war. Das nannte man Selbstverliebtheit. Nachdem ich mir meine Turnschuhe wieder angezogen hatte, schminkte ich meine Augen mit etwas Kajal und Wimperntusche und das wars. Auf mehr hatte ich heute einfach keine Lust. Meine Haare kämmte ich einfach glatt nach unten und verließ dann wieder das Bad um ins Wohnzimmer zu schlendern, wo ich Georg und Tom bei einem erbitterten Kampf an der X-Box antraf. „Lass mich raten, er schlägt dich um Längen“ fragte ich Georg und erntete nur ein empörtes Schnaufen. Also hatte ich wohl Recht, und mein Weg führte mich in die Küche. Ich hätte mir auch keinen anderen Ort vorstellen können wo Gustav hingegangen wäre. Außer vielleicht aufs Klo. „Was machst du?“ war meine erste Frage während ich mich auf die Arbeitsplatte setzte und ihn beobachtete wie er in einer Schüssel rumrührte. „Kuchen backen, machst du mit?“ Als Antwort auf Gustavs Frage nahm ich ihm die Schüssel und den Rührbesen ab und fing an die Zutaten zu rühren. Ein Königreich für ein elektrisches Handrührgerät, aber Gustav bestand immer darauf den Teig mit einem Schneebesen zu rühren. Angeblich wurde da der Teig lockerer. Ich hatte allerdings noch keinen Unterschied bemerkt. Außerdem wollte ich seine Illusionen nicht zerstören. „Ich find Tom nett“ kams nach fast fünf Minuten der Stille von meinem Selbsterkorenen Seelenklemptner und ich hob eine Augenbraue ehe ich grinste. Das hatte ich schon vermutet. Allerdings war ich schon des längerem der Auffassung das Gustav nicht mal wusste wie es funktionierte einen Menschen nicht zu mögen. „Und er ist süß“ Mein Gesichtsausdruck musste Gold wert gewesen sein denn Gustav lachte nur leise und grinste mich dann schelmisch an. „Na ja, also wie der dich verteidigt das ist schon putzig. Ich will auch so nen Bruder“ Stille kehrte ein, in der ich versuchte die soeben erhaltenen Informationen zu verdauen. „Das ist meiner“ murrte ich danach nur und rührte weiter um Gustavs Blick zu entkommen. Ich kannte diesen Blick. Das war so ein ‚Ihr seid das perfekte Paar’ Blick. Und den konnte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen. „Scheiße“ tönte es aus dem Wohnzimmer und mein Kopf ruckte nach oben. Toms lachen allerdings brachte mich zum Grinsen. Anscheinend hatte er Georg geschlagen, und das fand ich gut. Der einzige Mensch gegen den Georg gewann war nämlich Gustav, und das wollte ich dabei belassen. Wobei sich bei mir immer schon der Verdacht aufgedrängt hatte das Gustav Georg eigentlich gewinnen ließ, weil er ihm Leid tat. Und nach Gustavs eigener Aussage brauchte Georg ab und zu mal ein Erfolgserlebnis. Ich gab ihm in der Hinsicht Recht, aber dieses Erlebnis bekam er definitiv nicht von mir. „Ich guck mal was die treiben“ informierte mich mein Kuchenbackpartner und ich nickte nur ehe ich von der Arbeitsfläche runter rutschte und die Schüssel drauf stellte. So konnte ich einfach besser weiterrühren ohne das ich Angst haben musste den Teig über dem Fußboden zu verteilen. „Ich will Teig“ kams hinter mir und ich schlang beschützend die Arme um die Schüssel. „Vergiss es Tom, der Kuchen braucht den Teig“ Das war irgendwie ein komplett sinnloser und bekloppter Satz, aber er war wahr. „Aber doch nicht den ganzen“ „Gustav! Tom will dem Teig wehtun“ brüllte ich deswegen und hörte auch keine Sekunde später schon eilige Schritte zur Küche eilen. „Meinem Kuchenteig wird nicht wehgetan Nicht solange er nicht gebacken ist“ sprachs und stellte mir die Form vor die Nase. Sollte wohl soviel heißen wie das ich den Inhalt der Schüssel in die Form schütten sollte. Tat ich auch während Tom hinter mir schmollte wie ein Weltmeister. Aber da musste er durch, was Teig anging war ich genauso zickig wie Gustav. Ich liebte Teig, aber noch mehr liebte ich den Kuchen der daraus wurde. Ich war ein Kuchen-Suchti. Nachdem der Teig in der Form war und diese im Ofen atmete unser Bäcker – Gustav – erleichtert auf. Der Teig war noch vollständig und er würde nun – so wie immer – vor dem Ofen Wache schieben. Als wäre jemand so blöd und würde heißen Teig anfassen. „Du hast da Teig“ sprachs hinter mir und ich drehte mich zu meinem Bruder um wo ich fragend eine Augenbraue hob. „Wo?“ kam meine Frage zurück und ich guckte an mir runter, aber ich konnte beim besten Willen nichts erkennen. „Da“ sprachs und nahm meine Hand ehe ich den Schock meines Lebens erlitt und Tom anstarrte wie ein Auto. Der…hatte…meinen…Zeigefinger…im…Mund! Ahhhhhhhh! Während ich Tom sprachlos und geschockt angaffte verkniff sich Gustav hinter mir ein Grinsen ehe er beschloss dass der Kuchen wohl auf sich allein aufpassen konnte. Kurz darauf gab Tom meinen Finger auch wieder frei den ich erst mal inspizierte. Es könnte ja was abgelutscht worden sein, vom Teig mal abgesehen. Nachdem ich sicher gegangen war das noch alles da war wo es hingehörte – allem voran mein Nagellack – sah ich Tom wieder mit offenem Mund an und hob eine Augenbraue. „Sorry“ grinste dieser nur schulterzuckend und die einzige Reaktion zu der ich fähig war, war ihm auf die Schulter zu schlagen. „Du bist doch irgendwie….schwul“ kams dann nach einer Weile von mir und ich erntete ebenfalls einen Schlag auf die Schulter. „Nein, bin ich nicht. Du bist mein Bruder, da ist das was anderes“ Aha? Kapitel 7: Potenzprobleme ------------------------- Ich war schon etwas länger schwul, so an die vier Jahre, aber das es etwas anderes war wenn man die Finger seines Bruders ablutschte oder die eines anderen Kerls, war mir wirklich neu. Deswegen starrte ich Tom auch an als hätte er einen an der Waffel und verschränkte dann die Arme vor der Brust um meine Finger unauffällig an meinem Shirt abwischen zu können. Warum auch immer sie kribbelten, ich empfand dieses Gefühl im Moment als nicht gut. „Da gibt’s gar keinen Unterschied. Bruder hin oder her, du hast meine Finger abgelutscht. Kann ja sein das ich aussehe wie eine Frau, aber ich bin nun mal ein Kerl“ gab ich dann von mir und sah Tom fragend an der seine Hände in den Taschen seiner überdimensionalen Hosen vergrub und zurück starrte. „Natürlich ist das ein Unterschied. Mit dir würde ich ja wohl kaum in die Kiste hüpfen“ widersprach er mir dann und ich runzelte die Stirn. Da war irgendwie was dran, aber trotzdem, bildete das wirklich einen Unterschied? „Pass auf Billy, das sagt er jetzt, aber in einem unbeobachteten Moment versucht er dich abzufüllen um dich flachlegen zu können“ tönte es und Georg tänzelte in die Küche auf der Suche nach Milch. Meine Augenbrauen wanderten nach oben und ich sah wieder zu Tom der mehr als unglücklich aussah. „Ich leg doch nicht meinen Bruder flach, du Volltrottel“ murrte er dann und ich musste einfach grinsen. Na das konnte ja noch lustig werden wenn ich mir das so betrachtete. „Das ist das was du denkst“ kams von Georg zurück der mit der Milch wieder ins Wohnzimmer flüchtete. Wie ich diesen Satz manchmal hasste, ich konnte ihn auf den Tod nicht leiden. Es sei denn ich benutzte ihn, was eh schon mehr als selten passierte. Mein Bruder murrte unverständliches Zeug während er dich auf einen der Küchenstühle fallen ließ und sein Kinn in die Handflächen stützte nur um dort weiter unverständliches Zeug von sich zu geben. Ich währenddessen blieb eine Weile unschlüssig stehen um dann hinterhältig zu grinsen ehe ich mich an meinen werten Zwilling heranschlich. Hinter ihm angekommen schlang ich die Arme um seinen Hals und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab, was ihn erschrocken zusammenzucken ließ. Ich musste mir nur noch schwer ein Lachen verkneifen. „Aber Tomi, nimm es Georg nicht übel. Immerhin ist der schon jahrelang hinter meinem Arsch her“ Während Tom sich versteifte grinste ich doch etwas. „Keine Panik, ich mach dich schon nicht an“ lachte ich dann und löste mich dann von ihm was er mit sehr viel Entspannung kommentierte. Also bitte, so abartig war ich ja nun wirklich nicht. In dem Moment kam Gustav in die Küche geeilt noch bevor der Ofen überhaupt einen Pieps machte um mitzuteilen dass der Kuchen fertig war. Aber Gustav hatte dafür schon immer einen Riecher gehabt, von daher wunderte ich mich auch schon gar nicht mehr darüber. Ich stand dümmlich aber dekorativ in der Küche herum und betrachtete Gustav wie er den Kuchen aus dem Rohr nahm. Zumindest war ich voller Aufmerksamkeit dabei ehe ich loskreischte und ich sitzend wieder vorfand. Gustav starrte mich an ehe er erleichtert die Luft ausstieß, weil er sich anscheinend was Schlimmeres vorgestellt hatte. Georg rief nur aus dem Wohnzimmer was denn los sei und hinter mir hörte ich Tom leise lachen, was mich einen Schmollmund ziehen ließ, ehe ich mich mehr schlecht als recht umdrehte um ihn ansehen zu können. „Aber vielleicht mach ich dich ja an“ grinste er und ich hob nur eine Augenbraue ehe ich ihm den Vogel zeigte. Ja klar, das war ungefähr so realistisch wie….Georg in Strapsen. Was eigentlich schon realistisch war aber das wollte sich erstens keiner vorstellen und zweitens wollte ich persönlich schon gar nicht an seine haarigen Beine denken. Igitt. „Klar doch Tom“ gab ich deswegen gelangweilt von mir und versuchte wieder von ihm runter zu kommen, was übrigens gar nicht so einfach war. „Gustav…der grabscht mich an“ gab ich dann weinerlich von mir und unser Drummer drehte sich langsam um, mit dem Kuchenmesser in der Hand, ehe er Tom fixierte. „Das würde ich an deiner Stelle nicht tun. Ich bin bewaffnet“ kams dann mit einem gefährlichen Unterton und ich konnte ganz einfach aufstehen, da Tom blitzschnell seine Hände von mir genommen hatte. Man sollte meinen armen, kleinen Gustav einfach nicht unterschätzen. Immerhin war er meine Ersatzmutti, und das auch nicht ohne Grund. „Ich schwöre dass ich ihn nicht angraben wollte“ kams von meinem Zwilling und ich musste grinsen als er so die Hände hochhielt um sich als ergeben abstempeln zu lassen. Gustav nahm es murrend hin und ging weiterhin seiner Arbeit nach den Kuchen aus der Form zu befreien. Ich währenddessen streckte Tom einfach die Zunge raus und kicherte. „Weißt du Schätzchen, du solltest ganz dringend deine Sexualität klären“ grinste ich ehe ich mit wackelndem Hintern aus der Küche verschwand. Eigentlich wackelte ich ja nicht mit dem Arsch, aber das konnte ich mir gerade eben nicht verkneifen. „Was war denn bei euch da drüben los?“ fragte Georg der auf dem Sofa lag und irgendeine merkwürdige Spiegel TV Reportage über den Geschlechtsverkehr ansah. Ich wunderte mich im Bezug auf Georg über gar nichts mehr. Bei dem Jungen taten sich täglich neue Abgründe auf, und die wollte ich auch nicht wirklich genau erforschen. „Tom hat schwerwiegende Probleme mit seiner Sexualität“ gab ich dann bekannt und ließ mich neben Georg auf das Sofa fallen um mir diesen Schwachsinn im Fernsehen ebenfalls anzutun. „Hab ich auch“ kams dann und ich verdrehte die Augen und zündete mir aus lauter Stress und Unverständnis eine Zigarette an. „Ich rede nicht davon dass er keinen hoch kriegt sondern das er nicht weiß auf was genau er steht“ seufzte ich genervt. „Ach so….woher weißt du eigentlich das er einen hochkriegt“ kams dann und ich wurde mit Augenbrauen angewackelt was mich leicht zur Seite rücken ließ. „Ich nehme das einfach mal stark an. Er ist mein Zwilling, er kann keine Potenzprobleme haben“ Das war für mich die plausibelste Erklärung die ich für Georg parat hatte. „Ja aber vielleicht hat er doch welche“ Bis Georg aber mal begriff dass man nicht drüber reden wollte war die Hölle zugefroren. „Könntet ihr vielleicht aufhören über meine nicht vorhandenen Potenzprobleme zu diskutieren?“ kams auch schon von der Küche und wir drehten uns um wo ein ziemlich genervter Tom im Türrahmen stand. Gustav stand hinter ihm und konnte sich ein Grinsen einfach nicht verkneifen. „Ich hab damit nicht angefangen“ war mein Einziger Kommentar bevor meine Lungen sich wieder mit meinem Lieblingsrauch füllten. „Ja, aber du hast ganz sicher welche“ kams von Georg ehe er kreischte und sich in einem Lachkrampf wand. „Mein Bruder hat keine Probleme mit seiner Potenz“ maulte ich über ihm und piekte ihn fröhlich weiter. Das Tom uns wahrscheinlich alle für absolut geisteskrank hielt, juckte mich im Moment allerdings herzlichst wenig. Nachdem ich Georg genug gefoltert hatte beschloss ich einfach sitzen zu bleiben und so zu tun als wäre nichts. Leider funktionierte mein Plan nicht im Geringsten, was darin bestand das Tom sich neben mich fallen ließ und ich ansah. „Woher willst du eigentlich so genau wissen dass ich keine Potenzprobleme habe?“ „Du bist mein Zwilling, du KANNST gar keine haben“ gab ich deswegen total ernst von mir, was allerdings nicht lange anhielt da ich bei Toms dämlichem Gesichtsausdruck einfach lachen musste. „Wenn du so guckst könnte man tatsächlich glauben du hast welche“ lachte ich weiter und kugelte mich fröhlich auf dem Sofa hin und her. Tom zog nur eine Schnute und schlug nach mir wo er mich am Hintern traf und ich noch mehr lachen musste. Bis ich mich wieder eingekriegt hatte vergingen noch einige Minuten ehe ich keuchend liegen blieb und zu Tom hochsah. Wenn ich so drüber nachdachte wollte ich Tom eigentlich nie wirklich hier haben, aber jetzt wo er schon mal da war, wollte ich ihn auch nicht wieder loswerden. Meiner Meinung nach war das etwas merkwürdig, aber was sollte ich machen? So fühlte ich einfach, und Gustav war sowieso der Meinung das ich meine Gefühle zulassen und mich ihnen stellen musste. Von daher konnte mir niemand einen Vorwurf machen, dass ich meine Meinung zu schnell änderte. „Du bist echt komisch weißt du das?“ wurde ich von meinem Bruder gefragt und zuckte nur mit den Schultern. „Ich mag dich, weißt du das?“ fragte ich dann zurück und bekam von allen Seiten ungläubige Blicke zugeworfen. Na ja, zumindest von Georg und Tom, Gustav saß auf dem Sessel und grinste sich einen. Ich war ja schon immer der Meinung gewesen er sollte entweder ein Restaurant eröffnen oder eine therapeutische Praxis. Oder am besten eine therapeutische Praxis mit eingebautem Restaurant. Das würde alle meine Bedürfnisse decken. Tom legte sich ebenfalls aufs Sofa, nur eben in die andere Richtung um seinen Kopf neben meinen legen zu können. „Ich mag dich auch“ kams dann und ich musste wieder grinsen ehe ich ihn ansah und ihm die Zunge rausstreckte. „Freut mich zu hören“ „Jetzt wo ihr Liebesbekundungen ausgetauscht habt, können wir dann den Kuchen essen?“ fragte Georg und ich trat nach ihm. Von wegen Liebesbekundungen, so ein Schwachsinn. „Na wenigstens kann ich seinen Arsch antatschen ohne getreten oder geschlagen zu werden“ kams dann neben mir in Richtung Georg und ich wanderte in den nächsten Lachkrampf. „Das ist echt gemein das du mir das unter die Nase reibst“ murrte mein langjähriger Freund und ich hob nur eine Augenbraue nachdem ich mich beruhigt hatte. „Seit wann darfst du meinen Hintern betatschen?“ flüsterte ich Tom ins Ohr und sah ihn fragend an. „Psst…das muss er doch nicht wissen“ flüsterte er zurück und ich schüttelte nur grinsend den Kopf. Tom war schon genauso boshaft wie ich. Also entweder hatte ich einen schlechten Einfluss oder er hatte diese Boshaftigkeit nur gut versteckt, wobei ich zweites für realistischer hielt. Wir rappelten uns gerade auf als ich wie erstarrt in der Bewegung inne hielt und nach hinten linste wo Tom mich nur schulterzuckend ansah. „Was denn? Realistisch und so“ kams von ihm und er nahm die Hand von meinem Hintern. Georg schmollte fröhlich weiter vor sich hin und ich fragte mich gerade warum ausgerechnet ich immer das Opfer irgendwelcher Grabsch- oder Lutschattacken war. Irgendwann würde ich mich dafür revanchieren müssen. Kapitel 8: Schwarzes Schaf -------------------------- Nachdem Gustav den Kuchen serviert hatte, zusammen mit Kaffee saßen wir alle schweigend auf dem Sofa und guckten eine wirklich dämliche Realityshow, von der ich nicht wusste was den tieferen Sinn darstellen sollte. Nach weiteren zwanzig Minuten kam ich zu dem Schluss dass es gar keinen tieferen Sinn gab. Es war so ähnlich wie in Horrorfilmen, nur das es bei denen einen Sinn gab. Entweder das Publikum zu erschrecken – bevorzugt – oder auf Dinge aufmerksam machen die man niemals tun sollte – weniger bevorzugt und deswegen schwer zu erkennen – wie zum Beispiel niemals Fremden die Haustür aufzumachen denn sie könnten dich mit einem 30 cm Messer niederstechen. „Was ist der Sinn dieser Show?“ kam die Frage von Tom und ich zuckte nur mit den Schultern während ich versuchte das Kuchenstück in meinem Mund runter zu bekommen. Ohne kauen war das übrigens ziemlich schwer. „Ich glaube es gibt keinen, oder zumindest kann ich ihn nicht erkennen“ murrte ich dann ehe ich mir noch eine Gabel mit dem Kuchen in den Mund stopfte. Mein Blick wanderte zu Georg und meine Augenbraue erhob sich in die Höhe. Ich konnte es wirklich nicht verstehen wie er immer noch schmollen konnte. Es ging hier immerhin nur um meinen Hintern und ja ich wusste dass er geil war. Aber Georg kannte meinen Hintern nun auch schon ein paar Jahre und deswegen verstand ich nicht, was so überaus schlimm daran war ihn nicht anfassen zu können. Aber vielleicht musste ich das auch nicht verstehen, vielleicht war das ja auch eine Sache ohne tieferen Sinn. „Was kann ich tun um dich wieder glücklich zu machen?“ fragte ich ihn deswegen und nahm einen Schluck Kaffee. Georg sah mich an und deutete dann mit dem Zeigefinger auf meinen Hintern. Ich musste das jetzt nicht wirklich kapieren. „Das Tom deinen Hintern nicht mehr anfassen darf“ kams dann und ich überlegte eine Weile. „Okay, abgemacht“ nuschelte ich dann und zündete mir eine Zigarette an ehe ich mich zurücklehnte. „Werd ich vielleicht auch mal gefragt?“ knurrte mein Zwilling neben mir und ich grinste ihn nur breit an ehe ich den Kopf schüttelte. „Na danke“ murrte es und stellte seinen leeren Teller auf den Tisch zurück um sich dann im Sofa zu vergraben. „Prügelt euch halt drum wer seinen Arsch jetzt anfassen darf“ Dieser unerwartete Kommentar von Gustav veranlasste uns alle dazu ihn anzustarren was er mit einem Schulterzucken kommentierte. „Ich will aber nicht dass mein Bruder sich mit Georg prügelt. Ich wüsste gar nicht wen ich anfeuern sollte“ gab ich dann zu bedenken und Gustav nickte verstehend. „Ich auch nicht“ Na wunderbar. Wenn das so weiterging würden wir alle aufgrund unserer Gespräche komplett verblöden. „Was machen wir heute noch?“ kam die überaus intelligente Frage von Georg und ich zuckte nur mit den Schultern. Ich hatte nicht die geringste Ahnung was man heute noch tun könnte. Aber einem von den restlichen Beiden würde schon was einfallen. Oder zumindest hoffte ich das. „Theoretisch gesehen könnten wir weggehen“ kams von Tom und ich sah ihn an als wäre er geistesgestört. „Erstens Brüderchen haben wir morgen Schule und ich sehe nicht ein auszusehen als wäre ich gerade von einem russischen Schützenpanzer überfahren worden. Und zweitens tu ich mir das Pandämonium nicht noch mal an. Vergiss das Mal schön wieder“ murrte ich dann und wurde von Gustav sowie Georg interessiert gemustert. „Du warst im Pandämonium?“ fragte Gustav auch gleich und ich hatte das Gefühl das seine Brauen gleich in seinem Haaransatz verschwanden. „Ja, und es war die Hölle. Da kriegen mich keine zehn Elefanten mehr rein“ knurrte ich ungehalten und zog an meiner Zigarette. Meine Freunde sahen mich an als wäre ich aus der Hölle entsprungen und hätte ihnen ein Lexikon voller neuer Kraftausdrücke mitgebracht ehe die Frage kam. „Warum warst du in der Hölle?“ Die Frage hörte sich übrigens genauso verzweifelt an wie derjenige der sie gestellt hatte aussah. „Ganz einfach Georg, das da…“ damit deutete ich auf meinen Bruder „hat mich gezwungen. Ich hatte keine Wahl und werde demnächst wahrscheinlich an Ohrenkrebs sterben“ murrte ich und Tom schnaubte. „So schlimm wars ja jetzt wohl auch nicht“ „Oh nein es war nicht schlimm. Wenn man davon absieht das die Musik grauenvoll war, ich angepöbelt wurde nur um dann wie eine Jungfer in Not von dir gerettet zu werden, und zum Schluss auch noch mit deiner Kapuzenjacke rumgerannt bin. Aber nein, es war nicht schlimm“ „Das hätte ich zu gerne gesehen“ lachte Georg dann und erntete von Gustav einen Schlag in die Rippen. „Willst du mir damit sagen der Abend mit mir war eine Katastrophe?“ Mein Zwilling hatte sich inzwischen aufgesetzt und funkelte mich leicht angepisst an. „Ja, es war eine Katastrophe“ gab ich dann von mir und warf die Hände in die Luft. Ich konnte doch nichts dagegen machen das ich den Abend einfach abartig fand. Tom schwieg und verschränkte die Arme vor der Brust um stur gerade aus zu starren und es tat mir auch schon wieder leid. Es lag ja auch nicht mal so an ihm das ich den Abend grauenhaft gefunden hatte. „Dann gehen wir heute auf deine Art weg“ Ich starrte meinen Zwilling eine Weile sprachlos an ehe ich ihm den Vogel zeigte. Das ging ja mal gar nicht. „Warum nicht?“ „Hast du überhaupt schwarze Klamotten?“ kam von mir die Frage zurück und Tom runzelte die Stirn ehe er nickte. Anscheinend musste er genauso wie ich immer in Gedanken den Kleiderschrank durchgehen. Nur mit dem Unterschied das ich fast nur schwarze Klamotten hatte. „Gut von mir aus“ seufzte ich dann und sah aus dem Augenwinkel wie Tom grinste ehe er sich geben mich schmiss und mir meine Zigarette klaute. Wir verabschiedeten uns von Georg und Gustav um nach Hause zu gehen. Mein Styling bedurfte einer genauen Zeitplanung sonst funktionierte nichts so wie es sollte. Und gerade wenn ich weg ging war es besonders schlimm. Allerdings wusste Tom das schon aus eigener Erfahrung und aus total übertrieben gruseligen Schilderungen von Georg. Das meiste davon stimmte übrigens überhaupt nicht. „Was spielen die da eigentlich so für Musik?“ kam die Frage und ich grinste leicht. Sollte ich jetzt boshaft sein oder nicht? Ich entschied mich für eher nicht. „Alles mögliche. Rock, EBM, Industrail…aber halt alles Gothic“ erklärte ich dann und Tom nickte verstehend, auch wenn ich an seinem Gesichtsausdruck ablesen konnte das er kein Wort verstand. „Hm…Industrail ist viel Beatlastiger, wozu du dann theoretisch gesehen auch besser tanzen kannst“ erklärte ich und auf Toms Gesicht spiegelte sich nun wirklich Verstehen. „Wenn meine Schulfreunde mich sehen könnten würden sie mich auf den Scheiterhaufen werfen“ Ich musste jetzt nicht erwähnen dass ich Tom fragend anblickte während er mit den Schultern zuckte. „Sie mögen Gothics nicht wirklich. Ich übrigens auch nicht“ Jetzt stand nur noch die Frage aus wieso ich Tom überhaupt mitnehmen sollte. Das war meiner Meinung nach keine gute Idee. „Aber irgendwie…mag ich’s wohl doch. Also wenn ich dich und deinen Style mag dann mag ich’s doch oder?“ Ich konnte mir ein Lächeln einfach nicht verkneifen während ich mich bei Tom einhakte und zog dann eine Schnute. „Ja, wahrscheinlich magst du es dann“ grinste ich und mein Bruder atmete erleichtert aus. „Na Gott sei Dank. Also bin ich jetzt so was wie ein schwarzes Schaf unter Hoppern oder?“ lachte er dann und ich bestätigte ihn einfach mal was ihn nur noch mehr lachen ließ. „Geil, das wollte ich schon immer mal sein“ Kaum zu Hause angekommen schwebte uns auch schon unsere Mutter entgegen was mich die Augenbraue heben ließ. Egal was es war, es würde mir wahrscheinlich nicht gefallen. „Tom hat in einer Woche sein eigenes Zimmer. Ein Freund von mir fängt morgen mit dem Renovieren an“ flötete sie und meine Mine verfinsterte sich. Ich hatte Recht, es würde mir nicht gefallen. Allerdings hing jetzt mein Leben davon ab mir nichts anmerken zu lassen. „Echt? Super, dann kann ich mich ja bald wieder in meinem Zimmer ausleben wie ich will“ grinste ich dann und hatte nicht mal eine solche Mühe mein Grinsen oben zu halten wie ich dachte. Hinter mir schnaubte es und ich sah Tom an der die Stirn in Falten gelegt hatte. So leid es mir tat, ich konnte nichts anderes sagen. Meine Mutter hätte mich für blöd erklärt wenn ich jetzt schon so an Tom hing das ich nicht mal wollte dass er ein eigenes Zimmer bekam. Um genau zu sein erklärte ich mich schon selbst für blöd. So schnell konnte man an niemanden hängen. Wie lange war Tom hier? Zwei oder Drei Tage? Nein das ging nicht, und meiner Meinung nach sollte ich das so schnell wie möglich unterbinden. „Ich bin mich umziehen“ gab ich deswegen kund und trampelte die Treppen zu meinem Zimmer rauf wo ich die Tür hinter mir zuknallte. Je früher ich Tom wieder auf Abstand brachte desto besser war das. Tom würde sowieso nicht ewig hier bleiben, von daher konnte ich mir mit einer gewissen Distanz nur einiges ersparen. Jetzt war nur noch die Frage ob ich das hinbekam oder ob ich scheitern würde. Kapitel 9: Weggedämmert ----------------------- In meinem Zimmer angekommen knallte ich erst einmal die Türe zu, ehe ich mich dagegen lehnte und einmal tief durch atmete. Gustav versicherte mir immer wieder das richtiges Atmen entspannend sein würde. Aber irgendwie merkte ich nichts von der Entspannung. Oder aber ich atmete nicht richtig. Gedanklich erklärte ich mich gerade für blöd. Bis vor zwei Tagen konnte ich Tom noch nicht mal ansatzweise leiden. Das wurde auch nicht besser als ich mit ihm in diesen verdammten Club gehen musste. Wann sich das so geändert hatte konnte ich noch nicht mal sagen. Fakt war jedoch, dass mir das Angst machte. Klar, ich hing an Georg und Gustav auch. Aber ich fand es nicht schlimm das sie nicht 24 Stunden um mich herum waren. Und an Tom hing ich nun schon so das ich schon miese Laune bekam wenn meine Mutter mir erzählte das er endlich ein eigenes Zimmer bekam? Da konnte was nicht richtig laufen. Ich stolperte zwei Schritte in mein Zimmer als jemand schwungvoll versuchte die Türe zu öffnen und mir diese komplett in den Rücken knallte. Zwar fing ich mich noch um nicht der Länge nach auf die Schnauze zu fliegen aber mein Rücken tat trotzdem weh. Während ich meine Hand auf die schmerzende Stelle legte sah ich über die Schulter zur Tür um heraus zu finden welcher Störenfried so dreist war mich in mein eigenes Zimmer zu prügeln und erkannte zu meinem Leidwesen Tom. „Das....war jetzt wirklich keine Absicht“ kams von ihm und ich winkte nur ab ehe ich mich wieder aufrecht hinstellte. Ich glaubte ihm sogar das er mir nicht mit Absicht die Tür in den Rücken geknallt hatte. Meine Frage war jetzt lediglich was er hier wollte. Aber die beantwortete sich mehr oder minder von selbst. Nämlich in der Form das Tom mit drei Schritten bei mir war und seine Arme um mich schlang ehe er sein Kinn auf meiner Schulter ablegte. Das ich jetzt überfordert war, war irgendwie logisch. Denn was jetzt in ihn gefahren war konnte ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. „Es ist ja nicht so als würde ich gleich ausziehen. Ich geh dir schon noch oft genug auf die Nerven, da brauchst du dir wirklich keine Sorgen zu machen“ kam es leise von ihm und ich blinzelte verwundert. „Hat irgendjemand was in der Richtung gesagt?“ fragte ich deswegen zurück und hob meine Arme an um ihn irgendwie von mir zu schieben. Aber man, der Junge hatte wirklich Kraft. „Als dein Zwilling sollte ich deine Gedankengänge schon beherrschen können“ kams zurück und ich gab den Versuch auf Tom von mir los zu bekommen. Stattdessen legte ich meine Hände auf seine Schulterblätter und drückte ihn leicht. „Irgendwann wirst du dich aber brav vom Acker machen. Nämlich dann wenn dein Vater nach dir pfeift.“ kams trocken von mir und als Antwort bekam ich ein schnauben von Tom. „Willst du wetten? Wenn ich nicht springe wenn er pfeift dann....gehst du mit mir nochmal ins Pandämonium“ kams ehe er mich los ließ und ich ihn fassungslos anstarrte. „Das soll ja wohl ein Witz sein. Da kriegen mich keine zehn Pferde rein“ murrte ich bevor ich ihm den Rücken zudrehte und die Arme vor der Brust verschränkte. Wobei mir gerade einfiel das ich ihm mit diesem Kommentar mitgeteilt hatte das ich ihm glaubte. Und ihm war das anscheinend auch aufgefallen. Das schloss ich zumindest aus dem leisen Lachen hinter mir was mich nur grummeln ließ. „Na dann los, zieh dich um“ kams während er sich auf das Sofa fallen ließ. Ich starrte ihn eine Weile fassungslos an ehe ich mit dem Finger auf die Tür deutete. „Raus“ Ich würde mich hier garantiert nicht vor ihm umziehen, soweit kam es ja noch. Bruder hin oder her, so weit waren wir definitiv noch nicht. Tom hob allerdings lediglich eine Augenbraue und drehte sich auf dem Sofa um 180 Grad nur um dann die Wand anzustarren. „Ich guck auch nicht“ kams und ich hob zweifelnd eine Augenbraue. Aber natürlich nicht. Und aus meinem Arsch flogen kleine, plüschige Pandabären. Trotzdem bewegte ich mich zu meinem Kleiderschrank und studierte diesen ehe ich mir in Gedanken ein Outfit zusammen würfelte und das dann auch aus dem Schrank zog. Mein Blick wanderte wieder zu meinem Bruder der noch genauso bewegungslos wie vorher da saß und die Wand studierte. Die musste ja wirklich reichlich interessant sein. Ich bewegte mich zu meinem Bett so das ich direkt in Toms Rücken stand und zog mich um, wobei ich immer wieder Blicke über die Schulter warf um sicher zu gehen das er nicht guckte. Tat er tatsächlich nicht, wofür ich ihn in Gedanken sogar lobte. Hätte ich ihm überhaupt nicht zugetraut dass er das tatsächlich aushielt. „Fertig“ teilte ich ihm dann mit. Nicht das er noch länger die Wand anstarrte. Zum Schluss hatte sie noch ein Loch und man konnte durch gucken. Im Winter würde es dann tierisch durch ziehen und ich wäre immer krank....darauf konnte ich dann doch verzichten. Ich hörte Rascheln und schloss daraus das Tom sich wirklich umgedreht hatte, allerdings war es leise. Zu leise für meinen Geschmack und der Tatsache das er mein Zwilling war und nicht still sein KONNTE. Also drehte ich mich zu ihm um und runzelte die Stirn als ich ihn da so mit offenem Mund hocken sah, während er mich nieder starrte. „Heiß“ kams dann von ihm und ich blinzelte während ich an mir runter sah. Schwarze Schlaghose mit vielen Reißverschlüssen, ein schwarzes Shirt mit Totenkopfaufdruck und Fingerlose Lederhandschuhe. Das wars auch schon. „Ahm...ich mein sieht gut aus“ korrigierte er sich gleich darauf. Na das will ich doch mal hoffen das er mich nicht heiß fand. Erstens war er mein Bruder und zweitens hätte er sich dann mit Georg zusammen tun können. Und das hätte dann geheißen das ich wieder allein mit Gustav an verlorener Front stand. „Schwarz muss es sein ne?“ kam die Frage und ich nickte einfach nur während ich ins Bad abzischte um mein Schminkzeug zu holen. Wieder in meinem Zimmer ließ ich mich auf mein Bett fallen und kramte aus der Nachttischschublade einen Handspiegel. Ich schminkte mich nicht immer im Bad. Meistens war mir das zu kalt und zu unbequem. Aber Mum bekam immer einen Anfall wenn ich mich in meinem Zimmer schminkte. Aus welchem Grund auch immer. Tom bewegte sich zu seinem Koffer und wühlte darin herum ehe ich verwundert feststellte das er tatsächlich schwarze Klamotten besaß. Zwar alles in Übergröße aber egal, es war schwarz. Seinem Gesicht nach zu urteilen war er momentan allerdings nicht besonders glücklich, weswegen ich ihm einen fragenden Blick schenkte. „Ich find die schwarze Kap nicht“ teilte er mir mit und ich grinste nur während ich auf seinen Kopf deutete. Er zog die Kap runter die er gerade auf hatte und murrte dann. „Lach nicht“ Aber ich musste einfach lachen. Eben weil ich auch öfter meine Sonnenbrille suchte und sie auf dem Kopf hatte. Ich widmete mich wieder meinem Lidschatten und hob den Blick um zu prüfen ob auch alles gleichmäßig saß, als mich der Schlag traf. Herrgott, wie konnte man sich so ungeniert umziehen wenn gleich daneben einer hockte? Verstand ich nicht wirklich. Allerdings musste ich zugeben das Tom einen tollen Rücken hatte. Wäre er nicht mein Bruder würde ich jetzt 'lecker' sagen. Zu meinem Leidwesen hatte ich Tom wohl länger angestarrt als ich dachte, oder aber er spürte das wenn ich ihn ansah. Was es auch war, es gefiel mir nicht. „Ist mein Rücken so interessant?“ kam die Frage und ich hob lediglich eine Augenbraue ehe ich ein „Ja“ von mir gab um mich danach meinem Kajal zu widmen. Tom lachte nur und ich hätte ihm gern ein Kissen an den Kopf gepfeffert. Blöde Frage, blöde Antwort oder? Kaum war ich mit schminken fertig ließ sich Tom neben mir aufs Bett fallen und streckte sich erst mal ehe er sich nach hinten fallen ließ. Ich sah über meine Schulter zu ihm, beschloss aber nichts zu sagen. Was hätte ich auch großartig sagen sollen? Stattdessen zündete ich mir eine Zigarette an nachdem ich mein Schminkzeug auf den Nachttisch befördert hatte. Mein innerlicher und äußerlicher Frieden währte allerdings nicht lang. Der war vorbei als ich am Shirt gepackt und nach hinten gezogen wurde, was ich mit einem Aufschrei kommentierte ehe ich mich in einer liegenden Position wieder fand. Mein Kopf drehte sich nach links und ich fixierte Tom der mich nur angrinste. „Bis deine beiden reizenden Freunde kommen, kannst du dich doch entspannen. Oder gehen dann die Haare kaputt?“ grinste er und mir klappte der Mund auf ehe ich ihm aus Reflex einfach auf den Bauch schlug. Tom lachte nur und ich murrte während ich an meiner Zigarette zog. Also mal ehrlich. Ja ich war zimperlich wenn es um meine Haare ging, aber ich war keine Diva. Wirklich nicht. Wenn man Fingerspitzengefühl hatte konnte man meine Haare sogar anfassen wenn sie gestylt waren. Leider kannte ich noch niemanden der Fingerspitzengefühl hatte. Trotzdem blieb ich so neben Tom liegen und rauchte meine Zigarette weiter während ich an die Decke starrte. Ich drückte die Kippe im Aschenbecher aus und drehte mich dann in eine bequemere Position auf die Seite. „Müde?“ wurde ich von Tom gefragt und sah zu ihm hoch ehe ich den Kopf schüttelte. Ich war nicht müde. Zumindest nicht besonders. Ich würde also nicht gleich einschlafen. Tom nickte nur und stupste mit seinem Ellenbogen dann meinen Kopf an was mich die Augenbraue heben ließ. „Tu mal den Kopf hoch“ erläuterte er seine Handlung und ich tat einfach mal wie mir befohlen. Tom steckte seinen Arm unter meinem Kopf hindurch ehe ich mich einfach dreist drauf legte, was ihn nur mit den Augen rollen ließ während er grinste. Ich hatte keine Ahnung wie lange wir so da lagen, aber irgendwann war ich wohl doch weggedämmert. Das schloss ich zumindest daraus, das ich kerzengerade synchron mit Tom im Bett saß als die Tür aufflog und ein „Ach du Kacke“ ertönte, das definitiv von Georg kam. „Alter man....ich krieg noch nen Herzinfarkt“ kams von Tom der sich an die Brust griff und tief durchatmete. Ich konnte ihn nur zu gut verstehen. „Ach man Georg. Musste das jetzt sein? Das Bild ist jetzt total verschwommen, dabei war es so süß wie die Beiden geschlafen haben“ meckerte Gustav und ich sah automatisch Tom an. Also war er auch eingepennt? War anscheinend so eine Zwillingssache oder so was in der Art. Davon hatte ich schon mal was gehört. „Ganz gut dass das Bild verschwommen ist. Ich will das nicht dauernd sehen wenn ich auf dein Display gucke“ maulte Georg und ich musste mir wirklich ein Lachen verkneifen. Das Tom ihm mehr oder minder ein Dorn im Auge war hatten wir ja schon festgestellt. Allerdings war ich mir sicher dass sich das mit der Zeit von allein regeln würde. Irgendwie zumindest. Kapitel 10: Verbindung ---------------------- Wir nahmen den Wagen von Georgs Eltern um zum Club zu kommen. Georg hatte im Gegensatz zu mir und Tom einen Führerschein. Gustav hatte ihn zwar auch, aber der fuhr einfach ungern in der Nacht. Ich verstand nicht wirklich wieso, aber vielleicht fand ich das heraus wenn ich endlich meinen Hintern bewegte und selbst meinen Führerschein machte. Den ganzen Weg zum Club saßen Tom und ich genervt auf der Rückbank, nur um uns an zuhören wie süß wir doch vorhin gewesen waren. Und natürlich wie überaus Schade Gustav es fand, dass das Bild so verschwommen war. Aber bestimmt hätte er im Club noch Gelegenheit süße und knuddlige Bilder von uns Beiden zu machen. Georg fand das Ganze weniger süß und knuddlig. Ich konnte ihn auf gewisse Weise verstehen. Wäre ich auf irgendeinen Arsch scharf, dann würde ich es auch nicht unbedingt sehen wollen, wenn der Besitzer dazu an irgendwem anders hing. Tom und ich schwiegen hingegen stur. Ich selbst hatte keine Lust mich mit Gustav auseinander zu setzen und eventuell noch Georg besänftigen zu müssen. Und seitdem Georg zu Tom gesagt hatte er würde ihm den Hals brechen wenn er mich noch einmal anrührte, schwieg Tom ebenfalls. Allerdings bezweifelte ich das er wirklich Angst vor Georg hatte, sondern nur für den Weltfrieden im Auto schwieg. Immerhin saß Georg am Steuer. Beim Club angekommen parkte Georg auf dem Parkplatz der dazu gehörte und wir stiegen aus. Zugegeben es war ein bisschen frisch, meine Jacke war nicht die dickste, und ja ich fror. Aber in Anbetracht dessen das wir sowieso gleich in einem stickigen Club waren, war das nicht sonderlich schlimm. Georg stapfte voran, zusammen mit Gustav. Ich ging hinter den Beiden und hinter mir schlurfte Tom her. Ab und an warf ich einen Blick über meine Schulter um sicher zu gehen das er noch da war. Außerdem machte es mir irgendwie zu schaffen das er nicht besonders glücklich aussah. Nachdem wir alle den Eintritt bezahlt und einen Stempel auf unseren Handrücken prangte, betraten wir den Club. Dunkel, viele Lichter, stickig, laut. Ich liebte es. Ich folgte Georg und Gustav die unseren Stammplatz bei der Bühne vorne ansteuerten. Dieser Club war mal ein Kino gewesen und die Bühne, die Leinwand sowie die ganzen Sessel waren noch da. Ich fand das verlieh dem Club einen gewissen Charme. Ein Ruck ging durch meinen Arm und ich blieb irritiert stehen und drehte mich um wo ich Tom ansah, der auf den Boden starrte. Mein Blick wanderte meinen Arm entlang und ich stellte fest das Tom mein Handgelenk umklammert hielt, was mich die Stirn runzeln ließ. Ich kam zu dem Schluss das mein Zwilling Angst hatte mich hier nie wieder zu finden wenn er mich einmal aus den Augen verloren hatte und musste leicht lächeln, bevor ich seine Hand von meinem Handgelenk löste. Ich beugte mich zu ihm vor, sodass meine Lippen fast sein Ohr berührten, oder das was man davon unter der Mütze und dem Stirnband sah. „Ich pass schon auf das du nicht verloren gehst“ teilte ich ihm dann mit und erntete von ihm einen leicht verwunderten sowie irritierten Blick. Meine Hand nahm seine und verschränkte unsere Finger bevor ich ihn weiter zog um wieder zu Georg und Gustav zu kommen. Nach ein paar Schritten musste ich unweigerlich lächeln, als ich spürte das Tom den Druck um meine Hand verstärkte. An unserem Stammplatz angelangt rutschte ich auf dem Sofa durch und zog Tom dadurch das ich seine Hand noch hielt einfach mit mir, bevor ich ihn los ließ. Meine Jacke wanderte von meinen Schultern in die Ecke des Sofas und ich lehnte mich zurück wo ich mich kurz streckte. Gustav ging los um uns die gewünschten Getränke zu holen, während Tom und ich uns schon fast synchron eine Zigarette anzündeten und auf Georgs Blick gleichzeitig ein „Was?“ aus unseren Mündern kam. Wir sahen uns kurz an ehe wir in Gelächter ausbrachen. So synchron gehandelt hatten wir auch noch nie. Und ich fragte mich ob das jetzt der Nebeneffekt war das Tom und ich in den letzten Tagen so aufeinander hingen. Vielleicht stellten sich jetzt unsere Gene auf das Zwillingsdasein ein. Oder irgendwie so was in der Art. „Ich finde euch langsam wirklich unheimlich“ sprach Georg und ich hob fragend eine Augenbraue. Wieso waren wir jetzt unheimlich? Ich könnte es verstehen wenn wir wirklich nur noch aneinander klebten, uns die ganze Zeit umarmten, uns schnulziges Zeug ins Ohr säuselten oder gar nicht mehr das Haus verließen um unsere Zweisamkeit zu genießen. Aber was an unserem Verhalten jetzt unheimlich war verstand ich wirklich nicht. „Hast du gehört Bill? Wir sind unheimlich“ kam es belustigt von Tom und ich nickte nur während ich grinste. Ich zog an meiner Zigarette und sah auf, nur um meinen Kopf dann zu Tom zu drehen, als ich einen Arm um meinen Rücken spürte, während sich die dazugehörige Hand auf meine Hüfte legte. Tom grinste mich nur an und zog mich näher zu sich, was ich ohne zu Murren mit mir machen ließ. „Georg, wir können noch viel unheimlicher sein“ sprach mein Zwilling und ich musste mir wirklich ein Lachen verkneifen. Georgs Gesichtsausdruck zu urteilen würde er eine Steigerung nach dieser Umarmung nicht mehr überleben, weswegen ich meinem Bruder leicht auf den Oberschenkel schlug um ihn zu stoppen. Und siehe da, es funktionierte. Da mir diese Position aber unbequem war, verfrachtete ich meine Beine in eine Schräglage, nur um das mit meinem Oberkörper dann auch zu tun. Zum Schluss lehnte ich mit meiner Seite und einem Teil vom Rücken an Toms Seite und ließ mich einfach widerstandslos von ihm im Arm halten. Es sah auch nicht so aus as wolle er in absehbarer Zeit seinen Arm wieder weg nehmen. Als Gustav mit den Getränken wieder kam guckte er uns erst irritiert an, bevor er die Getränke abstellte und sich gegenüber von uns zu Georg setzte. Ich vermutete damit Georg sich nicht einsam und ausgeschlossen vorkam. Was kompletter Schwachsinn war. Er sollte Tom nur einfach akzeptieren oder zumindest respektieren und alles war gut. Denn zu meinem Leidwesen hatte ich gerade festgestellt, das ich Tom nicht mehr so schnell hergeben würde. Der Abend war lustig. Wir tranken und rissen blöde Witze und auch Georg schien sich gegenüber Tom endlich wieder zu entspannen. Und das obwohl er nicht mal Alkohol zu sich nahm. Bei Gelegenheit würde ich ihn fragen wie er das machte, damit ich es mir für den nächsten Idioten abschauen konnte. Es war irgendwann nach 24 Uhr als ich feststellte das ich aufs Klo musste und über Tom hinweg stieg, um zu eben jenem Ort zu gelangen. Dort angekommen erleichterte ich mich, wusch mir die Hände und guckte mich danach eine Weile im Spiegel an ehe ich mit den Händen durch meine Haare fuhr. Nachdem ich mein Aussehen als gut befunden hatte drehte ich mich um und wäre beinahe in einen Typen hinein gelaufen der am Waschbecken gelehnt stand und mich angrinste. Ich hatte ihn wirklich nicht bemerkt. Warum wusste ich nicht, aber es war Fakt. Fakt war allerdings auch das mir der Blick nicht gefiel mit dem er mich ansah. Gerade wollte ich mich an ihm vorbei schieben, als er meinen Arm festhielt und mich somit zwang stehen zu bleiben. Mein Blick wanderte über die Schulter und ich sah ihn eine Weile schweigend an, ehe ich meinen Arm aus seinem Griff riss. Wer auch immer er war, ich mochte ihn nicht. Mein Weg führte mich aus den Toiletten und den Gang entlang der zur Tanzfläche und den Sitznischen führte, und somit auch zurück zu Gustav und den Anderen. Weit kam ich allerdings nicht, da mein Arm schon wieder gepackt und ich herum gewirbelt wurde, wo ich mit einem schmerzhaften Zischen mit dem Rücken an der Wand landete. Als ich die Augen aufmachte sah ich in das Gesicht des Typen von eben. Und langsam ging er mir wirklich auf die Nerven. „Geh jemand anderem auf die Nerven“ gab ich sauer von mir und versuchte los zu kommen, was sich als schwieriger herausstellte als ich gedacht hatte. Entweder ich hatte zu viel getrunken, oder aber der Kerl vor mir hatte enorme Kraft. „Ich hab dich schon den ganzen Abend beobachtet. Du bist heiß“ gab er rau von sich und mir wurde mit einem mal tierisch schlecht. Von so nem Typen wollte ich garantiert nicht heiß gefunden werden. „Nimm deine Finger weg“ Der Typ sollte mich gefälligst nicht anfassen. „Du brauchst es doch“ kam es zurück und ich starrte ihn ein paar Sekunden an bevor ich anfing mich zu wehren. Ich brauchte es nicht, von dem schon überhaupt nicht, und ich war sowieso der Meinung ich sollte mein Sexleben runter schrauben. Sein Gesicht kam mir näher und mir wurde immer schlechter. Vermutlich würde ich ihm gleich auf die Füße kotzen. Und es würde mir nicht im entferntesten leid tun. Ich drehte mein Gesicht weg und strampelte etwas während ich versuchte mich von der Wand abzustoßen. Nur leider klappte das nicht so wie ich es gern gehabt hätte. Ich spürte einen Ruck, hörte einen Schrei, und spürte dann einen Arm der sich um meine Taille legte und mich an einen Körper drückte. Mein Körper wollte weg, aber der Druck des Arms wurde stärker und presste mich noch näher. „Bill....hey.....ich bins“ Mein Blick wanderte zur Seite und ich kniff die Augen zusammen, wo ich mit reichlich Anstrengung dank der Dunkelheit in diesem Flur, Tom erkannte und mich sofort entspannte. Jemand stöhnte auf und auf einmal stand der Typ wieder da. Ich protestierte als Tom seinen Arm von mir nahm, und mich hinter sich schob. „Geh zu Gustav und Georg zurück“ Meine Augenbraue wanderte nach oben und ich sah Tom an ehe ich energisch mit dem Kopf schüttelte. Tom war zwar besser gebaut als ich und bestimmt körperlich auch stärker, aber trotzdem war ich mir sicher das er keine Chance gegen den Typen hatte. Morgen würde er vermutlich im Krankenhaus aufwachen, falls er überhaupt nochmal aufwachte. Meine Hände schlangen sich ohne mein Zutun um Toms Oberarm und ich klammerte mich regelrecht daran fest. Doch bevor auch nur irgendwas in Richtung Prügelei gehen konnte, wurde unterbrochen. Und zwar in Form von zwei Gestalten die in den Gang einbogen und sich dort aufbauten. „Lass lieber die Finger von ihm. Ich bezweifle das du gegen Drei eine Chance hast“ Die Stimme identifizierte ich als die von Georg. Also war die andere Gestalt bestimmt Gustav. Woher sie genau wussten das wir in der Scheiße steckten war mir in dem Moment reichlich egal. Hauptsache Tom bekam keinen Kratzer ab. Und das es gegen drei Leute aussichtslos war schien selbst der unheimliche Typ zu verstehen, denn er drehte sich um und verschwand. Nicht jedoch ohne sich von Georg noch einen Rempler einzuhandeln. Mein Bruder löste vorsichtig meine Finger aus seiner Jacke und legte dann, wie zuvor schon, einen Arm um meine Taille. Wir gingen schweigend zu unserem Tisch zurück und ich ließ mich aufs Sofa fallen, wo ich mir direkt eine Zigarette angelte und diese anzündete. Die brauchte ich jetzt einfach. Das war der Schock meines Lebens. So was hatte ich noch nie erlebt. Auf Gustavs Frage ob alles okay war nickte ich nur ehe ich ihn fragend musterte. „Woher wusstet ihr das wir in Schwierigkeiten stecken?“ Das interessierte mich nun wirklich. Oder war es reiner Zufall gewesen, weil sie ursprünglich auch mal auf die Toilette mussten. „Tom meinte er habe ein mieses Gefühl und wollte mal nachsehen. Als er dann nach 5 Minuten nicht zurück war, haben wir uns gedacht wir schauen mal was los ist“ antwortete Georg und ich nickte bevor mein Blick zu Tom wanderte. Was für ein mieses Gefühl? Weil ich länger auf der Toilette war. Ich sprach die Frage aus und mein Zwilling zuckte ratlos mit den Schultern. „Mir war auf einmal tierisch schlecht. Als ob ich gleich kotzen müsste“ versuchte er das zu beschreiben und ich blinzelte. So hatte ich mich vorhin auch gefühlt als dieser Typ mich anscheinend küssen wollte. „Vielleicht ist es das“ kam es von Gustav und ich sah ihn fragend an. Ich verstand gerade nicht wirklich was er meinte. Zumindest nicht wenn er es nicht demnächst erklären würde. „Ich hab mal gelesen das die Verbindung von manchen Zwillingen so stark ist, das der Eine in Notsituationen das fühlt was der Andere fühlt“ erklärte er dann. Klar, ich hatte davon auch schon gehört, es aber als Schwachsinn abgetan. Momentan fragte ich mich allerdings ob Tom der Grund dafür war das ich manchmal aus heiterem Himmel Schmerzen bekommen hatte, die dann aber in der nächsten Minute wieder verschwunden waren. Konnte es sein das unsere Verbindung so stark war, obwohl wir uns bis vor ein paar Tagen nicht mal gekannt hatten? Obwohl ich die ganzen Jahre nichts von Tom wusste? Ging das trotzdem? Kapitel 11: Buffer mit schwulem Touch ------------------------------------- Während Georg und Gustav über den Typen von vorhin im Gang diskutierten, hing ich meinen Gedanken nach. Den Gedanken darüber, ob es wirklich möglich war, das Tom und ich so eine enge Verbindung hatten das er spürte wenn etwas mit mir nicht stimmte. Ich wusste nicht ob es anders herum auch so war. Aber ich wollte das wissen. Es war mir wichtig. Ich wollte wissen, ob es wirklich jemanden gab der so eine starke Bindung zu mir hatte, obwohl er mich nicht mal richtig kannte. Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch als sich ein Arm um meine Schultern legte, und mich an einen warmen Körper zog. Für einen kleinen Moment verspannte ich mich, ehe ich seufzte und mich wieder entspannte, nur um mich an Tom zu lehnen. Ich hatte es ihm zu verdanken das nichts schlimmeres passiert war. Eigentlich konnte ich ihn am Anfang nicht mal ansatzweise ausstehen. Er war an mir geklebt, hatte mich in den Dreck geworfen und zu allem Überfluss auch noch seiner Spezies ausgeliefert. Und obwohl ich mir vor seiner Ankunft vorgenommen hatte, ihn niemals leiden zu können, war er mir innerhalb dieser paar Tage so wichtig geworden, das ich ihn einfach so an mich heran ließ. Das war meiner Meinung nach nicht nur verrückt sondern eigentlich auch so gut wie unmöglich. Aber dieser Vollidiot hatte es mit seiner seltsamen Art, dem noch seltsameren Humor und mit seinem Beschützerinstinkt geschafft, das ich an ihm hing. Ich hatte ihn auf eine seltsame Art und Weise lieb, um es ganz kitschig auszudrücken. Ich zog meine Beine aufs Sofa und brachte mich in eine leichte Schräglage um meinen Kopf auf Toms Schulter abzulegen. Zu meiner eigenen Überraschung sagte er nichts dagegen, sondern verstärkte den Griff um meine Schultern lediglich um mich noch näher an sich zu ziehen. Er lehnte seinen Kopf leicht an meinen und ich musste unweigerlich grinsen. Vermutlich sahen wir gerade eher wie ein verliebtes Pärchen aus und nicht wie Brüder. Aber das war mir gerade so was von scheißegal, das konnte man sich gar nicht vorstellen. Vor allem, weil Tom mir Momentan einfach die Sicherheit gab die ich brauchte. Er hielt mich fest, sagte keinen Ton, sondern zeigte mir lieber mit Gesten das ich nicht allein war. Kurz fragte ich mich ob Tom vielleicht nicht gut mit Worten in solchen Situationen umgehen konnte, und hielt das für ziemlich wahrscheinlich. „Lasst uns nach Hause fahren. Mir ist irgendwie die Lust zum feiern vergangen. Und ihr Beide seht auch nicht gerade enthusiastisch aus.“ kams von Georg und ich nickte nur leicht. Mir war wirklich die Lust vergangen. Am liebsten hätte ich mir nen Liter Sagrotan über den Kopf gekippt um dieses eklige Gefühl los zu werden. Ich setzte mich wieder auf und Toms Arm um meine Schultern verschwand, als er aufstand und sich seine Jacke anzog. Nachdem ich mir meine Tasche geschnappt hatte folgte ich den anderen Drei Richtung Ausgang und guckte Tom dann verplant an, als dieser nach meiner Hand griff und unsere Finger miteinander verschränkte. Der Druck war sanft aber bestimmt zugleich, und ich fragte mich kurz warum er das jetzt auf einmal tat, bis mir der Typ wieder auffiel der vorne am am Ausgang stand. Mir wurde mit einem Mal wieder schlecht und vermutlich wäre ich stehen geblieben, wenn mein Zwilling mich nicht weiter gezogen hätte, nur um meine Hand los zu lassen. Ich wollte schon protestieren, als er seinen Arm stattdessen um meine Taille schlang und mich an sich drückte, als wir den Typen passierten. Das erste was mir auffiel war der giftige Blick den er Tom schenkte. Und das Zweite war, das Tom sozusagen gerade als Buffer zwischen mir und dem Typen fungierte, sollte dieser nach mir grapschen wollen, oder sonst irgendetwas in der Richtung tun wollen. Und es tat mir leid. Mit einem mal tat es mir so verdammt leid, das ich war wie ich nun mal war. Das ich nicht stärker war, mich nicht anders kleidete und das ich eben einfach ich war. Wäre ich das nicht, dann müsste Tom nicht als mein Buffer oder mein Beschützer fungieren. Er hätte ein ruhiges Leben und ihm wären einige Peinlichkeiten erspart geblieben. Zum Beispiel so einen Bruder wie mich zu haben. Die ganze Fahrt über herrschte Schweigen, bis Georg mich und Tom bei uns absetzte und mir versicherte wir würden uns morgen in der Schule sehen. Und das ich ja pünktlich um halb acht meinen Arsch auf dem Bürgersteig zu haben hatte, sonst würde er weiter fahren. Ich musste lächeln, weil er das jedes Mal sagte. Und jedes Mal hämmerte er fast die Haustüre ein um mich dazu zu bewegen doch noch einigermaßen pünktlich zur Schule zu erscheinen. Tom und ich verzogen uns sofort auf mein Zimmer wo ich mir die Klamotten schon förmlich vom Leib riss und sie in die Ecke pfefferte. „Bill....“ fing Tom an doch ich schnitt ihm das Wort mit einer bloßen Handbewegung ab, ehe ich mir meine Schlafklamotten schnappte und mich im Bad einschloss. Ich musste duschen und zwar dringend. Ich hatte immer noch das Gefühl das diese Griffel überall an mir waren und das machte mich wahnsinnig. Als ich mich wieder einigermaßen menschlich und keimfrei fühlte zog ich mir mein Schlafzeug an, nachdem ich mich abgetrocknet hatte und schminkte mich ab, bevor ich zu Tom ins Zimmer zurück ging. Mein Bruder saß auf meinem Bett und studierte seine Hände während er nicht mal aufsah als ich ins Zimmer kam. „Es tut mir leid Bill“ kam es von ihm und ich sah ihn verwundert an. Ich hatte nicht die geringste Ahnung wovon er überhaupt redete. Wenn er mir jetzt allerdings erzählte das er den Typen kannte und sich einen Spaß erlauben wollte, dann würde ich ihn aus dem zugemachten Fenster werfen. „Ich hätte dich aufs Klo begleiten sollen, dann wäre die Scheiße nicht passiert“ fing er dann an und knetete seine Finger. Mir klappte der Mund etwas auf, weil ich einfach nicht verstand warum Tom sich nun die Schuld dafür gab. Immerhin war er noch rechtzeitig aufgetaucht. Also warum zum Teufel, gab er sich dafür jetzt die Schuld. Meine Beine trugen mich zu ihm und ich blieb vor ihm stehen wo ich die Hände in die Hüften stemmte. „Tom Kaulitz, hör auf so eine gequirlte Hirnmantsche von dir zu geben. Du warst rechtzeitig da obwohl du nicht mal wissen konntest ob etwas nicht stimmt. Und mal ehrlich, wenn ich ein bisschen männlicher wäre und mich besser wehren könnte, wäre die ganze Scheiße gar nicht erst so weit gekommen. Könntest du also bitte aufhören, dir für irgendwas die Schuld zu geben, wofür du überhaupt gar nichts kannst?“ kam es dann ernst aber in einem strengen Tonfall von mir. Tom sah zu mir hoch und ich zuckte kurz zusammen. Dieser Blick mit dem er mich ansah erinnerte mich an....keine Ahnung was. Er sah aus wie ein angeschossenes Reh, und in diesem Moment tat mir meine Tonlage schon wieder leid. Ich wollte mich gerade dafür entschuldigen, als Tom sich eins meiner Handgelenke schnappte und mich mit einem Ruck zu sich zog, der mich glatt von den Füßen riss. Ich knallte gegen Toms Brust, der kurz aufstöhnte, ehe wir nach hinten kippten und Tom auf dem Bett landete, während ich auf ihm landete. Was ihm wohl kurzzeitig die Luft aus den Lungen nahm. Trotzdem legte er die Arme um meinen Rücken und hielt mich fest. „Schwachsinn. Männlicher....pft.....bei dir piepts doch. Du bist genau richtig“ nuschelte er gegen mein Ohr und meine Mundwinkel zuckten kurz nach oben. „Trotz das ich schwul bin und gerade auf dir liege?“ stichelte ich ihn dann ein bisschen. Das musste jetzt einfach sein. Schon allein wegen seines Kommentars als er hier angekommen war. Von Tom kam erst mal gar nichts und ich dachte schon ich würde gleich am anderen Ende meines Zimmers landen, als er leise lachte. „Scheißegal“ kommentierte er und ich quiekte kurz als er sozusagen die Beine breit machte und ich dazwischen zum liegen kam. „Bequemer“ kommentierte er und ich gab ihm im stillen recht. Nicht auf sexuelle Weise bequemer, sondern einfach wirklich zum liegen bequemer. Eine Weile blieben wir so liegen ehe ich den Kopf hob um Tom ansehen zu können. Dieser hatte die Augen geschlossen und sah meines Erachtens entspannt aus. Zu entspannt dafür das ein Kerl auf ihm lag der zufällig sein Zwillingsbruder war. Und als hätte er gespürt das ich ihn ansah machte er die Augen auf und hob eine Augenbraue um mich fragend zu mustern. „Du hast nen ziemlich schwulen Touch weißt du das?“ fragte ich dann tot ernst, aber meinte es natürlich nicht so. „Was? Wo denn?“ kams grinsend zurück und meine Mundwinkel wollten einfach nicht unten bleiben, weswegen ich grinsen musste. „Ich bin total hetero“ kams immer noch belustigt zurück und ich rollte mit den Augen. Das war mir auch klar. Ich rollte mich von Tom runter und dieser setzte sich auf, nur um sich zu strecken und dann aufzustehen. Meine Blicke folgten ihm, während ich mich unter meine Bettdecke verzog ehe ich mein Gesicht im Kissen vergrub. Ich würde mich vermutlich nie daran gewöhnen das mein werter Zwilling so dreist war und sich einfach ungeniert vor mir umzog. Und das obwohl er wusste das ich nun mal auf Kerle stand. Man konnte das jetzt auch schamlos nennen, denn das war Tom definitiv. „Sag mal hast du Angst mir was weg zu gucken? Meinen Rücken kennst du doch schon“ kam es neckend von ihm und ich murrte ins Kissen, ehe ich den Blick hob. Ich wusste jetzt wieder warum ich das nicht sehen wollte. Von vorne sah Tom ja noch besser aus als von hinten. Ich stöhne auf und knallte mit dem Gesicht wieder in mein Kissen. Das machte der doch mit Absicht. War das die Rache dafür das ich am Anfang nicht sonderlich nett zu ihm war? Oder dafür das ich ihn ohne Vorwarnung in die Gülle hatte rennen lassen? „Alles klar?“ kam die Frage und ich hörte einen besorgten Unterton heraus, was mich dazu veranlasste mit der Hand in der Luft herum zu wedeln. „Alles klar. Super. Wirklich. Kannst du dir jetzt bitte irgendwas anziehen? Das ertrag ich nicht“ murrte ich in die Federn und spürte wie sich die Matratze neben mir senkte. „Na danke. Ich muss ja hässlich wie die Nacht finster sein“ kams und ich lachte ins Kissen, ehe ich Tom aus dem Augenwinkel an schielte, nachdem ich den Kopf etwas gehoben hatte. „Zu meinem Leidwesen ist das Gegenteil der Fall...also zieh dir jetzt verdammt noch mal irgendein Oberteil an, sonst...weiß nicht....grabbel ich dich an“ Es war immerhin ein Versuch ihm zu drohen. Denn was besseres fiel mir nicht ein. Ich hatte nämlich keine Ahnung vor was Tom Angst hatte. Aber da er hetero war, war das wohl die logischste Drohung die ich Momentan hinbekam. Dachte ich zumindest. „Dann mach doch“ kam die Antwort zurück und mein Kopf schnellte nach oben wo ich Tom etwas überfahren ansah. Dieser guckte mich jedoch nur ernst an und zuckte mit den Schultern. Wusste der eigentlich was er da sagte? Kapitel 12: Gefährlich? ----------------------- „Weißt du eigentlich was du da sagst?“ fragte ich Tom dann doch etwas fassungslos, und registrierte, dass dieser nickte. Also hatte er laut eigener Einschätzung noch alle Latten am Zaun. Ich bezweifelte das gerade etwas. „Unter normalen Umständen würde ich dich vermutlich irgendwo versenken, aber normal sind wir Beide sowieso nicht“ kams von Tom zurück. Und so leid es mir tat, ich musste ihm in der Hinsicht recht geben. Trotzdem zweifelte ich etwas an seinem Verstand. „Mal abgesehen davon hab ich ja auch kein Problem damit dich anzufassen oder?“ fragte er dann belustigt und ich murrte nur. Nein das hatte er anscheinend definitiv nicht. Wenn ich so darüber nachdachte, hatten Tom und ich in den letzten Tagen ziemlich viel Körperkontakt gehalten. Das war mir so gar nicht aufgefallen. Ich seufzte und ließ mein Gesicht wieder ins Kissen sinken. Tom war meiner Ansicht nach der seltsamste Hopper der auf der ganzen Welt existierte. Und irgendwie war das auch gut so. „Ich hab mir ja eigentlich vorgenommen dich zu hassen. Aber irgendwie funktionierte das nicht so wirklich.“ kams von ihm und ich grinste ins Kissen. Genau so war es bei mir ja auch gewesen. Ich wollte ihn hier nicht haben, wollte ihn hassen, und so schnell wie möglich los werden. Doch Tom mit seiner etwas seltsamen und schrägen Art, die meiner fast komplett glich, hatte das unmöglich gemacht. Ich drehte meinen Kopf um Tom ansehen zu können, der seine Hände studierte. Das machte er anscheinend ziemlich gern, wenn ich so darüber nachdachte. Vermutlich genauso eine blöde Angewohnheit, wie wenn ich an meinen Ringen rumfummelte wenn ich nervös war. Ich streckte meinen Arm aus und fuhr Tom kurz über den Oberarm um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, was auch funktionierte. Er sah mich an und ich sah zurück, ehe ich eine Augenbraue hob als seine Hand auf mich zukam, um mir durch die Haare zu streichen. „Mir graut es richtig vor morgen“ kams dann von ihm und ich musste leise lachen. Konnte ich mir nur zu gut vorstellen. Eine neue Schule war sicher nicht leicht. Tom verkroch sich unter die Decke und schaltete das Licht aus, nachdem er seinen Handywecker gestellt hatte. Ich blieb eine Weile so liegen und überlegte mir ob ich ihm überhaupt was aufmunterndes sagen konnte. Am Ende kam ich zu dem Schluss: nein. Ich ging selber nicht gern auf diese Schule, einfach weil sie von Idioten bevölkert war. „Wie ist die Schule so?“ kam die Frage leise von meinem Zwilling und ich schwieg eine Weile. Wie konnte man die Schule am Besten beschreiben? „Na ja...es gibt haufenweise Idioten, nen Raucherhof, die Lehrer sind beknackt und ich hab sowieso die meiste Zeit Stress wegen meinem Aussehen“ versuchte ich dann alles möglichst kurz zusammen zu fassen. Ich spürte wie sich die Matratze bewegte, da Tom sich anscheinend zu mir umgedreht hatte um mich anzusehen. Falls er im Dunkeln überhaupt etwas erkennen konnte. Ich nämlich nicht. „Was für Stress?“ kam die Frage und ich schwieg wieder. Meine Schulzeit war eigentlich die Hölle. Natürlich könnte ich dem entgegenwirken indem ich mich normal anzog und mich nicht mehr schminkte. Aber ich sah nicht im geringsten ein, warum ich mich ändern sollte, nur weil die Anderen lieber nach dem Aussehen gingen als nach dem Menschen selbst. Die meisten von diesen Idioten kannten mich noch nicht mal richtig, sondern nur vom sehen. „Das Übliche halt. Beschimpfungen, mein Zeug verschwindet, ab und zu werd ich auch mal mit irgendwas beworfen, irgendwelche Flüssigkeiten in meiner Tasche, Bälle am Kopf beim Sport. Den normalen Stress halt“ antwortete ich dann einfach. Für mich war der einfach normal. Ich kannte es nicht anders, einfach weil es schon immer so gewesen war. Und mittlerweile war ich so daran gewöhnt, dass ich nicht mehr los heulte so wie noch in der 5. Klasse. Von meinem Zwilling kam erst mal nichts, und ich dachte schon er wäre eingeschlafen. Das Thema war aber auch nicht besonders spannend. Kurz darauf wurde ich eines Besseren belehrt, als sich ein Arm um mich legte und Tom mich zu sich zog, bis ich an seiner Brust klebte. „Sag mir jetzt, dass das ein Witz war“ kams von ihm und ich schüttelte einfach mit dem Kopf, was er Aufgrund unserer plötzlichen Nähe spüren konnte. „Dann gewöhn dich jetzt schon mal an eine ruhige, restliche Schulzeit“ kams zurück und ich hob eine Augenbraue. Toms Tonfall war alles andere als entspannt und freundlich, und das irritierte mich. „Niemand, wirklich niemand, demütigt meinen Bruder oder rührt ihn an“ kam es geknurrt von ihm und ich blinzelte irritiert. Inzwischen hatte ich Toms Beschützerinstinkt ja schon kennengelernt. Aber das er wirklich so wütend werden konnte war....irgendwie trotzdem irritierend. „Ist doch okay“ versuchte ich ihn zu beschwichtigen, und schlang einen Arm um ihn, wo ich ihm über den Rücken strich, ehe mir was wesentliches auffiel. „Verdammt....zieh dir was an“ jammerte ich sofort los, als meine Fingerspitzen auf Toms nackte Haut trafen. Von meinem Bruder kam nur ein leises lachen, und ich schmollte vor mich hin, was er nicht sehen konnte. „Wenn wir im Sommer baden gehen wollen, müssen wir jetzt anfangen daran zu arbeiten, dass du meinen halbnackten Anblick erträgst. Und natürlich das du mir den Rücken eincremen kannst“ kam es belustigt zurück, und ich musste selbst lachen. Das war das beste Argument, oder die beste Ausrede, die ich je gehört hatte. Ich sagte darauf trotzdem nichts, sondern legte lediglich meine Hand auf Toms Rücken. War ja nicht so schlimm. Tom war mein Zwilling und nicht irgendein Kerl. Mal abgesehen davon das es ziemlich ungewohnt war mit irgendeinem Kerl zu kuscheln. Wenn man das kuscheln nennen konnte. Für gewöhnlich machte ich das nicht. Sex war bei mir eher so eine rein-raus Sache. Kuscheln hielt ich für unnötig. Aber gerade eben könnte ich ein Fan davon werden. „Ich will nicht das du Ärger kriegst. Also einfach ruhig bleiben, okay?“ fragte ich dann und Tom schwieg ehe er ein „Mal sehen“ von sich gab. Irgendwie beruhigte mich das mal gar nicht. Trotzdem schwieg ich und blieb einfach so liegen. Geweckt wurden wir durch ein lautes und nervtötendes Klingeln, das ich auf Toms Wecker schob. Wie konnte man nur so einen widerlichen Klingelton haben? Das würde ich nie verstehen, musste ich aber auch nicht. Ich drückte mein Gesicht mehr in das warme Kissen und murrte unwillig als dieses sich bewegte. Kurz darauf hörte das Klingeln aber auch auf. „Bill? Wir müssen aufstehen“ kams leise von meinem Zwilling und ich murrte wieder nur unwillig, ehe ich doch die Augen aufmachte, und direkt in Toms Gesicht sah. Eine Weile war ich etwas verwirrt, bis mein Hirn realisierte, das mein Kopf auf Toms Brust lag, das dieser immer noch kein Shirt an hatte, und dass mir das gerade scheißegal war. Ich wollte weiter schlafen. Schule war so ziemlich das Einzige was ich so abgrundtief hasste und teilweise auch fürchtete, dass ich mich gern in meinem Zimmer verkrochen hätte. Trotzdem setzte ich mich auf und murrte wieder nur, bevor ich über Tom drüber stieg, mir im vorbei gehen eine Zigarette von meinem Nachttisch nahm und diese anzündete, ehe ich das Fenster aufriss. Ich war wirklich kein Morgenmensch. Und wenn ich einigermaßen fit und lebendig sein wollte, sobald Georg hier auftauchte, musste ich mir eben ein bisschen den Arsch abfrieren. Tom stand ebenfalls auf und ging ins Bad. Vermutlich um zu duschen. Da ich das gestern Abend schon erledigt hatte, blieb mir das heute morgen Gott sei Dank erspart. Müde wie ich war zog ich mir einfach irgendwelche Klamotten aus dem Schrank und zog diese an, ehe ich mich kurz im Spiegel betrachtete. Eine helle, weitere Jeans, ein weißes Shirt mit 'Fuck me. I fuck you more' Aufdruck und eine schwarze Mütze auf dem Kopf. Bei aller Liebe, meine Haare waren mir heute so was von egal. Außerdem standen mir Mützen relativ gut, von daher war heute bei mir einfach Bad-Hair-Day. Ich hockte mich immer noch rauchend auf mein Bett und begann damit meine Augen zu schminken. Allerdings ziemlich dezent. Ein grauer Lidschatten, Kajal und Wimperntusche. Zu mehr war ich gerade nicht fähig. Gerade als ich fertig war, kam Tom wieder ins Zimmer. Lediglich bekleidet mit einer Boxershorts, begann er damit seinen Koffer zu durchforsten, bevor er sich einfach eine helle Baggy und ein grünes Shirt anzog, ehe er seine Mütze und die Wristbands darauf abstimmte, nur um sich dann neben mich fallen zu lassen und sich ebenfalls eine Zigarette anzustecken. Wir rauchten still nebeneinander her, ehe ich die Türglocke hörte und aus Gewohnheit heraus aufstöhnte nur um dann auf mein Handy zu gucken. „Der ist ja pünktlich wie Arsch“ stellte Tom fest und ich lachte nur während ich abwinkte. „Wäre er nicht, wenn Gustav nicht vorher zu ihm laufen würde. Ohne Gustav würden wir alle zu spät kommen“ erklärte ich dann und Tom nickte verstehend. Ich schnappte mir meine Tasche, während Tom sich seinen Rucksack angelte, und lief nach unten, wo ich mir meine Turnschuhe und eine Lederjacke anzog, bevor ich die Tür aufriss, vor der schon ein müder Georg stand. „Wahnsinn....du bist pünktlich.“ stellte er fest und ich murrte nur. „Tom, ich liebe dich“ wandte er sich dann an meinen Bruder, ehe er noch im Halbschlaf umdrehte und zum Auto lief. „Wahnsinn...solche Liebesbekundungen am morgen“ grinste Tom vor sich hin und ich musste leise lachen während wir zum Auto gingen und hinten einstiegen. Gustav drehte sich strahlend zu uns um und reichte jedem von uns einen Thermobecher, den ich dankend entgegen nahm, während Tom etwas verwirrt war. „Kaffee“ erklärte Gustav und Toms Gesicht hellte sich auf. „Das macht er jeden Tag“ erklärte ich dann und Gustav nickte grinsend. „Kann euch ja nicht als halbe Leichen in den Unterricht schicken“ kams belustigt und ich murrte nur. Ohne Gustav würde ich vermutlich in der Schule sterben. Allein schon, weil ich unter Koffeinentzug litt. Die Fahrt verlief schweigend. Zumindest schwiegen Tom und ich, während Gustav Georg beschwatzte, damit dieser nicht noch unterm Auto fahren einschlief. Ich war ihm im Stillen dankbar dafür. An der Schule angekommen parkte Georg auf dem Schülerparkplatz und wir teilten uns auf. Georg und Gustav mussten in Gebäude B, Tom und ich aber in Gebäude A. Dort angekommen ging es auch schon los, kaum das ich meinen Arsch bei der Tür drin hatte. „Hey Schwuchtel, heute mal gar nicht so tuntig wie sonst“ rief einer und ich ignorierte ihn geflissentlich, während ich einfach weiter ging und an meinem Kaffee nippte. Das ging eine Weile so weiter, ehe mir der Weg versperrt wurde. Anscheinend war da jemand nicht begeistert das ich ihm keine Aufmerksamkeit schenkte. Aber das ging mir dezent sonst wo vorbei. „Ich rede mit dir du Schwanzlutscher“ Meine Augenbraue wanderte nach oben, ehe ich den Schluck Kaffee runter schluckte. „Ich wünsche dir auch einen guten Morgen, Markus“ erwiderte ich lediglich, ehe ich in Richtung Klassenzimmer nickte. „Leider muss ich jetzt da rein. Denn wenn ich in 10 Jahren nicht so wie du Hartz IV Empfänger sein will, sollte ich mir den Lernstoff zu Gemüte führen“ Ja, ich konnte provokativ sein. Aber hey, was wollte man von mir erwarten? Irgendwann wars sogar bei mir mit der Höflichkeit vorbei. Zudem hatte ich diesen Mist hier fünf Tage die Woche. Also möge man mir verzeihen wenn ich keinen Elan mehr hatte mich mit allen verstehen zu wollen. Markus knackte mit den Fingerknöcheln, und ich wusste ich hatte es übertrieben. Allerdings landete eine Faust neben mir an der Wand, knapp an meinem Gesicht vorbei. Mein Blick wanderte nach links und ich sah in Toms Gesicht, ehe ich eine Gänsehaut bekam. Diesen Blick von Tom kannte ich noch gar nicht. Wütend und gleichzeitig eiskalt. Das war das erste Mal seit seiner Ankunft am Freitag, dass Tom mir Angst machte. Dieser Gesichtsausdruck, der total Emotionslos war, zusammen mit dem wütenden und gleichzeitig eisigen Blick. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Tom wirklich gefährlich werden konnte. Kapitel 13: Schlaflos --------------------- Ich wusste nicht was ich machen sollte. Markus war, na ja, Markus halt. Aggressiv, hielt sich für den Größten, war strohdoof....das typische Beispiel eines Hartz VI Empfängers eben, der er später mal sein würde. Und Tom, der sah so aus als wäre er gerade zu einem Mord fähig, und das machte mir gelinde gesagt wirklich Angst. So einen Blick hatte ich noch nie gesehen. Nicht mal bei Markus und seinem dummen Gefolge. Solche Blicke kannte ich nur aus den Nachrichten, wenn irgendwelche Mörder in die Kamera starrten, oder in der Richtung. „Und wer bist du? Sein Lover?“ kams von Markus und ich sah diesen an. Trotz dieses Satzes, konnte ich erkennen das er Angst hatte. Ich sah es an seinen Augen. Er hatte Angst vor Tom. Schon fast panische Angst. Und seinen Freunden schien es nicht anders zu gehen. Das war wohl das erste Mal, dass wir etwas gemeinsam hatten. Wir hatten gerade gemeinsam Angst vor Tom. „Ich bin sein Bruder, und ich werde zu deinem schlimmsten Alptraum wenn ich dich noch einmal in seiner Nähe sehe. Es wäre gut für dich die Finger von ihm zu lassen“ kam es eisig von meinem Zwilling und ich schauderte. Markus überlegte wohl ob es klug wäre etwas darauf zu erwidern....und entschied sich dafür. „Ach ja? Was passiert sonst?“ Ich hielt es ja für keine gute Idee Tom zu provozieren. Vielleicht war ich hier aber auch der Einzige der so was wie einen Instinkt besaß, wann es Zeit war die Schnauze zu halten. Mal abgesehen davon, dass ich mich selten daran hielt. Tom beugte sich etwas zu Markus vor und grinste leicht. Es war aber nicht das Grinsen das ich kannte, sondern ein richtig boshaftes, fast schon gefährlich wirkendes Grinsen. „Sonst wird deine liebe Mama die nächsten 20 Jahre damit beschäftigt sein deine armseligen Überreste in der Stadt zusammen zu kratzen“ zischte Tom und Markus wich die Farbe aus dem Gesicht. Eine Weile stand er noch stumm wie ein Fisch da, ehe er Reis aus nahm. Das hatte ich noch nie gesehen, und irgendwie war das befriedigend. Allerdings stand ich jetzt allein mit Tom hier und war...etwas überfordert. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und berührte Tom an der Schulter, ehe meine Finger über sein Schulterblatt nach unten strichen und sich an sein Shirt klammerten. Tom drehte sich zu mir um und ich guckte ihn eine Weile an, ehe sich das altbekannte Grinsen auf sein Gesicht schlich, und er meine Hand vorsichtig aus seinem Shirt löste nur um mir kurz über die Wange zu streichen und mich dann zu umarmen. „Tut mir leid, ich wollte dir keine Angst machen. Aber ich guck garantiert nicht zu wie sie dich fertig machen“ kams dann leise und ich nickte nur, bevor ich wieder los gelassen wurde. „Du warst gerade echt unheimlich“ gestand ich dann und grinste entschuldigend als Tom betreten zu Boden guckte. „Aber das ist nicht schlimm. Ich war nur...irritiert“ hängte ich hinten dran und knuffte meinen Zwilling kurz in die Seite. Nachdem wir uns Beide anscheinend wieder entspannt hatten betraten wir das Klassenzimmer, wo Tom auch gleich mal vorne stehen bleiben durfte, um sich dann der Klasse vorzustellen. Ich begab mich derweil an meinen Platz nach ganz hinten am Fenster und sah ab und zu zu meinem Bruder während ich mein Schulzeug aus der Tasche kramte. Als der Lehrer Tom nach dem Klingeln dann aufforderte sich vorzustellen, huschte mein Blick wieder zu ihm, und traf den Seinen. „Hey, ich bin Tom, Bills Zwillingsbruder und komm aus Hamburg. Ein paar von euch kenn ich ja schon. Ich bin mir sicher wir werden viel Spaß zusammen haben“ kams dann von ihm und mir rutschte die Klappe auf. Vor allem als ich sah wie Markus und sein Gefolge sich klein machten, während die Mädchen Tom schon förmlich mit ihren Blicken auszogen und nieder schmachteten. Und das ging mir aus irgendeinem seltsamen Grund gerade tierisch auf den Sack. Die sollten was anderes an schmachten. Justin Bieber, David Haselhoff, Dieter Bohlen oder sonst irgendeinen Vollspasten. Aber gefälligst nicht meinen Bruder. Nachdem der Lehrer ihn entlassen hatte, schlurfte Tom durch die Klasse zu mir und ließ sich neben mich fallen, während ich ihn immer noch sprachlos anstarrte. „Du hast nicht wirklich vor dir die halbe Schule zum Feind zu machen?“ zischte ich ihm dann zu und erntete einen unverständlichen Blick ehe ein Schulterzucken folgte. „Doch, wenn es um dich geht schon.“ kam die Antwort und ich verfluchte ihn in Gedanken eine Runde. Ich wollte gerade was sagen, als Tom mir mit einer Handbewegung das Wort abschnitt. „Bill, ich bin weder aus Glas oder sonst irgendwie zerbrechlich. Ich halt schon einiges aus. Mal abgesehen davon bin ich nicht immer lieb und nett. Zu dir vielleicht, aber ich kann auch anders wenn mir was gegen den Strich geht“ erklärte er dann ruhig, während unser Lehrer vor sich hin labberte. Ich konnte nicht anders und nickte nur. Mir war nicht wohl bei der Sache. Ich wollte nicht das Tom Ärger bekam, geschweige denn einen Kratzer. Andererseits, wenn ich so darüber nachdachte, hatte Tom es bis jetzt immer darauf angelegt. Auch gestern im Club wäre es zu einer Konfrontation gekommen, wenn Georg und Gustav nicht aufgetaucht wären. Und inzwischen hatte ich das miese Gefühl, dass es Tom nicht im geringsten etwas ausmachte, körperlich etwas gewalttätig zu werden. Andererseits konnte ich mich natürlich auch irren. Oder ich war paranoid. Beides wäre mir jetzt wirklich Willkommen. Der restliche Schultag war eher langweilig. Oder er kam mir so vor, weil ich den Rest des Tages nicht einmal dumm angemacht wurde. Vielleicht lag das aber auch daran das Tom sich in der Pause hingebungsvoll der Beschäftigung widmete, Markus mit Blicken zu durchlöchern, dem das sichtlich unangenehm war. Und trotzdem schaffte Tom es noch zu rauchen, und sich nebenbei mit mir zu unterhalten. Ich fand das irgendwie bewundernswert. Nach der Schule schlenderten wir zum Parkplatz wo meine Freunde schon an Georgs Auto warteten und Gustav winkte uns wie ein Gestörter. So, als hätte er uns Jahre nicht gesehen. Nur das er uns nicht über den Haufen rannte, wofür ich wirklich dankbar war. „Wow, Tom! Ich hab dich ja echt für langweilig gehalten. Aber anscheinend bist du echt mit Vorsicht zu genießen“ kams grinsend von Georg und ich guckte ihn genauso wie Tom fragend an. Na wenigstens handelten wir schon synchron. „Na, die verbale Abreibung die du Markus verpasst hast. Das hat sich schon bis ins B-Gebäude verbreitet. Der ach so starke und unbezwingbare Markus hat Konkurrenz bekommen“ grinste Gustav dann und meine Mundwinkel zuckten. Ja, so konnte man das natürlich auch sehen. Die ganze Fahrt über redeten Georg und Gustav nur noch darüber das Tom Markus wohl das Fürchten gelehrt hatte, und Tom wurde mehr oder minder gezwungen an dem Gespräch teil zu nehmen. Kaum waren wir zu Hause, schwebte uns auch schon wieder unsere Mutter entgegen und grinste breit. „Ich hab eine Überraschung“ flötete sie dann und ich hoffte inständig das sie nicht einen von ihren versifften Kerlen heiraten wollte. Sonst würde ich jetzt sofort zu Markus rennen, und ihn bitten mich zu töten. Wir guckten sie Beide fragend an, weil wir nicht wussten welches Grauen uns erwartete. Es hätte alles Mögliche sein können. Ich wusste das besser als Tom, aber dieser schien sich meinen Emotionen gerade anzupassen. War vielleicht auch ganz gut so. Dann konnte ihn nichts mehr so wirklich aus der Bahn werfen. „Toms Zimmer ist fertig“ verkündete sie dann und strahlte uns an. Ich atmete synchron mit Tom aus, der dann anfing zu grinsen. „Das heißt ich kann ENDLICH meine Klamotten aus dem Koffer räumen“ freute er sich und ich musste leise Lachen. Stimmt ja....Tom hatte seine Klamotten immer noch im Koffer. Und in unzähligen Kartons die davor in seinem noch nicht renovierten Zimmer gestanden hatten. Unser Weg führte uns nach oben, um Toms Zimmer unter die Lupe zu nehmen. Und ich musste sagen Bernd....oder wie auch immer er hieß, hatte ganze Arbeit geleistet. Das Zimmer sah toll aus. Die Wände waren weiß mit einem breiten weinroten Streifen kurz unter der Zimmerdecke. Der Schreibtisch stand wie bei mir an der Wand direkt neben dem Fenster, und das Bett direkt gegenüber. Am Bettende stand auch schon der Kleiderschrank, gefolgt von einer Kommode. Und am geilsten fand ich den Teppich. Cremefarben, und total flauschig. Wobei Toms Musikanlage auch nicht zu verachten war, die direkt gegenüber des Kleiderschranks stand. Den Nachmittag verbrachten wir damit unsere Hausaufgaben mehr oder minder zu erledigen, und dann damit Toms Sachen auszupacken. Und er hatte wirklich viel. Ich hatte mich dazu entschieden seinen Kleiderschrank einzuräumen. Einfach, weil ich dabei nicht viel falsch machen konnte. Wo er nämlich was im Zimmer haben wollte wusste ich nicht. Und ständig fragen war nur zeitraubend. Als wir damit fertig waren, war es bereits 21 Uhr und Tom ließ sich stöhnend auf sein Bett fallen wo er alle Viere von sich streckte, was mich zum Grinsen brachte. „Ich bin fix und alle“ stöhnte er dann und ich nickte einfach bestätigend, was er zwar nicht sehen konnte, aber das war mir gerade egal. Nach einer Weile informierte ich ihn, dass ich nun abschminken und dann schlafen gehen würde. Als Antwort erntete ich einen bestätigenden Laut, bevor ich mich erhob und Toms Zimmer verließ. Nachdem ich mit dem Abschminken fertig und in meine Schlafklamotten gekrochen war, legte ich mich ins Bett, stellte meinen Handywecker und schaltete das Licht aus. Nur um mich dann fast eine Stunde hin und her zu wälzen. Ich konnte beim besten Willen nicht schlafen. Woran das lag, wusste ich zu meinem Leidwesen auch nicht. Nach weiteren zehn Minuten stöhnte ich genervt auf und schaltete das Licht wieder an, nur um mir eine Zigarette anzuzünden, und mich damit ans offene Fenster zu stellen um auf die Straße zu gucken die verlassen vor unserem Haus lag. Erschrocken zuckte ich zusammen als meine Zimmertüre aufging, und drehte mich um, nur um Tom im Türrahmen stehen zu sehen. „Was ist los? Ist was passiert?“ fragte ich ihn dann sofort, weil er einen ziemlich erbärmlichen Eindruck machte. „Nein, alles okay. Ich kann nur nicht schlafen“ antwortete er dann und ich nickte ehe ich den Kopf schief legte. „Kann ich bei dir schlafen?“ Ich musste vermutlich ausgesehen haben wie ein pinker und extrem schwuler Teletubbie, weil Tom verlegen grinste und sich im Nacken kratzte. Oder ihm war seine Frage einfach nur peinlich. Ich meine, welcher 18-jährige fragte seinen Bruder ob er bei ihm schlafen durfte? Ich kannte keinen. Aber wir waren Zwillinge, da war das wohl was anderes. „Klar“ antwortete ich dann und musste lächeln als Tom erleichtert ausatmete, bevor er in mein Zimmer kam und die Türe hinter sich schloss. Er ging auf mein Bett zu und ließ sich darauf fallen, ehe er mich beim rauchen beobachtete. „Warum kannst du nicht schlafen?“ fragte ich deswegen einfach mal und Tom verzog das Gesicht. „Das Bett ist zu groß“ erklärte er dann und ich hob verwundert eine Augenbraue. Um genau zu sein hatte das Bett meiner Einschätzung nach dieselbe Größe wie meins. „Oder um es anders auszudrücken....es ist zu leer“ Ich brauchte eine Weile bis ich verstand was er damit meinte und nur grinste während ich mit dem Kopf schüttelte und meinen Zigarettenstummel dann aus dem Fenster schnippte, bevor ich das Fenster schloss und über Tom drüber stieg um mich hinzulegen. Nachdem ich mich hingelegt hatte räusperte Tom sich und ich sah ihn fragend an, während er die Arme nach mir ausstreckte, und ich wieder grinsen musste, bevor ich zu ihm rüber rutschte. Er schob seinen Arm unter meinem Kopf durch, den ich dann auf seiner Schulter platzierte, während Tom das Licht ausmachte. Kurz darauf drehte er sich zu mir um, um mich auch noch mit dem zweiten Arm zu umarmen, was mich zum grinsen brachte, ehe ich seufzte. „Heißt das wir können jetzt schon nicht mehr ohne einander einschlafen?“ Von Tom kam erst mal Schweigen bevor ein belustigtes „Sieht so aus“ seine Lippen verließ. Die Beziehung zwischen uns wurde ja immer besser. Wahrscheinlich würden wir irgendwann nicht mehr alleine duschen können, dachte ich mir sarkastisch. Kapitel 14: Zeitersparnis ------------------------- Etwas kitzelte mich an meiner Wange und ich murrte ehe ich mit der Hand danach schlug, und sofort ein leises Lachen vernahm, was mich wieder murren ließ. Als mich wieder etwas kitzelte griff ich danach und machte die Augen einen Spalt auf. Nur um festzustellen, dass es Toms Hand war die eine Haarsträhne von mir in der Hand hielt. „Wir müssen aufstehen“ kam es leise von meinem Zwilling und ich murrte nur wieder, dieses Mal allerdings unwillig. Ich hatte nicht die geringste Lust aufzustehen, weswegen ich Toms Hand wieder los ließ und mein Gesicht stattdessen an seiner Schulter vergrub. Ich wollte lieber zu Hause bleiben. „Mag nicht“ nuschelte ich zur Unterstreichung meines Verhaltens und erntete Schweigen, bevor Toms Hand in meinem Nacken wanderte und mich näher an ihn zog. „Wir haben heute doch einen kurzen Schultag oder?“ kam die Frage und ich nickte einfach nur. „Dann lass uns danach was machen. Mit dem Bus in die Stadt fahren und shoppen oder so was in der Art“ Sogar in meinem noch komaartigen Zustand, kam es mir ziemlich absurd vor das Tom shoppen – oder so was in der Art – gehen wollte. Aber gut, konnten wir natürlich machen. Deswegen nickte ich auch einfach darauf und drückte ihm kurz einen Kuss auf den Hals. Was ich im nach hinein auf meinen noch halb schlafenden Zustand schieben würde, sollte er nachfragen. Kurz darauf setzte ich mich auf und fuhr mir durch die Haare, die meines Erachtens in alle Richtungen ab standen, und gähnte herzhaft. Ich brauchte jetzt sofort eine Dusche. Sonst würde ich den Tag nicht überleben, und das war eine Tatsache und keine Vermutung. Also erhob ich mich und schlurfte zu meinem Kleiderschrank, wo ich mir eine neue Shorts heraus zog nur um dann meinen Weg Zombie-like ins Bad fortzusetzen. Dort angekommen schmiss ich die Tür hinter mir zu, befreite mich ziemlich umständlich aus meinen Schlafklamotten und wankte dann mehr als das ich ging unter die Dusche. Wo mich der erste Schlag des Tages traf. Das Wasser war arschkalt, weswegen ich auch los schrie. Man möge mir das verzeihen, aber ich war noch nie ein Fan von kalten Duschen am Morgen. Und anscheinend war ich wirklich verpennt. Das schloss ich zumindest darauf das die Badtür aufflog, die eigentlich verschlossen sein sollte, und Tom drin stand. Ich guckte ihn etwas erschrocken an, und er guckte genauso zurück, ehe er ein „Fuck“ von sich hab nur um sich umzudrehen. Na, danke aber auch. „Ich wollt dich nicht bespannen, ich hab nur gedacht es wäre was passiert“ kams von ihm und ich hob eine Augenbraue. „Schon gut“ antwortete ich deswegen und starrte in das kleine Regal, dass in der Ecke der Dusche hing ehe ich aufstöhnte. „Wenn du schon da bist, gib mir mal aus dem Schrank ein neues Duschgel. Ich hab keine Lust nach...“ ich las nochmal nach um sicher zu gehen das ich mich nicht verlesen hatte. „...Rosmarin und Lavendel, zu stinken“ Wer duschte sich denn damit? Vermutlich unsere Mutter. Das würde auch erklären, warum die Männer so oft wechselten. Den Geruch würde ich auch nicht aushalten wenn ich ihr näher kommen müsste. „Also beim Umziehen darf ich dich nicht bespannen, aber beim duschen?“ kams von Tom belustigt, während er ins Bad ging und den Schrank durchwühlte. „Meinen Arsch haste jetzt ja eh schon gesehen, also ist es auch egal“ kommentierte ich. Auch wenn mir das echt peinlich war. Klar, Tom war mein Zwilling. Aber es ging hier ums Prinzip und darum das wir uns erst seit Freitag kannten. Würden wir uns schon unser Leben lang kennen, dann wäre mir das vermutlich ziemlich egal. Toms Hand erschien in der Dusche und mit ihr mein Duschgel das ich erfreut entgegen nahm. Nichts ging über 'John Player Special' Duschgel. Erstens war es von meiner Zigarettenmarke und zweitens roch es mal richtig geil. Ich hörte ein Rascheln und sah über meine Schulter nur um eine Augenbraue zu heben. Das war jetzt nicht sein ernst oder? „Tom....“ fing ich an, wurde jedoch von Händen die sich auf meinen Rücken legten, weiter in die Dusche geschoben. „Zeitersparnis. Ich guck auch nicht....wenn du nicht guckst“ kams und ich murrte nur. Jetzt stand ich hier Rücken an Rücken mit meinem Zwilling in der Dusche. Und es war verdammt ungewohnt. So viele Kerle ich auch hatte, ich war noch nie mit einem in der Dusche, und wollte das eigentlich auch nicht ändern. „Gibst du mir mal das Duschgel?“ kam die Frage und ich reichte ihm einfach meins über die Schulter nach hinten, da ich das eh noch in der Hand hatte. Zudem war ich der Meinung das auch Tom nicht unbedingt nach Rosmarin und Lavendel riechen musste. Sonst würde ich abends vermutlich in mein Bett kotzen. „Kriegst du überhaupt Wasser ab?“ fragte ich dann und von Tom kam Schweigen. „Joah....son bisschen“ kams dann und ich musste unweigerlich lachen. Eigentlich wars ja wirklich lächerlich. Immerhin waren wir Zwillinge. Wenn Tom sich selber anguckte wusste er vermutlich auch wie ich aussah, und umgekehrt. Also rutschte ich noch mehr zur Wand und drehte mich leicht zu Tom um den ich am Arm nahm und nachzog, was mir einen verwirrten Blick bescherte. „Ist jetzt auch scheißegal“ kommentierte ich und Tom grinste. Na ja, Tom war durchtrainierter als ich, das stimmte schon. Aber ansonsten waren wir nicht so unterschiedlich. Nahm ich jetzt einfach mal an. Denn ich würde einen Teufel tun und ihm jetzt auf den Schritt glotzen. Ein Beweis das Tom und ich anders gepolt waren. Denn er guckte mir schamlos auf den Schritt was mich dazu veranlasste ihm den Arsch zu zudrehen. „Na wenigstens ist Intimrasur für dich anscheinend genauso überlebenswichtig wie für mich“ kommentierte er dann und mir schoss die Röte ins Gesicht. „Ich hab auch keine Lust wie manch Andere mit einem Urwald im Schritt rum zu laufen“ murrte ich dann und erntete von Tom ein leises Lachen, ehe ich quiekte, weil sich zwei Arme um meinen Bauch legten. Ich ging mit dem Becken automatisch nach vorne um bloß nicht irgendwo an irgendeine von Toms unteren Körperregionen zu stoßen und legte dann den Kopf in den Nacken um ihn einigermaßen ansehen zu können. „Ich schuld dir noch was“ kams dann und ich runzelte die Stirn, ehe ich zusammen zuckte als Tom seine Lippen auf meinen Hals legte. Und das wäre ja auch alles nicht schlimm gewesen. Ungewohnt und peinlich vielleicht, aber nicht schlimm. Wenn in diesem Moment nicht schon wieder die Badtür aufgeflogen, und unsere Mutter im Türrahmen gestanden hätte. Ich versteifte mich und konnte spüren wie auch Tom die Muskeln anspannte, während wir sie durch das Glas der Dusche anstarrten und sie uns. „OH MEIN GOTT!“ schrie sie los, und ich glaubte mir platzte gleich das Trommelfell. Mein Stimmorgan hatte ich definitiv von ihr. „Warum tut ihr mir das an? Warum? War ich keine gute Mutter?“ kams hysterisch von ihr und ich beantwortete aus lauter Gewohnheit in Gedanken ihre Fragen Wir taten ihr nichts an. Warum? Weil wir gar nichts machten außer duschen. Und nein, sie war meiner Meinung nach keine gute Mutter. Eine gute Mutter verschwieg einem nicht 18 Jahre lang das man einen Zwillingsbruder hatte, nur um einem dann die Fakten irgendwann um die Ohren zu schlagen. Anscheinend hatten wir da unterschiedliche Auffassungen. „Bill! Wenn du schon irgendwelche Kerle flachlegen musst dann tu das doch bitte! Aber nicht deinen Bruder! So schamlos hab ich dich nicht erzogen! Und ich wollte Jens nicht glauben, dass du dich benimmst wie eine männliche Nutte!“ schrie sie weiter und ich knirschte mit den Zähnen. Der einzige Grund warum Jens mich als solche hinstellte war, das ich nicht auf ihn angesprungen war. Weil er nicht mein Typ war. Weil er fett und alt war. Und weil ich nun mal so etwas wie Geschmack besaß. Am liebsten hätte ich ihr das ins Gesicht geschleudert. Allerdings war ich zu irritiert, da Toms Griff um mich fester wurde. So fest das er schon weh tat, während er mich leicht an sich zog und ich wieder Zeuge davon wurde wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte. Genauso wie gestern bei Markus, und das jagte mir einen Schauer über den Rücken. Nur keinen angenehmen. „Halt die Schnauze“ knurrte mein Zwilling bedrohlich leise, und durch die Scheibe konnte ich erkennen wie meine Mutter inne hielt und etwas bleich wurde. „Red nie wieder so mit ihm, sonst vergess ich mich. Nie wieder! Verstanden?!“ „Tom du...“ fing sie an doch Toms Augen verengten sich nur noch mehr zu Schlitzen durch die er sie an funkelte. „Raus hier und zwar pronto“ knurrte er wieder. Ich durfte Zeuge dessen werden, wie meine Mutter schon fast aus dem Bad flüchtete und die Tür hinter sich zuschlug. Ich hatte gerade wirklich Angst vor meinem Zwilling. Und trotzdem streckte ich meine Hand aus und berührte Tom leicht an der Wange, weswegen mir seine Aufmerksamkeit zu Teil wurde. Seine Gesichtszüge entspannten sich und auch sein Griff löste sich, während er mich vorsichtig von sich schob und sich räusperte. „Das....tut mir leid“ kams dann leise von ihm und ich nickte einfach nur. So langsam hatte ich das Gefühl das mit Tom irgendwas nicht stimmte. Was genau konnte ich nicht sagen, aber ich hatte so ein mieses Gefühl. Mein Blick glitt über sein Gesicht und seine Körperhaltung die noch immer angespannt war und ich beschloss meine Würde für eine Weile über Board zu werfen, während ich die Hände nach ihm ausstreckte und ihm über die Wangen strich ehe ich leicht grinste. „Es ist alles okay. Ich hab inzwischen glaub ich heraus gefunden wann du so...ja so halt wirst“ kommentierte ich und nahm meine Hände wieder weg um mir die Haare zu waschen. „Wann denn?“ kam die belustigte Frage von meinem Zwilling während ich mir das Shampoo aus den Haaren wusch und ich grinste nur leicht. „Wenn mich entweder jemand bedroht oder mich beschimpft. Denk ich mal...zumindest war es die beiden Male so“ erklärte ich dann und bekam Schweigen, weswegen ich Tom ansah der mich musterte, ehe er leicht grinste. Wir verließen die Dusche und trockneten uns ab. Und da fiel mir auf, das es mir nichts mehr ausmachte nackt vor Tom rum zu springen. Es klingelte und ich hob eine Augenbraue. Das durfte jetzt nicht wahr sein. „Verdammt, wie lang waren wir unter der Dusche?“ fragte ich Tom und der zuckte mit den Schultern. Wir zogen uns zumindest Unterwäsche an und gingen in mein Zimmer wo ich erst mal los schrie, als einfach so Georg auf meinem Bett saß und uns interessiert musterte. „Dir ist klar das wir ziemlich knapp dran sind oder?“ fragte dieser und deutete auf die Uhr, wo mich fast der Schlag traf. Ich musste mich im Auto schminken, dafür hatte ich jetzt keine Zeit mehr. Tom rauschte in sein Zimmer ab und ich riss mir hektisch Klamotten aus dem Schrank in die ich rein sprang, ehe ich mir eine Mütze auf den Kopf setzte. Auch für Haare machen blieb keine Zeit mehr. „Deine Mutter hat mich rein gelassen und sah ziemlich verstört aus. Deswegen will ich gar nicht wissen was ihr gemacht habt“ kommentierte Georg und ich warf ihm einen strafenden Blick zu. „Tom ist mein Bruder. Was sollen wir gemacht haben? Wir waren duschen. Zeitersparnis“ knurrte ich wobei das letzte Wort eher genuschelt war, und Georg grinste mich belustigt an. „Das hat wohl nicht so funktioniert“ frotzelte er dann und ich murrte. Da hatte er leider, leider recht. Kapitel 15: So selten wie eine heilige Erscheinung -------------------------------------------------- Im Auto wurde Tom Zeuge davon, was passierte wenn ich verschlief. Denn wenn ich verschlief, bedeutete das auch Stress und Hektik für die Anderen. Georg trat aufs Gas damit wir noch einigermaßen pünktlich in die Schule kamen. Immerhin wollten wir ja alle weder nachsitzen noch eine Strafarbeit schreiben. Er hatte mit den restlichen Strafarbeiten die ihm diverse Lehrer auf brummten auch so schon genug zu tun. Gustav saß auf dem Beifahrersitz und spornte Georg an das wir es schon noch schaffen würden, wenn er zumindest versuchte uns und den Wagen nicht um den nächsten Baum wickelte. Ich gab ihm im Stillen recht. An dem nächsten Baum wollte ich eigentlich nicht landen. Und Tom war zu meinem persönlichen Assistenten befördert worden. Er musste den Handspiegel halten und das möglichst ohne zu wackeln, damit ich mich schminken konnte. Und bei Georgs Fahrweise war das nicht mal für mich einfach, sondern ein Balanceakt. Immerhin wollte ich mir kein Auge ausstechen, auch wenn wir dann eine Entschuldigung hätten warum wir zu spät kamen. Aber so ein großes Opfer würde ich dafür nicht bringen. Alles in allem war die Fahrt eigentlich der Horror und Tom schien genauso froh darüber zu sein das Auto verlassen zu können wie ich. Wir liefen nicht mehr zum Klassenzimmer sondern stürmten. Das letzte mal war ich so schnell gelaufen....letzte Woche Donnerstag. Und beim Sportfest wo ich von einer Biene verfolgt worden war. Übrigens war das der schlimmste Tag meines Lebens gewesen. Ich hatte echt Angst gehabt. Wir stürmten ins Klassenzimmer und atmeten synchron erleichtert auf als der Lehrer noch nicht da war, was einige Mädchen zum Kichern brachte, während sie Tom mal wieder mit unverhohlener Neugierde anstarrten. Oder mit Blicken auszogen. Kam wohl auf die Betrachtungsweise an. Meine war die letztere. Zusammen ließen wir uns auf unsere Plätze fallen und kramten unser Schulzeug heraus, ehe die Tür aufflog und unsere schusslige und mal wieder abgehetzte Mathematiklehrerin Fr. Plötz ins Zimmer gestolpert kam. Ich mochte die Frau. Sie war so verpeilt das es schon wirklich lustig war. Zudem war sie extrem tollpatschig und schusslig. Ständig verlegte sie Dinge die sie dann ewig nicht mehr fand. Wie unsere Klausuren zum Beispiel, was den meisten von uns nichts ausmachte. Mir besonders nicht. Frau Plötz war 29 Jahre alt und noch ein Frischling im Beruf der Lehrerin. Sie war zu nachsichtig, ließ sich ständig ärgern oder hänseln und sah meistens aus als hätte sie ein blinder Pastor angezogen. Ich mochte sie trotzdem. Der Grund dafür war schlicht und ergreifend das sie mich nicht wie andere Lehrer abfällig musterte, sondern immer höflich – schon beinahe lieb und fürsorglich – zu mir war. Sie war der festen Überzeugung das in mir mehr steckte als eine kleine, schwule Diva die zwischen den Stunden damit kämpfte in Ruhe gelassen zu werden. Ich verstand Mathematik auch. Ich mochte Mathematik. Und das wusste sie, auch wenn ich es nicht offen zugab. Schon allein damit man nicht noch mehr aufzog. Als Streber wollte ich nicht auch noch gelten. Genau deswegen war ich immer froh wenn sie die Klausuren verlegte, auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte, sie machte das mit Absicht. Das Gesicht unserer Lehrerin blieb bei einem Blick durch die Klasse auf Tom hängen und sie lächelte, bevor sie ihre dicke Hornbrille zurecht rückte und auf Tom zuging. „Ein neuer Schüler? Wer bist du denn?“ fragte sie freundlich und reichte Tom die Hand, die er mit einem kurzen Seitenblick auf mich entgegen nahm. „Tom, Bills Zwillingsbruder“ stellte er sich dann vor und ich konnte beobachten wie sich das Gesicht von Frau Plötz aufhellte. „Freut mich dich kennen zu lernen“ lächelte sie dann ehe sie ihre Stimme senkte. „Pass gut auf ihn auf. Der Junge ist ein Goldstück“ sprach sie leise ehe sie sich wieder an die Klasse wandte und zum Pult zurück ging, wo sie fast über ihre Tasche fiel die am Boden stand, was natürlich Gelächter in der Klasse auslöste. Mein Blick wanderte zu Tom und der sah mich fragend an ehe er auf die Lehrerin deutete und ich nur mit dem Kopf schüttelte ehe ich ein „Sie ist nett“ von mir gab. Vielleicht mochte ich die Frau auch deswegen, weil wir Beide irgendwie Außenseiter waren. Ihre Kollegen nahmen sie ja auch nicht wirklich ernst. Ich hatte schon öfter gehört, wie sie hinter ihrem Rücken über sei gelästert oder sich über sie lustig gemacht hatten. Der Unterricht verlief schleppend, weil Markus und diverse andere Leute mal wieder nichts kapierten. Leider gehörte Tom auch dazu. Er konnte laut eigenen Aussagen mit Mathematik genauso viel anfangen wie mit Wimperntusche. Also gar nichts. Und ich erklärte ihm alles mindestens zwanzig Mal ganz geduldig, bis er es endlich verstanden hatte. Der restliche Tag verlief eigentlich ganz ruhig, und wir hatten Halbzeit, worüber ich wirklich froh war. Es gab nichts langweiligeres als Geschichtsunterricht. Da war die Pause danach wirklich willkommen. Ich verzog mich in die Raucherecke, weil Tom noch auf die Toilette musste, und zündete mir eine Zigarette an bevor ich mich an die Wand lehnte und den Rauch wieder ausblies. Und alles hätte so ruhig und beschaulich sein können, wenn nicht in dem Moment Markus und Konsorten aufgetaucht wären und mich eingekesselt hätten. Ich drückte mich instinktiv etwas mehr an die Wand und guckte Markus abwartend an. Was auch immer er wollte, es würde mir nicht gefallen. Das war einfach ein Naturgesetz, da musste ich nicht mal abwarten. „Diesmal gibt’s keinen heldenhaften Lover der dich rettet“ kams höhnisch und mein Gesicht nahm einen resignierenden Ausdruck an. Hatte Tom nicht erst gestern klar gestellt, dass wir Zwillinge waren? Andererseits wollte ich mir auch nicht die Mühe machen und das Markus nochmal erklären. Das ging in die Erbsenbirne sowieso nicht rein. Markus knackte mit den Fingerknöcheln, und seine Kumpels lachten. Und ich fragte mich automatisch nur zwei Dinge. Erstens: wie lange konnte man auf dem Klo sein? Zweitens: Gab es die Klamotten von Markus wirklich zu kaufen oder musste seine Mum die extra nähen, weil seine Kleidergröße noch nicht erfunden war? Einer von Markus' Kumpeln schrie auf und landete vor meinen Füßen mit dem Gesicht im Dreck was mich irritiert blinzeln ließ. Mein Blick wurde noch irritierter als ein Anderer aufschrie und ich ein hässliches Knacken hörte, bevor mein Blick an Tom hängen blieb, der dessen Arm verdrehte, das es schon beim zuschauen weh tat. Und irgendwie hatte ich das Gefühl das da gerade was gebrochen war. Die Jungs wichen zurück und Tom trat den Typen den er gerade noch den Arm verdreht hatte in den Dreck, bevor er mit den Fingerknöcheln knackte. „Ich vermute ich hab mich gestern nicht deutlich genug ausgedrückt.“ kams dann ruhig von ihm, während er Markus mit einem Blick taxierte, der alles andere als freundlich war. Die Vollidioten hielten es anscheinend angebracht samt ihres verletzten Kumpels das Weite zu suchen. Natürlich nicht um mir und Tom noch ein „Das bereut ihr noch“ entgegen zu werfen, was Tom abfällig schnauben ließ, ehe er auf mich zukam. Er hatte noch immer diesen Gesichtsausdruck, aber irgendwie...störte mich der nicht mehr so sehr wie beim ersten und zweiten Mal. „Ohne dich jetzt anschwulen zu wollen...“ fing ich dann an und hatte Toms Aufmerksamkeit, indem er mir in die Augen sah. „Aber dieser Gesichtsausdruck macht dich irgendwie sexy“ kommentierte ich, ehe meine Mundwinkel zuckten. Toms Gesicht wurde weicher und er streckte mir grinsend die Zunge raus, nur um sich dann meine Hand zu schnappen und an meiner Zigarette zu ziehen. „Das war das geilste Kompliment meines Lebens“ kams dann während er den Rauch in die Luft blies und ich schenkte ihm einen fragenden Blick. „Hey, von dir das Kompliment zu kriegen das man sexy ist, ist so selten wie...ne Himmelserscheinung“ erklärte er mir dann und ich legte fragend den Kopf schief. Ja, es stimmte schon das ich die meisten Kerle nicht gerade toll fand. Nicht mal die mit denen ich im Bett war fand ich besonders attraktiv. Aber von irgendwo musste der Sex ja auch her kommen. Mal abgesehen davon das es für mich eher ein Rein-Raus-Fertig war. Aber woher Tom das wusste, war mir trotzdem schleierhaft. „Georg hat das letztens im Club erzählt. Also das du die meisten Kerle nicht gerade prickelnd findest, und er die Male wo du jemanden als gutaussehend bezeichnet hast an drei Fingern abzählen kann“ kam die Erklärung von Tom. Georg, war ja klar. Wie hatte ich meine kleine Klatschtante Georg vergessen können? Ein Grinsen umspielte meine Lippen ehe ich mit den Schultern zuckte. „Dann bild dir mal was drauf ein“ stichelte ich Tom dann und der grinste lediglich. Er bildete sich was darauf ein, das konnte ich an seinem Gesicht sehen. „Soll ich dir was sagen?“ fragte er dann und ich guckte ihn interessiert an, bevor ich einen bestätigenden Laut von mir gab und an meiner Zigarette zog. „Ich hab keinen Bock mehr. Lass uns die letzten zwei Stunden schwänzen“ eröffnete ich mir dann und ich musste unweigerlich leise lachen. Das passte irgendwie zu ihm, aber trotzdem nickte ich. Schwänzen hielt ich momentan für eine ziemlich gute Idee. Außerdem konnte uns Georg später auch noch auf gabeln, oder wir fuhren mit dem Bus zurück. „Dann lass uns abhauen“ kommentierte ich lediglich und schnippte meine Kippe weg, ehe ich leise lachen musste als Tom sich meine Hand schnappte und unsere Finger miteinander verhakte, bevor wir schon fast vom Schulgelände flüchteten. Kapitel 16: Kinobesuch ---------------------- Nach zwei Straßenecken blieb Tom stehen und ließ meine Hand los, ehe er sich streckte und mich dann angrinste. „Ich kenn mich hier nicht aus, also musst du sagen wo lang“ teilte er mir mit und ich nickte einfach nur. Natürlich kannte er sich hier nicht aus. Er war vor nicht mal einer Woche hier angekommen. Das einzige was er kannte war das 'Pandämonium', den 'Bunker' und unsere Schule. Vielleicht wusste er auch noch den Weg zu Gustav, aber das war es dann schon gewesen. Starnberg war eigentlich ganz okay. Mal abgesehen davon das hier reiche Vollidioten wohnten und auch sonst ziemlich viele Spießer. Restaurants gabs hier wie Sand am Meer, aber auch richtig geile Läden. Wenn man wusste wo man die suchen musste, fühlte man sich gleich nicht mehr wie in einer Rentnerstadt. Außerdem lag Starnberg praktischerweise direkt am See. Alles in allem wars geil. Ich war gerne hier. Zwar nicht so gern wie in München, aber doch gerne. „Ich muss noch zu DM, danach können wir uns überlegen was wir tun wollen“ informierte ich meinen Zwilling und dieser nickte ergeben. Das er überhaupt nickte, bestätigte mir nur, dass ihn niemand eingeweiht hatte wie schlimm es war mit mir in Drogerien zu gehen. Ich konnte stundenlang da drin rum laufen und mich halb tot kaufen. Georg und Gustav wussten das, und gingen nicht mehr mit mir rein. Stattdessen warteten sie meistens in dem Café gegenüber bis ich fertig war. In dieser Hinsicht war ich halt wirklich wie eine Frau. Eine normale Frau, nicht unsere Mutter. Die brauchte höchstens fünf Minuten und das war einfach unnatürlich. Zumindest meiner Ansicht nach. Man konnte doch nicht in fünf Minuten den ganzen Laden ab laufen. Das war ein Ding der Unmöglichkeit. Aber das würde vermutlich erklären warum sie immer nur Kajal und Wimperntusche im Gesicht hatte, und nie irgendwas anderes. Tom und ich liefen nebeneinander her zu DM und kaum das ich einen Fuß drin hatte, war ich auch schon verschwunden. Das war leider immer so. Ich konnte einfach nicht anders. Aber Tom wäre nicht mein Zwilling gewesen, wenn er nicht instinktiv zur Makeup Abteilung gelaufen wäre, nur um sich dann grinsend neben mich zu stellen und es mir gleich zu tun. Und so starrten wir gemeinsam die Auswahl der Lidschatten im Regal an. Eine Weile herrschte Schweigen, ehe Tom auf einen Lidschatten deutete und den Kommentar „Den da“ von sich gab, was mich die Stirn runzeln ließ. „Das ist khaki“ stellte ich dann fest und er nickte gelassen. Zweifelnd sah ich zwischen Tom und dem Lidschatten hin und her, ehe ich das Ding in die Hand nahm und betrachtete. Ob mir das stehen würde stand wohl in den Sternen, weil eigentlich war es nicht so meine Farbe. Fragend sah ich Tom an, der ebenso fragend zurück guckte. „Ich denke es steht dir“ informierte er mich dann und ich nickte einfach, ehe ich das Ding in den Einkaufskorb warf, den Tom in weiser Voraussicht mitgenommen hatte. Dann würde ich halt mal khaki testen. Konnte ja nicht so schlimm sein, und wenn doch wanderte das Teil eben in den Müll. Ich musste wirklich zugeben, dass Tom eine ziemlich große Geduld mit mir hatte. Das machte ich einfach daran fest, dass er es tatsächlich schaffte zwei Stunden mit mir im DM zu verbringen, und danach immer noch gut gelaunt war. „Und jetzt?“ wurde ich grinsend gefragt und ich zuckte nur mit den Schultern. Ich hatte keine Ahnung was ich jetzt mit Tom unternehmen sollte. Vor allem, da mir gerade auffiel das ich keine Ahnung hatte wofür sich Tom so interessierte. „Ahm....“ fing ich deswegen an und räusperte mich kurz darauf. Das war mir echt schon peinlich. Jetzt klebten wir schon ein paar Tage zusammen, und ich hatte trotzdem keine Ahnung was Tom toll fand und was nicht. „Was essen und danach vielleicht...ähm...Kino oder so?“ rätselte ich dann und erntete von Tom ein erfreutes Grinsen. „Mal ehrlich Tom, was magst du so?“ fragte ich direkt nach und erntete von Tom ein belustigtes Lachen, ehe er sich zwei Zigaretten ansteckte, und mir eine davon zwischen die Lippen schob. Kurz darauf nahm er meine Hand in seine und verhakte unsere Finger. „Hm...ich mag Gitarre spielen, Musik, Filme. Früher bin ich mal geskatet“ zählte er dann auf und ich nickte. Also mochte er im Prinzip dasselbe wie jeder Andere in unserem Alter auch. Ich zog scharf die Luft ein, als ein Ruck durch meinen Arm ging, und ich mit meinem Oberkörper an dem von Tom klebte, der seinen anderen Arm auf meinem Rücken platzierte. Ich betete ja das er mich nicht nebenbei mit seiner Zigarette in Brand steckte, sah ihn aber trotzdem an. „In erster Linie mag ich dich. Also ist es eigentlich egal was wir machen“ kams dann, ehe er wieder grinste und mich los ließ. Nachdem ich von Tom abgerückt war, räusperte ich mich wieder und zog dann an meiner Zigarette, ehe ich Tom leicht schief angrinste. „Das war ja schon eine halbe Liebeserklärung. Böse, böse“ stichelte ich ihn dann und mein Bruder schnaubte, ehe er ein „Wars gar nicht“ vor sich hin murrte. Wir waren bei Mc Donalds essen gewesen. Und ich hatte festgestellt, das Tom und ich unabhängig voneinander exakt das gleiche bestellt hatten. Laut Toms eigener Aussage bestellte er das immer. Ich übrigens auch. Das war auch der Grund warum wir wie die Blöden gelacht hatten und uns der halbe Mc Donalds eben angesehen hatte, als wären wir blöd. Und jetzt standen wir hier im Kino und waren ziemlich unschlüssig welchen Film wir uns denn nun ansehen sollten. Wirklich Gute liefen nicht, aber ich wollte auch nicht unbedingt irgendeinen Schwachsinn sehen. Tom sah das zu meiner Freude genauso. Deswegen einigten wir uns zehn Minuten später auf `Das Bildnis des Dorian Gray`. Laut Aussagen von Georgs Schwester sollte der Film ja gut sein. Zwar hörte ich nie auf das was Georgs Schwester sagte, aber Ausnahmen bestätigten die Regeln. Zumal ich mir wirklich keine Liebeskomödie ansehen wollte, und Tom wahrscheinlich genauso wenig. Also war 'Das Bildnis des Dorian Gray' doch eigentlich gar keine so schlechte Lösung. Während Tom die Karten besorgte, besorgte ich Cola, Popcorn und Nachos und wir trafen uns an der Treppe zu den Kinosälen wieder. „Und wenn der Film nicht gut ist, was machen wir dann?“ wurde ich gefragt, während der Angestellte der vorm Kinosaal stand unsere Karten abriss. „Dann...keine Ahnung, steck mir die Zunge in den Hals oder so. Oder ordne die Popcorn nach Größe“ witzelte ich und Tom hinter mir lachte. Nachdem wir unsere Plätze gefunden hatten, zog ich meine Jacke aus und lehnte mich dann zurück, bevor ich mir einen Nacho in den Mund schob und darauf wartete, dass es im Saal dunkel wurde. Dann kam zwar immer noch die Werbung, aber die war ja manchmal ganz unterhaltsam. Zumindest meiner Ansicht nach. Kaum hatte ich meinen Gedanken zu Ende gedacht, ging auch schon das Licht aus und ich rutschte noch tiefer in den Sitz. Okay, ich nahm es zurück. Die Werbung die lief war stink langweilig, weswegen ich herzhaft gähnte, ehe ich zu Tom sah. Der mich ansah. „Zählt die Werbung eigentlich zum Film?“ wurde ich gefragt und hob eine Augenbraue ehe ich leicht den Kopf schüttelte. „Ich denk nicht...warum?“ fragte ich dann, doch Tom winkte einfach ab. Wie er überhaupt auf diese Frage kam, konnte ich nicht so wirklich nachvollziehen. Es war eigentlich logisch, dass die Werbung nicht zum Film gehörte oder? Also für mich zumindest. Für Georg war ein Film ohne Werbung nicht sehenswert. Wann sollte er denn sonst aufs Klo gehen oder sonstige Dinge erledigen die höchste Priorität hatten? Mein Gesicht wanderte wieder zu Tom, als er mich am Arm berührte. „Die Werbung gehört zum Film“ informierte er mich dann und ich nickte etwas irritiert. Okay, dann gehörte sie halt zum Film. Dann wurde Tom in der Hinsicht wie Georg. Zumindest war das meine Befürchtung. Meine Irritation nahm neue Formen an, als Tom mich am Oberarm griff und näher zu sich und über die Sessellehne zog. Den Höhepunkt erreichte meine Irritation, als seine Lippen auf meinen landeten, was ich mit einem Protestlaut kommentierte. Es blieb allerdings bei diesem 'Küsschen', als Tom sich löste und mich angrinste. „Die Werbung ist langweilig“ stellte er dann fest und ich schlug ihn aus Reflex gegen den Oberarm. „Das war ein Witz“ murrte ich dann, während ich mich wieder richtig in meinen Sitz zurück setzte und mir unbewusst über die Lippen leckte. „Ich weiß. Ich hab dich ja auch nicht wirklich geküsst, oder?“kam die Frage zurück und ich musste unweigerlich wieder grinsen. Waren wir mal froh, dass das weder meine werten Freunde noch unsere Mutter gesehen hatte. Vor allem Letztere nicht. Sonst wäre die Hölle vermutlich offen. „Spinner“ kommentierte ich noch, bevor der Film anfing, und ich mich wieder tiefer in meinen Sitz rutschen ließ. Kapitel 17: Überraschung ------------------------ Ich gebe zu, das der Film nicht halb so langweilig war wie ich befürchtet hatte. Um genau zu sein war er richtig gut. Zwar nicht unbedingt spannend, aber gut und irgendwie dramatisch. Also ein Film den ich mir mit Georg niemals hätte ansehen können. Mit Gustav auch nicht, da der bestimmt die ganze Zeit geflennt hätte. Tom dagegen schien ernsthaftes Interesse an dem Film zu haben. Er bewegte sich kein Stück und starrte wie hypnotisiert auf die Leinwand, während er nach und nach Popcorn in seinen Mund schob. Vielleicht war Tom als Kino Begleitung gar nicht so schlecht. Ich sollte darüber nachdenken ihn öfter dafür einzuspannen. Im Endeffekt war der Film wirklich gut, und ich würde ihn mir auf DVD zulegen. Als der Film vorbei war, und das Licht wieder anging, streckte ich mich erst einmal und gähnte. Tom neben mir machte in genau dem gleichen Moment dasselbe, was mich kurz lachen ließ. Ich könnte mich richtig daran gewöhnen, einen Zwillingsbruder zu haben. Tom und ich verließen das Kino und steckten uns synchron eine Zigarette an. „Glaub mir Bernd, dieses Pärchen vorhin, das waren Bill und Tom“ hörte ich eine mir nur zu bekannte Stimme und erstarrte, während Tom die Farbe aus dem Gesicht wich, ehe er mich hinter einen Betonpfeiler zog und um die Ecke lugte. Und es war tatsächlich meine Mutter die da mit Bernd vor dem Kinoeingang stand. So ein Mist aber auch. „Die sind bestimmt zu Hause. Warum sollten sie auch rumturteln? Ich glaube du siehst Gespenster Simone“ erwiderte Bernd gelassen. Nein, wir waren nicht zu Hause. Und wir hatten auch nicht rum getrutelt. Tom hatte mir lediglich einen Kuss auf die Lippen gedrückt. Aber nach ihrer Reaktion, als wir zusammen geduscht hatten, wollte ich mir in diesem Moment nicht ausmalen, was passierte wenn sie uns entdeckte. „Wir fahren jetzt sofort nach Hause. Mal sehen ob sie da sind“ kam es von meiner Mutter und mir wurde schwindlig. Das war doch nicht mehr...normal. Die Frau litt eindeutig unter Paranoia. Umso glücklicher war ich, als die Beiden aus unserem Blickfeld verschwanden. „Irgendwie ist heute ein ziemlich mieser Tag“ kommentierte Tom und ich nickte einfach nur, während wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle machten. Selbst wenn ich Georg jetzt noch geschrieben hätte, er solle uns abholen, würden wir nie vor meiner Mutter zu Hause sein. Also musste ein Ersatzplan her. Und den hatte ich auch bereits, weswegen ich mein Handy aus der Hosentasche zog und darauf herum tippte. Gustav musste uns ein Alibi verschaffen, auch wenn er dann sicher wissen wollte, warum er das tun musste. Das würde ich ihm dann wohl oder übel schonend erzählen müssen. Wovor es mir übrigens auch grauste. Als unser Bus kam, kaufte ich Tom eine Karte und drückte sie ihm in die Hand, ehe ich mich auf einen der freien Plätze fallen ließ. Mein Zwilling ließ sich neben mich fallen und schob die Fahrkarte in seine Hosentasche, nur um sich dann so hinzusetzen, dass seine Schulter gegen meine drückte. „Haben wir einen Plan wie wir da wieder raus kommen?“ kam nach ungefähr 5 Minuten Fahrt die Frage und ich grinste schief, bevor ich „Gustav“ antwortete, der mir just in diesem Moment eine SMS zurück schickte, das ich ihm ganz schön was schuldete wenn er sich für mich dumm und dämlich log. „Der Plan ist gut“ grinste Tom und ich nickte einfach nur. „Der Kuss vorhin...“ fing Tom an und ich winkte nur ab. Ich wollte wirklich nicht drüber reden. Um genau zu sein war es ja nicht mal ein Kuss. Und erst recht nicht wollte ich hören, dass ihm das leid tat. „...der tut mir nicht im geringsten leid“ fuhr er trotzdem fort, und ich sah ihn etwas verstört an. Es tat ihm nicht leid? Tom war immer wieder für eine Überraschung gut, wenn man das mal so sagen durfte. Eigentlich hatte ich ja damit gerechnet das er es zutiefst bereute und gleich vor lauter Reue sterben würde. Aber anscheinend doch nicht. „Mir tuts lediglich leid, das es kein richtiger Kuss war“ Mein Gesicht musste ja wirklich super aussehen, wenn Tom davon einen kleinen Lachkrampf bekam. Vermutlich sah ich aus wie ein Hobbit oder irgendetwas in der Art. Aber mal ganz ehrlich, Tom war hetero, und so was von ihm zu hören, rechtfertigte definitiv das ich anscheinend ziemlich blöd guckte. „Du hast echt einen an der Waffel“ murrte ich nach einer Weile und Tom zuckte mit den Schultern. „Sonst wären wir keine Zwillinge. Stell dir mal vor ich wäre normal“ Eine Weile schwieg ich während ich überlegte und meinen Zwilling dann leidend anguckte. „Ich würde sterben vor Langeweile“ Toms Grinsen steckte mich natürlich an, weswegen ich zurück grinste. Ich legte meinen Kopf auf Toms Schulter und gähnte wieder kurz, nur um dann zu murren. Mein Murren hatte den Grund, dass ich aus dem Fenster gesehen hatte, nur um festzustellen, dass es angefangen hatte zu regnen. Wenn ich jetzt schon daran dachte noch gute 10 Minuten von der Haltestelle bis nach Hause laufen zu müssen, graute es mir. Als der Bus hielt, stieg ich mit Tom aus und zog sofort die Schultern hoch. Es hatte ziemlich abgekühlt, und der Regen tat den Rest dazu, dass mir arschkalt war. Dabei waren wir nicht mal 2 Minuten draußen. Ich setzte mich in Bewegung, nur um kurz darauf wieder stehen zu bleiben, als Tom mich an der Jacke festhielt. Meinen Kopf legte ich leicht schief und sah meinen Bruder fragend an, der jedoch nur meine Jacke los ließ und mir die Hand hinhielt. Nach einer Weile verstand ich auch so ungefähr was er wollte, und reichte ihm meine. Doch anstatt meine Hand in seiner zu behalten, kam er einen Schritt näher, und schob meine Hand unter seine Kapuzenjacke, so das sie auf seinem Rücken lag. Jetzt da er wieder beide Hände frei hatte, legte er mir einen Arm um die Schultern und angelte mit der Hand der anderen Seite, nach meiner die auf seinem Rücken lag, nur um sie bis zu seiner Taille zu ziehen. „Wie wärs wenn du mit mir redest, anstatt seltsam, verrenkte Operationen durch zu führen?“ stichele ich Tom dann und der streckte mir nur die Zunge raus, ehe er sich in Bewegung setzte und ich automatisch mit ging. Tom war schön warm, weswegen ich mich mehr an seine Seite drückte, nur um dann zu registrieren, dass sich der Druck auf meinen Schultern verstärkte. Eigentlich war es schon seltsam so mit jemanden durch die Gegend zu rennen. Ich hatte das noch nie gemacht, nicht mal mit Georg oder Gustav, geschweige denn mit einem meiner Lover. Man konnte sich nicht vorstellen, wie sehr ich das Bedürfnis nach einem warmen Bad hatte. Trotz das Tom mich wärmte, so gut er eben konnte, war mir verdammt kalt. Hauptsächlich lag das daran, dass es einfach regnete und wir inzwischen klitschnass waren. Aber zum Glück konnte ich schon das Dach von unserem Haus sehen, und Mums Wagen, der gerade in die Einfahrt einbog, was mich das Gesicht verziehen ließ. Und eigentlich wäre alles okay, denn immerhin hatten wir unseren Notfallplan Gustav. Zumindest dachte ich, dass alles okay war, bis aus einer kleinen Seitenstraße zwei Männer traten und uns den Weg versperrten. Und auch dabei hätte ich mir nichts gedacht, wenn ich nicht gespürt hätte, wie Tom seine kompletten Muskeln anspannte und sich verkrampfte, während seine Hand auf meiner Schulter einen schon fast schmerzhaften Druck ausübte. „Tom“ begrüßte einer der Männer ihn. Beide waren komplett in schwarz gekleidet, es fehlten nur noch die Sonnenbrillen, und sie hätten als wirklich mies gekleidete Mitarbeiter der Mafia durchgehen können. „Manni, Stefan“ grüßte Tom zurück, und ich schenkte ihm einen irritierten Seitenblick. Woher zum Geier kannte Tom solche finsteren Gestalten? Wenn er mir jetzt eröffnete das er eigentlich bei der Mafia arbeitete, würde ich mich erschießen. Oder anfangen zu rennen und mich bei Gustav verkriechen. Wobei ich dann doch bezweifelte, dass sie mich einfach so abhauen lassen würden. „Schön das wir dich endlich gefunden haben. Willst du uns deinen kleinen Freund nicht vorstellen?“ sprach – Stefan? - und fixierte mich, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. „Nein, das will ich nicht. Was wollt ihr hier?“ kams von Tom und mein Blick huschte zu ihm. Sein Gesichtsausdruck war derselbe wie bei Markus und bei unserer Mutter. Finster, eiskalter Blick und seine Stimmlage stand seinem Blick in nichts nach. Tom ließ mich los, was ich mit einem leisen Protestlaut kommentierte. Doch er schob mich hinter sich, und meine Hände fanden automatisch den Weg zu seiner Jacke, um sich darin festzukrallen. „Lediglich fragen ob du weißt, wo dein Vater unsere Ware versteckt hat“ lächelte der andere Typ – Manni? - und sah mich direkt an. „Wusste gar nicht das du so einen guten Geschmack hast. Lass ihn mal ansehen den Kleinen“ grinste er und streckte die Hand nach mir aus. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie Tom sein Handgelenk festhielt, und ihm den Arm mit einer geschmeidigen Bewegung auf den Rücken drehte, ehe es leise knackte. Dann klickte es und Tom blieb bewegungslos stehen. Kurz darauf sah ich auch wieso. Stefan hielt ihm eine Waffe an den Hinterkopf. Am liebsten hätte ich geschrien, aber es kam kein Ton über meine Lippen. Was zur Hölle war hier los? Kapitel 18: Eigentum -------------------- Ich starrte das Szenario vor mir an, und wusste beim besten Willen nicht, was ich machen sollte. Eine Schlägerei war eine Sache, aber das man Tom eine Waffe an den Kopf hielt eine vollkommen andere. Die Szene war wie in einem schlechten Actionfilm. In einem sehr schlechten Actionfilm. Und ich hatte Angst mich zu bewegen. Wenn sich Stefan erschreckte, konnte eine Kugel Tom das Hirn weg blasen, um es mal ganz salopp auszudrücken. „Lass ihn los Tom!“ kams bedrohlich ruhig von Stefan, und Toms Griff um Manni lockerte sich, ehe er ihn komplett los ließ, und einfach so stehen blieb. „Und jetzt sag uns wo die Ware ist!“ Insgeheim fragte ich mich von was für einer 'Ware' die Beiden überhaupt redeten. Und woher ausgerechnet Tom wissen sollte, wo die war. „Keine Ahnung.“ antwortete Tom, und ich glaubte ihm. Na ja, ich wollte es. Irgendwas sagte mir, dass Tom sehr wohl wusste wo diese ominöse 'Ware' war. Aus welchem Grund er nichts sagte, verstand ich nicht. Immerhin würde ihm das den Arsch retten, oder zumindest machte es den Anschein. Aber ich hatte schon genug miese Filme gesehen – vor allem zusammen mit Georg – in denen die Leute prinzipiell erschossen wurden, sobald sie sagten wo etwas war, das diverse andere Leute haben wollten. Also war es vielleicht doch gut, dass Tom so tat als hätte er keine Ahnung. „Du kannst dich entscheiden: Entweder du sagst es uns jetzt und wir lassen dich laufen, oder aber, dein Süßer hier wird leiden und du darfst zu gucken....ehe ich dich erledige.“ Man musste jetzt nicht erwähnen, dass in mir Panik ausbrach. Also nicht, weil ich leiden sollte, sondern, weil man Tom die Rübe wegblasen wollte. Und das fand ich alles andere als prickelnd. Ich bemerkte das Tom mich aus dem Augenwinkel ansah und den Mund aufmachte, was mich nur den Kopf schütteln ließ. Wenn er jetzt was sagte, dann Gnade ihm Gott. Ich schwöre bei Georg und Gustav, ich würde ihm sein Seelenleben zur Hölle machen. Und als Toter hatte man ja ziemlich viel Zeit. Automatisch ging ich einen Schritt rückwärts, als Manni auf mich zu kam, ehe er mich am Oberarm packte. Sollten wir das überleben, würde ich Tom den Arsch aufreißen, wenn er mir nicht sagte was hier los war. Immerhin steckte ich jetzt in der Scheiße auch mit drin und diese Typen kannten mein Gesicht. Und irgendwann würden sie raus finden, dass wir Zwillinge waren und auch zusammen wohnten. Zumal sie vermutlich auch meine Mutter, deren Liebhaber und meine beiden, armen, trotteligen Freunde bedrohen würden. „Ich weiß nicht wo sie ist. Er hat mir nicht gesagt wo er sie versteckt hat, ich schwörs.“, kams dann von Tom, und ich zischte, als Manni den Griff um meinen Oberarm verstärkte. Vermutlich würde ich morgen ganz viele blaue Flecken haben. „Na gut Tom, ich glaube dir. Immerhin würdest du doch deinen Süßen nicht gefährden oder?“ Bei Mannis anzüglicher Stimme wurde mir schon fast schlecht. Ich hatte auch nicht übel Lust ihm vor die Füße zu kotzen. „Natürlich nicht!“, knurrte Tom zurück. „Dann wirst du sie für uns suchen und dich dann melden. Du hast eine Woche Zeit, dann kommen wir wieder vorbei.“, grinste Stefan und nahm zu meiner Erleichterung seine Waffe runter, während Manni mich los ließ. So schnell wie die Beiden aufgetaucht waren, verschwanden sie auch wieder. Tom blieb bewegungslos stehen und starrte auf den Boden vor sich, während ich versuchte das Ganze zu verarbeiten. „Scheiße....was war DAS?“, fauchte ich ihn dann an und er zuckte zusammen, ehe er mich doch ansah, und ich mein Temperament etwas zügelte. Mein Zwilling sah so aus, als hätte er am liebsten los geheult. Ich machte das auch daran fest, dass er mit vier Schritten bei mir war, und die Arme um mich schlang, nur um mich fest an sich zu drücken. Meine Arme wanderten um Tom, und ich erwiderte die Umarmung, während ich mein Gesicht an seinem Hals vergrub. Das gerade eben, hatte mir den Schock meines Lebens verpasst. Oh mein Gott! Wie sehr liebte ich doch Markus. Der war einfach nur ein Arschloch, dass sich nicht artikulieren konnte. Nachdem wir uns voneinander gelöst hatten, gingen wir nach Hause, wo uns auch schon unsere Mutter im Flur erwartete, und alles andere als erfreut aussah. Die hatte ich komplett vergessen. Aber das konnte man mir auch nicht wirklich verübeln. „Wo wart ihr?“, kam die Frage und ich schnaubte ehe ich mit den Augen rollte. „Bei Gustav, Abendessen.“, erwiderte ich ungerührt, und mein Bruder nickte einfach nur bestätigend. „Dann werde ich Gustav mal anrufen und nachfragen.“, kams zurück und ich zuckte nur mit den Schultern. Sollte sie das mal machen, der gute Gustav war ja vorgewarnt. Tom und ich gingen nach oben und trennten uns dann im Flur, um in unsere Zimmer zu gehen. Ehrlich gesagt war ich immer noch etwas benommen. Vermutlich stand ich unter Schock. Und normalerweise hätte ich jetzt Gustav angerufen. Andererseits wollte ich ihn auch nirgendwo mit rein ziehen, weswegen ich ihn doch nicht anrief. Ich ging ins Bad und entfernte mein Makeup, ehe ich mir ein Handtuch schnappte, und damit wieder in mein Zimmer ging. Vielleicht sollte ich auch einfach einen Text über das erlebte schreiben um es besser verarbeiten zu können. Aber selbst wenn, würde ich das erst morgen machen. Heute war ich dazu vermutlich nicht mehr in allzu guter Verfassung. Ich zog meine Klamotten aus und warf sie in die Ecke des Zimmers, bevor ich mich in meine Schlafsachen bequemte und mir die Haare trocken rubbelte. Danach ließ ich mich auf mein Bett fallen, zündete mir eine Zigarette an und starrte einfach vor mich hin. Ich hätte Tom ja gerne gefragt, was das für komische Typen waren, aber ich traute mich nicht. Mein Zwilling hatte so ausgesehen als wäre er kurz vor einem Zusammenbruch. Zumal er ihre Namen kannte, und das die Frage aufwarf, woher er sie kannte. Gute Kumpels schienen sie nämlich nicht zu sein. Und weder Manni noch Stefan hatten auch nur einen Funken Sympathie anhaften. Zumindest empfand ich das so. Überrascht hob ich meinen Kopf, als die Zimmertüre aufging und Tom rein kam, nur um die Tür wieder hinter sich zu schließen. Ich betrachtete ihn fragend, während er auf mich zu kam und sich dann neben mich fallen ließ, nur um dann zu schweigen. „Es tut mir leid.“ Dieser Satz war so leise über seine Lippen gekommen, dass ich ihn fast nicht gehört hätte. Ich nickte einfach nur um ihm zu zeigen das es okay war und er nichts dafür konnte. Er konnte ja auch nichts dafür, immerhin war er genauso unerfreut darüber gewesen wie ich, also hatte er die Beiden vermutlich nicht eingeladen. Als Tom nach fast 5 Minuten immer noch stocksteif neben mir saß, seufzte ich, und drückte meine eh schon auf gerauchte Zigarette aus, bevor ich meine Arme um ihn schlang und ihn an mich zog. Zu meiner Überraschung wehrte Tom sich nicht, obwohl er ja sozusagen bis jetzt immer den 'Männerpart' bei unseren Kuschelszenarien übernommen hatte. Stattdessen wanderten seine Arme in einem Rekordtempo um meine Taille und klammerten sich fest. Ich sagte dazu nichts, auch wenn Tom mir leicht die Luft abdrückte, sondern hielt ihn einfach nur weiter fest. Trotzdem musste ich irgendwann was sagen und stellte ihm deshalb eine Frage. „Wer waren diese Typen?“ Und wenn er jetzt mit 'Stefan und Manni' antwortete, würde ich ihm eins in die Fresse hauen. Das die so hießen wusste ich inzwischen auch. „Geschäftspartner von meinem Vater“ antwortete Tom dann, bevor er seine Umklammerung löste und sich wieder gerade hin setzte. „Ich denke es ist besser, wenn ich von hier verschwinde.“, hängte er dann hinten daran, und ich sah ihn eine Weile entgeistert an. Solange bis ich mir mein Kissen schnappte und es ihm ins Gesicht donnerte. „Das wirst du schön bleiben lassen. Ich krieg nach 18 Jahren einen Zwilling, und werd den jetzt nicht einfach so wieder hergeben. Das kannst du dir mal schön in den Arsch stecken!“, knurrte ich dann unwillig. Und es war ja auch einfach so. Auch wenn es etwas unheimlich war, ich sah Tom jetzt schon als mein Eigentum an. Hätte mir irgendwie Angst machen sollen, tat es aber nicht. Von Tom kam lediglich ein leicht zweifelnder Blick, bevor seine Mundwinkel kurz zuckten und der Hauch eines Lächelns zu sehen war, wenn auch nur kurz. „Dann...sollte ich wohl mal anfangen zu Beichten und dir den Grund sagen, warum ich eigentlich hier bin.“ Ich nickte einfach nur, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass mir dieser Grund nicht gefallen würde. Aber ich wollte verdammt nochmal wissen, warum uns bewaffnete Typen auf der Hauptstraße in unserem Kuhkaff auflauerten. Kapitel 19: Beichte ------------------- Es herrschte eine ziemlich lange Weile Stille, während Tom seine Finger knetete und auf die Bettdecke starrte. Ich währenddessen zupfte am Saum meines Shirts herum und starrte Tom an, in der Hoffnung das innerhalb der nächsten 2 Stunden irgendetwas seinen Mund verlassen würde. Und wenn es ein Rülpser war, dann war ich darüber auch glücklich. Hauptsache er machte überhaupt ein Geräusch. Tom räusperte sich, und hob dann den Blick um mich kurz – aber zweifelnd – anzusehen, während ich auffordernd zurück sah. Egal was es war, ich würde ihm nicht den Kopf abreißen und auch nicht schreiend und voller Panik im Kreis durch mein Zimmer rennen. Dafür war ich einfach nicht der Typ. Das war eher so Georgs Part. „Es ist so, dass ich eigentlich nur hier bin, weil mein Alter im Knast sitzt.“, fing mein Zwilling an zu erklären und meine Augenbraue wanderte in die Höhe. Und unweigerlich fragte ich mich, ob unsere Mutter das auch wusste. Nachdem Tom einmal angefangen hatte zu erzählen, sprudelte alles nur so förmlich aus ihm heraus. Wohl ein Anzeichen dafür, dass er dringend mal mit wem darüber reden musste. Und das er mir wohl vertraute, denn sonst würde er mit mir nicht reden. Ich erfuhr das Jörg – unser Vater – wohl schon ziemlich lange im Drogengeschäft tätig gewesen war, und irgendwann angefangen hatte Tom mit hinein zu ziehen. Tom war laut eigener Aussage beim ersten mal 12 Jahre alt gewesen, als Jörg ihn als Boten missbraucht hatte. Irgendwie war das die ganzen Jahre so weiter gegangen, bis Tom selbst der Meinung war, dass das was er tat richtig war. Er stieg ziemlich schnell auf in dem 'Rang' wie er es nannte. In der kleinen 'Drogen-Family' – so Toms Ausdruck dafür – gab es an die 30 Leute, also waren sie so gesehen keine wirkliche Bedrohung für die großen Drogenbosse. Helmut, ein alter Hase auf dem Gebiet, Ex-Polizist und ebenfalls Mitglied in der kleinen Familie hatte Tom alles mögliche an Kampfsport und Selbstverteidigung beigebracht was er wusste. Er hatte meinem Zwilling auch den Umgang mit Waffen jeglicher Art beigebracht. Für den Notfall natürlich. Sagte Tom zumindest. Er schwor mir hoch und heilig, dass er noch nie eine Waffe benutzt hatte, sondern eher der diplomatische Typ war. So diplomatisch man halt sein konnte, wenn man Informationen aus diversen Leuten heraus pressen wollte. Tom war sowieso gegen Gewalt. Oder zumindest wenn sie nicht unbedingt sein musste. Außerdem hasste er es wenn man auf Schwächere los ging oder Menschen in Gefahr brachte oder verletzte die wichtig für ihn waren. Der Grund warum Tom hier war und nicht in Hamburg, war allerdings ganz blöder Zufall gewesen. Es hatte sich heraus gestellt, dass bei der Buchhaltung ein bisschen gedreht worden war. Oder eher ein bisschen viel gedreht. Toms Vater kam dahinter als er die Bücher überprüfte, und wollte Jens – den Buchhalter – zur Rede stellen. Dieser war allerdings schon über alle Berge gewesen. Was an sich nicht so schlimm gewesen wäre, meinte Tom. Wenn sie nicht kurz darauf festgestellt hätten, dass Jens eigentlich für die Polizei arbeitete, die kurz darauf auch schon sozusagen 'vor der Tür stand'. Die Family war in Untersuchungshaft gewandert, und nur Tom war frei geblieben, da man ihm nichts nachweisen konnte. Immerhin wusste er ja von nichts. Er dachte schließlich sein Vater würde einer ganz normalen Arbeit nach gehen. Oder zumindest konnte Tom das glaubhaft versichern. Aber Aufgrund der Tatsache das sein Vater mit Drogen handelte, und eines psychologischen Gutachtens, hielt das Jugendamt es für keine besonders gute Idee Tom allein wohnen zu lassen. Und genau das war der Grund warum er hier gelandet war und – so wie ich – den Schock seines Lebens bekam, als man ihm mitteilte das er doch kein Einzelkind war. Zumindest war das alles die Kurzfassung. Ich starrte Tom eine Weile an, der lieber im Zimmer umher sah als mich direkt anzusehen. „Und diese Typen? Von was für einer Ware haben die geredet?“, hakte ich nach und Tom räusperte sich. „Stefan und Manni gehören zu einer Drogenorganisation, von denen wir die Drogen bezogen haben. Nenn sie von mir aus Großhändler.“, erklärte er und ich nickte einfach nur, während ich Tom weiterhin anstarrte. „Bei der Ware geht es um ein bisschen Kokain, das eingekauft wurde...aber eben nicht bezahlt.“ Ich nickte wieder und räusperte mich dann kurz. „Von wie viel reden wir bei 'ein bisschen'?“ Ich hatte nämlich irgendwie ein richtig mieses Gefühl. „Von so ungefähr....50 Kilo?“, kams vorsichtig zurück und mein Zwilling grinste schief, während mir alles aus dem Gesicht rutschte. „50 Kilo?“, quiekte ich und ließ mich nach hinten aufs Bett fallen wo ich kurz die Decke anstarrte, ehe ich mir eine Zigarette angelte und diese anzündete. Also ich hatte ja wirklich keine Ahnung von Drogen oder dergleichen, aber 50 Kilo waren meiner Ansicht nach ziemlich viel. Zumindest was man so aus den schlechten Filmen und Krimiserien mitbekam die meine Mutter leidenschaftlich gern guckte. Georg zu meinem Leidwesen auch. „Und wo sind diese 50 Kilo ab geblieben?“ fragte ich einfach mal nach, ehe ich mich wieder aufrichtete und Tom ansah, der nur mit den Schultern zuckte. „Also das wir sie gekriegt haben weiß ich definitiv. Wo mein Alter sie allerdings versteckt hat weiß ich nicht. Ich denke mal irgendwo zwischen Hamburg und Bremen“, kommentierte er und mir entgleisten die Gesichtszüge. Das 'Irgendwo' gefiel mir nicht so wirklich. Wie sollten wir das Zeug bitte finden wenn es 'irgendwo' war? Und wir mussten es ja bekanntlich so schnell wie möglich finden. „Und wie stellst du dir vor, dass wir das finden? Ich bin kein Suchhund“ seufzte ich und erntete einen irritierten Blick von Tom. „Wir?“ hakte er nach und ich schnaubte, ehe ich ihm erneut mein Kissen ins Gesicht warf. „Natürlich wir. Erstens sind wir Zwillinge, und Zweitens will ich Gustav und Georg nicht an irgendeinem Galgen hängen sehen. Mal abgesehen davon, dass ich da selbst nicht gerne hänge.“ Das war halt einfach so. Also blieb mir nichts anderes übrig als Tom zu helfen. Was allein schon dadurch das er mein Zwilling war, zu meiner heiligen Pflicht wurde. Vielleicht nicht ganz so heilig, aber dafür mehr Pflicht. War im Endeffekt ja auch egal. „Tja dann...ich wette das Andi uns da bestimmt weiter helfen kann.“, kams gegrinst von Tom und ich legte den Kopf schief. Diesen Namen hörte ich zum ersten Mal seit Tom hier war. Und unweigerlich fragte ich mich wer Andi war. Anscheinend konnte Tom entweder meine Gedanken lesen, oder sie benutzen mein Gesicht als Leinwand, denn er grinste nur und piekte mich kurz in den Bauch. „Mein bester Freund. Andi ist ein Genie, also können wir auf seine Hilfe nicht verzichten.“ Das war irgendwie sogar für mich einleuchtend. Ich stand auf und zog wieder an meiner Zigarette, ehe ich mich an den Laptop setzte und in die Tasten hämmerte. Zwar brachte mir das seltsame Blicke von Tom ein, aber die ignorierte ich gekonnt. Nach einer Weile schnappte ich mir mein Handy und drückte eine meiner heißgeliebten Kurzwahltasten – sehr beliebt wenn man so betrunken ist dass man keine Tastatur mehr bedienen konnte – und klemmte mir das Handy zwischen Kinn und Schulter. „Jaaaa~?“ stöhnte es aus dem Hörer und ich musste mir wirklich ein Lachen verkneifen. Vermutlich hing der gute Junge wieder im Fitnessstudio und versuchte seinen Körper zu stählen. Hörte sich zumindest so an. „Georg, du wirst morgen zu spät zur Schule kommen.“, informierte ich ihn und erntete erst mal Schweigen. „Du musst Tom und mich nach München zum Bahnhof fahren.“ Zwar willigte Georg ein, aber natürlich wollte er wissen warum wir zum Bahnhof wollten, und wohin die Reise denn ging. Konnte ich ihm aber schlecht sagen. Ich kannte Georgs großes Mundwerk nur zu genau. Nach ungefähr 10 Minuten hatte ich ihn davon überzeugt, dass es besser war nichts zu wissen und einfach die Klappe zu halten. „Gustav wird das nicht gefallen.“, war der letzte Kommentar bevor wir auflegten und ich wusste das er recht hatte. Ich drehte mich mit meinem Stuhl und sah in Toms fassungsloses Gesicht, was mich fragend eine Augenbraue heben ließ. „Zur Hölle, ich hab gedacht du rennst panisch im Kreis oder so. Aber nein, stattdessen entpuppst du dich als Organisationsgenie!“ Also ein Genie war ich schon mal nicht, aber meistens dachte ich schon logisch. „Lass uns Sachen packen, und dann pennen gehen. Ich hab das Gefühl sonst krieg ich gleich Stress bedingten Ausschlag im Gesicht“ seufzte ich nur, drückte meine Kippe aus und stand auf um eine Reisetasche unter dem Bett hervor zu zerren. Zu meinem Kleiderschrank kam ich allerdings gar nicht erst, da Tom die Arme um mich schlang, und mir einen kurzen Kuss auf die Lippen drückte. Kurz darauf ließ er mich aber auch schon wieder los und verließ eilig mein Zimmer. Vermutlich um seine Sachen zu packen. Kapitel 20: "Also frag ich nicht." ---------------------------------- Der nächste morgen fing mit demselben Gefühl an, womit der Vortag geendet hatte. Wie hatte es nur soweit kommen können, dass ich in das organisierte Verbrechen rein rutschte. Zuerst unfreiwillig und dann auch noch freiwillig, um Tom vor schlimmeren zu bewahren? Ich hatte Jahre darin investiert ein Arschloch zu sein, weil ich mit Gutmütigkeit einfach nicht weiter kam. Aber früher, da war ich richtig sozial gewesen. Und genau diese Art schien jetzt wieder durch zu kommen. Es war gar nicht so einfach die Reisetaschen aus dem Haus zu bekommen, ohne das unsere Mutter etwas davon bemerkte. Tom opferte sich netterweise und hielt sie mit irgendeinem sinnlosen Gespräch – zu allem Überfluss über Verhütung – in der Küche fest, während ich Georg die Taschen in die Hand drückte, der sie wiederum in den Kofferraum packte. „Wo ist eigentlich Gustav?“, fragte ich ihn leise und von dem Braunhaarigen kam erst mal nur Schweigen, ehe er sich räusperte. „Ich hab ihm erzählt das ich heute später zur Schule komme, weil ich einen Arzttermin habe, und das euch eure Mutter zur Schule fährt.“ Ob man es glaubte oder nicht, ich war richtig stolz auf ihn. Vor allem, da ich ihm soviel Intelligenz überhaupt nicht zugetraut hätte, auch wenn das wirklich gemein klang. Aber im Moment war ich einfach nur froh darüber. Ich hätte beim besten Willen nicht gewusst, was ich Gustav hätte erzählen sollen. Denn zu meinem Leidwesen, war der Blonde ein ziemlich schlaues Kerlchen, dass den Ärger bestimmt gerochen hätte. Und so wie ich ihn kannte, hätte er bestimmt mit gewollt. Allerdings konnte ich nicht zulassen, dass Georg und Gustav sich auch noch freiwillig in die Scheiße ritten, so wie ich. Es reichte ja vollkommen wenn zwei von uns vermutlich sterben würden. Zumindest malte ich mir in meinem Kopf aus, dass Tom und ich nicht mehr lebendig zurück kamen. Oder zumindest schwer demoliert. „Bis dann!“, hörte ich Tom rufen, und stieg schon mal ins Auto, ehe mein Zwilling mir folgte. Auch wenn mich meine Mutter regelmäßig in den Wahnsinn trieb, hatte ich doch ein schlechtes Gewissen. Spätestens heute Abend würde sie sich verdammte Sorgen machen und Himmel und Hölle in Bewegung setzen um uns zu finden. Was meiner Ansicht nach das nächste Problem geben würde. Die Fahrt verlief schweigend und ich konnte mir schon denken warum Georg nicht so viel redete wie sonst. Um genau zu sein gar nichts. Er machte sich Sorgen, dass wir in irgendetwas drin steckten. Und so falsch lag er damit ja noch nicht einmal. Ich würde aber den Teufel tun und ihn einweihen, auch wenn er mir das mein Leben lang nachtragen würde. Vermutlich sogar noch bei meiner Beerdigung. Je weniger er wusste, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass ihm irgendjemand an den Kragen ging. Am Bahnhof angekommen wurde ich zum Abschied umarmt, so dass mir fast die Luft weg blieb. „Versprich mir das du lebend zurück kommst.“, kams leise und ich hob fragend eine Augenbraue, nachdem er mich los gelassen hatte. „Du steckst in irgendwas drin, was du mir nicht sagen willst. Ich kenn dich lang genug um zu wissen, dass es etwas ist, was mich und Gustav in Schwierigkeiten bringen kann. Also frag ich nicht. Aber sorge dafür das du zurück kommst.“, grinste er mich an und ich nickte einfach nur. Ich hatte einen verdammten Kloß im Hals. Vor allem hatte ich nicht erwartet, dass Georg mich so leicht durchschauen würde. Und dass er das tat, verriet mir, dass er lediglich immer nur den Dummen spielte. Aus welchem Grund auch immer. „Wenn was ist, weißt du ja wie du mich erreichst.“ Mit diesem Satz stieg er wieder in sein Auto und ich sah ihm noch eine Weile hinterher, ehe ich mich auf dem Absatz umdrehte und zum Kartenschalter ging, an dem Tom anscheinend schon erfolgreich war, da er mit Tickets wedelte. „Wir fahren mit dem ICE direkt nach Hamburg durch.“, erklärte er mir und ich nickte, während ich ihn misstrauisch ansah. So ein Ticket für den ICE war ganz schön teuer. Ich war mir nicht sicher ob ich wissen wollte, woher das Geld war. Andererseits heiligte der Zweck bekanntlich die Mittel. Eine Theorie, oder eher eine Praxis, die ich schon seit langem vertrat, weswegen ich hier sicher keine Ausnahme machen würde. „Noch kannst du umdrehen.“, sprach mein Zwilling mich von der Seite an, als wir zu unserem Zug liefen und ich schnaubte nur abfällig, bevor ich ihm den arrogantesten Blick schenkte, den ich im Moment in Petto hatte. „Hat man dir ins Gehirn geschissen? Sonst geht’s dir aber noch gut, ja?“, murrte ich dann und zündete mir eine Zigarette an, nachdem ich im Raucherbereich stehen geblieben war. „Umdrehen gibt’s nicht.“, stellte ich nach einer Weile des Schweigens klar und sah Tom an. Ich war zwar nicht der Typ für schwerwiegende Entscheidungen, aber ich hatte so einen Tick, dass ich Tom ja sowieso schon nicht mehr allein lassen konnte. Wie also sollte ich es bewerkstelligen, zu Hause zu sitzen, Däumchen zu drehen und vor Angst um ihn halb durch zu drehen? Das war ein Ding der Unmöglichkeit. Von meinem Zwilling kam nur ein leises Lachen, ehe er mich von hinten umarmte. Vermutlich tat er das aber auch nur, damit ich in Ruhe weiter rauchen konnte. Und um selber an meiner Zigarette zu ziehen. „Wie wollen wir das eigentlich machen, sobald unsere Mutter eine Vermisstenanzeige aufgegeben hat?“ Das interessierte mich tatsächlich. Denn ich vermutete, dass wir Beide schon ganz schön auffielen. Außerdem würde nicht nur die Polizei hier im Umkreis nach uns suchen. Zumindest war das meine böse Vorahnung. Aber von Tom kam nur ein leises Lachen. „Darum hab ich mich schon gekümmert. Wenn wir in Hamburg sind gehen wir als erstes zu Robert und lassen uns gefälschte Papiere geben. Damit dürfte das Gröbste erledigt sein. Den Rest entscheiden wir später.“ Mein Gesicht nahm einen resignierenden Ausdruck an und ich seufzte, ehe ich meine Zigarette in den Aschenbecher beförderte. „Weißt du...“, fing ich an, als ich mich wieder in Bewegung setzte. „So langsam hab ich das Gefühl das du locker mit einem Boss der Mafia mithalten könntest, so wie du redest.“ Mein Zwilling lachte nur wieder und zuckte mit den Schultern. Ich deutete das als Zustimmung. Wahrscheinlich war Tom gar nicht so unschuldig wie er tat. Das änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass ich ihm helfen würde. Eigentlich war ich ganz schön blöd. Ich lief Tom hinterher zu unseren Plätzen und verstaute meine Tasche in dem dafür vorgesehenen Fach, ehe ich mich auf den Sitz fallen ließ und aus dem Fenster starrte. Eigentlich war das ganz schön verrückt. Tom und ich kannten uns noch gar nicht so lange, und trotzdem hatte ich das Bedürfnis an seiner Seite zu bleiben. Sogar dann, als er mir irgendwas von Drogenhandel erzählte und wir von zwei Männern bedroht wurden. Woran genau das lag konnte ich selbst nicht einmal sagen. Ich schob es darauf, dass es dieses Zwillingsding war von dem Gustav gesprochen hatte. Unter normalen Umständen, und wäre Tom nicht gerade mein Bruder, hätte ich vermutet das ich mich verliebt hatte. In unserer Situation allerdings, war das totaler Schwachsinn und absolut sinnfrei. Als sich der Zug in Bewegung setzte, gähnte ich und packte meinen Kopf auf Toms Schulter. Ich hatte beschlossen eine Weile zu schlafen, da es mir sicher auch nichts bringen würde wie ein Zombie durch Hamburg zu schwanken. Und da ich die halbe Nacht nicht hatte schlafen können, würde das mit Sicherheit passieren. Außerdem war ich gespannt auf diesen Andi, wer auch immer das sein sollte. Irgendwie konnte ich mir Toms besten Freund nicht vorstellen. Vielleicht war der aber auch ein Psychopath oder irgendetwas in der Richtung. Noch ein Grund möglichst wach zu sein. Schon im Halbschlaf registrierte ich, wie Tom seinen Arm um meine Schultern legte, und musste unweigerlich lächeln. Und selbst wenn es schief laufen würde, konnten Tom und ich immer noch zusammen ableben. Zumindest wenn man auf so kitschigen Schwachsinn a lá Romeo und Julia stand, was ich nicht tat. Aber die Vorstellung war zumindest amüsant. Irgendwann schlief ich doch komplett ein, und kuschelte mich an meinen Zwilling. Kapitel 21: Robert ------------------ Unsanft wurde ich gerüttelt, und murrte. Ich wollte eigentlich noch weiter schlafen. Erstens war es erholsam, und Zweitens war der Traum gerade so schön. Ich schwamm in einem Meer aus Eiscreme und schon allein deswegen wollte ich diesen Traum nicht verlassen. Das Tom auf einer Klippe stand und mir zuwinkte, und das auch noch nackt, war natürlich auch ein Grund, den ich allerdings niemals öffentlich zugeben würde. Nicht mal dann, wenn mein Leben davon abhing. Da das unsanfte Schütteln allerdings nicht aufhörte, öffnete ich doch irgendwann, und ziemlich mies gelaunt, meine Augen, nur um mich dann orientierungslos umzusehen. „Na? Wach Prinzessin?“, kams mit einem leicht spöttischen Unterton, und ich blickte etwas verrenkt nach oben, nur um in Toms Gesicht zu sehen. „Ich geb dir gleich 'Prinzessin'.“, kam es gemurrt von mir, bevor ich mich aufsetzte, mir durch die Haare fuhr und auf der anderen Seite aus dem Fenster sah. In erster Linie tat ich letzteres allerdings deswegen, weil ich meiner Einschätzung nach aussah wie ein gekochter Hummer, nach dem Traum mit Eiscreme und einem nackten Tom. Ich würde einen Scheiß tun, und meinem Zwilling die nächsten zehn Minuten ins Gesicht gucken. Entweder dachte er sonst ich hätte Malaria, oder zumindest ein anderes schlimmes Fieber, er konnte Gedankenlesen und wusste somit gleich was ich geträumt hatte, oder im schlimmsten Fall rief er Gustav an um den zu fragen, und da der Blonde mich nun mal besser kannte als irgendwer sonst...würde er ihm dasselbe erzählen. Wie man es auch drehte und wendete, die ganzen Optionen gefielen mir definitiv nicht. Ich beschloss bei eventuellen Fragen zu meiner Gesichtsfarbe einfach zu behaupten auf mein Makeup allergisch zu reagieren. Diese Ausrede war so unrealistisch, dass sie tatsächlich funktionieren könnte. „Wir sind übrigens gleich da.“, informierte mich mein Zwilling und ich nickte einfach nur, während ich kurz gähnte. Wenn wir jetzt schon da waren, wollte ich gar nicht wissen, wie lange ich geschlafen hatte. Und vermutlich war Tom die ganze Zeit wach geblieben, und natürlich würde ich ein schlechtes Gewissen bekommen. Obwohl das schwachsinnig war, denn ein schlechtes Gewissen hatte ich jetzt sowieso schon. „Also gehen wir als erstes zu diesem...ich hab den Namen vergessen.“, nuschelte ich dann und streckte mich. Tom lachte nur leise und piekte mir in die Seite, was mich, natürlich, auf quieken ließ. „Robert. Er heißt Robert. Und er ist ein bisschen seltsam, also wunder dich nicht über seltsame Äußerungen seinerseits.“, wurde ich vorgewarnt und hob eine Augenbraue. Seltsam? Inwiefern seltsam? Noch seltsamer als diese Typen in schwarz? Oder noch seltsamer, als die Tatsache, dass mein Zwilling in illegale Geschäfte verstrickt war und vermutlich mehr auf dem Kerbholz hatte als es mir bis jetzt in den Sinn kam? Definiere seltsam, mein lieber Tom. Ich sprach meine Gedanken allerdings in der weisen Voraussicht nicht aus, dass wahrscheinlich noch mehrere nette Überraschungen auf mich warten könnten, von denen ich gar nichts wissen wollte. Allgemein vertrat ich sowieso die Meinung, dass man nicht zu viel wissen musste. Vor allem dann nicht, wenn zufällig das eigene Leben davon abhing. Der Zug hielt, und ich und Tom stiegen aus, wo ich mich erst einmal orientierungslos umsah. Der Bahnhof von Hamburg war doch etwas größer als der von München. Um genau zu sein, war er gleich eine ganz andere Dimension. Ich wurde aus den Gedanken gerissen, als Tom sich meine Hand schnappte und mich hinter sich her zog. Ober das machte, weil er Angst hatte mich in der Menschenmenge zu verlieren oder einfach nur so aus einer Laune oder einem Bedürfnis heraus, war mir allerdings nicht klar. Allerdings sagte ich auch nichts dagegen, sondern verhakte stattdessen meine Finger mit seinen, und bildete mir ein, ein leichtes Grinsen auf seinem Gesicht gesehen zu haben. Tom zog mich zum Busbahnhof, wo wir in einen Bus einstiegen und uns ein Ticket holten. Ich ging einfach stark davon aus, dass es der richtige Bus zu diesem Robert war, da Tom sich in Hamburg ja auskannte. Wäre ich alleine gewesen, hätte ich allein dafür vermutlich schon eine Stunde gebraucht. Es war also doch ganz praktisch das sich wenigstens mein Zwilling hier auskannte. Während der ganzen Busfahrt schwiegen wir und ich guckte aus dem Fenster, während ich mich umsah. Hamburg war wirklich komplett anders als München. Und das was ich da gerade sah, musste zumindest der Eingang zur Reeperbahn sein. Zumindest schloss ich das aus den ganzen Plakaten, den Türstehern, den Bordelltafeln und was es da sonst noch so gab. Der Bus hielt, und zu meinem Erstaunen, teilte mir Tom mit, dass wir hier raus mussten. Ich folgte meinem Zwilling und lief zum Schluss neben ihm her über die Reeperbahn. Wenn meine Mutter wüsste, wo ich mich gerade herum trieb, würde sie mich vermutlich in ein Erziehungscamp schicken, so viel war sicher. Tom blieb vor einem Bordell stehen und ich sah ihn mit hoch gezogenen Augenbrauen an. Was wollten wir hier? Ich dachte wir suchen diesen mysteriösen Robert? „Also dass ist das 'Blu'. Es gehört Robert.“, informierte mich mein Zwilling dann und ich guckte ihn aller Wahrscheinlichkeit an, wie ein Rind. Robert war Bordellbesitzer? Na Halleluja. Ich hatte mal gehört, das manche von denen wirklich kooperativ sein sollten. „Robert ist schwul, und es arbeiten auch nur Männer da also...beweg dich nicht weiter als drei Meter von mir weg. Ich sollte dir an dieser Stelle auch sagen, dass du genau Roberts Typ bist.“ Mir klappte der Mund auf, von den ganzen Informationen die ich bekam. Na das war doch herzallerliebst. Ich hätte DOCH vorher nachfragen sollen. Dann hätte ich mich jetzt nämlich drücken können. Aber nein, ich war ja blöd. „Ich danke dir, dass du mir diese Information jetzt gibst. Jetzt, wo wir schon davor stehen und ich wohl schlecht einen Rückzieher machen kann. Ich nehme es zurück: Ich liebe dich definitiv NICHT.“, gab ich trocken von mir und massierte mir kurz die Schläfe. „Lieben?“, fragte Tom zurück und ich winkte nur ab, ehe ich mich in Bewegung setzte. Würde ich jetzt anfangen mich darüber zu unterhalten, würde er wahrscheinlich noch denken das ich in ihn verliebt war. Dem war aber nicht so, auch wenn es sich teilweise wirklich so anfühlte. Aber vermutlich bildete ich mir das nur ein. Und Schuld daran waren der ganze Stress den man als Zwilling halt so hatte, verbunden mit der komischen Mutter und irgendwelchen Vorfällen mit Männern in Schwarz. Das Positive daran war immer noch, dass Tom mir wohl oder übel folgen musste, und nicht einfach so weiter reden konnte. Immerhin konnte er mich ja schlecht in ein Bordell gehen lassen, wo es vor Typen nur so wimmelte. Das war zumindest meine Berechnung, und zu meiner vollen Freude ging diese auch auf: Tom hielt die Schnauze! In dem Laden angekommen, sah ich mich verstohlen um und bekam auf einen Schlag eine Gänsehaut sondergleichen. Woran genau das lag, wusste ich gar nicht. Vielleicht an der Atmosphäre, vielleicht an der seltsamen Wanddekoration oder eventuell lag es auch an den Blicken, die mir die Männer hier zu warfen. „Tom! Lange nicht gesehen!“, grinste und ein Kerl an, der hinter einer Theke stand und...außer einem Tanga nichts trug. Unbewusst rückte ich näher an meinen Zwilling heran, der einfach einen Arm um meine Taille legte, so als wäre es das normalste der Welt. In meinem Kopf bildete sich auch die Frage, ob das für Tom vermutlich wirklich total normal war. Ich meine, er kannte sich hier aus, die Typen hier kannten ihn und anscheinend war er hiermit so vertraut wie ich mit dem Nägel lackieren. Also warum nicht? „Kann man so sagen. Wo ist Robert?“ Zwar hatte mein Zwilling diese Frage freundlich ausgesprochen, doch mit einem ziemlich drängenden Unterton. Der Typ deutete nur nach oben und Tom setzte sich in Bewegung, wobei er mich natürlich unweigerlich mitzog. Wir gingen eine ziemlich breite Treppe nach oben, die mit rotem Teppich ausgekleidet war. Wohl damit die Herren auf ihren Absätzen, sollten sie welche tragen, nicht ausrutschten und sich das Genick brachen. Zumindest schien mir diese Theorie am wahrscheinlichsten, da der Teppich nämlich gar nicht zur Wandfarbe passte, die ein seltsames Grün aufwies. Im ersten Stock angekommen, sah ich mich mit noch mehr Männern konfrontiert, versuchte allerdings ruhig zu bleiben und meine Gesichtszüge dort zu behalten, wo sie gerade waren. Man hörte hier und da ein Stöhnen aus den Zimmern und ich war ja nicht gerade verklemmt, aber das...ich wusste nicht mal ob mir das gefallen sollte oder eher nicht. Also entschied ich mich dafür neutral zu bleiben, und es auszublenden. Tom riss ohne Vorwarnung eine Tür auf und zog mich mit sich, ehe er die Tür mit dem Fuß wieder zuknallte. „Wie immer keine Manieren, Tom.“, kam es von weiter hinten im Raum und nach einigem hin und her erkannte ich auch einen Mann dort sitzen. Dieser trug einen roten Anzug mit gelber Krawatte und schwarzem Hemd. Er hatte wie Tom Dreads, allerdings in schwarz und einen Kinnbart. Wie viel Ringe er trug, ließ sich aus der Entfernung gar nicht ausmachen. Von meinem Zwilling kam nur ein Murren, während mir ein kalter Schauer über den Rücken lief, als besagter Robert ein „Der sieht aber heiß aus. Ist das deiner?“, von sich gab und mich anguckte, als würde er mich entweder auffressen oder mir die Klamotten vom Leib reißen, nur um dann über mich herzufallen und mich DANN aufzufressen. „Das geht dich nichts an. Ich komm wegen der Papiere.“ Also ganz ehrlich? Tom konnte sich später was von mir anhören. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich anhörte wie eine Ehefrau. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)